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Full text of "Studien zur Ilias von Carl Robert, mit Beiträgen von Friedrich Bechtel"

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CARL ROBERT 


BEITRÄGEN VON FRIEDRICH 


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_ WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUN 


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1901. Was 


BECHTEL 


4, 


Ὁ 


00Τ 191971 


Ich habe die Empfindung, dass die folgenden Untersuchungen eine 
Vorrede nicht vertragen. Aber Wolfgang Reichels jäher Tod nöthigt 
mich zu einer kurzen Erklärung. An der Polemik gegen ihn würde ich 
kein Wort geändert haben, auch wenn die ersten Bogen damals nicht schon 
längst gedruckt gewesen wären. Dem wissenschaftlichen Sinne des Ver- 
blichenen würde das wenig entsprochen haben. Jetzt aber darf ich es 
aussprechen, dass ich ihn als einen der vornehmsten und auserlesensten 
Menschen, die mir je begegnet sind, verehrt und lieb gehabt habe. 


Halle a. S., den 8. März 1901. 


Carl Robert. 


Neaanmier a 
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Inhalt. 


Seite 

Beekenische und ionische Waflen . . ....:...222.2.04d 
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en der Rüstung . . . . . .. 0. ner‘ 
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Trugschlüsse . . . . ER a EREN 

I. Versuch einer Te di Tiias N Re er an 
Be... Sie ; 77 


Der Tod des Patroklos 77. — Die ERS der Leiche des Patro- 
klos 80. — Achilleus nach Patroklos Tod 87. — Der Auszug des 
Patroklos 93. — Πατρόκλου ἀριστεέα 97. 

Rückzug und Kampf um die Schiffe . . . . x .. 106 
Die Verwundung des Odysseus und der Rücksug des Aias 105. — 
Die Schlacht bei den Schiffen 108. — Der Kampf um die Mauer 149. 


Agamemnon . . . x AS SER - a SE 100 
Seine Binänng 155. — der ΡΟΝ 160. 

Eingelegte Einzellieder . . . . he Fin 
Κόλος μάχη 164. --- Ἕκτορος καὶ Αἴαντος BE 168. 

Der Morgen des ersten Schlachttags . . . . . Ε ἘΝῚ ἧι; 


Der Anfang der Schlacht 176. — Jıoundovs we 177. — Hektors 
Gang zur Stadt 193. — Paris und Menelaos Zweikampf 205. — 
Auszug zur Schlacht. Odlos ὄνειρος. Μῆνις 211. 

Hextors Tod - . . . . ς 700208 
Achilleus und Aineias 223. — Die Scene am Skamandros 228. — 
Achills Parerga 233. — Hektor und Achilleus 237. 


ὙΠ. Inhalt 


Seite 

III. Die praesumptive Urilias . . . - nr 
Die Sprachform der Urilias von F. Bachtel a a 
Hypotbaa ον ρῶς en Ὸ᾿ 
Der Text der praesumptiven Urilias Re a a 6 τοι 
Die Götter de Drilias - . - „2.2 ρου ιγὉΟΟὌὌὝ 
Die Helden der Urilias . . . : x 354 

Achilleus 354. — Die Atriden 357. — iin, Od Idomeneus «a0. 
— Nestor und die Nestoriden 361. — Die übrigen Achäer 363. — 
Priamos und seine Söhne 365. — Die übrigen troischen Helden 367. 

IV. Versuch einer Entwickelungsgeschichte der Ilias . . . . - - 8171 
Die beiden ältesten Einzellieder . - 0.0.0.0 0, ιν 
Die Antenoriden . . . 382 
Die Ζ7Ζειχομαχέα als Einzellied a, die dem) neu te Helden 388 

Die Panthoiden 388. — Sarpedon 393. — Glaukos 402. — Die 
Athener 405. — Der lokrische Aias 406. — Asios, Adamas und 
andere Figuren dritten Ranges 411. 
Der Zustand der Ilias zur Zeit der Abfassung der Teichomachie 
Δ HAB) 1 a ee en ἀκ ΠΝ +. 415 
Zur Charakteristik der zweiten Dias . . . A .. 441 
Die Einfügung der Τεεχομαχέα und der Da PR ος (Dritte Ilias) 456 
Zur Charakteristik der 'dritten Diss. . . . 0. 0 u SS 
Die Hosoßsta . . .:» ριον οι wu. ae 2 
Die beiden jüngsten Einzellieder -. . ». - 2 2 2 2 nn 2.0.49 
Die Ἕκτορος dvaloeos . . ee ee A 
Zur Charakteristik der πον ἀναέρεσιδ. .... 200 0 
Die Einlagen und Fortsetzungen der Ἥκτορος ἀναίρεσια . . . 536 


Die Asteropaiosepisode 536. — Die Aineiasepisode 537. — Der Brand 
des Skamandros und die Schleifung des Hektor 541, 


Die Verbindung der dritten Ilias mit der Ἕκτορος ἀναέρεσις (Vierte Ilias) 547 
Die Götter und Helden der vierten Dias. . . » 2» 2 2.2... 561 
Die letzten Einlagen und Zuwätzee . . 2... 2 2 mens 22 508 


Register „a: νον νυν ον ne ee a -Ο 


I. 
Mykenische und ionische Waffen. 


Meine Untersuchungen knüpfen an an das schöne Buch von W olf- 
gang Reichel über Homerische Waffen. Keiner hat mit solchem Scharf- 
blick und solcher Evidenz, wie er, sichere Reste der mykenischen Cultur in 
den homerischen Gedichten nachgewiesen. Keiner aber auch hat so 


_ kühn mit der Bedeutung griechischer Wörter geschaltet und so stolz das 


allmähliche Wachsthum des Epos ignorirt. Ilias und Odyssee repräsen- 
tiren ihm eine durchaus einheitliche Cultur, die mykenische; nur dass um 
700 ein Interpolator der zeitgenössischen Bewaffnung insoweit Rechnung 
getragen haben soll, als er die Metallpanzer an einigen Stellen in die 
damals im Wesentlichen abgeschlossene Ilias eingesetzt habe. Dass 
so einfach die Sache nicht liegen könne, wird jeder Leser des Reichel- 
schen Buches empfinden, das mit allen wirklich guten Büchern auch den 
Vorzug theilt, zur eigenen Nachprüfung und damit zur Kritik und Pole- 
mik anzureizen, wozu denn auch der Verfasser selbst in der Vorrede ein- 
ladet, auch darin seinen hohen wissenschaftlichen Standpunkt documen- 
tirend, dass er sich zu dem Muth des Irrthums bekennt. Einfach, wie 
gesagt, liegt die Sache nicht. Denn keinem aufmerksamen Leser der Ilias 
kann es entgehen, dass in grossen Strecken des Gedichtes die Bronze- 
rüstung nicht nachträglich interpolirt, sondern ursprünglich ist. Wieder 
an anderen Stellen aber finden wir ein wunderliches Gemisch von myke- 
nischer und ionischer Bewaffnung, wie ich jene Metallrüstung der Kürze 
halber nennen will, nicht um sie den anderen griechischen Stämmen der 
Colonien und des griechischen Mutterlandes abzusprechen, ‚sondern weil 
sie nun einmal für die Ionier besonders charakteristisch ist — man 
denke an die Geschichte von Psammetich und seinen ehernen Männern — 
und doch wohl erst bei den Ioniern ihre endgültige Gestaltung erhalten 


hat. Endlich stossen wir an einzelnen Stellen der Ilias auch auf ganz 
Robert, Studien zur Ilias. τ 


Mykenische 
Epitheta. 


2 Mykenische und ionische Waffen. 


wunderliche Gebilde von Waffen, die weder recht mykenisch noch ionisch 
sind. Diese Buntheit kann nicht überraschen, im Gegentheil, sie allein 
entspricht dem Entwickelungsprocess des Epos. Die Periode, wo der 
Bronzepanzer den mykenischen Bügelschild verdrängt, musste nothwendig 
im Heldenlied ihre Spuren hinterlassen; und weiter darf von vornherein 
vorausgesetzt werden, dass es zur Zeit der Metallrüstung nicht nur Dichter 
gab, die, wie es Reichel von einem einzelnen Interpolator annimmt, die 
Bewaffnung ihrer Zeit auch in ältere Bestandtheile des Epos einzuschmuggeln 
versuchten, sondern auch solche, die archaisirend in ihren eigenen Zu- 
dichtungen die Helden mit mykenischen Waffen kämpfen liessen. Welche 
Perspective sich hierdurch für die Analyse der Ilias eröffnet, liegt auf 
der Hand. Wir dürfen hoffen, neben den bisher allein zu Gebote ste- 
henden sprachlichen und ästhetischen Kriterien archäologische zu gewinnen, 
die in Verbindung mit jenen eine systematische Scheidung der Schichten 
ermöglichen werden. Die Partieen, in denen die mykenische Bewaffnung 
rein und unverfälscht vorliegt, dürfen unbedenklich als die ältesten, die- 
jenigen mit ausschliesslich ionischer Bewaffnung als die jüngsten Bestand- 
theile der Ilias angesprochen werden. Das Ziel ist zu lockend, um nicht 
zu einem Versuch zu reizen. Sollte er gelingen, so wollen wir nicht ver- 
gessen, dass wir nur ernten, was Reichel gesäet hat. 

Wenn ich auch die Resultate Reichels als allgemein bekannt voraus- 
setzen darf, so kann ich es doch nicht vermeiden, im Folgenden öfters 
seine Ausführungen zu recapituliren, wobei ich von einer jedesmaligen 
Verweisung auf die betreffende Stelle seines Buches absehen zu dürfen 
glaube. Ich prüfe zuerst die homerischen Epitheta der einzelnen Waffen- 
stücke und untersuche dann die Art ihrer Handhabung und die dadurch 
bedingte Gefechtsart. Selbstverständlich beginnen wir mit dem Haupt- 
stück der mykenischen Rüstung, dem 


Schild. 


Dass die Bezeichnungen ἀμφιβρότη (B 389. A 32. M 402. Y 281), 
ποδηνεχής (Ὁ 646), μέγα ve στιβαρόν ve (T 335), εὐρὺ παναίολον 
(N 552), προϑέλυμνον (N 130), τετραϑέλυμνον (Ο 479), ἑπταβόξιον 
(H 266) vorzüglich auf den von ihm so getauften und in seiner Eigenart 
und Construction zuerst richtig dargestellten „Thurm- oder Kuppelschild‘“ 
passen, und zwar auf ihn allein, nimmermehr aber auf die runden Bügel- 


Epitheta des Schilde. - 3 


schilde der Bronzerüstung, hat Reichel, z. Th. nach dem Vorgang von Helbig 
_ Homer. Epos? 315 so schlagend gezeigt, dass ich keine Worte darüber 
verliere. Dazu stelle ich reguıdeoo« (If 803), über das Studniezka zur 
Geschichte der Tracht S. 58 nicht glücklich gehandelt hat, wenn er ihm 
die Bedeutung „mit einem Rande (d. h. mit einem Saume) versehen“ vin- 
dieirt. Denn einen Rand, wie ihn τέρμα allein bezeichnen könnte, d.h. 
ganz allgemein ein Ende, hat schliesslich jeder Gegenstand. Der Begrift 
des besonders markirten oder abgesetzten Randes kann aber in τέρμα 
an sich nicht liegen. Mit ποδηνεχής hat reguidsıg gemein, dass es 
auch von Chiton gebraucht wird, z 242 und Hesiod ἔργα 537. Im Lenaion, 
wann der Boreas bläst, sagt dieser Dichter, sollst du warme Kleider an- 
ziehen: 

χαὶ τότε ἕσσασϑαι ἔρυμα χροός, ὥς σὲ χελεύω, 

χλαῖνάν τε μαλαχὴν καὶ τερμιόεντα χιτῶνα" 

στήμονι δ᾽ ἐν πταύρῳ πολλὴν χρόχα μηρύσασϑαι. 
Nothwendig muss hier mit reguıdeıg der Begriff der Wärme verbunden 
sein, aber von der Dicke des Gewebes ist erst im folgenden Vers die 
Rede. Also wird das sprachlich völlig dunkele zeguıdeıg wohl die Länge 
bezeichnen, die hier und in der Odysseestelle ausdrücklich zu betonen 
nicht überflüssig war, da es auch kurze Chitone giebt. τερμιόξσσαν als 
Beiwort des Schildes steckt übrigens auch gewiss in dem τερσαγόεσσαν des 
Verses, den Zenodot hinter Γ᾿ 338 las rare Ven. A! Il. T' 385) ἢ und 
der ganz sicher echt ist. 

Auch für ὀμφαλόεσσα (A 448 —= © 62. Z 118. 44259. 424. 457. 
M 161. N 264. IT 214. T 360. X 111) wird man Reichel unbedingt 
zugeben, dass es für den mykenischen Kuppelschild geprägt ist. Denn 
wenn man natürlich auch beim Rundschild von einem Nabel sprechen 
kann, so ist er doch dort nicht von solcher Bedeutung, während er für die 
Kuppelschilde im höchsten Grad charakteristisch ist. Dasselbe gilt natür- 
lich von dem einmal (H 267) gebrauchten ἐπομφάλιος. Aber anderer- 
seits war in diesem Fall die Uebertragung auf den ionischen Schild 
ausserordentlich leicht. 
Wie aber sollen wir glauben, dass das häufigste Beiwort des home- Ionische Epi- 

rischen Schildes, dass παντόσ᾽ &ion (Γ 347. 356. E 300. H 250. 4 61. es 
434. M 294. N 157. 160.405. 803. P 7. 43. 517. Y 274. ® 581. 


1) S. unten das Capitel „Anlegen der Rüstung“. 
ΤΥ 


Substitution der 


Epitheta. 


4 Mykenische und ionische Waffen. 


% 818) den Kuppelschild bezeichnen könne? Hier genügt weder der 
Hinweis, dass auch dem mykenischen Schild die Kreisform zu Grunde 
liegt, dass er also’ in einem früheren Stadium einmal kreisrund war — mit 
demselben Rechte könnte man von einer flüssigen Fensterscheibe sprechen 
— noch der Vergleich mit den vjeg ἐΐσαι. Denn erstens fehlt bei dieser 
Formel das wichtige Determinativ zcavrdoe, und zweitens bezeichnet die 
Bedeutung „überallhin im Gleichgewicht“, die Reichel dem Worte geben 
will, nichts augenfälliges, die Sinne unmittelbar treffendes, wie sonst die 
homerischen Epitheta, vorausgesetzt, dass diese Eigenschaft überhaupt 
den mykenischen Schilden zukommt, was ich noch sehr bezweifele. Ueber- 
dies denken wir bei den νῆες ἐΐσαι an das in horizontaler Lage über 
die Wellen hinfahrende Schiff; den Schild sieht man während des Ge- 
brauches fast nur in vertikaler Stellung, wobei der Gedanke an das Gleich- 
gewicht bei horizontaler Lage ausserordentlich fern liegt. Kein Unbe- 
fangener wird bei einer doswig παντόσ᾽ ἐΐση am etwas anders denken, 
als an den kreisrunden, sog. argivischen Schild, wie dies auch Reichel 
selbst eingestehen muss. Selbst den mykenischen Bügelschild mit seinem 
halbkreisförmigen Ausschnitt wird man schwerlich ravr6o’ &ion nennen 
können. Das Wort soll vielmehr gerade den Gegensatz der neu aufgekomme- 
nen Kreisschilde zu dem bisher üblichen mykenischen Kuppel- oder Thurm- 
schild scharf hervorheben. Ebenso ist über δὔχυχλος (Ε 458. 797. M 426. 
N 715. 5428) zu urtheilen, auf das Helbig 315 mit Recht nachdrücklich 
hingewiesen hat. Nur hätte er es nicht durch „wohl mit Kreisen geschmückt“ 
wiedergeben sollen. Das Wort heisst nun einmal nichts anderes als „wohl- 
gerundet“!). Die einstige Grundform, auf die sich Reichel hier wieder 
beruft, kommt so wenig wie bei παντόσ᾽ ἐίση für den fertigen Schild 
in Betracht. Auch das Substantivum χύχλος bedeutet an den beiden 
Stellen (M 297. Y 280), wo es im Zusammenhang einer Schildbeschreibung 
vorkommt, nur den Kreis (s. u.). 

Wir haben also einerseits Epitheta, die mit der Bestimmtheit auf 
den mykenischen, andererseits solche, die ebenso unzweideutig auf den 
ionischen Schild hinweisen. Die Partieen, in denen jene sich finden, 
wird man zunächst geneigt sein den älteren Schichten des Epos zuzu- 
weisen, in dem Vorkommen dieser wird man ein Indieium jüngeren 
Ursprungs erblicken. Allein so reinlich vollzieht sich leider die Scheidung 


1) Vgl. Aisch. Sept. 478 περέδρομον κύτος... κοιλογάστορος κύκλου. 


ΝΥ: 


Epitheta des Schilde. “" 5 


nicht, Reichel hat auf zwei Stellen des N aufmerksam gemacht, wo ganz 


_ unzweifelhaft der Kuppelschild gemeint ist und doch σταντόσ᾽ dien steht, 


_ nämlich N 803f., wo es von Hektor heisst 


πρόσϑεν δ᾽ ἔχεν ἀσπίδα παντόσ᾽ ἐίσην 

δινοῖσιν πυχινήν, πτολλὸς δ᾽ ἐπελήλατο χαλχός. 
Der aus mehreren Rindshäuten gefertigte, mit Metallschmuck verzierte 
Schild ist augenscheinlich der mykenische, und das wird bestätigt durch 
die Schilderung, wie Hektor sich fortbewegt 806 f. 

πάντῃ δ᾽ ἀμφὶ φάλαγγας ἐπειρᾶτο προποδίζων, 

εἴ πως οἵ εἴξειαν ὑπασπέδια προβιβάντι. 
„Dieses schrittweise Vorrücken und Heranwandeln“, sagt Reichel sehr 


richtig, „illustrirt vortrefflich die Art, wie man den mykenischen Schild 
_ behutsam vor sich her, der Gefahr entgegenträgt und ist wieder nur für 


_ diesen Typus ganz verständlich“, 


Und wiederum heisst N 161 und 163 der Schild des Deiphobos 
ταυρεέη. Sein Avanciren wird genau so geschildert wie das des Hektor 
158 χοῦφα ποσὶ προβιβὰς καὶ ὑπασπίδια προποδίζων. Auch er 
trägt also zweifellos den mykenischen Kuppelschild, und doch erhält 
dieser Schild zweimal 157 und 160 das Epitheton παντόσ᾽ ἐίση. 

Wie lässt sich dieser Widerspruch heben? Ich denke ganz einfach, 
wenn wir uns die.homerische Textgeschichte vergegenwärtigen, die es noth- 
wendig mit sich brachte, dass formelhafte Epitheta mit einander, sei es 
mit Bedacht, sei es gedankenlos, vertauscht wurden, wovon sogar noch un- 
sere Ueberlieferung, wenn auch nicht gerade bei ἀσπέδα πιαντόσ᾽ £lonv, 
hinlänglich Spuren bewahrt hat. So wird also auch an jenen drei Stellen 
des N 157. 160 und 803 das später so häufige σταγτόσ᾽ ἐΐσην ein äl- 


teres mykenisches Schildbeiwort verdrängt haben. Als solches steht zu- 


nächst τερμιόεσσαν zu Gebote, aber auch an ὀμφαλόεσσαν kann man 


- denken, da bekanntlich in den älteren Partien der Ilias der Hiatus nach 


der bukolischen Cäsur durchaus erlaubt ist.!) In letzterem Falle könnte 
die Substituirung auch auf einen Aristarcheer zurückgehen, der dieses 
Gesetz nicht kannte oder nicht anerkennen wollte. Dieselbe Substituirung 
von παντόσ᾽ ἐίσην für τερμιόεσσαν oder ὀμφαλόεσσαν ist, wie sich 
später zeigen wird, auch E 300. _4 434 und Y 274 anzunehmen, also im 
Ganzen an sechs von den siebzehn Iliasstellen, wo die Formel ἀσπίδα 


1) Vgl. Hermann Orphica 726, Ahrens Kl. Schr. I 187. 


Formelhafte 
Erstarrung. 


Lederschilde. 


Bronzeschicht. 


6 Mykenische und ionische Waffen. 


παντόσ᾽ ἐίσην überhaupt begegnet. Ebenso kann δὔχυχλος, das nur 
im Accusativ des Plural oder im Genetiv des Singular vorkommt, für 
ἀμφιβρότη substituirt sein, und hier brauchen wir uns nicht auf blosse 
Vermuthungen zu beschränken, denn zu E 797 giebt Eustathios die Vari- 
ante oder vielmehr die ältere Lesart ἀμφιβρότης an. 

Aber auch das Umgekehrte findet sich, mykenische Beiwörter bei 
unzweifelhaft ionischen Schilden, was sich aus der in der Sprachgeschichte 
so häufigen Erscheinung erklärt, dass formelhaft erstarrte Ausdrücke ent- 
weder gar nicht mehr verstanden oder wenigstens in ihrer eigentlichen Bedeu- 
tung nicht mehr empfunden werden. So sind die Schilde des Agamemnon 
(A 32—37) und des Aineias (Y 271 — 281), auf die ich weiter unten 
näher eingehen werde, ganz gewiss als runde Metallschilde gedacht, und 
doch heissen sie ἀμφιβρότη. Dass bei ὀμφαλόεσσα die Uebertragung 
noch leichter, weil bis zu einem gewissen Grade sachlich berechtigt war, 
ist schon gezeigt. 

Der mykenische Schild besteht aus getrockneten Rindshäuten, die 
zuweilen in mehreren Schichten übereinandergelegt waren; dazu stimmen 
die Ausdrücke βόας αὖας M 137, βῶν ἀζαλέην H 238, βοέῃσ᾽ — αὖ- 
now στερεῇσι Ῥ 4921), τύχται βόες M 105, δινοῖσιν zevxıyıv N 804, 
δινοῖσι βοῶν M 263. N 406, ταλαύρινος E 289. H 239. Y 78. X 267, 
δινοῦ τε βοῶν ἐυποιητάων ἢ Π 636, sodass zuletzt 4 447 — © 61 
divög synonym mit Schild steht (s. unten), ferner die Epitheta ßoei« 
E 452. M 425, ἑπταβόειον H 220, ravgein N 161. 163. Und wenn 
es N 804. Ρ 498 heisst πολὺς δ᾽ ἐγτελήλατο χαλχός und P268 die 
Schilde als χαλχκήρη bezeichnet werden, so würde dies an sich, ebenso wie 
die Formel τεύχεα στοικίλα χαλκῷ (Z 504. M 396. N 181. 420) oder 
χαλχῷ παμφαῖνον 5) (3 11), auf die Decoration der Aussenseite bezogen 
werden können, wie sie die Schilddarstellungen auf mykenischen Monumenten 
zeigen (Reichel 16), 

Anders liegt aber die Sache, wenn der Schild des Aias Η 220 zugleich 
die Epitheta χάλχεον und &reraßosıov erhält und von seinem Verfertiger, 
dem σχυτοτόμων ὄχ ἄριστος Tychios, gesagt wird: ἐποίησεν σάχος 
αἰόλον ἑπταβόειον ταύρων ζατρεφέων, ἐπὶ δ᾽ ὄγδοον ἤλασε χαλχόν. 


1) Vgl. aber über die ursprüngliche Lesart das Capitel „Rettung der Leiche 
des Patroklos“. 

2) So ist mit Aristarch zu lesen, nicht βοῶν τ᾽ ἐυποιητάων. 

3) Vgl. N 801 χαλκῷ uagualoovres. 


Die Schilde des Aias, Idomeneus, Sarpedon und Aineias. 7 


Hier kann nur mit Helbig 318 an eine förmliche Lage aus Bronzeblech 
gedacht werden, und dasselbe gilt von dem Schild des Idomeneus N 406 
τὴν do ὅ γε δινοῖσι βοῶν χαὶ vogonı χαλχῷ δινωτὴν φορέεσχε 
δύω χανόνεσσ᾽ ἀραρυῖαν. Denn δινωτήν verbürgt die Kreisform — 
vergleiche das δῖνος genannte kugelförmige Gefäss — und nach der 
Construction muss auch die Erzlage zu dieser Rundung beitragen, da sie 
mit der Lage aus Rindshaut durchaus parallel genannt wird!). Aehnlich 
stellt sich der Dichter des M den Schild des Sarpedon vor, aber hier 
ist die obere Bronzeschicht zur Hauptsache geworden, die Rindshäute sind 
zum Futter herabgesunken 294 ff. 

χαλὴν χαλκείην ἐξήλατον, ἣν ἄρα χαλχεὺς 

ἤλασεν, ἔντοσϑεν δὲ βοείας δάψε ϑαμείας. 
Demgemäss bezieht Aias seinen Schild vom Schuster, Sarpedon den 
seinigen vom Schmied. Umgekehrt scheint der Erzschild des Aineias 
Y 275 an seiner Aussenseite mit Rindshaut überzogen zu sein 

ἄντυγ᾽ ὕπο πρώτην, ἧι λεπτότατος ϑέε χαλχός, 

Aentoraen δ᾽ ἐπέην δινὸς βοός. 
Denn zu &rr&nv wird man doch am natürlichsten χαλκῷ suppliren 32); aber 
auch wenn man mit den modernen Commentatoren &yrvyı supplirt, ändert 
sich doch an der Sache nichts, denn der Rand muss doch jedesfalls aus 
Erz bestanden haben, und so kommt man auch bei dieser Auffassung 
wieder auf die Bronzeschicht zurück. Vielleicht bezieht sich auch das 
Epitheton λεύχαστπις X 294, das später auch die Tragödie übernommen 
hat®), auf einen solchen mit heller Rindshaut überzogenen Schild. Denn 
an einen weissbemalten Holzschild wird man doch im Ernst nicht denken 
wollen. 

Aus dem Gesagten scheint mir aber.mit Evidenz hervorzugehen, dass die 
Schilde des Sarpedon und Aineias keine mykenischen Kuppelschilde, sondern 
ionische Rundschilde sind. Denn auf der Aussenseite des Kuppelschildes 
kann man wohl zur Verstärkung eine Bronzeplatte anbringen, die aber gewiss 
nicht bis zum Rande reichte, also auch in ihrem Umriss nicht durch den der 


1) Vgl. 7 560f. (schlecht nachgeahnt 9 405) und 7’ 391. 

2) Umgekehrt heisst es 7 246 χαλκόν, ὃς ὄγδοος ἦεν En’ αὐτῷ. 

3) Aisch. Sept. 90, Soph. Antig. 106, Eur. Phoen. 1099. Stets von den mit 
Rundschilden bewaffneten Argivern; dass Sophokles und Euripides den Aischylos 
nachahmen, ist deutlich. In Prosa von den Karern (Xen. III Hell. 2,15) und den 
Makedoniern (Plut. Cleom. 23). 


κύκλοι. 


ng: Mykenische und ionische Waffen. 


_ Lederschichten bestimmt wurde. Sobald aber das Leder nur als Futter 
dient, wird die Form des Schildes naturgemäss durch die Bronzelage be- 


stimmt; eine Metallplatte aber in die complieirte und nur durch die Eigen- 


schaft der Rindshaut bedingte Form des Kuppelschildes zurecht zu 
hämmern, wäre ebenso unpraktisch wie thöricht. Mit Leder gefüttert!) 
waren auch die in Olympia gefundenen Bronzeschilde (Furtwängler, 
Die Bronzen von Olympia 8.163). Sie geben zu Homers Beschrei- 
bung vom Schilde des Sarpedon die denkbar beste Illustration. Und 
wenn wir dann weiter hören, dass das Lederfutter mit Goldnähten, wie 
Benndorf die χρυσεῖαι daßdoı wohl richtig versteht, reg! χύχλον an 
dem Metallschild befestigt war, so gehört doch ein gewisser Grad von 
Eigensinn dazu, die Kreisform des Sarpedonschildes zu bezweifeln. Das- 
selbe gilt vom Schilde des Aineias; dass der Ueberzug aus Rindsleder 
die Metallplatte vollständig bedeckte, also die Durchmesser beider Schichten 
gleich gross waren, folgt aus den Worten der Ilias direct, da beide bis zum 
äussersten Rande (ἄντυγ᾽ ὑττὸ τυρώτην) reichten. Zwar nimmt man jetzt 
allgemein an, die Verdünnung nach der Peripherie hin sei dadurch erzielt 
worden, „dass die Durchmesser der über einander genähten Häute von 
aussen nach innen und die Stücke der Metallbeschläge von der Mitte nach 
dem Rande zu allmählich abnahmen“ (Helbig). Aber durch diese Auf- 
stellung setzt man sich in directen Widerspruch zu dem Text des LHlias. 
διὰ δ᾽ ἀμφοτέρους ἕλε χύχλους heisst es nachher von der Lanze des 
Achilleus Y 280, wohl bemerkt ἀμφοτέρους, nicht δύο. Es waren also über- 
haupt nur zwei Lagen vorhanden, die eine aus Metall, die andere aus 
Leder. Die Verdünnung nach dem Rande hin kann also nicht auf einer 
Verminderung der Schichten beruhen, sie muss bei der Metalllage durch 
Hämmern, bei der Lederlage durch straffes Anziehen nach aussen oder 
durch Abschaben bewirkt worden sein. Sie kann den Zweck gehabt haben, 
das Schwergewicht nach der Mitte zu verlegen, sie kann aber auch ganz 
von selbst dadurch entstanden sein, dass man der Metallplatte einen ab- 
setzenden Rand gab und zum Ueberzug ‚oder Futter nicht die getrockneten 
Thierhäute, sondern regelrecht gegerbtes Leder verwendete. Die jetzt be- 
liebte Herleitung der concentrischen Decorationsweise aus den sich immer 
mehr verkleinernden Schichten des mykenischen Schildes, wofür unsere 


1) Auf das Lederfutter und seine Befestigung mittels Lederriemen bezieht 
sich auch x 186 ῥαφαὶ δ᾽ ἐλέλυντο ἑμάντων. Der Schild des Laertes war also 
ein Bügelschild, kein Kuppelschild. εὐρύ kann man auch vom Rundschild sagen. 


“© 


Rundschilde. gu er 2 
z ᾿ Be 
. ᾿ 


geräth hierdurch freilich bedenklich ins _ 
Wanken. Man wird ihr aber hoffentlich ebensowenig eine Thräne nach- 
weinen, wie der Hypothese von der „textil-empästischen“ Abstammung der 

_ geometrischen Decoration, der Alois Riegl in seinen schönen „Stilfragen“ 
den Gnadenstoss gegeben hat. In der That bedurfte es doch wahrlich 
nicht dieser sehr fragwürdigen Analogie, um den Einfall zu erzeugen, eine 

kreisrunde Platte mit concentrischen Kreisen zu verzieren, d.h. die geo- 
metrische Figur der Peripherie auf der Fläche ein paar Mal zu wieder- 
holen. Wenn nun Homer diese beiden, wie wir oben sehen, gleich grossen 
Schichten χύχλοι nennt, so berechtigt uns nichts in der Welt, dies anders 

* zu übersetzen, als Kreise. Folglich war der Schild des Aineias ein Rund- 
schild. Und wenn er trotzdem ἀμῳεβρότη heisst, so haben wir einfach zu 
constatiren, dass hier dieses alte mykenische Beiwort formelhaft erstarrt ist. 

Für den Schild des Aias wird die mykenische Form allerdings κανόνεβ. 

durch den Vergleich mit einem Thurm (F 219, ebenso _4 485, P 128) 
garantirt. Hier wird man also in der That annehmen müssen, dass die 


obere Bronzeschicht einen geringeren Durchmesser hatte, als die sieben dar- 
unter liegenden Lederschichten. Hingegen muss der Schild des Idomeneus, 
wenn wir δεγωτήν richtig aufgefasst haben, ein Rundschild sein. Dann 
hat aber auch Helbig S. 325 Recht, wenn er unter den δύω xavdves N 407 
den Armbügel und die Handhabe versteht, während Reichel S. 24 an die 
Spreizstäbe des mykenischen Kuppelschildes denkt. Da bereits unter ‘ 
Ramses II. die Sardin 1) Schilde mit söorcaf und ὄχαγον tragen, liegt 
kein Grund vor zu bestreiten, dass schon die Ionier des achten, wenn nicht 
gar des neunten und zehnten Jahrhunderts diese Vorrichtung kannten. 
Für das siebente sind sie überdies, worauf Helbig richtig hinweist, durch 
eine melische Vase (Conze Taf. III) auch für Griechenland monumental 
bezeugt. Reichels Berufung auf # 761, wo xav@» den Querstab vom 
Webstuhl bedeuten soll, verfängt nicht, da es dort vielmehr das Webe- 
schiffehen oder den Stab, um den die χρόχῃ gewickelt ist, bezeichnet ?)- 
Schwerer wiegt der Einwurf, dass die Art, wie sich Idomeneus hinter seinen 
Schild verkrieche, mit Sicherheit auf den mykenischen Kuppelschild schlies- 
sen lasse. Das ist richtig, aber in der Stelle ist überhaupt Mykenisches 
und Ionisches gemischt 405 fl. 


1) Vgl. jetzt Max Müller Asien und Europa 373. 
2) S. meinen Artikel über die Reliefs mit Odysseus’ Fusswaschung in den 
Athen. Mitth. XXV 1900 S. 809 ff. 


10 Mykenische und ionische Waffen. 


χρύφϑη γὰρ in’ ἀσπίδι πταντόσ᾽ ἐίσῃ, 

τὴν ἄρ᾽ ὅ ye δινοῖσι βοῶν χαὶ νώροπι χαλκῷ 

δινωτὴν φόρδεσχε, δύω χανόνεσσ᾽ ἀραρυῖαν. 

τῇ ὕπο πᾶς ἐάλη, τὸ δ᾽ ὑπέρπττατο χάλχεον ἔγχος. 
Hier deutet auch σαγτόσ᾽ ἐΐσῃ auf den Rundschild, aber es kann 
für τερμιοέσσῃ oder ὀμφαλοέσσῃ substituirt sein. Dagegen enthält die 
Schildbeschreibung noch ein sprachliches Indieium, das entschieden für 
späteren Ursprung spricht und dessen ich mich vorgreifend wohl schon jetzt 
bedienen darf, das ionische Iterativ pog&eoxe.!) Also die Schildbeschrei- 
bung ist jung, dagegen die Schilderung von der Action des Idomeneus 
alt. Wir haben hier zum ersten Mal den Fall, dass der alte Text durch 
einen späteren Bearbeiter erweitert ist. Ursprünglich wird die Stelle ge- 
-autet haben 

χρύφϑη γὰρ ὑπ᾽ ἀσπίδι τερμιοέσσῃ᾽ 
τῇ ὕττο πᾶς ἐάλη, τὸ δ᾽ ὑπιέρτυτατο χάλχεον ἔγχος. 

Den ionischen Rundschild hat ein Späterer eingesetzt, ohne zu bedenken, 
dass er zu der Bewegung des Idomeneus nicht passt. Weitere Argumente 
für die Richtigkeit der Helbigschen Auffassung der x«voveg werden sich 
uns unten S. 13 ergeben. Hier verbürgen sie uns, dass wirklich der spä- 
tere ionische Bügelschild gemeint ist. Bei den Schilden des Sarpedon und 
des Aineias hingegen könnte man allenfalls auch an den mykenischen 
Bügelschild denken, wie wir ihn auf Gemälden und Vasen aus Mykenae 
und Tiryns finden.?2) Der einzige Bügel ist bei dem letzten Krieger auf 
der mykenischen Vase (Furtwängler-Löscheke 43) deutlich sichtbar. Da 
er nicht von der Hand gefasst wird, muss man wohl annehmen, dass der 
Schild, wie der mykenische Kuppelschild, mittelst des τελαμών am Kör- 
per befestigt ist, woraus sich auch das tiefe Herabhängen erklärt. Wird 
doch selbst noch der ionische Rundschild wenigstens bei den Wagenlenkern, 
die ihn auf dem Rücken tragen, mittels des τελαμών gehalten (s. die 
Berliner Amphiaraos-Vase Mon. d. Inst. X 4. 5). Allein diese Schilde sind 
nicht kreisrund, sondern oval oder unten mit einem Ausschnitt versehen, 


1) Ueber O 646, wo ebenfalls ein Ionier φορέεσκε eingesetzt hat, s. die 
Analyse. 

2) Auf den Wandgemälden aus dem mykenischen Palast ’Ep. ἀρχ 1887 
rw. 11, dem Bild der mykenischen Kalksteinplatte ebenda 1896 πέν. 1, der my- 
kenischen Kriegervase (Furtwängler und Löscheke Myken. Vasen 42, 43) und der 
tirynthischen Kriegervase Schliemann Tiryns Taf. 14); vgl. Reichel 60, Helbig 196. 


ee 


Ionisirter Schild des Idomeneus. 11 


so dass auf sie die Bezeichnung χύχλος nicht passt. So müssen also 
auch die Schilde des Aineias und des Sarpedon als ionische Rundschilde 
betrachtet werden. Ausdrücklich möchte ich nur noch die Insinuation ab- 
weisen, als ob ich mir den Rundschild aus dem Kuppelschild in der Weise 
entstanden dächte, dass der Bronzeschmuck der Aussenseite zur eigentlichen 
Schutzhülle sich entwickelt und die Häute zum verstärkenden Innenfutter 
degradiert worden seien. Vielmehr denke ich mir den metallenen Rund- 
schild unabhängig vom ledernen Kuppelschild entstanden, von dem er ja 
auch der Handhabung nach grundverschieden ist, und möchte vermuthen, 
dass uns seine Urform in der kleinen runden Tartsche vorliegt, die die 
Krieger auf der tirynthischen Vase schwingen !), 

Wir sehen also, dass Helbig vollkommen Recht hatte, wenn er in 
der Ilias sowohl den Kuppel- als den Bügelschild constatirte, und zwar 
liegt dieser in weit mehr Fällen vor, als Reichel einräumen will, der ihn 
nur in der Doloneia, wo Diomedes und Odysseus mit den Schilden in 
den Händen die Rosse besteigen (X 149.2) 513), ferner 4 878 ἢ, wo dem 
todten Agastrophos Panzer und Schild abgenommen werden, und endlich 
A 32—40 in der Schilderung von Agamemnons Rüstung anerkennt. In 
diesem letzten Falle aber nimmt er an, dass der Dichter im Wesentlichen 
frei erfunden habe, ohne lebendige Anschauung von mykenischen 
Schilden, und in Anlehnung an die kleineren Kreisschilde seiner Zeit. 
Ich stimme dieser Auffassung im Prineip völlig zu, weiche aber in der 
Begründung und Beurtheilung des Einzelnen von Reichel etwas ab. Vor 
allem behaupte ich, dass der Dichter einen Bügelschild, nicht einen 
Kuppelschild beschreiben wollte. &ugpıßodrn, worauf sich Reichel beruft, 
ist, wie beim Aineiasschilde, formelhaft gebraucht. Die Decoration aber ist 
die der Bronzeschilde, Kreise?) und Buckeln, wofür Helbig S. 319 die 
Parallelen auf italischen Bronzeschilden nachgewiesen hat. Worin also 
besteht die Incorreetheit? Woraus folgt, dass der Dichter frei erfindet oder, 
wie ich es lieber nennen möchte, archaisirt? Warum nehmen wir nicht 


1) Der Handhabung nach ähnlich, aber in der Form verschieden sind die 
hetitischen Schilde, vgl. Max Müller a. a. Ὁ. S. 328. 

2) Man beachte, dass Odysseus den Schild um die Schulter legt!149, ποι- 
#lhov ἀμφ᾽ ὥμοισε σάκος ϑέτο. Er trägt also den Rundschild am τολαμών, wie 
der Wagenlenker auf der Amphiaraosvase. 

3) Dass κύκλος hier die Peripherie des Kreises, einen Reifen bedeutet, während 
es an den beiden anderen Iliasstellen den Inhalt des Kreises bezeichnet, ist diesem 
Wort wie seinem deutschen Bruder auch sonst eigenthümlich. 


Schild des 
Agamemnon, 


12 Mykenische und ionische Waffen. 


an, dass der Dichter einfach einen ionischen Bronzeschild beschreibt? 
Um dies zu zeigen, muss ich die Worte selbst hersetzen : 

ἄν δ᾽ ἕλετ᾽ ἀμφιβρότην πολυδαίδαλον ἀσπίδα ϑοῦριν 

χαλήν, ἣν πέρι μὲν κύχλοι δέχα χάλχεοι ἦσαν, 

ἐν δέ οἱ ὀμφαλοὶ ἦσαν ἐείκοσι κασσιτέροιο 

λευχοί, ἐν δὲ μέσοισιν ἕεις μέλανος χυαγοῖο. 
Bei jenen italischen Schilden sind die Kreise und Buckeln aus der Metall- 
platte selbst durch Treiben herausgearbeitet, bei dem Schilde des Agamemnon 
sind sie auf die Oberfläche aufgesetzt. Das ist für die aus Zinn und Kyanos 
gefertigten Buckeln !) wohl verständlich, aber für die weiter aussen herum- 
laufenden Kreise aus Erz nicht denkbar, wenn die Unterlage gleichfalls 
Erz war. Denn dann würde man sie gewiss durch Treiben hergestellt 
haben. Also denkt sich der Dichter den Schild nicht aus Erz, sondern 
aus einem anderen Material gefertigt und zwar ganz gewiss aus Leder, 
und darin liegt der Archaismus. Die Form des Schildes ist ionisch, das 
Material mykenisch, die Ornamente sind ionisch, der Technik des Treibens 
entlehnt, die Art ihrer Anbringung aber auf einen Grund von Leder ist 
mykenisch. Die beiden anschliessenden Verse 

τῇ δ᾽ ἐπὶ μὲν Γοργὼ βλοσυρώτιις ἐστεφάνωτο 
δεινὸν δερχομένη, περὶ δὲ Aeluog ve Φόβος re 

sind von Furtwängler (Broncefunde von Olympia 59, 2) als späterer Zusatz 
nachgewiesen. Wir haben hier einen ähnlichen Fall wie oben bei 
N 405—408, nur dass diesmal auch der Uriext verhältnissmässig 
jung ist. 

Der Schild des Agamemnon ist also ein richtiger Bastardschild, ins 
Märchenhafte gesteigert durch die Kostbarkeit des verwendeten Materials. 
In dieser Beziehung steht er nicht allein. Phantastische Uebertreibungen 
liegen im Charakter jedes Heldengedichtes. Auch Homer hat nicht bloss 
le donne i cavalier, auch 1’ arme hat er besungen. Die freie Erfindung 
des Dichters zu leugnen, überall Realitäten sehen zu wollen, heisst das 
Wesen der Poesie schwer verkennen, und das Licht, das die myke- 
nischen Monumente auf die homerischen Gedichte ausstrahlen, wird zur 
Fackel des Nauplios, wenn man durch künstliche Interpretation eine 
Uebereinstimmung herzustellen bestrebt ist, gegen die sich der Text des 


1) Dass die ὀμφαλοί zur Schildverstärkung bestimmt sein müssten, ist eine 
ungerechtfertigte Annahme von Reichel. Auch auf den italischen Schilden bilden 
sie ein blosses Ornament. 


Märchenschilde. 13 


Dichters sträubt. Man vergesse doch nicht, dass Homer sein Wissen von 
den Musen hat. 


Schon unter den mykenischen Schilden findet sich ein solcher Schild des Aias. 


Märchenschild, der des Aias. Sieben Häute und eine Metalllage, das giebt 
niedrig geschätzt ein Gewicht von 140 Kilogramm. Niemand wird im 
Ernste annehmen, dass es solche Schilde wirklich gegeben habe. Die 
höchste Zahl der Schichten, die wir sonst finden, ist vier; so schwer 
ist der Schild des Teukros Ὁ 479, welche Stelle in der Odyssee χ 122 
nachgeahmt ist. Im H ist diese Zahl gleich auf das doppelte gesteigert. 
Man wende nicht ein, dass mit der Zahl der Schichten sich auch die 
Grösse der einzelnen Häute und damit der Zuwachs des Gewichtes ver- 
mindere, da ja angeblich die Durchmesser der Häute nach der Mitte zu 
immer kleiner werden. Dieser Hypothese haben wir oben schon ihre Haupt- 
stütze entzogen; die kleine Nebenstütze, die Reichel S. 26 in Z 118 ἄντυξ 
ἣ πυμάτη ϑέεν ἀσπίδος ὀμφαλοέσσης gefunden zu haben glaubt, ist 
auch nicht haltbar, da ἄντυξ hier offenbar den umgelegten steifen Rand 
bezeichnet, den Reichel selbst (5. 13) auf den Monumenten nachgewiesen 
hat. Andererseits wäre es doch auch wunderbar, wenn auf keiner der jetzt 
schon recht zahlreichen Darstellungen mykenischer Schilde die Ränder 
dieser oberen angeblich kleineren Lagen angedeutet wären, die doch sehr 
sichtbar hätten sein müssen, Wir halten daher daran fest, dass die Schich- 
ten im Wesentlichen dieselbe Grösse hatten. 

Die übrigen Märchenschilde der Ilias sind, wie der des Agamemnon, 
Rundschilde aus Metall. Die phantastische Steigerung besteht in der 
Kostbarkeit des Materials. Da ist zuerst der Schild des Nestor aus 
massivem Gold © 193f. Denn das sagt der Dichter ausdrücklich: πᾶσαν 
χρυσείην ἔμεναι, χανόνας TE χαὶ αὐτήν, und so hat natürlich auch 
Helbig 318 die Stelle verstanden; nur setzt er, meiner Ansicht nach über- 
flüssiger Weise, hinzu, das reale Vorbild könne höchstens ein Schild ge- 
wesen sein, dessen Oberfläche statt mit der gewöhnlich üblichen Bronze 
mit Goldblech überzogen gewesen sei, was Reichel S. 24 so missversteht, 
als ob Helbig den Dichter wirklich von einem solchen Schild sprechen 
lasse. Da also der Schild des Nestor aus purem Metall ist, können die 
χαγόνες nur die Bügel sein, wodurch die S. 10 vertheidigte Auffassung 
Helbigs eine weitere Stütze erhält. Dass es aber ein Märchenschild ist, 
sagt uns der Dichter selbst, indem er ihn mit den Worten τῆς νῦν χλέος 
οὐρανὸν ἵχει einführt und ihm den von Hephaistos gefertigten Panzer 


Schild des 
Nestor. 


Schild des 
Achilleus. 


14 Mykenische und ionische Waffen. 


des Diomedes zugesellt. Hierhin gehören auch die Goldfäden am Schild 
des Sarpedon (s. ὃ. 8) und die goldenen Waffen, die Diomedes von 
Glaukos (Z 236) eintauscht, ohne dass ich behaupten will, dass der Dich- 
ter von © 195 an diese Stelle des Z gedacht habe. 

Das grösste Wunderwerk aber ist der Schild des Achilleus. Und 
hier können wir die allmähliche Steigerung der dichterischen Phantasie 
schrittweise verfolgen. In der alten “Οσπλοττοιέα ist es ein mykenischer 
Schild mit silbernem τελαμών Σ 478—480; da aber nachher der Pan- 
zer genannt wird 610, ist es klar, dass der Dichter archaisirt. Dann 
beim Flusskampf ist es ein Rundschild aus massivem Gold, wie der des 
Nestor. ® 164 (Asteropaios) καέ δ᾽ ἑτέρῳ μὲν δουρὶ σάχος βάλεν, 
οὐδὲ διαπιρὸ ῥῆξε σάχος ᾿ χρυσὸς γὰρ ἐρύχαχε δῶρα ϑεοῖο, nachge- 
ahmt Υ 267 οὐδὲ τότ᾽ Αἰνείαο δαίφρονος ὄβριμον ἔγχος ῥῆξε σάχος " 
χρυσὸς γὰρ ἐρύχαχε, δῶρα ϑεοῖο. Diese zweite Stelle hat dann ein 
Nachdichter, wie bereits Aristarch erkannt hat, durch eine ausführliche 
Schilderung erweitert, indem er den Schild aus fünf Metalllagen bestehen 
liess, aussen zwei Platten von Erz, innen zwei von Zinn und in der Mitte 
eine von Gold (269—272). Die Goldplatte musste er, so absurd es ist, 
nothgedrungen ins Innere verlegen, weil im Urtext einerseits stand, dass 
die Lanze des Aineias den Schild zerstach, andererseits, dass das Gold sie 


. aufhielt. Dieser Dichter hat also die Schichten aus Rindshaut, die das 


Futter der Bronzeschilde bilden, durch Metalllagen ersetzt. Endlich hat 
ein Nachdichter am Schluss der ‘Orrkorcorie die mit Recht bewunderte 
Schildbeschreibung hinzugefügt 2 481—608. In der alten Orrlomorla 
wird 609ff. unmittelbar an 480 angeschlossen haben. Dass dieser Nach- 
dichter die Interpolation von Y bereits kannte, zeigt Σ 481 πέντε δ᾽ ἄρ᾽ 
αὐτοῦ ἔσαν σάχεος TETÜXES. 

Es gehört heutzutage zum guten Ton in der Archäologie, an die 
Realität des homerischen Schildes oder wenigstens an seine reale Mög- 
lichkeit zu glauben. Selbst Helbig, obgleich er den Schild als Ganzes 
für ein Gebilde der poetischen Phantasie erklärt, nimmt doch bei den ein- 
zelnen Scenen eine Beeinflussung durch vorhandene bildliche Darstellungen 
an und hält vor Allem an der unglücklichen Vorstellung fest, als ob 
sich der Dichter die Fläche den fünf συτύχες entsprechend in ein rundes 
Mittelfeld und vier concentrische Gürtel gegliedert gedacht und auf diese 
fünf Felder die Scenen vertheilt habe. Dass die Anschauung von der 
verschiedenen Grösse der Schichten unbegründet ist, haben wir schon oben 


Märchenschilde. 15 


gesehen. Und wenn der Erfindung eine Fünftheilung zu Grunde läge, 
so müsste diese auch in der Beschreibung zum Ausdruck gebracht sein. 
Das ist aber keineswegs der Fall. Eine Eintheilung liegt allerdings vor 
und wird durch die Figur des Anaphora scharf markirt, aber es ist keine 
Fünftheilung, sondern eine Achttheilung oder, wenn wir den äussersten 
Rand mit dem Okeanos hinzunehmen, eine Neuntheilung. I v. 483 ἐν μὲν 
γαῖαν ἔτευξε. II v.490 ἐν δὲ δύω ποίησε πόλεις. ΠῚ v. 541 ἐν δ᾽ 
ἐτέϑει νειόν. IV v.550 ἐν δ᾽ ἐτέϑει τέμενος βασιλήιον. V v. 561 
ἐν δ᾽ ἐτίϑει σταφυλῇσι μέγα βρίϑουσαν ἀλῳήν. VI v.573 ἐν δ᾽ 
ἀγέλην ποίησε βοῶν. ΝΠ v.587 ἐν δὲ νομὸν ποίησε. .. μέγαν οἰῶν 
ἀργεννάων. VIII ν. ὅ90 ἐν δὲ χορὸν ποίχιλλε. IX v. 607 ἐν δ᾽ ἐτί- 
ϑει ποταμοῖο μέγα σϑένος Ὠχεανοῖο. Der Grundgedanke, der der 
Erfindung zu Grunde liegt, ist ebenso einfach wie grossartig. Hephaistos 
stellt auf dem Schilde dar die ganze Welt mit dem was darin ist, das 
Grosse wie das Kleine, Erde, Meer und Himmel, und das Leben der 
Menschen, in der Stadt und auf dem Lande; das in der Stadt: im Frieden 
und im Kriege, das auf dem Lande: Ackerbau und Viehzucht, den 
Ackerbau als: Pflügen, Ernte und Weinlese, worin zugleich die drei 
Jahreszeiten zum Ausdruck kommen !), die Viehzucht in der Rinder- und 
Schafheerde, endlich als heiteren Abschluss einen fröhlichen Reigen und alles 
umschliessend den Strom des Okeanos. Das ist die Erfindung eines Dich- 
ters, nicht die eines Künstlers; eine Erfindung, die auf streng logischer 
Eintheilung beruht, die mit Contrasten operirt, die in der bildlichen Dar- 
stellung nur abgeschwächt und verwischt werden. Man vergleiche doch 
nur den Homertext mit den zahlreichen Reconstructionen, wie sie in den 
letzten Jahren in Bild und Wort gegeben sind, und man wird gestehen, 
dass die bildliche Darstellung hier hinter der poetischen unendlich zu- 
rücksteht und die in ihr enthaltene Gedankenfülle nur sehr unvollkommen 
zum Ausdruck bringt, dass aber anderseits die Schilderung mit dem sup- 
donirten Bildwerk verglichen eine Fülle von Incorrectheiten 2) enthält. Als 


1) Das hat Brunn erkannt, aber er irrte, wenn er die Darstellung der Rinder- 
heerde hinzunahm und durch sie den Winter repräsentirt glaubte. Die von Löwen 
überfallene Rinderheerde darf von der friedlich weidenden Schafheerde nicht ge- 
trennt werden. Beide sind Gegenstücke. Der Dichter der Schildbeschreibung 
hat, wie die meisten älteren Griechen, nur drei Jahreszeiten angenommen: χειμών 
Feldbestellung (vgl. den Bilderkalender von Hagios Eleutherios, Journal interna- 
tional d’arch6ologie numismatique II 1899 p. 21ff.), ϑέρος Ernte, ὀπώρα Weinlese. 

2) Ich meine natürlich das beständige Wechseln und Fortschreiten der 


ar Mykenische und ionische Waffen. 


archäologische Beschreibung betrachtet sind die Verse eine Stümperei, 
als Phantasiestück sind sie ein Wunderwerk. Auch von der Skylla hat 
der Dichter der Odyssee keine plastische Vorstellung; denselben ka- 
leidoskopischen Charakter, der durchaus dem Wesen der freien dichte- 
rischen Erfindung entspricht, trägt die Schildbeschreibung. Wie sich die ein- 
zelnen Scenen auf die Fläche vertheilen, hat sich der Dichter im Einzelnen 


Scenen, das den Eindruck macht, als ob Homer „lebende Photographien“ be- 
. schreibe, die aber leider zu seiner Zeit noch nicht erfunden waren, nicht die sog. 
Interpretationsfehler, die Reichel in der Schildbeschreibung entdeckt zu haben 
meint, und mit deren Hilfe er die Realität des Schildes ebenso zu beweisen hofft, 
wie einst Brunn die der Philostratischen Bilder. Um nicht den Vorwurf auf mich 
zu laden, dass ich widerspreche ohne zu widerlegen, muss ich diese angeblichen 
Interpretationsfehler einzeln durchgehen, wobei ich mich zum Theil mit der bereits 
von Maass (Deutsche Litt. Zeit. 1895 S. 1617), H. Schmidt (Sat. Viadr. 101) und 
Swoboda (Ztschr. f. österr. Gymnas. 1900 $. 1ff.) geübten Kritik berühre. 

1. In der Gerichtsseene 497—508 soll der Dichter das in Gestalt von zwei 
Talenten Goldes dargestellte Wehrgeld irrtümlich als die für den besten Richter- 
spruch ausgesetzte Prämie ansehen. Das verbietet sich schon durch die Kleinheit 
der Summe. Zwei Goldtalente! Die repräsentiren nicht einmal den Werth eines 
ehernen Kessels (2 269), dafür löst sich man von keiner Blutschuld. Auch muss 
ich bestreiten, dass das Wehrgeld, die Realität des Bildwerkes einmal vorausge- 
setzt, überhaupt dargestellt werden konnte, einerlei ob Homer das Streitobjeet des 
Processes richtig schildert oder nicht. Homer sagt ö κὲν εὔχετο πάντ᾽ ἀποδοῦναε, 
δήμῳ πιφαύσκων, ὃ δ᾽ dvalvero μηδὲν ἑλέσϑαι. Das Geld, das die eine Partei 
empfangen zu haben leugnet, die andere gezahlt zu haben behauptet, lässt sich 
so wenig darstellen, wie ein verbrannter Kassenschein oder ein unterschlagenes 
Testament. 

2. V. 516 soll der Dichter zwei simple Heerführer für Ares und Athene 
erklärt haben. Da aber Athene doch wohl schon zur Zeit des Dichters, wenn 
sie überhaupt dargestellt wurde, einen langen Chiton trug, ein Heerführer aber 
einen kurzen oder gar keinen, so weiss ich wirklich nicht, wie das Missverständniss 
hätte entstehen sollen. Die Göttlichkeit der Figuren hebt der Dichter überdies 
dadurch ausdrücklich hervor, dass er sie aus Gold sein lässt. Dass Ares und 
Athene auf derselben Seite kämpfen, entspricht sogar den Vorstellungen im 
ältesten Stadium der Ilias (s. u). Und dass ihre Gegenwart „augenscheinlich“ 
nutzlos sei, kann man auch nicht behaupten, da über den schliesslichen Aus- 
gang des Kampfes gar nichts gesagt wird. 

3. Ueberhaupt soll sich der Dichter in der Scene der Stadtbelagerung der 
gröbsten Versehen schuldig gemacht haben; zwei Darstellungen, die gar nichts 
mit einander zu thun haben, soll er mit einander verbinden, eine einscenige, Be- 
lagerung einer Stadt, und eine zweiscenige. Beutezug gegen eine Heerde und 


Schild des Achillens. - 17 


᾿ Ὁ 
nicht klar gemacht und brauchte es auch nicht. Aber dem schattenhaften 
Bilde, das ihm vorgeschwebt haben mag, werden die Reconstructionen auf 
pompejanischen Bildern und den Schultafeln des Theodoros (Röm. Mitth. . 
- VI1891 Taf.4—6) mehr entsprechen, als die der heutigen Archäologen. Hier, 
wie bei den Philostratischen Bildern, hat der jetzt vergessene Carl Friederichs 
durchaus das richtige gesehen; die Zeit ist nicht fern, die ihn wieder zu 


daraus sich entwickelnd einen Kampf. Liest man nun den Text, so erhält man 
eine wohl zusammenhängende, untadelige Geschichte: „Zwei Heere belagern eine 
Stadt, den Belagerten geht es schlecht; die beiden belagernden Heere aber sind 
in eine leichte Meinungsdifferenz gerathen ; das eine, radical gesinnt, will sie 
ordonnanzmässig verdevastiren, das andere, menschenfreundlicher, will sich zu- 
frieden geben, wenn die Belagerten den Belagernden die Hälfte ihres Besitzes 
abtreten. Die Belagerten aber geben die Festung nicht auf; die Mauer besetzen 
sie mit ihren Weibern, Kindern und den alten Leuten; sie selbst machen einen 
 Beutezug gegen die Heerden der Belagerer. Der Lärm schreckt die Belagerer 
ΔΒ ihrer Berathung auf; sie eilen zu Hilfe und nun entwickelt sich die Schlacht“. 
So hat schon Friederichs Philostr. Bild. 225 absolut schlagend interpretirt, aber 
man hat ihm keinen Glauben geschenkt, sondern sich der sprachlich und sachlich 
gleich unmöglichen Erklärung von Brunn Kunst bei Homer 10 angeschlossen. Die- 
ser nämlich versteht unter den beiden Heeren das der Belagerer und das der Be- 
lagerten. τὴ» δ᾽ ἑτέρη» πόλιν ἀμφέ wird als allgemeine Ortsbestimmung gefasst, 
„in der Umgebung der Stadt“, und so denkt sich denn Reichel die Belagerten, wie 
auf dem mykenischen Silbergefäss (Ey. ἀρχ 1891 iv 2.), vor dem Thore mit den 
Belagerern kämpfend, was εζατο doch wirklich nicht heissen kann, also auf der- 
selben Seite mit diesen, was &«y/ nicht heissen kann. Demgemäss soll auch δέχα δέ 
σφισε ἅνδανε βουλή auf die Belagerer und die Belagerten gehen; — bei kriegsführen- 
den Parteien ist das eigentlich so selbstverständlich, dass es nicht gesagt zu wer- 
den braucht — ἠὲ διαπραϑέειν ἢ ἄνδιχα πάντα δάσασϑαει soll die βουλή der Belagerer 
sein, die die Alternative stellen entweder Theilung des Besitzes oder Zerstörung. 
Dass ἠὲ — 7, wenn es unmittelbar auf δίχα δέ σφισι ἅνδανε βουλή folgt, nur die 
beiden dissentirenden Meinungen bezeichnen kann, ist doch selbstverständlich. 
Nach Brunn aber soll die Meinung der dissentirenden Partei, nämlich der Belager- 
ten, erst V. 513 angegeben sein, οὗ δ᾽ οὔ πω πείϑοντο. Auch eine βουλή! So 
schön wie die oben recapitulirte Schilderung als Erzählung ist, so vortrefflich sie in 
jeder Einzelheit motivirt wird, z. B. darin, dass die Frauen und Greise die Mauer 
besetzen, während die Männer zum λόχος ausziehen und dass diese den Moment be- 
nutzen, wo die Feinde berathen, — darstellbar wäre sie nur in einer ganzen Reihe von 
Scenen, wie wir sie auf dem pergamenischen Telephosfries finden, oder kinemato- 
graphisch, und manches, wie die Meinungsdifferenz der belagernden Heere, ist dem 
Inhalt nach überhaupt nicht darstellbar. Das giebt uns aber noch lange nicht das 
Recht einer vorgefassten Meinung zu Liebe eine geschlossene und vorzüglich aufge- 


baute Erzählung zu zerreissen und dem Dichter Missverständnisse unterzuschieben 
Robert, Studien zur Ilias. ΟῚ 


- 


18 Mykenische und ionische Waffen. 


Ehren bringen und auch die Compromissversuche von Matz, Kalkmann 
u. A. über Bord werfen wird. 

Die Beweiskraft der Beiwörter wird durch die Erkenntniss, dass sie 
einerseits substituirt, andererseits formelhaft gebraucht werden, allerdings 
stark geschwächt. Um so wichtiger sind die Angaben über die Hand- 
habung des Schildes. Denn es versteht sich von selbst, dass diese bei dem 
mykenischen und dem ionischen Schild eine ganz verschiedene sein musste. 


oder gar ihn sagen zu lassen, was er nicht sagt. Reichel nämlich versteigt sich 
zu der Behauptung, dass nach der Meinung des Dichters die Heerde nieht den 
Belagerern, sondern den Bewohnern der V. 491 — 508 beschriebenen friedlichen 
Stadt gehöre. Homer soll die Ungeheuerlichkeit begangen haben, sich die beiden 
Städte unmittelbar benachbart zu denken, sich zu denken, dass die Belagerten sich 
durch den Ring der Belagerer durchschleichen und einer friedlichen Nachbarstadt die 
Heerden wegnehmen, wodurch sie sich natürlich auch mit dieser verfeinden müssten. 
Mit der Versammlung, die durch V. 531 zodw» προπάροιϑε καϑήμενοι angedeutet 
ist, bis zu der der Lärm der Scene des Viehraubes dringt, soll bei Leibe nicht der 
Kriegsrath der beiden Heere gemeint sein, den man erst construirt habe (er ist aber 
doch durch V. 510. 511 so deutlich wie möglich bezeichnet), es soll unter ihr die Pro- 
cessscene in der friedlichen Stadt verstanden werden. Dies wäre nur möglich, wenn 
die Schlachtscene (530—540) auf dem supponirten Schild unmittelbar neben die Pro- 
cessscene (497—508) gestellt gewesen wäre, und daher nimmt Reichel an, dass sich 
die friedliche Stadt auf dem oberen, die belagerte Stadt und der Rinderraub auf dem 
unteren Theil des Gürtels befunden und der Dichter die Scenen des oberen Theils 
in umgekehrter Folge beschrieben habe, als die des unteren. Zu diesem Wechsel 
in der Richtung sei er durch die dem mykenischen Schild eigenthümliche seitliche 
Einkerbung veranlasst worden, die den oberen Theil des Gürtels vom unteren 
getrennt habe. Darin liegt nun doch, selbst wenn man alle anderen Voraus- 
setzungen zugeben wollte, ein starker Widerspruch. Die Einkerbung soll den 
Dichter veranlassen, von der einen auf die andere Seite überzuspringen, und doch 
soll er nachher die „Schlachtseene“ mit der „Processscene“ über die Einkerbung 
hinweg verbinden. 

Mit den angeblichen Interpretationsfehlern ist es also nichts, und auch für 
die supponirte mykenische Form des Schildes liefert die Beschreibung keinen 
Anhalt. Wenn Reichel sich darauf beruft, dass 2192 und Φ 241 der Schild des 
Achilleus als ein mykenischer bezeichnet werde, so trifft dies für die erste Stelle 
bestimmt zu; für die zweite wollen wir die Möglichkeit vorläufig zugeben. Aber 
es ist eine ungerechtfertige oder vielmehr thatsächlich unrichtige Annahme, dass 
die homerischen Helden in den verschiedenen Schichten der Ilias immer dieselben 
Waffen tragen, und selbst der Umstand, dass der Dichter der alten “Orkoroua 
sich den Schild des Achilleus wahrscheinlich als einen mykenischen vorgestellt 
hat (8. 14), berechtigt noch in keiner Weise zu dem Schluss, dass der Verfasser 
der jüngeren Schildbeschreibung an dieser Vorstellung festgehalten habe. 


Handhabung des Schildes. 19 


Es empfiehlt sich hierfür schon jetzt einige Belege zu geben, obgleich 
das Meiste erst nach Behandlung der übrigen Rüstungsstücke im Zu- 
sammenhang mit diesen besprochen werden kann. 

Der mykenische Schild hängt bekanntlich an einem Tragriemen, dem 
τελαμών, der von der linken Schulter quer über Brust und Rücken läuft. 
Der Krieger hat also beide Hände frei, ausser wenn er den Schild von 
der Brust auf den Rücken schiebt (Z 117. _4 545) und umgekehrt, oder 
wenn er ihn beim Avanciren an einem Spreizstab gefasst hält (1 485. 
P128). Eine tragbare Deckung, ist dieser Schild zugleich eine Art Klei- 
dungsstück. Er wird also um die Schulter gelegt, man zieht ihn an, wie 
einen Chiton, und er verhüllt die Schultern wie ein Mantel. Γ 334f. = 
IT 185. ἀμφὶ δ᾽ do’ ὥμοισιν Balero ..... σάχος μέγα re στιβα- 
ρόν τε, Ο 419 ἀμφ᾽ ὥὦμοισι σάχος ϑέτο τετραϑέλυμνον, B 382 
ἐὺ δ᾽ ἀσπίδα ϑέσϑω, A 527 εὐρὺ γὰρ ἀμφ᾽ ὥμοισιν ἔχει σάχος, 
IT 802. αὐτὰρ ἀπ ὥμων ἀσπὶς σὺν τελαμῶνι χαμαὶ πέσε τερμιόεσσα, 
Ξ 5111. ἀστείδες ὅσσαι ἄρισται ἐνὲ στρατῷ ἠδὲ μέγισται, ἑσσάμενοι, 
377 ὃ δ᾽ ἐν ἀσπίδι μείζονι δύτω, Σ 192f. ἄλλου δ᾽ οὔ rev οἶδα 
τεῦ ἂν χλυτὰ τεύχεα δύω εἰ μὴ Αἴαντός γε σάχος Τελαμω- 
γιάδαο, “71 481 ἔ. ἀμφὶ δὲ πᾶσιν τεύχεα ποικίλ᾽ ἔλαμπε, τὰ εἱμένοι 
ἐστιχόωντο, II 360 ἀσπίδι ταυρείῃ χεχαλυμμένος εὐρέας ὥμους, Ρ 492 
βοέῃσ᾽ εἰλυμένω ὥμους (vgl. ξ 419). Auch den ionischen Rundschild 
trägt man, wie wir S.10f. gesehen, ausnahmsweise an einem Telamon, so 
Odysseus K 149, als er auf eine nächtliche Recognoseirung geht. Aber 
wenn man zur Schlacht auszieht, fasst man ihn am Bügel, man hebt ihn 
empor;so Agamemnon A 32 dv δ᾽ Eher’ ἀμφιβρότην πολυδαίδαλον ἀσπί- 
δα ϑοῦριν, und Achilleus Τ' 374f. αὐτὰρ ἔπειτα σάχος μέγα τε στιβα- 
ρόν τε εἵλετο, nachdem beide Male vorher vom Schwerte gesagt ist: ἀμφὶ 
δ᾽ ἄρ᾽ ὥμοισιν βάλετο. Natürlich könnte man εἵλετο, ἀνείλετο 1) auch 
vom mykenischen Kuppelschild sagen. Aber bei diesem ist das Aufheben 
nichts Charakteristisches. Im Gegentheil ist es wahrscheinlicher, dass der my- 
kenische Krieger, wenn er seinen Schild „anzog“, ihn nicht aufhob, sondern 
senkrecht auf die Erde stellte und, sich ein wenig bückend, den Telamon 
um die Schulter legte; also gewissermassen in den Schild hineinkroch?) 


1) So 29 von Nestor σάκος εἶλε τετυγμένον υἷος &oto ..... χαλκῷ mau- 


‚patvov, wo wahrscheinlich ein mykenischer Schild gemeint ist, s. die Analyse, 


2) Ganz anders liegt der Fall 0474 αὐτὰρ χερσὶν ἑλὼν δολιχὸν δόρυ καὶ 
σάκος ὥμῳ, WO χερσέν und Su@ parallel stehen, die Schulter also den Schild auf 
sich nimmt. 

ΟΣ: 


- 


Anlegen des 
Schildes. 


Ablegen des 
Schildes. 


τεύχεα, 
ἔντεα. 


20 Mykenische und ionische Waffen. 


Auch haben wir bereits oben festgestellt, dass der Schild des Agamemnon 
an jener Stelle des _7/ ein ionischer ist, und für den des Achilleus in 
T wird sich uns weiter unten das Gleiche ergeben. Man sieht hier 
deutlich, wie für die neue Waffe eine neue Formel geschaffen wird. 

Die Entwappnung eines mykenisch gerüsteten Kriegers wird Ὁ 125 
mit den Worten geschildert 

τοῦ δ᾽ ἀπὸ μὲν κεφαλῆς κόρυϑ᾽ εἵλετο xal σάχος ὥμων, 
wobei man den Plural ὥμων beachten möge. Damit vergleiche man 
© 1918, wo zwei ionisch gerüstete Krieger Nestor und Diomedes (vgl. 
oben S. 13) spolürt werden sollen: 

ὄφρα λάβωμεν 

ἀσπέδα Νεστορέην, τῆς νῦν χλέος οὐρανὸν Ikeı, 

πᾶσαν χρυσείην ἔμεναι, κανόνας TE nal αὐτήν, 

αὐτὰρ ἀπ᾽ ὥμοιιν Διομήδεος ἱπποδάμοιο 

δαιδάλεον ϑύίρηκα. 
Allerdings steht ἀσπίδα δ᾽ ὥμων auch einmal formelhaft vom ionischen 
Rundschild, 7 373 £. 

ἦ τοι ὃ μὲν ϑώρηχα ᾿Αραστρόφου ἰφϑίμοιο 

αἴνυτ᾽ ἀπὸ στήϑεσφι παναίολον ἀσπίδα τ᾽ ὥμων 

χαὶ κόρυϑα βριαρήν, 
wo aber schon das ὕστερον πρότερον in V. 374 und die Auslassung des 
Körpertheiles beim Helm den stümpernden Nachahmer verräth. In myke- 
nischer Zeit ist es also der Schild, in ionischer der Panzer, der dem Er- 
schlagenen von den Schultern genommen wird. 

Wo beim An- und Ablegen der Rüstung oder beim Spolüren das un- 
bestimmte τεύχεα oder ἔντεα gebraucht ist, muss die Entscheidung über die 
Art der Bewaffnung auf anderem Wege gesucht werden. Doch darf viel- 
leicht vorgreifend bemerkt werden, dass nur II 782 (= 846) ἀπ ὥμων 
τεύχε᾽ ἕλοντο, I 114 τεύχεα δ᾽ ἐξεδύοντο, Z 504 κατέδυ χλυτὰ τεύ- 
χεα ποικίλα χαλκῷ, O 120 (nachgeahmt I 596) ἔντε᾽ ἐδύσετο παμφα- 
νόωντα, Π 64 τύνη δ᾽ ὦμοιιν μὲν ἐμὰ χλυτὰ τεύχεα δῦϑε (vgl. 129) 
mykenische Rüstung, also der Schild, dagegen H 122 dr’ ὥμων τεύχε᾽ 
ἕλοντο, Π 650 ἀπό τ᾽ ὥμων τεύχε᾽ ἕληται, T 412 ἀπ᾽ ὥμοιιν Πατρό- 
χλου τεύχε᾽ ἕλοντο, N 5610. τεύχεα χαλὰ ὥμοιιν ἀφελέσϑαι, Π 663 ἀπ᾽ 
ὥμοιιν Σαρπηδόνος ἔντε᾽ ἕλοντο, O 544. χαλχήρεα τεύχε ἀπ᾿ ὦὥμων 
συλήσειν, X 368 = Ζ 28 -- Ο 524 ἀπ᾽ ὥμων τεύχε᾽ ἐσύλα ionische, 
also der Panzer gemeint ist. Auch 4 222 οἵ δ᾽ αὖτις κατὰ τεύχε᾽ ἔδυν, 


Handhabung des Schildes. 21 


PAT2f. τεύχεα δ᾽ Ἕχτωρ αὐτὸς ἔχων ὥμοισιν, N 241 δύσετο τεύχεα 
χαλὰ περὶ χροΐ), T 368 δύσετο δῶρα ϑεοῖο, P 194 (= 202) 6 δ᾽ ἀμ- 
βροτα τεύχεα δῦνεν 32), H 108 χατεδύσετο τεύχεα χαλά, 198 πολεμήια 
τεύχεα δύω, A222 χατὰ τεύχε ἔδυν, P186 ἔντεα δύω, K 254 -- 272 
ὅτελοισιν Evi δεινοῖσιν ἐδύτην, H 207 πάντα περὶ χροὶ ἕσσατο 
τεύχη, 7 808 τεύχεα ἑσσαμένω 5), Σ 461 αὐτὰρ ὃ Πάτροχλον περὶ 
μὲν τὰ ἃ τεύχεα ἕσσεν, K 84 ἀμφ᾽ ὥμοισι τιϑήμενον ἔντεα χαλά, 
Σ 182 (ἔντεα) ἔχων ὥμοισιν ἀγάλλεται, H 137 τεύχε᾽ ἔχων ὥμοισιν, 
Τ᾽ 11 (τεύχεα) ol’ οὔ πώ τις ἀνὴρ ὥμοισι φόρησεν ist der Panzer zu 
verstehen, während das ebenso zweideutige χαλκός 5 888 αὐτὰρ ἐπεὶ ἕσ- 
σαντο 7regl χροὶ νώροπτια χαλχόν, wie der Zusammenhang lehrt, den myke- 
nischen Schild, 4 16 ἐδύσετο νώροτεα χαλκόν und M 463. λάμπε δὲ χαλ- 
χῷ σμερδαλέῳ, τὸν ἕεστο περὶ χροΐ die ionische Panoplie bezeichnet. 
Wie man sich mit dem mykenischen Kuppel- oder Thurmschild gegen 

Speerwurf deckt, hat Reichel sehr schön gezeigt. Man bückt sich, sodass 
der Kopf unter dem oberen Rand verschwindet, man verkriecht sich in 
ihm, wie in einem beweglichen Schützengraben; daher P 526 (= Il 610) 

ἀλλ᾽ ὃ μὲν ἄντα ἰδὼν ἠλεύατο χάλχεον ἔγχος" 

πρόσσω γὰρ χατέχυψε, τὸ δ᾽ ἐξόπιϑεν δόρυ μαχρὸν 

οὔδει ἐνισχίμφϑη, ἐπεὶ δ᾽ οὐρίαχος πελεμίχϑη 

ἔγχεος. 

Ν 404 ἀλλ᾽ ὃ μὲν ἄντα ἰδὼν ἠλεύατο χάλκεον ἔγχος 

᾿Ιδομενεύς" χρύφϑη γὰρ ὕπ᾽ ἀσπίδι τερμιοέσσῃ ἢ 

τῇ ὕπο πᾶς ἐάλη, τὸ δ᾽ ὑπέρτπττατο χάλχεον ἔγχος, 

χαρφαλέον δέ οἱ ἀσπὶς ἐπιιϑρέξαντος ἄυσεν 

ἔγχεος. 
Ist der Speer in den Schild eingedrungen, so beugt der mykenische 
Krieger mit dem Körper aus. 
H 251 = T 357 διὰ μὲν ἀσπίδος ἦλϑε φαεινῆς ὄβριμον ἔγχος, 
ἄντιχρυς δὲ παραὶ λαπάρην διάμησε χιτῶνα 5) 
ἔγχος " ὁ δ᾽ ἐχλίνϑη nal ἠλεύατο κῆρα μέλαιναν. 


1) Vgl. 245 ὡς τοῦ χαλκὸς ἔλαμιπτε περὲ στήϑεσσε ϑέοντος und damit 497f. 
περὶ στήϑεσσε δὲ χαλκὸς σμερδαλέον κονάβιζε. Auch X 184 ἀκφὲὶ δὲ χαλκὸς ἐλάμ- 
nero εἴκελος αὐγῇ ist der Panzer gemeint. 

2) Vgl. A18 = T 371 δεύτερον ad ϑώρηκα περὶ στήϑεσσιν ἔδυνεν. 

3) Vgl. 819 ἔρυτο γὰρ ἔνδοϑε ϑώρηξ. 

4) S. oben 8, 10. 

5) Ueber die Ausscheidung von V. 252 s. unten. 


” 


Mykenische 
und ionische 
Parade. 


σὺν τεύχεσεν. 


22 Mykenische und ionische Waffen. 


Der ionische Krieger hält in der gleichen Situation seinen Rundschild 
empor oder weit von sich ab, wobei er sich im ersteren Fall natürlich auch 
ein wenig bückt: 
Υ 2188. Αἰνείας δ᾽ ἐάλη καὶ ἀπὸ ϑεν ἀσπίδ᾽ ἀνέσχεν 
δείσας, ἐγχείη δ᾽ ἄρ᾽ ὑπὲρ νώτου ἐνὶ γαίῃ 
ἔστη ἱεμένη" | 
Y261f. Πηλείδης δὲ σάχος μὲν ἀπὸ £o χειρὶ mayein 
ἔσχετο ταρβήσας. 
N 162 1, Anigoßog δὲ 
ἀσπίδα ταυρείην σχέϑ'᾽ ἀπὸ εὖ). 

Ganz vereinzelt findet sich auch eine zeitgemässe Umbildung der 
alten mykenischen Parade, indem sich der Krieger zwar nicht hinter seinen 
Schild verkriecht, aber doch auf den Boden niederduckt, sodass der Speer 
des Gegners über ihn hinwegfliegt. Diese Parade wendet Hektor gegen- 
über dem Achilleus an X 274ff. 

xal τὸ μὲν ἄντα ἰδὼν ἠλεύατο φαίδιμος Ἔχτωρ᾽ 

ἕζετο γὰρ προιδών " τὸ δ᾽ ὑπέρτατο χάλχεον ἔγχος, 

ἐν γαίῃ δ᾽ ἐπάγη. 
Man beachte das ἕζετο. In den oben angeführten mykenischen Parallel- 
stellen, die offenbar dem Verfasser als Vorbild gedient haben, steht 
700000 γὰρ xarexvıye oder χρύφϑη. 

Nur bei mykenischer Bewaffnung hat der formelhafte Vers aörixa 
δ᾽ ἐξ ὀχέων σὺν τεύχεσιν ἄλτο yauale seinen vollen und guten Sinn. 
Dass der mit einem Panzer bekleidete oder auch nur den Bügelschild 
tragende Krieger mit seinen Waffen vom Wagen abspringt, ist ja selbst- 
verständlich. Hingegen der mykenische Krieger wird, wenn er bedächtig 
vorgeht, zuerst selbst vom Wagen steigen und dann erst sich seinen Thurm- 
schild herabreichen lassen oder selbst herabheben. Nimmt er sich dazu 
nicht die Zeit, sondern springt gleich mit dem Schild um die Schultern 
herab, so ist das ein Zeichen grosser Erregung und unbändiger Kampf- 
lust. Das trifft zu bei Hektor, wenn er die wankende Schlachtreihe der 
Troer wiederherstellen will (Z 103 ff. = 4 211 ff. = E 494 ff.), bei Mene- 
laos, als er den Paris erblickt (T' 29), bei Sarpedon, als er dem Wüthen 
des Patroklos Einhalt thun will (TI 426 ff.). Weniger verstehen wir diesen 
Uebereifer bei Diomedes ./ 419, da hier die Scene noch vor der Wieder- 


1) Dass diese Verse späterer Zusatz eines Bearbeiters und ταυρεέην formel- 
haft mach V. 161) gebraucht ist, wird im zweiten Theil näher begründet werden. 


Handhabung des Schildes. 23 


eröffnung des Gefechts spielt, und bei Hektor M 81 und N 749 1), wo 
beide Male der eigentliche Kampf noch fern ist. Ueberdiess trägt Dio- 
medes nach 420 δεινὸν δ᾽ EBoaye χαλχὸς ἐπὶ στήϑεσσιν dvaxrog 
offenbar den Panzer, also ist hier der ursprünglich sehr bedeutungsvolle 
Vers zur blossen Formel herabgesunken, was übrigens auch für die Sar- 
pedonscene im II gilt; denn diese wird sich uns bei der Analyse als spä- 
tere Einlage zu erkennen geben. Gewissermaassen das Gegenstück zu der 
eben besprochenen Formel bildet der nur einmal vorkommende Vers II 367 
Ἕχτορα δ᾽ ἵσετεοι ἔχφερον ὠχύποδες σὺν τεύχεσιν. Bei einem ge- 
panzerten und den Rundschild tragenden Krieger versteht sich das doch 
wohl von selbst. 

'Wundervoll malt den rückwärts niederstürzenden mykenischen Krieger, 
der von seinem gewaltigen erzgeschmückten Schild ganz bedeckt wird, 
der Vers δούπησεν δὲ πεσών, ἀράβησε δὲ τεύχε᾽ ἐπὶ αὐτῷ. So heisst 
es E 294 von Pandaros, dem der Speer des Diomedes durch den Kopf 
gedrungen ist, und E 540 von Deikoon, den Agamemnon in den Unterleib 
gestossen hat. Wenn ein Fliehender im Rücken verwundet wird, so kann 
es auch heissen ἤρισττε δὲ πρηνής, ἀράβησε δὲ τεύχε᾽ Er’ αὐτῷ, wie 
E58, an freilich verdächtiger Stelle steht?), denn bei der Flucht trägt 
der mykenische Krieger den Schild natürlich auf dem Rücken, s. 4 545. 
Wenn aber auch zu E 540 einige Handschriften die Variante ἤριεττε 
δὲ πρηνής bieten, so ist diese Lesart an dieser Stelle ganz unsinnig, 
da Deikoon nicht flieht, sondern, wie die Art der Verwundung zeigt, dem 
Agamemnon gegenübersteht, also den Schild vor sich hat, also beim Vor- 
wärtsstürzen auf ihn, nicht unter ihn zu liegen kommen würde. Der 
Fall lehrt aber, wie leicht derartige Formeln mit einander vertauscht werden 
können, was wir uns für später merken wollen. Natürlich kann man 
auch von dem niederstürzenden Gepanzerten sagen ἀράβησε δὲ τεύχε᾽ 
ἐπ᾿ αὐτῷ, obgleich &r7’ αὐτῷ nicht ganz correct ist und streng genom- 
men du αὐτῷ gesagt werden müsste, wie denn in der That ® 408 τεύχεα 
δ᾽ ἀμφαράβησε steht. Die Formel wird denn auch wirklich sonst stets 
von ionisch gerüsteten Kriegern gebraucht, und zwar wenn meine Diagnose 
richtig ist, an folgenden Stellen: 4 504. © 260. N 187. P50. 311. O 578. 
Uebrigens darf nicht verschwiegen werden, dass überall τὸν δὲ σχότος 
ὄσσε χάλυϊγε substituirt werden könnte, was denn auch zu Ὁ 578 als 


1) Dieser Vers fehlt in Ven. A. 
2) Vgl. aber über diese seltsame Stelle das Capitel „Verwundungen“. 


Sturz mit dem 
Schild. 


Deckung mit 
dem ionischen 
Schild. 


24 Mykenische und ionische Waffen. 


Variante überliefert ist. Selbstverständlich kann man andererseits auch von. 
dem mykenischen Schild sagen, dass er um den Niederstürzenden prassele, 
— man denke an ἀμφιβρότη — und so wird denn die Parallelformel 
ἀμφὶ δέ οἱ βράχε τεύχεα στοικίλα χαλχᾷ nur vom Kuppelschild ge- 
braucht (M 396. N 181. 5420). Noch leichter lässt sich der erste Theil 
des besprochenen Verses δούπησεν δὲ στεσών auf den gepanzerten Helden 
übertragen. Abgesehen von den bereits angeführten Fällen wird er vom 
mykenischen Krieger „4 449. Ο 421. Π 822. E 617, vom ionischen N 373. 
442. 0 524. 578. Π 325. 599. P 580. Y 388 gebraucht. 

Haben wir bisher nur solche Fälle besprochen, wo entweder für den 
Gebrauch des Schildes der Veränderung seiner Gestalt gemäss neue Aus- 
drücke geschaffen oder die für den mykenischen geprägten mit mehr oder 


. weniger Berechtigung und Geschicklichkeit auf den ionischen übertragen 


werden, so fehlt es auch nicht an solchen, wo eine Verwendung des 
Schildes vorliegt, wie sie nur bei der ionischen, nun und nimmermehr aber 
bei der mykenischen Form möglich ist. Wie soll es z. B. Teukros Θ 267 ἢ 
fertig bringen, sich, so oft er geschossen hat, unter den Schild seines 
Bruders zu verkriechen, wenn dieser ein mykenischer war? 

στῆ δ᾽ do ὑπ Αἴαντος odxei Telauwvıddao. 

ἔνϑ᾽ Αἴας μὲν ὑπεξέφερεν σάχος" αὐτὰρ ὅ γ᾽ ἥρως 

πατυτήνας, ἐπεὶ ἄρ τιν᾽ ὀιστεύσας ἐν ὁμίλῳ 

βεβλήχοι, ὃ μὲν αὖϑι πεσὼν ἀττὸ ϑυμὸν ὄλεσσεν, 

αὐτὰρ, ὃ αὖτις ἰών, πάις ὃς ὑπὸ μητέρα, δύσχεν 

εἰς Αἴανϑ' ὃ δέ μιν σάχεξ χρύτυτασχε φαεινῷ. 
Gesetzt, dass zwischen dem am Telamon festhängenden Schild und dem 
Leib des Trägers Platz für einen aufrechtstehenden Mann gewesen wäre, 
was ich stark bezweifle, so doch gewiss nicht für einen in gebeugter Hal- 
tung sitzenden. Und hinter den Schild hätte Teukros doch nur ge- 
langen können, wenn er unter dem unteren Rand auf den Händen durch- 
gekrochen wäre, wobei ihn sein Bruder durch Heben und Schräghalten 
des Schildes kaum hätte unterstützen können. Denn wenn er den unteren 
Rand auch nur ein wenig von sich abhält, so muss sofort der obere an seinen 
Hals oder an sein Kinn stossen. Nein, die Ausdrücke στῆ δ᾽ do ὑπ᾽ 
«Αἴαντος Odxei, δύσχεν, χρύτυτασχε, vor allem aber ὑχεεξέφερεν σάχος 
deuten mit grösster Bestimmtheit auf den ionischen Rundschild. Nur 
diesen kann sein Träger in eine horizontale Lage bringen, was doch mit 
ὑτιξξέφερεν ganz gewiss gemeint ist. Den sich hinter solchem Rundschild 


Handhabung des Schilde. - 25 


seines Kameraden deckenden Bogenschützen kennen wir von schwarz- 
figurigen Vasen und den äginetischen Giebeln ja zur Genüge !). Mit einem 
mykenischen Schild kann nun einmal der Träger nur sich selbst, nicht 
auch einen anderen beschützen. Noch weniger möglich ist es, dass mehrere 
Lanzenkämpfer vor den zielenden Bogenschützen ihre Schilde halten, wie 
das 4 113 ff. beim Schuss des Pandaros erzählt wird, oder dass sie mit 
vorgehaltenem Schilde einen Gestürzten decken, wie das bei der Ver- 
wundung des Hektor der Fall ist 5 428. Dagegen ist es wohl denkbar, 
dass ein einzelner mykenischer Krieger eine Leiche in der Art deckt, dass 
er sich mit gespreizten Beinen und vorgehaltenem Schild über sie stellt; 
dies könnte also für E 300f. zutreffen, wo wir lesen ἀμφὶ δ᾽ ἄρ᾽ αὐτῷ 
βαῖνε --- πρόσϑε δέ οἱ δόρυ τ᾽ ἔσχε καὶ ἀσπίδα πιαντόσ᾽ ἐίσην, nur 
müsste zeguıdeooav für παντόσ᾽ ἐΐσην eingesetzt werden 3). Sicher gilt - 
es von P 132, wo Aias die Leiche des Patroklos deckt, und hier lernen 
wir auch die mykenische Formel dafür kennen: ἀμφὶ Mevoırıddn σάχος 
εὐρὺ χαλύψας, und N 420, wo Antilochos die Leiche des Hypsenor rettet, 
kehrt diese wieder: ἀλλὰ ϑέων περίβη nal οἱ σάχος ἀμφεχάλυψεν. Diesen 
Vers und die folgenden, wo ὑχοδύντε wohl richtig mit „die Leiche auf den 
Rücken nehmend“ übersetzt wird, hat der Verfasser des © entlehnt 331 ff. 

Ganz unmöglich ist es ferner, dass ein um Gnade bittender die Gnadeflehende. 
Kniee des mykenischen Kriegers umfasst, wenn dieser den Schild vor sich 
hält. Wenn wir also ὦ 67ff, von Achilleus und Lykaon lesen 

ἢ τοι ὃ μὲν δόρυ μαχρὸν ἀνέσχετο δῖος ᾿ἀχιλλεὺς 

οὐτάμεναι μεμαώς, ὃ δ᾽ ὑπέδραμε χαὶ λάβε γούνων 

χύψας, 
so müssen wir entweder annehmen, dass Achilleus den Rundschild trug 
oder, was an sich auch denkbar wäre (s. unten), dass er seinen Kuppelschild 
in diesem Moment auf den Rücken geschoben hatte. Ebenso ist über 
die Tros-Episode Y 463 ff. zu urtheilen. 

Nur der Rundschild kann gemeint sein, wenn es von der geschlossenen σάκε ὥμοι- 
Schlachtreihe und zwar sowohl von der avancirenden als der in Aufnahme- 0” κλέναν- 
stellung den Feind erwartenden heisst σάχε᾽ ὥμοισιν χλίναντες A 593. we 
N 488, X4. Wenn man den mykenischen Schild ἃ. ἢ. natürlich dessen 
oberen Rand an die Schultern anlehnt, so entzieht man dem Gesicht die 
Deckung und engagirt die linke Hand, die dann den Spreizstab halten 


1) S. K. Lange Berichte der Sächs. Gesellsch. 1878 S 48 ff. Taf. 170. 
2) Die Parallelstelle P 4 ff. gehört einem Nachdichter an; s. die Analyse. 


26 Mykenische und ionische Waffen. 


muss, beides ganz unnöthiger Weise und ohne ersichtlichen Vortheil. 
Denn was soll die geringe Schrägstellung, die man dem mykenischen 
Schilde überhaupt geben kann, nützen? Was aber beim Rundschild das 
ὥμοισιν xAlveıv bedeutet, kann das dodonäische Kriegerfigürchen (Arch. 
Zeit. XLV 1882. Taf. 1) zeigen. Man streckt den linken Arm in schräger 
Stellung vor, so dass der obere Rand des Schildes fest auf der Schulter 
aufliegt, wodurch zugleich der Arm entlastet wird. 
Aufstützen des X 97 erwartet Hektor den verfolgenden Achilleus σεύργῳ ἐττὶ 

regen προέχοντε φαεινὴν ἀσπίδ᾽ ἐρείσας. Den mykenischen Schild würde er 
einfach auf die Erde stellen, wobei er ihm zugleich Deckung gewähren 
würde. Hingegen den kleineren Rundschild zu stützen bedarf es einer erhöh- 
ten Unterlage, die hier die Quader des Thurmes bieten, und dabei ruht sich 
zugleich der ermüdete Schildarm aus. Kein Zweifel also, dass wir es 
auch hier mit dem ionischen Schild zu thun haben. 

Biwak. Die verschiedene Verwendung der beiden Schildarten beim Biwak 
hat Reichel 8.55 durch &474ff. und X 152ff. sehr hübsch illustrirt. 
In der Episode der Odyssee, wo die Bewaffnung durchaus mykenisch ist, 
schlafen die Krieger ὑπὸ τεύχεσι merrinöregs — εὗδον δ᾽ δὔχηλοι 
σάχεσιν εἰλυμένοι ὥμους. Der riesige Kuppelschild dient ihnen zugleich 
als Zelt und als Decke. In der Doloneia hingegen, für die auch Reichel 
die ionische Bewaffnung zugiebt, heisst es von der Mannschaft des Diomedes 
152 εὗδον" ὑπὸ χρασὶν δ᾽ ἔχον ἀσπίδας. Sie benutzen also den Rund- 
schild als Kopfkissen, wie unsere Infanteristen den Tornister. 

Lagernde Vielleicht noch charakteristischer aber sind die Parallelschilderungen 

Truppe in Γ' 1186, und H 61ff., wo die beiden Heere sich lagern, um dem Zwei- 
kampf, dort des Menelaos und Paris, hier des Aias und Hektor, zuzu- 
sehen. Im I’ ist, wenigstens in der hier allein für uns in Betracht 
kommenden Partie, die Bewaffnung mykenisch. Die Krieger legen ihren 
gewaltigen Schild ab und lehnen sich mit dem Rücken dagegen, wie an 
die Lehne eines Sessels: 89 τεύχεα χάλ᾽ ἀποϑέσϑαι ἐπὶ χϑονὲ σπτουλυ- 
βοτείρῃ, 114 τεύχεα δ᾽ ἐξεδύοντο, τὰ μὲν χατέϑεντ᾽ ἐπὶ γαίῃ τελησίον 
ἀλλήλων, ὀλίγη δ᾽ ἦν ἀμφὶς ἄρουρα, 134 ol δὴ νῦν ἕαται σιγῇ, πόλεμος 
δὲ πέπαυται, ἀσπίσι κεκλιμένοι, παρὰ δ᾽ ἔγχεα μαχρὰ πέπηγεν, 
326 οὗ μὲν ἔπειϑ᾽ ἵζοντο χατὰ στίχας, χε ἑχάστῳ ἵτεπτοι ἀερσί- 
ποδες καὶ ποικίλα τεύχε ἔχειτο. Hingegen in der betreffenden Partie 
des H sind die Heere nach ionischer Weise bewaffnet. Sie legen die 
Waffen nicht ab; dass sie den Panzer nicht ausziehen, ist selbstverständ- 


Handhabung des Schildes. Panzer. 27 


_ lieh), aber auch den Schild behalten sie am Arm und den Speer in der 
Hand, 61 τῶν δὲ στίχες εἵατο πυχγναί, ἀσπίσι καὶ κορύϑεσσι xal 


ἔγχεσι ττεφριχυῖαι oder vielleicht noch besser βεβριϑυῖαι, was die 
Scholien als Variante bieten. 


Panzer. 


Es ist eines der sichersten und weittragendsten Ergebnisse der Rei- 
chelschen Untersuchungen, dass der Metallpanzer und der mykenische 
Schild sich gegenseitig ausschliessen. Nicht nur wäre beides neben ein- 
ander ein Pleonasmus, da, wie Reichel sehr richtig bemerkt, der Kuppel- 
schild im wesentlichen dieselbe Funktion hat wie später der Panzer, auch 
die Handhabung des mykenischen Schildes würde durch den Panzer ausser- 
ordentlich erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht werden. Und doch — 
an wie unzähligen Stellen erscheint der Panzer, und wie oft Panzer und 
Schild neben einander. Also, wird man zunächst zu schliessen versucht 
sein, ist die Ilias ihrem Hauptbestandtheile nach zu einer Zeit gedichtet, 
wo der Panzer den Kuppelschild verdrängt hatte und zu unbedingter 
Herrschaft gelangt war, und wo neben dem Panzer der Schild erscheint, 
wird man unter diesem stets den ionischen Rundschild zu verstehen haben. 

Ganz anders urtheilt Reichel selbst. Nach ihm ist die Ilias abgesehen 
von ganz wenigen Partieen zur Zeit des mykenischen Kuppelschildes verfasst; 
erst um 700 hat ein Redactor den Panzer systematisch hineininterpolirt. 
Aber alle Iliasstellen, an denen ϑώρηξ, ϑωρήσσεσϑαι, χαλχεοϑώρηξ, 
χαλχοχίτωνες und ähnliche Ausdrücke stehen, diesem Interpolator zu- 
zuschreiben, das wagt Reichel denn doch nicht. Vielmehr nimmt er an, 
dass ϑωρήσσεσϑαι ursprünglich ganz allgemein „sich rüsten“, ϑώρηξ eben- 
so allgemein „die Rüstung“ bezeichnet habe und dass das Epitheton χαλ- 
χοχίτωνες auf einem Vergleich des mykenischen Schildes mit einem Chi- 


1) Vgl. auch 4 731 καὶ κατεκοιμήϑημεν ἐν ἔντεσε oloıw Exaoros. 


Ionischer 
Panzer und 
mykenischer 
Schild. 


ϑώρηξ. 


28 Mykenische und ionische Waffen. 


ton beruhe, also in Wahrheit bedeute „die mit den erzgeschmückten 
Schilden.“ 
Die erste Annahme ist sprachlich unmöglich. Kein Substantiv auf 
«+ bezeichnet einen Collectivbegriff. Dieser wird bekanntlich im Grie- 
chischen entweder durch den Singular des Femininums oder durch den, ur- 
sprünglich mit diesem identischen, Plural des Neutrums ausgedrückt 1). 
Demgemäss heisst die Rüstung bei Homer τεύχεα, ἔγτεα, in jüngern 
Partien auch örcka (vgl.8.20f.), und in nachhomerischer Zeit seavosrAla. Mit 
ϑώρηξ aber kann nur ein ganz bestimmtes einzelnes Rüstungsstück ge- 
meint sein. Nun wäre es allerdings denkbar, dass ϑώρηξ ursprünglich 
nicht den Metallpanzer, sondern ein Rüstungsstück bezeichnet hätte, das 
später durch diesen ersetzt worden wäre, und diese Möglichkeit wird 
sich uns im Laufe der Untersuchung als Thatsache ergeben. Aber überall, 
wo sich mit ϑώρηξ und ϑωρήσσεσϑαι das Determinativ „ehern“ verbindet, 
kann nur an den Metallpanzer gedacht werden. Auch ist zuzugeben, 
dass ϑωρήσσενϑαι, das ursprünglich nur bedeutet „sich den ϑώρηξ an- 
legen“, wie χορύσσεσϑαι „sich den Helm aufsetzen,“ später gerade wie 
χορύσσεσϑαι im allgemeinen Sinne für „sich wappnen“ stehen kann. 
Aber die Voraussetzung für diesen weiteren Gebrauch ist der engere, nach dem 
es sich auf ein einzelnes Stück der Rüstung bezieht. Auch mit der 
Möglichkeit, dass ϑωρήσσεσθϑαι in einzelnen Fällen einem älteren Aus- 
druck mykenischen Charakters substituirt ist, muss gerechnet werden, aber 
dabei wird es sich doch nur um einzelne Ausnahmen handeln. 
yahnoyırwves. Ebenso unannehmbar ist die Deutung von χαλχοχίτωνες. Mit einem 
Chiton hat der mykenische Schild wirklich verzweifelt wenig Aehnlichkeit. 
Was ist denn das Charakteristische am Schnitt des Chiton, worin unter- 
scheidet er sich von den primitiven Gewandstücken, dem Peplos, dem 
Schurz, dem Mantel? Ich denke weniger dadurch, dass er bis über die 
Hüften herabreicht, was Reichel S. 110 für besonders charakteristisch zu 
halten scheint, sondern darin vor allem, dass er sowohl die Brust als den 
Rücken gleichmässig bedeckt und an allen Seiten geschlossen ist. Dies 
hat aber von allen Rüstungsstücken nur der Panzer mit ihm gemein, nicht 
der einem durchgeschnittenen Cylindermantel gleichende mykenische Schild, 
der entweder nur die Brust oder nur den Rücken deckt. Mit dem Adı- 
γος χιτών I’ 57, auf den sich Reichel beruft, ist gemeint, dass auf das 
arme Opfer von allen Seiten, also auch vom Rücken her, Steine herein- 


1) Vgl. Johannes Schmidt, Pluralbindungen des indogermanischen Neutra S.1ff. 


Panzer. | 29 


' regnen, so dass er schliesslich rings von ihnen wie von einem steinernen 
Hemde umschlossen ist. In dem Worte χαλχοχέτων aber spricht sich eben- 
so die Freude über dies neue Waffenstück, das eherne Hemde, aus, wie in 

_ παντόσ᾽ ἐίση und εὔχυχλος die über den Rundschild. Natürlich ist auch 
hier wieder mit der Möglichkeit der Substitution zu rechnen. Das Wort, das 
fast ausnahmslos!) im Genetiv Pluralis vorkommt, kann leicht mit dozcı- 
στάων (oder ἀσπιδιωτῶν II 167), oder αἰχμητάων vertauscht werden. 
Doch wird die Analyse zeigen, dass eine solche Substitution nur B 47. 
E 180. Ρ 485 angenommen zu werden braucht. 

Dass vollends Ausdrücke wie χαλχεοϑώρηξ 4A 448. © 62, αἰολο- Weitere 
ϑώρηξ 4489. IT 173, ϑωρηχτής oder gar πεύχα ϑωρηχτής M 317. O 689. Pearson. 
739. ὦ 277.429, ῥῆξεν δέ οἱ ἀμφὶ χιτῶνα χάλχεον N 439, λάμπε 
δὲ χαλχῷ σμερδαλέῳ, τὸν ἕεστο περὶ χροί M 468, πᾶς δ᾽ ἄρα χαλχῷ 
σμερδαλέῳ χεχάλυφϑ᾽ N 191, wo gleich darauf im Gegensatz dazu der 
Schild genannt wird, στᾶς δ᾽ ἄρα χαλχῷ Adup’ ὥς τε στεροπὴ πατρὸς 
“Διὸς αἰγιόχοιο A 65, mit aller Bestimmtheit auf den Metallpanzer deuten, 
dass selbst die Hyperbel Y 102 οὐδ᾽ εἰ παγχάλχεος εὔχεται εἶναι nur 
in der Zeit des Metallpanzers ihre volle Bedeutung haben konnte, dies 
im Einzelnen auszuführen wird man mir wohl erlassen. 

Ebenso beweiskräftig sind Stellen, wo es heisst, dass die Rüstung 
dem Krieger auf den Leib passe I’ 333 ἥρμοσε δ᾽ αὐτῷ, P 210 Ἕχτορι 
δ᾽ ἥρμοσε τεύχε᾽ ἐπὶ χροί, T 884 fl. πειρήϑη δ᾽ ἕο αὐτοῦ ἐν ἔντεσι 
δῖος ᾿Δχιλλεύς, εἰ ol ἐφαρμόσσειε καὶ ἐντρέχοι ἀγλαὰ γυῖα" τῷ δ᾽ 
εὖτε πτερὰ γίγνετ᾽, ἄειρε δὲ ποιμένα λαῶν, oder wenn gesagt wird, 
dass das Erz unter dem Stoss des Gegners auf der Brust des Helden 
dröhne M 151 ὡς τῶν xduneı χαλχὸς ἐπὶ στήϑεσσι pasıvög ἄντην 
βαλλομένων, Φ 254 ἐπὶ στήϑεσσι δὲ χαλχὸς σμερδαλέον xovd- 
βίζεν, Ν᾿ 491] περὶ στήϑεσσι δὲ χαλχὸς σμερδαλέον novaßıLe τι- 
τυσχομένων χαϑ' ὅμιλον (wo gleich nachher 507 der Panzer ausdrücklich 
erwähnt wird), 825 λάχε δέ σφι περὶ χροὶ χαλχὸς ἀτειρὴς νυσσομένων, 
und von der Erschütterung beim Sprung vom Wagen 4420 δεινὸν δ᾽ 
ἔβραχε χαλχὸς ἐπὶ στήϑεσσι ἄναχτος 3). Mykenisch heisst das 
ἀμφὶ δέ οἱ βράχε τεύχεα (s. oben 8. 24). 


1) Die beiden einzigen Ausnahmen finden sich in der Doloneia K 287 
χαλκοχέτωνας ᾿“χαιούς und in der Nestorerzählung des A 694 ᾽Επειοὶ χαλκοχέτωνεθ. 

2) Vgl. B544 ϑώρηκας ῥήξειν δηέων ἀμφὶ στήϑεσσεν. Α 318 ἤτοι ὃ μὲν 
ϑώρηκα Ayaorodpov ἰφϑέμοιο αἴνυτ᾽ ἀπὸ στήϑεσφεν. 


30 Mykenische und ionische Waffen. 


Und wie will man im Ernst behaupten, dass, wenn es X 322 ff. heisst 
τοῦ δὲ καὶ ἄλλο τόσον μὲν ἔχεν χρόα χάλχεα τεύχη 
χαλά, τὰ Πατρόκλοιο βίην ἐνάριξε χαταχτάς" 
φαίνετο δ᾽, ἧ χληῖδες ἀπ ὥμων αὐχέν᾽ ἔχουσιν, 
λαυχανίέην, ἵνα ve ψυχῆς ὥχιστος ὄλεϑρος 
vom Schild, und nicht vom Panzer die Rede sei? Gerade das Schlüssel- 
bein wird ja vom Kuppelschild vortrefflich geschützt; um diese Stelle zu 
treffen, muss der mykenische Krieger mit dem Schwert von oben nach 
unten stossen, wie es der Goldschieber (Schliemann Mykenae 5. 202 Nr. 254, 
Reichel S. 6 Fig. 2) veranschaulicht. Achilleus aber stösst mit der Lanze, 
und da die Spitze dem Hektor zum Nacken herausdringt, wird der Stoss 
wagerecht, nicht von oben nach unten, geführt 826 ἢ, 
τῇ 6 ἐπὶ ol μεμαῶτ᾽ ἔλασ᾽ ἔγχεϊ δῖος ᾿Αχιλλεύς, 
ἄντιχρυς δ᾽ ἁπαλοῖο δι᾿ αὐχένος ἤλυϑ' ἀχωχή. 
Mit der Lanze würde ein mykenischer Held durch den Schild hindurch, 
nicht über ihn hinwegstossen (IM 404 u. ä., siehe unten). Den χάλχεος 
ϑώρηξ haben wir endlich N 372 und 398. 
γύαλα. Die beiden Bronzeschalen, aus denen der Metallpanzer besteht 1), werden 
E 99. 189. N 507. 587. O 530. P 314 erwähnt, ϑώρηχες χραταιγύαλοι 
steht 7'361. Wenn Reichel, allerdings nicht sehr zuversichtlich, an 
drei Stellen N 507 = P 314 ῥῇξε δὲ ϑώρηχος γύαλον und E 98, χαὶ 
βάλ᾽ ἐπαίσσοντα τυχὼν χατὰ δεξιὸν ὦμον ϑώρηκος γύαλον unter 
γύαλον die „Höhlung“ im Sinne des gewölbten Schildes, unter ϑώρηξ 
die mykenische Panoplie verstanden wissen will, so brauche ich das nach 
dem oben ὃ. 28 Bemerkten nicht mehr ausführlich zu widerlegen. Dass 
der Singular steht, erklärt sich doch sehr natürlich daher, dass zunächst 
das vordere γύαλον durchstochen wird; allerdings wenn der Stoss durch 
und durch geht, auch das den Rücken bedeckende; aber dies ausdrücklich 
zu sagen, war überflüssig. Nur ein Pedant wird es verlangen. 
Panzer und Die vollständige ionische Panoplie haben wir N 264. 
a τῷ μοι δούρατά τ᾽ ἔστι καὶ ἀσπίδες ὀμφαλόεσσαι 
χαὶ χόρυϑες nal ϑώρηχες λαμπρὸν γαγόωντες 


ZI 458 ff. contda χαὶ τρυφάλειαν 
καὶ χαλὰς χνημῖδας ἐπισφυρίοισ᾽' ἀραρυίας 
χαὶ ϑώρηχ᾽ 


1) Vgl. auch Paus. X 26, 2 und dazu meine Dliupersis S. 24 und Helbig 
Homer. Epos? 286 ff. 


Panzer. 31 


und T3598 

ὡς τότε ταρφεῖαι κόρυϑες λαμπρὸν γανόωσαι 

γηῶν ἐχφορέοντο χαὶ ἀσπίδες ὀμφαλόεσσαι 

ϑώρηχές τε χραταιγύαλοι καὶ μείλινα δοῦρα. 
Ausserdem habe ich noch zwölf Stellen gezählt, wo Schild und 
Panzer neben einander vorkommen, nämlich 4 447. E 281. Z 322. © 61. 
4A 373. 435. N 342. O 528. II 133ff, 803f. Σ 609f. Ψ 818. 

Wer alle diese Stellen zusammennimmt, kommt zu dem Schluss, dass 
kein Waffenstück in der Ilias!) so häufig vorkommt, wie der Panzer. 
Wollte man sämmtliche Verse, in denen er direct oder indirect erwähnt 
wird, einem Interpolator zuschreiben, so könnte man gar nicht mehr von 
Interpolation, man müsste von einer förmlichen Umdichtung sprechen. 

Und dennoch enthalten die Behauptungen Reichels einen richtigen 
Kern. Es giebt zahlreiche Stellen der Ilias, wo der Panzer fehlt. Ich be- 
gnüge mich vorläufig zwei besonders drastische anzuführen: M 427 ff. 

πολλοὶ δ᾽ οὐτάζοντο xara χρόα νηλέι χαλχῷ, 
ἡμὲν ὅτεᾳς στρεφϑέντι μετάφρενα γυμνωϑείη 
μαρναμένων, πολλοὶ δὲ διαμπερὲς ἀσπίδος αὐτῆς. 
Das ist absolut mykenisch. Der Träger des Kuppelschildes kann in der 
Regel nur verwundet werden, wenn man ihn bei einer unvorsichtigen 
Wendung in den unbedeckten Rücken trifft oder wenn man den Schild 
durchstösst. Die zweite findet sich 5 404 ff. 
τῇ da δύω τελαμῶνε regi στήϑεσσι τετάσϑην, 
ἦ τοι ὃ μὲν σάχεος, ὅ δὲ φασγάνου ἀργυροήλου" 
τώ οἱ δυσάσϑην τέρενα χρόα. 


1) Reichel legt S. 84 grosses Gewicht darauf, dass in der ganzen Odyssee 
keine Panzer vorkommen. Aber « 286 und ὃ 496 steht Ayaöv χαλκοχιτώνων, 
a 227. x 139. ψ 369 ϑωρήσσεϑαι, allerdings im allgemeineren Sinne, aber dieser 
setzt, wie S. 28 gezeigt, einen speciellen und die Existenz eines ϑώρηξ voraus. 
Dass beim Freiermord der Panzer keine Rolle spielt, erklärt sich daraus, dass weder 
die Freier noch Odysseus und seine Partei Zeit haben, ihn anzulegen. Sonst ist 
aber zur Erwähnung des Panzers kaum ein Anlass. Wenn Reichel ihn bei der 
Aufzählung der Waffen « 256 und o 377 ff. vermisst, so fehlt dort auch das 
Schwert, das man doch gewiss nicht der Odyssee absprechen wird. Von der 
Lügenerzählung des Odysseus aber ($468—522) bezweifele ich keinen Augenblick, 
dass ihr ein ganz altes Gedicht, etwa dem Grundstock des I’ gleichzeitig 
(s. unten), zu Grunde liegt; denn allerdings ist hier die Bewaffnung durchaus my- 
kenisch (s. oben $. 26.) 


Fehlen des 
Panzers. 


Panzerinter- 
polationen. 


32 Mykenische und ionische Waffen. 


Aias trägt also hier den Schwert- und den Schildgurt direet auf dem Leib. 
Ferner ist wenigstens in einigen Fällen in der That der Panzer ganz 
zweifellos interpolirt, entweder indem ein oder einige Verse zugesetzt sind, 


‘oder indem der ϑώρηξ einem mykenischen Waffenstück substituirt ist. 


Ein ziemlich sicheres Merkmal für solche Interpolation ist es, wenn der 
neben dem Panzer erscheinende Schild unzweideutig als ein mykenischer 
charakterisirt ist. Der zweite Fall ist äusserst selten. Er scheint z. B. 
Z 322 vorzuliegen, wo vielleicht ursprünglich ἀσπίδα χαὶ πήληκα statt 
ἀσπίδα καὶ ϑώρηχα stand 1). Die Begründung für diese Vermuthung kann 
indessen erst weiter unten bei der Analyse des Z gegeben werden. Für 
den zweiten Fall mag vorläufig ein einziges, bereits von Reichel 5, 95 
nachgewiesenes Beispiel genügen, während die übrigen in den besonderen 
Abschnitten über das Anlegen der Rüstung und über die Verwundungen 
besprochen werden sollen. Als Apollon den Patroklos auf den Rücken 
geschlagen hat II 786ff., da wirft ihm dieser Schlag den Helm vom Kopf, 
zerbricht ihm die Lanze, zerreisst ihm den Telamon, so dass dieser mit- 
sammt dem Schild zu Boden fällt, und darauf löst ihm der Gott den 
Panzer: 
αὐτὰρ ἀπ᾿ ὥμων 

ἀσπὶς σὺν τελαμῶνι χαμαὶ zr&oe τερμιόξσσα. 

λῦσε δέ οἱ ϑώρηχα ἄναξ Διὸς υἱὸς ᾿Α4πόλλων. 

τὸν δ᾽ ἀάτη φρένας elle, λύϑεν δ᾽ ὑπὸ φαίδιμα γυῖα. 
Während also ein Schlag genügt, um Helm und Schild .zu Boden stürzen 
zu lassen und die Lanze zu zerbrechen, muss sich jetzt Apollon noch 
zu einer zweiten Handlung bequemen und zwar zu einer recht umständ- 
lichen und sehr wenig erhabenen, nämlich die Hefteln des Panzers zu 
lösen. Der Verfasser des Urtextes würde, wenn er etwas vom Panzer 
gewusst hätte, diesen gewiss in Folge des göttlichen Schlages haben zer- 
bersten lassen. Schon die jetzt in der Schilderung liegende poetische 
Ungeheuerlichkeit würde, wie Reichel richtig gesehen hat, den Vers 804 
verdammen, auch wenn nicht der Panzer und die ἀσπὶς reguıdeoo« mit _ 
dem τελαμών sich gegenseitig ausschlössen. Der Interpolator verräth 
sich übrigens auch darin, dass er uns über das weitere Schicksal des 
Panzers kein Wort sagt, während vorher sehr anschaulich geschildert ist, 
wie Helm und Schild in den Staub fallen und die Lanze zerbricht. 


1) Aehnlich schon Reichel 98. 


Panzer-Interpolation und -Substitution. 33 
το ΙΕ ae ber auch Stellen, wo der neben dem Panzer genannte 
Schild nur scheinbar ein mykenischer ist. So 4447 ff. = Θ 61 8. 

σὺν ῥ᾽ ἔβαλον ῥδινούς, σὺν δ᾽ ἔγχεα καὶ μένε ἀνδρῶν 

χαλχεοϑωρήχων᾽" ἀτὰρ ἀσπέδες ὀμφαλόεσσαι 

ἔπληντ᾽ ἀλλήλῃσι, πολὺς δ᾽ ὀρυμαγδὸς ὀρώρει. 
Hier lassen sich die ἄνδρες χαλχεοϑώρηκχες in keiner Weise entfernen; 
‚also können die dıvol oder ἀσπίδες ὀμφαλόεσσαι nicht die mykenischen 
Kuppelschilde, es müssen die zum Metallpanzer gehörigen ionischen Rund- 
schilde sein. Nun könnten diese ja allerdings insofern dıvoi heissen, 
als sie mit Rindsleder gefüttert sind !), aber wahrscheinlicher ist mir, dass 
hier eine ähnliche Uebertragung stattgefunden hat, wie wenn die Alten 
das Wort für Lehmziegel σελένϑος auf den Mamorquader übertragen und 
die Säule mit Marmorreliefs columna caelata nennen, oder wenn wir unsere 
stählerne Schreibselavin als Feder bezeichnen, also die bekannte sprach- 
liche Erscheinung, dass das Wort nicht mehr als Bezeichnung des Mate- 
rials, sondern lediglich des ursprünglich aus diesem Material gefertigten 
Gegenstandes empfunden wird2). Aehnlich könnte man über ßosi« in 
E 452 1. -Ξ- Π 425 ff. 

δήουν ἀλλήλων ἀμφὶ στήϑεσσι βοείας 

ἀσπίδας εὐχύχλους λαισήιά TE πτερόεντα 
zu urtheilen versucht sein®), wenn hier nicht etwa der zweite Vers ein 
jüngerer Zusatz ist, worüber später mehr. Denn λαεσήτα scheint zwar 
Reichel richtig auf die ungegerbten Felle gedeutet zu haben, die den Schild 
ersetzen konnten. Gerade für diese aber ist das ἀμφὶ στήϑεσσι nicht pas- 
send. Auf mykenischen Bildwerken sind sie nicht nachweisbar, für das 
sechste und fünfte Jahrhundert aber sowohl durch die Bildwerke als durch 
das Skolion des Hybrias belegt. 

Wie das Nomen ϑώρηξ, so scheint auch das Verbum ϑωρήσσειν 
an einigen wenigen Stellen einem älteren Ausdruck substituirt zu sein, 
namentlich Β 11 = 28 = 65. 72. IT155, wo das Activ steht, also der 
oben erörterte weitere Gebrauch zu constatiren ist, da der Feldherr doch 


1) Auch die Möglichkeit ist offen zu lassen, dass der erste Vers aus einem 
verlorenen Stück der ältesten Ilias entnommen und von dem Ionier weiter aus- 
gemalt ist. 

2) Ueber ὀμφαλόεσσα 8. oben 8. 3 u. 6. 

3) Doch bleibt auch die Möglichkeit, dass hier, wie E 797 (s. 8. 6), εὐκύ- 
κλους für ἀμφιβρότας substituirt ist. 

Robert, Studien zur Ilias. 3 


Mykenische 
Schilde neben 
Panzer. 


ϑωρήσσεεν 
substituirt. 


uiron. 


34 Mykenische‘ und ionische Waffen. 


nicht seinen Soldaten mit eigenen Händen die Panzer anlegt; ferner 4 226 
und Γ 340. Denn alle diese Verse stehen in Partien, für die mit Be- 
stimmtheit mykenische Bewaffnung angenommen werden muss, s. unten 
die Analyse. Ich glaube den ursprünglichen Ausdruck in xooueiv ge- 
funden zu haben, vgl. ΓῚ αὐτὰρ ἐπεὶ xdoundev ἅμ᾽ Nysudveooı 
ἕχαστοι, 8 379 τοὺς δ᾽ αὐτοὶ βασιλῆες ἐκόσμεον, und die ganz alte 
Stelle 4 16, wo die beiden Atriden χοσμήτορε λαῶν heissen, und ver- 
muthe also, dass in den bezeichneten Versen für ϑωρῆξαι, ϑώρηξεν, Iw- 
ρηχϑῆναι, ϑωρήχϑησαν: χοσμῆσαι, χόσμησεν, κοσμηϑῆγναι, κοσμήϑη- 
σαν gestanden habe. Nur _4 226 wird man ὁρμηϑῆναι zu schreiben 
haben. II 155 steht ausserdem noch der ungeheuerliche Ausdruck ϑώ- 
ρηξεν σὺν τεύχεσιν, also σύν mit dem Dativ statt des Dativ instrumentalis. 
Schon dies ist ein Zeichen der Ueberarbeitung, denn der Interpolator hat 
offenbar ältere Iliasstellen falsch aufgefasst, wo σὺν τεύχεσιν nicht wie er 
meinte zu ϑωρηχϑέντες, sondern zum Verbum finitum gehört. So 
Σ 277 πρῶι δ᾽ ὑπηοῖοι σὺν τεύχεσι ϑωρηχϑέντες στησόμεϑ᾽ du 
πύργους, d.h. morgen wollen wir uns mit unseren Waffen versehen, im 
Panzer, auf die Thürme stellen, und ähnlich gleich darauf 808 ἢ, (nachge- 
ahmt © 530 δ) πρῶν δ᾽ ὑπηοῖοι σὺν τεύχεσι ϑωρηχϑέντες νηυσὶν 
ἐπτὶ γλαφυρῇσιν ἐγείρομεν ὀξὺν Ἄρηα; vgl. A 48. 725. M 77. Eine 
solche Stelle also muss der Ueberarbeiter von II missverstanden haben, als, 
er, χόσμησεν in ϑώρηξεν ändernd, auch im folgenden Vers σὺν τεύχεσιν 
einem anderen Ausdruck substituirte. Vielleicht stand ἀνὰ κλισίας ἐυτύχ- 
τους da (vgl. N 240), obgleich mich dies nicht ganz befriedigt. 

Wie zum Rundschild der Metallpanzer, so gehört nach Ausweis der 
mykenischen Bildwerke zum Kuppelschild der von einem breiten Metall- 
gürtel zusammengehaltene Schurz. Wenn noch Helbig sich den Metall- 
gürtel neben dem Panzer getragen dachte, so ist dieser Irrthum von Reichel 
wohl hinreichend widerlegt. Aber auch den Chiton kannte bereits die 
mykenische Cultur, und zwar nicht bloss den langen geschürzten, den 
ihr Reichel allein zugestehen will, sondern auch den kurzen, den ihr 
Helbig und Studniezka!) mit Recht vindieirt haben. Den monumentalen 
Beleg hierfür liefert die von Tzundas gefundene spätmykenische Vasen- 
scherbe Ἔφ. ἀρχ. 1891 πίν 3 (bei Reichel 8. 75). Der hier dargestellte 
Krieger trägt einen Chiton, der eben noch den Anfang der Oberschenkel 


1) Helbig Homer. Epos +73. Studniezka Beitr. z. Gesch. d. altgriech. 
Tracht 58, vgl. Tzundas Μυκῆναε 56 ff. 


u 


Gürtel 35 


bedeckt, ohne dass von Schürzung und Gürtung irgend etwas zu er- 
kennen wäre. 
Den Metallgürtel hat man nun mit Recht in einigen Stellen der 
Dias wiedergefunden. Zunächst E 856 ff., wo Diomedes den Ares verwundet 
ἐπέρεισε δὲ Παλλὰς ᾿ϑήνη 
γείατον ἐς χενεῶνα, ὅϑι ζωννύσχετο ulronv' 
τῇ ῥά uw οὗτα τυχών, διὰ δὲ χρόα χαλὸν ἔδαψεν. 
Hier heisst dieser Metallgürtel also μέτρη, wie später das metallene Stirn- 
band. Und E 707 wird Oresbios als Träger eines solchen Metallgürtels 
αἰολομέτρης genannt. An anderen Stellen erscheint statt der μέτρη 
der ζωστήρ. Dass dies nicht ein über dem Panzer sitzender Gürtel ist, 
wie Helbig annahm, lehrt besonders deutlich E 534 ff, wo der Speerwurf 
des Agamenon den Deikoon trifft: 
τόν da κατ᾿ ἀσπίδα δουρὶ βάλεν κρείων Ayausuvwv' 
ἣ δ᾽ οὐχ ἔγχος ἔρυτο, διαπρὸ δ᾽ εἴσατο χαλχός, 
γειαίρῃ δ᾽ ἐν γαστρὶ διὰ ζωστῆρος ἔλασσεν. 
δούπησεν δὲ πεσών, ἀράβησε δὲ τεύχε᾽ Er’ αὐτῷ. 
Offenbar trägt hier Deikoon nur den ζωστήρ, nicht den Panzer. Denn 
sonst müsste dieser mit ὅῆξε δὲ ϑώρηχος γύαλον (s. unten 8. 56) er- 
wähnt sein, wobei ich den echt mykenischen Schlussvers nicht einmal in 
Rechnung stelle, da dieser formelhaft gebraucht sein könnte. Ebenso steht 
die Sache bei der Parallelstelle P 517 ἢ, 
χαὶ βάλεν ᾿“ρήτοιο κατ᾽ ἀσπίδα παντόσ᾽ ἐίσην (1. τερμιόεσσα»)" 
ἣ δ᾽ οὐχ ἔγχος ἔρυτο, διαπρὸ δ᾽ εἴσατο χαλχός, 
γειαίρῃ δ᾽ ἐν γαστρὶ διὰ ζωστῆρος ἔλασσεν 
sowie E 615. M 189. Reichel denkt hier an den Gürtel, der den Chiton 
zusammenhielt und schürzte, stellt sich also die verwundeten Helden nicht 
mit Schurz und Metallgürtel, sondern mit dem gegürteten Chiton beklei- 
det vor. Dass ist gewiss möglich; denn dass der Chiton in der Ilias auch 
bei mykenischer Bewaffnung vorkommt, werden wir gleich sehen. Aber 
ebenso nahe scheint es mir doch zu liegen, dass ζωστήρ an einigen dieser 
Stellen, namentlich den eben ausgeschriebenen, dasselbe bedeutet wie μέτρη. 
Denn dass diese ein ζωστήρ ist, wird doch Niemand bestreiten, und ebenso 
wenig, dass die Ilias für dasselbe Waffenstück verschiedene Bezeichnungen 
hat; man denke an ἀσπίς, σάχος; χόρυς, κυνέη, τρυφάλεια u.8.w. Auch 
K 77, wo unter den Waffen des Nestor neben Schild, Helm und Speeren 
der ζωστὴρ παναίολος genannt wird, ᾧ ῥ᾽ ὁ γεραιὸς ζώννυϑ', ὅτ᾽ ἐς 
3* 


ζωστήρ. 


36 Mykenische und ionische Waffen. 


πόλεμον φϑισήνορα ϑωρήσσοιτο wird man lieber an den Metallgürtel 
als mit Reichel an den Gürtel des Chiton denken. Allerdings muss man 
dann annehmen, dass der Dichter an dieser Stelle archaisire oder vielmehr 
mit Absicht-dem Nestor eine altfränkische Rüstung gebe. 
Mykenaeer im Der Chiton wird bekanntlich auch unter dem Panzer getragen; er 
Onton. ist also an sich noch kein Kennzeichen mykenischer Bewaffnung. Wohl 
aber kann er unter Umständen zu einem solchen werden, wenn von ihm 
ausgesagt wird, was zugleich vom Panzer gesagt werden müsste, falls er 
vorhanden wäre, z. B. 4 99, wo Agamemnon den Bienor und Oileus spolürt. 
χαὶ τοὺς μὲν λίπεν αὖϑι ἄναξ ἀνδρῶν Ayauduvwv 
στήϑεσι παμφαίνοντας, ἐπεὶ περίδυσε χιτῶνας. 
Hätten sie auch den Panzer getragen, so würde der Dichter von diesem 
ungleich kostbareren Beutestück gewiss nicht geschwiegen haben. Dasselbe 
gilt von den Parallelstellen Π 840f. Ἕχτορος ἀνδροφόνοιο αἱματόεντα 
χιτῶνα περὶ στήϑεσσι δαΐξαι und. B A16f. Ἑχτόρεον δὲ χιτῶνα 
regt στήϑεσσι δαΐξαι χαλχῷ δωγαλέον, wo es in gleichem Falle 
von dem Metallpanzer heissen würde ϑώρηχα ῥῆξαι oder χιτῶνα χάλ- 
xeov ῥῆξαι (vgl. N 439). Ferner E 113 αἷμα δ᾽ ἀνηχόντιζε διὰ 
orgentoio xır@vog!), als dem Diomedes der Pfeil aus der Wunde 
gezogen wird; denn die vorhergehenden Verse 99. 100 (τυχὼν χατὰ 
δεξιὸν ὦμον) ϑώρηχος yvakov‘ διὰ δ᾽ ἔτττατο πειχρὸς ὀιστός, ἄντι- 
χρυς δὲ διέσχε, παλάσσετο δ᾽ αἵματι ϑώρηξ haben wir unbedingt als 
spätere Interpolation anzusehen. Sie stehen nicht nur wegen des Pan- 
zers, der auch 113 erwähnt sein müsste, mit diesem in Widerspruch, 
sondern auch deshalb, weil nach ihnen sofort nach der Verwundung der 
Panzer mit Blut besudelt werden würde, das aber nach 113 erst hervor- 
schiesst, als der Pfeil herausgezogen wird. Die von Reichel mitgeteil- 
ten, conciliatorischen Erklärungsversuche von Dörpfeld und Studniezka 
werden dem in ἀνηχόντιζε liegenden Bild „wie ein Geschoss hervorschies- 
sen“ nicht gerecht (s. unten S. 57). Auch Y 471, wo das Blut den χόλος 
füllt, scheint der Verwundete nur mit dem Chiton bekleidet zu sein. 
Natürlich war nun auch dieser Chiton in der Regel mit einem Gürtel 
zusammengehalten, was überdies ® f. 30 ausdrücklich gesagt wird ἐυτμή- 
τοῖσιν ἱμᾶσιν, τοὺς αὐτοὶ φρορέεσχον ἐττὶ στρεπτοῖσι xır®oıy. Zugleich 
lehrt diese Stelle, dass dieser Chitongürtel nicht wie der Gürtel des Schurzes 


1) στρεπτός scheint Studniezka 63 richtig als „wohlgezwirnt“ zu erklären. 


Chiton. 37 


aus Metall sondern aus Leder war. Da man nun wohl Leder, nicht aber 
Metall mit Purpur färbt, so ist der ζωστὴρ polvızı φαεινός, den Oineus 
dem Bellerophon Z 219 und Aias dem Hektor H 305 schenkt, ein 
Chitongürtel und als solcher denn auch auf der schönen Vase Mon. d. 
Inst. I 35. 36 dargestellt. Das liegt übrigens in der Natur der Sache; 
den Chiton kann man auch ohne Gürtel tragen, nicht aber den Lenden- 
schurz. 

Ich habe es eben mit Absicht nur als möglich bezeichnet, dass der Ionier im 

Chiton, wo er ohne den Panzer erwähnt werde, ein Kriterium für myke- De Te 
nische Bewaffnung sein könne; unbedingt st er es nämlich keineswegs. 
Sehen wir doch noch auf Vasen des 6. und 5. Jahrhunderts häufig genug 
Krieger, die zu Rundschild und Beinschienen blossen Chiton, nicht 
aber den Panzer tragen. Der Panzer, nämlich der alte bronzene, ist doch 
immerhin ein Stück von einer gewissen Kostbarkeit, und so ist es sehr 
wohl möglich, dass auch in der Ilias geringere Helden bei sonst ionischer 
Bewaffnung im blossen Chiton und ohne den Panzer eingeführt werden. 
Es wird sich später herausstellen, dass dies für die eben angeführten Stel- 
len aus B Y und ® gilt. Auch ζώνγυσθαι 415, obgleich es aller- 
dings ursprünglich das Anlegen der μέτρη bedeuten mag, weist keineswegs 
mit Bestimmtheit auf mykenische Bewaffnung, da ja auch der unter dem 
Panzer getragene Chiton gegürtet wird, und wenn #130 χαλκὸν ζώγγυσ- 
ϑαι und gleich darauf ἐν τεύχεσσιν ἔδυνον steht, so ist es hier durch 
den Sprachgebrauch wohl ebenso verallgemeinert wie ϑωρήσσεσϑαι. 

Absichtlich habe ich bei der bisherigen Betrachtung die beiden Panzer Mykenischer 
bei Seite gelassen, die den Interpreten die grösste Schwierigkeit gemacht des 
haben, den des Menelaos im / 132ff., und den des Polydoros im Y 413 ff. 

Mit ihnen haben wir uns jetzt zu beschäftigen. Beginnen wir mit dem 
Panzer des Polydoros: 

τὸν βάλε μέσσον ἄκοντι ποδάρχης δῖος ᾿Αἰχιλλεὺς 

γῶτα παραΐσσοντα, ὅϑι ζωστῆρος ὀχῆες 

χρύσειοι σύνεχον καὶ διτιλόος ἤντετο ϑώρηξ᾽ 

ἄντιχρυς δὲ διέσχε mag’ ὀμφαλὸν ἔγχεος αἰχμή. 
Also Achill stösst ihn in den Rücken, die Lanze dringt durch und durch 
und kommt beim Nabel heraus, wozu stimmt, dass ihn Achill μέσσον d.h. 
in die Mitte der verticalen Rückenlinie, also in das Kreuz getroffen hat. 
Nun gleich zur Parallelstelle des 7. Athene lenkt den von Pandaros 
auf Menelaos abgeschossenen Pfeil 


38 Mykenische und ionische Waffen. 


αὐτὴ δ᾽ avr’ ἔϑυνεν ὅϑι ζωστῆρος ὀχῆες 

χρύσειοι σύνεχον nal διπλόος ἤντετο ϑώρηξ. 

ἐν δ᾽ ἔπεσε ζωστῆρι ἀρηρότι πιχρὸς ὀιστός" 

διὰ μὲν ἂρ ζωστῆρος ἐλήλατο δαιδαλέοιο, 

xal διὰ ϑώρηχος πολυδαιδάλου ἠρήρξιστο χτλ. 
Dann 139 

ἀχρότατον δ᾽ ἄρ᾽ ὀιστὸς ἐπέγραψεν χρόα φωτός" 

αὐτίχα δ᾽ ἔρρεεν αἷμα χελαινεφὲς ἐξ ὠτειλῆς. 
Endlich 146 

τοῖοί τοι, ἸΠενέλαε, μιάνϑην αἵματι μηροὶ 

εὐφυέες χνῆμαί τε ἰδὲ σφυρὰ nah ὑπένερϑεν. 
Hier trifft also der Schuss den Unterleib. Und doch wird beide Male 
die Stelle der Verwundung mit denselben Worten bezeichnet: ὅϑε ζω- 
στῆρος ὀχῆες χρύσειοι σύνεχον xal διτλόος ἤντετο ϑώρηξ. Aus 
diesem Sachverhalt ergiebt sich unmittelbar, dass die erwähnte doppelte 
Panzerlage nicht in verticaler, sondern in horizontaler Richtung lief, und 
zwar in der Höhe des Kreuzes und des Nabels. Helbigs Erklärung (5. 286), 
dass es sich um die Ränder der beiden γύαλα handele, die längs einer 
der Schmalseiten des Körpers an einander gestossen seien, kann also nicht“ 
aufrecht gehalten werden und ist bereits von Reichel $. 81 mit Recht ab- 
gelehnt. Auch macht dieser treffend 5. 91 darauf aufmerksam, dass ein 
Metallpanzer es dem Menelaos unmöglich gemacht hätte, den in der Wunde 
steckenden Pfeil zu sehen, wie das V.151 erzählt wird. Ich möchte 
hinzusetzen, dass ein Panzer mit Rändern, die an den Fugen über ein- 
ander übergreifen, nicht nur meines Wissens ohne alle Analogie ist, sondern 
doch wohl auch recht unzweckmässig sein würde. Sollen wir uns also 
entschliessen mit Reichel den Vers χαὶ διὰ ϑώρηχος πολυδαιδάλου 
ἠρήρειστο als späteren Zusatz zu betrachten? Wir würden dadurch wenig 
gewinnen, denn es bliebe immer noch der δισχελόος ϑώρηξ in V. 133 und 
Y 415, und unter diesem mit Reichel einen doppelten Leibschutz, nämlich 
den ζωστήρ selbst und die gleich darauf erwähnte uiron zu sehen, 
hindert uns das $. 28 über die Bedeutung von ϑώρηξ Bemerkte. Und selbst 
wenn man diese unmögliche Auffassung von ϑώρηξ zugeben wollte, wie ab- 
strus wäre es, dasselbe Waffenstück in demselben Vers zuerst mit einem spe- 
ciellen und dann mit einem generellen Namen zu bezeichnen. Den Reichel- 
schen Gedanken würde ein verständiger Dichter doch ausgedrückt haben 
„wo die Heftel des Gürtels zusammenstossen und die Mitre darunter sitzt“, 


Panzer des Polydoros und Menelaos. 39 


also etwa μέτρης ἐυχάλχου ὕπερϑεν. Dabei haben wir uns der üblichen 
Interpretation angeschlossen, die σύνεχον intransitiv fasst; noch schlimmer 
wird die Sache, wenn man, was ich für das richtige halte, σύνεχον transitiv 
nimmt und als Object dazu aus dem Folgenden ϑώρηκα ergänzt; dann 
hält der Gürtel sich selbst und die Mitre zusammen. 

Aber so unhaltbar seine Wortinterpretation ist, in der Sache hat 
Reichel Recht. Ein Metallpanzer kann an den beiden Stellen nicht ge-. 
meint sein. Einen solchen wird man weder so verfertigen noch so an- 
legen, dass an einer Stelle eine doppelte Lage entsteht; das kann man 
nur bei einem Panzer aus weicherem Stoff, sei es Leder, sei es Gewebe. 
Das wird bestätigt durch die vorher mit Absicht bei Seite gelassenen 
Verse 137 ff. Nachdem der Pfeil den ϑώρηξ durchbohrt hat, heisst es 
weiter 

μίτρης 3, ἣν ἐφόρει ἔρυμα χροός, ἕρκος ἀχόντων, 

ἣ οἱ πλεῖστον ἔρυτο᾽ διατιρὸ δὲ εἴσατο καὶ τῆς. 

ἀχρότατον δ᾽ ἄρ᾽ ὀιστὸς ἐπέγραψεν χρόα φωτός. 
Also nicht der Panzer, sondern die unter ihm liegende μέτρη — τὴν 
χαλχῆες κάμον ἄνδρες 187. 216 — bildet den Hauptschutz gegen die 
feindlichen Geschosse; ja 186. 215 wird sogar der lederne ζωστήρ als 
ein solcher Schutz bezeichnet. Mithin kann der Panzer nicht aus Bronze 
gewesen sein. Jene doppelte Lage des Panzers befindet sich unter dem 
ζωστήρ. Ohne Zweifel wird sie durch ihn bewirkt. Wir brauchen also 
nicht länger Verstecken zu spielen, sondern können sie einfach als 
Bausch bezeichnen. Und was die ὀχῆες des ζωστήρ betrifft, so wäre ja 
denkbar, dass man das Schloss bald auf dem Leib, bald auf dem Rücken 
getragen hätte, aber einfacher dünkt mich doch die Annahme, dass die 


Worte „wo die Heftel des Gürtels den Panzer zusammenhalten“ nur eine 


Umschreibung für „auf den Gürtel“ sind, wie sie auch die meisten neueren 
Commentatoren verstehen. Diese lediglich durch exacte Interpretation 
erschlossene Panzerart dürfen wir vielleicht auch auf zwei mykenischen 
Bildwerken erkennen. Sowohl auf der mykenischen Kriegervase!) als 
auf der Kalksteinplatte?) tragen die Krieger ein bis zum Beginn des Ober- 


1) Furtwängler und Löscheke Myk. Vasen XLI. XLII. 

2) ’Ey. ἀρχ. 1896 πέν. 1. Tzundas, dem die Wisssenschaft die Ent- 
deekung dieses wichtigen Bildwerkes verdankt, will (a. O.p. 8) vielmehr ein dop- 
peltes Gewand, ein gegürtetes ἔνδυκα und ein kürzeres ungegürtetes ἐπένδυμα 
unterscheiden. Gewiss lässt die Darstellung auch diese Auffassung zu; aber 


40 Mykenische und ionische Waffen. 


schenkels reichendes Gewand, das deutlich gegürtet und geschürzt ist, 
also in der That um die Weichen eine doppelte Lage bildet. Auf der 
Brust, aber auch unterhalb des Gürtels, sind Kreise und Streifen gemalt, die 
wohl den aufgenähten Erzschmuck wiedergeben sollen; also auch die Be- 
zeichnung πολυδαίδαλος trifft auf dieses Rüstungsstück zu. . Ueber den 
Stoff ist leider ein sicheres Urtheil nicht möglich, doch wird man wegen 
der langen breiten Franzen wohl lieber an Leder oder Wolle als an Lein- 
wand denken mögen, und vielleicht ist der „Filzpanzer“, den die Lake- 
dämonier !) noch im Archidamischen Kriege trugen, ein direeter Abkömm- 
ling dieses spätmykenischen. Einen solchen Panzer oder Koller hat also 
Menelaos im 4, Polydoros im Y. Menelaos trägt ausserdem darunter die 
μέτρη und den Lendenschurz — denn dieser ist, wie Studniezka gesehen 
hat, unter dem V.187 und 216 genannten ζῶμα zu verstehen. ζῶμα 
re χαὶ μίτρη bilden einen Begriff, und es ist aus der Wortfolge keines- 
. wegs zu entnehmen, dass das ζῶμα über der uiron gesessen habe, wie 
Reichel 109 will, der sich dadurch zu der Annahme genöthigt sieht, dass 
das ζῶμα um den unteren Rand der breiten Blechbinde gewickelt ge- 
wesen und durch den ζωστήρ festgehalten worden sei. Dieser Annahme 
widersprechen die mykenischen Bildwerke, die stets die uirogn über dem 
ζῶμα zeigen, z. B. die Dolchklinge mit der Löwenjagd, die Stierbecher, 
namentlich aber das Bronzefigürchen bei Tzundas Mvxjvaı τίν. 11. 
Ebensowenig zeigen diese eine Spur von dem ζωστήρ, den sich Reichel 
seltsamer Weise zum Festhalten der Mitre bestimmt denkt. Bei dem 
mykenischen Bronzefigürchen umschliesst die ulron den ganzen Leib; 
ebenso das bei Este gefundene Exemplar bei Helbig S. 290 Fig. 107; 
die aus Euboea und Umbrien stammenden (ebd. Fig. 106. 108), die 
hinten offen sind, weisen an den Enden Oesen auf, offenbar zum Durch- 
ziehen von Lederriemen, die die Verbindung herstellen. Wozu hätte also 
noch ein darüber gelegter ζωστήρ dienen sollen? Und würde ein über 
Bronze laufender Lederstreifen den Zweck der Befestigung überhaupt 
‘erfüllt haben? Der ζωστήρ dient also einzig und allein zur Befestigung 
‘des Kollers wie sonst des Chitons.. Dies verkannt zu haben ist das 


welchen Zweck sollte ein solches Ependyma gehabt haben? Hätte es nicht die 
Freiheit der Armbewegung ungemein beeinträchtigt? Die Verschiedenheit der 
Färbung beweist nichts; ist doch auch bei der Koren von der Akropolis zuweilen 
der Chiton oberhalb des Gürtels von anderer Farbe, als unterhalb. 

1) Thuk. IV 34 οὔτε γὰρ οὐ πῖλοι ἔστεγον τὰ τοξεύματα. 


, [au 5 2 
«ἘΣ 


Mykenischer Panzer. 41 


einzige Versehen, das Reichel bei der sachlichen Interpretation der 
Menelaosrüstung begegnet ist. Dass der Koller V. 215 nicht ausdrück- 
lich erwähnt ist, wird man nicht einwenden wollen; durch die Lösung 
des Gürtels ist das wesentliche Hinderniss beseitigt, um zum ζῶμα und 
zur μέτρη zu gelangen, und dass Machaon, nachdem er den Gürtel gelöst 
hatte, unter den ϑώρηξ griff, verstand sich für den antiken Hörer von 
selbst. 

Diese doppelte Tracht ist nun keineswegs befremdlich. Als der ϑώρηξ, 
der doch offenbar jünger ist als ζῶμα und μέτρη, aufkam, betrachtete 
man ihn zunächst nicht als Ersatz für die alte Blechbinde, sondern zog 
ihn über dieser an; denn den Zweck der μέτρη, die Weichttheile zu 
schützen, konnte ein ϑώρηξ aus Leder oder Wolle doch nur unvoll- 
kommen erfüllen. Es ist daher sehr möglich, dass Helbig und Reichel 
Recht haben, wenn sie annehmen, dass auch unter dem Chiton in myke- 
nischer Zeit in der Regel noch μέτρη und ζῶμα getragen worden seien; 
und wenn die Troer!) IT419 ἀμιτροχίτωνες heissen, so soll dadurch 
vielleicht in der That eine Aenderung in der bisher üblichen Kriegstracht 
angedeutet werden. 3). 

Da hätten wir denn also in der That einen mykenischen ϑώρηξ, 
der sich aber von dem späteren ionischen ganz wesentlich dadurch unter- 
scheidet, dass er nicht von Metall ist. Es entsteht nun die Frage, ob 
dieser mykenische Panzer nicht auch noch an anderen Stellen der Ilias 
vorliegt, wo von ϑώρηξ die Rede ist, ohne dass dieser ausdrücklich als 
ein bronzener bezeichnet wird. Diese Möglichkeit ist unbedingt zugegeben 
und wird in jedem einzelnen Falle sorgfältig zu erwägen sein, aber auf 
das Verbum ϑωρήσσεσϑαι möchte ich sie nicht ausgedehnt wissen. Ein 


. Rüstungsstück in dem Sinne, wie der mykenische Schild und der Bronze- 


panzer, ist dies Wollen- oder Lederwams denn doch nicht, und wenn man 


1) Mit Unrecht beziehen Helbig und Reichel mit den meisten Commen- 
tatoren dies Beiwort auf die Lykier. Es bezieht sich auf die vorher genannten 
Helden, die Patroklos erschlägt 415—417. Dass dies Lykier gewesen seien, wird 
mit keiner Silbe gesagt. Die Lykier werden vielmehr erst V. 421 eingeführt und 
heissen dort ἀντέϑεοι. 

2) Aehnlich Helbig 291, nur dass er sich die ἀκετροχέτωνες im Bronzepanzer 
denkt. Aber mit diesem scheint mir die Mitre überhaupt schlechterdings unverträg- 
lich. Sie würde den Krieger gehindert haben, sich in den Hüften frei zu bewegen, 
und war gänzlich überflüssig, da die Weichtheile schon durch den unteren Theil 
des Metallpanzers genügend geschützt sind. 


ulron 
unter Panzer 
oder Chiton. 


ϑώρηξ 


mykenisch und 


ionisch. 


χιτών —= 


ϑώρηξ 


42 Mykenische und ionische Waffen. 


es anlegt, so ist das noch keineswegs gleichbedeutend mit der Wappnung 


zur Schlacht, da man es doch gewiss auch im Lager trug. Erst nachdem 


der ionische ϑώρηξ den alten mykenischen verdrängt hatte, kann das 
Verbum ϑωρήσσεσϑαι seine charakteristische Bedeutung „sich wappnen“ 
erhalten haben, falls es nicht damals überhaupt erst gebildet worden ist. 

Eine zweite Frage ist es, ob dieser mykenische Panzer nicht auch als 
Chiton bezeichnet werden könne und ob nicht an den oben behandelten 
Stellen, wo die mykenischen Krieger mit dem blossen Chiton erscheinen, 
eben dieser Panzer gemeint sei!). Für diese Annahme liesse sich geltend 
machen, dass später der Bronzepanzer als χάλχεος χιτών, seine Träger 
als galxoyirwveg bezeichnet werden (8. S. 28), und dass Diomedes im E 
nach 113 einen στρεττὸς χιτών, nach 282 einen ϑώρηξ trägt, wenn nicht 
die zweite Stelle überarbeitet ist (s. unten $. 58). Aber die Entscheidung 
wird wesentlich von der Frage nach dem Stoff jenes mykenischen Panzers 
abhängen. Sind die Panzer des Menelaos und Polydoros an den be- 
sprochenen Stellen der Ilias, die der Krieger auf der mykenischen Vase 
und der Kalksteinplatte aus Leinwand zu denken, so ist allerdings ein 
wesentlicher Unterschied zwischen ihnen und jenem Chiton nicht vor- 


Ne a lt 


handen und es wäre sehr möglich, dass dies Rüstungsstück bald die | 


allgemeine Bezeichnung χιτών, bald die engere ϑώρηξ erhalten hätte. 
Waren sie aber, wie wir bisher lieber annehmen mochten, aus Leder 


oder Wolle gefertigt, so resultirt aus dieser Verschiedenheit des Materials 


doch ein solcher Unterschied, dass eine Identifieirung nicht mehr gerecht- 
fertigt scheint. Gegen diese scheint auch zu sprechen, dass man später 
unter dem ϑώρηξ den Chiton beibehielt, obgleich dies nicht ausschlaggebend 
ist, da auch der moderne Mensch Hemd, Weste, Rock und Ueberzieher 
übereinander, also dasselbe Kleidungsstück viermal trägt. Den λενοϑώρηξ 
des Aias und des Amphios (B 529. 830) wird man besser thun, bei der 
Frage ganz aus dem Spiel zu lassen, da darunter wahrscheinlicher ein 


mit Leinwand gefütterter oder überzogener Bronzepanzer zu verstehen ist?), ° 


ebenso wie unter den ϑώραχες νέω λένω des Alkaios (fr. 15), der ja aus- 
drücklich die χυπασσίδες, das sind die unter dem Panzer gelegenen Chitone, 
daneben erwähnt. Somit ist die Frage, ob ϑώρηξ und χιτών in myke- 
nischer Zeit dasselbe sind, noch nicht spruchreif. Für die Altersbestim- 


1) Vgl. Studniezka Ath. Mitth. 1887, S. 21f., Reichel 5. 109 Anm. ** 
2) Vgl. Helbig Ann. d. Inst. 1874, 257f.; Homer Epos? 294. 


Mykenischer Panzer. 43 


mung der Iliasschichten ist sie übrigens von geringem Belang, da ja, wie 
oben gezeigt, der Chiton für mykenische oder ionische Bewaffnung kein 
sicheres Kriterium abgiebt, und andererseits der mykenische Panzer ganz 
gut noch neben dem ionischen eine Zeit lang weiter bestanden haben kann. 
Zum Schluss eine Stelle, die der Erklärung bisher beharrlich getrotzt 

hat. _4 234, wo der Angriff des Iphidamas auf Agamemnon geschildert 
wird, heisst es: 

᾿Ιφιδάμας δὲ χατὰ ζώνην, ϑώρηκος ἔνερϑεν, 

γύξ᾽, ἐπὶ δ᾽ αὐτὸς ἔρεισε, βαρείῃ χειρὶ πιϑήσας" 

οὐδ᾽ ἔτορεν ζωστῆρα παναίολον, ἀλλὰ πολὺ πρὶν 

ἀργύρῳ ἀντομένη, μόλιβος ὥς, ἐτράπετ᾽ αἰχμή. 
Helbig 289 denkt hier an den Metallpanzer, über dem der Gürtel liege; 
aber dass über dem ϑώρηξ oradıog, wie über dem späteren Lederpanzer, 
ein Gürtel getragen worden sei, lässt sich meines Wissens weder aus der Lit- 
teratur noch aus den Monumenten belegen. Welchen Zweck sollte er auch 
gehabt haben? Weiter sieht sich dann Helbig genöthigt, ἔνερϑεν nicht 
als „unterhalb“, was es doch allein bedeuten kann, sondern mit den 
Scholien als „unten am Panzer“ aufzufassen, wogegen Reichel 93 mit 
Recht Protest erhebt. Wenn dieser aber selbst (105) unter dem ϑώρηξ 
den Schild verstanden wissen will, so dürfen wir diese Interpretation nach 
dem oben Erörterten ruhig ad acta legen. Stellt man sich hingegen vor, 
dass der Gürtel gemeint sei, der unter dem Panzer den Chiton zusammen- 
hält, so vermisst man das ὁῆξε δὲ ϑώρηχος γύαλον und wird es viel- 
leicht auch befremdlich finden, dass der Silberbeschlag des Gürtels einen 
besseren Schutz gewähren soll, als die Bronzeplatte des Panzers. Wie 
aber wenn vielmehr der mykenische Panzer gemeint wäre, derselbe, den 
Menelaos im 7 und Polydoros im Y tragen, das lederne oder wollene 
Koller, das mittels des Gürtels geschürzt ist? Dann lösen sich alle Schwierig- 
keiten. Iphidamas trifft ϑώρηχος ἔνερϑεν unter den Panzer, d.h. er 
durchstösst den Bausch; dann stösst seine Lanze auf den Gürtel, die den 
Stoss hemmt, Diesen Gürtel mit Silber belegt zu denken (ἀργύρῳ dvro- 
u&yn) macht nicht die mindeste Schwierigkeit. Freilich ist der Panzer, 
den Agamemnon 4 19 ff. anlegt, ein Metallpanzer. Aber die Rüstungsscene 
und die Iphidamasepisode brauchen ja auch nicht von demselben Verfasser 
zu sein, und dass sie es in der That nicht sind, wird später die Analyse 
lehren. 


Panzer des 
Agamemnon. 


ἐυκνήμεδες. 


44 Mykenische und ionische Waffen. 


Beinschienen. 


Zum Bronzepanzer und Rundschild gehören die Beinschienen, die 
αἰχμῆς καὶ scero@v προβλήματα. Der mykenische Krieger bedarf ihrer 
nicht, denn seine Unterschenkel werden gegen Wurf und Stoss durch den 
Kuppelschild schon hinreichend gedeckt. Hingegen braucht er Gamaschen, 
um das Schienbein gegen den anschlagenden Schildrand zu schützen, Ga- 
maschen, wie wir sie auf mykenischen Bildwerken finden, und wie sie in der 
Odyssee ὦ 228 Laertes in seinem Garten trägt, βοείας χνημῖδας δατυτὰς 
δέδετο, γραπτῦς ἀλεείνων. Das alles hat Reichel vollkommen über- 
zeugend dargelegt, nur dass er vielleicht noch aus der Odysseestelle hätte 
folgern sollen, dass diese ledernen Gamaschen, die er mit Recht als die 
Vorstufe der ehernen Beinschienen betrachtet, nicht ausschliesslich Sol- 
datentracht waren, sondern auch bei der Feldbestellung und gewiss noch 
bei manchen anderen Gelegenheiten getragen wurden. 

Bekanntlich ist nun ἐυχνήμιδες in der Ilias eines der häufigsten 
Beiwörter der Achäer. Helbig hat mit Recht gefühlt, dass darin eine 
rühmende Betonung ihrer guten Ausrüstung liegen müsse; das Wort 
steht auf derselben Stufe mit aiyunrel, ἀσπισταί, ἱπεττοχορυσταέ und 
soll den Träger eines solchen Rüstungsstückes ehren. Passt dieses nun 
zu der Ansicht von Reichel, der unter diesen χγημῖδες fast überall nicht 
die ehernen Beinschienen, sondern die alten Ledergamaschen verstanden 
wissen will? Reichel beruft sich darauf, dass die Beinschienen stets nur 
mit dem „farblosen“ Beiwort χαλαέ bezeichnet werden. Nun, ich dächte 
das Prädicat der Schönheit, wie es auch in ἐυχνήμιδες liegt, wäre keines- 
wegs zu verachten; einer Ledergamasche, selbst wenn diese mit goldenen 
Haltern versehen ist, wie solche in mykenischen Gräbern gefunden sind, 
kommt es schwerlich zu, wie es auch seltsam wäre, nach ihr ein ehren- 
des Beiwort für die Helden zu prägen. Und wie stimmt es weiter zu 
Reichels Hypothese, dass bei den Rüstungsscenen immer das Anlegen der 
χνημῖδες mit besonderem Nachdruck hervorgehoben wird? Seine Ga- 
maschen, sollte man denken, wird der mykenische Krieger im Lager 
ebenso stets getragen haben haben, wie der ionische seinen Chiton, wie 
denn aus diesem Grunde beim Anlegen der Bronzerüstung niemals des 
Chitons gedacht wird. Auch beachte man, dass die χγημές um die Beine 
gelegt wird: περὶ χνήμῃσιν ἔϑηχεν; die Gamasche wurde doch gewiss 
wie ein Strumpf angezogen, es sollte also heissen: zregl χγήμῃσιν ἔδυνεν. 


Beinschienen. 45 


‚Es ist richtig, dass das Material der Beinschiene nur an wenigen Stellen 
der Ilias genannt wird; wo es aber geschieht, ist es Metall. Η 41 steht χαλ- 
χοχγήμιδες ᾿χαιοί; die Beinschienen, die Hephaistos für Achill macht, 
bestehen aus Zinn (davoö χασσιτέροιο Σ 613, νεοτεύχτου χασσιτέροιο 
© 592). Reichel beruft sich darauf, dass jener Vers des H in einer 
Partie stehe, die aus kritischen Gründen für eine spätere Zuthat gelte, 
Ja, wissen wir denn a priori, dass nicht auch die übrigen Stellen, wo 
die Beinschienen erwähnt werden, zu den jüngeren Schichten der Ilias 
gehören? Die zinnenen Beinschienen des Achilleus sind gewiss ebenso 
märchenhaft gemeint, wie die ganze Rüstung, die ihm Hephaistos macht, 
Verzinnte Bronzeschienen in ihnen sehen zu wollen, ist unerlaubter Ratio- 
nalismus; wo dies gemeint ist, wie bei dem Panzer des Asteropaios % 561, 
wird es ausdrücklich gesagt. Der Dichter nennt ein besonders kostbares, 
damals äusserst seltenes Material, das 4 25 und 34 nur für Ornamente 
benutzt wird. Ebenso märchenhaft ist es, wenn der Wagen des Diomedes 
in #503 mit Gold und Zinn beschlagen ist, aber lehrreich insofern, als 
hier wie A425 Zinn und Gold neben einander genannt werden. Aller- 
dings zur Festigung des Wagenstuhls ist Zinn so wenig geeignet, als zur 
Herstellung einer Schutzwaffe, und Reichel wird wohl Recht haben, wenn 
er glaubt, dass die Dichter das Metall nur vom Anblick und vom Hören- 
sagen, nicht vom eigenen Gebrauch her, gekannt haben. Aber um so 
mehr befremdet seine Folgerung, dass der Dichter das Zinn deshalb ge- 
wählt habe, weil es wegen seiner Schmiegsamkeit den gewöhnlich zu Bein- 
hüllen verwandten Stoffen am nächsten kam. Ich meine, er hat nur das 
kostbarere Metall für das gewöhnliche, Zinn für Erz gesetzt, ohne sich 
um die physikalischen Eigenschaften weiter zu kümmern. 

So oft das Anlegen der xvnuideg geschildert wird, ist auch von 
ἐπεισφύρια die Rede, I’ 331. 4 18. IT 132. T 370, ebenso als Thetis die 
Rüstung für ihren Sohn bestellt 5 459, immer in der Formel ἐσσισφυ- 
οἰοισ᾽ ἀραρυίας, und an den vier zuerst aufgezählten Stellen werden sie 
ausdrücklich als silberne bezeichnet. ’Errıopvgıa kann nur ein Gegen- 
stand sein, der auf den Knöcheln aufliegt, wie zregıopügı« einer, der 
sie umschliesst, vermuthlich die Knöchelbinde des Wettläufers, wie sie 
Atalante trägt.!) Man verstand darunter bisher die auf den Knöcheln auf- 
sitzenden Bänder oder Wulste, wie sie, allerdings wohl aus Stoff’ oder Leder 


1) Vgl. Hermes XXI 1887 S. 45. 


Material, 


ἐπισφύρια. 


Interpolation 
und 
Substitution. 


46 Mykenische und ionische Waffen. 


zu denken, häufig auf Vasen dargestellt sind; in diese wurde die Beinschiene 
mit ihrem unteren Ende hineingesteckt, wie dies gleichfalls die Vasen 
veranschaulichen (s. z. B. Reichel ΚΑ. 77). Im homerischen Epos sind diese 
ἐπισφύρια aus Silber und wenigstens ein bronzenes Exemplar ist auch in 
Olympia gefunden (Furtwängler, Bronzen von Olympia IV Taf. LXI, 997. 
S. 160). Wenn nun Reichel annimmt, dass auch bei den Gamaschen eine 
ähnliche Vorrichtung nicht gefehlt haben könne, da die Oese des Gama- 
schenhalters sie voraussetze, so muss zunächst eingewandt werden, dass 
diese doch auch in einen direct auf der Gamasche befestigten, einfachen 
Knopf eingreifen konnte. Entscheidend aber scheint mir, dass diese Ga- 
maschenhalter ein weit grösseres Anrecht auf Erwähnung hatten, als jene 
supponirten mykenischen Episphyria. Ihrer aber wird, wo von xvnuideg 


die Rede ist, niemals gedacht. Also sind auch aus diesem Grunde unter 


diesen nicht die Gamaschen, sondern eherne Beinschienen zu verstehen. 

Wir dürfen es also wohl als Grundsatz aufstellen, dass, wo in der 
Dias von χνημῖδες die Rede ist, die ionische Erzrüstung constatirt werden 
muss. Aber allerdings können die χγημῖδες, ebenso wie der ϑώρηξ, an 
einzelnen Stellen von einem Nachdichter eingesetzt und kann das Epitheton 
ἐυχνήμιδες gelegentlich einem älteren Beiwort substituirt sein. In der 
That bieten sogar noch unsere Handschriften FH 385 und # 272. 658 
für ἐυχνήμιδες Ayauot die Variante ἀριστῆες Παναχαιῶν. An diesen 
drei Stellen ist die Variante allerdings belanglos, denn sie gehören zu 
Partien, für die aus anderen Gründen ionische Bewaffnung angenommen 
werden muss. Aber diese textgeschichtliche Thatsache lehrt, wie wenig 
fest solche formelhafte Ausdrücke sitzen, wie leicht sie mit einander wech- 
seln oder vertauscht werden können. So kann also auch in anderen 
Fällen ἐυχνήμιδες Ayaıoi für ἀριστῆες Παναχαιῶν oder das metrisch 
gleichwerthige &priıoı υἷες Ayaı®v eingesetzt worden sein. Und man 
wird zugeben, dass z. B. in der Anrede des Chryses 4 17 AIroeidaı re 
καὶ ἄλλοι ἀριστῆες Παναχαιῶν auch sachlich viel besser ist als das hier 
allein überlieferte ’Aroeidaı τε χαὶ ἄλλοι ἐυχνήμιδες Ayarol. Ausser- 
dem wird auch I’ 86 und _7 149 dieselbe Substitution anzunehmen sein; wo 
aber, wie I’ 370. 377. 4 80. E 264. 324 der Accusativ ἐυχγήμιδας 
᾿Αχαιούς steht, mag es ursprünglich "Ayauoög χαλχοχορυστάς geheissen 
haben. Γ᾿ 343 hat Nauck mit Recht athetirt, auch Z 529 scheint ein 
späterer Zusatz zu sein. 

Gleich hier mag erwähnt werden, dass eine Beinschiene aus Bronze 


7 Ede 


nn τοςς 
ler u 


= 


Beinschienen. Helm. 47 


in einem mykenischen Grabe bei dem kyprischen Salamis gefunden ist.!) 
Das Grab stammt also aus der Uebergangszeit, als die ionische Bewaff- 
nung die mykenische allmählich zu verdrängen begann. Mit nichten aber 
darf aus diesem Befund geschlossen werden, dass die eherne Beinschiene 
ein Bestandtheil der mykenischen Rüstung war. Metallpanzer und Bein- 
schiene sind eben das eigentliche Charakteristische für die ionische Rüstung, 
während eine gewisse Art des Rundschildes, wie wir sahen, sich auch schon 
auf mykenischen Denkmälern findet. 


Helm. 


Wie die Schilde, so scheiden sich auch die Helme der Ilias deutlich 
in zwei Klassen, den Helm aus Leder oder Filz und den Bronzehelm. 
Es ist ebenso einseitig von Helbig, nur die zweite, wie von Reichel, nur 
die erste gelten lassen zu wollen. 

Der Bronzehelm und zwar der sog. korinthische Visirhelm, der das Ionischer Helm. 
ganze Gesicht und den ganzen Schädel wie ein metallener Ueberzug be- ’ 
deckt, ist ganz unzweifelhaft mit Helbig in der χυνέη χαλχοπτάρῃος zu 
erkennen M 183. Ρ 294. Υ 397. Gewiss hat zwar Reichel darin Recht, dass 
das Beiwort die Wangen des Helms meine, diese sind ja’auch an den in 
Original und in Abbildungen vorliegenden Exemplaren scharf markirt und 
häufig durch eingeritzte Barthaare den menschlichen Wangen, die sie be- 
decken sollen, noch ähnlicher gemacht. Aber beim mykenischen Helm mit 
seiner Kegelform kann man von Wangen eigentlich nicht sprechen, und 
deshalb sind auch die von Reichel angeführten vjeg μιλτοπάρῃοι B 637 
keine Analogie, weil ein Schiff’ ja wirklich deutlich abgesetzte Langseiten, 
Seitenwangen hat. Auch wird diese xuv&n χαλκοτάρῃος zweimal gleich im 
nächsten Vers M 184. Y 398 als χόρυς χαλκείη bezeichnet. Hier an 
den mit Erzornamenten geschmückten oder durch Erzplatten verstärkten 
Lederhelm denken zu wollen, ist pure Willkür. Die Bezeichnung xvven, 


1) Murray, Smith and Walters, Excavations in Cyprus 16. 


Mykenischer 
Helm. 


φάλοι. ἕξ" 


48 Mykenische und ionische Waffen. 


„Kappe aus Hundshaut“, ist natürlich ebenso zu beurtheilen, wie wenn 
dıvdg vom Bronzeschild gesagt wird. (8. .88) und beweist nur, dass den 
Bronzehelmen die Fellhelme vorangingen. 

Ebenso sicher aber ist es, dass Reichel Recht hat, wenn er an u 
Stellen der Ilias diesen alten Fellhelm erkennen will. Vor allem gilt das 
vom Helm des Alexandros im I’, der mit einem neuen Lederriemen befestigt 
ist (371 πολυχεστὸς ἱμάς, 372 ὀχεύς, 375 ἱμάντα βοὸς ἶφι χταμένοιο). 
Für einen Metallhelm wäre dies unerhört, während die Zweckmässigkeit die- 
ser Befestigung bei einem Lederhelm von Reichel 113 gut entwickelt ist. 
Ferner gehört N 576 ff. hierher, wo ein Schwertschlag an die Schläfe den 
Helm vom Haupt wirft. Beim korinthischen Helm wäre das schlechterdings 
unmöglich. Gerade darum passt aber die Bezeichnung χροτάφοισ᾽ ἀραρυῖα 
N 188. Σ 611, wie bereits Helbig richtig hervorgehoben hat und Reichel 
nicht hätte in Abrede stellen dürfen, nur auf den Bronzehelm und nicht 
auf den mykenischen. Dieser sitzt gerade an den Schläfen recht lose, 
vgl. N 805 ἀμφὶ δέ οἱ χροτάφοισι φαξδινὴ oelero ττήληξ. Wenn 
daher Y 482 und 5 498 das abgeschlagene Haupt αὐτῇ πήληχε zu 
Boden fällt, so wird man es sich mit dem es ganz umschliessenden 
korinthischen Helm bedeckt zu denken haben. 

Andererseits aber scheint mir Reichel sehr glücklich den φάλος in 
den hörnerartigen Vorragungen erkannt zu haben, die wir auf mykenischen 
Bildwerken finden und die er sich mit Recht aus Metall denkt. Wir haben 
also bei der Formel N 182 ἢ, — Π 216f. ıyaöov δ᾽ irercdxouoı κόρυϑες λαμ- 
790801 φάλοισιν νευόντων" ὡς πυχνοὶ ἐφέστασαν ἀλλήλοισιν, ferner 
Γ΄ 362. 4 459. Ζ 9. Π 888 uns diesen mykenischen Helm vorzustellen. Eben- 
so bei dem Epitheton τετράφαλος M 384. X 315, nur dass hier natürlich 
auch mit der Möglichkeit formelhaften Gebrauchs gerechnet werden muss. 
Dagegen’ hat ἀμφίφαλος E 743. A 41 mit dem φάλος nichts zu thun; 
es bedeutet, wie W. Schulze !Quaest. ep. 464 gezeigt hat, „glänzend“, 
Nichtsdestoweniger schwebt aber an jenen beiden Stellen der mykenische 
Helm vor, denn es folgt beide Male das Epitheton rergapaAnoog. Dieses 
bedeutet, wie ebenfalls W. Schulze nachgewiesen hat, dasselbe wie τετρά- 
φαλος; φάλαρον ist gleich φάλος und so ist also auch IT 105£, wo 
Aias beständig an den φάλαρα getroffen wird, der mykenische Helm zu 
constatiren. Sehr hübsch ist ferner die Vermuthung von Reichel, dass 
auf einer Vergleichung dieser hörnerartigen Röhren mit den Augen einer 
Schnecke der Ausdruck αὐλῶσις τρυφάλεια E 182. N 530. II 795 be- 


Helm. 49 


ruhe, so dass wir es auch an diesen Stellen mit dem mykenischen Helm 
zu thun haben würden. Etwas eomplieirter liegt die Sache an der vier- 
ten Stelle, wo die aülörıg τρυφάλεια erwähnt wird _4 349 ff, als Dio- 
medes seinen Speer auf Hektor schleudert: 
N da, καὶ ἀμπετταλὼν goleı δολιχόσχιον ἔγχος, 
χαὶ βάλεν, οὐδ᾽ ἀφάμαρτε, τιτυσχόμενος χεφαλῆφιν, 
ἄχρην ran χόρυϑα " σπιλάγχϑη δ᾽ ἀπὸ χαλχόφι χαλχός 
οὐδ᾽ ἵχετο χρόα χαλόν " ἐρύχαχε γὰρ τρυφάλξδια 
τρίπτυχος αὐλῶπιις, τήν οἱ τιόρε Φοῖβος ᾿“΄πόλλων. 
Hier ist doch zuerst ganz unzweideutig von einem ehernen Helm die 
Rede; denn nur von einem solchen kann die Lanzenspitze abprallen, nicht 
von der Röhre des φάλος. Aber V. 352f. scheint ebenso unzweideutig ein 
Lederhelm gemeint zu sein; denn zeissruyog wird man nur mit Reichel 
auf eine dreifache Lage von Häuten, nicht mit Helbig auf eine dreifache 
Erzschicht beziehen können, es sei denn, dass hier ebensolch märchen- 
haftes Gebilde vorläge, wie beim Schild des Achilleus im Y 269 ff., was 
aber doch deutlicher gesagt sein müsste. Dazu kommt das singuläre Mo- 
tiv, dass Hektor seinen Helm von Apollon erhalten haben soll. Der 
Schluss des Verses stimmt wörtlich mit _4 72, wo von der Weissagekunst 
des Kalchas die Rede ist; ähnlich ist auch O 441 ὅ τοι πόρε Φοῖβος 
᾿πόλλων, aber dort handelt es sich um den Bogen des Teukros. Man 
ist daher wohl berechtigt, in V. 353 einen späteren ausmalenden Zusatz 
zu sehen, wie wir dergleichen bei der Analyse noch häufig finden werden. 
Im vorliegenden Falle kann er einem andern Gedicht aus der Periode 
der mykenischen Bewaffnung entnommen sein, wahrscheinlicher aber ist 
mir wegen des erwähnten sachlichen Anstosses, dass ihn der Interpolator 
selbst fabricirt hat, wobei er den Schluss von 4 72 mit der offenbar my- 
kenischen Formel roissruyog αὐλῶτπεις combinirte, die freilich sonst in der 
Ilias nicht vorkommt, aber aus andern älteren Gedichten stammen mag. 
Veranlasst ist die Interpolation durch die Worte des Diomedes 363 νῦν 
αὖτέ σ᾽ ἐρύσσατο Φοῖβος ᾿Ατπιόλλων, wobei der Dichter aber gewiss nicht 
an einen von dem Apollon geschenkten Helm, sondern an dessen bestän- 
dige Fürsorge für Hektor denkt. 
Endlich stimme ich Reichel auch darin bei, dass die orepavn gleich- 
falls zum mykenischen Helm gehört und als Metallreif zu denken ist, 
der den untern Rand der Fellmütze um Stirne, Schläfen und Hinterkopf 


umgab. Auf einer mykenischen Vasenscherbe des Hallischen Universitäts- 
Robert, Studien zur Ilias. 4 


στεφάνη. 


Unbestimmte 
Epitheta. 


50 Mykenische und ionische Waffen. 


museums, die bereits Ludwig Ross aus Griechenland mitgebracht hat, ist 
dieser metallene Reif an der langhaarigen Pelzmütze eines Kriegerkopfes 
ganz deutlich angegeben, und so heisst auch die στεφάνη in der Ilias 
ἐύχαλχος Η 12 und χαλχοβάρεια A 96. Dagegen ist die στεφάνη 
χαλκείη, die sich Menelaos in der Doloneia aufsetzt, gewiss als Bronze- 
helm gedacht K 30. Der Spätling wird den alten Ausdruck, dessen ei- 
gentliche Bedeutung er nicht mehr verstand, auf den Helm seiner Zeit 
übertragen haben. 

Dass χαλχήρης I’ 316. N 714. O 535. 7 861 ebensogut den mit Erz 
geschmückten Lederhelm wie den Bronzehelm bezeichnen könne, bemerkt 
Reichel mit Recht. Ebensowenig geben die Epitheta ἕσεπουρις, Imro- 
xouog, immodaosıa ein sicheres Indicium für die Art der Bewaffnung 
ab, da auch der mykenische Helm nach Ausweis der Monumente des Ross- 
schweifes nicht entbehrte. Allerdings die Formel δεινὸν δὲ λόφος χαϑ- 
UrreoFev ἔνευεν schildert mit so lebendiger Anschaulichkeit den nach vorn 
herabnickenden Busch des korinthischen Helms, während der des myke- 
nischen entweder nach hinten zurückfällt oder kammartig absteht, dass 
es schwer fällt, hierbei nicht an den Bronzehelm zu denken. Darüber 


mehr im nächsten Abschnitt. 


Das Anlegen der Rüstung. 


Wer die vier grossen Wappnungsscenen der Ilias mit einander vergleicht, 
die des Paris IT 330ff,, des Agamemnon _4 17ff., des Patroklos IT 131 ff. 
und des Achilleus T 369ff.,, der wird zunächst den Eindruck haben, als ob 
hier überall die ionische Rüstung vorliege. Die Helden legen sich zu- 
erst die Beinschienen um, ziehen dann den Panzer an, legen sich den 


'Schwertriemen um die Schultern, darauf den Schild, und zum Schluss er- 


greifen sie die Lanze. Im _7 ist der Panzer deutlich als ein metallener 
bezeichnet, mit Ornamenten aus Kyanos, Gold und Zinn geschmückt, da- 
gegen in T, IT und T könnte man ganz wohl auch an den oben er- 
mittelten mykenischen Koller denken; denn die Beiworte, die ihm im 


μοι 


Helm. Das Anlegen der Rüstung. 51 


IT, und zwar nur in diesem, gegeben sind, zroıxllov ἀστερόεντα, könn- 
ten auch auf die aufgenähten Zierrathe aus Bronze gehen. Aber da in 
allen Fällen der Erwähnung des Panzers die der Beinschienen vorangeht, 
die nun einmal zum ϑώρηξ στάδιος gehören, so erweist sich diese Auf- 
fassung als irrig. 
Ein wesentlicher Unterschied allerdings besteht zwischen den Stellen im 
T und IT einerseits und denen im _4 und Τ' andererseits. Ich habe bereits 
oben bei Besprechnng der beiden Schildarten darauf aufmerksam gemacht 
(S. 19). Von Agamemnon und Achilleus heisst es, dass sie ihren Schild 
aufheben, von Paris und Patroklos, dass sie ihn, wie vorher das Schwert, 
um die Schulter legen. Die in unsern Handschriften bis auf einen Vers 
wörtlich übereinstimmende Schilderung im Γ᾿ und IT lautet: 
Γ΄ 330 zynuidag μὲν πρῶτα περὶ χγήμῃσιν ἔϑηχεν Π 151 
χαλάς, ἀργυρέοισιν ἐπισφυρίοισ᾽ ἀραρυίας" 
δεύτερον αὖ ϑώρηχα περὶ στήϑεσσιν ἔδυνεν 
333 οἷο κασιγνήτοιο “υχάογος" ἥρμοσε δ᾽ αὐτῷ. 
{ποιχίλον ἀστερόεντα ποδώχεος Αἰακίδαο 1)) 184 
334 ἀμφὶ δ᾽ ἄρ᾽ ὥμοισιν βάλετο ξίφος ἀργυρόηλν 18 
χάλχεον, αὐτὰρ ἔπειτα σάχος μέγα τὸ στιβαρόν τε" 
χρατὶ δ᾽ ἐπ᾽ ἰφϑίμῳ κυνέην ἐύτυχτον ἔϑηχεν 
Inreovgıv‘ δεινὸν δὲ λόφος χαϑύπερϑεν ἔνευεν. 
εἵλετο δ᾽ ἄλχιμον ἔγχος, ὅ (ἄλκιμο δοῦρε, τά Π 189) οἱ 
παλάμηφιν ἀρήρει. 
Grösser war die Differenz in der Ausgabe des Zenedot, der in T' von 
334 an folgendermassen las: 
χρατὶ δ᾽ ἐπ᾽ ἰφϑίμῳ χυνέην ἐύτυχτον ἔϑηκεν 
Inmovgiv' δεινὸν δὲ λόφος χαϑύττερϑεν Evever. 
εἵλετο δ᾽ ἄλκιμον ἔγχος, ὅ οἱ παλάμηφιεν ἀρήρει. 
ἀμφὶ δ᾽ ἄρ᾽ ὥμοισιν βάλετ᾽ ἀσπίδα τερμιόεσσαν 3). 
Aristarch verwarf diese Lesung mit der Begründung: ἐναντίως τῷ Ὁμη- 
ριχῷ Örchıouy ἔχειν" πρὸ τῆς ἀσπίδος γὰρ φανήσεται ἀναλαμβάνων 
τὴν περιχεφαλαίαν χαὶ ξίφος μὴ ἔχων. Der letzte Vorwurf ist unbegrün- 
det. Aristarch übersah, dass die Wappnung nicht wie in 4, IT und Τ' im 
Zelte, sondern auf dem Schlachtfelde vor sich geht und dass Paris schon 


1) κακῶν βελέων ἀλεωρήν schol. V., und so scheint Aristophanes (Vesp. 
615) gelesen zu haben, wie Nauck bemerkt hat. 
2) repoavdeooav cod; 5, oben S. 3. 


4* 


Paris und 
Patroklos. 


Teukros. 


52 Mykenische und ionische Waffen. 


vorher als Bogenschütze aufgetreten ist und dort bereits ein Schwert 
trägt 17 ff. 

σπαρδαλέην ὥμοισιν ἔχων καὶ χαμπύλα τόξα 

χαὶ ξίφος" αὐτὰρ ὃ δοῦρε δύω χεχορυϑμένα χαλκῷ 

πάλλων κτλ. 
Das Pantherfell vertauscht er — wenigstens in unserm Text — mit 
dem Panzer, den Bogen legt er ab, statt der Wurfspeere ergreift er, da 
es zum Nahekampf geht, die lange Lanze, aber das Schwert behält er 
um die Schulter; er braucht es nicht erst umzulegen. Eine schlagende 
Parallele bietet O 478ff., wo Teukros, nachdem ihm die Bogensehne geris- 
sen ist, als Hoplite weiterkämpfen will: 

ὡς φάϑ᾽, ὃ δ᾽ αὖ τόξον μὲν ἐνὶ χλισίῃσιν ἔϑηχεν, 

αὐτὰρ ὅ γ᾽ ἀμφ᾽ ὥμοισι σάχος ϑέτο τετραϑέλυμγον, 

χρατὶ δ᾽ ἐπ᾽ ἰφϑίμῳ χυνέην ἐύτυχτον ἔϑηχεν 

[ζἔγύτέουριν, δεινὸν δὲ λόφος χαϑύπερϑεν ἔνευεν,] 1) 

εἵλετο δ᾽ ἄλκιμον ἔγχος, ἀχαχμένον ὀξέι χαλκῷ. 
Auch hier ist vom Schwert nicht die Rede. Teukros trug es ohne 
Zweifel schon vorher, obgleich dies im Text nicht ausdrücklich gesagt ist. 
Der zweite Anstoss des Aristarch, dass Paris den Helm früher aufsetzt, 
als er den Schild anlegt, ist gerechtfertigt, lässt sich aber leicht heben, 
indem man den Vers ἀμφὶ δ᾽ ἄρ᾽ ὥμοισιν Baker’ ἀσπίδα τερμιόεσσαν 
vor χρατὶ δ᾽ ἐπ᾿ ἰφϑίμῳ κυνέην ἐύτυχτον ἔϑηχεν stellt. Mit dieser 
Umstellung ist die Zenodoteische Lesung nicht nur tadellos, sie wird auch 
durch die Berücksichtigung von I'18 und durch das alterthümliche zeg- 
μιόεσσαν aufs nachdrücklichste empfohlen. Aber auch wenn man sie 
nicht annimmt, muss doch der Schild sowohl in I’ als in IT ein mykenischer 
sein, da er um die Schultern getragen wird. Patroklos und Paris ziehen ja 
in die Schlacht, nicht wie Odysseus im K auf eine Schleichpatrouille Den 
ionischen Schild also würden sie nicht wie dieser am Telamon um die 
Schultern tragen, sondern mittels des Porpax am linken Arm. Mit dem 
mykenischen Schild aber ist, wie oben gezeigt, der Bronzepanzer unver- 
einbar. Ist nun vielleicht der Panzer, den beide anlegen, jener mykenische 
aus Leder oder Filz? Für den Panzer des Paris scheint diese Annahme 
um so näher zu liegen, als später in der Fortsetzung dieser Episode im 
47 sein Gegner Menelaos eben diesen mykenischen Panzer trägt. Aber 


1) Dieser Vers fehlt in den meisten Handschriften, vgl. S. 53. 


Wappnung des Paris, Patroklos und Teukros. 53 


abgesehen davon, dass, wie bereits Lachmann gesehen hat und sich uns 
unten bestätigen wird, der Schuss des Pandaros im ./ von einem anderen 
Verfasser herrührt, als der Zweikampf im TI, so ist ja Paris nach Γ 17 
bereits mit dem Pantherfell bekleidet, das mit jenem mykenischen Panzer 
zu vertauschen er keinen Grund hatte, da es mindestens denselben Schutz 
bot, als dieser. Und was Patroklos betrifft, so haben wir bereits oben 
gesehen, dass der Metallpanzer, den ihm IT 804 Apollon auszieht, auf Inter- 
polation beruht. Aber auch den Lederkoller kann er nicht getragen haben, 
da er, nachdem ihm der Schild genommen ist, ausdrücklich als nackt 
(γυμνόν περ ἐόντα 815) bezeichnet wird. Diese Betrachtung zwingt uns 
mit Nothwendigkeit dazu, Reichel zuzustimmen, wenn er den Panzer in 
der Rüstungsscene sowohl des Paris als des Patroklos für später zugesetzt 
erklärt. Das gilt aber nicht vom Panzer allein; mit ihm sind sachlich und 
sprachlich durch πρῶτα und δεύτερον die Beinschienen unlöslich verbunden. 
Auch sie müssen also auf Rechnung des Ueberarbeiters kommen. Die ein- 
zige mykenische Rüstungsscene, die intakt erhalten ist, ist die vorhererwähnte 
des Teukros im O; sie hat auch dem Verfasser des Freierkampfes in der 
Odyssee χ 120ff. zum Muster gedient. Es ist nun beachtenswerth, dass 
in ihr bei der Erwähnung des Helmes der Vers ἕχεσσουριν δεινὸν δὲ 
λόφος χαϑύπερϑεν ἔνευεν in der guten Ueberlieferung fehlt. Dass dieser 
am passendsten auf den Helmbusch des ionischen Bronzehelms bezogen 
wird, habe ich schon S. 50 hervorgehoben. Es darf daher für durchaus 
wahrscheinlich gelten, dass dieser Vers auch in den Schilderungen der 
Wappnung des Paris und des Patroklos (Γ 337, II 138) zu den ionischen 
Zuthaten zu rechnen ist. Nach dem Muster der Rüstung des Teukros 
im O und mit Benutzung der Zenodoteischen Lesung wird man also die ur- 
sprüngliche Fassung der Beschreibung von Paris’ Wappnung etwa folgen- 
dermaassen herstellen dürfen: 
ἀμφὶ μὲν ὥμοισιν βάλετ᾽ ἀσπίδα τερμιόεσσαν, 

χρατὶ δ᾽ ἐπὶ ἰφϑίμῳ κυνέην ἐύτυχτον ἔϑηχεν, 

εἵλετο δ᾽ ἄλκιμον ἔγχος, ὅ οἱ παλάμηφιν ἀρήρει. 
Die Schilderung von der Rüstung des Patroklos aber, in der aus 
den oben erörterten Gründen das Schwert nicht fehlen konnte, mag in 
ihrer ältesten Fassung gelautet haben: 

ἀμφὶ μὲν ὥὦὥμοισιν βάλετο ξίφος ἀργυρόηλον 
χάλχεον, αὐτὰρ ἔπειτα σάχος μέγα ve στιβαρόν TE’ 
᾿χρατὶ δ᾽ ἐπὶ ἐφϑίμῳ χυνέην ἐύτυχτον ἔϑηχεν" 


Achilleus. 


54 Mykenische und ionische Waffen. 


εἵλετο δ᾽ ἄλκιμα δοῦρε, va οἱ παλάμηφιν ἀρήρει. 

ἔγχος δ᾽ οὐχ ἕλετ᾽ οἷον ἀμύμονος Alaxidao. 
Die Veranlassung zu der ionischen Umarbeitung könnte bei der Wappnung 
des Patroklos vielleicht in folgendem gesucht werden. Wenn. die Waffen, 
die Patroklos durch den Schlag Apollons verliert, unzweifelhaft mykenisch 
sind, so wird die Rüstung, die nachher Hektor seiner Leiche abzieht, um 
sich selbst mit ihr zu schmücken, deutlich als ionische Panoplie charak- 
terisirt 1), nämlich bei seinem Zweikampf mit Achill Χ 321ff,, von welcher 
Stelle schon S. 30 die Rede war. Um mit diesen Schilderungen von P bis 
X Uebereinstimmung herzustellen, musste auch die Rüstung, die Patroklos 
im II anlegt, zu einer ionischen umgestaltet werden. Ob dieses zutrifft 
oder ob die Stelle zugleich mit anderen prineipiell ionisirt ist, muss die 
spätere Untersuchung lehren. Im I’ nämlich scheint der Panzer in der That 
sowohl in der Rüstungs- als in der Verwundungsscene (358), über die wir 
im nächsten Abschnitt zu sprechen haben, lediglich eingesetzt zu sein, um 
den Vorgängen ein mehr modernes, d. h. ionisches Gepräge zu geben. 

Das Muster für diese Umgestaltung gab die Rüstungsscene des 

Achilleus im 7, in der die ionischen Waffen ursprünglich sind 369. 

χγημῖδας μὲν πρῶτα περὶ χνήμῃσιν ἔϑηκεν 

χαλάς, ἀργυρέοισιν ἐπιισφυρίοισ᾽ ἀραρυίας" 

δεύτερον αὖ ϑώρηχα περὶ στήϑεσσιν ἔδυνεν. 

ἀμφὶ δ᾽ do’ ὦὥμοισιν βάλετο ξέφος ἀργυρόηλον 

χάλχεον᾽ αὐτὰρ ἔπειτα σάχος μέγατε στιβαρόν τε 

δἵλετο, τοῦ δ᾽ ἀτάνευϑε σέλας γένετ᾽ ἠύτε μήνης. 

ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἂν ἐκ πόντοιο σέλας ναύτῃσε φανείῃ 

χαιομένοιο πυρός" τὸ δὲ χαίεται ὑψόϑ᾽ ὄρεσφιν 

σταϑμῷ ἐν οἰοτεόλῳ᾽ τοὺς δ᾽ οὐχ ἐϑέλοντας ἄξλλαι 

πόντον ἐπ᾽ ἰχϑυόεντα φίλων ἀττάνευϑε φέρουσιν" 

ὡς dm ᾿Αχιλλῆος σάχεος σέλας αἰϑέρ᾽ ἵχανεν 

χαλοῦ δαιδαλέου. περὶ δὲ τρυφάλειαν ἀείρας 

χρατὶ ϑέτο βριαρήν᾽ ἡ δ᾽ ἀστὴρ ὡς ἀπέλαμπεν 

ἵπππουρις τρυφάλεια, τιερισσείοντο δ᾽ ἔϑειραι 

χρύσεαι, ἃς “Ηφαιστος ἵει λόφον ἀμφὶ ϑαμειας. 
Natürlich ist diese Schilderung ihrerseits wieder eine erweiternde Umdichtung 
jener alten mykenischen, aber nur die beiden im Druck hervorgehobenen 


1) Ueber diesen Widerspruch vgl. die Analyse. 


Wappnung des Achilleus und Agamemnon. Verwundungen. 55 


Verse sind aus der Vorlage wörtlich herüber genommen. Im Uebrigen 
unterscheidet sich die Beschreibung der Waffen von der im Y 267 ff.!) 
und in der “Osckosrorie ganz wesentlich dadurch, dass alles Märchen- 
hafte ferngehalten ist. Der einzige derartige Zug sind die Goldfäden, 
die Hephaistos zur Herstellung des Busches statt der üblichen Rosshaare 
gewählt hat, und dieser Vers scheint hier wiederum aus einer Erweiterung 
von X 314ff. entnommen zu sein, wenn er nicht an beiden Stellen von 
demselben Interpolator herrühren sollte. 

Nach dem Muster dieser Wappnung des Achilleus wird nun die 
des Agamemnon im Eingang des _7 gedichtet zu sein. Auch hier handelt 
es sich um die ionische Panoplie, aber deutlich tritt überall das Bestreben 
zu Tage, die Vorlage zu übertrumpfen. Hier sind, worauf schon wiederholt 
hingewiesen, die Waffen durchaus märchenhaft und der Spätling verräth 
sich auch darin, dass zweimal mykenische Ausdrücke von ionischen Waffen 
gebraucht werden, für die sie nicht passen, ἀμφιβρότη vom Rundschild?) 
32, τετραφάληρος vom Bronzehelm 41. Diese Epitheta waren also 
damals bereits formelhaft erstarrt. Wohl möglich, dass sich der Dichter 
über ihre wahre Bedeutung im Unklaren befand. 


Verwundungen. 


Wenn der gepanzerte Ionier am Oberkörper verwundet werden soll, 
so muss selbstverständlich erst der Panzer durchstossen werden. Nicht 
so selbstverständlich ist das für den Schild; denn der Gegner kann, eine 
falsche Deckungsbewegung benutzend, an dem Rundschild oben, unten oder 
seitwärts vorbei stossen. Bei dem Mykenaeer hingegen ist es der Schild, 
der, vorausgesetzt dass er nicht gerade momentan auf dem Rücken getragen 
wird, in der Regel durchstossen werden muss, wenn die Brust, der Unter- 
leib, die Oberschenkel von der Lanze getroffen werden sollen. Allerdings 


1) S. oben Κ. 14. 
2) S. oben 85. 11f. u. 8. 48. 


Agamemnon, 


56 Mykenische und ionische Waffen. 


kann ein von oben herabfliegender Pfeil die Brust unter dem Schild treffen, 
wie das M 400f. geschieht; auch wohl ein Stein oder ein geworfener 
Speer. Der ionische Kriegsmann hofft also ϑώρηχας ῥήξειν δηίων ἀμφὶ 
στήϑεσσιν, wie es im Schiffskatalog 544 von den Abanten heisst. Das 
Durchstossen des Panzers, ohne dass dabei des Schildes gedacht wird, 
findet sich N 371. 397. 507. P 314, wo die Wunde im Unterleib, und 
N 438. P606, wo sie in der Brust sitzt, und zwar ist N 371 = 397 
(οὐδ᾽ ἤρχεσε ϑώρηξ χάλχεος, ὃν φορέεσχε, μέσῃ δ᾽ ἐν γαστέρι ττῆ ξεν), 
N 507 = P 814 (ῥῆξε δὲ ϑώρηχος γύαλον, διὰ δ᾽ ἔντερα χαλκὸς 
ἤφυσ᾽). Ein ander Mal (N 587—592) wird geschildert, wie der Pfeil des 
Bogenschützen die Brust des Gegners trifft, aber von dem Metallpanzer 
abprall. An allen diesen Stellen liegt also zweifellos die ausgebildete 
ionische Rüstung vor. Den Stoss des Mykenaeers hingegen haben wir 


. Ε 537f. = P 518f.'1). Die Lanze trifft den Schild, durchbohrt ihn, 


Stoss auf 
Schild und 
Panzer. 


kommt dann an den Metallgürtel, durchbohrt auch diesen und dringt 
endlich in den Unterleib: : 

ἣ δ᾽ οὐχ ἔγχος ἔρυτο, διαντιρὸ δὲ εἴσατο χαλχός, 

γειαίρῃ δ᾽ ἐν γαστρὶ διὰ ζωστῆρος ἔλασσεν. 
Wie die Krieger gegenseitig auf ihre mykenischen Schilde losstossen, 
schildert IM 425f. δήουν ἀλλήλων ἀμφὶ στήϑεσσι βοείας 3), aber diesen 
selben Vers hat ein später Nachdichter, E 452f£., formelhaft auf seine ionisch 
gerüsteten Krieger übertragen; denn natürlich sind diese nicht immer in 
der Lage gleich den Panzer treffen zu können, auch sie zielen auf den 
Schild, wie Aineias Υ 259#. auf den des Achilleus, der aber den Wurf 
durch Abhalten des Schildes parirt (s. oben 8. 22). Und so steht denn 
die Formel οὐ δ᾽ ἔρρηξεν χαλχός Γ 348. Η 259 mit Bezug auf den 
mykenischen, P44 und ὦ 164 f. (οὐδὲ διαπιρὸ ῥῆξε. σάχος) mit Bezug 
auf den ionischen Schild. 

Das leitet uns über zu jenen Stellen, wo sowohl der Schild als der 
Panzer durchstossen oder wenigstens der Versuch hierzu gemacht wird. 
Sehr einfach liegt die Sache beim Kampf zwischen Dolops und Meges 
0 528. 

ὃς τότε Φυλεΐδαο μέσον σάχος οὔτασε δουρὶ 
ἐγγύθεν ὅρμηϑείς" πυχινὸς δέ οἱ ἤρχεσε ϑώρηξ, 
τόν δ᾽ ἐφόρει γυάλοισιν ἀρηρότα. 


1) P 517 ist natürlich reowıdeooav für παντόσ᾽ ἐέση» zu setzen. 
2) Vgl. oben $. 33. 


Panzerinterpolation bei Verwundungen. 57 


Hier ist durch die Erwähnung der γύαλα der Metallpanzer gesichert, und 
dieser wird auch beim Zweikampf zwischen Aias und Diomedes 'F 819 
anzunehmen sein, da vorher 813 ausdrücklich ϑωρήχϑησαν steht und 
überhaupt in den Leichenspielen durchaus die ionische Bewaffnung herrscht. 
Schwieriger ist es über E 281f. ins klare zu kommen, wo Pandaros den 
Speer gegen Diomedes wirft: | 

χαὶ βάλε Τυδεΐδαο κατ᾿ ἀσπίδα" τῆς δὲ διαπρὸ 

αἰχμὴ χαλχείη πιταμένη ϑώρηχι τιελάσϑη. 
Sehr treffend hat nämlich Reichel bemerkt, dass Diomedes in demselben 
Liede später den mykenischen Schild trägt, unzweideutig charakterisirt 
durch die V. 796 ff. 

ἱδρὼς γάρ μὲν ἔτειρεν ὑπὸ πλατέος τελαμῶνος 

ἀσπέδος ἀμφιβρότης 1)" τῷ τείρετο, zauve δὲ χεῖρα, 

ἀν δ᾽ ἴσχων τελαμῶνα χελαινεφὲς αἷμ᾽ ἀπομόργνυ 
Dadurch ist der Metallpanzer ausgeschlossen, und doch erscheint dieser 
nicht nur bei dem eben citirten zweiten Rencontre mit Pandaros, wo 


dieser den Speer wirft, sondern auch beim ersten, wo er den Pfeil gegen 


Diomedes abschiesst 98 ff. 
τυχὼν χατὰ δεξιὸν ὦμον, 
ϑώρηχος γύαλον᾽ διὰ δ᾽ ἔπτατο rırgög ὀιστός, 
ἄντιχρυς δὲ διέσχε, πταλάσσετο δ᾽ αἵματι ϑώρηξ. 
Man wird also zu der Annahme gedrängt, dass an diesen beiden Stellen 
der Panzer von dem späteren Ueberarbeiter, dessen sehr einschneidende 
Thätigkeit sich auch sonst im E nachweisen lässt), eingesetzt sei. Selt- 
samer Weise aber zieht Reichel, dem doch das Verdienst gebührt, auf die 
Panzerinterpolationen zuerst aufmerksam gemacht zu haben, diesen Schluss 
nicht, will vielmehr an beiden Stellen den ϑώρηξ halten, indem er V. 99 
darunter den Schild (S. 105), V. 282, wenn ich seine Andeutung 5. 90 
richtig auffasse, den Gürtel versteht. Mit diesen sachlich und sprach- 
lich gleich unmöglichen Uebersetzungen von ϑώρηξ haben wir schon 
oben S. 28 u. 38 abgerechnet. Es bleibt also bei der Interpolation. Die 
Verse 99. 100 sind nicht nur durchaus entbehrlich, sie stehen auch, wie 
längst bemerkt und bereits oben 8. 36 gezeigt, mit dem Folgenden, 113 
alua δ᾽ ἀνηχόντιζε διὰ στρετιτοῖο χιτῶνος, in unlösbarem Widerspruch. 
Das ϑώρηχος γύαλον ist mit dem στρετιτὸς χιτών unvereinbar, und 


1) So Eustathios, εὐκύκλου unsere Hdschr., vgl. oben 8. 6. 
2) $. unten die Analyse. 


58 Mykenische und ionische Waffen. 


wenn der Metallpanzer schon V. 98 mit Blut besudelt wird, so kann 
dieses nicht erst hervorschiessen, als der Pfeil aus der Wunde gezogen 
wird (V. 113). Auch dies haben wir schon früher bemerkt und dort 
auch den Vermittelungsversuch von Studniczka!) und den von Reichel 
bevorzugten Dörpfeldschen abgelehnt, weil beide dem Wortlaut des Dich- 
ters nicht gerecht werden. Die V. 99. 100 sind somit gerichtet. Bei 
V. 2811. τῆς δὲ διατιρὸ αἰχμὴ χαλκείη πταμένη ϑώρηχε πελάσϑη 
kann man zunächst zweifeln, ob nicht vielleicht ϑώρηξ den στρετυτὸς 
χιτών (V. 113) bezeichne, eine Möglichkeit, auf die bereits oben 8. 42 
hingewiesen worden ist. Weit näher scheint mir aber die Annahme zu 
liegen, dass der Ueberarbeiter ϑώρηκι dem metrisch völlig gleichwerthigen 
ζωστῆρι substituirt habe, worunter dann hier natürlich der Gürtel des 
χιτὼν OTgescrög zu verstehen wäre. Der Fall ist also den 8. 56 be- 
sprochenen E 537. P 518 völlig analog, nur dass Diomedes nicht, wie die 
auftretenden Helden, ζῶμα und uison sondern χιτών und ζωστήρ 
trägt. In der Sache komme ich also zu demselben Resultat wie Reichel. 
διὰ ϑώρηκος Wie steht es aber mit jenen Parallelstellen, wo zuerst der Stoss den 
ἠρήρειστο. Schild und dann den Panzer wirklich durchbohrt? Zwei von ihnen Γ᾽ 856 ἢ, 
und H 249ff. stimmen wörtlich überein. Hier heisst es von Menelaos, 
dort von Aias 
zrooisı δολιχόσχιον ἔγχος 

χαὶ βάλε Πριαμίδαο χατ᾽ ἀσπίδα παάντοσ᾽ Eionv. 

διὰ μὲν ἀσπίδος ἦλϑε φαεινῆς ὄβριμον ἔγχος, 

χαὶ διὰ ϑώρηχος πολυδαιδάλου ἠρήρειστο᾽" 

ἀντιχρὺς δὲ παραὶ λαττάρην διάμησε χιτῶνα 

ἔγχος" ὃ δ᾽ ἐκλίνϑη καὶ ἀλεύατο χῆρα μέλαιναν. 
Hier beweist die Art der Parade (S. 21), dass der mykenische Schild ge- 
meint, also auch vorher ὀμφαλόεσσαν oder τερμιόεσσαν statt τταντόσ᾽ 
&ionv zu schreiben ist. Nicht so ohne Weiteres klar ist das an der dritten 
Stelle 4 435 ff, wo Sokos seinen Speer gegen Odysseus schleudert: 

διὰ μὲν ἀσπίδος ἦλϑε φαεινῆς ὄβριμον ἔγχος 

καὶ διὰ ϑώρηχος πολυδαιδάλου ἠρήρειστο. 

πάντα δ᾽ ἀπὸ τιλευρῶν χρόα ἔργαϑεν, οὐδὲ τ᾿ ἔασεν 

Παλλὰς ᾿Αϑηναίη μιχϑήμεναι ἔγκασι φωτός. 
Sind wir nun berechtigt den Vers zai διὰ ϑώρηχος πολυδαιδάλου 


1) Beiträge zur Geschichte der griechischen Tracht 63 A. 22. 


Panzerinterpolationen bei Verwundungen. 59 


ἠρήρειστο, der ausserdem noch / 136 in der oben $. 38ff. ausführlich be- 
sprochenen Episode vom Schuss des Pandaros auf Menelaos steht, mit 
Reichel an allen diesen Stellen als spätere Interpolation auszumerzen ? 
Dass er wenigstens im 7 alt und echt ist, dort aber nicht auf den ionischen 
Metallpanzer, sondern auf den mykenischen Koller geht, habe ich oben 
gezeigt. An diesen auch I' 358 fi. und H 252 ff. zu denken, geht nicht an, 
da dort gleich darauf der Chiton erwähnt wird, der unter dem Lederkoller 
gewiss nicht getragen wurde. Also hat Reichel an diesen beiden Stellen 
den Vers mit Recht athetirt. Und was die Sokos-Episode des _4 betrifft, 
für die, wie später die Analyse ergeben wird, gleichfalls mykenische Be- 
waffnung angenommen werden muss, so hat Reichel treffend darauf auf- 
merksam gemacht, dass dort gleich darauf, als Odysseus den Speer aus 
der Wunde zieht, vom Panzer nicht mehr die Rede ist: 457 ἔξω δὲ χροὸς 
ἕλκε χαὶ ἀστείδος dupakogoong. Somit muss auch _4 436 für interpolirt 
gelten. So kommen wir zu dem Resultat, dass der fragliche Vers nur 
Οἵ 136 ursprünglich, hingegen in Γ᾽ 358. H 252 und _4 436, ohne Zweifel 
aus dieser Stelle, eingesetzt ist. 

Bei den Schilderungen mykenischer Kämpfe spielt es eine grosse Rolle, 
dass man eine Ungeschicklichkeit des Gegners benutzend neben dem grossen 
Kuppelschild vorbeistösst. Auf diese Weise können Brustwunden bei- 
gebracht werden, ohne dass der Schild durchstossen wird; so II 311f. 
(nachgeahmt 400) Meveiaog ἀρήιος οὗτα Θόαντα στέρνον yuuvw- 
ϑέντα παρ᾽ ἀσπίδα und 4 468 f. πλευρά, τά οἱ χύψαντι ag donl- 
δος ἐξεραανϑη οὔτησε. Ein geschleuderter Stein oder Speer kann, 
wie der Pfeil (S. 56) über den Schildrand fliegend die Brust treffen: 
Ξ 412 στῆϑος βεβλήχειν ünito ἄντυγος ἀγχόϑε δειρῆς und 4 5271. 
ἐπτεεσσυμένος 1) βάλε δουρὶ στέρνον ὑπὲρ μαζοῖο, E 145 ὑττὲρ μαζοῖο 
βαλὼν χαλκήρεϊ δουρί, ein von oben kommender Stoss die Schulter ver- 
wunden _4 421 οὔτασεν ὦμον Ünegdev ἐπάλμενος ὀξέν δουρί, ohne 
den Schild zu verletzen. Ein geschickt von der Seite geführter Stoss 
kann sogar den Oberschenkel, der doch durch den mykenischen Schild 
ganz besonders geschützt ist, treffen Π 313f. Φυλεΐδης δ᾽ "Aupızkov 
ἐφορμηϑέντα δοχεύσας ἔφϑη ὀρεξάμενος srgvuvöv σχέλος oder bei der 


1) Diese Lesung ist mit Aristarch und Nauck der anderen ἀπεσσύμενον 
entschieden vorzuziehen; den Fliehenden würde der Gegner doch im Rücken tref- 
fen. Die dritte Variante ἐπεσσύμενον ist so unsinnig, dass sie gar nicht in Betracht 
kommt. 


Verwundung 
ohne Schild- 
durchstossung. 


Verwundungen 
des Kaletor und 


der Wagen- 
lenker. 


60 Mykenische und ionische Waffen. 


Wendung 308 αὐτίκ᾽ ἄρα στρεφϑέντος ᾿“ρηιλύχου βάλε μηρόν. 
Grosse Blössen giebt sich der mykenische Krieger namentlich, wenn er 
seinen Streitwagen besteigt oder verlässt; da kann ihn sein Gegner durch 
einen von unten geführten Lanzenstoss am Leib verwunden 4 423 f. χαϑ' 
ἵππων ἀΐίξαντα δουρὶ χατὰ πρότμησιν ὑπ᾽ ἀσπίδος ὀμφαλοέσσης 
γύξεν, oder von hinten in die Schulter treffen E 46. II 848 γύξ᾽ ἕσετεων 
ἐτειβησόμενον χατὰ δεξιὸν ὦμον 1). Oder man sucht bei einer ungeschick- 
ten Wendung des Gegners seinen Rücken zu treffen, E 40, τες 4447 fi. 
πρώτῳ γὰρ στρεφϑέντι μεταφρένῳ ἐν δόρυ πῆξεν ὥμων μεσσηγύς, 
διὰ δὲ στήϑεσφιν ἔλασσεν 3), M 428 ὅτεῳ στρεφϑέντι μετάφρενα 
γυμνωϑείη, N 545 ff. Avrikoyog δὲ Θόωνα μεταστρεφϑέντα δοχεύσας 
οὔτασ᾽ ἐπαίξας, ἀττὸ δὲ φλέβα ττᾶσαν ἔχερσεν, ἥ T ἀνὰ νῶτα ϑέουσα 
διαμπερὲς αὐχέν᾽ ἱχάνει, was natürlich den Panzer vollständig aus- 
schliesst, oder den Oberschenkel Π 308f. αὐτέκ᾽ ἄρα στρεφϑέντος 'Aonı- 
λύχου βάλε μηρὸν ἔγχει ὀξυόεντι. 

Wie aber sollen wir über die nicht wenigen Stellen urtheilen, in denen 
Verwundungen an der Brust vorkommen, ohne dass der Dichter die Durch- 
stossung des Panzers oder Schildes erwähnt oder die Möglichkeit einer solchen 
Verletzung durch die Ungeschicklichkeit des Getroffenen oder die Geschick- 
lichkeit des Ueberwinders ausdrücklich motivirt? Zunächst scheiden hier 
eine Anzahl von Fällen aus, wo die Besonderheit der Situation eine 
solche Verwundung ermöglicht. Wenn z. B. O 419ff. Kaletor durch einen 
Speerwurf tödtlich in die Brust getroffen wird, als er Feuer in die Schiffe 
werfen will, so würde man, falls er mit der ionischen Panoplie ausge- 
stattet zu denken wäre, allerdings die Erwähnung des Panzers vermissen. 
Stellen wir uns ihn hingegen mykenisch gerüstet vor, so liegt es in der Natur 
der Sache, dass er in diesem Moment den Schild auf den Rücken ge- 
schoben hat. Hier entscheidet also gerade die Nichterwähnung des Panzers 
für mykenische Bewaffnung. Fünfmal sind es Wagenlenker, die an der 
Brust getroffen worden E 19. @ 121. 818... 108. 144. Hier ist aus 
der Art der Verwundung allein ein Schluss auf die Art der Rüstung nicht 
möglich; denn dass der mykenische Wagenlenker den Schild auf dem 
Rücken trägt, ist selbstverständlich, der ionische Wagenlenker aber ist nach 
Ausweis der Bildwerke in der Regel nicht mit dem Panzer, sondern 


1) Von einem Nachdichter 7 14f. zu βάλε dovgi ..... . innwv ἐπιάλμενον 
ὠκειάων ὦμον gemacht. 
3) Entlehnt © 258 ff., vgl. 95. 


nn " 


Verwundungen in der Brust. 61 


mit dem blossen Chiton bekleidet, beide haben also die Brust unge- 
schützt. 


Aber auch nach Ausscheidung dieser Stellen bleiben noch immer Mykenäer ohne 


zehn übrig, in denen Verwundungen in der Brust erzählt werden, ohne 
dass des Panzers oder Schildes gedacht oder diese Art der Verwundung 
ohne weiteres verständlich wäre, nämlich ./ 480ff. © 302 ἢ 4 321f. 578. 
N 186. Ὁ 523f. 576f. ITAS1f. 597f. P348f. Diese auffallende Er- 
scheinung könnte man zunächst dadurch rechtfertigen wollen, dass einer- 
seits in der ionischen Periode, wie bereits oben bemerkt, gewiss nicht alle 
Krieger mit dem Panzer, sondern manche auch nur mit dem Chiton beklei- 
det in den Kampf zogen, und dass andererseits in der mykenischen, wie die 
Monumente lehren, die Krieger im Handgemenge öfters des Schildes entra- 
then zu dürfen glauben. Auf einer Gemme (Schliemann Mykenae S. 233 Nr. 
313, Helbig S. 313 Fig. 119, Reichel S. 7 Fig. 6) hat ein mit dem Schwert 
stechender Krieger den Schild auf den Rücken geschoben, auf einem Gold- 
schieber (Schliemann S. 202 Nr. 254, Reichel S. 6 Fig. 2) und einer Gemme 
aus Kreta (Furtwängler und Löscheke Myk. Vas. Taf. E 30) trägt er über- 
haupt keinen Schild, und auf einem Goldring (Schliemann S. 259 Nr. 335, 
Reichel S. 8 Fig. 11) sind sogar beide Kämpfer und ausserdem ein am Boden 
sitzender Verwundeter ohne den Schild dargestellt. Allerdings liesse sich 
einwenden, dass auf diesen Bildwerken die schildlosen Krieger stets mit 
dem Schwert kämpfen, während in den aufgezählten Iliasstellen die Ver- 
wundungen mit dem Speer, einmal auch durch einen Bogenschuss beige- 
bracht werden und ausnahmslos in einem Stadium des Gefechtes erfolgen, 
wo die Verwundeten ihre Lanzen noch nicht verschossen haben, also nicht 
im Handgemenge, wie auf den Gemmen und dem Schieber. Einmal „4 480 ff. 
befinden wir uns sogar noch am Anfang der Schlacht, und der Getroffene 
hatte allen voran vor der Schlachtreihe herschreitend angegriffen. Also ver- 
dient vielleicht die Erklärung den Vorzug, dass für alle jene Stellen der 
blosse Chiton, den ja auch die Mykenaeer tragen, und wo es sich um solche 
handelt, der kleine mykenische Schild anzunehmen sei? Das ist in den meisten 
Fällen zulässig, nicht aber in allen. Denn Ὁ 524 heisst es von dem Getrof- 
fenen δούπησεν δὲ πεσών, ὃ δ᾽ ἀπ᾽ ὥμων τεύχε᾽ ἐσύλα. Die Waffen, 
die dem Getöteten von der Schulter gerissen werden, können nur der myke- 
nische Kuppelschild oder der ionische Panzer sein. Nichts wäre freilich ein- 
facher, als hier statt des formelhaften Schlusses, der allein Schwierigkeit macht, 


. die Formel τὸν δὲ σχότος ὄσσε xakvıye herzustellen, zumal diese auch 


A ee Fee 


Schild. 


Krieger im 


blossen Chiton. 


Summarische 
Schilderungen. 


Schutz des 
Unterleibs. 


62 Mykenische und ionische Waffen. 


an einer anderen der aufgezählten Stellen O 578 in einigen Handschriften 
durch die Variante ἀράβησε δὲ τεύχε᾽ ἐπ᾿ αὐτῷ verdrängt ist!), die gleich- 
falls auf Panzer oder Kuppelschild deutet und daher für diese Stellen 
dieselbe Schwierigkeit schaffen würde, wie sie Ὁ 524 vorliegt. Aber auch 
dieses Hilfsmittel versagt gegenüber Stellen wie IT 481 ff, wo Sarpedon 
von Patroklos an die Stelle getroffen wird, 299” ἄρα re φρένες ἔρχαται 
ἀμφ᾽ ἀδινὸν χὴῆρ und später 663 ihm die ἔντεα χάλχεα μαρμαίροντα 
von den Schultern genommen werden, und ..71. 579, wo Eurypylos den Apisaon 
in die Leber trifft und es dann heisst αἴνυτο τεύχε ἀπ᾿ &uwv. Hier 
müssen also die in die Brust Getroffenen entweder mit dem mykenischen 
Kuppelschild oder mit dem ionischen Panzer gedacht sein, und doch ist 
von der Durchstossung dieser Schutzhülle nicht die Rede. 

Wir müssen uns also noch nach einer anderen Erklärung umsehen, die 
dann natürlich auch für die übrigen Stellen gelten könnte, mit denen wir 
uns eben auf andere Weise abgefunden\ haben. Diese Erklärung ist sehr 
einfach und gewiss dem Leser schon längst in den Sinn gekommen. 
Wäre es nicht äusserst pedantisch, vom Dichter zu verlangen, dass er in 
jedem derartigen Fall das Durchstossen der Schutzwaffen ausdrücklich 
registriren und es niemals dem Hörer überlassen sollte, sich es selbst aus 
der Phantasie zu ergänzen? Hier hat das χατὰ τὸ σιωπώμενον des 
Aristarch seine volle Berechtigung, ja bei den sog. Metzelscenen, wo 
Kampf an Kampf sich reiht, scheint ein so summarisches Verfahren 
geradezu geboten. Freilich liegt die Sache bei mykenischer Bewaffnung 
etwas anders, als bei ionischer. Der Kuppelschild lässt sich weit schwerer 
durchstossen als der Metallpanzer, auch trennt ihn von seinem Träger ein 
grösserer Zwischenraum, so dass der durchgedrungenen Lanze noch leicht 
ausgewichen werden kann (s. oben S. 21). Der Mykenaeer wird also den 
Versuch, die Schutzwaffe zu durchstossen, weit seltener machen als der 
Ionier, und der Dichter das gelungene Durchstossen des Kuppelschildes 
nicht leicht mit Stillschweigen übergehen. Es liegt also von vornherein 
die Präsumption vor, dass an den drei Stellen, wo Brustwunden ohne 
Durchstossung des Panzers oder Schildes vorkommen und doch nachher 
spolürt wird (A 579. O 524. Π 481), ionische Bewaffnung anzunehmen sei. 

Der Unterleib wird durch den mykenischen Schild vortrefflich, durch 
den Panzer hingegen nur in seinem oberen Theil gedeckt. Verwundungen, 


1) Vgl. oben 8. 28 £. 


{- πρὶ." ἧς 


Verwundungen am Unterleib. 63 


wie N 568 aldolwv re μεσηγὺ χαὶ ὀμφαλοῦ, sind bei einem mykenischen 
Krieger nicht möglich, ohne dass der Schild durchstossen wird. Wir 
werden also an diesen Stellen uns die Verwundeten mit dem Panzer ge- 
rüstet zu denken haben; höchstens könnte man auch an den mykenischen 
Lederkoller und mykenischen Bügelschild denken. Wenn ferner IT 463 ff. 
von Patroklos erzählt wird, dass er den Thrasymelos durch einen Speer- 
wurf velaıgav χατὰ γαστέρα verwundet, so vergleiche man damit einer- 
seits E 537 ff. — P 517 fl. βάλε --- xar’ ἀσπίδα --- ἣ δ᾽ οὐχ ἔγχος ἔρυτο, 
διαπρὸ δὲ εἴσατο χαλχός, veralon δ᾽ ἐν γαστρὶ διὰ ζωστῆρος 
ἔλασσεν, wo es sich um mykenische, und N 371 f. = 398 f. οὐδ᾽ ἤρχεσε 
ϑώρηξ χάλχεος, ὃν φορέεσχε, μέσῃ δ᾽ ἐν γαστέρι στῆξεν, P 313 f. 
μέσην Kara γαστέρα τύψεν, ῥῆξε δὲ ϑώρηχος γύαλον, wo es sich um 
ionische Rüstung!) handelt. Man sieht, die Mitre bedeckt die γνεέαιρα 
γαστήρ, der Panzer die μέση γαστήρ. Da nun an der fraglichen Stelle 
weder das Durchstossen des Schildes noch das der Mitre erwähnt wird, 
so trägt Thrasymelos den ionischen Panzer, der zwar die μέση, nicht aber 
die γείαιρα γαστήρ schützt. Wenn dagegen Achilleus den Asteropaios 
® 180 mit dem Schwert γαστέρα τύψε παρ᾽ ὀμφαλόν, also den oberen 
Theil des Unterleibs trotz des schützenden Panzers trifft, so hat man sich 
wohl vorzustellen, dass der Stoss von unten unter dem Panzerrand hin- 
durch geführt wird. Bei mykenischer Bewaffnung sind solche Verwun- 
dungen ohne Durchstossung des Schildes nur möglich, wenn der Gegner 
bereits überwunden am Boden liegt und der Schild sich in Folge des 
Sturzes verschoben hat. So 4 525, wo Peiroos dem durch einen Steinwurf 
gefällten Diores das Schwert neben dem Nabel in den Leib stösst, und 
gleich darauf 531, wo diesem wieder Thoas, nachdem er ihn durch einen 
die Brust treffenden Speerwurf zu Fall gebracht hat, mit einem Schwert- 
stoss in den Unterleib den Rest giebt. An drei Stellen E 615. M 189 
P 578 trifft der Speerwurf den Gürtel, ohne dass des Schildes gedacht 
würde, wie es E 539, wo es sich um mykenische Bewaffnung handelt, der 
Fall ist. Wir haben $. 35 gesehen, dass ζωστήρ sowohl die μέτρη als den 
Chitongürtel bezeichnet. An letzteren wird man also wohl zunächst denken 
mögen, sich also die getroffenen Krieger mit dem Bügelschild, sei es nun dem 
älteren mykenischen oder dem jüngeren ionischen vorstellen. Doch kann 
bei E 615 ff., das zu einer späteren Schicht gehört, auch einfach Nachahmung 


1) Vgl. oben 8. 56. 


Weiche. 


Oberschenkel. 


Rücken. 


64 Mykenische und ionische Waffen. 


von E 537—540 vorliegen, wobei der Nachdichter von der in seiner Vor- 
lage geschilderten Bewaffnung keine klare Vorstellung mehr hatte. Noch 
eine Stelle Y 486 bleibt übrig. Bei dieser schwankt die Lesart, τὸν βάλε 
μέσσον ἄχοντι, πάγη δ᾽ ἐν πνεύμονι χαΐχός geben die Handschriften, 
die Scholien aber bieten dazu die Variante στάγη δ᾽ ἐν νηδύι χαλκός. 
Nehmen wir diese Variante an, so handelt es sich um den 8. 63 be- 
sprochenen Fall, wo der vom Panzer nicht bedeckte Theil des Unterleibes 


getroffen wird. Folgen wir den Handschriften, so gehört die Stelle zu. 


den 8. 61 behandelten, wo des Panzers nur der Kürze wegen nicht ge- 
dacht ist. Ionisch ist die Rüstung des Verwundeten aber auf alle Fälle. 

Die Verwundungen in der Weiche (χατὰ λαπάρην) sind sowohl bei 
mykenischer als bei ionischer Rüstung ohne Durchstossen der Schutz- 
waffen möglich, wenn der Stoss im ersten Falle etwas von der Seite, im 
zweiten von unten nach oben unter dem Panzerrand hindurch geführt 
wird. Ob also 5 447. 517. IT 318 an mykenische oder ionische Rüstung 
zu denken sei, lässt sich nach der Art der Verwundung nicht entscheiden. 
Γ 359, H 253 und Z 64 trägt der in die Weiche Getroffene mykenische 
Rüstung; an den beiden ersten Stellen wird vorher der Schild durch- 
stossen, an der dritten handelt es sich um einen Wehrlosen, der vom 
Wagen gestürzt ist und um Gnade fleht. 

Auch den Oberschenkel lässt der ionische Panzer unbeschützt, 
während der mykenische Schild ihn wenigstens an der Vorderseite ganz 
bedeckt. Der Mykenäer muss also eine Wendung des Gegners benutzen 
oder sehr geschickt von der Seite zielen, wie JI 308 und 314 (vgl. oben 
S. 59 ἢ), wenn er den Oberschenkel treffen will. Daher spricht bei E 660 
μηρὸν ἀριστερὸν Eyyei μαχρῷ βεβλήκειν und A 583 χαέ uw βάλε 
μηρὸν ὀιστῷᾷ δεξιόν, wo von einer solchen Wendung des Getroffenen 
nicht die Rede ist, die grössere Wahrscheinlichkeit für ionische Rüstung; 
dasselbe gilt von Y 458, wo das Knie getroffen wird. 

Dagegen ist umgekehrt der Rücken bei dem Panzergerüsteten wohl 
verwahrt, während er bei dem mykenischen Krieger gänzlich unbeschützt 
ist. Man wird daher geneigt sein zu schliessen, dass, wo Rückenwunden 
vorkommen, der Getroffene die mykenische Rüstung oder, falls er im 
übrigen ionisch bewaffnet ist, wenigstens keinen Panzer, sondern den 
blossen Chiton trägt. In der That trifft das für „4 447 ff. und E40 ff. 
zu, wo wir es ohne Zweifel mit mykenischer Bewaffnung zu thun haben. 
Aber im E bereitet gleich darauf eine Parallelscene erhebliche Schwierigkeit. 


u 
Schenkel- und Rückenwunden. 65 


Wie nämlich E 39 ff. Agamemnon den sich zur Flucht wendenden Odios, 
so stösst 56 ff. Menelaos den bereits auf der Flucht befindlichen Skaman- 
drios mit dem Speer in den Rücken: 

700098 ἔϑεν φεύγοντα μετάφρενον οὔτασε δουρὶ 

ὥμων μεσσηγύς, διὰ δὲ στήϑεσφιν ἔλασσεν 1). 

ἤριπε δὲ πρηνής, ἀράβησε δὲ τεύχε᾽ ἐπ᾽ αὐτῷ. 
Man denke sich, dass Skamandrios den mykenischen Kuppelschild 
trägt; dann wird er ihn bei der Flucht auf den Rücken geschoben haben, 
worauf auch das #oırre δὲ πρηνής, ἀράβησε δὲ τεύχε᾽ ἐπ᾽ αὐτῷ zu 
führen scheint. Dann muss aber Menelaos den Schild durchstossen und 
das würde der Dichter kaum mit Stillschweigen übergehen können, Also 
trägt er vielleicht den Bügelschild, einerlei ob den mykenischen oder 
den ionischen, und ist mit dem Chiton bekleidet? Dann hat er aber auch 
keine Waffen, die beim Niederstürzen auf ihm prasseln können, wie das 
V.58 geschildert wird. Also müsste man annehmen, dass die Schluss- 
formel dieses Verses ἀράβησε δὲ τεύχε᾽ ἐπί αὐτῷ statt τὸν δὲ σχότος 


ὄσσε χάλυψε gedankenlos substituirt ist (vgl. S. 23). Will man das nicht, 


so bleibt nur noch die Möglichkeit, dass Skamandrios mit dem Panzer 
zu denken ist und dessen Durchstossung, wie in den oben S. 62 bespro- 
chenen Stellen vom Dichter stillschweigend vorausgesetzt wird. Da man 
diese Möglichkeit zugeben muss, so folgt, dass die Rückenwunden an und 
für sich für ionische oder mykenische Bewaffnung nichts beweisen, zumal 
‚wir ja auch, wie bereits gesagt, mit dem Fall zu rechnen haben, dass 
der Ionier statt des Panzers den blossen Chiton trägt. Nun zeigt sich 
aber zum Glück, dass von den drei in Betracht kommenden Stellen 
Θ 257 ff, Y 402. 488f. zwei augenscheinlich jung und den oben besproche- 
nen Stellen des Εἰ nachgebildet sind. Für © 257 ff. 
ὃ μὲν φύγαδ᾽ ἔτραπεν ἵσεπτους" 
τῷ δὲ μεταστρεφϑέντι μεταφρένῳ ἐν δόρυ σπτῆξεν 
ὥμων μεσσηγύς, διὰ δὲ στήϑεσφιν ἔλασσεν. 
ἤριπε δ᾽ ἐξ ὀχέων, ἀράβησε δὲ τεύχε᾽ ἐπ᾿ αὐτῷ, 
wo die letzten Worte, wenn man nicht die Variante der Scholien ürr- 
ἐρώησαν δέ οἱ Immoı einsetzt, wieder den Panzer anzunehmen nöthigen, 
ist deutlich das Vorbild E 39 ff. 
Ὀδίαν μέγαν ἔχβαλε δίφρου" 
πρώτῳ γὰρ στρεφϑέντι μεταφρένῳ ἐν δόρυ πῆξεν 


1) Dieser Vers, der mit 41 identisch ist, fehlt im Ven. A. 
Robert, Studien zur Ilias, 


5 


Schulter. 


66 Mykenische und ionische Waffen. 


ὥμων μεσσηγύς, διὰ δὲ στήϑεσφιν ἔλασσεν. 

δούπησεν δὲ πεσών, ἀράβησε δὲ τεύχε᾽ ἐπ αὐτῷ. 
Y 402 πρόσϑε ἔϑεν φεύγοντα μετάφρενον οὔτασε δουρί ist gleich 
E 56, folgt übrigens unmittelbar auf eine Kampfscene, in der der ionische 
Bronzehelm (8. S. 47) erscheint. Bei der dritten Stelle aber Y 488 ἡ ἂψ 
ἵππους στρέψαντα μετάφρενον ὀξέι δουρὶ νύξ᾽ handelt es sich um 
einen Wagenlenker, der also nur mit dem Chiton bekleidet ist. An die 
alte mykenische Rüstung ist somit bei keiner dieser drei Stellen zu denken. 

Auch die Schulterwunden geben kein sicheres Kriterium ab, denn 

wenn auch bei ionischer Bewaffnung die Schulter bedeckt ist, so war es 
doch nicht allzu schwer die Speerspitze von der Seite unter die schützende 
Bronzehülle einzuführen oder diese direct zu durchstossen. Allerdings bot 
die mykenische Rüstung, die der Schulter vorn nur durch den oberen Rand 
des Schildes, hinten aber gar keinen Schutz gewährt, dem Gegner an 
dieser Stelle einen gern benutzten Angriffspunkt, und so sind die Käm- 
pfer, die E 46. 80. 4 421. IT 289 in die Schulter verwundet werden, ganz 
ohne Zweifel mykenisch bewaffnet zu denken. Aber wie sehr bei solchen 
Schlüssen Vorsicht geboten ist, kann die Betrachtung von O 540ff. lehren. 
Dort lesen wir vom Kampf des Meges mit Dolops, in den sich schliess- 
lich Menelaos einmischt: 

τόφρα δέ οἱ Μενέλαος ἀρήιος ἦλϑεν ἀμύντωρ, 

στῆ δ᾽ εὐρὰξ σὺν δουρὶ λαϑών, βάλε δ᾽ ὦμον ὄπισϑεν" 

αἰχμὴ δὲ στέρνοιο διέσσυτο μαιμώωσα, 

πρόσσω ἱεμένη " ὃ δ᾽ ἄρα πρηνὴς ἐλιάσϑη. 

τὼ μὲν ἐεισάσϑην χαλχήρεα τεύχε᾽ ἀπ ὥμων 

συλήσειν. 
Das sieht ja in der That zuerst ganz mykenisch aus und ist auch von 
Reichel S. 96 so aufgefasst worden. Aber man lese erst zu Ende. Do- 
lops stürzt aufs Gesicht nieder und nun wollen ihm seine beiden Ueber- 
winder die Waffen von den Schultern nehmen. Welche Waffen denn? 
Wenn er mykenisch bewaffnet ist, doch den Kuppelschild. Aber diesen 
würde er dann mit seinem Leibe decken. Sie würden also doch nicht 
so unpraktisch sein, die Leiche mitsammt dem Schild auf den Rücken 
zu wälzen und dann erst den Schild zu lösen. Vielmehr würden sie ein- 
fach den über den Rücken laufenden Telamon durchschneiden, den Kör- 
per zur Seite stossen und den Schild aufheben. Ob man aber diese 
Operation mit χαλχήρεα teige' ἀπ ὥμων συλᾶν bezeichnen kann? 


Verwundungen in der Schulter und am Hals. 67 


Schwerlich. Dazu kommt, dass einer der Ueberwinder, Meges, selbst den 
Metallpanzer trägt, der im vorhergehenden Zweikampf eine wesentliche 
Rolle spielt und sich hier auch nicht durch kritische Gewaltmaassregeln 
entfernen lässt. Und wenn Meges dem Dolops in V. 535 den Helm- 
busch vom Helm abstösst, so scheint auch dies besser auf den Busch des 
Metallhelms zu passen, der eine compacte Masse bildet und erst beim 
jedesmaligen Gebrauch auf dem Helm befestigt wird, als auf den my- 
kenischen Busch, der, wenn die Bildwerke nicht trügen, fester mit dem 
Helm verbunden zu sein scheint, so dass mit dem Helmbusch zu- 
gleich ein Stück des Helmes selbst abgestossen werden musste, Aber selbst 
wenn ich mich hierin täuschen mag, zwingt doch V.544 unerbittlich zu dem 
Schluss, dass Dolops im Panzer gedacht ist. Also liegt hier thatsächlich 
einer der beiden oben als möglich angegebenen Fälle vor; Menelaos stösst 
entweder seine Lanze unter das Schulterstück der Panzerplatte hinein 
oder er stösst durch dieses hindurch, ohne dass der Dichter dies ausdrück- 
lich zu bemerken für nöthig findet. Wir werden also unbedenklich auch 
für die fünf noch übrigen Stellen, an denen Schulterwunden vorkommen 
H 16. & 451. Ο 341. 11 323. P598 den Panzer annehmen dürfen, falls sich 
das aus anderen Gründen empfehlen sollte. Uebrigens hindert uns an die- 
sen Stellen auch nichts, die Getroffenen bei sonst ionischer Bewaffnung im 


blossen Chiton zu denken. Und endlich muss auch bei Beurtheilung dieser 


Kampfschilderungen dem formelhaften Charakter der epischen Sprache und 
der Möglichkeit, dass der ionische Dichter ältere in der Periode der my- 
kenischen Rüstung entstandene Vorbilder benutzt und nachahmt, Rech- 
nung getragen werden. 

Vollends belanglos für die Bestimmung der Bewaffnung sind auch die 
Verwundungen am Hals. Gewiss wird auch der Mykenäer trachten, über den 
Schildrand hinweg den Hals und das Schlüsselbein des Gegners zu treffen, 
ἵνα τε ψυχῆς ὥχιστος ὄλεϑρος X 325 1). Aber gerade diese Worte stehen 
in einer Partie, für die mit Sicherheit ionische Bewaffnung angenommen 
werden muss (s. 8.30), und wenn ich das Resultat der späteren Analyse 
hier vorausnehmen darf, so überwiegen die ionischen Stellen mit Halswun- 
den die mykenischen bei weitem. Der Hals eines mykenisch gerüsteten 
Kriegers wird getroffen H 12. 262. N 542. II 339. An der einen dieser 


Δ) Vgl. 0326 παρ᾽ ὦμον, ὅϑ' κληὶς ἀποέργει αὐχένα τε στῆϑός τε, μάλιστα 
δὲ καίριόν ἐστιν. 
δῈ 


Hals. 


Kopf. 


68 Mykenische und ionische Waffen. 


Stellen aber, FH 262, wird vorher der Schild durchstossen. Demgegenüber 
werden ionisch bewaffnete Kämpfer am Hals verwundet, mit dem Speer 
E 579. 657. N 388. 85 465. P309 (besonders interessant, weil die Spitze 
von oben unter das Schlüsselbein eindringt und unter der Schulter wieder 
herauskommt). Y 455, durch einen Pfeilschuss O 451, durch einen ge- 
schleuderten Stein ® 406. Dabei sind die Fälle noch nicht mitgezählt, wo 
die Wunde aus der Nähe mit dem Schwert beigebracht wird, nachdem der 
Gegner bereits so gut wie überwunden ist, 1 146. 240. Y 481. ® 117. 
Hingegen vollzieht sich die Scheidung zwischen Mykenischem und 
Ionischem ziemlich reinlich bei den Kopfwunden. Y 475f. schlägt Achilleus 
den Echeklos mit dem Schwerte mitten auf den Kopf: πᾶν δ᾽ üze- 
ϑερμάνϑη ξίφος αἵματι, das Schwert dringt also in den Schädel ein, 
es durchschlägt die Kopfbedeckung, das ist mykenisch; denn der ionische 
Helm lässt sich wohl durchstechen, aber kaum durchschlagen. II 577 #. 
trifft Hektor den Epeigeus, 411 ff. Patroklos den Erylaos mit einem Stein 
auf den Kopf, ἣ δ᾽ ἄνδιχα πᾶσα χεάσϑη ἐν χόρυϑι βριαρῇ. Also 
innerhalb des unverletzten Helms springt in Folge der furchtbaren Er- 
schütterung die Hirnschale auseinander. Da haben wir handgreiflich den 
sogenannten korinthischen Bronzehelm. Das ist also ionisch. Und diese 
beiden Stellen ziehen Y 387 ff. nach sich, wo Achilleus den Iphition auf 
den Kopf trifft, diesmal aber mit dem Speer, und es wieder heisst 7) δ᾽ 
ἄνδιχα πᾶσα χεάσϑη, dann aber weiter nicht ἐν χόρυϑι βριαρῇ, SON- 
dern δούπησεν δὲ πεσών, ὃ δ᾽ ἐπεύξατο δῖος ᾿Αχιλλεύς. Dreimal 
wird der durch die Beiworte χαλχοττάρῃος und χαλχείη deutlich ge- 
kennzeichnete Bronzehelm, wie sonst der Panzer, mit der Lanze durch- 
stossen. MI 183ff. und Y 397 ff. wird das fast mit den gleichen Worten be- 
schrieben, nur dass im ersten Falle Polypoites die Lanze wirft, im zweiten 

Achilleus sie gegen die Schläfe des Gegners stösst 
M1S3f. δουρὶ βάλεν Aauacov 

Y397 ff, γνύξε χατὰ χρόταφον 

οὐδ᾽ ἄρα χαλχείη χόρυς ἔσχεϑεν, ἀλλὰ δι᾿ αὐτῆς 


N κυνέης διὰ χαλχοτταρήου" 


αἰχμὴ ἱεμένη ῥῆξ᾽ ὀστέον, ἐγχέφαλος δὲ 
ἔνδον ἅπας τιετάλαχτο δάμασσε δέ μιν μεμαῶτα" 
An der dritten Stelle Ρ 294 ff. wird die Formel offenbar absichtlich in 
gesuchter Weise variirt | 
πλῆξ᾽ αὐτοσχεδίην χυνέης διὰ χαλχοπαρήου᾽" 
ἤριχε δ᾽ ἱπποδαάσεια χόρυς περὶ δουρὸς ἀχωχῇ, 


Verwundungen am Kopf. 69 


πληγεῖσ᾽ ἔγχεϊ te μεγάλῳ zal χειρὶ παχείῃ, 
ἐγχέφαλος δὲ παρ᾽ αὐλὸν ἀνέδραμεν ἐξ ὠτειλῆς 
αἱματόεις " τοῦ δ᾽ αὖϑε λύϑη μένος. 
Vortrefflich stimmt auch, dass Stirnwunden nur vorkommen, wo der Ge- 
troffene den mykenischen Helm trägt; denn durch den sog. korinthischen 
Helm wird gerade die Stirne besonders geschützt. 4 459 f.= Z 9 ff. 
τόν δ᾽ ἔβαλεν πρῶτος χόρυϑος φάλον ἱτιποδασείης, 
ἐν δὲ μετώπῳ πῆξε, πέρησε δ᾽ ἄρ᾽ ὀστέον εἴσω 
αἰχμὴ χαλχείη " τὸν δὲ σχότος ὄσσε χάλυψεν. 
Hier ist der Helm durch den φάλος als ein mykenischer bestimmt (8. 
oben 8. 48). Dasselbe gilt von N 614 ff. 
ἦ τοι ὃ μὲν χόρυϑος φάλον ἤλασεν ἱπποδασείης 
ἄχρον ὑπὸ λόφον αὐτόν, ὃ δὲ προσιόντα μέτωπον 
dıvög ὕπερ πυμάτης. 
Ferner 4 95 ff. 
τὸν δ᾽ ἰϑὺς μεμαῶτα μετώπιον ὀξέι δουρὶ 
γύξ᾽, οὐδὲ στεφάνη δόρυ οἱ σχέϑε χαλχοβάρεια, 
ἀλλὰ δι᾿ αὐτῆς HAIE χαὶ ὀστέου, ἐγχέφαλος δὲ 
ἔνδον ἅττας πεπτάλαχτο * δάμασσε δέ μιν μεμαῶτα. 
Hier zeigt die στεφάνη, dass ein mykenischer Helm gemeint ist (8. oben 
S. 49f.). Endlich II 737 ff. Patroklos und Kebriones 
βάλε δ᾽ Ἕχτορος ἡνιοχῆα 
Κεβριόνην, νόϑον υἱὸν ἀγαχλεέος Πριάμοιο 
ἵππων ἡνέ᾽ ἔχοντα, μετώπιον ὀξέι λᾶι. 
ἀμφοτέρας δ᾽ ὀφρῦς σύνελεν λίϑος, οὐδέ οἱ ἔσχεν 
ὀστέον, ὀρϑαλμοὶ δὲ χαμαὶ ττέσον Ev χονίῃσιν. 
Hier wird freilich der Helm nicht näher charakterisirt, aber die Stelle 
hängt unlösbar mit dem Folgenden 751—867 zusammen, wo Patroklos 
eine durchaus mykenische Rüstung trägt (s. oben S. 32). Hier haben wir 
handgreiflich die mykenischen Gegenstücke zu den vorher behandelten 
ionischen Stellen, wo vom Durchschlagen des Bronzehelms die Rede ist. 
Auch E 291, wo, wie N 616, die Nase getroffen wird, nur an einer tiefe- 
ren Stelle als dort, gehört zu den Stücken mit mykenischer Bewaffnung, 
denn bei ionischer wird die Nase durch den Nasenschirm des Helms 
geschützt. 
Der ionische Krieger wird, wenn er seinen Gegner im Gesicht ver- 
wunden will, zunächst auf die beiden einzigen unbedeckten Stellen, Mund 


Mund und 
Augen. 


Ohr. 


70 Mykenische und ionische Waffen. 


oder Augen, zielen. Da nun natürlich auch die mykenische Kopfbe- 
deckung diesen Theilen keinen Schutz gewährt, geben Verwundungen 
von Augen und Mund für die Art der Bewaffnung kein sicheres Kriterium 
ab. So scheint für II 345f. χατὰ στόμα νηλέι χαλχῷ νύξε nach der 
ganzen Umgebung mykenische, für 5 493 f. aber, wie die Analyse zeigen 
wird, ionische Bewaffnung angenommen werden zu müssen. Ebenso steht 
es mit den Stellen, wo die Schläfe getroffen wird, denn die Augenlöcher 
des ionischen Metallhelms sind weit genug, um der Speerspitze zu ge- 
statten, auch die Schläfe zu erreichen. Und in der That scheinen die 
beiden einzigen Fälle, wo solche Verwundungen vorkommen 4 501 fl. βάλε 
δουρὶ χόρσην " ἣ δ᾽ ἑτέροιο διὰ χροτάφοιο πέρησεν αἰχμὴ χαλχξίη 
und E 584 ἐπαίξας ξίφει ἤλασε χόρσην ionisch zu sein, 

Dass Verwundungen am Ohr nur beim mykenischen Helm möglich 
seien, da es durch den ionischen ganz bedeckt wird, hat Reichel $S. 112 nach- 
drücklich betont, Und zweifellos trifft diese Behauptung für Ὁ 433 τόν δ᾽ 
ἔβαλεν κεφαλὴν ὑττὲρ οὔατος ὀξέι χαλχῷ und Y 472 ff. οὗτα παραστὰς 
δουρὶ zar’ οὖς" εἶϑαρ δὲ δι’ οὔατος ἦλϑ᾽ ἑτέροιο αἰχμὴ χαλχδέη τὰ. 
Aber durch die Formel ὑπὸ γναϑμοῖο χαὶ οὔατος N 671. IT 606. Ρ 617 
wird unzweideutig eine Stelle bezeichnet, die auch der Bronzehelm unbe- 
schützt lässt. Nichts hindert also in diesen Fällen ionische Bewaffnung 
anzunehmen. Und nach Analogie dieser Stelle könnten auch II 339 ὃ 
δ᾽ ὑπ᾽ οὔατος αὐχένα ϑεῖνεν und N 177f. Ur οὔατος ἔγχεϊ μαχρῷ 
γύξε als ionisch angesprochen werden, doch zeigt hier die Umgebung, 
dass sie mykenisch sind.!) Endlich 4109 παρὰ οὖς ἔλασεν ξίφει, 
ἐχ δ᾽ ἔβαλ᾽ ἵἕσττων gehört zu einer Partie, die aus. sprachlichen Gründen 
ganz jung sein muss und jedenfalls in einer Zeit gedichtet ist, als die 
ionische Bewaffnung die herrschende war. Will man also nicht annehmen, 
dass der Dichter archaisire, wovon sich sonst in diesem Abschnitt keine 
Spur findet, so muss σσαρά hier ungefähr dasselbe besagen wie sonst 
ὑπό. Möglich ist auch, dass die Worte verderbt sind, denn der abscheu- 
liche Hiatus παρὰ οὖς findet sich nur hier. 


Trugschlüsse. 


Schon wiederholt haben wir uns im Vorhergehenden für Metall- 
panzer und Rundschild entscheiden müssen in Fällen, wo Reichel myke- 


1) Vgl. die Analyse. 


Verwundungen am Ohr. Trugschlüsse. 1 


nische Bewaffnung und speciell den grossen Kuppelschild erkennen wollte. 
Auch hinsichtlich der Stellen, die er 5. 36 als Beispiele des Gebrauchs 


beider Hände während des Schildtragens gesammelt hat, kann ich seinem 


Urtheile, dass dies nothwendig auf den mykenischen Schild hindeute, nur 
bedingt zustimmen. Ich kann es nicht vermeiden, mich über diesen 
Punkt mit ihm auseinanderzusetzen; dass es nicht aus Freude an Pole- 
mik, sondern in der Hoffnung auf Verständigung geschieht, brauche ich 
wohl nicht erst zu versichern. 

Dass der Krieger zwei Lanzen trägt, soll wenigstens in den Fällen, 
wo der Ausdruck στάλλων gebraucht wird, nur bei dem frei herabhängen- 
den mykenischen Schild möglich sein; denn dass an sich das Tragen der 
Lanze in der Schildhand auch beim Bügelschild möglich ist, zeigen 
die Bildwerke und giebt auch Reichel natürlich zu. Wann und wo 
wird nun diese Formel στάλλων ὀξέα δοῦρε Z 104. E 495 gebraucht? 
Nicht vom Kämpfer in der Schlacht, sondern von dem Heerführer, der, 
durch die Reihen schreitend, die wankenden und fliehenden Krieger 
haranguirt. Dass er dabei auch mit der Schildhand einen Speer schwingen 
kann, wird man doch wohl zugeben. Aber es ist überhaupt wahrschein- 
lich, dass er in einem solchen Augenblick beide Speere in derselben 
Hand und dann natürlich in der Rechten hielt. Gewichtiger ist der Hin- 


Zwei Lanzen. 


weis auf Asteropaios den στεριδέξιος, der gleichzeitig mit jeder Hand Die Rüstung des 


einen Speer auf Achilleus schleudertt ® 163 ff. Hier muss zugegeben 
werden, dass ein am Arm getragener Bügelschild die linke Hand beim 
Schleudern des Speeres erheblich behindern würde. Aber warum soll 
Asteropaios, wenn er zugleich die Geschicklichkeit seiner linken Hand 
ausnutzen wollte, nicht so gut den Rundschild auf dem Rücken getragen 
haben, wie die Wagenlenker, die ja auch in der Lage sind, ihre beiden 
Hände zu gleicher Zeit gebrauchen zu müssen, ganz wie Asteropaios ? 
Auch die Frage könnte aufgeworfen werden, ob nicht Asteropaios, nament- 
lich da er, wie oben gezeigt S. 63, den Panzer trug, des Schildes über- 
haupt entrathen konnte. Dass der Schild weder hier noch im %, wo 
die Waffen des Asteropaios als Preise ausgesetzt werden, ausdrücklich 
erwähnt wird, will ich nicht zu stark betonen, zumal das schwerlich 
von demselben Verfasser herrührt, wie die Asteropaiosepisode des ®, son- 
dern von einem diese benützenden Nachdichter. Nur darauf muss noch 
hingewiesen werden, dass Asteropaios in dem Augenblick, wo er die Lanze 
des Achilleus aus dem Boden zu reissen sucht 174 ff, unmöglich den 


Asteropaios. 


ΚΣ: 
ὴ 2 


12 Mykenische und ionische Waffen. 


mykenischen Schild vor der Brust tragen kann, der ihm jedes feste 
Zugreifen zur Unmöglichkeit machen würde. Auch von dieser Seite her 
ist es also mehr als unwahrscheinlich, dass wir uns den Asteropaios in 
mykenischer Rüstung zu denken haben. 

Ausbreiten der Wenn ferner ein getroffen Niederstürzender beide Arme nach seinen 

me Freunden ausstreckt: ἄμφω χεῖρε φίλοισ᾽ ἑτάροισι πετάσσας A 523. 

N 549. & 495, so ist es ganz unerfindlich, wie so ihn der am Arm hängende 
Schild daran hindern sollte; und wenn eine Leiche oder ein Verwundeter 
aufgehoben und fortgetragen wird (N 197 ff. 5 428 ff), so kann man 
sich dabei sehr wohl der Hand des Schildarmes bedienen; man braucht 
zu diesem Zweck nur den Handgriff loszulassen, der ja wesentlich zur 
Lenkung des Schildes dient, während die eigentliche Befestigung durch 
den an der Armbeuge sitzenden Armring bewirkt wird. Kurz alle diese 
Stellen sind für die Frage ob ionische oder mykenische Bewaffnung nicht 
entscheidend. 

Achill im Ska- Auch bei der Scene im Skamander braucht Achill durchaus nicht 

mander. den mykenischen Schild zu tragen, wie Reichel 8. 38 aus ® 241 ὥϑει 

δ᾽ ἐν σάχεϊ πίέτττων ὅόος folgert. Auch in die Wölbung des ionischen 
Rundschildes können die Wellen sich ergiessen und dadurch den Träger 
ins Wanken bringen, wobei ich übrigens durchaus dahin gestellt sein 
lasse, ob Reichel mit seiner Deutung der Stelle, bei der man vielmehr öz6 
σάχεϊ erwarten würde, Recht hat und ob nicht vielmehr die eitirten 
Worte besagen, dass die Wogen auf die Vorderseite des Schildes zu- 
brausen und durch ihren Anprall dieselbe Wirkung ausüben, wie ein 
continuirlicher Druck mit dem Speer oder ein Steinwurf. Entscheidend 
aber ist, dass V. 254 f. ἐπὶ στήϑεσσι δὲ χαλχὸς σμερδαλέον χογάβιζεν 
deutlich zeigt, dass Achilleus im Panzer gedacht ist, vgl. 8.29. Dass 
der Schild, den Patroklos dem Achilleus entleiht, ein mykenischer ist und 
2192 von Achilleus deutlich als ein solcher bezeichnet wird (s. oben 
S. 19), beweist für ® natürlich nicht das Geringste. Nichts würde, wie 
bereits früher bemerkt, verkehrter sein als annehmen zu wollen, dass der- 
selbe Held durch die ganze Ilias hindurch dieselbe Art der Bewaffnung 
habe. Stellen, die verschiedenen Schichten angehören, können nie zu 
solchen Schlüssen benutzt werden. Und nur allzu oft finden sich diese 
Schichten dicht nebeneinander. Ein klassisches Beispiel dafür haben wir 
N 581—621, wo zuerst geschildert wird, wie Helenos auf Menelaos schiesst 
586 f. 


Trugschlüsse. 13 


Πριαμίδης μὲν ἔπειτα χατὰ στῆϑος βάλεν ἰῷ 

ϑώρηχος γύαλον, ἀπὸ δ᾽ ἔπτατο πιχρὸς ὀιστός. 
Hier trägt also Menelaos den Metallpanzer. Gleich darauf aber 601 ff. 
beim Kampf mit Peisandros erscheint nicht nur dieser mit mykenischem 
Schild versehen, unter dem er die Streitaxt hervorholt, auch Menelaos 
selbst trägt einen Helm mit φάλος, ist hier also plötzlich mykenisch ge- 
rüstet. Mit anderen Worten, zu der alten Episode von Menelaos und 
Peisandros, in der die mykenische Bewaffnung herrscht, hat ein Nach- 
dichter als Vorspiel und, wie sich später zeigen wird, auch als verbinden- 
des Füllstück den Kampf zwischen Helenos und Menelaos hinzugedichtet 
und hierbei dem Helden die zu seiner eigenen Zeit übliche Bewaffnung 
gegeben. 


Dialect. 


IH. 


Versuch einer Analyse der Ilias. 


Nach den im ersten Theil aufgestellten Gesichtspunkten habe ich 
die Ilias zu analysiren versucht. Der Stücke, bei denen feste Kriterien nicht 
vorlagen und das Urtheil schwankend bleiben konnte, waren verhältniss- 
mässig wenige. Im Ganzen ergab sich eine ziemlich reinliche Scheidung 
in Partien, in denen die mykenische, und solche, in denen die ionische 
Bewaffnung herrscht. Als ich dann das Resultat meiner Analyse mit 
Friedrich Bechtel besprach, der sich im Prineip zu Ficks Theorie von 
der Entstehung des epischen Dialects bekennt, constatirten wir die über- 
raschende Thatsache, dass die mykenischen Stücke sich ohne jede Gewalt- 
samkeit in äolischen Dialect umsetzen lassen, also nach der Fickschen 
Hypothese ursprünglich in ihm gedichtet waren, während die Stücke mit 
Bronzerüstung sämmtlich mehr oder wenig starke und ganz festsitzende 
Ionismen, als da sind Iterativbildungen, Vernachlässigung des Diganıma, 
die Präposition ἐς, die Partikel ἄν und mehr dergleichen, aufweisen. 
Kein Zweifel also, die mykenische Bewaffnung läuft mit dem äolischen 
Dialect, die ionische mit dem ionischen parallel. Gewichtige Ausnahmen 
machen nur die Hauptmasse des E, die bei einer grossen Anzahl fest- 
sitzender und also gewiss ursprünglicher Ionismen doch noch im Wesent- 
lichen mykenische Bewaffnung zeigt, und das ganze M, das, gleichfalls 
von Anfang an in der Kunstsprache des ionischen Epos gedichtet, ein selt- 
sames Nebeneinander von mykenischen und ionischen Waffen enthält. Für 
beide Erscheinungen wird sich uns aber unten eine, wie ich hoffe, sehr ein- 
fache Erklärung ergeben, durch die auch auf die Entwickelungsgeschichte 
der Ilias ein willkommenes Licht fäll. Von diesen Ausnahmen abgesehen 
können wir also die Stücke mit mykenischer Bewaffnung auch als äolische 
bezeichnen, und neben die antiquarisch-hoplistischen Kriterien treten die 


a  λὰνγο 


Diäleet der Ilias, - 75 


dialecetischen; wo jene versagen, können diese sie ersetzen. Bei diesem 
Theil der Untersuchung bin ich von Bechtel mit unermüdlichem Interesse 
so wesentlich unterstützt worden, dass sein Antheil an der Arbeit minde- 
stens so gross ist, wie mein eigener. Denn die sprachlichen Beobachtungen, 
die im Folgenden eine gewichtige Rolle spielen, verdanke ich seiner Be- 
lehrung, und an der Recension des im dritten Abschnitt vorzulegenden 
Textes hat er das Meiste und Beste gethan. 

Jene mykenisch-äolischen Bestandtheile, die wir nun unbedenklich 
als den Grundstock der Ilias ansprechen dürfen, schliessen sich ihrem 
Inhalt nach so gut zusammen, beruhen so offenbar auf einer einheitlichen 
Handlung, dass sie als die Reste eines einzigen epischen Gedichtes anzu- 
sehen sein werden. Sehr ansehnliche Reste, die es sehr wohl ermöglichen, 
von dem Aufbau und dem Verlauf jenes Gedichtes, das ich mir von jetzt 
an als die Urilias zu bezeichnen erlaube, eine Vorstellung zu gewinnen. 
Eine Ausnahme macht nur der Kern des T', aber auch hierfür werden 
wir eine befriedigende Erklärung finden. 

Ganz anders steht es mit den ionischen Bestandtheilen. Sie stellen 
sich theils als selbständige, in sich geschlossene kleine Epyllien, theils als 
Eindichtungen, Erweiterungen, Fortsetzungen zu jener Urilias dar, wie es 
im Einzelnen erst weiter unten gezeigt werden kann. 

Ob die Urilias in der Aeolis selbst entstanden, ob sie von einem 
Jonier im äolischen Dialect gedichtet ist, das ist eine Frage, die ich mir noch 
nicht zu lösen getraue, die vielleicht überhaupt noch nicht spruchreif ist 
und die jedenfalls hier, wo es nur gilt die ersten Grundlinien für weitere 
Untersuchungen zu ziehen, ganz bei Seite gelassen werden darf. Denn nur 
auf diese Grundlinien kommt es mir an; dass die Ausführung im Ein- 
zelnen noch vielfach der Correetur bedürfen und sie erfahren wird, darauf 
bin ich gefasst und hoffe es sogar. Ich bin zufrieden, wenn es mir nur 
gelingt, das Fundament der Untersuchung als richtig zu erweisen. 

Dass ich bei der Analyse mich nicht dem Gang der Ilias anschliesse, 
wird jeder, der ähnliche Arbeiten unternommen hat, verstehen. Die Unter- 
suchung setzt an einem besonders markanten Punkt ein und verfolgt 
die von dort ausgehenden Fäden, einerlei ob sie nach vorwärts oder rück- 
wärts laufen. Ich hoffe, dass diese Methode sich selber rechtfertigen 
wird. Haben wir erst eine grössere Anzahl von Fragmenten der Urilias 
zusammen, so werden sich aus dieser auch weitere Kriterien stofflicher 
und dichterischer Art eruiren lassen, die wir für die fernere Analyse in 


Urilias, 


Ionische Be- 
standtheile. 


Heimath der 
Ilias, 


Methode der 
Analyse. 


76 Analyse der Ilias. 


demselben Masse verwenden dürfen, als sich unser Blick für die charak- 
teristischen Eigenthümlichkeiten des Gedichtes mehr und mehr schär- 
fen wird. 

Da ich auf ganz neuer Basis aufbaue, habe ich es möglichst ver- 
mieden, an die Forschungen Anderer anzuknüpfen und ihre Werke zu 
citiren. Jeder Hinweis solcher Art, und vollends jede Polemik würde 
den Leser nur verwirren und uns in unserer Betrachtung, die möglichst 
schnell, aber stets den Blick auf das Ganze gerichtet, die Bücher der 
Ilias durchfliegen muss, hemmen und stören. Auch bedarf es solcher 
Verweise nicht; die ausgezeichneten Arbeiten von Kayser, Bergk, Niese 
u. A, vor allem aber Karl Lachmanns unsterbliche Blätter sind ja ohne- 
hin in Aller Gedächtniss. 


Patroklie. 77 


Patroklie. 


Der Tod des Patroklos. 


Patroklos hat den Kebriones, des Hektor Wagenlenker, erschlagen 77 777—867. 
und dringt dreimal auf die zurückweichenden Troer ein, jedesmal neun 
_ Helden erlegend. Aber als er zum vierten Mal den Versuch wiederholen 
will, da naht sich ihm Apollon. In Nebel gehüllt tritt er hinter ihn und 
schlägt ihn auf den Rücken. Und vom Haupte des von der Götterhand 
Getroffenen fällt der Helm, in den Händen zerbricht ihm der Speer, es 
löst sich das Schildband und der Schild stürzt zu Boden 1). Betäubung 
fasst ihn und seine Kniee wanken II 777—805. Das sieht ein dardani- 
scher Held — Euphorbos des Panthoos Sohn — und wirft ihm den Speer 
zwischen die Schultern, aber tödtlich ist diese Wunde nicht. Patroklos 
zieht sich in die Reihen seiner Gefährten zurück ϑεοῦ πληγῇ καὶ δουρὶ 
δαμασϑείς 806—817. Aber nun stösst ihm Hektor den Speer in den 
Leib, dass die Spitze den ganzen Körper durchdringt. Der sterbende 
Patroklos weissagt dem Hektor sein nahes Ende durch Achilleus 

ἀλλά τοι ἤδη 


Ὁ ΜΝ  ἘΡῪ ΑΨ ΘΨΟΥ 


ἄγχει παρέστηχεν ϑάγατος χαὶ μοῖρα χραταιή, 

χερσὶ δαμέντ᾽ Ayıljog ἀμύμονος Αἰακίδαο. 
Hektor zieht seinen Speer aus der Leiche und wendet sich gegen Auto- 
᾿ς _medon, der mit dem Wagen des Achilleus in der Nähe hält, nun aber 
- sich schleunig zur Flucht wendet. Um die am Boden liegenden Waffen 
des Patroklos — Helm und Schild — kümmert sich Hektor nicht 
817 — 867. 


1) Dass die Erwähnung des Panzers 804 späterer Zusatz ist, haben wir bereits 
oben S. 32 gesehen. Auch V. 798—800 muss fallen, da Hektor, wie sich zeigen 
wird, nach der ältesten Fassung die Waffen des Patroklos nicht erbeutet. V. 792 
ist καταπρηνεῖ anstössig, man erwartet καταπρηνέι. Auch dieser Vers also gehört 
zu den erweiternden Zusätzen; das zweite Hemistichion στρεφεδένηϑεν δέ οὗ ὄσσε 
nimmt die Schilderung von 805 τὸν δ᾽ ἀάτη φρένας elle in nicht eben glücklicher 
Weise vorweg; χεερὲ zaranonver steht » 164 viel passender von Poseidon, der 
das heimkehrende Schiff der Phäaken von oben mit der flachen Hand trifft. 
Apollon schlug doch wohl mit der Faust. 


P1-—131. 


78 Analyse der Ilias. 


Ueber den Gefallenen stellt sich schützend Menelaos. Euphorbos 
naht, die Leiche und die Waffen als Siegespreis beanspruchend — ἔα δ᾽ 
ἔναρα βροτόεντα P1—17. Die Waffen liegen also wohl jetzt nicht mehr 
an der Stelle, wo Patroklos sie verloren hat? Denn diese befindet sich 
mindestens einige Schritte vor der Schlachtreihe der Achäer, in die sich 
Patroklos erst zurückzieht, als ihn der Speer im Rücken getroffen hat. 
An dieser ihrer alten Stelle hätte sie Euphorbos ohne Kampf aufnehmen, 
Menelaos aber sie nur schützen können, wenn er den Leichnam des Pa- 
troklos verlassen hätte und einige Schritte vorwärts gegangen wäre, In 
der That hören wir später, nachdem Menelaos den Euphorbos getödtet und 
spoliirt hat, aber vor dem andringenden Hektor geflohen ist, dass dieser 
die Leiche des Patroklos mit sich fortzieht, &rrel χλυτὰ τεύχε᾽ ἀπηύρα 
18—127, und dass er diese Waffen den Troern giebt, die sie zur 
Stadt tragen sollen 128—131. Der Act des Spolürens selbst wird freilich 
nicht ausdrücklich beschrieben, da sich der Dichter während dieses Vor- 
ganges ausschliesslich mit Menelaos beschäftigt, aber doch hören wir ge- 
rade in diesem Moment aus dem Munde des Menelaos ἀτὰρ τά ye τεύχε᾽ 
ἔχει χορυϑαίολος Ἕχτωρ 122, eine Formel, die nachher noch zweimal 
wiederkehrt 1), Und völlig unzweideutig sagt Hektor selbst später 186 ἢ 
ὄφρ᾽ ἂν ἐγὼν Ayılmog ἀμύμογος ἔντεα δύω χαλά, τὰ Πατρόχλοιο βίην 
ἐνάριξα χαταχτάς, und gleich darauf Zeus 206 τεύχεα δ᾽ οὐ χατὰ 
χόσμον ἀπὸ χρατός τὲ χαὶ ὥμων εἵλευ 32). Ganz zweifellos wird also 
an allen diesen Stellen der Leichnam des Patroklos noch gerüstet gedacht. 

Dieser Widerspruch ist natürlich längst bemerkt worden. Die Ver- 
suche ihn zu überkleistern können wir auf sich beruhen lassen. Wenn 
aber Lachmann und mit ihm die meisten Kritiker im Schluss von IT die 
jüngere Version oder gar eine Interpolation sehen wollen, so fordert unsere 
Betrachtung gebieterisch den umgekehrten Schluss3). IT 777—867 sind 
bis auf den einen interpolirten Vers hinsichtlich der Bewaffnung rein 
mykenisch; schon darum also muss die Version des P für die jüngere 
gelten. Zwar wird in dieser der Panzer nicht ausdrücklich genannt; dass 
aber der Dichter diesen und mit ihm überhaupt die ionische Panoplie ver- 
standen wissen will, lehrt P 210 Ἕχτορι δ᾽ ἥρμοσε τεύχε᾽ ἐπὶ χροΐ, 
was nur vom Panzer gesagt werden kann (vgl. oben S. 29), und ebenso ist 


1) P 693. Σ᾽ 21, in etwas anderer Fassung auch P 450. 472. 
2) Vgl. auch Σ 82. 131. 
3) Dem Richtigen sehr nahe kam W. Ribbeck Philol. VII 500 A. 11. 


Tod des Patroklos. 79 


X 322 ff. der Panzer so klar wie möglich angedeutet (s. S. 30). Sehr 
bedeutsam sind auch die Worte des Achilleus X 188 ff, wo, wie bereits oben 
gezeigt S. 19, gleichfalls mykenische Bewaffnung vorschwebt zrög δ᾽ ἄρ᾽ 
ἔω χατὰ μῶλον, ἔχουσι δὲ τεύχε᾽ ἐχεῖνοι. Er nennt den Hektor nicht, 
᾿ς überhaupt keinen bestimmten Trojaner. Er weiss nur, dass Patroklos seine 
Waffen verloren hat, und nimmt als selbstverständlich an, dass die Tro- 
janer sich ihrer bemächtigt haben. Das stimmt zu dem Schluss des II, 
aber nicht zu dem Anfang des P. 

Wir constatiren also: nur in der jüngeren ionischen Ilias spolirt 
Hektor den Patroklos; alle Stellen, an denen er mit den Waffen des 
Patroklos erscheint, gehören dieser und nicht der Urilias an. 

Nun noch ein Wort über Euphorbos, der im II dem waffenlosen 
Patroklos die erste Wunde beibringt, im P bei dem Versuch die Leiche 
der Waffen zu berauben von Menelaos getödtet wird. Dass der Vers, in 
dem der sterbende Patroklos ihn nennt, II 850 interpolirt oder, wie ich lieber 
sage, jüngere Erweiterung ist, hat Lachmann gesehen und man hätte ihm 
nicht widersprechen sollen. Es ist doch klar, dass Patroklos zu Hektor sagen 
will: „nicht dir bin ich unterlegen, sondern dem Schicksal und den Göt- 
tern“ — ἀλλά μὲ μοῖρ᾽ ὀλοὴ nal Anroog ἔχτανεν υἱός ---. Wie matt und 
den Gedanken abschwächend, wenn nicht gar aufhebend, ist danach ἀνδρῶν 
δ᾽ Εὔφορβος᾽ σὺ δέ με τρίτος ἐξεναρίζεις. Und die Stelle, wo Euphor- 
bos den Speer in den Rücken des Patroklos schleudert: ὄχεεϑεν δὲ μετά- 
φρενον ὀξέι δουρὶ ὥμων μεσσηγὺς σχεδόϑεν βάλε Adodavog ἀνήρ ὃ 
Wer denkt da nicht an die Worte, mit denen im Schiffskataloeg B 701 
des Todes des Protesilaos gedacht wird: τὸν δ᾽ ἔχτανε Aagdarog ἀνήρ 
Die jüngere Mythenbildung hat bekanntlich hinter diesem unbenannten 
Dardaner einen bestimmten Helden, meistens den Hektor, gesucht 1), Sollte 
nicht in II der Fall ebenso liegen und der unbenannte Dardaner der 
Urilias erst von einem Späteren zur einer bestimmten Persönlichkeit gemacht 
worden sein? Nur dass diese Deutung in viel frühere Zeit fällt, als die 
des Adodavog ἀνήρ im B als Hektor, und von einem Nachdichter in 
die Ilias selbst eingesetzt, vielleicht auch mit einer ganz bestimmten Ten- 
denz vorgenommen worden ἰβύ 2). Ich meine, wer die ganz aus dem Stil 


1) Schol. Ven. A B 701, Porphyrios bei Eustath. p. 326, 20. Vgl. Kiessling 
Analeeta Catulliana (Ind. lect. Gryph. 1877) p. 7 und M. Mayer Hermes XX 103. 

2) Vgl. im 4. Abschnitt das Capitel: Die Tesyowayla als Einzellied unter 
Panthoiden. 


Euphorbos. 


P 132—139. 


140—261. 


80 Analyse der Ilias. SM 


dieser Partie fallende Geschwätzigkeit der fraglichen Verse in Rechnung 
zieht, wird dieser Vermuthung einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit 
zugestehen müssen. Der Troer, der dem Patroklos die erste Wunde bei- 
bringt, wird ursprünglich ebenso namenlos gewesen sein, wie die dreimal 
neun Troer, die Patroklos vorher V. 784 f. erschlägt. Der Urilias sind 
die Verse 808—812 abzusprechen, 


Die Rettung der Leiche des Patroklos. 


Während P 1—131 ionisch sind, stossen wir 132—139 auf ein 
kleines mykenisches Stück!). Aias und Menelaos stellen sich schützend 
über die Leiche, aber nur Aias bedeckt sie mit seinem Schild — ächt 
mykenisch, vgl. oben S. 25. Das ionische Gegenstück dazu haben wir 
E 421 fl. πάροιϑεν ἀσπίδας εὐχύχλους σχέϑον αὐτοῦ. Ganz gut kann 
in der Urilias P 182---189 unmittelbar an den Schluss von I] ange- 
schlossen haben. 

Es folgen dann zunächst zweifellos jüngere Partien, die Rede des 
Glaukos und die Erwiderung des Hektor 140—187, Hektor sich die 
Waffen des Achilleus anlegend und die Rede des Zeus 188—209, die 
offenbar als Gegenstücke componirten Haranguirungen der beiden Heere 
durch Hektor und Menelaos 210—261. Sichere hoplistische Kriterien 
fehlen allerdings, aber durch die Erwähnung der dem Patroklos abge- 
nommenen Rüstung wird die in sich ganz geschlossene Partie als Fort- 
setzung der Spoliivung des Patroklos und als mit der Version der Urilias 
unvereinbar erwiesen. Dazu kommen sprachliche Indicien, 142 ἐδεύευ 
moderne aber durch das Metrum geforderte Contraction (die Handschrif- 
ten ἐδεύεο), 245 ἢν für al χε, 259 ᾿Ενυαλίῳ ἀνδρεϊφόντῃ, das erste 
Wort mit unerlaubter Synizese, das zweite eine hybride Bildung nach dem 


1) Mykenisch ist auch schon 128 Adas δ᾽ ἐγγύθεν ἦλθε φέρων σάκος ἠύτε 
πύργον, aber die anschliessenden Verse 129—131, wo Hektor die Waffen des 
Patroklos seinen Gefährten übergiebt, sind wieder ionisch. Es lässt sich nicht 
entscheiden, ob 128 aus A 485 = H 219 formelhaft entlehnt oder ob zwischen 
II 867 und P 132 ein grösseres Stück der Urilias ausgefallen ist, aus dem uns 
dieser Vers als einziger Rest erhalten ist. Ich halte aber ersteres für wahrschein- 
licher. In der ionischen Partie P 1—131 beachte man die nur hier vorkommende 
Femininform εἐδυζαὰ statt Zövza 5, die Vernachlässigung des Digamma in 89’ 
ἅλις 54, ἐς für eis 129. 


> 
N, 
2 
; 
| 


Be: Die Rettung der Leiche des Patroklos. 81 


Muster von 4oyeipsovrng, vernachlässigtes Digamma 145 λαοῖσι τοὶ 
᾿Ιλίῳ , 862 διασχοπιᾶσϑαι ἕχαστον, 200 οὐνόματ᾽ εἴποι; ἐς für εἰς 
157 ἄνδρας ἐσέρχεται und 280 Τρῶας ἐς ἱπποδάμους, 222 der grobe 
Ionismus ὑμετέρων (d. 1. ὑμετερέωνγ) für ὑμετεράων ; auch πτόλεϊ 152 
ist eine Missgeburt. 

Hingegen folgt 262—287 ein Stück, das man wohl mit einiger Wahr- 
scheinlichkeit für die Urilias wird in Anspruch nehmen dürfen; φρα- 
χϑέντες σάχεσιν χαλχήρεσιν 268 sieht wenigstens sehr mykenisch aus 
(vgl. N 130 und oben 8. 48), kann sich aber allerdings auch auf die ioni- 
schen Rundschilde beziehen. Ein böser Ionismus steht 279 “ἴας ὃς zvegi 
μὲν εἶδος ττξρὶ δ᾽ ἔργα τέτυχτο, wo das Digamma in ἔργα vernach- 
lässigt ist, aber dieser und der folgende Vers τῶν ἄλλων Δαναῶν μετ᾽ 
ἀμύμονα Πηλεΐωνα stehen auch in der Nekyia A 550f., und mit der 
Variante ὃς ἄριστος ἔην εἶδός τε δέμας re kurz vorher 469 f. Dort, 
wo Odysseus eben mit Achilleus gesprochen hat, ist auch der Hinweis 
auf diesen vielmehr am Platz als an unserer Stelle, und für die Nekyia 
werden also diese Verse auch ursprünglich gedichtet sein. Aus dieser 
sind sie dann in die Ilias eingedrungen und der alten Fassung substituirt 
worden, die 2. B. “ας διογενὴς Τελαμώνιος ἕρχος ᾿Αχαιῶν (vgl. Z 5) 
gelautet haben könnte. 

Dieses Bruchstück also, in dem erzählt wird, wie die Troer unter 


. Hektors Führung anrücken, aber nach einem vorübergehenden Erfolg von 


Aias wieder zurückgetrieben werden, kann in der Urilias gleich auf P 139 
gefolgt sein. Den Hektor brauchte diese nicht aufs neue ausdrücklich 
einzuführen. Wir haben ihn verlassen, als er ΠῚ 864 einen misslungenen 
Angriffsversuch auf Automedon und den Wagen des Achilleus macht. 
Da befindet er sich noch in unmittelbarer Nähe von Patroklos Leiche. Der 
ionische Verfasser des Anfangs von P lässt ihn dann den Wagen des 
Achilleus noch weiter verfolgen und muss ihn also auch wieder zur Leiche 
zurückkehren lassen (74—81). Beides braucht in der Urilias nicht der 
Fall gewesen zu sein. Die ionische Fassung musste Hektor aus der Nähe 
des Zweikampfes zwischen Menelaos und Euphorbos entfernen, da in 
seiner Gegenwart weder dieser den Anspruch auf die Waffen erhoben 
noch jener so leicht gesiegt hätte. In der Urilias konnte einfach ange- 
nommen werden, dass Hektor nach jenem missglückten Versuch gegen 
Automedon sich wieder zur Leiche des Patroklos wendete. Verlangt man, 


dass dies ausdrücklich gesagt war, so mag man immerhin zwischen II 867 
Robert, Studien zur Ilias. 6 


P 262—28T 


P 288—318. 


P 319—365. 


P 366—423. 


82 Analyse der Ilias. 


und P 131 oder zwischen P 139 und 262 den Ausfall von einigen 
Versen annehmen, in denen erzählt war, dass Hektor von der Verfolgung 
abliess, schwerlich aber wie jetzt durch Apollon in Gestalt des Mentes 
oder, wie eine alte Variante gelautet zu haben scheint, Peiros dazu ver- 
anlasst (73); denn das Eingreifen dieses Gottes setzt den Sieg des Mene- 
laos und den Tod des Euphorbos voraus '). 

Die nun folgenden Einzelkämpfe des Aias mit Hippothoos, Hektor 
und Phorkys, wobei auch Schedios den Tod findet?) (288—318), geben 
sich durch 294 χυνέης διὰ χαλχοπαρήου und 314 ῥῆξε δὲ ϑώρηχος 
γύαλον als ionisch zu erkennen. Sie sind die spätere Ausmalung von 
277 ἀλλὰ νέχυν ἐρύοντο und 278f. μάλα γάρ σφεας ὦχ᾽ ἐλέλιξεν Alas, 
und nachdem es von Aias 285 geheissen hat Τρώων ἐχέδασσε φάλαγ- 
γας, ist es ein Zurückschrauben der Situation, wenn Hippothoos 288f. die 
Leiche des Patroklos beim Fusse fasst, um sie herüberzuziehen. 308 steht 
das unäolische Iterativ vareraaoxe. 

Die Wiederherstellung der Schlacht durch Aineias 319—365 enthält 
keine hoplistischen Kriterien, denn V. 354 σάχεσσι γὰρ ἔρχατο πάντῃ 
kann nach dem Muster von 268 φραχϑέντες σάχεσιν χαλχήρεσιν ge- 
sagt sein und ist auch beim Rundschild denkbar, aber der Dichter verräth 
sich durch den Gebrauch des Iterativs douoreveoxe 351, der Wortform ἐς 
(334 ἔσαντα), κάρτος (322. 329 xdorei), der Partikel ἄν (metrisch nicht 
fest, aber durch die übrigen Thatsachen geschützt) und durch den uner- 
laubten Hiat 354 ἔτι εἶχε als Spätling. Diese Partie gehört also keines- 
falls zur Urilias. Uebrigens beachte man, dass auch hier wieder Apollon 
in menschlicher Gestalt eingeführt wird 323. 

Nun kommt eine, ich möchte sagen nervös unruhige Partie, in der 
uns der Dichter dreimal von Patroklos Leiche weg und bald darauf wieder 
zu ihr zurückführt, immer mit der Versicherung, dass der Kampf unent- 


1) Dass in der Urilias Hektor die am Boden liegenden Waffen des Patro- 
klos aufgenommen und angelegt hätte, ist ein Gedanke, den man vielleicht vor- 
übergehend erwägen, aber sofort wieder verwerfen wird. Nicht durch seine, 
sondern durch Apollons Kraft hat Patroklos die Waffen verloren. Sie anzulegen, 
die nicht im Kampf errungen, sondern gefunden sind, dürfte auch nach den An- 
schauungen der Urilias schwerlich dem Helden ziemen. Auch 2188 spricht ent- 
schieden gegen eine solche Annahme, s. oben ὃ. 79. 

2) Auch O 515, wo Schedios allerdings mit anderem Vatersnamen schon 
einmal durch Hektor getödtet worden ist, gehört zu den ionischen Bestandtheilen, 
aber natürlich nicht zu derselben Schicht wie P 306, 


Die Rettung der Leiche des Patroklos. 83 


schieden hin und herwoge. 366—383 wird uns der Theil des Schlacht- 
feldes, wo die Nestorsöhne Antilochos und Thrasymedes kämpfen, 400 --- 
411 Achilleus in seinem Zelt, 412 ff. der Wagen des Achilleus mit Au- 
tomedon vorgeführt. Die beiden ersten Digressionen sollen natürlich die 
Botschaft des Antilochos an Achilleus vorbereiten und sind in unserer 
jetzigen Ilias sehr verständig angebracht. Aber es fehlt nicht an sach- 
lichen Seltsamkeiten; so wenn nach 384 den ganzen Tag um Patroklos 
Leiche gekämpft wird und nach 366 ff. die vornehmsten Helden beider 
Heere im Nebel kämpfen, während dies V. 269 nur von den Achäern 
gesagt war, die die Leiche vertheidigen 1). Der Kampf spielt in unmittel- 
barer Nähe der Stadtmauer 404, was schon Lachmann mit Recht Be- 
denken erregt hat, und die ganze Stelle 404—411 steht mit 8 9—11 im 
directen Widerspruch und ist wohl aus diesen Gründen schon von Zenodot 
verworfen worden. Charakteristische Termini sind freilich nicht vorhanden, 
da 370 &varnuudes Ayaıol leicht durch ἀρήιοι υἷες Ayaı®v und 414 
Ayavöv χαλχοχιτώνων durch ᾿χαιῶν domıorawvy oder αἰχμητάων 
ersetzt werden kann. Um so zahlreicher sind die sprachlichen Indicien 
späteren Ursprungs: verkürzte Dative Pluralis τοῖς 384, ᾿4χαιοῖς 396, 
die ionischen Iterativa ἀπιαγγέλλεσχε 409, eimweoxe 414 u. 423, αὐδή- 
σασχεν 420, ὄρσασχεν 423, und, nach Fick, die Verwendung des ephel- 
kystischen » in der Senkung vor Consonanz 396 Τρωσὶν μὲν ἐρύειν. 

Wenn also diese beiden Digressionen mit Bestimmtheit der Urilias 
abgesprochen werden müssen, so steht es mit der dritten ganz anders. 
Der Kampf des Automedon mit Hektor, in den sie ausläuft, enthält un- 
zweideutige mykenische Elemente. V. 492 f. rücken Aineias und Hektor 
an βοέῃσ᾽ εἰλυμένω ὥμους αὔῃσιν στερεῇσι" πολὺς δ᾽ ἐπελήλατο 
χαλχός. Das ist, wie oft bemerkt, ein Widerspruch mit den vorhergehen- 
den ionischen Partien, wo Hektor den Panzer des Patroklos angelegt hat. 
Um so besser stimmt es zur Urilias. Aber eben diese für den Ursprung 
der Episode so entscheidend wichtigen Verse enthalten eine sprachliche 
Schwierigkeit; εἰλυμένω ist ein ausgesprochener Ionismus, in der Urilias 
muss ξεξλυμένω gestanden haben. Setzt man aber diese Form ein, so 
erhält man den verkürzten Dativ ßo&ng, der in der Urilias gleichfalls 
nicht geduldet werden kann. Hier hilft die Odyssee, σάχεσιν εἰλυμένοι 
&uovg lesen wir in der mykenisch gefärbten Lügenerzählung des Odys- 


1) $S. auch Naber quaest. Homer. 183 ff. 
6 * 


P 424—542. 


84 Analyse der Ilias. 


seus ξ 4791) und es ist doch kaum ein Zweifel, dass dieser Dichter an 
unserer Stelle ebenso gelesen hat. Setzt man aber nun σάχεσιν Ferkv- 
μένω ein, so braucht man nur im folgenden Vers αὔοισι στερεοῖσι zu 
schreiben und alles ist in Ordnung. Die Stelle ist nur ionisch über- 
arbeitet, diesmal allerdings aus dialectischen Gründen. Mykenisch ist es 
ferner, wie Automedon den Schild des Aretos durchstösst 519 f. ἣ δ᾽ οὐχ 
ἔγχος ἔρυτο, διαπρὸ δὲ εἴσατο χαλχός" γνειαίρῃ δ᾽ ἐν γαστρὶ διὰ 
ζωστῆρος ἔλασσεν (vgl. oben 5. 56) und wie er sich vor dem Speerwurf 
des Hektor duckt 527 πρόσσω γὰρ κατέχυψε (8.21). Somit muss also 
diese ganze Partie wenigstens in ihrem Grundstock zur Urilias gehören. 
Sie knüpft direct an den Schluss des II an. Dort haben wir Automedon 
verlassen, als er vor Hektor floh. Ist es nicht wunderschön, dass er jetzt 
zurückkehrt, um den gefallenen Freund zu rächen? Aber allerdings ist der 
Abschnitt ionisch überarbeitet. Ein jüngerer Zusatz sind zunächst die 
Schlussverse in der Rede des Zeus, vielleicht schon von den schwermüthigen 
Worten V. 446, sicherlich aber von V. 448 an, nicht nur wegen 450, wo 
Hektor als Besitzer von Patroklos Waffen erscheint, sondern auch wegen 
des schreienden Widerspruches, in dem sie zu dem Folgenden stehen 3). 
Zeus will: den Rossen Stärke verleihen, damit sie den Automedon ins 
Lager retten, er thut es und die Pferde rennen wieder in die Schlacht zu- 
rück 3). V. 451 steht denn auch die im Aeolischen unerträgliche Con- 
traction βαλῶ. Auch die sehr entbehrlichen Verse 461 und 462 sind 
durch die Iterative φεύγεσχεν und ἐπαίξασγε als späterer Zusatz ge- 
kennzeichnet. Endlich müssen die beiden Schlussverse von Alkimedons 
Rede fallen, da in ihnen von den Waffen des Patroklos, deren sich 
Hektor bemächtigt hat, die Rede ist; V. 471 mag ursprünglich ge- 
lautet haben οἷος πρὸς Τρῶας μάχεαι πρώτῳ ἐν ὁμίλῳ, vgl. 464 οὐ 
γάρ πως ἦν οἷον ἐόνϑ᾽ vr). V.485 ist χαλχοχιτώνων für ἀστπει- 
στάων (oder αἰχμητάων), V. 517 πάντοσ᾽ ἐίσην für τερμιόξσσαν 
(oder ὀμφαλόξσσαν) substituirt. V.489 ist οὔ xev für οὐχ ἄν einzu- 
setzen. 


1) Vgl. oben S. 26 u. 31 A. 1. 

2) Darauf hat- bereits mein einstiger Lehrer Emanuel Bora hingewiesen, 
Beitrag zur Homerkritik, Gymnas.-Progr. von Verden 1873 8.7 ff. 

3) Der Widerspruch zwischen 453 und 545, den der Redactor durch V. 546 
δὴ γὰρ νόος ἐτράπετ᾽ αὐτοῦ zu verkleistern gesucht hat, kommt hier für uns 
nicht in Betracht, da die Partie V. 540 ff. gleichfalls ionisch ist. 


Die Rettung der Leiche des Patroklos. 85 


Auch die Rede des Automedon 507—515 und das Eingreifen der 
beiden Aias 531 sind in ihrer jetzigen Gestalt verdächtig, und zwar wegen 
des Auftretens des jüngeren Aias, Freilich ist er vorher auf den Ruf des 
Menelaos als erster zum Schutz des Leichnams herbeigeeilt 256, aber das 
gehört zu einer ionischen Partie, und man wird von vornherein bezweifeln 
dürfen, ob bereits die Urilias den doppelten Aias kannte. Darüber wird 
sich erst in einem viel späteren Stadium der Untersuchung discutiren 
lassen. Vorläufig müssen wir uns begnügen zu constatiren, dass zwar 
V. 507—515, nicht aber V. 530. 531 ohne weiteres gestrichen werden 
könnten. Denn um Hektor und Aineias zum Weichen zu bringen, müssen 
in der That ein paar gewaltige Helden in den Kampf eingegriffen haben, 


also wenn nicht etwa beide Aias, so doch der Telamonier und etwa Me- 


nelaos, den ja Automedon auch 507 mit herbeiruft, ohne dass er in 
unserer Ilias dem Rufe Folge leistet!). Dann würden also hier ein paar 
Verse der Urilias jetzt durch 531 ersetzt sein, vermuthlich dem jüngeren 
Aias zu Ehren. Sprachlich ist der ganze Abschnitt durchaus unanstössig. 

Den Automedon verlieren wir, nachdem er die erbeuteten Waffen 
des Aretos auf den Wagen gehoben hat, ganz aus dem Gesicht, Erst 
T 392, wo Achill in den Kampf zieht, tritt er wieder auf. Wie er ins 
Lager zurückgelangt, wird nirgends erzählt. 

Der ganze Schluss des P ist ionisch. Die Verwundung χατὰ ζωστῆρα 
V. 578 ist nicht beweisend, weil damit sowohl die mykenische uiren als 
der ebenso gut ionische als mykenische Chitongürtel gemeint sein kann 
(5. oben 8. 35 ff.); dass letzteres hier der Fall ist, beweist die ionische 
Namensform des Verwundeten Iloöjg, wofür die Urilias ITodeiag sagen 
würde. Den Panzer haben wir 606. Ferner eine stattliche Reihe weiterer 
sprachlicher Ionismen: unerlaubte Contractionen 573 ϑάρσευς, 647 φάει 
(für gpaei), 709 οἴω, 724 αἴροντας, 747 zcocv (für σερώων), vernachläs- 
sigtes Digamma 739 ἐπιβρέμει ἔς, ferner zagrog 562 und 623, ἐσεμάσ- 
σατο 564 (allerdings mit der Variante ἐσσεμάσσατο) ἔσχεν 575 und 584, 
und unter den Namen, ausser dem schon erwähnten Ποδῆς, 602 ’4A4ex- 
τρυών statt “{λεχτρών (vgl. Wilamowitz Herm. XIV 459). Auch Βοιώ- 
τιος 597 für Βοιωτός scheint jung, während sich für Πηνέλεως ebenda 
nöthigenfalls Π.ανέλεος einsetzen liesse. Das berühmte Gebet des Aias 645 ff. 


1) Unter dieser Voraussetzung lassen sich auch V. 507—515 für die Ur- 
ilias retten, indem man schreibt ὥς εἰπὼν Αἴαντα καλέσσατο καὶ Μενέλαον" Αἶαν 
διογενὲς Τελαμώνιε καὶ Δενέλαε, vgl. Η 284, A 465 (= 7 644). 


P 543—761. 


86 Analyse der Ilias. 


Ζεῦ πάτερ, ἀλλὰ σὺ ῥῦσαι br’ ἠέρος υἷας Ayaıwv, 

ποίησον δ᾽ αἴϑρην, δὸς δ᾽ ὀφθαλμοῖσι ἰδέσϑαι" 

ἐν δὲ φάει καὶ ὄλεσσον, Emel νύ vor εὔαδεν οὕτως 
zeigt eine andere Auffassung des Nebels als die Stelle der Urilias 269, 
nach der ihn Zeus gerade zum Heile der Achäer gesandt hat. Für später 
wollen wir ferner hier gleich vermerken, dass zweimal Götter in ange- 
nommener Menschengestalt erscheinen, Athene als Phoinix 555 und Apol- 
lon als Phainops 583, wie er schon vorher, gleichfalls in ionischen Par- 
tien, als Mentes oder Peiros 70 (vgl. oben S. 82) und als Periphas 323 
aufgetreten ist. 

Haben wir es nun hier mit der radicalen Umdichtung eines Ab- 
schnittes der Urilias oder mit einer völligen Neudichtung zu thun ἢ Deckt die 
Partie sich, wenn nicht in der Form, so doch wenigstens dem Inhalt nach 
mit der Urilias, in der natürlich ein ähnlicher Abschnitt nicht gefehlt 
haben kann, oder ist sie auch in der Ausgestaltung des Stoffes ganz und 
gar ionisch ? ᾿ 

Zwei für den Fortschritt der Handlung wesentliche Momente sind in 
diesem Abschnitt enthalten, der Botengang des Antilochos und die Rettung 
von Patroklos Leiche. Beginnen wir mit der letzteren. Menelaos und 
Meriones heben sie auf, die beiden Aias decken den Rückzug (715— 761). 
In der Urilias hatten wir vorher nur den Telamonier und Menelaos bei 
der Leiche gefunden; die Stelle, wo der Lokrer und Meriones sich zu ihm 
gesellen, gehört zu den ionischen Bestandttheilen 256—259. Ebenso war 
das Erscheinen des jungen Aias in der mykenischen Automedon-Episode 
mindestens verdächtig. Meriones tritt dann in der auf diese folgenden 
Kampfscene zwischen Idomeneus und Hektor (605—625) wieder auf, 
einer der seltsamsten der Ilias, die offenbar nur den Zweck hat den Ido- 
meneus vom Schlachtfeld zu entfernen und so zu erklären, warum nicht 
er, sondern sein Gefährte Meriones sich an der Rettung der Leiche be- 
theiligt. Erwägt man nun, dass bei der Rettung von Achills Leiche, 
für die doch zweifellos die Rettung der Leiche des Patroklos das 
Muster war, nur ein Träger und ein den Rückzug deckender Held er- 
scheint, so muss die Verdoppelung, wie wir sie in unserem P finden, selt- 
sam und secundär erscheinen. Die Dichter, die den Kampf um Achills 
Leiche poetisch ausgestaltet haben, müssen eine andere Version gekannt 
haben, nach der Menelaos allein die Leiche trug und Aias allein den 
Rückzug deckte; und diese Version wird die der Urilias gewesen sein. 


Die Rettung der Leiche des Patroklos. 87 


Die sog. Kykliker übertrugen nun der Abwechslung halber bei der Ret- 
tung von Achills Leiche die Rolle, die in der Urilias Menelaos hatte, 
auf Aias. Ein ionischer Nachdichter aber gab dem Vorgang die Gestalt, 
wie wir sie heute lesen, wieder wie es scheint mit der Tendenz, den jünge- 
ren Aias, vielleicht auch den Meriones auszuzeichnen. 
Und Antilochos? Warum wird er überhaupt bemüht? Hat denn 

Aias, als er 640 ff. sagt 

εἴη δ᾽ ὅς τις ἑταῖρος ἀπαγγείλειε τάχιστα 

Πηλεΐδῃ, ἐττεὶ οὔ μὲν ὀίομαι οὐδὲ πεπύσϑαι 

λυγρῆς ἀγγελίης, ὅτε οἱ φίλος ὦὥλεϑ᾽ ἑταῖρος. 

ἀλλ᾽ οὔ πῃ δύναμαι ἐδέειν τοιοῦτον ᾿Αχαιῶν, 
hat er da den Automedon ganz vergessen, in dessen unmittelbarer Nähe 
er sich vorher befand? Warum hat er nicht diesen mit der Botschaft 
betraut, wenn es eines besonderen Auftrags noch bedurfte? Denn er hätte 
sich eigentlich selbst sagen können, dass Automedon bei der Rückkehr 
ins Lager seinem Herrn den Tod des Patroklos melden würde. Warum 
also erst noch lange nach dem an einer ganz anderen Stelle des Schlacht- 
feldes kämpfenden Antilochos suchen? Der Dichter erweist sich hier 
merkwürdig unökonomisch. Nimmt man nun hinzu, dass in unserer jetzigen 
Ilias Automedon allen Regeln der Kunst zuwider ganz vergessen wird, 
so erscheint die Folgerung unabweislich, dass es ursprünglich Automedon 
war, der dem Achill die Todesbotschaft brachte. Er ist jetzt durch Anti- 
lochos verdrängt, eine Lieblingsfigur des ionischen. Epos, zwar auch der 
Urilias nicht fremd, aber in ihr bei weitem noch nicht so stark hervor- 
tretend. 


Achilleus nach Patroklos Tod. 


Im ganzen 3 ist nur eine einzige Stelle von ausgesprochen myke- 
nischem Gepräge, die schon wiederholt!) angeführten Worte des Achilleus 
188—192f. 

γτῶς τ᾽ ἄρ᾽ ἴω μετὰ μῶλον; ἔχουσι δὲ τεύχεα χεῖνοι. 
ἄλλου δ᾽ οὔ ϑην) οἶδα τέο3) χλυτὰ τεύχεα δύω, 
el μὴ Alavrög γε σάχος Τελαμωνιάδαο. 


1) S. oben 8. 19. 8. 72. 8. 79. 

2) So G S Cant.; οὔ rev AC und andere; ἀλλ᾽ οὔτ᾽ οὔτευ L; ἀλλ᾽ οὐδ᾽ 
οὔτ᾽ εὖ D, ἀλλ᾽ οὐδ᾽ οὐδέ τευ Ven. B; ἀλλ᾽ οὐδ᾽ εὖ Vrat. A. 

9) τεῦ ἄν die meisten Handschr.: andere μὴ ἄν und τοῦ ἄν. 


Σ 188---238. 


= 1—180. 


88 Analyse der Ilias. 


Diese Worte spricht Achilleus jetzt zur Iris, die, von Hera gesandt, ihn 
auffordert, die Leiche des Patroklos zu retten. Hier constatiren wir zwei 
Seltsamkeiten. Vorher 114 wollte Achilleus auch ohne Waffen in den 
Kampf gehen. Jetzt gebraucht er der Iris gegenüber dasselbe Argument, 
durch das ihn vorher seine Mutter bewogen hat zu warten 130. Die 
nachträgliche Ermahnung der Iris zu dem, was Achilleus schon selbst ge- 
wollt hat, wirkt doch recht ungeschickt. Zweitens, wie thöricht redet diese 
von Hera gesandte Götterbotin; zuerst 171 Πατρόχλῳ ἐπάμυνον, und 
als Achilleus einwendet: „ich habe ja keine Waffen“, die Erwiderung: 
„Das wissen wir auch, dass du keine Waffen hast; du sollst ja auch nur 
bis zum Graben gehen, damit sich die Achäer etwas verschnaufen können“, 
und nun folgt das Wunder mit der flammenden Wolke, die nicht Hera, 
die vorher allein eingegriffen hat, sondern Athena um sein Haupt hüllt 
— und doch hat Hera gehandelt χρύβδα Διὸς ἄλλων ve ϑεῶν 168 und 
Iris versichert 185 f. οὐδ᾽ οἶδεν Κρονίδης ὑψίζυγος οὐδέ τις ἄλλος ἀϑα- 
γάτων, ol Ὄλυμττον ἀγάννιφον ἀμφινέμονται, also auch nicht Athena. 
Und dieser Wolke Feuerschein in Verbindung mit dem Brüllen des 
Helden, wobei ihn Athena accompagnirt, treibt die Troer in die Flucht. 
Und nun geht alles mit Blitzesgeschwindigkeit. Zwölf Trojaner werden 
noch schleunigst umgebracht, wie und durch wen erfahren wir nicht, und 
ehe wir es uns versehen, liegt der todte Patroklos auf dem Paradebett, 
umgeben von Achilleus und den φέλοι ἑταῖροι. Die Helden, die ihn 
gerettet, Menelaos, die beiden Aias und Meriones, selbst Antilochos, der 
die Botschaft gebracht hat, sind in der Versenkung verschwunden. 

Dass so das alte Epos nicht schildert, bedarf keines Beweises, Wir 
haben es mit einer sehr jungen Schicht der Ueberarbeitung zu thun, 
darauf weist auch die 219 erwähnte Trompete; Ionismen finden sich 215 
ἐς Ayauovg, 220 ϑυμοραϊστέων. 

Auch das Vorhergehende ist ionisch, enthält aber ein paar einge- 
sprengte Reste der Urilias. Zunächst die jetzt der Iris in den Mund ge- 
legte Rede 170—180 

ὄρσεο, Πηλεΐδη, πάντων Eunaylörar’ avdowv' 

Πατρόκλῳ ἐπάμυνον, οὗ εἵνεχα φύλοτεις αἰνὴ 

ἕστηχεν πρὸ νεῶν url. 
Dass der Dichter dieser Verse damit nicht meinte, Achilleus solle bloss 
an den Graben treten, wird jeder Leser fühlen. Ich vermuthe, dass sie 
ursprünglich demjenigen gehören, der dem Achill die Todesnachricht 


“= 
᾿ 
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0 


RC 


ET EN u 


Achilleus nach Patroklos Tod. 89 


brachte. Trägt doch in der ionischen Ilias Menelaos dem Antilochos aus- 
 drücklich auf P 691. 


ἀλλὰ σύ γ᾽ alıy ᾿Αχιλῆι, ϑέων ἐπὶ νῆας ᾿Αχαιῶν, 
εἰπέμεν, al χε τάχιστα νέχυν ἐττὶ νῆα σαώσῃ. 
Aber diesen wesentlichen Theil seines Auftrags hat der wackere Nestoride 
im 3 ganz vergessen. Nun ist es aber, wie wir eben gesehen haben, in 
der Urilias nicht Antilochos, sondern Automedon, der dem Achilleus die 
Kunde vom Tode seines Freundes bringt, ihm werden wir also auch jene 
Worte 170—180 zuschreiben. Aber die Botschaft kann sich nicht auf 
diese Verse beschränkt haben. Denn von dem Verlust der Waffen ist in 
ihnen nicht die Rede, und doch hat Achilleus in seiner Erwiderung 188 
die man nach Ausscheidung von V. 181—186'!) und nach Aenderung 
von τήν in τόν in V. 187 unmittelbar an V. 180 anschliessen kann, 
von dieser bereits Kunde. Also ist uns in 170—180 entweder nur der 
Schluss der Rede des Automedon oder seine zweite Rede erhalten, der 
eine andere mit der Todesnachricht voranging. Letzteres ist das wahrschein- 
lichere, da man zunächst einen Schmerzesausbruch des Achilleus erwartet, 
aus dem ihn dann Automedon mit ὄρσεο IInAeidn aufzurütteln versuchen 
würde. Nichts hindert in den jetzt von Antilochos gesprochenen Worten 
18—20 diese erste Rede des Automedon zu erkennen; nur muss in einem 
oder mehreren Versen erzählt gewesen sein, auf welche Weise Patroklos 
die Waffen verloren hat. An Stelle dieser Verse ist jetzt 21 getreten, 
wo Hektor als Besitzer der Patrokloswaffen erscheint. Und mit 18—20 
lässt sich auch der ganze Anfang des Y etwa bis V. 33 der Urilias zu- 
weisen. Nur müssen auch hier wieder an Stelle von V. 2 ein paar Verse 
gestanden haben, die berichteten, wie Automedon mit dem Wagen ins 
Lager zurückkam. Wenn er Wagen und Wagenlenker ohne Patroklos 
zurückkehren sieht, muss natürlich in Achilleus die Ahnung aufsteigen, 
dass Patroklos todt sei; der Anblick des Antilochos hingegen rechtfertigt 
eine solche Vermuthung noch keineswegs, da dieser auch aus anderen 
Gründen ins Lager zurückkehren konnte. Das spricht aufs neue für unsere 
Hypothese. Ferner muss V. 32 Aörousdwv für Avriloyog und V. 16 
etwa τόφρα οἱ Αὐτομέδων δουριχλυτὸς (II 472) ἐγγύϑεν NAHE für 
τόφρα οἱ ἐγγύϑεν ἦλϑεν ἀγαυοῦ Νέστορος υἱός gestanden haben. Aus- 
drücklich zu schildern, wie Automedon vom Wagen herabstieg, konnte 


1) Man beachte V. 167 ϑωρήσσεσθϑαι und die Verletzung des Digamma in 
V. 185 οὐδ᾽ older. 


Thetis und 
Achilleus. 


90 Analyse der Ilias. 


sich der Dichter sparen. Auf V.33 mag dann sehr bald die zweite Rede 
170—180 gefolgt sein. 

Das Gespräch mit der Thetis 35—147 ist in seiner jetzigen Gestalt 
jung, da es die ionische ‘OrrAorrouia vorbereitet; Ionismen: 50 τῶν (für 
rawy), 100 ἔδησεν (für ἐδεύη σεν), 105 οἷος (als zwei Kürzen), 118 ἔσχε, 
133 ἐπαγλαϊεῖσϑαι, 136 νεῦμαι; 105 haben wir die Ayarol χαλχοχέτω- 
veg, 122 die Sapdavides βαϑύχολττοι, was auf den ionischen Chiton weist, 
Υ. 82, erscheint Hektor im Besitz der Waffen. Und doch ist in dieser Partie 
V.95f. ein wichtiges Sagenmotiv bewahrt, das gewiss der Urilias angehört, 
der Schicksalsspruch, dass es dem Achilleus beschieden ist unmittelbar 
nach Hektor zu fallen. Auch hier also eingesprengte Fragmente der 
ältesten Ilias, vielleicht überhaupt ein grösseres Bruchstück in ionischer 
Ueberarbeitung. Sehen wir, wie viel der Urilias zugewiesen werden könnte. 
Schwerlich der Eingang, wo Thetis ihren Schwestern ihr Leid klagt, mit 
ihnen zusammen aus der Tiefe auftaucht und sich in ihrer Gesellschaft zu 
Achilleus begiebt 1); die Schönheit der Conception ist noch kein Beweis für 
ihr Alter. Entscheidend aber ist, dass während des Gesprächs zwischen Thetis 
und Achilleus die Nereiden ganz vergessen sind. Erst V. 140—142 er- 
innert sich ihrer wieder der Dichter, aber in einer Rede, die zu der Ὅσελο- 
στοιέα in Beziehung steht, mithin der Urilias nicht angehören kann. Aber 
V. 70—77 sehen sehr alt und gut aus?), und vortrefflich ist in V. 75f. 
die Rückbeziehung auf das 4, die man in diesem Stadium der Handlung 
unbedingt erwartet und die in der Urilias, falls diese überhaupt eine 
zweite Scene zwischen Thetis und ihrem Sohne enthielt, nicht fehlen durfte. 
In der Entgegnung des Achilleus müssen natürlich die Verse, in denen 
auf die Erbeutung der Waffen des Patroklos Bezug genommen wird, als 
ionische Zuthat gelten, also der Schlussvers 93 und vorher 82—87. Dann 
schliesst V. 88 unmittelbar an 81, also 

μῆτερ ἐμή, τὰ μὲν do μοι Ὀλύμπιος ἐξετέλεσσεν" 
ἀλλὰ τί μοι τῶν ἦδος, ἐπεὶ φίλος ὥλεϑ᾽ ἑταῖρος 
Πάτροχλος, τὸν ἐγὼ περὶ πάντων τῖον ἑταίρων; 
γῦν δ᾽, ἵνα χαὶ σοὶ πένϑος ἐνὶ φρεσὶ μυρίον εἴη 
παιδὸς ἀποφϑιμένοιο. 
Zu γῦν δὲ, das also nicht mehr den Gegensatz zu dem unerfüllbaren 
Wunsch in V. 86 f. bildet, ist aus V. 79 etwa Ὀλύμπιος ταῦτα ἐξετέ- 


1) So auch Naber. 
2) V. 77 ist ἀεκήλια sicher verderbt; vielleicht ἀξικήλεα. 


Achilleus nach Patroklos Tod. 91 


λεσσεν oder οὕτως ἐξετελέσϑη zu ergänzen. Der Olympier hat mein 
Gebet in der Absicht erhört, dass auch du Trauer habest. Die Er- 
wähnung des eigenen Todes nimmt keineswegs die Verkündigung der 
Thetis in V. 95 f. vorweg; denn sie ist im Munde des Achilleus nur eine 
bedingte. Er sagt: „ich will nicht leben, wenn ich nicht den Hektor er- 
schlage“; die Mutter aber sagt „wenn du den Hektor erschlägst, ist so- 
fortiger Tod dein Loos“. Dass V. 89. 90 auch die Worte τὸν οὐχ — 
γοστήσταντ᾽ zu streichen und die beiden übrig bleibenden Hemistichien zu 
dem Vers sraudög ἀποφϑιμένοι᾽, ἐπεὶ οὐδέ με ϑυμὸς ἄνωγεν zu verbin- 
den sind, wird unten in anderem Zusammenhang gezeigt werden. „So mag ich 
denn sterben“, erwidert Achilleus der Mutter 97—126. Auch diese Rede 
kann nach Ausscheidung von V. 105. 106 und V. 117—125 der Urilias 
zugewiesen werden. Die erste Versgruppe muss wegen der Verkürzung des 
οὐ in οἷος fallen, wozu dann noch das freilich für sich ällein nicht be- 
weiskräftige yalxoyırovwv tritt; die zweite wegen ἔσχε (118), wegen der 
Aaodavidss βαϑύχολποι (122) und wegen der Erwähnung des Herakles, 
die Niemand der Urilias zutrauen wird. Nun schliesst V. 107 an 104 
an, als Schluss des Satzes, der mit vöv δ᾽ beginnt: „Jetzt aber, da ich 
den Patroklos nicht retten konnte — Fluch über Zank und Zorn“. Und 
ebenso wirkungsvoll 126 an 116 
χῆρα δ᾽ ἐγὼ τότε δέξομαι, ὅπτιότε χεν δὴ 
Ζεὺς ἐθέλῃ τελέσαι ἠδ᾽ ἀϑάνατοι ϑεοὶ ἄλλοι, 
μηδέ u’ ἔρυχε μάχης φιλέουσα reg‘ οὐδέ με πείσεις. 

Die unhomerische Form ἔδησε 100 sicher zu entfernen, ist noch nicht ge- 
glückt; Düntzers ἐδεύετ᾽ schafft wenigstens eine sprachliche Möglichkeit. 

Sogar die beiden ersten Verse der folgenden Rede der Thetis möchte 
ich noch für die Urilias in Anspruch nehmen. Das reıgou£voro’ Eragoı- 
σιν ἀμυνέμεν αἰτοὺν ὄλεϑρον passt nämlich recht schlecht zu unserer 
Ilias, wo schliesslich doch die ἑταῖροι die Hauptarbeit selbst thun 
müssen und Achilleus erst am folgenden Tage wieder mitkämpft. Weit 
besser wären die Worte in einer Ilias am Platz, wo Achill sich jetzt 
gleich, sei es mit den Waffen eines anderen, sei es ganz unbewaffnet in 
den Kampf begiebt. Ob das in der Urilias der Fall war, wird sich später 
zeigen, und dann erst wird sich entscheiden lassen, ob der Bearbeiter nicht 
auch an ein paar anderen Stellen den Text leicht verändert hat. Aber 
der ganze Schluss der Scene, in dem Thetis ihrem Sohne neue Waffen von 
Hephaistos verspricht (130—147), ist natürlich ionisch, der ursprüngliche 


92 Analyse der Ilias. 


Schluss ist verloren, vielleicht werden wir über seine Gestaltung später 


etwas errathen können. Für jetzt müssen wir nur noch constatiren, dass, 


& 239—368. 


wenn wir anders oben ὃ), 90 richtig V. 170ff. an V. 33 ff. angeschlossen 
haben, das Gespräch zwischen Thetis und Achilleus in der Urilias an 
einer anderen Stelle gestanden haben muss, als in unserer jetzigen Ilias; 
es muss auf 193 gefolgt sein, wenn auch wohl nicht unmittelbar. Dahin 
passt es auch ganz gut. Nach der Aufforderung des Automedon in den 
Kampf zu gehen und der kurzen Entgegnung 188. 192 f. wird Achilleus 
aufs neue in Klagen ausgebrochen sein oder vielmehr er wird überhaupt 
zu klagen nicht aufgehört haben. Da hört ihn seine Mutter und tritt 
zu ihm, um die Ursache seines Kummers zu erfahren; den fest zum Kampfe 
Entschlossenen sucht sie zunächst von seinem Vorhaben abzuhalten — 
soweit lässt sich bis jetzt die Scene übersehen. 

Dass dass Füllstück 148—164, das uns wieder auf das Schlachtfeld 
zurückführt, ionisch ist, versteht sich nach dem Gesagten von selbst und 
wird durch die Iterative &rraifaoxe 159 und στάσχε 160 bestätigt. Von 
der Irisscene ist schon oben gehandelt worden. In der Antwort des 
Achilleus sind nur 188. 192. 193 alt. V. 189—191 sind durch ϑωρήσ- 
σεσϑαι und die Bezugnahme. auf die Hephaistoswaffen gerichtet und daher 
bereits oben von mir stillschweigend ausgeschaltet worden. Auch 194. 
195 sind wegen des vernachlässigten Digamma in ὅ γ᾽ £Arrou’ verdäch- 
tig; es wäre ja sehr einfach mit Bentley ö F&Arcou' zu schreiben, wenn 
nicht eben das ye hier so sehr am Platz und kaum zu entbehren wäre. 

Ganz ionisch ist endlich auch das zur ‘Orckorroıl« überleitende 
Stück 239—368. Zuerst die Berathung der bivouakirenden Troer (243— 
314), wo 277 und 303 ϑωρηχϑέντες steht und folgende Ionismen vor- 
kommen: χαέρεσχον 259, μυϑέσχοντο 289, vernachlässigtes Digamma 270 
ἀφέξεται Ἴλιον, 274 ἕξομεν ἄστυ, 294 ϑαλάσσῃ τ᾽ ἔλσαι, ferner 293 
ἀγχυλομήτεω, endlich 274 die thörichte Verbindung εἐἐν ἀγορῇ σϑένος 
Souev; unter diesen Umständen fallen auch 273 der nicht feste Dativ 
ἐμοῖς und das gleichfalls nicht feste ἄν ins Gewicht. Dann die Todten- 
klage um Patroklos (315—355), wo die contrahirten Verbalformen 315. 
355 yoövres, 321 ἐρευνῶν, 328 τελευτᾷ 1) stehen, die sich gegenseitig 
stützen, 334 das Futurum xregıö, 346 χηλέῳ (aus χη αλέῳ) gebraucht 
ist, und 339 die Sagdavideg βαϑύχολσοοι erscheinen. Endlich das schon 


1) Nach einer Beobachtung Ficks (in Bezzenbergers Beiträgen XXIV 9) findet 
sich das Verbum τελευτᾶν überhaupt nur in den jüngsten Schichten der Dias, 


Der Auszug des Patroklos. 93 


im Alterthum von Zenodotos verworfene Gespräch zwischen Zeus und 
Here (356—368), das allerdings keine Ionismen enthält, übrigens für die 
Handlung gänzlich gleichgiltig ist. 

Der letzte sichere Punkt der Urilias, den wir constatiren konnten, 
war also Achilleus Antwort an Automedon und darauf folgend sein Ge- 
spräch mit der Thetis. Hier brechen wir vorläufig ab. Den weiteren Ver- 
lauf der Handlung zu verfolgen wird erst möglich sein, wenn wir Klarheit 
darüber gewonnen haben, wie die früheren Vorgänge in der Urilias ge- 
staltet waren. Wir wenden uns aber jetzt noch nicht zum Anfang, son- 
dern zur Mitte und betrachten zunächst die Ereignisse, die dem Tod des 
Patroklos unmittelbar vorangehen und die Katastrophe vorbereiten. 


Der Auszug des Patroklos. 


Die Schilderung von Patroklos Rüstung II 135—140 ist, wie S. 51ff. 77 130—154, 


gezeigt, mykenisch, aber am Anfang (131—134) ionisch interpolirt; ihre 
ursprüngliche Fassung haben wir $. 53f. herzustellen versucht. Auch die 
Erwähnung der Stosslanze des Achilleus, die Patroklos wegen ihrer 
Schwere nicht mitnimmt (V. 140—144), schreibe ich unbedenklich der 
Urilias zu. Der Umstand, dass Zenodot sie nicht las und vielleicht in 
einigen seiner Handschriften nicht fand, wird reichlich aufgewogen durch 
die Thatsache, dass bereits der Dichter des 7' diese Verse gekannt und 
nachgeahmt hat!) (387 ff.). Dass vorher die δοῦρε genannt sind, möge 
man nicht einwenden. Natürlich hat Achilleus ausser der Pelionesche 
auch andere Lanzen, so gut wie Idomeneus, der N 260f. renommirt: 
δούρατα δ᾽, al χ᾽ ἐθέλῃσθα χαὶ ἕν χαὶ εἴχοσι δήεις ἑσταότ᾽ ἐν 
χλισίῃ πρὸς ἐνώπια παμφανόωντα. An unserer Stelle werden offen- 
bar Wurfspeere und Stosslanze unterschieden. Auch das Anschirren 
des Wagens 145—154 muss nach dem oben $. 83ff. über Automedon Er- 
mittelten unbedingt für die Urilias in Anspruch genommen werden. Nur 
der gänzlich überflüssige Vers 147 ist wegen ἔσχε als ionische Zuthat 
zu tilgen; ebenso mit Lachmann V. 152—154 wegen des Handpferds 


1) Vgl. v. Wilamowitz Hermes XXXV 5. 564, der sich allerdings dem 
Urtheil des Zenodot anschliesst, in der Meinung, dass der Waffentausch der älteren 
Dias fremd sei. Wir sind auf Grund von F 188 zu dem entgogeugeretzten Re- 
sultat gelangt; vgl. auch unten den Abschnitt Hektors Tod. 


II 1—129. 


94" Analyse der Ilias. 


Pedasos.. Ein Dreigespann findet sich sonst nur noch in der Tele- 
machie ὃ 590 1). Pedasos ist hier nur mit Rücksicht auf die Sarpedon- 
episode (467 ff.) eingeführt, die sich uns später als ionische Zuthat 
erweisen wird. 

Auch die Schilderung von Aias letztem Versuch die Schiffe zu ver- 
theidigen 102—108 wird durch ὃ δ᾽ ἀριστερὸν ὦμον ἔκαμνεν, ἔμτεεδον 
αἰὲν ἔχων σάχος αἰόλον und die Erwähnung der φάλαρα (8. 5. 48) als 
mykenisch erwiesen. Somit gehört die ganze Situation, von ΠΠ 1 an, der 
Urilias an und im Wesentlichen auch die Ausführung. Die ionischen 
Zuthaten und Aenderungen lassen sich leicht ablösen. Ob die Einzel- 
aufzählung der verwundeten Helden 25—27, die nach πάντες, ὅσοι 
πάρος ἦσαν ἄριστοι abschwächend wirkt und in ihrer Rubrieirung nach 
Beßimuevoı und οὐτάμενοι recht abgeschmackt ist, zur Urilias gehören 
kann, wird sich mit Bestimmtheit erst nach der Analyse der vorhergehen- 
den Bücher entscheiden lassen. V. 38 ἅμα δ᾽ ἄλλον λαὸν ὄπασσον 
hat schon Nauck in ἄλλον δ᾽ ἅμα λαὸν ὄπασσον corrigirt. Die Verse 
40—42, wo ϑωρηχϑῆναι steht, bergen einen Widerspruch mit 64, wo 
offenbar Achilleus selbst seine Waffen anbietet, und enthalten über- 
dies das später nicht verwandte Motiv, dass die Troer durch die Rüstung 
getäuscht den Patroklos für Achilleus halten sollen 2), müssen also schon 
aus diesen sachlichen Gründen fallen. Dagegen kann 43 stehen bleiben, 
wenn man τειρομένοισ᾽ schreibt und dies auf /avaotoı bezieht. V. 60 
steht ἦν, 62 ὁπότ᾽ ἄν. Man wird 61—63 als eine mit Rücksicht auf die 
Πρεσβεία I 650ff. gedichtete Einlage ausscheiden ?) und 60 die Formel 
ἀλλὰ τὰ μὲν προτετύχϑαι ἐάσομεν ἀχνύμενοί seo nach Σ 112 (= T 65) 
herstellen müssen. Man beachte, dass die hier als bekannt vorausgesetzte 


1) S. Helbig Homer. Epos? 129 Α. 2. 

2) Hier liegt, wie ich glaube, ein altes Missverständniss von 278 ff. vor; ἐλπό- 
μενοι παρὰ vadyı ποδώκεα Πηλεΐωνα μηνεϑιιὸν μὲν ἀπορρῖψαε κτλ. hat der Verfasser 
von V. 41 offenbar so verstanden, als ob die Troer den Patroklos für Achilleus 
gehalten hätten. Ebenso die meisten modernen Interpreten. Aber dann müsste 
doch nachher irgendwo gesagt sein, dass die Troer ihren Irrthum erkannt hätten. 
In den angeführten Worte ist diese Verwechslung keineswegs unzweideutig ausge- 
sprochen. Sie brauchen nur zu besagen, dass die Troer aus dem Erscheinen des 
Patroklos den Schluss zogen, dass Achill dem Zorn entsagt habe und nun auch 
selbst bald auf dem Schlachtfeld sich zeigen werde. Die Parallelverse in A 799 ff. 
gehören natürlich zu einer beträchtlich jüngeren Schicht. 

3) Vgl. auch A 667. 


Ὁ A m u KT DZ u u u 2 


P4 Eye 


ee 0: 


Der Auszug des Patroklos. 95 


Πρεσβεία gleich darauf 85f. ignorirt wird. Auch die V. 71—79 sind 
ionische Zuthat: 74 Tudeidew, 76 Argeidew, 79 vırövreg. Hierzu 
kommen sachliche Gründe. Zwar kann ich nicht zugeben, dass V.78f. 
ol δ᾽ ἀλαλητῷ πᾶν πεδίον κατέχουσι nothwendig auf eine Schlacht 
im freien Felde deutet. Es braucht nur gemeint zu sein, dass die Troer 
Herren der ganzen Fläche zwischen ihrer Stadt und dem Schiffslager sind, 
aber nach der ersten Motivirung: „Weil sie meinen Helm nicht sehen, sind 
die Troer übermüthig“ ist die zweite „und weil Diomedes seine Lanze 
nicht schwingt und Agamemnon seine Kommandostimme nicht erschallen 
lässt“, matt und gar nicht im Charakter des Achilleus. Die Dittographie 
ist mit Händen zu greifen: 


Τρώων δὲ πόλις ἐπτὶ πᾶσα νῦν γὰρ στρατὸν ἀμφιμά- 


βέβηκεν ϑάρσυνος. χονται. 
οὐ γὰρ ἐμῆς χόρυϑος λεύσ- οὐ γὰρ Τυδεΐδεω Φιομήδεος ἐν 
σουσι μέτωττον. παλάμῃσι μαίνεται ἐγχείη. 


Und weiter wird das wundervolle οὐ γὰρ ἐμῆς κόρυϑος λεύσσουσι 
μέτωπον durch den Zusatz ἐγγύϑι λαμπομένης nur abgeschwächt. 
Allerdings ist die Einlage älter als die von 61—63, da auch sie 72 
die Πρεσβεία noch nicht kennt, aber zur Urilias kann sie nicht gehören. 

Statt der Verse 93—96, die durch ἐχσήν 95 als spät erwiesen wer- 
den, las Zenodot nur den Vers 

μή σ᾽ ἀπογυμνωϑέντα λάβῃ χορυϑαίολος Ἕχτωρ. 
Dieser Vers spricht ahnungsvoll aus, was in der Urilias wirklich geschah. 
An seiner Ursprünglichkeit ist nicht zu zweifeln. Mit den Versen 93 
—96 müssen aber auch die bereits von Zenodot und Aristarch athetir- 
ten 97—100 fallen, da der Wunsch, dass alle Troer und alle Achäer 
umkommen sollen, sich an 96 τοὺς δέ τ᾽ ἐᾶν πεδίον χάτα δηριάασϑαι 
anlehnt. 

Alles übrige bis V. 130 gehört zur Urilias, für die wir also bis jetzt fol- 
gende Verse dieses Buches gewonnen haben: 1—24. 283—39. 43—60. 
64—70. 80—92 mit dem Zenodoteischen Vers, 109—130. 135— 146, 
148—151. 


Achilleus hat den sich rüstenden Patroklos mit den Worten verlassen ΠῚ 155—167. 


δύσεο τεύχεα ϑᾶσσον, ἐγὼ δέ χε λαὸν ἀγείρω. 
Also müssen auch die Verse, wo dies geschieht, 155 ff. zur Urilias ge- 
hören; nur dass sie, wie oben $. 34 gezeigt ist, in ihrer jetzigen Gestalt 


96 Analyse der Lias. 


Movoudövag δ᾽ ἄρ᾽ ἐποιχόμενος ϑώρηξεν Ayılleög 
πάντῃ ἢ ἀνὰ κλισίας σύν τεύχεσιν 
für die Urilias unmöglich sind und dort etwa 
ἹΠυρμιδόνας δ᾽ ἄρ᾽ ἐποιχόμενος χόσμησεν ᾿Αχιλλεὺς 
πάντῃ ἀνὰ χλισίας ξυτύχτους. : 
gelautet haben mögen. Nach dem prachtvollen und sicher alten Gleich? τ 
niss von den durstigen Wölfen ist V. 167 ὀτρύνων ἵππους τὸ χαὶ 
ἀνέρας ἀσπιδιώτας befremdlich, weil ausser Patroklos kein anderer von 
Achilleus Mannen zu Wagen in den Kampf zieht. Tilgt man aber diesen 
ähnlich auch im Schiffskatalog B 554 stehenden Vers, so steht im vor- 
hergehenden ἐν δ᾽ ἄρα τοῖσιν ἀρήιος ἵστατ᾽ Ayıkkleis zu isolirt und 
dieser Vers ist durch δώοντ᾽ mit dem vorhergehenden Gleichniss so fest 
verklammert, dass er, wie es scheint, nicht athetirt werden kann. 

IT 168—267. Doch sehen wir zunächst weiter. Es folgt eine lange Ausmalung, 
in der zweimal 218 und 257 zu der bereits geschilderten Situation des 
Auszugs zurückgekehrt wird. Die erste Digression erzählt die Eintheilung 
der Myrmidonen in fünf Haufen 168—217. Sie ist, wie längst erkannt, 
aus sachlichen und sprachlichen Gründen spät. Wir finden in ihr, um nur 
einiges hervorzuheben, die notorisch junge Figur des Phoinix, und 173 «io- ἡ 
λοθώρηξ, 218 ϑωρήσσοντο und 208 die Unform Eng für ἧς. Die Verse 
ἀσπὶς ἄρ᾽ donid ἔρειδε 215ff. sind zwar, wie wir oben $. 48 gesehen 
haben, mykenisch, aber sie stehen auch N 131 ff. und dort, in einer wie 
sich zeigen wird der Urilias angehörigen Partie, sind sie sehr am Platz, da es 
sich um eine Vertheidigungsstellung auf dem Schlachtfeld handelt. Hier 
beim Auszug aber sind sie höchst unpassend, da sich die enge Aufstel- 
lung während des Marsches zum Kampfplatz nothwendig lockern muss. 
Kein Zweifel also, dass der ionische Nachdichter hier jene Stelle der Ur- 
ilias gedankenlos copirt hat. 

Auch die zweite Digression, das schöne Gebet des Achilleus, ist 
ionisch (218—256). Gleich im Anfang in drei aufeinanderfolgenden 
Versen die Iterativa ἔσχε 225, seiveoxev 226, σπένδεσχε 227, dann 232 
vernachlässigtes Digamma in eioavıdav 232. Die sachlichen Anstösse, 
die Düntzer geltend gemacht hat, will ich hier nicht wiederholen; doch 
verdienen auch von ihnen viele Beachtung. 

Mit V. 257 führt uns der Dichter wieder zu den ausziehenden 


1) Dieser Zenodoteischen Lesung wird man nach Analogie von Z 81 und 
K 167 vor dem πάντας der Handschriften den Vorzug geben müssen. 


Der Auszug des Patroklos. 97 


_ Myrmidonen zurück. Hier steht gleich am Anfang 257 ϑωρηχϑέντες. 
Es folgt das Bild von den aufgescheuchten Wespen 259—267. So 
hübsch es ist, kann es doch neben dem von den Wölfen nicht bestehen 

ἐπ. bleiben. Die Situation ist genau dieselbe; dort 166 d&ovro, hier 267 
Bis ἐχέοντο. Dass der Redactor mit diesem Gleichniss wieder dahin ein- 
lenken will, wo er mit seinen Erweiterungen eingesetzt hat, ist hand- 
| Wir haben oben den Vers 166 bis auf sein erstes Wort d&ovro be- 
‚anstandet. Dies Wort ist der stehengebliebene Rest des Verses, dessen 

übrige Bestandtheile wir V. 267 finden, wo mit Rücksicht auf die Wespen 

ἐχέοντο eingesetzt ist. Wir lesen also] 

ἐκ νηῶν δώοντο᾽ βοὴ δ᾽ ἄσβεστος ὀρώρει. 

Auch ist die Frage aufzuwerfen, ob nicht V. 266 in der Urilias an Stelle 

von 164. 165 stand, da doch vorher von den Myrmidonen überhaupt, 

nicht bloss von ihren ἡγήτορες ἠδὲ μέδοντες die Rede war. 

Die Rede des Patroklos 268—275 ist ein Cento: 270 = Z 112, I 268—277. 
271°. 272 = P 164. 165. 273. 274 = 4 411. 412. Dem Verfasser 

ist also auch IIninıadew 269 und ἄν 271 zuzutrauen, die an sich nichts 

beweisen, da sie metrisch nicht fest sind. Dagegen können 276. 277 stehen 

bleiben und unmittelbar an 267 angeschlossen werden. Wir behalten 

also für die Urilias übrig 155—163. 266. 267. 276. 277. 


Πατρόχλου ἀριστεέία. 


In den nun folgenden Kampfscenen bis zur Sarpedon-Episode con- 17 278---258, 
statiren wir zunächst folgendes Mykenische: 312 verwundet Menelaos den 
Thoas στέρνον γυμνωθέντα scag’ ἀσπίδα (8. 59), Peneleos trägt 338 
den mykenischen Helm (S. 48), Aias erscheint 360 ἀσπέδε ravgein 
χεχαλυμμένος εὐρέας ὥμους (8. 19). Also auch hier sichere Reste der 
Urilias. 
Prüfen wir nun das Einzelne. Beim Anblick des Patroklos er- 
schrecken die Troer !) (278. 280—283). 279 muss wegen des nach dem 
Muster von 156 instrumental stehenden σὺν ἔντεσι (vgl. 5. 34. S. 96) 
fallen. 


1) Vgl. oben ὃ. 94 A 2. 
Robert, Studien zur Ilias. 


«1 


ἢ 284—329. 


II 330—350. 


88. Analyse der Ilias. 


Patroklos tödtet den Pyraichmes und löscht das Feuer (284—305). 
Ein einziger Vers 292 muss wegen ἀριστεύεσχε als ausmalender Zusatz 
betrachtet werden, er ist nach _4 746 gebildet. Es folgen Einzelkämpfe. 
Patroklos tödtet den Areilykos, Menelaos den Thoas, Meges den Am- 
phiklos (306—316). Wie bei Thoas, der an einer vom mykenischen Schild 
nicht gedeckten Stelle der Brust verletzt wird, so wird auch bei den 
anderen Trojanern, die beide in den Oberschenkel getroffen werden, die 
Möglichkeit einer solchen Verwundung bei mykenischer Bewaffnung aus- 
drücklich motivirt. Areilykos hat eine ungeschickte Wendung gemacht; 
dem Amphiklos lauert, als er unvorsichtig heranstürmt, Meges auf!). Da- 
gegen halte man die unmittelbar folgenden Kämpfe der beiden Nestoriden 
317—329. Antilochos stösst den Atymnios in die Weiche, Thrasy- 
medes den Maris in die Schulter, ohne dass die Möglichkeit solcher Ver- 
dungen bei mykenischer Bewaffnung klar wird. Dabei hat der Verfasser 
bei diesem zweiten Kampf den des Meges mit Amphiklos bis auf die 
sprachlichen Wendungen nachgeahmt. Man vergleiche 
314 ἔφϑη ὀρεξάμενος πρυμνὸν σχέλος, ἔνϑα πάχιστος 
μυὼν ἀνθρώπου πέλεται, περὶ δ᾽ ἔγχεος αἰχμῇ 
γεῦρα διεσχίσϑη, τὸν δὲ σκότος ὄσσε κάλυψεν 
mit 322 
ἔφϑη ὀρεξάμενος πρὶν οὐτάσαι, οὐδ᾽ ἀφάμαρτεν, 
ὦμον ἄφαρ᾽ πρυμνὸν δὲ βραχίονα δουρὸς ἀκωκὴ 
δρύψ᾽ ἀπὸ μυώνων, ἀπὸ δ᾽ ὀστέον ἄχρις ἄραξεν. 
δούπησεν δὲ πεσών, κατὰ δὲ σχότος ὄσσε κάλυψεν. 
Die Entlehnung ist wöhl klar, und da überdiess die Getödteten Gefährten 
des Sarpedon sind, kann über den ionischen Ursprung der Episode kein 
Zweifel bestehen. 
Von den vier folgenden Kämpfen 330—350 ist der des Peneleos 
(äol. Πανέλεος) mit Lykon durch die Erwähnung des φάλος 338 als 
mykenisch gesichert. Schwieriger ist es über die drei anderen zu urtheilen, 
Aias der Lokrer gegen Kleobulos 330—334, Meriones gegen Akamas 
342—344, Idomeneus gegen Erymas 345—350. Sie sind sowohl bei 
mykenischer als bei ionischer Bewaffnung möglich. Sehr mykenisch sieht 
es namentlich aus, wenn Meriones den Akamas in dem Moment, wo dieser 
den Wagen besteigen will, in die Schulter trifft (S. 60). Die Entscheidung 


1) S. oben 8. 59f. 


Πατρόκλου ἀριστεία. 99 


wird wesentlich davon abhängen, ob sich die beiden Kreter und der 
_Lokrer als Helden der Urilias werden erweisen lassen. 

Die folgende abschliessende Partie 351—357 ist ein offenbarer Zu- I7 351-357 
satz, wohl nur um des Gleichnisses von den Wölfen und Schafen willen ein- 
geschoben. Aber so hübsch dieses an sich ist, hier so bald nach dem viel 
grossartigeren Bild von den durstigen Wölfen ist es nicht geschickt ange- 
bracht. Sprachlich anstössig ist das über ἐρέφοισιν hinaus auf dovsooıy 
bezogene αἵ re in V. 353, und da einmal der Verdacht rege geworden 
ist, dass wir es mit einer ionischen Einlage zu thun haben, kommt auch 
353 αἱρεύμενοι als Indieium in Betracht. 

Den wirklichen Abschluss der Einzelkämpfe bilden Aias und Hektor 77 358-368. 
358—363, jener angreifend, dieser sich vorsichtig deckend; ἀσπίδι rav- 
oein χεχαλυμμένος garantirt den mykenischen Ursprung. Aber 361. 362 
bildet das Standhalten des Hektor zu seiner gleich darauf 367 ff. erzählten 
Flucht einen so krassen Widerspruch, dass beides in der Urilias nicht neben 
einander gestanden haben kann. Das Folgende, die Flucht der Troer 
zur Stadt, ist für den Fortgang der Handlung unentbehrlich. Mykenisch 
ist 807, Ἕχτορα δ᾽ ἵπποι Enpegov ὠχύττοδες σὺν τεύχεσι (vgl. oben 
S. 23). Die Verse 8621, rühren also von einem Nachdichter her, der 
Hektor von dem Vorwurf der Feigheit reinigen wollte. In dieser Absicht 
schrieb er ἀλλὰ χαὶ ὡς ἀνέμιμνε, σάω δ᾽ &gingas ἑταίρους, während 
V. 368 Aeine δὲ λαόν steht. 

Aber ganz bald nach dem mykenischen Vers 368 lesen wir 371 das Π 369-383. 
äolisch unmögliche ἅρματ᾽ ἀνάχτων. Dieser Vers und was mit ihm 
zusammenhängt muss als ionischer Zusatz betrachtet werden, also 369-371, 
mithin auch der berüchtigte Graben. !) Dieser erscheint auch 380—383, 
wo überdies das bereits 367 f. von Hektor Gesagte in kaum erträglicher 
Weise wiederholt wird, Ἕχτορα δ᾽ ἵπποι ἔχφερον ὠχύποδες --- τὸν 

᾿ς ῥ᾽ ἔχφερον ὠχέες ἵτεπτοι. Offenbar haben wir es hier mit demselben 
jonischen Redaetor zu thun wie vorher. Somit verbleiben für die Urilias 
᾿ς 804-- 808, 372—379. 
Das folgende Gleichniss 384—393 enthält weder sachliche noch I7 8384. 8393. 
sprachliche Kriterien. Aber der Gedanke, dass Zeus die Rechtsverletzung 
durch Ueberschwemmung strafe, ist so ausgesprochen jung ionisch, beinah 


1) πέραον 367 bezieht sich wohl auf das Durchqueren des Lagers. τάφρον 
dazu zu ergänzen würde eine starke Zumuthung sein. 


7% 


IT 394—418. 


IT 419—683. 


100 Analyse der Ilias. 


hesiodisch, dass ich die Verse für die Urilias nicht in Anspruch zu neh- 
men wage. 


Es folgt nun ein retardirendes Stück 394—418, an dem die Kritik 


schon längst berechtigten Anstoss genommen hat. Patroklos, anstatt die 
Troer weiter zu verfolgen und sie zur Stadt zurückzutreiben, ἄν ἐτεὶ 
γῆας ἔεργε mwalıurcer&g und zwingt sie zwischen Schiffslager, Mauer 
und Strom, von denen die beiden letzten noch gar nicht erwähnt sind, 
zu kämpfen. Wozu? Doch wahrlich nicht eingedenk der Warnung des 
Achilleus 92 ff. nicht bis zur Stadtmauer vorzudringen; denn dieser hat ihm 
überhaupt jeden weitern Kampf mit den Troern verboten : ἐκ γηῶν ἐλάσας 
ἐέναι σπτάλιν 87. Und wie macht er es? Die Flucht der Troer könnte er 
doch nur hemmen, wenn er ihnen den Rückzug abschnitte und selbst das 
kaum als einzelner Mann. Und was heisst &rrei οὖν στυρώτας ἐτεέχερσε 
φάλαγγας Nicht bloss die vorderen Schlachtreihen, das ganze Heer 
der Troer hat die Flucht ergriffen und überdies ist die Aufstellung in 
mehreren Schlachtreihen dem alten Epos entschieden fremd. Aber der 
Dichter der Sarpedon-Episode musste in der unaufhaltsamen Flucht der 
Troer einen Ruhepunkt eintreten lassen. Von ihm rühren diese vorbe- 
reitenden Verse her. V.413 haben wir den ionischen Bronzehelm (8, 
oben $. 68), aber freilich dafür auch 400 die mykenische Verwundung 
στέρνον γυμνωθέντα sag’ Gorciöa. Indessen wird nach dem Gesagten 
die Annahme nicht zu kühn sein, dass der Verfasser diesen Vers einfach 
aus dem vorhergehenden Stück der Urilias 312 übernommen hat, gerade 
wie 215ff. aus N 131ff. entlehnt und 322ff. nach dem Muster von 314#. 
coneipirt ist (s. oben 3. 98). 

Ueber den Ursprung der Sarpedon-Episode 419—683 brauche ich 
nicht viele Worte zu machen. Verwundungen γδέαιραν χατὰ γαστέρα 465, 
am Zwerchfell 481, mitten in die Brust 597 ohne Schilddurchstossung 1), 
der ionische Bronzehelm 5792), zahlreiche Ionismen: 431 ἀγχυλομήτεω, 
445 ζών, 464 ἦεν, 550 ἔσχε, 467 οὔτασεν vom Wurf, 517 und 523 
χαρτερόν, 563 ἐχαρτύγαντο, 522 οὐδ᾽ ᾧ, 523 σύ πέρ μοι ἄναξ, 551 
ἀριστεύεσχε, 554 Πενοιτιάδεω, 557 ἦτε und ἀρεέους, 558 ἐσήλατο, 
591 ϑυμοραιστέων, endlich Widersprüche nach vorwärts und rückwärts. 
Woher kommt plötzlich Hektor? 367 (und 382) flieht er eiligst zur Stadt, 


1). 8. oben 8. 63, 5. 62, 8. 61. 
2) 8. oben ὃ. 68. 


un 


an kuniuhe 


Πατρόκλου dgıorela. 101 


erst 712 macht er am skäischen Thor Halt, und hier ist er plötzlich 
im dichtesten Kampfgewühl 536. 553. 
Aber mitten in dieser ionischen Eindichtung stehen kurz hinter einander 
zwei ausgesprochen mykenische Stellen 1), erst 608—615 der Zweikampf 
des Aineias und Meriones, dem der Kampf des letzteren mit Laogonos 
vorangeht und ein Gespräch zwischen den beiden Streitern sowie eine 
etwas gouvernantenhafte Ermahnung des Patroklos folgt. Da heisst 
es nun 608 fl. 
Aivsiag δ᾽ ἐπὶ Πηριόνῃ δόρυ χάλχεον ἧχεν" 
ἔλττετο γὰρ τεύξεσθαι ὑπασπίδια προβιβάντος. 
ἀλλ ὃ μὲν ἄντα ἰδὼν ἠλεύατο χάλκεον ἔγχος" 
πρόσσω γὰρ χατέχυψε, τὸ δ᾽ ἐξόπιϑεν δόρυ μαχρὸν 
οὔδει ἐνισχίμφϑη. 

Also mykenischer Angriff und mykenische Parade (S. 5. S. 21). 

Und nach dieser Episode fährt der Dichter, von dem allgemeinen 
Stand der Schlacht ein Bild entwerfend, also fort 633 ff. 

τῶν δ᾽, ὥς τε δρυτόμων ἀνδρῶν ὀρυμαγδὸς ὀρώρῃ 
οὔρεος ἐν βήσσῃσι᾽ ἑχὰς δέ τὸ γίνετ᾽ ἀχουή" 

ὡς τῶν ὥρνυτο δοῦπος ἀπὸ χϑονὸς εὐρυοδείης 
χαλχοῦ τὸ δινοῦ τε βοῶν ἐυποιητάωνγ3) 
γυσσομένων ξίφεσίν ve nal ἔγχεσιν ἀμφιγύοισιν. 

Wie nun? Gehört etwa die Sarpedon-Episode einer Periode an, in 
der sowohl mit mykenischen als mit ionischen Waffen gekämpft wurde? 
Der Periode also, aus welcher das S. 47 erwähnte kyprische Grab stammt? 
Kenntniss der mykenischen Rüstung verräth auf alle Fälle auch das um 
des Gegensatzes willen gebrauchte Epitheton der Troer?) ἀμιτροχίτωνες 
419, und auch dieses Wort selbst scheint auf solche Uebergangsperiode 
zu deuten; denn es bezeichnet doch offenbar Krieger, die nicht mehr 
nach mykenischer Weise ζῶμα und μέτρη unter dem Chiton trugen. 
Dann brauchte auch V. 400 in der einleitenden Episode (s. S. 100) 
nicht mehr als einfach entlehnt betrachtet zu werden, da so gut 
wie Meriones und Aineias auch Pronoos mit dem mykenischen Schild 
gedacht werden könnte. Eine solche Annahme ist gewiss möglich; aber 


1) Den mykenischen Formelvers 426 σὺν τεύχεσιν ἄλτο χαμᾶζε kann der 
Verfasser aus Z 103 oder A 211 entlent haben (5. 22). 

2) Vgl. 8.6 A. 2. 

3) S. oben S. 41. 


Alter 
der Sarpedon- 
Episode. 


II 684—711. 


IT 712—776. 


102 Analyse der Ilias. 


auch die andere Möglichkeit, dass sowohl die Kampfscenen 608—618 als 
das Gleichniss 633—637 aus verlorenen Stücken der Urilias oder eines etwa 
gleichzeitigen Epos entlehnt sind, wird man wohl gelten lassen müssen. 
Das Gleichniss ist für jede beliebige Schlachtschilderung passend. Bei 
dem Zweikampf spricht nur die Scheltrede des Patroklos gegen Entlehnung; 
diese könnte aber von dem Redactor hinzugesetzt sein. Dass der ionische 
Verfasser einfach die zur Urilias gehörige Parallelstelle P 526—529 co- 
pirt hätte, wäre eine dritte Möglichkeit. Ich wage hier noch keine Ent- 
scheidung zu treffen und beschränke mich darauf zu constatiren, dass die 
Sarpedon-Episode nicht zur Urilias gehört haben kann und dass ihr Ver- 
fasser ein Ionier war. Später wird sich uns die erste Annahme als die 
richtige ergeben. 

Nach der Tödtung des Sarpedon dringt Patroklos bis zur Stadt vor 
und versucht viermal die Mauer zu erklimmen 684—711. Auf jeden 
Fall ein fabelhaftes kaum auszudenkendes Beginnen, aber völlig unmöglich, 
wenn Patroklos den mykenischen Schild vor der Brust trägt. Und den- 
noch trägt er einen Schild; denn Apollon treibt ihn dreimal zurück χερσὶν 
ἀϑανάτῃσι pasıy))v ἀσπίδα νύσσων. Das kann also nur der Rundschild 
sein. Mithin ist das eine ionische Zuthat; der viermalige Angriff auf 
die Mauer ist dem viermaligen Ansturm auf die Leiche des Kebriones 
genau nachgebildet. Auch die Rolle des Apollon ist von dort entlehnt, 
und es ist einfach eine dichterische Ungeheuerlichkeit, dass Patroklos vor 
788 schon einmal mit Apollon zusammentrifft und dass dieser ihn nicht 
gleich beim ersten Zusammentreffen von den Waffen entblösst. 

Am skäischen Thor macht der fliehende Hektor mit seinem Wagen 
Halt 712—714. Das schliesst unmittelbar an die letzte Stelle der Urilias 
an, die wir oben constatirt haben 364—376, wo Hektor zu Wagen nach 
der Stadt floh. Es folgt der Kampf des Patroklos mit Hektor, wobei 
dessen Wagenlenker Kebriones getödtet wird 727—776; für die Dichtung 
ganz unentbehrlich, denn hieran schliesst unmittelbar das von uns zu 
allererst der Urilias zugewiesene Stück mit Patroklos®’ Tod 777ff. an. 
Nur fragt es sich, ob auch schon die Einleitung der Scene: Apollon in 
Gestalt des Asios den Hektor zum Kampf auffordernd zur Urilias gehört 
(715—725). Der Vers 719 ὃς Φρυγίῃ ναίεσκε δοῇ σ᾽ ἐπὶ Σαγγαρίοιο mit 
dem ionischen Iterativ γαέεσχε lässt sich ohne Weiteres ausmerzen. Auch 
dass Apollon, der kurz darauf so entscheidend eingreift, schon hier eingeführt 
wird, ist sehr gut, und vortrefflich bereiten die folgenden Verse 728ff. av- 


FE, EEE ER 


BE 


Πατρόκλου ἀρεστεία. 108 


rap “΄πόλλων δύσεϑ᾽ ὅμιλον ἰών, ἐν δὲ χλόνον Aoysioıoıw ἧκε χαχόν, 
Τρωσὶν δὲ καὶ Ἕχτορι κῦδος ὄπαζεν auf die nahe Katastrophe vor. Nur 
dass Apollon dabei die Gestalt von Hektors Oheim Asios annimmt, giebt 
zu denken. Dem Patroklos erscheint er nachher in seiner wirklichen 
Gestalt, und die Verse 789. 790 ὃ μὲν τὸν ἰόντα Hard χλόνον οὐχ 
ἐνόησεν, ἠέρι γὰρ πολλῇ κεχαλυμμένος ἀντεβόλησεν verrathen, dass die 
Vorstellung solcher Theophanieen dem Dichter ganz geläufig ist. Ebenso 
zeigt sich Athene dem Achilleus im 4, Ares und Athene dem Diomedes 
im E. Alle bisher von uns geprüften Stellen, in denen Götter die Gestalt 
bestimmter Sterblichen borgen, haben sich als ionisch erwiesen 5. S. 82 u. 86. 
Dies in Verbindung mit dem ionischen Vers 719 legt den Verdacht nahe, 
dass die V. 716—725 der ursprünglichen Rede des Apollon, in der er 
als Gott zu Hektor sprach, substituirt sind. Statt 716 mag das formel- 
hafte χαέ μὲν φωγήσας ἔπεα πτερόεντα προσηύδα dagestanden haben. 
Die Rede selbst zu reconstruiren, ist selbstverständlich unmöglich. 

In dem Kampf zwischen Hektor und Patroklos hält dieser in der 
Linken den Speer, in der Rechten einen Stein. Reichel schloss daraus 
auf den mykenischen Schild, mit Recht, aber nur weil dieser schon durch 
V. 802f. erwiesen ist, denn möglich wäre es auch beim Bügelschild!). Und 
ebenso ist über den Kampf um die Leiche des Kebriones zu urtheilen 
759ff, wo beide mit der einen Hand den Gefallenen erfassen, mit der 
anderen die Waffe schwingen. Von den Ionismen, die sich in das Stück 
eingeschlichen haben, sind zwei schon von Nauck entfernt, der 743 &x- 
eo ἐυξέστου δίφρου für κάπτιεσ᾽ dr’ εὐεργέος δίφρου und 766 
ἐν βήσσῃσι βαϑὺν für ἐν βήσσῃς βαϑέην hergestellt hat. Ein dritter 
findet sich in den Worten, mit denen Patroklos den kopfüber vom Wa- 
gen stürzenden Kebriones verhöhnt: 747 διφῶν statt διφάων, aber diese 
wenig geschmackvolle Ausmalung 746—749 muss auch schon desshalb 
fallen, weil sie den dem ältern Epos unbekannten Fischgenuss voraus- 
setzt. Auch dass am Schluss mit dei« χυβιστᾷ die letzten Worte des 
Ausgangsverses wiederholt werden, ist. ein selten trügendes Zeichen der 
Interpolation. 

ὦ πόποι, ἦ μάλ᾽ ἐλαφρὸς ἀνήρ, ὡς δεῖα χυβιστᾷ. 
N da καὶ ἐν Τρώεσσι χυβιστητῆρες ἔασιν. 
So kurz und nachdrücklich sprechen die Helden der Urilias. 


1) Vgl. oben 8. 71. 


Rückblick. 


104 Analyse der Ilias. 


Ich recapitulire den Verlauf der Schlacht. Beim Anblick des Pa- 
troklos erschrecken die Troer 278—283, er tödtet den Pyraichmes und 
löscht das brennende Schiff 284—305. Es folgen Einzelkämpfe des Pa- 
troklos, Menelaos und Meges 306—-316, des jüngern Aias (?), Peneleos 
und der beiden Kreter 330—350. Dann Aias und Hektor 358-361, 
Flucht des Hektor und der Troer 364—379, Hektor macht am skäischen 
Thor Halt, Kampf mit Patroklos, Tod des Kebriones und Kampf um 
dessen Leiche 712—776. 

Damit sind wir wieder zum Ausgangspunkt unsrer Betrachtung zu- 
rückgekehrt. Wir greifen jetzt noch weiter zurück, um die Vorgänge zu 
prüfen, die das Einschreiten des Patroklos veranlasst haben, vorher aber 
constatiren wir noch, dass in den bisher der Urilias zugewiesenen Stücken 
Agamemnon, Diomedes und Odysseus am Kampfe nicht theilnehmen. 


Rückzug und Kampf um die Schiffe. 105 


Rückzug und Kampf um die Schiffe. 


Die Verwundung des Odysseus und der Rückzug des Aias. 


Ein grosses Stück der Urilias steht in der Mitte des 4. Es beginnt A 401-460. 

mit A01f. οἰώϑη δ᾽ Ὀδυσεὺς δουριχλυτός. Zunächst eine Ὀδυσέως 
᾿ ἀριστεία. Er tödtet den Deiopites, den Thoon und Ennomos, den Cher- 
sidamas, endlich die Brüder Charops und Sokos, wird aber dabei selbst 
von Sokos verwundet 401—460. Die Verwundungen sind alle my- 
kenisch 1): 
421 οὔτασεν ὦμον ὕπερϑεν ἐπάλμενγος. 
428 χαϑ' ἵππων ἀίξαντα 
δουρὶ κατὰ πρότμησιν ὑτο᾿ ἀσπίδος ὀμφαλοέσσης. 
Sokos trifit den Odysseus 434 ff. 
zur’ ἀσπίδα τερμιόεσσαν (παντόσ᾽ ἐίσην Hdschr.). 
διὰ μὲν ἀσπίδος ἦλϑε φαεινῆς ὄβριμον ἔγχος, 

437 πάντα δ᾽ ἀπὸ πλευρῶν χρόα ἔργαϑεν. 
Dazwischen ist, wie oben S. 58f. im Anschluss an Reichel gezeigt, der 
Vers 436 χαὶ dıa ϑώρηχος πολυδαιδάλου ἠρήρειστο interpolirt. Odys- 
seus selbst tödtet den Sokos, indem er ihm 447 

μεταστρεφϑέντι μεταφρένῳ ἐν δόρυ πῆξεν 
ὥμων μεσσηγύς, διὰ δὲ στήϑεσφιν ἔλασσεν. 

Für das Alter der Sokos-Episode spricht ferner, dass sich die Namens- 
form Σῶχος überall durch die nicht contrahirte Σάοχος ersetzen lässt. 

In der.Triumphrede des Odysseus muss der letzte auch inhaltlich 
bedenkliche Vers 455 αὐτὰρ ἔμ᾽, εἴ κε Iavw, χτεριοῦσί γε δῖοι Ayauoi 
wegen χτεριοῦσι fallen. Ob man ihm, wie Fick?) möchte, auch die drei 
vorhergehenden nachschicken soll, lasse ich dahingestellt; jedenfalls wür- 
den die beiden Verse 450. 451 vollkommen genügen, und Kürze ist, wie 
wir oben (5. 103) gesehen haben, für die Urilias charakteristisch. 


1) Vgl. oben 8. 59f. V. 408 ist mit Leo Meyer χρή für χρεώ zu schreiben. 
4 2) Die homerische Ilias 81. 


A 461—489. 


A 499—530. 


A 531—539. 


A 540 —548. 


106 Analyse der Ilias. 


Verwundet kann Odysseus nicht weiter kämpfen, Auf seinen Ruf 
eilen Aias und Menelaos herbei!) (461—484). Alias — φέρων σάχος 
ἠύτε στύργον — tödtet fünf Troer, Doryklos, Pandokos, Lysandros, Pyra- 
sos und Pylartes?) und jagt die übrigen in die Flucht. Unterdessen 
führt Menelaos den verwundeten Odysseus zu seinem Wagen. Hektor, 
der auf dem linken Flügel kämpft, hat von dieser ungünstigen Wendung 
der Dinge noch nichts gemerkt (485—498). 

Dann kommt die schon von Gottfried Hermann als Erweiterung er- 
kannte Verwundung des Machaon, der von Nestor zu Wagen aus der 
Schlacht gebracht wird (499—520). V. 504 steht denn auch ein allerdings 
metrisch nicht festes ἄν. Hingegen V. 527 lesen wir wieder das mykeni- 
sche εὐρὺ γὰρ ἀμφ᾽ ὥμοισιν ἔχει Odxog, und diese Partie schliesst auch 
inhaltlich vortrefflich an 498 an. Hektor hat noch nichts von Aias 
Erfolgen wahrgenommen, aber sein Wagenlenker Kebriones bemerkt die 
Flucht der Troer und ermahnt Hektor dort Hilfe zu bringen (521—530). 
Aber am Schluss seiner Rede steht iserejes, was, wie ich wohl vorgreifend 
bemerken darf, sich nur in ionischen Partien findet?). Hier aber hilft 
der Papyros Flinders Petrie, wo statt 529. 530 nur ein Vers stand, der 
mit xovgoır begann, also etwa χοῦροί re Τρώων πίπτουσι χαὶ υἷες 
᾿Αχαιῶν ἢ). 

In der Schilderung der Fahrt über das Schlachtfeld müssen die Verse 
536—539 wegen der ionischen Genetive irrsreiwv ὅτελέων fallen. Hin- 
gegen sieht V. 534 oreidovreg νέχυάς re χαὶ ἀσπίδας sehr mykenisch 
aus. Die Verse stehen auch Y 498ff. schon mit der ionischen Erweite- 
rung. Wahrscheinlich hat der Verfasser dieser Stelle des Y die Verse 
1 534. 535 entnommen und weiter ausgemalt; und die Zusatzverse sind 
dann später auch in die Originalstelle des _/ eingedrungen’). 

Es folgt nun in unserer Ilias das sonderbare Motiv, dass Hektor, 
als er am Ziele angelangt ist, zwar unter den übrigen Achäern ein Blut- 


1) V. 467 ist mit Fick ὡς εἰ βιαοέατο für ὡς εἴ ἑ βιῴατο zu lesen. 

2) Nach Emperius Rh. Mus. 1841 S. 447 und Usener de Diadis carmine 
quodam Phocaico der ın vier Hypostasen zerlegte Todesgott. 

3) Ueber Harodx)ess ἑππεῦ, mit dem es seine besondere Bewandtniss hat, 
s. den dritten Abschnitt. 

4) S. Ed. Meyer Herm. XXVI 364. 

5) 5. über die Erweiterungen, die dieser ganze Abschnitt des A in einer 
Ilias πολύστεχος erfahren hat, Flinders Petrie Papyri III und dazu Ed. Meye 
Herm. a. Ὁ. 363 ff. 


EEE 


Verwundung des Odysseus und Rückzug des Aias. 107 


bad anrichtet, den Kampf mit Aias aber vermeidet. Zu anderen Stellen, 
wie zu I] 114, einem sicheren Stück der Urilias, stimmt das durchaus 
nicht. Wenn aber Hektor nicht überhaupt, sondern nur in diesem Au- 
genblick eine Veranlassung hatte, dem Aias aus dem Wege zu gehen, so 
müsste das besser begründet sein, als mit dem übrigens in unseren Hand- 
schriften fehlenden und erst aus Aristoteles und Plutarch eingesetzten Vers 
Ζεὺς γάρ οἱ νεμεσᾶϑ'᾽, ὅτ᾽ ἀμείνονι φωτὶ μάχοιτο 1), was ebenso für 
II 114 gelten würde, wo aber Hektor nichtsdestoweniger mit Aias kämpft. 
Lachmanns Athetese von 540—543 ist also unbedingt anzunehmen. Dem 
Verfasser hat wohl 11 358ff. vorgeschwebt; dort ist jedoch die Situation 
eine total andre. 

Nun aber kommt wieder ein Stück der Urilias 544f. 

Ζεὺς δὲ πατὴρ Alav9” ὑψίζυγος ἐν φόβον Gg0ev' 

στῆ δὲ ταφών, ὄπειϑεν δὲ σάχος βάλεν ἑπταβόειον. 
Also mykenischer Schild und mykenische Handhabung. Ist nun diese 
plötzliche Furcht des Aias etwa dasselbe, was die Griechen später als 
panischen Schrecken bezeichneten, ein durch keinen äusseren Anlass be- 
gründetes Angstgefühl? Ich glaube nicht; die letzten Verse der Urilias, 
die wir constatiren konnten, schilderten den über Leichen und Waffen 
heransausenden Wagen des Hektor. Bei diesera Anblick erfasst‘ den Aias 
Grauen, das, wie häufig die Affecte der homerischen Helden, nebenbei auch 
zu seiner Entschuldigung, als von Zeus eingeflösst bezeichnet wird. V. 544 
schliesst somit unmittelbar an 535 an. 

Aias wendet sich also langsam wie ein Löwe, den die Hirten von 
der Hürde wegscheuchen, zum Rückzuge, denn er fürchtet, als er Hektor 
kommen sieht, für die Schiffe und ist vor allem bedacht, diese zu schützen 
544—557. 

Es folgt das Bild vom geprügelten Esel, das schon G. Hermann 
gegenüber dem vom verscheuchten Löwen verworfen hat. Es verhält sich 
zu diesem wie im I] das Wespengleichniss zu dem von den Wölfen. Den 
ionischen Ursprung beweisen auch die Iterative 566 μνησάσχετο, 567 
ἐρητύσασχε, 568 τρωττάσχετο. Dagegen können V. 569—574 sehr 
wohl zur Urilias gehören und an 557 angeschlossen werden. 

Ionisch ist ferner die Eurypylosepisode 575—596. Die Verwundung 
am Schenkel 584 deutet auf ionische Rüstung (S. 64), die in der Leber 


1) Vgl. Ed. Meyer a. O. 366. 


A 540—574. 


A 575—59%%. 


A 597 —848. 


N 156—168. 


108 Analyse der Ilias. 


579 widerspricht ihr wenigstens nicht direct (S. 62). Die Vertheidigungs- 
stellung σάχε ὥμοισιν χλίναντες 593 ist ausgesprochen ionisch (5, 26 ἢ). 
Dasselbe gilt für den ganzen Schluss des Buches, die Scene im Zelt 
des Nestor und die Begegnung des Patroklos mit Eurypylos, die zwei 
bereits als ionisch erkannte Partieen zur Voraussetzung haben, die Verwun- 
dung des Machaon und die des Eurypylos.. Auch an sachlichen und 
sprachlichen Indicien fehlt es nicht; zwar dass Nestor und Machaon den 
Chiton tragen 621, spricht noch nicht unbedingt gegen mykenische Be- 
waffnung (s. oben S. 36 u. 41), aber V. 694 steht χαλχοχέτωνες, 709 
ϑωρήσσοντο, 715 u. 718 ϑωρήσσεσϑαι, 725 ϑωρηχϑέντες, und 724 
erscheinen die irssıjeg (vgl. oben S. 106). Beim Schlafen behalten die 
Pylier ihre Waffen an, 731 xai χατεχοιμήϑημεν ἐν ἔντεσιν οἷσι ἕχα- 
orog, sie tragen also den Panzer (s. oben S. 26). Zahlreich sind die 
Ionismen 627 ἀριστεύεσγχεν, 636 ἀποχιγήσασχε, 669 ἔσχεν, 673 vaue- 
τάασχεν, 746 ἀριστεύεσχε; Vernachlässigung des Digamma 703 ἠδὲ 
χαὶ ἔργων, 733 dugpioravro δὴ ἄστυ, 791 ταῦτ᾽ εἴποις, ferner con- 
stant in HAıc und Ἠλεῖοι 671. 673. 686. 6981), Contractionen 598 
ἱδρῶσαι, 639 χνῆ (vv&e Aristarch), 699 ἀϑλοφόροι, 708 πολεῖς, 763 
οἴω, 782 σφῴ, 624 und 642 der für das alte Epos unmögliche Aceu- 
sativ χυχειῶ (χυχεῶνα Hippon. 43, 3 aus χυχάξονα), 779 der verkürzte 
Dativ ξείνοις, 653 die unepische Wortform &xefvog. Mitten in dieser 
ionischen Partie steht nun 632—635 die Beschreibung des berühmten 
Taubenbechers, der allgemein und wohl mit Recht für ein Kunstwerk 
mykenischen Stiles gilt. Diese Meinung kann ruhig bestehen bleiben. 
Die Annahme ist durchaus zulässig, dass diese Verse aus einem älteren 
äolischen Epos hier eingesetzt seien; der einzige Ionismus, den sie ent- 
halten, 633 yovoeloıo” ἥλοισι ‚lässt sich leicht entfernen, wenn man 
χρυσέοισιν (also äolisch χρυσίοισιν FaAkoıcı) schreibt. Uebrigens ist 
es auch keineswegs ausgeschlossen, dass ein solches Erbstück aus myke- 
nischer Zeit noch zur Zeit der Abfassung dieses Liedes erhalten war. 


Die Schlacht bei den Schiffen. 


1. Die Aristeia des Idomeneus. Wieder ein grösseres Stück der 
Urilias finden wir, wenn wir die Treıyouayla des M vorläufig bei Seite 


1) Dagegen liesse sich 838 τέ ῥέξομεν in τέ F£o&ous» leicht corrigiren. Aber 
bei solcher Sachlage würde jede Aenderung unüberlegt sein. 


Schlacht bei den Schiffen. 109 


lassen, in N 156fl. Deiphobos üraoreidıa ττροτιοδίζων, Meriones 
seine ἀσπεὶς ταυρείη mit dem Speere treffend, aber nicht durchstossend, 
vielmehr bricht der im Schilde steckende Speer ab!). V. 157 und 160 hat, 
wie früher gezeigt ist, τερμιόεσσαν für zravroo’ ἐΐσην gestanden. Nun 
parirt aber plötzlich Deiphobos den Stoss nicht auf mykenische Weise, 
indem er sich duckt (S. 21f.), sondern auf ionische, indem er den Schild 
von sich abhält 162. 
Anipopog δὲ 

ἀσπίδα vavgeinv σχέϑ᾽ ano ἕο, δεῖσε δὲ ϑυμῷ 

ἔγχος Mmoıdvao δαίφρονος. 
Auf ionischen Ursprung weisen hier auch die Worte ἀπὸ ἕο, δεῖσε, 
bei denen entweder der ionische Diphthong εὖ in £o oder Vernachlässi- 
gung des Digamma vorliegt, obgleich der Verfasser aus V. 161 das my- 
kenische Schildbeiwort zaupein wiederholt. Die Parade ist auch, nachdem 
der Speer gebrochen ist, gänzlich überflüssig.2) Die Worte lassen sich 
ohne Weiteres ausschalten, und man erhält dann 

ἐν χαυλῷ ἐάγη δολιχὸν δόρυ" αὐτὰρ 6 γ᾽ ἥρως 

ἂψ ἑτάρων εἰς ἔϑνος ἐχάζετο" χώσατο δ᾽ αἰνῶς χελ. 
Die Stelle ist also zwar ihrem Ursprung nach mykenisch, aber ähnlich 
ionisirt, wie der Kampf des Idomeneus mit Deiphobos (S. 10). Wenn 
Meriones dann sraga« re χλισίας xal νῆας geht, um sich eine neue 
Waffe zu holen, so dürfen wir daraus schliessen, dass wir nahe beim Lager 
und beim Meere sind. Das hebe ich hier und im Folgenden stets aus- 
drücklich hervor, da wir ja a priori nicht wissen können, ob die einzelnen 
Kampfscenen auch ursprünglich für die Epinausimache gedichtet sind. 

Auch der folgende Kampf zwischen Teukros und Imbrios 169—181 N 169-209. 

scheint aus der Urilias zu sein, denn er schliesst mit der mykenischen 
Formel ἀμφὶ δέ οἱ βράχε τεύχεα ττοιχίλα χαλχῷ (vgl. S. 24). Nur 
die Angaben über Heimath und Gattin des Imbrios sind vielleicht aus- 
zuschalten, nicht aus sachlichen oder sprachlichen Gründen, sondern weil 
sie zu dem Stil des alten Epos nicht recht zu passen scheinen. Hin- 
gegen muss der Kampf, der sich nun um die Leiche des Imbrios entspinnt 
(182—205), ionische Zuthat eines Bearbeiters sein. Namentlich ist dafür 
V.191ff. entscheidend, wo von Hektor, nach dem Aias mit dem Speer 


1) Vgl. oben 8. 5. 5, 6. und 8. 22. 
2) Daher die Interpreten höchst naiv: σχέϑε hatte gehalten“. 


N 210—401. 


110 Analyse der Ilias. 


stösst, gesagt wird ἀλλ᾽ οὔ πῃ χρὼς εἴσατο, näg δ᾽ ἄρα χαλκῷ σμερ- 
δαλέῳ χεχάλυφϑ᾽᾽ ὃ δ᾽ ἄρ᾽ ἀσπίδος ὀμφαλὸν οὗτα᾽ ὦσε δέ μιν 
σϑένεϊ μεγάλῳ ὃ δὲ χάσσατ᾽ ὀπίσσω. Hier ist es doch schlechter- 
dings unmöglich, den χαλχὸς σμερδαλέος, in den Hektor gehüllt ist, 
mit dem gleich darauf erwähnten Schild zu identifieiren; also trägt Hektor 
den Panzer (vgl. oben S. 29). Ferner scheint der Helm, den Hektor 
dem gestürzten Amphimachos abreissen will, durch χροτάφοισ᾽ ἀραρυῖαν 
als der ionische Bronzehelm bezeichnet zu sein (vgl. oben ὃ. 48). Auch 
dass Amphimachos in die Brust getroffen wird, ohne dass der Dichter 
das Durchstossen des Schildes erwähnt, spricht für ionischen Ursprung 
(5. 61f.). V. 195 finden wir nun vollends die jungen Figuren der Athener 
Stichios und Menestheus, und wenn 203 der jüngere Aias dem Hektor 
das abgeschlagene Haupt des Imbrios vor die Füsse wirft, so ist das 
offenbar der Troilossage nachgebildet. Endlich ist V. 204 in σφαιρηδὸν 
ἑλιξάμενος das Digamma verletzt. 

Wir haben also hier den Fall, dass der Nachdichter an einen ein- 
fachen Zweikampf complieirte Kämpfe um die Leiche des Unterliegenden 
anknüpft. Der ganze Abschnitt bis V 209, also auch das ziemlich thö- 
richte Gebahren des Poseidon, der sich V. 554—565 viel besser benimmt, 
muss der Urilias abgesprochen werden. 

Die ionische Eindiehtung — wenn es nicht correcter ist, von einer 
ionischen Dichtung mit mykenischen Resten zu reden — geht weiter bis 
401. Der erzürnte Poseidon in Gestalt des Thoas trifft mit Idomeneus 
zusammen, der von einem Krankenbesuch zurückkehrt, dann begegnet 
dieser dem vom Schlachtfeld kommenden Meriones; — hier ist also an das 
oben erkannte Bruchstück der Urilias 156—168 angeknüpft — beide 
kehren in die Schlacht zurück, und Idomeneus tödtet den Othryoneus 
und den Asios. Dazwischen steht die recapitulirende Bemerkung über 
die Parteistellung der beiden Kronossöhne (345—360), ein mit seltener 
Einmüthigkeit athetirtes Stück. Alles ist absolut ionisch., Nirgends in 
der ganzen Ilias wird die Equipage des ionischen Kriegsmanns so genau 
angegeben, wie 264ff. τῷ μοι δούρατά τ᾽ ἔστι καὶ ἀσττίδες ὀμφαλόεσ- 
σαι χαὶ χόρυϑες καὶ ϑώρηχες λαμπρὸν γανόωντες, ferner 842 ϑωρής- 
χων TE νεοσμήχτων σαχέων τε φαεινῶν, 245 χαλκὸς ἔλαμπε περὶ 
στήϑεσσι ϑέοντος also der. Panzer, 255 und 272 χαλχοχιτώγων, 301 
ϑωρήσσεσϑον, 371 und 397 ϑώρηξ xalxeos, Verwundungen in Brust 
und Bauch 290. Ferner Ionismen 257 ἔχεσχον, 275 οἷος mit verkürz- 


ER a - 
BR . 
= 


᾿Ἰδομενέως dgıorera. 411 


tem Diphthong, 285 ἐσέζηται, 288 πογεύμενος, 316 χαρτερός, 349 
Agarınov Ἰλιόϑι πρό, 350 καρτερόϑυμον, 372 φορέεσχε, 381 συγώ- 
μεϑα; späteren Ursprung bezeugt ausserdem der Gebrauch von τελευτάω 
(τελευτήσεις 375, 5. 5. 92 A. 1) und von λέγεσθαι im Sinne von 
„reden“ (λεγώμεϑα 292). 

Dann aber folgt 402ff., völlig überraschend, ein mykenischer Zwei- N 405 410. 
kampf zwischen Idomeneus und Deiphobos. Idomeneus parirt mykenisch. 
405 χρύφϑη γὰρ ὑπ᾽ ἀσπίδι τερμιοέσσῃ (παντόσ᾽ &ion Hdschr.), 
408 τῇ ὕπο πᾶς ἐάλη, τὸ δ᾽ ὑπέρπτατο χάλχεον ἔγχος. 

Dass der Redactor diesen mykenischen Schild nicht nur durch Aenderung 
des Epithetons, sondern auch durch die Einschiebung zweier Verse 
τὴν ἄρ᾽ ὅ γε δινοῖσι βοῶν nal νώροπι χαλχῷ 
δινωτὴν φορέεσχε, δύω χανόνεσσ᾽ ἀραρυῖαν 
in einen ionischen verwandelt hat, ist bereits S. 10 festgestellt worden 
und wird uns nach den Erfahrungen, die wir bisher in diesem Abschnitt 
gemacht haben, nicht mehr Wunder nehmen. 

Dieser Zweikampf ist nun durch V. 403, wonach Deiphobos den Asios 
rächen will, mit dem vorhergehenden Kampf des Idomeneus mit Asios 
verklammert. Dazwischen tödtet Antilochos den Wagenlenker des Asios 
und hier kommt der χάλκεος ϑώρηξ vor. Liesse sich nun vielleicht die 
Tödtung des Wagenlenkers ausschalten und 402 an 393 anschliessen ? 
Der Kampf mit Asios enthält kein eigentlich entscheidendes hoplistisches 
Kriterium. Aber da der Wagenlenker 386 und dann 392 noch einmal der 
Wagen erwähnt wird, geht die Ausschaltung nur schwer, und ganz unmöglich 
wird sie dadurch, dass der Kampf mit Asios durch 383. 384 unlöslich mit 
der entschieden ionischen (371f.) Tödtung des Othryoneus verknüpft ist. 
Also ist vielmehr V. 403 als Zuthat des Ioniers zu betrachten. Dieser hat ein 
ganz kleines Bruchstück der Urilias zu einer complieirten Reihe von Zwei- 
kämpfen ausgestaltet. Dieses Bruchstück beschränkt sich auf V. 402. 
404. 405. 408—412; die Verwundung des Hypsenor in der Leber ist in 
diesem Fall auch bei mykenischer Bewaffnung möglich, da der Speer von 
oben geflogen kommt (vgl. 8.59). Hingegen die Triumphrede des Deiphobos 
413—416 muss weggeschnitten werden, da sie auf den Tod des Asios Bezug 
nimmt. Deiphobos haben wir auch in dem ersten Bruchstück der Urilias, das 
wir im N feststellen konnten, gefunden ; dort kämpfte er mit des Idomeneus 
Gefährten Meriones. Stolz schreitet er unter den Troern einher und Me- 
riones verwirft gegen ihn seine Lanze. Er selbst, der so kampfbegierig 


an ἊΝ " 


Εν ἡ 


N 417—423. 


112 Analyse der Ilias. 


eingeführt ist, kommt gar nicht zum Wurf, und der Dichter scheint ihn 


ganz zu vergessen. Erwägt man, wie unzertrennlich sonst in der Ilias 


Idomeneus und Meriones sind und dass Deiphobos V. 404 die V, 156 ff. 
nicht gebrauchte Lanze auf Idomeneus schleudert, so scheint die Vermu- 


thung nicht zu gewagt, dass in der Urilias V. 402ff. auf V. 168 folgte. 


Aber nun eine neue Ueberraschung. Antilochos war von dem io- 
nischen Dichter schon oben eingeführt, wo er den Wagenlenker des Asios 
tödtete. Wenn er also nun die Leiche des von Deiphobos getödteten Hy- 
psenor schützt, so wird man das zunächst für freie Erfindung des ioni- 
schen Dichters halten. Aber merkwürdig ist es, dass er es nach myke- 
nischer Weise thut 420 

ἀλλὰ ϑέων περίβη ral οἱ σάχος ἀμφεχάλυψενγ, 
5. 8.25. Es hilft also nichts, der Dichter hat hier noch ein weiteres 
Bruchstück der Urilias benutzt, das etwa mit V. 418 beginnt. 

Ursprünglich muss es also entweder ein anderer Achäer gewesen sein, 
den Antilochos beschützte, oder, wenn das Bruchstück auch in der Ur- 
ilias an dieser Stelle stand, muss dort die Triumphrede des Deiphobos 
anders gelautet haben. Die Entscheidung hängt an dem Urtheil über 
die V. 421—423, die schildern, wie zwei Gefährten des Antilochos, Me- 
kisteus und Alastor, den Hypsenor zu den Schiffen tragen, und zwar 
βαρέα orevayovra, also noch lebend, während er nach 412 todt ist. Da 
nun diese Verse auch im © 332—334 stehen und es sich dort um einen 
zwar Verwundeten aber noch Lebenden, nämlich um Teukros handelt, so 
hat sich die moderne Kritik dafür entschieden, sie an unsrer Stelle für in- 
terpolirt zu halten. Ich hege gegen dieses Verdict einiges Bedenken. Erstens 
die Verse sind im N ganz unentbehrlich; denn wir müssen durchaus erfah- 
ren, was aus der Leiche des Hypsenor wird. Antilochos kann doch nicht in 
alle Ewigkeit über ihr mit seinem mykenischen Schilde stehen geblieben sein 
und thut es auch nicht, wie V. 479 und noch mehr V. 545ff. beweisen. 
Zweitens: Mekisteus und Alastor sind im © Gefährten des Teukros und Ajias, 
also Salaminier, im N Gefährten des Antilochos, also Pylier. Nun erscheint 
Alastor aber auch in der ᾿ζγαμέμνονος ἐττιτεώλησις A 295 als Pylier; 
also ist er entweder ein solcher in der Sage, oder der Verfasser jenes 
Theils des / hat die Verse N 420. 421 bereits im Zusammenhang 
mit N 418ff. gelesen, was für uns auf dasselbe hinauskommt. Die 
spätere Sage macht übrigens diesen Alastor sogar zum Sohn des Neleus, 
also zum Bruder des Nestor (Apollod. I 9, 9. 1, Schol. Apollon. I 152). 


ne 


Ἰδομενέως ἀρεστεία. 118 
% 


ἢ Auch Mekisteus ist ein peloponnesischer Name, sein berühmtester Träger, 

- der Sohn des Talaos und Vater des Euryalos, bekanntlich einer der Sieben. 
End ch ist das © ein ganz junges Buch, in dem gerade die Epinausimache, 
und zwar schon in ihrer ionischen Gestalt, vielfach benutzt ist!). Wenn _ 
es sich daher um Entlehnung handelt, ist sie sicher auf Seiten des. 
©. Also der Widerspruch bleibt bestehen, denn ihn durch Aristarchs 
Conjeetur orevdyovre, das dann auf die Träger gehen soll, zu heben, Ὁ Ex ; 
wird man sich schwerlich entschliessen. _Die Enstehung dieses Wider- 
'spruchs erklärt sich aber, wenn die betreffenden Verse 417—423 aus 
einem anderen Abschnitt der Urilias entlehnt sind und ursprünglich nicht 

zu dieser Deiphobos-Episode gehörten. Freilich eine starke Gedanken- 
losigkeit des Redactors dieses Abschnittes, aber warum solche Gedanken- 
losigkeit lieber einem Interpolator zuzutrauen, als einem Dichter, der ja 
überhaupt auf Schritt und Tritt beweist, dass es ihm auf Widersprüche 

in der Darstellung nicht ankommt, und dass er die durch Zusammen- 

. sehweissung heterogener Theile entstehenden Unebenheiten nicht auszu- 
glätten versteht? Ob nun das Bruchstück auch in der Urilias zur 
Epinausimache gehört hat, wird sich kaum noch entscheiden lassen. Mög- 
lich ist es, denn wir werden bald demselben Antilochos in einem sicheren 
Fragment jener äolischen Epinausimache wieder begegnen. 

Die ἀριστεία ᾿Ιδομενέως geht von 424—539 weiter. Offenbar haben N 424—539. 
wir es im Wesentlichen noch immer mit demselben ionischen Dichter zu 
thun. Stoss durch den Panzer (χιτῶνα χάλχεον) 439, (ϑώρηχος γύα- 
λον) 507; an der Brust der Getroffenen dröhnt das Erz, also Bronze- 
panzer 497, ionische Vertheidigungsstellung (σάχε ὥμοισιν χλίναντες) 
488. Ionismen 461 rieoxev, 478 und 490 ἐσορῶν, 483 χαρτερός, 535 
πολέμοιο δυσηχέος (Vernachlässigung des Digamma). Ferner deutet 
auf jüngeren Ursprung gleich der Anfang der Episode 424, wo man ent- 
weder mit A ’Idousveöc lesen, also einen Genetiv auf eöc anerkennen 
oder λῆγε einen Accusativ regieren lassen muss, wofür nur ® 305 in einer 
späteren Erweiterung und χ 63 als Parallelen angeführt werden können. 
Auch mythische Singularitäten begegnen, so der Antagonismus des Aineias 
gegen Priamos 460 und der Hass des Deiphobos gegen Idomeneus 517, der 
durch dessen höhnende Rede 446 ff. und den Tod des Asios doch schwerlich 
genügend motivirt ist. Aber 518—533 finden wir aufs Neue ein einge- 


ον VE ET U ΣῊ ΑΝ 


1) 8. unten den Abschnitt Κόλος udyn. 
= Robert, Studien zur Ilias. 8 


μα a; 


N 540—559. 


114 Analyse der Ilias. 


sprengtes mykenisches Stück, das freilich nach beiden Seiten wieder fest mit 
der ᾿Ιδομενέως ἀριστεία verklammert ist. Deiphobos tödtet den Ares- 
sohn Askalaphos und reisst ihm den Helm ab, wird aber dabei von 
Meriones am Arm verwundet. Da der Helm αὐλῶτπεις τρυφάλεια heisst, 
ist es der mykenische!), Wir werden später im Ὁ 110ff. einen weiteren 
Rest der Urilias finden, der mit diesem aufs engste zusammenhängt; 
die Zugehörigkeit der beiden Bruchstücke zur Epinausimache dieses alten 
Gedichtes ist freilich mehr als zweifelhaft. Der Schluss der Scene, wo 
Polites den verwundeten Deiphobos aus der Schlacht führt, wird durch 
die schon erwähnte Vernachlässigung des Digamma in δυσηχέος 535 als 
ionische Zuthat erwiesen. In der Oekonomie unserer heutigen Ilias ist 
dieser Zug recht gut angebracht, da Deiphobos, der in den folgenden 
Kämpfen nicht mehr vorkommt, vom Schlachtfeld entfernt werden muss, 
Aber Ὁ 116 ff. wird offenbar vorausgesetzt, dass Deiphobos trotz der Arm- 
wunde auf dem Schlachtfelde bleibt. In der Urilias wird also V, 533 
etwa ἂν ἑτάρων εἰς ἔϑνος ἐχάζετο «ng ἀλεείνων gelautet haben. 
Aehnlich hat der Dichter vorher 515 Idomeneus, der gleichfalls im Schiffs- 
kampf nicht mehr vorkommt, verschwinden lassen, allerdings viel unge- 
schickter mit der Motivirung durch allgemeine Ermüdung. 

Hiermit schliesst die Aristeia des Idomeneus. Sie ist die ausführliche 
und etwas geschwätzige Ausmalung und Weiterführung eines kleinen Ab- 
schnittes aus der Epinausimache der Urilias, in dem der Kampf des Deiphobos 
mit den beiden Kretern erzählt war, welchen Abschnitt ich daher die 
Deiphobos-Episode nenne. 

2. Die Menelaos-Episode. Von nun an werden die Reste der Ur- 
ilias häufiger, immer aber von ionischen Zuthaten unterbrochen. Aineias 
tödtet den Aphareus, Antilochos den Thoon 540—559. Beides ist mykenisch. 
Denn von Aphareus heisst es ἐχλένϑη δ᾽ ἑτέρωσε χάρη, ἐπὶ δ᾽ donig 
ἐάφϑη; das ist, wie Reichel S. 40 f. richtig bemerkt, nur beim Kuppel- 
schild möglich. Und da Antilochos dem sich umwendenden Thoon mit der 
Lanzenspitze den ganzen Rücken aufreisst, so folgt daraus mit Bestimmt- 
heit, dass dieser keinen Panzer trug (S. 60); mit den Waffen, die ihm Anti- 
lochos von den Schultern fortnimmt, kann also nur .der mykenische 
Schild gemeint sein. Des Antilochos eigner Schild wird als εὐρὺ παν- 
aloAov bezeichnet, Beiworte, die gleichfalls mit Entschiedenheit auf den 


1) S. oben 8. 48f. 


Menelaos-Episode des N. 115 


_  mykenischen Kuppelschild hinweisen. Beachtung verdient noch, dass 

 Antilochos, als nun die Troer ihn bedrängen, von Poseidon beschützt 

wird. Ob sich der Dichter aber den Gott aus der Ferne wirkend 
oder persönlich auf dem Schlachtfeld gegenwärtig denkt, geht aus seinen 
Worten an dieser Stelle nicht mit Bestimmtheit hervor. Vorher 206 ff. 
beim Tod des Amphimachos war ja allerdings Poseidon leibhaftig zugegen, 
aber diese Stelle gehört zur ionischen ’Idouev&wg ἀριστεία. Dagegen 
wird im Anfang des Buches 43ff. erzählt, wie Poseidon aus der Meeres- 
tiefe herauf den Achäern zu Hilfe kommt. Sollte sich diese Stelle später 
als zur Urilias gehörig erweisen, so würde daraus wohl gefolgert werden 
können, dass auch 540—559 eben wegen desEingreifens des dann natürlich 
persönlich anwesenden Poseidon zur Epinausimache der Urilias gehören, 
was sich ja keineswegs von selbst versteht. 

Wie Poseidon den Antilochos schützt, wird nun an einem Beispiel N 560-575. 
gezeigt (560—575). Da 567 eine Verwundung zwischen Scham und 
Nabel ohne Schilddurchstossung 1) vorkommt und der Nominativ xuavo- 
χαῖτα 563 eine schlechte Nachbildung der bekannten Nominative γεφελ- 
ἡγέρετα und Consorten vorstellt, ist dieses Stück ionisch; also ausmalende 
Erweiterung zu V. 551—555. Man beachte: Τρῶες δὲ περισταδὸν 
ἄλλοϑεν ἄλλος οὔταζον σάχος εὐρὺ παναίολον das Original, ᾿4“δά- 
μαντα... ὅ οἱ οὗτα μέσον σάχος ὀξέι χαλκῷ ἐγγύϑεν δὅρμηϑείς die 
Fortsetzung; 558 τιτύσχετο das Original, 560 τιτυσχόμεγος die Fort- 
setzung. Da Meriones in dem Stück eine ziemliche Rolle spielt, wird 
man auch hier wieder die Hand des Verfassers der ᾿δομενέως ἀριστεία 
zu erkennen haben. 

Dann wieder ein Stück Urilias.. Helenos trifft den Deipyros mit N 576580. 
dem Schwert an die Schläfe und schlägt ihm den Helm vom Kopfe 
(576—580). Das ist nur bei dem mykenischen, nicht bei dem den ganzen 
Kopf wie ein Futteral umgebenden ionischen Helm möglich (s. 8. 48). 

Sofort aber meldet sich wieder der Erweiterer. Auf Menelaos, der N 581-600. 
den Deipyros rächen will, schiesst Helenos einen Pfeil, der aber am Pan- 
zer abprallt, und wird selbst an der Hand verwundet (581—600). Der 
Panzer 587. 591 garantirt den ionischen Ursprung. Singulär ist auch, 
dass hier Helenos mit dem Bogen erscheint, wie sonst Paris. Der Dichter 
wurde zu dieser Erfindung wohl dadurch verführt, dass Helenos vorher 


1) S. oben 3. 68, 
ΘῈ 


Te ΨῸΣ ΝΡ 


N 601—639. 


N 640—672. 


116 Analyse der Dias. 


mit dem Schwert kämpft, aber dass auch Bogenschützen Lanzen führen, 
zeigt Γ 18. 

Wieder ein mykenisches Stück, in dem Menelaos der Held ist, folgt 
601—621. Es wird wohl auch in der Urilias nicht weit von V. 580 
gestanden haben, und dies mag für den Erweiterer der Anlass gewesen 
sein, die Sieger in den beiden Kämpfen sich mit einander messen zu las- 
sen. Die Zugehörigkeit zur Urilias ergiebt sich daraus, dass Peisandros 
unter dem Schilde seine Streitaxt hervorholt, was mit Entschiedenheit auf 
den mykenischen Kuppelschild deutet (Reichel S. 21f.), sowie daraus, dass 
beide Krieger den mykenischen Helm tragen, was für Menelaos durch 
die Erwähnung des φάλος 614, für Peisandros durch die Verwundung 
an der Stirn verbürgt wird (vgl. S. 48 u. S. 69). Auf den Widerspruch mit 
der Einlage, wo Menelaos den ionischen Panzer trägt, habe ich schon 
am Schluss des ersten Abschnittes aufmerksam gemacht (S. 72f.). Dass 
aber das Bruchstück auch in der Urilias zur Epinausimache gehört hat, 
lehrt die triumphirende Rede des Menelaos 620. 621 

λεένψνετέ Inv οὕτω γε νέας Δαναῶν rayundkwy, 
Τρῶες ὑπερφίαλοι, δεινῆς ἀχόρητοι ἀυτῆς. 
Hier haben wir wieder die ganze Prägnanz der Urilias!). Aber dem ionischen 
Bearbeiter war das nicht genug. Er lässt den Menelaos noch achtzehn 
weitere Verse (622—639) sprechen, in denen er sich aber durch seine 
Ionismen 622 ἐπιεδευεῖς, 624 ἐριβρεμέτεω, 638 εἶναι verräth. Und 
nach ächter Interpolatorenmanier schliesst er seine Variation mit den letzten 
Worten des Themas 2) 
621 Τρῶες ὑπερφίαλοι, δεινῆς ἀχόρητοι ἀυτῆς. 
639 Τρῶες δὲ μάχης ἀχόρητοι ἔασιν. 
wie denn V. 622—634 nichts weiter als eine Ausmalung des Begriffes 
ὑπερφίαλοι sind, während 635—638 den Begriff ἀχόρητοι entwickeln, 
Kein Rhetor könnte es besser machen. 

Mit V. 640—642 schliesst die Menelaos-Episode, soweit sie der Ur- 
ilias angehört, ab. Der Bearbeiter hat noch einen Zusatz gemacht, die 
rührende Geschichte von dem Paphlagonier Harpalion, der nach einem 
vergeblichen Angriff auf Menelaos von Meriones verwundet und von seinem 
weinenden Vater zur Stadt zurückgeführt wird, worauf dann Paris zur 
Revanche den Sohn des korinthischen Sehers Polyidos, Euchenor, er- 


1) Vgl. oben ὅ. 103. 
2) Vgl. oben 8. 1083. 


Hektor im N. 117 


2 schiesst. Nach der hervorragenden Rolle des Meriones zu schliessen, 
wieder vom Verfasser der ᾿Ιδομενέως ἀριστεία. Entscheidende hoplisti- 
sche Kriterien fehlen, von Ionismen findet sich nur ein einziger, 663 ἦν. 
Aber inhaltlich ist die Partie seltsam genug, auch wenn man die schon 
- von den Alten athetirten Verse 658. 659 ausschaltet, wo der bereits E 576f. 
᾿ς  getödtete Vater des Harpalion wie aus der Versenkung wieder auftaucht. 
Denn die Paphlagonier wird man der Urilias schwerlich zuschreiben, die 
Verwundung 651ff. ist deutlich E 66f. nachgebildet; endlich ist der Stil 
des ganzen Abschnitts entschieden jung, wie denn der Gedanke, dass 
Euchenor, um den Qualen einer chronischen Krankheit zu entgehen lieber 
den Tod auf dem Schlachtfeld sucht, beinahe an Kallinos und Tyrtaios 
anklingt. 

3. Hektor. Wenn in dem bisher betrachteten Theil des N Verse N 673—753. 
der alten Epinausimache zu einer grösseren Dichtung erweitert waren, die 
vor allem der Verherrlichung der Kreterfürsten Idomeneus und Meriones 
galt, so stossen wir von 673 an auf eine längere ionische Partie, die von 
der Urilias gänzlich unabhängig zu sein scheint, die sog. zweite Boiotie. Sie 


ΡΥ mn. na Ta nina nn un Fr de urn a te nee 1 ed ΤῊ 


hat das M zur Voraussetzung, mit dem wir uns allerdings noch später aus- 
einanderzusetzen haben werden, von dem aber wohl schon gleich hier vor- 
greifend bemerkt werden darf, dass es zur Urilias nicht gehören kann. 
- An den Schluss des M knüpfen 679 ff. und 737 ff. an. Wie wir V. 675 ff. 
belehrt werden, befinden wir uns jetzt auf einem ganz anderen Theil des 
Schlachtfeldes. Alles was uns bisher erzählt worden ist, hat auf dem 
linken Flügel gespielt, jetzt aber werden wir zu den Schiffen des Protesilaos 


a Sad a tr zu 


a de a Alain cs 2 


und Aias versetzt, d.h. wenn wir mit dieser Angabe die Stelle der ’Ido- 
μενέως ἀριστεία 312 combiniren dürfen, ins Centrum. Auf griechischer 
Seite finden wir ausser den Boiotiern u. A; auch die Ἰάονες ἑλχεχίτωνες 
685; dies allein schon entscheidet für den ionischen Ursprung. Dazu kommt 
ionische Bewaffnung 699 ϑωρηχϑέντες, 715 ἀσπίδας εὐχύχλους und 
eine Reihe von sprachlichen Indicien: 676 metrisch festes ἄν, 679 ἐσᾶλτο, 
684 ζαχρηεῖς, 690 Πετεῶο, 695 ἔσχε, 732 τιϑεῖ, 734 “τολέας und 
χαὐτός, 141 ἄν, 753 ἐπτήν. Einzelne dieser Ionismen durch Conjeetur 
zu beseitigen wird Niemanden einfallen; man könnte mit gleichem Recht 
die Ausdrücke paudıudevres 686 und σπρολελεγμένοι 689 entfernen, 
weil sie nur hier vorkämen. Der mykenische Formelvers 749 αὐτίχα 
δ᾽ ἐξ ὀχέων σὺν τεύχεσιν ἄλτο χαμᾶζε fehlt im Venet. A, konnte aber 
eben seiner Formelhaftigkeit wegen natürlich auch von einem spätern 


N 154—837. 


118 Analyse der Ilias. 


Dichter verwandt werden. Aber ganz zweifellos wird 709 #. der grosse 
mykenische Kuppelschild des Aias erwähnt 
ἀλλ᾽ ἦ τοι Τελαμωνιάδῃ mwohhoi ve καὶ ἐσϑλοὶ : 
λαοὶ (αἰὲν Vrat.) ἕπονθ᾽ ἕταροι, οἵ οἱ σάχος ἐξεδέχοντο 
Önnwöre μὲν χάματός τε χαὶ ἱδρὼς γούναϑ'᾽ ἵχοιτο. 
Ist dies nun etwa ein eingelegtes mykenisches Stück, das aus irgend einem 
verlorenen Theile der Urilias entnommen ist? Schwerlich, denn die ganze 
Vorstellung ist kaum mykenisch. Man könnte freilich argumentiren: „da 
Aias nirgends in der Ilias zu Wagen erscheint, hat er vielleicht keinen 
besessen, daher liess er sich den Schild von seinen Gefährten nachtragen“, 
Ganz gut, obgleich Aehnliches sonst in der Ilias nicht vorkommt; aber 
dazu genügten zwei oder drei Adjutanten; dass ihm στολλοὶ χαὶ ἐσϑλοὶ 
λαοί als ἕταροι nachfolgen, die keine andere Aufgabe haben, als ihm 
den Schild abzunehmen, wenn er müde wird, ist eine Ungeheuerlichkeit, 
wie sie nur im Kopfe eines Epigonen entstehen konnte, der in den alien 
Liedern von dem riesigen Schild des Aias gelesen hatte, ohne sich von 
dessen Handhabung eine klare Vorstellung machen zu können. 
Nachdem Hektor auf den Vorschlag des Polydamas, einen Kriegs- 
rath der Helden zu berufen, eingegangen ist, hören von V. 754 an die 
Ionismen auf. Und die neue Partie setzt wundervoll ein, indem von 
Hektor gesagt wird 
N, da, καὶ ὡρμήϑη ὄρεϊ νιφόεντι ἐοικώς, 
χεχληγώς, διὰ δὲ Τρώων πέτετ᾽ ἠδ᾽ ἐπικούρων. 
Hier erinnert das prägnante Gleichniss an das ὃ δ᾽ Yıs vurri ἐοικώς 
des 4 und niemand wird zögern, diese beiden Verse der Urilias zuzu- 
schreiben. Aber gar bald fühlen wir uns arg enttäuscht. Hektor geht 
persönlich auf die Suche nach Deiphobos, Helenos, Adamas und Asios 
und als er auf dem linken Flügel den Paris gefunden hat, fragt er ausser 
den Genannten auch dem Othryoneus nach und hört, dass ausser Helenos 
und Deiphobos alle todt sind. Da haben wir die deutlichste Bezugnahme 
auf die Jdousvewg ἀριστεία, in der Adamas 565 ff, Asios 384ff,, Othry- 
oneus 363ff. getödtet werden, und wenn auch Helenos und Deiphobos 
schon in der Epinausimache der Urilias vorkommen, so gehört doch ihre 
Entfernung vom Schlachtfeld, die Paris 781ff. berichtet, der ionischen Er- 
weiterung an (533 ff. 593ff.). Auch Paris selbst spielt in dieser Idouev&og 
ἀριστεία 660ff. eine Rolle, und so muthet denn dieses ganze Zwie- 
gespräch wie eine kurze Recapitulation des ersten Theils des N an. Gewiss 


Hektor im N, 119 


rührt es von dem Redactor her, der die ᾿Ιδομενέως ἀριστεία mit der 
Hektorscene und dem gleich zu besprechenden Schluss des N so gut es 
ging zu einer Einheit zusammengeschweisst hat. Dabei hat er aus einem 
j verlornen Stück der Urilias die Verse 754. 755 entnommen und sich 
-  jedesfalls redlich bemüht, Ionismen zu vermeiden. Paris und Hektor be- 
| geben sich nun gemeinsam zu Polydamas, aber nicht um einen Kriegs- 
| rath zu halten, dieser Vorschlag des Polydamas ist ganz vergessen, sondern 
- um zu kämpfen. 
Von V. 795 an aber stossen wir endlich wieder auf festes Gestein 

der Urilias; denn 802ff. heisst es 

Ἕχτωρ δ᾽ ἡγεῖτο βροτολοιγῷ ἴσος Ἄρηι 

Πριαμίδης" πρὸ ϑεν 1) δ᾽ ἔχεν ἀσπίδα τερμιόεσσαν 

(παντόσ᾽ ἐίέσην Hdschr.) 

δινοῖσιν πυυχινήν, mohhög δ᾽ ἐπελήλατο χαλχός" 

ἀμφὶ δέ οἱ χροτάφοισι φαξδινὴ σείδτο σπήληξ. 

πάντῃ δ᾽ ἀμφὶ φάλαγγας ἐττειρᾶτο προπτοδίζων, 

εἴ πως οἵ εἴξειαν ὑπιαστοίδια προβιβάντι. 
Mykenischer Helm, mykenischer Schild, mykenisches Avanciren. Vorher 
ein wundervoller Vergleich mit dem Sturme, der sich auf das Meer stürzend 
die Wogen erregt, und nachher nur ein einziges Mal eine ionische Form, 
V. 818 ἀρήσῃ in den Schlussworten des Aias. Also muss dieser Vers 
- samt den mit ihm unlösbar verknüpften 817. 819. 820 als ionische Zuthat 
- gestrichen werden, das ist die Prophezeiung von Hektors Flucht. Aias 
schloss ursprünglich mit der Prophezeiung von Troias Fall 815. 816 
| ἦ χε πολὺ φϑαίη ἐὺ ναιομένη πόλις ὑμὴ 
| χερσὶν ὕφ᾽ ἡμετέρῃσιν ἁλοῦσα τε περϑομέγη Te. 
᾿ς Und bei diesen Worten erscheint der Adler. 

Die Zugehörigkeit des Abschnitts zur Epinausimache ist durch 813f. 

ἦ ϑήν πού τοι ϑυμὸς ἐέλπεται ἐξαλαπάξειν νῆας gesichert, und so 
wollen wir es nur noch für später vermerken, dass nach 806 die Achäer 
in geschlossener Reihe stehen. 


ἌΣ ὙΎΎΡ Ὁ πὴ Ὑ Ὑ RT 
᾽ Υ̓ 


4. Poseidon. Ein grosses und ganz besonders wichtiges mykenisches 5 363—401. 
Stück enthält das 5. Nach der “ιὸς ἀπάτη (153—362), die wohl 
Niemand der Urilias wird vindieiren wollen 2), giebt Poseidon den Befehl 
die Schilde zu tauschen 376f.: 


ἵ 1) So C, G und Schol. A.; πρόσϑεν vulgo. 
5 2) Verletztes Digamma 348 λωτόν ὃ’ ἑρσήεντα; derselbe Fehler 346 πάϊς 


wat 


RR 
LH; 


120 Analyse der Ilias. 


ὃς δέ κ᾿ ἀνὴρ μενέχαρμος, ἔχῃ δ᾽ ὀλίγον σάχος ὥμῳ, 

χείρονι φωτὶ δότω, ὃ δ᾽ ἐν ἀσπίδι μείζονι δύτω. 
Das geschieht 381f. Die Könige 

οἰχόμενοι δ᾽ ἐττὶ πτάντας ἀρήια τεύχε᾽ ἄμειβον. 

ἐσϑλὰ μὲν ἐσϑλὸς ἔδυνε, χέρεια δὲ χείρονι δῶχεν). 
Diese Maassregel, die das Befremden antiker und moderner Kritiker erregt 
hat, so dass die Alexandriner sogar 376. 377 gestrichen haben, erkennen 
wir nun durch Reichels Verdienst als ächt mykenisch. Mykenisch sind 
auch die Bezeichnungen für das Anlegen der Schilde. 372 ἑσσάμενοι, 
888 ἕσσαντο, 377 δύτω, 382 ἔδυνε. Aber ist ein soleher Schildwechsel 


mitten in der Schlacht denkbar? Reichel scheint dies zu glauben; behauptet 


er doch S. 53, dass „sich die Helden in der Regel überhaupt erst auf dem 
Schlachtfeld zu rüsten pflegen“. Aber bei den Stellen, die ihm hierfür 
als Belege gelten sollen, wie FH 103, handelt es sich um einen Bestimmungs- 
zweikampf zweier einzelner Helden, um ein Duell, während dessen der 
Kampf der Uebrigen unterbrochen wird. Agamemnon, Patroklos, Achilleus, 
selbst Teukros (8. 50 ff.) rüsten sich im Zelt. Und in einem Augenblick, 
wo sich Achäer und Troer kampfbereit gegenüberstehen — die Achäer über- 
diess in geschlossener Reihe, denn dies war doch die Situation, in der 
wir die beiden Heere am Schluss des N verlassen haben — in einem solchen 
Augenblick soll Zeit sein, die Schilde zu tauschen? Ganz undenkbar. 
Von einem unmittelbaren Anschluss von 5 363ff. an N 837 kann 
somit nicht die Rede sein. Im N stehen die Achäer den Feinden An- 
gesicht gegen Angesicht gegenüber, im 5 sind zwar auch die Troer 
vielleicht in bedenklicher Nähe, aber die Achäer ‘sind noch im Lager, 
sind noch nicht ausgerückt, das geschieht erst 384, und daher finden 
wir unter ihnen die verwundeten Könige, die natürlich in der Schlacht- 
reihe (es N ganz undenkbar sind. Der Schluss ist unabweislich: in der 
'Urilias hatte dies Bruchstück im seine Stelle vor den Kämpfen des N. 


ἥν oder mit moderner Contraetion παῖε; solche Contraction in 274 de’, 327 An- 
τοῦς, Zerdehnung einer Länge in xodaros 177, verkürzter Dativ χρυσεέῃς 180, un- 
erlaubter Hiatus ἀποθύμια Zodoı 261, σεέετο ὕλη 285, ö als Artikel in τοῦ ἀρέστου 
213, der Gebrauch von τελευτᾶν in τελεύτησεν 280 (vgl. S 92 A.1). In solcher 
Umgebung sind Formen wie φοιτῶντε 296 und die Partikel ἄν 247. 335. 344 eben 
das, was man erwarten muss. 

1) Diese Variante der Scholien ist in den Text zu setzen, wo jetzt die von 
Aristarch bevorzugte ionische Form δόσκεν steht. 


Poseidon in der Epinausimache. 121 


Woher kommt Poseidon, und ist er in göttlicher oder menschlicher 
Gestalt gedacht? Vorher 136, in einem später zu besprechenden Ver- 
bindungsstück, ist er als alter namenloser Mann aufgetreten; im N 216 
also tausend Verse früher in der Gestalt des Thoas. Soll wirklich dem 
Leser zugemuthet werden, sich dessen noch zu erinnern ? Ich meine, selbst 
wenn diese beiden Stellen nicht ionisch wären und selbst wenn wir nicht 
eben festgestellt hätten, dass das Fragment des 5 den Kämpfen in N 
voranging, hat man keine Berechtigung diese beiden Stellen zur Erklärung 
von Z363ff heranzuziehen. Poseidon redet nun allerdings zunächst 
ganz, als ob er zu den Achäern gehöre, also die Gestalt irgend eines 
Heerführers angenommen habe, 364 μεϑίεμεν, 369 ὀτρυνώμεϑ᾽, 374 
touev. Aber dass er, als er nun an der Spitze der Achäer in den 
Kampf zieht, in göttlicher Gestalt gedacht ist, wird kein Leser verkennen, 
der die Verse liest 384ff. 

βάν δ᾽ ἔμεν" ἦρχε δ᾽ ἄρα σφι Ποσειδάων ἐνοσίχϑων, 

δεινὸν ἄορ ταγνύηχες ἔχων ἐν χειρὶ τιαχείῃ, 

εἴχελον ἀστεροττῇ" τῷ δ᾽ οὐ ϑέμις ἐστὶ μιγῆναι 

387 ἐν δαὶ λευγαλέῃ, ἀλλὰ δέος ἐσχάνει ἄνδρας. 
392 ἐχλύσϑη δὲ ϑάλασσα ποτὶ χλισίας ve νέας re!) 

Aoysiov’ ol δὲ σύνισαν μεγάλῳ ἀλαλητῷ. 
Wenn er aber hier in seiner göttlichen Majestät sich zeigt, so hat er dies 
doch auch gewiss schon vorher gethan. Mithin hat der Redactor in die 
Rede des Poseidon die erste Person eingeschmuggelt, wenigstens an drei 
Stellen; denn an der vierten 374 ἔομεν, αὐτὰρ ἐγὼν ἡγήσομαι bietet sie 
keinen Anstoss. Nun lässt sich 364 und 369 ohne Weiteres die zweite 
Person herstellen μεϑέετε und ὑμεῖς ὀτρύνεσϑ᾽ ἐπαμυνέμεν. Die 
Υ. 370—373 aber sind ja augenscheinlich eine Dittographie zu 376. 377. 
Das haben die Alexandriner richtig erkannt, aber verkehrter Weise die 
ältere Fassung statt der jüngeren athetirt, obgleich nicht diese, sondern 
jene zum Folgenden (382) stimmt. Natürlich müssen dann V. 376. 377 
unmittelbar nach V. 369 gestellt und zwischen ihnen und 374f. ein Ver- 


1) Die V. 388—391 mussten wegen des bedenklichen κυανοχαῖτα 890 (8. 


8. 115) ausgeschieden werden, und nun zeigt es sich, dass das Meer mit seinem - 


Aufwogen das Vorstürmen seines Gottes begleitet. Die folgende dreifache Ver- 
gleichung 394—401 ist zwar sehr hübsch, aber ihrem ganzen Stil nach entschieden 
jung, und dass so kurz nach 392 das brausende Meer als Gleichniss gebraucht 
wird, ist nicht geschickt. 


Poseidon in 
göttlicher 
Gestalt. 


Auftreten des 
Poseidon. 


122 Analyse der Ilias. 


bindungsvers eingeschoben werden, der sich aus V. 383 einfach gewinnen 
lässt. Meiner Meinung nach schloss somit die Rede des Poseidon in der 
Urilias also: 
368 nelvov δ᾽ οὔ τι λίην ποϑὴ ἔσσεται, εἴ rev οἱ ἄλλοι 
ὑμεῖς ὀτρύνεσϑ᾽ ἐπαμυνέμεν ἀλλήλοισιν. 
376 ὃς δέ x’ ἀνὴρ μενέχαρμος, ἔχῃ δ᾽ ὀλίγον σάχος ὥμῳ, 
χείρονι φωτὶ δότω, ὃ δ᾽ ἐν ἀσπίδα μείζονι δύτω. 
(383) αὐτὰρ ἐττεὶ ἕσσασϑε περὶ χροὶ vogorıa χαλχόν, 
374 ἴομεν" αὐτὰρ ἐγὼν ἡγήσομαι, οὐδ᾽ ἔτι φημὶ 
Ἕχτορα Πριαμίδην μεγέειν μάλα reg μεμαῶτα. 
Die zornige Frage im Eingang 364 χαὶ δὴ αὖτε μεϑίετε "Errogı νέχην 
Πριαμίδῃ, ἕνα νῆας ἕλῃ; beweist die Zugehörigkeit der Scene zur Epinau- 
simache auch für die Urilias. Ohne diese Worte könnte sie nämlich auch 
an einer anderen Stelle jenes alten Epos gestanden haben. Ich bemerke 
noch, dass auch V. 380 dem Bearbeiter zuzuschreiben ist, da, wenn nicht 
Diomedes überhaupt, so doch sicher seine Verwundung zu den ionischen 
Schichten gehört. Der Vers ist also zu streichen oder vielleicht besser in 
διογενὴς Ὀδυσεὺς χτλ. zu Ändern. 

Wir kommen nun zu der anderen der beiden oben aufgeworfenen 
Fragen: woher kommt Poseidon? In ionischen Theilen der Epinausimache 
ist er uns schon zweimal begegnet, N 206ff. und 5 135ff. Diese Stellen 
kommen natürlich für uns nicht in Betracht. Aber auch in einem Stück 
der Urilias war er erwähnt, N 554f., jedoch so, dass noch nicht mit Bestimmt- 
heit entschieden werden konnte, ob der Gott leibhaftig gegenwärtig gedacht 
wird (8.115). Jetzt, da uns das aus 5 gewonnene Fragment diese Gegen- 
wart verbürgt, können wir diese Frage bejahen; aber für das Auftreten 
des Poseidon lehrt uns dieses Stück des N, die Antilochos-Episode, nichts, 
da es nach dem oben Bemerkten zeitlich später fällt. Das erste Auftreten 
des Poseidon finden wir im Anfang des N 39ff. 

Τρῶες δὲ φλογὶ ἶσοι ἀολλέες ἠὲ ϑυέλλῃ 

Ἕχτορι Πριαμίδῃ ἄμοτον μεμαῶτες ἕποντο, 

ἄβρομοι αὐίαχοι" ἔλποντο δὲ νῆας ᾿“χαιῶν 

αἱρήσειν, χτενέειν δὲ παραυτόϑι πάντας ἀρίστους. 

ἀλλὰ Ποσειδάων γαιήοχος ἐννοσίγαιος 

᾿Αργείους ὥτρυνε, βαϑείης ἐξ ἁλὸς ἐλϑών. 
An diese Worte, deren Zugehörigkeit zur Urilias durch das äolische αὐέαχοι 
wohl gesichert ist, würde sich die Rede des Poseidon im 5 364ff., wie 


3 
3 
{ 


4 τς τ Zn aan κει 


Poseidon in der Epinausimache. 123 


wir sie eben hergestellt haben, sei es mit, sei es ohne den Einleitungs- 
vers αὐτίχα δ᾽ ἐν πρώτοισι μέγα προϑορὼν ἐχέλευσεν unmittelbar 
anschliessen lassen. Aber es empfieht sich vorläufig auch noch mit der 
Möglichkeit zu rechnen, dass dazwischen einiges fehlt. 

Betrachten wir also zunächst den Zusammenhang, in dem dies Bruch- 
stück der Urilias in unserer heutigen Ilias steht. Vorher geht die berühmte 
Schilderung, wie Poseidon von Samothrake her über das Meer fährt, ein 
poetisches Prachtstück, aber von einem ionischen Nachdichter, wie der Io- 
nismus 31 ἐς und der fehlerhafte Hiat 22 ἄφϑιτα «teil lehren, sprach- 
liche Indieien, neben denen nun auch die einheitliches Gepräge zeigenden 
Formen ἔα 2, χαϑορώμεγος 4, ἐνεμέσσα 16 ins Gewicht fallen. Aber 
auch inhaltlich ist sie anstössig, weil Niemand begreift, wozu sich Po- 
seidon erst seinen Wagen in Aigai holt, den er doch für sein Vorhaben 
gar nicht nöthig hat, daher er ihn denn auch alsbald in einer Höhle 
zwischen Imbros und Tenedos einstell. Poseidon wendet sich nun 
in Gestalt des Kalchas an die beiden Aias, die Achäer formiren sich zur 
Vertheidigung und die Troer rücken an. Dies alles bis zu der schon 
oben der Urilias vindieirten Deiphobos-Episode (V. 156ff.) ist im wesent- 
lichen ionisch; 51 haben wir die ἐυχνήμιδες ᾿χαιοί, ferner begegnen 
in diesem Abschnitte die contrahirten Formen 53 099, 78 μαιμῶσιν, 
119 γεμεσσῶμαι, 144 δέα (ionisch aus dje, Fode), weiter 124. 127 χαρ- 
τερός, χαρτεραί, 53 ein Adjectivum auf ὠδης (λυσσώδης), die Iterative 
100 ἔφασχον, 106 ἐθέλεσχον, 117 und 127 die Partikel ἄν. Auf spä- 
teren Ursprung weist auch 100 τελευτήσεσθαι (S. 92 A.1). Endlich 
eine Reihe sprachlicher Sonderbarkeiten: 66 ’OıAjog ταχὺς Αἴας, wie 
B 527, £ 442, P 256, W473. 488. 754 und allerdings an allen diesen 
Stellen leicht durch Substituirung von υἱός für Alec zu heilen, ferner 
102 φυζαχινῇ σ᾽, 108. 121 μεϑημοσύνῃσι, μεϑημοσύνῃ, 103 fie „Frass“, 
113 ἀπτητίμησε und Anderes.) Dass den beiden Aias auf achäischer, 
dem Hektor auf troischer Seite die Führung zufällt, stimmt zu dem zweiten 
Theil des N von: 674 an, und es ist sehr möglich, dass wir es beide Male 
mit demselben Dichter zu thun haben. Demnach würden wir uns hier im 
Centrum der Schlacht befinden. Da hat nun aber leider der Redactor, 


1) Der Formelvers ὥς εἰπὼν ὥτρυνε μένος καὶ ϑυμὸν ἑκάστου 155 ist, wie 
die Vernachlässigung des Digamma zeigt, in dieser Gestalt stets ionisch; in der 
Urilias muss er ὡς εἰπὼν ὥτρυνε μένος ϑυμόν Te Ferndorov gelautet haben, wie 
schon Bentley geschrieben hat. 


N 1—155. 


P4 > 
ἄβροκοε, αὖ- 
: ἐαχοι- 


124 Analyse der Ilias. 


als er V. 156ff. ein Stück Urilias oder richtiger die dieses enthaltende 
᾿Ιδομενέως ἀριστεία einschob, zu sagen vergessen, dass er uns jetzt auf 
den linken Flügel versetzt. Und dennoch enthält auch diese sonst so 
durch und durch ionische Partei eine Einlage aus der Urilias, 128’ 
—135, die Schilderung der Vertheidigungsstellung, wo die φάλοι die my- 
kenische Rüstung bezeugen (5. 48). Wir haben die Verse auch schon 
im II 215ff,, dort aber unpassend verwandt gefunden. Sind sie nun im 
N aus einem andern Theil der Urilias eingesetzt oder standen sie auch 
in der Urilias in der Epinausimache? Im letzteren Falle sicherlich nicht 
zwischen N 49 und 5 363, denn im -Fragment avaneiren die Achäer, 
während sie in den fraglichen Versen eine Aufnahmestellung einnehmen. 
Aber N 806 beim Angriff’ des Hektor ist ja in der That von einer Pha- 


lanxstellung der Achaeer die Rede. Sollte hiermit unser Bruchstück in 


Beziehung 'stehen? Wir müssen die Entscheidung noch vertagen. 

5. Der Ueberfall der Troer. In jenem Fragment, das das Auf- 
tauchen des Poseidon beschreibt, heisst es von den Troern, dass sie un- 
widerstehlich wie die Flamme und der Sturmwind heranrücken, ἄβρομοι 


adlayoı (41). Was wollen diese Worte, die beide ἅπαξ εἰρημένα 


sind, besagen? Hören wir die Interpreten, die alten und neuen, so er- 
halten wir fast überall die gleiche Antwort, dass der erste Component das 
intensive « sei, das die Bedeutung des zweiten verstärke, also mit grossem 
βρόμος, mit grosser ἐαχή, denn, so sagt man, die Troer schreien ja immer !). 
Eine Ausnahme macht nur Apion, der in dem ersten Componenten das 
« privativum sah und χωρὶς Poduov, χωρὶς ἐαχῆς erklärte?). Dass 
grammatisch diese Auffassung mindestens ebenso berechtigt ist, wie die 
andere, wird Niemand zu bestreiten wagen. Aber passt sie zu dem Zusammen- 
hang? Wo wir jetzt die Worte lesen, schwerlich. Am Schluss des M 
ist Hektor mit grossem Geräusch in die Mauer eingedrungen, N 44 ff. finden 
wir die kampfbereiten Achaeer. Die Schlacht, die im M gespielt und 
bereits am Anfang des _4 begonnen hat, geht also fort. Warum sollten 
da die Troer schweigen? Nun, dass die Verse 45ff. in der Urilias 
nicht auf das fragliche Fragment folgten, ist Κ΄. 123 gezeigt, und mit 
dem M ist der Zusammenhang auch in unsrer heutigen Ilias ein so 


1) Dabei vergisst man H 421, οὐδ᾽ εἴα κλαίειν Πρέαμκος μέγαθ' οὗ δὲ 
σιωπῇ νεκροὺς πυρκαϊῆς ἐπενήεον ἀχνύμενοι κῆρ. ᾿ 
2) Hesych. v. ἄβρομοι" ἄνευ Boduov, ἢ ἄνευ ϑορύβου. ν. αὐέαχοε" ἄγευ βοῆς. 


ἢ ἀΐαχοι" σεωττῇ. 


u) 


Der Ueberfall der Troer. 125 


lockrer, dass es vorläufig ganz unberücksichtigt bleiben kann. Und dann 
beachte man die Worte ἔλποντο δὲ νῆας Ayaı®v αἱρήσειν, χτενέειν 
δὲ παραυτόϑι πάντας ἀρίστους. Wenn der Dichter nicht blosse 
Phrasen macht, muss namentlich mit dem zweiten Satzglied etwas beson- 
deres gemeint sein. Der Wunsch, die tapfersten Achäer zu tödten, der ja 
etwas ganz selbstverständliches ist und von den Troern natürlich stets 
᾿ς gehegt wird, muss in diesem Augenblick eine besondere Chance auf Er- 
füllung haben. Das würde aber nicht der Fall sein, wenn die Achäer 
kampfbereit dastünden. Und dies ist auch, wenn wir richtig combinirt haben, 
gar nicht der Fall; die Achäer sind nicht schlagfertig, sondern in ihren 
Zelten, sie rüsten sich eben erst auf Poseidons Geheiss. Also handelt es sich 
um einen Ueberfall, und nun begreifen wir, weshalb die Troer lautlos und 
ohne Geräusch heranrücken, auch warum Poseidon jetzt und nicht schon 
früher zu Hülfe kommt. Die Feinde nähern sich seinem Reich, dem 
Meere; desshalb greift er ein und ruft die noch ungewappneten Achäer auf. 
In der prägnanten Sprache der Urilias genügt dafür vollkommen das zei 
δὴ αὖτε μεϑίετε Ἕχτορι γίχην Πριαμίδῃ, ἵνα νῆας ἕλῃ (8 364.) 
Das αὖτε aber zeigt, dass die Achaeer schon einmal, nicht allzu lange 
- vorher, dem Hektor unterlegen sind. Davon gleich. 

_ Ein solcher Ueberfall wird aber naturgemäss nicht mitten am Tage, Nacht zwischen 
er wird am frühen Morgen, am besten noch bei Nacht unternommen. en 
Also beginnt mit N nicht nur eine neue Schlacht, sondern auch ein 
neuer Tag. Eine höchst erfreuliche Erkenntniss; denn sie befreit uns mit 
einem Schlage von dem berüchtigten langen Tage, der 4 1 beginnt und 
erst 3 239 zu Ende geht und an dem es zweimal Mittag wird, 1 S4ff. 
und 11 777ff. Auf einmal ist das ganz in der Ordnung, da zwischen _4 und 
N eine Nacht liegt. In unserer heutigen Ilias ist diese Nacht unterschlagen ; 
der letzte sichere Punkt, den wir bis jetzt vor dem Anfang des N ge- 
funden hatten, war _4 544—574, wo sich Aias vor Hektor zurückzieht, 
immer bedacht die Schiffe zu schützen, Hektor also entschieden Sieger 
ist. Auf diesen Vorgang nehmen ohne Zweifel die oben eitirten Worte 
des Poseidon Z 364 ’Aoy£uoi, χαὶ δὴ αὖτε μεϑίετε Ἕχτορι νίχην 
Bezug. 

Unsere nächste Aufgabe ist es also zu untersuchen, ob sich die zwi- 
schen 4574 und N 39 klaffende Lücke durch Combination, vielleicht 
auch durch anderwärts verschlagene Bruchstücke ausfüllen lässt. Dass 
das M mit seinem Mauerkampf hierfür nicht zu brauchen ist, leuchtet 


Be U EN VERSDBER 


5 1—152. 


Nestor. 


126 Analyse der Ilias. 


ohne weiteres ein und wird im nächsten Capitel genauer dargelegt 
werden. 

6. Der Kriegsrath der Achäer. Als beim Anbruch des neuen 
Tags sich die Achäer auf Geheiss des Poseidon rüsten, um dem Ueber- 
fall der Troer zu begegnen, finden wir unter ihnen ordnend und über- 
wachend die verwundeten Könige, Agamemnon und Odysseus nach der 
Urilias, zu denen in der ionischen Bearbeitung noch Diomedes gekommen 
ist (5 379). Diese verwundeten Könige werden in unsrer heutigen Ilias 
am Anfang des &, noch vor der SJıög ἀπάτη, in einem von uns bis jetzt 
noch nicht berücksichtigten Abschnitt 5 1—-152 eingeführt, der auf den 
ersten Blick einen durchaus ionischen Eindruck macht. Er knüpft an 
die ionische Machaon-Episode des _/ an. Nestor lässt diesen in seinem 
Zelt zurück und geht selbst hinaus, um nach dem Stand der Schlacht 
zu sehen. Er trifft mit den drei verwundeten Königen, Agamemnon, Odys- 
seus und Diomedes, zusammen, und diese vier halten nun einen Kriegs- 
rath, in dem Agamemnon empfiehlt, die Schiffe zu besteigen und zu ent- 
fliehen, wofür er von Odysseus gescholten wird. Diomedes schlägt dann 
vor, dass sie trotz den Wunden wieder in die Schlacht gehen und die 
andern ermuntern wollen. Das geschieht, und damit ist es denn schlecht 
und recht motivirt, dass wir nach der Sıög ἀπάτη die Könige auf dem 
Schlachtfeld bei dem Wechseln der Rüstungen gegenwärtig finden, die in 
unserer Ilias angesichts der Feinde stattfindet. Die Ungehörigkeit einer 
solchen Berathung während des Schiffskampfes sucht der Verfasser da- 
durch zu verschleiern, dass er auf die ungeheure Ausdehnung des Schiffs- 
lagers hinweist (30—36). Ionische Bewaffnung finden wir 25 f. λάχε δέ 
σφι περὶ χροὶ χαλχὸς ἀτειρὴς νυσσομένων ξίφεσίν ve nal ἔγχεσιν 
ἀμφιγύοισιν (vgl. 5. 29), und 49 steht das freilich an und für sich nicht 
beweisende ἐυχγήμιδες Ayaıot. Von Ionismen, die metrisch allerdings 
nur theilweise fest sind, sich aber gegenseitig schützen sind folgende zu 
notiren: 58 οὐδ᾽ ἄν, 78 ἤν, 116 οἴκεον δέ (fehlerhafte Synizese), 124 
ἔσχε, 126 ἄν, 140 γηϑεῖ, 151 ἔμβαλ᾽ ἑχάστῳ, und einzig in dem 
mit B 452 und „4 12 identischen Vers 152 begegnet in der Ilias die 
Wortform xagöin, die Schulze quaest. ep. 383 zu eliminiren sucht. 

Indessen enthält auch diese Partie ein mykenisches Bruchstück 9 
—12, wo es von Nestor heisst: 

ὡς εἰπτὼν σάχος elle τετυγμένον υἷος ἕοῖο, 
χείμεγον ἐν χλισίη, Θρασυμήδεος ἱπποδάμοιο, 


ee 


Der Kriegsrath der Achäer. 127 


χαλχᾷ zaupaivov' ὃ δ᾽ ἔχ᾽ ἀσπίδα πατρὸς ἑοῖο. 

εἵλετο δ᾽ ἄλχιμον ἔγχος, ἀχαχμένον ὀξέι χαλχῷ. 
Das ist derselbe Fall wie später beim Waffentausch; der kräftige Sohn 
hat den grossen Schild seines greisen Vaters mitgenommen, dieser muss 
sich also hier mit dem kleineren seines Sohnes begnügen. Ohne Zweifel 
ist dabei an mykenische Schilde zu denken. Die Stelle steht in Beziehung 
zu I 81, wo Thrasymedes auf Vorposten zieht. Auch dieses Motiv muss 
also aus der Urilias stammen. Aber dazwischen liegen freilich jetzt weit 
über 3000 Verse, und es ist eine starke Zumuthung an den Leser und 
in noch höherem Grade an den Hörer, sich im ἐπ΄ noch dieser Episode 
des / erinnern zu sollen. Wir dürfen daher vermuthen, dass in der Ur- 
ilias die beiden Bruchstücke näher bei einander standen. 

Der Vorschlag des Agamemnon ist nicht neu. Schon B 139 ff. und Agamemnons 
 126ff. hat er ihn gemacht, das erste Mal, um den Muth der Achäer a 
- recht deplaeirter Weise zu prüfen, das zweite Mal im Ernst nach der Kod- Flucht. 
og μάχη, wo indessen die Lage der Achäer einen so verzweifelten 
- Sehritt in keiner Weise rechtfertigt. Denn wenn auch die Troer im Felde bi- 
- vouakiren, so sind sie doch dort vom Schiffslager weit entfernt. Die Haupt- 

helden der Achäer sind noch unverwundet und zur Muthlosigkeit liegt 
kein Grund vor. Scheidet man vollends die zweifellos junge Κόλος 
| μάχη und weiter den Mauerbau am Schluss des H aus, so kommt 
‘ der Vorschlag hinter den unentschiedenen Zweikampf zwischen Hektor 
_ und Aias zu stehen ‚ wo er noch weniger gerechtfertigt ist. Dagegen 
im ἐξ ist die Situation allerdings eine solche, dass der Gedanke an 
Flucht auch einem beherzten Manne aufsteigen konnte. Nur die Art, 
- wie sie inscenirt werden soll, ist so ungeschickt und eines besonnenen 
Feldherrn so unwürdig wie möglich. Am hellen Tage sollen die vom 
Kampfplatz entfernten Schiffe ins Meer gezogen werden, die andern bei 
- Nacht, wenn die Troer vom Kampfe ablassen, was also voraussetzt, dass 
sie während des Tages keine Vortheile mehr erringen. Und die demo- 
 ralisirende Wirkung, die ein solcher Schritt nothwendig auf die noch 
Ἷ kämpfenden Truppen hätte machen müssen, wird gar nicht in Betracht 
I gezogen. Beides macht denn auch Odysseus 95—102 sehr richtig gel- 
- tend. Gut ist nur der Schluss von Agamemnons Rede 80f. 
4 οὐ γάρ τις νέμεσις φυγέειν κακόν, οὐδ᾽ ἀνὰ νύχτα. 
᾿ βέλτερον ὃς φεύγων τιροφύγῃ κακὸν ἠὲ ἁλώῃ. 
Das ist es ja auch gerade, was Hektor befürchtet © 510f. 


ΖΞ 65—81. 
1 16—28. 


v 
"ὦ “ 


BER 
ar 


128 Analyse der Ilias. 


μή πως nal διὰ νύχτα χάρη χομόωντες ᾿χαιοὶ % 

φευγέμεν ὁρμήσωνται ἐπ᾽ εὐρέα νῶτα ϑαλάσσης. 
Nur sollte ein solcher Vorschlag auch in der Nacht gemacht werden. 

Der Schluss,. der sich aus den bisherigen Betrachtungen ergiebt, liegt 
auf der Hand. Der ionische Eingang von 5 enthält als Kern ein Stück 
der Urilias, das dort bei Nacht spielt, also seinen Platz zwischen _7 und 
N hatte.!) Dieses selbe Stück ist im / zur Einleitung der jungen Πρε- 
oßela benutzt. Es liegt uns also in einer doppelten, oder wenn wir B 
hinzunehmen, eigentlich in einer dreifachen ionischen Umarbeitung vor, und 
wir haben zu versuchen, aus diesen drei Variationen ein Bild vom Original zu 
gewinnen. B kann dabei gleich bei Seite gelassen werden, da es abgesehen 
von der allgemeinen Aehnlichkeit der Situation von allem nur 111—118 = 
I 18—25 und 139—141 = I26—28 bietet. Aber 1 und # verhalten 
sich in den betreffenden Abschnitten beinahe wie Dittographieen. 
Beginnen wir mit der zweiten Rede des Agamemnon Z65ff. Der erste 

Satz 65—68 nimmt auf die im Gang befindliche Schlacht Bezug, kann 
also nicht zur Urilias gehören. Der folgende Vers οὕτω που Aıl μέλλει 
Örreguev£ı φίλον εἶναι steht auch im / 23 und die Verse, die ihm dort 
vorangehen, passen für unsere Scene ausgezeichnet, da sie auf den οὖλος 
ὄνειρος, der, wie sich zeigen wird, sicher zur Urilias gehört, Bezug neh- 
men. Also wird uns im 1 16—23 der ächte Anfang der Rede des Aga- 
memnon erhalten sein: nur dass statt ὥς ὃ βαρὺ στενάχων Erd A4o- 
γεΐοισι μετηύδα etwa 

τοὺς δὲ βαρὺ στενάχων προσέφη χρείων Ayausurwv 
dagestanden haben wird, dann 

ὦ φίλοι Aoyeiwv ἡγήτορες ἠδὲ μέδοντες, 

Ζεύς με μέγας Κρονίδης ἀάτῃ ἐνέδησε Pagein 

σχέτλιος, ὃς πρὶν 3) μέν μοι ὑπέσχετο καὶ κατένευσεν 

Ἴλιον ἐχττέρσαντ᾽ Evreiyeov ἀπονέεσϑαι, 

γῦν δὲ χαχὴν ἀπάτην βουλεύσατο, xal μὲ χελεύξι 

δυσχλεέ᾽ Aoyog ἱχέσϑαι, ἐτιεὶ πολὺν ὥλεσα λαόν. 

οὕτω που Aut μέλλει ὑπερμενέιν φίλον εἶναι --- 
Auf diesen Vers folgt im / eine unangebrachte Reflection über Zeus als 
Städtezerstörer 24. 25, die, übrigens zugleich mit 23, bei Zenodot fehlte 
und von Aristophanes und Aristarch verworfen wurde. Im hingegen folgt, 


1) Aehnlich bereits Hentze Anhang zu Homers Ilias V 58. 
2) πρέν Hdsch., τότε Aristarch, wow: μὲν ὑπέσχετο 8. unten. 


bu / u ae Zi me ΨΎ ΡΥ ma ad 2 ma ΠΥ Ὁ ΎΥΤ  τ 


παν nn a a u 


N. 
3 


ei ι΄ : »» 


“᾿ 


“ εν Kriegsrath der Achäer. 129 


durch die Bezugnahme auf die dgıoreia Ayausuvovog als alt und gut 
gesichert und sich ganz im Gedankengang des Vorhergehenden bewe- 
gend, τ0 ἢ 

γωνύμγους ἀπολέσϑαι ἀπ᾽ Agyeog ἐνθάδ᾽ ᾿Αχαιούς. 

ἤδεα μὲν γάρ, ὅτε πρόφρων Aavaoioıy duvver, 

οἶδα δὲ νῦν ὅτι τοὺς μὲν ὁμῶς μαχάρεσσι ϑεοῖσιν 

χυδάνει, ἡμέτερον δὲ μένος χαὶ χεῖρας ἔδησεν. 

ἀλλ᾽ ἄγεϑ᾽, ὡς ἂν ἐγὼ εἴπω, πειϑώμεϑα πάντες. 
Der letzte Vers ist wieder dem 5 mit dem / gemeinsam. Während aber im 
3 der schon oben kritisirte Vorschlag folgt, dessen ionischer Ursprung auch 
durch ἤν 78 erhärtet wird, lesen wir im 1 27f. 

φεύγωμεν σὺν νηυσὶ plimv εἰς ἢ πατρίδα γαῖαν. 

οὐ γὰρ ἔτι Τροίην αἱρήσομεν δὐρυάγυιαν. 
Das ist gewiss das alte und ächte, nur dass wir aus ἐξ noch den Schluss 
80. 81 hinzunehmen müssen: 

οὐ γάρ τις νέμεσις φυγέειν χαχόν, οὐδ᾽ ἀνὰ νύχτα. 

βέλτερον ὃς φεύγων προφύγῃ χαχὸν ἠὲ ἁλῴη. 
Also stellen I 17—23, Ξ 70—74, I 27.28, 5 80. 81 die ursprüngliche 
Rede des Agamemnon dar. 

Was dann im 1 bis V. 79 folgt, die Erwiderung des Diomedes und 

des Nestor, ist ionisch. 37 ἀγχυλομήτεω, 53 χαρτερός, 73 πολέεσσι δ᾽ 
ἀνάσσεις oder nach Aristarch πολέσιν γὰρ ἀνάσσεις (in beiden Fällen 
verletztes Digamma), 75 χρεώ, 77 τίς ἂν τάδε also festes ἄν; ein Ver- 
stoss gegen die altepische Sprache ist auch 63 &xeivog. Im & hingegen 
erwidert Odysseus 82—102. Die Rede ist frei von Ionismen und bis 
V. 94 inhaltlich unanstössig; dann aber folgt 95—102 die Kritik von 
Agamemnons Vorschlag (75—79), die zugleich mit diesem fallen muss. 
Für die ‘Urilias verbleiben also Z 82—94. Auch die Erwiderung des 
Agamemnon 103—108 muss für alt gelten; der Ionismus xev ἀσμένῳ 
lässt sich durch die Scehreibung χε ξασμένῳ leicht beseitigen. In der 
Rede des Diomedes aber (109—134) und in der kleinen Episode, wo 
Poseidon auftritt (135—152), sitzen die Ionismen so fest?), dass von 
einer Zutheilung an die Urilias nicht die Rede sein kann, von schweren 


1) ἐς Hdschr. 
2) S. oben $. 126. 
Robert, Studien zur Ilias. 9 


I 29-19. 
zZ 2—152. 


71-1. 
= 1---08. 


130 Analyse der Ilias. 


sachlichen Bedenken, wie dem Stammbaum des Diomedes und der Bezug- 
nahme auf die Thebais, ganz abgesehen. 

Der alte Schluss der Scene ist uns also verloren. Jedoch dürfen wir 
vermuthen, dass nun Nestor, der ja auch in der Umarbeitung des I das 
letzte Wort hat, den Rath gab, die Achäer zu wecken und sie sich schon 
jetzt rüsten zu lassen; denn als Poseidon erscheint, findet er bereits 
die Achäer mit der Wappnung beschäftigt und in ihrer Mitte die ver- 
wundeten Könige. 

Schwieriger ist es über den Anfang der Scene zu einem Resultat zu 
gelangen. In dem / spielt sie im ersten Theil der Nacht, als die Achäer 
eben ins Lager fliehend zurückgekehrt und Vorposten noch nicht ausge- 
stellt sind, was erst 80 ff. auf Vorschlag des Nestor geschieht. Agamemnon 
lässt durch die Herolde die Mannen einzeln auf den Markt entbieten, 
und es findet eine förmliche Rathsversammlung statt, in der jedoch ausser 
Nestor nur die „verwundeten Könige“ Agamemnon und Diomedes, nicht 
aber Odysseus sprechen und auch Menelaos ganz schweigt, obgleich doch 
gerade er von dem Vorschlag des Agamemnon am nächsten betroffen wird. 
Seltsamer Weise folgt dann aber noch eine intimere Rathsversammlung 
der Generale im Zelt des Agamemnon, wo Nestor den Vorschlag der 
Gesandtschaft an Achilleus macht. In der Urilias muss jedesfalls das 
Ausstellen der Vorposten vorangegangen sein, da Nestors Schild von 
Thrasymedes bereits am Anfang der Scene fortgenommen ist. Im 5 nun 
nehmen nur Nestor und die verwundeten Könige an der Berathung theil, 
Das Bedenken wegen Menelaos Schweigen fällt also dort weg. Die Be- 
rathung findet auch nicht auf dem Markt statt, was bei Nacht und ohne 
Fackeln fast so seltsam ist, wie wenn Agamemnon jeden Mann einzeln 
zur Berathung laden lässt. Vielmehr treffen sich die Fürsten im & in 
der Gasse des Lagers, und wenn man sich, wie man muss, den Vor- 
gang bei Nacht denkt, so scheint es beinah, dass diese Situation dem 
Dichter der Doloneia für den Eingang des K als Muster gedient habe. 
Das & scheint also, abgesehen von der Tageszeit, sich strenge an die 
Urilias zu halten. Motivirt mochte das Zusammentreffen durch die Sorge 
der einzelnen Führer um die prekäre Lage des Heers sein. Gerade diese 
Motivirung musste aber der ionische Dichter, bei dem der Vorgang wäh- 
rend des Schiffskampfs spielt, gänzlich umgestalten, so dass nur weniges 
aus der Urilias unverändert stehen geblieben ist. Dazu dürfte ausser 
9P—13* (von σάχος elke bis ἐχτὸς χλισίης) zu rechnen sein 27—29 (der 


Der Kriegsrath der Achäer. 131 


letzte Vers wieder in der Fassung διογενὴς Ὀδυσεὺς xrA.), die Anrede 
des Agamemnon an Nestor 41—48, wo nur 42 auszuscheiden ist!) und 
43 ursprünglich anders, 2. B. Νέστορ, rinte kınov χλισίην δεῦρ᾽ εἰλή- 
λουϑας; gelautet haben muss, und von der Antwort des Nestor der An- 
fang 52—54 und der Schluss 61—63; die Stelle 55—60, in der die 
Mauer erwähnt wird, ist natürlich ionische Zuthat. Sie enthält denn auch 
in V. 58 ein freilich metrisch nicht festes ἄν. Hieran kann sich un- 
mittelbar die Antwort des Agamemnon, wie wir sie oben 8. 128f. zu re- 
eonstruiren versucht haben, angeschlossen haben. 


Diese Scene wird nun wegen ihres Zusammenhangs mit dem AÄuf- Ausstellen der 


treten des Poseidon in der Urilias nicht wie im I im ersten Theil der 
Nacht, sondern im zweiten, als der Morgen schon nahe war, gespielt ha- 
ben. Vorängegangen muss ihr sein, und zwar doch vermuthlich am 
Abend des vorhergehenden Tages, das Ausstellen der Vorposten I 80ff, 
das wir schon vorher $. 127 für die Urilias in Anspruch genommen haben. 
Nur hat sich auch diese Stelle ionische Zuthaten gefallen lassen müssen. 
Jedesfalls 87, wo die Mauer und der Graben erwähnt werden, muss fal- 
len, auch die Zahlenangaben in 85. 86 wird man nach der bei II 168 ff. 
gemachten Erfahrung für verdächtig halten, und ebenso die sieben Führer. 
Lykomedes V. 84 kommt nur in ionischen Stellen 77 366. P 346. Τ' 240, 
Meriones, Aphareus und Deipyros V.83 hingegen kommen in der Epi- 
nausimache der Urilias vor N 159. 541. 575. Dieser Vers ist also unver- 
dächtig. Auch den Askalaphos V. 82 haben wir N 518ff. gefunden, 
aber an einer Stelle, deren Zugehörigkeit zur Epinausimache noch nich; 
feststeht, und sein Bruder Ialmenos kommt nur noch im Schiffskatalog 
B 512 in einem Vers vor, der dem unsren sehr ähnlich ist. Wahr- 
scheinlich waren also in der Urilias an dieser Stelle nur vier Helden 
genannt: 

ἐχ δὲ φυλαχτῆρες σὺν τεύχεσιν ἐσσεύοντο 

ἀμφί ve Νεστορίδην Θρασυμήδεα ποιμένα λαῶν 

ἀμφί τε Πηριόνην ᾿φαρῆά ve Amlrvgov τε. 
Die beiden mit ἠδ᾽ ἀμφ᾽ beginnenden Verse 82 und 84 hat der ionische 
Ueberarbeiter hinzugefügt. Ob sich die Urilias mit der Angabe begnügte, 


1) Der Vers würde, wie sich zeigen wird, der einzige in der Urilias sein, 
wo Nestor Nninıdöns heisst. Auch die Verse 49—59 sind ganz spät; ausser &v- 
κνήμεδες Ayatol enthalten sie den Ausruf ὦ πόποι, der im alten Epos stets am 
Anfang der Rede steht. 


9% 


Θ 485—565. 


132 Analyse der Ilias. 


dass diese Männer auf Vorposten zogen, was sehr möglich ist, oder ob, 
wie in unsrer heutigen Ilias, die Stelle des Postens bestimmter bezeichnet 
war, in welchem Falle auch V. 88 ἔνϑα δὲ στῦρ κήαντο, τέϑεντο δὲ 
δόρττα ἕκαστος zur Urilias zu ziehen wäre, diese Frage lässt sich nicht 
mehr entscheiden und ist auch von keinem Belang. 

7) Das Bivouak der Troer. Wenn die Troer einen heimlichen 
Ueberfall des Griechenlagers unternehmen, so versteht es sich von selbst, 
dass sie die Nacht vorher bivouakirt haben. Ein solches Bivouak findet 
sich nun am Schluss des © 485—565. Sollte sich nun herausstellen, 
dass dieses Stück ganz oder theilweise der Urilias zugeschrieben werden 
darf, so wird man kein Bedenken tragen, zu schliessen, dass sein ursprüng- 
licher Platz in der Nähe der Aufstellung der griechischen Vorposten ἢ 
80f. und vor der Berathung der Könige Z9ff. war. Denn ein Stück 
der Urilias kann für die Stelle, wo wir jetzt diese Verse lesen, nämlich 
hinter der ganz jungen Κόλος μάχη, nicht von Anfang an bestimmt gewe- 
sen sein. Da aber dieser Schluss des ©, wie namentlich Lachmann richtig 
betont hat, mit dem Anfang des 1 fest verknüpft ist, und wir in diesem 
Benutzung der Urilias constatirt haben, so ist das Gleiche auch für den 
Schluss des © von vornherein äusserst wahrscheinlich!) Nun stimmt 
die Situation mit der für die Berathung der verwundeten Könige voraus- 
zusetzenden überraschend gut überein, namentlich wenn Hektor als Be- 
fürchtung ausspricht, was Agamemnon wirklich momentan plant, die Achäer 
möchten die Nacht zu heimlicher Abfahrt benutzen (vgl. oben S. 127 £.). 
Ionische Bewaffnung haben wir zwar 530 ϑωρηχϑέντες, und auch an 
Ionismen fehlt es nicht, aber sie lassen sich leicht corrigiren oder aus- 
scheiden, und in letzterm Falle stets zum Vortheil des Textes. So müssen 
in der Mitte der Rede 512—516 wegen Digamma-Verletzung in &rzıßatev 
Ermhoı' getilgt werden.?) V. 524. 525, wo ὑγεής im Sinne von erspriess- 
lich und ἠοῦς für ἠόος steht, sind schon im Alterthum athetirt worden. 
Sehr wirkungsvoll schliesst die Rede 

523 ὧδ᾽ ἔστω, Τρῶες μεγαλήτορες, ὡς ἀγορεύω" 
526 ἔλπομαι, εὐχόμενος 8) Aıl τ᾽ ἄλλοισίν τε ϑεοῖσιν, 
ἐξελάαν ἐνθένδε χύνας χηρεσσιφορήτους. 
Dann folgt in unserm Text ein zur Erklärung von χηρεσσιφορήτους 


1) Aehnlich urtheilt auch Bergk Griech. Literaturgesch. I 590. 
2) Vgl. auch Kayser Hom. Abh. S. 85. 
3) So mit Zenodot, εὔχομαι ἐλπόμενος vulgo. 


1 
| 
| 
; 
" 
| 


Das Bivouak der Troer. 133 


hinzugedichteter Vers, den schon die Alexandriner verworfen haben, 
und eine breite Ausmalung der morgigen Pläne, die durch ϑωρηχϑέντες 
530, αὔριον ἥν (verletztes Digamma) 535, ἐς 538 gerichtet ist und auch 
von den meisten Neueren athetirt wird. Nach diesen Ausscheidungen 
baut sich die Rede vortrefflich auf: „Diesmal hat uns die Nacht gehindert, 
einen vollständigen Sieg zu erringen. Nun wollen wir bivouakiren und 
viele Feuer brennen, damit die Achäer nicht heimlich entfliehen; und da- 
mit sie nicht einen Handstreich auf die von der waffenfähigen Mannschaft 
entblösste Stadt wagen, sollen die Kinder und Greise die Thürme 1) be- 
setzen und soll in jeder Hausstätte ein Feuer angezündet werden. So 
hoffe ich zu Gott, die Feinde aus dem Lande zu jagen.“ 
Es folgt eine kurze Schilderung, wie den Lagernden Proviant aus 
der Stadt zugeführt und die Feuer entzündet werden 542—547. 549. 553. 
554. Die Verse 548. 550—552 fehlen in unseren Handschriften und sind 
erst von Barnes aus dem pseudo-platonischen zweiten Alkibiades einge- 
setzt. Der Schluss, der die Situation recht effeetvoll weiter ausmalt, 
555—565 kann wegen σέλᾳ (statt σέλα!) 563 nicht zur Urilias ge- 
hören; er ist Zusatz eines Ioniers. Auch der Xanthos 560, der wahr- 
scheinlich erst zusammen mit den Lykiern seinen Einzug in die Ilias 
gehalten hat), ist verdächtig. 
Die Nacht, sagt Hektor, hat uns gehindert, die Achäer völlig zu 

vernichten. Der Einbruch der Nacht wird vorher 485. 486 erzählt: 

ἐν δ᾽ ἔττεσ᾽ ᾿Ωχεανᾷ λαμπρὸν φάος ἠξλίοιο, 

ἕλχον νύχτα μέλαιναν ἐττὶ ζείδωρον ἄρουραν. 
Aber die folgenden Verse 

Τρωσὶν μὲν δ᾽ ἀέχουσιν ἔδυ φάος, αὐτὰρ Ayauois 

ἀσπασίη τρίλλιστος ἐττήλυϑε νὺξ ἐρεβεγγή, 
so gut sie in den Zusammenhang passen, können wegen des verkürzten Da- 
tivs "Ayavoig nicht für die Urilias in Anspruch genommen werden. Zwi- 
schen 486 und 489 fehlt also Einiges, und da die Schilderung der Troer 
mit Τρώων αὖτε beginnt, liegt die Vermuthung nahe, dass sich der alte 
Dichter vorher mit den Achäern beschäftigt hat; denn auch H 345, worauf 


1) V. 519 ist ἐυδιμήτων statt ϑεοδιμήτων zu schreiben, was freilich erst im 
vierten Abschnitt bei der Charakteristik der dritten Dias begründet werden kann. 

2) S. Bild und Lied 5. 118 und unten im vierten Abschnitt das Capitel 
über die Τειχομαχέα und ihre Helden. 


71-8. 


Die Nacht vor 
dem N. 


Z 402—432. 


134 Analyse der Ilias. 


man zur Rechtfertigung zu verweisen pflegt, geht eine Versammlung der 
Achäer vorher. Da ist es denn wohl nicht zu kühn, wenn wir vermuthen, 
dass unter anderem auch die Aussetzung der achäischen Vorposten I 80f. 
in diese Lücke gehört. Dagegen kann die Schilderung der Flucht am An- 
fang des /1—8 nicht hierher gesetzt werden; sie ist ionisch, wie die trochae- 
ische Messung von βορέης 5 (so die beste Ueberlieferung) lehrt, die 
Schulze qu. ep. 399 f. mit Recht vertheidigt hat. 

Brauche ich es nun noch ausdrücklich auszusprechen, dass die Schlacht, 
die wegen des Einbruches der Dunkelheit abgebrochen werden muss, keine 
andere ist als die des 4, die wir oben bis zu dem Momente verfolgt 
haben, wo Aias sich vor Hektor langsam zurückzieht? So eng ist der 
Anschluss, dass in der Urilias ganz gut auf _4 574 unmittelbar © 485 
gefolgt sein kann. 

Ich recapitulire noch einmal kurz den Gang der Handlung bis zum 
Anfang des N. Die Nacht trennt die Streiter, die Achäer stellen Vor- 
posten auf, die Troer bivouakiren. Gegen Morgen berathschlagen Aga- 
memnon, Nestor und Odysseus mit einander (und beschliessen die 
Achäer sich sofort rüsten zu lassen. Das geschieht). Unterdessen kommen 
die Troer leise an das Schiffslager heran, aber Poseidon steigt aus dem 
Meere auf und tritt zu den sich wappnenden Achäern. 

8. Aias und Hektor. Nach dieser langen, aber, wie ich hoffe, 
lohnenden Abschweifung kehren wir zum 5 zurück, das wir bei dem 
schönen aber späten dreitheiligen Gleichniss 394—401 verlassen haben. 
Eine grosse mykenische Kampfscene folgt: Aias und Hektor. Den Speer 
des Hektor hemmen die beiden Telamone des Aias, der des Schwertes 
und der des Schildes, τώ οἱ δυσάσϑην τέρεγα χρόα 406; er trägt also 
weder Chiton noch Panzer. Den zurückweichenden Hektor trifft Aias 
über dem Schildrand mit einem Stein auf die Brust nahe beim Hals, 
und auf den niederstürzenden fällt sein Helm und Schild, ἀμφὲ δέ 
οἱ βράχε τεύχεα ττοικίλα χαλχῷ. Alles urmykenisch!) bis 424, Aber 
dann bei der Rettung des Verwundeten finden wir 428 die ἀσπέδας 
εὐχύχλους, und zwar in ionischer Weise gehandhabt), so dass das Beiwort 
sicher nicht substituirt ist, ferner Sarpedon, Glaukos, Polydamas, lauter 
Figuren, die uns bisher nur in ionischen Partieen entgegengetreten sind. 


1) Vgl. oben 3. 24 und 114; Reichel a. o. 8. 40. Ueber die Parallelscene 
in Z 8. unten. 
2) S. oben ὃ. 25. 


Aias und Hektor im &. 135 


Kein Zweifel also, die Erzählung von der Rettung des Hektor gehört 
in der Gestalt, wie sie uns vorliegt, der ionischen Bearbeitung an.!) 

Doch bleiben wir zunächst noch bei der eigentlichen Kampfscene. 
Dass sie auch in der Urilias zur Epinausimache gehört hat, lehrt die Er- 
wähnung der ἔχματα νηῶν, deren eines Aias als Wurfgeschoss benutzt 
410. Die Scene spielt also ganz nahe bei den Schiffen. Schon darum 
können wir sie nicht mit Lachmann an _4 574 anknüpfen. Nun haben 
wir aber gerade in der Epinausimache der Urilias eine Scene gefunden, 
wo Hektor und Aias einander gegenüberstehen und wir jeden Augenblick 
den Beginn des Kampfes und zwar von Seiten des angreifenden Hektor 
erwarten, ich meine die grosse Scene am Schluss des N. Aber der 
Dichter bereitet uns eine arge Enttäuschung; er lässt die beiden Helden 
kampfbereit einander gegenüberstehen und führt uns zuerst ins Zelt des 
Nestor und dann auf den Ida. Jene Scene hat keinen Schluss, diese 
keinen Anfang. Beide passen zusammen wie die Hälften eines Rings. 
Ganz gewiss hatte Bernhardy 3) Recht, wenn er 5 402ff. unmittelbar an 
N 837 anschloss. 

Wie die Rettung des Hektor, so sind auch die folgenden Kämpfe 
bis zum Schluss des Buches ionisch. Zwar fehlen hoplistische Kriterien 
und charakteristische Verwundungen. Aber die Sprache ist jung: 442 
᾿Οιλῆος ohne παῖς (vgl. oben $. 123), 460 τῷ als Artikel, 472 χαχὸς 
εἴδεται, 484 ἄτιτος mit langer Mittelsilbe, 489 IInveA&wo (allerdings 
mit der Variante Πηνελέοιο), 512 χαρτεροϑύμων. Helden, von denen 
die Präsumption vorliegt, dass sie sich nur in ionischen Schichten finden, 
Polydamas und der jüngere Aias, spielen eine grosse Rolle. Sehr spät 
sieht auch die registrirende Aufzählung 508—522 aus, die in eine Ver- 
herrlichung des lokrischen Aias ausläuft. Aus dieser ganzen Partie kön- 
nen nur V.440. 441 

Aoyeıoı δ᾽ ὡς οὖν ἴδον Ἕχτορα νόσφι κιόντα, 
μᾶλλον ἐττὶ Τρώεσσι ϑόρον, μνήσαντο δὲ χάρμης, 
vielleicht der Urilias zugeschrieben werden. 

Auch das Ὁ trägt bis zur Mitte ein durchaus ionisches Gepräge. 
χαλκοχιτώνων steht 56 und 330. Erwähnung des Grabens 1. 344. 361. 
Dass die an die Aıög ἀπάτη sich anschliessende Erzählung 1 bis etwa 


1) alu’ ἀπέμεσσεν 437 verwende ich absichtlich nicht zum Beweis, da es 
sich leicht mit Leo Meyer in alu’ διβέμεσσεν corrigiren liesse. 
2) Literaturgesch. II? 166. 


ΖΞ 433—522. 


0 1—404. 


Askalaphos- 
Episode. 


136 Analyse der Ilias. 


100, und die Scene zwischen Patroklos und Eurypylos 390—404 der 
ionischen Bearbeitung angehört, versteht sich ja ohnehin von selbst. Da- 
zu kommen folgende Ionismen 11 αἷμ᾽ ἐμέων, 18 χρέμω, 21 ἐχρέμω 
und ἠλάστεον (falsche Synizese), 23 dirrtaoxov, 24 γῆν, 30 ἐς und 
ἀϑλήσαντα, 32 ἤν, 65 und 68 χτεγεῖ, 66 πολεῖς (Ace. Plur.), 69 ἄν, 
136 ἐς, 145 σφεας, 147 ἐπήν, 189 δέδασται ἕχαστος, 209 ὀγιχιότ᾽ 
ἂν ἰσόμορον, 214 Ἕρμείω, 240 ἐσαγείρετο, 286 ὁρῶμαι, 298 οἴω, 
828 οἰῶν, 334 ἔσχε, 888 χαλέσχετο, 848 ὃν δ᾽ ἂν ἐγών 1), 897 Erveıra 
χαὶ &2). Zweimal (35. 89, ähnlich 145) erscheint der formelhafte Vers 
xal uw φωγήσασ᾽ ἔπεα πτερόεντα προσηύδα, der in dieser Gestalt 
dem Dichter unserer Partie jedesfalls mundgerecht war. Wie jung der 
Abschnitt ist, lehrt ausserdem der unerlaubte Hiatus δὲ αὖτε 16, der 
nur hier vorkommende Aorist ῥυσάμην 29, die Form ἐχεῖνος 94, das 
Futurum ἀνώξομεν 295 und der Gebrauch des Verbums reievran 74 
(vgl. S. 92 A. 1). 

Auch hier findet sich aber ein mykenisches Stück so geschickt ein- 
gewoben, dass es sich nicht ohne weiteres lösen lässt 110f. Die auf 
den Olymp zurückkehrende Hera berichtet dem Ares den Tod seines Sohnes 
Askalaphos. Diese im N 516ff. erzählte Episode haben wir oben $. 114 
der Urilias zugewiesen, ohne uns jedoch vorläufig über ihre Zugehörigkeit 
zur Epinausimache zu entscheiden. Dass auch diese damit correspon- 
dirende Götterscene aus der Urilias stammt, lehrt die Schilderung, wie 
Athene dem Ares, der eilig zur Erde herabsteigen will, um den Tod seines 
Sohnes zu rächen, die Waffen abnimmt 125 

τοῦ δ᾽ ἀπὸ μὲν κεφαλῆς κόρυϑ᾽ εἵλετο καὶ σάχος ὥμων. 

Hier ist σάχος ὥμων durchaus mykenisch. Nun wird aber die Scene 
im Olymp bereits in jenem früheren Bruchstück des N vorbereitet durch 
die Worte 521#. 

οὐδ᾽ ἄρα πώ τι πέπυστο βριήπυος ὄβριμος Hong 

υἷος ἑοῖο πεσόντος Evi χρατερῇ ὑσμίνῃ, 

ἀλλ᾽ δ γ ἄρ᾽ ἄχρῳ ᾿Ολύμπῳ ὑπὸ χρυσέοισι νέφεσσι 


1) Gebildet nach B 391, einem Vers der Urilias, der aber ὃν δέ κ᾽ ἐγών 
hat. Die Ionier haben den Vers auch A 549 und © 10 nachgeahmt. 

2) Das Vorbild steht in der Urilias © 113 (s. oben im Text) und lautet dort 
correct ϑαλερὼ πεπλήγετο μηρώ. Dafür der Ionier ausmalend Yuw&e» τ᾽ ἄρ᾽ 
ἔπειτα καὶ ἃ πεπλήγετο κμηρώ. Aehnliche ionische Umbildung M 162. Unsere 
Stelle ist » 198 f. copirt. Eine äolische Variante I7 125. 


Poseidons Entfernung und Hektors Wiederherstellung. 137 


ἧστο, Jıös βουλῇσι ἐελμένος, ἔνϑα eo ἄλλοι 
ἀϑάνατοι ϑεοὶ ἦσαν ἐεργόμενοι πολέμοιο. 


Wer die Weise des alten Epos kennt, wird nicht zweifeln, dass nun 


Ares sofort den Tod des Sohns erfuhr, also Ὁ 110ff., einstmals zwischen 
N 525 und 526 gestanden hat. Erst nachdem der Vorgang im Olymp 


erzählt war, führt uns der Dichter wieder aufs Schlachtfeld zurück, um 


zu berichten, wie Meriones und Deiphobos um die Leiche des Askalaphos 
kämpfen. 

So haben wir denn zwar das neu gewonnene Stück Urilias glücklich 
aus der Verklammerung mit der Sıög arvarın gelöst, aber über die ursprüng- 
liche Zugehörigkeit der Episode zur Epinausimache noch immer keine Ge- 
wissheit gewonnen. Wer die Worte pressen wollte, könnte sogar einen Wi- 
derspruch zwischen der Angabe, dass die Götter von Zeus auf dem Olymp 


festgehalten werden und doch Poseidon am Kampfe theilnimmt, construiren 


und darauf die Ansicht begründen, dass die Episode an einer anderen 
Stelle gestanden habe. Obgleich ich später zu diesem selben Resultat kom- 
men werde, würde ich doch eine solche Art der Begründung für hyper- 
kritisch halten. Es muss nun nur noch betont werden, dass es natürlich 
in der Urilias nicht nothwendig Hera gewesen zu sein braucht, durch 


die Ares den Tod seines Sohnes erfuhr, und dass in der Rede der Athene 


die auf die Jıög ἀπάτη Bezug nehmenden Verse 130. 131 als Zuthat 
des Bearbeiters auszuscheiden sind. Der Schluss der Rede 135—141 ist 
durch ἐς 136 ohnehin gerichtet. Nur der abschliessende Vers 142 gehört 
noch zur Urilias. 

Der bisher betrachtete Theil des O enthält zwei Momente, die für 
den Fortschritt der Handlung in unserer Ilias von wesentlicher Bedeutung 
sind, die Entfernung des Poseidon vom Schlachtfeld und die Rückkehr 
des Hektor in den Kampf. Ersteres ist auch für die Urilias unentbehr- 
lich; ob auch letzteres, hängt davon ab, wie dort die Handlung nach 
dem Sturze des Hektor 5 424 weiterging. 

Beginnen wir mit Poseidon. Unsere Ilias giebt sich grosse Mühe, 
um zu motiviren, wie der Meeresgott in den Gang der Schlacht eingreifen 
konnte, ohne dass Zeus dagegen einschritt. 5 lässt sie diesen in den Armen 
der Hera schlafen; aber auch im N bewegt sich ja Poseidon ganz unver- 
froren auf dem Schlachtfeld; das wird nun am Eingang des N damit 
zu motiviren gesucht, dass Zeus während dieser ganzen Zeit von dem 
trojanischen Schlachtfeld weggesehen habe. Wir würden die momentane 


Poseidon, 


138 Analyse der Ilias. 


Unaufmerksamkeit auch ohne solchen Rechtfertigungsversuch gerne in 
Kauf nehmen, ja vielleicht dann noch lieber. Allzu vieles Motiviren ist 
in der Poesie häufig von Uebel, und manche der ionischen Nachdichter 
haben dazu eine nur zu grosse Neigung. Also dass Zeus es geschehen lässt, 
dass Poseidon sich den Achäern zugesellt und sich eine Zeit lang helfend 
auf dem Schlachtfeld bewegt, kann keinen Anstoss erregen, zumal wir 
ja nicht wissen, ob das Verbot der Betheiligung, das allerdings in der 
Askalaphosepisode vorliegt, noch besteht, auch mit N ein neuer Tag be- 
ginnt, so dass Zeus ganz gut noch schlafend gedacht werden konnte. 
Aber als sich nun durch Poseidons Beihilfe die Wagschale entschieden zu 
Gunsten der Achäer neigt — nehmen wir vorläufig an nach Aias glück- 
lichem Zweikampf mit Hektor — da schreitet Zeus ein. Unsere im Bann 
der Jıög ἀπάτη stehende Ilias braucht zur Inscenirung dieses Einschrei- 
tens einen grossen Apparat. Erst muss Hera vom Ida zum Olymp gehen 
und dort der Iris den Auftrag des Zeus ausrichten, und dann muss sich 
diese zum Ida begeben, um den Befehl aus des Götterkönigs eigenem 
Munde in Empfang zu nehmen. Die Urilias hatte das nicht nöthig. 
Sie konnte sich Iris ebenso wie im _/ 185 neben ihrem Gebieter auf dem 
Ida oder selbst dem Olymp stehend denken, und nachdem gesagt war, 
dass Zeus den Stand der Schlacht bemerkte, in welchem Zusammenhang 
die Verse Ὁ 3. 4. 6—8 

ol μὲν δὴ rag’ ὄχεσφιν ἐρητύοντο μένοντες, 

χλωροὶ ὑπτὸ δέεος, πιεφοβημένοι, ἔγρετο δὲ Ζεύς. 

στῆ δ᾽ do’ ἀναΐξας, ἴδε δὲ Τρῶας καὶ ᾿αἰχαιούς, 

τοὺς μὲν ὀριγομέγους, τοὺς δὲ nAov&ovrag ὄπισϑεν 

Aoysiovg, μετὰ δέ σφι Ποσειδάωνα ἄναχτα 
gestanden haben können, mochte ein Vers wie 1 185 oder dieser selbst 
folgen: 

Ἶοιν δ᾽ ὥτρυνεν χρυσόπτερον ἀγγελέουσαν. 

Die Rede des Zeus 158—167 ist von Ionismen ganz frei, kann also ohne 
weiteres der Urilias vindieirt werden. Auch die Scene zwischen Poseidon 
und Iris 168—219 hat nur unwesentliche Erweiterungen erfahren, die 
sich leicht ausschalten lassen. Zunächst aber kann das sehr hübsche 
Gleichniss 170—172 trotz ὅτ᾽ ἄν und πτῆται ruhig stehen bleiben, da 
es sehr leicht ist hier ὅτε x’ ἐχ νεφέων σττάεται zu lesen. Aber ganz 
sicher ionisch ist die Berufung auf die Dreitheilung der Welt 187—199 
wegen 189 δέδασται ἕχαστος. Die Einlage ist schwerlich älter als 


ΐ 

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3 
er 
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Poseidon im ©, 139 


Hesiod. Selbst die KöAog μάχη © 210 vertritt noch eine mehr alter- 
thümliche Auffassung. Poseidon entgegnete in der Urilias kurz und 
barsch 185 f. 
ὦ πόποι, ἦ δ᾽ ἀγαϑός eo ἐὼν ὑπέροτίλον Leiser, 
εἴ μ᾽ ὁμότιμον ἐόντα βίῃ ἀέχοντα χαϑέξει, 
und ebenso kurz, nachdem ihn Iris besänftigt hat: 
206 Ἶρι ϑεά, μάλα τοῦτο ἔπος χατὰ μοῖραν ἔειττες" 
ἐσθλὸν χαὶ τὸ τέτυχται, ὅτ᾽ ἄγγελος αἴσιμα εἴδη. 
Und dann ging es gleich weiter 
218 ὡς εἰττὼν λίπε λαὸν "Ayauınrov ἐννοσίγαιος, 
δῦνε δὲ πόντον ἐών, πόϑεσαν δ᾽ ἥρωες ᾿Αχαιοί. 
Von den dazwischen liegenden Versen haben bereits die Alten 212—217 
athetirt, aber auch 208—211 müssen fallen, nicht bloss wegen önzör’ 
ἂν ἐσόμορον, das man vielleicht mit Bentley in örrrröre Fıoduooov ver- 
bessern könnte, sondern wegen dieses ἐσόμορον selbst, das unverkennbar 
auf die vorhergehende Hesiodische Einlage Bezug nimmt. 

Wir wenden uns zu dem gestürzten Hektor. Dass die Erzählung, wie 
er zum Xanthos getragen wird, in ihrer vorliegenden Gestalt durchaus ionisch 
ist, haben wir S. 134f. gesehen. 0 220—389 knüpft daran unmittelbar an; 
hier wird erzählt, dass Apollon auf Geheiss des Zeus sich zu dem ermatteten 
Hektor begiebt, ihn auf wunderbare Weise stärkt und dann die Aegis schüt- 
telnd ihm und den Troern voranschreitet. Enthielt die Urilias einen ähn- 
lichen Vorgang, so hat ihn ein ionischer Nachdichter durch eine völlige Neu- 
dichtung ersetzt, wie wir ähnliches schon bei der Antilochosepisode des P 
gefunden haben (S. 86 ἢ) und später bei Hektors Tod abermals finden 
werden. Indessen wird man zunächst bezweifeln dürfen, ob auch in der 
Urilias Apollon in dieser Weise einschritt. Wäre er nämlich von O0 306 
bis zum Schlusse des 11 auf dem Schlachtfeld ununterbrochen gegenwärtig, 
so würden die Erfolge des Patroklos unbegreiflich sein. In der Urilias tritt 
er erst auf, als Hektor am skäischen Thor Halt macht, also unmittelbar 
vor Patroklos Tod (S. 102 1). Auch die V. 318 der Aegis zugeschrie- 
bene magische Kraft und ihre Auffassung als ein von Hephaistos ge- 
fertigtes Kunstwerk wird man schwerlich noch der ältesten Schicht der 
Dias zutrauen, seit Reichel die Aegis als eine primitive Form des Schildes 
nachgewiesen hat. Auch in der Parallelscene des H (272) ist es freilich 
Apollon, der dem gestürzten Hektor zu Hülfe kommt. Aber dort richtet 
er ihn einfach wieder auf und sofort ist er wieder kampffähig. Von Ohn- 


Hektor und 
Apollon. 


O 416 —443. 


140 Analyse der Ilias. 


macht und Blutspeien wie im Z ist nicht die Rede. Und nun beachte man 
die von uns oben, wenn auch noch mit Vorbehalt, der Urilias zugeschrie- 
benen Verse 5 440 ff. 
᾿Αργέιοι δ᾽ ὡς οὖν ἔδον Ἔχτορα νόσφι κιόντα, 
μᾶλλον ἐττὶ Τρώεσσι ϑόρον, μνήσαντο δὲ χάρμης. 

Hektor ist vorher von seinen Gefährten mühselig zum Wagen geschleppt 
und auf diesem halb ohnmächtig zum Xanthos gefahren worden. Der 
Ausdruck νόσφι κιόντα ist dafür recht sonderbar gewählt; wo er wider- 
kehrt _4 284, wird er von Agamemnon gebraucht, der mit einer Arm- 
wunde das Schlachtfeld verlässt, zwar auch zu Wagen, aber er ist doch 
selbst aufgestiegen, nicht hinaufgehoben worden. Ich meine nun, dieser 
in dem jetzigen Zusammenhang recht unpassende Ausdruck giebt uns für 
die alte und echte Version einen Fingerzeig. Der ionische Bearbeiter hat 
die Wirkung von Aias Wurf kolossal übertrieben. In der Urilias konnte 
sich der zu Boden gestürzte Hektor, von seinen Freunden gedeckt, selbst 
wieder aufrichten und zu Fuss das Schlachtfeld verlassen, wenn er es auch 
im Moment nicht wagen durfte, den Kampf mit Aias zu erneuern. Dadurch 
erhalten allerdings die Achäer für eine kurze Zeit das Uebergewicht, aber 
sie verlieren es alsbald wieder, als Poseidon auf Zeus Geheiss das Schlacht- 
feld verlassen muss. Später kehrt Hektor, nachdem er sich von Wurf 
und Sturz erholt hat, wieder auf den Kampfplatz zurück. Zeus und Apollon 
brauchte die Urilias darum nicht zu bemühen. 

9. Aias auf dem Schiff. Wichtige mykenische Stücke enthält 
die zweite Hälfte des Ὁ. Von dem sich rüstenden Teukros heisst es 479 
ἀμφ᾽ ὥμοισι σάχος ϑέτο τετραϑέλυμνον, wie denn überhaupt die ganze 
Scene ein Prototyp mykenischer Wappnung ist, 5. oben $. 52. Periphetes 
stürzt über den Rand seines Schildes, dem das Beiwort σοδηνδχής gegeben 
wird 645. 

Die Episode, in der Teukros auftritt, hebt mit 416 an und bis 443 kann 
alles der Urilias zugeschrieben werden. Denn wenn Hektor dem Kaletor den 
Speer in die Brust wirft, so ist mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass 
dieser den Schild auf den Rücken geschoben hatte (S. 60); übrigens konnte 
auch Aias, dr wie wir gleich sehen werden auf dem Schiffe steht, von oben 
herab, zwischen Hals und Schildrand hindurch, werfen. Und wenn 433 
Lykophron ὑχσὲρ οὔατος getroffen wird, so ist gerade diese Verwundung 
ächt mykenisch (S. 70). Verdächtig ist nur die Erwähnung der Lykier 
in V. 424. 425, doch lassen sich diese Formelverse, die wohl aus der ioni- 


Teukros beim Schiffskampf. 141 


schen Einlage Ὁ 485 f. (s. unten) hier, wie auch 4 285 f. eingedrungen 
sind, leicht durch andere, z. B. 

Τρωσὶ φιλοτιτολέμοισιν ἐχέχλετο μαχρὸν ἀύσας᾽" 

Τρῶες ὑπέρϑυμοι τηλεχλεῖτοί τ᾽ ἐπίχουροι 
ersetzen (vgl. II 90. Z 111). 

Dann aber folgt eine ionische Einlage (444—457), durch 444 βέλεα 
(mit Synizese) und 453 χροτέοντες ἄναξ als solche charakterisirt. Dazu 
kommt die Figur des Polydamas, schon an sich verdächtig, besonders 
aber auch weil er hier — μάχης ἐν oreivei τῷδε 426 — seinen Wagen 
bei sich hat. Darauf lesen wir 458 f. Τεῦχρος δ᾽ ἄλλον ὀιστὸν ἐφ᾽ Ἕχ- 
7001 χαλχοχορυστῇ αἴνυτο. Entweder also hat die ionische Einlage ein 
Stück Urilias verdrängt, in dem erzählt wurde, wie Teukros zuerst auf 
einen oder mehrere Troer schoss, oder es stand ursprünglich αὐτέχ᾽ statt 
ἄλλον da. Da Teukros nach einem selbstverständlichen poetischen Ge- 
setz wenigstens einmal mit seinem Bogen Erfolg haben muss, halte ich 
das erstere für wahrscheinlicher ἢ. Bis 483, wo Teukros in Hopliten- 
rüstung zu seinem Bruder zurückkehrt, ist nun alles mykenisch, nur dass, 
wie oben S. 53 gezeigt, V. 481 wahrscheinlich spätere Zuthat ist und auch 
vorher 473 mit Nauck auszuscheiden sein wird. Denn nicht aus Neid 
hat Zeus die Bogensehne des Teukros entzwei springen lassen —- die Vor: 
stellung vom Neid der Götter ist überhaupt der Urilias noch fremd — 
sondern weil er den Hektor schützen wollte (vgl. A61f.). V. 472 ist 
das contrahirte ἔα ionisch, aber leicht zu entfernen, indem man den im- 


perativischen Infinitiv ἐάην für μὲν ἔα einsetzt. 

Diese in sich wohl geschlossene Episode hat nun ein ionischer Nach- 
dichter durch V. 484 ff. weitergeführt, lange Reden des Hektor und Aias 
und Kämpfe, in denen V.529f. der Bronzepanzer erscheint. Ausserdem 
Ionismen : 504 ἤν, 505 γαῖαν ἕχαστος, 539 ἔτι δ᾽ ἔλπετο νίχην, also 
mindestens bis 559 alles ionisch. 

Aber schon vorher klafft der Zusammenhang. Aias und seine Ge- 
fährten stehen auf einem Schiff; denn von Lykophron heisst es 484, 
ἑσταότ᾽ ἀγχ᾽ Αἴαντος, ὃ δ᾽ ὕπτιος ἐν χονίῃσιν νηὸς ἀπὸ 
wgvuvng χαμάδις πέσε. Und um dieses Schiff kämpfen Aias und 
Hektor, wie 416 ausdrücklich gesagt wird. Diese Situation ist in unserer 
Dias in keiner Weise vorbereitet. Der Teukros-Episode geht ein Füllstück 


1) Ueber die Nachahmung dieser Episode im © 266 ff. 5. das Capitel 
Κόλος μάχη. 


O 444-- 488. 


O0 484—559. 


O 405—414. 


Sturm auf die 
Schiffe. 


142 Analyse der Ilias. 


voran, in dem geschildert wird, wie die Troer vergeblich versuchen die 
Phalanx der Achäer zu durchbrechen 405—414. Zu dem das Schiff ver- 
theidigenden Aias passt das wie die Faust aufs Auge. Und dann ver- 
wandelt der Dichter mit beneidenswerther Kühnheit das ganze Schlachtbild 
durch einen einzigen Vers: ἄλλοι δ᾽ ἀμφ᾽ ἄλλῃσι μάχην ἐμάχοντο 
γέεσσιν, und beruhigt damit sein und seiner gutwilligen Hörer Gewissen. 
Was vor 405 vorangeht, ist S. 135 f. schon als ionisch erkannt: Apollon 
und Hektor dringen mächtig vor, Nestor betet, Patroklos macht sich 
endlich zu Achilleus auf. Auch alles das, selbst wenn es alt wäre, 
würde die folgende Zweikampfscene nicht motiviren., 

Was muss in der Urilias der Teukros-Episode vorangegangen sein? 
Zunächst die Rückkehr des Hektor auf das Schlachtfeld; vergebliche Ver- 
theidigungsversuche der Achäer, schrittweises Avaneiren der Troer, worauf 
die Achäer endlich am Strande bei den Schiffen ganz in die Enge gedrängt 
werden (μάχης &v στείνει τῷ δὲ). Da besteigt Aias ein Schiff und kämpft 
von oben herab mit den Anstürmenden, die Fackeln herbeibringen, um 
die Flotte in Brand zu stecken. Nun wenigstens die letzte Hälfte dieser 
Vorgänge, die billiger Weise vor Ὁ 416 hätte erzählt werden müssen, 
wird am Schluss des Ὁ berichtet. Ich hebe gleich die zur Urilias ge- 
hörigen Stellen aus und füge sie an einander 
653 εἰσωποὶ δ᾽ ἐγένοντο νεῶν 1), regt δ᾽ ἔσχεϑον ἄχραι 

γῆες, ὅσαι πρῶται εἰρύατο" τοὶ δ᾽ ἐπέχυντο. 

Aoyeıoı δὲ νεῶν μὲν ἐχώρησαν χαὶ ἀνάγχῃ 

πρωτάων (τῶν πρώτων Hdsch.), αὐτοῦ δὲ παρὰ χλισίῃσεν ἔμειναν 
657 ἀϑρόοι, οὐδ᾽ ἐχέδασϑεν ἀνὰ στρατόν᾽ ἔσχε γὰρ αἰδώς. 

674 οὐδ᾽ ἄρ᾽ ἔτ᾽ (ἀλλ᾽ οὐδ᾽ ἢ Alavrı μεγαλήτορι ἅνδανε ϑυμῷ 
ἑστάμεν ἔνϑα περ ἄλλοι ἀφέστασαν υἷες ᾿Αχαιῶν" 

676 ἀλλ᾽ ὅ γε νηῶν ἴχρι᾽ ἐπῴχετο μαχρὰ βιβάσϑων. 

696 αὖτις δὲ δριμεῖα μάχη παρὰ νηυσὶν ἐτύχϑη. 

φαίης κ᾿ ἀχμῆτας καὶ ἀτειρέας ἀλλήλοισιν 
698 ἄντεσϑ᾽ ἐν πολέμῳ ὡς ἐσσυμένως ἐμάχοντο. 

704 Ἕχτωρ δὲ πρύμνης νεὸς ἥψατο ποντοπόροιο, 

χαλῆς ὠκυάλου, ἣ Πρωτεσίλαον ἔγειχεν 

εἰς Τροίην, οὐδ᾽ αὖτις ἀπήγαγε πατρίδα γαῖαν. 

τοῦ neo δὴ regt νηὸς Ayauol τὲ Τρῶές τὲ 


1) Dass dies heisst „die Troer wurden der Schiffe ansichtig‘, sollte keines 
Beweises bedürfen. 


a De Se I 0 u Knie 


νῦν γυν 


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Der Kampf um das Schiff des Protesilaos. 143 


δήουν ἀλλήλους αὐτοσχεδόν᾽ οὐδ᾽ ἄρα τοί γε 

τόξων ἀιχὰς ἀμφὶς μένον οὐδέ τ᾽ ἀχόγτων, 
710 ἀλλ᾽ οἵ γ᾽ ἐγγύϑεν ἱστάμενοι, ἕνα ϑυμὸν ἔχοντες, 

ὀξέσι δὴ πελέχεσσι χαὶ ἀξίνῃσι μάχοντο 

χαὶ ξίφεσιν μεγάλοισι χαὶ ἔγχεσιν ἀμφιγύοισιν. 

πολλὰ δὲ φάσγανα χαλὰ μελάνδετα κωπήεντα 

ἄλλα μὲν ἐχ χειρῶν χαμάδις πέσον, ἄλλα δ᾽ ἀπ᾿ ὥμων 
715 ἀνδρῶν μαρναμένων᾽ ῥέε δ᾽ αἵματι γαῖα μέλαινα. 

Ἕχτωρ δὲ σπιρύμνηϑεν ἐπεὶ λάβεν, οὔ τι μεϑέει, 

ἄφλαστον μετὰ χερσὶν ἔχων, Τρωσὶν δὲ χέλευεγ᾽" 

“οἴσετε πῦρ, ἅμα δ᾽ αὐτοὶ ἀολλέες ὄρνυτ᾽ ἀυτήν." 

Da haben wir, was wir vermissten. Nach 415ff,, wo Aias bereits auf 
dem Schiff steht, sind diese Verse ebenso widersinnig, wie vorher er- 
wünscht, ja unentbehrlich. Nun brauchen bloss statt 415 ein oder mehrere 
Verse gestanden zu haben, in denen gesagt war, dass Aias auf das von 
Hektor bedrohte Schiff eilte, und die Teukrosscene' kann angeschlossen 
werden. 

Die ausgehobenen Verse enthalten zwar keine hoplistischen Kriterien, 0 653—718. 
aber auch keinen einzigen fest sitzenden Ionismus. Was ich ausgeschieden 
habe, schädigt nieht nur den Fortschritt der Handlung, sondern enthält auch 
sprachlich und inhaltlich Dinge, die in der Urilias nicht gestanden haben 
können. 658 xai δέος, ἀζηχὲς γὰρ δμόχλεον ἀλλήλοισιν habe ich aller- 
dings lediglich seiner bodenlosen Abgeschmacktheit halber ausgeschaltet. 
Dann aber finden wir im Gebet des Nestor 663 χτήσιος, ein Wort, durch 
dessen Gebrauch sich der Dichter als Ionier verräth. Für seine Jugend 
spricht wohl auch die Form χατατεϑγήχασιν 664; das x-Element rückt 
nur hier und in τεϑαρσήχασι (I 420687) in den Plural vor. Die Verse 
668—673 haben schon die Alten athetirt. Die Schilderung des mit der 
Ruderstange über die Schiffe hinschreitenden Aias 677—695 ist zwar 
sprachlich rein, operirt aber, wie zrux« ϑωρηχτάων 689 zeigt, mit der ioni- 
schen Bewaffnung. Dass Aias mit der Ruderstange kämpft, steht so- 
wohl mit dem Vorhergehenden (V. 420) als mit dem Folgenden (V. 730. 745, 
IT 114) im Widerspruch, daher die Stelle schon von vielen Kritikern als 
Dittographie bezeichnet ist, was sich jetzt bestätigt. Die trivialen Verse 
699—703 sind durch das metrisch feste ἦν in 699 gerichtet, 

Auch der Schluss des Buches ist ionische Erweiterung, Dem ge- © 719-746. 
schwätzigen Nachdichter war der kurze Befehl des Hektor nicht genug, 


0 630—652. 


144 Analyse der Ilias. 


er hat eine lange, auch inhaltlich befremdliche Expectoration (719— 726) 


hinzugefügt, verräth sich aber durch ἐσχανάασχον 723. Endlich V. 727— 


746 schildern zum dritten Mal Aias auf dem Schiff, aber hier haben wir 
sowohl ionische Bewaffnung in V. 739 πύχα ϑωρηχτάων als ionischen 
Dialect in οὔτασχε 745, überdiess die wunderliche Form δεδοχημένος 
(erwartend) 730. Die Scene ist aber nicht wie 677—695 eine Ditto- 
graphie zu A16ff,, sondern zu II 102ff. Das ist doch wohl eine sichere 
Spur von der Thätigkeit der Aoeden, die einzelne Abschnitte aus dem 
bereits fertigen Epos herausrissen. Ein Lied μάχη ἐπὶ ταῖς ναυσίν schloss 
effectvoll mit dem Bilde des die Schiffe vertheidigenden Aias. 

Uebrigens wollen wir hier gleich bemerken, dass die Situation, die 
IT 1ff. und 102 vorausgesetzt wird, Aias und Hektor beim Kampfe um 
ein Schiff, schon in der Teukrosepisode vorliegt, und dass also der An- 
nahme, dass in der Urilias ΠῚ 1 unmittelbar oder bald nach O 483 gefolgt 
sei, nicht das Geringste im Wege steht. 

Das zweite mykenische Bruchstück, das wir oben S. 140 constatirt 
haben, ist der Tod des Periphetes 630—652. Aber hier begegnen wir 
gerade bei der Schildbeschreibung einem übelen Ionismus 645£.: 

στρεφϑεὶς γὰρ μετόπισϑεν ἐν ἀσπέδος ἄντυγε πάλτο, 

τὴν αὐτὸς φορέεσχε ποδηνεχέ᾽, ἕρχος ἀκόντων. » 
φορέεσχε stand in ähnlichem Zusammenhang auch N 407, aber dort liess 
sich der betreffende Vers als Einlage des Bearbeiters, der den mykenischen 
Schild seiner Vorlage in einen ionischen verwandeln wollte, leicht aus- 
scheiden !). Hier ist das nicht möglich, weil derselbe Vers das mykenische 
Beiwort zroönvexd« enthält. Es muss also hier das Verbum einem my- 
kenischen Ausdruck substituirt sein, und mir däucht, dass der Vers in jeder 
Beziehung gewinnt, wenn man schreibt: τῇ ὁ αὐτὸς χεχάλυτιτο, ποδη- 
γεχέ ἕρχε᾽ ἀχόντων. Ein zweiter Ionismus steht V. 640 olyveoxe, aber 
dieser darf um so weniger stören, als der ganze Satz 639—644 schon 
wegen der Erwähnung des Herakles nicht in die Urilias gehören kann. 
Der Mykenäer Periphetes, den Hektor erschlägt, ist dort gewiss nicht 
der Sohn des Kopreus 'gewesen. Eher dürfte er mit dem homonymen 
Keulenmanne von Epidauros identisch gewesen sein, den die spätere, sogar 
erst im fünften Jahrhundert?) nachweisbare Sage von Theseus getödtet 


werden lässt. 


1) 5. oben ὃ. 10 und 5. 111. 
2) S. Hermes XXXLI 149. 


PT 7 
τὴς 
᾿ ν 


ΐ 
3 


Periphetes-Episode. 145 


Die Periphetes-Episode geht in unserer Ilias einem Bruchstück der 
Urilias voran, in dem die vordringenden Troer der Schiffe der Achäer 
ansichtig werden 653ff. Das kann auch in der Urilias ihr Platz gewesen 
sein, da in,ihr gesagt wird, dass Hektor unwiderstehlich vordringt und 
die Achäer vor ihm fliehen, wie Kühe vor dem Löwen 630—636, denn 
das ist in der That die Situation, die wir unmittelbar vor 653 erwarten. 

Von Ὁ ist jetzt nur noch die der Periphetes-Episode unmittelbar 0 560629. 
vorausgehende Partie übrig; sie beginnt mit V.560; denn 484—559 
haben wir bereits oben S. 141 als ionische Einlage erkannt. 

Die Achäer bilden um die Schiffe einen ehernen Zaun, den die Troer 
eine Zeit lang vergeblich zu durchbrechen versuchen.. Das stimmt durch- 
aus nicht zu dem Vorhergehenden, weder dem alten Stück der Urilias, 
der Teukros-Episode, noch zu dessen ionischer Fortsetzung, Hingegen 
passt es vorzüglich zu der folgenden Periphetes-Episode, wo dem Hektor 
die Durchbrechung gelingt. Den Uebergang aus der geschlossenen Ver- 
theidigungsstellung in die regellose Flucht veranschaulicht gut das bereits 
erwähnte Bild der Rinderheerde, aus deren Mitte der Löwe eine Kuh raubt, 
worauf dann die übrigen fliehen (630—636). Seinem Kern nach wird 
also der bezeichnete Abschnitt unbedenklich der Urilias zugeschrieben wer- 
den dürfen; &oxei χαλχείῳ 567 kann eben so gut von dem erzbeschlage 
nen Schilde wie vom Panzer verstanden werden, und τεύχε᾽ ἄριστα 616 
sieht sehr mykenisch aus (vgl. 5 376 ff. und oben 8. 120). Aber auch diese 
Partie hat ionische Einlagen erhalten. So am Schluss das Bild von der 
Sturzwelle (624—629), das jetzt nach beiden Seiten hin, sowohl zu dem Bild 
vom Löwen als zu dem von der wogenbestürmten Klippe, eine unerträgliche 
Dublette bildet. Die Vernachlässigung des Digamma in δὲ δεινός 626 be- 
weist den ionischen Ursprung. Ferner sind 596—614 augenscheinlich wie- 
der eine Aödeneinlage, die beim Einzelvortrag dieses Abschnittes den Hörer 
an die Voraussetzungen der Handlung erinnern und über ihren späteren 
Verlauf unterrichten sollte. Dass sie von einem Ionier herrührt, zeigt 
βαϑέης (statt βαϑείης) 606. Durch sie ist ein Vers verdrängt worden, 
in dem der Name des Hektor stand, denn 615 schliesst nicht an 595 
an!), Er mochte etwa 

Ἕχτωρ δ᾽ ἐν πρώτοισι κίεν σϑένεϊξ βλεμεαίνων (vgl. © 337) 
gelautet haben. Nicht so sicher bin ich hinsichtlich der Antilochos- 


1) Uebrigens auch nicht an 614, weshalb schon die Alten 610—414 athe- 
tirten. Aber auch an 609 schliesst 615 nur schlecht an. 


Robert, Studien zur Ilias. 10 


146 Analyse der Ilias. 


Episode 568—591. Sie ist frei von Ionismen und die Verwundung 
στῇῆϑος παρὰ μαζόν ohne Schilddurchstossung würde der Zuweisung an 
die Urilias wenigstens nicht direct widersprechen, da Melanippos den 
mykenischen Rundschild und den mykenischen Lederkoller tragen konnte. 
Immerhin mag ich für das Alter keine Garantie übernehmen und habe 
sie deshalb in meinen Text der Urilias nicht aufgenommen. Jedesfalls 
aber müssen auch dort an dieser Stelle noch ein oder ein paar Einzelkämpfe 
eingeflochten gewesen sein, da 592 nicht unmittelbar an 567 anschliesst. 
Ja, da der Dichter durch γηυσὶν Erreoosvovro 593 die Situation wieder 
aufzunehmen scheint, liegt der Verdacht nahe, dass dazwischen ein an 
einem anderen Orte spielender Vorgang erzählt war. Eine dahin gehende 
Vermuthung werde ich weiter unten vortragen. 


Die Composition Ueberblicken wir nun noch einmal das ganze O, so stellt sich heraus, 


des ©. 


Ordnung der 
Fragmente der 
Urilias. 


dass es in zwei Theile zerfällt: 1—559 und 560— 746, die, wie auch schon 
öfters ausgesprochen worden ist, Dubletten sind. Der zweite Theil ent- 
hält im Wesentlichen die Version der Urilias, der erste die ionische Um- 
arbeitung. Aber an die ionische Version ist der Schluss aus der Urilias 
angehängt, und die der Urilias ist mit einem ionischen Schluss versehen 
worden. Ferner sind in der ionischen Bearbeitung auch sonst einzelne 
Stücke der Urilias verwerthet worden, während umgekehrt die alte Fas- 
sung mehrfach ionische Erweiterungen erfahren hat. 

10. Der Verlauf der Schlacht. Wir haben im Schiffskampf 

vier feste Punkte ermittelt: 

1) Die Achäer ziehen unter Poseidons Führung in den Kampf. & 
363—393 1). 

2) Aias verwundet den Hektor. Dabei stehen die Achäer in der 
Phalanx in unmittelbarer Nähe der Schiffe. N 795—837. & 
402—442. 

3) Poseidon verlässt das Schlachtfeld O 157—219. 

4) Hektor kehrt auf das Schlachtfeld zurück und dringt zum zweiten- 
mal bis zu den Schiffen vor O 560—718. 416—483. 

In den Intervallen dieser Fixpunkte müssen die übrigen der Epinausi- 
mache der Urilias zugewiesenen Stücke des N untergebracht werden. Es 
sind dies 

a) Die Schilderung der Phalanx der Achäer 128’—135 (8. 124). 


1) Hier und im Folgenden berücksichtige ich der Kürze halber beim Citiren 
die ionischen Zusätze nicht. 


Der Verlauf der Epinausimache. 147 


b) Die Deiphobosepisode 156—168. 402—412 (8. 108f. 111£.). 

6) Teukros und Imbrios 170—181 (S. 109). 

d) Antilochos einen unbestimmbaren Verwundeten vertheidigend 417 

—423 (8. 112f.). 
e) Aineias tödtet den Aphareus, Antilochos den Thoon 540-559 
(5. 114f.). 

ἢ Helenos tödtet den Deipyros 576—580 (5. 115). 

g) Die Menelaos-Episode 601—642 (S. 116). 
Ehe wir aber diesen Versuch machen, müssen wir uns über einen anderen 
Punkt klar zu werden suchen. Wie war in der Urilias die Botschaft des 
Patroklos an Achilleus motivirt und war sie es überhaupt? Dass wir 
die Motivirung unserer Ilias nicht brauchen können, wonach Patroklos 
von Achilleus zu Nestor gesandt wird, von diesem die Verwundung der 
Könige erfährt und dann, als er in seinem eigenen Zelte mit der Pflege des 
Eurypylos beschäftigt ist, den Sturm der Troer auf die Mauer wahrnimmt, 
das versteht sich nach dem bisher Ermittelten wohl von selbst. Wäre 
es nun nicht denkbar, dass der Dichter der Urilias vorausgesetzt hätte, 
Patroklos habe von seinem Zelte aus den Kampf bei den Schiffen be- 
obachtet, und unter dieser Voraussetzung χατὰ τὸ σιωττώμεγον ihn 
einfach zu Achilleus hätte treten lassen? Ja, wenn er nur nicht auch 
von der Verwundung der Könige spräche II 23ff., die er doch von irgend 
Jemandem erfahren haben muss. Nun finden wir in einem der alten 
Stücke der Epinausimache ein in der Ilias ganz einzig dastehendes Motiv; 
Meriones, nachdem er seinen Speer auf Deiphobos verschossen hat, geht 
in sein Zelt, um sich einen neuen zu holen (b). Mit der Einführung 
dieses Motivs hat der Dichter der Urilias ohne Zweifel einen bestimmten 
Zweck verfolgt. Der Verfasser der ’Idouevewg ἀριστεία 1) verwendet 
es, um Meriones mit Idomeneus zusammentreffen zu lassen. Das kann 
selbstverständlich nicht das ursprüngliche sein. Wie, wenn er in der Ur- 
ilias mit Patroklos zusammengetroffen wäre, der, natürlich nicht auf Ge- 
heiss des Achilleus sondern aus eigenem Antrieb, sein Zelt verlassen hätte, 
um den Stand der Schlacht zu beobachten, wenn er diesem die Verwundung 
des Agamemnon und Odysseus und die bedrohliche Lage der Schiffe mit- 
getheilt, mit andern Worten in der Urilias dieselbe Rolle gespielt hätte wie 
in der jetzigen Nestor und Eurypylos? Ich meine, dann fügt sich alles 


1) S. oben 8. 110. 
10* 


Meriones. 


148 Analyse der Ilias. 


so vortrefflich zusammen, dass man diese Lösung wenigstens als Hypo- 
these wird gelten lassen müssen. Nur kann dieser Vorgang natürlich 
nicht beim Beginn des Schiffskampfes gespielt haben, wo wir heute den 
Kampf des Meriones mit Deiphobos lesen. Auch nicht nach dem ersten 
Kampf des Aias mit Hektor, wo sich die Schlacht zu Gunsten der Achäer 
wendet. Der gegebene Platz für ihn ist der Zeitpunkt, wo Poseidon das 
Schlachtfeld verlassen hat und Hektor aufs neue in den Kampf eingreift. 
Also zwischen Ὁ 567 und 592, wo jetzt der Zweikampf zwischen Anti- 
lochos und Melanippos steht. Hier lässt sich die Deiphobos-Episode 
N 156—168. 402—412 ohne Schwierigkeit einfügen: 
Ο 567 ἐπὶ δὲ Ζεὺς Τρῶας ἔγειρεν" 
N 156 Δηίφοβος δ᾽ ἐν τοῖσι μέγα φρονέων ἐβεβήκει 
Πριαμίδης, πρὸ ὅϑεν δ᾽ ἔχεν ἀσπίδα τερμιόεσσαν χελ. 
Auf den Kampf des Deiphobos mit Idomeneus (403—412) konnte 
dann der Formelvers ὃς οὗ μὲν μάρναντο δέμας πυρὸς αἰϑομένοιο 
und die Begegnung des Meriones mit Patroklos folgen, worauf der Dichter 
den Hörer mit 0 592 Τρῶες δὲ λείουσιν ἐοικότες ὠμοφάγοισιν γηυ- 
σὶν ἐπεσσεύοντο wieder zur Stelle des heftigsten Kampfes zurückführte, 
s. oben S. 146. Unter dieser Voraussetzung wäre es sehr möglich, dass uns 
in den jetzt an Eurypylos gerichteten Worten des Patroklos (0 402— 
404) der Schluss seiner Unterredung mit Meriones erhalten wäre und 
in dem folgenden Füllstück 405—409 der alte Uebergang zur Schlacht- 
schilderung, so dass wir in 402—409 einen weiteren Rest der Urilias zu 
erkennen haben würden, an den ursprünglich O 592 anschloss. Und 
aus den Versen 
σπεύσομαι eis Ayılma, iv’ ὀτρύνω πολεμίζειν. 
τίς οἶδ᾽ εἴ κέν οἱ σὺν δαίμονι ϑυμὸν ὀρίνω 
παρξδιπών; ἀγαϑὴ δὲ παραἰίφασίς ἔστιν ἑταίρου 
würde man weiter folgern dürfen, dass Patroklos in der Urilias seine 
Bitte an Achilleus aus eigener Initiative, nicht auf den Vorschlag eines 
anderen hin, vorbrachte. Natürlich ist die Hypothese auch mit der An- 
nahme verträglich, dass 568—591 für die Urilias zu halten seien. Man 
hat dann nur das Zusammentreffen des Meriones und Patroklos zwischen 
591 und 592 einzusetzen. 
Der Platz der Kämpfe von Aineias und Aphareus, Antilochos und 
Thoon 541—559 (e) bestimmt sich einigermassen dadurch, dass Poseidon 
noch auf dem Schlachtfeld zugegen ist (V. 554). Die Phalanx, deren 


Der Verlauf der Epinausimache. 149 


Bildung die Verse 128 ff. (a) beschreiben, wird 806 vorausgesetzt; also ge- 
hört dieser Rest zwischen 1 (£ 393) und 2 (N 795). Der Verlauf der 
Schlacht bis N 795 wird demnach der gewesen sein, dass zuerst die 
Achäer unter Poseidons Führung avanciren, dann aber etwas zurück- 
weichen und nahe bei den Schiffen (5 410) eine Vertheidigungsstellung 
einnehmen. Die Kämpfe des Aineias und Antilochos (e) wird man also 


Ὶ 
4 
Γ 
ᾧ 


dem Stadium vor der Phalanxbildung zuweisen, und ebendahin und zwar 
an eine noch frühere Stelle gehört der siegreiche Kampf des Teukros mit 
Imbrios (c), da dieser ausdrücklich als der erste bezeichnet wird: 170 
Τεῦχρος δὲ πρῶτος Τελαμώνιος ἄνδρα χατέχτα. Auch das kleine 
Fragment N 754f.,, wo Hektor mit einem Schneeberg verglichen wird, 
lässt sich passend demselben Abschnitt zuweisen. 

Dagegen dürfte die Menelaos-Episode (g) 601—642 zwischen 2 und 3, 
also nach Hektors Verwundung, aber vor Poseidons Entfernung einzu- 
setzen sein. Die Drohung Asiwer& ϑὴν οὕτω γε νέας ΖΙ]αναῶν Tayv- 
soAlwy 620 setzt voraus, dass die Troer den Schiffen vorher schon sehr 
nahe gekommen waren. Ganz problematisch bleibt die Einordnung von 
- _ Antilochos (d) 417—423 und Helenos (ἢ) 576—580. Ich setze sie ver- 

muthungsweise in denselben Abschnitt wie die Menelaos-Episode, weil die 


ni . 


Situation beide Male eine gewisse Entfernung von den Schiffen voraus- 
zusetzen scheint; wenigstens wird nicht ἐν oreiveı gekämpft. 

Somit ordne ich die Reste der alten Epinausimache folgendermassen 
N 39—44. & 363—369. 376. 377. 374. 375. 378—387. 392. 393. N 170. 
171. 177—181. 540—559. 754. 755. 128’—135. 795—816. 821—837. 
3 402—424. 440. 441. N 601—621. 640—642. 418—423. 576—580. 
Ο 3. 4. 6—8. 157—186. 200—207. 218. 219. 560—567. N 156—162*. 
164°—168. 402. 404. 405. 408—412. Ο 402—409. 592—595. 615 
—622. 630— 638. 645—657. 674 — 676. 696— 698. 704— 718. 416—443. 
458— 472. 474—480. 482. 488. 

Ueber die Zugehörigkeit der Askalaphos-Episode zur Epinausimache 
enthalte ich mich auch jetzt noch des Urtheils. 


Der Kampf um die Mauer. 


Dass die Urilias die Mauer nicht gekannt haben kann, geht aus dem Bewaffnung 


über die alte Gestalt des Schiffskampfes Ermittelten mit Nothwendigkeit in M. 


150 Analyse der Ilias. 


hervor. Und was von der Mauer gilt, das gilt auch vom Graben, der 
durchaus als vor der Mauer liegend gedacht wird!) und mit dieser steht 
und fällt. Denn dieser Graben würde, wenn man sich ihn ohne die 
Mauer vorstellt, nicht etwa die Zelte enganschliessend umgeben, son- 
dern soweit von ihnen abliegen, dass in dem Zwischenraum. förmliche 
Schlachten geliefert werden könnten. Er würde mehr den Charakter eines 
vorgeschobenen Aussenwerks tragen und zu seiner Bewachung unendliche 
Mannschaft beanspruchen. Zur Urilias kann also das M nicht gehört 
haben. In der That finden wir in ihm vielfach die ionische Bewaffnung, 
77 ϑωρηχϑέντες, 141 ἐυχνήμιδας, 151f. τῶν adurssı χαλχὸς ἐπὶ στή- 
ϑεσσι φαεινὸς ἄντην βαλλομένων (vgl. 5. 29), 188 χυγέης διὰ χαλχο- 
παρήου, 184 χαλκείη χόρυς, 317 πύχα ϑωρηχτάων, 352 und 354 
χαλκοχιτώνων, 426 εὐχύκλους. Dazwischen aber steht auch Mykenisches. 
Zwar 81 αὐτίχα δ᾽ ἐξ ὀχέων σὺν τεύχεσιν ἄλτο χαμᾶζε könnte formel- 
haft sein, aber zweifellos mykenisch ist 105 ἀλλήλους ἄραρον τυχτῇσι 
βόεσσιν, 137 f. βόας αὔας ὑνψόσ᾽ ἀνασχόμενοι, 230 χορυϑαίολος, 263 
δινοῖσι βοῶν, 384 τετράφαλον, 889 ἡ ἴδε γυμνωϑέντα βραχίονα 
(beim ionischen Rundschild ist der Speerarm stets, der Schildarm niemals 
entblösst), 396 ἀμφὶ δέ οἱ βράχε τεύχεα ποικίλα χαλκῷ (8. θ u. 8.24), 
401. βεβλήκει τελαμῶνα περὶ στήϑεσσι φαεινὸν ἀσπέδος ἀμφι- 
βοότης, 425 δήουν ἀλλήλων ἀμφὶ στήϑεσσι βοείας (8. 88), 427 
πολλοὶ δ᾽ οὐτάζοντο χατὰ χρόα νηλέι χαλχῷ, ἠμὲν ὅτεῳ στρεφϑέντι 
μετάφρενα γυμνωϑείη μαρναμένων, πολλοὶ δὲ διαμπερὲς ἀσπίδος 
αὐτῆς (8.31. 8.60), 4681. λάμπε δὲ χαλχῷ σμερδαλέῳ τὸν ἕεστο 
περὶ χροί (8. 21, vgl. Ξ' 383), und vielleicht auch 189 χατὰ ζω- 
στῆρα τυχήσας (vgl. 8. 35). Vor allem finden wir aber in diesem Gesang 
den oben $. 7 ff. besprochenen Schild des Sarpedon, ein Gebilde, so wunder- 
bar wie die Chimära seiner Heimath, zuerst ionisch, dann mykenisch, end- 
lich märchenhaft. Aehnlich schillernd ist die Beschreibung der Schilde 425f. 
δήουν ἀλλήλων ἀμφὶ στήϑεσσι βοείας 
ἀσπίδας εὐχύχλους Aaıonıd TE πτερόξγτα, 
aber allerdings ist diese Stelle nicht so striete beweisend, wie die Schilde- 
rung des Sarpedonschildes, da wir mit der doppelten Möglichkeit zu rechnen 
haben, dass der zweite Vers ein späterer Zusatz oder εὐχύχλους an 
Stelle von ἀμφιβρότας getreten ist (s. oben 8. 33). Diese Wider- 


1) M A τάφρος καὶ τεῖχος ὕπερϑεν. 


Kampf um die Mauer. 151 


sprüche lassen sich nun nicht etwa durch die Annahme erklären, dass 
das Lied in einer Zeit gedichtet sei, als mykenische und ionische Bewaff- 
nung neben einander bestanden, wie wir dies für die Sarpedon-Episode 
des IT als möglich zugeben mussten. Denn die widersprechenden Angaben 
finden sich bei derselben Persönlichkeit. Der märchenhafte Schild des 
Sarpedon ist 294 ff. nach seiner Grundform ionisch, 402 aber heisst er &u- 
φιβρότη, und während die Schilderung der Verwundungen 427ff. den 
Panzer ausschliesst, heissen die Lykier 317 σύχα ϑωρηχταί. 

Ebenso schillernd ist der Dialect. Lange Strecken, die sich ohne 
Weiteres in das Aeolische umsetzen lassen. Dann wieder vereinzelte, aber 
meist sehr festsitzende Ionismen, 160 ἀύτευν, 162 re χαὶ ὥ (nal ἑώ 
Nauck)!), 211 iambisches dei, 236 βουλέων, 283 Awreüyra, 288 ἐς, 
317 ὧδ᾽ εἴπῃ, 331 und 355 Πετεῶο, 333 τιν᾽ ἴδοιτο, 337 βώσαντι, 
339 τρυφαλειῶν, 340 πυλέων, 341 πειρῶντο, 347 und 360 ζαχρηεῖς 
(wofür sich allerdings ζαχραέες einsetzen liesse), 367 ὀτρύνετον ἶφι, 369 
ἐπτήν, 381 deu, 382 ἡβῶν, 412 δέ τοι ἔργον, 415 ἐχαρτύναντο, 424 
αὐτέων, 488 ἐσήλατο, 449 δέα, 466 ἔσαλτο, 470 ἐσέχυντο; μενοινάω 
59 erscheint nur noch in ionischen Partieen K 101. N 79. 214. & 221. 
264. Ὁ 82.293. 7 164. Auf jüngere Entstehung deuten ausserdem der 
unerlaubte Hiatus περὶ ἔσης 3) 423 und die drei Dative ἀχταῖς 284, χρυ- 
σείῃς 297, τοῖς 372. 

Wie nun? Haben wir es vielleicht mit einem mykenischen Kern 
zu thun, der von einem ionischen Nachdichter stark überarbeitet ist, so 
dass wir ihn nach der bisher angewandten Methode herausschälen können? 
Der Versuch ist vergeblich, So bunt die Bewaffnung und der Dialect, 
so einheitlich ist der Stil, und die Handlung ist so sehr aus einem Guss, 
dass sich wohl hier und da ein einzelner Vers®), nirgends aber grössere 
Abschnitte eliminiren lassen. Auf Rath des Polydamas lassen die tro- 
ischen Führer ihre Wagen vor dem Graben zurück, nur nicht Asios, der 
zu Wagen auf dem linken Flügel des Schiffslagers angreift, an dem Thor, 
durch das die Achäer geflohen sind. Hier findet er aber bei den Lapi- 
then Polypoites und Leonteus kräftigen Widerstand; denn Zeus behält 
die Ehre die Mauer zu brechen dem Hektor vor. Darauf greifen Sarpedon 


1) Vgl. oben S. 136 A. 2. 

2) Zoon zu aloa Antheil; vgl. Fick Odyssee 20. 

3) So 372, von Wilamowitz Homer. Unters. 245 A. 7 als attische Interpo- 
lation erkannt. 


Dialect, 


Einheit der 
Handlung. 


Archaisirend e 
Tendenz. 


Charakteristik. 


152 Analyse der Ilias. 


und Glaukos bei dem Thurm an, den Menestheus vertheidigt. Diesem 
kommen der Telamonier Aias und Teukros zu Hilfe. Auch dieser An- 
griff wird zwar abgeschlagen, aber es gelingt dem Sarpedon ein Stück der 


Brustwehr abzureissen, bis dann schliesslich Hektor das Thor sprengt. 


Wenige Stücke der Ilias sind in sich so geschlossen wie dieses. 

Das Räthsel löst sich sehr einfach, wenn man die beiden oben aus- 
gehobenen Schildbeschreibungen ins Auge fasst. Der sehr begabte Ver- 
fasser kennt aus eigener Anschauung nur ionische Bewaffnung, aber er 
will im Stil der Urilias schreiben und mykenische Bewaffnung schildern. 
Er archaisirt mit wechselndem Erfolg. Dabei ist gar nicht ausgeschlossen, 
dass er Manches aus uns verlorenen Theilen der Urilias oder anderen 
gleich alten Epen wörtlich übernommen hat; nicht nur einzelne formel- 
hafte Verse wie 81, sondern auch ganze Schilderungen wie 137 ff. und 
427ff,, Kampfpartien, wie der Schuss auf den τελαμών 4011 und der 
Stoss auf den Kuppelschild 404ff. Ja, in dieser ganzen Episode 378— 
412 kann sehr wohl eine ältere Schilderung von einer Mauerbestürmung 
benutzt sein, ohne dass diese gerade in der Urilias gestanden zu haben 
braucht. Denn dass die Mauer um das Griechenlager die eigenste Er- 
findung gerade dieses Dichters ist, verräth er deutlich durch die Art, wie 
er gleich im Proovemium vorgreifend die totale Zerstörung der Befestigung 
berichtet, offenbar um das Fehlen jedes auch noch so trümmerhaften Restes 
an Ort und Stelle zu motiviren. Dabei documentirt er aber eine solche 
Localkenntniss, dass die Frage berechtigt ist, ob dieser archaisirende Sänger 
nicht ein in der ionischen Kunstsprache dichtender Aeoler gewesen sein könne. 

Als Epigone giebt sich der Dichter durch.das zweimal wiederkehrende 
οἷοι νῦν βροτοί εἰσιν 383. 449, das sich sonst nur noch E 304 und 
Y 287, gleichfalls in ionischen Abschnitten, findet!), und durch die Be- 
zeichnung der Helden als ἡμιϑέων γένος ἀνδρῶν 23 zu erkennen. Wie 
Hesiod blickt er mit Staunen zu den Recken der Vorzeit auf. Ethische 
Empfindungen brechen durch 244ff. und 320ff., daher denn auch Kal- 
linos 2) gerade dieses Buch benutzt hat, und in der Verachtung des Vogel- 
zeichens 237 ff., die mit N 821ff. so stark contrastirt, glaubt man bereits 
einen Hauch von ionischer Skepsis zu spüren. Dabei eine kraftvolle 
Sprache, meist gute und originelle Bilder, zum Theil sehr kühne Wen- 


1) Vgl. auch das ἄλλος μὲν μογέων ἀποκινήσασκε τραπέξης in der Nestor- 
Episode A 636. 
2) fr. 1, 12f., vgl. M 322 ff. 


Kampf um die Mauer. 153 


dungen, wie die Bezeichnung fliegender Steinmassen als σῦρ Adıvov 177f. 
Und wie trefflich ist die Handlung gesteigert, von der Berathung am 
Graben bis zu dem grandiosen Schlussbild des durch das Thor eindringen- 
den Hektor. Kurz, eine greifbare dichterische Individualität, der man 
seine Bewunderung nicht versagen kann. 

Hier haben wir also ein in sich abgeschlossenes Gedicht, ein wirk- 
liches Einzellied vor uns. Mehr als der Dichter erzählt, braucht der Hörer 
zum Verständniss nicht zu wissen. Zwar ist das Lied auf dem Hinter- 
grund der Urilias aufgebaut und hat diese zur Voraussetzung, aber inner- 
halb der Dias steht es nach beiden Seiten hin völlig isolirt da. Es folgt 
im N der leise Anmarsch der Troer, der, wie schon oben $. 124 ff. hervor- 
gehoben wurde, mit dem Schluss des ΠΤ in krassem Widerspruch steht, 
und vorausgeht im _/ die Begegnung des Patroklos mit Eurypylos und 
weiter zurück die Scene im Zelt des Nestor. Das letzte Bild, das der 
Leser vom Stand der Schlacht erhalten hat, war der langsam zurückwei- 
chende Aias 4 574. Im M aber wird vorausgesetzt, dass das ganze Heer 
der Achäer sich hinter die Mauer zurückgezogen habe, was vorher nirgend 
erzählt ist, aber dafür sagt es uns das IM selbst 118f., kurz und anschaulich 
nach seiner Art, indem es sogar die Stelle, wo der Rückzug stattgefunden 
hat, genau bezeichnet. Das alles sieht nicht danach aus, als ob das Gedicht 
zu den Erweiterungen der Urilias gehöre und von Anfang an bestimmt 
gewesen sei, in den Zusammenhang dieses alten Epos eingefügt zu werden. 
Es ist ein Gedicht für sich, zum Einzelvortrag bestimmt, wie die Lieder 
des Demodokos in der Odyssee, und wie in unserer Ilias die JoAoveıe, 
die Πρεσβεία, die Ἕχτορος λύτρα, die Asha ἐπὶ Πατρόκλῳ und an- 
deres, was wir noch kennen lernen werden. Erst ein späterer Redactor 
hat es der Ilias einverleibt. 

Für uns aber ist es, abgesehen von seiner poetischen Schönheit, ein 
wichtiger Merkstein. Wir können nach ihm den Zustand beurtheilen, in 
dem sich die Ilias befand, als es gedichtet wurde. Denn der Dichter hatte 
nicht mehr die reine Urilias, sondern bereits eine Ilias vor sich, die 
durch ionische Zuthaten erweitert war. Er kennt den Tod des Asios 
(M 116f. N 384ff.) und den Alkathoos (M 93. N 427 ff.), also die ’Ido- 
uev&wg ἀριστεία (s. oben 8. 110 ff.), er kennt Polydamas und die Lykier, 
den lokrischen Aias und Menestheus; die Rettung des gestürzten Hektor 
in ihrer heutigen Form (Agenor M 93. 5 425), die Antenoriden-Episode 
(M 100. ἐΞ 463—485) und die Figur des Asteropaios M 102. ® 140 ff, 


Das M als 
Einzellied. 


Zustand der 
Dias zur Zeit 
des M. 


154 Analyse der Ilias. 


denn offenbar ist das Führerverzeichniss 88—104 mit Rücksicht auf diese 
Stellen componirt. Dass ihm auch das Versprechen, das Zeus dem Hektor 
gegeben hat, bekannt ist (M 236. 4 200), versteht sich von selbst, da sich 
uns dieses als zur Urilias gehörig erweisen wird. Hingegen sind natürlich 
alle Stellen, in welchen die Mauer oder der Graben erwähnt wird, also 
namentlich H 435—464. Ξ 32. Ο 360—366. Π 369—371. 380—382, 
erst gleichzeitig mit der Einfügung von IM oder gar noch später zugesetzt. 
Jünger oder älter als M wird also für die Beurtheilung der ionischen Par- 
tien unsrer Ilias ein wichtiger Anhaltspunkt sein. Und zum Glück be- 
sitzen wir auch noch für die relative Datirung dieses Buches einen ausser- 
halb der Ilias liegenden Anhaltspunkt, auf den Fick Hesiods Gedichte 15 
aufmerksam gemacht hat. Die Theogonie benutzt im Flussverzeichniss 340 
—345 die Verse 20—23. Das M und alle in ihm verwertheten Theile 
der Ilias fallen also vor Hesiod, 


Agamemnons Verwundung. 155 


Agamemnon., 


Seine Verwundung. 


An den bisher betrachteten Kämpfen der Urilias nimmt Agamemnon A 218—283. 


nicht theil. Selbst wenn also 5 380 und II 26 dem ionischen Bearbeiter 
gehören sollten 1), müssten wir aus seinem Fehlen auf dem Schachtfeld 
den Schluss ziehen, dass er zu den Z 379 und II 24 erwähnten οὐτά- 
μενοι βασιλῆες gehört. Seine Verwundung wird in unserer Ilias _4 218 
— 283 erzählt. Es ist die bereits auf dem Kypseloskasten (Paus. V 19, 4.) 
dargestellte Episode; Agamemnon tödtet zuerst den Antenoriden Iphida- 
mas und darauf dessen Bruder Koon, wird aber von diesem vorher in 
den Arm gestochen und verlässt, als ihn die kaltgewordene Wunde zu 
schmerzen beginnt, das Schlachtfeld. In der Schilderung des Kampfes 
218—263 steht der Ionismus 277’ ’Ipıdauavrı 261, ferner, freilich nicht 
fest, 231 Argsidew; der 234 erwähnte ϑώρηξ scheint allerdings das 
mykenische Koller zu sein (S. 43), aber da dieses auch noch einmal in 
einer ionischen Partie (./ 133) vorkommt, ist es für die Zugehörigkeit zur 
Urilias kein Kriterium. Auch die Schilderung, wie Agamemnon das 
Schlachtfeld verlässt 264—283, enthält Ionismen: 269 ὅτ᾽ ἄν, 282 ἄφρε- 
ον und στήϑεα, beide Worte zweisilbig gebraucht, ferner die barbarische 
Verbindung 272 ὀξεῖ" ὀδύναι3).. Aber diese Stellen, nämlich 269—272 
und 282, lassen sich leicht und sehr zum Vortheil der Dichtung ausschei- 
den, so dass der Rest unbedenklich für die Urilias in Anspruch genom- 
men werden kann. 

Wenn also einerseits feststeht, dass Agamemnons Verwundung auch 
in der Urilias vorkam, andererseits diese Verwundung, wie wir sie in un- 
serer Ilias lesen, einem ionischen Nachdichter gehört, so ist die Frage 
nur, ob sich die Erzählung der Urilias mit der jetzigen Fassung wenig- 


1) S. oben Κ. 94 u. $. 122. 

2) Auch dass 271 ὠδῖνες im Sinne von Geburtswehen, einer sonst bei 
Homer nicht vorkommenden Bedeutung, steht, charakterisirt, wie Fick Ilias 482 
bemerkt, die Stelle als spät. 


Koon und 
Hektor, 


156 Analyse der Ilias. 


stens inhaltlich deckte oder ob dort nicht Koon den Agamemnon ver- 
wundete, sondern ein anderer. Um dies zu entscheiden, müssen wir den 
Zusammenhang prüfen, in dem der Vorgang in unserer Ilias erscheint. Aga- 
memnon verrichtet von V. 91—162 grosse Heldenthaten, die dem ganzen 
Buch den Titel "4yau&uvovog ἀριστεία eingetragen haben; wie weit diese 
freilich der Urilias angehören, muss vorläufig noch dahingestellt bleiben. 
Den Hektor aber entführt Zeus aus Staub und Blut, Männermord und 
Schlachtlärm 163. 164, wie und wohin, wird nicht gesagt. Agamemnon 
verfolgt die Troer am Feigenbaum vorüber bis zur Stadt. Erst am skä- 
ischen Thor bei der Eiche machen die Flüchtigen Halt. Als sich der 
nachstürmende Agamemnon der Stadt nähert, da begiebt sich Zeus vom 
Himmel herab auf den Ida und schickt die Iris zu Hektor. Man er- 
wartet nun eine eindringliche Mahnung, dem Agamemnon entgegenzutreten 
und dadurch eine Wendung der Schlacht herbeizuführen. Weit gefehlt, 
Hektor soll, so lange Agamemnon noch unverletzt ist, sich selbst des 
Kampfes enthalten und nur die anderen anfeuern, — der Tapferkeit besseres 
Theil ist die Vorsicht. — Wenn aber Agamemnon verwundet das Schlacht- 
feld verlassen wird, dann will Zeus auch dem Hektor erlauben mitzu- 
kämpfen, dann wird er siegreich zu den Schiffen vordringen, bis die Sonne 
sinkt und das Dunkel heraufkommt. Und so geschiehts. Iris findet den 
Hektor an einer nicht näher bezeichneten Stelle, was um so mehr auf- 
fallen muss, als vorher die Localangaben so präcis sind wie kaum je 
in der Dias, und dem göttlichen Befehl gehorchend treibt er die Troer an 
wieder Kehrt zu machen, er selbst aber hält sich vorsichtig zurück, bis 
Koon mit Aufopferung des eigenen Lebens den Agamemnon kampfun- 
fähig gemacht hat. Dann aber ruft dieser homerische Falstaff 288 ff. 

οἴχετ᾽ ἀνὴρ ὥριστος, ἐμοὶ δὲ μέγ᾽ εὖχος Edwnev 

Ζεὺς Κρονίδης. ἀλλ᾽ ἐϑὺς ἐλαύνετε μώνυχας ἵππους 

ἐφϑίμων Φαναῶν, ἵν᾽ ὑπέρτερον εὖχος ἄρησϑε. 
ἐμοὶ δὲ μέγ᾽ εὖχος ἔδωχεν: das heisst doch nicht, „Zeus hat mir 
ein Gebet oder einen Wunsch erfüllt“, abgesehen davon dass Hektor vor- 
her gar nicht gewünscht oder gebetet hat, auch nicht „Zeus hat mir ein Ver- 
sprechen gegeben“, wie es ein Interpret mit Bezug auf die Botschaft der 
Iris verstehen will, sondern „Zeus hat mir etwas verliehen, dessen ich 
mich rühmen kann, Zeus hat mir Ruhm verliehen“, χαύχημα, wie die 
antiken Lexikographen richtig erklären. Diese Bedeutung hat εὖχος an 
allen übrigen Stellen der Ilias: B 15 (nach Aristoteles). E 285. 654. H 81. 


Agamemnons Verwundung. 157 


154. 203. 4 445. M 328. N 327. O 462. Π 625. 725. ® 297. 473. In 
dieser Bedeutung steht es auch gleich nachher iv’ ὑπέρτερον εὖχος 
ἄρησϑε „los auf die Feinde, damit ihr noch höheren Ruhm gewinnt.“ So 
pflegen die homerischen Helden zu sprechen, wenn sie einen Kampf 
siegreich bestanden haben. In unserer Ilias hat ja aber Hektor gar 
nichts gethan, sondern Koon Alles. Ich denke, die Schlussfolgerung ist 
unabweislich: in der Urilias hat Hektor selbst den Agamemnon verwun- 
det. Nicht zu vorsichtiger Zurückhaltung, sondern zum sofortigen Kampf 
hat ihn Zeus auffordern lassen, und wer die Schilderung (210— 217) liest, 
wie Hektor die Schlachtreihe der Troer wiederherstellt!), muss die Em- 
pfindung haben, dass Hektor sich jetzt sofort an ihre Spitze stellen wird. 

Von der Rede des Zeus gehören also 187—192 dem Bearbeiter an; 
aber die beiden Schlussverse 193. 194 sind alt, denn sie enthalten eine 
Angabe, die zu unserer heutigen Ilias nicht stimmt: 

χτειγέμεν, eig ὅ χε νῆας ἐυσσέλμους ἀφίκηται 
δύῃ τ᾽ ἠέλιος χαὶ ἐπὶ χνέφας ἱερὸν ἔλϑῃ. 

Jeder unbefangene Leser muss das so verstehen, dass: Hektor erst beim 
Eintritt der Dunkelheit bis zu den Schiffen vordringen, dass aber bis da- 
hin sein Kämpfen ein ununterbrochener Siegeslauf sein wird. In unserer 
Dias ist das keineswegs der Fall. An dem langen Tage, der mit dem 
Beginn von _4 anhebt, dringt Hektor nicht weniger als dreimal bis zu 
den Schiffen vor, in MN, im ὁ, in PS, und das Glück ist ihm keines- 
wegs ununterbrochen günstig. Zweimal wird er zurückgetrieben, das erste 
Mal durch den Steinwurf des Aias, das zweite Mal durch Patroklos. Und 
schliesslich ist es nicht die Nacht, sondern die Erscheinung des Achilleus, 
die ihm Einhalt gebietet, und die Sonne senkt sich nur widerwillig auf 
Befehl der Hera ins Meer 3 239f. Zeus also hält sein Versprechen nur 
sehr bedingt, und man wolle beachten, dass alles dies, abgesehen von dem 
Auftreten des Achilleus, in der Urilias ebenso war. Wenn wir uns aber 
erinnern, dass in dieser zwischen 7 und N eine Nacht fiel, so ist alles 
in schönster Ordnung. Bis _4 574, woran sich, wie oben $. 134 gezeigt, 
der Schluss von © anschloss, dringt Hektor ununterbrochen siegreich vor 
bis in solche Nähe der Schiffe, dass Aias für diese fürchtet (4 557), und 
‘erst der Einbruch der Nacht (© 485) gebietet ihm Halt. So erfüllt sich 
das Versprechen des Zeus in ‚jedem Wort, und wir gewinnen hierdurch 


1) 214 ist mit Cobet ἐξελέχϑησαν zu schreiben. 


Das Ver- 
sprechen des 
Zeus. 


4A 155—309. 


158 Analyse der Ilias. 


eine Bestätigung für das früher Ermittelte, wie wir sie uns nicht besser 
wünschen können. Das Versprechen wird mit (xzal) οἱ χράτος &yyva- 
λέξω eingeleitet gewesen sein, so dass auch der Schluss von V. 192 zur 
Urilias gehört. 

Was den ionischen Ueberarbeiter bewog, den Koon an Stelle des 
Hektor zu setzen, wird unten in dem Capitel Antenoriden zur Sprache 
kommen. Hier muss nur noch darauf hingewiesen werden, dass der Be- 
fehl des Zeus in seiner jetzigen Form nur in der Absicht gegeben wird, 
um zu motiviren, warum nicht Hektor selbst, wie es seine verdammte 
Pflicht und Schuldigkeit wäre, mit Agamemnon kämpft. Darin tritt also 
deutlich das Bestreben zu Tage, sich mit einer älteren poetischen Fassung 
abzufinden, und vielleicht ist es nicht zufällig, dass der Dichter sich für 
seine Abweichung auf die Musen beruft 218f. Auch dass Hektor 163. 
164 von den anderen Troern entfernt wird, hängt wohl damit zusammen, 
aber der Ueberarbeiter war hier recht ungeschickt. Er sagt uns nicht, 
wo Hektor sich während des Gesprächs zwischen Zeus und Iris befindet, und 
vergisst uns nach V. 210 zu erzählen, dass sich Hektor zu seinen Leuten 
zurückbegiebt. Vielmehr erscheint er dort plötzlich wieder unter ihnen, als 
ob er sie nie verlassen hätte. Die von Vielen ausgesprochene Athetese von 
163. 164 ist also, sofern sie sich auf die Urilias bezieht, wohlberechtigt. 

Sehen wir nun weiter zu, was wohl in diesem Abschnitt aus der Ur- 
ilias stehen geblieben sein kann. Zunächst die Schilderung von der 
Flucht der Troer 155—162, dann die des verfolgenden Agamemnon 165; 
aber die nächsten, die Richtung der Flucht angebenden Verse 166—169 
charakterisiren sich durch die Verletzung des Digamma in sag "IAov 
166 als ionische Erweiterung, wobei der Nachdichter mit 168. 169 ö δὲ 
χεχληγὼς Ener’ αἰεὶ "Argelöng den Vers der Urilias, bei dem die Inter- 
polation eingesetzt hat ᾿“τρείδης δ᾽ ἕπετο σφεδανὸν Aavaoioı κελεύων 
165, in etwas anderer Fassung wieder aufnimmt. Ebenso folgt auf die 
sicher alten Verse 170—177 eine Erweiterung 178—180, die durch σπρη- 
γεῖς 179 und das allerdings metrisch nicht feste Argeidew 180 ihren 
ionischen Ursprung verräth und inhaltlich eine weitere Ausmalung von 
V. 154 ist!), übrigens eine recht schwächliche. Vom Gespräch des Zeus 
mit der Iris und deren Botschaft an Hektor dürfen nach dem oben Ge- 
sagten 181—186. 192?—201. 207’—210 für die Urilias in Anspruch ge- 


1) Man beachte 154 aidv ἀποκτεένων Ener’, 118 αἰὲν ἀποκτεένων τὸν 


ὀπέστατον. 


Agamemnons Verwundung. 159 


nommen werden, von dem Folgenden, wie ebenfalls bereits gezeigt, 211 
— 217. 264—268. 273—281. 283. Jedoch muss für V. 215 

Aoyeioı δ᾽ ἑτέρωϑεν ἐκαρτύναντο φάλαγγας, 
der wegen ἐχαρτύγναντο nicht in der Urilias gestanden haben kann, deı 
Parallelvers aus E 498 

Aoyeioı δ᾽ ὑπέμειναν ἀολλέες οὐδὲ φόβηϑεν 
eingesetzt werden. Daran schliesst sich die Schilderung von Hektors 
Heldenthaten 284—309, die gleichfalls im wesentlichen alt sein dürfte. 
Nur müssen, falls wir richtig supponirt haben, dass die Urilias die Lykier 
noch nicht kennt, die formelhaften Verse, in denen sie erscheinen 285. 
286, für andere substituirt sein; die Stelle mag ursprünglich 

Towoi φιλοτυτολέμοισιν ἐχέχλετο μαχρὸν ἀύσας" 

Τρῶες ὑπέρϑυμοι τηλεχλεῖτοί τ᾽ ἐπίχουροι 
gelautet haben (vgl. S. 141). Auch die Liste der von ihm erschlagenen 
Helden 299—303 sehe ich keinen Grund der Urilias abzusprechen, wenn 
auch solche Kataloge meist mit Recht für jung gelten; aber an dieser Stelle 
ist eine summarische Schilderung von Hektors Thaten kaum zu entbehren. 

Nun aber folgt ein retardirendes Stück, das Eingreifen und die Ver- 
wundung des Diomedes (310—400). Dass hier Hektor, wenn auch nur 
für kurze Zeit, zurückgetrieben wird, steht mit dem Versprechen des Zeus 
nicht im Einklang. Es ist nicht ungeschickt dazu verwerthet, um zu er- 
klären, wie es kommt, dass Hektor später in der Aias-Episode 497 auf 
einer anderen Stelle des Schlachtfeldes, nämlich auf dem linken Flügel 
erscheint; aber einer Motivirung bedarf das eigentlich nicht, da man sich 
ganz gut vorstellen kann, dass er während der Massenabschlachtung 304 
—309 von der Mitte auf den Flügel gerathen ist. Der ionische Ursprung 
dieses Abschnittes steht ganz fest. V.373 wird der Panzer und zwar 
neben dem Schild, 351 der eherne Helm erwähnt.!) Von Ionismen no- 
tiren wir 330 ἔασχεν, 348 στέωμεν, ferner Vernachlässigung des Di- 
gamma in ἔσσεται ἦδος 318 und unerlaubten Hiat in ἀμφὲ δὲ ὄσσε 
356. Also zweifellos eine jüngere Einlage. 

Ob in der Urilias die Odysseusscene 401 ff. (s. oben 8. 106 1.) sich un- 
mittelbar an 309 anschloss oder ob durch die Diomedesscene ein altes Stück 
verdrängt ist, in dem die Flucht der Achäer noch weiter ausgemalt war, 
lasse ich dahingestellt. 


1) Dass V. 352, wodurch sich dieser Helm plötzlich in einen mykenischen 
verwandelt, späterer Zusatz ist, habe ich $. 49 gezeigt. 


A 310-400. 


A 91—154. 


A 84—91. 


160 Analyse der Ilias. 


Ayauuvovog ἀριστεία. 


Wir wenden uns nun zu den schon oben 8. 156 kurz berührten Helden- 
thaten des Agamemnon, die V. 91—154 erzählt werden. Sie sind von 
101 ab sämmtlich ionisch. Die Verwundungen 108 ösrtg μαζοῖο χατὰ 
στῆϑος und 144 πρὸς στῆϑος sind zwar hierfür nicht beweisend 
da es sich um Wagenlenker handelt (s. S. 60), wohl aber Sprache und 
Verstechnik: 125 εἴασχε, 141 ἂψ ἐς ᾿Αχαιούς, 151 irereeig (die Variante. 
ἱχυττῆες passt, so wie sie überliefert ist, nicht in den Vers), der üble 
Hiatus παρὰ οὖς 109, der zu vielen Heilversuchen Anlass gegeben hat.!) 
Endlich sind die irrrreig schon an sich verdächtig (S. 106). Also zweifel- 
los spätere Erweiterung. 

Ganz anders steht es um 91—100, den Kampf mit Bienor und Oi- 
leus. Hier deutet die στεφάνη χαλκοβάρεια 96 mit Bestimmtheit auf 
den mykenischen Helm, 5. ὃ. 49; auch dass die Troer nur mit dem Chiton 
bekleidet sind, passt zur mykenischen Bewaffnung 5. S. 36. Um die Ver- 
bindung mit dem nächsten Stück der Urilias 155ff. herzustellen, genügt 
es die V. 148. 149 mit leichter Aenderung einzusetzen, indem man statt 

τοὺς μὲν ἔασ᾽, ὃ δ᾽ ὅϑι πλεῖσται κλονέοντο φάλαγγξο, 
τῇ δ’ ἐνόρουσ᾽, ἅμα δ᾽ ἄλλοι ἐυχνήμιδες "Ayavol 
mit Benutzung des Anfangs von V. 101 und nach Analogie von Ὁ 448 
schreibt 
αὐτὰρ ὅ γ᾽ N da πολὺ πλεῖσται χλονέοντο φάλαγγες, 
τῇ δ᾽ ἐνόρουσ᾽, ἅμα δ᾽ ἄλλοι ἀρήιοι υἷες ᾿Αχαιῶν. 
Doch können natürlich auch in der Urilias noch weitere Kämpfe des 
Ägamemnon gefolgt sein. 

Mit dem Kampfe gegen Bienor und Oileus ist nun aber das Vorher- 
gehende, das die vielbesprochene Zeitangabe enthält (84— 91), fast unlöslich 
verknüpft. Ich lasse es vorläufig dahingestellt, ob mit dem deirzvov oder 
richtiger ödoscog?), das der müde Holzhauer in der Waldschlucht ein- 
nimmt, seine Mittags- oder seine Abendmahlzeit gemeint sei. Es genügt 
zunächst festzustellen, dass die Hälfte des Tages jedesfalls vorüber ist. 
Darin liegt aber ein unerträglicher Widerspruch mit unserer Ilias, auf den 
bereits Lachmann hingewiesen hat; denn in dieser wird es bekanntlich 
Π 777 noch einmal Mittag und P 384 wird den ganzen Tag um Patroklos 


1) Vgl. oben 8. 70. 
2) S. Hermes XIX 1884 S. 469 ff. 


A 
ER 
En. 


Ayausuvovos ἀριστεέα. 161 


Leiche gekämpft. Zur Urilias hingegen, in der zwischen 4 und N eine 
Nacht fällt, stimmt alles vortrefflich, und damit ist wohl auch von dieser 
Seite her die Zugehörigkeit der fraglichen Verse zur Urilias bewiesen; denn 
schwerlich würde ein ionischer Ueberarbeiter durch Hinzudichten dieser 
Stelle eine Confusion gemacht haben. 

Nun macht aber gleich in dem ersten Vers 84 ὄφρα μὲν ἠὼς ἦν 
χαὶ ἀέξετο ἱερὸν ἦμαρ das ἦν dialectisch Schwierigkeit. Man müsste 
also entweder mit Nauck ὄφρα μὲν ἠὼς ἦεν ἀέξετό 3’ ἱερὸν ἦμαρ 
oder mit Fick !) ὄφρ᾽ ἠὼς μὲν ἔεν schreiben. Aber es giebt noch eine 
andere Möglichkeit, auf die ich, wenn auch unter jedem Vorbehalt, doch 
hinweisen möchte. Wie wenn mit dem ödoscog des Holzhauers ursprüng- 
lich seine Abendmahlzeit gemeint und der Vers 84 erst von dem Be- 
arbeiter für ὄφρα μὲν ἠέλιος μέσον οὐρανὸν ἀμφιβεβήχει (II 777) ein- 
gesetzt wäre? Die Absicht, die er mit solcher Substitution verfolgt hätte, 
würde ja klar sein. Es wäre ein schüchterner, wenn auch nicht eben 
glücklicher Versuch, den Widerspruch mit ΠῚ 777 zu verschleiern. Der 
Redactor hätte dann in der That mit dem ἀέξετό 9° ἱερὸν ἦμαρ einen 
früheren Zeitpunkt bezeichnen wollen, als der durch das ἠέλιος μέσον οὐ- 
oavöv ἀμφιβεβήχει des Il markirte, ohne sich freilich Rechenschaft 
darüber zu geben, dass auch dann für die Fülle der zwischen / 84 und 
11777 fallenden Ereignisse die durch sein Kunststück gewonnene Zeit 
nicht im Entferntesten ausreicht, und diejenigen modernen Kritiker, die 
einen Widerspruch zwischen _7 84 und II 777 nicht anerkennen wollen, 
würden wenigstens im Sinne dieses Redactors Recht behalten. Dann wäre 
also in der Urilias V. 86 der Abend nahe gewesen, und dass für die 
Ereignisse, die dort auf _4 84 bis zum Ende dieses Tages folgten, die Zeit 
zwischen dem späten Nachmittag und dem Einbruch der Dunkelheit aus- 
reichen würde, lässt sich nicht bestreiten. Indessen ist dies wie gesagt nur 
eine Hypothese, mit der ich im Folgenden nicht weiter rechnen will. 

Denn einerlei, ob es V. 86 Mittag oder Abend ist, die Inconeinnität 
zwischen dem, was an diesem Tag vorher geschehen ist, und was, von 
unserer heutigen Ilias ganz zu schweigen, auch nur in der Urilias nachher 
geschieht, bleibt auf jeden Fall bestehen, und sie ist in hohem Grade be- 
fremdlich. Nach V.84 treibt Agamemnon die Troer zur Stadt zurück, 
und hier verwundet ihn Hektor, verwundet Saokos den Odysseus und 
wird von ihm erschlagen, zieht sich Aias nach heissem Kampf langsam 


1) S. Bezzenbergers Beiträge XXI 13. 
Robert, Studien zur Ilias. 11 


Mittag oder 
Abend? 


4A 1-83. 


Die Nacht vor 
4. 


162 Analyse der Ilias. 


zurück. Vor V.84 ist so gut wie nichts geschehen. Nachdem es am 
Anfang des Buches Tag geworden ist, legt Agamemnon seine Rüstung 
an, Troer und Achäer stellen sich auf und kämpfen handwerksmässig 
wie Schnitter, und so vergeht der ganze schöne Vormittag. Kein einziger 
Einzelkampf wird geschildert, kein einziger Held überhaupt genannt. Das 
kann unmöglich in der Urilias so gewesen sein. Der Redactor muss hier 
eine ganze Fülle von Ereignissen eliminirt haben, und in der That ist 
der ganze Eingang des Buches bis V. 83 ionisch. In der Schilderung, 
wie Eris bei Tagesanbruch die Achäer zum Kampf aufruft (1—14), steht 
6 ἔσχε, 9 χάρτεϊ, 11 ἔμβαλ᾽ ἑχάστῳ. Agamemnons Wappnung (15—46) 
ist schon 8. 55 als Musterstück ionischer Rüstung behandelt worden. Es 
genügt hier an den Panzer und die Beinschienen zu erinnern. Dazu 
kommen folgende Erscheinungen in Sprache und Verstechnik: Vernach- 
lässignng des Digamma 27 ἑχάτερϑ᾽ ἔρισσι und 29 ἐν δέ οἱ ἧλοι, ioni- 
sche Contraction 46 τεμῶσαι, unerlaubter Hiatus 24 δέχα οἶμοι. Und 
wenn es im Eingang 15 heisst Lroeiöng δ᾽ ἐβόησε ἰδὲ ζώννυσθαι 
ἄνωγεν, so kann das selbstverständlich mit demselben Recht auf das 
Gürten des Chitons bezogen werden, wie auf das Anlegen der Mitre (8. 37). 
Die Aufstellung der Achäer (47—55) ist, da der Graben erwähnt wird 48. 
51, jünger als M; auch steht 49 ϑωρηχϑέντες, 52 irerejeg im Sinne 
von Wagenkämpfern, s. oben S. 106. Bei der Aufstellung der Troer (56 
—66) erscheint Hektor im Panzer: 65f. πᾶς δ᾽ ἄρα χαλχῷ Adup ὥς 
te στεροπὴ πατρὸς Ζιὸς αἰγιόχοιο (vgl. N 191 ἔ, und dazu oben $. 29), 
und so wird auch die dosig rravroo’ ἐίση 61 hier ursprünglich sein; 
überdiess steht 64 φάγεσχεν. Endlich die Schlachtschilderung (67—83) 
enthält 69 das ionische χρυϑέων. Auch mag bemerkt werden, dass die 
Verse 76. 77 mit N 525 im Widerspruch stehen. 

Durch diese ionische Einlage ist also offenbar eine grosse Partie der 
Urilias verdrängt worden, in der erzählt war, was am Vormittag des Tages 
geschah. Wir müssen nun sehen, ob sich Reste dieser Partie in den früheren 
Büchern aufweisen lassen. Dem _4 geht bekanntlich unmittelbar die 40- 
λώνεια vorher, deren ionischen Ursprung noch ausdrücklich zu beweisen 
man mir wohl erlassen wird. Dann stossen wir auf die gleichfalls io- 
nische, in derselben Nacht spielende Iloeoßei«, deren spätere Entstehung 
allgemein zugegeben wird.!) Dieser geht am Anfang des / die Volks- 


1) Ich begnüge mich hier die festen Ionismen aufzuzählen: 103 δοκεῖ εἶναι, 
124. 266 πηγοὺς ἀϑλοφόρους, 126. 268 ἀκτήμων, 142 μι» ἶσον, 111 ὡρμῶντ᾽, 180 


Ayausuvovos dgıoreta. 163 


- / 
_ versammlung der Achäer voran, über deren ionischen Ursprung bereits 


oben 8. 130 u. 134 gehandelt ist, und mit dieser Partie hängt nun wieder 
eng der Schluss des © zusammen, das Bivouak der Troer, das sich uns oben 
8. 132ff. zwar als ein seinem Kerne nach aus der Urilias stammendes, aber 
ursprünglich an eine ganz andere Stelle gehöriges Stück erwiesen hat. 
Also ergiebt sich, dass die Schilderung der vor _/ vorausgehenden Nacht, 
die mit © 485 beginnt und bis zum Schluss von K reicht, aus ganz he- 


ἢ terogenen Elementen zusammengesetzt ist. Erst der Redactor hat an die- 


ser Stelle eine Nacht eingesetzt, wie er sie zwischen _/ und N getilgt 
hat. Mithin werden die vor © 485 vorausliegenden Kämpfe, soweit sie 
für die Urilias in Anspruch genommen werden dürfen, mit Wahrschein- 


lichkeit dem Vormittag desselben Tages zuzuweisen sein, auf dessen Nach- 


mittag oder Abend die mit .7 84 beginnenden Kämpfe fallen. Suchen wir 
also, wo wir hier zuerst wieder auf die Urilias stossen. 


δενδίλλων ἐς ἕκαστον, 224 δ᾽ οἴνοιο, 225 ἐπιδευεῖς, 254 κάρτος, 260 ἔα, 304 ἐπεὶ ἂν 
μπάλα, 315 οἴω, 880 πασέων, 331 δόσκον, 333 δασάσκετο und ἔχεσκεν, 335 ἐμεῦ, 
337 δεῖ, 848 δουρικτήτην, 353 ἐϑέλεσκε, 381 ἐς, 383 δ᾽ ἂν ἑκάστας, 884 ἐξοιχνεῦσει, 
393 ἤν, 400 κτήκασε, 402 ἐκτῆσϑαε, 408 λεϊστή, 428 ἀμεένω, 441 ἀγορέων, 450 φελέε- 
σκεν und ἀτεμάξζεσχε, 451 λισσέσκετο, 488 ἀφνεεόν mit festem zu, 486 ἐϑέλεσκον, 540 
ἔρδεσκε, 544 πολλέων, 558 Ἴδεω 9’ ὃς κάρτιστος, 562 καλέεσκον, 566 ἀρέων, 602 
δώροις, 605 τιμῆς aus τεμκήεις, 632 νηλής, 688 τάδ᾽ εἰπέμκεναι. Anderes, was der Vers- 
technik und dem Sprachgebrauch angehört, kann übergangen werden. 


Le 


9 1—65. 


Θ 66—437. 


164 Analyse der Ilias. 


Eingelegte Einzellieder. 


Κόλος μάχη. 


Der von dem Redactor eingesetzten Nacht geht in unserer Ilias ein 
in sich wohl abgerundeter Abschnitt voraus, der die Kämpfe eines einzigen 
Tages schildert © 1—484. Sehr bezeichnend hat man ihn die Κόλος 
μάχη genannt. 

Der Gesang beginnt mit einer Götterversammlung auf dem Olymp, 
in der Zeus den Göttern die Theilnahme am Kampfe verbietet, dabei die 
exorbitantesten Drohungen ausspricht und mit seiner Stärke renommirt 
(1—52). Ausser durch die Ionismen 6 ὀφρ᾽ εἴπω, 17 χάρτιστος, durch 
die μευ 5 und ἄν 10 geschützt werden, documentirt sich der Verfasser 
durch den Gebrauch von τελευτάω 9 (S. 92 A. 1) und durch die Un- 
form reoio 37 als Epigone. Die Bildung ϑέαινα 5. 20 kommt bei 
Homer ausser in den mit © 5. 6 identischen Versen 7' 100. 101 nur 
noch im Lied des Demodokos 9 341 vor. Es folgt die Rüstung der bei- 
den Heere (53—59), 54 ϑωρήσσοντο, 59 ἱπιπῆες. Singulär ist, dass 
die Troer als die numerisch geringeren !) und als in schwerer Bedrängniss 
befindlich bezeichnet werden. Der Morgen des Schlachttages wird wie im 
_A ausserordentlich kurz durch 60—65 abgemacht, Verse, die auch im 4 
(446—451) stehen. 62 lesen wir χαλχεοϑωρήχων. Ueber σὺν δ᾽ ἔβα- 
λον δινούς 61 5. oben 8. 33. 

Es folgt die Kerostasie (66—77), die aus X 210ff. entlehnt ist, und 
zwar ungeschickt entlehnt. Denn Zeus kann zwar die Seelen zweier Hel- 
den, nicht aber die Seelen zweier Heere gegen einander abwägen.2) 71 
steht χαλκοχιτώνων. Darauf allgemeine Flucht der Achäer, nur Nestor 
hält Stand, da eines seiner Pferde von Paris verwundet wird. Eine fast 


1) Ueber B 124f. 5. das Capitel: Die Einfügung der 7ειχομαχέα im vier- 


ten Theil. 
2) 3. Crusius in Roschers Mythol. Lexikon unter Ker, Rohde Psyche 9 


A. 1. 218. 


Ὁ ΡΨ u Ki re 


Κόλος μάχη. 165 


genau entsprechende Scene stand auch in der kleinen Ilias!), nur dass 
dort Nestor nicht durch Diomedes, sondern durch seinen eigenen Sohn 
Antilochos gerettet wird. Dass in diesem Fall die Priorität auf Seiten 
des kyklischen Epos ist, kann danach nicht zweifelhaft sein. Das © 
ist also jünger als die kleine Ilias oder mindestens als die in diese hinein 
verwobene Memnon-Episode. Ferner spielt 108 auf die gleichfalls ioni- 
sche Episode des E 323ff. (Aineias, Diomedes, Sthenelos) an, das © 
ist also auch jünger als diese. V. 179, und ebenso 255. 336. 343, 
wird der τάφρος erwähnt, also kennt der Verfasser auch bereits das M. 
Υ. 192—198 finden wir die märchenhaften Waffen, den goldenen Rund- 
schild des Nestor und den Panzer des Diomedes, von denen oben $. 13f. 
ausführlich die Rede war. Dem gegenüber will es wenig besagen, dass 
V. 258. 259 eine Verwundung im Rücken erscheint und V. 95 höhnisch 
mit einer solchen gedroht wird. Denn abgesehen davon, dass Rücken- 
wunden auch beim Panzer nicht unbedingt ausgeschlossen sind (s. S. 65), 
sind die V. 258. 259 offenbar aus der Urilias _4 447f. oder Εὶ 40 ἢ, ent- 
lehnt. Ebensowenig kann die Verwundung in die Brust 121 nach irgend 
einer Seite etwas beweisen, da es sich um einen Wagenlenker handelt 
(s. oben S. 60). Auch sachlich findet sich vieles Singuläre, das auf späten 
Ursprung hinweist. Hektor hat anfänglich nicht seinen gewöhnlichen 
Wagenlenker Kebriones, sondern den nur hier vorkommenden Eniopeus 
120, an dessen Stelle dann 128 Archeptolemos tritt, und endlich, als 
auch dieser getödtet ist, kommt 318 als Aushilfe Kebriones an die Reihe. 
Dieser Eniopeus ist ein Landsmann der Andromache, die 187 als völlig 
ausgebildete Sagenfigur erscheint. 230 wird das Mahl in Lemnos, also 
die Philoktetsage, als bekannt vorausgesetzt. Auf Odysseus hat der Ver- 
fasser offenbar eine Pique 92ff. V.221 schwingt Agamemnon eine Fahne; 
240 werden zahlreiche Zeusaltäre, auf denen der König bei der Herfahrt 
geopfert haben will, 250 ein Altar des Zeus παγομφαῖος im Lager der 
Achäer erwähnt. Singulär ist auch, dass Zeus in den Gang der Schlacht 
eingreift, indem er den Blitz schleudert und donnert, 75 und 133 einmal, 
dann 170 sogar dreimal. Der Verlauf der Handlung ist nun der, dass 
auch Hera trotz dem Verbote des Zeus wiederholt eingreifen will. Als 
Hektor auf Diomedes losgeht, macht sie einen vergeblichen Versuch, den 
Poseidon aufzustacheln 198—212. Hier schwebt dem Dichter offenbar 


1) Pind. Pyth. VI 28ff., vgl. v. Wilamowitz Homer. Untersuchungen 154. 
Schröder Hermes XX 1885 5, 194. 


166 Analyse der Ilias. 


Ν 488, 5 364ff. (S. 119.) und bei der Antwort des Poseidon, der die 
Superiorität des Zeus ohne Weiteres anerkennt, O 204 vor, während er 
die Hesiodische Einlage Ὁ 187—199 (s. S. 138f.) noch nicht zu kennen 
scheint. Als dies misslungen ist, giebt Hera dem Agamemnon, der merk- 
würdiger Weise sich noch im Lager befindet, in den Sinn die Achäer 
anzufeuern, so dass Reserven auf dem Schlachtfeld erscheinen, unter denen 
sich Teukros auszeichnet 261—334. Diese Stelle giebt sich auf den er- 
sten Blick als eine Nachbildung jener Episode der Urilias zu erkennen, 
wo Teukros neben Aias auf dem Schiffe kämpft (O 436 ff, 5. oben 5. 140ff.). 
Der Verlauf ist ganz wie dort, nur dass schliesslich der Bogen des Teukros 
nicht durch Zeus, sondern durch einen Steinwurf des Hektor unbrauchbar 
gemacht und dabei auch der Schütze selbst schwer verletzt wird. Der 
Schluss 331—334, wo Aias seinen gefallenen Stiefbruder mit dem Schilde 
deckt, sieht zwar mykenisch aus; er ist aber wörtlich aus einem anderen 
Theile der Urilias N 420—423 entlehnt (S. 25. 5. 112f.), und vorher 
267—272 verräth sich der Ionier durch die Art, wie er Teukros während 
des Schiessens unter dem Schilde seines Bruders Schutz suchen lässt (85. 24). 
Als nun auch Teukros verwundet ist, macht Hera mit Athene einen dritten 
noch energischeren Versuch. Sie will sich in Begleitung der Athene per- 
sönlich in den Kampf begeben, wird aber durch die von Zeus abgesandte 
Iris daran gehindert (335—437). Für die Botschaft der Iris gab wieder 
ein zur Urilias gehöriges Stück O 158ff.1) das Muster ab. In dieser 
Partie haben wir nun als weitere Indicien später Entstehung 349 die 
Gorgo, 362—369 die völlig ausgebildete Heraklessage, 376 ϑωρήξομαι, 
388 ϑωρήσσετο, endlich die hübsche, aber in älterer Zeit doch einfach 
undenkbare Anrede piin yAavxözıg 373, wie denn auch 406 und 420 
yhavxörcıg appellativisch steht. Sprache und Verstechnik werden durch 
folgende Erscheinungen illustrirt: Vernachlässigung des Digamma 385 χατ- 
ἔχευεν Eavov, 408. 422 μοι ἔωϑεν, οἱ ἔωϑεν, Contractionen 363 σώε- 
σχον, 868 ἐρέβευς, 385 οὔδει (Versschluss), 408. 422 ἐνιχλᾶν, 428 νῶι ἐῶ, 
Iterativa 250 deleoxov, 271 δύσχεν, 272 χρύπτασχε, 363 ᾽'σώεσχον, 364 
χλαίεσχε, Infinitivendung -vaı in ErrıFeivaı 395 (Versschluss), die Partikel 
ἄν 406. 420 (metrisch fest), die Vernachlässigung der Position vor zo in 
φαρέτρης 323, Synizese und Missbildung in Ἐνυαλίῳ ἀνδρειφόντῃ 2642). 


1) Ueber das Verhältniss zu EZ 711—792 s. unten. 
2) Vgl.S.80f. Der Vers ist übrigens wie die ganze Liste 262—265 aus dem 
FH 164—167 entlehnt. 


Κόλος μάχη. 167 


Darauf begiebt sich: Zeus zum Olymp zurück, und die Nacht bricht 
an, den armen Achäern sehr willkommen 438—488. 

Diesmal stehen also Indicien aller Art, nicht nur hoplistische und 
sprachliche, sondern auch mythologische und culturhistorische, von stilisti- 
schen ganz abgesehen, in erdrückender Fülle zu Gebote, und alle weisen 
sie auf eine recht späte Abfassungszeit. Aber das Lied ist wie das M 
ganz aus einem Guss und durchaus einheitlich componirt. Auch nicht 
einen einzigen Vers würde ich zu athetiren wagen, selbst nicht die von 
Aristarch ausgeschiedenen. Das Gedicht ist auch gar nicht so übel; nur 
muss man sich klar machen, dass es weder für diese noch überhaupt für 
irgend eine bestimmte Stelle der Ilias gedichtet ist und dass es dem Ver- 
fasser wesentlich auf die Götter ankommt und nicht auf die unten kämpfen- 
den Menschen. Es beginnt mit einer Götterversammlung und schliesst mit 
einer solchen, und niemals lässt der Dichter die Götter aus den Augen. Sie 
sind es, die den Gang der Schlacht lenken, aber nicht, indem sie wie in der 


3 
| 
| 


Urilias an die Spitze der Kämpfer treten — in dieser Hinsicht bleibt es 


bei einem Versuch — noch, indem sie, wie in den ältern ionischen Schichten, 
| sich den Helden in Gestalt ihrer Verwandten und Freunde helfend und 
| rathend nahen, sondern sie wirken psychisch auf die Gedanken und Em- 
pfindungen der Menschen (218. 335) oder durch Donner und Blitz. In 
dramatischer Steigerung sucht Hera dreimal die Achäer zu beschirmen. 
| Der armen bedrängten Troer nimmt sich Zeus an, aber auch der Achäer 
 erbarmt er sich, als Agamemnon zu ihm betet. Der Antagonismus zwischen 
| Zeus und Hera durchzieht das ganze Gedicht. Am Schluss giebt Zeus 
einen prophetischen Ueberblick 1) über den weiteren Gang der Handlung 
(470—476), so dass auch in dieser Hinsicht die Neugier des Hörers voll- 
kommen befriedigt wird. Dies Gedicht kann für sich ganz selbstständig 
bestehen. Es ist,, wie X und 77, zum Einzelvortrag bestimmt, und steht 
insofern dem K näher als dem M, als es von den späteren Bearbeitern 
der Ilias so gut wie nicht berücksichtigt ist. Man kann es ohne Störung 
der Composition herausschneiden — bis auf den Schluss, das Bivouak der 
Troer. Aber dieser hängt mit dem eigentlichen Lied nur lose zusammen und 
wirkt nach der Prophezeiung des Zeus sehr abschwächend. Sicher ist also 
der eigentliche Schluss des Liedes bei 488 anzusetzen; in diesen sind aber, 
wie wir oben S. 133 sahen, zwei Verse der Urilias 485. 486 eingewoben. 


1) Vgl. unten das Capitel: Hektors Tod. 


Θ᾽ 438—488. 


Charakteristik 
des ©. 


H 313—482. 


168 Analyse der Ilias. 


Als Haupthelden erscheinen in dem Gedicht Nestor, Diomedes und 
Teukros. . Und wie es die troische Sage bereits in einem sehr entwickelten 
Stadium kennt, so weiss es auch von den Titanen im Tartaros und nennt 
sogar den Iapetos 479ff., vgl. 13ff. Dass diese aus Hesiod entnommen 
sind, wird man in Anbetracht der grossen Jugend der Dichtung, die 
schwerlich viel älter ist, als die Doloneia, von vornherein vermuthen 
dürfen. Mehr darüber im dritten Theil. 


Ἕχτορος καὶ Αἴαντος μονομαχία. 


Wie am Schlusse des ©, so ist es auch am Schlusse des H Nacht. 
Da sich uns O©—K als jung erwiesen haben, liesse sich ein Stadium der 
Ilias denken, in dem _7 unmittelbar an H anschloss. Aber für die Ur- 
ilias kommt das selbstverständlich nicht in Frage, denn wie der An- 
fang des _4, so ist auch der Schluss des H von V.313 an — also die 
ganzen Vorgänge, die sich über den Abend eines Schlachttages, einen 
darauffolgenden Ruhetag und noch eine Nacht erstreeken — entschieden 
spät. Zwar spielt die Bewaffnung keine Rolle, denn die Epitheta χαλ- 
χοχέτωγνες 444 und ἐυχνήμιδες 385. 430 könnten substituirt sein, wie 
denn in der That zu 385 die Variante ἀριστῆες Παναχαιῶν überliefert 
ist. Aber Ionismen finden sich in ziemlicher Anzahl: 335. 459 ὅτ᾽ ἄν, 
345 γένετ᾽ Ἰλίου, 348. 368 μευ, 349. 369 ὄφρ᾽ einw, 350. 363. 389 
400 χτήματα, 364. 391 ἐπιϑεῖναι, 375 τόδ᾽ eirreuevar, 394 ἠνώγεον 
(so die beste Ueberlieferung), 427 εἴα, 444 ϑηεῦντο, 453 ἥρῳ und 
ἀϑλήσαντε. Sind sie auch nur zum Theil metrisch fest, so schützen sie 
sich doch gegenseitig. Ueber das Alter eines Dichters, der τό als Artikel 
verwendet, wie es 412 geschieht, und mit αὐτός um sich wirft, wie man 
es 332—340 und an der Parallelstelle 435—440 beobachtet, kann zudem 
kein Zweifel obwalten; für die unsinnige Form ἕατο 414 soll er nicht ein- 
mal verantwortlich gemacht werden. Vollends entscheidend ist der Inhalt. 
Auf Rath des Nestor wird die Mauer gebaut (324—344. 433—464). Dies 
hat also das IM zur Voraussetzung, dessen Prooemium denn auch in der 
Rede des Zeus recapitulirt wird (455 ff.). Die Troer denken an Friedensprä- 
liminarien, obgleich es ihnen gar nicht besonders schlecht geht, zumal der 
vorhergehende Zweikampf zwischen Hektor und Aias unentschieden geblie- 
ben ist, und bitten wenigstens um einen Ruhetag zur Bestattung der Todten 


A En m nn 


ψψ σ ui ai LE 2 rt 


τῶν a ΨΥ a a 


Ἕκτορος καὶ Αἴαντος μονομαχέα. 169 


(845—432). Beides ist in der Rede des Priamos recht ungeschickt mit ein- 
_ ander verbunden. Die Möglichkeit aber, dass der Rath des Antenor, die 


Helena zurückzugeben, von V. 350 an und der Compromissvorschlag des 
Paris 354—364 wörtlich aus einem anderen alten Epos entnommen sind, 
das inhaltlich den Kyprien entsprach oder richtiger deren Kern bildete, 
dürfte wohl offen zu halten sein!). Ein solcher Vorschlag gehört in den 
Anfang des Krieges, nicht in dessen zehntes Jahr. Unter der Verletzung 
der ὅρχια πιστά, von der Antenor 351 spricht, kann jetzt natürlich nur 
die ὁρχέων σύγχυσις des 27 verstanden werden, unpassend genug, da 
zwischen dieser Verhandlung und dem Zweikampf des Paris mit Menelaos 
der des Hektor mit Aias liegt. Aber ursprünglich wird wohl Antenor da- 
mit die Verletzung des Gastrechts durch Paris gemeint haben. In der 
That bezeugt ja die Hypothesis der Kyprien eine solche Scene, auf die 
‚auch im I’ angespielt wird, und wenn sonst Uebereinstimmung der Ilias 
mit jener Hypothesis deren Angaben verdächtig macht, so werden sie in 
diesem Fall durch die “EAevng ἀπαίτησις des Sophokles genügend ge- 


stützt. Beachtenswerth und für die Jugend des Abschnitts ins Gewicht * 


fallend ist noch, dass in der zweiten Rathsversammlung der Achäer 
Diomedes das entscheidende Wort spricht, wie im Anfang des 1 und 
des &. 

Den Kern des H bildet der Zweikampf zwischen Aias und Hektor 
17—312. Schon oben S. 26 haben wir gesehen, dass die Vorbereitungen 
zu diesem Kampf durchaus ionisch sind. Die Zuschauer legen nicht, wie 
im I'114, ihre Schilde auf den Boden, sondern die Reihen setzen sich 
nieder ἀσπίσι χαὶ χορύϑεσσι χαὶ ἔγχεσι πεφριχυῖαι 62. Mene- 
laos sagt 101 ϑωρήξομαι und wenn ihm später die Diener die Rüstung 
wieder abnehmen — γηϑόσυνοι ϑεράποντες ann’ ὥμων τεύχε ἕλοντο 
122 — so ist vollends klar, dass es sich um den Panzer handelt; denn 
um den Kuppelschild abzulegen, braucht Menelaos doch wahrlich keine 
Hilfe. Als dann Aias sich rüstet, dauert das so lange, dass die Achäer 
auf seine Ermahnung während dessen ein Gebet sprechen — ὄφρ᾽ ἂν 
ἐγὼ πολεμήια τεύχεα δύω 193; den Telamon um die Schultern zu 
legen beansprucht doch wahrlich nicht so lange Zeit, wohl aber das Zu- 
sammenheften der γύαλα des Panzers und das Anlegen der Beinschienen. 
Und die Handlung selbst wird 207 mit den Worten πάντα reg χροὶ 


1) In diesem Falle würde 350 und 863 κτήκατα für πάμκατα substituirt sein. 


H 17—312. 


170 Analyse der Ilias. 


ἕσσατο τεύχη bezeichnet. πάντα ἢ wenn er mykenisch gerüstet war, 
hatte er doch nur ein Rüstungsstück, den Schild; war er aber ionisch 
gerüstet, auch Panzer und Beinschienen. Und mithin wird auch der 
ζωστήρ, den er 305 dem Hektor zum Geschenk macht, wie bereits 5. 37 
bemerkt, der Chitongürtel und nicht die Mitre sein. So heissen denn auch 
die Achäer 57. 67. 172. 311 ἐυχνήμιδες, 41 χαλκοχνήμιδες und 275 
χαλχοχίτωνες. Von den zahlreichen Ionismen genügt es ein paar ent- 
scheidende anzuführen: Vernachlässigung des Digamma in &xxarıdav 21, 
ὄφρ᾽ einw 68, τεύχη statt τεύχεα 207, häufiger Gebrauch der Iterativ- 
bildung, so 178. 201 elweoxe, festes ἄν 231, festes ἐς 218, 
Der Zweikampf. Aber mitten in dieser ausgesprochen ionischen Episode finden wir ein 
echt mykenisches Stück, den Zweikampf selbst. Zuerst werfen beide Käm- 
pfer mit den Speeren, die in den Schilden stecken bleiben. Nachdem wir 
250 reguıdeooav für πιαντόσ᾽ ἐΐσην eingesetzt (S. 5) und V. 252 ausge- 
schieden haben, was sich uns schon oben S. 58f. als nothwendig ergeben 
hat, lautet die Stelle 244 ff. 
N da, nal ἀμπεπαλὼν προΐει δολιχόσχιον ἔγχος, 
χαὶ βάλεν Αἴαντος δεινὸν σάκος ἑπιταβόξιον 
ἀχρότατον χατὰ χαλχόν, ὅς ὄγδοος ἦεν ἐπ᾿ αὐτῷ" 
ἕξ δὲ διὰ πτύχας ἦλϑε δαΐζων χαλκὸς ἀτειρής. 
ἐν τῇ δ᾽ ἑβδομάτῃ δινῷ σχέτο ᾿ δεύτερος αὖτε 
Alas διογενὴς προΐει δολεχόσχιον ἔγχος, 
χαὶ βάλε Πριαμίδαο κατ᾿ ἀσπίδα τερμιόεσσαν. 
διὰ μὲν ἀσπίδος ἦλϑε φαεινῆς ὄβριμον ἔγχος, 
ἄντιχρυς δὲ παραὶ λαπάρην διάμησε χιτῶνα 
ἔγχος, ὃ δ᾽ ἐχλίνϑη καὶ ἀλεύατο χῆρα μέλαιναν. 
Darauf ziehen sie die Speere aus den Schilden und stossen nun aufeinander 
los, und wieder heisst es ganz mykenisch 258 ff. 
Πριαμίδης μὲν ἔπειτα μέσον σάκος οὔτασε δουρί, 
οὐδ᾽ ἔρρηξ᾽ ὅ γε χαλχόν ἢ, ἀνεγνάμφϑη δέ οἱ αἰχμή. 
«Αἴας δ᾽ ἀσπίδα νύξεν ἐπάλμενος" ἣ δὲ διαπρὸ 


1) So hat Fick hier und an den Parallelstellen 7’ 348. P 44 für ἔρρηξεν 
χαλκός geschrieben, um eine durch ephelkystisches » und Consonant gebildete Posi- 
tionslänge in der Thesis zu vermeiden. Das χαλκόν unserer besten Handschriften 
verdient den Vorzug vor Aristarchs χαλκός. Gemeint ist die obere Erzlage des 
Schildes; vgl. 267 (s. S. 6f.). 


Ἕκτορος καὶ Αἴαντος uovouazla. 111 


ἤλυϑεν ἐγχείη, στυφέλιξε δέ μιν μεμαῶτα, 

ἶ τμήδην αὐχέν᾽ ἐπῆλϑε, μέλαν δ᾽ ἀνεχήκιεν αἷμα. 

Kir "Man beachte namentlich, dass Aias, um den Hals seines Gegners zu treffen, 
4 erst dessen Schild durchstossen muss. Darauf greifen sie zu Steinen. 
᾿ς Hektor trifft 2661. 


Aiavrog δεινὸν σάχος ἑτυταβόξιον 
μέσσον ἐττομφάλιον" περιήχησεν δ᾽ ἄρα χαλχός. 
Dann wirft Aias 270f. 
εἴσω δ᾽ ἀσπίδ᾽ ἔαξε βαλὼν μυλοειδέι πέτρῳ, 
βλάψε δέ οἱ φίλα γούναϑ'᾽᾽" ὃ δ᾽ ὕπτιος ἐξετανύσϑη 
ἀστείδ᾽ ἐνιχριμφϑείς ' τὸν δ᾽ αὖψ᾽ ὥρϑωσεν ᾿ΑἸ πόλλων. 
ΠΡΟΣ auch die Verse, die zwischen der. Rüstung und dem Beginn des 
4 Kampfes stehen und von dem Avanciren und den Drohreden der beiden 
 Streiter handeln 219—243, sind der Hauptsache nach mykenisch. Hier 
wird 219—223 der Schild des Aias mit einer Sachkunde beschrieben, die 
auf eigener Anschauung mykenischer Waffen beruhen muss, und die Rede 
des Hektor enthält die unschätzbare Stelle 238. 239 
Ri οἶδ᾽ ἐπὶ δεξιά, old’ ἐπ᾿ ἀριστερὰ νωμῆσαι βῶν 
ἀζαλέην, τό μοι ἔστι ταλαύρινον πολεμίζειν, 
Verse, die genaue Vertrautheit auch mit der Handhabung der mykenischen 
Schilde verrathen und bereits von Reichel S. 33 gebührend gewürdigt und 
verwerthet worden sind. Nur V. 231. 232 


ἡμεῖς δ᾽ εἰμὲν τοῖοι, ol ἂν σέϑεν ἀντιάσαιμεν, 


7 


χαὶ πολέες" ἀλλ᾽ ἄρχε μάχης ἠδὲ πτολέμοιο 

müssen wegen des metrisch festen ἄν der Urilias abgesprochen werden.!) 
Der alte Schluss von Aias’ Rede ist verloren; er muss eine höhnische, 
die Kampftüchtigkeit des Hektor in Frage stellende Bemerkung enthalten 
haben, auf die Hektor mit 235 ff. 

μή τί μευ ἠύτε παιδὸς ἀφαυροῦ πειρήτιζε 

ἠὲ γυναιχός, ἣ οὐχ οἶδεν ek ἔργα. 

αὐτὰρ ἐγὼν ἐὺ οἶδα μάχας τ᾽ ἀνδροχτασίας τὲ 
erwidert. In unserer heutigen Ilias sind diese Worte beziehungslos; denn 
dass, wie die Interpreten wollen, in der Aufforderung den Kampf zu be- 
ginnen (ἄρχε μάχης 232) eine indirecte Missachtung des Gegners liegen 


1) So schon Fick Homer. Ilias 439, der aber mit Unrecht die Athetese auch 
auf V. 229. 230 ausdehnt. 


172 Analyse der Ilias. 


soll, ist doch wirklich sehr gesucht; und selbst in diesem Fall würde die 
Antwort des Hektor sehr wenig passend sein, da seine Erfahrenheit im 
Streit keineswegs von Aias bestritten wäre, 

Wir haben hier also einen ähnlichen Fall, wie wir ihn oben bei der 
Analyse des N wiederholt gefunden haben (s. S. 114. 5, 116). Um einen 
mykenischen Kern hat ein späterer Dichter eine ionische Schale gelegt- 
War nun dieser Kampf zwischen Aias und Hektor auch in der Urilias ein 
auf Herausforderung angesichts der beiden Heere sich abspielendes Duell? 
Dass es als solches in unserer Ilias höchst unpassend ist, wird all- 
gemein zugestanden. Nachdem die Troer eben die Eide gebrochen haben, 
lassen sich die Achäer zum zweiten Mal auf solche Bestimmungsmensur 
ein. Der Kampf ist aber auch an sich absurd. Bei der Monomachie des 
I handelt es sich wenigstens um einen ernsten Zweck, den Besitz der 
Helena und der geraubten Schätze, aber Aias und Hektor kämpfen nur 
um ihre Waffen und den Ruhm des Sieges 77 ff. Man sollte meinen, 
wenigstens die Troer hätten in diesem Augenblick Wichtigeres zu thun. 
Dies alles spricht dafür, dass die Episode ursprünglich nicht als ein Duell, 
dem die übrigen Kämpfer ruhig zusehen, sondern‘ als ein Kampf mitten 
in der Schlacht gedacht und coneipirt ist. Und dafür bietet die Dar- 
stellung selbst noch Indicien. Zwar dass nicht, wie im 1) 816 ff, gelost 
wird, welcher der beiden Helden den ersten Stoss haben soll, ist vielleicht 
nicht allzu sehr zu betonen. Um so gewichtiger sind die Worte des 
Hektor 242 £. 

ἀλλ᾽ οὐ γάρ σ᾽ ἐθέλω βαλέειν τοιοῦτον ἐόντα 

λάϑρῃ ὀπιπεύσας, ἀλλ᾽ ἀμφαδόν, αἴ ne τύχωμι. 
„Ich verstehe zwar“, sagt er, „alle Finessen der Kampfkunst, aber doch 
will ich nicht aus dem Hinterhalt nach Dir werfen, sondern indem ich 
Dir Auge in Auge gegenüberstehe“. Dies A& Ion Örcızreveıy meint natür- 
lich, wie στῆ δ᾽ εὐρὰξ σὺν δουρὶ λαϑών A 251. O 541 und ἐφορμη- 
ϑέντα δοχεύσας II 313, μεταστρεφϑέντα δοχεύσας N 545, den in der 
mykenischen Kampfweise so beliebten Wurf auf den ahnungslosen Gegner 
(S. 59) und ist nur ausführbar im Getümmel der Schlacht. Wenn Hektor 
den Aias herausgefordert hat, kann er die Möglichkeit eines solchen An- 
griffs gar nicht in Betracht ziehen. Nur die Worte des Aias οὐόϑεν οἷος 
226 deuten auf den Bestimmungskampf, hier muss also der Bearbeiter 
den Schluss des Verses geändert haben, indem er die fraglichen Worte 
aus 39 wiederholte. In der Urilias mag der Vers etwa 


a Ων 


EN τς, 


Ἕκτορος καὶ Αἴαντος uovouazla. 173 


Ἔχτορ, νῦν μὲν δὴ σάφα εἴσεαι ἀχνύμενός seo (oder οὐχ ἐϑέλων περ) 


f . gelautet haben. 


Dieser Kampf zwischen Aias und Hektor steht also ganz auf der- 
selben Stufe, wie der des 5 402 ff, der einen ziemlich ähnlichen Verlauf 
zeigt 1). Jedoch ist die Uebereinstimmung nicht so gross, dass nicht beide 
neben einander in demselben Gedichte gestanden haben könnten, zumal 


gie an zwei verschiedenen Tagen stattfinden. Vielleicht liegt überhaupt 


in den Begegnungen zwischen Aias und Hektor ein gewisser Parallelis- 
mus und eine beabsichtigte Steigerung. Zweimal an jedem der beiden 
Schlachttage haben wir sie bis jetzt einander gegenüberstehend gefunden. 
Am ersten Schlachttage zuerst an unsrer Stelle, wo wir freilich noch 
nicht wissen, wie der Kampf ursprünglich ausging, aber V. 271f. ist 
Aias jedenfalls im Vortheil, da sein Steinwurf den Hektor zu Boden 
gestreckt hat, dann 4 526 fl. 544 ff, wo Aias sich vor Hektor zurück- 
zieht; am zweiten Tage 5 403ff., wo Aias Sieger bleibt und Hektor das 
Schlachtfeld für einige Zeit verlassen muss, dann aber Ὁ 4161, IT 102#,, 
wo wieder Aias unterliegt. Auch bei dem Kampf um Patroklos’ Leiche 
stehen sich beide gegenüber, ohne dass es jedoch zum Einzelkampfe 
kommt P132ff. 262ff. Dass aber wahrscheinlich in der Urilias noch ein 
fünfter Kampf zwischen beiden gefolgt ist, werden wir später sehen, 

In diesem neugewonnenen Bruchstück der Urilias haben wir nun 
ohne Zweifel einen der gesuchten Reste der Kämpfe zu erkennen, die 
auf den Vormittag des Tages fielen, dessen zweite Hälfte _7 84 beginnt. 
In unserer Ilias gehört dieser Kampf zu den Ereignissen des ersten 
Schlachttages, und dass dies auch in der Urilias der Fall gewesen sein 
wird, dafür bietet uns der Dichter selbst zwei sehr wichtige Indicien. 
Erstens behandelt Aias dem Hektor gegenüber den Groll des Achilleus 
und dessen Fernbleiben vom Schlachtfeld als etwas ganz Neues 229f. 

ἀλλ᾽ ὃ μὲν ἐν νήεσσι χορωνίσι πιοντοπόροισιν 

᾿ χεῖτ᾽ ἀπομηνίσας Ayautuvovı ποιμένι λαῶν. 3) 
Zweitens ist die ausführliche Beschreibung von Aias Schild nur da am 
Platz, wo dieser Held zum ersten Mal eingeführt wird. Man wird daher 
auch geneigt sein, die Episode ganz an den Anfang des Schlachttages 
zu stellen. Daraus ergiebt sich nun weiter, dass der Tag, der _4 574 


1) S. oben Κ, 134ff. 
2) Die Stelle ist benutzt im Schiffskatalog B 771 ff. 


Aias und 
Hektor. 


Platz in der 
Urilias, 


Ausgang des 
Zweikampfes. 


Die Ueber- 
arbeitung. 


H 1—16. 


174 Analyse der Ilias. 


mit dem Rückzuge des Aias schliesst, ursprünglich, nieht wie in unsrer 
heutigen Ilias, der dritte, sondern der erste Kampftag war, wofür wir 
unten eine weitere Bestätigung finden werden. 

Weiter als bis 272 reicht der Rest der Urilias nicht. Das Ein- 
schreiten der Herolde gehört dem ionischen Bearbeiter, da es den Duell- 
charakter des Kampfes voraussetzt. Wie dieser ursprünglich ausging, 
lässt sich nicht sagen. Möglich ist, dass Hektor sich, nachdem ihn 
Apollon wieder aufgerichtet hatte, ἑτάρων eig ἔϑγνος zurückzog, möglich 
ist auch, dass beide Kämpfer, wie V. 273 in Aussicht gestellt wird, mit 
den Schwertern aufeinander los gingen, dann aber wie in der Parallel- 
stelle des P530ff. von den übrigen Streitern getrennt wurden. 

Aus der ionischen Umhüllung dieses alten Stückes mögen noch 
einige charakteristische Züge hervorgehoben werden. In der auch schon 
durch ihren ganzen Stil als jung gekennzeichneten Nestorerzählung 
figurirtt 141 das Eisen, das sich in der Urilias nicht mit Sicherheit 
nachweisen lässt, und in der Einleitung 59 nehmen Apollon und Athene 
Vogelgestalt an, was gleichfalls in der Urilias nicht vorkommt.!) V.83 
wird ein Apollontempel in Dion erwähnt; Aias der Telamonier ist 199 
Salaminier, wie sonst nur noch im Schiffskatalog B 5572). Neben den 
Atriden, dem älteren Aias und Achilleus erscheint als grosser Held 
Diomedes 179, auch der jüngere Aias 164 und Eurypylos 167 kom- 
men vor. 

Ob diese ionische Umgestaltung ursprünglich zum Einzelvortrag be- 
stimmt war oder von einem Redactor der Ilias in bestimmter Absicht 
vorgenommen ist, kann erst später entschieden werden. Hier constatiren 
wir nur, dass sie ein in sich geschlossenes Ganze bildet, das sich aus 
seinem jetzigen Zusammenhang sehr leicht herauslösen lässt. Die Verse 
306—312, wo die Troer mit dem geretteten Hektor, die Achäer mit; dem 
siegreichen Aias fröhlich abziehen, würden einen vortrefflichen Schluss 
bilden. Auch am Anfang braucht vor V. 17 nur wenig weggeschnitten 
zu sein. Einige formelhafte Verse, die den Beginn der Schlacht und das 
momentane Uebergewicht der Troer schilderten, genügten vollständig, um 


1) Und auch in den ionischen Partien nur noch Z 290, wo der Traumgott 
sich in eine »dumdıs verwandelt; denn Ὁ 237 wird nur der Schritt des Apollon 
mit dem Flug eines Vogels verglichen, wie E 778 der der Athene und Hera. 
Häufiger ist es bekanntlich in der Odyssee. 

2) Vgl. unten das Capitel: Die Helden der Urilias. 


Ἕκτορος καὶ Αἴαντος uovouayla. 175 


in die Situation zu versetzen. Mit den jetzt vorangehenden 
—16 ist die μονομαχία offenbar erst nachträglich zusammen- 
Da stürmen Hektor und Paris aus dem Thor; wie ruder- 
Schiffer die frische Brise, begrüssen die Troer ihr Erscheinen. Wir 
n nun, dass beide, vornehmlich der von Hektor erst herbei geholte 
aris, grosse Heldenthaten verrichten werden. Weit gefehlt. Jeder von 
eiden erschlägt einen obscuren Griechen, ausserdem tödtet Glaukos den 
noos. Darauf interveniren sofort Apollon und Athene, und die Hand- 
; verläuft im Sande. | 


47 451—472. 


4] 473—516. 


176 Analyse der Ilias. 


Der Morgen des ersten Schlachttags,. 


Der Anfang der Schlacht. 


Nachdem wir erkannt haben, dass die mit _/ 84 beginnenden Er- 
eignisse auf den Nachmittag des ersten Schlachttages, und der Kampf 
zwischen Aias und Hektor auf den Morgen desselben Tages fallen, kann 
die Untersuchung einen etwas bequemeren Weg einschlagen, indem sie 
von Η 16 ab nicht länger in umgekehrter Richtung analysirt, sondern 
einfach dem Gang der Ilias folgt. Natürlich lassen wir dabei die Movıs 
und den Οὖλος ὄνειρος, die Ὅρχοι und die Ὁρχέων σύγχυσις vorläufig 
bei Seite und setzen mit unsrer Betrachtung da ein, wo die Schlacht 
wirklich beginnt uud wo wir in den vielen Einzelkämpfen hinlängliches 
Material zur kritischen Scheidung zu finden hoffen dürfen, also / 457 ff. 

πρῶτος δ᾽ ᾿Αντίλοχος Τρώων ἕλεν ἄνδρα χορυστὴν! 

ἐσθλὸν ἐνὶ σπερομάχοισι, Θαλυσιάδην Ἐχέπωλον. 
Dass dieser Kampf (457—462) mykenisch ist, zeigen die Erwähnung des 
φάλος 459, die Verwundung in der Stirn 460 (s. oben 8. 48. $. 69) und 
die für einem mykenischen Krieger besonders passende Vergleichung mit 
einem stürzenden Thurme 462. Dasselbe gilt von dem unmittelbar fol- 
genden Kampfe um die Leiche des Echepolos 463—469,. wo Agenor den 
Elephenor verwundet srievod, τά οἱ χύψαντι scag’ ἀσπέδος ἐξεφαάνϑη 
468, also ganz mykenisch (8. S. 59). 

Dagegen sind die drei folgenden Verse 470—472 erweiternder Zu- 
satz; 470 ἐπ᾿ αὐτῷ δ᾽ ἔργον ἐτύχϑη ist das Digamma vernachlässigt, 
und die Meldung, dass jetzt die Einzelkämpfe begännen, ist, nachdem 
deren bereits zwei vorangegangen sind, doch auch etwas sonderbar. 

Ganz ionisch ist dann die folgende Kampfreihe, in der Aias und 
Odysseus excelliren 473—516. Antiphos heisst αἐολοϑώρηξ 489, das 
Digamma ist dreimal vernachlässigt: 492 ἑτέρωσ᾽ ἐρύογντα, 508 Euxar- 
ἐδών, 516 μεϑιέντας ἴδοιτο, und 510 wird das Eisen erwähnt. Ueber 
die Verwundung in der Brust 480 s. oben S. 61f. 


a 2 nn ἐμ πυ “αὐὸ νει 


Der Anfang der Schlacht. 177 


Hingegen möchte ich die folgende Episode 517—536, in der der 4 517—544. 


"Thrakerfürst Peiroos den Diores tödtet, dann aber selbst von Thoas er- 


schlagen wird, wenn auch mit einem gewissen Vorbehalt, der Urilias vin- 
dieiren. Diores wird durch einen Steinwurf an das rechte Schienbein zu 
Fall gebracht. Bei ionischer Bewaffnung sollte man hier die Erwähnung 
der Beinschienen erwarten; andererseits sind bei mykenischer Bewaffnung 
gerade die Unterschenkel durch die Gamaschen nur schlecht geschützt, so 
dass es nahe liegt, auf sie zu zielen. Die Wunden, die ihm und Peiroos 
im Unterleib beigebracht werden, nachdem sie zu Boden gestürzt sind, 
lassen sich bei einer durch den Sturz bewirkten Verschiebung des Kuppel- 
schildes leicht begreifen; ebenso dass der von Thoas geschleuderte Speer 
über den Schildrand fliegend den oberen Theil der Brust trifft 528, vgl. 
oben 5. 63. 8.59. Dagegen sind die V. 537. 538 wegen χαλκοχιτώνων 
wieder als erweiternder Zusatz zu betrachten. Ebenso die allgemeine Be- 
trachtung 539 —544, mit der das Buch schliesst. 


Jıoundovg ἀριστεία. 


Auf die zuletzt besprochenen Kämpfe folgt jene lange und compli- 
eirte Episode, die der Verherrlichung des Diomedes gewidmet ist und das 
ganze E füllt. Mit dieser haben wir uns also nun zu beschäftigen. Da 
finden wir denn an besonders significanten Stellen ganz unverfälscht die 
mykenische Bewaffnung. 793 ff. tritt Athene zu Diomedes, der durch den 
Pfeilschuss des Pandaros in der Schulter verwundet ist: 

εὗρε δὲ τόν γε ἄναχτα παρ᾽ ἵπποισιν χαὶ ὄχεσφιν 

ἕλκος ἀναψύχοντα, τό μιν βάλε Πάνδαρος ἰῷ. 

ἱδρὼς γάρ μὲν ἔτειρεν ὑττὸ πλατέος τελαμῶνος 

ἀσπίδος ἀμφιβρότης 1) τᾷ τείρετο, χάμνςε δὲ χεῖρα, 

ἀν δ᾽ ἴσχων τελαμῶνα χελαινεφὲς αἷμ᾽ ἀπομόργνυ. 
Das heisst, der Telamon drückt auf die Wunde, mit deren Blut sich der 
Schweiss mischt. Diomedes hebt den Telamon empor und wischt Schweiss 
und Blut ab. Hier haben wir also, wie Reichel mit Recht betont hat, 


den mykenischen Schild, vgl. S. 57. Zwar bei der Verwundung selbst er- 


scheint der Panzer 99. 100 und ebenso 282 bei dem wirkungslosen Speer- 


1) So auch Eustathios; εὐκύκλου Hdschr.; vgl. oben 8. 6. 
Robert, Studien zur Ilias. 12 


Bewaffnung. 


178 Analyse der Ilias. 


wurf des Pandaros. Wir haben aber bereits oben $. 57f. ausführlich 
erörtert, dass die erste Stelle interpolirt und an der zweiten Ioonxı für 
ζωστῆρι — also die Mitre — substituirt ist. Mithin trägt Diomedes die 
Mitre, und wie wir aus 113 ersehen, darüber den στρεπτὸς χιτών (8. 41), 
ferner den mykenischen Schild, an dem ihn Pandaros 182 erkennt, und 
den mykenischen Helm (adAorıdi re τρυφαλείῃ ebenda). 

Ferner verwundet Diomedes den Ares 857 γείατον ἐς χενεῶγα, 
ὅϑι ζωννύσχετο μίτρην. Allerdings wird dabei die Durchstossung des 
Schildes nicht erwähnt, aber da von diesem auch 356, wo Ares die 
Rüstung abgelegt hat, nicht die Rede ist — ἠέρε δ᾽ ἔγχος ἐχέχλιτο χαὶ 
ταχέ᾽ ἵσπτω —, hat sich ihn der Dichter wohl ohne Schild vorgestellt, 
wie die Krieger auf den S. 61 aufgezählten mykenischen Bildwerken ; 
dass ihm 289, wo seiner ganz im Allgemeinen gedacht wird, das Beiwort 
ταλαύρινος gegeben wird, kann natürlich kein Gegenargument abgeben. 
Mykenisch ist es auch, wenn Diomedes den Pandaros ins Antlitz auf 
die Nase trifft und die Lanzenspitze beim Hinterkopf wieder herausdringt 
291 (S. 69), dazu kommt 294f. ἀράβησε δὲ τεύχε᾽ Er’ αὐτῷ αἰόλα 
παμφανόωντα (vgl. oben S. 23). Auch bei den eingestreuten Kämpfen 
anderer griechischer Helden deuten die Verwundungen wiederholt auf 
mykenische Bewaffnung. So Agamemnon und Odios 40f. 

πρώτῳ γὰρ στρεφϑέντι μεταφρένῳ ἐν δόρυ σπτῆξεν 

ὥμων μεσσηγύς. διὰ δὲ στήϑεσφιν ἔλασσεν. 
Auch die Verwundung örrdo μαζοῖο 145 scheint mykenisch (8, 59). 
Die mykenische Durchstossung des Schildes findet sich 537f. Wie 
Ares von Diomedes, so wird Amphios von Aias am ζωστήρ getroffen 
615 und die Lanze dringt in den Unterleib; 621 aber werden die τεύχεα 
xalc erwähnt, die der Getödtete um die Schultern trägt. Trug er also 
den mykenischen Schild und ist die Durchstossung vom Dichter still- 
schweigend vorausgesetzt? Oder sind die τεύχεα χαλά der ionische 
Panzer? Letzteres ist nicht wahrscheinlich, da der Panzer weit mehr 
schützt als der Chitongürtel, seine Durchstossung in diesem Fall also 
kaum unerwähnt bleiben durfte. Ich möchte daher lieber annehmen, dass 
auch hier, wie überall in diesem Buche, die Bewaffnung mykenisch ist, und 
der Speer des Aias, von der Seite fliegend, am Schildrand vorbei die Mitre 
trifft wie II 313 den Oberschenkel, vgl. S. 59. V. 707 heisst Oresbios 
αἰολομίτρης. 743 erscheint die xuv&n τετραφάδληρος, allerdings in einem 
Verse, der aus _4 41 entlehnt sein könnte und es, wie sich gleich zeigen 


N u a re ee 


ἂν he u Ta FE FE SZ Az  - 


Jıoundovs dgıorela. 179 


wird, auch wahrscheinlich ist. Ganz mykenisch ist es ferner, wenn am 
Eingang des Liedes V.4 gesagt wird, dass Feuer vom Helm und Schild 
des Diomedes strahlte, — also von den beiden mykenischen Rüstungs- 
stücken, und nicht vom Panzer, — was in V.7 mit ἀπὸ χρατός τὲ 
χαὶ ὥμων wieder aufgenommen wird. Beiworte, die auf ionische Be- 
waffnung deuten, kommen allerdings vor, aber sie können überall als 
substituirt angesehen werden; so kann 180 χαλχοχιτώνων mit ἀστπίι- 
στάων, 300 πάντοσ᾽ ἐΐσην mit τερμιόεσσαν, 668 ἐυχνήμιδες Ayauot 
mit ἀρήεοι υἷες Ayaıöv, 264 und 324 μετ᾽ ἐυχνγήμιδας ᾿Α΄χαιούς mit 
μετ᾽ ᾿α΄χαιοὺς χαλκοχορυστάς (ὃ. 46) vertauscht werden. Ueber 452f. 
δήουν ἀλλήλλων ἀμφὶ στήϑεσσι βοείας ἀσπίδας εὐχύκλους (oder 
ἀμρφιβρότας 1) s. oben 5. 33. Nirgends in dem ganzen Buch sitzt die 
ionische Bewaffnung fest, mit einziger Ausnahme von 737 τεύχεσιν ἐς 
πόλεμον ϑωρήσσετο δαχρυόεντα, WO χοσμεῖτο einzusetzen nicht mög- 
lich ist. 

Angesichts dieser Thatsache würden wir geneigt sein, die Sıoundovg 
ἀριστεία, abgesehen vielleicht von einigen späteren Erweiterungen, zu 
denen V. 737 und seine Umgebung gehören könnte, der Urilias zuzu- 
schreiben. Aber da zeigt sich nun zu unserer grossen Ueberraschung, dass 
die Ionismen in diesem Buche ungewöhnlich zahlreich sind und dass sie 
auch an Stellen ganz fest sitzen, wo die Bewaffnung mykenisch ist; 
hierfür zwei besonders significante Beispiele 857 

velarov ἐς κενεῶνα, ὅϑι ζωννύσκετο ulronv 
und 7061 

Τρῆχον τ᾽ αἰχμητὴν Altohıov Οἰνόμαόν τε 

Οἰνοπίδην 3 Ἕλενον χαὶ Ὀρέσβιον αἰολομίτρην, 

ὅς δ᾽ ἐν Ὕλῃ ναίεσχε μέγα πλούτοιο μεμηλώς. 
Der einzige Vers der Ilias, in dem das echt mykenische Beiwort αἰολο- 
uirong steht, wird von zwei Versen eingeschlossen, von denen der eine 
das Digamma in Οἰνόμαος vernachlässigt, der andere das Iterativ valsoxe 
hat!). Ausserdem notiren wir: 9 ἦν und ἀφγειός statt ἀφνεῖός, 16 


1) Wenn man mit Bentley Airwlö» Fowöuadv re schreibt, so wird man 
allerdings das Airwlıos (nur noch / 399) und den Verstoss gegen das Digamma 
los, erkauft dies aber durch einen Verstoss gegen die lex Wernickiana, nach der 
„eine Positionslänge der Schlusssilbe eines Wortes zu Ende des vierten Spondeus 
von ceorreeten Dichtern nicht leicht zugelassen wird“ (Nauck Mö&langes IV 646). 
Der Vers muss also bleiben, wie er ist, 


12* 


Dialect. 


Heimath und 
Zeit des 
Dichters. 


180 Analyse der Ilias. 


Τυδείδεω, 86 Ayauois, 90 ἐριϑηλέων, 118 ἐς, 124 ϑαρσῶν, 126 
ἔχεσχε, 129 πειρώμενος, 142 βαϑέης, 151 σφεας (Synizese), 158 xrj- 
σιν, 165 inmovg δ᾽ οἷσ᾽ ἑτάροισι, 194 πρωτοπαγεῖς, 201 ἦ τ᾽ ἄν, 
204 πεζὸς ἐς Ἴλιον, 212 ἐσόψομαι, 219 vg, 224 und 282 ei περ ἂν 
αὖτε, 239 ἐς, 252 οἴω, 256 roeiv und einsilbiges ἐᾷ, 270 τῶν (für raw»), 
277 χαρτερόϑυμε, 304 einsilbiges ῥέα, 338 πέπλου, ὅν οἱ, 353 ἄρ᾽ 
Ἶρις, 860 ἐς Ὄλυμπον, 362 und 457 γῦν γε χαὶ ἄν, 365 παρ δέ οἱ Ἶρις, 
390 ἙἝἭ, ρμέᾳ, 396 würds, 410 χαρτερός, 424 τῶν für τάων, 461 ἀμφὶ 
᾿ ἄρ᾽ (oder γὰρ) εἰδώλῳ, 406 ᾿“χαιοῖς, 472 ἔχεσχες, 481 χκαὸ δὲ χτή- 
ματα, 487 ἁλόντε, 500 λικμώντων, 517 ἔα, 536 ἔσχε, 592 χαρτεραί, 
606 ϑεοῖς und μεγξαινέμεν ἶφι, 613 πολυχτήμων, 641 οἴῃς, 645 χαρ- 
τερός, 683 υἱός, ἔπος, 734 οὔδει, 757 "don, 786 αὐδήσασχ᾽, 788 
πωλέσχετο, 190 οἴχνεσχον, 802 δἴασχον, 806 χαρτερόν, 813 δαέφρο- 
γος Οἰνεΐδαο, 818 σῶν (für σάων) und ἐφετμέων, 812 ὁρῶν, 879 
οὔτ᾽ ἔπεϊ, 881 “Ζιομήδεα (viersilbig), 885 ἦ τέ xe δηρόν, 887 ζώς und 
ἔα, 895 μήν σ᾽ ἔτι δηρόν, 896 ἐμεῦ. Das sind etwa 70 fast durchweg 
feste Ionismen. Zu ihnen kommen eine Anzahl Hiate, die dem alten 
Epos fremd sind: 90 ἕρχεα ἔσχει, 118 ἄνδρα ἑλεῖν, 310 ἀμφὲ δὲ ὄσσε 
(wo allerdings abzuhelfen wäre), der verdächtige Dativ 71 πόσεϊξ und 
die verwegene Bildung öoodrıog 758. 

Wie nun? haben wir uns die ganze Zeit über in einer schweren 
Täuschung befunden, wenn wir glaubten, dass mykenische Bewaffnung 
und ionischer Dialect einander gegenseitig ausschlössen? Ich hoffe nicht, 
dass Jemand im Ernste sich wird irre machen lassen. Von ganz ver- 
schwindenden und leicht zu beseitigenden Ausnahmen abgesehen, hat sich 
uns das Princip bei unserer Analyse, die nun schon den grössten Theil 
der Ilias behandelt hat, überall so vortrefflich bewährt, dass wir es 
als hinlänglich gesichert betrachten dürfen. Gerade der Umstand, dass 
wir es jetzt in einer abgeschlossenen Partie verletzt sehen, kann uns Bürge 
dafür sein, dass wir es hier mit einem ganz besonderen Fall zu thun 
haben. Etwas ähnliches ist uns ja auch schon beim IM begegnet (8. 
S. 150£.). Sollte vielleicht hier die Sache ähnlich liegen? Sollte die Sro- 
μήδους ἀριστεία das Werk eines ionischen Nachdichters sein, der bei 
der Schilderung der Bewaffnung absichtlich archaisirt? Auch das glaube 
ich nicht. Wir finden im E nicht das Nebeneinander von ionischen und 
mykenischen Waffen, nicht die märchenhaften Steigerungen wie im M, 
wir finden mit ganz wenigen Ausnahmen, die sich als Interpolationen 


ἥ 
᾿ 
j 
. 


I u Ya Ba Au u un m Zt de aD en mu nn lt A a AH 5 UL UN 0 eg TI u a 


ΜΟΎ nn Zn A FE en ΣΝ 


Joundovs ἀριστεέα. 181 


oder Substitutionen leicht entfernen lassen, überall die mykenische Be- 
waffnung, und zwar mit einer solchen Sachkunde geschildert, wie sie nur 
ein Augenzeuge besitzen kann. Die Sache verhält sich also so: die Jıo- 
undovg ἀριστεία gehört zwar nicht zur Urilias, das ist ja auch schon 
durch die gänzliche Verschiedenheit des Stiles und der Darstellungsweise 
ausgeschlossen ; sie steht ihr aber chronologisch ziemlich nahe und ist jedes- 
falls zu einer Zeit gedichtet, als die mykenischen Waffen noch im Gebrauch 
waren. Sie kann niemals äolisch gewesen sein, was für die Urilias 
wenigstens als möglich zugegeben werden muss. Vielmehr ist sie von vorn- 
herein in einer aus äolischen und ionischen Elementen gemischten Kunst- 
sprache und ohne jede Rücksicht auf die sprachlichen Gesetze des ältesten 
epischen Stiles verfasst, ohne Zweifel von einem Ionier. Im Uebrigen ist 
sie, wie die Κόλος μάχη, die Τειχομαχία, die Ἕχτορος χαὶ Alavrog 
μονομαχία, ein Einzellied, das auch noch aus unserer Ilias leicht ausge- 


merzt werden kann, ohne dass dadurch der Gang der Handlung irgendwie 


Schaden litte. 

Damit meine ich natürlich nicht, dass der Gesang uns in unver- 
fälschter Gestalt, ohne alle Einlagen und Erweiterungen, vorliege. Solche 
sind schon vielfach,. wenn auch in verschiedener Weise, angenommen 
worden. Auf eine ausführliche Kritik dieser Vorschläge will ich mich 
nicht einlassen, um den Gang der Untersuchung nicht aufzuhalten; ich 
begnüge mich daher auszusprechen, dass ich sämmtliche Athetesen von 
Moriz Haupt und mit einiger Modification auch die von Giseke für richtig 
halte, aber über beide, zum Theil nach dem Vorgang Anderer, noch hinaus- 
gehe. Mit Rücksicht auf die im vierten Theile dieser Schrift anzustellenden 
Untersuchungen kann ich aber nicht umhin, die Resultate meiner eigenen 
Analyse hier vorzutragen, mit möglichst kurzer Begründung. Da die hoplisti- 
schen und dialectischen Kriterien bei diesem Buche versagen, können die 
Argumente ausnahmsweise nur aus dem Inhalt hergenommen werden. 
Dabei haben wir uns noch zu vergegenwärtigen, dass bei dem hohen Alter 
des Gedichtes jüngere Sagen und Sagenfiguren in den ächten Theilen 
nicht vorkommen dürfen. Ich skizzire zugleich kurz den Verlauf der 
Handlung. 

Athene will dem Diomedes Ruhm verleihen und führt den Ares vom 
Schlachtfeld weg 1—35. Es folgen zunächst Thaten anderer Helden 
36—84 und dann die Schilderung vom Siegeslauf des Diomedes, in dem 
er nur für kurze Zeit durch den Pfeilschuss des Pandaros gehemmt wird; 


Zustand des 
Gedichtes. 


E 1—274 


Interpolationen. 


182 Analyse der Ilias. 


aber bald kehrt er wieder in die Schlacht zurück, von Athene gestärkt, 
die ihn nur warnt gegen die Götter zu kämpfen, und thut aufs Neue 
Wunder der Tapferkeit 88.---16 1). Es folgen die Gespräche des Aineias 
mit Pandaros und des Diomedes mit Sthenelos, die als genaue Pendants 
componirt sind 166—274. 

Hier finden wir die ersten grösseren Einlagen, In der Rede des Pan- 
daros muss zunächst V. 189 fallen, da er auf die als später eingelegt er- 
kannten Verse 99. 100 Bezug nimmt. Ferner 192—208; von 206—208 
hat bereits Lachmann erkannt, dass sie erst von dem Redaetor mit Rück- 
sicht auf den Schuss des Pandaros im _/ eingesetzt sind, und Hentze?) 
hat ihnen mit Recht 192—205 folgen lassen. Vorzüglich schliesst 209 
an 191 an: 

χαί uw ἐγώ γ ἐφάμην ᾿Αιδωνῆι προϊάψειν, 

191 ἔμττης δ᾽ οὐχ ἐδάμασσα᾽ ϑεός νύ τίς ἐστι χοτήεις. 
209 τῷ da καχῇ αἴσῃ ἀπὸ πασσάλου ἀγχύλα τόξα 

ἤματι τῷ ἑλόμην ὅτε Ἴλιον εἰς ἐρατεινὴν 

ἡγεόμην Τρώεσσι, φέρων χάριν Ἕχτορι δίῳ. 
Ferner sind mir in der Rede des Diomedes die Verse 259—273, in denen 
der Anschlag die Rosse des Aineias zu erbeuten gemacht wird, in hohem 
Grade verdächtig. Wenn wir das Alter der Jıoundovg ἀριστεία richtig 
geschätzt haben, kann sie die Ganymedes-Sage 266 kaum gekannt haben. 
Laomedon 269 kommt nur in den jüngeren Schichten der Ilias vor; die 
Urilias, soweit sich nach den erhaltenen Resten urtheilen lässt, kannte 
ihn nicht; dort scheint Priamos noch vaterlos gewesen zu sein. Und 
vollends Tros 265 begegnet nur noch in der ausgebildeten Genealogie der 
troischen Königsfamilie Y 200 und wird schon dadurch, dass er Eponym 
des Volksstammes ist, als eine jüngere Erfindung gekennzeichnet. Der 
Verdacht verstärkt sich, wenn man sieht, dass an einer andern offen- 
bar mit diesen Versen eng verknüpften Stelle unseres Buches 640ff. die- 
selbe Sage in Verbindung mit der Figur des Herakles erscheint. Und 
wie lose ist die Anknüpfung 259 ἄλλο δέ τοι ἐρέω, σὺ δ᾽ ἐνὶ φρεσὶ 
βάλλεο σῇσιν. Und nicht nur lose, sondern auch ungeschickt; denn 
wenn irgendwo, wäre hier nach εἴ γ᾽ οὖν ἕτερός γε φύγῃσιν eine Ad- 
versativpartikel am Platze gewesen: δὲ δέ ne μοι σεολύβουλος 5) An 


1) Dass V. 99. 100 späterer Zusatz sind, ist S. 57 gezeigt; über V. 131. 
132 5. unten $. 183. 

2) Erläuterungen I 2 S. 79. 

3) In der Ilias ein ἅπαξ εἐρηκένον, in der Odyssee m 282. 


Jroundovs dgıorela. 183 


χῦδος ὀρέξῃ ἀμφοτέρω xreivaı. Mit diesen Versen müssen natürlich 
auch V. 319—329 fallen, die die Ausführung des Anschlags enthalten. 
Dass die Κόλος μάχη die Stelle kennt, beweist nur für die Jugend dieses 
Gedichtes. Natürlich kann nun auch sowohl 264 als 324 μετ᾽ ἐυχγή- 
μιδας "Ayauov; stehen bleiben. 

Nun kommt der zweite Kampf zwischen Diomedes und Pandaros. 
Pandaros wird getödtet, Aineias durch einen Steinwurf zu Boden gestreckt 
275—310. Ob hier nicht der entbehrliche und den Epigonen verrathende 
Vers 304 aus M 383 (= 449. Y 287) eingesetzt ist? 

Es folgt der Versuch Aphrodites, ihren Sohn zu retten, ihre Verwun- 
dung durch Diomedes und die Scene im Olymp 311—431, eingeleitet 
durch die Worte: 

χαί νύ χεν ἔνϑ᾽ ἀπόλοιτο ἄναξ ἀνδρῶν Αἰνείας, 

εἰ μὴ ἄρ᾽ ὀξὺ νόησε Διὸς ϑυγάτηρ ᾿Αἰφροδίτη. 
Nachdem schon Haupt die Verse 508—511, die den ersten Theil der 
Schlacht abschliessen, aus durchschlagenden Gründen beanstandet hatte, 
hat Bergk!) die ganze Aphrodite-Episode verworfen; wie ich glaube mit 
vollem Recht, nur dass einzelne Verse daraus zu halten und in etwas ande- 
rem Zusammenhang zu verwerthen sein werden. V. 392ff. erscheint die 
Heraklessage, 390 der nur in den jüngeren Partien der Ilias auftretende 
Hermes, von Dione und der Bezeichnung der Aphrodite als Kypris ganz 
zu schweigen. Natürlich müssen nun auch vorher die diese Episode vor- 
bereitenden Verse 131. 132 fallen und vielleicht sogar 2482). Auch darin 
treffe ich mit Bergk zusammen, dass ursprünglich Apollon allein den 
Aineias rettete. Dadurch wird die Scene ihrem offenbaren Vorbild, dem 
Zweikampf zwischen Hektor und Aias im H, nur noch ähnlicher. Dass 
jetzt zwei Götter bemüht werden, ist wunderlich und nicht geschickt. Dem 
Erweiterer hat ohne Zweifel die Scene des 7, wo Aphrodite den Paris 
rettet, aber mit Erfolg ῥεῖα μάλ᾽ ὥς re ϑεός (381), vorgeschwebt. Also 
mag nach 311 ursprünglich V. 344 in etwas andrer Fassung gestanden 
haben: 

χαί vo χεν ἔνϑ᾽ ἀπόλοιτο ἄναξ ἀνδρῶν Αἰνείας, 

εἰ μή μὲν μετὰ χερσὶ ἐρύσσατο Φοῖβος πόλλων. 
Aber die Wolke, in die er ihn 345. 346 hüllt, passt nicht zu dem er- 
neuten Angriff des Diomedes, der 432 ff. erfolgt, wo die Wolke auf ein- 


1) Griech. Literaturgesch. I 576. 
2) S. die Capitel: Helden der Urilias und Die beiden ältesten Einzellieder. 


E 275—310. 


E 311—444. 


E 445—575. 


184 Analyse der Ilias. 


mal wieder verschwunden ist. Der Nachdichter hat sie eingeführt, damit 
der Hörer über das Schicksal des Aineias während der Verse 347—431 
beruhigt ist. Die alte Fortsetzung des Kampfes folgt dann 432—-445. 
Wenn Diomedes hier gegen Apollon anstürmt, so steht das mit dem Ver- 
bot der Athene (129. 130) insofern nicht in Widerspruch, als sein Angrift 
nicht dem Gotte selbst, sondern dem von diesem beschützten Aineias gilt 
und als er sich auf die Mahnung des Apollon sofort zurückzieht, so dass 
seine später der Athene gegebene Versicherung, er habe ihrem Befehl ge- 
horcht (818f.), durchaus berechtigt ist. Die Verse 436—444 stehen ganz 
ähnlich in einer ionischen Einlage der Patroklie II 702—711, die jünger 
ist als die alte Sıoundovg ἀριστξεία, sind also dort aus dieser entlehnt. 

Αἰνείαν δ᾽ ἀπάτερϑεν ὁμίλου ϑῆχεν ᾿Α΄πόλλων. Damit ist eigent- 
lich alles gut; aber nun wird der Apollontempel in Ilion erwähnt, in den 
Aineias niedergesetzt wird, um von Leto und Artemis gepflegt zu werden, 
und das von Apollon an seiner Stelle auf das Schlachtfeld geworfene Eido- 
lon, um das Achäer und Troer kämpfen (445—453). Von vielen 
Seiten sind gegen das Alter dieser Verse und der mit ihnen unlöslich 
verbundenen 512—518, die die Rückkehr des Aineias aufs Schlachtfeld 
berichten, Bedenken erhoben worden, die ich vollständig theile.. Und es 
ist dann einfach nur consequent, wenn man auch die weiteren Thaten des 
Aineias 541—575 als Zusatz ausscheidet, zumal sie auch an sich sehr ver- 
dächtig sind. Aineias rechtfertigt nämlich hier die freudige Erwartung, 
die seine Rückkehr auf das Schlachtfeld erweckt hat, in keiner Weise, 
Er tödtet zwar zwei junge Galoppins, Krethon und Orsilochos, als er aber 
Menelaos und Antilochos auf sich zukommen sieht, wagt er es doch nicht 
mit zwei Helden (δύο φῶτε) anzubinden, zieht sich, obgleich er ein 
schneller Kriegsmann ist, zurück und wird in dem ganzen Buche nicht mehr 
gesehen. In dieser Episode steht in V. 563 etwas recht merkwürdiges: 
τοῦ δ᾽ ὥτρυνεν μένος Ἄρης heisst es von Menelaos. Vortrefflich, aber 
nun lesen wir im folgenden Vers τὰ φρογέων ἵνα χερσὶν ὕπ᾽ Alvelao 
δαμείη, worin sich der Kriegsgott allerdings ganz gewaltig verrechnet. 
Brauche ich noch auszuführen, dass der Vers nur eingefügt ist, um dem 
Einwurf vorzubeugen, wie denn Ares, der doch in der Sıoundovg ἀρι- 
oreia auf Seiten der Troer steht und augenblicklich sogar leibhaftig an 
ihrer Spitze einherschreitet, einem Griechen Muth und Stärke geben könne? 
Daraus folgt dann unmittelbar, dass diese übrigens in sich geschlossene 
Episode, mag sie nun alt oder jung sein, keinesfalls von Anfang an für 


i 


Jıoundovs ἀριστεία. 185 


8 


die Sıoundovg ἀριστεία bestimmt gewesen sein kann; sie kann also 
auch nicht von demselben Verfasser wie 445—453. 512—518 gedichtet, 
wohl aber von ihm aus einem anderen Gedicht entnommen und ver- 
werthet sein. Nun macht aber die ganze Partie, wenn man von dem sehr 
lose sitzenden genealogischen Exeurs 543—553 absieht, einen sehr guten 
und alten Eindruck. Sie enthält keinen einzigen Ionismus, mit Aus- 
nahme von σφας 567, wofür man aber mit Ahrens oe schreiben kann, 
wenn man es nicht vorzieht, den höchst überflüssigen Vers zu streichen. Ich 
halte es daher, obgleich hoplistische Kriterien fehlen, für sehr wahrschein- 
lich, dass der Ueberarbeiter dieses Stück aus der Urilias entnommen hat, 
worauf unten zurückzukommen sein wird. 

Das zweite Auftreten des Aineias verflüchtigt sich also zu nichts. 
In der alten Sıoundovg ἀριστεία wird er mit V.445 überhaupt vom 
Schauplatz verschwunden sein. An seine Stelle tritt, wie. wir gleich 
sehen werden, Hektor. 

Von V.461 an greift Ares in den Kampf ein. Da ihn Athene 
vorher vom Schlachtfeld weggeführt hat 29 ff, war sein Wiedererscheinen 
ausdrücklich zu berichten. Jetzt geschieht dies V. 454ff., aber in sehr 
lotteriger Weise. Apollon, der eben den verwundeten Aineias nach Troia 
geführt hat, befindet sich nun plötzlich neben Ares, der, wie wir V. 36 ge- 
hört haben, am Skamandros sitzt, wo er sich auch in der Kyprisepisode 
355 befindet: μάχης &re’ ἀριστερά. Apollon muss also χατὰ τὸ σιω- 
πιώμενον Troia wieder verlassen haben, wohin er sich 460 wieder zurück- 
begiebt. In der alten Fassung setzt aber, wie wir sahen, Apollon den 
Aineias gar nicht in Troia, sondern nur ἀπάτερϑεν ὁμέλου nieder. 
Nehmen wir an, dass dies auf der linken Seite des Schlachtfeldes war, 
so musste er dort ganz von selbst den Ares finden. Dies ist also eine 
neue Bestätigung für die Athetese von 446—453. Aber allerdings würde 
man erwarten, dass dieses Zusammentreffen auch ausdrücklich erzählt 
wäre. Was wir hier vermissen, steht in der Kyprisepisode 355ff., wo 
Iris die Aphrodite zu Ares führt, und ist dort recht wenig passend. Warum 
machen die Göttinnen diesen Umweg, statt direct zum Olymp zurückzu- 
kehren? Weil Aphrodite zu matt ist, um zu Fuss zu gehen, und sich 
deshalb des Wagens ihres Bruders bedienen will? Ein alberner Einfall, 
dessen Entstehung sich aber einigermaassen begreifen lässt, wenn der 
Verfasser eine ähnliche Scene in seiner Vorlage fand, aber zwischen 
Apollon und Ares. Die V. 355. 356 geben nun die gewünschte Verbin- 


Apollon und 
Ares, 


Ares und 
Sarpedon. 


186 Analyse der Ilias. 


dung zwischen 445 und 460; denn wenn man nur statt 454 zwei andere 
Formelverse einsetzt, erhält man: 
445 Αἰνείαν δ᾽ ἀπάτερϑεν ὁμίλου ϑῆχεν ’Anöhhwy, 
355 εὗρεν ἔπειτα μάχης ἐπ᾽ ἀριστερὰ ϑοῦρον "Aoma 
ἥμενον" ἠέρι δ᾽ ἔγχος ἐκέχλιτο χαὶ ray ἵππω. 
(454) τὸν δὲ ἰδὼν γήϑησε ἄναξ ἑχαέργος ᾿πόλλων᾽ 
στῆ δὲ παρ᾽ αὐτὸν ἐὼν καί μιν πρὸς μῦϑον ἔξιτπεεν᾽ 
455 Ἶ does "άρες βροτολοιγέ, μιαιφόνε, τειχεσιπλῆτα, 
οὐχ ἂν δὴ τόνδ᾽ ἄνδρα μάχης ἐρύσαιο μετελϑών, 
Τυδεΐδην, ὃς νῦν ye χαὶ ἂν Jıl πατρὶ μάχοιτο; 
460 ὡς einov αὐτὸς μὲν ἐφέζετο Περγάμῳ dxon. 
Die V. 458. 459 müssen wegen ihrer Beziehung zur Kypris-Episode natür- 
lich fallen. 

Ares nimmt nun die Gestalt des Thrakerfürsten Akamas an und 
feuert die Priamiden zum Kampfe an 461—470. Zunächst, obgleich der 
Dichter versichert ὡς εἰτστὼν ὥτρυνε μένος xal ϑυμὸν ἑχάστου, mit ge- 
ringem Erfolg, denn erst als auch Sarpedon dem Hektor sehr deutlich 
geworden ist, springt dieser vom Wagen und erneuert die Schlacht 471 
— 496. 

Dass Sarpedon und die Lykier zu den jüngeren Zuthaten gehören, ist 
ziemlich allgemein anerkannt. Man könnte daher denken, dass es zur 
Herstellung der ältesten Fassung genügen würde, 470—492 einfach aus- 
zuscheiden und 493 unmittelbar an 469 anzuschliessen, indem man ὡς 
φάτο ϑοῦρος “Ἄρης statt Σαρπηδών schriebe. Dann ist es, wie sich ge- 
bührt, die Aufforderung des Ares, der Hektor Folge leistet. Aber die Aus- 
scheidung reicht nicht aus; denn auch die Rede des Ares 464—469 bietet 
manchen Anstoss. V.467—469 müssen fallen, da sie auf das Eidolon 
Bezug nehmen. Dann bleiben nur zwei Verse übrig, was doch gar zu 
dürftig ist. Und in dem ersten dieser beiden Verse steht überdiess das 
höchst bedenkliche “χαιοῖς statt ὑπ᾽ Ayaıöv. Weiter begreift man 
nicht, wozu denn Ares die Maske eines Bundesgenossenführers angenommen 
hat, wenn in seiner Rede dieser Charakter gar nicht hervortritt. 

Was wir hier vermissen, finden wir nun in der Rede des Sarpedon 
418 φῆς που ἄτερ λαῶν πόλιν ἑξέμεν ἠδ᾽ ἐπικούρων, ATT ἡμεῖς δ᾽ 
αὖ μαχόμεσϑ᾽ οἵ πέρ τ᾽ ἐπίχουροι ἔνειμεν und 490 ff. Ich vermuthe 
also, dass diese Worte 472—492 ursprünglich dem Ares-Akamas gehört 
haben, natürlich ohne die speciell für Sarpedon gedichteten Verse 477— 


Jıoundovs ἀριστεέα. 187 


4861). Diese Rede enthält nun aber einen eclatanten Widerspruch mit 
dem Vorhergehenden. V. 473ff. wirft jetzt Sarpedon, ursprünglich wenn 
wir richtig vermuthet haben Ares, den Brüdern des Hektor vor, dass 
sie sich vom Kampfe fernhielten: 


φῆς που ἄτερ λαῶν πόλιν ἑξέμεν ἠδ᾽ ἐπικούρων 
οἷος, σὺν γαμβροῖσι κχασιγνήτοισί τε σοῖσιν. 
τῶν νῦν οὔ τιν᾽ ἐγὼ ἐδέειν δύναμ᾽ οὐδὲ νοῆσαι, 
ἀλλὰ χαταπτώσσουσι, κύνες ὃς ἀμφὶ λέοντα. 
Aber V.463f. hat Ares-Akamas gerade die Priamiden angeredet: 
υἱάσι δὲ Πριάμοιο διοτρεφέεσσι nehevev' 
ὦ υἷες Πριάμοιο διοτρεφέος βασιλῆος. 
Beides kann nicht neben einander bestehen, und da in dem ganzen Buche 
ausser Hektor kein Priamide auftritt, geben ohne Zweifel die V. 473ff. 
die Situation der ursprünglichen Fassung wieder. Also muss dort statt 
der V. 463—471 etwa gestanden haben: 
στῆ δὲ παρ᾽ Ἕχτορ ἰὼν χαί μιν πρὸς μῦϑον ἔειττεν (H 46. © 280). 
Die Troer machen Kehrt und ordnen sich zur Schlacht; aber auch 
die Achäer halten Stand 497. 498. Dann folgt ein Stück, das sowohl 
wegen der Erwähnung der 5av9n Anunrno als wegen der Nacht, mit 
der plötzlich Ares das Gefilde deckt, von der aber weiterhin nicht mehr 
die Rede ist, nicht zur alten Fassung gehören kann (499—511). Auch 
das taktische Bild bekenne ich nicht zu verstehen, mag man nun die 
Wagen, die die Achäer mit Staub überschütten, für ihre eigenen, die sich 


durch das Fussvolk hindurch zurückziehen, oder, was sich freilich mit 
der geschlossenen Vertheidigungsstellung der Achäer (498) schwer vereinigen 
lässt, für die der Troer halten. In beiden Fällen hätte der Dichter etwas 
ausführlicher und deutlicher sein müssen. Ich vermuthe, dass das hübsche 
Gleichniss ursprünglich für einen ganz andern Zusammenhang gedichtet 
ist. Es folgt die Rückkehr des Aineias auf das Schlachtfeld, die wir 
schon oben ausgeschieden haben (512—518), dann einige verbindende 
Verse (519—521), die uns nur zu der bereits 498 vorliegenden Situation 
zurückführen sollen. Odysseus 519 erscheint in diesem Buche nur noch 
in der eingeschobenen Sarpedon-Episode 679 ff, der jüngere Aias sonst über- 
haupt nicht. Formell recht ungeschickt ist das nachschleppende Savaovc 
520: τοὺς δ᾽ Αἴαντε δύω ...... ὥτρυνον Δαναοὺς “τολεμιζέμεν, 


| 1) 487. 488 werden mit W. Schulze (Kuhns Ztschr. XXIX 237) zu einem Verse 
-  zusammenzufassen sein: u πῶς δυσμενέεσσιν ἕλωρ καὶ κῦρκμα γένησϑε. 


Wieder- 
herstellung der 
Schlacht. 


E 516—589. 


188 Analyse der llias. 


wobei N 209 benutzt zu sein scheint. Aber das schöne Bild von den un- 
beweglich über den Berggipfeln stehenden Wolken (522—527), das vor- 
trefflich zu 498 passt und wohl auch ursprünglich direet anschloss: 
498 doyeıoı δ᾽ ὑπέμειναν ἀολέες οὐδὲ φόβηϑεν, 
522 ἀλλ᾽ ἔμενον νεφέλῃσιν ἐοιχότες vr, 
gehört gewiss zu dem alten Lied. 

Darauf folgt eine kurze Rede des Agamemnon, der dann durch 
Tödtung des Deikoon, eines Gefährten des Aineias, den Kampf wieder 
eröffnet (528—540), alles gut und unverdächtig. Hieran schliesst sich 
die Aineias-Episode (541— 575), die wir schon oben 8. 184f. als ein zwar 
altes, aber ursprünglich nicht für dieses Lied gedichtetes Stück ausge- 
schieden haben. Es gerade an dieser Stelle einzufügen, mochte der Be- 
arbeiter durch den Umstand veranlasst werden, dass der von Agamemnon 
getödtete Trojaner ein auf dem Schlachtfeld nach Verwundung seines 
Herrn zurückgebliebener Gefährte des Aineias ist. Nach Ausscheidung 
dieser Episode schliesst aber 576—589 nicht an 540 an, da hier die Hel- 
den der Aineias-Episode Menelaos und Antilochos weiter kämpfen, und 
aus 576 ἑλέτην folgt, dass von ihnen auch vorher die Rede war. Nun 
klafft aber auch nach diesem Stück der Zusammenhang; denn V. 589 
heisst es τοὺς δ᾽ Ἕχτωρ ἐνόησε χατὰ στίχας, ὦρτο δ᾽ Er’ αὐτούς. 
τοὺς αὐτοὺς ἢ Darunter können in unserer heutigen Ilias nur Menelaos 
und Antilochos verstanden werden, aber Antilochos hat sich eben mit dem 
erbeuteten Wagen des Pylaimenes zurückgezogen, ihn kann also Hektor 
nicht angreifen, sondern nur den Menelaos. Daraus folgt, dass die Tödtung 
der beiden Paphlagonier 576—589 mit der Aineias-Episode zusammen- 
gehört. Obgleich nun die Verse frei von Ionismen sind und die Ver- 
wundungen für mykenische Bewaffnung vortrefflich passen, können sie 
doch nicht zur Urilias gehören, da das Patronymieum Arvurıddng Be- 
kanntschaft mit dem lykisch-kretischen Sagenkreise voraussetzt 1), die der 
Urilias noch nicht zugetraut werden darf. Die Verse sind also eine ionische 
Fortsetzung der mykenischen Aineias-Episode. 

Man könnte nun daran denken, V. 590 den Singular herzustellen; 
τὸν δ᾽ Ἕχτωρ ἐνόησε χατὰ στίχας, ὦρτο δ᾽ &rr’ αὐτόν und unter dem 
Angegriffenen Agamemnon verstehen. Aber von diesem ist im Folgenden 


1) Vgl. v. Wilamowitz Herm. VIII 428, Knaack Quaest. Phaeth. 14, Tümpel 
Phil. 1890 S. 96. Mehr darüber in dem Capitel: Götter und Helden der zwei- 
ten Ilias. 


a ΌὌΥ ἘΝ ΑΒ 5 


ΨΥ ΨΥ ΡΥ ΦΎ a a 


ΟΝ ΨΥ ΟΝ Ὁ ὙΦ ΜΝ 


ἍΥΥ 


“Ἰιομήδους ἀριστεέα. 189 


so wenig die Rede wie von Menelaos und Antilochos, sondern es erscheint 
plötzlich wieder Diomedes, an sich gewiss ganz passend, da er sich 4431. 
vor der Drohung des Apollon zwar etwas zurückgezogen, aber keineswegs 
das Schlachtfeld verlassen hat; aber man würde doch erwarten, dass er 
vorher wieder etwas hervorgetreten wäre. Daher glaube ich, dass durch die 
Einschiebung der Aineias-Episode ein paar Kämpfe des Diomedes verdrängt 
worden sind, und unter dieser Voraussetzung könnte V. 590 τούς und av- 
τούς stehen bleiben und auf Agamemnon und Diomedes bezogen werden. 

Es folgen dann, wie nach 494f. zu erwarten war, Thaten des Hektor 
590—626. 699— 710. Dazwischen ist die Sarpedon-Episode 627—698 ein- 
‚geschoben, für deren Alter Niemand eintreten wird (s. S. 186). V. 699 
kann an V.626 unmittelbar angeschlossen werden. V. 604 “ὥρης βροτῷ 
ἀνδρὶ ἐοικώς stimmt zu 461ff., wo Ares die Gestalt des Akamas angenom- 
men hat, die Ermahnung des Diomedes 606 μηδὲ ϑεοῖς ueveaıveuev ἶφι 
μάχεσϑαι zu der ihm von Athene ertheilten Warnung 129f. V. 702 ὡς 
ἐπύϑοντο μετὰ Τρώεσσιν “Ἄρηα nimmt auf das Wort des Diomedes 604 
Bezug. Die Schilderung des neben Hektor leibhaftig einherschreitenden 
Ares erinnert an die Scene in der ionischen Einlage des Ὁ 307. 355, wo 
ebenso Apollon den Hektor in den Kampf führt. Ohne Zweifel ist die 
Entlehnung auf Seiten des O. 

Nun kommt die bereits von M. Haupt unter Zustimmung der meisten 
Kritiker verworfene Götterepisode 711—792. Der Dichter braucht einen 
ungeheuren Apparat, um Athene auf das Schlachtfeld zu bringen. Hera 
muss erst anspannen lassen und Zeus seiner Gattin und Tochter förmliche 
Audienz ertheilen. Dann schreit Hera mit Stentorstimme, aber ohne greif- 
bares Resultat, und darauf endlich tritt Athene an Diomedes heran. Vor- 
her hat Athene auch ohne Erlaubniss ihres Vaters sich unter den Griechen 
bewegt; selbst nachdem sie den Ares durch das listige Vorgeben sich nicht 
am Streit betheiligen zu wollen, vom Schlachtfeld entfernt hat, ist sie 
noch einmal zu Diomedes getreten 123. Die Stelle, die von ihrer Ent- 
fernung aus der Schlacht spricht 510 f., ist offenbar erst mit Rücksicht auf 
diese Episode eingesetzt. Ausserdem steht 737 ein festes ϑωρήσσετο, 
741 erscheint das Gorgoneion, 760 eine nicht leicht auszumerzende An- 
spielung auf die Kyprisepisode. Der mykenische Helm 743 ist aus der 
Rüstungsscene des Agamemnon _4 41, einem Ionisches und Mykenisches 
märchenhaft mischenden Stück, entnommen; kurz über die Jugend dieser 
Partie kann ein ernsthafter Zweifel nicht obwalten. 


E 590—710. 


E 111—72. 


Verhältniss 
zu ©. 


E 193—834. 


190 Analyse der Ilias. 


Auch darin hat Haupt Recht, dass die Parallelsceene im © 350—396 
das Vorbild für diese Einlage ist. Die grössere Weitschweifigkeit des Aus- 
drucks, die grössere Ausführlichkeit der Schilderung, kurz die für den Nach- 
ahmer charakteristische Sucht zu steigern und zu überbieten, ist entschieden 
auf Seiten des E. Man vergleiche nur © 350. 351 mit E 711—713, © 352 
mit E 714, © 382. 383 mit E 720—732, wo der Wagen der Hera aus- 
führlich beschrieben und mit seiner Anschirrung Hebe bemüht wird, © 384 
— 391 mit E 138 -- 747, wo Athene ausser dem Chiton des Zeus auch noch 
die Aegis und den Helm anlegt. Da aber andererseits die KoAog μάχη 
die Einlage des E kennt, in der Diomedes die Rosse des Aineias erbeutet 
(s. S. 165), so folgt daraus, dass wir in den Zusätzen des E minde- 
stens zwei verschiedene Schichten zu unterscheiden haben, von denen die 
eine älter, die andere jünger als © ist. Zur älteren gehört die Erbeutung 
der Rosse des Aineias und vermuthlich auch die Sarpedon-Episode, zur 
jüngern gehören die Kypris-Episode und die Fahrt der Athene und Hera, 
die sich in ihrem Charakter so ähnlich sind, dass sie gewiss von dem- 
selben Verfasser herrühren. Diese letztere Schicht muss, da sie das © 
voraussetzt, ungeheuer jung sein, keinesfalls älter als die Mitte des sieben- 
ten Jahrhunderts. Und dazu passt es auch, dass wir in ihr schon Götter- 
tempel finden. Angesichts dieser Thatsache bin ich jetzt zweifelhaft ge- 
worden, ob ich recht gethan habe, in der Bearbeitung von Prellers Mytho- 
logie I 120 A. 1 mit Rücksicht auf Furtwänglers Beobachtungen 1) die 
V. 739—741 wegen der Erwähnung des Gorgoneions als späteren Zusatz 
auszuscheiden. Einem so späten Dichter kann man auch wohl die Kennt- 
niss des Gorgoneions zutrauen. 

Auf die alte Schicht stossen wir wieder 793, wo Athene zu Diomedes, 
der 605f. langsam zurückgewichen ist, herantritt und ihn zum Kampf 
gegen Ares aufruft 793—834. V.793 kann unmittelbar an V. 710 an- 
geschlossen werden. Die Verse 822—824 nehmen auf die zur alten Fas- 
sung gehörige Rede 601ff. Bezug. Dagegen müssen 820. 821, die auf 
die Kyprisepisode anspielen, fallen. Sie sind auch insofern ungeschickt, 
als Diomedes zu sagen vergisst, dass er die Kypris wirklich verwundet 
hat. V. 831 wird mit Herwerden στυχτόν (τυχτόν Hdschr.) χαχόν zu 
lesen sein. Sagengeschichtlich sehr wichtig ist die Anspielung auf eine 
Episode der thebanischen Sage 801ff, die noch keineswegs die The- 


1) Bronzefunde aus Olympia 59 A. 3. 


Jıoundovs ἀριστεία. 191 


bais 1) voraussetzt, vielmehr eine ganz abweichende Situation, über die ich 
an einem anderen Ort handeln werde. 
Dass endlich der Zweikampf zwischen Diomedes uud Ares 835—863 E 835—909. 
zum alten Bestand gehört, ist, da er den Höhepunkt des ganzen Liedes 
darstellt, selbstverständlich und S. 178 bereits mit hoplistischen Argumenten 
bewiesen worden. Ebenso wenig kann die Scene im Olymp, der unerläss- 


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liche Schlussakt, der alten Fassung abgesprochen werden. Das Bild des 
in einer Gewitterwolke zum Himmel fahrenden Kriegsgottes ist von gross- 

τ artiger Schönheit, wenn es auch gewiss verfehlt ist daraus einen Schluss 
auf das ursprüngliche Wesen des Ares als eines Gewitter- oder Sturm- 
gottes zu ziehen, und die Verherrlichung des Diomedes erreicht in der 
Rede des Ares ihren Gipfel. Nur zwei Verse dieser Rede 883. 884 sind 
mit Rücksicht auf die Kypris-Episode eingeschaltet, ebenso später die Verse 
907—910 mit Rücksicht auf die Episode von Athene und Hera. Nach- 
dem der böse Kriegsgott mit Hand und Mund abgestraft ist, wird ihm 
doch wieder Gutes zu theil; denn er ist doch immerhin ein Gott. Paieon 
heilt, Hebe badet ihn, und so schliesst das Lied, wie schon Moriz Haupt 
gesehen hat, versöhnlich mit dem Vers 


ΤΡ nn, ar a Be Ein mei DD ah rue nl Az nn Ta al u te ὃν nn in rn ἢ ΟΝ 


πὰρ δὲ Ζιὶ Κρονίωνι χαϑέζετο χύδεϊ γαίων. 

Ἷ Für die alte Jıoundovg ἀριστεία nehmen wir also folgende Verse Das alte 

in Anspruch: 1- 98. 101- 131. 133—188. 190. 191. 209-- 247. 249— iomedeslied. 

258. 274—303. 305—311. 344. 482 -- 445. 355. 356. (kleine Lücke). 

455—457. 460— 462. (kleine Lücke). 472—477. 487—498. 522—540. 

(Lücke, in der Thaten des Diomedes erzählt waren). 590—626. 699— 710. 

793—819. 822—882. 885— 906. 5 
Ueberblicken wir den Gang der Handlung noch einmal, so lässt sich 

auch in diesem Lied eine wohl berechnete Steigerung nicht verkennen. 

Diomedes tödtet zuerst den Pandaros und verwundet den Aineias, weicht 

vor Apollon etwas zurück, geht dann aber wieder in den Kampf, den er 

erst beim Anblick des Ares, eingedenk der Mahnung der Athene, verlässt. 

Endlich aber verwundet er unter der Führung der Göttin den Ares.) 


1) Bethe Theban. Heldenlieder 175 erwähnt nur die jüngere Umbildung / 
385 ff. und ignorirt die wichtige Stelle des E ganz und gar. 

2) Das fürchterliche Brüllen des Ares 859 ff. ist durch die Situation und 
den Charakter des Getroffenen motivirt und keineswegs auf eine Stufe zu stellen 
mit den Uebertreibungen der Hera-Episode 770 ff. und 785f., deren zweite allerdings 
durch unsere Stelle veranlasst worden sein mag. 


Eingelegte 
Stücke der 
Urilias. 


192 Analyse der Ilias. 


Während dieser ganzen Zeit steht er unter dem schützenden Auge der 
Athene. Sie giebt ihm gleich zu Anfang Muth und Kraft, sie stärkt ihn, 
da Pandaros ihn verwundet hat, sie führt ihn endlich in die Schlacht 
zurück zum siegreichen Kampf mit dem Kriegsgott. 

Noch zweierlei in dieser ältesten Fassung verdient Beachtung. Erstens 
heisst es 832 —834, dass Ares der Hera und der Athene versprochen habe, 
den Achäern zu helfen, Das stimmt zu der Stelle der Urilias 563, wo Ares 
dem Menelaos Muth und Stärke giebt (S. 184f.), und wir schliessen daraus, 
dass in dem ältesten Epos Ares entweder überhaupt auf keiner Seite oder 
auf der der Achäer gestanden haben muss. Wo wir ihn also als ent- 
schiedenen Parteigänger der Troer finden, haben wir es stets mit einer 
der jüngeren Schichten zu thun. Zweitens constatiren wir, zum Theil 
nach dem Vorgang anderer, dass die beiden Lykierfürsten in diesem Buch 
nichts von einander zu wissen scheinen. Natürlich, denn Pandaros gehört 
zu der ursprünglichen Fassung, Sarpedon zu der Ueberarbeitung.!) Pan- 
daros ist also der ältere, und da sich unten zeigen wird, dass das 4 
jünger ist, als die alten Bestandtheile des E, so folgt daraus, dass es der 
Verfasser der Jıoundovg ἀριστεία war, der ihn in den Sagenkreis der 
Ilias eingeführt hat. 

Wir haben S. 185 gesehen, dass der eine Bearbeiter der Sıoundovg 
ἀριστεία ein ganz ansehnliches Stück der Urilias 541. 542. 554—575 
eingesetzt hat. Sollten vielleicht auch sonst noch in diesem Buche Reste 
der Urilias verwandt sein? Natürlich kommen dabei nur solche Partieen 
in Betracht, die von Ionismen gänzlich frei sind. Das trifft nun ausser bei 

er schon bezeichneten Partie nur noch zu bei der Serie von Zweikämpfen, 
die, übrigens bereits zur ältesten Fassung gehörig, auf die erste That des 
Diomedes und die Entfernung des Ares folgen 37—83. Die Verwundun- 
gen sind in dieser Partie specifisch mykenisch, so namentlich 40f. 46f. 
56f. 80f. (vgl. oben S. 65. 5. 60. S. 66), was freilich in diesem Falle kein 
Kriterium abgiebt, da auch in der ältesten Jıoundovg ἀριστεία die my- 
kenische Bewaffnung herrscht. Wer nun diesen Abschnitt genauer prüft, 
wird leicht merken, dass die sechs Kämpfe paarweise geordnet sind — 
1) Agamemnon, Idomeneus. — 2) Menelaos, Meriones. — 3) Meges, Eu- 
rypylos — und weiter wird er beobachten, dass die Schilderung des er- 
sten Paares sich stilistisch von der der beiden folgenden Paare wesentlich 


1) Vgl. unten das Capitel: die Teıyozayla und ihre Helden unter Sarpedon. 


Ζιομήδους ἀριστεία. 193 


_ unterscheidet. Dort wird zwar auch Heimath und Geschlecht der ge- 
᾿ς tödteten Gegner angegeben, aber damit basta. Hier dagegen werden die 
- unterliegenden Troer hinsichtlich ihrer Lebensgeschichte und ihrer Talente 
so ins Detail charakterisirt, wie sonst nirgends in der Urilias. Der Gegner 
des Menelaos ist ein grosser Jäger, der des Meriones ein geschickter 
Künstler, der des Meges ein von seiner Stiefmutter Theano mit besonderer 
Liebe aufgezogener Bastardsohn des Antenor, der des Eurypylos ein Prie- 
ster des Skamandros. Ich meine, der Fall liegt ganz klar; die beiden 
ersten Kämpfe sind das ursprüngliche, die vier folgenden die Erweiterung 
eines Nachahmers, der sich auch darin verräth, dass er zunächst Persön- 
lichkeiten auftreten lässt, die den Helden der originalen Partie besonders 


A 


- 886 stehen; dem Agamemnon entspricht Menelaos, dem Idomeneus Me- 
riones. Auch steht 71 die Dativform vdoei, die nur an dem zweimal in 
ΟΠ ionischen Partien begegnenden sırölei (P 152. 2 707) eine Analogie hat. 
Ich glaube daher, dass mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit 80 -- 48 der 
Urilias, 49—83 dem Verfasser der alten Sıoundovg ἀριστεία zugeschrie- 
ben werden dürfen, so dass wir auch aus E zwei Stücke für die Recon- 
struction des alten Epos gewonnen haben, die man von vornherein geneigt 
sein wird, den Kämpfen des ersten Morgens zuzusprechen. 


Hektors Gang zur Stadt. 


Das Z enthält 116ff. die schon von Reichel 5. 19 als ächt myke- Z 177—118. 
nisch bezeichnete Schilderung, wie dem wandelnden Hektor der Rand 
seines auf dem Rücken hängenden Kuppelschildes abwechselnd den Nacken 
und die Knöchel schlägt: 

ὡς ἄρα φωνήσας ἀπέβη χορυϑαίολος Ἕχτωρ᾽ 

ἀμφὶ δέ μιν σφυρὰ τύπτε χαὶ αὐχένα δέρμα κχελαινόγ, 

. ἄντυξ ἣ πυμάτη ϑέεν ἀσπίδος ὀμφαλοέσσης. 

Hier haben wir also einen sicheren Rest der Urilias, und zwar beginnt 
dieser mindestens schon V.102. Bis dahin hängt nämlich alles unlöslich 
zusammen und findet sich auch kein einziger Ionismus, denn V. 113 ist 
von den beiden Lesarten Aristarchs ὄφρα x’ ἐγώ und ὄφρ᾽ ἂν ἐγώ, 
deren zweite von den Handschriften geboten wird, die erste die ur- 
sprüngliche. 

Hektor also stellt die schwankende Schlachtreihe der Trojaner wieder 


her und erklärt dann, zur Stadt gehen zu wollen 113 ff. 
Robert, Studien zur Ilias. 13 


μα“ αὐ νυν ΝΥ 00 1 a Zt nn 


194 Analyse der Ilias. 


ὄφρα * ἐγὼ βήω προτὶ Ἴλιον ἠδὲ γέρουσιν 

einw βουλευτῇσι χαὶ ἡμέτερῃσ᾽ ἀλόχοισιν 

δαίμοσιν ἀρήσασϑαι, ὑποσχέσϑαι δ᾽ ἑχατόμβας. 
Wie wir aus V. 102 ersehen ὥς ἔφαϑ᾽, Ἕχτωρ δ᾽ οὔ τι χασιγνήτῳ 
ἀπέϑησεν, befolgt er damit den Rath eines seiner Brüder, und in unserer 
Ilias geht denn auch dieser Rath unmittelbar vorher 86—101. Aber 
merkwürdiger Weise lautet er ganz anders. Denn weder von Hekatomben 
noch von Geronten noch von den Frauen der Kämpfenden ist darin 
die Rede. Zu ihrer gemeinsamen Mutter, räth Helenos, — denn er ist 
der berathende Bruder — soll Hektor gehen und sie auffordern zusammen 
mit den yeoaıgai!) einen Peplos auf die Knie des Athenebildes zu legen 
und ihr zwölf Kühe zu geloben. Zwölf Kühe, keine Hetakombe, und 
nur der Athene soll das Gelübde gethan werden, nicht den Göttern über- 
haupt, wie Hektor V. 115 sagt. 

Ueber die Jugend von V. 87—101 ist heute bei den Sachkundigen 
nur eine Stimme?) Dass ein Sitzbild in der Urilias undenkbar ist, wird 
auch der conservativste Kritiker zugeben. Ferdinand Dümmler) wollte 
mit der Interpolation sogar bis ins 6. Jahrhundert hinabgehen und in den 
γεραιραΐ möchte man fast eine Anspielung auf das athenische Prieste- 
rinnen-Collegium dieses Namens*) zu finden geneigt sein. Sei dem wie 
ihm wolle, für uns genügt der Nachweis, dass die Verse in keinem Falle 
zur Urilias gehört haben können, und dafür ist ausser den schon hervor- 
gehobenen Punkten ganz entscheidend die Beziehung auf die nicht zur Ur- 
ilias gehörige Sıoundovg ἀριστεία in V. 96 und die relativ grosse An- 
zahl von lIonismen: 89 οἴξασα, 90 πέπλον ὅς οἱ, 92 ϑεῖναι, 98 
xdorıorov, 101 οὐδέ τίς οἱ und μένος ἐσοφερίζειν, wofür ἀντεφερέζειν 
einzusetzen schwerlich statthaft ist. 

Aber siehe, der Anfang der Rede des Helenos 73—86 ist von lo- 
nismen völlig frei5). Also nur die zweite Hälfte ist interpolirt, und mit 
Leichtigkeit lässt sich aus V. 113—115 die ursprüngliche Fassung wieder- 
herstellen: 


.1) So ist mit den Scholien und W. Schulze quaest. ep. 501f. zu lesen. 

2) Vgl. Usener das älteste Versmass der Griechen 12. 

3) In seinem Artikel „Athena“ bei Pauly-Wissowa Π S. 1946. 

4) (Demosthenes) in Neaeram 73, vgl. Preller Griech. Myth. 14 8. 672. 

5) Die Lykier 78 lassen sich leicht eliminiren, wenn man Τρώων innodd- 
μων für Τρώων καὶ Δυκέων schreibt; vgl. unten das Capitel: Die Tesyowayla und 
ihre Helden. 


Hektors Gang zur Stadt. 195 


86 Ἕχτορ, ἀτὰρ σὺ πόλινδε μετέρχεο, ein? δ᾽ ἔπειτα 
{(βουλευτῇσι γέρουσι χαὶ ἡμετέρῃσ᾽ ἀλόχοισιν 
δαίμοσιν ἀρήσασϑαι, ὑποσχέσϑαι δ᾽ ἑκατόμβας). 
Ob noch mehr ausgefallen ist, und ob Hektors Gang zur Stadt ausser 
diesem religiösen Zweck noch einen andern hatte, wird sich zeigen, wenn 
wir ihn nun nach Troja begleiten. 

Nach der Glaukosepisode, die selbst in der alexandrinischen Ueber- 
lieferung noch nicht festsitzt 1), heisst es weiter 237 Ἕχτωρ δ᾽ ὡς Σχαιάς 
te πύλας καὶ πύργον ἵκανεν mit der beachtenswerthen Variante pnyov. 
Da stürzen ihm die trojanischen Frauen entgegen und fragen ihn nach 
ihren Söhnen, Brüdern und Männern. Er aber heisst sie zu den Göttern 
beten und erfüllt damit wenigstens zur Hälfte, was V. 114f. in Aussicht 
genommen war. Die V. 237—241, die übrigens keinen einzigen Ionismus 
enthalten, können also unbedenklich für die Urilias in Anspruch genommen 
und, indem man V. 237 mit einer leichten Aenderung: αὐτὰρ ἐτεὶ Σχαι- 
ἄς τε πύλας χαὶ πύργον ἵχανεν schreibt, unmittelbar an V. 118 an- 
geschlossen werden. 

Darauf begiebt sich Hektor zum Palast des Priamos und führt nun 
aus, was ihm in dem interpolirten Theil der Rede des Helenos empfohlen 
war. Er heisst die Mutter, die übrigens in der ganzen Partie nicht mit 
Namen genannt wird, den Peplos darbringen und das Opfer geloben. 
Das geschieht. Man merke sich für später, dass dabei der Athenetempel 
ἐν πόλει ἄχρῃ, also auf dem Gipfel der Burg liegend, gedacht wird, wo- 
hin der eine Bearbeiter der Sıoundovg ἀριστεία den Apollontempel ver- 
legt E446. Es versteht sich, dass zugleich mit 87—101 dieser ganze 
Abschnitt als jüngere Zudichtung auszuscheiden ist, zumal V. 278 ff. die 
Beziehung auf die Jıoundovg ἀριστεία aus V. 96ff. wiederholt wird. 
Natürlich fehlt es auch nicht an Ionismen: 246 und 250 χοιμῶντο, 252 
ἐσάγουσα, 260 χαὐτός, 289 ἔσαν οἱ und παμτπτοίχελοι, (παμποίκιλα 
Ven. M.) ἔργα, 290 Σιδωνεῶν für Σιδωγνεάων, 307 Σχαιῶν für Σχαιάων. 


1) ὅτε μετατιϑέασε τινες ἀλλαχόσε ταύτην τὴν σύστασιν Schol. Ven. A. Aus 
der Zahl der sprachlichen Indieien genügt es zwei anzuführen: festes 7» 140 (ἦν 
ἐπεὶ ddavdroıoıy) und das Iterativum ἔσκεν 153. Der ζωστήρ 219 ist der Chiton- 
gürtel, s. S. 37. Ueber das märchenhafte Motiv der goldenen Rüstung, die den 
Werth einer Hekatombe besitzt, also ganz gewiss aus massivem Golde gedacht ist, 
s. oben 3. 14. Ausserdem genügt es ja schon, dass Glaukos ein Lykier ist, 
um die Jugend der Einlage zu erhärten. 

13* 


Z 119—241. 


Z 242—312. 


Z 313—336. 


196 Analyse der Ilias. 


Die folgende Scene hingegen, Hektor bei Paris 313ff. wird man um 
so entschiedener der Urilias zuweisen, als sie gleich am Anfang einen 
Widerspruch mit der eben behandelten ionischen Eindichtung enthält. 
Denn hier liegen plötzlich an der Stelle, die eben der Athenetempel ein- 
nahm, ἐν πόλει ἄχρῃ, die Paläste des Priamos, Hektor und Paris 317, 
und dazu stimmt 512, wo Paris χατὰ Περγάμου ἄκρης herabkommt. 
Zwei Culturperioden treten uns hier in diesen beiden Schichten der Ilias 
greifbar entgegen, die ältere, wo der Königspalast die Burg krönt, in der 
Urilias, die jüngere, wo der Tempel der Stadtgöttin an seine Stelle getreten 
ist, in der ionischen Erweiterung. An diesem Resultat werden wir uns 
so wenig durch das ἄν in V. 329 σὺ δ᾽ ἂν μαχέσαιο χαὶ ἄλλῳ 3), wie 
durch den Panzer in V. 322 irre machen lassen. V.329 wird einfach 
aus dem Venetus M αὖ für ἄν einzusetzen sein. V. 322 mag, wie 8. 32 
vermuthet worden ist, ursprünglich στήληκα statt ϑώρηχα gestanden haben, 
wenn man es nicht vorzieht, auch diesen Vers als ausmalende Zuthat zu 
streichen. 

Hektor also findet Paris und Helena im intimen Gemach, ihn mit 
dem Putzen seiner Waffen, sie mit weiblicher Arbeit beschäftigt, und was 
Paris vom Schlachtfelde fern hält, ist — Zorn. Ein ganz neues Motiv, 
wofür bekanntlich die übrige Ilias keinen Anhalt bietet.2) Paris spielt 
also hier auf troischer Seite eine ähnliche Rolle, wie Achilleus auf der 
griechischen, aber er lässt sich im Gegensatz zu diesem bald besänftigen 
335. 336 

οὔτοι ἐγὼ Τρώων τόσον χόλῳ οὐδὲ νεμέσσι 

ἥμην ἐν ϑαλάμῳ -- 
Nun dürfen wir also hoffen, den wahren Anlass zu hören, aber wir wer- 
den arg enttäuscht. Denn Paris fährt fort: ἔϑελον δ᾽ ἄχεϊ mooroa- _ 
πέσϑαι. „Nicht so sehr aus Groll gegen die Troer bleibe ich dem Kampfe 
fern, als weil ich meinem Kummer nachhängen will.“ Das ist mehr als 
abgeschmackt, das ist schon qualificirter Blödsinn. Aber zum Glück be- 
lehrt uns hier die unerhörte Verbindung ἄχεξ προτραττέσϑαι „sich 
dem Kummer zuwenden“, dass der Ueberarbeiter seine Hand im Spiele 
haben muss. Er ist es, der diesen unglaublich albernen Versschluss ge- 
dichtet und den eigentlichen Grund von Paris’ Zorn unterschlagen hat, 


1) Nachgeahmt von dem ionischen Erweiterer des Schiffskampfs N 118 ff. 
οὐδ᾽ ἂν ἐγώ γε ἀνδρὲ μαχεσσαέμην ὅς rıs πολέμοιο uedeln λυγρὸς ἐών. 
2) Im Wesentlichen schon von Schömann und Naber richtig beurtheilt. 


- 
΄σ 


Hektors Gang zur Stadt. 197 


ohne Zweifel, weil er in die jetzige Ilias nicht passt, und was hier ge- 
schehen ist und als geschehen sich fast mathematisch beweisen lässt, das 
wird, so dürfen wir von vornherein vermuthen, auch an anderen Stellen 
geschehen sein. Natürlich wollte der Ueberarbeiter mit diesem ἔϑελον 
δ᾽ ἄχεϊ προτραπέσϑαι auf den Zweikampf des I’ Bezug nehmen, ebenso 
mit dem folgenden gewiss gleichfalls von ihm herrührenden γέχη δ᾽ &r- 
auelßeraı ἄνδρας 339, das sogar direct im Hinblick auf T'439. 440 

vöv μὲν γὰρ ενέλαος ἐνέκησεν σὺν ᾿4ϑήνῃ, 

χεῖνον δ᾽ αὖτις ἐγώ᾽ παρὰ γὰρ ϑεοί εἶσι καὶ ἡμῖν 
gedichtet sein wird. Aber wenn die Urilias diesen Zweikampf enthalten 
hätte, so müsste Hektor in seiner Rede auf ihn Bezug nehmen. Grund 
zum Groll kann dieser missglückte Kampf wahrhaftig nicht gegeben haben, 
höchstens zur Scham. Wer das trotzdem annimmt, der erkläre doch, wo- 
her Hektor, der seit dem Ende des B das Schlachtfeld nicht verlassen hat, 
von einem Groll des Paris überhaupt Kunde hat. 

Die Tragweite dieser Erkenntniss lässt sich gar nicht hoch genug 
anschlagen. Wenn es Groll über eine wirkliche oder vermeintliche Krän- 
kung ist, was Paris vom Schlachtfelde fern hält, so ist es doch eigentlich 
selbstverständlich, dass man, als die Noth des Tages immer grösser wird, 
zunächst daran denkt den Zürnenden zu versöhnen, oder mit anderen 
Worten, dass Hektors Besuch bei Paris schon im Programm des Helenos 
vorgesehen war. Helenos gab also, meine ich, nicht nur den Rath, dass 
Hektor in der Stadt Gebete und Gelübde anordnen, sondern auch, dass 
er versuchen sollte, den Paris zur Theilnahme am Kampf zu bewegen. 
Bei dieser Gelegenheit konnte auch ganz gut der Anlass des Grolls kurz 
erwähnt sein, falls vorher in der Urilias noch keine Gelegenheit dazu 
war. Die ionische Umgestaltung von Helenos’ Rede hat dies alles nicht 
sowohl verdrängt als absichtlich getilgt. Auch am Schluss von Hektors 
Rede können nach V. 115 einige auf Paris bezügliche Verse weggeschnitten 
sein; doch ist es auch möglich, dass Hektor diesen Theil seines Vorhabens 
dem Heere mit Fleiss verschweigt. 

Die übrigen weitgreifenden Consequenzen, die sich aus dem Motiv 
einer μῆνις ᾿4λεξάνδρου ergeben, lassen wir vorläufig noch bei Seite, 
um zunächst in der Analyse des Z fortzufahren. Nach 336 wird wohl 
mehr als ein halber Vers dem Ueberarbeiter zum Opfer gefallen sein, 
Weiter hören wir von Paris, dass schon Helena ihn zur Theilnahme 
am Kampf ermahnt habe und dass er bereit sei, dem Hektor zu 


Die unvıs 
᾿Αλεξάνδρου. 


Z 337—502. 


198 Analyse der Ilias. 


folgen. Den Schluss von 339 haben wir schon oben als zur Ueber- 
arbeitung gehörig ausgeschieden. Eine leise Andeutung über den Grund 
von Paris’ Groll liegt vielleicht in den Klagen der Helena über das un- 
bestimmte und fahrige Wesen ihres Gatten 350 ff. 

ἀνδρὸς ἔπειτ᾽ ὥφειλον ἀμείνονος εἶναι ἄχοιτις, 

ὃς γδει νέμεσίν ve nal αἴσχεα πόλλ᾽ ἀνϑρώπων. 

τούτῳ δ᾽ οὔτ᾽ ἂρ νῦν φρένες ἔμττεδοι οὔτ᾽ ἄρ᾽ ὀπίσσω 

ἔσσονται" τοῦ χαέ μὲν ἐπαυρήσεσϑαι ὀίω. 


Ἕκτορος καὶ Doch reicht sie nicht aus um Bestimmteres zu vermuthen. Die Auffor- 
Avdgoudyns derung der Helena sich zu setzen, lehnt Hektor ab. Es treibt ihn in 


ὁμελέα. 


die Schlacht zurück. Paris möge sich nur beeilen, damit er ihn noch in 
der Stadt einhole. Er selbst wolle auch noch nach seinem Hause, um 
nach den Seinen zu sehen. Gleich in dem ersten Vers, wo Hektor seines 
Hauses gedenkt, 365 findet sich der Ionismus ἐσελεύσομαι und Ionismen 
ziehen sich durch die ganze Ἕχτορος xal ᾿Ανδρομάχης ὁμιλέα hindurch: 
379. 384 ἢ (οὔτ᾽) ἐς ᾿ϑηναίης, 386 μέγαν ’Iklov, 402 χαλέεσχε, 412 
ἐπεὶ ἂν σύ, 438 ϑεοτεροττιῶν (so Nauck mit Recht), 448 ὅτ᾽ ἄν nor’, 
449 ἐυμελίω, 460 ἀριστεύεσκε, 478 Ἰλίου ἶφι), 489 ἐπήν, 493 μά- 
λιστα τοὶ Ἰλίῳ 3). Auch steht 454 χαλκοχιτώνων. Kein Zweifel also, 
diese wundervolle Episode gehört einem ionischen Nachdichter an, und als 
jung pflegt sie auch meistens betrachtet zu werden. Aber allerdings ist 
sie nicht so jung wie die übrigen Einlagen des Buches, wenigstens nicht 
wie der Bittgang zur Athena. Denn der ergreifende Schluss der Episode, 
wo es von Andromache und ihren Mägden heisst 500 ff. 

αἵ μὲν ἔτι ζωὸν γόον "Erroga ᾧ ἐνὶ οἴχῳ᾽ 

οὐ γάρ μιν ἔτ᾽ ἔφαντο ὑπότροπον ἐκ πολέμοιο 

ἵξεσϑαι προφυγόντα μένος χαὶ χεῖρας “χαιῶν, 
hat nur dann seine volle Bedeutung, wenn Hektor wirklich nicht mehr 
zur Stadt zurückkehrt. Das trifft für die Urilias zu, nicht aber für unsere 
jetzige, wo Hektor im H 307ff. noch einmal heimkehrt. Der Dichter 
kannte also die jetzt zwischen ΕἾ und © liegenden Nächte noch nicht, und 

1) Auch V. 479 καὲ ποτέ τις εἴπῃσε" πατρός γ᾽ ὅδε πολλὸν ἀκεένων» enthält 
zwei Anstösse: Conjunctiv für Optativ und Vernachlässigung der Position in 
πατρός. Aber schon Dawes Misc. erit.* 274 hat beide durch Einsetzung von 
einoı beseitigt. 
2) Hoffmanns Aenderung πᾶσι, μάλεστα δ᾽ ἐμοί ist jedesfalls nicht nöthig, 


da auch für die überlieferte Wortstellung eine Parallele vorhanden ist 2 743 
Ἕκχτορ' ἐμοὶ δὲ μάλιστα λελεέψεταε ἄλγεα λυγρά. 


Hektors Gang zur Stadt. 199 


die Ἕχτορος καὶ Avögoudyns ὁμιλία muss verhältnissmässig früh in 
die Ilias eingefügt worden sein, jedesfalls früher als die όλος μάχη 
und der Schluss des H. Mehr darüber im vierten Theile. 
Es fragt sich jetzt, ob in der Urilias Hektor seinen Bruder gleich Hektor bei den 
mit sich nahm, wie es dieser an erster Stelle vorschlägt — ἀλλ᾽ ἄγε νῦν 


a ie a ar, 


ἐπίμεινον, ἀρήια τεύχεα δύω 340 — oder wohin er sich sonst begab, 
wenn nicht zu Weib und Kind. Nun erinnern wir uns, dass Hektor in 
unserer Ilias den Zweck seines Ganges zur Stadt, selbst soweit er ihn 
dem Heere und zwar in Versen der Urilias 113—115 offenbart hat, 
nur sehr theilweise erfüllt. Die Geronten und die Frauen von Troja 
wollte er zu Gebet und Gelübde ermahnen. Aber er hat nur die Frauen 
gesehen, die Geronten sind ganz vergessen. In der Urilias kann das 
nicht so gewesen sein, zumal es sehr unnatürlich ist, dass Hektor die 
Stadt jetzt wieder verlässt, ohne seinen Vater gesprochen zu haben. Nun 
könnte man denken, dass Hektors Besuch bei Paris 313 ff, nicht unmittel- 
bar auf die Scene am skäischen Thor 237—241 gefolgt, sondern da- 
zwischen seine Verhandlung mit den Geronten gefallen wäre, aber ratio- 
neller und zweckentsprechender ist es doch, wenn er zuerst zu Paris geht, 
damit dieser Zeit hat sich zu rüsten. Deshalb ist es mir sehr wahr- 
scheinlich, dass die Scene, wo Hektor sich zu den Geronten begiebt, 
unter denen natürlich auch Priamos nicht fehlen konnte, in der Urilias 
an der Stelle stand, wo wir jetzt. Hektors Abschied von Andromache 
lesen. Er mag nach 364 der Helena mitgetheilt haben, dass er nun zu 
Priamos und den Stadtältesten wolle, und dann wird die Besprechung 
mit diesen, sei es auf dem Markte, sei es auf dem Thurme am skäischen 
Thor, wo ja auch im Γ 149 die Alten sitzen und woher in unserer Ilias 
Andromache kommt 386. 392 ff, stattgefunden haben. Als er hiervon zu- Z 508-529. 
rückkommt, holt ihn Paris ein. Die Verse, die dies schildern 503—529 
sind frei von Ionismen und können unbedenklich der Urilias vindieirt 
werden. Nur V. 516 στρέψεσθϑ᾽ ἐκ χώρης, ὅϑε ἣ ὀάριζε γυναικί ist 
mit Rücksicht auf die”Exrogog καὶ ᾿Ανδρομάχης ὁμιλίας geändert, ohne 
dass es möglich wäre die ursprüngliche Fassung auch nur zu errathen. 
V. 529 liesse sich für ἐυχνήμιδας Ayaroög wieder Ayauoüg χαλχοχο- 
ρυστάς einsetzen, aber mehr empfiehlt es sich wohl den Vers als jüngeren 
Zusatz zu streichen und die Rede des Hektor mit 
χρητῆρα στήσασϑαι ἐλεύϑερον ἐν μεγάροισιν 
schliessen zu lassen. 


H 1—16. 


Ζ 5—36. 


200 Analyse der Ilias. 


Hektor und Paris stürmen also gemeinschaftlich in die Schlacht. Hier 
schliessen unmittelbar die Verse H 1—12 an, von denen schon 5. 174 ge- 
legentlich die Rede war. Da steht allerdings gleich im ersten Vers der 
böse Ionismus πυλέων. Ficks πύργων widerspricht dem homerischen 
Sprachgebrauch. Leichter wäre es mit Bentley anzunehmen, dass in der 
Urilias πόλιος mit durch den Ictus und vor der Cäsur verlängerter End- 
silbe stand. Aber es ist auch möglich, dass die ziemlich faden Verse 1-3 
erst eingesetzt wurden, als man an dieser Stelle einen neuen Abschnitt 
begann, also nach Einfügung der "Exrogog χαὶ Αἴαντος μονομαχία, und 
dass in der Urilias einfach der formelhafte Vers stand 

ὡς εἰπὼν ὃ μὲν ἦρχ᾽, ὃ δ᾽ ἅμ᾽ ἕσπετο ἰσόϑεος φῶς. 

Das schöne Bild (4—8) und die beiden folgenden Kämpfe des Hektor mit 
Menesthios von Arne, des Alexandros mit Eioneus (9—12) gehören gewiss 
zur Urilias. Bei dem ersten Kampf wird das ächt mykenische Arne er- 
wähnt, dessen Reste Noack so glücklich in der Insel Gla des Kopais-Sees 
erkannt hat 1), bei dem zweiten erscheint die orepdvn, also der mykenische 
Helm (s. S. 491). Dann tödtet Glaukos den Iphinoos 13—16. Dass 
eine Stelle, wo Glaukos vorkommt, zu einer ionischen Schicht gehört, darf 
ich wohl nachgerade als selbstverständlich betrachten) Ohne Zweifel 
mit Rücksicht auf die Glaukos-Episode des Z eingesetzt, documentiren 
sich die Verse bei näherer Prüfung als eine jämmerliche Flickarbeit: 
13=P 140, 14 nach P 15, 16 nach 0435. V. 15 steht ἐφάλλεσϑαι 
vom Besteigen des Wagens statt &rsıßalveıv, was sonst in der Ilias nir- 
gends vorkommt, und die Zusammensetzung £rrıeakuevog mit &rrı statt 
&rc- hat nur im ὦ der Odyssee 320 eine Parallele. Der Vers ist II 343 
(= Ε 46) nachgebildet (vgl. oben 8. 60 A. 1). 

Wie ist nun der Gang des Hektor zur Stadt motivirt? In unserer 
Dias durch eine Wendung der Schlacht zu Gunsten der Achäer, die mit 
Z5 einsetzt: 

Αἴας δὲ πρῶτος Τελαμώνιος, ἕρχος ᾿Αχαιῶν, 

Ἰρώων ῥῆξε φάλαγγα, φόως δ᾽ ἑτάροισιν ἔϑηχεν. 
Aias also tödtet den Thraker Akamas, der einen Helm mit φάλος, mit- 
hin mykenische Rüstung trägt. Also gehören die Verse 5—11, die auch 
keinen Ionismus enthalten, zur Urilias. Dagegen ist der folgende Zwei- 
kampf des Diomedes durch φιελέεσχεν 15 und ἔσχεν 19 als ionisch er- 


1) Athenische Mitth. XIX 405ff. 


ER Y ΜΕ 


Be λῶν. λον μα: a 


Hektors Gang zur Stadt. 201 


wiesen, eingesetzt natürlich mit Rücksicht auf die vorhergehende Sıown- 
dovg ἀριστεία. Bei den sich anschliessenden Heldenthaten des Eury- 
alos 20—28 lassen uns die hoplistischen und sprachlichen Kriterien zwar 
im Stich, doch ist natürlich der Sohn des Mekisteus von dem Sohn des 
Tydeus nicht zu trennen. Auch erscheint in dem Abschnitt die entwickelte 
trojanische Königsgenealogie, und stilistisch ist die Verwandtschaft mit 
dem Diomedes-Zweikampf nicht zu verkennen. Also ist das ganze Stück 
12—28 auszuscheiden. Hingegen sehe ich keinen Grund, die nun fol- 
gende summarische Aufzählung 29—36 der Urilias abzusprechen. Dich- 
terisch ist es ganz in der Ordnung, dass, nachdem Aias freie Bahn ge- 
macht hat, nun auch von den übrigen Helden jeder seinen Mann zu 
Boden streckt. Und die aufgezählten Führer sind fast sämmtlich solche, 
die auch sonst in der Urilias nachzuweisen sind: Odysseus, Teukros, Anti- 
lochos, Agamemnon und Leitos; eine Ausnahme machen nur Eurypylos 
und Polypoites. Aber der Vers, in dem ersterer genannt wird 36, ist 
ziemlich ungeschickt angeknüpft und lässt sich leicht abschneiden. Da- 
gegen muss der Vers, in dem Polypoites erscheint 29 
᾿Αστύαλον δ᾽ ἄρ᾽ ἔπεφνε μενεπτόλεμος Πολυποίτης 


schon deshalb gehalten werden, weil ihn offenbar der ionische Interpolator 


mit Absicht am Anfang seiner Einlage copirt hat 12 ff. 

"AEvAov δ᾽ ἄρ᾽ ἔπεφνε βοὴν ἀγαϑὸς Arounöng. 
Auch wird man den Polypoites seiner thessalischen Heimath wegen gern 
für die Urilias retten, obgleich er zufällig in den erhaltenen Fragmenten 
dieses Epos sonst nicht vorkommt. 

Vielleicht vermisst man in der Aufzählung Menelaos; aber dieser 
tritt gleich darauf in der berühmten Adrastos-Episode (37—65) auf, die, 
von Ionismen völlig frei, gleichfalls unbedenklich der Urilias zuzuschreiben 
ist, nur dass man geneigt sein wird, den überflüssigen Vers 48, in dem 
das Eisen erwähnt wird, zu streichen. Diesen Abschnitt hat ein ionischer 
Nachdichter 4 131 ff. copirt. Endlich sehe ich auch keinen Grund, den 
sehr zweckmässigen Rath des Nestor, sich nicht mit Spoliren aufzuhalten 
66— 72, der Urilias abzusprechen. Nestor haben wir als Figur dieses älte- 
sten Epos bereits bei der nächtlichen Berathung im Anfang des ‚5 gefunden 
(s. oben 5. 126f.). Im _4 wird er uns wieder begegnen. Auch seine Söhne 
Antilochos und Thrasymedes sind uns, der erste wiederholt, der zweite we- 
nigstens einmal (S. 131), entgegengetreten. Der geschwätzige Alte, als den 
wir ihn in den ionischen Partieen kennen, ist Nestor natürlich in der Ur- 


Ζ 31—12. 


202 Analyse der Ilias. 


ilias noch nicht gewesen. Der abschliessende Vers 72 wird in der Urilias 
ὡς εἰπὼν ὥτρυνε μένος ϑυμόν TE &xdorov gelautet haben, 5. oben 
8. 123 41, 

Da wir nun in den Versen 5—72 bedeutende Reste der Urilias ge- 
funden haben, durch die die Bedrängniss der Troer und Hektors Gang 
zur Stadt vortrefflich motivirt wird, so werden wir einfach constatiren 
müssen, dass schon in der ältesten Fassung 73ff. auf 72 folgte, wenn 
auch vielleicht nicht unmittelbar, und dass somit das Z in der Reihenfolge 

Ζι--4. der Ereignisse durchaus die alte Ordnung bewahrt hat. Die vier ersten 
Verse des Buches sind natürlich Verbindungsstück; 1 nimmt auf die 
Awoundovs ἀριστεία Bezug, in 4 führt der Skamandros den Namen seines 
lykischen Doppelgängers Xanthos (s. oben S. 133). 

So hat uns das Z umfangreiche und wichtige Reste der Urilias ge- 
liefert, aber noch mehr, es bezeichnet in den Kämpfen, die sich am Morgen 
des ersten Schlachttages abspielen, einen wichtigen Wendepunkt. Vorher 
hat Paris nicht mitgekämpft; denn dass sein Zorn erst wenige Stun- 
den alt sein sollte, ist durch die Art, wie Hektor, Helena und er selbst 
davon prechen, völlig ausgeschlossen. Jetzt erscheint auch er auf dem 
Schlachtfeld. 

Fragmente der Wir dürfen nun versuchen, von dem Verlauf der Schlacht an jenem 

ἜΝ Morgen ein Bild zu entwerfen. Als Endpunkt haben wir 4 84, wo es 

Mittag, wenn nicht gar Abend, ist (S. 161) und Agamemnon die Troer 

in die Flucht treibt, als Anfangspunkt die Eröffnung der Schlacht durch 

Antilochos ./ 457. Einen Einschnittspunkt bildet Hektors Gang zur 

Stadt, nachdem Aias die Phalanx durchbrochen hat, also schon einmal 

die Troer in starke Bedrängniss gekommen sind. Ausserdem haben wir 

fünf noch nicht bestimmt placirte, aber mit Wahrscheinlichkeit diesem 
Morgen zuzuweisende Stücke, nämlich 

a) 4 517—536 (5. 177). Der Thrakerfürst Peiroos tödtet den 

Diores und wird selbst von 'Thoas getödtet. Als dieser ihn spo- 

liiren will, hindern das die thrakischen Mannen. Der Stand der 

Schlacht scheint gleich zu sein. 

b) E37—48 (8.192). Τρῶας δ᾽ ἔκλιναν Aavaol. Agamemnon 

und Idomeneus tödten jeder einen fliehenden Troer. Agamemon 

spoliürt nicht, Idomeneus lässt es durch seine Gefährten besorgen. 

6) E 541—575 (nach Ausscheidung der $. 184f. festgestellten ioni- 

schen Zuthaten). Der Stand der Schlacht ist unentschieden. Aineias 


Hektors Gang zur Stadt. 203 


tödtet zwei Griechen, weicht aber vor Menelaos und Antilochos 
zurück 

d) H 219— 272 (S. 170 ff.). Der Zweikampf zwischen Hektor und 

Aias. Die Schlacht ist unentschieden. 

e) N 516—525. Ο 110—129. 132—134. 142. N 526—533 (S. 114. 
S. 136f.) Die Askalaphos-Episode, für die wir am zweiten Schlacht- 
tage keine recht passende Stelle gefunden haben (s. S. 149), die 
also vielleicht auf den Morgen des ersten fällt. Deiphobos ist 
Sieger, der Stand der Schlacht mindestens unentschieden, wenn 
nicht den Troern günstig. 

Das Bruchstück ἃ wird man aus den bereits oben S. 173 entwickelten 
Gründen möglichst früh, also bald nach 7 469 zu setzen haben. Für 
die Einordnung von c ist zu beachten, dass Menelaos und Antilochos 
Zeit haben, die Leichen der Diores-Söhne zu retten, ohne dabei von den 
Trojanern im Geringsten behelligt zu werden. Das deutet auf ein ziemlich 
frühes Stadium der Schlacht. Also wird man auch ὁ vor Z zu setzen 
haben. Dasselbe gilt von dem Bruchstück a, wo Thoas wenigstens den 
Versuch macht, seinen getödteten Gegner zu spoliiren. Dagegen spolürt 
in dem Fragment b Agamemnon die gefallenen Trojaner nicht, handelt 
also nach Nestors Rath, Idomeneus thut es wenigstens bis zu einem gewis- 
sen Grad, indem er die Spoliirung seinen Gefährten überlässt. Auch be- 
finden sich die Achäer entschieden im Vortheil, und das stimmt zu der 
Situation, in der Nestor seinen Rath giebt (Z 66ff... Aber wenn auch 
dort Aias die Phalanx durchbrochen hat Z 5, so ist das doch noch kein 
Grund für Helenos, schon um die Stadt besorgt zu sein (Z 80). Erst 
wenn sie in die Flucht geschlagen sind, ist solche Befürchtung am Platze. 
Und diese Wendung, die zwischen Z5 und 73 eingetreten sein muss, 
wird eben in dem ersten Vers des fraglichen Bruchstückes berichtet: 
Τρῶας δ᾽ ἔχλιναν Aavaoi. Was endlich die Askalaphos-Episode (e) be- 
trifft, so steht hier die Sache für die Achäer ungünstig. Ich schliesse das 
nicht sowohl daraus, dass Deiphobos den Askalaphos besiegt und tödtet — 
wird er doch selbst gleich darauf von Meriones am Arme verwundet — 
als daraus, dass das göttliche Wesen, das dem Ares die Kunde von dem 
Tode seines Sohnes bringt, mag es nun auch in der Urilias Here oder 
eine andere Gottheit gewesen sein (s. S. 137), damit deutlich den Zweck 
verfolgt, dass Ares!) zu Gunsten der Achäer eingreifen soll. Nun ist es 

1) Ares steht also auch hier auf griechischer Seite wie E 563, vgl. oben 8. 


Ordnung der 
Fragmente. 


Verlauf des 
Kampfes. 


204 Analyse der Ilias. 


doch durchaus wahrscheinlich, ja eigentlich eine poetische Nothwendigkeit, 
dass die Achäer bis zum Z unaufhaltsam vordringen. Erst nachdem 
Hektor mit Paris auf das Schlachtfeld zurückgekehrt ist, tritt vorübergehend 
ein Umschwung ein, Ich möchte daher das Bruchstück e, wenn auch mit 
mehreren Fragezeichen, in die grosse Lücke zwischen FH 12 und 484 
einsetzen. 

Ich ordne also die Reste, die von der Schilderung der Kämpfe am 
Morgen des ersten Schlachttages erhalten zu sein scheinen, vermuthungs- 
weise und mit jedem möglichen Vorbehalt folgendermaassen: κ΄ 457—469, 
H 219—230. 233—251. 253— 272, 4 517—536, E 541. 542. 554—563, 
565—575, Z 5—11. 29—35. 37—47. 49—72, Ε 37—48, Z 73—86. 
102—118. 237—241. 313— 336°. 337—339°. 340—364. 503—516% 
517—528, H4—12, N 517-—-525, Ο 110—129. 132—134. 142, N 526 
—533. 

Natürlich ist das Bild, das wir auf diese Weise von dem Morgen 
des ersten Schlachttages gewinnen, recht lückenhaft. Unendlich viel ist 
der schliesslichen Redaction zum Opfer gefallen. Zwischen den einzelnen 
Bruchstücken klafft der Zusammenhang, und besonders empfindlich ist 
die grosse Lücke zwischen FH 12 und _4 84, zu deren Ausfüllung nur 
ein einziges für den Fortschritt der Handlung nicht sehr erhebliches Bruch- 
stück zu Gebote steht. Dennoch lassen sich die wesentlichen Linien, 
wenn auch zum Theil sehr verblasst, noch erkennen und danach stellt sich 
die Sache so. 

Die Griechen dringen vor. Zunächst zeichnet sich Antilochos aus. 
Bald treffen Aias und Hektor auf einander. Aias gewinnt ein entschie- 
denes Uebergewicht, ohne jedoch seinen Gegner zu tödten oder kampf- 
unfähig zu machen. Auch Aineias muss sich vor Menelaos und Antilochos 
zurückziehen. Aias durchbricht die Phalanx, und immer entschiedener 
neigt sich der Sieg den Achäern zu. Da tritt Helenos zu Aineias und 
Hektor und giebt den Rath, Hektor möge in die Stadt gehen, Gebete 
und Gelübde anzuordnen und womöglich den grollenden Paris zu ver- 
söhnen. Hektor bringt die fliehenden Troer zum Stehen, begiebt sich in 


1841. 8.192. Es scheint beinah, dass der Ueberarbeiter der Jıourdovs ἀρεστεέα 
eine ähnliche Situation, wie die der Askalaphos-Episode im Auge hat und sich mit 
ihr abzufinden sucht. Auf das merkwürdige und wichtige Motiv, dass die Götter 
von Zeus am Kampf verhindert auf dem Gipfel des Olymp zusammensitzen, wird im 
nächsten Capitel zurückzukommen sein. 


Hektors Gang zur Stadt. 205 


- die Stadt und kehrt mit Paris zurück. Nun muss Paris sich ausgezeichnet 


haben, aber bis auf einen einzigen Kampf ist alles ausgemerzt. Man hat 
den Eindruck, als ob die Schlussredaction sich gerade den Paris besonders 
aufs Korn genommen habe. So wogt die Schlacht unentschieden hin und 
her, bis am Mittag oder Abend die Phalanx der Troer zum zweiten Male 
durchbrochen wird, diesmal unter Führung des Agamemnon (_4 S4ff.). 


Paris und Menelaos Zweikampf. 


Als in der Urilias der erste Schlachttag anhebt, da zieht Paris nicht 
mit seinen Brüdern zu Feld, sondern bleibt grollend zu Hause. Das hat 
uns soeben die Analyse des Z gelehrt. Die unmittelbare Folgerung ist, 
dass der Zweikampf zwischen Paris und Menelaos in der Urilias nicht 
an der Stelle gestanden haben kann, wo wir ihn heute lesen, ja noch mehr, 
dass er ihr, wenn anders sie mit der ujvıg begonnen hat, überhaupt nicht 
angehören kann; denn dann ist in ihr weder vorher noch nachher für einen 
solchen Vorgang Platz. 

Damit sprechen wir nur aus, was schon von Vielen, namentlich von 
Jacob, ausgeführt ist, allerdings mit ganz anderen Argumenten, die wir 
uns aber gleichzeitig aneignen können. Ein Zweikampf zwischen den 
beiden Hauptinteressenten, wie der hier vorliegende, ist im zehnten Jahre 
des Krieges ein Unding. Er gehört in den Anfang des ganzen Krieges, 
und unter dieser Voraussetzung ist auch ohne Zweifel die ganze Scene 
ersonnen und gedichte. Da wir aber zu /’ und ./ selbstverständlich auf 


alle Fälle Stellung nehmen müssen, so wollen wir das gleich hier thun. 


und diese Abschweifung von der Hauptstrasse unserer Untersuchung nicht 
scheuen. 

Ich stelle das Resultat gleich voraus. Die Πάριδος χαὶ Πενελάου 
μονομαχέα ist ihrem Kern nach mykenisch. Sie ist aber nicht nur durch 
Zusätze stark erweitert, sondern auch im Einzelnen offenbar systematisch 
ionisirt, so dass es zur Herstellung der älteren Fassung stärkerer Mittel 
bedarf, als wir sie im allgemeinen bis jetzt angewandt haben. Die Ὁρ- 
χίων σύγχυσις zeigt die jung-mykenische Bewaffnung und ist von einem 
Ionier verfasst. Sie setzt die Movouayi« bereits in erweiterter Gestalt 
voraus und ist sicher jünger als die Jıoumdovg ἀριστεία, aus der sie die 
Figur des Pandaros entlehnt. 


Das /’in 
unserer Ilias. , 


206 Analyse der Ilias. 


Bewaffnung. Der mykenische Charakter der Movoueyt« tritt namentlich in fol- 
genden Punkten klar zu Tage, die bereits im ersten Abschnitt mehr oder 
weniger eingehend besprochen worden sind. 

1) Die Zuschauer ziehen ihre Waffen aus und legen sie neben sich 
auf die Erde nieder, was natürlich nur beim mykenischen Schild, 
nicht beim ionischen Panzer denkbar ist, V. 89. 114 (135. 195). 
326f., vgl. oben S. 26f. 
2) Der Schild, den Paris 335 anlegt, ist der mykenische. Ueber die 
ursprüngliche Fassung der Rüstungsscene 5, oben 8. 51ff. 
3) Die Stösse und Paraden der beiden Kämpfer setzen die myke- 
nische Rüstung voraus, 346—349. 355—360, 5. oben $. 56. 8. 58. 
Sie sind dem Zweikampf zwischen Hektor und Aias nachgebildet, 
s. 8. 170. 
4) Beim Schwertkampf zerbricht die Waffe des Menelaos am φάλος 
des Paris 362; später würgt er ihn mit dem Helmriemen 371. 
Also trägt Paris den mykenischen Helm, 5. S. 48. 
Die älteste Bestätigt wird dies Resultat durch die Sprache. Auf weite Strecken 
Fassung. in finden wir keinen Ionismus. Insbesondere werden folgende Stücke für 
die älteste Fassung in Anspruch genommen werden können: 15—24.1) 27 
—55.2) 58—65.?) 67—102.%) 111—115. 314—318.5) 320—386.°) 390— 
395”). 421—447. Also — und hier treffen wir wieder mit Lachmann zu- 


1) 25 und 26 müssen als ausschmückende Erweiterung ausgeschieden wer- 
den, da in 25 ein metrisch festes ἄν steht: s περ ἂν αὐτόν. 

2) 27 wird ϑεοειδέα für HeoFeidnv substituirt sein. 56 und 57 müssen 
wegen der Vernachlässigung des Digamma in λάενον ἕσσο χιτῶνα fallen. Die 
Drohung ist roh und passt schlecht zu dem vorhergehenden Gedanken. Von 
einem Adıwos yırav wird man erst in einer Zeit gesprochen haben, als es einen 
χάλκεος yırav gab; vgl. S. 281. 

3) 66 ist wegen δῶσε zu streichen. 

4) 75 ist für ”Aoyos ἐς ἑππόβοτον zu lesen Ἄργος 9" ἑππόβοτον. 

5) Der überflüssige V. 319 ist wegen sömsoxe zu streichen. Auf λαοὶ ἠρή- 
σαντο kann unmittelbar der Wortlaut des Gebets folgen: Ζεῦ πάτερ Ἴδηϑεν 
μεδέων κτλ. ' 

6) Ueber V. 380---8985 5. 5, 53, über 358 8. 58f. 387—389 sind wieder 
spätere Ausmalung; φελέεσκεν beweist den ionischen Ursprung. 

7) 396—420 müssen wegen der Positionsverletzung in σχετλέη 414 ausge- 
schieden werden. Auf einen ionischen Verfasser deutet auch die Erwähnung der 
Mnovin ἐρατεινή 401. 


ΠΣ ἡ a a a a 
er; τ: 


Paris und Menelaos Zweikampf. 207 


sammen — spätere Zuthaten sind die Herbeiholung des Priamos und die 
gesammte Teichoskopie. Wir notiren folgende Ionismen: 103 οἴσετε δ᾽ 
ἄρν᾽, 104 γῇ und ἡμεῖς, 109 οἷς δ᾽, 173 ϑάνατός μοι ἁδεῖν, 180 ἔσχε, 
217 στάσχεν und ἔδεσχε, 219 ἔχεσχεν, 224 ἀγασσάμεϑ᾽ εἶδος ἰδόντες, 
284 ὁρῶ, 237 Πολυδεύχεα (Πολυδεύχην al.), 263 Σχαιῶν, 272 ἄωρτο, 
273 χεφαλέων, 214 ἀρίστοις, 297 εἴσχτεσχεν. Auf die in diesen Er- 
weiterungen wiederholt erscheinende ionische Bewaffnung lege ich diesmal 
kein besonderes Gewicht, da auch der alte Kern, wie sich gleich zeigen 
wird, in dieser Hinsicht stark überarbeitet ist. Immerhin mögen die Stellen 
der Vollständigkeit halber hier angemerkt werden: χαλχοχιτώνων 127.131. 
251; ἐυχνήμιδὲες ᾿χαιοί 304, ἐυχνήμιδας Ayarovs 156. Wo hingegen 
mykenische Bewaffnung zu Tage tritt, 135 ἀσπίδι χεχλιμένοι, παρὰ δ᾽ 


ἔγχεα μαχρὰ στέττηγεν und 195 τεύχεα μέν οἱ χεῖται ἐπὶ χϑονὶ που- 


λυβοτείρῃ, ist dies natürlich durch die Bezugnahme auf die betreffenden 
Stellen des alten Gedichtes bedingt (89. 114. 326). 

Zweifeln könnte man, ob nicht auch das Gebet des Agamemnon 275 
—296 zur ältesten Fassung gehört. Es enthält keine Ionismen, und 
wie gut und alt es ist, kann namentlich der Vergleich mit dem Gebet im 
T 258ff. lehren. Ich setze beide Stellen her. 

I 276 Ζεῦ πάτερ Ἴδηϑεν μεδέων κύδιστε μέγιστε, 
Ἤέλιός 9° ὃς πάντ᾽ ἐφορᾷς καὶ πάντ᾽ ἐπακχούεις, 
χαὶ ποταμοὶ χαὶ Γαῖα καὶ οἵ ὑπένερϑε χαμόντας 
ἀνϑρώπους τίνυσϑον, ὅ τίς κ᾽ &rrlogxov ὀμόσσῃ. 


T 258 ἴστω γὺν Ζεὺς πρῶτα, ϑεῶν ὕπατος καὶ ἄριστος, 
Γῆ τε χαὶ Ἠέλιος χαὶ Ἐρινύες, αἵ ϑ᾽ ὑπὸ γαῖαν 
ἀνθρώπους τίνυνται, ὅ τίς χ᾽ ἐσείορχον ὀμόσσῃ. 

Man müsste dann nur annehmen, dass die alte Schilderung der Opfer- 
handlung durch 271—274 verdrängt sei. Denn diese Verse selbst kön- 
nen, wie wir eben constatiert haben sowohl aus sprachlichen als aus sach- 
lichen Gründen nicht zu der alten Fassung gehören. Dagegen könnte 
das Herbeiholen des Opferthieres 118—120 ihr ganz gut zugesprochen 
werden; ein Lamm genügt vollkommen. 

In dieses alte Gedicht ist nun, wie gesagt, die ionische Bewaffnung 
offenbar systematisch eingeschmuggelt worden. V. 330—333 sind Panzer 
und Beinschienen (S. 51ff.), 358 der Panzer (S. 58) interpolirt; 340 steht 
ϑωρήχϑησαν, wo ursprünglich χοσμήϑησαν gestanden haben wird (S. 34), 


Agamemnons 
Gebet. 


Ionisirung. 


Das .7΄ als 
Einzellied, 


208 Analyse der Tlias, 


347 und 356 ἀσπέδα πάντοσ᾽ ἐίσην für dorid« τερμιόεσσαν oder 
ὀμφαλόεσσαν, 86 ἐυκνήμιδες ᾿άχαιοί für ἀρήιοι υἷες Ayaov, 370 
und 377 ἐυχνήμιδας ᾿4χαιούς für ᾿χαιοὺς χαλκοχορυστάς, ebenso 343, 
falls nicht dieser überflüssige Vers als spätere.Zuthat einfach zu strei- 
chen ist. 

Wie ist nun dieses Stück zu beurtheilen, das sprachlich und eultur- 
historisch auf derselben Stufe mit der Urilias steht und doch kein Theil 
von ihr gewesen sein kann? Wir stossen hier auf einen der schwierigsten 
Punkte der homerischen Frage, und wenn wir auch nicht gleich eine end- 
gültige Lösung zu finden hoffen dürfen, so ist doch schon Einiges -ge- 
wonnen, wenn es gelingt das Problem scharf zu formuliren. Es giebt, 
soviel ich sehe, nur zwei Möglichkeiten. Entweder diese Πάριδος χαὶ 
Meveicov μονομαχία ist der Rest eines alten Epos, das selbstständig 
neben der Urilias existirte und die der ujvıg vorausliegenden Ereignisse 
ganz oder theilweise behandelte, also sich inhaltlich einigermaassen mit 
den späteren Kyprien deckte!), oder sie ist, wie Lachmann wollte, ursprüng- 
lich als Einzellied gedichtet, wie die Jıoundovg ἀριστεία und die andern 
von uns aufgewiesenen ähnlichen Gedichte, nur dass sie weitaus älter ist 
als diese und sich von ihnen dadurch unterscheidet, dass sie nicht in den 
Rahmen der Urilias hineinfällt, sondern nur auf dem gleichen Hintergrund 
sich aufbauend rückwärts über sie hinausgreift, also ein Spross der Ur- 
ilias ist, um den von Welcker in den Griechischen Tragödien geprägten 
Ausdruck zu gebrauchen. Ohne auf meiner Meinung allzu sehr zu insi- 
stiren, möchte ich diese zweite Annahme für die wahrscheinlichere halten. 
Das Gedicht macht durchaus den Eindruck eines abgeschlossenen Ganzen. 
Sehr effeetvoll schliesst es mit der Liebesscene zwischen Alexandros und 
Helena, und es ist nicht ohne beabsichtigten Humor, dass die Entschei- 
dung nicht in der Stärke der Helden, sondern in der Gunst der Aphro- 
dite liegt, die ihrem Freunde ebenso auf dem Schlachtfeld gegen den über- 
legenen Gegner hilft, wie im Gemach gegen das Schmollen der Schönen. 
Was aus Menelaos wird, fragt der Hörer nicht und soll er nicht fragen. 
Er steht an zweiter Stelle. Mit dem glänzenden Bild des Paris, der im 
Pardelfell an der Spitze der Troer einherschreitet, hat das Gedicht be- 
gonnen, mit Paris im Brautgemach schliesst es. Sobald man sich wieder 


1) Aus demselben Epos könnte dann das S. 169 constatirte kleine Bruch- 
stück, das jetzt ins 7 eingesprengt ist, 350—364 entnommen sein. 


Paris und Menelaos Zweikampf. 209 


auf das Schlachtfeld zurückversetzt, wo Menelaos nach seinem verschwun- 
denen Gegner sucht, sobald man vollends die Consequenzen aus dem 
Ausgang des Zweikampfs zieht, geräth man in nicht geringe Verlegenheit. 
Beides musste freilich derjenige thun, der dies alte Lied aus seiner Ver- 
einzelung herausriss und es in den Zusammenhang unserer Ilias setzte. 
Der Erfolg ist kläglich. 

Zunächst finden wir den suchend auf dem Schlachtfeld einherschrei- 
tenden Menelaos 449—454. Die Verse sind ionisch: 450 ἐσαϑρήσειεν 
und das allerdings nicht feste ϑεοειδέα (vgl. S. 206 A. 2), 453 εἴ τις 
ἔδοιτο, ebenda die üble Bildung ἐχεύϑανον und eine höchst fragwürdige 
Syntax. Darauf erklärt Agamemnon: „Gebt uns Helena heraus, denn wir 
haben gesiegt.“ Bis hierher lässt bekanntlich Lachmann sein drittes Lied 
reichen. Mit Unrecht, wie ich meine, denn die Stelle ist mit der vorher- 
gehenden ionischen Partie unlöslich verknüpft. Also gehört auch sie, gehört 
der ganze Schluss des Buches 448—461 dem Bearbeiter. 

Für die Ὁρχέων σύγχυσις constatiren wir zunächst, dass Menelaos 
132—140 andere Waffen trägt, als in der Movouayia. Der Schild wird 
gar nicht erwähnt; er bildet für den Pfeil des Pandaros kein Hinderniss, 
dagegen wird ausführlich beschrieben, wie dieser den Gürtel, den doppelt 
liegenden Panzer und schliesslich die viren durchbohrt. Wir haben schon 
im ersten Abschnitt 5. 37 ff. gesehen, welche Art von Panzer hier gemeint 
ist, nicht der ionische Bronzepanzer, sondern der aus Wolle oder Leder 
hergestellte, geschürzte Waffenrock, wie ihn die Krieger auf der myke- 
nischen Vase und der mykenischen Kalksteinplatte tragen. Und wenn 
V.113 der zielende Pandaros von seinen Gefährten mit vorgehaltenen 
Schilden gedeckt wird — πρόσϑεν δὲ σάχεα σχέϑον ἐσϑλοὶ ἑταῖροι 


—, so können das, wie gleichfalls schon früher (5. 25) gezeigt ist, un- 


möglich mykenische Kuppelschilde, es müssen ionische oder spätmykenische 
Rundschilde sein. Also die Bewaffnung ist spätmykenisch, der Dialect 
aber ausgesprochen ionisch, sowohl in der Schussscene als in der eng 
mit ihr zusammenhängenden Götterversammlung: 18 οἰχέοιτο, 46 τιέ- 
σχετο, 47 ἐυμμελίω, 53 ὅτ᾽ ἄν, 66 und 71 πειρᾶν, 75 ἀγχυλομήτεω, 
81 und 85 εἴχεσχε, 113 σάχεα mit Synizese, 117 μελαινέων, 131 69° 
ἡδέι, 153 τοῖς (dies die richtige Ueberlieferung), 161 τελεῖ, 164 ὅτ᾽ ἄν 
ποτ, 165 ἐυμμελίω, 175 ἀτελευτήτῳ), 176 ὧδ᾽ ἐρέει (mit χε ver- 


1) 8. oben 8. 92 A. 1. 
Robert, Studien zur Ilias. 14 


T' 448—461. 


4 1---219. 


2) 223—421. 


210 Analyse der Ilias. 


bunden!), 211 ἦν. Auch an anderen Indieien späterer Zeit fehlt es 
nicht. Zwar ἐυχγήμιδας Axauovg 80 lässt sich mit Ayauodg χαλχο- 
xogvordg, χαλχοχιτώνων 199 mit αἰχμητάων vertauschen, aber jung ist 
doch zweifellos der Asklepiade Machaon. Gedichtet ist die Partie offenbar 
von vornherein als Fortsetzung der Πάριδος xai Meveiadov μονομαχία, 
oder vielleicht richtiger als Nothbehelf, um aus der unerträglichen Situation 
am Schluss des I’ herauszukommen, und zwar lag dem Verfasser die 
μονομαχία schon in ihrer erweiterten Gestalt mit den öoxıe vor, denn 
er lässt 155 den Agamemnon sagen: ϑάνατόν νύ τοι ὅρχι᾽ ἔταμνον 
und 157 xara δ᾽ ὅρχια πιστὰ πάτησαν, sowie 168 von ἀπάτῃ sprechen. 
Die Erfindung ist dürftig, der Pandaros, wie bereits gesagt, wohl sicher 
aus der Jıoundovg ἀριστεία entnommen. Alles dies deutet auf grosse 
Jugend. Es wäre sogar möglich, dass das Stück erst verfasst ist, als die 
μονομαχία in die Ilias eingereiht wurde. Wenigstens kann ich mir nicht 
vorstellen, dass diese Partie jemals für sich allein oder auch nur lediglich 
in Verbindung mit I’ bestanden haben sollte, da ihr jeglicher Abschluss 
fehlt. Bei dieser Sachlage ist es eine wohl aufzuwerfende, aber kaum zu 
beantwortende Frage, ob der Verfasser jene spätmykenische Bewaffnung 
noch aus Autopsie gekannt habe, oder ob er, wie der Dichter des M, 
archaisire. 

Nicht minder jung ist die Ayausuvovog ἐπιττώλησις 223—421, 
die den sehr durchsichtigen Zweck verfolgt, die wichtigsten Helden an- 
zuführen und zu charakterisiren, also in dieser Hinsicht eine Dublette 
zur Teichoskopie ist. Doch besteht zwischen beiden ein sehr beachtens- 
werther Unterschied. In der Teichoskopie fehlt Diomedes, in der Ἐπιπώ- 
Anoıg wird er mit entschiedener Vorliebe behandelt. Jene, obgleich eine 
jüngere Einlage, kennt die Jıoufjdovg ἀριστεία noch nicht als Bestand- 
theil der Ilias, diese paraphrasirt 384—390 die Verse dieses alten Liedes 
über Tydeus in Theben 803—808, wobei zugleich eine jüngere Sagenversion, 
wie ich glaube die der Thebais, mit dieser älteren zusammengeschweisst 
wird. Auf grosse Jugend deutet auch die Erwähnung des Telemachos 354 
und die Einführung des Menestheus 327, und sehr epigonenhaft ist die 
nur diesem Dichter eigenthümliche Bezeichnung der Helden als σύργοι 
"Aycaıöv 334. 347. Die Bewaffnung ist nicht jungmykenisch wie in der 
Ὁρχίων σύγχυσις, sondern ausgesprochen ionisch: ϑωρήσσοντο 252, 
χαλκοχιτώνων 285, vor allem aber 420 f. δεινὸν δ᾽ ἔβραχε χαλχὸς ἐπεὶ 
στήϑεσσι dvanrog ὀρνυμένου (vgl. S. 29). Natürlich wimmelt es von 


Ὁρκέων σύγχυσις. 211 


Jonismen: 282 σπεύδοντας ἔδοι, 288 ϑαρσύνεσχε, 288 ἡμεῖς, 289 ἐπήν, 
240 μεϑιέντας ἔδοι, 241 νειχείεσχε, 253 προμάχοις 1), 260 χερῶνται, 
264 ὄρσευ, 808 dreisilbiges ἐπόρϑεον, 821 ἔα (aus ἦα), 327 und 338 
Πετεῶο, 353 ἤν, 365 viersilbiges Jıoundea, 374 μὲν ἔδοντο und σπο- 
vevuevov, 884 Tudj, 400 ἀμείνω, 413 veusoö. Zweimal operirt der 
Dichter mit der Form ἕστητε (243. 246), in der er £orare und στῆτε 
verschmolzen hat; auch sagt er 399 Airwlıoc für Αἰτωλός, wie der 
Verfasser der alten Sıoundovg ἀριστεία E 706 (8. 5. 179 A.1). 

Nach dieser Abschweifung, die uns wenigstens ein der Urilias ziem- 
lich gleichzeitiges Einzellied kennen gelehrt hat, kehren wir zu dieser 
selbst zurück. 


Auszug zur Schlacht. Oökog ὄνειρος. ῆνις. 


Wie entwickelte sich in der Urilias die Schlacht? Jenem ersten 
Kampf des Antilochos 7 457 gehen drei Gleichnisse vorher. Wie fern- 
her vom Meere die Woge herankommt, so rücken die Danaer an; in 
guter Disciplin, nur die Führer geben Anordnungen, die Mannen schweigen 
4 422—432. Die Troer aber schreien wirr durcheinander, wie blökende 
Schafe 433—438. Da 433 das alte äolische zroAvsrauovog erhalten ist, 
gehört das zweite Gleichniss zur Urilias und zieht das eng mit ihm ver- 
bundene erste nach, wo also unter den τεύχεα ποιχίλα, τὰ εἱμένοι 
ἐστιχόωντο die mykenischen Kuppelschilde zu verstehen sind, s. 8. 19. 
439—445 werden nun Ares und Athene geschildert, jener auf Seiten der 
Troer, diese auf Seiten der Achäer. Ausser ihnen bewegen sich drei 
Kriegsdämonen, Deimos, Phobos und Eris, auf dem Schlachtfeld, die zu 
keiner Partei gehören, sondern beide gleichermassen zum Kampf auf- 
stacheln. Wie wir oben 3. 203 sahen, nimmt Ares in der Urilias an den 
Kämpfen des ersten Tages so wenig theil wie an denen des zweiten. Da sein 
Sohn unter den Achäern kämpft, ist er eher diesen freundlich gesinnt, was 
auch dem einen Erweiterer der Jıoundovg ἀριστεία noch wohl bekannt 
ist (8. 192). Die fraglichen Verse können also nicht zur Urilias gehören. 


1) nooudyoıs, συὶ εἴκελος; Naucks Verbesserungsvorschlag προμάχοεσ᾽, ὑὲ 
hilft nicht, weil, wie Fick Ilias 426 ausführt, das Wildschwein bei Homer ausser 
K 246 nicht ös, sondern σῦς heisst, also von Nauck nur eine moderne Form gegen 
die andere eingetauscht wird. 

14* 


4] 422—456. 


ZT 1—14. 


Die Bücher 
A und B. 


212 Analyse der Ilias. 


Möglicher Weise sind sie nur eingelegt, um auf den Eingang der in unserer 
Ilias bald folgenden Sıoundovg ἀριστεία vorzubereiten. Dann sind die 
Verse ungeheuer jung. Auch 446 —451 sind durch χαλχεοϑωρήχων 448 
gerichtet. Die ganze Stelle kehrt übrigens auch im © 60—65 wieder, 
s. 8.164. Dagegen gehört das dritte Bild, die Vergleichung der zusam- 
menprallenden Heere mit zwei in einen Flusslauf zusammenströmenden 
Giessbächen (452—456) wieder zur Urilias, da die Absicht klar ist, zu- 
erst für jedes einzelne der beiden Heere, dann für beide zusammen ein 
Gleichniss zu gebrauchen. Zu der langsam herannahenden Woge des 
ersten Vergleichs bildet dieses letzte Bild einen wundervollen Contrast. 

Wie hier mit blökenden Schafen, so werden I'2—-9 die Troer mit 
schreienden Kranichen verglichen. Nach Ausscheidung der Πάριδος und 
ἹΠενελάου μονομαχία und ihrer Fortsetzung der Ὁρχέων σύγχυσες mit- 
sammt der 4yausuvovog ἐτιιττώλησις würden beide Gleichnisse fast un- 
mittelbar neben einander zu stehen kommen, was natürlich unmöglich ist. 
Es sind Dubletten, wie im II die Bilder von den Wölfen 156f. und den 
Wespen 259f. (S. 97) und im _Z die von dem Löwen 548ff. und dem 
Esel 558ff. (S. 107). Dass in unserem Falle der Vergleich mit den Krani- 
chen der jüngere ist, lehrt die Erwähnung der Pygmäen. Aber anderer- 
seits darf er wegen des sachlich correeten χόσμηϑεν (8. oben 8, 34) nicht 
gar zu tief herabgerückt werden. Es ist sehr möglich, dass die Verse 
ursprünglich bestimmt waren, beim Vortrag mit / 433—438 zu wechseln. 
Hingegen ist die folgende Vergleichung der Staubwolke mit einem Nebel 
(10—14), wie die Ionismen 10 ὄρευς 1") und 11 ἀμείνω lehren, spät. 

Für die beiden ersten Bücher der Ilias liefert uns die bisher befolgte 
Betrachtungsweise naturgemäss nur einen sehr geringen Ertrag, da von. 
Kämpfen in ihnen nicht die Rede ist. Allerdings sind die Worte des Aga- 
memnon B 382—390, wie auch schon Reichel mit Recht hervorgehoben 
hat, geradezu das Muster der Ansprache eines mykenischen Feldherrn: 

εὖ μέν τις δόρυ ϑηξάσϑω, ἐὺ δ᾽ ἀσπίδα ϑέσϑω, 

εὖ δέ τις ἵπποισιν deinvov δότω ὠχυπόδεσσιν, 

εὖ δέ τις ἅρματος ἀμφὶ ἐδὼν πολέμοιο. μεδέσϑω, 

ὥς χε παγημέριοι στυγερῷ χριγώμεϑ᾽ Aonı. . 

οὐ γὰρ παυσωλή γε μετέσσεται, οὐδ᾽ ἠβαιόν, 


1) ἠύτε ὄρευς die Ausgaben von Chios und Massalia; bei der Variante 
εὖτ᾽ ὄρεος ist εὖτε unverständlich. 


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χὰ 


Auszug zur Schlacht. 213 


el μὴ νὺξ ἐλθοῦσα διαχρινέει μένος ἀνδρῶν. 

ἱδρώσει μέν τευ τελαμὼν ἀμφὶ στήϑεσσιεν 

ἀσπίδος ἀμφιβρότης, περὶ δ᾽ ἔγχεϊ χεῖρα χαμεῖται" 

ἱδρώσει δέ rev ἵτετπτος ἐύξοον ἅρμα τιταίνων. 

Daneben aber finden wir wiederholt die Terminologie der ionischen Bronze- 
rüstung, für die sich allerdings überall die mykenischen Ausdrücke sub- 
stituiren lassen: ἐυχγήμιδες A 17, χαλχοχίτωνες A 371. B 47. 437, 
ϑωρῆξαι A 226. B 11. 28. 65. 72. 83. 

Nun sind wir aber berechtigt so zu argumentiren: sowohl die ujvıg 
als der οὖλος ὄνειρος bilden die unerlässliche Voraussetzung für alles 
folgende, können also in der Urilias nicht gefehlt haben. Die Frage ist 
also nur, ob uns in 4 und B eine völlige Umdichtung der alten Fassung 
oder nur eine leichte Ueberarbeitung vorliegt. Der hochalterthümliche 
Stil, der namentlich im _/ zu Tage tritt, ist allgemein anerkannt. Also 
werden wir uns für die zweite Eventualität entscheiden und unsere Auf- 
gabe lediglich darin sehen, die späteren Zuthaten und Einlagen zu er- 
kennen und zu entfernen. Dialectische Kriterien werden uns dabei wieder 
gute Dienste thun, obgleich sich zeigen wird, dass auch alte Bestandtheile 
stark ionisirt sind. 

Dass das Prooemium nicht zur Urilias gehört, betrachte ich als 
selbstverständlich und keines Beweises bedürftig, ohne damit zugeben zu 
wollen, dass das Jıög δ᾽ ἐτελείετο βουλή die Kyprien unbedingt voraus- 
setze. Wo das alte Gut beginnt, ist schwer zu sagen, da der ehemalige 
Anfang fehlt, vielleicht schon V. 7, vielleicht erst V. 13. In letzterem Falle 
läge es nahe anzunehmen, dass die Urilias mit einer kurzen Schilderung 
von der Eroberung der Heimathstadt des Chryses begonnen habe, gerade 
wie die allerdings von einem Nachdichter herrührende Erzählung des 
Achilleus 366 ff. Nur wird diese nicht, wie dort, Theben, sondern Chryse 
gewesen sein. V. 16 steht das ächt mykenische xoounroge. In der 
Rede des Chryses 17—21 lassen sich die ἐυχγήμεδες ᾿“χαιοί leicht durch 
ἀριστῆες Παναχαιῶν ersetzen, zumal doch vor allem die Fürsten ange- 
redet werden. Die sprachlichen Anstösse in den beiden folgenden Versen 
haben Nauck und Bentley entfernt, indem sie schrieben 

ὑμῖν μέν τοτὲ δοῖεν ᾿Ολύμπια δώματ᾽ ἔχοντες 

ἐχπέρσαι Πριάμοιο πόλιν καὶ Εοίκα δ᾽ ἱκέσϑαι. 
V.56 las noch Zenodot ὁρῆτο, 61 wird mit Fick srölsuog δαμάει für 
χιόλεμός τε δαμᾷ zu schreiben sein, 63 ist mit Zenodot auszuscheiden, 


4A 1—187. 


A 187—284. 


214 Analyse der Ilias. 


88—-90 sind im Anschluss an Menrad 1), van Leeuwen und Fick, die von 
rc 439 ausgehen, so herzustellen 
ζώοντός γ᾽ ἐμέϑεν nal ἐπὶ χϑονὶ δερχομένοιο 
οὔ τις σοὶ παρὰ νηυσὶ βαρείας χεῖρας ἐποίσει 
συμπάντων Δαναῶν, οὐδ᾽ αἴ κα ᾿Δγαμέμνονα elrıng. 
In der Rede des Agamemnon 101—120 wird 106 mit Bentley τὰ χρήγυα 
εἶπτας zu lesen sein. In der Antwort des Achilleus 121—129 ist in 
V. 126 mit Nauck οὔ rı ἔοιχε für οὐχ ἐπέοιχδ zu schreiben. In 
der zweiten Rede des Agamemnon 130—147 wird die Vernachlässigung 
des Digamma in 141 μέλαιναν ἐρύσσομεν durch das Usenersche Gesetz 
gerechtfertigt, wenn man nicht vorzieht nach Od. x 403. A 2 γῦν δ᾽ ἄγε, 
via μὲν ἂρ ἐρύσσομεν eig ἅλα δῖαν zu schreiben. Jedesfalls sind die 
Verse unentbehrlich und ihr Alter wird auch dadurch verbürgt, dass in 
ihnen als Haupthelden der Achäer, ausser Agamemnon und Achilleus, Aias, 
Odysseus und Idomeneus erscheinen, hingegen Diomedes und der jüngere 
Aias fehlen. V. 139, wo die Verbindung des Futurums χεχολώσδεται 
mit xev von Uebel ist, ist schon von den Alten ausgeschieden worden. 
Im letzten Vers dieser Rede erregt &x«eoyog Anstoss, das nur in jünge- 
ren Schichten der Ilias, in der Urilias hingegen gar nicht vorkommt, s. 
Fick in Bezzenbergers Beiträgen XXVI 3. Man wird YJıög υἱόν einzu- 
setzen haben, das Ὁ 253 und P 585 als Variante für ἑχάεργος überliefert 
ist. Die zweite Erwiderung des Achilleus 149—171 ist durchaus ächt. In 
der dritten Rede des Agamemnon müssen 178. 179 wegen καρτερός und 
ong fallen. Also lautete die Stelle ursprünglich 
177 αἰεὶ γάρ τοι ἔρις ve φίλη πόλεμοί TE μάχαι TE. 
180 Πυρμιδόνεσσι ἄνασσε, σέϑεν δ᾽ ἐγὼ οὐκ ἀλεγίζω 
οὐδ᾽ ὄϑομαι χοτέοντος. : 
Man wird zugeben, dass sie durch die Ausscheidung sehr an Kraft ge- 
wonnen hat und daher auf den Versuch verzichten, V. 179 durch die 
Schreibung οἴχαδ᾽ ἐὼν σὺν νηυσὶ κορωνέσιν ἠδ᾽ ἑτάροισιν zu halten. 
Zu der ihm plötzlich erscheinenden Athena sprach Achilleus in der 
Urilias nur den einen Vers 202 
tin’ αὖτ᾽ αἰγιόχοιο Aıög τέχος, εἰλήλουθας; 
Die folgenden drei charakterisiren sich durch 203 ὕβριν ἔδῃ und 205 


1) De contractionis et synizeseos usu homerico 93f. 


Μῆνες. 215 


τάχ᾽ ἄν score als ionischer Zusatz. Ebenso können in der Rede der Göttin 

die Verse 212—214 nicht alt sein, da sie auf die junge Mrvıdog ἀτεόρ- 
onoıg im T Bezug haben; 5. unten. Von da ab geht es wieder bis zur 
Nestorrede ohne erheblichen Anstoss weiter, da sich 226 leicht ἅμα 
λαοῖσ᾽ ὁρμηϑῆναι für λαῷ ϑωρηχϑῆναι und 232 ἦ γὰρ x’ für ἦ γὰρ 
ἄν einsetzen lässt. In der Nestorrede ist selbstverständlich der Excurs 
über die Kentauromachie (260—274) ionische Einlage: 266. 267 χάρ- 
τιστοι, 267 χαρτίστοισι, 273 μευ βουλέων. Nach ächter Interpolatoren- 
art kehrt; der Verfasser am Schluss seiner Einlage zu dem Stichwort des 
Originals zurück. 259 ἀλλὰ πίϑεσϑ᾽, ἄμφω δὲ νεώτεροι ἐστὸν 
ἐμεῖο die Urilias, 274 ἀλλὰ τείϑεσθϑε χαὶ ὕμμες, ἐπεὶ πείϑεσϑαι 
ἄμεινον der Erweiterer; vgl. oben S. 103. Derselbe Interpolator hat 
dann auch den Schluss der Rede hinzugefügt. Darin finden wir 280 wie- 
der ein χαρτερός, was dieser Nachdichter offenbar besonders liebt, wodurch 
der Verdacht entsteht, dass auch die überdies inhaltlich verwandten Verse 
178. 179 aus derselben Fabrik stammen, und vorher 275 steht ἀσποαί- 
020, 277 das dem sonstigen Sprächgebrauch widerstrebende ϑέλε. Auch 
inhaltlich ist die Stelle anstössig, da sie eine Suprematie des Agamemnon 
voraussetzt, wie sie sonst nur noch in den jüngeren Schichten z. B. der 
Πεῖρα und der Πρεσβεία begegnet, der Urilias aber völlig fremd ist. In 
dieser ist auch Achilleus selbst ein σχηπτοῦχος βασιλεύς, ᾧ τε Ζεὺς 
χῦδος ἔδωχεν und hat vollberechtigten Anspruch auf dieselbe Ehre wie 
Agamemnon. Ob die Rede des Nestor in der Urilias mit ἀλλὰ πίϑεσϑ', 
ἄμφω δὲ νεωτέρω ἐστὸν ἐμεῖο schloss oder ob der offenbar politisch 
tendenziöse Zusatz 277—279 den alten Schluss verdrängt hat, lässt sich 
mit Sicherheit nicht sagen. 

Der Schluss der Rathsversammlung 285—305, die Wegsendung 4 285—348. 
der Chryseis 306—317 und die Abholung der Briseis 318—348 sind von 
Ionismen völlig frei, ihrem Inhalt nach vortrefflich und daher sicher ächt 
und alt. Nur 296 ist mit den Scholien zu athetiren. 

In dem Gespräch zwischen Achilleus und seiner Mutter (349—429), A 349—429. 
Lachmanns zweiter Fortsetzung, hat bereits Aristarch die recapitulirende 
Erzählung 366—392 mit Recht verdächtigt. Wir finden in ihr 371 ein 
χαλχοχιτώνων. Ebenso richtig hat Zenodot die Briareuserzählung 396 — 
406, in der der Riese mit der ionischen Namensform Bgıaoewg erscheint, 
athetirt, wodurch der Fortgang der Rede entschieden an Straffheit gewinnt: 

394 219000’ Οὔλυμπόνδε Ala λίσαι, εἴ ποτε δή τι 


A 430— 496. 


4A 497—527. 


A 528—610. 


216 Analyse der Ilias. 


ἢ ἔπει ὥνησας χραδίην Jıög ἠέ τι ἔργῳ" 
407 τῶν νῦν uw μνήσασα παρέζεο χαὶ λαβέ γούνων. 

Die Erwiderung der Thetis schloss mit 422 

μήνι᾽ ᾿Αχαιοῖσιν, πολέμου δ᾽ ἀποτταύεο πάμτταν. 
Die Erwähnung der Aithiopen (423—427) hat Kayser mit Recht für 
jung erklärt. Zum Beweise genügt schon der Widerspruch, in dem 426 
χαὶ τότ᾽ ἔπειτά vor εἶμι zu 420 εἶμ᾽ αὐτὴ πρὸς Ὄλυμττον, was auf 
sofortige Ausführung deutet, steht. Nach ihrer Ausscheidung ist der von 
Lachmann gerügte Dissens zwischen seinem ersten Lied und seiner zweiten 
Fortsetzung nicht mehr vorhanden. Dass 428. 429 wieder zur Urilias ge- 
hören, ist selbstverständlich. 

Der späte Ursprung von Chryseis’ Rückführung 430—487, Lach- 
manns erster Fortsetzung, ist von Hinrichs !) so evident erwiesen, dass ich 
darüber keine Worte verliere und nur den Ionismus ἐρετμοῖς 435 notire. 
Auch das Verbindungsstück 488—496, das Heimreich vertheidigen wollte, 
ist durch die Ionismen σωλέσχετο 490, φϑινύϑεσχε 491, ποϑέεσχε 
492, ἐφετμέων 495 gerichtet. V.497 “ἠερίη δ᾽ ἀνέβη μέγαν οὐρανὸν 
Οὐὔλυμτιόν ve kann unmittelbar an V. 429 angeschlossen werden. 

Die Scene zwischen Thetis und Zeus ist in Ordnung bis zu der Stelle, 
wo Hera erwähnt wird 518f. Da aber finden wir 519 ὅτ᾽ ἄν, 521 veı- 
χεῖ, 526 substantivisch gebrauchtes ἐμόν und 527 ἀτδλεύτητον 3), also 
die ganze Erwiderung des Zeus 518—527 rührt von dem ionischen Be- 
arbeiter her. Nicht die Furcht vor Heras Grollen, ein anderes Motiv muss 
es ursprünglich gewesen sein, was Zeus nur zögernd seine Zusage geben 
lässt, vielleicht etwas, was mit Achills eigenem Schicksal zusammenhängt. 
Das ist nun freilich jetzt spurlos ausgemerzt. Eine unsichere Vermuthung 
darüber wird im nächsten Capitel zur Sprache kommen. 

Die Schilderung, wie Zeus doch schliesslich Gewährung nickt und 
Thetis ins Meer zurückkehrt (528—532), wird man noch unbedenklich 
für die Urilias in Anspruch nehmen dürfen. Aber der ganze Schluss des 
Buches, die köstliche Scene im Olymp, ist jung, und eben wegen des dort 
sich abspielenden Zanks des höchsten Götterpaares hat der Bearbeiter 
dem Zeus die Worte 518—527 in den Mund gelegt und die alte Antwort 
getilgt. Dass dem so ist, lehren die festen Ionismen 553 μεταλλῶ, 555 
μή σε svagelsıen, 576 ἔσσεται ἦδος und vırg, 579 ἡμῖν mit durch die lex 


1) Hermes XVII 59 ff. 
2) S. oben $. 92 A. 1. 


Μῆνιο. 217 


Wernickiana gesicherter Länge der zweiten Silbe, 601 ἐς. Vers 533 be- 
ginnt mit einem unerlaubten Hiat: Ζεὺς δὲ &öv, den man mit theilweise 
eben so unerlaubten Mitteln hat entfernen wollen, Ausserdem hat die Ur- 
ilias schwerlich schon die Sage vom Sturz des Hephaistos gekannt. So 
erhalten wir nach V. 532 eine Lücke, aber gewiss keine allzu grosse. Es 
brauchte ja nur noch erzählt zu werden, dass Zeus sich nach Hause und 
zur Ruhe begeben habe, also inhaltlich dasselbe, was wir V. 533 und 
V.609. 610 lesen, und wenn wir uns entschliessen in dem V. 609 den 
Jonismus χερὸς ὅν λέχος zu tilgen, indem wir mit Bentley πρὸς λέχος 
schreiben, so genügt schon dieser eine Vers vollständig, um die Lücke 
auszufüllen: 
531 τώ γ᾽ ὡς βουλεύσαντε διέτμαγεν" ἣ μὲν ἔτεειτα 
εἰς ἅλαδ᾽ 1) ἄλτο βαϑεῖαν ir’ αἰγλήεντος ᾿Ολύμπου, 
609 Ζεὺς δὲ πρὸς λέχος ἤι᾽ ᾿Ολύμπιος ἀστεροπητής, 
ἔνϑα πάρος χοιμᾶϑ'᾽, ὅτε μιν γλυχὺς ὕπνος ἱκάνοι. 


Zwei Maassregeln muss nun Zeus ergreifen, um sein der Thetis ge- 


gebenes Versprechen zu erfüllen. Er muss die Achäer veranlassen ein 


Treffen zu liefern und so den Troern Gelegenheit geben sie zu schlagen, 
und er muss jeden Eingriff eines anderen Gottes in den Gang der Er- 
eignisse unmöglich machen. 

Der erste Zweck wird erreicht durch den οὖλος ὄνειρος, der als 
Bindeglied zwischen der μῆνις und dem Beginn der Schlacht so unent- 
behrlich ist, dass er auch in der Urilias nicht gefehlt haben kann. In 
der That ist der betreffende Abschnitt B 1—52 von Ionismen so gut 
wie vollständig frei. Man braucht nur 4 mit Zenodot zolög für σπτολέας 
zu lesen und die beiden letzten Verse von der Rede des Traums, die 
das unhomerische Wort λήϑη und ein festes εὖτ᾽ ἄν enthalten 33. 34, 
mit Fick2) zu streichen. V. 70, wo der erste der anstössigen Verse von 
Agamemnon fast ganz wiederholt wird, ist in dem veränderten Schluss das 
Digamma vernachlässigt ὥς ὃ μὲν εἰττών, so dass wir es hier offenbar 
mit demselben Erweiterer zu thun haben und auch V. 70.71 streichen 
müssen. Dass die Verse an beiden Stellen fehlen können, und zwar nicht 
zum Nachtheil der Rede, wird man wohl zugeben. An drei Stellen ist 
die Terminologie der Bronzebewaffnung substituirt: 11 und 28 ϑωρῆξαι, 


1) So Bentley; ἅλα Hdschr. 
2) Hesiod S. 91. 


B 1-32. 


B 55—381. 


218 Analyse der Ilias. 


47 χαλκοχιτώνων, aber dem lässt sich durch Einsetzen von χοσμῆσαι 
und dorsıorawv oder αἰχμητάων leicht abhelfen. V.1.2 ἄλλοι μέν da 
ϑεοί τε Hal ἀνέρες ἱπιπτοχορυσταί εὗδον τεαγγύχιοι, Ala δ᾽ οὐχ ἔχε 
ἥδυμος Örevog schliessen wir natürlich unmittelbar an _4 610, indem 
wir 611 ἔνϑα χαϑεῦδ᾽ ἀναβάς, παρὰ δὲ χρυσόϑρονος Ἥρη tilgen 
und so den berüchtigten Widerspruch zwischen Lachmanns erstem und 
zweitem Lied aus der Welt schaffen. Der Vers ist mit Rücksicht auf 
die vorher eingeschobene Streitscene gedichtet, sollte vielleicht auch dem 
A, wenn dieses allein vorgetragen wurde, einen wirksamen Abschluss 
geben. Endlich ist verdächtig, dass der οὖλος ὄνειρος die Bildung des 
Nestor annimmt, während sonst die Götter, zu denen der öveıgog im 
weitesten Sinne doch auch gehört, in der Urilias noch nicht in mensch- 
licher Gestalt erscheinen. Auch hat Zeus dies dem ὄνειρος in seinem 
Befehl 8—15 gar nicht aufgetragen, und sonst pflegen sich doch die nie- 
deren Götter in der Urilias striete an die Worte des Götterkönigs zu hal- 
ten. Die Verse 20—22 werden also ionisch überarbeitet, die Verse 57. 
58 aber interpolirt sein. Die erste Stelle mag in der Urilias so gelautet 
haben, wie sie Agamemnon nachher 59 wiederholt: 
στῆ δ᾽ ἄρ᾽ ὑπὲρ χεφαλῆς χαΐ uw πιρὸς μῦϑον Leimen. 

Als Nebengewinn fällt dabei ab, dass wir den Νηλήιος υἱός B 20 aus 
der Urilias ausmerzen. 

Die „alberne βουλὴ γερόντων“ 53—86 ist natürlich mit Lachmann 
und Haupt für eine spätere Einlage zu halten, aber dies Verdammungs- 
urtheil ist auch auf die höchst deplacirte σπεῖρα 87—381 auszudehnen, 
die sich uns schon S. 127f. als die Nachbildung einer Scene der Urilias, 
von der Reste im 5 und _4 erhalten sind, ergeben hat. Ionismen sind 
zahlreich; hier die metrisch gesicherten: 131 στολλέων ἐκ πολίων, 137 
μεγάροις, 139 ἐρητύσασχε, 199 ἐλάσασχεν ὁμοχλήσασχέ τε, 205 ἀγχυ- 
λομήτεω, 221 νειχείεσχε, 224 βοῶν, 228 εὖτ᾽ ἂν πτολίεθρον, 238 
χἡμεῖς, 269 ἀχρεῖον ἐδὼν, 271 εἴχτεσχε, 299 δαῶμεν, 808 ὅτ᾽ ἐς 
Αὐλίδα, 819 ἀγχυλομήτεω, 828 τοσσαῦτ᾽ ἔτεα, 363 φύλοις, 867 γνώ- 
σεαι δ᾽ εἰ, 379 εἴς γε μίαν (äolisch wäre ἔαν). Dazu kommen die 
Hiate δήμου ἄνδρα 198, Πριάμοιο ἕλωμεν 332 und das bedenkliche 
Adverb ϑεσπεσίῃ 367. Unter solchen Umständen ist zu Aenderungen 
auch da, wo sie so leicht sind, wie 82 Bentleys νῦν δὲ Fiö’ statt νῦν δ᾽ 
ἔδεν, kein Anlass. Auch steht 331 ein allerdings leicht wegzuschaffendes 
ἐυχνήμιδες. 


Oölos ὄνειρος. 219 


Aber in diese junge Einlage sind, wie wir es schon öfter gefunden Die Heeresver- 
| haben 1), Reste des Alten mit verarbeitet, wie sich schon daraus schliessen OR 
| lässt, dass einzelne Stücke innerhalb der ausgeschiedenen Partie von Io- 
nismen so gut wie frei sind. Diese alten Bestandtheile herauszuschälen 
fällt nicht schwer, wenn wir den Fingerzeigen folgen, die uns die Er- 
zählung bis V. 52 giebt. Nicht zu einer Rathssitzung, sondern zu einer 
Volksversammlung hat Agamemnon 51 entbieten lassen. V.87ff. eilen 
die Völker der Achäer herbei, wie Bienenschwärme im Frühjahr. Diese 
Verse bis 101° schliessen also unmittelbar an 52 an. Das Bild malt das 
τοὶ δ᾽ ἠγείροντο μάλ᾽ ὦχα weiter aus. Nur V. 90 al μέν τ᾽ ἔνϑα 
ἅλις πεποτήαται, al δὲ ve ἔνϑα, der auch insofern nicht recht in den 
Vergleich passt, als er die Bienen auseinanderschwärmen lässt, muss we- 
gen des Hiats αἵδε δέ τε ἔνϑα spätere Zuthat sein. 

Nachdem das Heer Platz genommen hat, erhebt sich Agamemnon, 
und es folgt nun zunächst der berühmte Stammbaum des Pelopidenhauses 
(101°—108), der sich durch seinen ganzen Charakter als jung erweist. Auch 
| liegt ein Widerspruch mit _/ darin, dass Agamemnon hier ein eigenes 
ererbtes Scepter hat, während dort 237 nur ein einziges Scepter erwähnt 
wird, das der jeweilige Redner in der Hand hält, wie selbst noch in der 
Odyssee β 37f. Nach Ausscheidung dieser Stelle ist das erste Hemistich 
von 101 mit dem zweiten von 109 zu verbinden, doch ist diesem die 
Fassung zu geben, die als Lesart Zenodots zu 1 14 überliefert ist, also 

ὄστη σχῆτετρον ἔχων, μετὰ δ᾽ Aoyeloıcı ἔειπεν. 

Was nun Agamemnon in unserer Ilias erst nach der abgeschmackten B 382—483. 
χεῖρα thut, wird er in der Urilias gleich gethan haben; denn der Zweck 
der Volksversammlung kann doch nur sein, dem Heere die bevorstehende 
Schlacht anzukündigen, was mit den schon oben als alt erwiesenen Ver- 
sen 382—390 geschieht, zu denen aber auch noch 391—393, die keinen 
Ionismus enthalten, hinzuzunehmen sind. Die gegebene Einleitung dazu 
ist die Mittheilung seines Traums, die jetzt nur in dem geschlossenen Kreise 
der Geronten erfolgt. Nehmen wir also V. 110 (Anrede), 56—69.?) 713) 


1) Vgl. oben S. 114. S. 116. 8. 128. 5. 172. 5. 185f. 5. 186f. S. 1921, 

2) Für die Wiederholung des φέλοι vgl. Ὁ 733 f. 

3) Ueber den interpolirten V. 70 5. 5. 217, ἀποπτάμενος 71 steht in der Ilias 
nur hier, auch in der Odyssee nur einmal 2 222; 8. 16. 17. 35 fliegt der Traum 
nicht, sondern wandelt, also mag V. 71 ursprünglich ὡς ein®v ἀπέβη κτλ. gelautet 
haben. 65 und 72 ist κοσμῆσαι für ϑωρῆξαε zu setzen. 


B 484—877. 


220 Analyse der Ilias. 


(Erzählung des Traums), 72. 382—3931!) (Befehl zur Rüstung) zusam- 
men, so dürften wir die alte Ansprache des Agamemnon so gut wie 
vollständig haben. V. 382 schliesst sich ebenso vortrefflich an 72 wie 
schlecht an 381 an. Die Erwähnung des Mahles muss also fallen und 
mit ihr auch die retardirende Schilderung dieses Mahles und des Opfers 
der Könige 399—440, die schon durch die Erwähnung des Tydeussohnes 
und des jüngeren Aias 406 verdächtigt wird. Abgesehen von χαλχοχι- 
τώνων 437 finden wir 400 den lIonismus ἄλλῳ ἔρεζε, der gegen 
jeden Aenderungsversuch durch einen zweiten gleichartigen 435 μηδ᾽ 
ἔτι δηρόν geschützt wird; auch soll λεγώμεϑα in demselben Verse 
ohne Zweifel bedeuten: „wir wollen uns bereden“, ein Sprachgebrauch, 
der abermals den Epigonen verräth. Den Abschnitt 441—454 würde 
man schon wegen der Beschreibung der Aegis für jung halten müssen, auch 
wenn nicht 452 das bereits ὃ. 126 gewürdigte xaodin stände Dann 
folgen vier Gleichnisse unmittelbar hinter einander, im ersten (455—458) 
steht 456 χορυφῇς ἑχάτερϑεν, also entweder verkürzter Dativ oder ver- 
nachlässigtes Digamma, im zweiten 459—468 erscheint die ionische Form 
ποτῶνται 462 und der ionische Kaystrios, im dritten 469—473 ἊΨ ἐν 
εἰαρίνῃ, im vierten 474. 475 μιγέωσιν. 

Aber was dieser Einlage vorhergeht, die Schilderung, wie das Volk 
zu den Schiffen stürzt (394—398), ist schön und unverdächtig, und damit 
lassen sich die Verse 476—483, die die prachtvolle Schilderung des Aga- 
memnon enthalten, leicht verknüpfen, wenn man 476 statt ὃς τούς, das 
nur zur Verbindung mit dem vorhergehenden jungen Gleichniss dient, 
τοὺς μὲν ἄρ᾽ schreibt. Wir erhalten dann also: 

398 ἀνστάντες δ᾽ ὀρέοντο χεδασϑέντες χατὰ γῆας. 
476 τοὺς μὲν ἄρ᾽ ἡγεμόνες διεχόσμεον ἔνϑα καὶ ἔνϑα 
ὑσμίνηνδ᾽ ἰέναι, μετὰ δὲ χρείων ᾿4γαμέμνων, 

ὄμματα χαὶ χεφαλὴν ἔχελος HTıl τερπικεραύνῳ, 

"Aoesi δὲ ζώνην, στέρνον δὲ Ποσειδάωνι. 

ἠύτε βοῦς ἀγέληφι μέγ᾽ ἔξοχος Erchero πάντων 

ταῦρος" ὃ γάρ re βόεσσι μετατύρέττει ἀγρομέγῃσιν᾽ 

τοῖον ἄρ᾽ ᾿ΑἸτρεΐδην ϑῆχε Ζεὺς ἤματι χείνῳ, 

ἐχγύρετοέ ἐν πολλοῖσι καὶ ἔξοχον ἡρώεσσιν. 

Ueber den Schiffskatalog (484—-779) und den der Troer (816—877) 


1) 384 ist mit Bentley duguFıdo» statt dupis ἐδών zu schreiben. 


Odlos ὄνειρος. 221 


brauche ich keine Worte zu verlieren. Dagegen kann die Schilderung 
des Anmarsches der Achäer (780—785) und des Auszugs der Troer (786 
— 815) auch in der Urilias nicht gefehlt haben. Die. Abschnitte enthal- 
ten keinen einzigen Ionismus. Aber 782—785 werden die “Ζριεμοι 
und der Tupwevg erwähnt, was doch in der Urilias kaum möglich ist. 
Streicht man die Verse, so ist ἐρχομένων 785 beziehungslos; aber zum 
Glück hat ein ionischer Nachdichter X 364 diesen Vers in seiner alten 
Fassung benutzt. Wir schreiben also: 
ἐρχομένοισ᾽, οἵ (jetzt μάλα) δ᾽ ὦχα διέπρησσον redlouo. 

Ebenso müssen die V. 791—795, wo erzählt wird, dass Iris die Gestalt des 
Polites annimmt, für spätere Einlage gelten, wenn wir anders bisher über 
die Erscheinungsweise der Götter in der Urilias richtig geurtheilt haben.!) 
Auch den Schluss von Iris’ Rede 802—806 scheint mir Payne Knight 
mit Recht verdächtigt zu haben, er ist erst gedichtet, um den folgen- 
den Troerkatalog vorzubereiten, und endlich muss 810 wegen des Gebrauchs 
von iserejeg in der Bedeutung Wagenkämpfer fallen. Somit verbleiben 
für die Urilias 786—790. 796—801. 807—809. 

Wichtig ist, dass Zeus selbst durch Iris die Troer ins Feld entbieten 
lässt. Wie nach seinem Versprechen an Thetis zu erwarten war, ent- 
wickelt sich alles nicht nur nach seinem Willen, sondern durch sein di- 
rectes persönliches Eingreifen. Dies führt uns auf die zweite Maassregel 
des Götterkönigs, die wir oben $. 217 als unerlässlich für den Fortgang 
der Handlung erkannt haben, das Verbot an die übrigen Götter, sich in 
den Kampf zu mischen, ein Motiv, das für die Urilias durch die Aska- 
laphos-Episode 2) erwiesen ist. Denn da sitzen die Götter auf der Spitze 
des Olymp unter goldenen Wolken, &soyduevoı ττολέμοιο. Im unserer 
Ilias erfolgt dies Verbot am Anfang des ©, eines spät eingelegten Einzel- 
liedes. In der Urilias muss es, wenn wir Recht gethan haben die As- 
kalaphos-Episode dem Morgen des ersten Schlachttages zuzuweisen, weit 
früher erfolgt sein, was ja auch das einzig Sachgemässe ist. Nun ist beim 
Kampfe zwischen Hektor und Aias Apollon noch auf dem Schlachtfeld 
gegenwärtig. Folglich muss nach H 272. also doch wohl noch ganz im 


1) Das älteste Beispiel für einen Gott in Menschengestalt dürfte die aller- 
dings gleichfalls äolische aber doch der Urilias zeitlich nachstehende Πάριδος καὶ 
Μενελάου uovouayla enthalten, wo. Aphrodite sich in eine Selavin der Helena 
verwandelt. Daran knüpfen dann die Ionier an. 

2) 5. oben 8. 114. 5. 136f. S. 208. 


Verbot des 
Zeus. 


Anfang der Schlacht, Zeus den Göttern die " 
boten haben. Auch warum ich 8. 128 A.2 in. 
πρωΐ für πρίν oder τότε zu schreiben a με. ἘΝ 
sein, denn Agamemnon spricht diese Worte in der Nac 
folgt, in dessen Frühe er von Zeus N 
halten zu glauben glaubt. A 


Achilleus und Aineias. 223 


Hektors Tod. 


Achilleus und Aineias. 


Den Aufbau der Urilias in ihrem ersten Theil haben wir in den vor- Rückblick auf 


hergehenden Betrachtungen bis zu seinem Fundament, der unjvıg, rückwärts 
verfolgt. Im Grossen und Ganzen dürfen wir sagen, dass in den Büchern 
A bis 3 der alte Kern trotz manchem An- und Umbau noch über- 
all sehr kenntlich durchblickt. Auf die μῆνες folgen zwei Schlachttage, 
der erste eingeleitet durch den οὖλος ὄνειρος, der sich auch insoweit er- 
füllt, als wirklich Agamemnon, an diesem Tage durchaus der eigentliche 
Held, die Troer bis zur Stadt zurücktreibt. Als er aber von Hektor 
verwundet das Schlachtfeld verlassen muss und ihm alsbald der ebenfalls 
verwundete Odysseus folgt, da weichen die Achäer zurück, und nur müh- 
sam gelingt es dem allein weiter kämpfenden Aias die nachdringenden 
Troer aufzuhalten. In der Nacht bivouakiren die Troer in der Nähe des 
griechischen Lagers. Beim Anbruch des zweiten Schlachttages versucht 
Hektor eine Ueberrumpelung des feindlichen Lagers, die aber durch das 
Eingreifen des Poseidon misslingt. Nach manchen Wechselfällen werden 
die Achäer bis zu den Schiffen zurückgedrängt, die Aias gegen die mit 
Feuerbränden anstürmenden Trojaner vertheidigt. Es folgt die Aussendung 
des Patroklos, sein Tod und der Kampf um die Leiche, die von Mene- 
laos und Aias gegen Hektor vertheidigt wird. Der letzte feste Punkt, bis 
zu dem wir in der Reconstruction der Urilias vorgedrungen sind, wird 
durch die beiden Scenen repräsentirt, wo Achilleus dem Automedon, der 
ihm den Tod des Patroklos meldet, erklärt, „ich kann nicht in den Kampf 
ziehen, denn ich habe keine Waffen“, und die andere, wo er der Bitten 
seiner Mutter ungeachtet in den Kampf gehen will, die Situation sich 
also geändert hat. 

Hier hätte also die Untersuchung wieder anzusetzen, aber da merken 
wir bald, dass wir jetzt in eine ganz andere Sphäre kommen. Nicht nur 
der Schluss des Σ᾽ mit der ‘Orrkorrorie, auch die sechs letzten Bücher 
der Ilias tragen einen durchaus jungen Charakter und wimmeln von 


den Gang der 
Handlung, 


Die Bücher 
2—2. 


Y 19-332. 


224 Analyse der Dias. 


Ionismen. Auch die Bewaffnung ist mit verschwindenden Ausnahmen 
ioniseh. Wir wollen das im Einzelnen nachprüfen, indem wir zuerst die 
retardirenden Episoden betrachten, die vor den Tod des Hektor eingescho- 
ben sind, und beginnen mit dem Kampf des Achilleus mit Aineias. 
Dass der Schild, den Aineias Y 274ff. führt, der ionische ist, wenn 
auch eine besondere Spielart, haben wir bereits oben S. 7 ff. gesehen. Auch 
Achill trägt einen Metallschild, ein Wunderwerk aus Gold, das Hephai- 
stos gefertigt hat 2681). Der Verfasser kennt also die “Orrkozwoute, 
wenn auch noch nicht in ihrer erweiterten Form (5. S. 14). Beide Kämpfer 
pariren nach ionischer Weise (s. S. 22), und 329 steht ϑωρήσσοντο. An 
festen Ionismen notiren wir 101 ῥέα, 131 ἐναργεῖς, 145 ἐς, 172 ἤν, 
181 τῆς als Artikel, 186 σ᾽ ἔολπα τὸ ῥέξειν, ausserdem Cäsur χατὰ 
τέταρτον τροχαῖον, 214 ἄνδρες ἔσασι, 218 zweisilbiges dxe0v, 224 
δ᾽ siodusvog, 226 und 228 σχιρτῷεν, 227 χατέχλων, 229 ϑέεσχον, 243 
χάρτιστος mit der metrisch anstössigen Variante xgdrıorog, 252 verxeiv, 
254 γειχεῦσ᾽ und ἐς, 263 und 287 ῥέα, 292 ϑεοῖς, 343 πρὸς ὅν. 
221 verbindet der Dichter drescoı βουχολέοντο, 244 gebraucht er λέγεσθαι 
im Sinne von „sich unterreden“ (vgl. 5. 220). V. 145 erscheint Herakles, 
sogar mit der Sage vom trojanischen χῆτος, 214ff. die ganz ausgebildete 
trojanische Königsgenealogie, 287 die Phrase οἷοι νῦν βροτοί εἰσι. Hier- 
mit könnten wir die Akten über die ganze Aineias-Episode schliessen, 
wenn es sich nicht empföhle, mit Rücksicht auf später auftauchende Fragen 
etwas über ihren Charakter, ihr Alter und ihren Zustand zu bemerken. 
Hier ist nun namentlich durch Kammer, Niese und Bergk vortrefflich 
vorgearbeitet worden und über die wesentlichen Punkte bereits Einig- 
keit erzielt. Es wird von Niemanden bezweifelt, dass die Aineias-Episode 
nicht für die Stelle gedichtet ist, an der wir sie lesen. Sie enthält die 
krassesten Widersprüche mit der Götterversammlung am Anfang des 
Buches und Achilleus scheint in ihr sein Hauptziel, den Patroklos zu 
rächen, gänzlich aus dem Auge verloren zu haben. Sie ist ursprünglich 
ein Einzellied, das nicht einmal speciell auf dem Hintergrund der μῆνες, 
sondern auf dem Hintergrund des trojanischen Krieges überhaupt gedich- 
tet ist und in jedem beliebigen zwischen der Landung der Griechen und 
dem Tod des Achilleus liegenden Zeitpunkt spielen kann. Sie ist gedich- 
tet zur Verherrlichung des Aineias und zu Ehren eines Fürstengeschlechts, 


1) Ueber 269—272, die spätere Einlage sind, 5. S. 14. 


ΞΡ aa A u a ΨΑΑ 


ΡΥ 


Achilleus und Aineias. 225 


das sich von Aineias ableitete. Sie hat sich, auch darüber sind sich wenig- 
stens die meisten Forscher einig, bei ihrer Einfügung in die Urilias einige 
Aenderungen gefallen lassen müssen, über deren Art und Umfang freilich 
die Meinungen auseinandergehen. Diese Aenderungen nun glaube ich 
noch etwas bestimmter präcisiren und zugleich für die ursprüngliche Fas- 
sung ein wesentliches Moment feststellen zu können. 

Ich gehe aus von der auch bereits von M. Schmidt beanstandeten 
Stelle, wo Achilleus mit geschwungenem Schwert auf Aineias losstürmt 
und dieser zu seiner Vertheidigung einen Stein aufhebt und wo dann fort- 
gefahren wird 288 ff. 

ἔνϑα nev Alveiag μὲν ἐπτεσσυμένον βάλε πέτρῳ 

ἢ χόρυϑ᾽ ἠὲ σάχος, τό οἱ ἤρχεσε λυγρὸν ὄλεϑρον, 

τὸν δέ ne Πηλεΐδης σχεδὸν ἄορι ϑυμὸν ἀπηύρα, 

ei μὴ ἄρ᾽ ὀξὺ νόησε Ποσειδάων ἐνοσίχϑων. 
„Da würde Aineias mit seinem Stein den Achilleus auf den Helm oder 
Schild getroffen und dieser den Peliden vor dem Wurf geschützt, Achil- 
leus aber würde den Aineias mit dem Schwert getödtet haben“. Ist es 
da nicht höchst sonderbar, dass auch der präsumptive und präsumptiv 
wirkungslose Wurf des Aineias mit in den Oonditionalsatz gezogen ist, 
während an den zahlreichen Parallelstellen (T' 373. E 311. Z 73. © 
130. 4 310. II 698. P 319. ® 544) nur von einer wirklich drohenden 
Gefahr gesprochen wird? Aber noch weit seltsamer ist ein zweites. Posei- 
don der Troerfeind ist es, der den Aineias aus den Händen des Peliden 
rettet. Das ist etwas so unerhörtes, dass der Dichter den Gott sich förm- 
lich entschuldigen lässt 293—308. Der arme Aineias ist ja nur von dem 
bösen Apollon verführt worden, dem Achilleus entgegenzutreten. Er 
selbst ist schuldlos und leidet nur um Anderer willen. Er hat auch 
immer so brav den Göttern Opfer gebracht. Und dann am Ende könnte 
Zeus böse werden, wenn Achilleus den Aineias erschlüge, denn dem Aineias 
ist es ja bestimmt, das Geschlecht des Dardanos fortzusetzen, durch wel- 
chen Schicksalsschluss die Intervention des Poseidon freilich gänzlich über- 
flüssig wird. Wahrlich, wenn Bergk von bewusster Ironie des Ueberar- 
beiters spricht, in dieser Stelle könnte man sie finden; aber ebenso gross 
ist der Mangel an Logik. Offenbar wünscht der Verfasser die Sache so 
darzustellen, als ob die Rettung des Aineias in Achills eigenem Interesse 
geschähe. Hera und Athena, denen Poseidon die Sache vorträgt, sind 


denn auch keineswegs sehr einverstanden, indem sie sich durch frühere 
Robert, Studien zur Ilias. 15 


Aeltere 
Fassung. 


Die Ueber- 
arbeitung. 


Das alte 
Aineiaslied. 


226 Analyse der Ilias. 


Eide gebunden erklären. Dieses Gespräch 292—317 muss man nun mit 
dem vorhergehenden 112—143 vergleichen, das von denselben drei Göt- 
tern geführt wird. Da sieht Hera den Aineias, wie er von Apollon an- 
gestachelt auf Achilleus losgeht 117. 
«Αἰνείας ὅδ᾽ ἔβη χεχορυϑμένος αἴϑοτει χαλχῷ 
ἀντία Πηλεΐωνος, ἀνῆχε δὲ Φοῖβος ᾿Α'πόλλων, 
und Sorge um den Peliden erfasst sie, und sie macht den Vorschlag 119 ff. 
ἀλλ᾽ ἄγεϑ᾽, ἡμεῖς πέρ uw ἀποτρωτῶμεν ὀπίσσω 
αὐτόϑεν" ἤἢ τις ἔπειτα καὶ ἡμείων ᾿χιλῆι 
σιαρσταίη, δοίη δὲ κράτος μέγα. 
Und Poseidon documentirt sich in seiner Antwort gleichfalls ganz als 
Griechenfreund (134— 143), nur will er abwarten, dass sich zuerst ein 
Gott von der anderen Partei in den Kampf mische. Um 80 seltsamer 
ist es, dass er später aus der Rolle fällt. Ich denke, wir werden uns 
nicht scheuen, aus diesem Sachverhalt die nothwendige Consequenz zu 


ziehen, und diese ist, dass in der ursprünglichen _4iveiov ἀριστεία 


- Achilleus es war, der bei dem Zweikampf in ernstliche Gefahr kam und 


durch Poseidon gerettet wurde, allerdings das Höchste, was zum Ruhme 
des Aineias ersonnen werden konnte. 

Dass wir hiermit das Richtige getroffen haben, lässt sich noch durch 
folgende Erwägung erhärten. Für die Rolle des rettenden Gottes war 
nach 81ff. Apollon einfach prädestinirt; auch wohnt er ja so gut wie 
Poseidon als Zuschauer dem Kampfe bei 152. Dass trotzdem statt seiner 
Poseidon eintritt, lässt sich schlechterdings nur daraus erklären, dass der 
Dichter in dem von ihm überarbeiteten Lied den Meeresgott als Retter — 
freilich des Achilleus und nicht des Aineias — vorfand und sich in 
dieser Hinsicht nicht von seiner Vorlage zu emancipiren wagte. 

Die Tendenz des Ueberarbeiters war also den Aineias so weit herab- 
zudrücken, dass Achilleus nicht gar zu schlecht wegkommt und das Stück 
ohne allzu grosse Dissonanz an die Stelle der Ilias gesetzt werden konnte, 
für die er es bestimmt hatte und, da Achill vorher nicht mitgekämpft hat, 
bestimmen musste. Das alte Lied begann meiner Ansicht nach mit den 
Worten 

Αἰνείαν δ᾽ ἰϑὺς λαοσσόος ὦρσεν Ancdhkwv 
und umfasste die Verse 79—88. 98—179. 184—186. 199—212. 242— 
263. 273—288. Ich scheide also aus die beiden Anspielungen auf ein 
früheres Zusammentreffen der beiden Kämpfer bei der Eroberung von 


Ἂ ΣΝ ΤΡ N a en FL. in Zn en 


e: 


Achilleus und Aineias. 227 


Lyrnessos und Pedasos 89—97. 187—198, eine Episode der Kyprien, 
die der Ueberarbeiter entweder aus diesem Gedicht oder noch als Einzel- 
lied kannte. Die erste Interpolation verräth sich auch dadurch, dass am 


Schluss das Stichwort μάχεσϑαι aus dem Vers des Originals, hinter dem sie 


eingesetzt ist, wiederkehrt 1), und noch mehr durch den logischen Wider- 
spruch zwischen 92 und 98. In der alten Aivelov ἀριστεία fürchtete 
Aineias nur den schützenden Gott, nicht Achilleus, und hatte zu dem 
vermeintlichen Lykaon gesagt: 

87 Πριαμίδη, τί μὲ ταῦτα χαὶ οὐχ ἐθέλοντα χελεύεις 

ἀντία ΠΙῺηλεΐωνος ὑπερϑύμοιο μάχεσϑαι; 

98 alei γὰρ πάρα εἷς ye ϑεῶν, ὃς λοιγὸν ἀμύνγει. 
Der letzte Vers, der in diesem Gedichte buchstäblich in Erfüllung ging, 
ist aus der alten Sıoundovg ἀριστεία (E 603) entlehnt, die dem Verfasser 
überhaupt vielfach als Muster vorschwebt. Die zweite Interpolation hängt 
mit der ersten unlöslich zusammen; für den Schluss, den schon die Alten 
athetirt haben, ist P 30—32 benutzt. Womit die Rede des Achilleus ur- 
sprünglich schloss, das lässt sich noch aus der Antwort des Aineias er- 
rathen. 203. {duev δ᾽ ἀλλήλων γενεήν, ἴδμεν δὲ τοχῆας, πρόχλυτ᾽ ἀχού- 
οντες ἔτεεα ϑνητῶν ἀνϑρώπων, die durch die Hohnrede seines Gegners, 
dass er um die Nachfolge des Priamos ambire, nicht genügend motivirt 
ist. Achill muss sich irgendwie seiner Abstammung von Peleus und Thetis 
gerühmt haben, was sich an 186 χαλεπῶς δέ σ᾽ ἔολττα τὸ ῥέξειν sehr 
gut anschliessen konnte. Aber auch die eben erwähnte höhnische An- 
spielung auf das Prätendententhum 180—182 scheide ich als dem Geist der 
älteren Fassung zuwider aus. Sie ist offenbar eine Antikritik von 306-308 
und passt schlecht zu 184— 186, wo die Aussicht auf die Dotirung mit einem 
Landgut als ausreichendes Motiv für den Muth des Aineias hingestellt 
wird. Das hat auch schon Nauck gefühlt, aber sein kritisches Messer 
hat gerade die gesunden Verse 184—186 (sammt 183) getroffen. Anderer- 
seits ist Aristarch zu weit gegangen, wenn er gleich beide. Versgruppen 
athetirt hat. Sein Anstoss ὅτε οἱ λόγοι οὐ πρέποντες τῷ Tod Ayık- 
λέως προσώτιῳ fällt weg, wenn man die Tendenz des alten Gedichts 
beachtet. Mit dieser Einlage hängt nun wieder in der Antwort des Ai- 
neias die troische Königsliste 213— 241 zusammen, die aber so ungeschickt 
eingefügt ist, dass der Leser längerer Reflection bedarf, um die Absicht zu 
erkennen, zumal die Schlussfolgerung fehlt. 

1) Vgl. 5. 103 und 8. 215. 


15* 


Interpolationen 


der Kampf- 
scene. 


Vorbilder. 


Φ 1—227. 


228 Analyse der Ilias. 


Am meisten ist natürlich die Kampfscene von der Ueberarbeitung 
tangirt worden. Hier setzt der goldene Schild die ‘OrrAosroıl« voraus, 
und doch haben wir oben gesehen, dass das ursprüngliche Gedicht keine 
bestimmte Stelle innerhalb der Ilias im Auge hatte. Also hat hier ein 
Ueberarbeiter eben mit Rücksicht auf die OrrAorcoıta die alte Fassung durch 
264—268 ersetzt, wobei er die Asteropaiosepisode benutzt (s. 8. 14). Das 
folgt auch schon daraus, dass wenn wir oben den Ausgang des Kampfes 
richtig reconstruirt haben, Achilleus unmöglich gefeite Waffen haben kann. 
Diese Zauberkraft der Waffen erscheint aber auch V. 289, wo gesagt wird, 
dass der Stein des Aineias auf alle Fälle an einem der Rüstungsstücke 
des Achilleus, sei es nun Helm oder Schild, wirkungslos abgeprallt sein 
würde. Also reicht das alte nur bis V. 288 und auch dieses ist, wie μέν 
zeigt, nicht ganz intact. Der ganze Schluss ist umgedichtet, nur die Prophe- 
zeiung von der künftigen Grösse der Aeneaden 306—308 wird man noch 
für die alte Fassung in Anspruch nehmen. Es liegt nahe anzunehmen, 
dass sie dort Apollon sprach, der durch die Ueberarbeitung ganz bei Seite 
geschoben ist, und dass das Lied mit ihr schloss. 

Für dieses ursprüngliche Lied ist nun offenbar die Πάριδος χαὶ 
Mevelcov uovouayla des I’ das Muster gewesen. Die Entrückung des 
bedrohten Kämpfers — einst des Achilleus, jetzt des Aineias — durch 
einen Gott ist natürlich der Rettung des Paris durch Aphrodite nachge- 
bildet. Auf die Benutzung des E ist schon oben (5. 227) hingewiesen wor- 
den. Für die in diesem Liede herrschende religiöse Anschauung ist V. 131 
χαλεποὶ δὲ ϑεοὶ φαίνεσϑαι ἐναργεῖς charakteristisch, die zu der Urilias, 
wo die Götter in ihrer wirklichen Gestalt mit den Menschen verkehren !), 
in schroffem Gegensatz steht. 


Die Scene am Skamandros. 


Weit grossartiger als das Aineiaslied ist der Kampf des Achilleus 
mit dem Flussgotte Skamandros. Aber auch dieser kann kein Bestandtheil 
der Urilias gewesen sein. Ebenso wenig die Episoden, die ihn einleiten. 

Für die Analyse dieses Buches giebt es treffliche Vorarbeiten, unter 
denen ich namentlich das Fürstenwalder Programm von Siegfried ad com- 
positionem libr. I. XVIII—XXII hervorhebe. Im Uebrigen begnüge ich 


1) S. oben 8. 82. 5. 86. 5. 103. 8. 121. S. 218. 5. 221. 


Ω͂ 
} 


Die Scene am Skamandros. 229 


mich auch hier damit meine eigenen Resultate mit möglichst knapper Be- 
gründung vorzutragen. Ich glaube, mich hierin mit vielen Homerkritikern 
berührend, dass wir in den Episoden des ® bis V. 232 drei Schichten 
unterscheiden können. Die älteste, die zu einem grösseren Gedicht, jedoch 
nicht zur Urilias gehört, bildet für die beiden jüngeren gleichsam den 
Rahmen. Achilleus treibt einen Theil der Troer in den Skamandros 1—16; 
der Name X&v9og!) 2. 15 und das ionische eiAeövro 8 bezeugen den spä- 
teren Ursprung. Er springt selbst in den Fluss, tödtet viele Trojaner und 
macht zwölf Gefangene, die er zum Todtenopfer für Patroklos bestimmt 
17—33. Wir finden 31 φορέεσχον; xoögoı 27 in der Bedeutung junge 
Leute ist der Odyssee sehr geläufig, findet sich aber in der Ilias nur in 
jüngeren Schichten, z. B. der Πρεσβεία I 68.86 und der Schildbeschreibung 
> 494. Ebenso kehrt das substantivirte διογενής 17 nur noch in der 
Πρεσβεία 106 wieder, und dort steht es wenigstens in der Anrede. Dann 
folgt der Zweikampf des Achilleus mit Lykaon, der sich aus dem Flusse 
gerettet hat 34—135. Die Scene spielt am Ufer, an das Achill 29 zu- 
rückgekehrt ist. Wir verzeichnen folgende Ionismen: 58=79 _Anuvov ἐς 
ἠγαϑέην, 63 γῆ, 126 φρῖχ ὑπαΐξει, 128 χιχείομεν Ἰλίου; nach dem 
letzten Vers wird es zweifelhaft, ob Bentley 81 ὅτ᾽ ἐς Ἴλιον mit Recht 


in ὅτε Βίλιον geändert hat. Dass die Art, wie sich Lykaon 68f. dem 


Achilleus um Gnade bittend naht, es schwer macht sich diesen mit 
dem mykenischen Schild zu denken, ist bereits S. 25 gezeigt worden. Dem 
gegenüber kann das allerdings mykenisch anmuthende γυμνὸν ἄτερ χό- 
ρυϑός τε xal ἀστιίδος 50 nicht in Betracht kommen, zumal ja, wie wir 
gesehen haben, auch der ionische Krieger öfters nicht den Panzer, son- 
dern den blossen Chiton trägt.2) Charakteristisch für diesen Abschnitt 
ist die wiederholte Bezugnahme auf Patroklos 96. 107. 134, die darauf 
hinweist, dass die Episode in einen grösseren Zusammenhang gehört und 
nicht etwa als Einzellied gedichtet ist. Auch die Polydorosepisode des 
Y 4013) ist dem Verfasser bekannt 91. Durch die Erwähnung der 
Leleger 86 und der Stadt Pedasos 87 berührt sich der Abschnitt mit 
den jüngeren Zusätzen in der _Aivelov ἀριστεία Y 92.96, ohne dass 
man ihn desshalb für später zu halten hätte als diese. Eher dürfte das 
Gegentheil wahrscheinlich sein. 


1) S. oben $. 133 und 8. 202. 
2) S. oben $. 37. Ueber X 124 5. unten $. 238. 
3) Vgl. das folgende Capitel S. 234. 


Lykaon. 


Asteropaios. 


230 Analyse der Ilias. 


Die Widersprüche zwischen der Lykaonepisode und der vorhergehenden 
Mordscene im Fluss sind nun in alter und neuer Zeit vielfach hervor- 
gehoben worden. 17 lässt Achilleus seinen Speer am Ufer zurück; 67 
hält er ihn plötzlich wieder in der Hand, ohne dass gesagt wäre, wie er 
ihn wiederbekommen hat. Auch ist es seltsam, dass Lykaon und Achilleus 
beide aus dem Fluss herauskommend mit einander zusammentreffen. Wenn 
man sich aber jetzt meistens dafür entscheidet, die Lykaonepisode für eine 
jüngere Einlage zu halten, so stehen dem die oben hervorgehobenen An- 
spielungen auf Patroklos und Polydoros entgegen, die sie als Theil eines 
grösseren Gedichts charakterisiren. Dagegen wird die Gefangennahme der 
Troer deutlich nur mit Rücksicht auf das Todtenopfer für Patroklos er- 
zählt, das doch sicher eine jüngere Fortsetzung zu dem Gedichte von 
Hektors Tod ist. Ich halte also umgekehrt die V. 17—33 für die jüngere 
Einlage. Achill ist gar nicht in den Fluss gesprungen. Er hat nur die 
Troer hineingetrieben, und er stösst auf Lykaon, als dieser sich aus dem 
Fluss retten will. Dieser ist keineswegs, wie die Kritiker meinen, an der 
anderen Seite des Flusses herausgestiegen, sondern nur weiter flussabwärts 
und will nun, wie die andere Hälfte der Trojaner, srediovde πρὸς πόλιν 
fliehen. Denn der Skamander fliesst nicht zwischen Griechenlager und 
Stadt, sondern längs des Schlachtfeldes vorbei, in das er allerdings mit 
einem grossen Bogen einschneidet. 

Auch die Asteropaiosepisode 139—227 ist sicher jünger, obgleich sich 
der Verfasser sichtbar bemüht im Dialecet und Stil des alten Epos zu 
schreiben und Ionismen nach Möglichkeit zu vermeiden. Doch fehlt es 
auch an solchen nicht ganz: entscheidend ist 213 βαϑέης; man wird also 
auch an 156 ὅτ᾽ ἐς Ἴλιον, 194 ᾿Αχελώιος ἐσοφερίζει, 214 αἴσυλα 
deleıs, 217 μέρμερα ῥέζε nicht rühren dürfen, und 146 heisst der 
Skamandros Xanthos. Es wäre nun gar nicht verwunderlich, wenn der 
Dichter auch hinsichtlich der Bewaffnung archaisirt hätte, wie denn 
Reichel daraus dass Asteropaios gleichzeitig mit zwei Lanzen kämpft, 
auf den mykenischen Schild geschlossenhat. Dass dieser Schluss nicht 
bündig ist, haben wir bereits oben S. 71 gesehen. Aber es ist wesent- 
lich zu betonen, dass selbst wenn Reichel Recht hätte, auch das noch 
nichts für den älteren Ursprung der Episode entscheiden würde Denn 
der 165 erscheinende goldene von Hephaistos gefertigte Schild des Achilleus 
lehrt, dass der Verfasser die ‘OrsAozcoıi« kannte, natürlich in ihrer ur- 
sprünglichen Gestalt (S. 14). Dass auch diese Stelle von dem Ueber- 


Die Scene am Skamandros. 231 


arbeiter der Aivelov ἀριστεία benutzt ist, haben wir schon gesehen, 
Dieser kannte sowohl also die Asteropaios- als die Lykaonscene, viel- 
leicht sogar schon in ihrer jetzigen Nebeneinanderstellung. Nun ist aber 
das Blutbad im Fluss sprachlich entschieden jünger als die Asteropaios- 
episode, und es setzt die ἄϑλα ἐπὶ Πατρόχλῳ voraus, die ihrerseits den 
τς, Ästeropaios schon kennen (# 560. 808). Mithin ist die Asteropaiosscene 
| die ältere Einlage. Der Vers 147 τοὺς ᾿“χιλεὺς ἐδάιζε κατὰ ῥόον οὐδ᾽ 
ἐλέαιρεν lässt sich leicht als spätere Zuthat ausscheiden, 'so dass 146 


| ἐπεὶ χεχόλωτο δαϊχταμένων ἀιζηῶν, ebenso wie 218ff., nicht auf 
ἔ 194, sondern auf 16 πλῆτο doog χελάδων ἐπιμὶξ ἵπτπτων τε καὶ ἀν- 
| δρῶν Bezug nimmt. 

| Wir finden also als älteste Schicht 1—16. 34—138: Achilleus treibt 
| einen Theil der Troer in den Skamandros und tödtet an dessen Ufer den 
Lykaon, als zweite 139—227 den Kampf mit Asteropaios, als dritte die 
Einlage 17—33: Achilleus springt in den Fluss und richtet dort ein 
grosses Blutbad an. 


Dh 5 u τ a I u 


Im schärfsten Gegensatz zu der Asteropaiosepisode steht nun aber & 228—514. 
der grossartige Kampf des Achilleus mit dem Flussgotte. Dort hat sich 
Skamandros, nachdem Asteropaios, den er sich als Enkel eines anderen 
Flusses natürlich gerade deswegen zum Werkzeug seines Grolles ausersehen 
hatte, getödtet ist, beinah demüthig an Achilleus gewendet 218 

τελήϑει γὰρ δή μοι verdwv ἐρατεινὰ ῥέεϑρα, 


Ed ua: an u 


οὐδέ τέ πῃ δύναμαι προχέειν ῥόον eig ἅλα δῖαν 

στειγόμενος γνεχύεσσι, σὺ δὲ χτείνεις ἀιδήλως. 

ἀλλ ἄγε δὴ καὶ ἔασον" ἄγῃ μ᾽ ἔχει, ὄρχαμε λαῶν, 
worauf Achilleus den Wunsch des Gottes erfüllt und sich zur Verfolgung 
der durch die Ebene fliehenden Troer zurückwendet; denn nur so kann 
man dem Zusammenhang nach die Worte 227 ὡς einwv Τρώεσσιν ἐπέσ- 
ovro δαίμονι ἶσος verstehen. Hier dagegen hält es der Flussgott für 
nöthig, obgleich er eben bei Achill günstiges Gehör gefunden hat, sich 
noch an Apollon zu wenden, und trotz seiner Zusage und obwohl er sich 
V. 227 der Ebene zugewandt hat, springt nun Achilleus plötzlich in den 

᾿ Fluss. Auch mit der dritten Schicht ist das nicht verträglich; alle Wir- 

kung geht verloren, wenn Achilleus schon vorher einmal in den Fluss ge- 
sprungen ist, worauf der Dichter übrigens billiger Weise hätte hinweisen 
müssen, und man begreift nicht, warum der Skamandros nicht auch schon 
das erste Mal seine Wogen gegen den Peliden hat anlaufen lassen. Da- 


232 Analyse der Ilias. 


gegen ist der Anschluss an die erste Schicht vortrefflich. Nachdem 
Achilleus die Leiche des Lykaon in den Fluss geschleudert hat, ergrimmt 
dieser und sinnt, wie er den Troern helfen könne. Er wendet sich daher 
an Apollon, der, so gut wie in der Urilias!) und später beim Kampf 
zwischen Hektor und Achill, auch hier ohne Weiteres als auf dem Schlacht- 
feld anwesend gedacht werden kann. Was dieser darauf thut, werden . 
wir später sehen. Hier mag nur noch auf einen wichtigen Fingerzeig 
. aufmerksam gemacht werden, den diese Rede des Skamandros an Apollon 
enthält 229. 

ὦ πόποι, ἀργυρότοξε, Avög τέχος, οὐ σύ γε βουλάς 

εἰρύσαο Κρονίωνος, ὅ τοι μάλα τιόλλ᾽ ἐττέτελλεν 

Τρωσὶ παρεστάμεγαι χαὶ ἀμυνέμεν, εἰς ὅ nev ἔλϑῃ 

δείελος ὀψὲ δύων, σχιάσῃ δ᾽ ἐρίβωλον ἄρουραν. 
Ein solcher Auftrag des Zeus findet sich in unserer Ilias nicht, denn ihn 
aus Y 25 herauslesen zu wollen, wo Zeus den Göttern freistellt ihren 
Günstlingen nach Gefallen beizustehen, ist unerlaubte Interpretenkunst. 
Alle Consequenzen aus dieser Stelle zu ziehen müssen wir uns noch auf- 
sparen. Jetzt wollen wir nur bemerken, dass der Tod des Hektor nach 
dieser Version auf den späten Abend fallen muss, das heisst also nach der 
Version der jüngeren Dichtung, auf deren Reste wir hier im ® zum er- 
sten Male stossen, nicht nach der Version der Urilias. Denn dass zu 
dieser die Skamandros-Episode nicht gehört, folgt schon aus ihrer Zu- 
sammengehörigkeit mit der Lykaonscene; wir wollen aber doch nicht unter- 
lassen, es auch noch besonders zu beweisen. Dass Achilleus den Panzer 
trägt, lehrt 254f. ἐπὶ στήϑεσσι δὲ χαλχὸς σμερδαλέον χονάβιζεν (8. 29), 
und dasselbe gilt von den Troern, denn 277 lesen Τρώων ὑπὸ τείχεξ 
ϑωρηχτάων. Der Dialect ist ausgesprochen ionisch. Verstösse gegen das 
Digamma 236 =344 αὐτὸν ἅλις ἔσαν, 350 πτελέαι ve χαὶ ἔτεαι, 356 
χαίετο δ᾽ ἔς, 379 οὐ γὰρ ἔοικεν; ionische Contractionen 243 διζέων, 
262 προαλεῖ, 312 πηγέωγν, so dass es beinah komisch wirken würde, 
wenn man χυχώμεγος 235. 240. 324, ὀχλεῦνται 261, περῶντα 283, 
χυβίστων 354 äolisiren wollte; 375 δάηται statt δαέηται; festes ἄν 
340. 375; χάρτιστος 253; εἰχώς statt βεξοικώς 254; auf späte Zeit deu- 
tet auch die Construction ἔληγε τὸ ὃν μένος 305 (vgl. 5. 113). Man wolle 
beachten, dass die Ionismen im ersten Theil (227---304) der Episode kaum 


1) 5. 102. S. 174. 8. 221. 


Die Scene am Skamandros. 233 


minder zahlreich sind als im zweiten (305—382), und dass die Indicien 
für ionische Bronzerüstung gerade in den ersten Theil fallen. Ich hebe 
das hervor, weil allerdings die beiden Theile, wie man längst erkannt 
hat), nicht gleichzeitig sind, sondern der zweite, der den Kampf des He- 
phaistos mit Skamandros enthält, als steigernde Fortsetzung zu dem alten 
Stück hinzugedichtet ist, das damit schloss, dass Achill, von Poseidon und 
Athene beruhigt und gekräftigt, sich nun der Ebene zuwendet, gerade wie 
am Schluss der Asteropaios-Episode. Nur dieser erste Theil ist mit ὦ 1 
—16. 34—138 gleichalterig, aber die Erweiterung scheint schon in jenem 
älteren Gedicht, dem diese drei Abschnitte angehören, erfolgt zu sein. 
Denn als diese drei Stücke in die Ilias eingesetzt wurden, muss sie schon 
vorhanden gewesen sein, da hier aus ihr die ϑεομαχία 383—514 entwickelt 
ist, einer der allerjüngsten Bestandtheile der Ilias, in dem bereits die Trom- 
pete vorkommt 388 und die ganz ausgebildete Laomedonsage erscheint 446 ff. 
Selbstverständlich kennt der Verfasser auch den Panzer — ὅτ᾽ ’Aoyei- 
0101 μαχοίατο ϑωρηχτῇσιν 429 und τεύχδα δ᾽ ἀμφαράβησε 408 (8. 
S. 28) — und ebenso selbstverständlich fehlt es nicht an Ionismen, von 
denen wir nur die festen constatiren wollen: 391 οὐχέτι δηρόν, 417 
ἐσαγείρετο, 448 βουχολέεσχες, 464 δειλῶν (nur noch 9 351 contrahirt). 
Dass der Verfasser dabei vielfach auf die Sıoundovg ἀριστεία anspielt, 
ist oft bemerkt worden, man vergleiche z. BB ® 396—399 mit E 853 — 
860, ® 413—415 mit E 832—834. Einer der Redactoren der Ilias hat 
dann mit Rücksicht auf diese ϑεομαχία die Götterversammlung am Anfang 


᾿ des Y gedichtet, recht gedankenlos, denn durch 25, wo Zeus selbst die 


Au u ΑΝ re 


Götter auffordert sich am Kampfe zu betheiligen, setzt er sich mit ® 385 
in Widerspruch, wo sich die Götterschlacht spontan entwickelt zur hämi- 
schen Freude des Zeus, und höchst absurd ist es, dass Xanthos bereits 
18 1, dem Hephaistos gegenübertritt. 


Achills Parerga. 


Die Zwischenzeit zwischen dem Kampf mit Aineias und der Scene 
am Skamandros wird durch eine lange Reihe von Heldenthaten des Achil- 
leus ausgefüllt (Y 381—503), die wir nun nach den Gesichtspunkten der 
Bewaffnung und der Verwundungen zu prüfen haben. Gewissermaassen 


1) Vgl. v. Wilamowitz Nachrichten ἃ. Gött. Ges. ἃ. Wissensch. 1895 5. 
227 A. 16. 


Y 381—454. 


Reste der 
Urilias. 


234 Analyse der Ilias. 


den Mittelpunkt bildet die Begegnung des Achill mit Hektor, die sich 
an die Tödtung des Polydoros anschliesst (407—454). Doch wir wollen 
nicht von dieser ausgehen, sondern nach der Reihenfolge der Ilias ver- 
fahren. 

Den Anfang machen die Kämpfe mit dem Lyder Iphition 381—393, 
dem Antenoriden Demoleon 394—400 und einem Hippodamas, dessen 
Geschlecht nieht angegeben wird 401—406. Der zweite Kampf ist sicher 
ionisch, denn Demoleon trägt den Bronzehelm (397 χυγέης διὰ χαλχο- 
zragnov, 398 yadrein χόρυς, vgl. oben 5. 47), auch finden wir in dem 
Uebergangsvers 394 den Ionismus dareövro. Ebenso weist beim ersten 
Kampf das Zerspringen des Schädels (ἣ δ᾽ ἄνδιχα πᾶσα χεάσϑη 387) 
auf den Bronzehelm, vgl. S. 68. Dazu kommt, dass dreimal in Ὅτρυν- 
τεύς, Orgvvrelöng 383. 384. 389 die Position vernachlässigt ist. End- 
lich in dem dritten Kampf sieht zwar die Verwundung in den Rücken — 
πρόσϑεν ὅϑεν φεύγοντα μετάφρενον οὔτασε δουρί 402 — zunächst 
mykenisch aus, aber gleich darauf und unlöslich mit der Schilderung der 
Verwundung verknüpft folgt ein Bild, in dem des Cultus des Helikoni- 
schen Poseidon gedacht wird 404, das also ganz gewiss jung ist. Ange- 
sichts dieser Thatsache wird man wohl, wie bereits S. 66 geschehen ist, 
annehmen dürfen, dass der V. 402 und somit das ganze Verwundungsmotiv 
aus der Aıoundovg ἀριστεία E 56 entnommen ist. 

Darauf folgt der schon erwähnte Kampf mit dem Priamiden Poly- 
doros 407—418. Dieser trägt denselben spätmykenischen Panzer, wie 
Menelaos in der Ὁρχέων σύγχυσις), was das Urtheil über diese Partie 
sehr erschwert. Das _7 scheint ja zu beweisen, dass dieser Lieder- oder 
Wollpanzer bis in die Zeit der Bronzerüstung sich erhalten hat. Also 
kann auch unsere Stelle ionisch sein, worauf ja auch die gehäuften Ite- 
rative — elaoxe 408, ἔσχε 409. 410 -— hinzuweisen scheinen. Aber 
andrerseits könnte man die betreffenden Verse 408—412 ohne Schädigung 
des Zusammenhangs wegschneiden, und dass der mykenische Panzer zur 
Zeit der Urilias existirte, ist selbstverständlich. Es wäre also immerhin 
möglich, dass hier ein kleines Stück Urilias, nämlich 407. 413—418 in 
ein jüngeres Gedicht verarbeitet wäre, und wenn ich ein rein subjectives 
Empfinden mit in Rechnung stellen darf, so glaube ich in den fraglichen 
Versen auch den Stil der Urilias wiederzufinden. 


1) Vgl. oben 5. 37ff. 


Achills Parerga. 235 


Spuren von dieser glaube ich auch im folgenden zu erkennen; vor 
allem athmet die wunderschöne Rede des Hektor 430—437 ganz den 
Geist der Urilias. Sie ist auch völlig frei von Ionismen.. Dass die Verse 
der Aineiasrede Y 200—202 entlehnt, also jünger als diese seien, wird wohl 
keiner, der den Stil beider Reden vergleicht, behaupten. Vielmehr liegt 
die Entlehnung offenbar auf Seiten des Aineiasliedes.. Auch alles Vor- 
hergehende 419—429 ist ganz vortrefflich. Die beiden Ionismen δηρὸν 
ἐχάς 422 und ἐσεμάσσατο 425 lassen sich leicht entfernen, wenn man 
an der ersten Stelle mit Bentley δῆϑα &xdg liest, an der zweiten die alte 
und gut bezeugte Variante ἐσσεμάσσατο aufnimmt. So würden wir also in 
Y 407. 418 -- 487 in der That zum ersten Mal wieder ein Stück Urilias 
vor uns haben, und zwar ein recht werthvolles, denn es lehrt uns, dass 
es der Schmerz um seinen gefallenen Bruder war, der den Hektor antrieb 
sich dem Achilleus zu dem entscheidenden Kampf gegenüberzustellen. 
Oder will Jemand, der die Reden der beiden Helden liest, etwa bezweifeln, 
dass sie gedichtet sind, um diesen Entscheidungskampf einzuleiten und dass 
auf V.437 ursprünglich der Tod des Hektor unmittelbar folgen musste ? 
In unserer Ilias ist das freilich nicht der Fall, aber hier verräth sich nun 
438—454 gleich der Nachdichter, allerdings nicht sowohl in dem Dialect, 
als in den Motiven, die handgreiflich entlehnt sind. Apollon entführt den 
Hektor durch die Luft, das ist der Πάριδος χαὶ Meveiaov μονομαχία 
mit wörtlicher Anlehnung entnommen : 


Y 443 τὸν δ᾽ ἐξήρπαξεν 'Annöhkov 
δεῖα μάλ᾽ ὥς τε ϑεός, ἐχάλυψε δ᾽ ἄρ᾽ ἠέρι πολλῇ. 
T' 380 τὸν δ᾽ ἐξήρπαξ᾽ “Ἀφροδίτη 


δεῖα μάλ᾽ ὥς τε ϑεός, ἐχάλυψε δ᾽ ἄρ᾽ ἠέρι πολλῇ. 
Dann stürmt Achilleus dreimal auf die leere Luft los τρὶς μὲν ἔπειτ᾽ 


ἐπόρουσε; diese Verse (445—447) sind der alten πλομθῆδυς ἀριστεία 
E 436—439 nachgebildet.') 


Nun folgen die Kämpfe mit Dryops und Demoochos 455—459. 
Demoochos wird ins Knie getroffen, das ist beim mykenischen Kuppel- 
schild kaum möglich (5. 64). Er trug also den Bügelschild, sei es nun den 
mykenischen oder den ionischen. Für letzteres entscheidet der Gebrauch 
von οὗτα für Wurfwunde 455, der dem alten Epos fremd ist. Also 


1) S. oben 8. 184. 


Y 455—489. 


Y 490—503. 


236 Analyse der Ilias. 


gehören 455—459 nicht zur Urilias. Ebenso steht es mit der folgenden 
Scene 460—471, wo Tros die Knie des Achilleus gnadeflehend umfasst, 
was nicht möglich ist, wenn dieser den mykenischen Schild trägt 5, S. 25. 
Auch die contrahirte Form εὖ 464 beweist den ionischen Ursprung. 
Aber nun folgen auf einmal zwei mykenische Kämpfe 472—477. Achilleus 
stösst dem Mulios die Lanze mit solcher Kraft ins Ohr, dass sie zum 
anderen Ohr wieder herausdringt und schlägt den Echeklos auf den Kopf, 
dass sein Schwert sich vom Blut röthet. Das schliesst beides den ionischen 
Bronzehelm aus (8. S. 68. S. 70). Hier ist also ebenso wie vorher ein Stück 
Urilias benutzt, das mitten im Verse mit ὃ δὲ MovAıov anfängt. Das 
ziemlich triviale Flickwerk am Anfang ϑυμοῦ δευόμεγνον lässt die Fuge 
noch deutlich erkennen. Also kann auch die ionische Form οὖς in V. 473 
nicht ursprünglich sein und man wird zu schreiben haben δουρὶ dog 
πάρ" ἄφαρ") δὲ di’ οὔατος. Sicher ionisch ist hingegen wieder der 
Kampf des Deukalion (478—483), dessen abgehauenes Haupt mitsammt 
dem Helm.zu Boden fällt, also muss dieser Helm der sog. korinthische 
sein, 8. 8.48. Ebenso ionisch ist die Tödtung des Thrakers Rhigmos und 
seines Wagenlenkers 484—489. Die Verwundung ἐνὶ vndvı oder ἐν 
grveduovı 486 schliesst den Kuppelschild aus (S. 64). Dass endlich die 
Rückenwunde des Wagenlenkers nichts für mykenischen Ursprung be- 
weist, haben wir bereits oben S. 66 gesehen. 

Das Buch schliesst mit zwei Gleichnissen, die offenbar Doubletten 
sind. Das eine vom Waldbrand 490—494 ist so wunderschön, dass man 
es gern der Urilias vindieiren wird, was um so unbedenklicher ist, als 
wir ja auch sonst in diesem Abschnitt Stücke der Urilias eingesprengt 
gefunden haben. Dagegen ist das Bild von den dreschenden Ochsen 
(495—503) wohl sicher jünger und ionisch,. Am Schluss ist eine Schilde- 
rung der Urilias (4 534. 535) benutzt, die der ionische Verfasser durch 
drei Verse 501—503 noch weiter ausgemalt hat. Und diese Zusatzverse 
sind dann später auch im _/ von einem Redactor oder Interpolator hinter 
den Originalversen eingesetzt worden (vgl. S. 106). 

So hat uns dieser Abschnitt doch drei zwar kleine, aber nicht zu 
verachtende Reste der Urilias geliefert, nämlich 407. 413—437. 472? —477. 
490 —494. 


1) Naucks Vorschlag: dovei κατ᾽ οὖὗας" ἄφαρ (εἶϑαρ Hdschr.) δέ geht im 
Wesentlichen auf Payne Knight zurück. 


εἶ 


ie LE a ih Am a ΨΥ ΠΟ 


u ων ΔΜ... ...} 


Hektor und Achilleus. 257 


Hektor und Achilleus. 


In unserer Ilias führt Hektor mit Achilleus ein wunderliches Ver- 
steckspiel auf, bei dem der Verfasser oder richtiger der Redactor offenbar 
die Absicht verfolgt, die Handlung zu retardiren. Bereits Y 75f. sucht 
Achilleus auf dem Schlachtfeld nach Hektor. Da führt ihm Apollon den 
Aineias entgegen. Als darauf Achilleus in einer ziemlich renommisti- 
schen Rede (353—363), die durch οἴω 362 als ionisch charakterisirt 
wird, die Achäer angefeuert bat, will sich Hektor, nachdem er auch seiner- 
seits sein Heer haranguirt hat, dem Achilleus entgegenstellen, wird aber 
durch Apollon davon abgehalten (364—380). Hier finden wir 371 den, 
freilich leicht zu beseitigenden, Ionismus χεῖρας ἔοικεν. Dann als der 
Priamide Polydoros gefallen ist, treten sich beide wirklich kampfbereit gegen- 
über. Wir haben oben $. 235 gesehen, dass wir hier auf die Urilias stossen 
und in dieser nun der entscheidende Kampf gefolgt sein muss, dass 
aber ein Nachdichter einen anderen Schluss hinzugedichtet hat, in dem 
Apollon den Hektor noch einmal rettet (419—454). Diese Rolle des 
Apollon stimmt nun zu dem, was in den aus ® eruirten Bruchstücken 
eines grösseren Gedichtes Skamandros sagt 229ff. In demselben Gedicht 
wird auf die Polydorosepisode Bezug genommen 91ff. (s. S. 229). Wir 
werden also kein Bedenken tragen die überarbeitete Fassung jenes Frag- 
ments der Urilias, also 407—454, derselben Dichtung zuzuschreiben, der jene 
Partieen des ® angehören und die wir von jetzt an die ionische "Exrogog 
ἀναίρεσις nennen wollen. Von diesem Stück 407—454 die vorhergehenden 
Kämpfe von 381 an und die folgenden bis 503 abzusondern, ist bei der 
Gleichartigkeit des Stiles kein Grund, zumal nicht bei dem Abschnitt 455 
—503, in dem wir gleichfalls eingesprengte Reste der Urilias constatirt 
haben. Endlich bilden die Reden 353—380 so deutlich die Einleitung 
zu den folgenden Kampfscenen, dass auch sie hinzuzunehmen sind,- zumal 
am Schluss wieder Apollon als Schutzengel des Hektor erscheint. Mit- 
hin werden wir die ganze Partie 353—503 unbedenklich der Ἕχτορος 
ἀναίρεσις zuschreiben dürfen. 

Der eigentliche Entscheidungskampf 'setzt in unserer Ilias erst 
® 526 ein und reicht bis zum Schlusse des X. Es fragt sich nun, ob 
dieses dutch hohe poetische Schönheit ausgezeichnete Abschnitt der Urilias, 
der ionischen Ἕχτορος ἀναίρεσις oder einer dritten Schicht angehört. 


Ἕκτορος 
ἀναέρεσις. 


Φ δ20-- 
X 515. 


Die Zugehörigkeit zur Urilias ist schon dadurch ausgeschlossen, dass Bewaffnung. 


238 Analyse der Ilias. 


wir bereits in Y 419ff. die diesem Gedicht entnommene Schilderung der 
Entscheidungskampfes gefunden haben. Aber auch unabhängig von diesem 
Resultat lässt sich der ionische Charakter des fraglichen Stückes aus ihm 
selbst beweisen. Ueberall finden wir Bronzewaffen. Dass Hektor ionisch 
gerüstet ist, lehren unwiderleglich die Verse X 322 fl. 
τοῦ δὲ χαὶ ἄλλο τόσον μὲν ἔχεν χρόα χάλχξα τεύχη 
χαλά, τὰ Πατρόχλοιο βίην ἐνάριξε καταχτάς "1) 
φαίνετο δ᾽, ἧ χληῖδες de’ ὥμων αὐχέν᾽ ἔχουσιν, 
λαυχανίην, ἵνα τὲ ψυχῆς ὥκιστος ὄλεϑρος. 
Das ist die reguläre ionische Rüstung mit dem sog. korinthischen Helm 
und dem Panzer, zwischen denen nur eine kleine Oeffnung klafft (vgl. 
8. 30). X 97 stützt Hektor seinen Schild auf einen Vorsprung des Thurms. 
Dass dies nur auf den am Arm getragenen Rundschild passt, ist oben 
S. 26 gezeigt. Dem gegenüber kann die namentlich von Reichel für die 
Annahme mykenischer Bewaffnung ins Feld geführte Stelle 111—125 
nicht in Betracht kommen. Hier überlegt Hektor, ob es nicht doch besser 
wäre, mit Achill zu parlamentiren, indem er sagt 111ff. 
εἰ δέ χεν ἀσπίδα μὲν χαταϑείομαι ὀμφαλόεσσαν 
χαὶ χόρυϑα βριαρήν, δόρυ δὲ πρὸς τεῖχος ἐρείσας 
αὐτὸς ἐὼν ᾿άχιλῆος ἀμύμονος ἀντίος ἔλθω 
xal οἱ ὑπόσχωμαι Ἑλένην χαὶ χτήματ᾽ ἅμ᾽ αὐτῇ. 
Aber dann sagt er sich 122f. 
μή μιν ἐγὼ μὲν ἵχωμαι ἐών, ὃ δέ μ᾽ οὐχ ἐλεήσει 
οὐδέ τί μ᾽ αἰδέσεται, χτενέει δέ μὲ γυμνὸν ἐόντα 
αὔτως ὥς τε γυναῖχα, ἐτεεί κ᾿ ἀπὸ τεύχεα δύω. | 
Also, so argumentirt man, wenn Hektor Schild und Helm abgelegt 
hat, ist er nackt, also trägt er keinen Panzer, also ist er mykenisch ge- 
rüstet. Hier kommen wir nun allerdings mit der Erklärung nicht aus, 
die wir bei ὦ 50 anwenden konnten, wo wir uns den als γυμνός be- 
zeichneten Lykaon nur mit dem Chiton bekleidet denken durften (8. 229). 
Denn dass Hektor den Panzer trägt, haben wir eben gesehen. Aber hier 
hilft die Ueberlieferung. Der syrische Palimpsest bietet zu V.111 die 
Variante 
ei δέ 489 ἀσπίδα μὲν χαταϑείομαι ὅπλα TE πάντα, 
und wer möchte bezweifeln, dass dies die richtige Lesart ist, wenn durch 
sie jeder Widerspruch sowohl mit 123 als mit 322ff. aufgehoben wird? 


1) Ueber diesen Vers s. weiter unten. 


Hektor und Achilleus. 239 


Wenn sich ferner Hektor vor Achills Speerwurf nicht hinter dem Schild 
niederduckt, sondern niedersetzt 277, so ist das, wie S. 22 gezeigt, die 
ionische Parade. Und wenn er endlich sagt 283f. 

οὐ μέν μοι pevyovrı μεταφρένῳ ἐν δόρυ πήξεις, 

ἀλλ᾽ ἐϑὺς μεμαῶτι διὰ στήϑεσφιν ἔλασσον, 
so beweist selbstverständlich auch das nichts für mykenische Rüstung, da 
es bekanntlich in der Urilias häufig genug vorkommt, dass durch den Pan- 
zer hindurch Brust oder Rücken getroffen werden, vgl. oben 5. 56ff. » 

Auch Achilleus trägt den Panzer, wie X 32 ὡς τοῦ χαλχὸς ἔλαμττε 

πεερὶ στήϑεσσι FEovrog und 134 ἀμφὶ δὲ χαλχὸς ἐλάμπετο εἴχελος 
αὐγῇ erkennen lassen; vgl. die S. 29 gesammelten Parallelstellen. Und 
wenn er 308, als er auf Hektor losgeht, sich duckt, so ist das die be- 
kannte Angriffsstellung der Hopliten, der wir auf Bildwerken so häufig 
begegnen, 8. z.B. den Menestheus auf der Amazonenvase bei Gerhard 


Auserl. Vasenb. 329. 330, den Theseus ebenda 163, den Munichos auf 


der Cumaner Amazonenvase, Fiorelli Vasi Cumani 8, und die Krieger auf 
dem Fries von Gjölbaschi X 4. XXIII 3. Allerdings führt der Helm 
des Achilleus 315 das mykenische Beiwort τετράφαλος ; aber dass solche 
Beiwörter auch archaisirend gebraucht werden und ihre Beweiskraft daher 
eine sehr geringe ist, haben wir bereits oben S. 6 erörtert. Uebrigens will 
ich nicht bestreiten, dass der Vers ursprünglich mykenisch und aus einer 
verlorenen Stelle der Urilias oder aus einem gleichaltrigen Gedicht hier 


eingesetzt sein kann, jedesfalls aber erst nachträglich. Denn dass die 


V. 315. 316 in der That spätere Zuthat sind, wird sich gleich aus anderen 
Gründen ergeben. 
Auch die übrigen Achäer sind ionisch bewaffnet, denn Χ 4 rücken 


sie σάκε᾽ ὥὦμοισιν χλίναντες vor, 5. S. 25. Ebenso Deiphobos, der das 


singuläre Beiwort λευχάστσιις 294 führt, das auch noch die Tragiker von 
dem ionischen Hopliten gebrauchen (s. oben S. 7) und das durch die weiss- 


 gemalten Rundschilde auf den Vasen illustrirt wird. Endlich erscheinen 


auch in dem Kampf mit Agenor, der das Vorspiel zu dem Tode des Hek- 


- tor bildet ὦ 544—611, ionische Waffen und ionische Angriffsweise. Achil- 


leus trägt Beinschienen 592 und Agenor greift in geduckter Haltung an 


- 571, wie später Achilleus X 308. 


Dies Resultat wird durch den Dialect lediglich bestätigt; denn, wie 


- nicht anders zu erwarten war, ist an Ionismen kein Mangel. Die folgende 
- Aufzählung enthält nur solche, welche sich überhaupt gar nicht oder nur 


Dialect. 


240 Analyse der Ilias. 


durch starke Eingriffe beseitigen lassen; sie kann lehren, wie zurück- 
haltend man hier mit Aenderungen sein muss, ® 533 οἴω, 567 πόλιος 
mit Synizese, 583 μάλ᾽ ἔολττας, 610 ἐσέχυντο, X 15 μ᾽ ἑχάεργε, 23 
ὅς da re dein, 81 χέουσα ἔπεα, 117 ᾿Δχαιοῖς, 155 πλύνεσχον, 
197 ἀτιοστρέψασχε, 231 στέωμεν, 254 ἐπιβωσόμεϑ'᾽ (so H von 
zweiter Hand), 259 ὡς δὲ σὺ ῥέζειν, 299 ἀλλ᾽ ὃ μὲν ἐν τείχει ug, 
322 τεύχη, 882 σῶς, 336 ἀιχῶς, 372 εἴπεσχε, 374 χηλέῳ (mit Syni- 
2656), 375 εἴχιεσχε und οὐτήσασχε, 880 “τόλλ᾽ ἔρδεσχεν, 881 πειρη- 
ϑῶμεν, 882 γνῶμεν (Conj.), 430 δ᾽ Ἑχάβη, 433 πελέσχεο, 442 ἐυτελο- 
χάμοις, 450 ἕπεσθϑον, ἔδωμ᾽ ὅτιν᾽ ἔργα 1), 468 ἔχεσχε, 459 προϑέ- 


ἔσχε, 490 παναφήλιχα, 501 ἔδεσχε, 503 εὕδεσχε, 512 χηλέῳ (wie 


Fragment der 
Urilias. 


374), 513 αὐτοῖς. V. 199 steckt in ὡς δ᾽ ἐν ὀνείρῳ οὐ δύναται ein 
falscher Hiat. 

Von der Urilias kann also nicht die Rede sein; mithin stellt sich die 
Frage so: Ἕχτορος ἀναίρεσις oder ein anderes ionisches Gedicht? Prüfen 
wir darauf den Inhalt. X 46 fragt Priamos nach seinen Söhnen Lykaon 
und Polydoros. Der Verfasser kennt also die Lykaon- und die Polydoros- 
Episode, die beide zur "Exrogog ἀναίρεσις gehören. Auch die Rolle, 
die Apollon als Schützer sowohl der Trojaner als insbesondere des Hektor 
spielt, stimmt durchaus zu den im Y und ® erhaltenen Stücken der "Ex- 
τορος ἀναίρεσις und illustrirt die Worte des Skamandros ® 229#. in 
der denkbar besten Weise. Wie er Y 443f. den von Achilleus bedrohten 
Hektor in Nebel hüllt, so hier den in gleicher Lage befindlichen Agenor 
® 597, und den Hektor zu schützen lässt er nicht ab, bis dieser un- 
rettbar seinem Geschick verfallen ist. Diese Beziehungen und Ueberein- 
stimmungen sind so gross, dass die Zugehörigkeit der betreffenden Stücke 
zur Ἕχτορος ἀναίρεσις wohl als gesichert betrachtet werden darf. 

Sollten nun vielleicht auch in diesem Theil, wie im Y, Reste der 
Urilias verarbeitet sein? Trotz eifrigem und sorgsamem Suchen habe ich 
nur ein ganz kleines Bruchstück finden können, das ich dieser ältesten 
Schicht zuweisen möchte X 209—212, also die Kerostasie, und zwar auf 
Grund folgender Erwägung. Wir haben oben S. 164 gesehen, dass der 
Dichter der KöAog μάχη diese Verse benutzt. Nun erzählt aber dieses 
Einzellied 4785 den Tod des Hektor in einer Version, die uns später 
noch unschätzbare Dienste leisten wird, die aber von der der ionischen 


1) Man conjieirt ἕπεσϑε, Flo τένα Feoya. 


Hektor und Achilleus. 241 


3 Ἕ“τορος ἀναίρεσις total verschieden ist. Also hat der Verfasser der 


ἢ 
ὰ 
- 


Κόλος μάχη ἀἷθΘ Ἕχτορος ἀναίρεσις nicht gekannt oder geflissentlich nicht 
benutzt. Daher muss er auch die fraglichen Verse anderswoher entlehnt 
haben, und da liegt doch die Annahme am nächsten, dass sie auch in 
der Urilias standen, und dass sie sowohl der Diehter der "Exrogog dvat- 
ρεσις von dorther übernommen, 815 der der Kolog μάχη sie dort ge- 


lesen hat. 


Sehen wir nun zu, ob sich auch in den Y vorausliegenden Büchern 
noch Bruchstücke der "Exrogog ἀναίρεσις aufweisen lassen. Einen wich- 
tigen Anhalt bieten uns hier die Worte des Hektor X 100ff. 

Πουλυδάμας μοι τιρῶτος ἐλεγχείην ἀναϑήσει, 

ὅς μ᾽ ἐχέλευεν Τρωσὶ ποτὶ πτόλιν ἡγήσασϑαι 

γύχϑ᾽ ὕπο τήνδ᾽ ὀλοήν, ὅτε τ᾽ ὥρετο ὃῖος ᾿Αχιλλεύς. 

ἀλλ᾽ ἐγὼ οὐ πιϑόμην" ἢ τ᾽ ἂν πολὺ κέρδιον ἦεν. 
Der Rath des Polydamas, den nicht befolgt zu haben Hektor bedauert, 
wird 5 254—283 gegeben, also gehört auch diese Rede zur Ἕχτορος 
ἀναίρεσις. Gleich hier mag darauf hingewiesen werden, dass dort Poly- 
damas so ausführlich charakterisirt wird, als ob er ganz neu eingeführt 
werden sollte; 249 ff. 

τοῖσι δὲ Πουλυδάμας τιετινυμένος ἦρχ᾽ ἀγορεύειν 

Πανϑοίδης" ὃ γὰρ οἷος ὅρα πρόσσω χαὶ ὀπίσσω. 

Ἕχτορι δ᾽ ἦεν ἑταῖρος, if δ᾽ ἔν νυχτὶ γένοντο" 

ἀλλ᾽ ὃ μὲν ἂρ μύϑοισιν, ὃ δ᾽ ἔγχεϊ πολλὸν ἐνίχα. 
Es wird also hier das frühere Auftreten des Polydamas ignorirt. Hervor- 
getreten ist er namentlich schon M 60—87. 210—229, d. h. in der ur- 
sprünglich selbständigen Teichomachie, wo er bereits als bekannte Sagen- 
figur erscheint, und ebenso in N 723ff, 5 449ff, O 445ff., 6218, P 
597ff., lauter späteren ionischen Einlagen. Wir ziehen daraus schon jetzt 
den Schluss, dass die "Exrogog ἀναίρεσις älter ist als die Τειχομαχία, 
und dass in ihr zuerst dieser Polydamas, der ionische Doppelgänger des 
Helenos der Urilias, in den Kreis der trojanischen Helden eingeführt 
worden ist. 

Jenen Rath giebt Polydamas in der auf den Tod des Patroklos fol- 
genden Nacht, als die Troer in der Nähe des Griechenlagers bivouakiren. 
Voran geht in unserer Ilias die summarische Erzählung der Rettung von 


Patroklos Leiche (203—238), von deren Jämmerlichkeit wir schon oben 
Robert, Studien zur Ilias, 16 


Polydamas. 


2 239—313. 


Σ 314—355. 


Σ 356— 
T 364. 


242 Analyse der Ilias. 


S. 88 gesprochen haben. Aber V. 239, wo der Einbruch der Nacht 
geschildert ist, wird ein anderer Ton angeschlagen: 

Ἠέλιον δ᾽ ἀχάμαντα βοώπις πότνια Ἥρη 

πέμψεν ἐπ᾿ ΩὨχεανοῖο δοὰς ἀέχοντα νέεσϑαι" 

"Heluog μὲν ἔδυ, παύσαντο δὲ δῖοι Ayaıoi 

φυλόπιδος χρατερῆς καὶ ὁμοιίου σπτιτολέμοιο, 
woran sich dann die Berathung der Troer schliesst. Man wird ohne 
Weiteres zugeben, dass dies der Eingang jenes Gedichtes ist, das wir 
Ἕχτορος ἀναίρεσις getauft haben, und dass wir diesem zunächst minde- 
stens die ganze Scene im Troerlager bis 313 zuzutheilen haben. Die 
Beweise für den ionischen Ursprung des Stückes sind bereits an einer 
früheren Stelle S. 92 erbracht worden. An Zugehörigheit zu der Urilias 
wird ohnehin Niemand denken, aber auch mit dem Füllstück 203. steht 
der Abschnitt insofern im Widerspruch, als Hektor 305 mit den Worten 
εἰ δ᾽ ἐτεὸν παρὰ ναῦφιν ἀνέστη ὃῖος ᾿Αχιλλεύς einen Zweifel äussert, 
der mit der Erzählung, dass Achilleus am Graben stehend durch sein 
Brüllen das ganze Troerheer in die Flucht getrieben habe, nicht in Ein- 
klang zu bringen ist, Der Dichter muss sich also das Auftreten des 
Achilleus anders gedacht haben; wie, lässt sich aus der kurzen Andeutung 
des Polydamas 247f. οὕνεχ᾽ Ayxıhleüg ἐξεφάνη nicht errathen. 

An die Schilderung des Troerbivouaks schliesst sich die des Achäer- 
lagers so sachgemäss an, dass es starker Gründe bedürfte, um beide Stücke 
verschiedenen Schichten zuzuweisen, zumal sie auch durch V. 314 δόρπον 
ἔπεειϑ᾽ εἵλοντο χατὰ στρατόν, αὐτὰρ "Ayauoi metrisch eng miteinander 
verkoppelt sind. Die Indicien für den ionischen Ursprung der Partie 
sind gleichfalls schon S. 92 zusammengestellt worden. Im Widerspruch 
zu der Sagenanschauung der Urilias steht es auch, wenn 332 Thetis nicht 
im Meere bei ihrem Vater Γέρων, sondern bei ihrem Gatten Peleus weilend 
gedacht wird. Den Inhalt bildet die Todtenklage um Patroklos und 
die Prothesis seiner Leiche. Nur 336. 337 sind als ein mit Rücksicht 
auf das jüngere Todtenopfer im % gemachter Zusatz auszuscheiden. 
Mit 355 

Ἱπυρμιδόνες Πάτροχλον ἀνεστέναχοντο γοῶντες 
schliesst das der Ἕχτορος ἀναίρεσις entnommene Stück. 

Es gilt nun die Lücke zwischen X 355: Achill in der Nacht bei der 
Leiche seines Freundes, und Y 353: Achill am Morgen oder Mittag auf 
dem Schlachtfeld, auszufüllen. Der Anbruch des Morgens, die Rüstung 


ur ἐὰν a ne κω u a er A 


ἮΝ ἐδὼ 


γος 
ΤῸΝ 


TEEN Lu 


er TER 


Hektor und Achilleus. 243 


der beiden Heere, der Beginn des Treffens mussten geschildert werden. 
Alles das geschieht in den zwischen Σ 355 und Y 353 liegenden Versen, 
aber der Zusammenhang ist durch spätere Einlagen zerrissen. Er lässt 
sich indessen leicht wiederherstellen, wenn wir auf Σ 355 sofort T1. 2. 
40. 41. 357—364 folgen lassen: 
Σ 354 παγγύχιοι μὲν ἔτιειτα πόδας ταχὺν ἀμφ᾽ ᾿Αχιλῆα 
Πυρμιδόνες Πάτροχλον ἀνεστέναχοντο γοῶντες. 
T 1 ’Hog δὲ 1) χροχόττετελος an’ ᾿Ωχεαγοῖο ῥοάων 
ὥρνυϑ᾽, ἵν᾽ ἀϑανάτοισι φόως φέροι ἠδὲ βροτοῖσιν. 
40 αὐτὰρ ὃ βῆ παρὰ ϑῖνα ϑαλάσσης ὃῖος ᾿Αχιλλεὺς 
σμερδαλέα ἰάχων, ὦρσεν δ᾽ ἥρωας Ayauovg. 
357 ὡς δ᾽ ὅτε ταρφεῖαι νιφάδες Jıög ἐχπτοτέονται, 
ψυχραΐ, ὑπὸ διπῆς αἰϑρηγενέος βορέαο, 
ὡς τότε ταρφεῖαι χόρυϑες λαμπρὸν γανόωσαι 
γηῶν ἐχφορέοντο χαὶ ἀσπίδες ὀμφαλόεσσαι 
ϑώρηχες τὲ χραταιγύαλοι χαὶ μείλινα δοῦρα χτλ. 
_ Auszuscheiden sind also das Gespräch zwischen Zeus und Hera (X 356 
— 368), das wir schon $. 92f. abgethan haben, die Ὁσπλοποιία (Σ 369— 
617), die mit der Ἕχτορος ἀναίρεσις nichts zu thun hat und natür- 
lich auch T 3—39, die Ueberbringung der Waffen an Achill, mit sich 
zieht, und die gesamte Mnvıdog ἀττόρρησις 42—356. Die hat ja doch 
deutlich die IIogoßela« zur Voraussetzung?) und kennt überhaupt bereits 
die späteren Einlagen der jetzigen Ilias, die Verwundung des Diomedes 
48, und Koon als den, der Agamemnon verwundet hat 53; ausserdem 
die jüngsten Sagen, wie die von des Herakles Geburt und seiner Dienstbarkeit 
bei Eurystheus 96 Εἰ, sogar den Neoptolemos 326 ff. Es hilft hier gar nichts 
einzelne Verse herauszuscheiden. Der späte Charakter bleibt bestehen 3) 


1) κέν unsere Ilias, siehe aber 2 695. Natürlich kann auch ebenso gut 
μυρομένοισε δὲ τοῖσε φάνη ῥοδοδάκτυλος Ἠώς (vgl. 7 109) oder statt 7’ 1. 2. 40 
Nuos δ᾽ ἠριγένεια φάνη ῥοδοδάκτυλος Ἠώς, καὶ τότ᾽ ἔβη παρὰ ϑῖνα ϑαλάσσης 
ὅτος "Ayıhheis (vgl. A 477f.) dagestanden haben. 

2) δῶρα δ᾽ ἐγὼν ὅδε πάντα παρασχέμεν ὅσσα τοι ἐλϑὼν χϑιξὸς Evi κλεσέῃ- 
σιν ὑπέσχετο ὅτος Ὀδυσσεύς sagt Agamemnon 140; χϑεζός zeigt, dass der Ver- 
fasser die in der Urilias zwischen A und N fallende Nacht nicht mehr kennt. 
Wie jung muss dieser Nachdichter sein! 

3) Die Ionismen beweisen für die Frage, ob der Abschnitt zur Ἕκτορος 
ἀναέρεσις gehört oder nicht, natürlich nichts. Ich will sie aber doch notiren: 
Contractionen: 71 ἀλλά τιν᾽ οἴω, 88 ἄγριον ἄτην, 92 οὐ γὰρ ἐπ᾽ οὔδει, 104 ἐκφα- 

16* 


T 365—424. 


244 Analyse der Ilias. 


und vor allem trägt die ganze Erfindung den Stempel des Epigonenthums. 
Als ob es, nachdem Patroklos gefallen ist, überhaupt noch einer feierlichen 
Aussöhnung zwischen Achilleus und Agamemnon und der Auslieferung 
der Briseis bedurft hätte. Achill hat jetzt wahrhaftig anderes im Kopf 
und wird gewiss nicht um solcher formellen Lappalien willen den Beginn 
der Schlacht, in der er seinen Freund rächen will, aufgeschoben haben. 
Die Ἕχτορος ἀναίρεσις ist zwar jünger als die Urilias, aber doch immer- 
hin noch ein relativ altes und vor allem sehr schönes Gedicht, dem man 
weder solche Geschmacklosigkeit!) noch die Kenntniss so später Sagen 
zutrauen darf. 

Auf die Schilderung der sich wappnenden Achäer folgt, metrisch eng 
mit ihr verbunden, die der Rüstung Achills und seines Auszugs mit der 
ergreifenden Episode des redenden Rosses Xanthos 7 365—4242). Zwei- 
mal finden sich Bezüge auf die ‘Orckosroria, zuerst V. 368, der zu einer 
Gruppe gehört 365—368, die Aristarch anfänglich verwarf, dann aber 
wieder halten wollte. Auch Wilamowitz?) ist kürzlich energisch für ihre 
Echtheit eingetreten; sie schildern, sagt er, die Wirkung der Götterspeise, 


ver, ὃς πάντεσσιν (die Aenderung &xpavesı, ὃς πᾶσε richtet sich in diesem Zu- 
sammenhang selbst), 132 ὁρῷτο, 139 doosv (ὄρσο Nauck) u. 5. f.; Zerdehnung: 
93 κράατα; Verstösse gegen Digamma: 75 dneınövros, 102 ὄφρ᾽ εἴπω, 124 ἀεικὲς 
ἀνασσέμεν, 282 ἔπειτ᾽ ἐκέλη, 292 εἶδον, 302 σφῶν δ᾽ αὐτῶν (Gen. Plur. Fem.) 
ande’ ἑκάστη, 382 δείξειας ἕκαστα; Iterative: 42 μένεσκον, 86 verneleonov, 132 στε- 
γάχεσχ᾽, 135 ὀλέκεσκε, 295 ἔασκες, 291 ἔφσσκες; festes ἐς 128, 162. 308. Ferner 
gebraucht der Dichter καρτερός 108. 127, ϑέαινα 101 (56. 85. 164), τελευτάω 90 
(8. 5. 92 A. 1), verwendet ὅ als Artikel 322, verstösst durch ἀᾶταε 91. 129. ἄσατο 
95, Zen 209 gegen Sprachgebrauch und Grammatik, durch ἄρα ἥ γε 93 und Anderes 
gegen die Metrik. Endlich steht 352 ϑωρήσσοντο. 

1) Damit meine ich nur die Erfindung des Motivs, nicht die Ausführung, 
die Wilamowitz kürzlich mit Recht gepriesen hat (Herm. XXXVI 561ff.). Dass 
er bei seiner Analyse des 7’ zu wesentlich anderen Resultaten kommen musste als 
ich, erklärt sich daraus, dass er von ganz anderen ‚Voraussetzungen ausgeht, in- 
dem er die Mrjvıdos ἀπόρρησις als den Kern betrachtet, an den sich das übrige 
angesetzt hat. 

2) Kammers Einwand (Zur homer. Frage II 67 Anm.), dass Achill auf dem 
Schlachtfeld den Wagen nicht benutze, will deshalb wenig besagen, weil der 
Wagen in der ältesten Phase nur als Transportmittel zum Schlachtfeld und von 
einem Punkt des Schlachtfeldes zum andern dient. Eine Ausnahme macht nur 
die Sıourdovs ἀριστεία, 5. den IV. Theil. In der "Exrogos ἀναίρεσες muss zwischen 
Y 3 und 353 erzählt gewesen sein, wie Achilleus vom Wagen herabsprang. 

3) a. 0. Ὁ, S. 562: 


ee ae a aa 


ΨΥ ὙΦ ΦΌΥ ΨΥ ὦ = un  Ὑ dc a 


συν νγυος 


δ... run 


που σν. De 


Hektor und Achilleus. 245 


die Athena dem Achilleus (347 ff.) eingeflösst hat, und sind daher nicht 
zu entbehren. Sehr richtig, aber nur für den Zusammenhang unserer 
Ilias, nicht aber für die Ἕχτορος ἀναίρεσις, die den Abschnitt 42—356 
noch nicht enthielt. Die Verse sind hinzugefügt, als die Mrjvıdog arröo- 
enoıg in die Ἕχτορος ἀναίρεσις eingelegt wurde. Auch die zweite Be- 
zugnahme auf die ‘OrAoroıla 383 lässt sich leicht ausscheiden ; der Vers 
ist schon von Heyne verdächtigt worden, allerdings zugleich mit 382, der 
indessen keinen Anstoss bietet, da die Wortform ἔϑειραι statt βέϑειραι 
bei diesem ionischen Dichter nur ein Fingerzeig für seine Heimat ist. 
Endlich müssen auch in der Rede des Xanthos die Verse, die auf 
die Spolürung des Patroklos Bezug nehmen 411—414, späterer Zusatz 
sein, da, wie sich gleich zeigen wird, die "Exrogog ἀναίρεσις von dieser 
nichts weiss. 

Die Scene spielt am Meere ausserhalb der Zelte T 40. Wenn V.369 ff. 


die Waffen aus dem Schiffslager herausgetragen werden, so sind darunter 


natürlich Achills eigene Waffen mit einbegriffen !). Die ionische Bewaffnung 
wird hier ganz besonders anschaulich geschildert 359ff. (vgl. S. 31); von 
Ionismen finden wir 382 δ᾽ ἔϑειραι, 402 ἐς und ἑῶμεν, (in dem Zusatz- 
vers 413 ὥριστος), 421 εὖ νυ τοι οἶδα, 424 πρώτοις ἰάχων. Falls 
jemand noch ausdrücklich den Beweis erwartet hat, dass der Abschnitt 
nicht zur Urilias gehören kann, ist dieser hiermit geliefert. 

Ὡς οἱ μὲν παρὰ νηυσὶ χορωνίσι ϑωρήσσοντο 

ἀμφὶ σέ, Πηλέος υἱέ, μάχης ἀχόρητον Ayauot, 

Τρῶες δ᾽ αὖϑ᾽ ἑτέρωθεν ἐπὶ ϑρῳσμῷ πεδίοιο. 
beginnt dann das Y. Hier haben wir dieselbe Situation wie am Schluss 
des 7, Wappnung am Meere, ionische Waffen. Nichts hindert die 
Verse gleichfalls "Exrogog ἀναίρεσις zu vindieiren und Y 1 unmittelbar 
an T 424 anzuschliessen 2). 


1) Wilamowitz schliesst aus V. 387 ἐκ δ᾽ ἄρα σύριγγος πατρώιον ἐσπάσατ᾽ 
ἔγχος, dass die Wappnung des Achilleus im Zelte spiele, indem er unter σῦρεγξ mit 
dem Etym. M. einen Schrank versteht (δουρατοϑήκη). Aber die Uebersetzung des 
‚Apollonios „Futteral“ κολεός verdient doch bei weitem den Vorzug. Ein Schrank 
von solcher Dimension, dass in ihm die Riesenlanze des Peleus Platz hätte, wird 
sich aus dem Alterthum schwerlich nachweisen lassen. Hingegen musste die 
Spitze der Lanze vor Rost geschützt werden, man steckte sie also in einen Ueber- 
zug, wie den Bronzeschild ins σάγμα. Die Diener des Achilleus haben die Lanze 
mit dem Futteral aus dem Zelt herbeigebracht, und er zieht sie jetzt heraus. 

2) Wenn Wilamowitz a. a. S. 563 einen Gegensatz zwischen Y1 und 7 


Y 1—503. 


2 1—525. 


246 Analyse der Ilias. 


Nach der Götterversammlung und der Aineias-Episode (4—-352), 
die schon oben erledigt sind (S. 233. S. 223ff.), folgt dann der bereits 
S. 237 der Ἕχτορος ἀναίρεσις zugewiesene Abschnitt Y 353—503. 
Zwischen Y 3 und 353 brauchen nur wenige Verse zu fehlen, in denen 
das Zusammentreffen der beiden Heere erzählt war. Es ist aber auch 
möglich, dass hier in der Ἕχτορος ἀναίρεσις eine Götterversammlung 
folgte, natürlich eine ganz andere, als die wir jetzt an dieser Stelle 
lesen. Diese Annahme gründet sich auf ® 229ff, wo Skamandros 
weiss, dass Zeus die Troer unter den speciellen Schutz des Apollon ge- 
stellt hat. Das deutet auf ein vorhergehendes Gespräch zwischen diesen 
beiden Göttern, vielleicht in einer Götterversammlung, das am passend- 
sten zwischen Y 3 und 353 stehen konnte. Diese Scene mag der Ver- 
fasser von Y 4—40 benutzt haben, aber freilich muss er sie dann gründ- 
lich umgestaltet haben. Natürlich kann auch der Verbindungsvers 353 
N, καὶ ἐπὶ στίχας ἄλτο, κέλευε δὲ φωτὶ ἑχάστῳ von dem Redactor 
leicht überarbeitet sein. 

Damit sind wir an den Ausgangspunkt unserer Betrachtung (8. 5. 241) 
zurückgelangt. Denn den alten Kern der Skamandrosepisode (® 1—16. 
34—138. 228—304) haben wir schon oben Κα. 237 der ”Exrogog dval- 
0£015 zugewiesen, und ® 1 kann auch dort wie noch heute unmittelbar 
auf Y 503 gefolgt sein. Wir haben also nur noch zwischen ® 304: 
Achill von Athena gestärkt sich in die Ebene zurückwendend, und 526: 
Priamos vom Thurme aus den mordenden Achill erblickend, eine Lücke. 
Oder ist hier vielleicht keine? Lässt sich 5236 ff. unmittelbar an 304 an- 
schliessen? An sich wäre das wohl denkbar. Aber erstens erwartet man, 
dass das Morden des Achilleus etwas ausführlicher geschildert wird, und 
zweitens wird in der Skamandrosepisode ein Motiv angeschlagen, das nicht 
fortgeführt ist. Ich meine die schon wiederholt besprochene Bitte des 
Skamandros an Apollon, den Troern zu helfen ® 229ff. Diese Stelle, 


424 statuiren will, so beruht das auf der von uns nicht getheilten Voraussetzung, dass 
die Rüstung des Achilleus im Zelte spiele (5. 245 A. 1). Dass auch die übrigen Haupt- 
helden, von denen übrigens keiner etwas thut, zu Wagen gedacht sind, geht 
zwar meines Erachtens aus 7 424 7 da καὶ ἐν πρώτοις ldyav ἔχε κὠνυχας Inmovs 
nicht unmittelbar hervor, versteht sich aber von selbst. Gesagt braucht es vor- 
her um so weniger zu werden, als sich der Dichter nur mit Wappnung des Achil- 
leus beschäftigt und es dem Leser überlässt, sich die der übrigen Achäer hin- 
zuzudenken. 


u Min an τ 


Hektor und Achilleus. 247 


in der Apollon, wie auch sonst in den früheren Partien der Ἕχτορος 
ἀναίρεσις, auf dem Schlachtfeld persönlich anwesend gedacht wird, steht 
überdiess im Widerspruch mit ® 538, wo Apollon erst aus Ilion heraus- 
kommt, als Priamos die Thore öffnen lässt, Der Gott muss sich also 
mittlerweile vom Schlachtfeld in die Stadt begeben haben. Alles, was 
wir hier vermissen, finden wir in"den dem Auftreten des Priamos vor- 
ausgehenden Versen 515ft. 

αὐτὰρ ᾿Ἵπόλλων Φοῖβος ἐδύσετο Ἴλιον ἱρήν" 

μέμβλετο γάρ οἱ τεῖχος ἐυδμήτοιο πόληος, 

μὴ Javaoi πτέρσειαν ὑπτὲρ μόρον. 
Damit gehorcht der Gott der Mahnung des Flusses. Und von 520 an 
wird dann das Wüthen des Achilleus auf dem Schlachtfeld geschildert. 
Dazwischen stehen allerdings ein paar Verse 518ff, die auf die vorher- 
gehende Götterschlacht Bezug nehmen, aber sie lassen sich leicht aus- 
schalten, wenn wir den Schluss von 520 mit dem ersten Theil von 517 
verbinden: 

μὴ Aavaoı ττέρσειαν ὑττὲρ μόρον" αὐτὰρ ᾿Αχιλλεὺς 
Τρῶας ὁμῶς αὐτούς τ᾽ ὄλεχεν χαὶ μώνυχας ἵππους url. 

Die Ἕχτορος ἀναίρεσις setzt also bereits 515 gleich nach der Theomachie 
wieder ein; 515 aber kann sehr passend an 304 angeschlossen werden. 
Als Apollon den Achilleus durch die Ebene hinstürmen sieht, fürchtet 
er für die Stadt und begiebt sich hinein, um sie zu schützen. 


Im zweiten Theil der "Exrogog ἀναίρεσις findet sich noch einmal eine X 167—207. 


grössere Interpolation 1), das Göttergespräch 167—187 und die sich daran 
schliessende nochmalige Schilderung des Laufes um die Stadtmauer 188 
—207, eine offenbare, wenn auch nicht ungeschickte Wiederholung von 
145—166, die eben durch die Einschiebung des Göttergesprächs noth- 
wendig wurde. Dies mit der Kerostasie in krassem Widerspruch stehende 
Göttergespräch, für das eine späte Einlage im II 431—457 als Muster 
gedient hat, rührt von einem Interpolator her, der das Eingreifen der 
Athene motiviren zu müssen glaubte. Das war erst nöthig, nachdem die 
Theomachie eingefügt war, und mit ihr die Verse ® 517’—520°, die die 
Rückkehr der Götter auf den Olymp erzählen. In der alten Ἕχτορος 


1) Siehe namentlich Naber quaestiones Homericae 208 ff., Niese Entwicklung 
der homerischen Poesie 3, 103, und vor allem E. Bernhardt Beitrag zur Homer- 
kritik Gymn.-Progr. v. Verden 1873 S. 23ff. 


248 Analyse der Ilias. 


ἀναίρεσις ist Athene so gut wie Apollon auf dem Schlachtfeld gegen- 
wärtig. Schon 284—304 haben wir sie in Gemeinschaft mit Poseidon 
eingreifen sehen. Möglich, dass diese Anwesenheit in der oben supponirten 
Götterversammlung noch ausführlich motivirt war. Ursprünglich muss 
sich also X 208 unmittelbar an 165. 166 angeschlossen haben 

ὡς τὼ τρὶς Πριάμοιο πόλιν περιδινηϑήτην 

χαρπαλίμοισι πόδεσσι" ϑεοὶ δέ TE πάντες Öo@vro' 

ἀλλ᾽ ὅτε δὴ τὸ τέταρτον Ei χρουνοὺς ἀφίκοντο, 

χαὶ τότε δὴ χρύσεια πατὴρ ἐτίταινε τάλαντα χτλ. 

Bestandtheile Ich vindieire also der Exrogog ἀναίρεσις, deren Text ich im vierten 

der Ewrog0s τς 9] vorlegen werde, folgende Stücke: Σ 239-335. 338—355, ΤΊ. 2. 
40. 41. 357—364. 369—382. 3834—410. 415—424, Y 1—3. 353—503, 
Φ 1—16. 34—138. 228—304. 515—517°. 520°—594. 696—611, X 1 
—166. 208—314. 317—322. 324—394. 

X 395—515. Ob die Schleifung von Hektors Leiche und die dreifache Todten- 
klage auch schon der ältesten Fassung angehören oder später hinzugesetzt 
sind, wird sich mit Sicherheit kaum entscheiden lassen. Persönlich halte 
ich mit den meisten Kritikern einen späteren Ursprung für wahrschein- 
lich, da sich für das Gedicht kein besserer Abschluss denken lässt als 
Υ. 393. 394 

ἠράμεϑα μέγα κῦδος" ἐπέφνομεν Ἕχτορα δῖον, 

ᾧ Τρῶες χατὰ ἄστυ ϑεῷ ὡς εὐχετόωντο, 
und da die Klage des Priamos 416—428 offenbar dessen früherer Rede 
38ff. nachgeahmt und neben dieser kaum zu ertragen ist. 


dvaloeoıs. 


Die Bücher Wie Jahresringe an einem Baum haben sich dann an die “Exrogog 
τὰ 9. ἀναίρεσις die späteren Förtsetzungen angesetzt, zuerst die Schleifung 
Hektors und die Klagereden seiner Eltern und seiner Gattin X 395— 
515, dann das Todtenopfer für Patroklos und die Verbrennung seiner 
Leiche X 1—256, darauf die ἄϑλα ἐπὶ Ilarodxlo P 257—797, end- 
lich die Ἕχτορος λύτρα, die nichts sind als die Ausführung einer Stelle 
in der Klage des Priamos X 416—422 
σχέσϑε, φίλοι, χαί u’ οἷον ἐάσατε, κηδόμενοί reg, 
ἐξελϑόντα πόληος ἱκέσϑ᾽ ἐπὶ νῆας ᾿“΄χαιῶν, 
λίσσωμ᾽ ἀνέρα τοῦτον ἀτάσϑαλον ὀβριμοεργόν, 
ἤν πως ἡλικίην αἰδέσσεται ἠδ᾽ ἐλεήσῃ 
γῆρας. καὶ δέ νυ τῷ γε πατὴρ τοιόσδε τέτυχται 


Hektor und Achilleus. 249 


Πηλεύς, ὅς μιν ἔτιχτε χαὶ ἔτρεφε πῆμα γενέσϑαι 
Τρωσί" μάλιστα δ᾽ ἐμοὶ περὶ πάντων ἄλγε᾽ ἔϑηκχεν. 
Das ist in nuce das ganze , 

Im Uebrigen trägt man natürlich in den beiden letzten Büchern so Bewaffnung. 
gut wie ausschliesslich ionische Bronzewaffen # 26f. οἱ δ᾽ ἔντε᾽ ἀφω- 
πλίζοντο ἕχαστος χάλχεα μαρμαίροντα, 272 ἐυχνήμιδες ᾿άχαιοί (aller- 
dings mit der Variante ἀριστῆες Παναχαιῶν), 560f. ϑώρηχα . .. χάλ- 
χεον, ᾧ πέρι χεῦμα φαεινοῦ κασσιτέροιο ἀμφιδεδίνηται, 575 χαλχο- 
χιτώνων, 658 und 721 ἐυχνήμιδες Ayarol (an der ersten Stelle wieder 
mit. der Variante ἀρεστῆες Παναχαιῶν), 813 ϑωρήχϑησαν, 818 ἀσπίδα 
πάντοσ᾽ ἐίσην, 819 ϑώρηξ, 2 225 χαλκοχιτώνων, 800 ἐυχγήμιδες. 
Wenn von der Rüstung des Sarpedon X 798—800 nur Speer, Schild 
und Helm aufgezählt werden, und der Panzer nicht genannt wird, so erklärt 
sich das daraus, dass Achill nur einen Theil der Panoplie aussetzt, ebenso 


x 
12 


wie er von der Rüstung des Asteropaios das Schwert als Siegespreis für 
das eine ἄϑλον und für das andere den Panzer bestimmt (560. 807). 
Dagegen scheint allerdings in # 129—133 eine mykenische Reminiscenz 
vorzuliegen 

αὐτίχα Πυρμιδόνεσσι φιλοπτολέμοισι χέλευσεν 

χαλχὸν ζώγνυσθϑαι, ζεῦξαι δ᾽ ὑπ ὄχεσφι ἕχαστον 
| innovg' ol δ᾽ ὥρνυντο Aal ἐν τεύχεσσιν ἔδυνον, 
| ἀν δ᾽ ἔβαν Ev δίφῤοισι πιαραιβάται ἡνίοχοί τε. 
Das singuläre χαλκὸν ζώνγυσθϑαι wird man doch natürlicher auf das Um- 
gürten mit der uiron als auf das Anlegen des Panzers beziehen; denn 
dass die Myrmidonen zur Leichenfeier den Panzer anlegen sollten, würde 
doch gar zu sehr an die Märchenkönige erinnern, die mit der Krone zu 


et A u 7 ihn cd A  -: 


Bette gehen. Nun ist es aber auch schon auffallend, dass auch ein 
Theil der myrmidonischen Mannen mit Wagen ausgerückt ist, während 
in der Ilias sonst nur Achilleus einen solchen besitzt, aber selbst Pa- 
troklos nicht. Der Dichter gefällt sich überhaupt stark in Uebertreibungen, 
_ wie wenn er gleich darauf von den uvoloı spricht, die das Leichengefolge 
bilden. Ob er nun hier absichtlich archaisirt oder die eitirten Verse 
einem alten Epos entnommen hat, etwa einem verlorenen Theile der Urilias 
- selbst, wird sich unmöglich sagen lassen. In letzterm Falle mögen sie 
_ aus der Schilderung eines Auszugs zum Kampfe stammen, wobei als 
Subject der Feldherr, also wenn der Schauplatz Troja war, Agamemnon 
- zu denken ist, und die, denen der Befehl gilt, nicht die Mannen, sondern 


Die Rüstung 
des Achilleus. 


250 Analyse der Ilias. 


die Führer vom Schlage des Achilleus, Menelaos Idomeneus waren; vgl. 
den ähnlichen Befehl im B 382. 

Die Ionismen in diesen beiden Büchern aufzuzählen kann ich mir 
sparen, da der späte Ursprung allgemein anerkannt ist. Ebenso sehe ich 
von einer eingehenden Analyse ab, da sich daraus für die früheren Ent- 
wieklungsphasen der Ilias doch nichts gewinnen lässt. Wohl aber müssen 
wir noch einmal zu der ionischen "Exrogog ἀναίρεσις zurückkehren, mit 
der wir noch nicht ganz fertig sind. Wir haben bisher stillschweigend 
angenommen, dass dies Gedicht die ‘OrrAosroıt« noch nicht kannte, und 
die Stellen, an denen auf sie angespielt wird, haben wir ohne Weiteres 
als redactionelle Zusätze ausgeschieden. Den Beweis bin ich noch schuldig 
geblieben. Er ist nicht schwer zu führen. Zunächst constatiren wir, dass 
die Rüstung, die Hektor trägt, nach der Anschaunng des Dichters der 
Ἕχτορος ἀναίρεσις nicht die alte Rüstung des Achilleus ist, die Hektor 
nach dem überarbeiteten P dem Patroklos abgenommen hat, sondern 
Hektors eigene Rüstung Denn wäre es die des Achilleus, so müsste 
dieser, als er den Hektor spolürt, dem Triumphgefühl, dass er nun seine 
alten Waffen wiedergewonnen hat, Ausdruck geben; statt dessen heisst 
es X 368f. ganz trocken ὃ δ᾽ ἀπ᾽ ὥμων τεύχε᾽ ἐσύλα αἱματόεντα. 
Ebenso sagt Athene in der Gestalt des Deiphobos X 244 ff. εἴ χεν Ayıl- 
λεὺς νῶι nararrelvag ἔναρα βροτόεντα φέρηται νῆας ἐπὶ γλαφυράς. 
Kein Wort davon, dass das seine eigenen Waffen sein würden. Auch in 
dem Zwiegespräch der beiden Kämpfer X 248—272 würde man eine Er- 
wähnung des Waffenraubes, wenigstens von Seiten des Achilleus erwarten, 
und vollends X 111ff,, wo Hektor ans Parlamentiren denkt, müsste er vor 
allem den Gedanken in Erwägung ziehen, dem Achill seine Waffen wieder- 
zugeben. Ganz entscheidend ist aber X 334 ff, der Racheschwur des Achil- 
leus an der Leiche seines Freundes: 

οὔ σε πρὶν χτεριῶ, πρίν γ᾽ Ἕχτορος ἐνθάδ᾽ ἐνεῖχαι 

τεύχεα χαὶ χεφαλήν, μεγαϑύμου σοῖο φογῆος. 
Ἕχτορος τεύχεα! So kann Achilleus unmöglich sprechen, wenn es sich 
um seine eigenen dem Patroklos geliehenen und von Hektor erbeuteten. 
Waffen handelt. Es sind also drei Möglichkeiten. Entweder die Ἕχτορος 
ἀναίρεσις kannte die Spolürung der Leiche des Patroklos wie das über- 
arbeitete P. Dann müssen es aber des Patroklos eigene Waffen gewesen 
sein, die Hektor erbeutet hat, und diese waren schwerlich so kostbar, dass 
er sie statt seiner eigenen angelegt hätte. Oder die Ἕχτορος ἀναίρεσις 


Hektor und Achilleus. 251 


wusste von einer Spoliirung der Leiche des Patroklos so wenig wie die Ur- 
ilias, kannte aber wie diese den Waffentausch. Dann müssen wir an- 
_ mehmen, dass die Leiche des Patroklos mitsammt der Rüstung gerettet 
| wurde. Oder endlich die”Exrogog ἀναίρεσις kannte weder die Spolirung 
| noch den Waffentausch. Ich halte das letztere für das Wahrscheinlichere, 
namentlich wegen der Rüstungsscene 7 369ff, wo sich Achilleus zwar 
beim Anblick des Wagens des Schicksals seines Freundes erinnert, nicht 
aber beim Anlegen der Waffen, die auch nicht mit dem Blut des Freun- 
des besudelt erscheinen, sondern blitzeblank aus dem Zelt herbeigetragen 
werden. Der Dichter stellte sich also meiner Ansicht nach vor, dass 
Patroklos zwar auf dem Wagen seines Freundes in den Kampf gezogen 
sei, aber angethan mit seiner eigenen Rüstung. Aber auch, wenn man 
sich für eine der beiden anderen Möglichkeiten entscheidet, bleibt es dabei, 
dass Achilleus noch im Besitz seiner alten Waffen ist, also nicht nöthig 
- hat, sich von Hephaistos neue anfertigen zu lassen. Somit müssen, wie 
- oben geschehen, alle Stellen, an denen auf die OrrAoscoul« angespielt 
wird, als spätere Zusätze ausgeschieden werden !), nämlich T 365—368. 
383, ® 594, X 316 und ebenso die beiden Stellen, wo auf die Spolürung 
des Patroklos Bezug genommen wird, T'411—414 und X 323. 

Wir constatiren also, dass in unserer Ilias hinsichtlich der Rüstung, Die Rüstung 
die Patroklos beim Kampf mit Hektor trägt, drei verschiedene Stadien Be aa 
zu unterscheiden sind. In der Urilias trägt er die mykenische Rüstung 
seines Freundes, also Schild und Helm, und büsst diese durch den Schlag 
des Apollon ein, ohne dass sich jedoch Hektor ihrer bemächtigt.?) In 
der Ἕχτορος ἀναίρεσις trägt er seine eigene Bronzerüstung. Ein Be- 
arbeiter der Urilias hat dann die Spoliirung des Patroklos durch Hektor 
- eingeführt, die gleichfalls die Bronzerüstung voraussetzt; ob er dies in 
- Anlehnung an die Ἕχτορος ἀναίρεσις oder unabhängig von ihr gethan 
- Βιαΐ, wird später zu untersuchen sein, jedesfalls aber hat er den Waffen- 
tausch der Urilias stehen lassen und überall die ionischen Rüstungsstücke 


a nn a en 


1) Man könnte versucht sein, diese Verse unter der Voraussetzung zu hal- 
ten, dass Achilleus die Rüstung trüge, die Hephaistos seinem Vater Peleus bei 
dessen Hochzeit mit Thetis geschenkt hat. Aber die einzige Stelle der Ilias, in 
der dies Motiv vorkommt P 195, gehört zu einer relativ jungen Schicht. Wenn 
die Ἕκτορος ἀναέρεσις diese Version gekannt hätte, dürfte 7’ 390 nicht bloss die 
Lanze als Eigenthum des Peleus bezeichnet werden. 

2) S. oben 8. τῇ ἢ, 


nt ΨΩ 


n\ 


252 Analyse der Ilias. 


substituirt. Ob die dadurch bedingten Interpolationen in den späteren 
Büchern T, ὦ, X und die Dichtung der ‘Orrkorrorie, natürlich zunächst 
ohne die Schildbeschreibung, demselben Verfasser gehören, hängt zum 
Theil von der Frage ab, wann die Ἕχτορος ἀναίρεσις mit der Urilias, 
sei es der intacten oder der umgearbeiteten, verbunden worden ist, und 
lässt sich gleichfalls erst später entscheiden. 


Ἕκτορος Denn diese "Exrogog ἀναίρεσις, übrigens ein wundervolles Gedicht, ist 
ἀναέρεσις 


u schwerlich von Anfang an bestimmt gewesen an Stelle des ursprünglichen 


Schlusses der Urilias zu treten. Sie ist als Einzellied, allerdings von be- 
deutendem Umfang etwa 1000 Versen, gedichtet, das an eine bestimmte 
Situation der Urilias anknüpfend die Handlung in anderer Weise weiter- 
führt. Ob die Einlagen und Fortsetzungen (Aivslov ἀριστεία, Θεο- 
ucyie, Asteropaiosepisode, Klage um Hektor, Bestattung des Patroklos 
u. 5. w.) schon hinzugetreten sind, als es noch selbständig oder erst, als es 
bereits in die Ilias eingegliedert war, muss ebenfalls noch unentschieden 
bleiben. Nur die Mrivıdog ἀπόρρησις hat die feste Verbindung mit dieser 
zur Voraussetzung. Jedesfalls aber muss die Urilias mit dem alten Schluss 
noch lange daneben fortbestanden haben, da dieser, wie sich gleich zeigen 
wird, noch in der Κόλος μάχη benutzt ist. 


Der ursprüng- Zweifellos ist also in unserer heutigen Ilias der alte Schluss durch 
ag ag die Ἕχτορος ἀναίρεσις vollständig verdrängt. Was uns erhalten ist, 


sind die wenigen in diese selbst eingewobenen Reste, die für den Fortgang 
der Handlung wenig ergeben. Am wichtigsten ist, dass nach Y 407 ff. 
der Tod des Hektor mitten in der Feldschlacht zu erfolgen scheint, also 
die Verfolgung um die Stadtmauer der Urilias fremd war. Aber auch 
bei den vorhergehenden Ereignissen ist ein wichtiger Punkt noch ganz 
unklar, nämlich auf welche Weise in der Urilias die Leiche des Patroklos 
gerettet wurde, ein Vorgang, der in unserer Ilias mit Y 196—238 ganz 
summarisch abgethan wird. \ 

Achill mit den Wir kehren mit dieser Frage an den Punkt zurück, den wir $. 223 

Sehild des Alas. 7, den bezeichnet haben, wo die weitere Reconstruction der Urilias anzu- 
setzen habe. Nachdem die Durchmusterung der letzten Bücher unsrer 
Dias für dies alte Gedicht so gut wie nichts ergeben hat, sehen wir uns 
jetzt genöthigt, den schlüpfrigen Pfad der Hypothese zu betreten. Wir 
gehen dabei von den schon so oft von uns citirten 1) Worten des Achil- 
leus aus Σ 192. 


1) Vgl. oben 8. 77£. 


ΓΜ Aue 1a vn 0 u 


Hektor und Achilleus. 253 


ἄλλου δ᾽ οὔ ϑὴν οἶδα τέο χλυτὰ τεύχεα δύω, 
ei μὴ Αἴαντός γε σάχος Τελαμωνιάδαο." 
Der Redactor hat hier den Zusatz gemacht: 

ἀλλὰ χαὶ αὐτὸς ὅ γ᾽, ἔλπομ᾽, Evi πρώτοισιν ὁμιλεῖ, 

ἔγχεξ δηιόων περὶ Πατρόχλοιο ϑανόντος. 
Dass diese beiden Verse nicht zur Urilias gehören können, ist S. 92 ge- 
zeigt. Nun meine ich, wenn der Dichter den Achilleus sich den Schild 
des Aias wünschen lässt, so ist das keine blosse Phrase, sondern es wird 
damit etwas bestimmtes bezweckt, ein Motiv eingeleitet, das später fortge- 
führt werden soll. Um es kurz zu sagen, ich vermuthe, dass in der Ur- 
ilias wirklich Achilleus mit dem Schild des Aias in den Kampf stürmte. 
Dann musste Aias, während er den gefallenen Patroklos vertheidigt, ver- 
wundet werden und kampfunfähig ins Lager zurückkehren, wo er dem 
Achilleus seinen Schild abtreten konnte. Die viermalige Begegnung des 
Aias mit Hektor 1) verlangt eigentlich als poetische Nothwendigkeit eine 
fünfte und letzte, bei der Aias definitiv unterliegt. Alle starken Helden 
der Achäer müssen erst kampfunfähig gemacht werden, ehe Achilleus selbst 
wieder auf dem Schlachtfeld erscheint; auch das scheint mir eine poetische 
Nothwendigkeit. Ein solcher letzter Zweikampf scheint durch P 182 Β΄, 
262ff., wo sich Aias und Hektor an der Leiche des Patroklos gegenüber- 
traten, direct vorbereitet, aber in unserer Ilias wird der Faden wieder fallen 
gelassen. Auch nimmt Aias später so wenig mehr am Kampfe theil, wie 
die verwundeten Könige Agamemnon und Odysseus. Der Verfasser der 
Ἕχτορος ἀναίρεσις und die übrigen ionischen Nachdichter mögen dabei 
im Bann der Tradition die älteste Version beibehalten haben. 

Hier greift nun die Stelle eines späten ionischen Einzelliedes ein, 
deren eminente Bedeutung bereits Lachmann erkannt und gebührend ge- 
würdigt hat und auf die ich bereits wiederholt vorbereitend hingewiesen 
habe, die Prophezeiung, in der Zeus am Schlusse der Κόλος μάχη den 
weiteren Verlauf der Ereignisse verkündet © 473ff. 
οὐ γὰρ πρὶν πολέμου ἀποπαύσεται ὄβριμος Ἕχτωρ 
regiv ὄρϑαι παρὰ ναῦφι ποδώχεα Πηλείωνα 
ἤματι τῷ ὅτ᾽ ἂν ol μὲν ἐττὶ πρύμνῃσι μάχωνται, 
στείνει ἐν αἰνοτάτῳ, περὶ Πατρόχλοιο ϑανόντος. 
ὡς γὰρ ϑέσφατόν ἐστι. 


1) S. oben $. 173. 


Θ 418---41|. 


254 Analyse der Ilias. 


Woher hat der Ionier diese Version? Mit Σ᾽ 203—232 stimmt sie schlech- 
terdings nicht überein. Denn da dort Achilleus die Troer am Graben 
stehend zurückschreckt, findet der Kampf um Patroklos ausserhalb des 
Lagers und nicht &rrl srovurnoı und oreiveı ἐν αἰνοτάτῳ ὃ) statt. An 
ein Autoschediasma des Ioniers wird niemand denken; also haben wir hier 
eine andere, zweifellos ältere Version, und zwar gewiss die der Urilias, vor 
uns. Bei der Vertheidigung des todten Patroklos müssen die Achäer von 
den Troern bis in die unmittelbare Nähe der Schiffe zurückgedrängt worden 
sein. Dabei wird Aias, der, wie 5. 86 gezeigt ist, den Rückzug deckte, 
während Menelaos die Leiche trug, von Hektor verwundet worden sein. 
Menelaos und der verwundete Aias bringen die Leiche des Patroklos in 
das Zelt des Achilleus, Aber in unmittelbarer Nähe der Zelte und der 
Schiffe tobt der Kampf weiter. Nun erhebt sich Achilleus — zoiv ὄρϑαιν 
παρὰ ναῦφι ποδώχξα Πηλεΐωνα —. Mit dem jetzt disponibel gewor- 
denen Schild des Aias gerüstet stürzt er unter die Troer, um den Tod 
des Freundes an Hektor zu rächen. 

Und nun beachte man, wie gut sich das alles zwischen die Stücke 
des Y einschiebt, die wir oben als Reste der Urilias erkannt haben, die 
Scene mit Automedon und die mit Thetis (S. 92), und wie sich da- 
durch die Schwierigkeiten, die der Verbindung der beiden Stücke ent- 
gegenstanden, alle von selbst lösen. Beim Gespräch mit Automedon ist 
Achill ohne Waffen, bei dem mit Thetis steht er zum Aufbruch in die 
Schlacht gerüstet da, er hat inzwischen den Schild des Aias angelegt. 
Als Thetis zu ihm tritt, finden wir Achill abermals in Thränen. Der 
Anblick des todten Freundes hat diesen zweiten Schmerzensausbruch be- 
wirkt. Und wie sagt Thetis? 73 ff. va μὲν δή τοι τετέλεσται... ττάν- 
τας ἐπὶ πρύμνῃσι ἀλήμεναι υἷας ᾿Αχαιῶν und wiederum 128f. οὐ χαχόν 
ἐστιν τειρομένοισ᾽ ἑτάροισιν ἀμυνέμεν αἰττὺν ὄλεϑρον. Aber in un- 
serer Ilias kämpfen ja die Achäer in diesem Augenblick noch ausserhalb 
des Grabens und sind keineswegs bis zu den Schiffen zurückgedrängt, 
und wie kann Thetis vergessen, dass es für Achill doch noch wichtiger 
sein muss die Leiche des Patroklos zu retten, als den bedrängten Ge- 
fährten beizustehen? Und auch Achill selbst spricht nur davon, seinen 
Freund zu rächen, nicht die Leiche zu retten. Dagegen zu der suppo- 
nirten Situation der Urilias stimmt alles vortrefflich. Da liegt die Leiche 


1) Vgl. Ο 426 ἐν orelvei τῷδε beim Kampf um die Schiffe. Die Stelle 
gehört in die Urilias 5. 5. 140. 


Hektor und Achilleus. 255 


des Patroklos bereits gerettet zu Thetis und Achilleus Füssen, aber die 
Achäer werden bei den Schiffen schwer bedrängt. 

Weiter prophezeit Zeus: στολέμου ἀποπαύσεται ὄβριμος Ἕχτωρ. 
Das stimmt nun auch wieder nicht zu unserer Ilias, wo er noch am fol- 
genden Tage weiterkämpft. Sehr richtig hat Lachmann erkannt, dass 
hier nur gemeint sein könne, noch an demselben Tage im unmittelbaren 
Anschluss an den Kampf um Patroklos Leiche wird Hektor getödtet wer- 
den, wenn nicht auch oreiveı ἐν αἰνοτάτῳ, so doch in der Nähe des 
Griechenlagers, keinesfalls bei der Stadtmauer, wie in der"Exrogog dval- 
oeoıg. Auch dies passt nun zu dem oben für die Urilias Ermittelten. 
Wenn Achilleus sich mit Aias’ Schild gerüstet in den Kampf begiebt, 
wenn ihn uns der Dichter überhaupt zum ersten Mal auf dem Schlacht- 
feld zeigt, ein Moment, auf den wir das ganze Gedicht hindurch gespannt 
sind, dann kann sich der Hauptheld nicht damit begnügen, das Lager 
von den Feinden zu säubern. Er muss eine grosse entscheidende That 
verrichten, und das ist Hektors Tod. Hierher würden also die Bruchstücke 
gehören, die wir oben aus der Ἕχτορος ἀναίρεσις herausgeschält haben 
der Kampf mit Mulios und Echeklos, der Vergleich Achills mit einem 
Waldbrand, die Tödtung des Polydoros, das Gespräch mit Hektor, die 
Seelenwägung. In der; Urilias sterben also, wenn wir richtig combinirt 
haben, Patroklos und Hektor an demselben Tag. 

Schloss die Urilias, wie die Ἕχτορος ἀναίρεσις, mit dem Tod des 
Hektor? Als Achilleus der Mutter seinen Entschluss mittheilt den Hektor 
zu tödten, erwidert diese, X 95f. 

ὠχύμορος δή μοι, τέκος, ἔσσεαι, ol ἀγορεύεις" 

αὐτίκα γάρ τοι ἔττειτα μετ᾽ Ἕχτορα πότμος ἑτοῖμος. 
Der Dichter der Urilias hatte also die Vorstellung, dass der Tod des 
Achilleus unmittelbar auf den des Hektor folgte. Etwas Aehnliches finden 
wir in derExrogog ἀναίρεσις, wo das sprechende Ross dem Achilleus sein 
nahes Ende verkündet 7 408. 

χαὶ λέην σ᾽ ἔτι νῦν γε σαώσεμεν, ὄβριμ᾽ Ayıhkeö' 

ἀλλά vor ἐγγύϑεν ἦμαρ ὀλέϑριον, 
nur dass hier sein Tod nicht als so unmittelbar bevorstehend gedacht zu 
werden scheint, wie in der Urilias. Wenn nun auch in der Ἕχτορος 
ἀναίρεσις das angeschlagene Motiv nicht weiter verfolgt zu werden braucht, 
so kann man das Gleiche für die Urilias schwerlich zugeben, da hier 
Achilleus direct vor das Dilemma gestellt wird, entweder auf die Tödtung 


Der Tod des 
Hektor. 


Der Tod des 
Achilleus. 


Apollon und 
Paris. 


256 Analyse der Ilias. 


des Hektor zu verzichten oder selbst zu sterben 1). In der Uebermittelung 
dieses Schicksalsspruchs an Achill liegt für die Urilias auch die einzige 
Berechtigung der Thetisscene, die ja dort nicht den Zweck haben konnte, 
den Achilleus mit Waffen zu versehen. Die letzten Worte der Thetis, 
die uns erhalten sind, lauten Y 128ff.: 
γαὶ δὴ ταῦτά γε, τέχνον, ἐτήτυμα᾽ οὐ χαχόν ἐστιν 
τειρομένοισ᾽ ἑτάροισιν ἀμυνέμεν αἰτοὺν ὄλεϑρον. 

Daran schliesst sich jetzt mit einem ziemlichen Gedankensprung recht un- 
vermittelt, beinahe trivial an: ἀλλά τοι ἔντξα χαλὰ μετὰ Τρώεσσιν ἔχον- 
ται (5. ὃ. 91). Was der Mutter die Hauptsache sein musste, den Sohn von 
der Tödtung des Hektor abzuhalten, ist vergessen. Ich meine, ursprüng- 
lich musste der Gedanke lauten: „Ja, hilf nur deinen bedrängten Ge- 
fährten, das ist recht und gut, aber schone des Hektor, damit du selbst 
mir erhalten bleibst“. Dass Achill trotzdem den Hektor erschlägt, dass 
er die Bitte seiner Mutter so wenig achtet, als das eigene Leben, darin 
liegt die Grösse seiner Handlungsweise und liegt zugleich die Berechtigung 
dieser zweiten Thetisscene.e Dann ist aber der Tod des Achilleus für die 
Urilias so sehr der nothwendige Schlussstein der Handlung, dass er in 
dem alten Gedicht kaum gefehlt haben kann. Und ich möchte hier die 
Vermuthung wagen, dass seiner schon in dem Gespräch zwischen Zeus 
und Thetis gedacht war, an jener Stelle, wo der Göttervater nur zögernd 
die Bitte der Nereide gewährt. In der ionischen Ueberarbeitung wird dies 
Zögern durch die Rücksicht auf Hera motivirt; ursprünglich mochte Zeus 
im Hinblick auf Achills Geschick die Thetis warnen, diese aber auf ihrer 
Bitte bestehen, indem sie ja immer hoffen konnte, ihren Sohn von der 
Tödtung des Hektor abzuhalten. 

Es kommt hinzu, dass die ionischen Dichter Ort und Weise von 
Achills Tod so genau bezeichnen, dass sie nothwendig eine poetische Be- 
arbeitung gekannt haben müssen. Der Verfasser der”Exrogog ἀναίρεσις. 
weiss, dass er Τρώων ὑπὸ τείχεϊ ϑωρηχτάων D 2772), bestimmter ἐγὲ 
Σχαιῇσι πύλῃσιν X 360 fallen wird, und tödten wird ihn Apollon ὦ 278 
oder genauer Apollon und Paris X 359. Und nun beachte man, wie 
vortrefflich sich das wieder in den Gang der Urilias einfügt. Der Kampf 
um Patroklos’ Leiche endet bei den Schiffen; .als Hektor fällt, sind die 
Troer bereits in die Ebene zurückgewichen; dann treibt sie Achilleus zur 


1) S. Bild und Lied 8. 106. 
2) Danach der Fortsetzer 7° 81 τεέχεε ὑπὸ Τρώων ἐυηφενέων. 


a 
Hektor und Achilleus. 257 


Stadt zurück, bis an die Stelle, wo ihn das Schicksal ereilt. Das sind 
drei Akte desselben Dramas. Es tödten ihn Apollon und Paris, wie Apollon 


und Hektor den Patroklos getödtet haben. Das ist ein beabsichtigter und 


‘sehr wirkungsvoller Parallelismus. Paris ist, wie wir bereits oben $. 205 


constatiren konnten, in der ionischen Ueberarbeitung der Urilias sehr zu- 
rückgedrängt worden. Gefühlt scheint das nach gelegentlichen Aeusse- 
rungen schon Usener zu haben !), aber er und Dümmler gehen entschieden 


zu weit, wenn sie Hektor aus der ältesten troischen Sagenschicht überhaupt 


< u ἃ. Ju ee ee 


eliminiren und Paris an seine Stelle setzen wollen. Das aber ist richtig, 
dass sich diese Heldengestalt in der Urilias nicht so verflüchtigen konnte, 
wie jetzt. Wenn er dort, als der Achill der Troer, sich grollend vom 
Schlachtfeld fernhält, wenn sein Beistand so hoch eingeschätzt wird, dass, 
um ihn herbeizuholen, Hektor das Schlachtfeld verlässt 2), so muss er ein 
Krieger ersten Ranges und für den Verlauf der Handlung von grosser 
Bedeutung gewesen sein. Gewiss ist er auch in der Schlacht bei den 
Schiffen, wie in den Kämpfen des ersten Schlachttages, mehr hervorgetreten, 
als jetzt. Alles das hat die Ueberarbeitung weggewischt. Aber das Wich- 
tigste, worauf der ganze Verlauf der Handlung mit Nothwendigkeit hin- 
weist, ist, dass Achilleus seinen Pfeilen erliegt. 

Und so darf ich denn zum Schlusse meine persönliche unmassgebliche 
Meinung dahin zusammenfassen, dass die Handlung der Urilias sich inner- 
halb von zwölf Tagen, von denen die beiden letzten Schlachttage sind, 
abgespielt hat und dass in ihr Patroklos, Hektor und Achilleus an ein 
und demselben Tage und unmittelbar hinter einander gefallen sind. 


1) S. Dümmler bei Studniezka Kyrene $. 204f. 
2) S. oben S. 197. 


Robert, Studien zur Ilias. 17 


III. 


Die praesumptive Urilias. 


Die Verse, die sich uns im vorigen Theile als wahrscheinliche Ueber- 
reste des ältesten Epos ergeben haben, stelle ich nun in der dort em- 
pfohlenen und begründeten Reihenfolge zusammen. Ich denke, trotz den 
beträchtlichen Lücken und dem fehlenden Schlusse machen diese Trümmer 
auch heute noch den Eindruck eines poetischen Ganzen. In äolisches 
Gewand hat sie Friedrich Bechtel gekleidet, der mir zugleich erlaubt 
hat, dieses Buch mit dem folgenden Excurs zu schmücken, in dem er 
mit eigenen Worten seine Ansicht über die Sprachform der Urilias be- 
gründet und über die bei der dialectischen recensio befolgten Prineipien 
Rechenschaft ablegt. 


Die Sprachform der Urilias. 
Von 


F. Bechtel. 


Dass der Homertext durch fortgesetzte Modernisirung die Gestalt er- 
langt hat, in der er heute vorliegt, bestreitet kein Einsichtiger. Nicht durch- 
gedrungen ist dagegen die von Fick aufgestellte Lehre, dass die früheste 
dieser Modernisirungen die Umgiessung aus einer reinen, und zwar äoli- 
schen, Sprachform in eine äolische und ionische Elemente mischende ge- 
wesen sei, die in der Weise zu Stande gekommen sei, dass die äolischen 
Wortformen durch ionische ersetzt wurden, so weit das Metrum die Ver- 
tauschung gestattete. Die Mischung also, die uns entgegentritt, sei nicht 
von Anfang an gewollt, sondern per accidens entstanden. Der Beweis 


ΨΥ ΜΠ rt a SE ΠΥ u 


Die Sprachform. : 209 


für die Richtigkeit dieser Anschauung liege darin, dass sich die Mischung 
wieder aufheben lasse. 

An den ältesten Bestandtheilen der Ilias, zu deren Herausschälung 
zunächst ganz andere als sprachliche Momente die Anregung gegeben 
haben, scheint sich die Ficksche Hypothese zu bewähren. Es gelingt 
einen Text zu constituiren, in dem zwar alle Erscheinungen fehlen können, 
die der ionische Dialect im Gegensatze zum äolischen besitzt, nicht aber 
die, durch die sich die 4lolic von der ’Idc abhebt. Dabei muss es 
freilich erlaubt sein, Formen, die bei der Lückenhaftigkeit der äolischen 
Sprachquellen als äolisch bisher nicht zu belegen sind, gleichwohl als den 


' Aeolern geläufig zu betrachten, da ebenso wenig ersichtlich ist, warum sie 


ihnen abgesprochen werden sollten. Diese Thatsache ist nicht zu erklären, 
wenn die herrschende Ansicht Recht hat, dass die Mischung äolischer und 
ionischer Formen ein mit dem epischen Stile von Anfang an unlösbar 
verbundenes Kunstmittel sei; sie wird aber verständlich, wenn man an- 
nimmt, dass die Ionismen erst während der Pflege des Heldengesangs 
durch die Ionier Eingang in den Text gefunden haben. 

Es ist wohl angebracht, diese Behauptung an einem Beispiele durch 
Probe und Gegenprobe zu illustriren. Von den beiden Gestalten der dem 
grössten Theile der Hellenen geläufigen Präposition &vg verwenden die 
Aeoler, so viel wir wissen, nur Eine: eig; die Ionier zur Zeit der Lyriker 
zwei: εἰς und ἐς. Untersuchen wir Buch _4 auf sein Verhältniss zu 
diesen beiden Gestalten, so ergiebt sich, dass festes ἐς nur zweimal in ihm 
aufzutreiben ist: V. 423 Ζεὺς γὰρ ἐς ᾿Ωχεανὸν μετ᾽ ἀμύμονας AlYıo- 
πῆας, und 601 ὥς τότε μὲν πρόπαν ἦμαρ ἐς ἠέλιον καταδύντα. An 
allen anderen Stellen ist εἰς entweder direct überliefert, oder es kann ohne 
weiteres für ἐς geschrieben werden, da ein Consonant folgt, oder es ist 
durch minimale Aenderung zu gewinnen, so V. 222, wo δώματ᾽ ἐς 
αἰγιόχοιο sich durch δῶμ᾽ εἰς αἰγιόχοιο ersetzen lässt. Von den beiden 
Versen, die festes ἐς enthalten, steht und fällt der erste, der zugleich durch 
die Form ““θιοττῆας hervorleuchtet, mit der zwölftägigen Frist; der 
zweite mit der Scene von den streitenden und schmausenden Göttern, die 


- wegen der Verknüpfung des Hephaistos mit den Σέντιες ἄνδρες 594 
- einer späteren Zeit angehören muss, als die Lykaon-Episode des ® (Exro- 
f τορος ἀναίρεσις 5. 8. 230 u. 8. 237), die griechische Colonisten auf Lem- 
- nos voraussetzt (vgl. von Wilamowitz Nachr. der Gött. Ges. der Wis- 
 sensch. 1895. 231), gleichwohl aber schon die Wortform γῇ 63 enthält. Ein 


17* 


260 Die Unrilias. 


ganz anderes Bild gewährt ὦ, Dem Dichter, der in den ersten 24 Versen 
siebenmal von der ionischen Iterativbildung Gebrauch macht, als Ionier 
sich auch durch Anwendung des Verbs ἀγενέω verräth (784), das von 
Herondas übernommen ward, ist ἐς ganz geläufig: in zehn Versen con- 
statiren wir festes ἐς: 97 ἐξαναβᾶσαι ἐς οὐρανόν, 204—=520 ἀνδρὸς ἐς 
ὀφθαλμούς, 206 ἀϑρήσει καὶ ἐσόψεται ὀφθαλμοῖσιν, 828 ἄχουσα 
ϑεοῦ χαὶ ἐσέδραχον ἄντην, 809 δός u’ ἐς ᾿Αἰχιλλῆος φίλον ἐλϑεῖν, 
882 ἄνδρας ἐς ἀλλοδάπους, 482 ἀνδρὸς ἐς ἀφγνειοῦ, 484 ϑάμβησαν 
δὲ χαὶ ἄλλοι, ἐς ἀλλήλους δὲ Ldovro, 633 τάρττησαν ἐς ἀλλήλους 
ὁρόωντες, 713 πρότταν ἦμαρ ἐς ἠέλιον χαταδύντα; und zweimal festes 
ἔσω: 155 (ΞΞ184) ἐπτὴν ἀγάγησιν ἔσω κλισίην Ayıljog, 199 ἐπὶ νῆας 
ἔσω στρατὸν εὐρὺν ᾿Δ'Ιχαιῶν. 

. Der Versuch, den durch Rhapsoden und Grammatiker umgestalteten 
Text zu reconstruiren kann bei der Dürftigkeit der Mittel, die zur Er- 
schliessung der als ursprünglich vermutheten Sprachform zu Gebote stehn, 
nur unvollkommen gelingen. Er wird immer mehr nach der negativen 
Seite hin Erfolg haben, auf Ionismen und Entstellungen hinzuweisen, als 
nach der positiven, die alte Vorlage wieder herzustellen. In einer Reihe 
Einzelheiten sind wir gar nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen. 
Wen die Beobachtung, dass im Epos auf lange Strecken hin das Demon- 
strativum als Relativum dient, dass die Infinitivausgänge -uevaı und -uev 
metrisch fest sind, dass χε und xev nicht entbehrt werden können, andrer- 
seits aber weder die Infinitive auf -va:, noch die Partikel ἄν, noch die 
Präposition ἐς im Metrum eine Stütze finden, zu der Ansicht führt, jene 
Strecken seien von Haus aus im äolischen Dialecte gedichtet, den muss 
befremden, dass ihm nirgends ved« statt μετά begegnet, da Lesbier und 
Böoter sred« besitzen. Aber einführen wird er darum σπεδά in den 
Homertext nicht, da er nicht wissen kann, ob das alte Epos nicht μετά 
neben sred«, vermuthlich zum Ausdrucke verschiedener Functionen, ver- 
wendet habe. In allen derartigen Fällen muss man die Ueberlieferung 
nehmen wie sie ist. 

Wo sich die ältere Sprachform, die also hier als gleichbedeutend mit 
der äolischen genommen wird, der jüngeren ohne weiteres substituiren lässt, 
ist dies schweigend geschehen. Hierher gehören auch die Aenderungen, 
die durch Einführung des anlautenden Digamma nöthig werden. Nur 
einmal, bei der ersten Gelegenheit, die sich bot, ist der Name Bentleys 
genannt, um der Thatsache Ausdruck zu verleihen, dass er es war, der (Καὶ 


4 


Die Sprachform. 261 


als im Epos noch lebendigen Laut erkannt hat. Wo die Art und Weise 
der Substituirung nicht auf der Hand liegt, ist entweder unter dem Texte 
Rechenschaft abgelegt, oder die Begründung ist für diese Stelle vorbehalten, 
um Verweisungen zu ersparen oder weil sie sich in der für den Apparat 
angezeigten knappen Form nicht geben liess. 


Lautlehre. 


Die metrische Dehnung ist unbezeichnet gelassen, da alle Einsicht 
darein fehlt, wie die Quantitätsdefecte in der ältesten Dichterpraxis be- 
handelt worden sind (v. Wilamowitz Hom. Unters. 325). 
_ Für die Behandlung der Formen mit epischer Zerdehnung ist Wacker- 
nagels ausgezeichneter Aufsatz (Beitr. IV 259ff.) massgebend gewesen. 
αἰίσσω nach Wackernagel (ΚΖ XXVII 276) statt ἀΐσσω. 


Formenlehre. 


Ueber die Endung des Dat. Abl. Plur. der o- und &-Stämme urtheilt 
schon Buttmann (Ausf. Sprachl.2 I 146), ähnlich auch Lehrs (Seebodes 
Archiv II 228), dass bei Homer „die längere Form die gewöhnliche“ ist, 
„so dass die kürzere... . vor Vocalen als elidirt anzusehen ist.“ Den 
Inductionsbeweis für diese Beobachtung hat Nauck geliefert (M&l. III 244 ff, 
IV 407 6). 

Der Gen. Sg. der männlichen &-Stämme zeigt in unserer Ueberliefe- 
rung vor Consonanten und am Versende gewöhnlich die Gestalt -@o, vor 
Vocalen -&w. Die erste ist urgriechisches Erbe, das, wie thess. Ὀρέσταο 
auf der Bronze von Kovzgırli und die boiotischen Genetive auf -&0 
lehren, noch in das Sonderleben der äolischen Dialecte hineinragt, und 
kann auch im Epos so gut wie der Gen. Plur. auf -&w» nur als Aeolismus 
verstanden werden; die zweite ist ionisch. Die Dialectmischung, deren 
künstlerische Tiefe gerade hier niemand entgehn kann, verschwindet, wenn 
man mit Clarke und Payne Knight vor Vocalen das o apostrophirt. 

Die Auflösbarkeit der in der Flexion der o:-Stämme erscheinenden 
Contraction ist nach dem Vorgange von Gerhard und Ahrens von Nauck 
nachgewiesen (M&l. III 240 ff.). 

Pindar begegnet sich mit den Attikern des 6. Jahrh. (vgl. Meister- 
hans® 145) in der Bewahrung des alten Dat. Plur. φρασίν. Diese Form 
darf also unbedenklich auch dem Epos zugetraut werden. In den Aus- 


262 Die Urilias. 


gängen der o-Stämme ist die Contraction zu beseitigen, wie im Zusammen- 
hange Röhl gezeigt hat (Quaest. homer. spec. 20 ff.). Unter diesen Stämmen 
nehmen die Wörter κλέος und δέος eine besondere Stelle ein, die in den 
Arbeiten von Leo Meyer (ΚΖ. VII 205ff.) und Nauck (Mel. ΠῚ 2104) 
gewürdigt ist. Die Forderung dieser Gelehrten, Formen wie ἀχληξῖς, 
ἀχλειξῖς durch ἀχλεέες zu ersetzen, ist hinterher sogar durch zwei Pariser 
Handschriften unterstützt worden, die IM 318 ἀχλεέδς bieten (Leaf Journal 
of Philol. XX. 250) und so das Scholion des Didymos zu der Stelle ἀχλδές 
αἱ Agıoraoyov nal αἱ χαριέστεραι ins rechte Licht setzen (Leaf u. a. O.). 
Verbindungen wie ἢ Ferreı ἢ F£oywı beweisen nicht, dass die einst durch 
o getrennten Vocale e und ı Contraction erfahren haben. Man umgeht 
diese Annahme, wenn man mit Röhl (30. 34) und Menrad (De contrac- 
tionis et synizeseos usu hom. 74ff.) zu der Schreibung älterer Herausgeber 
Ferce’ ἢ zurückkehrt. Auch hier stehn für den, der darauf Gewicht legt, 
handschriftliche Zeugnisse zur Verfügung: 1 727 bietet statt Örreguevet 
D ὑπερμένε, L ὑπερμενέ᾽. 

Auf ähnliche Weise kann man die contrahirten Formen uev, oev u. S.f. 
‘vor Vocalen eliminiren. Wer dessen bedarf, dem giebt auch noch unsere 
schlechte Ueberlieferung die nöthigen Fingerzeige. Zu P173 γῦν δέ σευ 
ὠνοσάμην wird Schol. Ven. A berichtet: παρὰ Ζηνοδότωι νῦν δέ σε, 
ἔξω τοῦ v; und #789 οὐ γὰρ ἐμεῦ ὀλίγον bieten alle Handschriften 
Zusi’. Diese apostrophirten Formen, sammt den übrigen hier behandelten 
seit Hermann (Orphica 722) verfehmt, haben gleichzeitig van Leeuwen 
(Mnemos. 1885, 215 ff.) und Menrad (91ff.) wieder zur Geltung gebracht. 

Dass diese Entscheidung das richtige trifft, ergiebt sich auch aus der 
Behandlung der Verbalendung -&0. Nauck hat gezeigt (M&l. V 103.) 
— und van Leeuwen ist darin mit ihm zusammen getroffen (Mnemos. 
1886, 336ff.) —, dass in den Fällen, wo die Handschriften ev statt 
80 aufweisen, so oft ein elidirtes eo substituirt werden kann, dass jeder 
Zweifel an der Nothwendigkeit dieser Substitution ausgeschlossen wird. 
Die Elision bricht einige Male noch in der Ueberlieferung durch: so steht 
T 430 in © eöye’ ἀρηιφίλου. 

Die im Conjunctive des Wurzelaorists überlieferten Endungen -nıg, 
-nt, -woı hat Leo Meyer (Griech. Aor. 29 ff.) durch -eısg, -&ı, -ovoL er- 
setzt. Die Forderung desselben Gelehrten auch im Conjunctive des σ- 
Aoristes überall da, wo das Metrum es gestattet, den kurzen Vocal her- 
zustellen (S. 11), ist durch die Inschriften glänzend bestätigt worden: 


TEE WER 


WET 


be Dr νυ λδ 


re  ΨΎΨΎΥ ee 


Die Sprachform. ° 263 


Be auf ionischen Steinen hat die von Meyer erschlossene Conjunctivbildung 
ΟΥ̓, Schulze erkannt (Hermes XX 4911), für Kreta Baunack (Studien I 


1. 3), und für den lesbischen Dialeet ist sie durch einen Stein von Kyme 
(BCH XUH 360 no. 4) zu belegen, auf dem es heisst: örrı χέ τις πρία- 
ται. .. [ἢ] ἀττοπ[εἸράσσει. Die gleiche Ueberlegung, die dazu führt, 
δώεις, δώει zu schreiben, empfiehlt im Conj. Perf. βεβρύχει anzusetzen. 

Die Formen ἔπεσε, sreo&ouaı müssen aus einem Grunde, den Fick 
(Odyssee 92) und Wackernagel (KZ XXX 313f.) unabhängig von einander 
gefunden haben, ἔσπετε, τετέομαι Platz machen. So viel wir wissen, war 
&rcerov äolisch (Zrrerov Alk. 60), nicht ionisch (πεσόντων Archil. 59, 
Ovurceo®oy Semon. 14). 

Die Präsentia auf -«w, -&w, -6w weisen im Epos eine doppelte 
Flexionsweise auf, an die das Formenpaar φιλέει und φιλήμεναι erinnern 
möge. Die erste ist gemeingriechisch, die zweite gilt als eines der Haupt- 
kennzeichen des Aeolischen. Die Quellen des lesbischen Dialects zeigen 
sie ebenfalls neben einander: dem gıl&eı entspricht &ygeduevog zu Assos 
(Papers of the Amer. School I 8 no. 5, 4), dem φιλήμεναι die 3. Sg. Praes. 
ποίη auf dem Decrete für die erythräischen Richter. Für homerisches 
&rcercwkeito lassen sich also zwei äolische Aequivalente denken: Zrrerrw- 


Aero und ἐπιετεώλητο. Welches man wählen soll, ist, wenn das Metrum 


keinen Fingerzeig giebt, nicht auszumachen. 

In den alten Theilen des Epos ist ἦν so gestellt, dass es sich durch 
dev ersetzen lässt und um der Häufigkeit der Fälle willen ersetzt werden 
muss: Leo Meyer KZ IX 423f., Nauck M&l. III 250ff. Neben £ev ist nur 
noch ἦεν anzuerkennen. Dass diese Form, die des festen » wegen von 
Haus aus eine Pluralform sein muss, auch den Aeolern eigenthümlich 
gewesen ist, darf man daraus schliessen, dass sie zur Bezeichnung der 3. 
Plur. zwei andere Formen gebrauchen; ausser ἔσσαν bei Alkaios fr. 91 
auch ἔον: τὰ ἐγχλήματα ὄσ[σ]α ἔον “ἰγαέεσσι καὶ Ὀλυμπτήνοισίι), 
Hoffmann Griech. Dial. II S.X no. 155a, 11ft. 

Im Part. Perf. Act. erscheint dreifache Stammbildung: Feudac: Feudd- 
τος, χεχλήγων : χεχλήγοντος, μεμαώς : μεμαῶτος. Die Ansetzung des 
Nom, Sg. κεχλήγων beruht auf der Angabe des Didymos, dass die chiische 
Edition und Antimachos von Kolophon N 60 xsxorov statt χεχοττώς 
gelesen haben. Die erste Form der Stammbildung ist älter als die Sonder- 
existenz des Griechischen und in allen griechischen Landschaften lebendig, 
nur nicht bei den Aeolern Kleinasiens und ihren Verwandten in Thessa- 


264 Die Urilias. 


lien und Boiotien, bei denen sie durch die zweite verdrängt ist; die dritte 
hat sich bisher auf keinem Gebiete gezeigt, namentlich nicht auf einem 
der beiden, die für das Epos in Betracht kommen. So wird der Verdacht 
rege, dass μεμαῶτος und Genossen künstliche Gebilde seien, und die Be- 
rufung auf got. veitvöhs (μάρτυς) kann ihn nicht verscheuchen. Nun be- 
richtet Didymos zu II 430, statt xexAnyovreg sei ἐν τῆε ἑτέραι τῶν Agı- 
στάρχου geschrieben gewesen xexiny@reg. Und das Motiv der Meinungs- 
änderung verrathen die schol. Townl. zu der Stelle: οὐ γὰρ ἀναγχαῖον 
τὸ Alolıxdv, μέτρου μὴ ἐτιείγοντος. So gut Aristarch hier eine über- 
lieferte Form auf Grund einer theoretischen Erwägung geändert hat, kann 
er es auch sonst gethan haben; die dritte Weise der Stammbildung wird 
also mit Fick zu eliminiren und durch die zweite zu ersetzen sein. Wer 
zu der Ansicht gekommen ist, dass die Grundlage des Epos äolisch sei, 
wird durch die Wahrnehmung, dass in den ältesten Theilen des Epos 
Feiddrog neben ueucovrog in Blüthe steht, zu der Folgerung gedrängt, 
dass sich neben der neuen Form des Partic. Perf, deren Anfänge doch 
wohl noch vor die Auswanderung der Aeoler nach Kleinasien fallen, die 
alte im Sprachbewusstsein gehalten habe. 

Das Augment ist nach den Grundsätzen behandelt, die van Leeuwen 
Enchir. diet. ep. $ 130 ausgesprochen hat. 


Wortformen. 


ὦμμος wegen des inschriftlichen @uosriara|v]| (Ins. I no. 72, 2), neben 
dem handschriftliches ἐπομμαδίαις (Theokr. 29, 29) nicht ins Gewicht fällt. 
Die äolische Wortform führt so mit der attischen auf die gleiche Grund- 
lage zurück: auf Dmsos (Solmsen ΚΖ XXIX 62 ἢ). 

ἔτερος wegen der Uebereinstimmung von lesb. Zreoog (Ins. I 
no. 499, 10) mit thess. &r&oog auf dem ersten Volksbeschlusse der Larisäer 
wegen Verleihung des Bürgerrechts. Handschriftliches ἀτέρα (Alk. 41, δ) 
scheint freilich in dem A’T des Steines /ns. II no. 5 A, 25 eine Stütze 
zu finden; aber die Ergänzung ἄτ[ερον] ist lediglich eine Uebereilung: der 
Zusammenhang führt auf ἀτ[έλειαγ]. 

ὄρρανος ist geschrieben, um für das im Lesbischen, Ionisch-Attischen 
und Dorischen erscheinende Wort eine gemeinsame Grundform zu gewinnen, 
Allerdings geben die Handschriften Sappho 1. 11, Alk. 17, Sappho 37, 
Alk. 34 ὠράνω, ὠρανῶ. Aber an den beiden letzten Stellen ist die 


Die Sprachform. ° 265 


Ueberlieferung sicher falsch, da der Vers öo«vw verlangt. Schreibt man 
an den beiden ersten mit Wackernagel (KZ XXIX 129) ὀρράνω, so bilden 
ὄρρανος, ὄρανος ein Formenpaar, für das der lesbische Dialect Analo- 
gien bietet. 

Dass μείζων in unserem Homertext Attieismus ist, lehrt μέζων 
auf der in Attika gefundenen Grabschrift epischen Dialects BCH VII 
470 (Blass bei Kühner I 508). Fehlt aber hier die Dehnung, so ist mit 
Blass für Homer auch χρέσσων, ϑἄᾶσσων, ἐλᾶσσων, μάλλον anzusetzen. 
In dem Verse Y 429 

ἄσσον ἴϑ᾽, ὥς rev ϑᾶσσον ὀλέθρου πείραϑ'᾽ ἵχηαι 

sind ἄσσον und ϑᾶσσον durch den Reim verbunden. Also zieht der 
‚Ansatz ϑάσσον nothwendig ἄσσον nach sich, die Form, die der Venet. 
A meist bietet und die Grammatiker fordern. Dies ἄσσον ist, da der 
„Positiv &yyı lautet, nur als Analogiebildung verständlich. Die in attisch 
ϑάἄττων, ἐλἄττων, χρϑδέττων, μείζων, μᾶλλον erscheinende Dehnung lässt 
man von ϑάττων, ἐλάττων ausgehn, wo sie lautgesetzlich entstanden sein 
soll. Für ϑάττων wird diese Annahme durch den Hermes XXXV 330 
aus Eretria nachgewiesenen Namen 7 ήχιτύτσος stark erschüttert. 

Das äolische Aequivalent des attischen σοὺ muss als zw gedacht 
werden. Beweis HOT’O ΟἿΑ IV Suppl. 1 fasc. 2 no. 60, 11 (Joh. Schmidt 
ΚΖ XXXII 412). 


Der vorliegenden Uebertragung ist der Text Naucks zu Grunde ge- 
legt. Die Anmerkungen lassen sich daher auf Fragen der niederen Kritik 
nur ein, wo zu constatiren ist, dass die handschriftliche Ueberlieferung 
verlassen oder dass von der Ueberlieferung ein andrer Gebrauch gemacht 
worden ist als von Nauck. Ein Kreuz im Texte deutet an, dass ich die 
Ueberlieferung für verdorben halte und ihr nicht zu helfen weiss; ein 
Stern, dass es nicht möglich ist der überlieferten Wortform die äolische, 
die nach dem hier eingenommenen Standpunkte durch sie verdrängt wor- 
den ist, zu substituiren oder bei der Dunkelheit der Etymologie über die 
Ueberlieferung hinaus zu dringen. 

Die erste Reihe von Anmerkungen, die den Text begleiten, nimmt 
auf Aenderungen, Streichungen und Umstellungen Rücksicht, deren Be- 
gründung in den beiden ersten Capiteln vorgetragen ist. 


1—9. Tag. 


10. Tag. 


11. Tag. 


266 Die Urilias. 


Hypothesis. 


Der Priester des Apollon Chryses kommt ins Griechenlager, um seine 
Tochter zu lösen, die den Achäern zur Beute gefallen und dem Aga- 
memnon als Ehrenpreis zugesprochen worden ist. Von dem Könige schroff 
abgewiesen, betet er um Rache zu Apollon, und der Gott sendet seine 
tödtlichen Pfeile ins Lager neun Tage lang. Am zehnten beruft Achil- 
leus auf Eingebung der Hera eine Versammlung des Heeres, und Kalchas 
offenbart die Ursache von Apollons Groll und die Mittel den Gott zu 
besänftigen, Freigebung der Chryseis und ein Sühnopfer. Unter Schmäh- 
reden auf den Seher willigt zwar Agamemnon ein, verlangt aber aus dem-+ 
Beutetheil eines der anderen Fürsten einen Ersatz, als welchen er nach 
einer heftigen Gegenrede des Achilleus bestimmt dessen. eigene Sclavin 
Briseis bezeichnet. Den zornig zum Schwerte greifenden Achill hält die 
von Hera gesandte Athene vor gewaltsamer That zurück, aber leidenschaft- 
lich erklärt er, von jetzt ab dem Schlachtfeld fern bleiben zu wollen und 
begiebt sich, nach einem vergeblichen Versöhnungsversuch des Nestor, er- 
grimmt zu seinen Zelten. Agamemnon entsendet die Chryseis und die 
Hekatombe unter Führung des Odysseus, entsühnt das Heer und lässt 
durch seine Herolde Talthybios und Eurybates die Briseis aus dem Zelt 
des Achilleus wegführen. Der setzt sich weinend ans Meer und betet 
zu seiner Mutter Thetis, die, unten auf dem Meeresgrunde bei ihrem Vater 
Geron weilend, die Klagen ihres Sohnes hört und zu ihm emporsteigt. 
Auf seine Bitte verspricht sie ihm auf den Olymp zu gehen und von 
Zeus zu verlangen, dass er den Troern Sieg verleihen, die Achäer aber 
am Strand und bei den Schiffen in grosse Bedrängniss bringen möge, 
Thetis findet Zeus auf dem höchsten Gipfel des Olymp, und erhält von 
ihm die Zusage ihrer Bitte, [wenn auch nach einigem Zögern, da er weiss, 
dass die Erfüllung für Achilleus den Tod und für Thetis unendlichen 
Kummer bedeutet]. Thetis kehrt ins Meer zurück, Zeus begiebt sich zur 
Ruhe und beschliesst in schlafloser Nacht dem Agamemnon einen trü- 
gerischen Traum zu senden, der ihm für den folgenden Tag die Eroberung 
von Troia verheissen soll. Durch diesen Traum getäuscht beruft Aga- 
memnon am Morgen die Fürsten und Mannen zur Versammlung, erzählt 


Hypothesis. 267 


Ε΄ ihnen sein Traumgesicht und heisst sie sich rüsten. Als die Achäer schon 
Er durch die Schlachtebene dahinziehen, sendet Zeus die Iris zu den vor 
dem Königspalast versammelten Troern, um sie zur Vertheidigung auf- 
᾿ς zurufen. Unter Hektors Führung stürmen die Troer zum Thor hinaus 
und stellen sich beim Grabmal der Myrine auf. 

Die Schlacht beginnt. Antilochos thut den ersten Ei und 
bald erringen die Achäer grosse Vortheile, namentlich, nachdem es 
Aias gelungen ist den Hektor zurück zu treiben, und auch Aineias vor 
Menelaos und Antilochos zurückweichen muss. [Da Apollon dem be- 
drängten Hektor Beistand geleistet hat, verbietet Zeus den Göttern jede 
Einmischung in den Kampf und heisst sie auf der Spitze des Olymp 
unter goldenen Wolken Platz nehmen]. Darauf durchbricht Aias die 
feindliche Schlachtreihe und die Troer weichen. In dieser höchsten Noth 
räth der Seher Helenos seinem Bruder Hektor, zur Stadt zu gehen um 
[den Paris, der sich grollend vom Kampfe fernhält, herbeizuholen, und zu- 
gleich] die Greise und Frauen aufzuforden, dass sie durch Gebet und 
Gelübde die Huld der Götter erfiehen. Hektor folgt dem Rath seines 


- Bruders, findet den Paris in seinem Hause mit dem Säubern seiner Waffen 


beschäftigt und bereits durch die anwesende Helena besänftigt |begiebt 
sich darauf, um auch den zweiten Theil des ihm von Helenos ertheilten 
Rathes zu erfüllen, zu den Geronten] und kehrt dann in Begleitung des 
Paris auf das Schlachtfeld zurück. [Dem Paris gelingt es das Gleich- 
gewicht der Schlacht wieder herzustellen]. Deiphobos tödtet den Aressohn 
Askalaphos. Als darauf Ares [dem dies Poseidon (?) gemeldet!) hat] sich 
trotz dem Verbot des Zeus auf das Schlachtfeld begeben will, wird er 
von Athene zurückgehalten. Bis zum Mittag bleibt der Kampf unent- 
schieden; dann aber tritt aufs Neue eine entscheidende Wendung zu Gun- 
sten der Achäer ein. Wie vorher Aias, so treibt jetzt Agamemnon die 
Troer in die Flucht und verfolgt sie bis zum skäischen Thor. Bis hier- 
her ist alles im Einklang mit Agamemnons Traum verlaufen. Trotz mehr- 
fachen Schwankungen sind doch die Achäer siegreich und Agamemnon 
kann sich der Hoffnung hingeben, in der That an diesem Tag Troia zu 
erobern. Da erfolgt die Peripetie. Um dem Schlachtfeld näher zu sein, 
begiebt sich Zeus vom Himmel herab auf den Ida und sendet die Iris 
zu Hektor, ihm das göttliche Versprechen zu bringen, dass er siegreich 


1) Dieser könnte vom Meere aus die Noth der Achäer gesehen und sich 
dann zum Olymp begeben haben, um sie den andern Göttern zu erzählen. 


12, Tag. 


268 Die Urilias. 


sein werde, bis er zu dem Schiffslager der Achäer vorgedrungen sei und 
der Tag zur Rüste gehe. Und Zeus erfüllt dies Versprechen. [Hektor 
verwundet den Agamemnon|. Der König verlässt das Schlachtfeld, und 
Hektor schlägt die Achäer in die Flucht. Nur Odysseus hält Stand, aber 
auch er wird von Saokos kampfunfähig gemacht und von Menelaos, der 
bisher an einer anderen Stelle des Schlachtfelds neben Aias gekämpft 
hat, zu seinem Wagen gebracht, während Aias ihn gegen die verfolgenden 
Troer deckt. Noch einmal gelingt es Aias die Feinde an dieser Stelle des 
Schlachtfeldes auf kurze Zeit zurück zu treiben. Als aber Hektor, von 
seinem Wagenlenker Kebriones auf die Gefahr aufmerksam gemacht, heran- 
kommt, zieht auch Aias sich langsam zurück, denn die Schiffe der Achäer 
sind in grosser Gefahr. 

Da senkt sich rettend die Nacht hernieder. Die Achäer stellen zum 
Schutz des Lagers und der Schiffe Vorposten aus. Die Troer aber be- 
ziehen in der Ebene ein Bivouak. Von Sorge gequält, verlässt Nestor 
in der Nacht sein Zelt und begegnet in den Gassen des Lagers den ver- 
wundeten Königen Agamemnon und Odysseus. Agamemnon, der jetzt 
erkennt, dass der Traum ihn betrogen habe, verzweifelt und denkt daran, 
die Nacht zu heimlicher Abfahrt zu benutzen. Aber Odysseus bringt ihn 
von diesem unwürdigen Vorhaben ab [und. Nestor, der vorsichtig auch 
zu diesem nächtlichen Gang Waffen angelegt hat, räth, die Achäer zu 
wecken und sie sich sofort rüsten zu lassen, um vor jeder Ueberraschung 
gesichert zu sein]. Unterdessen sind im Morgengrauen die Troer leise 
und heimlich an das feindliche Lager herangekommen, [ihre Wagen lassen 
sie bei der Lagerstätte zurück]. Als sie sich aber dem Meere nähern, da 
steigt Poseidon aus der Fluth und tritt zu den sich wappnenden Achäern, 
um sie zu warnen. Unter dem Schutz des Gottes ziehen die Achäer in 
den Kampf, den an diesem Tage Teukros eröffnet. 

Nach einer Reihe von Einzelkämpfen nehmen die tapfersten Achäer 
eine Vertheidigungsstellung ein, die von Hektor an der Spitze der Troer 
angegriffen wird. Aber ein von Aias geschleuderter Stein trifft den Hektor 
so gewaltig, dass er sich für einige Zeit vom Schlachtfeld zurückziehen 
muss, und nun gelingt es den Achäern die Troer zurückzutreiben, die 
erschöpft in der Mitte der Ebene bei ihren Wagen Halt machen. Da 
erwacht Zeus von seinem nächtlichen Schlaf und lässt alsbald durch Iris 
den Poseidon von Schlachtfeld wegweisen. [Hektor hat sich mittlerweile 
soweit erholt, dass er wieder in den Kampf eingreifen kann. Aufs neue 


| 
ἃ 


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> ” 


Hypothesis. 269 


rücken die Troer gegen das Griechenlager vor, und diesmal nehmen sie 
ihre Wagen mit]. Die Achäer müssen sich zurückziehen und stellen sich 
schützend vor den Schiffen auf. Die Troer greifen an. Gegen den muthig 
voranschreitenden Deiphobos verwirft Meriones seine Lanze. Als er in 
sein Zelt gehen will, um sich eine neue Waffe zu holen, [begegnet ihm 
Patroklos. Diesen unterrichtet er von der Verwundung des Agamemnon 
und des Odysseus und von der Gefahr der Schiffe. Da beschliesst Patro- 
klos einen Versuch zu machen, ob es ihm nicht gelinge den Achill zu 
erweichen, dass er seines Grolls vergesse und den Achäern Hilfe bringe. 
Unterdessen hat Hektor die Vertheidigungsstellung der Achäer durch- 
brochen. Sie fliehen regellos zu ihren Zelten, wo sie sich furchtsam zu- 
sammendrängen, die Troer aber werden der Schiffe ansichtig. Aias aber 
steigt auf die Schiffe und mit seinem Bruder Teukros und seinem Gast- 
freund Lykophron kämpft er von oben herab gegen die Feinde und 
tödtet den Kaletor, der auf Befehl des Hektor Feuer in die Flotte werfen 
will. Aber Lykophron fällt und dem Teukros zerreisst, als er auf Hektor 
anlegt, die Sehne seines Bogens. Er geht in sein Zelt, um sich als 
Hoplite zu bewaffnen und kehrt bald an die Seite seines Bruders zurück. 

Unterdessen ist Patroklos zu Achilleus getreten, hat diesem die Noth 
der Achäer geschildert und seine Hilfe angerufen. Wenn aber vielleicht 
ein Schicksalsspruch, den er von seiner göttlichen Mutter vernommen, ihm 
die Theilnahme am Kampfe verbiete, so möge er ihn selbst an der Spitze 
der Myrmidonen entsenden. Achilleus verharrt bei seinem Groll, denn 
dieser allein, nicht ein Schicksalsspruch, hält ihn vom Schlachtfeld fern. 
Aber die zweite Bitte seines Freundes gewährt er und stellt ihm sogar 
seine eigenen Waffen und selbstverständlich auch seinen Wagen zur Ver- 
fügung; nur warnt er ihn, sich bis zu den Mauern der feindlichen Stadt 
vorzuwagen; habe er die Troer von den Schiffen zurückgetrieben, so solle 
er umkehren. 

Auf dem Wagen des Achilleus und mit dessen Waffen gerüstet er- 
scheint Patroklos auf dem Schlachtfeld, wo mittlerweile die Gefahr auf 
den höchsten Gipfel gestiegen ist. Denn auch Aias, der dem anstürmen- 
den Hektor nicht länger Stand halten konnte, hat sich ausser Schussweite 
zurückgezogen, und schon ist es den Feinden gelungen Feuer in die Schiffe 
zu werfen. Beim Anblick des Patroklos aber wenden sich die Troer zur 
Flucht. Er löscht das Feuer und richtet an der Spitze der Myrmidonen 
und mit den übrigen Achäerfürsten unter den fliehenden Feinden ein 


270 Die Urilias. 


grosses Blutbad an. Da ergreift auch Hektor die Flucht und Patroklos, 
uneingedenk der Warnung des Achilleus, verfolgt ihn bis zum skäischen 
Thor. Hier tritt Apollon zum Hektor [und heisst ihn dem siegreichen 
Patroklos die Stirn bieten. Als er das Gespann des Hektor auf sich 
zukommen sieht, springt Patroklos vom Wagen und tödtet mit einem 
Steinwurf den Wagenlenker seines Gegners, Kebriones. Nun verlässt 
auch Hektor seinen Wagen. Ein blutiger Kampf entbrennt um den Ge- 
fallnen; die Achäer aber bleiben Sieger. Da, als sich die Sonne bereits 
zu neigen beginnt, naht sich Apollon dem Patroklos.. Mit einem Schlag 
seiner Faust beraubt er ihn der Waffen, den Wehrlosen verwundet ein 
Troer in den Rücken, und als er sich kampfunfähig in die Reihen seiner 
Gefährten zurückziehen will, giebt ihm Hektor den Todesstoss. Sterbend 
weissagt er seinem Ueberwinder sein nahes Ende, 

Nach einem vergeblichen Versuch den von Automedon gelenkten 
Wagen des Achilleus zu erbeuten wendet sich Hektor zu der Leiche des 
Patroklos zurück. Während aber um den Todten ein heftiges Kampf- 
getümmel entsteht, giebt Zeus den Rossen des Achilleus neue Stärke. 
Automedon, dem sich Alkimedon als Wagenlenker beigesellt, kehrt in 
die Schlacht zurück, um nun selbst als Hoplit zu kämpfen. Bei diesem 
Anblick verlässt Hektor die Leiche des Patroklos und greift in Beglei- 
tung des Aineias und zweier anderer Trojaner den Automedon an, in der 
Hoffnung, nun doch noch das göttliche Gespann zu erbeuten. Aber auch 
Aias und Menelaos eilen auf den Ruf des Automedon, der nach einem 
siegreichen Zweikampf mit Aretos von Hektor schwer bedrängt wird, her- 
bei und überlassen die Vertheidigung des gefallenen Patroklos schwächeren 
Kriegern, bis sich, nachdem Automedon glücklich mit den blutigen 
Waffen des getödteten Troers entkommen ist, der Kampf wieder dorthin 
zurückwendet. Nach langem Ringen gelingt es Menelaos die Leiche auf 
seine Schulter zu laden, während Aias den Rückzug gegen den heftig 
nachdringenden Hektor deckt. So nähern sie sich dem Griechenlager. 
[Da macht Hektor einen letzten wüthenden Angriff, bei dessen Abwehr 
Aias schwer verwundet wird; aber die Leiche des Patroklos ist gerettet]. 

Mittlerweile kehrt Automedon mit dem Wagen ins Lager zurück, 
meldet dem Achilleus den Tod seines Freundes und ruft ihn zur schleu- 
nigen Hilfe auf, dass die Leiche nicht den Feinden zur Beute werde. 
Achilleus bricht in verzweifelte Klagen aus und vermag, seiner Waffen 
beraubt, weder zu helfen noch zu rächen. [Da tritt Menelaos mit der 


Hypothesis, 271 


Leiche ins Zelt, ihm folgt der schwer verwundete Aias. Achill stürzt 
sich weinend über den toten Patroklos, rafft sich aber alsbald zum Han- 
deln auf und rüstet sich noch immer klagend und jammernd mit den 
Waffen des Alias]. 

Auf dem Meeresgrunde hört Thetis das Klagen ihres Sohnes, aus 
den Fluthen auftauchend tritt sie in sein Zelt und findet ihn zur Schlacht 
gerüstet. Zeus hat zwar seinen Wunsch erfüllt, aber mit dem Tod des 
Freundes hat er die Rache an Agamemnon bezahlen müssen. Den Freund 
will er an Hektor rächen. Da offenbart sie ihm den bisher verschwiegenen 
Schicksalsspruch, dass auf Hektors Tod sein eigener Tod sofort folgen 
werde. Aber in leidenschaftlicher Begier nach Rache achtet Achilleus 
weder der Bitten der Mutter noch des eigenen Lebens und stürzt hinaus, 
wo die Achäer wieder bei den Schiffen zusammengedrängt sich der Feinde 
kaum erwehren können. Den Hektor suchend tödtet er eine Reihe tro- 
janischer Führer, zuletzt den Königssohn Polydoros. Ergrimmt über 
den Tod des Bruders tritt ihm Hektor entgegen. Zeus wägt die Todes- 
loose der beiden Helden, und Hektor fällt. [Die Troer fliehen aufgelöst 
zur Stadt zurück, hinter ihnen mordend Achilleus. Da als er verfolgend 
bis zur Stadtmauer vorgedrungen ist, tritt Apollon zu Paris, der am skä- 
ischen Thor Halt gemacht hat. Von dem Gotte angefeuert schiesst dieser 
auf Achilleus einen Pfeil ab, und der Sohn der Thetis stürzt todt zu Boden. 
Ueber den zwölften und letzten Tag der Urilias senkt sich die Nacht]. 


1 


10 


Der Text der präsumptiven Urilias. 


᾿Ατρεΐδας ve Favas ἄνδρων καὶ blog ᾿Αχίλλευς. 

τίς τ᾽ ἄρ σφωε ϑέων ἔριδι συνέηχε μάχεσϑαι; 
«“Ἵάτοος ἄγλαος υἷος. ὃ γὰρ βασίληϊ χολώϑεις 
γόσσον ὀνὰ στράτον ὦρσε χάχαν, ὀλέχοντο δὲ λᾶοι, 
ὥνεχα δὴ Χρύσην ἀτίμασε ἀρράτηρα 
᾿Ατρεΐδας. ὃ γὰρ ἦλθε ϑόαις ἐπὶ νᾶας Ayalwv 
λυσόμενός τὲ ϑύγατρα φέρων τ᾽ ἀπερέσι᾽ ἄποιγα, 
στέμμα τ᾽ ἔχων ἐν χέρσι βεχαβόλω ᾿Απόλλωνος 
χρυσίων ὃν σχάπτρωι, nal λίσσετο πάντας ᾿“ἴχαίοις, 
Argeida δὲ μάλιστα δύω, κοσμήτορε Adwv' 

“᾿Ατρεΐδαι τε καὶ ἄλλοι ἀρίστηες Παναχαίων, 
ὔμμιν μέν ποτε δοῖεν Ολύμτιια δώματ᾽ ἔχοντες 
ἔχτσερσαι Πριάμοιο πόλιν καὶ Foinad’” ἔχεσθαι" 


10 


1ὅ 


παῖδα δ᾽ ἔμοι λῦσαί τε φίλαν, τὰ δ᾽ ἄποινα δέχεσϑαι % 
15 ἀζόμενοι Alos via, ξεχάβολον ᾿“πόλλωνα." 


᾿ ἔνϑ᾽ ἄλλοι μὲν πάντες ἐττευφάμησαν χαιοι, 


11 ἀρέστηες Παναχαίων: ἐυκνήμεδες ᾿ἄχαιοί 3, 46. 85, 218. 


3 Δάτοος ἄγλαοθ: Δητόος ἀγλαὸς Nauck (vgl. M&l. IV 437) nach Δητοῦς 


ἀγλαὸν des Gramm. Rom. in Lex. Vind. Append. 27315; Anroög καὶ Jıdc 
4 νόσσον: W. Schulze Qu. ep. 115; νοῦσον 
Heyne; τὸν. — ärluaoe: Ariuaoev A Ambr.', ἠτέμασ᾽ L, ἠτέμησ᾽ Ambr.2 C. 
8 στέμμα τ᾽: H. Stephanus (vgl. Nauck M&l. IV 440); στέμματ᾽ Aristarch 
ἂν Lehrs Seebodes Archiv II 231; ἀνὰ 
441); ὑμῖν μὲν ϑεοὶ 


ὅ δὴ: als Möglichkeit erwähnt bei 


9 ὃν: 
12 ὄμμιεν μέν more: nach Nauck (M&l. IV 
13 καὶ Folnad’: Bentley nach 7 393, 2287; εὖ δ᾽ οἴκαδ᾽. 


Der Fluch des Chryses. 273 


αἴδεσϑαί τ᾽ ἰέρηα καὶ ἄγλαα δέχϑαι ἄποινα. A 
ἀλλ᾽ οὐχ Argeidaı Ayausuvovi Favdave ϑύμωι, 
ἀλλὰ κάκως ἀπίη, χράτερον δ᾽ ἐπὶ μῦϑον ἔτελλε" 2ὅ 


20 “μή σε, γέρον, χοΐλαισιν ἔγω παρὰ ναῦσι χιχήω 

ἢ νῦν ὁξαϑύννοντ᾽ ἢ᾽ ὕστερον αὖτις ἴοντα, 

μή νύ τοι οὐ χραίσμηι σχᾶπτρον χαὶ στέμμα ϑέοιο. 

τὰν δ᾽ ἔγω οὐ λύσω" πρίν uw χαὶ γῆρας ἔπεισι 

ἀμμετέρωε ἐνὶ Foixwı, ἐν Aoyei, πήλοϑι πάτρας, 80 
25 ἔστον ἐπττοιχομέναν χαὶ ἔμον λέχος ἀντιάοισαν. 

ἀλλ᾽ ἔϑι, μή μ᾽ ἐρέϑιζε, σαώτερος ὥς κε venau.” 

ὡς ἔφατ᾽, ἔδξεισεν δὲ γέρων καὶ ἐπείϑετο μύϑωι" 

βᾶ δ᾽ ἀκέων παρὰ ϑίννα πολυφλοίσβοιο ϑαλάσσας. 

πόλλα δ᾽ ἔπειτ᾽ ἀπάνευϑε χίων ἄρρατο γέραιος 35 
30 ᾿“πόλλωνι Favarrı, τὸν ἠύχομος tere Aarw' 

“löst us’, ἀργυρότοξ᾽, ὃς Χρύσαν ἀμφιβέβαχας 

Κίλλαν τε ζαϑέαν ΤἸενέδοιό ve Fipı βανάσσεις, 

Σμίνϑευ" αἴ ποτέ τοι χαρίεντ᾽ ἐπὶ ναῦον ἔρεψα, 

N αἱ δή ποτέ τοι κατὰ πίονα wei ἔχηα 40 
35 ταύρων ἠδ᾽ αἴγων, τόδε μοι χράαννον ἐέλδωρ᾽ 

πείσειαν Aavaoı ἔμα δάχρυα σοῖσι βέλεσσι." 

ὧς ἔφατ᾽ εὐχόμενος, τῶ δ᾽ ἔκλυε φοῖβος ᾿4πόλλων᾽ 

Ba δὲ ar’ Ὀλύμποιο χαράννων χωόμενος χῆρ, 

τόξ᾽ ὥμμοισιν ἔχων ἀμφηρέφεά τε φαρέτραν. 45 
40 ἔχλαγξαν δ᾽ ἄρ᾽ dioroı Er’ ὥμμων χωομένοιο, 

αὔὕτω χινήϑεντος᾽ ὃ δ᾽ Misc νύχτι Fefolxwg. 

ἔζετ᾽ ἔπειτ᾽ ἀπάνευϑε νάων, μετὰ δ᾽ ἴον Enne' 

ὁξείνα δὲ χλάγγα γένετ᾽ ἀργυρίοιο βίοιο. 

ὄρρηας μὲν πρῶτον ἐπώιχετο nal χύνας ἄργοις, 50 
45 αὐτὰρ ἔπειτ᾽ αὕτοισι βέλος ἐχέπευχες ἐπέεις 

βάλλ᾽ αἴει δὲ πύραι νεχύων καίοντο ϑαμειαι. 


11 αἴδεσθαε: Fick, Menrad De contr. et syniz. usu hom. 188. 136; αὐδεῖσϑαι. 
Vgl.O 562f. 20 κοἕλαισε: die Dreisilbigkeit von κόξλος erkannt von Haupt bei Nauck 
ΜΈ]. I 395. — κεχήω: Curtius Verbum? II 77; κιχεέω 27 δὲ γέρων: δ᾽ ὅ γέρων 
29 ἄρρατο: ἠρᾶϑ᾽ ὃ 81 ae’: μευ. Auf die Variante «0, weist die Bemerkung 
der Scholien BT ἐν γενικῆε τὸ μεῦ, οὐκ ἐν δοτικῆε; der Dativ ist E 115 (= ὃ 762, 
Ζ 824), Καὶ 278, β 262, & 239, ο 172 am besten bezeugt 41 Zıee: Wackernagel 
ΚΖ XXV 265£.; ἤιε. 

Robert, Studien zur Ilias. 18 


274 Die Urilias. 


ἔνναμαρ μὲν ὀνὰ στράτον ὥὦιχετο χῆλα ϑέοιο, A 
τᾶι δεκάται δ᾽ ἀγόρανδε καλέσσατο λᾶον ᾿Αχίλλευς" 
τῶι γὰρ ἐπὶ φράσ᾽ ἔϑηχε ϑέα λευχώλενος ἬΪρα᾽ 55 


50 χάδετο γὰρ Ζανάων, ὅτε da ϑνάισκοντας ὄρητο. 
ol δ᾽ ἐπεὶ ὧν ἄγερϑεν ὀμαγέρεες τ᾽ ἐγένοντο, 
τοῖσι δ᾽ ὀνιστάμενος μετέφα πόδας ὦκυς ᾿Αχίλλευς" 
”Argeida, νῦν ἄμμε πάλιν πλάγχϑεντας ὀΐω 


ἂψ ἀπυνοστήσην, αἴ κεν ϑάνατόν γε φύγοιμεν, 60 
55 al δὴ ὄμω πόλεμος δαμάει καὶ λοῖμος ᾿Δχαίοις. 
ἀλλ᾽ ἄγε δή τινα μάντιν Ἱέρείομεν ἢ ἐέρηα, ᾿ 62 
ὃς Felnnı 6 τι τόσσον ἐχώσατο Φοῖβος ᾿Απόλλων, 64 


αἴ τ᾿ do’ ὅ γ᾽ εὐχώλας ἐπιμέμφεται αἴ τ᾽ ἐκατόμβας, 65 
αἴ χέν πως βάρνων χνίσσας αἴγων re τελείων 
60 βόλλητ᾽ ἀντιάσαις ἄμμιν ἀπὺ λοῖγον ἄμυνναι“. 
ἦ τοι 6 γ᾽ ὧς Feinwv xar’ ἄρ᾽ ἔζετο. τοῖσι δ᾽ ὀνέστα 
Κάλχαις Θεστορίδας, οἰωνοττόλων ὄχ᾽ ἄριστος, 
ὃς Felön τά τ᾽ ἔοντα τά τ᾽ ἐσσόμενα πρό τ᾽ ἔοντα, τὸ 
χαὶ νάεσσ᾽ ἀγήσατ᾽ Ayalwv Βίλιον εἴσω 
65 βὰν διὰ μαντοσύναν, τάν ἔοι πόρε Φοῖβος ᾿άπόλλων. 
ὄ σφιν EV φρονέων ἀγοράσατο xal μετέξειτιε" 
”& ᾿Αχίλευ, χέλεαί με, διίφιλε, μυϑήσασϑαι 
μᾶνιν Anöhkwvog, Βεχαταβελέταο βάναχτος. a“ 
τοιγὰρ ἔγω Feg&w' σὺ δὲ σύνϑεο Kal μοι ὄμοσσον 
70 ἦ μέν μοι πρόφρων ξέπεσιν χαὶ χέρσιν ἀρήξην. 
ἢ γὰρ ὀΐομαι ἄνδρα χολώσεμεν, ὃς μέγα πάντων 
Aoysiov χρατέει nal ἔοι πεείϑονται άχαιοι. 


Α 68 ἢ καὶ ὀνειροπόλον, καὶ γάρ τ᾿ ὄναρ ἐκ Jıös ἐστιν: Ζηνόδοτος ἠϑέτη- 
κεν Schol.; 5. 218. 


50 ὄρητο: ὁρῆτο Zenodot hier und 188; vgl. ὅρηαε ξ 343. Das Präsens 
ὄρημε ist lesbisch: οὖδεν ὄρημ᾽ Sappho 211. Die Hss. ὅρᾶτο 55 daude: Fick; 
τε δαμᾶε 60 βόλλητ᾽ ἀντιάσαιθ: nach Payne Knight (βουλητ᾽ ἀντιασανε) und 
Stier Curt. Stud. II 138; βούλεται ἀντιάσας. 61 κατ᾽ ἄρ᾽ ἔξετο: als echte Les- 
art erwiesen durch die Glosse κατ᾽ 20’ ἔξετο" ἐκαϑέζετο (Hes.), die auf die kypri- 
sche Recension weist. Gegen Zenodots Lesart ἐκαθέζετο, die man mit ἐσύνηκε 
des Alkaios (fr. 131) und EKA®®EKE der äolischen Vasen aus Naukratis (Hoff- 
mann GD II 115ff.) stützen könnte, spricht auch die Thatsache, dass Präposition 
nnd Verbalform im Epos eine sehr lockere Einheit bilden 68 fesön: nach 
Wackernagel in Bezzenbergers Beitr. IV 266; ἤεδη, ἤιδει. 


Die Offenbarung des Kalchas. 275 


χρέσσων γὰρ βασίλευς, ὄτε χώσεται ἄνδρι χέρειι" A 9 
αἴ περ γάρ τε χόλον γε καὶ αὔταμαρ χκαταπέψει, ᾿ 
75 ἀλλά τε χαὶ μετόπισϑεν ἔχει χότον, ὄφρα τελέσσει, 
ἐν στήϑεσσιν ἔοισι. σὺ δὲ φράσαι, αἴ ue σαώσεις ““ 
τὸν δ᾽ ἀπαμειβόμενος προσέφα πόδας ὦχυς Aylkhevg' 
᾿᾿ϑαρσήσαις μάλα Feine ϑεοτεροττέων Örı βοῖσϑα. 8 
οὐ ua γὰρ ᾿Δπόλλωνα διίφιλον, ὧι τε σύ, Κάλχαν, 
80 εὐχόμενος Javaoıcı ϑεοπροτπίαις ὀναφαΐένεις, 
ζώοντός γ᾽ ἔμεϑεν nal ἐπὶ χϑόνι δερχομένοιο 
οὔ τις σοὶ παρὰ ναῦσι βαρείαις χέρρας ἐποίσει 
συμπάντων ΖΙανάων, οὐδ᾽ αἴ x’ ᾿Δγαμέμνονα βείπτηις, 90 
ὃς νῦν πόλλον ἄριστος ’Aygalwv εὔχεται ἔμμεν." 
85 χαὶ τότε δὴ ϑάρσησε χαὶ αὔδα μάντις ἀμύμων" 
” οὔτ᾽ do ὄ γ᾽ εὐχώλας ἐπιμέμφεται οὔτ᾽ ἐχατόμβας, 
ἀλλ᾽ Even’ ἀρράτηρος, ὃν ἀτίμασσ᾽ ᾿Δγαμέμνων, 
οὔτ᾽ ἀπέλυσε ϑύγατρα χαὶ οὐχ ἀπεδέξατ᾽ ἄποινα, 9 
τώνεχ᾽ ἄρ᾽ ἄλγε᾽ ἔδωκε Feraßokog ἠδ᾽ ἔτι δώσει. 
90 οὐδ᾽ ὄ γε πρὶν Aavaoıoı ἀξείχεα λοῖγον ἀπώσει, 
πρίν γ᾽ ἀπὺ πάτρι φίλωι δόμεναι Βελικώπιδα χόρραν 
ἀπριάταν ἀνάποιγνον, ἄγην τ᾽ ἐέραν ἐχατόμβαν 
εἰς Χρύσαν᾽ τότε χέν μιν ἐλασσάμενοι πεπίϑοιμεν.“ 100 
ἦ τοι 6 γ᾽ ὧς Feinwv κατ᾽ ἄρ᾽ ἔζετο. τοῖσι δ᾽ ὀνέστα 
95 ἤρως Arosldag εὐρὺ χρεΐων Ayaudurwv 
ἀχνύμενος" μένεος δὲ μέγα φρένες ἀμφιμέλαιναι 
σπίμπλαντ᾽, ὄσσε δέ ἔοι πυρὶ λαμπετάοντ᾽ ἐξεξίκχταν. 
Κάλχαντα πρώτιστα ar” ὀσσόμενος προσέξειπιε" 105 
”udavrı χάχων, οὔ πώ ποτέ μοι τὰ χρήγυ᾽ ἔξειτπες. 


73 χέρεεε: W. Schulze Qu. ep. 80; χέρηε 78 ϑεοπροπέων: Nauck (vgl. 
102); ϑεοπρόπιον 81f. ist überliefert: οὔ τις ἐμεῦ ξῶντος καὶ ἐπὶ χϑονὶ 
δερκοκένοιο σοὶ κοΐληις παρὰ vnvol..... Unter Berufung auf m 489 ζώοντός 
γ᾽ ἐμέϑεν καὶ ἐπὲ χϑονὲ δερκομένοιο und mit Streichung des dialectwidrigen 
κοΐληες hat van Leeuwen (Mnemos. 1885, 216; sachlich übereinstimmend Fick 
D. XV) geschrieben: οὔ ris 00, παρὰ νηυσὲ PBapelas yergas dmoloeı, ζώον- 
τός γ᾽ ἐμέϑεν καὶ ἐπὶ χϑονὶ δερκομένοιο. Unabhängig von ihm ist Men- 
rad (De contr. et synizes. usu hom. 981.) auf eine mit der oben vorgetra- 
genen fast gleichlautende Herstellung gekommen 88 αἴ κ᾽: ἢν 81 dri- 
κασσ᾽; nach Nauck Μό6]. IV 38ff. (vgl. 5); ἠτέμασ᾽ LS, ἠτέμησ᾽ die übrigen 
94 κατ᾽ ἄρ᾽ Ebero: zu 61 99 EFeınes: ἔειστες C, εἶπες A (und so Christ) 

18* 


276 Die Urilias. 


100 αἰεέ τοι τὰ κάχ᾽ ἐστὶ φίλα φράσι μαντεύεσϑαι, A 
ἔσϑλον δ᾽ οὔτε τέ sw Feines Fenog οὔτ᾽ ἐτέλεσσας. 
χαὶ νῦν ἐν Aavaoıcı ϑεοπροτέων ἀγορεύεις, 
ὡς δὴ τῶδ᾽ ἔνεχά σφι εκάβολος ἄλγεα τεύχει, 110 
över ἔγω χόρρας Χρυσήξδος ἄγλα᾽ ἄποινα 

106 οὐκ ἔϑελον δέξασϑαι, ἐπεὶ πόλυ βόλλομαι αὔταν 
Ἐοίχοι ἔχην. χαὶ γάρ Fe Κλυταιμήστρας προβέβολλα 
χορριδίας ἀλόχω, Eruel οὔ ξεϑέν ἐστι χερείων 
οὐ δέμας οὐδὲ φύαν, οὔτ᾽ ἂρ φρένας οὔτε τε Feoya. 110 
ἀλλὰ καὶ ὧς ἐθέλω δόμεναι πάλιν, al τό γ᾽ ἄμεινον" 

110 βόλλομ᾽ ἔγω λᾶον σάον ἔμμεναι ἠ᾽ ἀπόλεσϑαι. 
αὐτὰρ ἔμοι γέρας αὔτικ᾽ ἐτοιμάσατ᾽, ὄφρα μὴ οἷος 
Aoysiwv ἀγέραστος ἔω, ἐπεὶ οὐδὲ Βέξοιχε. 
λεύσσετε γὰρ τό ye πάντες, ὄ μοι γέρας ἔρχεται ἄλλαι 120 

τὸν δ᾽ ἀμείβετ᾽ ἔπειτα ποδάρχης δῖος ᾿Αχέλλευς" 

115 ”Argeida κύδιστε, φιλοχτεανώτατε πάντων, 
πῶς γάρ τοι δώσοισι γέρας μεγάϑυμοι Ayauoı; 
οὐδὲ τέ πω Είδμεν ξυνήζα χείμενα πόλλα, 
ἀλλὰ τὰ μὲν πολίων δξ ἐπράϑομεν, τὰ δέδασται, 125 
λάοις δ᾽ οὔ τι έξοικε wakllloya ταῦτ᾽ ἐπταγέρρην. 

120 ἀλλὰ σὺ μὲν νῦν τανδε ϑέωι πρόες᾽ αὐτὰρ ἴάχαιοι 
τρίπλαι πετρατέλαι τ᾽ ἀπυτιίείσομεν, αἴ κέ ποϑὲε Ζεῦς 
δῶσι πόλιν Τροΐαν ἐυτείχεα ἐξαλάτταξαι.““ 

τὸν δ᾽ ἀπαμειβόμενος προσέφα χρεΐων ᾿4γαμέμνων" 130 


ἔειπας. DL, εἶπας Aristophanes und Aristarch; für -ss sprechen die von La 
Roche Hom. Textkr. 240 angeführten Thatsachen 101 Feines: εἶπες DT'; 
εἶπας AC 106 Fe: Bentley; da. — Kivrasunoroas: Papageorgıu; vgl. Kret- 
schmer Vaseninschr. 167, Robert Homer. Becher 52; Κλυταιμνήστρης. 

110 odov: Payne Knight, Fick, bestätigt durch Apollon. ee συνδ. p. 22310 
Schn.; odov. Die Form σάον wird auch Schol. Ven. A zu I7 252 erwähnt; vgl. 
σαώτερος 21, σαόφρων, ἔσάωσα, ἐσαώϑην u. 5. f. (van Herwerden Quaest. ep. et 
eleg. 60) 111 adrıx’: ἄλλο Nauck Mäl. V 9581. 119 οὔ τι “έξοικε: erwähnt von 
Nauck ; οὐκ ἐπέοικε 121 πετράπλαι: πετρα- wegen böot. merodusıwov IGS 1 
no. 3172115. 1580 neben dem handschriftliches τετραβαρήων (Alk. 153) alle Be- 
deutung verliert. -z4as natürlich nicht zu -πλοος, sondern zu -πλος; vgl. δεσελεῖ 
zu Gortyn ‚und Herakleia 122 Τροΐαν: Teoinv ACD Arist.; Town» Apoll. 
Soph. Lex. Hom. 15512, Τρῴην Ahrens Kl. Sch. I 118. Vielleicht ist die Adjec- 
tivform Tedios als Alterthümlichkeit zu halten; vgl. W. Schulze Qu. ep. 22. — 
ἐυτεέχεα: Nauck Möl. IV 595; εὐτεέχεον. 


Der Streit der Könige. 277 


"μὴ δ᾽ οὕτως, ἄγαϑός περ ἔων, ϑεοξείχελ᾽ ᾿Αχίλλευ, A 
125 χλέπττε νόωι, ἐπεὶ οὐ παρελεύσεαι οὐδέ μὲ elosıg. 
N” ἐθέλεις, ὄφρ᾽ αὖτος ἔχηις γέρας, αὐτὰρ ἔμ᾽ αὔτως 
ἦσϑαι δευόμενον, χέλεαι δέ μὲ τάνδ᾽ ἀπύδομεν; 
ἀλλ᾽ αἱ μὲν δώσοισι γέρας μεγάϑυμοι ἴἄχαιοι, 135 
ἄρσαντες χατὰ ϑῦμον, ὄπως ἀντάξιον ἔσται --- 
180 al δέ χε μὴ δώοισι, ἔγω δέ κεν αὖτος ἔλωμαι 
ἢ τέον ἠ Αἴαντος ἴων γέρας ἠ᾿ Ὀδύσηος. 138 
ἀλλ᾽ ἦ τοι μὲν ταῦτα μεταφρασόμεσϑα χαὶ αὖτις" 140 
γῦν δ᾽ ἄγε, νᾶα μέλαιναν ξερύσσομεν eig ἄλα δῖαν, 
εἰς δ᾽ ἐρέταις ἐπίταδες ἀγέρρομεν, εἰς δ᾽ ἐχατόμβαν 
135 ϑήομεν, ὃν δ᾽ αὔταν Χρυσήϊδα καλλιπάραυον 
βάσομεν᾽ εἷς δέ τις ἄρχος ἄνηρ βολλάφορος ἔστω, 
n Ataıs ἠ᾿ ᾿Ιδομένευς ἢ δῖος Ὀδύσσευς, 145 
ἠὲ σὺ, Πηλεῖδα, πάντων ἐχπταγλότατ᾽ ἄνδρων, 
ὄφρ᾽ ἄμμιν Δίος υἷα ἐλάσσεαι ἴερα βέρξαις. “ἡ 
140 τὸν δ᾽ ἄρ᾽ ὕποδρα Fidwv προσέφα πόδας ὦχυς ᾿Αχίλλευς" 
" ὦ μοι ἀναιδεΐαν ἐπιξέμμενε, κερδαλέοφρον, 
πῶς τίς τοι πρόφρων Fereoıw τεείϑηται ᾿χαίων 150 
ἠ᾽ 6dov ἐλϑέμεναι ἠ᾽ ἄνδρασι Fipı μάχεσϑαι; 
οὐ γὰρ ἔγω Τρώων Ever ἤλυϑον αἰχμητάων 
145 δεῦρο μαχησόμενος, Errei οὔ τέ μοι αἴτιοί εἰσι" 
οὐ γάρ πώ ποτ᾽ ἔμαις βοῦς ἤλασαν οὐδὲ μὲν ἔσποις, 
οὐδέ nor’ ἐν Φϑίαι ἐριβώλαχι βωτιανέρραι 155 
xaorcov ἐδηλήσαντο, ἐπεὶ μάλα πόλλα μέσαγυ 
ὄρεά τε σχιόεντα ϑάλασσά τε Faydeooa ' 


189 Slos υἷα: ἑκάεργον ὃ. 214. 
A 139: ἀϑετεῖταε Schol., S. 214. 


127 ἀπύδομεν: der Vers wird durch Einsetzung der äolischen Form zum 
uelovgos; vgl. νεμέσε 746 133 μέλαιναν Fegbooousv: Usener Altgriech. 
Versbau 18 185 ϑήομεν: Curtius Verbum? II 77; ϑεέομεν 139 Feo- 
ξαιθ: nach Leo Meyer ΚΖ XV 11; ῥέξας 145 waynodusvos: nicht zu än- 
dern, W. Schulze Qu. ep. 449f. 147 Bwriaveloaı: βοτιανεέρῃ van Leeuwen- 
da Costa nach einer Variante zu τ 408. Aber βωτιάνειρα verhält sich zu Δαβώ- 
τας wie Ὀρτέλοχος zu Λυκόρτας, das ὦ zu bezweifeln fehlt also jeder Anlass 
148 ἐδηλήσαντο, ἐπεὶ: Nauck M&l. IV 616, da in der Cäsur des dritten Fusses der 
Hiatus der Elision vorgezogen wird; ἐδηλήσαντ᾽, ἐσεὶ 7. — usoayv: nach Bekker 
Hom. Bl. 1. 212; μεταξύ. 


278 Die Urilias. 


150 ἀλλὰ σοί, ὦ μέγ᾽ ἄναιδες, du ἐσπόμεϑ᾽, ὄφρα σὺ χαίρηις, 
τίμαν ἀρνύμενοι Mevekawı 001 τε, χύνωπα, 
πρὸς Τρώων" τῶν οὔ τι μετατρέτεε᾽ οὐδ᾽ ἀλεγίζεις. Α 100 
χαὶ δή μοι γέρας αὖτος ἀπαγρήσεσϑαι ἀπέλλης, 
ὧι Emı πόλλ᾽ ἐμόγησα, δόσαν δέ μοι υἷες ’Ayalwv. 
155 οὐ μὲν σοί ποτε Είσσον ἔχω γέρας, Önmwor. ᾿ἄχαιοι 
Τρώων ἐχττέρσοισ᾽ &ü ναιόμενον πτολέεϑρον᾽" 
ἀλλὰ τὸ μὲν πλεῖον πολυαίιχος πολέμοιο 165 
χέρρες ἔμαι διέττοισ᾽" ἀτὰρ αἴ more δάσμος ἴκχηται, 
σοὶ τὸ γέρας πόλυ μέζον, ἔγω δ᾽ ὄλιγον τε φίλον τὲ 
160 ἔρχομ᾽ ἔχων ἐπὶ νᾶας, ἐπεί κε κάμω πολεμίζων. 
γῦν δ᾽ εἶμι Φϑίανδε, ἐπεὶ πτόλυ φέρτερόν ἐστι 
οίχαδ᾽ ἔμεν σὺν ναῦσι χορώνισι, οὐδέ σ᾽ ὀΐω 170 
ἔνϑαδ᾽ ἄτιμος ἔων ἄφενος καὶ πλοῦτον Tapvssw.“ 
τὸν δ᾽ ἀμείβετ᾽ ἔπειτα Favas ἄνδρων Ayausuvov' 
165 " φεῦγε μάλ᾽, αἴ τοι ϑῦμος ἐπέσσυται, οὐδέ σ᾽ ἔγω γε 
λίσσομαι ἔννεχ᾽ ἔμειο μένην" παρ᾽ ἔμοι γε καὶ ἄλλοι, 


οἴ χέ με τιμάσοισι, μάλιστα δὲ μητίετα Ζεῦς. 11, 
ἔχϑιστος δέ μοι ἐσσὶ διοτρεφέων βασιλήων" 
αἴει γάρ τοι ἔρις τὲ φίλα πόλεμοί ve μάχαι Te. 177 


170 ΠΙυρμιδόνεσσι Βάνασσε" σέϑεν δ᾽ ἔγω οὐχ ἀλεγίζω 180 
οὐδ᾽ ὄϑομαι χοτέοντος. ἀπελλήσω δέ τοι ὧδε" 
ὡς ἔμ᾽ ἀπαγρέεται Χρυσήϊζδα Φοῖβος “Δπόλλων, 
τὰν μὲν ἔγω σὺν νᾶϊΐ τ᾽ ἔμαι καὶ ἔμοισ᾽ ἑτάροισι 
σπέμψω, ἔγω δέ χ᾽ ἄγω Βρησήϊξδα χαλλιπάρανον 

175 αὖτος ἴων χλισίανδε, τέον γέρας, ὄφρ᾽ Eu Feldeug 18ὅ 
ὄσσον φέρτερός ἐμμε σέϑεν, στυγέηι δὲ καὶ ἄλλος 


A 178. 179 5. S. 214. 


152 μετατρέπε᾽ : van Leeuwen Mnemos. 1886, 343; μετατρέσηε 158 a: 
nv 160 Zrsı κε: Aristarch; ἐστὴν κεκάμω die Handschr. 161 Φϑέανδε, ἐπεὶ: 
Nauck (zu 148) mit Drakon Heoi μέτρων 90, 24; Φϑιηνδ΄, ἐπεὶ ἢ 162 σ᾽: 
οἷ. 6. 00.“ Bekker und so schon Schol. Townl zu Z 165 ὅς μ᾽: ἀντὲ τοῦ μοι, ὡς 
οὐδέ σ᾽ din... Vgl. Cobet Misc. erit. 345f., van Leeuwen Mnemos. 1885, 190 
167 τιμάσοισε: τεμήσουσε (nicht -σωσε; die Form ist alter Conjunctiv Aor.) 
174 Bonorida: Fick Beitr. VII 151 nach Ins. II no. 4782 Jıovöon βρησαγέν[η]; 
«Βρισηΐδα 175 τέον: nach Payne Knight; τὸ σὸν. — Feideıs: W. Schulze 
ΚΖ XXIX 251, feöönıs Fick; εἐδῆις die Hss., s2ön:ıs Tyrannio nach Schol. Ven. 
A zu a 174: τὸ εἰδῶ Τυραννέων μὲν βαρύνει, Aplorapyos δὲ περισπᾶι. 


9 


Die Erscheinung der Athena. 279 


Fio00ov ἔμοι φάσϑαι nal ὁμοιωϑήμεναι dvrav.“ A 
ὧς φάτο᾽ Πηλεΐωνι δ᾽ ἄχος γένετ᾽, ἐν δέ ἔοι ἦτορ 
στήϑεσσιν λασίοισι διόνδιχα μερμήριξε, 
180 7’ ὄ γε φάσγανον ὄξυ Fegvoodusvog παρὰ μήρω 190 
τοὶς μὲν ὀναστάσειε, ὃ δ᾽ ᾿Ατρεΐδαν ἐναρίζοι, 
ἠὲ χόλον παύσεις ἐρατύσειέ τε ϑῦμον. 
ἄος ὃ ταῦτ᾽ ὥρμαινε κατὰ φρένα χαὶ χατὰ ϑῦμον, 
ἤλχετο δ᾽ ἐκ χολέοιο μέγα ξίφος, ἦλϑε δ᾽ ᾿“ϑάνα 
186 ὀρράνοϑεν" πρὸ γὰρ ἦχε ϑέα λευχώλενος Ἤρα, 195 
ἄμφω ὄμως ϑύμωι φιλέοισά Te χαδομένα τε. 
στᾶ δ᾽ ὄπιϑεν, ξάνϑας δὲ κόμας ἔλε Πηλεΐωνα, 
oiwı φαινομένα' τῶν δ᾽ ἄλλων οὔ τις ὄρητο. 
ϑάμβησεν δ᾽ ᾿Αχίλευς, μετὰ δ᾽ ἐτράπετ᾽ " αὔτικα δ᾽ ἔγνω 
190 Πάλλαδ᾽ ᾿“ϑαναίαν" ὁξείνω δέ ἔοι 600’ ἐφάενϑεν" 200 
χαέ μὲν φωγήσαις ξέπεα πτερόεντα προσαύδα" 
”zinee’ αὖτ᾽, αἰγιόχοιο Δίος τέκος, ἐλήλουθας ;““ 202 
τὸν δ᾽ αὖτε ng00EFeıne ϑέα γλαύχωτεις ᾿ϑάνα" 206 
ἦλθον ἔγω παύσοισα τέον μένος, al ne τείϑηαι, 
196 ὀρράνοϑεν" πρὸ δέ u’ ἦχε ϑέα λευχώλενος Ἤρα, 
ἄμφω ὄμως ϑύμωι φιλέοισά τε καδομένα τε. 
ἀλλ᾽ ἄγε, λῆγ᾽ ἔριδος, μηδὲ ξίφος ἔλκεο χέρρι᾽ 210 
ἀλλ᾽ ἦ τοι ξέπεσιν μὲν ὀνείδισον, ὠς ἔσεταί weg.“ 211 
τὰν δ᾽ ἀπαμειβόμενος προσέφα πόδας ὦχυς ᾿Αχέίλλευς " 210 
200 ᾿χρῆ μὲν σφωΐτερόν γε, ϑέα, βέπος ἐρύσσασϑαι, 
χαὶ μάλα περ ϑύμωι χεχολώμενον" ὧς γὰρ ἄμεινον. 
ὅς χε ϑέοισ᾽ ἐπιπείϑηται, μάλα τ᾽ ἔκλυον αὔτω “ἢ 
ἦ, καὶ ἐπ᾿ ἀργυρίαι κώτται σχέϑε χέρρα βάρειαν, 
ἄψ δ᾽ εἰς κόλλεον ὦσε μέγα ξίφος, οὐδ᾽ ἀπίϑησε 220 


A 203—205 und 212---214 5, 2141. 


179 κερκήρεζε; nach L und anderen; μερμήριξεν die übrigen 182 ἐρα- 
τύσειδ: angesetzt nach der kyprischen Glosse ἐράτοϑεν" dvenavoa[v]ro Hes. 
188 donro: ὅρῆτο C und Zenodot; do@ro die übrigen. Zu 50 194 τέο»: τεόν 
Eust., Payne Knight; τὸ σὸν 200 Ἐἐρύσσασϑαι: εἰρύσσασϑαε die geringeren 
Hss., εἰἐρύσασϑαει ACDL. In εἰἐρύσσασϑαι wie in εἰἐρύσσαισϑε P 821, εἐρύσσαιτο 
Θ 143, π 459, εἰρύσσονται 3276 steht zı aus dem gleichen Grunde wie in εἐλήλου- 
da, in εἰρυόμεσϑα Φ 588 aus dem gleichen wie in eiagıwds. Dass ἐρύω “schützen, 
retten’ zu lat. servare gehört, hat Ahrens erkannt (Kl. Sch. I 545 ff.) 


280 Die Urilias. 


205 μύϑωι Adavalag' & δ᾽ Ὄλυμπόνδ᾽ ἐβεβάχη A 

δῶμ᾽ εἰς αἰγιόχοιο Alog μετὰ δαίμονας ἄλλοις. 

Πηληΐδας δ᾽ ἔξαυτις ἀταρτάροισι Βέπεσσι 

᾿Ατρεΐδαν προσέξειττε, καὶ οὔ πτω λῆγε χόλοιο" 

"Fowößagss, κύνος ὄτεττατ᾽ ἔχων, χραδίαν δ᾽ ἐλάφοιο, 225 
210 οὔτε ποτ᾽ εἰς πόλεμον ἄμα λάοιο᾽ ὀρμάϑημεν 

οὔτε λόχονδ᾽ ἔμεναι σὺν ἀριστήεσσιν ᾿Αχαίων 

τέτλαχας ϑύμωι" τὸ δέ τοι χᾶρ Felderaı ἔμμεν. 

ἦ πόλυ λώϊόν ἐστι κατὰ στράτον εὖρυν ᾿χαίων 

δῶρ᾽ ἀπυάγρησϑαι, ὅς τις σέϑεν ἄντια Felnmı. 230 
215 δαμόβορος βασίλευς, ἐττεὶ οὐτιδάνοισι Favaooeıg' 

ἦ γάρ x’, ᾿4τρεΐδα, νῦν ὕστατα λωβάσαιο. 

ἀλλ᾽ ἔκ τοι βερέω, χαὶ ἐπὶ μέγαν ὄρχον ὄμωμαι" 

γαὶ μὰ τόδε σχᾶπτρον, τὸ μὲν οὔ ποτε φύλλα χαὶ ὄζοις 

φύσει, ἐπεὶ δὴ πρῶτα τόμαν ἐν ὄρεσσι λέλοιτιε, 235 
220 οὐδ᾽ ὀναϑαλήσει" περὶ γάρ da Fe χάλκος ἔλεψε 

φύλλα τε nal φλοῖον" νῦν αὖτέ μιν υἷες ᾿χαίων 

ἐν παλάμαι φορέοισι δικάσπολοι, ol τε ϑέμιστας . 

πρὸς Aiog ἐρρύαται" ὃ δέ τοι μέγας ἔσσεται ὄρχος" 

ἦ nor’ ᾿Αχίλληος πόϑα ἔξεται υἷας ᾿“χαίων 240 
225 σύμπαντας" τότε δ᾽ οὐ τι δυνάσεαι ἀχνύμενός reg 

χραίσμεμεν, εὖτέ κε πιόλλοι br’ Ἔχτορος ἀνδροφόνοιο 

ϑναίσχοντες πίπτωισι" σὺ δ᾽ ἔνδοϑι ϑῦμον ἀμύξεις 

χωόμενος, ὄ τ᾽ ἄριστον Ayalwv οὔ τι ἔτεισας 

ὧς φάτο Πηλεΐδας, ποτὶ δὲ σχᾶτετρον βάλε γαίαι δ᾽ 

280 χρύσιοισιν Βάλλοισι πεπάρμενον, ἔζετο δ᾽ αὗτος" ' 

Arosidag δ᾽ ἐτέρωϑεν &uavıe. τοῖσι δὲ Νέστωρ᾽ 

Ἐαδυξέπης ὀνόρουσε, λίγυς Πυλίων ἀγοράτας, 

TO καὶ ἀπὺ γλώσσας μέλιτος γλυχέων ῥέεν αὔδα. 

τῶι δ᾽ ἤδη δύο μὲν γένεαι μερόττων ἀνθρώπων 250 


210 λάοισ᾽ ὀρμάϑημεν: λαῶε ϑωρηχϑῆναε S. 84. S. 215. 


206 δῶμ᾽ eis: Fick. Π. 544; δώματ᾽ ἐς 210 κ᾽: ἄν 222 παλάμαε: 
nach Nauck; παλάκαις. Wegen des Singulars vgl. ν 78 ἀνερρέπτουν ἅλα πηδῶε 
226 χραέσκεμεν: nach Nauck Möl. II 418; youousw. — εὖτέ κε: εὖτ᾽ ἂν 
228 οὔ τε: Cobet Mise. cerit. 275; οὐδὲν. --- ἔτεισας: ἔτεσας die Hss. und W. Schulze 
Qu. ep. 355; aber THZIMENEEZ in Thespiai (IGS 1 no. 1888 bs) weist die gleiche 
Vocalisation wie att. Τεισιμένης auf. 


Der Versöhnungsversuch des Nestor. 281 


235 ἐφϑίατ᾽, ol ἔοι πρόσϑεν du’ ἔτραφον ἠδ᾽ ἐγένοντο A 

ἐν Πύλωι ἀγαϑέαι, μετὰ δὲ τριτάτοισ᾽ ἐξάνασσε. 

ὄὅ σφιν ἔῦ φρονέων ἀγοράσατο χαὶ μετέξειτιε" 

"ὦ πόποι, ἦ μέγα πένϑος Ayalıda γαῖαν ἐχάννει. 

ἢ xev γαϑήσαι Πρίαμος Πριάμοιο re παῖδες, 255 
240 ἄλλοι τε Τρῶες μέγα χεν χεχαροίατο ϑύμωι, 

ai σφῶϊν τάδε πάντα πυϑοίατο μαρναμένοιιν, 

ob περὶ μὲν βόλλαν Ζανάων, περὶ δ᾽ ἐστὲ μάχεσϑαι. 

ἀλλὰ πίϑεσϑ᾽ " ἄμφω δὲ νεωτέρω ἐστὸν ἔμειο. 259 


| τὸν δ᾽ ἀπαμειβόμενος προσέφα χρεΐων Ayausuvov 285 
| 245 "γαὶ δὴ ταῦτά γε τιάντα, γέρον, χατὰ μοῖραν ἔξειπες. 
᾿ς ἀλλ᾽ 66’ ἄνηρ ἐθέλει περὶ πάντων ἔμμεναι ἄλλων, 
πάντων μὲν χρατέην ἐθέλει, παῖσιν δὲ Favdoonv, 
παῖσι δὲ σαμαίνην, ἄ τιν᾽ οὐ πείσεσϑαι ὀΐω. 
al δέ μιν αἰχμάταν ἔϑεσαν ϑέοι alev ἔοντες, 290 
250 τώνεχά ἔοι ἵπροϑέουσιν ὀνείδεα μυϑήσασϑαι ;“ 
; τὸν δ᾽ do ὑποβλήδαν ἀμείβετο δῖος ᾿Αχίλλευς " 
| ἢ γάρ χε ὁξέελός τε καὶ οὐτίδανος καλεοίμαν, 
αἱ σοὶ ττᾶν έργον ὑποξείξομαι, ὄττι χε Βείπηις. 
ἄλλοισιν δὴ ταῦτ᾽ ἐπιτέλλεο, μὴ γὰρ ἔμοι γε. 295 
255 ἄλλο δέ τοι ξερέω, σὺ δ᾽ ἐνὶ φράσι βάλλεο σᾶισι" 297 
χέρσι μὲν οὔ τοι ἔγω γε μαχήσομαι ἔννεχα κόρρας, 
οὔτε σοὶ οὔτε τιωι ἄλλωι, ἐπεὶ u’ ἀπέλεσϑέ Fe δόντες. 
τῶν δ᾽ ἄλλων ἄ μοι ἔστι ϑόαι παρὰ νᾶϊ μελαίναι, 800 
τῶν οὔ χέν τι φέροις ὀνέλων ἀξέχοντος ἔμειο. 
260 εἶ δ᾽ ἄγε μάν, πέρρασαι, ἔνα γνώοισι χαὶ οἴδε᾽ 
αἶψά τοι αἷμα χέλαινον ἐρωήσει περὶ δόρρι.“ 
ὧς τώ γ᾽ ἀντιβίοισι μαχεσσαμένω εττέεσσι 
ὀνστάταν, λῦσαν δ᾽ ἀγόραν παρὰ ναῦσιν Ayalwv. 305 
Πηλεΐδας μὲν ἐττὶ χλισίαις χαὶ νᾶας ἐΐσσαις 
A 260—284 8. 215. 296: ἀϑετεῖται Schol., S. 215. 


235 ἔτραφον; rodpov Buttmann Ausf. Sprachl. II 241; τράφεν 245 ἔξει- 
res: Beınas LS Laud. Mose. 1. 2; zu 99 252 διξέελος : nach W. Schulze Qu. ep. 
244; δειλός 258 σοὶ πᾶν “έργον ünoFfelfouaı: nach Payne Knight; δὴ σοὲ πᾶν 
ἔργον ὑπείξοκας 256 καχήσομαι: zu 145 257 rumı: Fick Beitr. XXL 81; τωε. 
fe: van Leeuwen Mnemos. 1885, 200 259 οὔ κέν: οὐκ ἄν. 


282 Die Urilias. 


265 ἤιδε σύν re Mevoırıadar καὶ Foio’ Eragouoı A 
Arosidag δ᾽ ἄρα νᾶα ϑόαν ἄλαδε προξέρυσσε, 
εἰς δ᾽ ἐρέταις ἔχριννε ἐείκοσι, εἰς δ᾽ ἐχατόμβαν 
βᾶσε ϑέωι, ὀνὰ δὲ Χρυσήϊδα καλλιπάραυον 810 
ἦσσεν ἄγων᾽ ἐν δ᾽ ἄρχος ἔβα πολύμητις Ὀδύσσευς. 
270 οἱ μὲν ἔπειτ᾽ ὀνάβαντες ἐπέπλεον ὕγρα κέλευϑα, 
λάοις δ᾽ Arosidag ἀπολυμαίνεσϑαι ἄνωγε. 
ot δ᾽ ἀπελυμαίνοντο χαὶ εἰς ἄλα λύματ᾽ ἔβαλλον, 
Ἐέρδον ὃδ' Anöhkwyı τεληέσσαις ἐκατόμβαις 315 
ταύρων ἠδ᾽ αἴγων παρὰ ϑίνν᾽ ἄλος ἀτρυγέτοιο" 
275 xviooa δ᾽ ὄρρανον ἶχε ξελισσομένα περὶ χάπνωι. 
ὧς οἱ μὲν τὰ πένοντο κατὰ στράτον᾽ οὐδ᾽ Ayausuvwv 
Any’ ἔριδος, τὰν πρῶτον ἐπαπέλλησ᾽ ᾿Αχίληϊ, 
ἀλλ᾽ ὄ γε Ταλθύβιόν τε χαὶ Εὐρυβάταν προσέξειτεξ, 820 
τώ ἔοι ἔσαν κάρυχε χαὶ ὀτράρω ϑεράττοντε᾽ 
280 ” ἔρχεσϑον χλισίαν Πηληιάδα᾽ ᾿άχέληος, 
χέρρος ἔλοντ᾽ ἄγεμεν Bononida χαλλιπάραυονγ᾽ 
αἱ δέ κε μὴ δώησι, ἔγω δέ χεν αὖτος ἔλωμαι 
ἔλθων σὺν πλεόνεσσι" τό ἔοι χαὶ ῥίγιον ἔσται." 325 
ὥὧς Feinwv segoin, κράτερον δ᾽ ἐπὶ μῦϑον ἔτελλδε. 
285 τὼ δ᾽ ἀξέχοντ᾽ ἐβάταν παρὰ ϑίνν᾽ ἄλος ἀτρυγέτοιο, 
Ἱπυρμιδόνων δ᾽ ἐπί ve χλισίαις χαὶ νᾶας ἰχέσϑαν. 
τὸν δ᾽ ηὖρον παρά τε χλισίαι χαὶ νᾶϊ μελαίναι 
ἤμμενον᾽ οὐδ᾽ ἄρα τώ γε Fidwv γάϑησεν ᾿Αχίλλευς. 880 
τὼ μὲν ταρβήσαντε χαὶ αἰδομένω βασίληα 
290 orarav, οὐδέ τί μιν προσεφώνεον οὐδ᾽ ἐρέοντο" 
αὐτὰρ ὃ ἔγνω βαῖσι Evi φράσι φώνησέν Te’ 
"χαίρετε, χάρυχες, Διὸς ἄγγελοι ἠδὲ καὶ ἄνδρων" 
ἄσσον ἔτ᾽" οὔ τέ μοι ὕμμες Ercalrıoı, ἀλλ᾽ ᾿4γαμέμνων, 3835 
ὃ σφῶϊ προΐη Βρησήξδος Evvera χόρρας. 
295 ἀλλ᾽ ἄγε, διόγενες Πατρόχλεες, ἔξαγε κόρραν 
καί Opwiv δὸς ἄγην. τὼ δ᾽ aurw μάρτυροι ἔστων 
πρός TE ϑέων μαχάρων πρός τὲ ϑνάτων ἀνϑρώπων 


265 Zıse: Wackernagel (zu 41); te 273 feodov: anlautendes / wird 
bewiesen durch die Form ὄἔερδον bei Solon (Aristoteles Hohr. A9nv.12) 
281 Bononida: zu 174 282 δώησιε: so mit Ambr. 294 Benonıdos: 


zu 174. 


» 


Die Wegführung der Breseis. 283 


xal πρὸς τῶ βασίληος ἀπάνεος, al ποτε δ᾽ αὖτε: AM 
χρήω ἔμειο γένηται ἀξείχεα λοῖγον ἄμυνναι 

800 τοῖσ᾽ ἄλλοισ᾽" ἦ γὰρ ὄ γ᾽ ὀλοίαισι φράσει ϑυίει, 
οὐδέ τι Foide νόησαι ἄμα πρόσσω χαὶ ὀπίσσω, 
ὄππως ἔοι παρὰ ναῦσι σάοι μαχέονται ἴάχαιοι "ἡ 

ὧς paro' Πάτροχλος δὲ φίλωι ἐπετιείϑετ᾽ ἐταίρωι, 345 
ἐχ δ᾽ ἄγαγε χλισίας Βρησήϊδα καλλιπτάραυον, 

305 δῶχε δ᾽ ἄγην. τὼ δ᾽ αὖτις Irav παρὰ νᾶας ᾿αἰχαίων. 

& δ᾽ ἀξέχοισ᾽ ἄμα τοῖσι γύνα χίε. αὐτὰρ ᾿Αχίλλευς 
δαχρύσαις ἐτάρων ἄφαρ ἔζετο νόσφι λιάσϑεις 

ϑίνν᾽ ἐπ᾽ ἄλος πολίας, ὀρέων ἐτε᾽ ἀπέρρονα τόντον᾽ 30 
πόλλα δὲ μᾶτρι φίλαι ἀρράσατο χέρρας ὀρέγνυς" 

310 “μᾶτερ, ἐπτεί u’ ἔτεχές γε μινυνϑάδιόν περ ἔοντα, 
τίμαν πέρ μοι ὄφελλε Ὀλύμπιος ἐγγυάλιξαι 
Ζεῦς ὑψιβρεμέτας" νῦν δ᾽ οὐδέ μὲ τύτϑον ἔτεισε. 

ἦ γάρ μ᾽ "Argeidag εὖρυ χρεΐων ᾿4“γαμέμνων 355 
ἀτίμασσεν᾽ ἔλων γὰρ ἔχει γέρας, aörog drrovgaug.“ 

315 ὥὧς φάτο δάχρυ χέων᾽ τῶ δ᾽ ἔκλυες πότνια μάτηρ 
ἠμμένα ἐν βένϑεσσιν ἄλος παρὰ πάτρι Τέροντι. 
χαρπαλίμως δ᾽ ὀνέδυ πολίας ἄλος ἤῦτ᾽ ὀμίχλα, 
χαΐί da πάροιϑ᾽ αὔτοιο χατέζετο δάχρυ χέοντος, 360 
χέρρι τέ μὲν κατέξερξε, Βέπτος τ᾽ ἔφατ᾽ ἔκ τ᾽ ὀνόμαζε" 

820 ” 1&4vov, τί χλαίεις; τέ δέ σε φρένας ἴχετο πένϑος; 
ἐξαύδα, μὴ χεῦϑε νόωι, ἔνα Feidouev ἄμφω "ἡ 

τὰν δὲ βάρυ στενάχων προσέφα πόδας ὦχυς Aylkhevg' 


᾿ Ῥοῖσϑα᾽ τί ἦ τοι ταῦτα Fidviaı πάντ᾽ ἀγορεύω; 365 

ἀλλὰ σύ, αἱ δύνασαί γε, ττερίσχεο παῖδος ἔηος" 898 
325 ἔλϑοισ᾽ Ὄλυμπόνδε Δία λίσαι, αἴ ποτε δή τι 

ἢ Fine’ ὠνάσας χραδίαν Δίος ἠέ τι Feoywı. 395 


A 366—392 und 396—406 S. 215. 


299 χρήω: χρειώ vgl. Wackernagel KZ XXVIL 264 300 ϑυώε: Fick; 
ϑύει 302 σάοι: Payne Knight, Fick (zu 110) — καχέονται: Thiersch Gr. 


Gr. ὃ 347 (8. Pl. Ἐπ): #ay&owro 304 Bonorida: zu 174 308 ὀρέων: 
so wegen ὄρητο 50. 188, ὅρηαε 8 343; ὁρόων. — ἀπέρρονα: ἀπεέρονα Aristarch, 
οἴνοπα die Hss. 312 ἔτεισε: zu 228 314 ἀτέμασσον: Nauck (zu 87); 


ἠτίμησεν 5819 κατέξερξε: Leo Meyer KZXV 11; κατέρεξε 323 ταῦτα Fuövlaı: 
nach Ahrens Kl. Sch. I 95; ταῦτ᾽ εἰδυίΐε 326 Fine’: ἔπει. 


284 Die Urilias. 


τῶν νῦν μιν μνάσαισα παρέζεο καὶ λάβε γόννων, A 401 
αἴ χέν πως ἐθϑέλησι ἐπὶ Τρώεσσιν ἄρηξαι, 
τοὶς δὲ χατὰ πρύμναις τὸ nal ἀμφ᾽ ἄλα Feloaı Ayaloıs 

330 χτεγνομέγνοις, Iva πάντες ἐπαύρωνται βασίληος, 410 
γνώει δ᾽ ᾿Ζτρεΐδας edgv χρεΐων ᾿4γαμέμνων 
Ἐὰν ἀάταν, ὄ τ᾽ ἄριστον Ayalwv οὔ τι ἔτεισε " 

τὸν δ᾽ ἀμείβετ᾽ ἔπειτα Θέτις χατὰ δάχρυ χέοισα᾽ 

>” ὦ μοι, τέχνον ἔμον, τί νύ σ᾽ ἔτρεφον αἶνα τέχοισα; 

335 αἴϑ᾽ ὄφελες παρὰ ναῦσι ἀδάχρυτος χαὶ ἀπήμων 415 
ἦσϑαι, ἐπεί νύ τοι αἶσα μίνυνϑά περ, οὔ τε μάλα ÖFav. 
γῦν δ᾽ ἄμα τ᾽ ὠχύμορος xal ὀΐζυρος περὶ πάντων 
ἔπλεο᾽ τῶ σε χάκαι αἴσαι τέχον ἐν μεγάροισι. 
τοῦτο δέ τοι ξερέοισα έτος 4 τερπιχεραύνων 

340 εἶμ᾽ αὔτα πρὸς Ὄλυμπον ἀγάννιφον, αἴ ne πέίϑηται. 420 
ἀλλὰ σὺ μὲν νῦν ναῦσι σπταρήμμενος ὠχυπόροισι 
udvı ᾿ἀχαίοισιν, πολέμω δ᾽ ἀπυπαύεο πάμπαν." 

ὧς ἄρα φωνήσαισ᾽ ἀπεβάσετο, τὸν δ᾽ ἔλιτε᾽ αὕτω, 
χωόμενον χατὰ ϑῦμον ἐὐξζώννοιο γύναικος, 

846 ἀερία δ᾽ ὀνέβα μέγαν ὄρρανον Ὄλυμπόν τε, 
nögev δ᾽ εὐρύοπα Κρονίδαν ἄτερ ἤμμενον ἄλλων 


ΞΘ Β δ Β 


ἀχροτάται χορύφαι πολυδέρραδος Ὀλύμποιο. 


Ξ 


al da πάροιϑ᾽ αὕτοιο χατέζετο χαὶ λάβε γόννων 
σχαίαι, δεξιτέραι δὲ ün’ ἀνϑερέωνος ἔλοισα 

350 λισσομένα πιροσέξειτεξς Aia Κρονίωνα ξαναχτα" 
"Ζεῦ πάτερ, al ποτε δή 08 μετ᾽ ἀϑανάτοισιν ὄνασα 
ἢ βέπε᾽ ἢ Feoywı, τόδε μοι χράανγον ἐέλδωρ᾽ 
τίμασον σύ μοι υἷον, ὃς ὠχυμορώτατος ἄλλων 505 
Ercher’" ἀτάρ μιν νῦν γε Favas ἄνδρων Ayausurov 

355 ἀτίμασσεν" ἔλων γὰρ ἔχει γέρας, αὖὗτος ἀπούραις. 
ἀλλὰ σύ πέρ μιν τεῖσον, Ὀλύμπιε μητίετα Ζεῦ" 
τόφρα δ᾽ ἐπὶ Τρώεσσι τίϑη χρέτος, ὄφρα κ᾿ Ayaoı 


A 423—427 und 430—496: 8. 216. 


331 γνώεε δ᾽: γνώῃ δ᾽ van Leeuwen; γνῶε δὲ καὶ 332 ἀάταν : nach 
 Dawes Mise. erit.* 321f.; ἄτην. --- οὔ τι: Cobet (zu 228); οὐδὲν --- ἔτεισε: zu 228 

338 τῶ: vgl. La Roche Η. Τ. 888 849 δὲ: Nauck M&l. IV 611 mit Eust.; δ᾽ ἄρ᾽ 
AD, δ᾽ αὖ. 352fene’: ἔπεε 353 σύ μοι: Ameis; wor 355 ἀτέμασσεν: nach 
Nauck (zu 87); ἠτέμησεν 356 τεῖσον, 358 τεέσοισε: zu 228. 357 ὄφρα x’: ὄφρ᾽ ἄν. 


Die Bitte der Thetis. 285 


vlov ἔμον τείσοισι ὀφέλλωισίν ve Fe τίμαι ἡ A 510 
ὧς φάτο᾽ τὰν δ᾽ οὔ τι προσέφα νεφελαγέρετα Zeug, 
860 ἀλλ᾽ ἀχέων δξὰν ἦστο. Θέτις δ᾽ ὠς ἄψατο γόννων, 
ὧς ἔχετ᾽ ἐμπεφύυια, καὶ ἤρρετο δεύτερον αὖτις" 
ὄγάμερτες μὲν δή μοι ὑπόσχεο χαὶ κατάνευσον, 
ἢ ἀπόξειπι᾽, ἐπεὶ οὔ τοι ἔπε δέος, ὄφρ᾽ Li Feidw, 515 
60009 ἔγω μετὰ παῖσι ἀτιμοτάτα ϑέος ἐμμίέ "ἡ 
365 τὰν δὲ μέγ᾽ ὀχϑήσαις προσέφα νεφελαγέρετα Ζεῦς᾽ 517 


ἦ, χαὶ χυανίαισι ἐπ᾿ ὄφρυσι νεῦσε Κρονίων" 528 
ἀμβρόσιαι δ᾽ ἄρα χαῖται ἐπερρώσαντο ξάναχτος 
χρᾶτος ἀπ᾽ ἀϑανάτοιο᾽ μέγαν δ᾽ ἐλέλιξεν Ὄλυμπον. ὅ80 
τώ γ᾽ ὦς βολλεύσαντε διέτμαγεν" & μὲν ἔπειτα 


370 eis ἄλαδ᾽ ἄλτο βάϑειαν dire’ αἰγλάεντος Ὀλύμπω, 532 
Zeüg δὲ πρὸς λέχος Nie’ Ὀλύμπιος ἀστεροπάτας, 609 
ἔνϑα πάρος χοίματ᾽, ὄτε uw γλύχυς ὕπνος ἰχάννοι. 610 

ἄλλοι μέν da ϑέοι τε χαὶ ἄνερες ἐπποχόρυσται B 


ηὖδον παννύχιοι, Aia δ᾽ οὐχ ἔχε ξάδυμος ὕπνος, 
375 ἀλλ᾽ ὄ γ᾽ ἐμερμήριζε κατὰ φρένα, ὡς Aylima 
τιμάσει, ὀλέσει δὲ πιόλυς ἐπὶ ναῦσιν Ayalwv. 
ἄδε δέ ἔοι χατὰ ϑῦμον ἀρίστα φαίνετο βόλλα" 5 
πέμψαι Er Arosidaı Ayauuvovı ὄλλον ὄνοιρονγ᾽ 
zal μὲν φωνήσαις Feen πτερόεντα τιροσαύδα᾽" 
380 ” βάσχ᾽ ἴϑι, ὄλλος ὄνοιρε᾽ ϑόαις ἐπὶ νᾶας Ayalov 
ἔλθων εἰς χλισίαν "Ayausuvovog Argeidao 
στάντα μάλ᾽ ἀτρεχέως ἀγορεύεμεν, ὡς ἐπιτέλλω. 10 


Ueber den Inhalt der hinter 365 bezeichneten Lücke 8. 256. 
A 533—608: S. 216f. A 611: S. 218. 


363 feddw: Fick (zu 175); εἰδῶ 370 ἄλαδ᾽ : Bentley nach κ 861 eis 


ἅλαδε προρέουσιν; ἅλα 371 πρὸς λέχος: Bentley; πρὸς ὅν. Also positio debilis 
im ersten Fusse. — ἤεε᾽ : Wackernagel (zu 41); fie. 374 fdövuos: nach der 


von Buttmann Lexil. I 179ff. zu Ehren gebrachten epischen Variante ἥδυμος; 
νήδυμος die Hds. Als Eigenname ist das Adjectivum mehrfach nachzuweisen, 
so auch in Kyme: BCH XIH 561 no. 2 376 πόλυς: πολῦς Zenod., πολέας die 
Hds. 378 ὄλλον: Fick 1], 79; οὖλον 380 ὄλλος: oölos Naber Quaest. hom. 136; 
oöhe. ὄνοιρε' ϑόαις : interpungirt nach Cauer (vgl. 2 144). 


286 


385 


390 


395 


400 


405 


410 


Die Urilias. 


κόσμιησαί Fe κέλευε χάρα noudovras Ayaloıs 
navovdiaı‘ νῦν γάρ χεν ἔλοι πόλιν εὐρυάγυιαν 
Τρώων" οὐ γὰρ ἔτ᾽ ἄμφις Ὀλύμπια δώματ᾽ ἔχοντες 
ἀϑάνατοι φράζονται" ἐπέγναμψεν γὰρ ἄπαντας 
ἬΡρα λισσομένα, Τρώεσσι δὲ χάδε᾽ ἔπαπται" 


15 


ὥς par’, ἔβα δ᾽ ἄρ᾽ ὄνοιρος, ἐπεὶ τὸν μῦϑον dxovoe. 


καρπαλίμως δ᾽ ἴχαννε ϑόαις ἐπὶ νᾶας ᾿Δχαίων, 


βᾶ δ᾽ do’ ἐπ᾽ ᾿ΑἸτρεΐδαν Ayauduvova‘ τὸν δ᾽ ἐχίχαννε 


εὔδοντ᾽ ἐν χλισίαι, περὶ δ᾽ ἀμβρόσιος χέχυτ᾽ ὕπνος. 
στᾶ δ᾽ ἄρ᾽ ὑπὲρ χεφάλας καί μιν πρὸς μῦϑον ἔξειπε" 

᾿εὔδεις, Argeog υἷε δαΐφρονος ἐπποδάμοιο; 
οὐ χρῆ παγγύχιον δὔδην βολλάφορον ἄνδρα, 
ὧι λᾶοί τ᾽ ἐπιτετράφαται χαὶ τόσσα μέμηλε. 
γῦν δ᾽ ἔμεϑεν σύνες ὦχα᾽ Φίος τέ τοι ἄγγελός ἐμμε, 
ὅς 08’ ἄνευϑεν ἔων μέγα χάδεται ἠδ᾽ ἐλεαίρει. 
κόσμησαί σ᾽ ἐχέλευσε κάρα χομάοντας ᾿Αχαίοις 
πανσυδίαι᾽ νῦν γάρ χεν ἔλοις πόλιν εὐρυαγυιαν 
Τρώων" οὐ γὰρ ἔτ᾽ ἄμφις Ὀλύμπια δώματ᾽ ἔχοντες 
ἀϑάνατοι φραζονται" ἐττέγναμψεν γὰρ ἄτταντας 
Ἤρα λισσομένα, Τρώεσσι δὲ κάδε᾽ ἔπαπται "ἡ 

ὧς ἄρα φωνήσαις ἀπεβάσετο, τὸν δ᾽ ἔλιτε᾽ αὔτω 
τὰ φρονέοντ᾽ ὀνὰ ϑῦμον ἄ δ᾽ οὐ τελέεσϑαι ἔμελλον. 
φᾶ γὰρ 6 γ᾽ ἀγρήσην Πριάμω πόλιν duarı κήνωι, 
γήτειος, οὐδὲ τὰ Feide & ῥα Ζεῦς μήδετο Fegya' 
ϑήσην γὰρ ἔτ᾽ ἔμελλε ἐπε ἀλγεά τε στονάχαις TE 
Τρῶσί τε καὶ Δανάοισι διὰ χρατέραις ὑσμίναις. 
ἤγρετο δ᾽ ἐξ ὕπνω, ϑεΐα δέ μιν ἀμφέχυτ᾽ ὄμφα. 
ἔζετο δ᾽ ὀρϑώϑεις, μάλαχον δ᾽ ἐνέδυνε χίτωνα, 
χάλλον *ymyareov, περὶ δὲ μέγα βαλλετο φάρρος, 
πόσσι δ᾽ ὑπὸ λιπάροισι ἐδήσατο κάλλα πέδιλλα, 
ἀμφὶ δ᾽ ἄρ᾽ ὥμμοισιν βάλετο ξίφος ἀργυρόξαλλον, 


82 
35 


45 


383 und 398 »dounoat: Iwengal 8. 34. S. 217f. 


2Ffsıne nach 437. S. 318. 


B 


21. 22: 8, 218 33. 34: 8. 217. 


397 08’: σευ 


Cobet (Mise. erit. 298); ἤδη, ἤεδει 


411 φάρρος: zur Etymologie vgl. W. Schulze Qu. ep. 110. 


392 xal uw πρὸς uödor 


406 Feide’: nach Wackernagel (zu 63), Payne Knight und 
409 ϑεΐα: dreisilbig nach Nauck Möl. II 401f. 


415 


420 


425 


430 


435 


440 


Der Traum des Agamemnon. 


ἤλετο δὲ σχᾶπιτρον πατρώϊξον, ἄφϑιτον αἴει" 
σὺν τῶι ἔβα χατὰ νᾶας Ayalwv ἀσπιστάων. 
Αὔως μέν da ϑέα προσεβάσετο μάχρον Ὄλυμπον, 
Ζῆνι φάος βερέοισα xal ἄλλοισ᾽ ἀϑανάτοισι" 
αὐτὰρ ὃ χαρύχεσσι λιγυφϑόγγοισ᾽ ἐχέλευσε 
χαρύσσην ἀγόρανδε χάρα χομάοντας Ayaloıg“ 
οἱ μὲν ἐχάρυσσον, τοὶ δ᾽ ἀγέρροντο μάλ᾽ ὦχα. 
ἤῦτε βέϑνε᾽ ἴεισι μελισσάων ἀδινάων, 
πέτρας Ex γλαφύρας αἴει νέον ἐρχομενάων᾽ 
βότρυδον δὲ πέτονται ἐπ᾿ ἄνϑεσι ξεαρίνοισι" 
ὧς τῶν Βέϑνεα πόλλα νάων ἄπυ χαὶ χλισιάων 
ἀΐονος προττάροιϑε βαϑείας ἐστιχάοντο 
Εἰλλαδον εἰς dyögav' μετὰ δὲ σφίσι Ὄσσ᾽ ἐδεδάη 
ὀτρύννοισ᾽ ἔμεναι, Alog ἄγγελος" οἱ δ᾽ ἀγέροντο. 
τετράχη δ᾽ ἀγόρα, ὑπὸ δ᾽ ἐστεναχίζετο γαῖα 
λάων ἰζόντων, ὄμαδος δ᾽ ἔεν᾽ ἔννεα δέ σφε 
χάρυχες βοάοντες ἐράτυον, al nor’ durag 
σχοίατ᾽, ἀχούσειαν δὲ διοτρεφέων βασιλήων. 
σπούδαι δ᾽ ἔζετο λᾶος, ἐράτυϑεν δὲ χατ᾽ ἔδραις 
παυσάμενοι χλάγγας᾽ ὀνὰ δὲ κρεΐων ᾿“γαμέμνων 
ἔστα σχᾶπτρον ἔχων, μετὰ δ᾽ "Apyeloıcıv ἔξειπε" 
"ὦ φίλοι, ἤρωες Δάναοι, ϑεράποντες ’Agnog, 
χλῦτε, φίλοι" ϑέϊός μοι ἐνύπνιον ἦλϑεν ὄνοιρος, 


στᾶ δ᾽ ἄρ᾽ ὑπὲρ χεφάλας, nal μὲ πρὸς μῦϑον EFeime' 


εὔδεις, Argeog υἷε δαΐφρονος inmodauoıo; 

οὐ χρῆ παννύχιον εὔδην βολλάφορον ἀνδρα, 

ὧι λᾶοί 7’ ἐπιτετράφαται xal τόσσα μέμηλε. 

γῦν δ᾽ ἔμεϑεν σύνες ὦχα᾽ 4Δίος δέ τοι ἀγγελός ἐμμι, 
ὅς 08° ἄνευϑεν ἔων μέγα χάδεται ἠδ᾽ ἐλεαίρει. 
χόσμιησαί σ᾽ ἐχέλευσε χάρα χομάοντας "Ayaloıg 


281 


9 


65 


415 ἀσπιστάων: χαλκοχετώνων 3.218 421—449: 8. 219, 
os0w Efeıne nach Zenodots Lesungvon 714 5.219 448 κόσμησαέ: IopngalS.219 A.3. 


B 53—55. 57. 58: S. 218 90 8. 219. 101°—109: S. 219. 


434 μετὰ δ᾽ "Apyesl- 


421 fedve’ ἔεισι: Fick; ἔϑνεα εἶσι. Zu ἔεισε vgl. die ἐπέκλησις ’Ertaooa und 


die Glosse ἔεσσα" Badıkovoa 
op’ (überl. dr’ dop’) ἀπολλυμένοις σάως 
436 ϑέϊος : zu 409 442 08’: σευ. 


429 σφε: Fick; σφεας, σφας. Vgl. Alk. 73 öra 
430 ἐράτυον, 432 ἐράτυϑεν: zu 182 


288 Die Urilias. 


πανσυδίαι" νῦν γάρ χὲν ἔλοις σεόλιν εὐρυάγυιαν Β 
445 Τρώων" οὐ γὰρ ἔτ᾽ ἄμφις Ὀλύμπια δώματ᾽ ἔχοντες 
ἀϑάνατοι φράζονται᾽ ἐπέγναμψεν γὰρ ἄπαντας 


Ἤρα λισσομένα, Τρώεσσι δὲ κάδε᾽ ἔπατπται: 69 
ὡς Feinov ἀπέβα, Zus δὲ γλύχυς ὄτπενος ὄνηχξ. τι 
ἀλλ᾽ ἄγετ᾽, αἴ κέν πως κοσυσομεν υἷας Ayalwv. 72 
450 εὖ μέν τις δόρυ ϑαξάσϑω, Ei δ᾽ ἄσπιδα ϑέσϑω, 882 


εὖ δέ τις ἔπποισιν δεῖτονον δότω ὠχυπόδεσσι, 
εὖ δέ τις ἄρματος ἀμφὶ Flöwv πολέμοιο μεδέσϑω, 
ὥς χε παναμέριοι στυγέρωι χριννώμεϑ᾽ Apmi. 385 
οὐ γὰρ παυσώλα γε μετέσσεται, οὐδ᾽ ἢ βαῖον, 

455 al μὴ νύξ ἔλϑοισα διαχρινέει μένος ἄνδρων. 
ἐδρώσει μέν τευ τελάμων ἀμφὶ στήϑεσσι 
ἄσπιδος ἀμφιβρότας, περὶ δ᾽ ἔγχεϊ χέρρα χάμηται" 
ἰδρώσει δὲ TE’ Innos ἐύξοον ἄρμα τιταίνων. 890 
ὃν δέ χ᾽ ἔγων ἀπάνευϑε μάχας ἐϑέλοντα νοήσω 

460 μιμνάζην παρὰ ναῦσι χορώνισι, οὔ ἔοι ἔπειτα 
ἄρχιον. ἐσσέεται φύγεμεν κύνας ἠδ᾽ οἰώνοις “ἡ 

ὧς ἔφατ᾽, ᾿Αργέϊοι δὲ μέγα Fayov, ὠς ὅτε κῦμα 

ἄχται ἐπ᾽ ὑψήλαι, ὄτε κινήσει νότος ἔλθων, 395 
πρόβλητι σχοπέλωι᾽ τὸν δ᾽ οὔ ποτε χύματα helmweu 

465 παντοίων ἀνέμων, ὄτε χ᾽ ἔνϑ᾽ ἠ᾽ ἔνϑα γένωνται. 
ὄνσταντες δ᾽ ὀρέοντο χεδάσϑεντες κατὰ γνᾶας. 808 

τοὶς μὲν ἄρ᾽ ἀγέμονες διεχόσμεον ἔνϑα χαὶ ἔϑϑα 46 

ὑσμίνανδ᾽ ἔμεναι, μετὰ δὲ χρεΐων ᾿4γαμέμνων, 
Önmara καὶ χεφάλαν Βίχελος Ali τερπικεραύνωι, 

470 "Aoei δὲ ζώνναν, στέρνον δὲ Ποσειδάωνι. 
ἤϊτε βοῦς ἀγέλαφι μέγ᾽ ἔξοχος ἔτελετο πάντων 480 


448 ds “είπων ἀπέβη: ᾧχετ᾽ ἀποπτάμενος ὃ. 219 A.3. 449 κοσμήσομεν: 
ϑωρήξομεν 8.219 Α. 8. 460--466: 8.2198. 467 rois udv ἄρ᾽ : ὡς τοὺς 8. 230. 
467—483: ὅ. 220. 

B 13-86: 5. 218 399—475: 5. 219. 


454 οὐδ᾽ ἢ βαῖον: nach Bergk bei Ameis zu « 462; ἠβαιόν. Vgl. Schol. 
Ven. A οὗ μὲν τὸ πλῆρές φασι βαιόν, ol δὲ ἠβαιόν 456. 458 ἐδρώσεε: ohne 4, 
Wackernagel Verm. Beitr. 6 456 rev: die contrahirte Form deutet auf einen 
Fehler in der Ueberlieferung, der noch nicht gehoben ist. 458 re’: τευ. 
461 ἐσσέεταιε: Fick; ἐσσεῖται. — φύγεμεν : nach Leo Meyer Vgl. Gr. II 284; φυγέειν 
462 μέγα Fdyov: W. Schulze ΚΖ. XXIX 230ff:; μέγ᾽ ἔαχον. 465 ὄτε κ᾽: ὅτ᾽ ἂν. 


ey 


475 


480 


485 


490 


495 


Aufmarsch der beiden Heere. 


ταῦρος" ὃ γάρ re βόεσσι μεταπρέπει ἀγρομέναισι" 
τοῖον ἄρ᾽ ᾿“τρεΐδαν ϑῆχε Ζεῦς ἄματι κήνωι 
ἐχηιρέτεε᾽ ἐν πόλλοισι καὶ ἔξοχον ἠρώεσσι. 


οἱ δ᾽ ἄρ᾽ ἔσαν, ὡς αἴ τε πύρι χϑῶν παῖσα νέμοιτο" 


γαῖα δ᾽ ὑπεστεγάχιζε Alı ὧς τερτιικεραύνωι 
ἐρχομένοισ᾽" οἱ δ᾽ ὦχα διέπρασσον στεδίοιο. 
Τρῶσιν δ᾽ ἄγγελος ἦλϑε ποδάνεμος ἑὠχέα Εἴρις 
σίαρ Hios αἰγιόχοιο σὺν ἀγγελίαι ἀλεγένναι" 
ol δ᾽ ἀγόραις ἀγόρευον ἐπὶ Πριάμοιο ϑύραισι 
πάντες ὀμαγέρεες, ἠμὲν νέοι ἠδὲ γέροντες. 
ἄγχοϑι δ᾽ ἐσταμένα προσέφα πόδας Ἰὠχέα Εἴρις" 
”& γέρον, αἴει τοι μῦϑοι φίλοι ἄχριτοί εἰσι, 
ὥς ποτ᾽ ἐπ᾽ εἰρήνας᾽ πόλεμος δ᾽ ἀλίαστος ὄρωρε. 
N μὲν δὴ μάλα πόλλα μάχαις εἰσήλυϑον ἄνδρων, 
ἀλλ᾽ οὔ πω τοίονδε τόσονδε τε λᾶον ὄπωπα" 
λίαν γὰρ φύλλοισι FeFotxores ἢ ψαμάϑοισι 
ἔρχονται πεδίοιο μαχησόμενοι προτὶ Faorv.“ 
ὧς ἔφατ᾽- Ἔχτωρ δ᾽ οὔ τι ϑέας Βέπος ἀγνόησε. 
αἶψα δ᾽ ἔλυσ᾽ ἀγόραν᾽ ἐπὶ τεύχεα δ᾽ ἐσσεύοντο. 
παῖσαι δ᾽ ὠείγνυντο τεύλαι, ἐκ δ᾽ ἔσσυτο λᾶος. 
ἔστι δέ τις πόλιος προττάροιϑ᾽ αἴπεια κολώγα, 
ἐν πεδίωι ἀπάνευϑε, περίδρομος ἔνϑα χαὶ ἔνϑα, 
τὰν ἦ τοι ἄνδρες Βατίειαν κικχλήσχοισι, 
ἀϑάνατοι δέ τε σᾶμα πολυσχάρϑμοιο Movglvag' 
ἔνϑα τότε Τρῶές τε διέχριϑεν ἠδ᾽ ἐτείχορροι. 


289 


190 
190 


801 
807 


815 


ὡς ὄτ᾽ ἐν αἰγιάλωι πολυξάχεϊ χῦμα ϑαλάσσας A422 


ὄρνυτ᾽ ἐπασσύτερον ζεφύρω ὑπὸ κινήσαντος" 
πόντωι μέν τε πρῶτα χορύσσεται, αὐτὰρ ἔπειτα 


411 ἐρχομένοισ᾽ " οὗ nach 7 364 3, 211: ἐρχομένων" μάλα. 


497 ff. S. 211, 


B 484—779 Schiffskatalog. 782—784: 5, 221 791—795: 8. 221. 


- 802—806!: 8. 221. 810: 8. 221. 816-877 Troerkatalog. 


482 ἄγχοϑε: nach Nauck Mäl. IV 91; ἀγχοῦ. 
gori: Zenod. Aristoph. Arist.; περὲ die Hss. 489 ἀγνόησε: nach W. Schulze Qu. 
491 ὠείγνυντο: angesetzt wegen des lesbischen ὀεέγην 
492 πόλιος προπάροιϑ᾽ : Bothe nach πόλιος 


ep. 288; ἠγνοέησεν. 
Ins. II no. 6, 43; ὠΐγνυντο. 


προπάροιϑεν Apoll. Lex. 102,3; προπάροεϑε πόλεος die Has. 
Robert, Studien zur Ilias, 19 


488 μαχησόμενοι: zu 145. 


290 Die Urilias. 


500 χέρσωι ξρηγνύμενον μέγαλα βρέμει, ἀμφὶ der ἄχρας A 425 
κύρτον ἔον χορύφωται, ἀποττύεδι δ᾽ ἄλος ἄχναν᾽ 
ὧς τότ᾽ ἐπασσύτεραι Aavawv χίνυντο φάλαγγες 
γωλεμέως πόλεμόνδε. χέλευε δὲ βοῖσι Βέχαστος 
ἀγεμόνων᾽ οἱ δ᾽ ἄλλοι ἄχαν ἔσαν, οὐδέ xe φαίης 
τόσσον λᾶον ἔπεσϑαι ἔχοντ᾽ ἐν στήϑεσιν αὔδαν, 480 
505 σίγαι, δεδξίοτες σαμάντορας᾽ ἀμφὶ δὲ παῖσι 
τεύχεα τοοίχιλ᾽ Elaure, τὰ Βέμμενοι ἐστιχάοντο. 
Τρῶες δ᾽, ὥς τ᾽ ὄϊες πολυπάμονος ἄνδρος ἐν αὔλαι 
μύριαι ἐστάχοισι ἀμελγόμεναι γάλα λεῦχον, 
Ἑἀζηχὲς μεμάχυιαι, ἀχούοισαι ὄπα Faovwv' 435 
510 ὧς Τρώων ἀλάλατος ὀνὰ στράτον edgvv 6oWen' 
οὐ γὰρ πάντων ἦεν ὄμος ϑρόος οὐδ᾽ ἔα γᾶρυς, 
ἀλλὰ γλῶσσ᾽ ἐμέμεικτο, ττολύχλητοι δ᾽ ἔσαν ἄνδρες. 438 
ὡς δ᾽ ὅτε χειμαρόω ποτάμω nat’ ὄρεσφι ῥέοντε 452 
εἰς μισγαγχέϊαν συμβάλλετον ὄβριμον ὕδωρ 
515 χρόννων ἐκ μεγάλων, χοΐλας ἔντοσϑε χαράδρας" 
τῶν δέ τε πτήλοσε δοῦπον ἐν ὄρεσι ἔκλυε ποίμην" 455 
ὧς τῶν μισγομένων γένετο FıFaya TE πόνος TE. 
πρῶτος δ᾽ ᾿Αντίλοχος Τρώων ἔλε ἄνδρα χορύσταν 
ἔσϑλον Evi προμάχοισι, Θαλυσιάδαν ἘἜχέπωλον" 
520 τόν ῤ᾽ ἔβαλε πρῶτος κόρυϑος φάλον inmodaoelag, 
ἐν δὲ μετώπωι ἔπαξε, πέρασε δὲ ὄστεον εἴσω 460 
alyua χαλχεία᾽ τὸν δὲ σχότος 000° ἐχάλυψε" 
ἤριτεε δ᾽, ὠς ὅτε πύργος, ἐνὶ χρατέραι ὑσμίναι. 
τὸν δὲ πέτοντα πόδων ἔλαβε χρεΐων ξελεφάνωρ 
525 Χαλκχωδοντιάδας, μεγαϑύμων ἄρχος ᾿βάντων᾽ 
Nine δ᾽ ὑττὲχκ βελέων, λελιήμενος ὄφρα τάχιστα 465 
τεύχεα συλάσειε᾽ μίνυνϑα δέ ἔοι γένετ᾽ ὄρμα. 
γέχρον γὰρ Fegdovra Fidwv μεγάϑυμος .4γάνωρ 


4) 439---451: 8. 211. 


508 ἐστάκοισε: ἑστήκωσεν N S Vrat. Ὁ Pap. Mus. Brit. no. 186; ἑστήκασε yo. 
ἑστήκωσε O; ἑστήκασων die übrigen. 512 ἐμέμεικτο: nach att. weuntös 
(Meisterhans? 181). 513 χειμαρόω nordum ... ῥδέοντε: nach Christ; xe/uapgoı 
notauodl..... δέοντε CO, ῥέοντες die übrigen. χειμάροοι schon Payne Knight. 
521 δὲ doreov: Nauck ΜΕ]. IV 596; δ᾽ ἄρ᾽ ὀστέον. 515 »oilas: zu 20. 
524 Felepdvwo: einer der feispalpeı τὸν ἄνδρα. 


Der Beginn der Schlacht. 291 


πελεῦρα, τά ἔοι κύψαντι παρ᾽ donıdog ἐξεφαένϑη, A 
530 οὔτασε ξύστωι χαλχάρεϊ, λῦσε δὲ γυῖα. 469 


Alaus δ᾽ ἔγγυϑεν ἦλϑε, φέρων σάκος ἤῦτε πύργον, Ἡ 219 
χάλκιον ἐπταβόειον, ὄ ἔοι Τύχιος χάμε τεύχων, 220 
σχυτοτόμων ὄχ᾽ ἄριστος, Ὕλαι ἔνι βοίχια ναίων" 
ös ἔοι ἐποίησεν σάχος αἴολον ἐπταβόξιον 

535 ταύρων ζατρεφέων, ἐπὶ δ᾽ ὄγδοον ἤλασε χάλχον. 
τὸ πρόσϑε στέρνοιο φέρων Τελαμώνιος Alaug 
στᾶ da μάλ᾽ Ἔχτορος ἔγγυς, ἀττελλήσαις δὲ προσαύδα" 520 
᾿Ἔχτορ, νῦν μὲν δὴ σάφα Feloeaı ἀχνύμενός περ, 
οἷοι χαὶ Aavaoıcı ἀρίστηδς μδτέαισι, 
540 xal μετ᾽ Ayilima ξρηξάνορα ϑυμολέοντα. 
ἀλλ᾽ ὃ μὲν ἐν νάεσσι χορώγισι ποντοπόροισι 
zeit ἀπυμανίσαις Ayausuvovı, ποίμενι λάων 280 


cc 


τὸν δ᾽ αὖτε προσέξειτιξ μέγας κορυϑαίολος "Ertwg' 288 
” Alav διόγενες Τελαμώνιε, κοίρανε λάων, 
545 μή τί ue’ ἤῦτε παῖδος ἀφαύροο περράτιζε 285 
ἠὲ γύναιχος, ἃ οὐ Foidev πολεμήξα Feoya. 
αὐτὰρ ἐγὼν ἔῦ Foida μάχαις τ᾽ ἀνδροχτασίαις τε" 
Foid’ ἐπὶ δέξια, Foid’ Er’ ἀρίστερα νώμασαι βῶν 
ἀζαλέαν, τό μοέ ἐστι ταλαύριννον πολεμίζην᾽" 
550 Foide δ᾽ ἐπαίιξαι μόϑον ἴστσπτων ὠχειάων, 240 
Forda δ᾽ ἐνὶ σταδίαι δάιωι μέλπεσϑαι Agni. 
ἀλλ᾽ οὐ γάρ σ᾽ ἐθέλω βάλεμεν τοιοῦτον ἔοντα 
λάϑραι ὀπιπεύσαις, ἀλλ᾿ ὄμφαδον, αἴ xe τύχωμι(ἡ 
ἢ da καὶ Öumenahwv προΐη δολιχόσκιον ἔγχος, 


5a1ff. S. 203 538 ἀχνύμενός περ: οἰόϑεν οἷος ὃ. 172f. 
H 231f.: S. 171 


545 uE’: μευ. — ἀφαύροο: nach Payne Knight; ἀφαυροῦ. 548 βῶν: die 
meisten Hss. und Aristarch; βοῦν L und Aristoph. 549 gestrichen von van 
Leeuwen — da Costa; aber schol. Ven. A zu M 105: οὐδέποτε δὲ βοῦν ἁπλῶς λέγει 
τὴν donida, ἀλλὰ μετά τινος ἐξ οὗ γνωρέζεται, οἷον βῶν ἀξαλέην. 552 βά- 
λεμεν: nach Leo Meyer (zu 461); βαλέειν. 


19* 


292 


555 


560 


565 


570 


575 


580 


Die Unilias. 


χαὶ βάλεν Αἴαντος δβεῖνον σάχος Enraßdeıov H 245 
ἀχρότατον χατὰ χάλχον, ὃς ὄγδοος ἦεν dm’ αὔτωι. 

FeE δὲ διὰ πτύχας ἦλϑε δαΐζων χάλκος ἀτέρρης, 

ἐν τᾶι δ᾽ ἐβδομάται Folvvwı σχέτο. δεύτερος αὖτε 

Alaıs διογένης προΐη δολιχόσχιον ἔγχος, 


χαὶ βαλε Πριαμίδαο xar’ ἄσπιδα τερμιόεσσαν. 250 
διὰ μὲν ἄσπιδος ἦλϑε φαέννας ὄβριμον ἔγχος,. 
ἄντιχρυς δὲ παραὶ λαπιάραν διάμησε χίτωνα 253 


ἔγχος" ὃ δ᾽ ἐχλίνϑη καὶ ἀλεύατο χᾶρα μέλαιναν. 

τὼ δ᾽ ἐχσπασσαμένω δόλιχ᾽ ἔγχεα χέρσιν au’ ἄμφω 35 
σύν ῥ᾽ ἔπετον, λίεσσι βεξοίχοτες ὠμοφάγοισι 
ἢ σύσι κάπροισιν, τῶν τὲ σϑένος οὐχ ἀλάτεαδνον. 
Πριαμίδας μὲν ἔπειτα μέσον σάχος οὔτασε δόρθρι, 
οὐδ᾽ ἔερηξ᾽ ὄ γε χάλχον, ὀνεγνάμφϑη δέ For alyua. 
Atlas δ᾽ ἄσπιδ᾽ ἔνυξε ἐπάλμενος" ἂ δὲ διαπιρὸ 200 
ἤλυϑεν ἐγχεΐα, στυφέλιξε δὲ uw μεμάοντα, 
τμάδαν δ᾽ αὔχεν᾽ ἔπηλϑε, μέλαν δ᾽ ὀνεχάχιεν αἶμα. 

ἀλλ᾽ οὐδ᾽ ὧς ἀπέληγε μάχας κορυϑαίολος Ἔχτωρ, 
ἀλλ᾽ ὀναχασσάμενος λέϑον ἤλετο χέρρι παχείαι 
χείμενον ἐν πεδίωι, μέλανα, τρᾶχύν τὲ μέγαν re‘ 265 
τῶι βάλεν Αἴαντος δεεῖνον σάχος ἐπταβόξιον 
μέσσον ἐπομφάλιον᾽ περιξάχησεν δ᾽ ᾿ἄρα χάλκος. 
δεύτερος αὖτ᾽ Αἴαις πόλυ μέζονα λᾶαν ἀέρραις 
in’ ἐπιδιννήσαις, ἐττέρεισε δὲ Flvv’ ἀπέλεϑρον, 
εἴσω δ᾽ ἀἄσπιδ᾽ ἔξεαξε βάλων uvkoreldei πέτρωι, 210 
βλάψε δέ κοι φίλα γόννα᾽ ὃ δ᾽ ὕπτιος ἐξετανύσϑη 
ἄσπιδ᾽ ἐνιχρίμφϑεις" τὸν δ᾽ αἶψ᾽ ὥρϑωσεν ᾿Απόλλων. 712 
ἂψ 8° ἐτάρων εἰς κέϑνος ἐχάζετο κἂρ ἀλεέννων. 


560 τερμεόεσσαν: πάντοσ᾽ ἐέσην ὅ. 5. 8. 170 582 (= A 585 u. ὅ.) ein- 
gesetzt S. 174. 
H 252: 8. 58f. S. 170. 


562 ἄντικρυς: Bentley; ἀντικρύ. 565 λέεσσε: Nauck M&l. III 219; λεέουσι. 
568 2Fon&’ ὄ γε χάλκον: Fick; ἔρρηξεν χαλκὸν die meisten Hss., χαλκὸς S Townl. 
und Aristarch; vgl. 5. 170 A. 1 580 ydvva: nach Nauck (zu 148); γούναϑ'. 


\ 
Sul ΝΣ 


Aias’ erster Zweikampf mit Hektor. 293 


ἔνϑ᾽ Auagvyrsidav Avosiigea μοῖρ᾽ ἐπέδασε. A 57 

χερμαδίωι γὰρ βλῆτο παρὰ σφύρον Öxgıdevri 
585 χνάμαν δεξιτέραν᾽ βάλε δὲ Θράικχων ἄγος ἄνδρων, 
Πείροος Ἰμβρασίδας, ὃς ἄρ᾽ ΑἍνοϑεν ἐληλούϑη. 520 
ἀμφοτέρω δὲ τένοντε χαὶ ὄστεα λᾶας avalöng 
ἄχρις ἀπαλόασε᾽ ὃ δ᾽ ὕπτιος ἐν χονίαισι 
κάτίπεετεν, ἄμφω χέρρε φίλοισ᾽ ἐτάροισι πετάσσαις, 
590 ϑῦμον ἀπυπνέων. ὃ δ᾽ ἐπέδραμε ὅς ῥ᾽ ἔβαλέν περ, 
Πείροος" οὗτα δὲ δόρρι παρ᾽ ὄμφαλον" ἐκ δ᾽ ἄρα παῖσαι 525 
χύντο χάμαι χόλαδες" τὸν δὲ σχότος ὄσσ᾽ ἐχάλυψε. 

τὸν δὲ Θόαις Αἴτωλος ἐπεσσύμεγος βάλε δόρρι 
στέρνον ὑπὲρ μάζοιο, πάγη δ᾽ ἐν πλεύμονι χάλχος. 
595 ἀγχίμολον δέ For ἦλϑε Θόαις, ἐκ δ᾽ ὄβριμον ἔγχος 
ἐσπάσατο στέργοιο, εερύσσατο δὲ ξίφος ὄξυ, ὅ80 
τῶι ὄ γε γάστερ᾽ ἔτυψε μέσαν, ἐκ δ᾽ αἴνυτο ϑῦμον. 
τεύχεα δ᾽ οὐχ ἀπέδυσε᾽ περίστασαν γὰρ ἔταιροι 
Θράΐχες ἀχρόχομοι, δόλιχ᾽ ἔγχεα χέρσιν ἔχοντες, 
600 οὔ FE μέγαν περ ἔοντα καὶ ἔφϑιμον καὶ ἄγαυον 

ὦσαν ἀπὺ σφείων" ὃ δὲ χασσάμεγος τιδλεμίχϑη. 535 
ὧς τώ γ᾽ ἐν χονίαισι παρ᾽ ἀλλάλοισ᾽ ἐτετάσϑαν. 536 


ἔνϑ᾽ αὖτ᾽ Alveiag Aavdawv Ehe dvögag ἀρίστοις, E34 


vle Διοχλέεος Κρήϑωνά τε ᾿Ὀρτίλοχόν τε. 542 
605 οἴω τώ γε λέοντε δύω ὄρεος χορύφαισι 554 
ἐτραφέταν ὑπὸ μᾶτρι βαϑείας τάρφεσιν ὔλλας " 555 

583ff. S. 177. S. 202ff. 603 ff. S. 184ff. S. 202ff. 

47 δ81---ὅ44 8. 177. E 543—553 8. 185. 

583 JioFfrosa: W. Schulze Qu. ep. 303; “Πώρεα. 586. 591 ITedooos: 
Wolf; Πείρως; aber B 844 Πείροος ἥρως im Versschlusse. Ueber den Namen Fick 
Griech. Personenn.? 431. 588 Ἑἀπαλόασε: ἀπηλοέησεν. Die Attiker scheiden 


zwischen ἀλοάω ‘schlage und ἁλο(άω “dresche' ΟΥ̓. Schulze Qu. ep. 52). Das 
epische ἠλοέησε kann wie ἠγνοέησε (8. zu 489) beurtheilt werden. 590 ἀπυπνέων: 
dnonvelov; εἰ ist die ionische Bezeichnung der Thesisdehnung in kretischer 
Silbenfolge, vgl. Danielsson, Zur metrischen Dehnung 51ff. 594 πλεύμονε: 
Nauck aus Photios 433, 18; πνεύμονι. 604 Ὀρτέλοχον: Ὁ Townl. Genev. 
Zenod.; Ὀρσίλοχον die übrigen. Vgl. OgriA[oyov) Dittenberger Syll.?no. 11, 145. 


294 


610 


615 


620 


625 


630 


Die Urilias. 


τὼ μὲν ἄρ᾽ ἀρπάζοντε βόας καὶ είφια μῆλα 
στάϑμοις ἀνϑρώπτων χεραΐζετον, ὄφρα καὶ αὔτω 
ἄνδρων ἐν παλάμαισι χατέχταϑεν ὀξεῖ χάλκωι" 
τοίω τὼ χέρρεσσι Une’ Αἰνείαο δάμεντε 
κατύτυετέταν, ἐλάταισι Ferolwore ὑψήλαισι. 

τὼ δὲ πέτοντ᾽ ἐλέησε ἀρηΐφιλος ΠΠενέλαος, 
βᾶ δὲ διὰ προμάχων χεχορύϑμενος αἴϑοτπει χάλκωε, 
σείων ἐγχεΐαν" τῶ δ᾽ ὥτρυνγεν μένος “Ἄρης. 
τὸν δ᾽ ἔξκιδ᾽ ᾿Αντίλοχος, μεγαϑύμω Νέστορος υἷος, 
βᾶ δὲ διὰ προμάχων περὶ γὰρ Örle coluevı λάων, 
μή τι πάϑοι, μέγα δέ σφε ἀπυσφάλλειξ πόνοιο. 
τὼ μὲν δὴ χέρρας τὸ χαὶ ἔγχεα ὀξυόεντα 
ἄντιον ἀλλάλων ἐχέταν μεμάοντε μάχεσϑαι" 
᾿Αντίλοχος δὲ μάλ᾽ ἄγχι παρίστατο ποίμενι λάων. 
Aivsias δ᾽ οὐ μένγνε, ϑόος eg ἔων πολεμίστας, 
ὡς Erıdev δύο φῶτε mag’ ἀλλάλοισι μένοντε. 
ol δ᾽ ἐπεὶ ὧν νέχροις ξέρυσαν μετὰ λᾶον ᾿Δχαίων, 
τὼ μὲν ἄρα δεεέλω βαλέταν ἐν χέρσιν ἑταίρων, 
αὔτω δὲ στρέφϑεντε μετὰ πρώτοισ᾽ ἐμαχέσϑαν. 


«Αἴαις δὲ πρῶτος Τελαμώνιος, ἔρκος ᾿Αχαίων, 
Τρώων ερῆξε φάλαγγα, φάος δ᾽ ἐτάροισιν ἔϑηχε, 
ἄνδρα βάλων ὃς ἄριστος ἐνὶ Θράιχεσσ᾽ ETETUATO, 
vlov Ἐὐσσώρω, Anduayı’ ἦῦν ve μέγαν τε. 
τόν ῥ᾽ ἔβαλε πρῶτος χόρυϑος φάλον ἱπποδασείας, 
ἐν δὲ μετώπων ἔπαξε, πέρασε δὲ ὄστεον εἴσω 
αἴχμα χαλχεία" τὸν δὲ σχότος ὄσσ᾽ ἐχάλυψε. 


570 


575 


10 
11 


Faorbrahov δ᾽ ἄρ᾽ ἔπεφνε μενεπτόλεμος Πολυπτοέτας " 29 


Πιδύταν δ᾽ Ὀδύσευς Περχώσιον ἐξενάριξε 


80 


626ff. S.200f. S. 208 {, 
E 564 8. 184. Ζ 12—28 8. 201. 


von Ahrens (Kl. Sch. I 140); ἐοικότες. 


611 fefotxore: der Dualis als echte Lesart (so L Mose. 1 Aristarch) erkannt 


σφεας. 


Nauck (zu 521); δ᾽ ἄρ᾽ ὀστέον. 


617 σφε: Ahrens Kl. Sch. 1 186; σφας, 


624 διξεέλω: nach W. Schulze (zu 252); δειλώ. 631 δὲ doreov: 


wäre “Städteerobrer. 


633 faordFfalov: so anzusetzen? Der Sinn 


ö 
5 
Ἵ 
; 


u πω 


Νὰ νυ δὼ 


ΝΙΝ νόον, EEE ἀὅἕὦ. : U νον 


συν οι τὸν 


ES a a a et δ 


Erster Erfolg der Achaeer. 295 


635 ἔγχεϊ χαλχείωι, Τεῦχρος δ᾽ ’ dgsraova δῖον. Ζ 
 Avzihoyog δ᾽ Γἄβληρον ἐνάρρατο δόρρι φαέννωι 
Νεστορίδας, Ἔλατον δὲ εάναξ ἄνδρων ᾿“γαμέμνων" 
γαῖε δὲ Σατνιόεντος ἐϊδρρεέταο ag’ ὄχϑαις 
Πήδασον αἰττένναν. Φύλαχον δ᾽ ἔλε “άϊτος ἤρως. 35 
640 Aögaorov δ᾽ ἄρ᾽ ἔπειτα βόαν ἄγαϑος Mevelaog 
ζῶον ἔλ᾽" ἔππτω γάρ εοι ἀτυζομένω πεδίοιο, 
ὄζωε ἔνε βλάφϑεντε μυρικίνωι, ἄγχυλον ἄρμα 
εάξαντ᾽ ἐν πρώτωι ερύμωι, αὔτω μὲν ἐβάταν 40 
πρὸς ττόλιν, dı eg ol ἄλλοι ἀτυζόμενοι φοβέοντο, 
645 αὖτος δ᾽ 2x δίφροιο “ταρὰ τρόχον ἐξεκυλίσϑη 
πράνης ἐν χονίαισι ἐπὶ στόμα. παρ δέ κοι ἔστα 
᾿Ατρεΐδας ΠΠενέλαος ἔχων δολιχόσχιον ἔγχος. 


3 


Aöoaorog δ᾽ de’ ἔπειτα λάβων ἐλλίσσετο yoyvwv" 45 
” Ioyoee, Arosog υἷε, σὺ δ᾽ ἀξια δέξε᾽ ἄποινα. 
650 πόλλα δ᾽ ἐν ἀφνεΐω πάτρος κειμήλια κεῖται, 4 
τῶν χέν τοι χαρίσαιτο πάτηρ ἀπερέσι᾽ ἄποινα, 49 
αἴ χεν ἔμε ζῶον σπιετύϑοιτ᾽ ἐπὶ ναῦσιν Ayalov.“ 50 


ὥς φάτο, τῶι δ᾽ ἄρα ϑῦμον ἐνὶ στήϑεσσιν ἔπειϑε" 
χαὶ δή μιν τάχ᾽ ἔμελλε ϑόαις ἐπὶ νᾶας Ayalov 
655 δώσην FOL ϑεράποντι χατάξεμεν᾽" ἀλλ᾽ ᾿4γαμέμνων 
ἄντιος ἦλϑε ϑέων, καὶ ὀὁμοχλήσαις FEnog αὔδα" 
ὦ πέπον, ὦ Μενέλαε, vi ἦ δὲ σὺ κάδεαι οὔτως 55 
ἄνδρων; ἦ σοὶ ἄριστα ττετοίηται χατὰ Folnov 
πρὸς Τρώων᾽ τῶν μή τις ὑπεχφύγοι αἴπυν ὄλεϑρον 
660 χέρρας τ᾽ ἀμμετέραις, μηδ᾽ ὄν τινα γάστερι μάτηρ 
κόρρον ἔοντα φέροι, μηδ᾽ ὃς φύγοι, ἀλλ᾽ ἅμα πάντες 
sılla ἐξαπολοίατ᾽ ἀχάδεστοι χαὶ ἄφαντοι." 60 


Z 36 und 48 S. 201. 


638 Zuppssrao: Nauck ; Zvogeirao. 641 ζῶον: ξωὸν die Hss. bis auf C, 
wo ζωεὸν geschrieben ist. Dass ζωός anzusetzen ist, lehrt TIOnYPOz CIA I 
no. 44416. Neben &wds steht ζῶεον: ΟἿΑ II no. 701 Isı.QIA. 649 δέξε᾽; : van 
Leeuwen Mnemos. 1886, 354, δέξηε bei Nauck; δέξαι. Der Dichter der Doloneia, 
der die Stelle nachahmt, gebraucht in dem parallelen Verse das Futurum: 378 ξω- 


γρεῖτ᾽, αὐτὰρ ἐγὼν ἐμὲ λύσομαε. .. 652 κεν: der Ersetzung von κὸν durch 


eo (van Leeuwen) widerstrebt der Zusammenhang: der Sinn ‘wenn wirklich’ 
oder “selbst wenn’ liegt nicht in dem hypothetischen Satze, 


296 


665 


670 


675 


680 


685 


Die Urilias. 


ὧς Feinwv παρέπεισε ἀδελφέοο φρένας ἤρως, Ζ 
αἴσιμα παρεξίττων" ὃ δ᾽ ἀπὸ εέϑεν ὥσατο χέρριε 
ἤρω᾽ Ἄδραστον. τὸν δὲ χρεΐων ᾿4γαμέμνων 
οὗτα χατὰ λαπάραν᾽ ὃ δ᾽ ὀνετράττετ᾽, Argeidag δὲ 
λὰξ ἐν στήϑεσι βαὶς ἐξέσπασε μέλινον ἔγχος. 65 
Νέστωρ δ᾽ Aoysioıcı ἐκέκλετο μάχρον dvoaıg' 
"ὦ φίλοι ἤρωες Advaoı, ϑεράποντες "Agnog, 
un τις νῦν ἐνάρων ἐτιβαλλόμενος μετόπεισϑε 
μιμνέτω, ὥς χὲν πλεῖστα φέρων ἐπὶ νᾶας ἔχηται, 
ἀλλ᾽ ἄνδρας χτέννωμεν᾽ ἔπειτα δὲ nal τὰ ξέκαλοι τὸ 
γέχροις ὁμ πέδιον συλάσετε τεϑνάοντας “ἡ 
ὧς Feinwv ὥτρυννε μένος ϑῦμόν τε εεχάστω. 72 


Τρῶας δ᾽ ἔκλινναν Aavaoı' ἔλε δ᾽ ἀνδρα rernaorog E31 
ἀγεμόνων᾽ πρῶτος δὲ εάναξ ἄνδρων ᾿4γαμέμνων 
ἄρχον ᾿α΄λιζώνων, Ὄδιον μέγαν, ἔκβαλε δίφρω" 
πρώτωι γὰρ στρέφϑεντι μεταφρένωιν ἐν δόρυ πᾶξε. ΘΟ 40 
ὥμμων μέσσαγυς, διὰ δὲ στήϑεσφιν ἔλασσε. 
δούπησεν δὲ πέτων, ἀράβησε δὲ τεύχε᾽ ἐπ᾽ αὔτωι. 
᾿Ιδομένευς δ᾽ ἄρα Φαῖστον ἐνάρρατο, τέκτονος υἷον 
Βώρω, ὃς ἐκ Τάρνας ἐριβώλακος ἐληλούϑη. 
τὸν μὲν ἄρ᾽ ᾿Ιδομένευς δορρίχλυτος ἔγχεϊ μάχρωι 45 
γύξ᾽ ἵπσπτων ἐπιβασόμεγον κατὰ δέξιον ὦμμον" 
ἤριπε δ᾽ ἐξ ὀχέων, στύγερος δ᾽ ἄρα μὲν σχότος ἦλ. 4 


ἔνϑα χεν αὖτε Τρῶες ἀρηϊφέλων ὑπ᾽ Axalov Ζ τὸ 
Fllıov εἰς ὀνέβασαν, ἀναλχείαισι δάμεντες, 
al μὴ ἄρ᾽ Αἰνείαι re καὶ Ἔχτορι seine πιαράσταις 75 
Πριαμίδας Ἕλενος, οἰωνοπόλων ὄχ᾽ ἄριστος" 


675ff. S. 2021. 686ff. S. 203. 


663 ἀδελφέοο: nach Ahrens Kl. Sch. 185; ἀδελφειοῦ. 674 8.123 A. 1. 
681 τέκτονος: so H als Correetur für Mrıovos wie Strab. IX 413; Μαέονος C, 
Mrıwovos die übrıgen. 


Ἵ 
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ΨΥ ΨΥ  ΘΥ Lu u An a SE ee 


Der Rath des Helenos. 297 


690 ” Aivsia ve χαὶ Ἔχτορ, ἐπεὶ πτόνος ὕμμε μάλιστα Z 
Τρώων ἱπποδάμων ἐγχέχλιται, ὥνεχ᾽ ἄριστοι 
παῖσαν ἐπ᾿ ἴϑύν ἐστὲ μάχεσϑαι TE φρονέην τε, 
στᾶτ᾽ αὔτω χαὶ λᾶον ἐρυχάκετε πρὸ πυλάων 80 
πάνται ἐποιχόμενοι, τερίν γ᾽ αὖτ᾽ ἐν χέρσι γυναίκων 

695 φεύγοντας πέτεμεν, δάιοισι δὲ χάρμα γένεσϑαι. 
αὐτὰρ ἐπεί κε φάλαγγας ἐποτρύννητον ἀπαίσαις, 
ἄμμες μὲν Aavdoıcı μαχησόμεϑ᾽ αὖϑι μένοντες, 
χαὶ μάλα τερρόμενοί reg‘ ἀναγχαία γὰρ ἐττείγει" 8ὅ 
Ἔχτορ, ἀτὰρ σὺ πόλινδε μετέρχεο, Feine δ᾽ ἔτπτειτα 

700 βολλεύταισι γέροισι χαὶ ἀμμετέραισ᾽ ἀλόχοισι 
δαίμοσιν ἀρράσασϑαι, ὑπόσχεσϑαι δ᾽ ἐκατόμβαις. 


cc 


ὧς ἔφατ᾽, Ἔχτωρ δ᾽ οὔ τι χασιγνήτωι ἀπέϑησε. 102 
αὔτιχα δ᾽ ἐξ ὀχέων σὺν τεύχεσι ἄλτο χάμαζε, 
πάλλων δ᾽ ὄξεα δόρρε χατὰ στράτον ὥιχετο πάνται, 
705 ὀτρύννων μαχέσασϑαι, ἔγερρε δὲ φύλοπιν αἴναν. 105 
οἱ δ᾽ ἐξελίχϑησαν καὶ ἐνάντιοι ἔσταν "Ayalov' 
Aoyetioı δ᾽ ὑπεχώρησαν, λῆξαν δὲ φόνοιο, 
φὰν δέ τιν᾽ ἀϑανάτων ἐξ ὀρράνω ἀστερόεντος 
Τρῶσιν ἀλεξήσοντα χατέλθϑεμεν᾽ ὧς ἐξκέλιχϑεν. 
710 Ἔχτωρ δὲ Τρώεσσι ἐχέχλετο μάχρον ἀΐσαις" 110 
” Τρῶες ὑπέρϑυμοι “τηλεχλέετοί τ᾽ ἐπίχορροι, 


691 Innodduwv: καὶ Λυκέων ὃ. 194 A.5. 700. 701 nach 713—715 8. 194 f. 
Z 87—101 8. 194. 


694 πρίν γ᾽; G. Hermann Orph. 700; zeiv. Oder πρεὶν wie in Gortyn 
(v. Herwerden Mnem. 1889, 124)? 695 πέτεμεν: πεσέμεν L. Meyer (zu 461); 
πεσέειν. 697 καχησόμεϑ'᾽: zu 145. 704 δόρρε: δοῦρε Bekker; δοῦρα. 706 ἐξελ- 
ἔχϑησαν, 109 ἐξέλεχϑεν: Cobet Mise. erit. 275ff. nach dem Vorgange von Dawes 
Mise. cerit.* 314; ἐλελέχϑησαν, ἐλέλιχϑεν. Dawes und Cobet wollten dem Epos das 
Verb ἐλελέζω ganz absprechen; dagegen van Herwerden Quaest. ep. et. el. 21ff. 
111 πηλεκλέετοι: τηλεκλειτοί die besten Hss., τηλεκλητοέ GNO Lips. Vrat. e Mose. 
1. 3, von erster Hand 3. Die Verbindung ἀγακλειτῶν ἐπικούρων (M 101) ent- 
scheidet für die erste Lesart (Buttmann Lexil. 1 981), Das Partieipium xAserds 
(aus »xAeferde) ist von Ahrens erkannt (DD 202). 


298 Die Urilias. 


ἄνερες ἔστε, φίλοι, μνάσασϑε δὲ ᾿ϑούριδος ἄλχας, A 


ὄφρα χ᾽ ἔγω βάω προτὶ εἰλιον ἠδὲ yEgoıoı 
seino βολλεύταισι καὶ ἀμμετέραισ᾽ ἀλόχοισι 
715 δαίμοσιν ἀρράσασϑαι, ὑπόσχεσθϑαι δ᾽ ἐχατόμβαις “" 115 
ὧς ἄρα φωγήσαις ἀπέβα χορυϑαίολος Ἔχτωρ᾽" 
ἀμφὶ δέ μὲν σφύρ᾽ ἔτυπτε καὶ αὔχενα δέρμα χέλαινον, 


ἄντυξ ἃ πυμάτα ϑέεν ἄσπιδος ὀμφαλοέσσας. 118 
αὐτὰρ ἐπεὶ Σχαίαις τὲ πύλαις xal φᾶγον ἴἔκανγε, 237 


720 ἀμφ᾽ ἄρα μιν Τρώων ἄλοχοι ϑέον ἠδὲ ϑύγατρες 
ἐρρόμεναι παῖδάς TE χασιγνήτοις TE εέταις TE 


xal πόσιας. ὃ δ᾽ ἔπειτα ϑέοισ᾽ εὔχεσϑαι ἄνωγε m 
παίσαις ἐξείας᾽ πόλλαισι δὲ κάδε᾽ ἐπᾶπτο. 241 
Ἔχτωρ δὲ πρὸς δώματ᾽ ᾿Αλεξάνδροι᾽ ἐβεβάχη 818 
725 χάλλα, τά ῥ᾽ αὖτος ἔτευξε σὺν ἄνδρασι, οἱ τότ᾽ ἄριστοι 
ἦσαν ἐνὶ Τροίαι ἐριβώλαχι τέχτονες ἄνδρες, 315 


οἵ εοι ἐποίησαν ϑάλαμον καὶ δῶμα καὶ αὔλαν 
ἔγγυθί ve Πριάμοιο καὶ Ἔχτορος ἐν πόλι ἄχραι. 
ἔνϑ᾽ Ἔχτωρ εἴσηλϑε διίφιλος, ἐν δ᾽ ἄρα χέρρι 
730 ἔγχος ἔχ᾽ ἐνδεχάπαχυ" πάροιϑε δὲ Aaurcero δόρρος 
αἴχμα χαλκεία, περὶ δὲ χρύσιος ϑές πόρχας. 820 
τὸν δ᾽ ηὖρ᾽ ἐν ϑαλάμωι περὶ χάλλιμα τεύχε᾽ ἔποντα, 
ἄσπιδα καὶ πήλλακα, καὶ ἄγκυλα τόξ᾽ ἀφάοντα" 
᾿Αργεΐα δ᾽ Ἑλένα μετ᾽ ἄρα δμώιαισι γύναιξι 
735 ἦστο χαὶ ἀμφιπόλοισι περίκλυτα FEoy' ἐκέλδυε. 
τὸν δ᾽ Ἔχτωρ νείχεσσε εἰδων αἴσχροισι πέπεσσι" 325 
” δαιμόνι᾽, οὐ μὲν χάλλα χόλον τόνδ᾽ ἔνϑεο ϑύμωι. 
λᾶοι μὲν φϑινύϑοισι vegi τυτόλιν αἶττύ ve τεῖχος 
μαρνάμενοι" σέο δ᾽ ἔννεχ᾽ dura ve πτόλεμος τὲ 
740 εάστυ τόδ᾽ ἀμφιδέδαε᾽ σὺ δ᾽ αὖ μαχέσαιο καὶ ἄλλωι, 
119 αὐτὰρ ἐπεὶ: Ἕκτωρ δ᾽ ὡς ὃ. 195. Τἠἅ88 πήλλακα: ϑώρηκα S. 196. 
Z 119—236 und 242—312: 5, 195. 


118 ὄφρα κ᾽: ὄφρ᾽ ἂν die Hss., aber Schol. Ven. A 4oloragyos καὶ διὰ τοῦ 
κεν... καὶ διὰ τοῦ ἄν. 122 ἄνωγε: Payne Knight; vgl. ἄνωγον auf der 
Bronze von Edalion: Ἡδαλιῆξες ἄνωγον Ὀνασέλον (Coll. no. 602); ἀνώγει. 728 
σόλε: Bekker; πόλει. 182 περὲ κάλλεμα : Bekker, unter Verweisung auf O 555 
wegl τεύχε᾽ Enovow; περικαλλέα. 1733 πήλλακα 8. unten zu 847. 740 ad: M; ἄν 
die übrigen. Vgl. &122f. οὔ τις κεῖνον ἀνὴρ ἀλαληκένος ἐλϑὼν ἀγγέλλων meloeıe 
γυναῖκά τε καὶ φίλον υἱόν, Pind. Ol. 3.45 οὐ un) διώξω" κεινὸς εἴην. 


λα a a u ui ὦ νι, Ὁ 


De A a ne ὁ λὺ}΄, 


- 
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᾿ 
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F 
2 
2 
ἃ 


Hektor bei Paris. 299 


αἴ τινά πίω uerlevra εἰδοις στυγέρω πολέμοιο. Ζ 880 
ἀλλ᾽ ὄνα, μὴ τάχα εάστυ πύρος δαΐοιο ϑέρηται “ἡ 
τὸν δ᾽ αὖτε προσέξειττε ᾿Αλέξανδρος ϑεοεείδης" 
᾿ς ἢἜχτορ, ἐπεί μὲ xar’ αἶσαν ἐνείχεσας οὐδ᾽ ὑπὲρ αἶσαν, 
"40 τώνεχά τοι ξερέω" σὺ δὲ σύνϑεο καί με᾿ ἄχουσον. 
οὔ τοι ἔγω Τρώων τόσσον χόλωι οὐδὲ νεμέσι 835 
ἤμμαν ἐν ϑαλάμωι --- — — — — — — — — 
γῦν δέ μὲ παρεείττοισ᾽ ἄλοχος μαλάχοισι εέπεσσι 881 
ὥρμασ᾽ εἰς πόλεμον δοχέει δέ μοι ὧδε χαὶ αὕτωι 
750 Awiov ἔσσεσϑαι --- — — — — — — — — — 
ἀλλ᾽ aye νῦν ἐπίμεννον, ἀρήϊα τεύχεα δύω" 840 
N ἴϑ᾽, ἔγω δὲ μέτειμι, κιχήσεσϑαι δέ σ᾽ ὀΐω "ἡ 
ὧς φάτο, τὸν δ᾽ οὔ τι προσέφα κορυϑαίολος Ἔχτωρ. 
| τὸν δ᾽ ’Eltva μύϑοισι προσαύδα μελλιχίοισι" 
755 ” δαῖερ ἔμειο χύνος χαχομαχάνοο χρυοέσσας, 
ὥς u’ ὄφελ᾽ ἄματι τῶι, ὅτε μὲ πρῶτον τέχε μάτηρ, 35 
᾿οἴχεσϑαι προφέροισα χάχα ἀνέμοιο ϑύελλα 
εἰς ὄρος ἠ᾽ εἰς κῦμα πολυφλοίσβοιο ϑαλάσσας, 
ἔνϑα μὲ χῦμ᾽ ἀπέξερσε πάρος τάδε FEgya γένεσϑαι. 
760 αὐτὰρ ἐπεὶ τάδε γ᾽ ὧδε ϑέοι κάκα τεχμάρραντο, 
ἄνδρος ἔττειτ᾽ ὥφελλον ἀμείνονος ἔμμεν ἄχοιτις, 350 
ὃς Felön νέμεσίν re nal αἴσχεα στόλλ᾽ ἀνθρώπων. 
τούτωι δ᾽ οὔτ᾽ ἂρ νῦν φρένες ἔμτπτεδοι οὔτ᾽ ἄρ᾽ ὀπίσσω 
ἔσσονται" TO xal μὲν ἐπαυρήσεσϑαι ὀΐω. 
765 ἀλλ᾽ ἄγε νῦν εἴσελϑε χαὶ ἔζεο τῶιδ᾽ ἐπὶ δίφρωι, 
δαῖερ, ἐπεί σὲ μάλιστα στόνος φρένας ἀμφιβέβαχε 355 
ἔννεχ᾽ ἔμειο χύνος nal Alskavdow Even’ ἄτας, 


Ueber die hinter 747a verdrängte ältere Fassung und über 750 3. 197. 


742 δαΐοιο: W. Schulze Qu. ep. 86 (vgl. Dawes Misc. cerit.* 300£.); δήεοιο. 
745 ue’: μευ. 746 νεμέσε: die Hss. νεμέσσε oder veugoosı. Die Verdopplung 
des σ hat nur metrischen Werth: Ahrens Kl. Schr. 130, W. Schulze Qu. ep. 434, 
Der Vers ist ein μεέουρος. 755.766 dazeo: Wackernagel ΚΖ XXVI 276; δᾶερ. 
755 »axouaydvoo κρυοέσσαθ: nach Payne Knight; xaxounydvov ὀκρυοέσσηβ. 762 
Felön: zu 63; ἤεδη, ἤεδηε die Hss. 764 τῶ: τοῦ van Herwerden Quaestiunc. 
ep. et el. 10 unter Verweisung auf O 16f.; τῶε die Hss. 101 ἄτας: ἄτης fast 
alle, ἀρχῆς Vrat. c., Apoll. Περὶ συντ. 1336. Nach Schol. Ven. A zu 7’ 100 schrieb 


300 Die Urilias. 


οἷσιν ἐπὶ Ζεῦς ϑῆχε χάχον μόρον, ὡς χαὶ ὀτείσσω Ζ 
ἀνθρώποισι πελώμεϑ᾽ ἀοίδιμοι ἐσσομένοισι“ 

770 τὰν δ᾽ ἀμείβετ᾽ ἔπειτα μέγας χορυϑαίολος Ἔχτωρ᾽ 
“μή μὲ χάτιζ᾽, Ἐλένα, φιλέοισά reg‘ οὐδέ μὲ πείσεις. ϑ0ὺ 
ἤδη γάρ μοι ϑῦμος ἐττέσσυται, ὄφρ᾽ ἐπαμύννω 
Τρώεσσ᾽, ol μέγ᾽ Eusıo πόϑαν ἀπέοντος ἔχοισι. 
ἀλλὰ σύ γ᾽ ὄρνυϑιε τοῦτον, ἐπειγέσϑω δὲ χαὶ αὖτος, 

775 ὦς χεν ἔμ᾽ ἔντοσϑεν πόλιος χαταμάρψει ἔοντα“ 804 


-. τ τ᾿  ᾿ - -.Φ-ὄ....ο .-.-.- -΄-΄  .ὃΣ ὲ θ.Ῥἅ-.-.--ς-.- nn  οο.ο m on I .ς... 


οὐδὲ Πάρις δεάϑυννε ἐν ὑψήλοισι δόμοισι, 503 
ἀλλ᾽ ὃ γ᾽ ἐπεὶ κατέδυ χκλύτα τεύχεα ποίκιλα χάλκωε, 
σεύατ᾽ ἔπειτ᾽ ὀνὰ εάστυ, πόσσι χραίπνοισι πεποίϑως. δυῦ 
ὡς δ᾽ ὅτε τις στάτος ἵππος, ἀχοστάσαις ἐπὶ φάετγαι, 

780 δέσμον ἀπτοερήξαις ϑείην πεδίοιο χροαίνων, 
εὐώϑως λοέεσθαι ἐϊρρέεος ποτάμοιο, 
κυδιάων" ὕψω δὲ κάρα ἔχει, ἀμφὶ δὲ χαῖται 
ὥμμοισ᾽ αἰίσσονται" ὃ δ᾽ ἀγλαΐαφι πεποίϑως, 510 
glugpa Fe γόννα φέρει μετὰ εήϑεα χαὶ νόμον ἴππων᾽" 

186 ὧς υἷος Πριάμοιο Πάρις κατὰ Περγάμω ἄχρας, 
τεύχεσι παμφαίνων ὥς τ᾽ ἀλέχτωρ, ἐβεβάχη 
χαγχαλάων, τάχεξες δὲ πόδες φέρον. αἶψα δ᾽ ἔπειτα 
Ἔχτορα ὃῖον ἔτετμε ἀδέλφεον, εὖτ᾽ ἄρ᾽ ἔμελλε 515 
στρέψεσϑαι --- — — — — — — -α -- --Οὶ -- 

790 τὸν πρότερος goo&reıne ᾿Ἵλέξανδρος ϑεοεείδης" 
"msi, ἦ μάλα δή σὲ χαὶ ἐσσύμενον κατερύχω 
δεαϑύνγων, οὐδ᾽ ἦλϑον ἐναίσιμον, ὡς ἐχέλευες “ἡ 


789: 8, 199. 
Z 365502: 8. 198. 


Zenodot ἄτης, Aristarch doyjs. Nimmt man den Vers als μεέουρος (vgl. 746), so 
kann man ἄτας mit Archil. 73 ἤμβλακον, καὶ πού τιν᾽ ἄλλον ἥδ᾽ ἄτη κιχήσατο 
rechtfertigen. Dieses Wort ἄτη gehört zu &vr- in αὐϑέντης. 780 ϑεέηε: 
ϑήηε W. Schulze (Qu. ep. 278) nach Sskr. dhävati (rinnt, rennt). Das Präsens 
ϑεέω beruht nur auf Feleww, wofür überall ϑέεμεν geschrieben werden kann (Nauck 
Mel. IV 490). 781 λοέεσθϑαι: van Herwerden Quaestiunc. ep. et el. 29f.; λούε- 
σθϑαι. — ἐυρρέεος: nach Röhl Quaest. hom. spec. 15; ἐυρρεῖος. 


Paris auf dem Schlachtfeld. 301 


τὸν δ᾽ ἀπαμειβόμενος προσέφα χορυϑαίολος Ἔχτωρ᾽ Z 520 
δαιμόνι᾽, οὔ χέν τίς τοι ἄνηρ, ὃς ἐναίσιμος εἴη, 
795 zEoyov ἀτιμάσσειε μάχας, ἐπεὶ ἄλκιμός ἐσσι᾿" 
ἀλλὰ ξέχων μετίης τε nal οὐχ ἐθέλεις" τὸ δ᾽ ἔμον χῆρ 
ἄχνυται ἐν ϑύμωι, ὅτ᾽ ὑπὲρ σέϑεν αἴσχε᾽ ἀχούω 
πρὸς Τρώων, ol ἔχουσι πόλυν πόνον ἔννεχα σεῖο. 525 
ἀλλ᾽ ἴομεν" τὰ δ᾽ ὄπισϑεν ἀρέσσομεϑ'᾽, αἴ κέ ποϑι Ζεῦς 
800 δώει Erroggavioıcı ϑέοισ᾽ αἰειγενέταισι 


χράτηρα στάσεσϑαι ἐλεύϑερον ἐν μεγάροισι." 528 
= Δ \ be EN ER | IR, A r -“ 
ὡς Feimav ὃ μὲν ἀρχ᾽, ὃ δ᾽ Ay.’ ἔσπετο ξισσόϑεος φῶς. 

ὡς δὲ ϑέος ναύταισι ἐελδομένοισιν ἔδωχε Ha 
οὖρον, ἐπεί χε χάμωισι ἐὐξέσταισ᾽ ἐλάταισι 5 


805 πόντον ἐλαύνοντες, χαμάτωι δ᾽ ὑπὸ γυῖα λέλυνται᾽" 
ὧς ἄρα τὼ Τρώεσσι ἐελδομένοισ᾽ ἐφανήταν. 
ἔνϑ᾽ ἐλέταν ὃ μὲν υἷον ᾿4ρηϊϑόοιο κάνακτος, 
"Agvaı ναιετάοντα Π]ενέσϑιον, ὃν χορυγάτας 
γέννατ᾽ ᾿“ρηΐϑοος χαὶ Φυλομέδοισα βόωτσειις" τ 
810 Ἔχτωρ δ᾽ ᾿Αϊόνηα βάλ᾽ ἔγχεϊ ὀξυόεντι 
αὔχεν᾽ ὑπὸ στεφάνας ἐυχάλχω, λῦσε δὲ γυῖα. 


τῷ δὲ βάδαν ἀττίοντος ἀχόντισε δόρρι φαέννων N 516 
“αΐφοβος δὴ γάρ Foı ἔχεν χότον ἔμμεγνες αἴει. 
ἀλλ᾽ 6 γε χαὶ τότ᾽ ἄμαρτε, ὃ δ᾽ Aondlapov βάλε δόρρι, 
815 υἷον ’Evvakloıo' δι’ ὥμμω δ᾽ ὄβριμον ἔγχος 
ἔσχεν" ὃ δ᾽ ἐν χονίαισι πέτων ἔλε γαῖαν ἀγόστωι. 520 
οὐδ᾽ ἄρα πώ τι πέπυστο βριάττυος ὄβριμος "Ang 
υἷος ἔοιο πέτοντος ἐνὶ χρατέραι ὑσμίναι, 
ἀλλ᾽ ὃ γ᾽ ἄρ᾽ ἄχρωι Ὀλύμπωι ὑπὸ χρύσιοισι νέφεσσι 
820 ἦστο, Alog βόλλαισι rertluevog, ἔνϑα περ ἄλλοι 
ἀϑάνατοι ϑέοι ἦσαν ἐεργόμενοι :τολέμοιο. 525 


802 (= A 472 u.Ö.) 5. 200. 803 ff. S. 200. 812 ff. S. 202. 
Z 529: 8.199. 


194 οὔ κεν: οὐκ ἄν. 795 ἀτιμάσσειε: Nauck (zu 87); ἀτιεμκήσειε. 
804 ἐπεί κε κάμωεσε: nach AC und Aristarch; ἐπὴν κεκάμωσιν oder ἐπήν κε κάμω- 
σιν andere. Vgl. 160. 


a Zu . 


302 Die Urilias. 


5 ui 
ἤδη γὰρ νῦν εέλπομ᾽ "Agni γε πῆμα τέτυχϑαι" Ο 110 
υἷος γάρ Foı ὄλωλε μάχαι ἔνι, φίλτατος ἄνδρων, 
᾿Ἰσκάλαφος, τόν φαισι εὸν ἔμμεναι ὄβριμος "ἄρης 
825 ὧς ἔφατ᾽, αὐτὰρ Agng ϑαλέρω rrerckayero μήρω 
χέρσι κατατιράνεσσ᾽, ὀλοφυρρόμενος δὲ προσαύδα" 
” μὴ νῦν μοι νεμεσάσετ᾽, Ὀλύμπια δώματ᾽ ἔχοντες, 15 
πείσασϑαι φόνον υἷος ἴοντ᾽ ἐπὶ νᾶας Ayalwv, 
αἵ πέρ μοι καὶ μοῖρα Δίος πλάγεντι κεραύνωι 
880 χεῖσϑαι ὄμω νεχύεσσι μετ᾽ αἴματι καὶ κονίαισι ἡ 
ὧς φάτο, χαί ῥ᾽ ἴπποις κέλετο Areiudv ve Φόβον τὲ 
ζεύγνυμεν, αὖτος δ᾽ ἔντε᾽ ἐδύσετο παμφανάοντα. 120 
ἔνϑα χ᾽ ἔτι μέζων τε nal ἀργαλεώτερος ἄλλος 
σίαρ Alog ἀϑανάτοισι χόλος καὶ μᾶνις ἐτύχϑη, 
835 al μὴ Adava παῖσι περιδεείσαισα ϑέοισι 
ὦρτο διὲκ προϑύρω, λίπε δὲ ϑρόνον ἔνϑ᾽ ἐθάασσε᾽" 
τῶ δ᾽ ἀπὺ μὲν χεφάλας χόρυϑ᾽ ἤλετο καὶ σάκος ὥμμων, 125 
ἔγχος δ᾽ ἔστασε στιβάρας ἀπὺ χέρρος ἔλοισα 
χάλχιον" & δὲ πέπεσσι κατάπττετο ᾿ϑοῦρον Aona' 
840 ” uaıvöueve, φρένας ἄλλε, διέρϑορας. ἢ νύ τοι αὔτως 


οὔατ᾽ ἀχούεμέν ἐστι, νόος δ᾽ ἀτεόλωλε χαὶ αἴδως. 129 

N’ ἐθέλεις αὖὗτος μὲν ὀνατιλήσαις χάχα πόλλα 132 

ἂψ ἵμεν ᾿Ολυμπόνδε, καὶ ἀχνύμενός περ, ἀνάγχαι, 

αὐτὰρ τοῖσ᾽ ἄλλοισι κάχον μέγα παῖσι φύτευσαι 7“ 184 
845 ös seinoıo’ ἴδρυσε ϑρόνωι ἔνι ᾿ϑοῦρον "done. 142 


οἱ δ᾽ ἀμφ᾽ Aonalapwı αὐτόσχεδον ὠρμάϑησαν. N 5% 
Acipoßog μὲν an’ ᾿σχαλάφω πήλλαχα φαένναν 
ἄρπασε, ΠΠηριόνας δὲ ϑόωι ἀτάλαντος Ami 
δόρρι βραχίον᾽ ἔτυψε ἐπάλμενος, ἐκ δ᾽ ἄρα χέρρος 
850 αὔλωπις τρυφάλεια χάμαι βόμβησε πέτοισα. 530 
Mnoıdvag δ᾽ ἔξαυτις ἐπάλμενος, αἰγύπιος ὡς, 


822 ff. 8.137. 5. 208 ἢ, 
Ο 130. 131. 185—141: 5, 137. 


840 ἄλλε: vgl. Fick Dias 551. 847 πήλλακα: als Grundform ist πήλεαξ 
gedacht, rn74f- wegen lat. peluis aus pelovis, sskr. pälavı, vgl. J. Schmidt Plural- 
bild. d. Neutr. 68. 


Ὶ 
| 
; 


ΠΥ τ ΣΎ nn 


4 


εν λα >, 


Flucht der Troer. : 


ἐχξέρυσε πρύμνοιο βραχίονος ὄβριμον ἔγχος, 
ἂψ δ᾽ ἐτάρων εἰς εέϑνος ἐχάζετο xäp ἀλεέννων. 


ὄφρα μὲν αὔως ἦεν ἀέξατό τ᾽ ἴερον duag, 


855 τόφρα μάλ᾽ ἀμφοτέρων βέλε᾽ ἄπτετο, πῖπτε δὲ λᾶος" 


duog δὲ δρύτομός weg ἄνηρ ὠπλίσσατο δόρπον 
ὄρεος ἐν βάσσαισι, ἐπεί τ᾽ ἐχορέσσατο χέρρας 
τάμνων δένδρεα μάχρα, Fadog τέ μιν ἴχετο ϑῦμον, 
σίτω τε γλυχέροιο σπιερὶ φρένας ἴμμερος ἵ αἱρεῖ, 
860 τᾶμος σφᾶι ἀρέται Advaoı ερήξαντο φάλαγγας, ᾿ 


κεχλόμενοι ἐτάροισι κατὰ στίχας. ἐν δ᾽ ᾿4“γαμέμνων 
πρῶτος ὄρουσ᾽, ἔλε δ᾽ ἄνδρα Βιάνορα ποίμενα λάων, 


αὗτον, ἔπειτα δ᾽ ἔταιρον Ὀίλληα πλάξιππον. 

ἦ τοι ὄ γ᾽ ἐξ ἴππων χατεττάλμενος ἄντιος ἔστα᾽ 
806 τὸν δ᾽ ἴϑυς μεμάοντα μετώπιον ὄξεϊ δόρρι 

γύξ᾽, οὐδὲ στεφάνα δόρυ Foı σχέϑε χαλχοβάρεια, 

ἀλλὰ δι᾿ αὔτας ἦλϑε καὶ ὀστέω, ἐγχέφαλος δὲ 

ἔνδον ἄπαις ττεττάλαχτο᾽ δάμασσε δέ μὲν μεμάοντα. 

χαὶ τοὶς μὲν λίπεν αὖϑι εάναξ ἄνδρων Ayauduvov 
870 στήϑεσι παμφαίνοντας, ἐπεὶ περίδυσε yirwvag' 

αὐτὰρ 6 γ᾽ ὧι fa πόλυ πλεῖσται χλονέοντο φάλαγγες, 

τᾶι ῥ᾽ ἐνόρουσ᾽, ἄμα δ᾽ ἄλλοι ἀρήϊοι υἷες ᾿Αχαίων. 

ὡς δ᾽ ὄτε πῦρ ἀΐδηλον ἐν ἀξύλωι ἐμττέτηι ὕλλαι" 

πάνται τ᾽ εἰλυφάων ἄνεμος φέρει, οἱ δέ ve ϑάμνοι 
875 πρόεριζοι πίπτοισι ἐπειγόμενοι πύρος Öguar' 

ὥς do’ in’ ᾿Ατρεΐδαι ᾿4γαμέμνονι τεῖτστε κάραννα 

Τρώων φευγόντων, πόλλοι δ᾽ ἐριαύχενες ἔσίττοι 


A 84 


85 


9% 


100 
148 
149 
155 


853 χᾶρ ἀλεέννων: τὸν δὲ Πολέτης κτλ. 8. 114. 811 αὐτὰρ ὄ γ᾽ ἄε da 
πόλυ: τοὺς μὲν ἔασ᾽, ὃ δ᾽ ὅϑε 8. 1θ0. 872 ἀρήϊοι υἷες ᾿Δχαέων: ἐὐκνήμεδες 


᾿4χαιοέ 8. 160. 
A 101—147. 150—154 5, 160. 


854 αὔως ἦεν ἀέξετό τ᾽: nach Nauck M&l. III 254; ἠὼς ἦν καὶ. 856 δόρ- 
πον: αἱ und Zenodot; δεῖπνον die übrigen (85. 160). 859 αέρεῖ: ἦλϑε Nauck 


Mäl. V 111. 


and 


304 Die Urilias. 
᾿χέγγ᾽ ὄχε᾽ ἐχροτάλιζον ὀνὰ πτολέμοιο βεφύρραις, A 16 
ἀνιόχοις ποϑέοντες ἀμύμονας᾽ οἱ δ᾽ ἐπὶ yalaı 
880 xEaro, γύπεσσιν πόλυ φίλτεροι ἠ᾽ ἀλόχοισι. 102 
᾿Ατρεΐδας δ᾽ ἔπετο σφέδανον Δανάοισι κελεύων. 165 
ἀλλ ὄτε δὴ Σχαίαις τε πύλαις καὶ φᾶγον ἔκοντο, 170 


ἔνϑ᾽ ἄρα δὴ Toravro χαὶ ἀλλάλοις ὀνέμιμγον. 

ol δ᾽ Erı χαμ μέσσον πέδιον φοβέοντο βόες we, 
885 ας τε λέων ἐφόβησε μόλων ἐν νύχτος ἀμόλγωι 

παέσαις" τᾶι δέ τ᾿ ἴαι ὀναφαίνεται αἴπτυς ὄλεϑρος" 


τᾶς δ᾽ ἐξ αὔχεν᾽ ἔξαξε λάβων χρατέροισιν ὄδοισι 175 
πρῶτον, ἔπειτα δέ τ᾽ αἷμα nal ἔγκατα πάντα λαφύσσει" 
ὧς τοὶς Aroeidag ἔτπτεττε χρεΐων ᾿4γαμέμνων. 177 


890 ἀλλ᾽ ὄτε δὴ τάχ᾽ ἔμελλε ὑπὸ πτόλιν αἷχού ve τεῖχος 181 
ἔξεσϑαι, τότε δή da πάτηρ ἄνδρων ve ϑέων τε 
Ἴδας ἐν χορύφαισι χατέζετο πιδαέσσας, 
ὀρράνοϑεν χκατάβαις" ἔχε δ᾽ ἀστερόπαν μετὰ χέρσι. 
ἶριν δ᾽ ὥτρυννε χρυσόπττερον ἀγγελέοισαν᾽ 185 
895 ” βάσχ᾽ ἴϑι, Figı τάχεια, καὶ Ἔχτορι μῦϑον ἔνισττες᾽" 18% 


--Ξ, -- - - ὀ-»᾿ -- χαί κοι χρέτος ἐγγυαλέίξω 192 
χτέγνγεμεν, εἰς χε νᾶας ἐὐσσέλμοις ἀπίχηται 
δύει τ᾽ ἀέλιος χαὶ ἐπὶ χνέφας ἔερον ἔλϑηι." 
ὧς ἔφατ᾽, οὐδ᾽ ἀπίϑησε ποδάνεμος ᾿ὠχέα Εἴρις, 19% 
900 βᾶ δὲ κατ᾽ ᾿Ιδαίων ὀρέων εἰς Είλιον ἔραν. 
nög’ υἷον Πριάμοιο δαΐφρονος, Ἔχτορα δῖον, 
ἐστάοτ᾽ ἔν τ᾽ ἔσπτποισι χαὶ ἄρμασι χολλάτοισι. 
dyyosı δ᾽ ἰσταμένα προσέφα πόδας ἕἙὠχέα εἴρις" 
”Exrog Πριαμίδα, ϑέοφιν μήστωρ ἀτάλαντε, 200 


896 καὶ: τότε 8. 158. 904 Πριαμέδα, Heopır μήστωρ: υἱὲ Πρεάκοιο, Ju 


ν 


μῆτιν; umgestaltet nach 7 366; die Messung ὑός nur in ionischen Partieen. 
A 163. 164. 166—169. 178—180. 187—1922 $. 158. 


878 βεφύρραιθ: angesetzt nach kret. δέπυρα Mus. Ital. II 635 IIıs, böot. βέ- 


yvoav Athen. p. 622a (überl. βλεφύρα»). 880 κέατο: xelaro der Text; aber 
&ı hat nur metrischen Werth (W. Schulze Qu. ep. 379). 895 καὶ: Nauck; τὸν, 
897. 907 xrevveuev: nach Nauck (zu 226); κχκτεένειν. 903 ἄγνχοϑε: nach 


Nauck (zu 482); ἀγχοῦ. 


ΓΕ σὰ ΞΟ a γΨι σὺν 


de u - οἷ 


Be ΟΝ Γ ΎυΞΕ-- 


EEE ΨΥ EBERLE BL ΨΥ δ ς Γο 


905 


910 


915 


920 


Agamemnons Verwundung. 


Ζεῦς μὲ narno προέηχε τέϊν τάδε μυϑήσασϑαι" 
--ὝἮ[ .-- -- - ἧἑὀ- -τοΟ καί τοι χρέτος ἐγγυαλίξει 
χτένγεμεν, εἰς ὃ χε νᾶας ἐὐσσέλμοις ἀπίχηαι 
δύει τ᾿ ἀέλιος χαὶ ἐπὶ χνέφας Tegov ἔλϑηι" 

& μὲν ἄρ᾽ ὧς δείποισ᾽ ἀπέβα πόδας “ὠκέα Εἴρις. 
Ἔχτωρ δ᾽ ἐξ ὀχέων σὺν τεύχεσι ἄλτο χάμαζε, 
πάλλων δ᾽ ὄξεα δόρρε κατὰ στράτον ὥιχετο πάνται, 
ὀτρύννων μαχέσασϑαι, ἔγερρε δὲ φύλοτιιν αἴναν. 
οἱ δ᾽ ἐξελίχϑησαν χαὶ ἐνάντιοι ἔσταν ᾿4χαίων. 
Aoyeioı δ᾽ ὑπέμενναν ἀέλλεες οὐδ᾽ ἐφέβηϑεν. 
ἀρτύνϑη δὲ μάχα, στὰν δ᾽ ἄντιοι" ἐν δ᾽ ᾿4γαμέμνων 


πρῶτος ὄρουσ᾽, ἔϑελεν δὲ πόλυ προμάχεσϑαι ἀπάντων. 


αὐτὰρ ὃ τῶν ἄλλων ἐπεπωλέετο στίχας ἄνδρων 
ἔγχεϊ τ᾽ ἄορί τε μεγάλοισί τε χερμαδίοισι, 
ὄφρα οι αἷμ᾽ ἔτι ϑέρμον ἀνάνοϑε ἐξ ὀατέλλας. 
αὐτὰρ ἐπεὶ τὸ μὲν ἔλχος ἐτέρσετο, πταύσατο δ᾽ αἷμα, 
ὄξειαι δ᾽ ὄδυναι δῦνον μένος ’Argeidao. 
εἰς δίφρον δ᾽ ὀνόρουσε, καὶ ἀγιόχωι ἐττέτελλε 
γαῦσιν Evi γλαφύραισι ἐλαύνεμεν" ἄχϑετο γὰρ κῆρ. 
ἄῦσεν δὲ διαπρύσιον Aavdoıoı γεγώνως" 


925 “ὦ φίλοι, ᾿Αργεΐων ἀγήτορες ἠδὲ μέδοντες, 


ὔμμες μὲν νῦν ναῦσι ἀμύγνγετε ποντοτεόροισι 
φύλοπιν ἀργαλέαν, ἐπεὶ οὐχ ἔμε μητίετα Ζεῦς 
ἤασσε Τρώεσσι παναμέριον “τολεμίζην." 

ὧς ἔφατ᾽, ἀνίοχος δ᾽ ἔμασεν καλλίτριχας ἔπποις 


980 vaag ἐπὶ γλαφύραις᾽ τὼ δ᾽ οὐχ ἀξέχοντ᾽ ἐπετέσϑαν 


τερρόμεγον βασίληα μάχας. ἀπάγνευϑε φέροντες. 
Ἔχτωρ δ᾽ ὡς ἐνόησ᾽ Ayausuvova νόσφι χίοντα, 


305 


A 201 


207 


210 


214 


217 


280 
281 
283 


907 καί: τότε S. 158. 


914 Apyeioı δ᾽ ὑπέμενναν ἀόλλεες οὐδ᾽ ἐφόβηϑεν 
nach E 498 (918 = E 497): ᾿4“ργέϊοι δ᾽ ἑτέρωϑεν ἐχαρτύναντο φάλαγγας 8. 159. 


A 202---20602 5, 155f. 218---268: 8.155. 269—272: 8.155. 282: 5. 155 


913 drehlyInoav: Cobet (zu 706); ἐλελέχϑησαν. 
Nauck Mö&langes IV 384 (Odyssee praef. XII); ὠτειλῆς. 


σεν. Das α der o-Tempora ist bei Homer kurz: p 233 οὐκ ἐάσουσιν duol .... 
Robert, Studien zur Ilias. 20 


919 dars)las: nach 
928 ἤασσε: Fick; si«- 


306 Die Urilias. 


To®oı φιλοπτολέμοισι ἐχέχλετο μάχρον ἀῦσαις" 
“Τρῶες ὑπέρϑυμοι πηλεκλέετοί τ᾽ ἐπίκορροι, 

935 ἄνερες ἔστε, φίλοι, μνάσασϑε δὲ ϑούριδος ἄλχαο. 
οἴχετ᾽ ἄνηρ ὄχ᾽ ἄριστος, ἔμοι δὲ μέγ᾽ εὖχος ἔδωχε 
Ζεῦς Κρονίδας" ἀλλ᾽ ἴϑυς ἐλαύνετε μώνυχας ἔπποις 
ἰφϑίμων Aavdwv, iv’ ὑπέρτερον εὖχος ἄρησϑε." 

ὧς Feinwv ὥτρυννε μένος ϑῦμόν τε ξεχάστω. 

940 ὡς δ᾽ ὄτε πώ τις ϑηράτηρ κύνας ἀργιόδοντας 
σεύηι Er’ ἀγροτέρωι σύξ καπρίωι ἠὲ λέοντι, 
ὧς Er’ "Ayaloıcıvy σεῦε Τρῶας μεγαϑύμοις 
Ἔχτωρ Πριαμίδας, βροτολοίγωι Fiooog Agni. 
αὖὗτος δ᾽ ἐν πρώτοισι μέγα φρονέων ἐβεβάχη, 

945 ἐν δ᾽ ἔπετ᾽ ὑσμίναι ὑττεράεϊ Flooog ἀέλλαι, 

& ve χκαταλλομένα Βιοξείδεα τόντον ὀρίνγηι. 

ἔνϑα τίνα πρῶτον, τίνα δ᾽ ὕστατον ἐξενάριξε 

Ἔχτωρ Πριαμίδας, ὄτε Foı Ζεῦς χῦδος ἔδωχε; 

A00010v μὲν πρῶτα καὶ Αὐτόνοον καὶ Ὀπίταν 
960 καὶ 4όλοπα Κλυτίδαν χαὶ Ὀφέλτιον ἠδ᾽ ᾿Δ4γέλαον 

Ἰσυμνόν T’ ἾΩρόν te χαὶ ᾿ππόνοον μενεχάρμαν. 

τοὶς ἄρ᾽ 6 γ᾽ ἀγέμονας Aavawv ἔλε, αὐτὰρ ἔπειτα 

συλήϑυν, ὧς ὄποτε νέφεα ζέφυρος στυφελίξει 

ἀργέσταο γότοιο, βαϑείαι Aalkarıı τύπτων" 

955 πόλλον δὲ τρόφι χῦμα χυλίνδεται, ὔὕψοσε δ᾽ ἄχνα 
σχίδναται ἐξ ἀνέμοιο στολυτυλάγχτοιο ειώας" 
ὧς ἄρα πύχνα καράατ᾽ ὑπ᾽ Ἔχτορι δάμνατο λάων. 

ὠιώϑη δ᾽ Ὀδύσευς δορρίχλυτος, οὐδέ τις adrwı 
Aoysiwv παρέμεννε, ἐπεὶ φόβος ἔλλαβε πάντας. 


960 Fzeine δ᾽ ἄρ᾽ ὀχϑήσαις πρὸς κὸν μεγαλήτορα ϑῦμον" 
“ὦ μοι ἔγω, τέ πάϑω; μέγα μὲν χάχον, αἴ xe φέβωμαε 


σλήϑυν ταρβήσαις᾽ τὸ δὲ ῥίγιον, αἴ χε εαλώω 


A 285 


290 


401 


405 


933 φιλοπτολέμοισε: τὸ καὶ Δυκέοισεν 8.159. 984 ὑπέρϑυμιοει πηλεκλέετοι 


τ᾽ ἐπέκορροι: καὶ Adzıoı καὶ Ζάρδανοι ἀμφιμαχηταί ὃ. 159. 
A 310—400: 85. 159. 


936 ὄχ᾽ ἄριστος: Payne Knight; ὥρεστος. 946 ὀρέννηε: nach van Leeu- 
wen — da Costa; ὀρένε. 949 Aooaıov: Fick Beitr. VI 311 nach 4ooasov Coll. 
1461 Iso. Ursprünglich Ethnikon zu “ἅσσα (überl.’40«) aus 47j& “Schlammstadt ? 


960 Ferne δ᾽ ἄρ᾽ ὀχϑήσαις Fick Beitr. XXI 15; ὀχϑήσας δ᾽ ἄρα. 


u 


u ee Me ae FE - We 


Hektors Vordringen. 307 


uövvog' τοὶς δ᾽ ἄλλοις Aavaoıg ἐφόβησε Κρονίων. A 
ἀλλὰ τί ἦ μοι ταῦτα φίλος διελέξατο ϑῦμος; 

965 εοἴδα γὰρ ὄττι χάχοι μὲν ἀποίχονται πολέμοιο, 
ὃς δέ κ᾿ ἀριστεύησι μάχαι ἔνι, τὸν δὲ μάλα χρῆ 
ἐστάμεναι χρατέρως, ἢ τ᾿ ἔβλητ᾽ ἤ τ᾽ ἔβαλ᾽ ἄλλον. «10 

ἄος ὃ ταῦτ᾽ ὥρμαινε χατὰ φρένα καὶ κατὰ ϑῦμον, 

τόφρα δ᾽ ἐπὶ Τρώων στίχες ἤλυϑον ἀσπιστάων, 

970 εέλσαν δὲ μμέσσοισι μετὰ σφίσι, πῆμα τέϑεντες. 
ὡς δ᾽ Öre κάπριον ἀμφὶ κύνες ϑάλεροί τ᾽ "αἰζηοὶ 
σεύωνται᾽ ὃ δέ τ᾿ εἶσι βαϑείας ἐκ ξυλόχοιο 415 
ϑάγων λεῦχον ὄδοντα μετὰ γνάμπταισι γένυσι, 
ἀμφὶ δέ τ᾽ αἰίσσονται, ὑπαὶ δέ τε κόμπος ὀδόντων 

975 γίγνεται" οἱ δὲ μένοισι ἄφαρ ÖFeivdv reg ἔοντα᾽" 
ὧς da τότ᾽ ἀμφ᾽ Ὀδύσηα διίφιλον ἐσσεύοντο 
Τρῶες. ὃ δὲ πρῶτον μὲν ἀμύμονα Aaiorirav 420 
οὔτασεν ὦμμον ὕπερϑεν ἐπάλμενος ὄξεϊ δόρρι, 
αὐτὰρ ἔπειτα Θόωνα καὶ "Evvouov ἐξενάριξε. 

980 Χερσιδάμαντα δ᾽ ἔπειτα, κατ᾿ ἴππων αἰίξαντα, 
δόρρι χατὰ πρότμασιν ὑπ᾽ ἄσπιδος ὀμφαλοέσσας 
γύξεν᾽ ὃ δ᾽ ἐν χονίαισι πέτων Ehe γαῖαν ἀγόστωι. 225 
τοὶς μὲν ἔασσ᾽, ὃ δ᾽ ἄρ᾽ Innaoldav Xagor’ οὔτασε δόρρι, 
αὐτοχασίγνητον ἐδαφένεος Σαόχοιο. 

985 τῶι δ᾽ ἐπαλεξήσων Σάοχος xle, εισσόϑεος φῶς, 
στᾶ δὲ μάλ᾽ ἔγγυς ἴων χαί uw πρὸς μῦϑον Ereıne' 
”& Ὀδύσευ πολύαινε, δόλων dar’ ἠδὲ πόνοιο, 480 
σάμερον ἢ δοίοισι ἐπεύξεαι ᾿ἸΙππασίδαισι, 
τοίωδ᾽ ἄνδρε καταχτένγαις χαὶ τεύχε᾽ ἀπούραις, 

990 ἤ χεν ἔμωι ὑπὸ δόρρι τύπεις ἀπὺ ϑῦμον ὀλέσσεις." 

ὧς Felnwy οὔτασε κατ᾽ ἄσπιδα τερμιόξσσαν. 


991 τερμεόεσσαν: παντόσ' ἐΐσην 8. 105. 


966 χρῆ: nach Payne Knight und Leo Meyer ΚΖ VII 208; χρεὼ und χρεεὼ 
970 δὲ “μέσσοισι: W. Schulze Qu. ep. 419; δ᾽ ἐν μέσσοισι. 973 γένυσε (ἃ. i. 
y&vöoı): G,L von erster Hand, Eust. Apoll. Lex. 42, 24, gerechtfertigt von Brugmann 
Gr. Gr.! 8. 90, ?$ 271; γένυσσιν die übrigen. 983 ἔασσ᾽ : Fick (zu 928); ἔασ᾽. 
984 duap£veos: εὐηφενέος Rhianos und Aristophanes zu 781 (vgl. Wilamowitz Hom. 
Unters. 323), nach Naucks Vorschlag zuerst von Bekker in den Text gesetzt; δὐηγε- 
ψέος die Hss. — Σαόκοιο: Fick (zu 110): Σώκοιο. Die Bemerkung gilt für die 
ganze Episode. 987 dar: Leo Meyer KZ XXI 470; dr’. 


20* 


308 


995 


1000 


1005 


1010 


1015 


1020 


Die Urilias. 
διὰ μὲν ἄσπιδος ἦλϑε φαέννας ὄβριμον ἔγχος, 


Πάλλας ᾿4ϑαναία μειχϑήμεναι ἔγχασι φῶτος. 


γνῶ δ᾽ Ὀδύσευς, ὄ For οὔ τι βέλος κατὰ χαίριον ἦλϑε" 


ἂψ δ᾽ ὀναχωρήσαις Σάοχον πρὸς μῦϑον ἔξειτίε" 
“ἃ δεέελ᾽, ἦ μάλα δή σε κιχάννεται almvg ὄλεϑρος. 
ἦ τοι μέν ῥ᾽ ἔμ᾽ ἔπαυσας ἐπὶ Τρώεσσι μάχεσϑαι" 
σοὶ δ᾽ ἔγω ἔνϑαδέ φαμι φόνον χαὶ χᾶρα μέλαιναν 
ἄματι τῶιδ᾽ ἔσσεσϑαι, ἔμωι δ᾽ ὑπὸ δόρρι δάμεντα 
εὖχος ἔμοι δώσην, ψύχαν δ᾽ *Aidı χλυτοπώλωι." 


ἦ, χαὶ ὃ μὲν φύγαδ᾽ αὖτις ὑποστρέψαις ἐβεβάκη, 


τῶι δὲ μεταστρέφϑεντι μεταφρένωι ἐν δόρυ ττᾶξε 
ὥμμων μέσσαγυς, διὰ δὲ στήϑεσφιν ἔλασσε. 


δούπησεν δὲ πέτων" ὃ δ᾽ ἐπηύξατο δῖος Οδύσσευς" 


“ὦ Σάοχ᾽, Ἰππάσω υἷε δαΐφρονος ἐππτοδάμοιο, 
φϑᾶ σε τέλος ϑανάτοιο κιχήμενον, οὐδ᾽ ὑπάλυξας. 
ἃ δεέελ᾽, οὐ μὲν σοί ye πάτηρ χαὶ πότνια μάτηρ 
ὄσσε χαταγρήσοισι ϑάνοντί περ, ἀλλ᾽ οἴωνοι 
ὥμησται περύοισι, περὶ πτέρα πύχνα βάλοντες." 
ὧς Felnwv Σαόχοιο δαΐφρονος ὄβριμον ἔγχος 
ἔξω Te χρόος ἦλχε nal ἄσπιδος ὀμφαλοέσσας" 
αἷμα δέ εοι σπάσϑεντος ὀνέσσυτο, χᾶδε δὲ ϑῦμον. 
Τρῶες δὲ μεγάϑυμοι ὄτεως εἶδον alu’ Ὀδύσηος, 
χεχλόμενοι χατ᾽ ὄμιλλον Ere’ αὔτωι πάντες ἔβασαν. 
αὐτὰρ ὄὅ γ᾽ ἐξοπίσω ὀνεχάζεται, ade δ᾽ ἐταίροις. 
τρὶς μὲν ἔπειτ᾽ ἄῦσε, ὄσον χεφάλα χάδε φῶτος, 
τρὶς δ᾽ ἄϊεν ειξάχοντος ἀρηΐφιλος Mevekaog. 
αἶψα δ᾽ ἄρ᾽ Αἴαντα προσεφώνεε ἔγγυς ἔοντα" 
“AJlav διόγενες Τελαμώνιε, χοίρανε λάων, 
ἀμφέ u’ Ὀδύσσηος ταλασίφρονος ἔχετ᾽ dura, 
τῶι Fineia, ὠς al βιαοίατο μόννον ἔοντα 


A 435 
πάντα δ᾽ ἀπὺ πλεύρων χρό᾽ ἐξέργαϑε" οὐδὲ τ᾽ ἔασσε 


451 


Ex 


A 436: 8. 58. 5. 105. 455: 8. 105. 


993 ἔασσε: C, ἔασε die übrigen; zu 928. 


zu 512. 


997..1008 Ör&sl’: W. Schulze (zu 252); del’. 


994 μειχϑήμεναε: μεχϑήμεναε; 


995 βέλος: die Hss. ausser A, Zenod.; τέλος A und Aristarch. 


Mittelvocal Fröhde Beitr. VII 331f., Wackernagel Dehnungsgesetz 31. 
βιαοέατο: Fick; ed ὁ βιώεατο. 


1010 ὥκησταιε: über den 
1022 a 


er ae a ἐμὰν ΩΣ 


1025 


1030 


1035 


1040 


1045 


1050 


Die Verwundung des Odysseus. 


Τρῶες, ἀπυτμάξαντες ἐνὶ χρατέραι ὑσμέναι. 

ἀλλ᾽ ἴομεν var’ ὄμιλλον᾽ ἀλεξέμεναι γὰρ ἄμεινον. 
δέδεοα μή τι πάϑησι Evi Τρώεσσι μονώϑεις, 
ἔσϑλος ἔων, μεγάλα δὲ πόϑα Aavaoıcı γένηται." 


A 


470 


ὧς selnwv ὃ μὲν ἄρχ᾽, ὃ δ᾽ du’ ἔσπετο εισσόϑεος φῶς. 


nögov ἔπειτ᾽ Ὀδύσηα διΐφιλον᾽ ἀμφὶ δ᾽ ἄρ᾽ αὗτον 
Τρῶες ἔπον ὡς αἴ re δάφοινοι ϑῶες ὄρεσφι 
ἀμφ᾽ ἔλαφον κέραον Beßkiusvov, ὃν τ᾽ ἔβαλ᾽ ἄνηρ 
ἔωι ἀπὺ vveigag' τὸν μέν τ᾽ ἀλυξε πόδεσσι 
φεύγων, ὄφρ᾽ αἷμα λίαρον χαὶ γόννατ᾽ ὀρώρει" 
αὐτὰρ ἐπεὶ δὴ τόν γε δαμάσσεται ὦχυς δῖστος, 
ὠμόφαγοί μὲν ϑῶες ἐν ὄρεσι ϑαρδάπτοισι 
ἐν γέμεϊ AREAL! ἐπί ve λῖν ἄγαγε δαίμων 
σίνταν᾽ ϑῶες μέν τε διέτρεσαν, αὐτὰρ ὃ δάπτει" 
ὧς da τότ᾽ ἀμφ᾽ Ὀδύσηα δαΐφρονα ποιχιλόμητιν 
Τρῶες ἔπον πόλλοι τὲ χαὶ ἄλκιμοι, αὐτὰρ ὃ γ᾽ ἤρως 
αἰΐσσων εῶὧιν ἔγχε᾽ ἀμύννετο νήλεες ἅμαρ. 
««ἴαις δ᾽ ἔγγυθεν ἦλϑε, φέρων σάχος ἤῦτε πύργον, 
στᾶ δὲ πάρεξ᾽ Τρῶες δὲ διέτρεσαν ἄλλυδις ἄλλος. 
7 τοι τὸν Ἰϊενέλαος ἀρήϊος ἔξαγ᾽ ὀμίλλω 
χέρρος ἔλων, dog ϑεράπων σχέδον ἤλασεν ἔπποις. 
Atcıg δὲ Τρώεσσι ἐπάλμενος ἦλε 4όρυχλον 
Πριαμίδαν, νόϑον υἷον, ἔπειτα δὲ Πάνδοχον οὗτα, 
οὗτα δὲ ὐσανδρον καὶ Πύρασον ἠδὲ Πυλάρταν. 
ὡς δ᾽ ὅποτε ττλήϑων πόταμος πέδιόνδε κάτεισι 
χειμάροος Kar’ ὄρεσφι, ὀπαζόμενος 4ίος ὄμβρωι, 
σπόλλαις δὲ δρῦς ἀζαλέαις, πόλλαις δέ τε πεύκαις 
εἰσφέρεται, πτόλλον δὲ ἀφύσγετον εἰς aha βάλλει" 
ὥς ἔπετιε χλονέων πέδιον τότε φαίδιμος Älaıg, 
δαΐζων ἔπτοις τε καὶ ἄνερας. οὐδέ πτω "Errwg 


475 


490 


495 


πεύϑετ᾽, ἐπεί da μάχας Ere’ ἀρίστερα uagvaro πταίσας. 498 


Κεβριόνας δὲ Τρῶας ὀριννομένοις ἐνόησε 


521 


A 499—520: S. 106. 


EEE ΡΨ ΤΥ ΥΥΝ 


1025 δέδιξοα: nach Mahlow ΚΖ XXIV 294; δείδω. 
Knight (vgl. 1038); ἕπονϑ᾽, 1031 ἀπὺ vveigas: ändvvevons L. 1039 ἔγχε᾽ 
1048 ysıudpoos Payne Knight: yesudopovs. — dnabdusvos: vgl. “47 321 αὖτέ με γῆρας 
ὀπάζει. 


1029 ἔπον : nach Payne 
: ἔγχει. 


1052 δαΐζων: der Vers ist ein ἀκέφαλος (W. Schulze Qu. ep. 381). 


310 Die Urilias. 


1055 "Exrogı παρβεβάων, καί μὲν τερὸς μῦϑον Ersime‘ A 
“"Errog, νῶϊ μὲν ἔνϑαδ᾽ ὀμιλλέομεν Aavaoıoı, 
ἐσχατίαι πολέμω δυσεάχεος᾽ ol δὲ δὴ δλλοι 
Τρῶες ὀρίνγονται, ἐπίμιξ immo Te χαὶ αὖτοι. 525 
Aicıg δὲ κλονέει Τελαμώνιος" εὖ δέ uw ἔγνων" 
1060 εὖρυ γὰρ ἀμφ᾽ ὥμμοισι ἔχει σάχος. ἀλλὰ nal ἄμμες 
χκεῖσ᾽ ἴπποις τε χαὶ ἄρμ᾽ ἐϑύννομεν, ἔνϑα μάλιστα 528 
κόρροι re Τρώων πίπτοισι καὶ υἷες "Ayalav.” 
ὥς ἄρα φωνήσαις ἔμασεν χαλλίτριχας ἴπποις 531 
μάστιγι λιγύραι" τοὶ δὲ σπτλάγας ἀΐοντες 
1006 diup’ ἔφερον ϑόον ἄρμα μετὰ Τρῶας καὶ ᾿Δχαίοις, 
στείβοντες νέχυάς τὲ χαὶ ἄσπιδας" aluarı δ᾽ ἄξων 
γέρϑεν ἄπαις τιεπάλαχτο χαὶ ἄντυγες al περὶ δίφρον. 
Ζεῦς δὲ πάτηρ Alavr’ ὑψίζυγος ἐν φόβον ὦρσε" 
στᾶ δὲ τάφων, Omıdev δὲ σάχος βάλε ἐπταβόειον, 
1070 τρέσσε δὲ παπτάνναις ἐπ᾽ ὀμίλλω, ϑῆρι εεεοίχως, 
ἐντροπαλιζόμενος, ὄλιγον γόνυ γόννος ἀμείβων. 
ὡς δ᾽ αἴϑωνα λέοντα βόων ἀττὺ μεσσαύλοιο 
ἐσσεύαντο κύνες τε καὶ ἄνερες ἀγροίωται, 
οἵ TE μιν οὐχ ἐάοισι βόων ἐκ πῖαρ ἔλεσϑαι 550 
1075 πάννυχοι ἐγρήσσοντες" ὃ δὲ χρεάων ἐρατίζων 
LIVE, ἀλλ᾽ οὔ τι πράσσει" ϑάμεες γὰρ ἄχοντες 


ΞΕ ΕΞ 


ἄντιον αἰίσσοισι ϑρασειάων ἀττὺ χέρρων 
καιόμεναί τὸ δέται, τάς TE τρέξει ἐσσύμενός weg‘ 


αὐόοϑεν δ᾽ ἀπύνοσφιν ἔβα τετιήοτι ϑύμωι" 555 
1080 ὧς “4ἴαις τότ᾽ ἀπὺ Τρώων τετιήμενος ἦτορ 

Nuss, πόλλ᾽ ἀξέκων᾽ περὶ γὰρ δείε ναῦσιν Ayalwv. 557 

πάντας δὲ προέξεργε ϑόαις ἐπὶ νᾶας ὀδεύην, 569 


Hinter 1061 giebt das Dubliner Fragment statt der Verse A 529. 530 den 
Anfang eines einzigen: xovoosr, der Hermes XXVII 364 versuchsweise ergänzt ist. 
536—539: S. 106. 540—543: 8. 107. A 558—568: 8. 107. 


1073 2oosdavro: G. Hermann Op. II 49 nach Aristarchs Lesart Ὁ 272; ἐσ- 


σεύοντο. 1014 ἐάοισε: eiöoı, aber „keine homerische Form des Verbs ἐξᾶν, 


ἐξάαν lautet mit δὲ an, ausser wo das Augment sich vorfindet‘“ Leo Meyer ΚΖ 
X 50. 1075 κρεάων: Leo Meyer Vgl. Gr. II 102; κρειῶν. Die hergestellte 
Form steht Hymn. Herm. 130. 1078 ro&es: Ahrens Kl. Schr. 1 188; τρεῖ. 1081 
#ıse: Wackernagel (zu 41); fie. 


u ie nn nu un 


1085 


1090 


1095 


1100 


1105 


Rückzug des Aias. 


aöros δὲ Τρώων καὶ ᾿χαίων ϑῦνε μέσαγυ 
ἐστάμενος" τὰ δὲ δόρρα ϑρασειάων ἀπὺ χέρρων 
ἄλλα μὲν ἐν σάχεῖ μεγάλωι πάγεν ὄρμενα πρόσσω, 
πόλλα δὲ χαὶ μέσσαγυ, πάρος χρόα λεῦχον ἐπαύρην, 
ἐν γαίαι ἴἔσταντο, λιλαιόμενα χρόος ἄσσαι. 

ἐν δ᾽ Ener’ Ὠχεάνωι λάμπρον φάος ἀελίοιο, 
ἔλχον νύχτα μέλαιναν ἐπὶ ζεέδωρον ἄρουραν. 
ἐχ δὲ φυλάχτηρες σὺν τεύχεσι ἐσσεύοντο 
ἀμφέ τε Νεστορίδαν Θρασυμήδεα, ποίμενα λάων, 
ἀμφέ ve Mnoıdvav ᾿φάρηά τε Aainvgov τε. 


Τρώων αὖτ᾽ ἀγόραν ποιήσατο φαίδιμος Ἔχτωρ, 
γόσφι νάων ἀγάγων, ποτάμωι ἐπὶ διννάεντι, 
ἐν χαϑάρωι, ὅϑι δὴ νεχύων διεφαίνετο χῶρος. 
ἐξ ἴππων δ᾽ ἀπύβαντες ἐπὶ χϑόνα μῦϑον ἄχουον, 
τόν ῥ᾽ "Errwo ἀγόρευε διΐφιλος" ἐν δ᾽ ἄρα χέρρι 
ἔγχος ἔχ᾽ ἐνδεχάτταχυ᾽ πάροιϑε δὲ λάμπετο δόρρος 
αἴχμα χαλχεία, περὶ δὲ χρύσιος ϑέε πόρκας" 
τῶι 6 γ᾽ ἐρεισάμενος ξέπεα Τρώεσσι μεταύδα" 
“χέχλυτέ μοι, Τρῶες καὶ Δάρδανοι ἠδ᾽ ἐπίκχορροι, 
γῦν ἐφάμαν νᾶας τ᾽ ὀλέσαις χαὶ πάντας ᾿Αχαίοις 
ἂψ ἀπυνοστήσην προτὶ εἔλιον ἀνεμόεσσαν᾽ 
ἀλλὰ πρὶν χνέφας ἦλϑε, τὸ νῦν ἐσάωσε μάλιστα 
᾿“ργεΐοις καὶ νᾶας ἐπὶ ερήγμινε ϑαλάσδας. 
ἀλλ᾽ ἦ τοι νῦν μὲν πειϑώμεϑα νύχτι μελαίναι 
δόρττα τ᾽ ἐποτελισόμεσϑα᾽ ἀτὰρ χαλλέτριχας ἔπποις 
λύσατ᾽ ὑπὲξ ὀχέων, παρὰ δέ σφισι βάλλετ᾽ ἐδώδαν" 
ἐχ πόλιος δ᾽ ἄξεσϑε βόας καὶ είφια μῆλα 


311 


A 51 


574 
Θ᾽ 485 


I 80 


495 


505 


182.84: 8. 131. 


1087 dooaı: Fick; ὦσαι. 


ξεέδωρον. 


1089 ξεέδωρον: Wackernagel ΚΖ XXV 218; 


1101 «οι: van Leeuwen Mnemos. 1885, 217 (vgl. zu 31); «ev. 


312 Die Urilias. 


1110 χαρπαλίμως, Foivov δὲ μελίφρονα Fzowwileode Θ 
σῖτον τ᾽ ἔκ μεγάρων, ἐπὶ δὲ ξύλα πόλλα λέγεσϑε, 
ὥς xEv παννύχιοι μέσφ᾽ αὔοος ἀριγενείας 
καίωμεν πύρα πόλλα, σέλας δ᾽ εἰς ὄρρανον ἴχηι, 


μή πως χαὶ διὰ νύχτα χάρα χομάοντες Ayaıoı ὅ10 
1116 φεύγεμεν ὀρμάσονται ἐπ᾽ eigen νῶτα ϑαλάσσας. 511 
χάρυχες δ᾽ ὀνὰ εάστυ διΐφιλοι ἀγγελλόντων 517 


παῖδας πρωτήβαις πολιοχροτάφοις τε γέροντας 

λέξασϑαι περὶ εάστυ ἐὐδμιάτων ἐπεὶ πύργων" 

ϑηλύτεραι δὲ γύγναιχες Evi μμεγάροισι εεχάστα 520 
1120 πῦρ μέγα καιόντων᾽ φυλάχα δέ τις ἔμπεδος ἔστω, 

μὴ λόχος εἰσέλϑησι πόλιν λάων ἀπιεόντων. 


ὧδ᾽ ἔστω, Τρῶες μεγαλήτορες, ὧς ἀγορεύω. 523 
selmouaı εὐχόμενος Alı τ΄ ἀλλοισίν ve ϑέοισι 826 
ἐξελάην ἔνϑενδε χύνας χάρεσσι φορήτοις." 527 
1125 ὡς ἜἜχτωρ ἀγόρευ᾽, ἐπὶ δὲ Τρῶες χελάδησαν. 542 


ot δ᾽ ἔπποις μὲν ἔλυσαν ὑπὸ ζύγω ἰδρώοντας, 
δῆσαν δ᾽ ἐμάντεσσι ag’ ἄρμασι εοῖσι ξέκαστος" 


ἐχ πόλιος δ᾽ ἄξοντο βόας χαὶ εἰφια μῆλα 545 
χαρπαλίμως, Foivov δὲ μελίφρονα Fowilovro 

1180 σῖτόν τ᾽ ἐκ μεγάρων, ἐπὶ δὲ ξύλα ττόλλ᾽ ἐλέγοντο. 547 

xvlooav δ᾽ ἐκ πεδίω ἄνεμοι φέρον Öggavov εἴσω. ὅ49 

ol δὲ μέγα φρονέοντες ὀνὰ σπιτολέμοιο βεφύρραις 558 

ἤατο παγνύχιοι, πύρα δέ σφισι καίετο πόλλα. 554 

— -- --- σάχος ἦλε τετύγμενον υἷος ἔοιο, Ξ9 

1135 χεέμεγον ἐν κλισίαι, Θρασυμήδεος ἐπποδάμοιο, 10 


1118 ἐυδμάτων: ϑεοδμήτων; 8.133 Α. 1. 1134—1154: $. 1801. 
© 512—516. 524. 525: 8. 132. 528—541: 8. 132f. 548. 550—552. 
555—565: 8. 133. 


1112 ἀρεγενεέας: dgı- ist als ἄρι- aus ἄερε gedacht; der Gegensatz des fe- 
sten ἃ zu dem auflösbaren (Wackernagel ΚΖ XXV 28) in ἄριστον (aus ἄέριστον, 
vgl. Fiek ΚΖ XXII 95) erklärt sich aus der Verschiedenheit des metrischen Bedürf- 
nisses. 1115 φεύγεμεν: nach Nauck (zu 226); φεύγει». — doudooprar: ὅρ- 
unoovroı ὃ Cant. Mor.; ὁρμήσωνται die übrigen. 1119 ἐνὲ μμεγάροισε: ἔνὲ- 
μρμεγαροισὲν Ο. 1126 ἐδρώοντας: zu 456. 1132 ὀνὰ: ἀνὰ Schol. Townl. zu 
1.88 und so Bekker; ri. — Bepvooaus: zu 878. 1133 Faro: vgl. Ahrens Kl. 
Schr. I 26, Leo Meyer Vgl. Gr. 1268; eiaro. 


a en nn > 


ΤΟΝ Ψ Ὁ 


Das Biwouak der Troer. 313 


χάλκωι πάμφαινον" ὃ δ᾽ ἔχ᾽ ἄσπιδα πάτρος ἔοιο. Ξ 
ἤλετο δ᾽ ἄλκιμον ἔγχος, ἀχάχμενον ὄξεϊ χάλχωι, 
στὰ δ᾽ ἐχτὸς χλισίαςε — -- -- --Ἕ  -ο- -- 18᾽ 
: Νέστορι δὲ σύμβληντο διοτρέφεες βασίληες 2 
1140 παρ νάων ὀνίοντες, ὄσοι βεβλήατο χάλχωι, 
διογένης Ὀδύσευς τε καὶ Argeidag Ayausuvor. 29 
τὸν χαὶ φωνήσαις προσέφα χρεΐων ᾿4γαμέμνων" 41 
Νέστορ, τίπτε λίπων χλισίαν δεῦρ᾽ ἐλήλουθϑας: 48 
δέδξοα μὴ δή μοι τελέσει βέπος ὄβριμος "Errwg, 
1146 ὅς ποτ᾽ ἐπαπέλλησε ἐνὶ Τρώεσσ᾽ ἀγορεύων, 45 


μὴ πρὶν παρ vdwy προτὶ Fihıuov ἀπυνέεσθϑαι, 
πρὶν πύρι νᾶας ἐνέπρησαι, χτένγαι δὲ καὶ αὔτοις. 
χῆνος τῶς ἀγόρευε" τὰ δὴ νῦν πάντα τέληται." 48 
τὸν δ᾽ ἀμείβετ᾽ ἔπειτα Γερήνιος Innora Νέστωρ᾽ 32 
1150 “ἦ δὴ ταῦτά γ᾽ ἔτοιμα τετεύχαται, οὐδέ χεν ἄλλως 
Ζεῦς ὑψιβρεμέτας αὖτος παρατεχτάγγαιτο. 54 
ἄμμες δὲ φραζώμεϑ᾽ ὄπως ἔσται τάδε Feoya, 61 
αἴ τι νόος “έρξει" πόλεμον δ᾽ οὐχ ἄμμε χελεύω 
δύμεναι" οὐ γάρ πως βεβλήμενον ἔστι μάχεσθαι." 
1155 τοὶς δὲ βάρυ στενάχων προσέφα κρεΐων ᾿Αγαμέμνων: I 16 
“ὦ φίλοι, Aoyeiwv ἀγήτορες ἠδὲ μέδοντες, 
Ζεῦς μὲ μέγας Κρονίδας ἀάται ἐνέδησε βαρείαι 
σχέτλιος, ὃς πρῶϊ μοι ὑπέσχετο καὶ κατένευσε 


Flivov ἐχπέρσαντ᾽ ἐὐτείχεα ἀπυνέεσϑαι, 20 
1160 γῦν δὲ χάχαν ἀπάταν βολλεύσατο, xal μὲ χελεύει 
δυσχλέε᾽ Aoyog ἔχεσθαι, ἐπεὶ πόλυν ὥλεσα λᾶον. 22 


1141 διογένης: Τυδεΐδης S. 131. 1143 Νέστορ, τέπτε λέπων κλεισέαν δεῦρ᾽ 
ἐλήλουϑας: ὦ Νέστορ Νηληιάδη, μέγα κῦδος ᾿Αχαιῶν, τέπτε λιπὼν πόλεμον 
φϑισήνορα δεῦρ᾽ ἀφικάνεις 8. 131. 1155—1190 5. 128 1155 τοὶς δὲ: ὥς ὃ; 
προσέφα κρεΐων Ayautuvov: ἔπε᾽ ᾿Αργεΐοισε μετηύδα ὃ. 128. 1158 πρῶξ: πρὲν 
8.128 A. 2. 5. 222. 

Ξ 14—26: S. 126. S. 130. 30—40: 8. 126. 49—51. 55—60: 8. 126. 
11-15: 8. 180.} 


1144 ö&öFoa: Mahlow (zu 1025); δεέδια L und Aristoph., δεέδω die übrigen. 


1153 fög&eı: Leo Meyer (zu 139); γ᾽ ἔρξεε AL, ῥέξει die übrigen. 1157 ἀάται: 
3 nach Dawes (zu 332); &rnı. 1159 ἐὐτεέχεα: Nauck (zu 122); εὐτεέχεον. 1161 


δυσκλέε᾽ : nach Leo Meyer ΚΖ VII 205; δυσκλέα, 


314 Die Urilias. 


οὔτω πω Ali μέλλει ὑπερμένεϊ φίλον ἔμμεν, 569 
γωνύμνοις ἀπόλεσθϑαι ἀπ᾽ Agyeos ἔνϑαδ᾽ Ayaloıc. τὸ 


Ἐείδεα μὲν γάρ, ὅτε πρόφρων Δανάοισιν ἄμυννε, 
1165 Foid« δὲ νῦν, ὅτι τοὶς μὲν ὄμως μαχάρεσσι ϑέοισι 
χυδαίνει, ἄμμον δὲ μένος καὶ χέρρας ἔδησε. 
ἀλλ᾽ ἄγετ᾽, ὥς rev ἔγω Feinw, πειϑώμεϑα πάντες" 74 
φεύγωμεν σὺν ναῦσι φίλαν εἰς πάτριδα γαῖαν" 1:1 
οὐ γὰρ Erı Τροΐαν ἀγρήσομεν εὐρυάγυιαν" 
1170 οὐ γάρ τις νέμεσις φύγεμεν χάχον, οὐδ᾽ ὀνὰ νύχτα. 5% 
βέλτερον ὃς φεύγων προφύγηι χκάχκον ἠὲ Βαλώει." 
τὸν δ᾽ ἄρ᾽ ὕποδρα Fldwv προσέφα πολύμητις Ὀδύσσευς" 
“Arosida, ποῖόν σε Βέπος φύγε ἔρκος ὀδόντων. 
ὀλόμεν᾽, αἴϑ᾽ ὥφελλες ἀξεικελίω στράτω ἄλλω 
1175 σαμαίνην, μηδ᾽ ἄμμι Βανάσσεμεν, οἷσιν ἄρα Ζεῦς 85 
ἐχ νεότατος ἔδωχε nal εἰς γῆρας τολυπεύην 
ἀργαλέοις πολέμοις, ὄρρα φϑιόμεσθϑα Βέχαστος. 
οὔτω δὴ μέμονας Τρώων πόλιν εὐρυάγυιαν 
χαλλείψην, ἄς ἔννεχ᾽ ὀϊζύομεν κάχα πόλλα; 
1180 σίγαε, μή τίς τ᾿ ἄλλος Ayalwv τοῦτον ἀχούσει 90 
μῦϑον, ὃν οὔ χεν ἄνηρ γε διὰ στόμα πάμπαν ἄγοιτο, 
ὅς τις ἐπίσταιτο βᾶισι φράσι ἄρτια βάζην 
σχαπτόοχος τ᾽ εἴη, nal ἔοι πειϑοίατο λᾶοι 
τόσσοιδ᾽ ὄσσοισιν σὺ μετ᾽ ᾿“ργεΐοισι Βανάσσεις." 94 
1185 τὸν δ᾽ ἀμείβετ᾽ ἔπειτα Βάναξ ἄνδρων Ayausuvav' 108 
“ὦ Ὀδύσευ, μάλα πώς με χατίχεο ϑῦμον ἐνίτται 
ἀργαλέαι" ἀτὰρ οὐ μὲν ἔγων ἀξέχοντας ἄνωγα 105 
γᾶας ἐὐσσέλμοις ἄλαδ᾽ ἔλκεμεν υἷας "Ayalwv. 
γῦν δ᾽ εἴη ὃς τᾶσδέ γ᾽ ἀμείνονα μῆτιν &vlomoı, 


1162 = / 23. 
3 95—102: 5. 129. 


1164 Feidea: Wackernagel Beitr. IV 266; ἤεδεα. --- Öre: ὅτε die besten Hss. 
und Arist.; ὅτε L ex corr. und Anecd. Oxon. II 375 10. 1166 κυδαένει, du- 
μον: nach van Leeuwen-da Costa; κυδάνει (κυδαέεε mit nachgetragnem » G, 
»vdalveı H ταῦ. A) ἡκέτερον. 1167 κεν: Av. 1170 göyeuev: nach Leo 
Meyer (zu 461); φυγέειν. 1174 ἀξεικελέω στράτω ἄλλω: zum Genetiv vgl. Bek- 
ker Hom. Bl. 1210. 1181 διὰ στόμα: ἀνὰ στόμα Nauck M&l. IV 618 nach B 
250. 1183 σκαπτόοχος: nach Nauck M&l. IV 93f.; oxnmroöyos. 


a δι. ὦ ἀκ ὩΣ 


re, a ic aut ae mi ae 


ὌΝ A a Ki 


ΑΨ ee ee ΡΨ ὧν 


OT 


νὰ de N a Aa 


Die Berathung der Achäer. 315 


1190 ἢ νέος ἠὲ πάλαιος" ἔμοι δέ ne Faoucvwı εἴην 8 108 
Τρῶες δὲ pAöyı Είσσοι ἀόλλξες ἠὲ ϑυέλλαι Ν 89 
Ἔχτορι Πριαμίδαι ἄμοτον μεμάοντες ἔποντο, 40 


ἄβρομοι αὐΐζξαχοι" Βέλποντο δὲ νᾶας Ayalov 
ἀγρήσην, χτενέην δὲ παρ᾽ αὔτοϑι πάντας ἀρίστοις. 
1196 ἀλλὰ Ποσειδάων γαιάοχος ἐνοσίγαιος 


Aoyeioıs ὥτρυννε, βαϑείας ἐξ ἄλος ἔλθϑων. 44 

αὔτιχα δ᾽ ἐν πρώτοισι μέγα προϑόρων ἐχέλευσε" ἐΞ 868 
“Aoyeioı, καὶ δ᾽ αὖτε μετίετε "Errogı γίχαν 

Πριαμέδαι, ἔνα νᾶας ἔληιν καὶ χῦδος ἄρηται; 365 


1200 ἀλλ᾽ ὃ μὲν οὔτω φασὶ χαὶ εὔχεται, ὥνεχ᾽ Ayihhevg 
vadoıy ἐπὶ γλαφύραισι μένει χεχολώμενος ἦτορ᾽ 
χήνω δ᾽ οὔ τι λίαν πόϑα ἔσσεται, αἴ nev οἱ ἄλλοι 


ὔμμες ἐποτρύννεσϑε ἀμύννεμεν ἀλλάλοισι. 809 

ὃς δέ χ᾽ ἄνηρ μενέχαρμος, ἔχην δ᾽ ὄλιγον σάχος ὄμμωι, 816 
1206 χέρρον: φῶτι δότω, ὃ δ᾽ ἐν ἄσπιδι μέζονι δύτω. 977 

αὐτὰρ ἐπεὶ εέσσασϑε περὶ χρόϊ νώροπα χάλκον, 

ἔομεν" αὐτὰρ ἔγων ἀγήσομαι, οὐδ᾽ ἔτι φαμὶ 374 

Ἔχτορα Πριαμίδαν μενέην μάλα περ μεμάοντα. 375 


ὥς ἔφατ᾽, οἱ δ᾽ ἄρα τῶ μάλα μὲν κλύον ἠδ᾽ ἐπέϑοντο᾽ 318 
1210 τοὶς δ᾽ adroı βασίληες ἐχόσμεον οὐτάμενοί σπίερ, 
διογένης Ὀδύσευς τε χαὶ Argeidag Ayausuvov' 880 
οἰχόμενοι δ᾽ ἐπὶ πάντας ἀρήια τεύχε᾽ ἀμειβον" 
ἔσϑλα μὲν ἔσϑλος ἔδυνε, χέρεια δὲ χέρρονι δῶκε. 
αὐτὰρ ἐπεὶ ξέσσαντο ττερὶ yodi νώροττα χάλχον, 


1191---1290 S. 122 ff. 1197ff. S. 120 ff. 1198 uerlere: μεϑέομεν. 
1203 Öuues ἐπτρύνεσϑε: ἡμεῖς ὀτρυνώμεϑ'᾽ S. 121. 1206 nach 1214 gebildet 
S. 122. 1211 διογένης: Τυδείδης S. 122. 

N 1-38: 8. 123. 


1195 dvoolyauos: ἐννοσέγαιος; die Verdopplung des » hat nur metrischen 
Werth (W. Schulze Qu. ep. 160). 1213 χέρεια: so ACD und andre, vgl. W. 
Schulze Qu. ep. 30; χέρῃα Eust., χέρηα Cramer Epim. hom. 350, 25. — δῶκε: 
ἔνιοε δὲ τῶν ὑπομνημάτων δῶκεν ἀντὶ τοῦ δόσκεν Schol. Ven. A. 


316 


1215 


1220 


1225 


1230 


1235 


1240 


Die Urilias. 


βάν ῥ᾽ ἔμεν" ἄρχε δ᾽ ἄρα σφι Ποσειδάων ἐνοσίχϑων, 
δξεῖνον ἄορ τανύαχες ἔχων ἐν χέρρι παχείαι, 
Felnehov ἀστερόπαι" τῶι δ᾽ οὐ ϑέμις ἐστὶ μίγημεν 
ἐν δάϊξ λευγαλέαι, ἀλλὰ δεέος ἐσχάνει ἄνδρας. 
ἐχλύσϑη δὲ ϑάλασσα ποτὶ χλισίαις τὲ vaag τὲ 
Aoyeiwv' οἱ δὲ σύνισαν μεγάλωι ἀλαλάτωι. 
Τεῦχρος δὲ πρῶτος Τελαμώνιος ἄνδρα χατέχτα, 
Ἴμβριον αἰχμάταν, πολυΐππτω ἸἹΠέντορος υἷον. 
τόν ῥ᾽ υἷος Ἰελάμωνος Ör’ οὔατος ἔγχεϊ μάχρωι 
γύξ᾽, ἐχ δ᾽ ἔσπασεν ἔγχος" ὃ δ᾽ αὖτ᾽ ἔπετεν μελία ὥς, 
ἄ τ᾽ ὄρεος χορύφαι ξέκαϑεν περιφαινομέγοιο 
χάλχωι ταμνομένα τέρενα χϑόνι φύλλα πελάσσει" 
ὧς ἔτιετ᾽, ἀμφὶ δέ Foı βράχε τεύχεα ποίχιλα χάλχωι. 


οὗ δ᾽ ἄλλοι μάρναντο, βόα δ᾽ ἄσβεστος ὀρώρη. 
Aiveiag δ᾽ ᾿φάρηα Καλητορίδαν ἐπορούσαις 
λαῖμον ἔτυψν᾽, ἐπὶ Fol τετράμμενον, ὀξεῖ δόρριε" 
ἐχλίνϑη δ᾽ ἐτέρωσε κάρα, ἐπὶ δ᾽ ἄσπις ἐάφϑη 
χαὶ χόρυς᾽ ἀμφὶ δέ ξοι ϑάνατος χύτο ϑυμορραίστας. 
᾿Αντίλοχος δὲ Θόωνα μεταστρέφϑεντα δοχεύσαις 
οὔτασ᾽ ἐπαιΐξαις, ἀπὺ δὲ φλέβα παῖσαν ἔκχερσε, 
ἄ τ᾿ ὀνὰ νῶτα ϑέοισα διόμπερες αὔχεν᾽ ἐχάνγει" 
τὰν ἀπὺ παῖσαν ἔχερσε᾽ ὃ δ᾽ ὄπτιος ἐν χονίαισι 
χάτίπετεν, ἄμφω χέρρε φίλοισ᾽ ἐτάροισι πετάσσαις. 
᾿Αντίλοχος δ᾽ ἐπόρουσε καὶ αἴνυτο τεῦχε᾽ ἀπ᾿ ὥμμων 
στατυταίνων᾽ Τρῶες δὲ reoloradov ἄλλοϑεν ἄλλος 
οὔταζον σάχος εὖρυ παναίολον, οὐδ᾽ ἐδύναντο 
εἴσω ἐπίγραψαι τέρενα χρόα νήλεϊ χάλκωι 
᾿Αντιλόχω" περὶ γάρ da Ποσειδάων ἐνοσίχϑων 
Νέστορος υἷον ἔρυτο χαὶ ἐν πόλλοισι βέλεσσι. 
οὐ μὲν γάρ ποτ᾽ ἄνευ δάιων ἔεν, ἀλλὰ nat’ αὔτοις 


392 
393 


N 110 


171 
177 


181 


555 


1221—1227: 8. 109. 8. 147f. 


Z 388—391. 394—401: 5. 121 A. 1. 


1228—1247 eingeordnet 8. 114f. 8. 147f. 


1231 ἐάφϑη: angesetzt nach der Etymologie J. Schmidts Kritik der Sonan- 


tentheorie 63. 


Bekker Hom. Bl. I 157); ϑυκοραϊστής. 


1232 ϑυμορραέσταθ: nach Glaukos Schol. TB zu I7414 (vgl. 


ΡΨ A 


- 
u ΨΨ 


Du ἐπ te 


Die Schlacht bei den Schiffen. 317 


1245 στροφάετ᾽ " οὐδέ ou ἔγχος ἔχ᾽ ἄτρεμας, ἀλλὰ μάλ᾽ αἴει N 
σειόμενον ἐλέλιχτο" τιτύσχετο δὲ φράσι κἄισι 
ἤ τε ἀχόντισσαι ἠὲ σχέδον ὀρμάϑημεν. 559 


N da, καὶ ὠρμάϑη ὄρεϊ νιφόεντι FEF0lnwg, 754 
χεχλάγων, διὰ δὲ Τρώων πέτετ᾽ ἠδ᾽ ἐπιχόρρων. 


= -- ὀ Ἂ ὠΟὀ---- ol γὰρ ἄριστοι 128 
1250 χρένϑεντες Τρῶάς τε χαὶ Ἔχτορα ὃῖον ἔμιμγνον, 
φράξαντες δόρυ δόρρι, σάχος σάχεϊ προϑελύμνωι" 180 


ἄστεις ἄρ᾽ ἄσπιδ᾽ ἔρειδε, χόρυς χόρυν, ἄνερα δ᾽ ἄνηρ᾽ 
ψαῦον δ᾽ ἐππόκομοι χόρυϑες λάμπροισι φάλοισι 
1255 γευόντων᾽ ὧς πύχνοι ἐπέστασαν ἀλλάλοισι. 
ἔγχεα δ᾽ ἐπτύσσοντο ϑρασειάων ἀπὺ χέρρων 
σειόμεν᾽" οἱ δ᾽ ἴϑυς φρόνεον, μέμασαν δὲ μάχεσϑαι. 135 


οἱ δ᾽ ἔσαν ἀργαλέων ἀνέμων ἀτάλαντοι ἀέλλαι, 19 
ἃ da τ᾽ ὑπὸ βρόντας πάτρος Alog εἶσι ππέδονδε, 

1260 ϑεσπεσίωι δ᾽ ὁμάδωι ἄλι μίσγεται, ἐν δέ τε πόλλα 
χύματα παφλάζοντα πολυφλοίσβοιο ϑαλάσσας, 
χύρτα φαλαριάοντα, πρὸ μέν τ᾽ ἄλλ᾽, αὐτὰρ ἐπ᾽ ἄλλα" 
ὧς Τρῶες πρὸ μὲν ἄλλοι ἀράροτες, αὐτὰρ Ere’ ἄλλοι, 800 
χάλχωι uagualgovres du’ ἀγεμόνεσσιν ἔποντο᾽" 

1266 Ἔχτωρ δ᾽ ἀγέετο βροτολοίγωι zlooog "Agnı, 
Πριαμίδας᾽ πρὸ εέϑεν δ᾽ ἔχεν ἄσπιδα τερμίοεσσαν, 
Folvvoıoıy swurlvav, πόλλος δ᾽ ἐπελήλατο χάλκος" 
dupi δέ εοι χροτάφοισι φαέννα oelevo πήλλαξ. 805 
πιάνται δ᾽ ἀμφὶ φάλαγγας ἐπερράετο τεροπτοδίζων, 


- 
1248f. 5, 118. S. 149. 1250—1257 S. 124. 8. 146 ff. 1258—1296 8. 
119. 8. 146. 1266 τερμεόεσσαν: πάντοσ᾽ ἐΐσην 8. 119. 


1245 στροφάετ᾽ : στρωφᾶτ᾽ ; aber Nauck (ebenso Fick Il. 227) hat dem Epos 
στρωφάω, τρωχάω, τρωπάω, πωτάομαε abgesprochen (M&l. IV 586). 1247 re’: 
τυε. 1206 πρὸ Feder: nach CG und Schol. Ven. A; πρόσϑεν δ᾽ die übrigen. 
1268 πήλλαξ: zu 847. ' 


318 Die Urilias. 


1270 al πως Fol εείξειαν ὑπασπίδια goßißavrı' ΓΝ 
ἀλλ᾽ οὐ σύγχεςε ϑῦμον ἐνὶ στήϑεσσιν ᾿4χαίων. | 
Alaıs δὲ πρῶτος προχαλέσσατο, μάχρα βιβάσϑων᾽" 
“δαιμόνιε, σχέδον Ede‘ τί ἢ δεδείσσεαι αὔτως 810 
"Aoysioig; οὔ τοί τε μάχας ἀδαήμονές ἐμμεν, 

1275 ἀλλὰ Δ4ίος μάστιγι nanaı ἐδάμημεν Ayasoı. 

ἦ ϑήν πώ τοι ϑῦμος ἐέλπεται ἐξαλαπάξην 
γᾶας᾽ ἄφαρ δέ τε χέρρες ἀμύγνεμέν εἰσι καὶ ἄμμι. 


ἦ χε πόλυ φϑαίη Ei ναιομένα πόλις Öuua 815 
χέρσιν ὑπ᾽ ἀμμετέραισι εάλοισά τὲ περϑομένα ver 810 
1280 ὧς ἄρα For Felmovrı ἐττέτστατο δέξιος ὄρνις, 821 


αἴετος ὑψιπέτας᾽ ἐπὶ δὲ εάχε λᾶος ᾿“χαίων 

ϑάρσυνος οἰώνωι. ὃ δ᾽ ἀμείβετο φαίδιμος Ἔχτωρ" 

” Alav duagrörereg, βουγάξε, ποῖον ἔξειπτες. 

al γὰρ ἔγων οὔτω γε Jiog πάϊς αἰγιόχοιο 82ὅ 
1285 εἴην ἄματα πάντα, τέχοι δέ μὲ πότγια Ἤρα, 

τειοίμαν δ᾽ ὠς τείετ᾽ ᾿΄ϑαναία καὶ Anoklwy, 

ὡς νῦν ἀμέρα ἄδε χάκον φέρει ᾿4ργεΐοισι 

παῖσι μάλ᾽, ἐν δὲ σὺ τοῖσι πεφάσσξαι, al κε ταλάσσεις 

uevvaı ἔμον δόρυ μάχρον, ὄ τοι χρόα λειριόεντα 880 
1290 δάψει᾽ ἀτὰρ Τρώων χορέεις χύνας ἠδ᾽ οἰώγοις 

Ἐδημῶι καὶ σάρκεσσι, πέτων ἐπὶ ναῦσιν Ayalov.“ 

ὥὧς ἄρα φωνήσαις ἀγήσατο" τοὶ δ᾽ du’ ἔποντο 
Fayaı ϑεσπεσίαι, ἐπὶ δὲ εάχε λᾶος ὄπισϑεν. 


doyeioı δ᾽ ἐτέρωϑεν ἐπὶ εάχον, οὐδ᾽ ἐλάϑοντο 835 
1295 ἄλχας, ἀλλ᾽ ἔμενον Τρώων ἐπίοντας ἀρίστοις" 
εάχα δ᾽ ἀμφοτέρων ἔκετ᾽ αἴϑερα καὶ Alog αὔγαις. 837 


«Αἴαντος δὲ πρῶτος ἀχόντισε φαίδιμος Ἔχτωρ ΕΗ 402 


1297—1321 5. 135. 
N 817—820: 8. 119. 


1270 προβέβαντε: nach Bekker (vgl. 1413); προβιεβῶντι. 1271 σύγχεε: 
σύγχει. 1211 ἀκύννεμεν: nach Bekker; ἀμύνειν. 1281 ἐπὲ δὲ Fdye: W. Schulze 
(zu 462); ἐπὲ δ᾽ ἔαχε. 1284 πάϊς : zweisilbig nach Nauck Mäl. IV 100; vgl. Bio» 
Σωσέα ndeıs Ins. Il no. 304. 1286 τειοέμαν, reler’: angesetzt wegen τεῖσαι 
(zu 228); τιοέμην, vier’. 1288 πεφάσσεαε: Fick (briefliche Mittheilung); πεφήσεαε 
(dafür πεφείσεαι Wackernagel ΚΖ XXVII 279). 1298 ἐπὶ δὲ Füge, 1294 ἐπὲ 
Fäyov: W. Schulze (zu 462); ἐπὲ δ᾽ ἔαχε, ἐπέαχον. 


ΡΥ. 


' 


A ne a Δ..." 


1300 


1305 


1310 


1315 


1320 


1325 


Hektors Verwundung. 319 


ἔγχε᾽, ἐπεὶ τέτρατττο τιρὸς TI κοι, οὐδ᾽ ἀπάμαρτε, Ξ 
τᾶι da δύω τελάμωνε περὶ στήϑεσσ᾽ ἐτετάσϑαν, 
N τοι ὃ μὲν σάχεος, ὃ δὲ φασγάνω ἀργυροκάλλω" 405 


τώ τοι ῤῥυσάσϑαν τέρενα χρόα. χώσατο δ᾽ Ἔχτωρ, 

ὄττι da Foı βέλος ὦχυ "ἐτώσιον ἔχφυγε χέρρος, 

ἂψ δ᾽ ἐτάρων εἰς εέϑνος ἐχαάζετο näg’ ἀλεέννων. 

τὸν μὲν ἔπειτ᾽ ἀττίοντα μέγας Τελαμώνιος Alaıs 
χερμαδίωι, va da πόλλα, ϑοάων ἔχματα νάων, 410 
ag τόσε μαρναμένων ἐχυλίνδετο᾽ τῶν ἔν ἀέρραις 

στῆϑος ἐβεβλήχη ὑπὲρ ἄντυγος, ἄγχοϑι δέρρας, 

στρόμβον δ᾽ ὧς ἔσσευς βάλων, περὶ δ᾽ ἔδραμε πάνται. 

ὡς δ᾽ ὄτ᾽ ὑπὸ πλάγας πάτρος Δίος ἐξερίττηι δρῦς 
πρόεριζος, δεείνα δὲ ϑεείω γίγνεται ὄδμα 415 
ἐξ αὔτας᾽ τὸν δ᾽ οὔ reg ἔχει ϑράσος ὄς χε εἰδηται 
ἔγγυς ἔων, χάλετιος δὲ Hiog μεγάλοιο χέραυνος" 

ὥς ἔττετ᾽ Ἔχτορος ὦκα χάμαι μένος ἐν χονίαισι. 

χέρρος δ᾽ ἔχβαλεν ἔγχος, ἐττ᾽ αὔτωι δ᾽ ἄσπις ἐάφϑη 

χαὶ χόρυς, ἀμφὶ δέ For βράχε τεύχεα ποίχιλα χόλκωι. 420 
οὗ δὲ μέγα Fıragovreg ἐπέδραμον υἷες Axalwr, 
Fehröusvor ξερύεσϑαι, ἀχόντιζον δὲ ϑαμείαις 

αἴχμαις᾽ ἀλλ᾽ οὔ τις ἐδυνάσατο ποίμενα λάων 


οὔτασαι οὐδὲ βάλην᾽ πρὶν γὰρ περίβασαν ἄριστοι 424 
Aoyeioı δ᾽ ὠς ὧν εἰδον Ἔχτορα νόσφι χκίοντα, 440 
μάλλον ἐπὶ Τρώεσσ᾽ ἐθϑόρον, μνάσαντο δὲ χάρμας. 441 
Πείσανδρος δ᾽ ἴϑυς Ἰενελάω χυδαλίμοιο N 601 


Nıse' τὸν δ᾽ ἄγε μοῖρα χάχα Iavaroıo τέλοσδε, 

σοί, Πενέλαε, δάμημεν ἐν αἴναι δαϊότατι. 

οἱ δ᾽ ὄτε δὴ σχέδον ἦσαν ἐπ᾽ ἀλλάλοισιν ἴοντες, 
Arosidag μὲν ἄμαρτε, παραὶ δέ κοι ἐτράπετ᾽ ἔγχος, 605 


1322—1345 5, 116. S. 1471, 


Z 425—439: S. 134f. 442—522: S. 135. 
1298 ἔγχε᾽ : ἔγχει. 1314 ἐάφϑη: zu 1231. 1323 Zee: Wackernagel 
(zu 41); He. 


320 Die Urilias. 


Πείσανδρος δὲ σάχος Mevelaw χυδαλίμοιο N: 5 
οὔτασεν, οὐδὲ διαπρὸ δυνάσατο χάλχον ἔλασσαι" 
ἔσχεϑε γὰρ σάχος εὖρυ, κατεχλάσϑη δ᾽ ἐνὶ χαύλωι 

1880 ἔγχος" ὃ δὲ φράσι εἄᾶισι χάρη nal ἐξκέλσεετο γίχαν. 
Aroeidag δὲ ξερυσσάμενος ξίφος ἀργυρόξαλλον 610 
dir’ ἐπὶ Πεισάνδρωι" ὃ δ᾽ ὑπ᾽ donıdog ἤλετο κάλλαν 
ἀξίναν ἐὔΐχαλκον, ἐλαιίνωι ἀμφὶ πελέχκωι 
μάχρωι ἐὐξέστωι᾽ ἄμα δ᾽ ἀλλάλων ἐπιχέσϑαν. 

1335 ἦ τοι ὃ μὲν χόρυϑος φάλον ἤλασε ἐπποδασείας 
ἄχρον ὑπὸ λόφον aörov, ὃ δὲ προσίοντα μέτωπον 615 
Ἐῤινὸς ὑττὲρ πυμάτας" λάχε δ᾽ ὄστεα, τὼ δέ κοι ὄσσε 
rag πόσιν αἰματόεντε χάμαι πέτον ἐν χογνίαισι, 
ειδνώϑη δὲ πέτων. ὃ δὲ λὰξ ἐν στήϑεσι βαίνων 

1840 τεύχεά τ᾽ ἐξενάριξε καὶ εὐχόμενος εέπος αὔδα" 
"Aehpere ϑὴην οὔτω γε νάας Δανάων ταχυπώλων, 620 
Τρῶες ὑπερφίαλοι, ὃ είνας ἀκόρητοι ἀύτας “ἡ 621 

ὧς Feinwv τὰ μὲν ἔντε᾽ ἀπὺ χρόος αἰματόεντα 640 

συλάσαις ἐτάροισ᾽ ἐδίδω Πενέλαος ἀμύμων, 


1846 αὖτος δ᾽ αὖτ᾽ ἐξαῦτις ἴων προμάχοισιν ἐμείχϑη. 642 
᾿Αντιλόχωι δὲ μάλιστα δαΐφρονι ϑῦμον ὄριννε" 418 
ἀλλ᾽ οὐδ᾽ ἀχνύμενός eg ἔω ἀμέλησεν ἐταίρω, 
ἀλλὰ ϑέων περίβα καί ἔοι σάχος ἀμφεχάλυψε. 420 


τὸν μὲν ἔπειτ᾽ ὑπόδυντε δύω ἐρίαρες ἔταιροι, 
1350 Mextorevg Ἐχίοιο πάϊς χαὶ δῖος ““λάστωρ, 
γᾶας ἐπὶ γλαφύραις φερέταν βάρεα στεγάχοντα. 423 


---- — — — den — ----- ----- Pe — — 


Acinvgov δ᾽ Ἔλενος Eipei σχέδον ἤλασε χόρσαν 576 
Θραϊχίωι μεγάλωι, ano δὲ τρυφάλειαν ἄραξε. 


1346—1351 S. 112. 5. 147f. 1352—1356 8. 115. S. 147f. 
N 622—639: 8. 116. 


1333 ἐλαεένωε: Fick; ἐλαένωι. 1334 ἐπικέσϑαν: ἐφικέσθϑην Christ mit 
Aristophanes Schol. T (ἀφεκέσϑην Schol. A); ἐφέκοντο die Hss. (dp/xovro H) und 
Aristarch. 1338 aiuardevre: αἑματόεντε Christ mit Schol. Ven. BT; αἑματόεντα 
die Hss. 1345 ἐμεέχϑη: zu 512; ἐμέχϑη. 


Die Sendung der Iris. 321 


& μὲν ἀπυτελαάγχϑεισα yauaı ττέτε, Kal τις ᾿Ἀχαίων Ν 

μαρναμένων μετὰ πόσσι χκυλινδομέναν ἐχόμισσε. 

τὸν δὲ xar’ ὀφϑάλμων ἐρεβέννα νύξ ἐχάλυψε.: 580 
οἱ μὲν δὴ παρ᾽ ὄχεσφι ἐρατύοντο μένοντες, 03 


χλῶροι ὑπὸ ÖF£eog, πεφοβήμενοι" ἤγρετο δὲ Ζεῦς. 
στᾶ δ᾽ ἄρ᾽ ὀναιΐξαις, Fide δὲ Τρῶας χαὶ Ayaloıs, 
τοὶς μὲν ὀριννομένοις, τοὶς δὲ χλονέοντας ὄπισϑεν 
Aoyeioıs, μετὰ δέ σφι Ποσειδάωνα Favarra. 8 
Εἴριν δ᾽ ὥτρυννε χρυσόπτερον ἀγγελέοισαν᾽ 
᾿βάσχ᾽ ἔϑι, Εἴρι τάχεια, Ποσειδάωνι Βάναχτι - 18 
χεάντα τάδ᾽ ἄγγελλαι, μηδὲ ψευδάγγελος ἔμμεν. 
παυσάμενόν μιν ἄνωχϑι μάχας ἠδὲ πτολέμοιο . 160 
ἔρχεσϑαι μετὰ φῦλα ϑέων ἠ᾿ εἰς ἄλα δῖαν. 
αὲ δέ μοι οὐ βεπέεσσ᾽ ἐτειττείσεται ἀλλ᾽ ἀλογήσει, 
φραϊζέσϑω δὴ ἔπειτα χατὰ φρένα χαὶ κατὰ ϑῦμον, 
μή μ᾽ οὐδὲ χράτερός περ ἔων ἐπίοντα ταλάσσει 
μένναι, ἐτίεί Feo φαμὶ βίαι πόλυ φέρτερος ἔμμεν 165 
χαὶ γενέαι τιρότερος " τῶ δ᾽ οὐχ ὄϑεται φίλον ἦτορ 
Fio0ov ἔμοι φάσϑαι, τόν τὲ στυγέοισι χαὶ ἄλλοις" 

ὧς ἔφατ᾽, οὐδ᾽ ἀπίϑησε ποδάνεμος "ὠκέα Εἴρις, 
Ba δὲ zur’ ᾿Ιδαίων ὀρέων εἰς Βέλιον ἔραν. 
ὡς δ᾽ Öre χ᾽ ἐκ νεφέων πτάεται νίφας ἠὲ χάλαζα 170 
ψύχρα ὑπὸ ξρίπας αἰϑραγένεος βορέαο, 
ὧς χραίπνως μεμάοισα διέστστατο ᾿Ῥὠχέα ἔῖρις" 
ἄγχοϑι δ᾽ ἰσταμένα προσέφα κλύτον ἐνοσίγαιονγ" 
"ἀγγελίαν τινά τοι, γαιάοχε χυανόχαιτα, 
1380 ἦλθον δεῦρο φέροισα παραὶ Alog αἰγιόχοιο. 175 
παυσάμεγον χέλεταί σε μάχας ἠδὲ πτολέμοιο 


1357ff. eingeordnet $. 138. 1362 δ᾽ ὥτρυννε χρυσόπτερον ἀγγελέοισαν 
(= 894): δὲ προτέρην ἔπεα πτερόεντα προσηύδα S. 138. 
0 9—109: 8. 1851, 110—157: 8. 136. 


1357 ἐρατύοντο: zu 182. 1358 διξέεος: Ahrens Kl. Schr. 193; δεέους. 
1870 ὅτε κ᾽ ἐκ: ὅτ᾽ ἂν ἐκ. — πτάεται: Leo Meyer Griech. Aor. 33; πτῆται. 
ς 1518 ἄγχοϑε: Nauck (zu 482); ἀγχοῦ. ---- ἐνοσέγαιον: ἐννοσέγαιον; zu 1195. 1381 
‚nöheral oe: σε κέλεται AC Lips.; σε κέλευσε S Syr. Cant. Townl. Eust., σε κέλευε 
Vrat. b, fragm. Mose., γρ. κέλευε A. 
Robert, Studien zur Ilias. 21 


322 Die Urilias. 


ἔρχεσθαι μετὰ φῦλα ϑέων ἠ᾿ εἰς ἄλα ὃῖαν. [) 
αἱ δέ ἔοι οὐ βεπτέεσσ᾽ ἐπιπείσεαι ἀλλ᾽ ἀλογήσεις, 
ἀπέλλη καὶ χῆνος ἐναντίβιον πολεμίξων 
1385 ἔνϑαδ᾽ ἐλεύσεσθαι" σὲ δ᾽ ὑπεξαλέασϑαι ἀνώγει 180 
᾿ς χέρρας, ἐπεὶ σέο φασὶ βίαι πόλυ φέρτερος ἔμμεν 
καὶ γενέαι πρότερος᾽ σὸν δ᾽ οὐκ ὄϑεται φίλον ἦτορ 
Fiooov ἔοι φάσϑαι, τόν τε στυγέοισι χαὶ ἄλλοι" 
τὰν δὲ μέγ᾽ ὀχϑήσαις προσέφα χλύτος ἐνοσίγαιος" 
1890 “ὦ πόποι, ἦ ῥ᾽ ἀγαθός neo ἔων ὑττέροτελον Ereıne, 185 
αἴ μ᾽ ὀμότιμον ἔοντα βίαι ἀξέκοντα κατέξει." 186 
τὸν ἀμείβετ᾽ ἔπειτα ποδάνεμος ἑὠχέα εἴρις" 200 
οὔτω γὰρ δή τοι, γαιάοχε χυαγνόχαιτα, 
τόνδε φέρω Ali μῦϑον ἀπάνξά τε χράτερόν τε, 
1395 7 τι μεταστρέψεις ; στρέπσται μέν ve φρένες ἔσϑλων. 
εοἴσϑ'᾽, ὠς πρεσβυτέροισι ἐρίνυες alev ἔττονται." 
τὰν δ᾽ αὖτε προσέξειττε Ποσειδάων ἐνοσίχϑων᾽ Ἂδ0ῦ 


cc 


“Figı ϑέα, μάλα τοῦτο FEnog κατὰ μοῖραν Ereimeg‘ 
1400 ἔσϑλον καὶ τὸ τέτυχται, ὅτ᾽ ἄγγελος αἴσιμα εεἰδει. MM 
ὡς relnwv λίπε λᾶον ᾿Αχαίικον ἐνοσίγαιος, 218 
δῦνε δὲ πόντον ἴων, πόϑεσαν δ᾽ ἤρωες Ayauoı. 


Aoyesioıs δ᾽ ὥτρυννε μέγας Τελαμώνιος Alaıg' 560 
“ὦ φίλοι, ἄνερες ἔστε χαὶ αἴδοα ϑέσϑ᾽ ἐνὶ ϑύμωι, 
1405 ἀλλάλοις τ᾽ αἴδεσϑε κατὰ χρατέραις ὑσμίναις" 
αἰδομένων δ᾽ ἀνδρων στλέονες σάοι ἠὲ πέφανται, 
φευγόντων δ᾽ οὔτ᾽ ἂρ κλέος ὕρνυται οὔτε τις ἄλχα. 
ὡς ἔφατ᾽, οἱ δὲ nal adroı ἀλέξασϑαι μενέαινον, 565 


2 


1408---1410 S. 140 ΠΥ, 
Ο 181---199: S. 138. 208—217: 8. 189. 


1384 *anelln: ἠπείλει. Die eingesetzte Form ist als 3. Sg. Präs. zu ἀστέλλημε 
gedacht; eine Imperfectform, die zu der gleichen Conjugationsweise gehört, ist 
ἀπειλήτην 4 313. Der Vers wird.so zum ἀκέφαλος; vgl. zu 1052. — πολεμέξων: 
La Roche mit AL und andren; πολεμέζων S Syr. Eust. Schol. A zu 0150. 1385 
ἀνώγει: so alle bis auf DS Harl. Vat., deren ἄνωγε offenbar durch ἠσεεέλεε hervor- 
gerufen ist. 1389. 1401 ἐνοσέγαιος: Evvoolyaros; zu 1195. 1400 Felder: 
W. Schulze (zu 175); εἰδῆτε. 1405 αἴδεσϑε: Fick, Menrad (zu 17); αἐδεῖσϑε. 
1406 odo.: Payne Knight, Fick (zu 110); odo:. 


Poseidon räumt das Schlachtfeld. 323 


ἐν ϑύμωι δ᾽ ἐβάλοντο Fenog, φράξαντο δὲ νᾶας 10) 
1410 ἔρχεϊ χαλχείωι᾽ ἐπὶ δὲ Zeüg Τρῶας ἔγερρε. 567 
Acipoßog δ᾽ ἐν τοῖσι μέγα φρονέων ἐβεβέχη Ν 15% 
Πριαμίδας, πρὸ εέϑεν δὲ ἔχ᾽ ἄσπιδα τερμιόεσσαν, 
χοῦφα πόσι προβίβαις καὶ ὑπασπίδια προποδίζων. 
Mneıövag δ᾽ αὔτοιο τιτύσχετο δόρρι φαέννωι, 
1415 χαὶ βάλεν, οὐδ᾽ ἀπάμαρτε, κατ᾿ ἄσπιδα τερμιόεσσαν 160 
ταυρείαν᾽ τᾶς δ᾽ οὔ τι διήλασε, ἀλλὰ πόλυ πρὶν 
ἐν χαύλωι ἐξάγη δόλιχον δόρυ. αὐτὰρ 0 γ᾽ ἤρως 162) 164° 
ἂψ ἐτάρων εἰς βέϑνος ἐχάζετο, χώσατο δ᾽ αἴνως 165 
ἀμφότερον, vinag τε xal ἔγχεος, ὃ συνέξαξε. 
1420 βᾶ δ᾽ ἴμεναι παρὰ τε χλισίαις χαὶ νᾶας ᾿χαίων 


οἰσόμενος δόρυ μάχρον, ὃ ἔοι κλισίαφι λέλειτετο. 168 

Jeipoßog δὲ μάλα σχέδον ἤλυϑε Ἰδομένηος. 402 
ἀλλ᾽ ὃ μὲν ἄντα Fidwv ἀλεύατο χάλκιον ἔγχος 404 
᾿Ιδομένευς᾽ χρύφϑη γὰρ ὑπ᾽ aomıdı τερμιοέσσαι" 405 


1425 τᾶι ὕπο παῖς ἐξάλη, τὸ δ᾽ ὑπέρπτατο χάλχιον ἔγχος,Ἠ 408 
χαρφάλεον δέ ἔοι ἄσπις ἐπιϑρέξαντος ἄῦσε 


ἔγχεος" οὐδ᾽ ἅλιόν da βαρείας χέρρος ἀπῆχε, 410 
ἀλλ᾽ ἔβαλ᾽ Ἱππασίδαν Ὑψάνορα, ποίμενα λάων, 
ἧπαρ ὑπὸ πιραπίδων, εἶϑαρ δ᾽ ὑπὸ γόννατ᾽ ἔλυσε. 412 


1430 ws di μὲν μάρναντο δέμας πύρος αἰϑομένοιο. 


2) 
σπεύσομαι εἰς ᾿Αχίληα, ἕν᾽ ὀτρύννω πολεμίζην᾽ Ο 402 
τίς Foid’ αἴ xev ἔοι σὺν δαίμονι ϑῦμον ὀρίννω 
παρξείπων; ἀγάϑα δὲ παραίφασίς ἐστιν ἐταίρω." 
τὸν μὲν ἄρ᾽ wg Felnovra πόδες φέρον" αὐτὰρ Ayauoı 405 
1435 Τρῶας ἐττερχομένοις μένον ἔμπεδον, οὐδ᾽ ἐδύναντο 
παυροτέροις eg ἔοντας ἀπώσασϑαι παρὰ vawy' 


1411ff. S. 148. 1412. 1415 τερμεόεσσαν: πάντοσ᾽ ἐΐσην ὃ. 5. 1411: 


8. 109. 1422—1430 8.148. 1424 τερμιοέσσαε: πάντοσ᾽ ἐΐση. 1480 (= 2019) 


eingesetzt S. 148. 1431—1438 S. 148. 
N 403, 406. 407: 8. 111. 


1412 πρὸ födev: van Leeuwen- da Costa nach der Variante N 803; πρόσϑεν. 
— δὲ ἔχ᾽ : dieselben; δ᾽ ἔχεν. 


21" 


324 Die Urilias. 


οὐδὲ ποτε Τρῶες 4ανάων ἐδύναντο φάλαγγας 
Ἐρηξάμενοι χλισίαισι μιγήμεναι ἠδὲ νάεσσι. 
Τρῶες δὲ λίεσσι Fefolnores ὠμοφάγοισι 
1440 γαῦσιν ἐπεσσεύοντο, Alog δ᾽ ἐτέλειον ἐπέτμαις" 
ὃ σφισιν alev ἔγερρε μένος μέγα, ϑέλγε δὲ ϑῦμον 
Aoyeiwv nal κῦδος ἀπαίνυτο, τοὶς δ᾽ ὀρόϑυνγε. 595 
Ἕκτωρ δ᾽ ἐν πρώτοισι. nie σϑένεϊ βλεμεαίνων, 
χαί φ᾽ ἔϑελε Ἐρῆξαι στίχας ἄνδρων, ττερρατέζων 615 
1445 dı δὴ πλεῖστον ὄμιλλον ὄρη καὶ τεύχε᾽ ἄριστα" 


E50 


ἀλλ οὐδ᾽ ὡς δύνατο ἔρῆξαι, μάλα περ μενεαίνων. 
ἔσχον γὰρ πύργηδον ἀράροτες, ἤῦτε πέτρα 
ἀλίβατος μεγάλα, πολίας ἄλος ἔγγυς ἔοισα, 
& τὲ μένει λιγέων ἀνέμων λαέψαρα χέλευϑα 620 
1450 χύματά τε τροφόεντα, τά TE προσερεύγεται αὔταν" 
ὡς Advaoı Τρῶας μένον ἔμττεδον οὐδ᾽ ἐφέβοντο. 622 
αὐτὰρ ὃ γ᾽ ὥς τε λέων ὀλοόφρων βοῦσιν ἐπέλθων, 630 
αἴ da τ᾽ ἐν *eiauevjı ἔλεος μεγάλοιο νέμονται 
μύριαι, ἐν δέ τε τᾶισι νόμευς οὔ πὼ σάφα Feldwg 
1455 ϑῆρι μαχέσσασϑαι Felınog βόος ἀμφὲ φόναισι" 
N τοι ὃ μὲν πρώταισι καὶ ὑστατίαισι βόεσσι 
alev ὄμω στιχάει, ὃ δὲ τ᾽ ἐν μέσσαισιν ὀρούσαις 635 
βοῦν ἔδει, al δέ τὲ παῖσαι ὑπέτρεσαν᾽ ὡς τότ᾽ άχαιοι 
ϑεσπεσίως ἐφόβηϑεν dr’ Ἔχτορι καὶ “11 πιάτριε 
1460 πάντες, ὃ δ᾽ οἷον ἔπεφνε Mvxavaıov Περιφάταν᾽ 638 
στρέφϑεις γὰρ μετότεισϑεν ἐν Gonıdog ἄντυγ᾽ ἔπαλτο, 645 
τᾶι ῥ᾽ αὖτος κεκάλυπτο, ποδηνέκε᾽ ἔρκε᾽ ἀχόντων. 
τᾶι ὄ γ᾽ ἔνι βλάφϑεις Ener’ ὕπτιος, ἀμφὶ δὲ πήλλαξ 
σμερδάλεον κονάβησε περὶ χροτάφοισι πέτοντος. 


1439—1442 5. 14 ff. 1443 (= 9 337) eingesetzt ὅ., 145. 1444—1494 
S. 142ff. 1462 räı ῥ᾽: τὴν; κεκάλυπτο: φορέεσκε; ποδηνέκε᾽ Bone’: ποδηνεκέ᾽, 
ἕρκος ὃ. 144. 
O0 410—414 ὃ. 141. - 596—614. 623—629: 5. 145. 639—644: 5, 144. 


1439 λέεσσε: Nauck (zu 565); λεέουσι. 1440 ἐτέλειον: das äolische 
Präsens τελεέω erscheint auch bei Papageorgiu Unedirte Inschriften von Mytilene 
no. 19.15. 1445 ὄρη: ὁρᾶε; zu 50. 1457 duw στιχάεε: nach Bekker (vgl. 
2 577); ὁκοστιχάει (βάρβαρον δὲ φησιν εἶναε αὐτὸ Διονύσιος Schol. Ven. B). 

1463 πήλλαξ: zu 841. 


U A ὙΠῸ 


rar 


ΝΙΝ τ ῊΝ LE aa Zn nn un 


1470 


1475 


Sturm auf die Schiffe. 


1465 Ἔχτωρ δ᾽ ὄξυ νόησε, ϑέων δέ For ἄγχι παρέστα, 


στήϑεϊ δ᾽ ἐν δόρυ πᾶξε, φίλων δέ uw ἔγγυς ἐταίρων 
χτένν᾽ " οἱ οὐχ ἐδύναντο, χαὶ ἀχνύμενοί reg ἐταίρω, 
χραΐσμεμεν᾽ adroı γὰρ μάλα δέδξισαν Ἔχτορα δῖον. 
εἴσωποι δ᾽ ἐγένοντο νάων, περὶ δ᾽ ἔσχεϑον ἄχραι 
γᾶες, ὅσαι πρῶται ξεξρύατο᾽ τοὶ δ᾽ ἐπέχυντο. 
Aeyeioı δὲ νάων μὲν ἐχώρησαν χαὶ ἀνάγχαι 
σερωτάων, αὔτω δὲ παρὰ χλισίαισιν ἔμενναν 
ἄϑροοι, οὐδ᾽ ἐκέδασϑεν ὀνὰ orgarov' ἔσχε γὰρ αἴδως. 
οὐδ᾽ ἄρ᾽ ἔτ᾽ Αἴαντι μεγαλήτορι Favdave ϑύμωι 
ἔσταμεν, ἔνϑα περ ἄλλοι ἀπέστασαν υἷες ᾿Αχαίων. 
ἀλλ᾽ 6 γε νάων ἴχρι᾽ ἐπώιχετο μάχρα βιβάσϑων. 
αὖτις δὲ "δριμεῖα μάχα παρὰ ναῦσιν ἐτύχϑη" 
φαίης κ᾿ ἄχματας χαὶ ἀτέρρεας ἀλλάλοισι 
ἄντεσϑ᾽ ἐν πολέμωι" ὧς ἐσσυμένως ἐμάχοντο. 


1480 Ἔχτωρ δὲ πρύμνας vaog ἄψατο ποντοπόροιο, 


1485 


1490 


χάλλας ὠχυάλω, & Πρωτεσίλαον Eveıne _ 

εἰς Τροΐαν, οὐδ᾽ αὖτις ἀπάγαγε πάτριδα γαῖαν. 
τῷ περ δὴ περὶ νᾶος Ayauol τε Τρῶές τε 
δάιοον ἀλλάλοις αὐτόσχεδον" οὐδ᾽ ἄρα τοί γε 
τόξων αἰίχαις ἄμφις μένον οὐδὲ τ᾽ ἀχόντων, 
ἀλλ᾽ οἵ γ᾽ ἔγγυϑεν ἰστάμενοι, ἔνα ϑῦμον ἔχοντες, 
ὄξεσι δὴ πελέχεσσι χαὶ ἀξίναισ᾽ ἐμάχοντο 

χαὶ ξίφεσιν μεγάλοισι καὶ ἔγχεσι ἀμφιγύοισι. 
πόλλα δὲ φάσγανα χάλλα μελάνδετα χωπάεντα 


828 


6% 


704 
705 


710 


ἄλλα μὲν Ex χέρρων χάμαδις πέτον, ἄλλα δ᾽ ἀπ᾿ ὥμμων 


ἄνδρων μαρναμένων" ῥέε δ᾽ αἴματι γαῖα μέλαινα. 
Ἔχτωρ δὲ πρύμναϑεν ἐττεὶ λάβε, οὔ τι μετίη, 
ἄφλαστον μετὰ χέρσιν ἔχων, Τρῶσιν δ᾽ ἐχέλευε" 
οἴσετε mög, ἄμα δ᾽ αὖτοι ἀόλλεες ὄρνυτ᾽ avrav.“ 


Ο 658—673: 8. 148. 677—695: 8. 148. 699—703: 8. 148, 


715 


1468 χραέσμεμεν: nach Nauck (zu 226); χραισμεῖν. 
Fick; τῶν πρωτέω»ν, τῶν προτέρων. 
und so Bekker Hom. Bl. 1 152; οὐχὶ, 


1472 πρωτάων: 
1492 οὔ τι: Schol. Apoll. Rhod. I 1089 


326 


1495 


1500 


1505 


1510 


1515 


1520 


Die Urilias. 


τὼ δέ τ᾽ Tag περὶ νᾶος ἔχον πόνον, οὐδ᾽ ἐδύναντο O 416 


οὔτ᾽ ὃ τὸν ἐξέλασαι καὶ ἐνίπρησαι πύρι νᾶα, 

οὐτ᾽ ὃ τὸν ἂψ ὥσασϑαι, ἐπεί ῥ᾽ ἐπέλασσέ γε δαίμων. 
ἔνϑ᾽ υἷα Κλυτίοιο Καλήτορα φαίδιμος Alaıg 

πῦρ εἰς νᾶα φέροντα κατὰ στῆϑος βάλε δόρρι" 
δούπησεν δὲ πέτων, δάελος δέ ἔοι ἔχτίετε χέρρος. 


Ἔχτωρ δ᾽ ὡς ἐνόησε ἀνέψεον ὀφϑαλμοισι 


ἐν χονίαισι πέτοντα γάος προπάρουϑε μελαίνας, 
Τρῶσι φιλοπτολέμοισι ἐκέκλετο nangov dvoaıg' 
“Τρῶες ὑπέρϑυμοι πηλεχλέετοί τ᾽ ἐπίκορροι, 

μὴ δή πω χάζεσϑε μάχας ἐν στέννεϊ τῶιδε, 
ἀλλ᾽ υἷα Κλυτίοιο σαώσατε, μή uw ᾿ἄχαιοι 
τεύχεα συλάσοισι νάων ἐν ἄγωνι ττέτοντα." 

ὧς Felnwv Αἴαντος ἀχόντισε δόρρι φαέννωι. 
τῷ μὲν auagr’, ὃ δ᾽ ἔπειτα “Πυχόφρονα Maorogog υἷον, 
Alavros ϑεράποντα Κυϑήριον, ὄς da παρ᾽ αὔτωι 
γαῖ᾽, ἐπεὶ ἄνδρα χατέχτα Κυϑήροισι ζαϑέοισι, 
τόν ῥ᾽ ἔβαλεν χεφάλαν ὑττὲρ οὔατος ὄξεϊ χάλκωι 
ἐστάοτ᾽ ἄγχ᾽ Αἴαντος" ὃ δ᾽ ὕπτιος ἐν χονίαισι 
γᾶος ἀπὺ πρύμνας χάμαδις πέτε, λύντο δὲ γυῖα. 
««ἴαις δ᾽ ἐρρίγησε, κασίγνητον δὲ προσαύδα᾽" 
᾿ΖΤεῦχρε rienov, δὴ νῶϊν ἀττέχτατο τείστος ἔταιρος 
ἹΠαστορίδας, ὃν vol Κυϑήροϑεν ἔνδον ἔοντα 
Fiooa φίλοισι τόκευσι ἐτείομεν ἐν μεγάροισι" 
τὸν δ᾽ Ἔχτωρ μεγάϑυμος ἀπέχτανε. πῶ νύ τοι ἴοι 
ὠχύμοροι καὶ τόξον, 6 τοι πόρε Φοῖβος ᾿Δπόλλων ἐ" 

ὧς par’, ὃ δὲ συνέηχκε, ϑέων δέ οἱ ἄγχι παρέστα 
τόξον ἔχων ἔν χέρρι πταλίντονον ἠδὲ φαρέτραν 


Τεῦχρος δ᾽ ἄλλον ὄΐστον ἐπ᾽ Ἔχτορι χαλχοχορύσται 
αἴνυτο, nal χὲεν ἔπαυσε μάχαν ἐπὶ ναῦσιν Ayalıy, 


420 


425 


458 


1495—1546 S. 142ff. 


μοὲ πηλεκλέετοί τ᾽ ἐπέκορροι: καὶ Δύκιοε καὶ Ζάρδανοι ἀμφεμαχηταὲ 8. 140. 
Ο 444—457: S. 141. 


1495 δέ τ᾽ Zas: Fick nach Vrat. A δὲ ἑῆς; δὲ μιῆς die übrigen. 


Ödehos: nach Leo Meyer Vgl. Gr. II 204; δαλός. 


1508 φιλοπτολέμοισε: τε καὶ Δυκέοεσε, 1504 ὑπέρϑυ- 


1500 


1518 ἐτείομεν: zu 1286. 


Aias und Teukros vertheidigen die Schiffe. 327 


1525 αἴ uw ἀριστεύοντα βάλων ἐξήλετο ϑῦμον᾽ Ο 460 
ἀλλ᾽ οὐ λᾶϑε Δίος πύκινον νόον, ὅς φ᾽ ἐφύλασσε 
Ἔχτορ᾽, ἀτὰρ Τεῦχρον Τελαμώνιον εὖχος ἀπηύρα, 
ὅς ἔοι ἐνδστρέφεα vevgav ἐν ἀμύμονι τόξωι 
Fon: ἐπὶ τῶι Fegdovrı' παρετλάχϑη δέ ἔοι ἄλλαι 
1530 ζος χαλχοβάρης, τόξον δέ ἔοι ἔχπετε χέρρος. 465 
Τεῦχρος δ᾽ ἐρρίγησε, κασίγνητον δὲ προσαύδα" 
᾿ὦ πόποι, ἦ δὴ πάγχυ μάχας ἐπὶ μήδεα χέρρει 
δαίμων ἀμμετέρας, ὄ τέ μοι βίον ἔχβαλε χέρρος, 
γεύραν δ᾽ ἐξέξρηξε νεόστροφον, ἂν ἐνέδησα 
1535 πρώιον, ὄφρ᾽ ὀνέχοιτο ϑάμα ϑρώισχοντας ὀΐστοις." 410 
τὸν δ᾽ ἀμείβετ᾽ ἔπειτα μέγας Τελαμώνιος Αἴαις" 
”& πέπον, ἀλλὰ βίον ἐάην χαὶ τάρφεας ἴοις. 412 
αὐτὰρ χέρσιν ἔλων δόλιχον δόρυ χαὶ σάχος ὥμμωι 
μάρναό τε Τρώεσσι χαὶ ἄλλοις ὄρνυϑιε λάοις. 41ὅ 
1540 μὴ μὰν ἀσπούδει γε, δαμασσάμενοί περ, ἔλοιεν 
γᾶας ἐὐσσέλμοις, ἀλλὰ μνασώμεϑα χάρμας." 
ὧς φάτ᾽, ὃ δ᾽ αὖ τόξον μὲν ἐνὶ κλισίαισιν ἔϑηχε, 
αὐτὰρ ὄὅ γ᾽ ἀμφ᾽ ὥμμοισι σάχος ϑέτο στετραϑέλυμνον, 
χρᾶτι δ᾽ ἐπ᾽ ἰφϑίμωι χυνίαν ἐύΐτυχτον ἔϑηχε, 480 
1545 ἤλετο δ᾽ ἄλκιμον ἔγχος, ἀχάχμενον ὄξεξ χάλκωι" 482 
βᾶ δ᾽ ἴμεναι, μάλα δ᾽ ὦχα ϑέων Αἴαντι παρέστα. 
ὧς οἱ μὲν περὶ νᾶος ἐὐσσέλμοι᾽ ἐμάχοντο. IT ı 
Πάτροχλος δ᾽ Aylimi παρίστατο, ποίμενι λάων, 
δάχρυα ϑέρμα χέων ὥς TE χράγνα μελάγυδρος, 
1550 & ve κατ᾽ αἰγέλιττος πέτρας δνόφερον χέει ὕδωρ. 
τὸν δὲ είδων ὥιχτιρρε ποδάρχης δῖος ᾿Αχέλλευς, 5 
χαί uw φωνήσαις πέπεα σπυτερόεντα προσαύδα᾽" 
“τίπτε δεδάχρυσαι, Πατρόκχλεες, Hüre χόρρα 
γηπία, & τ᾽ ἄμα μᾶτρι ϑέοισ᾽ ὀνέλεσϑαι ἀνώγηι, 


Ο 413: 8. 141. 481: 8. 141. 


1527 ἀπηύρα: da mit Digamma anlautende Verba im Augment n aufweisen 
(Wackernagel ΚΖ XXVII 272ff.), kann ἀπηύρα als ἀπήνξρα gedeutet werden (W. 
Schulze Qu. ep. 265); die Aenderung ἀπεύρα (Ahrens Kl. Schr. I 544) ist also unbe- 
rechtigt. 1537 *Blov ἐάην: Blov μὲν Eu S. 141. 1540 ἀσπούδειε: nach CDL und 
andren; ἀσπουδέ die übrigen. 1551 ὥιεκτιρρε: οἰκτέρας auf att. Insch. des 
7.—6. Jahrh. (Meisterhans? 179); ὥεκτειρε. 1554 ἀνώγηε: Hentze; ἀνώγει. 


1555 


Ei. Die Urilias. 


FEavw ἀπιτομένα, καί τ᾽ ἐσσυμέναν χατερύχηι; 
δαχρυόεσσα δέ μὲν ποτιδέρχεται, ὄφρ᾽ ὀνέληται" 


. τᾶν είχελος, Πάτροχλε, τέρεν χατὰ δάχρυον εἴβεις" 


1560 


1565 


1570 


1575 


1580 


>> 


ἦέ τι ἹΠυρμιδόνεσσι πιφαύσχεαι, ἡ ἔμοι αὔτωε; 
ἦέ τιν᾽ ἀγγελίαν Φϑίας ἔξ ἔχλυες οἷος; 

ζώην μὰν ἔτι φαισὶ ΠΠενοίτιον ἴάχτορος υἷον, 
ζώει δ᾽ Alaxidag Πήλευς μετὰ Πυρμιδόνεσσι, 
τῶν χε μάλ᾽ ἀμφοτέρων ἀχαχοίμεϑα τεϑναόντων. 
ἠὲ σύ γ᾽ ᾿Αργεΐων ὀλοφύρρεαι, ὡς ὀλέχονται 
γαῦσιν ἐπὶ γλαφύραισι ὑπερβασίας ἔνεχα σφᾶς; 
ἐξαύδα, μὴ κεῦϑε νόωι, ἔνα Feldouev ἄμφω." 


τὸν δὲ βάρυ στενάχων προσέφας, Πατρόκλξες ἴππξυ 
“ὦ Ayihev Πηληιάδα, μέγα φέρτατ᾽ Ayalor, 
μὴ νεμέσα᾽ τοῖον γὰρ ἄχος βεβίαχεν Ayaloıg. 


ol μὲν γὰρ δὴ πάντες, ὅσοι πάρος ἦσαν ἄριστοι, 

ἐν ναῦσιν χέαται βεβλήμενοι οὐτάμενοί te‘ 

τοὶς μέν τ᾽ ἴατροι ττολυφάρμαχοι ἀμφιπένονται; 

Eine’ ἀχεόμενοι" σὺ δ᾽ ἀμάχανος ἔπλε᾽, ᾿Αχίλλευ. 

μὴ ἔμε γ᾽ ὧν οὗτός γε λάβοι χόλος, ὃν σὺ φυλάσσεις, 
αἰναρέτα" τί 08’ ἄλλος ὀνάσεται ὀψίγονός περ, 

αἴ χε μὴ ᾿Αργεΐοισι ἀξείκεα λοῖγον ἀμύγγεις; 

γήλεες, οὐχ ἄρα σοί γε πάτηρ ἔεν ἴπποτα Πήλευς 
οὐδὲ Θέτις μάτηρ᾽ γλαύχα δέ σε τίχτε ϑάλασσα 
πέτραι τ᾽ ἀλίβατοι, Örı τοι νόος ἐστὶν ἀπάνης. 

ai δέ τινα φράσι σᾶισι ϑεοπροπίαν ἀλεέννεις 

χαί τινά τοῦ παρ Ζῆνος ἐπέφραδε πότνια μάτηρ, 
ἀλλ᾽ ἔμε περ πρόες ὦχ᾽, ἄλλον δ᾽ ἄμα λᾶον ὄπασσον 
Πυρμιδόνων, αἴ κέν τε φάος Javaoıcı γένωμαι, 
τερρομένοισ᾽ “ ὀλίγα δὲ ὀνάπνευσις πολέμοιο. 

Foda δέ κ᾿ ἄχματες χεχμάοτας ἄνδρας ἀῦται 


10 


15 


20 


1567 Ininmdda: Πηλῆος υἱέ; zu 904. 
II 25—27: S. 94 40—42: 8. 94. 


1555 κατερύκηε: Hentze; κατερύκει. 1572 ἔπλε᾽: ἔπλευ. 
αἰναρέτα: zur Bildung vgl. [4]νταρέταϊ 5] auf der korinthischen Vase Kretschmer 


Vaseninsch. 24 no. 30. — oe’: σεο. 


1583 τερρομένοισ᾽ : τειρόμενοι I. 9. 


1574 


1581 ἄλλον δ᾽ ἄμα λᾶον: nach Nauck; ἅμα 


δ᾽ ἄλλον λαὸν. 1582 a? κεν: nach A 797; ἤν που. 1583 δὲ: Nauck M&l. IV 
610; δέ τ. 1584 foda: nach Wackernagel Verm. Beitr. 11f.; ῥεῖα. 


he Li una ΨΨ. ἈΝ U a a 


Die Bitte des Patroklos. _ ὡ # 329 
1585 ὥσαιμεν προτὶ Fdorv νάων ἄπυ καὶ χλισιάων᾽" Π 
| ὧς φάτο λισσόμενος, μέγα νήπιος" ἦ γὰρ ἔμελλε 
Foi αὔτωι ϑάνατόν τὲ χάχον χαὶ χᾶρα λέτεσϑαι. 
τὸν δὲ μέγ᾽ ὀχϑήσαις προσέφα πόδας ὦχυς ᾿Αχίλλευς" 
“ὦ μοι, διόγενες Πατρόχλεες, οἷον ἔξειττες. 
1690 οὔτε ϑεοπροπίας ἐμτιάζομαι, ἄν τινα Foide, 50 
οὔτε τί μοι παρ Ζῆνος ἐπέφραδε πότνια μάτηρ᾽ 
ἀλλὰ τόδ᾽ alvov ἄχος χραδίαν χαὶ ϑῦμον ἐχάνγει, 
ὄπποτε δὴ τὸν ὅμοιον ἄνηρ ἐϑέλησιν ἄμερσαι 
καὶ γέρας ἂψ ἀπέλεσθαι, δ᾽ τε χρέτεϊ προβεβάχει. 
1696 alvov ἄχος τό μοί ἐστι, ἐπεὶ πάϑον ἄλγεα ϑύμωι᾽" 55 
χόρραν, ἂν ἄρα μοι γέρας ἔξελον υἷες Ayalom, 
ddogı δ᾽ ἔμωι χτεάτισσα, πόλιν ἐὐτείχεα πέρσαις, 
τάν u’ ἂψ ἐκ χέρρων ἔλετο χρεΐων ᾿2γαμέμνων 
Argsidag, ὡς αἴ τιν᾽ ἀτίματον μεταγάσταν. 


1600 ἀλλὰ τὰ μὲν προτέτυχϑαι ἐάσσομεν ἀχνύμενοί περ. 60 
τύνη δ᾽ @uuouv μὲν ἔμα χλύτα τεύχεα δῦϑι, θ4 
ἄρχε δὲ Πυρμιδόνεσσι φιλοπτολέμοισι μάχεσϑαι, 65 


ai δὴ χυάνιον Τρώων vepog ἀμφιβέβαχε 
γαῦσιν ἐπιχρατέως; ol δὲ Foryuwı ϑαλάσσας 
1605 χεχλέαται, χώρας ὄλιγον ἔτι μοῖραν ἔχοντες, 
A4oytioı' Τρώων δὲ πόλις ἐπὶ παῖσα βέβαχε 
ϑάρσυνος" οὐ γὰρ ἔμας χόρυϑος λεύσσουσι μέτωττον. 70 
ἀλλὰ χαὶ we, Πάτροχλε, νάων ἀπὺ λοῖγον ἀμύννων 80 
ἔμπετ᾽ ἐπιχρατέως, μὴ δὴ πύρος αἰϑομένοιο 
1610 νᾶας ἐνιπιρήσοισι, φίλον δ᾽ ἀπὺ νόστον ἔλωνται. 
πείϑεο δ᾽, wg τοι ἔγω μύϑω τέλος ἐν φράσι ϑήω, 
ὥς χέν μοι τίμαν μεγάλαν χαὶ κῦδος ἄρηαι 


1600 ἀχνύμενοέ περ: οὐδ᾽ ἄρα πως ἦν S. 94. 
II 61—63: 5. 94. 711—79: 8. 95. 


1587 λέτεσϑαε “erbitten’; van Leeuwens Regel (Ench. 279), nach der ἔμολλον 
nur. mit dem Inf. Futuri verbunden werden dürfe, wird durch die Unmöglichkeit 
298 μέλλον ἐπακῦναε mit ihr in Einklang zu bringen umgeworfen 1598 κ᾽ 
äy: van Leeuwen-da Costa; ἂψ. Döderlein hatte «’ vor ἕλετο eingeschoben; die 
Enclitica gehört aber an die zweite Stelle des Satzes (Wackernagel Idg. Forsch. 
I 342ff.). 1600 ἐάσσομεν. Fick (zu 928); &doouer. 1611 ϑήω: Curtius 
(zu 135); ϑεέω. 1612 κέν: ἄν. 


330 Die Urilias. 


πρὸς πάντων Aavawv, ἀτὰρ οἱ περιχάλλξα χόρρανν Π δ 
ἂψ ἀπυνάσσοισιν, ποτὶ δ᾽ ἄγλαα δῶρα πόρωισι. 
1615 ἐκ νάων ἐλάσαις ἔμεναι πάλιν᾽ αἱ δέ κεν αὖ τοι 
δώει χῦδος ἄρεσϑαι ἐρίγδουπος πόσις "Hoag, 
μὴ σύ γ᾽ ἄνευϑεν ἔμειο λιλαίεσθϑαι ττολεμίζην 


Τρῶσι φιλοτττολέμοισι᾽ ἀτιμότερον δέ μὲ ϑήσεις. 90 
μηδ᾽ ἐπαγαλλόμενος πολέμωι χαὶ δαϊότατι, 
1620 Τρῶας ἐναιρόμενος, προτὶ Fllıov ἀγεμογνεύην, 92 
μή σ᾽ ἀπογυμνώϑεντα λάβηι χορυϑαίολος "Errwg.” 
ὡς οἱ μὲν τοίαυτα πρὸς ἀλλάλοις ἀγόρευον. 101 


Atcıs δ᾽ οὔχετ᾽ ἔμιμνε" βιάζετο γὰρ βελέεσσι" 
δάμνα μιν Ζῆνός ve νόος nal Τρῶες ἄγαυοι 

1625 βάλλοντες" δξείναν δὲ περὶ χροτάφοισι φαέννα 
σπτήλλαξ βαλλομένα κανγάχαν χέε, βάλλετο δ᾽ αἴει 105 
xarı φάλαρ᾽ εὐποίητ᾽ " ὃ δ᾽ ἀρίστερον wuuov ἔχαμνε, 
ἔμπεδον alev ἔχων σάχος αἴολον᾽ οὐδ᾽ ἐδύναντο 
ἀμφ᾽ αὔτωι πελέμιξαι ἐρείδοντες βελέεσσι. 

1630 αἴει δ᾽ ἀργαλέωι ἔχετ᾽ ἄσϑματι, nad δέ ἔοι ἔδρως 
πάντοϑεν ἔχ μελέων πόλυς ἔρρεε, οὐδέ wau ἦχε 110 
ὄμπινευσαι" πάνται δὲ κάχον κάχωι ἐστήρικχτο. 

ἔστιδτε νῦν μοι, ἸΠοῖσαι Ὀλύμπια δώματ᾽ ἔχουσαι, 
ὄππως δὴ πρῶτον ττῦρ ἔμπετε ναῦσιν ᾿Αχαίων. 

1635 Ἔχτωρ Alavrog δόρυ μέλινον ἄγχε παράσταις 
σελᾶξ᾽ ἄορι μεγάλωι, αἴχμας παρὰ καῦλον ὄπεσϑε, 11 
ἄντιχρυς δ᾽ ἀπάραξε᾽ τὸ μὲν Τελαμώνιος Hiaıg | 
πάλλ᾽ αὔτως ἐν yEogı κόλον δόρυ" nähe δ᾽ ἀπ᾽ αὔτω 
αἴχμα χαλχεία χάμαδις βόμβησε πέτοισα. 

1640 yvö δ᾽ 4ἴαις κατὰ ϑῦμον ἀμύμονα, ῥίγησέν τε, 

Feoya ϑέων, ὄ da πάγχυ μάχας ἐπὶ μήδε᾽ ἔχερρε 120 
Ζεῦς ὑψιβρεμέτας, Τρώεσσι δὲ βόλλετο νίκαν" 

χάζετο δ᾽ ἐκ βελέων. τοὶ δ᾽ ἔμβαλον ἀκάματον ττῦρ 

γᾶϊ ϑόαι᾽ τᾶς δ᾽ αἶψα χατ᾿ ἀσβέστα χέχυτο φλόξ. 


1621 Zenodot. ZI 94—100: 8. 9. 


1626 πήλλαξ: zu 84T. — χέε: Nauck; ἔχε. 1630 ἄσϑματε: das Nomen 
ἄσϑιμα (so zu schreiben: Wackernagel Beitr. XXI 159) wird verständlich, wenn es 
zu sskr. ätmän- ahd. Atum gestellt wird. — ἔδρως: zu 456. 1637 ἄντικρυς: 
Bentley; ἀντικρύ. 


τυ ZI FÜ a A u a u" A ΈΎΨΟΩΡ ΝΜ 


Rüstung des Patroklos. 331 


1645 ὧς τὰν μὲν πρύμναν πῦρ dugpere‘ αὐτὰρ Aylhkevg II 
μήρω πλαξάμενος Πατροχλέεα προσέξειτίξ᾽" 125 
“ὄρσεο, dıöyeveg Πατρόκλεες, ἐτεποχέλευϑε" 
λεύσσω δὴ παρὰ ναῦσι πύρος δαΐοιο ξιώαν᾽ 

un δὴ νᾶας ἔλωισι χαὶ οὔχετι φύχτα πέλωνται᾽" 
1650 δύσεο τεύχεα ϑάσσον, ἔγω δέ κε λᾶον ἀγέρρω.“ἡ 
ὧς φάτο, Πάτροχλος δὲ κορύσσετο νώροτιι χάλκωι. 130 
ἀμφὶ μὲν ὥμμοισιν βάλετο ξίφος ἀργυρόξαλλον 18 
χάλκιον, αὐτὰρ ἔπειτα σάχος μέγα τὲ στίβαρόν τε" 
χρᾶτι δ᾽ ἐπ᾽ ἰφϑίμωι χυνίαν ἐΐτυχτον ἔϑηχε 

1655 ἔππορριν᾽ ÖFeivov δὲ λόφος χατύπερϑεν ἔνευε. 

ἤλετο δ᾽ ἄλκιμα δόρρε, τά ἔοι παλάμᾶφιν ἀράρη. 
ἔγχος δ᾽ οὐχ ἔλετ᾽ οἷον ἀμύμονος Αἰαχίδαο, 140 
βρῖϑυ μέγα στίβαρον᾽ τὸ μὲν οὐ δύνατ᾽ ἄλλος ᾿4χαίων 
πάλλεμεν, ἀλλά μὲν οἷος ἐπίστατο πάλλαι Ayikkevs, 

1660 Παλιάδα μελίαν, τὰν πάτρι φίλων τάμε Χίρων 
Παλίω ἐκ χορύφας, φόνον ἔμμεναι ἠρώεσσι. 


ἔπττοις δ᾽ Αὐτομέδοντα ϑόως ζεύγνυμεν ἄνωγε, 145 

τὸν μετ᾽ ᾿Αχίλληα ξρηξάνορα τεῖς μάλιστα. 

τῶι δὲ καὶ Αὐτομέδων ὕπαγε ζύγον ὦὥχεας ἴπποις, 148 
1665 ξανϑον χαὶ Βάλιον, τὼ ἄμα πνοΐαισ᾽ ἐπετέσϑαν, 

τοὶς ἔτεχε Ζεφύρωι ἀνέμωι ἀρέπυια Ποδάργα 150 


βοσχομένα λείμωνε τταρὰ 0060v ᾿Ωχεάνοιο. 
Movguldovag δ᾽ ἄρ᾽ ἐποιχόμενος κόσμησεν ᾿ἴχέλλευς 155 
πάνται ὀνὰ χλισίαις ἐϊτύχτοις " οὐ δὲ λύχοι ὧς 
1670 ὠμόφαγοι, τοῖσίν τὲ περὶ φράσι ἄσπετος ἄλχα, 
οἵ τ᾽ ἔλαφον χέραον μέγαν ὄρεσι δαιώσαντες 


1652 μὲν: δ᾽ ἄρ᾽ ὅ. 53. 1668 κόσμησεν: ϑώρηξεν. 1669 ἐντύκτοις: 
σὺν τεύχεσιν ὃ, 90. 
IT 131—134: S. 93. 147: 8. 98. 152—154: 5, 93f. 


1648 δαΐοιο: W. Schulze (zu 742); δήεοιο 1655 ἔππορριν: angesetzt nach 
der von Wackernagel ΚΖ. XXIX 127 aufgestellten Regel. 1659 πάλλεμιεν: Nauck 
(zu 226); πάλλεεν. 1660 Χῴων: dies die auf attischen Vasen erscheinende Form 
des Namens (Kretschmer Vaseninsch. 131). Bei der Dunkelheit der Etymologie lässt 
sich nicht sagen, wie X40o» im lesbisch-thessalischen gelautet hat. 1662 ξεύγνυ- 
μεν: vgl. δέδωσθαε Ins. Il no. Tıı. 1663 τεῖε: zu 1286. 1666 ἀρέπυια Fick 
(Odyssee 320) nach der Inschrift der Schüssel von Aigina (Kretschmer 208); 
domvta, 1667 ρῤόον: παρὰρρόον U, παραρόον ὃ, παράῤῥοον Townl. 1069 
πάνται: nach Zenodot; πάντας Hss. 1670 περὶ: &vi Nauck Mäl. IV 617. 


332 Die Unilias. 


δάσπτοισιν" παῖσιν δὲ παραύια aluarı φοῖνα" II 
καί τ᾽ ἀγέλαδον ἔεισι ἀπὺ xodvvag μελανύδρω 160 
λάψοντες γλώσσαισι ξαραίαισιν μέλαν ὕδωρ 

1675 ἄχρον, ἐρευγόμενοι φόνον αἴματος" ἐν δέ ve ϑῦμος 


στήϑεσιν ἄτρομός ἐστι, περιστένεται δέ τὲ γάστηρ'΄ 168 
τῶν τότε Mvouldoveg χραδίαν χαὶ ϑῦμον ἔχοντες 200 
ἐκ νάων ῥοώίοντο᾽ βόα δ᾽ ἄσβεστος ὀρώρη. 267 
ἐν δ᾽ ἔπετον Τρώεσσι ἀόλλεες᾽ ἀμφὶ δὲ νᾶες 276 


1680 σμερδάλεον χογάβησαν ἀϊσάντων dir’ "Ayalov. 
Τρῶες δ᾽ ὡς EFidovro Mevorrio ἄλχεμον υἷον, 218 
παῖσιν ὀρίνϑη ϑῦμος, ἐχίνηϑεν δὲ φάλαγγες, 280 
Βελπόμενοι παρὰ ναῦφι ποδώχεα Πηλεΐωνα 
μάνιϑμον μὲν ἀπόξριψαι, φιλότατα δ᾽ ἔλεσϑαι" 
1685 πάπταγνεν δὲ βέχαστος, ὄπαι φύγοι αἴπτυν ὄλεϑρον. 
Πάτροκλος δὲ πρῶτος ἀχόντισε δόρρι φαέννωι 
ἄντιχρυς χατὰ μέσσον, ὄϑι πλεῖστοι χλονέοντο, 285 
γᾶϊ παρὰ πρύμναι μεγαϑύμω Πρωτεσιλαω, 
χαὶ βάλε Πυρραίχμαν, ὃς Παίονας ἐπποχορύσταις 
1690 ἄγαγεν ἐξ Auvdwvog ars’ ASt εὖρυ ῥέοντος" 
τὸν βάλε δέξιον ὥμμον" ὃ δ᾽ ὕπτιος ἐν χονίαισι 
χάππετεν οἰμώξαις, ἔταροι δέ μιν ἀμφὶ φόβηϑεν 
IIatoves‘ ἐν γὰρ Πάτροχλος φόβον ἦχεν ἄπαισι. 
ἐχ νάων δ᾽ ἔλασεν, κατὰ δ᾽ ἔσβεσε αἰϑόμενον πῦρ. 
1695 αἰμιδάης δ᾽ ἄρα ναῦς λίστετ᾽ αὔτοϑι᾽ τοὶ δ᾽ ἐφόβηϑεν 
Τρῶες ϑεσπεσίωι ὀὁμάδωι" Advaoı δ᾽ ἐπέχυντο 295 
γᾶας ὀνὰ γλαφύραις᾽ ὄμαδος δ᾽ ἀλίαστος ἐτύχϑη. 
ὡς δ᾽ ὄτ᾽ ἀπ᾽ ὑψήλας χορύφας Öoeog μεγάλοιο 


22% 


zıynosı πυχίναν νεφέλαν στεροτταγέρετα Ζεῦς, 


1018 ῥώοντο (IT 166): χέοντο 97. 
IT 164—265: 8. 96f. 268—275:8. 97. 2179: Κ5. 97. 292 gestrichen 8. 98. 


1672 zagadıa .... potva: nach La Roche; παρήξον ... φοινόν. Für die 
Correetur spricht χ 404f. πᾶν δ᾽ ἄρα οἱ στῆϑός τε παρήιά τ᾽ ἀμφοτέρωθεν alua- 
τόεντα πέλει und die Möglichkeit die Veranlassung zur Einsetzung des Singulars 
zu erkennen. 1673 *Zeas: ἔασι; vgl. 421. Die Form ἔασε muss dem Epos wohl 
abgesprochen werden, da es von verwandten Bildungen nur ἔασε kennt; ἔασε wird 
geschützt durch boiot. παρεῖαν IGS I no. 317252, 319%. 1687 dvringvs: Bent- 
ley; ἀντικρύ. 1689 Πυρραέχμαν: angesetzt nach Πυριξαλέων (Spitznamen 42). 


1700 


1705 


1710 


1715 


1720 


1725 


Patroklos auf dem Schlachtfeld. 


ἔχ τ᾿ ἔφανεν παῖσαι σχόπιαι Aal τιερώονες ἄχροι 
χαὶ νάτται, ὀρράνοϑεν δὲ ὑπεξράγη ἄσπετος αἴϑηρ᾽ 
ὧς 4ἄναοι νάων μὲν ἀπωσάμενοι δάϊον 7rög 
τύτϑον ὀνέπγευσαν, πολέμω δ᾽ οὐ γίγνετ᾽ ἐρώα᾽" 
οὐ γάρ πώ τι Ἰρῶες ἀρηϊφίλων ὑπ᾽ ᾿Αχαίων 
σπιροτροπάδαν φοβέοντο μελαινάων ἀπὺ γνάων, 
ἀλλ ἔτ᾽ do’ ἀντίσταντο, νάων ὑττέξεικον ἀνάγχαι. 
ἔνϑα τ᾽ ἄνηρ ἔλεν ἄνδρα χεδασϑείσας ὑσμίνας 
ἀγεμόνων. σπιρῶτος δὲ Mevoıriw ἄλχιμος υἷος 
αὔτιχ᾽ ἄρα στρέφϑεντος ᾿“ρηϊλύχω βάλε μῆρον 
ἔγχεϊ ὀξυόεντι, διατιρὸ δὲ χάλχον ἔλασσε" 
Ἐρῆξεν δ᾽ ὄστεον ἔγχος, ὃ δὲ πράνης ἐπὶ γαίαι 
χαάτιτεετ᾽. ἀτὰρ ἥϊενέλαος ἀρήϊος οὗτα Θόαντα 
στέρνον γυμνώϑεντα παρ᾽ ἄσπιδα, λῦσε δὲ γυῖα. 
Φυλεΐδας δ᾽ Augpırkov ἐττορμάϑεντα δοχεύσαις 
ἔφϑα ὀρεξάμενος πρύμνον σχέλος, ἔνϑα πιάχιστος 
μύων ἀνθϑρώττω τιέλεται᾽ περὶ δ᾽ ἔγχεος αἴχμαι 
γεῦρα διεσχίσϑη" τὸν δὲ σχότος ὄσσ᾽ ἐκάλυψε. 
Πανέλεος δὲ ““ύχων τε συνέδραμον" ἔγχεσι μὲν γὰρ 
ἄμβροτον ἀλλάλων, μέλεον δ᾽ ἀχόντισαν ἄμφω" 
τὼ δ᾽ αὖτις ξιφέεσσι συνέδραμον. ἔνϑα ““ύχων μὲν 
ἐτυποχόμω χόρυϑος φάλον ἤλασε, ἀμφὶ δὲ χαῦλον 
φάσγανον ἐρραίσϑη" ὃ δ᾽ ὑπ᾽ οὔατος αὔχεν᾽ ἔϑεννε 
Πανέλεος, ττᾶν δ᾽ εἴσω ἔδυ ξίφος, ἔσχεϑε δ᾽ οἷον 


δέρμα, παραέρϑη δὲ χάρα, ὑπέλυντο δὲ γυῖα. 


ἸΠηριόνας δ᾽ Arauavra χίχεις πόσι καρπάλιμοισι 
γύξ᾽ ἔπττων ἐπιβασόμεγον χατὰ δέξιον Buuov' 
ἤριττε δ᾽ ἐξ ὀχέων, κατὰ δ᾽ ὀφθάλμων χέχυτ᾽ ἄχλυς. 
᾿δομένευς δ᾽ Ἐρύμαντα χατὰ στόμα νήλεϊ χάλχωι 


333 


ΠΩ 
300 


305 


310 


315 


335 


340 


II 317—334: 8. 98. 


1700 πρώονες: mit Danielsson (Zur metrischen Dehnung 67) beizubehalten 


wegen des argivischen Bergnamens Πρών (Ed. Meyer Forsch. I 101f.), der aus 
Πρήξων nicht erklärt werden kann; πρήονες Wackernagel Beitr. IV 309. 
Nauck (M&l. IV 612) mit Eust.; δ᾽ ἄρ᾽ die Hss. 
142); δήιον. 


1101 δὲ: 
1108 δάϊον: W. Schulze (zu 
1718. 1723 Πανέλεος: Πηνέλεος Z 496 in Vrat. ἃ und bei Eust., 
Πηνέλεον N 92 Aristophanes; hier einstimmig Πηνέλεως. 
nicht gedeutet. 


Der Name ist noch 


334 Die Urilias. 


N 


γύξε᾽ τὸ δ᾽ ἄντιχρυς δόρυ χάλκιον ἐξεττέρασεν 
1780 νέρϑεν ὑπ᾽ ἐγχεφάλοιο, χέασσε δὲ ὄστεα λεῦχα" 
ἐχ δ᾽ ἐτίναχϑεν ὄδοντες, ἐνέτελησϑεν δέ ἔοι ἄμφω 
αἴματος ὄφϑαλμοι" τὸ δ᾽ ὀνὰ στόμα καὶ κατὰ " ῥῖνας 
πρῆσε χάνων᾽ ϑανάτω δὲ μέλαν νέφος ἀμφέχαλυψε. 
Alaıs δ᾽ ὁ μέγας alev ἐπ᾽ Ἔχτορι χαλκοχορύσται 
1735 Fler’ ἀχόντισσαι᾽ ὃ δὲ Fidoelaı πολέμοιο, 


2 ὃ 


ἄσπιδι ταυρείαι κεχαλύμμενος εὔρεας ὥμμοις, 
σχέπιτετ᾽ ὀΐστων TE ῥοῖζον καὶ δοῦπον ἀχόντων. 
ὡς δ᾽ ὄτ᾽ ἀπ᾽ Ὀλύμπω νέφος ἔρχεται ὄρρανον εἴσω 
αἴϑερος ἔκ δίας, Öre ve Ζεῦς λαίλαπα τέννγηι, 
1140 ὧς τῶν ἐκ νάων γένετο FıFaya ve φόβος τε, 
οὐδὲ χατὰ μοῖραν πέραον πάλιν. Ἔχτορα δ᾽ ἔπποι 
ἔχφερον ὠχύποδες σὺν τεύχεσι, heine δὲ λᾶον. 368 
Πάτροχλος δ᾽ ἔπετο σφέδανον Aavaoıcı κελεύων, 812 
Τρῶσι χάχα φρονέων" οἱ δὲ FıFayaı τε φόβων TE 
1745 παίσαις πλῆσαν ὄδοις, ἐπτεὶ ἂρ τμάγεν᾽ ὕψι δ᾽ ἄελλα 
σχκίδνατ᾽ ὑπὸ νεφέων, τανύοντο δὲ μώνυχες ἔπτοοι 375 
ἄψορρον προτὶ Fdorv νάων ἄπυ καὶ χλισιάων. 
Πάτροχλος δ᾽ dı πλεῖστον ὀριννόμενον Fide λᾶον, 
τᾶι φ᾽ ἔχ᾽ ὁμοκλήσαις᾽ ὑπὸ δ᾽ ἄξοσι φῶτες ἔπιπτον 
πράνεες ἐξ ὀχέων, δίφροι δ᾽ ὀνεχυμβαχίαζον. 819 
1750 Ἔχτωρ δ᾽ ἐν Σχαίαισι πύλαισ᾽ ἔχε μώνυχας ἔπποις" 112 
ÖFile γὰρ ἠὲ μάχοιτο κατὰ κλόνον αὖτις ἐλάσσαις, 
ἢ λάοις εἰς τεῖχος ὀμοκλήσειε ξάλημεν. 
ταῦτ᾽ ἄρα ἔοι φρονέοντι παρίστατο Φοῖβος ᾿Απόλλων 115 
καί μιν φωνύσαις Fenen πτερόεντα προσαύδα᾽ 


1754 (= 1552) eingesetzt. 

IT 351—3571: 5. 99. 362. 363: 5. 99. 369 - 371: S. 99. 380—383: 
5. 99. 384—393: S. 99f. 394—418: S. 100 419—683: 5. 100ff. 684 
— 711: 5. 102 716—725: 85. 1021. 


> 


1729 ἄντικρυς : Bentley, ἀντικρὺ. 1180 δὲ: Nauck ΜΈ]. IV 596; δ᾽ ἄρ 
1745 della: Barnes; ἀέλλη. 1746 ὑπὸ: nach Wolf; ὑπαὶ. 1749 ὀνεκυμιβαχέα- 
&ov: Valkenaer (zu Eur. Phoen. 1157) nach der Variante ἀνεκυμβαχέαζον, die der 
Hesych-Glosse ἀνεκυμβαλέαζον" ἀνετρέποντο ἐπὲ κεφαλήν, παρὰ τὸ κύμβαχοθ. ἢ 
ἦχον ἀποτελεῖσθαι, παρὰ τῶν κυμβάλων zu entnehmen ist. 


ἘΞ ΞΕ 


a ee 


N 


a A en 


Tod des Kebriones. 335 


1755 ὧς Feinwv ὃ μὲν αὖτις ἔβα ϑέος ὃμ zcovov ἄνδρων, 126 

Κεβριόναι δ᾽ ἐχέλευσε δαΐφρονι φαίδιμος Extwg - 

ἔπποις εἰς πόλεμον πετιλάγεμεν. αὐτὰρ ᾿πόλλων 

δύσετ᾽ ὄμιλλον ἴων, ἐν δὲ κλόνον ᾿4ργεΐοισι 

ἦχε χάχον, Τρῶσιν δὲ χαὶ Ἔχτορι χῦδος ὀπάζε. 730 
1760 Ἔχτωρ δ᾽ ἄλλοις μὲν Aavaoız ἔα᾽ οὐδ᾽ Evagıke, 

αὐτὰρ ὃ Πατρόχλωι ἔπεχε χρατερώνυχας ἔπττοις. 

Πάτροχλος δ᾽ ἐτέρωθεν ἀπ᾽ ἔππων ἄλτο χάμαζε 

σχαίαι ἔγχος ἔχων" ἐτέραφει δὲ λάζετο πτέτρον 

μάρμαρον ὀχριόεντ᾽, ὄν ἔοι περὶ χῆρ ἐκάλυψε. 7135 
1765 ἦχε δ᾽ ἐρεισάμενος, οὐδὲ ÖFav χάζετο φῶτος, 

οὐδ᾽ ἀλίωσε βέλος, βάλε δ᾽ Ἔχτορος ἀνιόχηα 

Κεβριόναν, νόϑον υἷον ἀγαχλέεος Πριάμοιο, 

ἔππων ἄνι᾽ ἔχοντα, μετώπιον ὀξεὶϊ λᾶϊ. 

ἀμφοτέραις δ᾽ ὄφρυς σύνελεν λέϑος, οὐδέ ἔοι ἔσχε 740 
1770 ὄστεον, ὄρϑαλμοι δὲ χάμαι πέτον ἔν κογνίαισι 

αὔτω πρόσϑε πόδων᾽" ὃ δ᾽ ἄρ᾽ ἀρνεύτηρι ξεξοίκως 

ἔκτεετ᾽ ἐϊξέστω δίφρω, λίπε δ᾽ ὄστεα ϑῦμος. 

τὸν δ᾽ ἐπιχερτομέων προσέφας, Πατρόχλεες ἔππιευ" 

"ὦ πόποι, ἦ μάλ᾽ ἔλαφρος ἄνηρ᾽ ὡς Foda κυβίστα. 145 
1775 ἦ da καὶ ἐν Τρώεσσι χυβιστάτηρες ἔαισι.“ 750 
ὧς Feinwv ἐπὶ Keßolovaı How’ ἐβεβάκη 

oluua λέοντος ἔχων, ὄς τε στάϑμοις χεραΐζων 

ἔβλητο πρὸς στῆϑος, ἔα τέ uw ὥλεσεν ἄλχκα" 

ὧς ἐπὶ Κεβριόναι, Πατρόχλεες, ἄλσο μεμάων. 
1780 Ἔχτωρ δ᾽ αὖτ᾽ ἐτέρωϑεν ἀπ᾽ ἔπττων ἄλτο χάμαζε. τοῦ 

τὼ περὶ Κεβριόναο λέοντ᾽ ὥς δαριϑήταν, 

ὦ τ᾽ ὄρεος κορύφαισι περὶ χταμένας ἐλάφοιο, 

ἄμφω πεινάοντε, μέγα φρονέοντε μάχεσϑον᾽" 


II 140---Ἴ49 : 5, 103. 


1760 2a’: Fick; ἔα. 1772 ἐκπετ᾽ ἐνξέστω: nach Nauck; κάππεσ᾽ ἀπ᾽ 
εὐεργέο. 1114 foäa: Wackernagel (zu 1584); ῥεῖα. 1777 οἴακα: angesetzt 
nach Bezzenbergers Zusammenstellung von oZz« mit avest. ad$ma- Wuth (Beitr. 
IV 334) 1779 aeudov: vgl. Danielsson Zur metrischen Dehnung 70f. 1781 da- 
ρεϑήταν: nach der Variante δηρεϑήτην bei Eust.; δηριν ϑήτην Hss. 


336 Die Urilias. N 


ὧς περὶ Κεβριόναο δύω μήστωρες durag, II 

1785 Πάτροχλός ve Mevoırıddag χαὶ φαίδιμος Ἔχτωρ, 760 
Είεντ᾽ ἀλλάλων τάμεμεν χρόα νήλεϊ χάλκωι. 

Ἔχτωρ μὲν χεφάλαφι ἐπεὶ λάβε, οὔ τι μετίη" 
Πάτροχλος δ᾽ ἐτέρωϑεν ἔχεν πόδος" οἱ δὲ δὴ ἄλλοι 
Τρῶες χαὶ Δἄναοι σύναγον χρατέραν ὑσμίναν. 

1790 ὡς δ᾽ εὖρός τε νότος τ᾽ ἐριδαίνετον ἀλλάλοιιν 765 
ὄρεος ἐν βάσσαισι βάϑυν στιδλεμίζεμεν ὄλλαν, 
φᾶγόν ve μελέαν ve τανύφλοιόν TE χράγειαν, 
ai ve πρὸς ἀλλάλαις ἔβαλον τανυάχεας ὄζοις 
Fayaı ϑεσπεσίαι, πάταγος δέ τε Fayvvuesvawv‘ 

1795 ὧς Τρῶες καὶ 'ἄχαιοι ἐπ᾽ ἀλλάλοισι ϑόροντες 770 
δάιοον, οὐδ᾽ Eregoı uvaovr' ὀλόοιο φόβοιο. 
πόλλα δὲ Κεβριόναν ἀμφ᾽ ὄξεα δόρρ᾽ Emercayn 
loi τὸ πτερόεντες ἀπὺ νεύραφιε ϑόροντες, 
πόλλα δὲ χερμάδια μέγαλ᾽ ἄσπιδας ἐστυφέλιξαν 

1800 μαρναμένων ἀμφ᾽ αὗτον" ὃ δ᾽ ἐν στροφάλιγγε noviag 7115 
χεῖτο μέγας μεγάλωστι, λελάσμεγος ἐπτεοσυνάων. 

ὄφρα μὲν ἀέλιος μέσον ὄρρανον ἀμφεβεβάχη, 
τόφρα μαλ᾽ ἀμφοτέρων βέλε᾽ ἄπτετο, ττῖτετε δὲ λᾶος " 
ὦμος δ᾽ ἀέλιος μετενίσετο βούλυτόνδε, 

1806 χαὶ τότε δή ῥ᾽ ὑπὲρ αἶσαν Ayaroı φέρτεροι ἦσαν... 780 
ἐχ μὲν Κεβριόναν βελέων How’ ἐξέρυσσαν 
Τρώων ἐξ ἐνότπτας, καὶ ἀπ᾿ ὥμμων τεύχε ἔλοντο. 
Πάτροκλος δὲ Τρῶσι χάχα φρονέων ἐνόρουσε. 
τρὶς μὲν ἔπειτ᾽ ἐπόρουσε ϑόωι ἀτάλαντος Apni, 

1810 σμερδάλεα ξιξάχων, τρὶς δ᾽ ἔννεα φῶτας ἔπεφνε" 185° 
ἀλλ᾽ ὄτε δὴ τὸ “τέταρτον ἐπέσσυτο δαίμονι Είσσος, 
ἔνϑ᾽ ἄρα τοι, Πάτροχλε, φάνη ϑαγάτοιο τελεύτα" 
ἄντετο γάρ τοι Φοῖβος Evi χρατέραι ὑσμίναι 
ὁξεῖνος. ὃ μὲν τὸν ἴοντα χατὰ χλόνον οὐχ ἐνόησε" 


1180 τάμεμεν: nach Leo Meyer (zu 461); ταμέειν. 1791 βάσσαισιε 
βάϑυν: nach Nauck (Mäl. IV 420); βήσσηες βαϑέην. 1804 κετενέσετο: C, Townl., 
bestätigt durch Ins. ΠῚ πο. 202, 4 ἐπ᾽ ἀλλοδαπῶν ἄστεα vıodusvos und Crusius Delph. 
Hymn. 34, 8 ἐπενέσεταιε. 1812 ϑανάτοιο: βιότοιο; die Emendation von Nauck 
Mel. UI 264ff. und besonders IV 394, wo auf Schol. Ven. A zu Z 104 verwiesen 
wird: βιότοιο τελευτή" γράφεται καὶ ϑανάτοιο τελευτή. 


| 
' 


.. 


ε"- 
gi Tod des Patroklos. 337 
1815 deoı γὰρ πόλλαι χεχαλύμμενος avreßoimoe' II 1% 


στᾶ δ᾽ ὄπιϑεν, τολᾶξέν ve μετάφρενον εὔρεέ τ᾽ ὥμμω. 79 
τῷ δ᾽ ἀπὺ μὲν χρᾶτος χυνίαν βάλε Φοῖβος ᾿Απόλλων᾽ 198 
& δὲ χυλινδομένα κανάχαν χέε πόσσιν ὑπ᾿ ἴππων 


αὔλωπις τρυφάλεια, μιάνϑησαν δὲ βέϑερραι 7% 
1820 αἴματι χαὶ χονίαισι᾽ πάρος γε μὲν οὐ ϑέμις ἦεν 
ἐτυπόχομον πήλλαχα μιαίνεσϑα!: κονίαισι. 19] 
πᾶν δέ ἔοι ἐν χέρρεσσι Fayn δολιχόσκιον ἔγχος, 801 
βρῖϑυ μέγα στίβαρον χεχορύϑμενον᾽ αὐτὰρ ἀπ᾿ ὥμμων 
ἄσπις σὺν Telduwvı χάμαι πέτε τερμιόεσσα. 8083 


1825 τὸν δ᾽ ἀάτα φρένας ἦλε, λύϑεν δ᾽ ὑπὸ φαίδιμα γυῖα, 805 
στᾶ δὲ τάφων" ὄπιϑεν δὲ μετάφρενον ὄξεϊ δόρρι 
ὥμμων μέσσαγυς σχέδοϑεν βάλε Δάρδανος ἄνηρ, 807 
οὐδ᾽ ἐδάμασσ᾽ " ὃ μὲν αὖτις ὀνέδραμε, μεῖχτο δ᾽ ὀμέλλωει, 813 
ἐχ χρόος ἀρπάξαις δόρυ μέλινον, οὐδ᾽ ὑπέμεννε 

1880 Πάτροχλον, γύμνον eg ἔοντ᾽, ἐν δαϊότατι. 815 
Πάτροχλος δὲ ϑέω πλάγαι χαὶ δόρρι δαμάσϑεις 
ἂψ ἐτάρων εἰς βέϑνος ἐχάζετο χᾶρ᾽ ἀλεέννων. 

Ἔχτωρ δ᾽ ὡς ἔξιδεν Πατροχλέεα μεγάϑυμον 

ar ὀναχαζόμενον, βεβλήμενον ὄξεϊ χάλκωι, 

1835 ἀγχίμολόν da ἔοι ἦλϑε κατὰ στίχας, οὗτα δὲ δόρρι 820 
velarov εἰς χενέωνα, διαπρὸ δὲ yalnov ἔλασσε. 
δούπησεν δὲ πέτων, μέγα δ᾽ ἄχαχε λᾶον Ayalwv. 
ὡς δ᾽ Öre σῦν ἀχάμαντα λέων ἐβιάσατο χάρμαι, 
ὦ τ᾽ ὄρεος χορύφαισι μέγα φρονέοντε μάχεσϑον 

1840 πέίδαχος ἀμφ᾽ ὀλίγας" ἐϑέλοισι δὲ πίεμεν ἄμφω" 825 
πόλλα δέ τ᾿ ἀσϑμαίνοντα λέων ἐδάμασσε Blapı“ 
ὧς πόλεας πέφνοντα Πϊενοιτίω ἄλκιμον υἷον 
Ἔχτωρ Πριαμίδας σχέδον ἔγχεϊ ϑῦμον ἀπτηύρα, 
χαί ἔοι ἐπευχόμενος Ferien πτερόεντα προσαύδα" 

1845 "Πάτροχλ᾽, ἦ πω ἔφασϑα πόλιν κεραΐξεμεν ἄμμαν, 880 
Τρωΐαδας δὲ γύναιχας, ἐλεύϑερον dung ἀπούραις, 


Z 192. 198---800: 5. 77 Α.1. 804: 8. 32. 808---812: 8. 19, 


1818 χέε: Nauck; ἔχε. 1821 πήλλακα: zu 847. 1820 ἀάτα : Dawes (zu 


332); ἄτη. 1828 μεῖκτο: μῖκτο; zu 512. 1841 dodualvorra: zu 1630. 
1843 ἀπηύρα: zu 1527. 1845 κεραΐξειεν: nach Bekker; κεραεξέμεν. 
Robert, Studien zur Ilias, 2 


38 Die Urilias. 


ἄξεμεν ἐν νάξεσσι φέλαν eig πάτριδα γαῖαν, Π 
vie‘ τάων δὲ πρόσϑ᾽ Ἔχτορος ὥχξες ἔπποι 
πόσσιν ὀρωρέχαται πολεμίζεμεν᾽ ἔγχεξ δ᾽ αὖτος 
1850 Τρῶσι φιλοπτολέμοισι μεταπρέπω, ὄ σφιν ἀμύννω 88ῦ 
ἅμαρ ἀνάγκαιον᾽ σὲ δέ τ᾽ ἔνϑαδε γῦπες ἔδονται. 
ἃ δβέελ᾽, οὐδέ vor ἔσϑλος ἔων χραίσμησεν ᾿Αχίλλευς, 
ös πώ τοι μάλα schlau μένων ἐπετέλλετ᾽ ἴοντι" 
“un μοι πρὶν ἔμεναι, Πατρόχλεες ἐτεττοχέλευϑε, 
1855 γᾶας ἐπὶ γλαφύραις, πρίν γ᾽ Ἔχτορος ἀνδροφόνοιο 840 
αἰματόεντα ylrwva περὶ στήϑεσσι δάϊξαι. 
ὧς πώ σὲ προσέφα, σοὶ δὲ φρένας ἄφρονι πεῖϑε." 
τὸν δ᾽ ὀλιγοδρανέων προσέφας, Πατρόχλεες ἔτετεευ" 
"ἤδη νῦν, Ἔχτορ, μέγαλ᾽ εὔχεο" σοὶ γὰρ ἔδωκε 
1860 νέκαν Ζεῦς Κρονίδας καὶ ᾿“πόλλων, οἵ u’ ἐδάμασσαν 845 
Ἐραϊδίως᾽ αὖτοι γὰρ ἀπ᾿ ὥμμων τεύχε᾽ ἔλοντο. 
τοίουτοι δ᾽ αἴ πέρ μοι ἐξίχοσι ἀντεβόλησαν, 
πάντες χ᾽ αὔτοϑ᾽ ὄλοντο ἔμωι ὑπὸ δόρρι δάμεντες. 
ἀλλά με μοῖρ᾽ ὀλόα καὶ “άτοος ἔχτανεν υἷος. 849 
1865 ἄλλο δέ τοι ξερέω, σὺ δ᾽ ἐνὶ φράσι βάλλεο σᾶισι" 851 
οὔ Inv οὐδ᾽ αὖτος ÖFägov Pie’, ἀλλά vor ἤδη 
ἄγχι παρέσταχεν ϑάνατος χαὶ μοῖρα χραταία, 
χέρσι δάμεντ᾽ Aylimog ἀμύμονος Αἰακίδαο ἡ 
ὧς ἄρα uw Feinovra τέλος ϑανάτοι᾽ ἐχάλυψε" 855 
1870 ψύχα δ᾽ ἐχ dedEwv πταμένα *Aıöddod’ ἐβεβάχη, 
Föv πότμον γοάοισα, λίποισ᾽ ἀδρότατα χαὶ ἤβαν. 
τὸν χαὶ τεϑνάοντα προσαύδα φαέδιμος Ἔχτωρ᾽ 
"Πάτροχλος, τί νύ μοι μαντεύεαι alsıvv ὄλεϑρον; 
τίς βοῖδ᾽ al κ᾿ ᾿Αχίλευς, Θέτιδος πάϊς ἠυχόμοιο, 800 
1875 pIanı ἔμωι ὑπὸ δόρρι τύττεις ἀτοὺ ϑῦμον ὄλεσσαι “ἡ 
ὧς ἄρα φωνήσαις δόρυ χάλκιον ἐξ δατέλλας 
F£ovos, λὰξ πρόσβαις, τὸν δ᾽ ὕπτιον ὦσ᾽ ἀτεὺ δόρρος. 


IT 850: 8. 79. 


1847 ä&suev: nach Nauck (zu 226); ἄξειν. 1852 δεέελ᾽: W. Schulze 
(zu 252); des’. 1866 Ale’: nach Payne Knight (#4Fe’); βέηε (an Blmı? 
Nauck). 1871 ἀδρότατα: ἀδροτῆτα G, Plut., ἁδροτῆτα Cant. Mor.; ἀνδροτῆτα 
cet. Vgl. ἁδροσύνη Hes. Ἔργα 473. 1873 Πάτροκλος: van Leeuwen; Harod-. 
κλεις, 1874 dis: zu 1284. 1876 ὀατέλλας: Nauck (zu 919); ὠτειλῆς. 


Kampf um die Leiche des Patroklos. 


αὔτιχα δὲ σὺν δόρρι μετ᾿ Αὐτομέδοντ᾽ ἐβεβάχη, 
ἀντίϑεον ϑεράποντα ποδώχεος Alaxrtöao' 


1880 Fiero γὰρ βάλεμεν᾽ τὸν δ᾽ ἔχφερον ὥκεες ἔπποι 


1885 


1890 


1895 


1900 


1905 


ἄμβροτοι, οἷς Πήληϊ ϑέοι δόσαν ἄγλαα δῶρα. 

««ἴαις δ᾽ ἀμφὶ ενοιτιάδαι σάκος eögv χαλύψαις 
ἐστάχη ὥς τίς τε λέων περὶ ξοῖσι τέχεσσι, 
ὧι da τὲ vimı’ ἄγοντι συναντάσονται ἐν ὄλλαι 
ἄνδρες ἐπάχτηρες᾽ ὃ δέ τε σϑένεξ βλεμεαίνει, 
ray δέ τ᾽ ἐπισχύνιον χάτω ἔλχεται ὄσσε καλύπτων" 
ὧς Alaıs περὶ Πατρόχλωι ἤρω᾽ ἐβεβάχη. 
᾿Ατρεΐδας δ᾽ ἐτέρωϑεν ἀρηΐφιλος Mevehaog 
ἐστάχη, μέγα πένϑος ἐνὲ στήϑεσσιν ἀέξων. 


Τρῶες δὲ προέτυψαν ἀόλλεες" ἄρχε δ᾽ ἄρ᾽ Ἔχτωρ. 


ὡς ὄτ᾽ ἐπὶ προχόαισι διιπέτεος ποτάμοιο 
βεβρύχει μέγα κῦμα ποτὶ g06ov, ἀμφὶ δέ τ᾽ ἄχραι 
ἀΐονες βοάωισι ἐρευγομένας ἄλος ἔξω, 
τόσσαι ἄρα Τρῶες FıFayaı ἴσαν. αὐτὰρ Ayaoı 
ἔστασαν ἀμφὶ Mevorrıadaı, ἔνα ϑῦμον ἔχοντες, 
φράχϑεντες σάχεσιν χαλχάρεσι. ἀμφὶ δ᾽ ἄρα σφι 
λάμπραισιν χορύϑεσσι Κρονίων ἄερα πόλλαν 
χεῦ᾽, ἐπεὶ οὐδὲ Ἰϊενοιτιάδαν ἤχϑαιρε πάρος γε, 
ὄφρα ζῶος ἔων ϑεράπων ἔεν Aiaxidao' 
μέσησεν δ᾽ ἄρα μιν δάιων χύσι χύρμα γένεσϑαι 
Τρώιναισιν᾽" τῶ zul ἔοι ἀμύννεμεν ὦρσεν ἑταίροις. 
ὦσαν δὲ πρότεροι Τρῶες ξελέκωπας ᾿4χαίοις" 
γέχρον δὲ προλίποντες ὑπέτρεσαν, οὐδέ τιν᾽ αὔτων 
Τρῶες ὑπέρϑυμοι ἔλον ἔγχεσι, ξιέμενοί 708g, 
ἀλλὰ νέχυν ξερύοντο. μίνυνϑα δὲ χαὶ TO Ayaoı 
μέλλον ἀπέσσεσϑαι" μάλα γὰρ σφεῖς An’ ἐξέλιξε 


339 


II 
865 


Ῥ 18) 


135 


139 
262 


265 


270 


278 


P 1-—131: 8. 80 A. 1. 140—261: S. 80f. 


1880 βάλεμεν: nach Leo Meyer (zu 461); βαλέειν. 


-sovraı CL Eust. Plut., -σωνται die übrigen; „an συναντήσωσιν» ἢ Nauck. 
Beßoöyeı: L, βεβρύχηε Aristoph.; βέβρυχε die übrigen. — ποτὲ o6dor: ποτὲρ- 


e6ov CH, ποτιρρόον D, ποτέῤῥοον Townl. Frgm. Mose. 


1901 τῶ: zu 338. 


1884 συναντάσονταε: 


1892 


1899 Eos: zu 641. 
1906 *ogezs: σφεας. Vermuthungsweise durch Combi- 


nation der beiden Thatsachen eingesetzt, dass bei Apollonios Περὶ ἀντ. 94, 19f. 
gelehrt wird Ἡ σφεῖς (oüre παρ᾽ Alohevow Bekker) οὔτε παρὰ 4΄ωριεῦσιν ἀκο- 


227 


340 Die Urilias. 


Alcıs διογένης Τελαμώνιος, ἔρκος ᾿Αχαίων. Ρ 
ἔϑυσεν δὲ διὰ προμάχων σύξ Feinehog ἄλχαν 281 


χαπρίωι, ὅς τ᾽ ἐν ὄρεσσι κύνας ϑαλέροις τ᾽ *allmoög 
1910 ραϊδέως ἐχέδασσε ξελιξάμενος διὰ βάσσας" 
ὧς υἷος Teiduwvog ἀγαύω, φαίδιμος “ἴαις, 


Ἐρᾶ᾽ ἐπιξεισάμενος Τρώων ἐχέδασσε φάλαγγας, DE. 85 

οὗ περὶ Πατρόχλωι βέβασαν, pooveov δὲ μάλιστα 

Ἐάστυ σπτοτὶ σφέτερον ξερύην χαὶ χῦδος ἄρεσϑαι. 251 
1915 ὧς οἱ μὲν μάρναντο, σιδάρειος δ᾽ ὀρύμαγδος 424 

χάλχιον ὄρρανον ἶχε δι᾿ αἴϑερος ἀτρυγέτοιο", Y 425 


Inırcor δ᾽ Αἰακίδαο μάχας ἀπάνευϑεν Eovreg 
χλαῖον, ἐττδὶ δὴ πρῶτα πυϑέσϑαν ἀνιόχοιο 
ἐν χονίαισι πέτοντος ὑττ Ἔχτορος ἀνδροφόνοιο. 

1920 ἢ μὰν Αὐτομέδων, Φιοξήρεος ἄλκιμος υἷος, 
πόλλα μὲν ἂρ udorıyı ϑόαι ἐπεμαίετο ϑέγνων, 480 
γόλλα δὲ μελλιχίοισι προσαύδα, πόλλα δ᾽ ἀρδίαι" 
τὼ δ᾽ οὔτ᾽ ἂψ ἐπὶ νᾶας ἐπὶ τελάτυν Ἐλλάσποντον 
ἠϑελέταν ἔμεναι οὔτ᾽ εἰς σπτόλεμον μετ᾽ Ayeloıg, 

1925 ἀλλ᾽ ὥς τε στάλλα μένει ἔμτεεδον, ἄ τ᾿ ἐπὶ τύμβωι 
ἄνερος ἐστάχει τεϑγνάοτος ἠὲ γύγναιχος, 435 
ὧς μένον ἀσφαλέως περιχάλλεα δίφρον Eyovre 
ὄδδε᾽ ἐνισχίμιψαντε χαράατα᾽ δάχρυα δέ σφι 
ϑέρμα κατὰ βλεφάρων gauadız dee uvogousvoriv 

1930 ἀγνεόχοιο πόϑωι" ϑαλέρα δ᾽ ἐμιαένετο χαίτα 


- 


ζεύγλας ἐξερίποισα παρὰ ζύγον ἀμφοτέρωϑεν. 440 


1907 διογένης Tehaucwıos, ἔρκος Ayalov (vgl. 559. 626): ὃς περὲ κὲν εἶδος, 
"περὶ δ᾽ ἔργα τέτυκτο τῶν ἄλλων Ζαναῶν μετ᾽ dubuova Πηλεΐωνα ὃ, 81. 
P 288---818: 8. 82. 319—365: 8. 82. 366—423: S. 82f. 


λουϑέαν ἔσχε πρὸς τὰ τούτων πρῶτα καὲ δεύτερα, dem Grammatiker also ein äoli- 
scher Nominativ Pl. σφεῖς bekannt gewesen sein muss, und dass auf der Bauin- 
schrift von Tegea geschrieben ist εἴ κ᾿ ἂν δέατοι σφεῖς πόλεμος ἦναε ὁ κωλύων, 
wo σφεῖς wohl nur als im Sinne des Dativs verwendeter Aceusativ interpretirt 
werden kann. — ἐξέλεξε: Dawes, Cobet (zu 706); ἐλέλεξε. 1912 Ffoa@’ ἐπεξει- 
σάμενος: ῥεῖα uereıodusvos; Fo@’ nach Wackemnagel (zu 1584), ἐπεξεισάμενος nach 
van Leeuwen-da Costa. 1920 JıoFnoeos: W. Schulze (zu 583); Ζ]εώρεος. 1926 
goraneı (3. Sg. Conj. Perf.): ἑστήκει, εἱστήκεε die Hss., ἑστήκηε G. Hermann Op, 
Π 43. 1928 ὄδδε᾽: οὔδει. 1929 κυρρομένοιξν : der Dual mit der geringeren 
Ueberlieferung. 


rg ln di u nn u 


1935 


1940 


1945 


1950 


1955 


1960 “ὐτομέδων δ᾽ ἀπόρουσε. νόησε δὲ φαίδιμος Ἔχτωρ, 


Die Rosse des Achilleus. 


μυρρομένω δ᾽ ἄρα τώ γε Είδων ἐλέησε Κρονίων, 
χινήσαις δὲ χάρα προτὶ ξὸν μυϑήσατο ϑῦμον" 
"ἃ δΡεέλω, τί σφῶϊ δόμεν Πήληϊ Favanzı 
ϑνάτωι, ὕμμες δ᾽ ἐστὸν ἀγηράω ἀϑαγάτω τε; 

ἢ ἴνα δύστανοισι μετ᾽ ἄνδρασι ἄλγε᾽ ἔχητον; 


{ς 


ὧς Felnwv ἔπποισι ἐνέπνευσεν μένος Ni. 
τὼ δ᾽ ἀπὺ χαιτάων χονίαν ὄδδασδε βάλοντε 


dlup’ ἔφερον ϑόον ἄρμα μετὰ Τρῶας καὶ ᾿Αχαίοις. 


341 


445 


τοῖσι δ᾽ ἐπ᾿ Αὐτομέδων uayer’, ἀχνύμενός reg ἐταίρω, 


ἔππτοισ᾽ alioowv ὥς τ᾽ αἰγύπιος μετὰ χάννας. 
ἀλλ᾽ οὐκ ἄγρεε φῶτας, Öre σσεύαιτο διώχην᾽ 
οὐ γάρ πως ἔεν οἷον ἔοντ᾽ ἐἰέρωι ἐνὶ δίφρωι 
ἔγχε᾽ ἐπόρμασϑαι χαὶ ἐπίσχεμεν ὥχεας ἴπποις. 
ὄψε δὲ δή uw ἔταιρος ἄνηρ ἔξιδ᾽ ὀφθάλμοισι 
Alrıueöwv, υἷος “αέρχεος Aluovidao' 


στᾶ δ᾽ ὄπιϑεν δίφροιο, καὶ Αὐτομέδοντα προσαύδα᾽" 
” Aördusdov, τίς τοί νυ ϑέων νηχέρδεα βόλλαν 


ἐν στήϑεσσιν ἔϑηχε χαὶ ἐξέλετο φρένας ἔσϑλαις; 
οἷος πρὸς Τρῶας μάχεαι πρώτωι ἐν ὀμίλλωι ; ἡ 


τὸν δ᾽ αὖτ᾽ “ὐτομέδων προσέφα, Avofihgeog υἷος" 


᾿᾿Αλκίμεδον, τίς γάρ τοι Ayalwv ἄλλος ὄμοιος 
ἔππων ἀϑανάτων ἔχεμεν Öudolv τὲ μένος τε, 
αὲ μὴ Πάτροχλος, ϑέοφιν μήστωρ ἀτάλαντος, 
ζῶος ἔων; νῦν αὖ ϑάνατος χαὶ μοῖρα xıyavvei. 
ἀλλὰ σὺ μὲν μάστιγα χαὶ ἄνια σιγαλόεντα 


δέξαι, ἔγω δ᾽ ἔππων ἀπυβάσομαι, ὄφρα μάχωμαι." 


400 
463 


470 
471 
474 
475 


480 


| ög Epar’, Alrıusöov δὲ βοάϑοον ἄρμ᾽ ἐπορούσαις 
χαρπαλίμως μάστιγα χαὶ ἄνια λάζετο χέρσι, 


1950 οἷος: οἷον 8. 84. 
P 446-455. 461. 462. 472. 418: 3. 84. 


1984 διξεέλω: W. Schulze (zu 252); δειλώ. 
Fick; ἀγήρω 7’ ἀϑανάτω. 


„1935 ἀγηράω ἀϑανάτω : 
1942 ὅτε σσεύαιτο: ὅτ᾽ ἐσσεύαιτο I Cant. 
ἔγχε᾽: ἔγχει. — ἐστέσχεμεν ἢ nach Bekker; ἐπεσχεῖν, ἐπέσχειν. 
W. Schulze (zu 583); Jısoeos. 


1944 
1951 JıoFfnYeeos: 
1955 ζῶος: zu 641 (berichtigt S. 349). 


342 Die Urilias. 


αὔτικα δ᾽ Aiveiav προσεφώνξε ἔγγυς ἔοντα᾽ Ῥ 
"Αἰνεία, Τρώων βολλάφορε ἀσπιστάων, “485 
Inno τὠδ᾽ ἐνόησα ποδώχεος Alaxidao 
eig πόλεμον προφάγεντε σὺν ἀνιόχοισι χάχοισι. 
1965 τώ xev Fehmoiuav ἀγρήσεμεν, al σύ γε ϑύμωι 
σῶι ἐθέλοις, ἐπδὶ οὔ χεν ἐττορμάϑεντέ γε νῶϊν 
τλαῖεν ἐναντίβιον στάντες μαχέσασϑαι Agni.“ 490 
ὧς ἔφατ᾽, οὐδ᾽ ἀπίϑησε ἔῦς πάϊς Ayyloao. 
τὼ δ᾽ ἴϑυς βάταν σάκεσιν Βεξλυμένω ὥμμοις 
1970 αὔοισι στερέοισι" “τόλυς δ᾽ ἐπελήλατο χάλχος. 
τοῖσι δ᾽ ἄμα Χρόμιός ve καὶ ἥρρατος ϑεοξείδης 
ἤιεσαν ἀμφότεροι" μάλα δέ σφισι βέλπετο ϑῦμος 495 
αὔτω ve χτενέην ἐλάην τ᾽ ἐριαύχενας ἔπποις " 
yizıoı, οὐδ᾽ ἄρ᾽ ἔμελλον ἀναιμώτει γε νέεσϑαι 
1975 αὖτις ἀπ Αὐτομέδοντος. ὃ δ᾽ εὐξάμενος Alı πάτρι 
ἄλχας καὶ σϑένεος πλῆτο φρένας ἀμφιμελαίναις. 
αὔτιχα δ᾽ ᾿Αλχιμέδοντα προσαύδα, πίστον ἔταιρον" 500 
”Alntuedov, μὴ δή μοι ἀπύπροθεν ἔσχεμεν ἔτετεω, 
ἀλλὰ μάλ᾽ ἐμπνέοντε μεταφρένωι᾽ οὐ γὰρ ἔγω γε 
1980 Ἔχτορα Πριαμίδαν μένεος σχήσεσϑαι ὀΐω, 
πρίν γ᾽ ἐπ᾽ ᾿Αχίλληος καλλίτριχε βάμεναι ἔππωῳ 
vol χαταχτένγαντα, φόβησαί τε στίχας ἄνδρων 505 
Adoyeiwv, ἤ x’ aörog ἐνὶ πρώτοισι Fahoeı. 
ὦὧς Feinwv Αἴαντα χαλέσσατο val Mevehaov' 
1985 ” Αἶαν, διόγενες Τελαμώνιε, χαὶ Πενέλαε, 
ἢ τοι μὲν τὸν νέχρον ἐττιτράτεετ᾽ οἵ περ ἄριστοι, 
ἀμφ᾽ αὔτωι βέβαμεν καὶ ἀμύννεσϑαι στίχας ἄνδρων, 510 
vöiv δὲ ζώοισι ἀμύννετε νήλεες ἅμαρ᾽ 
τἄιδε γὰρ ἔβρισαν πόλεμον κατὰ δαχρυόεντα 
1990 Ἔχτωρ “Αἰνείας τ᾽, οἱ Τρώων εἰσὶν ἄριστοι. 


1902 ἀσπιστάων: χαλκοχετώνων ὃ. 84. 1969f. σάκεσιν “Ξε λυμένω .. .. 
αὔοισε στερέοισε: βοέηισ᾽ εἰλυμένω. . .. αὔηεσεν στερέηεσι ὃ. 851, 1984 Αἴαντα, 
1985 Alav, διόγενες Τελαμώνιε: Αἴαντε, Αἴαντ᾽ ᾿Αργείων ἡγήτορε 8. 85 A. 1. 


1966 οὔ κεν: οὐκ ἂν. — νῶϊν: van Leeuwen-da Costa mit DG Flor.; νῶε 
die übrigen. 1968 dis: zu 1284. 1972 ἤεεσαν: Wackernagel (zu 41); ἤεσαν. 
1974 ἀναιμώτει: ἀναιμωτέ, 1979 Eumveovre: &unvelovre; zu ὅ90. .. 1988 
ξώοιεσε: zu 641 (berichtigt S. 349). 


1995 


2000 


2005 


2010 


2015 


Automedons Kampf mit Hektor. 


ἀλλ᾽ ἢ τοι μὲν ταῦτα ϑέων ἐν γόννασι χεῖται" 
ἤσω γὰρ καὶ ἔγω, τὰ δέ χεν Ai πάντα μελήσει" 

N da, καὶ ὀμπεπάλων προΐη δολιχόσχιον ἔγχος, 
χαὶ βάλεν ᾿Αρράτοιο xar’ ἄσπιδα τερμιόεσσαν᾽ 
& δ᾽ οὐκ ἔγχος ἔρυτο, διαπρὸ δὲ Feloaro χάλχος, 
γέειαίραι δ᾽ ἐν γάστρι διὰ ζώστηρος ἔλασσε. 
ὡς δ᾽ ὅτε χ᾽ ὄξυν ἔχων πέλεκυν *allniog ἄνηρ, 
χόψαις ἐξότειϑεν neoawv βόος ἀγραύλοιο, 
Είννα τάμηι διὰ παῖσαν, ὃ δὲ προϑόρων ἐρίπησι, 
ὥς ἄρ᾽ ὄ γε προϑόρων Ener’ ὕτιτιος᾽ ἐν δέ ἔοι ἔγχος 
γηδυίοισι μάλ᾽ ὄξυ χραδαινόμενον λύε γυῖα. 
Ἔχτωρ δ᾽ ΑἸὐτομέδοντος ἀχόντισε δόρρι φαέννωι᾽" 
ἀλλ᾽ ὃ μὲν ἄντα Fidwv ἀλεύατο χάλκιον ἔγχος, 
πρόσσω γὰρ χατέχυψε, τὸ δ᾽ ἐξόπιϑεν δόρυ μάχρον 
ὄδδε᾽ ἐνισχίμῳφϑη, ἐττὶ δ᾽ ὀρρίαχος πελεμίχϑη 
ἔγχεος" ἔνϑα δ᾽ Ener’ ἀπείη μένος ὄβριμος "Hong. 


χαὶ νύ χε δὴ ξιφέεσσ᾽ αὐτόσχεδον ὀρμαϑήταν, 


τοὶς ὑποταρβήσαντες ἐχώρησαν πάλιν αὖτις 
Ἔχτωρ Aivelag τε ἰδὲ Χρόμιος ϑεοξείδης, 
άρρατον δὲ xar’ αὖϑι λίπον δεδαΐγμενον ἦτορ 
χείμενον᾽ «Αὐτομέδων δὲ ϑόωι ἀτάλαντος Aoni 
τεύχεά τ᾽ ἐξενάριξε καὶ εὐχόμενος Βέττος αὖδα᾽ 
“ἡ δὴ μὰν ὄλιγόν γε Mevoırıddao ϑάνοντος 
χῆρ ἄχεος μετέηχα, χερείονά περ χαταπέφνων" 
ὧς Feinwv εἰς δίφρον ἔλων ἔναρα βροτόεντα 
ϑῆχ᾽, ὀνὰ δ᾽ αὖτος ἔβαινε, πόδας καὶ χέρρας ὕπερϑε 
αἰματόεις, ὥς τίς ve λέων κατὰ ταῦρον ἐδήδως. 
ἂψ δ᾽ ἐπὶ Πατρόχλωι τέτατο χρατέρα ὑσμίνα 


520 


ot 
τῷ 
[>71 


530 


535 


540) 


1994 τερμιόεσσαν : πάντοσ᾽ ἐΐσην 8. 84. 


Ρ 


531. 532: Κ. 8ὅ. 544—761: 8. 85, 


1992 μελήσει: so alle Hss. bis auf C, wo μελήση steht. 


ὅτ᾽ ἂν. 


1997 ὄτε κ᾽: 


2005 δδδε᾽ : οὔδει. --- ὀρρέαχος: oöglayos: zu 1655. 2009 re ἐδὲ : 
Voss zu Hymn. Dem. 191; τ᾽ ἠδέ. 


844. Die Urilias. 


ὧς οἱ μὲν μάρναντο δέμας πύρος αἰϑομένοιο ὩΣ 1 
2020 τὸν δ᾽ ηὖρε προπάροιϑε νάων ὀρϑοχραιράων, 8 
τὸ φρονέοντ᾽ ὀνὰ ϑῦμον, ὃ δὴ τετελέσμεγον ἦεν" 
Feine_ö’ ἄρ᾽ ὀχϑήσαις πρὸς Fov μεγαλήτορα ϑῦμον" 5 
”& μοι ἔγω, τί γὰρ αὖτε κάρα χομάοντες Ayavoı 
γαῦσιν ἔπι χκλονέονται ἀτυζόμενοι vedloıo; 
2025 μὴ δή μοι τελέσοισι ϑέοι χάχα χάδεα ϑύμωι, 
ὥς ποτέ μοι μάτηρ διεπέφραδε, καί μοι EFeine 
Ἰπυρμιδόνων ὄχ᾽ ἄριστον ἔτι ζώοντος ἔμειο 10 
χέρσιν ὑπὸ Τρώων λείψην φάος ἀελίοιο. 
ἦ μάλα δὴ τέϑναχε Mevoırlo ἄλκιμος υἷος, 
2080 σχέτλιος" ἢ .᾽ ἐκέλευον ἀπωσάμενον δάϊον πῦρ 
ἂψ ἐπὶ νᾶας ἔμεν und’ Ἔχτορι Fipı μάχεσϑαι." 
dog ὃ ταῦτ᾽ ὥρμαινε χατὰ φρένα καὶ χατὰ ϑῦμον, 15 
τόφρα ἔοι Αὐτομέδων δορρίκλυτος ἔγγυϑεν ἦλϑε 
δάχρυα ϑέρμα χέων, φάτο δ᾽ ἀγγελίαν ἀλεγένναν᾽ 
2085 "ὦ μοι, Πήλεος vle δαΐφρονος, ἦ μάλα λύγρας 
χύεύσεαι ἀγγελίας, & μὴ ὥφελλε γένεσϑαι" 
χεῖται Πάτροχλος, νέχυος δὲ δὴ ἀμφιμάχονται. 20 


et ἔτει ταν ας Ἔα a DAR RE [1 


ὧς φάτο, τὸν δ᾽ ἄχεος νεφέλα ἐκάλυψε μέλαινα. 22 
ἀμφοτέραισι δὲ χέρσι ἔλων χόνιν αἰϑαλόεσσαν 
2040 χεύατο χαχ χεφάλας, χάριεν δ᾽ αἴσχυννε πρόσωπον" 
γεχταρίωι δὲ χίτωνι μέλαιν᾽ aupilave τέφρα. 25 
αὖτος δ᾽ ἐν χονίαισι μέγας μεγάλωστι τανύσϑεις 
κεῖτο, φίλαισι δὲ χέρσι χόμαν αἴσχυννε δαΐζων. 
ὁμῶιαι δ᾽, αἷς ᾿ἀχίλευς λαΐσσατο Πατροχλός τε, 


2033 Αὐτομέδων δορρέκλυτος ἔγγυϑεν ἦλθε: ἐγγύϑεν ἦλϑεν ἀγαυοῦ Νέστορος 
υὲός S. 89. Hinter 2037 eine Lücke ; über ihren Inhalt S. 89. 


2021 τὸ... .. ὃ... τετελέσμενον: nach Heyne; ra....&.. τετελεσμένα. 
2022 = 960. 2021 dy’: van Leeuwen-da Costa; τὸν. 2080 F’: van Leeuwen- 
da Costa; τ᾽, — ddiov: W. Schulze (zu 742); δήεον. 


ΠΥ a mar ma Zn π᾿ ΤῊ 1 A a en 


ΨΥ ee A 


Automeden hei Adhileun. 345 


ϑῦμον ἀχαχέμεναι μέγαλα Faxov, ἐκ δὲ ϑύραζε = 
ἔδραμον ἀμφ᾽ Aylima δαΐφρονα, χέρσι δὲ παῖσαι 

στήϑε᾽ ἐπεπλάγοντο, λύϑεν δ᾽ ὑπὸ γυῖα ξεχάστας. 
Αὐτομέδων δ᾽ ἐτέρωϑεν ὀδύρρετο δάχρυα λείβων, 

χέρρας ἔχων ᾿ἀχίληος" ὃ δ᾽ ἔστενε χυδάλιμον χῆρ. 88 


2050 “ὄρσεο, Πηλεΐῖδα, πτάντων ἐχιταγλότατ᾽ ἄνδρων, 170 
Πατρόκλωι Errauvvvov, ὦ ἔννεχα φύλοπις αἴνα 
ἔσταχε πρὸ νάων. οἱ δ᾽ ἀλλάλοις ὀλέχοισι, 
ol μὲν ἀμυννάμενοι νέχυος περὶ τεϑνάοντος, 
ol δὲ ξερύσσασϑαι ori Βίλιον ἀνεμόξεσσαν 
2055 Τρῶες ἐπιϑύοισι" μάλιστα δὲ φαίδιμος Ἔχτωρ 175 
᾿ς δλχέμεναι uEuovev' χεφάλαν δέ Fe ϑῦμος ἀνώγει 
πᾶξαι ὀνὰ σχολόπεσσι, τάμοντ᾽ ἀπάλας Ami δέρρας. 
ἀλλ᾽ ὄνα, und’ ἔτι χεῖσο' σέβας δέ 08 ϑῦμον ἰκέσϑω 
Πάτροχλον Τρώιαισι χύσιν μέλπηϑρα γένεσθϑαι" 
2060 σοὶ λώβα, αἴ κέν τι νέχυς αἰσχύμμενος ἔλϑηι." 180 
| τὸν δ᾽ ἀπαμειβόμενος προσέφα πόδας ὦχυς Ayihhevg‘ 187 
πῶς τ᾽ ἄρ᾽ ἴω μετὰ μῶλον; ἔχοισι δὲ τεύχεα χῆνοι᾽ 188 


32 


ἄλλω δ᾽ οὔ ϑὴν ξοῖδα τέο χλύτα τεύχεα δύω, 192 
al μὴ «Αἴαντός γε σάχος Τελαμωνιάδαο. 198 
2048 Αὐτομέδων: ᾿Αντέλοχος 8. 89. 2050—2064 8. 871, 2061 τὸν: 
τὴ» ὃ. 89. 
Σ 181—186: 8. 881. 189---191 : 8. 92. 194. 195: 8. 92. 


2045 ueyaha fayov: W. Schulze (zu 462); μεγάλ᾽ ἔαχο». 2062 τεύχεα κῆνοε: 
nach van Leeuwen Mnemos. 1887, 90; τεύχε᾽ ἐκεῖνο. 2008 Ἐἄλλω δ᾽ οὔ In Fordu 
τέο κλύτα τεύχεα δύω “ich weiss nicht, welches anderen ruhmvolle Rüstung ich an- 
legen soll’; οὔ In» aus GS Cant. Flor., τέο für τεῦ ἂν (τοῦ ἂν L, μὴ ἂν H) der 
Hess. Das fehlerhafte ἄν war schon in Naucks Vorschlag ἄλλον δ᾽ οὔ τινα οἶδα 
ὅτευ übergangen, durch den der Gedanke etwas verschoben wird. 


346 Die Urilias. 


2065 τῶι δὲ βάρυ στενάχοντι παρίστατο πότνια μάτηρ, ZW 
ὄξυ δὲ κωχύσαισα χάρα λάβε παῖδος ἔοιο 
χαί ῥ᾽ ὀλοφυρρομένα βέπεα πτερόεντα προσαύδα᾽" 
”reyvov, τί κλαίεις; τί δέ σε φρένας nero πένϑος; 
ἐξαύδα, μὴ χκεῦϑε' τὰ μὲν δή vor τετέλεσται 
2070 ἐκ Ζίος, ὠς ἄρα δὴ πρίν γ᾽ ηὔχεο χέρρας ὀνάσχων, 
πάντας ἐπὶ πρύμναισι ξαλήμεναι υἷας Ayalwv 
σεῖ᾽ ἐπιδευομένοις, πιάϑεμέν τ᾽ ἀξιχέλια ξέργα "ἡ 
τὰν δὲ βάρυ στενάχων προσέφα πόδας ὥὦχυς Aylhhevg' 
“μᾶτερ ἔμα, τὰ μὲν ἄρ μοι Ὀλύμτστιος ἐξετέλεσσε᾽ 


-ι 


2075 ἀλλὰ τέ μοι τῶν κᾶδος, ἐττεὶ φίλος ὥλετ᾽ ἔταιρος, 80 
Πάτροχλος, τὸν ἔγω ziegl πάντων τεῖον Eraiowv; 81 
γῦν δ᾽, ἔνα χαὶ σοὶ πένϑος ἐνὶ φράσι μύριον ein sg 


παῖδος ἀπυφϑιμένοι᾽, ἐπεὶ οὐδ᾽ ἔμε ϑῦμος ἀνώγει 89" 90" 
ζώεμεν οὐδ᾽ ἄνδρεσσι μετέμμεναι, αἴ κε μὴ Ἔχτωρ 
2080 πρῶτον ἔμωι ὑπὸ δόρρι τύπεις ἀπὺ ϑῦμον ὀλέσσει Ο 9) 
τὸν δ᾽ αὖτε προσέξειπε Θέτις χατὰ δάχρυ χέοισα᾽ 94 
᾿ὠχύμορος δή μοι, τέχος, ἔσσεαι, ol’ ἀγορεύεις" 95 
αὔτιχα γάρ τοι ἔπειτα μετ᾽ Ἔχτορα πότμος ἔτοιμος “ἡ 
τὰν δὲ μέγ᾽ ὀχϑήσαις προσέφα πόδας ὥὦχυς ᾿Αχίλλευς " 
2085 "adrıza vedvainv, ἐπιδὶ οὐχ ἄρα μέλλον Eralgwı 
χτεγγομένωι ἐπάμυνναι" ὃ μὲν μάλα πήλοϑε πάτρας 
ἔφϑιτ᾽, ἔμειο δὲ Ἰδῆσεν ἄρας ἄλχτηρα γένεσϑαι. 100 
γῦν δ᾽, ἐπεὶ οὐ νέομαί γε φίλαν εἰς πάτριδα γαῖαν, 


2065— 2105: S. 9. 2078: Β, 91. 
Σ 82-7: 8. 901. 93: 8. 90. 


2072 ost’: σεῦ. — πάϑεκεν: nach Leo Meyer (zu 461); παϑέειν. — dFı- 
κέλια: Fick (1. 87, ἀνξικέλλια): ἀεκήλεα. Die Form, die die Hss. bieten, ist durch 
etymologische Speculation veranlasst: Schol. Ven. A 6 ᾿“σκαλωνέτης ἀεκήλεα, 
οἷον οὐχ ἥσυχα οὐδὲ εἰρηνικά, ἐπεὶ ἕκηλος ὁ ἥσυχος... . οὕτωξ δὲ καὶ Agiorapyos, 
οἷον ταραχώδη. Die angesetzte Form ἀνξωκέλεος steht zu ἀνξεικέλεοβ in dem gleichen 
Ablautsverhältnisse, wie /ixelos zu Felxelos, wie ἀξικέσ- in att. aixela (vgl. W. 
Schulze Qu. ep. 101.) zu ἀνξεικέσ- in hom. ἀεικής. Ion. αὐκέλεος bei Theognis 1344 
kann so gut aus ἀνξεικέλεος wie aus dFıxEhıos hervorgegangen sein. 2076 τεῖον: 
τῖον: zu 1286. 2079 ζώεμεν : nach Nauck (zu 226); ζώειν. 2080 πρῶτον: 
van Herwerden Quaest. ep. et el. 33; πρῶτος. 2085 ἄρα μέλλον: G. Hermann 
Orph. 694; ἀρ᾽ ἔμελλον. 2087 δὲ δῆσεν: δ᾽ ἐδεύετ᾽ Düntzer, van Herwerden 
Quaest. ep. et el. 14. 


a2 a τὼν» 


BE ne nl a 5 A a 


Da ασνν 


Thetis bei Achilleus. 347 


οὐδέ τι Πατρόχλωι γενόμαν φάος οὐδ᾽ ἑτάροισι Σ 
τοῖσ᾽ ἄλλοισ᾽, οἱ δὴ πόλεες δάμεν Ἔχτορι δίωι, 

ἀλλ᾽ ἦμμαι παρὰ ναῦσι, "ἐτώσιον ἄχϑος ἀρούρας. 104 
ὡς ἔρις ἔχ ve ϑέων ἔκ τ᾽ ἀνθρώπων ἀπόλοιτο 107 


χαὶ χόλος, ὄς τ᾿ ἐπέηχε πολύφρονά eg χαλέπανγγαι, 

ὅς ve τιόλυ γλυχίων μέλιτος χαταλειβομένοιο 

ἄνδρων ἐν στήϑεσσι ἀέξεται ἤῦτε χάπνος" 110 

ὡς ἔμε νῦν ἐχόλωσε ξάναξ ἄνδρων Ayauduvov. 

ἀλλὰ τὰ μὲν προτέτυχϑαι ἐάσσομεν, ἀχνύμενοί τύξρ, 

 ϑῦμον ἐνὶ στήϑεσσι φίλον δαμάσσαντες ἀνάγχαι. 

γῦν δ᾽ εἶμ᾽, ὄφρα φίλας κεφάλας ὀλέτηρα κιχήω 

Ἔχτορα ' χᾶρα δ᾽ ἔγω τότε δέξομαι, ὄπιτιοτέ κεν δὴ 115 

Ζεῦς ἐθέληι τέλεσαι ἠδ᾽ ἀϑάνατοι ϑέοι ἄλλοι. 

μηδέ u’ ἔρυχε μάχας φιλέοισα reg‘ οὐδέ μὲ πείσεις 126 
τὸν δ᾽ ἀμείβετ᾽ ἔτεειτα ϑέα Θέτις ἀργυρόπεζα" 

"ver δὴ ταῦτά γε, τέκνον, ἐτήτυμα᾽ οὐ χάχον ἐστὶ 

2106 τερρομένοισ᾽ ἐτάροισι ἀμύννεμεν alnvv ὄλεϑρον. 129 


> 


— — --- — — --- mm gen --- — _— 


--Ἡ -- -- -- ὃ δὲ ἸΜόλιον οὗτα παράσταις Υ 412 
δόρρι dog τἄρ᾽" ἄφαρ δὲ δι᾽ οὔατος ἦλϑ᾽ ἐτέροιο 
αἴχμα χαλχεία᾽ ὃ δ᾽ ᾿4γάνορος υἷον Ἔχεχλον 


μέσσαν var κεφάλαν ξίφε᾽ ἤλασε κωπάεντι, 475 
2110 πᾶν δ᾽ ὑπεϑερμάνϑη ξίφος aluarı' τὸν δὲ κατ᾽ ὄσσε 
ἔλλαβε πορφύριος ϑάνατος χαὶ μοῖρα χραταία. ΤΊ 


2106---2111 S. 236. 
Σ 105. 106. 117—124: 8. 91. 


2097 &dooouev: Fick (zu 928) ; ἐάσομεν. 2099 κεχήω: Curtius (zu 20); 
zıyelo. 2104 ἐτήτυμα: Ahrens Kl. Schr. I 141; ἐτήτυμον. 2106 Μόλιον»: 
der Name kann zu ἀγχέμολος gezogen, das ov in Movluos als Zeichen der metri- 
schen Dehnung betrachtet werden; zu der Aenderung M&Jıov liegt kein Grund 
vor. 2107 *dos πάρ᾽: παρ᾽ οὖς AC (yo. καὶ κατ᾽ οὖς Schol. A), κατ᾽ οὖς 
DGHLS Syr.; κατ᾿ 6fas Payne Knight. Die Form odas ist zu schlecht be- 
zeugt; dos hat bereits Ebel ΚΖ XII 457 für A 109 gefordert. — ἄφαρ: Payne 
Knight: εἶϑαρ. 2109 Eipe’ : ξίφει. 


348 Die Urilias. 


ὡς δ᾽ ὀναμαιμάει βάϑε᾽ ἄγκεα ϑεσπίδαες πῦρ Y 490 
ὄρεος ἀζαλέοιο, βάϑεια δὲ καίεται ὔλλα, 
zcavrar τε χλογέων ἄνεμος φλόγα εἰλυφάζει, 
2115 ὧς ὄ γε πάνται ἔϑυνε σὺν ἔγχεϊ, δαίμονι Flooog, 


χτενγομένοις ἐπέπων" dee δ᾽ αἴματι γαῖα μέλαινα. 494 
αὐτὰρ ὃ Ba σὺν δόρρι μετ᾽ ἀντίϑεον Πολύδωρον᾽ 407 
τὸν βάλε μέσσον drovrı ποδάρχης δῖος ᾿Αχίλλυς 448 
γῶτα παραιΐσσοντα, ὄϑι ζώστηρος ὄχηες 

2120 χρύσειοι σύνεχον χαὶ δίπλοος ἄντετο ϑώραξ᾽ 415 


ἄντιχρυς δὲ διέσχε ag’ ὄμφαλον ἔγχεος alyua, 

γνὺξ δ᾽ Zgın’ οἰμώξαις, νεφέλα δέ μὲν ἀμφεχάλυψε 

χυανία, προτὶ For δὲ λάβ᾽ ἔντερα χέρσι λιάσϑεις. 
Ἔχτωρ δ᾽ ὡς ἐνόησε χασίγνητον Πολύδωρον 

2125 ἔντερα χέρσιν ἔχοντα, λιαζόμενον ποτὶ γαίαι, 420 
χάρ ῥά Foı ὀφϑάλμων χέχυτ᾽ ἄχλυς" οὐδ᾽ ἄρ᾽ ἔτ᾽ ἔτλα 
ὁρᾶϑα “έχας στροφάεσϑ᾽, ἀλλ᾽ ἄντιος ἦλϑ᾽ Aylimi 
ὄξυ δόρυ χραδάων, φλόγι “είχελος᾽ αὐτὰρ ᾿αἴχίλλευς 
ὡς ἔξιδ᾽, ὧς ὀνέπαλτο, nal εὐχόμενος “έπος αὔδα . 

2130 ᾿ἔγγυς ἄνηρ ὃς ἔμον γε μάλιστ᾽ ἐπεμάσσατο ϑῦμον, 42 
ὅς μοι ἔταιρον ἔπεφνε rerlusvoy‘ οὐδ᾽ ἄρ᾽ ἔτι ὃδράν 
ἀλλάλοις πτώσσοιμεν ὀνὰ πτολέμοιο βεφύρραις “ἡ 

ἦ, καὶ ὕποδρα είδων προσεφώνεε Ἔχτορα δῖον" 

” ἄσσον ἔϑ᾽, ὥς χεν ϑάσσον ὀλέϑρω πέρρατ᾽ ἔκηαι" 

2135 τὸν δ᾽ οὐ ταρβήσαις προσέφα κορυϑαίολος Ἔχτωρ᾽ 430 
”IImkeida, μὴ δή μὲ ξέπεσσέ γε νηπύτιόν ὧς 
Föhneo δεὸδρίξεσϑαι, ἐπεὶ σάφα Foida καὶ αὖτος 
ἠμὲν χερτομίαις ἠδ᾽ αἴσυλα μυϑήσασϑαι. 

Folda δ᾽ ὃ δὴ σὺ μὲν ἔσϑλος, ἔγω δὲ σέϑεν πόλυ χέρρων. 


2112—2116 S. 236. 21172142 5, 234f. 
Y 408—412 S. 234. 


2121 ἄντικρυς: Bentley: ἀντικρὺ. 2127 στροφάεσϑ᾽ : nach Nauck und 
Fick (zu 1245); στρωφᾶσϑ'.. 2130 ἐπεμάσσατο: Mor., Schol. Nik. Alex. 137; 
ἐσεμάσσατο die übrigen. 2181 ἄρ᾽ : ACD und andere; ἂν L Harl. Aristarch. 
2132 βεφύρραις: zu 878. 2189 ὃ δὴ: nach Ahrens Kl. Schr. I 107; dr 


Hektors Tod. 349 


ἀλλ᾽ ἦ τοι μὲν ταῦτα ϑέων ἐν γόννασι χεῖται, Y 35 
al κέ σε χερρότερός zueg ἔων ἀπὺ ϑῦμον ἔλωμαι 
τ΄] δόρρι βάλων, ἐπεὶ ἦ nal ἔμον βέλος ὄξυ πάροιϑε.“ 


χαὶ τότε δὴ χρύσεια Πάτηρ ἐτίταινε τάλαντα, X 209 
ἐν δ᾽ ἐτίϑη δύο χᾶρε ταναλέγεος ϑανάτοιο, 210 
2145 τὰν μὲν ᾿ἀχίλληος, τὰν δ᾽ Ἔχτορος ἐπποδάμοιο, 
᾿ Mine δὲ μέσσα λάβων᾽ Fo&nwe δ᾽ Ἔχτορος αἴσιμον ἄμιαρ. 


 9148- 9146 5, 240. 


Berichtigung: zu V. 228 ist die Ersetzung von οὐδὲν durch οὔ τὸ irrthüm- 

Cobet statt van Leeuwen (Enchir. 270) zugeschrieben, ebenso ist zu V. 641, 
den Ansatz ξῶος zu begründen, aus Versehen auf das Element &»- in Ζώπυ- 
; statt auf kret. δωός (Recht von Gortyn III 41. IV 49) verwiesen. 


Zahl der 
Götter. 


Ver wandt- 
schaftsverhält- 
niss, 


Die Götter der Urilias. 


Obgleich der Dichter die Vorstellung hat, dass es eine grosse Menge 
von Göttern und Göttinnen giebt!), ist die Zahl der in dem Gedicht 
persönlich auftretenden Götter doch eine auffallend kleine. Von den 
olympischen Göttern greifen bloss Zeus, Hera, Athene, Poseidon, Apollon 
und Iris in die Handlung ein. Ares macht nur einmal einen schwachen 
Versuch dazu. Leto wird zwar als Mutter des Apollon wiederholt ge- 
nannt (3. 30. 1864), tritt aber nicht persönlich auf. Zu den olympi- 
schen Göttern gehören sicher auch die Mozocı Ὀλύμπια δώματ᾽ ἔχοι- 
σαι, die der Dichter ein einziges Mal auf dem Höhepunkt der Handlung 
(1633) anruft. Ausserdem hören wir von dem unsichtbaren Gott Aiöng 
χλυτόττωλος 1002, zu dem die Seelen der Verstorbenen gehen, von der 
Harpyie Ποδάργα, deren Bund mit dem Windgott Zephyros zwei un- 
sterbliche Rosse entsprossen sind 1665 ff, und endlich von dem greisen 
Meergott Γέρων (316) und seiner Tochter Thetis, die auf dem Grunde 
der See hausen. Dort scheint auch Poseidon zu wohnen (1197. 1382), 
aber er geht auch wohl μετὰ φῦλα ϑέων, d.h. auf den Olymp, zu dem 
übrigens auch Thetis Zutritt hat. 

Auf dem Olymp steht das Schloss des Zeus, die Götterburg, in der 
also auch Hera und Athene, Apollon und Ares, Iris und die Musen 
und viele andere ungenannte Dämonen wohnen.2) Wie Mykene und 
Tiryns, so trägt auch der Götterberg nur einen einzigen Palast. Die 
Tochter des Zeus ist Athene 192, Apollon sein Sohn von der Leto; 
sein Bund mit Hera scheint, wie im Cult, kinderlos zu sein. Die Hy- 
perbel des Hektor 1285 liegt eben gerade darin, dass er sich ein Kind 
der Hera zu sein wünscht. Ares hingegen wird nirgends als Sohn des 
Zeus bezeichnet. Dass Poseidon sein Bruder ist, wird man allerdings aus 
1372 zu entnehmen haben. 


1) Vgl. 820. 1366,—= 1382 φῦλα ϑέων. 
2) Vgl. namentlich 205f. von Athene: ἃ δ᾽ Ὀλυμπόνδ᾽ ἐβεβάκη δῶμ᾽ eis 
αἰγιόχοιο HJlos μετὰ δαέκονας ἄλλοις. 


N ER 


Die Götter. 351 


᾿ Die Theilung der Götter in zwei Parteien wird zwar 385f. (ΞξξΞ 400 f. Parteistellung. 
Ὶ — 445f.) erwähnt, tritt aber in der Handlung sonst nicht allzu sehr hervor. 
Die meisten sind den Achäern freundlich gesinnt. Hera, die Göttin von 
Argos, ist natürlich die Schützerin des Herren von Argos. Das einzige 
Mal, wo sie in die Handlung eingreift, geschieht es, um Agamemnon vor 
der Wuth des Achilleus zu schützen. Poseidon erscheint erst auf dem 
Schlachtfeld, als die Troer sich seinem Reiche, dem Meere, nähern, da aber 
erweist er sich als treuer Freund der Achäer. Ares will nur auf das 
Schlachtfeld, um seinen Sohn, der auf Seiten der Achäer gekämpft hat, 
zu rächen (822 ff.), und 614 giebt er dem Menelaos Muth und Stärke; auch 
- er gehört also entschieden nicht zur trojanischen Partei, und Athene hat 
- unter den Griechen einen besonderen Günstling, den Odysseus, den sie 
ΠΟ aber nur aus der Ferne beschützt 995. Nur Apollon nimmt sich der 
Trojaner an; er ist auch neben Poseidon der einzige Gott, der persönlich 
auf dem Schlachtfeld erscheint. Den gestürzten Hektor richtet er am er- 
sten Tage wieder auf (581), am folgenden Tage heisst er ihn, sich mit Patro- 
 klos messen (1753), und er ist es auch, der den Patroklos entwaffnet 
- und den Paris den tödtlichen Pfeil auf Achilleus entsenden lässt. Mag 
‘ hier auch die Vorstellung von Apollon als Todesgott hineinspielen, un- 
verkennbar ist doch, dass er zu Hektor in einem ähnlichen Verhältniss 


steht, wie Hera zu Agamemnon und Athene zu Odysseus, und so besitzt 
er denn auch zahlreiche Cultstätten im Lande der Troer, die 31ff. auf- 
gezählt werden, wenn auch unter dem Tempel, den ihm Chryses „über- 
ἕ dacht“ hat, schwerlich eine grössere architektonische Anlage, sondern nur 
- eine häusliche Capelle zu verstehen sein wird, ähnlich den ehernen 9d- 
λαμοι im Sikyonier-Schatzhaus (Paus. VI 19, 2) und dem Miniaturtempel 
aus Poros von der attischen Akropolis. 

Zeus heisst bereits Κρονίων 350. 366. 964. 1932 und Koovldag Zeus. 
346. 938. 1158, aber nicht Κρόνου παῖς. Er ist der Ὀλύμπιος, was 2074 
᾿ς als Eigenname gebraucht wird, der Zeög ardrne 905. 1309, der πάτηρ 
ἄνδρων τε ϑέων τε 891, und 2143 steht Πάτηρ als Eigenname. 
Die meisten übrigen Epitheta charakterisiren ihn als den grossen Donner- 
gott: νεφελαγέρετα 359. 365, ἀστεροπάτας 371, εὐρύοττια 346, τερτίι- 
χέραυγος 339. 476, ὑψιβρεμέτας 312, ἐρίγδουτεος 1616. Ob bei dem 
- Beiwort αἰγίοχος 192. 479. 1381 der Vergleich der Gewitterwolke mit 
dem als Schild dienenden Fell (5, oben $. 33. 139) vorschwebt, lasse ich 
- dahingestellt. _Andere Beiwörter heben seine Macht μέγας 1157. 1312 


ὩΣ ΩΣ 
γνυτ εὐ ὙΌΣ ΒΟ ΤΕΣ 


Die übrigen 
Götter. 


352 Die Urilias. 


Örreguevng 1162 und die Kraft seines Geistes unrier« 167. 356 hervor. 
Seine persönliche Dienerin ist Iris, die wie ein Adjutant seiner Befehle ge- 
wärtig neben ihm steht und von ihm nach Ilion in die Rathsversammlung 
der Troer und aufs Schlachtfeld zu Hektor und zu Poseidon gesandt wird. 
Dass sie gewohnt ist, sich als Botin des Zeus auf den Schlachtfeldern zu 
bewegen, verräth sie uns 485f. selbst: 
ἦ μὲν δὴ μάλα πόλλα μάχαις εἰσήλυϑον ἄνδρων, 
ἀλλ οὔ πω τοίονδε τόσονδε τὲ λᾶον ὄπωπα. 

Kein anderer Gott hat Iris zu befehlen. Erst in einer jüngeren Schicht des 
Σ bedient sich ihrer auch Hera als Botin, während diese in einem ähnlichen 
Fall in der Urilias die Athene zu Achilleus schickt. Das ist übrigens 
das einzige Mal, wo Hera und Athene in die Handlung eingreifen. 

Hera heisst λευχώλεγος 195, Athene Πάλλας und αἰγιόχοιο 
“ίος τέχος 190. 192. 995. Wenn sie auch den Odysseus beschützt, so 
findet sich doch nirgends eine Spur, dass sie als Kriegsgöttin oder gar be- 
waffnet gedacht wäre. Apollon heisst φοῖβος 37. 57.65. 172, Alog υἷος, 
15, ξεχάβολος 15. 89, und er erscheint sowohl als Todesgott wie als Seher- 
gott, auch als Schützer der Saat und Vertilger der Feldmäuse, als welcher er 
Σμίνϑευς heisst 33, Poseidon ist ἐνοσίχϑων, ἐννοσίγαιος, γαιόοχος, κυα- 
γοχαίτας 1195. 1215. 1878, Ares oder Enyalios (815) hat ganz wie die 
sterblichen Krieger einen Kuppelschild 837 und einen Kriegswagen, der 
von den Rossen Deimos und Phobos 831 gezogen wird. Denn ganz ge- 
wiss hatte Antimachos Recht!), wenn er die Stelle so auffasste, und die 
schulmeisterhafte Zurechtweisung Aristarchs fällt auf diesen selbst zurück. 
Richtig ist ja, dass Ares auch selbst Phobos heisst und dass diese Seite 
seines Wesens zu einer besonderen Persönlichkeit hypostasirt wird, die in 
einer jüngeren Schicht der Ilias sein Sohn (N 299) und auf den Vasen- 
bildern sein Wagenlenker ist. Aber Deimos erscheint nie in Kunst und 
Poesie als selbständige Person noch als Sohn des Ares, ausser bei Hesiod 
th. 984 (dose. ‘Ho. 195. 463), der aber offenbar den Vers 831 schon 
ebenso missverstanden hat, wie später Aristarch. An den beiden anderen 
Tliasstellen, wo Deimos und Phobos nebeneinander genannt werden, sind 
sie gewiss nicht al Söhne des Ares, sondern nur als personifieirte Ab- 
stracta gedacht. So bei der Beschreibung von Agamemnons Schild 4 37 
und in einer ionischen Einlage des 7 440 f,, wo zwar Eris als Schwester 
des Ares bezeichnet wird, Deimos und Phobos aber mit nichten als seine 

1) Schol. Ven. A. / 439. 


Die Götter. 353 


Söhne. Man wird auch zugeben, dass es ein weit poetischerer Gedanke 
ist, Furcht und Schrecken den Wagen des Kriegsgottes ziehen zu lassen, 
als sie zu Pferdeknechten zu degradiren. Auch durch die Wortstellung 
wird diese Auffassung empfohlen, und da überdies die Urilias nur Zwei- 
gespanne kannte, würde der Dichter, falls er es anders gemeint haben 
sollte, das Missverständniss geradezu herausgefordert haben. Nur Ares 
also ist in der Urilias ganz speeifisch der Kriegsgott; von einem Ant- 
agonismus zwischen ihm und Athene weiss dieses Gedicht noch nichts. Im 
Gegentheil erscheint diese 835ff. als seine wohlmeinende Freundin. 


Der persönliche Verkehr der Götter mit den Menschen wird als etwas Erscheinungs- 


ganz gewöhnliches und natürliches aufgefasst. Achilleus wundert sich wohl, 
als Athene in der Rathsversammlung plötzlich hinter ihm steht, aber aus 
seiner Anrede geht hervor, dass er die Göttin schon öfter gesehen und ge- 
sprochen hat. Darum legen die Götter auch nicht erst menschliche 
Gestalt, wenn sie sich den Sterblichen zeigen. Es ist ein Stadium der 
religiösen Anschauung, wie es sich sonst nur in ganz wenigen Mythen 
noch erhalten hat, so in der Sage von Ixion, der als Schutzflehender 
zum Hause des Zeus kommt, oder von der Niobe, die die Jugendgespielin 
der Leto ist!). Auch darin liegt wohl ein Ausdruck des nahen Ver- 
hältnisses zwischen Göttern und Menschen, dass diese ohne weiteres mit 
jenen verglichen werden. Agamemnon ist 469 ff. 
Önnara χαὶ nepdiav Fluehog Alı τερπιιχεραύνῳ, 
"Agei δὲ ζώνναν, στέρνον δὲ Ποσειδάωνι, 

Und er selbst nennt den Peliden 124 ϑεοιείχελ᾽ ᾿Αχίλλευ. Alexandros 
heisst Jeorelöng 743. 790, ein Beiwort, das 1971 auch dem Aretos 
und 2009 dem Chromios gegeben wird. Ganz gewiss hat also der 
Dichter dieselbe Anschauung wie Hesiod ὡς ὁμόϑεν yeydacı ϑεοὶ 
ϑνητοί τ᾽ ἄνϑρωποι (Ἔργ. 108), daher auch das Epitheton διογένης, 
mit dem Aias (544. 559. 1020), Patroklos (295. 1589. 1647) und vielleicht 
Odysseus (1141) geschmückt werden. Ganz anders der Verfasser der 
Aroundovg ἀριστεία, der den Apollon dem Diomedes zurufen lässt 
E 440 ff. 

φράζεο, Τυδεΐδη, χαὶ χάζεο, μηδὲ ϑεοῖσιν 

io’ ἔϑελε φρονέειν, ἐτιεὶ οὔ ποτε φῦλον ὁμοῖον 

ἀϑανάτων τε ϑεῶν χαμαὶ ἐρχομένων τ᾿ ἀνϑρώπων. 


1) Vgl. die Knöchelspielerinnen des Alexandros, XXI. Hallisches Winckel- 
mannsprogramm, 8. 20. 
Robert, Studien zur Ilias, 923 


Die alte Sage. 


354 Die Urilias. 


Die Helden der Urilias. 


Achilleus. 


Achilleus steht so sehr im Mittelpunkt der Handlung, dass, wenn 
die Urilias überhaupt einen Titel gehabt hat, dieser nur Achilleis gelautet 
haben kann; denn sie ist das Lied von seiner Ehre und seinem Tode. 
Wenn auch die Geschichte von seiner Erzeugung nirgends erzählt wird, 
so weist doch der Umstand, dass T'hetis nicht bei ihrem Gatten Peleus 
in Phthia, sondern bei ihrem Vater Γέρων auf dem Meeresgrunde weilt, 
mit aller Bestimmtheit darauf hin, dass der Dichter die Sage von den El- 
tern des Achilleus schon in der Gestalt kannte, wie wir sie in dem hier 
wesentlich auf Pherekydes beruhenden mythographischen Handbuch des 
Apollodor !) lesen und auf den Monumenten finden : nicht nur den Mythos, 
dass der sterbliche Held die Meeresgöttin im Ringkampf überwältigt hat, 
sondern auch den, dass diese ihr Kind im Feuer zum Gotte läutern 
wollte, aber dabei von ihrem Gatten überrascht und in ihrem Vorhaben 
gehindert wurde, worauf sie grollend zu ihrem Vater zurückkehrt. Denn 
nur so lässt sich die in der Urilias vollzogen vorliegende Scheidung der 
Gatten begreifen, die die ionischen Ueberarbeiter nicht kennen 2), offenbar 
weil sie bei den kleinasiatischen Griechen allmählich in Vergessenheit gerieth, 
während sie im Mutterlande fortlebte. Dass dem Achilleus nur ein kurzes 
Leben beschieden ist (μεγυγνϑάδιος 310, ὠχύμορος 337. 2082), wird wohl 
ursprünglich mit dem missglückten Versuch, das Kind zum Gotte zu 
machen, zusammengehangen haben, wenn auch vielleicht nicht mehr in der 
Vorstellung des Dichters. Dessen eigene und überaus schöne Erfindung 
ist es nämlich ohne Zweifel, das kurz bemessene Leben seines Helden durch 
den Tod des Hektor zu befristen, wie denn auf der Combination der alten 


1) 5. de Apoliodori bibliotheca p. 67, Lütke Pherecydea p. 7, Reitzenstein 
Hermes XXXV 1900 8. 77 A.2. Die von diesem aufgewiesenen jüngeren For- 
men der Sage von Peleus und Thetis’ Vermählung gehen uns hier nichts an. 

2) S. oben S. 242. 


 ORBERBEN\ a a 


EU u ee ai A 


Die griechischen Helden. 355 


in Mittelgriechenland heimischen Sage von Achills Kampf mit dem ur- 
sprünglich thebanischen Hektor!) und von seinem Tod durch Apollon mit 
dem Streit des Agamemnon und Achilleus, der die Reibereien zweier ver- 
schiedener aber verbündeter Colonistenstämme widerspiegelt, seine eigent- 
liche dichterische That beruht. Beide stofflichen Elemente mit einander 
zu verbinden dient ihm die Figur des Patroklos, wohl auch eine alte 
mythische Gestalt, wenn wir auch nicht mehr wissen, welche Rolle sie 
in den Sagen des Mutterlandes spielte.2) 

Patroklos ist in der Urilias der Sohn des Menoitios (265. 1560. 1882. 
2013) und Enkel des Aktor (1560); er ist Myrmidone wie Achilleus, denn 
sein Vater wohnt in Phthia, wie die Worte des Achill 1559 ff. unzwei- 


 deutig bezeugen 


ἦέ τιν᾽ ἀγγελίαν Φϑίας ἔξ ἔχλυες οἷος; 

ζώην μὰν ἔτι φαισὶ Mevolrıov 'ἄχτορος υἷον, 

ζώει δ᾽ Αἰακίδας Πήλευς μετὰ ϊυρμιδόνεσσι. 
Zu Opuntiern hat dieses Geschlecht erst der Dichter der ἽἜχτορος ἀναί- 
θέσις gemacht 3 326 und um den Widerspruch zu verkleistern, hat der 
Dichter der 494a ἐπὶ Πατρόχλῳ das Motiv erfunden, dass Patroklos 
wegen eines von ihm als Knaben begangenen Todschlages nach Phthia 
habe flüchten müssen # 85 ff. Aber noch der Dichter der recht jungen 
Nestor-Episode des _4 folgt der ursprünglichen Anschauung, wenn er 
Nestor und Odysseus den Menoitios im Palast des Peleus antreffen lässt 
765ff. Das charakteristische Beiwort des Patroklos ist in der Urilias örr- 
ποχέλευϑος 1647. 1854 oder verkürzt ἐσχυπεύς 1566. 1773. 1858, das 
ist der, der den Pferden den Weg bezeichnet, also der Wagenlenker. Keiner 
versteht es wie Patroklos, die Rosse des Achilleus zu lenken 1953. Yrrrcwv 
ἀϑανάτων ἔχεμεν ὁμᾶσίν ve μένος τε. Sprechen wir es also gleich 
ohne Umschweife aus: Patroklos ist in der Urilias der Wagenlenker des 
Achilleus und war es vielleicht auch schon in der ältesten Sage des 
Mutterlandes. Er selbst hat keinen Wagen. Solch eines kostbaren Be- 
sitzes können sich überhaupt in der Urilias nur wenige Helden rühmen ; 
auf griechischer Seite ausser Achilleus Agamemnon und Menelaos (denn 


dessen eigener Wagen, nicht der des Odysseus scheint es zu sein, auf 


1) Ich stimme hier den Ausführungen Dümmlers bei Studniezka Kyrene 
8. 194f. durchaus zu. 

2) Eine Vermuthung 5. unten $. 370. 

3) Weiter ausgemalt in den 49a ἐπὶ Πατρόκλῳ 7 2807, 


23* 


Patroklos. 


Charakter des 
Achilleus. 


356 Die Urilias. 


dem er diesen 1043 wegführt); ferner vielleicht Nestor (s. 5. 362), auf 
troischer Seite Hektor, Adrestos 641, Odios 677, Phaistos 684, Bienor 862 ff., 
Chersidamas 980, Akamas 1726. Allerdings werden Wagen in grosser An- 
zahl öfter erwähnt, namentlich bei den Troern, was auch ganz in der Ord- 
nung ist, da diese sich in ihrer Heimath befinden; aber doch gewinnt man 
durchaus den Eindruck, dass sie das Prärogativ des vornehmen und reichen 
Edelmannes sind. Nicht nur Odysseus, was ja in der Odyssee motivirt wird, 
auch Aias hat keinen Wagen. Ausserdem ist das Amt eines Wagenlenkers 
in der Urilias durchaus kein geringes; bei Hektor versieht es sein leiblicher 
Bruder. Aber doch ist Patroklos nicht βασίλευς wie Achilleus, sondern 
sein &raıgog 2131, aber wie dieser sagt, sein φέλος ἔταιρος, τὸν ἔγω 
zregi πάντων τεῖον ἐταίρων 2075f., der Freund, dessen Tod er leiden- 
schaftlich beklagt und mit Aufopferung des eigenen Lebens rächt. 

Auf diesem engen Freundschaftsverhältniss zwischen dem König und 
seinem Vasallen, das vielleicht erst eine Schöpfung unseres Dichters 
ist, beruht die grossartige Lösung des dichterischen Problems. Achilleus 
ist gezeichnet als ein Held von unbändigem Ehrgeiz und leidenschaftlicher 
Empfindlichkeit. Rasend aufbrausend, wenn er sich missachtet glaubt, 
und rücksichtslos im Zorn. Wie schön ist es, dass Agamemnon in der 
Streitscene ihm vorwirft aleı γάρ roı ἔρις ve φίλα πόλεμοί ve μάχαι 
τε 169 und er dann selbst später an der Leiche des todten Freundes 
sagt 2092 ff. 

ὡς ἔρις ἔκ ve ϑέων ἔχ τ᾽ ἀνϑρώπων ἀπόλοιτο, 

χαὶ χόλος, ὄς τ᾽ ἐπέηχε πολύφρονα περ χαλέπανναι, 

ös τὲ πόλυ γλυχέων μέλιτος καταλειβομένοιο 

ἄνδρων ἐν στήϑεσσιν ἀέξεται ἤῦτε χάπνος. 
Nicht um den Besitz eines Weibes, sondern um der Geringschätzung willen, 
die er in der Wegnahme der Selavin durch Agamemnon sieht, geräth er 
in so maasslose Wuth, dass er nicht nur die Pflicht gegen seine Bundes- 
genossen verletzt, sondern auch schwere Niederlage über sie heraufbeschwört. 
Und als er endlich in der höchsten Noth seinem Freunde die Theilnahme 
am Kampfe gestattet, geschieht es nicht ohne Genugthuung über die ver- 
zweifelte Lage des Agamemnon, der nun die Beleidigung büsst, und in 
der Erwartung, dass ihm dieser Abbitte leisten und die Kränkung sühnen 
werde (1612). Und wenn er den Patroklos warnt bis zur Stadt- 
mauer vorzudringen, so spricht dabei neben der Angst um den Freund 
doch auch die Besorgniss mit, dass durch dessen Heldenthaten sein eigener 


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Die griechischen Helden. 357 


Ruhm geschmälert werden könne (1617f.). Als aber der Freund todt 


2 zu seinen Füssen liegt, da braust sein Zorn noch gewaltiger gegen Hektor 


Δ A A A a ὀ ῤρρΠΠ ἫἬἼ ὙΟΥ ei 


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auf, als zwei Tage vorher gegen Agamemnon. Vergessen ist die Beleidigung 
des Heerführers, vergessen das Verlangen nach Genugthuung. Nur der 
Gedanke an den Mörder des Patroklos erfüllt ihn. Trotz den Bitten und 
Warnungen der Mutter, die ihm den verhängnissvollen Schicksalsspruch 
mittheilt, tödtet er den Hektor und erkauft mit dem eigenen Leben die 
Blutrache für den Freund. Und darin liegt die Versöhnung. 

Ich habe oben behauptet, dass der Dichter die Sage von Peleus Ring- 
kampf mit Thetis und ihrem grollenden Scheiden gekannt haben müsse. 
Dazu stimmt, dass Peleus selbst bei ihm eine völlig entwickelte Sagen- 


; - figur ist. Sein Vater Aiakos wird 1561 erwähnt; und _4iexiöng heisst 


Achilleus fast ebenso oft (1657. 1868. 1879) wie Πηλείδης (138. 280) und 
Πηλείων (178. 187. 1683). Peleus ist der Liebling der Götter, die 
ihm die unsterblichen Rosse geschenkt haben, den Fuchs und den 
Schecken, die Kinder des Zephyros und der Harpyie, die jetzt den 
Wagen des Achilleus ziehn. Er ist der Freund des Kentauren vom Pe- 
lion, des Chiron, der ihm eine starke Esche des Waldgebirges zum Speer 
zurechtgeschnitten hat, den jetzt sein Sohn führt. Und auch die Sage, 
dass der Kentaur seinem Freunde durch seinen Rath zu dem Besitz der 
Thetis verholfen hat, mag der Dichter schon gekannt haben. 

Ausser Patroklos treten in der Urilias noch zwei Myrmidonen aus der 
Gefolgschaft des Achilleus auf, Automedon, der Sohn des Diores 1664. 
1920 ff., den Patroklos nach Achilleus am meisten schätzt und den er als 
Wagenlenker mitnimmt, und Alkimedon, der Sohn des Laerkes, des Sohnes 
des Haimon 1946, der nach Patroklos am besten mit den göttlichen Rossen 
umzugehen versteht, beides wohl freie Schöpfungen des Dichters. 


Die Atriden. 


Wie. Achilleus die aus dem südlichen Thessalien, so vertritt Aga- 
memnon die aus der Peloponnes nach Lesbos eingewanderten Stämme. 
Sein Königssitz ist Argos 24. 1161ff,, bei Leibe nicht Mykene. Der 
Dichter weiss auch, dass sein Vater Atreus war (1. 6. 95 u. öfter) und 
dass seine Gemahlin Klytaimestra heisst 106. Er ist ein mächtiger Herr- 
scher (edov χρεΐων 95. 313, fava& ἄνδρων 1.164); ein schöner Mann 
(469 ff.) und ein Liebhaber schöner Frauen. Auch ein tüchtiger Kriegs- 


Peleus. 


Die Mannen 
des Achill. 


Agamemnon. 


Menelaos. 


358 Die Urilias. 


mann, aber natürlich dem Hektor nicht gewachsen. Im Uebrigen rauh 
und rücksichtslos: für die Chryseis verlangt er schnellen Ersatz und droht, 
wenn ihm dieser nicht gutwillig gegeben werde, sich ihn mit Gewalt zu 
nehmen; den zaghaften Krieger will er tödten und unbestattet liegen 
lassen, den Thieren zum Mahl (459 ff.): 

ὃν δέ aM ἔγων ἀπάνευϑε μάχας ἐθέλοντα νοήσω 

μιμνάζην παρὰ ναῦσι χορώνισι, οὔ Fo ἔτπεξιτα 

ἄρχιον ἐσσέεται φύγεμεν κύνας ἠδ᾽ οἰώνοις. 
Und als Menelaos einem gnadeflehenden Troer Pardon geben will, er- 
innert er ihn an die Schändung seines Hauses und droht auch das Kind 
im Mutterleib zu tödten 659 ff.: 

τῶν μή τις ὑπεχφύγοι almvv ὄλεϑρον 

χέρρας τ᾽ ἀμμετέραις, und’ ὄν τινα γάστερι ματηρ 

χόρρον ἔοντα φέροι, und’ ὃς φύγοι, ἀλλ᾿ ἄμα πάντες 

Fıllo ἐξαπτολοίατ᾽ ἀχάδεστοι χαὶ ἄφαντοι. 
Aber als sein Vertrauen auf den Traum ihn betrogen hat, als die 
Troer in der Nähe des Lagers bivouakiren und er selbst verwundet ist, da 
ist er es, der verzweifelt und an heimliche Flucht denkt. Die Schmähworte 
des Achilleus χύνος Önzar’ ἔχων, χραδίαν δ᾽ ἐλάφοιο 209 enthalten 
also, wenn sie auch stark übertrieben sind, doch ein Körnchen Wahrheit. 

Die erwähnte Scene mit Adrestos 640 ff. ist desshalb so wichtig, weil sie 
die einzige ist, in der die beiden Brüder neben einander erscheinen und in 
ihrer Charakterverschiedenheit gezeichnet werden. Im Gegensatz zu Aga- 
memnon ist Menelaos gutmüthig, er will dem flehenden Adrestos das Leben 
schenken. Er bemitleidet die gefallenen Söhne des Diokles 612 und 
neben den todt auf dem Schlachtfeld liegenden Patroklos tritt er μέγα 
σένϑος Evi στήϑεσσιν ἀέξων 1889. Stets ist er zur Hülfe bereit; er 
hört den Ruf des bedrängten Odysseus und führt ihn selbst bei der Hand 
aus dem Getümmel und auf seinem eigenen Wagen ins Lager. Ebenso 
kommt er, wenn wir richtig combinirt haben, dem bedrängten Automedon 
zur Hülfe, und auf seinen Schultern trägt er die Leiche des Patroklos 
vom Schlachtfeld ins Zelt des Achilleus.. Ob Menelaos, wie später bei 
Aischylos, mit Agamemnon zusammen in Argos oder ob er allein in Sparta 
herrscht, darüber geben die erhaltenen Reste der Urilias keinen Aufschluss. 
Von den Mannen des Agamemnon werden nur die beiden Herolde 

Talthybios und Eurybates erwähnt, der erste bekanntlich ein spartanischer 
Heros, der zweite eine Erfindung des ὀνοματοϑετιχὸς ποιητής. 


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Die griechischen Helden. 359 


Aias, Odysseus, Idomeneus. 

Εἷς δέ τις ἄρχος ἄνηρ βολλάφορος ἔστω,  Alaıs ἠ ᾿Ιδομένευς 
ἢ ὅζος Ὀδύσσευς sagt Agamemnon 136f. und will damit ohne Zweifel 
die drei nach Achilleus bedeutendsten Helden bezeichnen. Aias ist denn 
auch bis zum Wiederauftreten des. Achilleus der gewaltigste Kämpfer auf 
griechischer Seite, der sich selbst mit Hektor messen kann, bis er endlich 
nach viermaligem Zusammentreffen beim fünften von ihm verwundet wird. 
Am ersten Schlachttag ist er der erste, der die Troer zur Retirade zwingt, 
am zweiten vertheidigt er bis zuletzt die Schiffe und später die Leiche des 
Patroklos. Mit Recht nennt ihn der Dichter das ἔρχος ᾿χαίων. Dass 
Telamon „der Tragriemen“ ihm wegen seines gewaltigen Schildes zum 
Vater gegeben ist, hat Wilamowitz Hom. Unters. 246 treffend bemerkt. 
Ueber seine Heimath giebt die Urilias keine Auskunft, falls nicht eine 
Andeutung darin gefunden werden darf, dass er seinen Schild von dem 
Schuster Tychios in Hyle bezogen habe 532ff. Ich komme in dem Ca- 
pitel über die Teıyouexia und ihre Helden auf diese Frage zurück. 

Sein Bruder Teukros eröffnet am zweiten Schlachttage den Kampf; 
er ist nicht nur ein wackerer Hoplite, sondern auch ein vortrefflicher 
Bogenschütze, den Apollon diese Kunst gelehrt hat. Dass er ein Bastard 
sei, wird in der Urilias nirgend gesagt; diese den Hesionemythus voraus- 
setzende Vorstellung findet sich erst in der K6Aog μάχη. Sie widerstreitet 
auch dem V. 1518, wonach beide Brüder offenbar von derselben Mutter 
stammen. Von den Mannen des Aias wird nur Lykophron der Sohn des 
Mastor, erwähnt 1509 ff. Er hat wegen eines Mordes seine Heimath Kythere 
verlassen müssen und lebte im Palast der beiden Brüder, die ihn ehrten 
Fioa φίλοισι τόχευσιν. Er ist also als älterer Mann gedacht. 

„Odysseus nimmt am Kampfe theil, der alle Heroen beschäftigt, 
weil er ein bereits bestehender Heros ist; der γόστος ist älter als die 
Fahrt“ sagt Wilamowitz Hom. Unters. 113, und er hat wieder einmal voll- 
ständig recht. Woher sollte er auch sonst die nur ihm eignenden Bei- 
wörter στολύμητις 269. 1172, ποικιλόμητις 1037, ταλασίφρων 1021, 
führen, wie könnte er als διέφελος bezeichnet werden 976. 1028, eine Ehre, 
die in der Urilias sonst nur noch dem Hektor zu Theil wird (729. 1097), 
wie der besondere Schützling der Athena sein (993f.), wie könnte ihn 
Sokos anreden 987 

ὦ Ὀδύσευ πολύαινε, δόλων dar’ ἠδὲ πόνοιο, 

wenn nicht die Sage von seinem Leid und Drangsal, seiner Standhaftig- 


Aias, 


Teukros und 
Lykophron. 


Odysseus. 


360 Die Urilias. 


‘keit und Verschlagenheit schon damals vollständig ausgebildet, wenn er 


"nicht schon damals der irrende und die Heimath suchende Held gewesen 


Idomeneus und 


Meriones. 


wäre, der natürlich ursprünglich nach einem ganz anderen Land als Ilion 


ausgezogen war? Wo er in der Urilias hervortritt, in der Schlacht beim 
Kampf mit Sokos und in der Berathung der Könige, ist er schon ganz 
der unerschütterlich ausharrende, auch in der höchsten Noth nicht ver- 
zagende Held, wie wir ihn aus der ausgebildeten Odyssee kennen. Als 
die andern Achäer fliehen, hält er allein Stand und führt das folgende 
überaus charakteristische Selbstgespräch 1) 961 ff. 

ὦ μοι Eyw, τί πάϑω; μέγα μὲν χάχον, αἴ κε φέβωμαι 

τλήϑυν ταρβήσαις᾽ τὸ δὲ ῥίγιον, αἴ ne ξαλώω 

μόννος᾽ τοὶς δ᾽ ἄλλοις Δανάοις ἐφόβησε Κρονίων. 

ἀλλὰ τέ ἦ μοι ταῦτα φίλος διελέξατο ϑῦμος; 

Folda γὰρ ὄττι κάχοι μὲν ἀποίχονται ττολέμοιο, 

ὃς δέ κ᾿ ἀριστεύησι μάχᾳ ἔνι, τὸν δὲ μάλα χρῆ 

ἐστάμεναι χρατέρως, ἤ τ᾽ ἔβλητ᾽ ἢ τ᾽ ἔβαλ᾽ ἄλλον. 
Und als der verzagte Agamemnon den Vorschlag der heimlichen Flucht 
macht, spricht er heldenmüthig das nicht minder bezeichnende Wort, dass 
die Achäer die Männer seien, 

οἷσιν ἄρα Zeüg 
ἐχ νεότατος ἔδωχε χαὶ εἰς γῆρας τολυπεύην 
ἀργαλέοις πολέμοις, ὄρρα φϑιόμεσθϑα βέχαστος 1175. 
Der Charakter des Odysseus ist also durch die ganze Entwickelung des 
Epos hindurch derselbe geblieben, wie er schon in dem ältesten Lied von 
seinen Irrfahrten fixirt gewesen sein muss. 
Ueber seine Heimath und sein Geschlecht giebt uns leider die Urilias 
nicht die leiseste Andeutung. Erst in der Teichoskopie I'200f. erscheint 
er als Sohn des Laertes und auf dem steinigen Ithaka wohnhaft. 
Ebenso steht es mit Idomeneus (137. 681. 1422. 1728) und Me- 

riones (848. 1093. 1414. 1725). Beide sind in der Urilias heimaths- 
und geschlechtslos; erst die Teichoskopie T' 230 bezeichnet Idomeneus als 
Führer der Kreter. Auch erhellt aus der Urilias nicht, dass beide Hel- 
den, wie Achill und Patroklos oder Aias und Teukros, zusammengehören, 
denn dass sie in einer Metzelscene unmittelbar hinter einander genannt 


1) Sonst hält in der Urilias nur noch Achilleus einen Monolog 2023ff. Nach- 
geahmt von dem Verfasser der Ἕκτορος dvatoeoıs in den Selbstgesprächen des 
Achilleus und des Hektor & 53ff. X 98ff. 


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78 Die griechischen Helden. pe 


werden 1725. 1728, berechtigt an sich zu solchem Schluss noch nicht. 
Doch scheint der Verfasser der Aıourdovug ἀριστεία ein solches Ver- Ὁ 
hältniss zwischen beiden vorauszusetzen (E 59ff. vgl. oben S. 192). Wer 
also behaupten will, dass Idomeneus und Meriones in der Urilias noch 
keine Kreter gewesen seien, den vermag ich nicht zu widerlegen!). Anderer- 
seits würde man heute nach Evans glänzender Ausgrabung von Knossos 
die Kreter unter den griechischen Bundesgenossen ungern vermissen, und 
die Auszeichnung, mit der Idomeneus 137 genannt wird, die Bedeutung, 
die Meriones nach unserer Vermuthung für den Fortgang der Handlung 
hat, zwingen eigentlich zu dem Schlusse, dass beide bereits ausgebildete 
mythische Persönlichkeiten waren, zumal ihre Thaten auf dem Schlachtfeld 
zwar recht respectabel, aber keineswegs glänzend sind. Ich möchte da- 
her vermuthen, dass in diesem Falle der Verfasser der Τειχοσχοτίία 
nur ausspricht, was auch die Meinung der Urilias ist. Natürlich kann 
ich Niemandem wehren, dasselbe auch für Odysseus anzunehmen. Nur 
dass hier andere Momente dafür sprechen, dass dieser Heros ursprünglich 
in der That ganz anderswo zu Hause war als in Ithaka.?) 


Nestor und die Nestoriden. 


Nestor tritt an drei Stellen der Urilias auf: beim Streit der Könige Rolle in der 
231ff, in der Schlacht des ersten Tages, wo er den Rath giebt, sich Kies 
nicht mit Spolüren aufzuhalten 668ff,, und bei der nächtlichen Berathung. 
1134ff. Namentlich die letztere Partie enthält einen ausgesprochen my- 
kenischen Passus (S. 1201). Wollte man sich aber auch zu der Gewalt- 
massregel entschliessen, alle drei Stellen aus der Urilias zu streichen, so 
bliebe noch immer sein Sohn Antilochos, der die Schlacht am ersten Tage 
eröffnet und auf griechischer Seite offenbar der princeps iuventutis ist. Es 
hilft also nichts, wir müssen uns darein finden, dass Nestor schon zu den 
Helden der Urilias gehört hat. 

Gleich das erste Mal, wo er auftritt, wird er ausführlich charakteri- Charakter und 
sirt 231ff.: er heisst der Fadvrereng, der λίγυς Πυλίων dyogarag, gr 

τῷ καὶ ἀπὺ γλώσσας μέλιτος γλυχίων ῥέεν αὔδα. 


A u ee A u zn a Ττ 


τῷ δ᾽ ἤδη δύο μὲν γένεαι usgdnwv ἀνϑρώπων 
1) Doch werden wir ein Indicium für Kreta gleich unten $. 369 bei Be- 
sprechung der troischen Bundesgenossen finden.) 
2) S. v. Wilamowitz, Homer. Unters. 113, Ed. Meyer Hermes XXX 2411, 


Die beiden 
Nestoriden. 


362 Die Urilias. 


ἔφϑιατ᾽, οἵ ἔοι πρόσϑεν du’ ἔτραφον ἠδ᾽ ἐγένοντο 
ἐν Πύλῳ ἀγαϑέᾳ, μετὰ δὲ τριτάτοισ᾽ ἐξάνασσε. 
Die Macht seiner Rede zeigte sich denn auch, wenn wir richtig ver- 
muthet haben, bei der nächtlichen Berathung. Aber obgleich seine Zeit 
schon unter der Erde liegt, fehlt er doch auch nicht auf dem Schlacht- 
feld, so dass er das Epitheton μεγάϑυμος mit Recht führt 615. Mit 
dem alten Peleus (1576) hat er das Beiwort ἐχυσσότα (1149) gemeinsam, 
das nur in der Jıoundovg ἀριστεία E 126 von einem jüngern Könige, 
aber auch von einem, der schon Vater ist, gebraucht wird. Es könnte also 
scheinen, dass damit irgendwie der Begriff des Alters verbunden wäre, doch 
soll es wohl nur den Besitzer eines Streitwagens bezeichnen (s. oben 8. 356). 
Nestor wohnt als König ἐν Πύλῳ ἀγαϑέᾳ. Die in letzter Zeit wiederholt 
aufgetauchten Zweifel, ob er von Anfang an Pylier gewesen sei, erweisen 
sich danach als unberechtigt. Dazu passt, dass Poseidon, der ja in Messenien 
und Elis ein hochverehrter Gott war, dem Antilochos und zwar, wie aus- 
drücklich gesagt wird, in seiner Eigenschaft als Nestoriden, seinen besonderen 
Schutz angedeihen lässt 1242f. Aber Pylos ist nur die Landschaft, 
dieselbe, die wir Messenien nennen; die Stadt, in der er nicht etwa 
bloss aufgewachsen ist oder als Verbannter geweilt hat, wie die spätere 
conciliatorische Sagenbildung behauptet 1), sondern in der er wirklich 
wohnt, ist, wie wir aus Γερήγιος (1149) schliessen, Gerenia. Das les- 
bische Geren, an das Wilamowitz 2) und Ed. Meyer?) erinnern, kann recht 
wohl nach dieser messenischen Stadt benannt und von dort aus coloni- 
sirt gewesen sein. Dagegen scheint die Urilias seinen Vater Neleus noch 
nicht zu kennen (8. 131 A. 1. 5. 218). 

Nestor hat in dem alten Epos zwei Söhne, Antilochos und Thrasy- 
medes. Antilochos eröffnet, wie wir wiederholt betont haben, die Schlacht 
und kämpft an beiden Tagen wacker mit. In einem besonders nahen 
Verhältniss scheint er zu Menelaos zu stehen, dem er zu Hülfe kommt, 
als er ihn von Aineias bedroht glaubt 615ff. Die ionischen Nachdichter 
haben dies Verhältniss noch weiter ausgeführt E 576ff,, O 568 ff, P 652#. 
Wären wir sicher, dass Menelaos schon in der Urilias, wie in der 
wenig jüngeren Πάριδος χαὶ Πῆηενελάου μονομαχία T' 443, als König 
von Sparta gedacht ist, so liesse sich hieraus vielleicht ein Schluss auf 


1) Vor allem Hesiod Eoeen fr. 34 Rzach. 
2) Isyllos von Epidauros 8.47 A. 4. 
3) Geschichte des Alterthums II 5. 242. 


Die griechischen Helden. 363 


das vordorische Verhältniss zwischen Lakonien und Messenien ziehen. 
_ Von den beiden ἑταῖροι des Antilochos, Mekisteus, des Echios Sohn, 
und Alastor, war schon S. 112f. die Rede, wo auch bemerkt wurde, dass 
die beiden Namen auf peloponnesische Herkunft deuten. 

Der zweite Sohn Thrasymedes wird nur zweimal erwähnt, als er auf 
Vorposten zieht und dabei den grossen Schild seines Vaters mitnimmt 1091. 
1135, das erste Mal heisst er ποίμην Adwv, das zweite Mal ἐππόδαμος, 
er scheint also als Besitzer eines Streitwagens oder vielmehr als Wagen- 

lenker seines Vaters gedacht zu sein. 


Die übrigen Achäer. 

Zunächst constatiren wir, dass der Dichter schon von dem Protesi- 
laos weiss, der bei den der Ilias vorausliegenden Kämpfen gefallen ist 
1480 ff. 

Ἔχτωρ δὲ πρύμνας vaog ἄψατο ποντοπόροιο, 

χάλλας ὠχυάλου, ἃ Πρωτεσίλαον ἔνειχε 

eis Τροΐαν, οὐδ᾽ αὖτις ἀπάγαγε πατρίδα γαῖαν. 
Diese Figur ist also uralt; kein Wunder, wissen wir doch, dass es sich 
hier um einen Cult, sei es den eines chthonischen Gottes, sei es eines alten 
Heros handelt, dessen Wurzeln wohl noch in die Anfänge der Wanderungen 
zurückreichen.') Von nordgriechischen Helden kennt die Urilias ferner 
den Polypoites 633, und aus Gründen, die allerdings erst später bei der 
Besprechung der Teichomachie erörtert werden können, möchte ich ver- 
muthen, dass an einer uns verlorenen Stelle auch Leonteus vorkam. Ge- 
schlecht und Heimath des Polypoites werden freilich nicht angegeben, 
aber er wird neben den vornehmsten Griechenhelden wie eine ganz bekannte 
Persönlichkeit genannt, und so ist die Annahme nicht zu kühn, dass er und 
Leonteus schon in der Urilias das waren, was sie später sind, Thessaler 
und Söhne der beiden berühmtesten Lapithen, Perithoos und Koronos 
( 128ff., B 738 ff.), also die nördlichen Nachbarn des Achilleus. Die 
Minyer von Arne vertritt Menesthios, der Sohn des Areithoos und der 
Phylomedusa 807 ff. Nicht so sicher bin ich, ob auch Askalaphos, der ein- 
zige Göttersohn, der vor Troia mitkämpft (814f.), schon als Minyer, und ob 
Leitos 639 und Peneleos 1718 schon als Boioter gedacht sind. Jedes- 


Σ 1) Κ, Herodot IX 116, Thukyd: VII 12, Philostrat Heroikos, vgl. Rohde 
Psyche 175. 


Thessaler und - 
Minyer. 


364 Die Urilias. 


falls aber werden alle drei als bekannte Figuren eingeführt, sie gehören 
gewiss dem Mythos an. Ebenso darf über den Aetoler Thoas, der nur 
ein einziges Mal auftritt 593, geurtheilt werden, während der Abant Ele- 
phenor, der Sohn des Chalkodon 524, ἃ. h., wie mich Bechtel belehrt, der 
Männerbetrüger von dem övouaroserıxög zeoınrng erfunden sein könnte. 
Peloponnesier. Der Sohn des Phyleus wird 1714 nur durch das Patronymikon be- 
zeichnet. Meges muss also noch an anderer Stelle der Urilias vorgekommen 
und den Hörern kaum minder geläufig gewesen sein, als der Arosiöng und 
Πηλείδης. Also auch die Epeer zählen zu den Bundesgenossen des Aga- 
memnon. Epeer ist auch Diores der Sohn des Amarynkeus (583), aber erst 
im Schiffskatalog B 622. Diores heisst auch der Vater des Automedon (8. 
357); es mag also diese Figur eine freie’dichterische Erfindung sein. Dagegen 
scheinen Aphareus, der Sohn des Kaletor, und Deipyros, die mit Thrasy- 
medes auf Vorposten ziehen 1092 und später beim Schiffskampf, der eine 
von der Hand des Aineias 1229 ff, der andere von der des Helenos - 
1352 ff, fallen, alte mythische Personen zu sein, die aber von dem 
jüngeren Epos nicht weiter ausgebildet sind. Von Deipyros wollen 
die Scholia Townleyana wissen, er sei entweder Pylier oder Bruder des 
Meriones, also Kreter, gewesen, was beides offenbar daraus erschlossen 
ist, dass er mit Thrasymedes und Meriones auf Wache zieht. Den 
Aphareus aber würde man, da er denselben Namen trägt wie der Vater 
der messenischen Dioskuren, in der That gerne nach Messenien setzen 
und zu den Pyliern rechnen. Ebendahin gehören die Dioklessöhne 
Krethon und Orsilochos (604 ff.), aber nur nach der genealogischen Ein- 
lage; in der Urilias wird ihre Heimath nicht angegeben, sie können ganz 
gut frei erfunden sein. Mykene ist durch Periphetes (1460 ff.) vertreten, 
von dem schon 5. 144 gehandelt ist. Ganz sicher reine Schattenfiguren 
mit beliebig gegebenen Namen sind die neun Achäer, die Hektor 949 
—951 umbringt und die ich daher in alphabetischer Ordnung aufzähle: 
Agelaos, Aisymnos, Asaios!), Autonoos, Dolops der Sohn des Klytios, # 
Hipponoos, Opites, Opheltios, Oros. Davon erscheinen Autonoos Dolops 
und Opheltios auch in ionischen Schichten, aber als Namen von Troianern 
(II 694. O 525. Z 20). Frei erfunden sind wohl auch der gleichfalls von 
Hektor getödtete Eioneus 810 und Hypsenor, der Sohn des Hippasos, der 
von der Lanze des Deiphobos getroffen wird 1428. Der Vollständigkeit 


1) Nach Bechtel Ethnikon. An die chalkidische Colonie Assa kann wohl 
kaum gedacht werden; doch gab es natürlich noch andere Schlammstädte. 


halber sei endlich noch an Kalchas des Thestors Sohn erinnert, den 
Vogelschauer, der die Griechenflotte nach Ilion geführt hat. 

Wenn nun Jemand zur Urilias einen Schiffskatalog hätte dichten 
wollen, so würde er folgende Stämme zu nennen gehabt haben: Nord- 
thessaler, Myrmidonen, Minyer, Aitolier, Abanten, Argiver, (Lakonier?), 
Pylier, Epeer und Kreter. Aber alle fasst sie der Dichter der Urilias als 
Aycuwoi und ’Aoyeıoı zusammen. 


Priamos und seine Söhne. 


Der alte König Priamos tritt in der Urilias nur ein einziges Mal 
auf 480, wo er am Morgen des ersten Schlachttages vor der Thür 
seines Palastes sitzt und die alten und jungen Trojaner um ihn zu ernster 
Berathung versammelt sind. Man könnte vermuthen, dass der Gegen- 
stand dieser Berathung der Groll des Paris gewesen und zwischen 481 
und 482 ein paar Verse von dem Redactor getilgt seien. Indessen be- 
weisen lässt sich das nicht, und die bisher von uns empfohlene Annahme 
(5. 197), dass der Hörer erst durch das Gespräch von Helenos und Hektor 
(690 ff.) über den Groll des Paris unterrichtet worden sei, hat im Grunde 
ebenso viel für sich. Priamos ist, wie bereits S. 182 hervorgehoben wurde, 
in der Urilias vaterlos. Auch seine Gemahlin Hekabe kennt der Dichter 
noch nicht; dagegen wohl seinen Bruder Klytios!), denn dessen Sohn 
Kaletor, der zuerst Feuer in die Schiffe zu werfen versucht, heisst 1501 
ἀνένψιος des Hektor. 

Unter seinen Söhnen ist der beste und tapferste Hektor. Er ist 
es, der den Agamemnon und den Aias verwundet, den Patroklos tödtet, 
das Feuer in die Schiffe wirft, geübt im Waffenwerk 547ff., in der 
Schlacht dem Ares vergleichbar 943, der ἀνδροφόνος, wie ihn gerade 
sein grosser Gegner Achilleus mit Vorliebe nennt 226. 1855, voll 
Entschluss und Thatkraft, der Schützling des Apollon 581. 1753 und 
voll Vertrauen auf die Götter, die auch dem schwachen Mann über den 
stärkeren den Sieg verleihen können 2140ff. Als Wagenlenker steht 
ihm sein Halbbruder Kebriones zur Seite, wie Patroklos dem Achilleus, 
so dass Wagenlenker den Wagenlenker tödtet. Seine Gattin Andromache 
und sein Sohn Astyanax sind der Urilias noch fremd. 


1) Vgl. die ionische Königsliste Y 238. 


Die griechischen Helden. 365 


Priamos, 


Hektor. 


Paris. 


Helena. 


366 Die Urilias. 


Nach Hektor ist Paris der stärkste der Priamiden; aber sein ursprüng- 
liches Bild ist durch einen Ueberarbeiter fast ganz weggewischt und 
durch die Einsetzung der Meveladov χαὶ Πάριδος uovouayla gefälscht. 
Wir können nur constatiren, dass auf seine Theilnahme am Kampfe ausser- 
ordentliches Gewicht gelegt wird, dass es ihm vorbehalten ist den Peliden 
zu tödten, allerdings durch einen Pfeilschuss, nicht im Nahkampf, und 
dass ihm Helena zwar Wankelmuth und Rücksichtslosigkeit, aber keines- 
wegs Kriegsuntüchtigkeit oder Feigheit vorwirft 761. Und dazu stimmt 
das Zeugniss, das ihm Hektor ausstellt 794ff.: 

δαιμόνι᾽, οὔ χέν τίς τοι ἄνηρ, ὃς ἐναίσιμος Ein, 
έργον ἀτιμάσσεις μάχας, Ervel ἄλκιμός ἐσσι" 
ἀλλὰ βέχων μετίης τε χαὶ οὐχ ἐϑέλεις. 
Auf Tapferkeit deutet auch der Name ᾿“λέξανδρος, ursprünglich gewiss 
ein Beiwort!), aber bereits in der Urilias als Eigenname gebraucht (724. 
743. 767), ganz wie sein eigentlicher Name Paris (776. 785). 

Hektors Gang in die Stadt ist von dem Dichter sehr glücklich dazu 
benutzt, um die Ursache des ganzen Krieges, die von Paris dem Menelaos 
geraubte Helena, dem Hörer vorzuführen. Mag sie auch in weiblichen 
Werken erfahren sein und ihrem Schwager gegenüber die der Hausfrau 
zustehenden Pflichten erfüllen, mag sie auch sanfte Worte haben, um 
ihren Gatten zu überreden, so ist sie doch aus weit derberem Stoffe ge- 
dacht, als in den jüngeren Schichten der Ilias. Die Helena der Teicho- 
skopie sagt wie ein wohlgezogenes Mädchen zu ihrem Schwiegervater 
T 172. 

αἰδοῖός TE μοι ἐσσί, φίλε ἐχυρέ, δεινός τε" 
ὡς ὄφελεν ϑανατός μοι ἁδεῖν καχός, Önreore δεῦρο 
υἱέϊ σῷ ἑπόμην, ϑάλαμον γνωτούς τὲ λιποῦσα 
παῖδά ve τηλυγέτην χαὶ ὁμηλικίην ἐρατειγήν. 
ἀλλὰ τά γ᾽ οὐκ ἐγένοντο" τὸ καὶ χλαίουσα τέτηχα. 
Die Helena der Urilias hingegen äussert sich zu ihrem Schwager 786 ff. 
δαῖερ ἐμεῖο χύνος χαχομαχάνοο χρυοέσσας, 
ὧς μ᾽ ὄφελ᾽ ἄματι τῷ, ὄτε μὲ πρῶτον τέχε μάτηρ, 
οἴχεσϑαι προφέροισα χάχα ἀνέμοιο ϑύελλα 
εἰς ὄρος N εἰς χῦμα τιολυφλοίσβοιο ϑαλάσσας, 


1) Löschekes Gedanke an einen Zusammenhang mit der Alexandra von 
Amyklai (Ath. Mitth. 1876 8. 164) hat auch mich früher bestochen, jetzt glaube 
ich nicht mehr, dass er aufrecht erhalten werden kann. 


Die troischen Helden. 367 


ἔνϑα μὲ χῦμ᾽ ἀπέξερσε πάρος τάδε ξέργα γένεσϑαι. 
αὐτὰρ ἐπεὶ τάδε γ᾽ ὧδε ϑέοι κάχα τεχμάρραντο, 

ἄνδρος ἔπειτ᾽ ὥφελλον ἀμείνονος ἔμμεν ἄχοιτις, 

ὃς Felön νέμεσίν re χαὶ αἴσχεα πόλλ᾽ ἀνϑρώπων. 

Die eine verflucht den Tag ihrer Entführang, die andere den ihrer 


Geburt. Die eine ist verführt, die andere geraubt; aber trotzdem schilt 


sie sich χύων χαχομάχανος χρυόεσσα ob des schweren Leids, das sie 
über Achäer und Troer gebracht hat. Ihre Mutter wird 756 zwar er- 
wähnt, aber nicht genannt. Dass dies nach der homerischen Vorstellung 
Leda war, kann man nur behaupten, wenn man I'238 mit A 298ff. 
eombinirt, was natürlich absolut unstatthaft ist; und um sie zur Schwester 
der Klytaimestra zu stempeln, muss man vollends noch ὦ 199 hinzu- 


nehmen. Auch Tochter des Zeus heisst sie in der Urilias noch nicht, ob- 


gleich sie das im Cult von Therapne damals schon gewesen sein mag. 
Ausser Hektor und Paris besitzt Priamos noch drei echtbürtige Söhne, 


Deiphobos, Helenos und Polydoros, und zwei Bastarde, Kebriones und 


Doryklos. Deiphobos ist gleichfalls ein muthiger und tapferer Krieger, 
der sogar den Sohn des Kriegsgottes tödtet (813 ff.). Helenos ist der kluge 
Vogelschauer, der Kalchas der Troer, aber natürlich als Fürstensohn bei 
den Seinen weit angesehener als dieser bei den Achäern. Hektor folgt bereit- 
willig seinem Rath, auch kämpft er auf dem Schlachtfelde mit und ver- 
steht sein thrakisches Schwert wohl zu gebrauchen (1352 44). Polydoros, 
den Achill unmittelbar vor Hektor tödtet, ist offenbar der schwächste 
unter den Priamiden 2117 ff, und es ist wohl ganz im Sinne der Urilias, 
wenn ihn die ”Exrogog ἀναίρεσις auch zum jüngsten macht. Von 
Kebriones, dem Eponymos des Stadt Kebrene, war oben schon die Rede.!) 
Doryklos erliegt dem Speer des Aias 1044. 


Die übrigen troischen Helden. 


Aineias, der Sohn des Anchises (1968), ist neben Hektor und Paris 
der bedeutendste Held auf troischer Seite (690 ff. 1990), trägt er doch 
den Ruhm schon im Namen. Trotzdem ist er dem vereinten Angriff des 


1) 8.356. Das über ihn Bild und Lied 5, 23 A. 21 Gesagte kann natürlich jetzt 
nicht mehr aufrecht erhalten werden, nachdem sich uns die Kod)os μάχη als eine 
jüngere Einlage ergeben hat; vielmehr ist es ganz ım Sinne des älteren Epos, 
wenn Kebriones auf den Vasen als der eigentliche Wagenlenker des Hektor 
erscheint. 


Die übrigen 
Priamiden. 


Aineias, 


368 Die Urillas. 


Menelaos und Antilochos nicht gewachsen und spielt überhaupt keine 
sehr hervorragende Rolle. Dass er der Sohn der Aphrodite ist, weiss die 
Urilias noch nicht, da ihr diese Göttin überhaupt fremd ist. 
Frei erfundene Neben den Priamiden tritt nur noch ein troisches Geschlecht hervor, 
Figuren. das der Hippasiden, zwei Brüder, Charops und Sokos. Beide werden von 
Odysseus getödtet (984 ff.), wobei aber Sokos den Odysseus selbst verwundet. 
Dass der Dichter dieses Paar frei erfunden hat, ist sehr wahrscheinlich, 
zumal ein Hippaside sich auch auf griechischer Seite findet (S. 364). Noch 
bestimmter muss man dies von sämmtlichen übrigen Trojanern behaupten, 
die fast alle, gerade wie die Hippasiden, nur auftreten, um von den 
achäischen Helden getödtet zu werden. Nur wenige von diesen Augen- 
blickshelden sind etwas invidualisirt, so der reiche Adrestos 640 ff, Bienor 
und sein Wagenlenker Oileus!) 862ff., Peisandros, der nach tapferer 
Gegenwehr von Menelaos erschlagen wird 1322ff., Chromios und Aretos, 
die Hektor und Aineias bei ihrem Angriff auf Automedon begleiten 1971 ff., 
Echepolos der Sohn des Thalysios, der erste Trojaner, der in der Urilias 
getödtet wird 519, ferner Imbrios der Sohn des rossereichen Mentor 1222#f,, 
der erste, der am zweiten Schlachttag fällt — ein ionischer Erweiterer 
macht ihn zum Schwiegersohn des Priamos und lässt ihn in Pedaion 
wohnen, während er doch augenscheinlich nach Imbros gehört —, endlich 
Echeklos der Sohn des Agenor, den Achilleus erschlägt 2108. Ob sein 
Vater Agenor schon nach der Meinung der Urilias mit dem ueydasvuog 
Agenor identisch ist, der sich Tags vorher bei der Rettung der Leiche 
des Echepolos auszeichnet 528, ist nicht ganz sicher 2); übrigens ist dieser 
Agenor neben Chromios der einzige von diesen Troern zweiten Ranges, 
der nicht getödtet wird. Bei den übrigen meist in Metzelscenen genannten 
Troern wird nicht einmal der Vater angegeben; der Name Θόων ist so- 
gar zweimal für zwei verschiedene Persönlichkeiten verwendet 979. 1233; 
auch den Namen Θόας führt ein Troer 1712, obgleich so auf grie- 
chischer Seite der Fürst der Aitoler heisst (5. S. 864). Im übrigen ver- 
zeichnen wir Astyalos, Aretaon, Ableros, Phylakos (633 ff.), Deiopites, 
Ennomos, Chersidamas (977 ff.), Pandokos, Lysandros, Pyrasos, Pylartes 
(1045 ff), Areilykos (1709), Amphiklos (1714), Lykon, (1720), Akamas 8) 


1) Diesen Namen würde der Dichter schwerlich einem Trojaner beigelegt 
haben, wenn er den Οἐέλῆος ταχὺν υἱόν, den jüngern Aias, schon gekannt hätte. 

2) S. unten das Capitel: Antenoriden. 

3) Vgl. unten unter Antenoriden. 


Die troischen Helden. 369 


(1725), Erymas (1728), Mulios (2106) Die Ionier haben in ihren Zu- 
dichtungen einzelne dieser Namen auf andere Personen, und zwar gleicher- 
massen auf Troer und Griechen übertragen, ohne dass sie dabei noth- 
wendig die betreffenden Stellen der Urilias im Auge gehabt zu haben 
brauchen. Der Name Chromios z. B. wird, von dem gleichnamigen Ne- 


 liden abgesehen, noch dreimal ganz verschiedenen Troianern gegeben, 


in der Sıoundovg ἀριστεία E 160, in der Erweiterung dieses Gedichtes 
E 677 und in der Κόλος μάχη © 275. Weiter haben Ennomos, Pylartes, 
Mulios, Peisandros und Erymas in den ionischen Partien troianische 
Doppelgänger (P 218. II 696. 4 122. II 415). Als Vater eines Troianers 
kehrt Areilykos ἐξ 451 wieder, und Echepolos heisst #296 ein Sikyonier, 


‘ der einen Anchises zum Vater hat. 


Als Hektor das Schlachtfeld verlassen will, ruft er 711 
Τρῶες ὑπέρϑυμοι πηλεχλέετοί τ᾿ ἐπίχορροι. 
Dieselbe Formel haben .wir noch an zwei anderen Stellen der Urilias ein- 
gesetzt 934. 1504. Die hier erwähnten Bundesgenossen sind nun theils 
die Fürsten benachbarter Städte, theils sind es Thraker. Zur ersten 
Kategorie gehört Elatos von Pedasos am Satnioeis (637 ff.) in der süd- 
lichen und Pidytas aus Perkote in der nördlichen Troas (634). Thraker- 


_ führer sind Peiroos der Sohn des Imbrasos von Ainos 586 und Akamas 


der Sohn des Eussoros 629. Ueberraschend ist es, schon in so früher Zeit 
einen Päonierfürsten, den Pyraichmes aus Amydon am Axios 1689f., 
unter den troianischen Bundesgenossen zu finden. Hier ist aber die 
Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass sein Kampf mit Patroklos ursprüng- 
lich auf nordgriechischem Boden spielte, wenn auch natürlich unter ganz 
anderen Umständen, und dass wir es hier mit einem Ueberrest der aller- 
ältesten Sage zu thun haben.!) Völlig räthselhaft bleiben die Alizonen, 
deren Führer Odios ist 677 ff., und die Stadt Tarne, aus der Phaistos der 
Sohn des Boros stammt 681ff. Schon den Alten waren diese beiden geo- 
graphischen Begriffe dunkel; denn die Identificirung von Tarne mit Sardes 
ist schwerlich mehr als blosse Willkür, und hinsichtlich der Alizonen 
räth man bald auf die Troas, bald auf Thrakien, bald auf Bithynien oder 
Paphlagonien. Phaistos selbst aber ist doch sicher ursprünglich der 
Eponym der bekannten kretischen Stadt, wozu ja vorzüglich stimmt, dass 


1) Vgl. oben 8.355 und das unten in dem Capitel: die Erweiterungen der 
Ἕκτορος ἀναέρεσις über die Asteropaiossage Bemerkte; eine Analogie bietet auch 


die Tlepolemosepisode des E; s. das Capitel über die Τειχομαχέα und ihre Helden. 
Robert, Studien zur Ilias, 24 


Die Bundes- 
genossen. 


Myrine. 


370 Die Urilias. 


es Idomeneus ist, der ihn erschlägt. Hier liegt also wohl mit Bestimmt- 
heit der Fall vor, den wir eben bei Pyraichmes zweifelnd angenommen 
haben. Eine alte kretische Sage ist auf den Boden von Troia verpflanzt; 
nur musste diesmal der Gegner des Griechenhelden auch seine Heimath 
wechseln; von der Stadt Phaistos, die seinen Namen trägt, wurde er nach 
dem unbekannten, aber jedesfalls in Kleinasien zu suchenden Tarne ver- 
setzt.!) Ein späterer Nachdichter hat ihn dann zum Mäonier d. h. zum 
Lyder gemacht, aber die Lesart der Urilias r&xrovog hat sich daneben 
als Variante das ganze Alterthum hindurch erhalten, und ihre Richtigkeit 
wird durch die Nachahmung des Verfassers der Διομήδους ἀριστεία 
E 59 verbürgt. Dass ein τέχτων einen Kriegshelden zum Sohne hat und 
wohl selbst als Kriegsheld zu denken ist, das ist für die Kulturstufe der 
Urilias zwar sehr bezeichnend, aber um so weniger verwunderlich, als 
sich der Fall auch in einer weit jüngeren Sagenschicht bei Epeios wieder- 
holt. Und ist denn nicht auch der Odysseus der Odyssee ein z&xzwv? 

Was sich also mit Sicherheit noch erkennen lässt, ist, dass, von den 
wahrscheinlich aus einer älteren Sagenform beibehaltenen Päoniern abge- 
sehen, nur die Thraker der gegenüberliegenden Küste den Troern zu 
Hilfe gekommen sind, und darin einen Reflex thatsächlicher Verhältnisse 
zu erblicken, liegt doch wirklich sehr nahe. 

Zum Schluss muss ich auch noch der πολύσχαρϑμος Myrine ge- 
denken, bei deren Grabmal sich die Troer aufstellen 495, aber nur um 
zu betonen, dass wir über sie nichts wissen können. Die Auffassung der 
Scholien “θη. A. als Amazone ist gewiss nur erschlossen; ἡρωΐς σταρὰ 
Ἰλιεῦσιν sagt Hesych, und mehr können auch wir nicht sagen. Selbst 
ihre Beziehung zu der gleichnamigen Stadt am Elaitischen Meerbusen 
bleibt dunkel. 


1) Hier sehen wir also bereits in der Urilias ganz denselben Vergang wie in 
einer ionischen Schicht bei Imbrios, der nach Pedaion verpflanzt wird, s. oben S. 368. 


Et m ma in Eu 5 2 N un Le Be Bu a ὙΨΌΣ 


TER 


I a 7 


IV. 


Versuch einer Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Die im zweiten Theil versuchte Analyse unserer heutigen Ilias hat 
uns folgende Bestandtheile kennen gelehrt: 

1) Den Kern bildet die Urilias, ein altes Epos von etwa 
3000 Versen, vielleicht ursprünglich in äolischem Dialect, jeden- 
falls aber in einer Sprache verfasst, die von den charakteristischen 
Eigenthümlichkeiten des späteren ionischen Dialectes völlig frei 
ist. Die Bewaffnung der Helden ist in diesem Gedicht die my- 
kenische. 

Daneben finden wir eine Reihe Einzellieder von sehr verschiedenem 
Charakter und aus sehr verschiedenen” Zeiten. Der Urilias in jeder Be- 
ziehung am nächsten steht 

2) die Πάριδος nat Meveldov μονομαχία (8. 206), vielleicht gleich- 
falls ursprünglich in äolischer Sprache, jedenfalls mit mykenischer 
Bewaffnung. 

Dann folgt 

3) die Sıoundovg ἀριστεία (8.191). Die Bewaffnung ist noch 
mykenisch, der Dialect die äolische und ionische Elemente mi- 
schende Kunstsprache. 

Sämmtliche übrigen Lieder sind in derselben Kunstsprache verfasst 

und führen die Helden in der ionischen Bronzerüstung vor. Den ersten 


- Platz unter ihnen nimmt sowohl dem Alter als der dichterischen Schön- 


heit nach ein 
4) die "Exrogos ἀναίρεσις (8. 248), die sich auch dadurch von den 
übrigen Einzelliedern unterscheidet, dass sie eigentlich eine Dou- 
blette zu einem Theil der Urilias darstellt. 
Die weiteren Lieder scheiden sich in eine ältere und jüngere Gruppe, 
24* 


Elemente der 
Dias, 


372 Entwickelungsgeschichte der Ilias, 


innerhalb deren wir die chronologische Reihenfolge noch durch eingehendere 
Untersuchung feststellen müssen. Zur älteren Gruppe gehören: 
5) die Τειχομαχέα (5.149 84), hinsichtlich der Bewaffnung archaisirend ; 
6) die Aivelov agıoreia (ὃ. 226); 
zur jüngeren 
7) die Πρεσβεία (8. 162) 
8) die Kölog μάχη (8. 164f.) 
9) die “ολώνεια (8. 162). 
Einfügung der Dass die Verschmelzung dieser acht Einzellieder mit der Urilias nicht 
area auf einmal stattgefunden hat, konnte man von vornherein voraussetzen, 
und die nähere Prüfung bestätigt es. Wie locker die Doloneia sitzt, haben 
schon die Alten erkannt. Nicht minder locker sitzt die όλος μάχῃ. 
Beide lassen sich, die eine ohne Weiteres die andere mit ganz leichten 
Mitteln ausscheiden, ohne dass der Zusammenhang im mindesten leidet 
und die Handlung der Ilias im geringsten tangirt wird. Etwas fester 
sitzen schon Zivelov ἀριστεία und Πρεσβεία, die wenigstens ihre nächste 
Umgebung in Mitleidenschaft gezogen haben, die Wirkung der Πρεσβεία 
reicht sogar noch weiter; mit Rücksicht auf sie ist das ΠῚ an mehreren 
Stellen interpolirt und ins 7' eine recht umfangreiche Episode, die IMn- 
vıdog ἀπόρρησις, eingelegt worden. Aber eigentlich massgebend für die 
Entwickelung ist nur die Einordnung der vier älteren Einzellieder gewesen. 
Am einschneidendsten war die Einfügung der Τειχομαχία. Sie hat die 
Verlegung der Nacht und eine völlige Umgestaltung der beiden Schlacht- 
tage verursacht und ihre Wirkungen lassen sich rückwärts bis zum H, 
vorwärts bis zum N, verfolgen. Für die erste Hälfte der Ilias ist dann 
die Eingliederung der Sıourdovg ἀριστεία sehr bedeutungsvoll geworden, 
die direct bis zum _/ weiterwirkt, aber auch in den späteren Büchern 
einzelne Interpolationen veranlasst hat. Nicht ganz so eingreifend war 
die Einschaltung der Πάριδος χαὶ Mevaldov μονομαχία, deren Wir- 
kung nur bis / reicht. Wie gewaltig endlich die Umgestaltung war, 
die in der zweiten Hälfte durch die Angliederung der“Exrogog ἀναίρεσις 
veranlasst worden ist, haben wir schon bei der Analyse feststellen können, 
Einlagen und Die Verbindung dieser neun Gedichte zu einem poetischen Ganzen 
MerimeBRnEeN. 24 für die Entstehung unserer Ilias der weitaus wichtigste Faktor, aber 
bei weitem nicht der einzige. Fast alle diese Dichtungen sind, sei es als 
sie noch ein Einzeldasein führten, sei es als sie schon mit einander ver- 
bunden waren, durch Einlagen und Fortsetzungen erweitert worden. Von 


Faktoren der Entwickelung. 373 


solchen lassen sich drei Kategorien unterscheiden. Die erste umfasst die 
rein poetischen Weiterbildungen und stellt gleichsam die spontane Ent- 
wickelung dar, indem entweder Vorgänge, die der erste Dichter nicht 
weiter ausgeführt hat, mit einem gewissen epigonenhaften Behagen 
erzählt und ausgemalt oder in eine Episode des alten Gedichts neue 
pikante Motive eingeführt oder auch einfach neue Episoden erfunden 
werden. Dahin gehören die Erzählungen von Briseis Heimführung, der 
Schiffskatalog, die Göttersceenen im 4 und E, die Ὁπλοσποιία, die "Ex- 
τορος χαὶ Avdgoudyng ὁμιλία, und die bereits S. 248 aufgezählten Fort- 
setzungen der Ἕχτορος ἀγαίρεσις, also die Schleifung des Hektor, 
die Bestattung des Patroklos, die 494 ἐπὶ Πατρόκλῳ, die “Ἔχτορος 
λύτρα. 

Die zweite Kategorie trägt einen mehr tendenziösen Charakter; die zu 
ihr gehörigen Einlagen bezwecken die Verherrlichung bestimmter Helden, 
die entweder in der Urilias überhaupt noch nicht vorkamen oder wenig- 
stens dort keine besonders hervorragende Rolle spielten. Diese Tendenz 
ist eine sehr weitgreifende. Schon in den Einzelliedern, wie der Sıoun- 
dovg ἀρισταία und der Αἰνείου ἀριστεία, macht sie sich geltend. 
Von kleineren Zusätzen gehören vor allem die Sarpedonepisoden des E 
und II und die Begegnung des Glaukos und Diomedes im Z hierher. 
‚An einzelnen Stellen aber hat diese Tendenz zu Aenderungen des Urtextes 
geführt, die, wenn wir es stark ausdrücken wollen, fast an Fälschung grenzen. 
So wenn die Ehre den Agamemnon zu verwunden dem Hektor genommen 
und auf den Antenoriden Koon übertragen wird; wenn statt Meriones 
Eurypylos den Anstoss zu Patroklos Bitte giebt, und statt Automedon 
Antilochos dem Achilleus die Kunde vom Tode seines Freundes bringt. 
Dass ebenso auch Antipathien mitspielten, zeigt vielleicht das Beispiel des 
Paris (5. oben S. 205. S. 257). 

Die dritte Kategorie umfasst die Zusätze redactioneller Art; diese sind 
theils bestimmt, die Einzellieder möglichst organisch mit der Urilias zu 
verbinden, theils die relativ einfache Handlung dieses alten Epos zu einer 
grossen und kunstvoll complieirten Composition auszugestalten. Dem 
ersten Zwecke dient z. B. die Ogxlwv σύγχυσις, dem zweiten die Jıög 
ἀπάτη. Innerhalb dieser Kategorie bewegt sich vor allem die Thätigkeit 
des Redactors oder richtiger der Redactoren, von denen mindestens der 
eine ein Dichter von grossem Können und eminentem Compositionstalent 
war, Aus seinem Arsenal stammen die besten Waffen, mit denen auch 


neuer Helden. 


Redaction. 


Thätigkeit der 


Aoeden. 


Methode der 
Untersuchung. 


374 Entwiekelungsgeschichte der Ilias, 


geschmackvolle und gelehrte Männer für die Einheit der Ilias gekämpft 
haben. | 

Neben diesen centripetalen Kräften mögen aber auch centrifugale 
thätig gewesen sein. Aus den grösseren Gedichten, Urilias und” Exrogos 
ἀναίρεσις, liessen sich einzelne Episoden herausgreifen und zu selbst- 
ständigen Gedichten ausbauen. Kein Zweifel, dass das von den Aoeden 
öfters geschehen ist. Und diese Neubildungen konnte der Redactor auf- 
greifen und statt oder neben des Alten in seine Ilias aufnehmen. So wäre 
es möglich, dass bereits ein Aoede den ersten Zweikampf des Hektor und 
Aias, wie ihn die Urilias am Morgen des ersten Schlachttages erzählte,!) 
zu einer Bestimmungsmensur nach dem Muster der Πάριδος χαὶ Meve- 
λάου μονομαχία umgewandelt hätte?), die, anfänglich zum Einzelvortrag 
bestimmt, dann in unsere Ilias eingedrungen ist. Die Aoedenversion von 
Aias auf dem Schiff lesen wir heute neben der alten Fassung der Urilias 
(S. 144). 

In welcher Reihenfolge sich diese verschiedenen Prozesse vollzogen 
haben und in welcher Weise sie sich gegenseitig bedingen, das zu unter- 
suchen ist die Aufgabe dieses letzten Theils. Das allmähliche Eindringen 
neuer Helden in den troianischen Sagenkreis wird uns dabei einen guten 
Leitfaden abgeben, aber allein dürfen wir ihm uns doch nicht anvertrauen. 
Auch die Eigenart der einzelnen Gedichte haben wir zu prüfen, und beide 
Untersuchungsmethoden greifen so sehr in einander, dass sie sich bei der 
Darstellung nicht trennen lassen. Wir folgen also auch hier, ohne uns 
durch die Aufstellung eines festen Prineips Fesseln anzulegen, den Pfaden, 
die uns am meisten Vertrauen erwecken. Doch empfiehlt es sich, erst 
diejenigen Theile zu betrachten, deren Kern die Urilias bildet, also 
d— 193, dann erst die "Exrogog ἀναίρεσις mit ihren Einlagen und 
Fortsetzungen. | 


1) S. oben ὃ. 173. 
2) 8. 114. 


u ΑΝ Al a a ΣΝ 


εὐ Zu 


ΣΎ Da Fa 


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a LE u 


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BR 


ἀν 


μὰ ἀν οἱ u A ei 


Das Parislied. 375 


Die beiden ältesten Einzellieder, 


Die Πάριδος καὶ Meveicov μονομαχέα, deren älteste Fassung sich, 
wie 8. 206 gezeigt ist, auf I 15—24. 27—55. 58—65. 67—102. 111— 
115. 314—318. 320—386.!1) 390—395. 421—447 beschränkt, treten nur 
Helden auf, die auch die Urilias kennt, die Atriden und Odysseus auf 
griechischer, Paris und Hektor auf troischer Seite. Aber doch besteht 
zwischen beiden Gedichten ein wesentlicher Unterschied. Aphrodite, die 
wenigstens in dem erhaltenen Theil der Urilias nicht vorkommt, spielt in 
diesem Einzellied eine bedeutende Rolle. Sie greift entscheidend in den 
Gang der Ereignisse ein; sie ist die Schutzgöttin des Paris und trägt ihn, 
als er in höchster Gefahr schwebt, vom Schlachtfeld weg. Auch nimmt 
sie, als sie an die Helena herantritt, menschliche Gestalt an, allerdings 
noch nicht die einer bestimmten Sagenfigur, sondern einer beliebigen alten 
Dienerin 386, allein schon die Verwandlung an sich widerspricht den Prinei- 
pien der Urilias (s. oben S. 353). Ohne Zweifel befinden wir uns also hier 
schon in einer etwas späteren Epoche. Auch das Charakterbild des Paris 
ist wesentlich verändert. Er ist weit mehr der schöne Mann als der 
starke Held; und mit seiner Kühnheit und Tapferkeit ist es nicht zum 
besten bestellt. Helena aber heisst hier zum ersten Mal Tochter des 
Zeus 426. 

In der Jıoundovg ἀριστεία 3) aber ist das Bild gänzlich verändert. 
Eine Menge neuer, der Urilias fremder Helden erscheinen auf dem Plan, 
darunter vor allem Diomedes und Pandaros, mit denen wir uns zunächst 
beschäftigen wollen. 

Dass Diomedes ursprünglich nicht in den troischen, sondern in den 
thebanischen Sagenkreis gehört, brauche ich hoffentlich nicht erst zu be- 
weisen, Der Dichter selbst verkündet es vernehmlich genug, denn zweimal 
lässt er Athene ihn auf seinen berühmten Vater Tydeus hinweisen 126. 
801. Dieser ist also damals schon ausgebildete Sagenfigur; und das gilt 
auch von seinem Sohn Diomedes.. Und auch aus dem Epos oder Einzel- 


1) Ueber die alte Fassung von 330—335 s. oben 9.53, über 358 S. 58. 
2) Ueber die älteste Fassung 5, $. 191. 


Das Parislied. 


Das Diomedes- 
lied. 


Diomedes, 


 Pandaros. 


Pedaios. 


Eurypylos. 


376 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


lied, das den Tydeus verherrlichte, wird uns wenigstens eine Episode erzählt 
800 ff. Mit Diomedes gehört Sthenelos untrennbar zusammen, wie jener 
der Sohn eines der Sieben, des Kapaneus 108. Die Sage von der Er- 
oberung Thebens durch die Epigonen lag den Ioniern ausserordentlich 
nahe; knüpft doch die Gründungslegende von Kun durch die Gestalt 
der Manto direct daran an.!) 

Auch der Lykier Pandaros liegt durchaus in dem engeren Gesichts- 
kreis der Ionier. Der Bogenschütze der Ilias ist ja nur ein Doppelgänger 
jener Figur, der wir auf Kreta, Rhodos, Kos und in Karien begegnen, des 
Vaters der schönen Töchter, die die Harpyien entführen, und des Vertrauten 
des Tantalos?). Der Verfasser der Sıoundovg ἀριστξεία ist der erste 
gewesen, der die Lykier den Troern zu Hülfe kommen liess; aber er ist 
natürlich noch weit von jenem Stadium entfernt, wo Lykien mit der Troas 
so verschmolzen wird, dass sogar die Hauptflüsse der beiden Landschaften 
als identisch betrachtet werden. Selbstverständlich bedeutet für ihn Lykien 
die Landschaft im Süden Kleinasiens, die den Ioniern nahe lag. Erst 
die Ὁρχίων σύγχυσις versetzt den Pandaros nach Zeleia. Sein Vater 
Lykaon ist doch wohl Eponym der Landschaft. Ob es Sagen von ihm gab, 
lässt sich nicht mehr erkennen. Wie hoch der Dichter diesen seinen neuen 
Helden einschätzt, zeigt sich darin, dass Aineias sich zu seinem Wagen- 
lenker herablässt. Er gilt ihm also für stärker als Aineias, da doch sonst 
dieser gleich selbst den Diomedes angreifen würde. 

Unter den übrigen Figuren ist die für unsere Erkenntniss der Ent- 
wiekelungsgeschichte sowohl der Ilias als der troischen Sage überhaupt 
indirekt wichtigste der Bastardsohn des Antenor, Pedaios 69. Doch steht 
er in so einem grossen Kreis verwandter Gestalten, dass diese ganze 
Gruppe eine besondere Untersuchung beansprucht, die in dem nächsten 
Capitel: Antenoriden gegeben werden soll. Hier mag nur noch bemerkt 
werden, dass Priamos in diesem Gedicht zum ersten Mal Ζαρδανέδης 
heisst 159, also den Eponymen des Volkes zum Vater erhalten hat. 

Weiter verdient der hier zum ersten Mal auftretende Eurypylos, der 
Sohn des Euaimon, Beachtung 76. Der Verfasser des Schiffskatalogs hat 
ihn B 736 zu einem Thessaler gestempelt, und doch nennt er selbst vorher 
677 Kos Εὐρυπύλοιο πόλιν. Ich zweifle nicht, dass der Eurypylos des E 


1) Schol. Apoll. I 308. 
2) S. Nekyia des Polygnot S. 13. S. 81 und L. Barnett Hermes XXXLI 638. 


Das Diomedeslied. 377 


- nieht nur dieselbe Figur wie der koische König, der später in der Herakles- 
‚sage eine Rolle spielt, und also auch mittelbar mit.dem Telephossohn Eury- 
pylos identisch ist!), sondern auch, dass er in diesem alten Einzellied noch 
als Koer gedacht ist. Er stammt aus demselben mythologischen Länderkreis 
_ wie Pandaros. Wie diese Figur in die verschiedensten Localsagen einge- 
- drungen ist, so hat sie auch in der Ilias Carriöre gemacht. Ein Dichter, 


Verherrlichung eine Episode eingelegt, durch die dieser Eurypylos den 
verwundeten Königen Agamemnon, Odysseus und Diomedes zugesellt 
wird. Er lässt ihn dem bedrängten Aias zu Hilfe kommen, von Paris 
. verwundet, von Patroklos gepflegt werden und im weiteren Verlauf der 
Handlung die Rolle spielen, die ursprünglich Meriones hatte (s. oben 
$. 147). Auch kennt ihn schon die Movouayia Ἕχτορος καὶ Αἴαντος 
als einen der vornehmsten Helden; mit Agamemnon und Odysseus, mit 
- den beiden Aias und den beiden Kreterfürsten, mit Diomedes und Thoas 
lässt sie ihn sich zum Zweikampf mit Hektor melden FH 167, und diese 
_ Stelle ist dann, wie bereits früher bemerkt), von dem Verfasser der K6log 
μάχη copirt worden © 265. Auch der Liste von Helden der Urilias, die 
sich am Morgen des ersten Schlachttages auszeichnen (8. S. 201), ist später 
sein Name beigefügt worden Z 36. 

Sonst könnte nur noch der Aitoler Periphas, der Sohn des Oche- 
sios, dem Ares die Ehre erweist ihn mit eigener Hand niederzustossen, 
842 Εἰ, eine echte Sagenfigur sein, von der wir aber sonst nichts wissen.?) 
Der Thraker Akamas, dessen Gestalt Ares annimmt 462, ist aus der Ur- 
ilias entlehnt (629, vgl. oben 5. 369). 

Alle übrigen Figuren sind freie Erfindungen des Verfassers, die 
Namen fast alle solche des täglichen Lebens, ohne mythischen Gehalt. 
Dabei lässt sich eine doppelte Eigenthümlichkeit des Dichters beobachten. 
Er liebt es, die Kinder seiner Phantasie eingehend zu charakterisiren und 
von ihren Eltern und ihren Talenten zu erzählen, und weiter die Helden 
paarweise zu gruppiren. Wir haben das schon 8. 192 zu der Stelle be- 

- merkt, wo er ein Stück Urilias verwerthet und durch Zusätze fortsetzt; 


1) 8. v. Wilamowitz Isyllos 48ff. 

2) S. oben . 166 A. 2. 

3) Nach Nikander (Schol. BT 2. ἃ. Stelle) ist er ein Enkel des Oineus, also 
Vetter des Diomedes. Anton. Lib. 2 rückt ihn eine Generation höher und macht 
ihn zum Sohn des Oineus. 


ΨΥ ΟΝ ΠΥ ΡῈ 


über dessen Zeit wir uns noch später verständigen müssen, hat zu seiner 


Periphas. 


Paarweise 
Gruppirung 


Einzelfiguren. 


Amphios, 


378 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


auf Agamemnon lässt er Menelaos, auf Idomeneus Meriones folgen, und 
dann kommen Meges und Eurypylos.. Von der liebevollen Schilderung 
der diesen Griechen unterliegenden Troianer ist auch schon Κ, 193 aus- 
führlich gehandelt worden. Diese Methode zieht sich durch das ganze 
Gedicht hin. Gleich zuerst kämpft Diomedes mit einem Brüderpaar Phe- 
geus und Idaios, den Söhnen des Dares, der ein Priester des Hephaistos 
ist. Der eine wird erschlagen, der andere durch Hephaistos gerettet 9— 
26. Später finden wir gleich vier Brüderpaare hinter einander, Astynoos 
und Hypeiron, Abas und Polyidos, die Söhne des Traumdeuters Eury- 
damas, Xanthos und Thoon, die Söhne des Phainops, endlich zwei neue 
Priamiden Echemmon und Chromios 144 ff. Ebenso tödtet Hektor 607 ff. 
zwei Griechen Menesthes und Anchialos. Diese paarweise Gruppirung 
hängt damit zusammen, dass in dem Gedicht die Helden nicht wie in 
der Urilias und der Πάριδος καὶ Mevelaov μονομαχία den Wagen 
verlassen, sondern von ihm herabkämpfen.!) Darum nimmt auch Aineias 
den Pandaros auf seinen Wagen, als dieser als Hoplit kämpfen soll. 
Auch hierin zeigt die Jıoufdovg ἀριστεία andere Culturzustände 
als die beiden älteren Gedichte, indessen wahrscheinlich nur solche von 
localer oder vorübergehender Bedeutung; denn in jüngeren Schichten be- 
gegnet wiederholt wieder die alte mykenische Kampfesweise, bei der der 
Hoplit seinen Wagen verlässt, sobald er den Gegner erblickt, und dass 
dies nicht etwa Archaismus ist, kann die Parallelerscheinung auf den 
korinthischen Vasen lehren, wo der Ritter, gleich den alten Dragonern, 
beim Zweikampf vom Pferde steigt. 

Selbstverständlich aber ist der Dichter nicht so geschmacklos nur Krie- 
gerpaare auftreten zu lassen. Hektor tödtet V. 705 ff. auch eine ganze Reihe 
von einzelnen Kämpfern, Teuthras, Orestes, den Aitoler Trechos, Oino- 
maos, Helenos, des Oinops Sohn, und Oresbios, von denen der Dichter 
den letzten nach seiner Gepflogenheit wieder etwas näher charakterisirt. 
Agamemnon erschlägt den Deikoon, den Sohn des Pergasos, den die Troer 
so hoch wie die Söhne ihres Königs ehren 534ff, und Aias den reichen 
Amphios, des Selagos Sohn, aus Paisos 612ff. Diesen Amphios hat der 


1) 5. Niese die Entwickelung der homerischen Poesie $S. 120. Sehr cha- 
rakteristisch unterscheidet sich in dieser Beziehung das in das Gedicht später 
eingesetzte Stück Urilias (5. 184) nebst seiner jungen Fortsetzung 541—589 (S. 188). 
Da kämpfen die Söhne des Diokles beide zu Fuss und der Paphlagonierfürst Pylai- 
menes ist von seinem Wagen abgesprungen. 


ον ia 


a a A  ΣΒΥΥΥΣ τ u u "a Ze 


RE = 


A a a 


N ... Sie 


Ὁ ΥΞΡ  Ψ'  αν 


Das Diomedeslied. 379 


Dichter, der die Diomedesepisode des 7 310— 400 eingelegt hat, zu einem 
Bruder des Adrast gemacht, der in der Urilias bereits 640 ff. von Menelaos 
erschlagen wird, ohne dass wir dort von seinem Geschlecht etwas erfahren 
(5. 368). Beiden hat er einen Seher Merops aus Perkote zum Vater gegeben, 
der die Söhne nicht in den Krieg ziehen lassen will, weil er ihren Tod vor- 
aussieht; ein Motiv, das offenbar als contrastirendes Gegenstück zu E 150 
erfunden ist, wo der Traumdeuter Eurydamas (s. S. 378) das Schicksal seiner 
Söhne nicht voraussieht. Die Stelle des 7 ist dann im Troerkatalog 
benutzt B 830, wo auch allein die Namen der Meropssöhne erhalten 
sind, während der betreffende Vers des _/ in unseren Handschriften 
ausgefallen ist.!) Usener?), der die Verbindung der beiden Helden, wenn 
auch vielleicht nicht als Brüder, für ursprünglich hält, glaubt in ihnen 
zwei Gestalten des thebanischen Sagenkreises, Adrast und Amphiaraos, 
wieder zu erkennen. Nun ist es ja, wie wir oben gesehen haben, zweifel- 
los, dass der Dichter der Jıoundovg ἀριστεία ein thebanisches Helden- 
lied gekannt hat, in dem immerhin so gut wie Tydeus auch schon Adrast 
und Amphiaraos vorgekommen sein mögen. Aber bei seiner Vorliebe 
für paarweise Gruppirung hätte er doch gewiss nicht unterlassen, auch 
den Adrastos auftreten zu lassen, wenn er von einer Verbindung dieser 


Figur mit Amphios etwas gewusst hätte. Die Analyse der Ilias ist also 


Useners verwegener Hypothese mit nichten günstig, und wenn dieser For- 
scher von dem Axiom ausgeht, dass der Name Adrastos zu der Rolle, 
die ihm die Sage zugedacht habe, nicht passe, und aus der Stelle des Z 
den Schluss zieht, dass auch der argivische Adrast vor Theben gefallen 
sei, so zeigt dieser Fall nur, wie bedenklich es ist, bei mythologischen 
Untersuchungen von der wirklichen oder vermeintlichen Etymologie der 
Namen auszugehen. Und warum sollte denn übrigens ein starker Held 
wie der argivische Adrast nicht der „Unentrinnbare“ oder, wie der Name 
mit Bechtel richtiger zu verstehen sein wird, der „Nicht Fliehende“3) ge- 
heissen haben? Dass nach dem Aischyleischen zig or’ ὠνόμαζεν ὧδ᾽ 
ἐς τὸ σπτᾶν ἐτητύμως ein jeder Heros in seinem Namen das ihm prädesti- 
nirte Schicksal mit sich tragen sollte, trifft doch wirklich nicht immer zu. 
Weitere neue Troianerhelden sind Skamandrios, der Sohn des Strophios, 


1) v. Wilamowitz Isyllos S. 52 A. 20. 

2) Der Stoff des griechischen Epos (Sitz. Ber. ἃ. Wien. Akad. CXXXVII 
1897) 5, 37; vgl. auch Bethe Theban. Heldenl. 65 ff. 

3) Vgl. ᾿2“δεέκαντος, "Adeıoros, "Arosoros, ’Ap6ßnros, ’Argdunros. 


Homonymien. 


Die Götter. 


380 Entwieckelungsgeschichte der Dias. 


ein grosser Jäger 49 ff, Phereklos, der offenbar als Gegenstück zu dem 
Phaistos der Urilias gedacht ist (S. 370), denn sein Vater heisst Tekton, 
sein Grossvater Harmonides und er selbst hat dem Paris die Schiffe 
gezimmert 59ff., endlich Hypsenor der Sohn des Skamander-Priesters 
Dolopion 77 ff. 

Die meisten der aufgezählten Namen sind rühmende Bezeichnungen 
ihres Trägers, wie sie auch im gewöhnlichen Leben üblich waren. Dass 
der Sohn eines Traumdeuters Polyidos!) heisst, ist natürlich Absicht. Aber 
wenn wir unter den Griechen einen - Teuthras, unter den Troern einen 
Abas finden, so zeigt das, dass der Verfasser nicht sehr wählerisch war, 
sondern die Namen hernahm, wo er sie fand. Einige kehren auch sonst 
in der Ilias wieder, ein Hypsenor in der Urilias 1428 (S. 364) aber dort als 
Achäer, zwei verschiedene Thoon ebenda (s. S. 368) ein Menesthios ebenda 
(s. S. 363) als Held aus Arne und in der Interpolation der Patroklie 
II 173 als Myrmidone und Unterfeldherr des Achilleus, ein Astynoos in 
der Ueberarbeitung des Schiffskampfes Ὁ 455 als Wagenlenker des Poly- 
damas, ein Orestes in der Teichomachie M 193 als Troer, ein Periphas in 
der Interpolation des Kampfes um Patroklos als Herold des Anchises P 
323, ein Phainops sogar zweimal ebenda, als Vater des Phorkys P 312 
und als Freund des Hektor 584, ein Oinomaos, aber als Troer, in der ’Ido- 
μενέως ἀριστεία N 506 (auch M 140). Dagegen ist Polyidos N 662 in 
dem Zusatzstück des Schiffskampfes wohl schon der berühmte korinthische 
Seher der kretischen Sage. Bei der Charakterlosigkeit der Namen ist jedoch 
weder Benutzung der älteren noch Abhängigkeit der jüngeren Gedichte 
wahrscheinlich oder wenigstens beweisbar. Wohl aber könnte man die 
Frage aufwerfen, ob nicht einige dieser Figuren historische Persönlichkeiten 
oder mit Rücksicht auf solche eingeführt sind. Namentlich ist diese An- 
nahme bei dem Hephaistospriester Dares sehr verführerisch. Wir kommen 
im nächsten Kapitel darauf zurück. 

Auch die Götterwelt ist eine andere geworden. Zum ersten Male 
finden wir Athene auf dem Schlachtfeld, wenn auch nicht selbst in 
kriegerischer Rüstung oder mitkämpfend, so doch häufig energisch ein- 
greifend und sogar einmal dem Lanzenstoss des Diomedes durch Nach- 
drücken noch stärkere Kraft gebend. Als ihr ständiger Widerpart er- 
scheint Ares, hier zum ersten Male ein entschiedener Parteigänger der 


1) S. Fick-Bechtel Griechische Personennamen 427. 


EEE, 


Das Diomedeslied. 381 


Troianer, und als sein weibliches Correlat wird die Enyo eingeführt E 592. 
Auch heisst er hier zum ersten Male Sohn des Zeus und der Hera 
892.1) Apollon hingegen spielt nur seine alte Rolle aus der Urilias weiter. 
Wie dort den Hektor so rettet er hier den Aineias. Ob divser schon 
in der ältesten Fassung Sohn der Aphrodite war, erscheint fraglich, da 
V. 248 wohl erst zugleich mit der Kyprisepisode eingesetzt ist ($. 183) 
und sich die secundäre Rolle, die er neben Pandaros spielt, mit seiner . 
göttlichen Abstammung im Grunde schlecht verträgt. Ares nimmt, als 
er Hektor die Standrede hält, die Gestalt eines Bundesgenossen an; 
Apollon und Athene aber verkehren in ihrer göttlichen Gestalt mit den 
Sterblichen. V.10 ist die älteste Stelle der griechischen Litteratur, in 
welcher des Hephaistos Erwähnung geschieht. Dass er schon zu den 
Olympiern gehört, lässt sich aus ihr nicht entnehmen; hat doch auch der 
Flussgott Skamandros in dem Gesang seinen eigenen Priester 77. Aber 
für Hephaistoscult ist die Stelle allerdings beweisend, was ja auch bei den 
mannichfachen Beziehungen zwischen der Troas und Lemnos nicht Wun- 
der nehmen kann. Auch Artemis 51 begegnet hier zum ersten Mal, 
aber ohne an der Handlung betheiligt zu sein, wie sie ja es selbst in 
dem letzten Stadium der Ilias kaum ist. Selbstverständlich hat sie auch 
schon der Dichter der Urilias gekannt, aber sie zu erwähnen hatte er 
keinen Anlass. Das Gleiche wird für Paeeon anzunehmen sein 899. Hebe 
aber ist deutlich als personificirte Abstraction gedacht 905. 


1) Vgl. oben S. 350. 


Stammbaum. 


Akamas und 
Agenor in der 
Urilias. 


Agenor als 
Antenoride. 


382 Entwickelungsgeschichte der Dias. 


Die Antenoriden. 


Wer die heutige Ilias auf einem Sitz durchliest, wird erstaunen, in 
den verschiedenen Partien immer wieder einem oder mehreren Söhnen des 
Antenor zu begegnen, und zwar immer wieder anderen. Sie spielen nur 
selten eine besonders bedeutende Rolle, aber sie sind nun einmal da, 
und gerne werden sie und wird namentlich ihr Vater Antenor mit rühmen- 
den Prädikaten bedacht. Wenn man, was eigentlich unstatthaft ist, alle 


diese Stellen mit einander combinirt, so erhält man folgendes Stemma: 


Antenor 
mit der Theano 


Koon. Iphidamas. Agenor. Akamas. Archilochos. Polybos. Helikaon. Laodokos. Laodamas. Demoleon. 


Echeklos. 
mit einer Concubine 
Pedaios, 


also zehn echtbürtige Söhne, ein Bastard, ein Enkel, jedesfalls ein zahl- 
reiches Geschlecht. 

Sehen wir uns nun die Stellen, an denen diese Antenoriden auf- 
treten, näher an, so ergiebt sich Folgendes. In der Urilias wird 1725 
ein Troer Akamas von Meriones getödtet. In demselben Gedicht 528 
tödtet gleich am Anfang ein Troer Agenor den Abantenführer Elephenor 
und wird gegen Ende 2108 der Sohn eines Agenor, vielleicht desselben, 
Echeklos von Achilleus erschlagen. Aber weder Agenor noch Akamas 
wird als Sohn des Antenor eingeführt. Agenor wird als μεγάϑυμος ge- 
rühmt, Akamas erhält überhaupt kein Beiwort. Ueber ihr Geschlecht er- 
fahren wir nicht das Mindeste. Die Namen sind ganz allgemein und 
besagen gar nichts. Die Figuren können ganz wohl frei vom Dichter 
erfunden sein. 

Ein Agenor tritt dann wieder in der Ἕχτορος ἀναίρεσις auf und 
spielt dort eine sehr ehrenvolle Rolle ® 544ff. Als Achilleus auf die 
Stadt zustürmt und diese in Gefahr ist, von den Achäern genommen zu 
werden, da ist Agenor der einzige, der, von Apollon angespornt, dem 
Peliden entgegenzutreten wagt und den Kampf mit ihm, wenn auch 
nicht mit Erfolg, so doch mit allen Ehren besteht, bis ihn Apollon ent- 


᾿ Die Antenoriden. 383 


rückt und seine Gestalt annehmend den Achill zu zeitraubender und 
nutzloser Verfolgung verführt. Dieser Agenor ist ein Sohn des Antenor, 
und in rühmenden Ausdrücken über beide kann sich der Dichter kaum 
genug thun: 545. ᾿“γήνορα δῖον... φῶτ᾽ "Avrivogog υἱὸν ἀμύμονά 
τὲ χρατερόν τε, 579 ᾿Αντήνορος υἱὸς ἀγαυοῦ, δῖος Ayıvog, 595 4γή- 
γορος ἀντιϑέοιο. Wenn, was höchst wahrscheinlich ist, der Dichter diesen 
Namen oder richtiger die Figur jenem ersten Kampf des ältesten Epos ent- 
nommen hat, müssen wir also sagen, dass der Agenor der Urilias in der 
Ἕχτορος ἀναίρεσις zu einem Antenoriden gemacht worden ist. Für die 
jüngeren Dichter ist nun dieser Antenoride Agenor eine ganz feststehende 
Figur. In der Sarpedonepisode der Patroklie erscheint er neben Polydamas!), 
Hektor und Aineias II 535, also den vornehmsten Troerhelden, ebenso in 
der ᾿Ιδομενέως ἀριστεία N 490 neben Deiphobos und Paris, in der 
Umdichtung von Hektors Verwundung ἐΞ 425 neben Polydamas, Aineias, 
Sarpedon und Glaukos, in der Teichomachie M 93 als Abtheilungsführer 
neben Paris und Alkathoos, dem Schwager des Aineias, in der Menelaos- 


episode des N verbindet er den verwundeten Helenos 598, in der sehr 


späten Metzelscene O 340 tödtet er den Klonios, in dem eingelegten Prooe- 
mium des 4 57f. tritt er abermals neben Hektor, Polydamas und Aineias 
auf und ist von zwei Brüdern Polybos und Akamas begleitet (siehe 
unten). Dass bei Ilions Fall Agenor der letzte ist, der den Priamos verthei- 
digt und dass er dann von Neoptolemos erschlagen wird, liegt zwar aus- 
serhalb des Rahmens dieser Untersuchungen, mag aber doch erwähnt 
werden, 

Aehnlich, wenn auch nicht ganz so glänzend, entwickelt sich Aka- 
mas. In der Umdichtung von Hektors Verwundung tödtet er den Boeoter 
Promachos & 476ff. Der Dichter giebt ihm hier noch einen Bruder Arche- 
lochos 464, der vorher von Aias getödtet wird und dessen Leiche Akamas 
vertheidigt. Auch erhält wieder das Geschlecht der Antenoriden seinen 
Lobspruch, sogar aus Feindesmund: οὐ μέν μοι χαχὸς εἴδεται οὐδὲ 
χαχῶν ἔξ, ἀλλὰ κασίγνητος ᾿Αντήνορος ἱπποδάμοιο, ἢ πτάϊς" αὐτῷ γάρ 
da φυὴν ἄγχιστα ἔοιχεν sagt Aias 472 Ε΄ von dem gefallenen Archelochos. 
Da nun auch Agenor kurz vorher erwähnt ist, so kennt dies Gedicht 
drei Antenoriden, Agenor, Akamas, Archelochos. Diese drei werden denn 
auch, ohne Zweifel mit Rücksicht auf die eben besprochene Stelle des 


1) Ueber diesen 8, das nächste Capitel. 


Akamas und 
Archelochos. 


Polybos. 


Demoleon. 


Iphidamas und 


Koon. 


Re. 
384 Entwickelungsgeschichte der Ilias. . ἢ «ὦ 
3, in der Teichomachie unter den Abtheilungsführern aufgezählt 93. 100, 
und zwei von ihnen, Archelochos und Akamas, hat der Verfasser des 
Troerkatalogs aus dem M oder 5 übernommen (B 823), während er die 
übrigen Antenoriden ignorirt. Statt des Archelochos improvisirt das Pro- 
oemium des _7 einen Polybos 59. 

Auch die Ἕχτορος ἀναίρεσις giebt dem Agenor einen Bruder Demo- 
leon, der von Achilleus getödtet wird und den der Dichter nicht unter- 
lässt als ἐσθλὸν ἀλεξητῆρα μάχης zu rühmen Y 395ff. 

Wenn diese beiden Entwicklungsreihen in ihren Anfängen an Stellen 
der Urilias anknüpfen, so liegt in Iphidamas und Koon 7 218—263 
eine völlige Neubildung vor. Iphidamas, der Sohn des Antenor und der 
Theano, der wackere und grosse, ist bei seinem Grossvater Kisses in 
Thrakien aufgewachsen und von diesem mit einer jüngeren Schwester 
seiner Mutter vermählt worden. Mit zwölf Schiffen ist er zur Ver- 
theidigung seiner Vaterstadt herbeigeeilt. Er stellt sich dem Agamemnon 
entgegen, wird aber von diesem erschlagen. Seinen Tod rächt sein Bruder 
Koon, der älteste der Antenoriden, doıdelnerog ἀνδρῶν, und ihm gelingt 
es den Agamemnon zu verwunden, so dass dieser nachher das Schlacht- 
feld verlassen muss, aber auch er selbst wird von dem Griechenführer er- 
schlagen. Besonders feierlich wird diese Episode eingeleitet: 

ἔστιετε νῦν μοι, Modocı Ὀλύμπια δώματ᾽ ἔχουσαι, 
ὅστις δὴ πρῶτος “Ζ2κχαμέμνονος ἀντίος NAFer!). 

Nun haben wir oben gesehen, dass in der Urilias nicht Koon, son- 
dern Hektor es war, der den Agamemnon kampfunfähig machte. Der 
Aenderung muss eine ganz bestimmte Tendenz zu Grunde liegen, und 
diese kann nur die Verherrlichung des Antenoridengeschlechtes gewesen 
sein. Möglich, dass die V. 218—263 ursprünglich nur als Dublette zu 
der alten Fassung der Urilias gedichtet und auch als kleines Einzellied 
vorgetragen worden sind. Jedesfalls muss das aber relativ früh geschehen 
sein, da der Dichter den Iphidamas noch den mykenischen Lederkoller 
tragen lässt, der sich sonst nur noch in der Ἕχτορος ἀναίρεσις und der 
Ὁρχίων σύγχυσις nachweisen lässt. Dasselbe lehrt die Sprache; denn 
wenn wir oben 8. 155 in dem fraglichen Abschnitte wenigstens einen 
festen Ionismus, die Vernachlässigung des Digamma in re” ’Ipıdduavrı 


1) In der Urilias kommen diese später formelhaft gewordenen Verse nur 
einmal beim Brand der Flotte vor (s. 5. 350). 


re. ee 


| 3 ᾿ Die Antenoriden. ξ 385 


261 aufweisen zu können geglaubt haben, so war das ein Versehen, da 
sich dieser Anstoss durch die schon von Bentley vorgeschlagene Schreibung 
τοῦ δ᾽ ἐπὶ ξιφιδάμαντι, mühelos entfernen lässt. Trotzdem bleibt es, 
auch nachdem die sprachlichen Argumente weggefallen sind, dabei, dass 
die Episode nicht zur Urilias gehört haben kann; denn die Κα, 156ff. ent- 
wiekelten Widersprüche mit diesem Gedicht sind an und für sich schon 
beweiskräftig genug. Es stellt sich also jetzt heraus, dass der Abschnitt 
ursprünglich sehr wohl in äolischem Dialect gedichtet gewesen sein kann. 
Er wird zeitlich der Meveiaov χαὶ Πάριδος μονομαχία nicht fern 
stehen. Auch die Einfügung in die Urilias, die dann auch im Vorher- 
gehenden von V. 187 an einige starke Eingriffe verursacht hat, wird wohl 
schon in recht alter Zeit stattgefunden haben, wahrscheinlich schon vor 
Abfassung der Sıoundovg ἀριστεία, und damit kommen wir auf die Stelle 
zurück, die uns zu dieser Untersuchung über die Antenoriden den näch- 
sten Anlass gegeben hat. Wenn der Dichter der Sıoundovg ἀριστεία 
einen Bastardsohn des Antenor einführt (E 69ff., vgl. S. 376), den die 


 Theano aufzieht, ἴσα φίλοισι τέχεσσι χαριζομένη πόσεϊ ᾧ, so muss er 


auch bereits echtbürtige Antenoriden gekannt haben und Antenor und 
Theano müssen bereits bekannte Sagenfiguren gewesen sein. Nun könnten 
ja auch andere Theile der Urilias oder andere ältere Epen von ihnen be- 
richtet haben, aber schon die Koonepisode, in der ja Theano ausdrücklich 
genannt wird, ist für die Erfindung des Bastards Pedaios eine völlig ge- 
nügende Grundlage. 


Auch die Teichoskopie und die Ὁρχέων σύγχυσις haben jede ihren Helikaon und 


eigenen Antenoriden, jene den Helikaon, mit dem ehrenden Beiwort xgeiwr, 
der die schönste der Priamostöchter Laodike gefreit hat (T'123£.), diese 
den Laodokos, einen starken Lanzenkämpfer, dessen Gestalt Athene 
annimmt, als sie Pandaros zum Bruch des Vertrages verführt 7 86 ἢ, 

Endlich in einer Metzelscene, die in den Schiffskampf eingelegt ist, 
tödtet Aias den Laodamas, ἡγεμόνα πρυλέων, Avyrivogog ἀγλαὸν υἱόν 
0 516. Ἴ 

Antenor selbst tritt nur in der Teichoskopie I'148. 203ff. und in 
dem Zusatzstück Η 347ff. auf. Das eine Mal erzählt er von der Ge- 
sandtschaft, die Helenas Auslieferung verlangt hat. Das zweite Mal 
plädirt er für diese Auslieferung. Die erste Stelle nimmt auf ein ver- 
lornes Epos Bezug, das die vor der Ilias liegenden Ereignisse behandelt 


haben muss, die zweite stammt entweder selbst aus diesem Epos oder 
Robert, Studien zur Ilias, 25 


Laodokos, 


Laodamas. 


Antenor und 
Theano, 


Die jüngsten 
Bildungen. 


Herkunft der 
Antenoriden. 


386 ; Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


ist ihm nachgeahmt!). Als der gerechte unparteiische Rathgeber tritt An- 
tenor in den troischen Sagenkreis ein, doch bleibt seine epische Rolle 
auf diese eine Episode beschränkt, wie denn weder er noch seine Söhne 
trotz allen Bemühungen der Homeriden jemals wirklich plastische Gestalten 
geworden sind. Theano kommt ausser an den beiden angeführten Stellen des 
E und 4 nur noch in der ganz späten Einlage des Z, dem Bittgang der 
Frauen zur Burggöttin, vor, wo sie zur Priesterin avaneirt ist. Ich vermuthe, 
dass sie diese Würde zuerst bei der Ausbildung der Sage vom Raub des 
Palladions erhalten hat. 

Die ausserhalb der Ilias fallende Weiterbildung’ des Antenoriden- 
stemmas ziehe ich nur heran, weil sie mit der Entwicklung innerhalb der 
llias eine gar so grosse Aehnlichkeit hat. Die Iliupersis schafft sich 
nämlich auch ihre Antenoriden, Glaukos und Eurymachos,?) den ersten 
vielleicht im. Anschluss an P 216, wo aber natürlich der Lykier gemeint 
ist. Diese beiden werden gerettet und die Stammväter grosser Ge- 
schlechter. Zu ihnen gesellt die locale Sage noch einen Hippolochos (Lysi- 
machos fr. 17 Radcke). Eine Tochter Krino kennen wir nur durch das 
Gemälde des Polygnot. Ferner wird das Geschlecht durch ‘die genealo- 
gisirende Sagenbildung mit dem des Priamos ebenso verknüpft wie das 
der Aeneaden bereits in der Interpolation der Aivelov ἀριστεία. Ver- 
schwägert mit den Priamiden sind die Antenoriden ja schon in der Teicho- 
skopie. Nun wird der Hiketaon, der I’ 147 neben Antenor unter den 
Geronten erscheint und Y 238 bereits zum Bruder des Priamos geworden 
ist, zum Vater des Antenor und damit seine Nachkommenschaft zu einer 
Nebenlinie der Priamiden gemacht. Eine spätere Version (Diet. IV 22) 
macht den B 793 und N 427 erwähnten Aisyetes zum Vater des Antenor. 

Wir haben hier also ein Geschlecht, das ohne eigentlichen mythi- 
schen Hintergrund parasitenartig in die Ilias und den troischen Sagen- 
kreis eindringt, ein Geschlecht, dessen Vertreter die ionischen Nachdichter 
überall anbringen wo sie können und dem sie gewaltigen Respect be- 
zeugen, ein Geschlecht, das sich zuletzt zu einem ganz griechenfreund- 
lichen entwickelt. Wo kommt es her, da es aus dem Mythos nicht stammt? 
Ich meine, wir müssen für die Antenoriden denselben Schluss ziehen, 


Kyprien hat doch wohl Bakchylides in seinen 4ornvogida: (XVII) benutzt. 
2) S. Diupersis des Polygnot 80. 


N 2 a di u ee en 


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F Σ- 
ὅδ 


Die Antenoriden. 387 


ein wirkliches Fürstengeschlecht, an dessen Hofe der Sänger und Dichter 
freundlich aufgenommen war und dessen Ahnherren zum Dank den troi- 
schen Helden zugesellt wurden. Möglich, dass manche von diesen wie 
Iphidamas und Koon, vielleicht auch Pedaios, nur Doppelgänger histori- 
scher Persönlichkeiten sind, die man in die Heroenzeit projieirt hat. Da 
man für die Aeneaden das gleiche annimmt, habe ich nicht nothwendig, 
diesen wie mir scheint zwingenden Schluss durch Hinweis auf andere 
Heldengedichte, namentlich die deutschen, zu stützen; bieten doch selbst 
Ariost und Tasso noch Parallelen. In der That können wir ja Anteno- 
riden sowohl in Kyrene als auf Kreta nachweisen.!) Und wenn Strabo 
XI 593 den Antenor mit den Seinen nach Thrakien flüchten lässt, so 
ist die Annahme wohl nicht so kühn, dass es auch dort Antenoriden- 
geschlechter gab, wahrscheinlich sogar recht alte, da der Dichter ja den 
Iphidamas in Thrakien aufwachsen lässt. Für Ionien können wir sie 
freilich nicht belegen, woraus aber noch lange nicht folgt, dass es dort 
keine gegeben habe. Sind doch auch die dort herrschenden Aeneaden 
nur erschlossen, nicht belegt. 

So scheiden sich die Helden der Ilias, wie der Sage überhaupt, in 
drei Classen, mythische, d.h. solche die auf einem besonderen Sagen- 
hintergrund stehen, historische und frei erfundene. Die zweite Classe ist 
wahrscheinlich grösser, als man gewöhnlich annimmt, nur sind ihre Ver- 
treter schwer zu erkennen, und in dieser Ueberzeugung haben wir oben S. 
380 die Möglichkeit historischer Realität auch für andere der Sıoundovs 
ἀριστεία eigenthümliche Figuren, wie den Hephaistospriester Dares, 
offen gelassen. 


1) S. Diupersis S. 80. 


25* 


Polydamas. 


388 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Die Τειχομαχία als Einzellied und die dort neu auf- 
tretenden Helden. 


Noch bedeutender als der Abstand zwischen der Πάριδος καὶ Meve- 
λάου μονομαχία und der Sıoundovg ἀριστεία ist der zwischen dieser 
und der Τειχομαχία. Wieder eine ganze Fülle neuer Gestalten, von 
denen wir zunächst die wichtigsten besprechen wollen. 


Die Panthoiden. 


Polydamas tritt M 60ff. als bekannte Sagenfigur auf. Seinen Rath, 
die Wagen am Graben zurückzulassen, befolgen die Troer bis auf Asios, 
der dafür gebührend gestraft wird. Als er aber nach dem Vogelzeichen 
den Rath giebt zurückzugehen, lehnt dies Hektor stolz ab. 

Wir haben bereits oben gesehen (S. 241), dass der Panthoide Poly- 
damas eine Schöpfung der "Exrogog ἀναίρεσις und dass er der ionische 
Doppelgänger des äolischen Helenos ist. Auch in der Erweiterung des Schiffs- 
kampfes tritt er auf, als Rather wie dort, und wenn er seine Rede mit den 
Worten N 726 Ἕχτορ, ἀμήχανος ἐσσὶ πταραρρητοῖσι τιϑέσϑαι beginnt, 
so setzt das zwar noch nicht unbedingt die ablehnende Rede des Hektor im 
M voraus — der Dichter könnte supponiren, dass Polydamas schon früher 
mit Hektor ähnliche Erfahrungen gemacht habe, wie später, als er im $ 
räth, zur Stadt zurückzukehren — aber die folgenden Worte setzen die 
Teichomachie voraus: N 737 Τρῶες δὲ μεγάϑυμοι, ἐπεὶ χατὰ τεῖχος 
ἔβησαν. Die Polydamas-Scene des N ist also jünger als das M und 
offenbar erst bei dessen Einfügung hinzugedichtet. Mithin ist das Ver- 
hältniss so, dass der Verfasser der Teichomachie die ἝἝχτορος ἀναίρεσις 
gekannt und aus ihr die Figur des Polydamas entnommen hat. Das wird 
durch die Thatsache bestätigt, dass die Verse 183—186 aus der "Exrogos 
ἀναίρεσις Y 397—400 beinah wörtlich entlehnt sind. Die angeführten 
Worte des Polydamas beziehen sich also in der That auf die Rüge des 
Hektor im M. Der Verfasser der Teichomachie kennt aber auch min- 
destens eine der späteren Einlagen der "Exrogog ἀναίρεσις, nämlich die 


ΨΥ ce. N er ee due 
rn 


Die Panthoiden. 389 


Asteropaios-Episode, denn er nennt den Asteropaios als einen der troiani- 
schen Heerführer am Graben 102. 

Aber allerdings ist Polydamas schon vor Abfassung des M in die 
Urilias eingedrungen. Denn wir finden ihn auch im & in der Um- 
diehtung von Hektors Verwundung, wo er nicht nur als erster unter denen 
genannt wird, die zum Schutz des Gestürzten herbeieilen 425, sondern auch 


der erste ist, der nach der ungünstigen Wendung der Schlacht wieder 


einen Achäer besiegt, den Prothoenor, des Areilykos Sohn, worauf er sich 
allerdings vor Aias zurückzieht (449—475). Es ist dies nämlich dieselbe 
Episode, in der der Antenoride Archelochos auftritt, und dass diesen das 
Ἢ dorther entlehnt hat, ist bereits oben gezeigt (S. 383f.). Die Ueber- 
arbeitung dieser Partie fällt also vor die Abfassung der T'sıyoueyia; deren 
Autor hätte also auch die Figur des Polydamas ebenso gut aus dem & 
entnehmen können, wie aus der "Exrogog ἀναίρεσις, jedoch erscheint er 
in jener Episode nicht als Berather, und da die Benutzung der "Exrogog 
ἀναίρεσις durch M auch anderweitig feststeht, bleibt es bei dem obigen 
Resultat, nur dass wir es vielleicht noch bestimmter formuliren werden, 
wenn wir sagen: die Rolle, die Polydamas im 5 und, wie sich gleich zeigen 
wird, auch im O und P spielt, war für den Dichter der Teichomachie die 
nächste Veranlassung, ihn auch schon beim Sturm auf die Mauer einzu- 
führen und hervortreten zu lassen. 

Für die Beurtheilung des Zustandes, in dem sich die Ilias zur Zeit der 
Abfassung des M befand, ist nun diese Erkenntniss von erheblicher 
Tragweite. Denn die Polydamasepisode hängt mit der Wegführung des 
ohnmächtigen Hektor zum Ufer des Xanthos unmittelbar zusammen. Diese 
bedingt wieder die Heilung durch Apollon im Ὁ und damit zugleich das 
Wiederauftreten des Hektor unter Führung des Gottes 220—327; ob auch 
die Jıög ἀπάτη, wird sich erst später entscheiden lassen. Weiter setzt 
der Name Xanthos die Einfügung der Sarpedonfigur in den Kreis der 
Ilias voraus. 


Ferner tritt Polydamas in der Erweiterung der Scene zwischen Aias Polydamas im 


und Hektors Kampf um das Schiff hervor. Sein Wagenlenker Kleitos, 
des Peisenor Sohn, wird ihm von Teukros erschossen, worauf er die 
Zügel dem Astynoos, dem Sohn des Protiaon, giebt O 445—457. Wir 
haben oben S. 141 gesehen, dass diese Einlage ein Stück Urilias ver- 
drängt hat. Der Fall liegt also ähnlich wie bei der Koonepisode des 4. 
Da nun Polydamas hier zu Wagen erscheint, also selbst dem Rath, den 


0. 


Polydamas in 


DU, 


Euphorbos. 


390 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


er im ΠΠ gegeben hat, scheinbar untreu wird, so folgt daraus, dass diese 
Substitution älter ist, als die Einfügung des M, und wahrscheinlich auch 
älter als dessen Abfassung. Nicht lange darauf tödtet er den Kyllenier 
Otos und wird vor dem Stoss des Meges durch Apollon bewahrt (518—522). 
Mithin ist Apollon auf dem Schlachfeld anwesend. Die Episode ist also 
durch die Scene, wo er mit der Aegis in der Hand dem Hektor voran- 
schreitet, bedingt; folglich ist auch sie für älter zu halten, als das M. In 
der eben erwähnten Scene des O erscheint Polydamas in einer summa- 
rischen Aufzählung als Ueberwinder des Mekisteus 339, in derselben kommt 
auch ein Gefährte des Menestheus, Arkesilaos, vor 829 ἔ,, und Menestheus 
selbst finden wir im M 331 als Commandanten eines Thurmes (vgl. unten). 
Auch diese Metzelscene dürfte also der Verfasser des /M schon vorgefunden 
haben. Nun fallen aber jene Kämpfe, in denen Polydamas den Otos tödtet, 
in die Lücke, die durch die Umstellung der Verse 592—718 (=U.I. 
1439—1494) nach 483 (= U. 1. 1546) entstanden ist (8. oben 8. 141£.). 
Auch diese Umstellung ist also älter als das M. Entweder also ist jene 
Heldenthat des Polydamas eingelegt, um die durch die Umstellung ent- 
standene Lücke auszufüllen oder, umgekehrt, die Umstellung ist vorgenom- 
men, um für das Auftreten des Polydamas Platz zu gewinnen. Dass letzteres 
zutrifft, werden wir später sehen. Wir dürfen es also schon jetzt aus- 
sprechen, dass damals der der Urilias angehörige Theil der Bücher N—O 
bereits erhebliche Erweiterungen und sehr eingreifende Umgestaltungen 
erfahren hatte. 

Dasselbe gilt aber auch von 1] und P. Im II wird Polydamas neben 
Agenor genannt 535. Im P 597 ff, wo um die Leiche des Patroklos ge- 
kämpft wird und Zeus den Ida in Wolken hüllend den Troern den Sieg 
giebt, ist er wieder der erste, der — noch früher als Hektor — einen Achäer, 
den Böoterfürsten Peneleos, verwundet und dadurch die Wendung der 
Schlacht herbeiführt. Das entspricht so genau der Rolle, die Polydamas 
im 5 449 ff. spielt, dass es starker Gegengründe bedürfte, wenn wir 
nicht hier denselben Dichter constatiren sollten, wie dort. 

Nun wird weiter im JI und P auch ein Bruder des Polydamas ein- 
geführt, gleichfalls eine neue, der Urilias unbekannte Figur, der junge 
und tapfere Euphorbos, den der Dichter mit ausserordentlicher Liebe 
zeichnet. Er vergleicht ihn mit einem jungen Oelbaum, den der Landmann 
mit Sorgfalt gross gezogen hat; da, als er gerade in Blüthen prangt, 
kommt der Sturmwind und stürzt ihn um (P 53—60). Sein Haar ist 


Die Panthoiden. 391 


hold wie das der Chariten und nach ionischer Sitte mit Goldspiralen ge- 
schmückt!) 52f., sein Nacken weich 49, aber doch ist dieser jugend- 
lich schöne Held der stärkste unter seinen Altersgenossen II 808, ja 
der beste der Troer P 80. Er ist Meister im Lauf, in der Lenkung des 
Streitwagens, im Speerwurf, und obgleich ein Neuling im Kriege, stösst 
er zwanzig Krieger von ihren Wagen II 809—812. Ihn identifieirt der 
Dichter mit dem namenlosen Dardaner der Urilias?), der dem Patroklos 
die erste Wunde beibringt (0. 1. 1827), und auf der Basis dieser Identifi- 
cation entwickelt sich dann die Scene im Anfang des P, wo Euphorbos 
dem Menelaos entgegentritt, die Waffen des gefallenen Patroklos begeh- 
rend, und nach tapferem Kampfe von ihm erschlagen wird. 


Ich meine, hier stossen wir wieder auf denselben Dichter, der Einführung der 
auch den Panthoiden Polydamas so sehr bevorzugt und also offenbar für πρλνδμθῤν ρου, 
die Panthoiden eine Vorliebe hat. Dann ist aber auch die Einfügung des 
Euphorbos älter als das M und gehört zu derselben Schicht, wie die oben 
eonstatirten Erweiterungen der Bücher N—II. Dies ist aber von den 
weittragendsten Folgen. Mit der Euphorbosepisode hängt die Spoliirung 
der Leiche des Patroklos untrennbar zusammen. Im Gegensatz zur Ur- 
ilias wird in beiden Scenen die Leiche des Patroklos als noch gerüstet 
gedacht und zwar mit dem ionischen Panzer. Derselbe Dichter also, der 
die Euphorbosepisode erfunden und die Bücher N—IT umgedichtet hat, ist 
es auch gewesen, der in der Urilias die ionischen Bronzewaffen eingeführt 
hat. Dies ist folglich noch vor der Angliederung der “Ἔχτορος ἀναίρεσις 
an die Urilias geschehen, wodurch sich die S. 251 aufgeworfene Frage 
beantwortet und zugleich der Eintritt des dort constatirten dritten Sta- 
diums, desjenigen, das zugleich den Waffentausch und die Bronzerüstung 
kennt, wenigstens relativ fixirt wird. Wir dürfen auch jetzt sagen, dass 
es zwar derselbe Dichter gewesen sein muss, der in der Rüstungsscene 
des II die Bronzerüstung eingeführt hat, hingegen ein anderer, der die 
Interpolationen in den Büchern S—X, soweit sie sich auf den Waffen- 
tausch beziehen, vorgenommen hat, womit wir einen gewaltigen Schritt 
vorwärts thun. Die Frage nach der Herkunft und dem Alter der 
Ὁπλοποιΐα aber muss vorläufig noch suspendirt bleiben. 


1) 8. Helbig Homer. Epos? 242ff. Studniezka Arch. Jahrb. XI 1896, 
276f. 284, 
2) Vgl. oben 8. 79f. 


Hyperenor. 


Herkunft der 
Panthoiden. 


392 Entwickelungsgeschichte der Tlias. 


Noch einen dritten Panthoiden lehrt uns die Rede des Menelaos 
P19ff. kennen, den Hyperenor. Diesen hat Menelaos vorher und zwar 
offenbar kurz vorher getödtet 24 fl. 

οὐδὲ μὲν οὐδὲ βίη Ὑπερήνορος ἱπποδάμοιο 

ἧς ἥβης ἀπόνηθϑ᾽, ὅτε u’ ὥνατο καὶ u’ ὑπέμεινεν 

χαί μ᾽ ἔφατ᾽ ἐν Δαναοῖσιν ἐλέγχιστον πολεμιστὴν 

ἔμμεναι" οὐδέ ἑ φημὶ πόδεσσί γε οἷσι χιόντα 

εὐφρῆναι ἄλοχόν ve φίλην κεδνούς τε τοχῆας. 
Worauf Euphorbos erwidert: „Ja, diesen meinen Bruder will ich rächen 
zum Trost seiner jungen Wittwe und meiner alten Eltern, des Panthoos 
und der Phrontis“. Der Tod des Hyperenor durch Menelaos ist aller- 
dings vorher 5 516 erzählt, aber ganz summarisch in einer resümirenden 
Aufzählung, und von Schmähreden dieses Panthoiden gegen Menelaos ist 
dort nichts zu lesen. Hier helfen weder die antiken noch die modernen 
Palliative, nicht die reticentia Homeri, nicht die Annahme eines ver- 
lorenen Einzelliedes; denn die Panthoiden sind eben jüngeren Da- 
tums, und erst der Verfasser der Ἕχτορος ἀναίρεσις und der älteste 
Erweiterer der Urilias haben sie introdueirt. Wir müssen einfach consta- 
tiren, dass dieser Zweikampf zwischen Menelaos und Hyperenor an einer 
früheren Stelle, etwa in der Menelaosepisode des Schiffskampfes (s. oben 
S. 116), von dem ältesten Erweiterer der Urilias erzählt war, dann aber 
einem späteren Redactor zum Opfer gefallen ist, der dieser Episode nur 
noch in jener summarischen Aufzählung am Schlusse des £ einiger- 
maassen Rechnung getragen hat. 

Dieser älteste Bearbeiter der Urilias kennt somit drei Panthoiden, 
Polydamas, Hyperenor und Euphorbos, den ersten als berühmten Kriegs- 
mann, der seinen Platz unmittelbar nach Hektor einnimmt, ja bis zu 
einem gewissen Grade mit ihm rivalisirt, den zweiten als einen eben ver- 
mählten jungen Mann, den dritten als Epheben. Das ist doch hand- 
greiflich eine einheitliche dichterische Erfindung, die Verdreifachung des 
einen Panthoiden der Ἕχτορος ἀναίρεσις. Wird dieser schon dort hoch 
gepriesen, so steigert sich sein Ruhm und der seiner Brüder in der ersten 
Ueberarbeitung der Urilias noch ganz gewaltig. Auch ihnen wie den 
Antenoriden ($. 383) klingt das Lob doppelt gewichtig aus Feindesmund, 
wenn Menelaos P 20 ff. sagt: 

οὔτ᾽ οὖν παρδάλιος τόσσον μένος οὔτε λέοντος 
οὔτε συὸς χάπρου ὀλοόφρονος, οὗ TE μέγιστος 


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Bd ii Le ed Ha. mie a. a u un Au 1 1 u A A Ka 


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Die Panthoiden. 393 


. ϑυμὸς. Evi στήϑεσσι περὶ σϑένεϊ βλεμεαίνει, 

ὅσσον Παγϑόου υἷες. ἐυμμελίαι φρονέουσιν. 

Ueberhaupt ist die Aehnlichkeit mit den Antenoriden, wie mich däucht, 
nicht zu verkennen und der Schluss kaum abzuweisen, dass es sich mit den 
Panthoiden genau so verhält, wie mit jenen. Auch die Panthoiden wer- 
den ein historisches Fürstengeschlecht gewesen sein, zu dessen Ruhm 
zuerst der Dichter der Ἕχτορος ἀναίρεσις den Polydamas eingeführt hat. 
Diesen hat dann der erste Erweiterer der Urilias übernommen, den klugen 
Seher zugleich zu einem tapferen Kriegshelden gemacht und ihm zwei mit 
zarter Liebe gezeichnete Brüder gegeben, möglicher Weise die mythischen 
Doppelgänger wirklicher Persönlichkeiten. Aus der "Exrogog ἀναίρεσις 
und der erweiterten Urilias entlehnt der Verfasser der Teichomachie seinen 
Polydamas, indem er ihn wie dort als Seher und zugleich wie hier als 
Krieger auftreten lässt, und an das IM hat endlich der letzte Redactor 
des N mit den Versen N 723 ff. angeknüpft. 

Den Vater Panthoos finden wir in der Teichoskopie unter den 
Demogeronten IT 146. Dass er als poetische Figur älter sein sollte als 
seine Söhne, ist wenig wahrscheinlich. Entweder also hat der Verfasser 
der Teichoskopie den Panthoiden in seiner Ilias bereits vorgefunden 
oder er;ist mit dem ersten Erweiterer der Urilias identisch. Darüber mehr 
im nächsten Capitel. Wie fein der Dichter schmeichelt, wenn er die 
Ahnfrau des Geschlechtes Phrontis nennt P 40, braucht kaum noch aus- 
drücklich bemerkt zu werden. 


Sarpedon. 


Panthoos und 
Phrontis. 


Wie sehr dieser lykische Held von dem Dichter der Teichomachie Seine Rolle in 


ausgezeichnet wird, haben wir bereits oben S. 151f. bei der Analyse dieses 
Einzelliedes gesehen. Er ist der erste, der in die Mauer Bresche legt, von 
Zeus, seinem göttlichen Vater, dazu angespornt, der ihn auch beschützt, als 
Aias und Teukros ihn bedrohen. Da nun in der Sarpedonepisode des II 
wiederholt auf diesen Mauerkampf Bezug genommen wird — 558 auf das 
Eindringen in die Mauer (M 438), 511 auf die Verwundung des Glaukos 
durch Teukros (M 387 ff.) — so scheint der Schluss unabweislich, das M 
älter ist als jene Einlage des II, und dann würde also nur noch zu unter- 
suchen sein, ob der Verfasser des M den Sarpedon aus der Erweiterung der 
Jıoundovg ἀριστεία entnommen (E 471ff. 628 ff.) oder ob er ihn selbst 


M, TuE. 


4 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


zuerst in den Kreis der Ilias eingeführt bat. Und auch hierüber würde 
die Entscheidung nicht fraglich sein; die Jugend jener Einlage des E 
wird schon durch die Figur des Herakliden Tlepolemos erwiesen, und die 
letzten Worte, die der verwundete Sarpedon spricht E 686ff. &srei οὐχ ἄρα 
μέλλον ἐγώ γε νοστήσας οἷχόνδε, φίλην ἐς πατρίδα γαῖαν, δὐφρα- 
γέειν ἄλοχόν ve φίλην καὶ νήπιον υἱόν verrathen doch deutlich genug, 
dass der Verfasser von dem Tod des Sarpedon vor Troia weiss, also die 
Sarpedonepisode des ΠῚ gelesen hat. Damit scheint die Priorität des M 
erwiesen, und also hätten wir zu constatiren, dass zuerst der Verfasser 
der Teichomachie den Sarpedon unter die troischen Helden aufgenom- 
men hat, 

So bündig dieser Schluss erscheint, er ist dennoch nicht richtig. Schon 
in einer Partie der erweiterten Urilias, die der Verfasser des M sicher ge- 
lesen hat, begegnen wir dem Sarpedon als längst eingebürgertem troischen 
Bundesgenossen, nämlich bei der Verwundung des Hektor 5 426 ($. 389) 
Und dieselbe Episode kennt auch bereits Xanthos als Doppelnamen für 
Skamandros 434, eine Uebertragung, die doch wohl die Einführung des Sar- 
pedon in den Kreis der Troer zur Voraussetzung hat. Diese fällt also 
schon vor die Abfassung des IM. Andererseits hat uns oben die Analyse 
(S. 101f.) gelehrt, dass die Sarpedonepisode des ΠῚ zwar ionisch, aber doch 
recht alt ist, da in ihr neben ionischen noch mykenische Waffen vor- 
kommen. Sie steht in dieser Beziehung der Ἕχτορος ἀναίρεσις und 
der Ὁρχίων σύγχυσις nahe, aber während diese nur noch die mykenischen 
Panzer kennen, erscheinen in dem Lied von Sarpedons Tod noch der 
mykenische Schild (400. 609) und der mykenische Helm (405. 606) s. oben 
S. 100f. Man könnte daher geneigt sein, die Episode sogar für älter zu 
halten, als die Ἕχτορος ἀναίρεσις, wenn nicht in ihr 535 Polydamas 
vorkäme, aber keinesfalls ist sie erheblich jünger, und wenn in ihr auf 
die Mauer und ihre Erstürmung Bezug genommen wird, so müssen diese 
Stellen, ebenso wie die entsprechenden im’ Schiffskampf, als spätere Zu- 
sätze betrachtet werden, die bei Einfügung des M in die Ilias hinzuge- 
dichtet sind. Und siehe, schon Lachmann hat aus einer von der unsrigen 
ganz verschiedenen Erwägung heraus die Verse 509—531 und 555—562 
getilgt. Die Analyse dieses ältesten Sarpedonliedes, die wir also nunmehr 
nachzuholen haben, wird sowohl das relativ hohe Alter als die Hypo- 
these, dass die Episode nachträglich an einigen Stellen interpolirt ist, be- 
stätigen. 


Sarpedon. 395 


Ich gehe dabei von einer Beobachtung aus, von der ich nicht habe Ursprüngliche 
feststellen können, ob sie auch schon von andern gemacht ist. Wie im Passen 
M und E wird auch im II Sarpedon wiederholt als Sohn des Zeus be- 
zeichnet. So von der Hera II 444—449, ferner beim Blutregen 460, in 
der von Lachmann athetirten Rede des Glaukos 522, bei der Nacht, die 
Zeus über die Leiche breitet 568. Aber merkwürdig! Zeus selbst in seiner 
Rede bezeichnet Sarpedon keineswegs als seinen Sohn, er nennt ihn nur 
φίλτατον ἀνδρῶν 433, und ebenso sagt Hera bei ihrem Compromissvor- 
schlag nur 450 ἀλλ᾽ εἴ τοι φίλος ἐστί, τεὸν δ᾽ ὀλοφύρεται ἦτορ, 
und weder wo Zeus dem Apollon den Auftrag giebt, die Leiche des Sar- 
pedon durch Schlaf und Tod nach Lykien bringen zu lassen, noch wo 
die Ausführung dieses Befehles erzählt wird, ist mit einer Silbe ange- 
deutet, dass es der Sohn des Zeus, Apollons sterblicher Bruder, sei, dem 
diese Ehre zu Theil wird. Müssen wir da nicht schliessen, dass in der 
ältesten Fassung des Sarpedonliedes der lykische Heros noch gar nicht 
ein Sohn des Zeus war und dass die Stellen, in denen er als solcher er- 


a αν a na 2) TEE 1 a δ an a a ad in Ur 
ii τ νὰ ἘΣ ΝΥ 
ei 
er . 
ku ie 


ΨΥ τ ν᾿ 


scheint, ebenso interpolirt sind, wie die, wo auf das M Bezug genommen 
wird? Das trifft zunächst die Verse 444—449 in der Rede der Hera, die 
den logischen Fortschritt der Argumentation störend unterbrechen und eine 
Rücksichtnahme des Zeus auf die übrigen Götter voraussetzen, die den älte- 
ren Theilen der Ilias in dieser Weise durchaus fremd ist und die autokrati- 
sche Verfassung des Götterstaates in eine aristokratische verwandelt. Hin- 
gegen schliesst 450 vortrefflich an 443 an.!) Weiter 459—461 der Blut- 
regen, der vorher gar nicht angekündigt ist, eines der Wunder, wie 
sie der zweite Erweiterer der Urilias, der, wie sich später zeigen wird, mit 
unserem Interpolator identisch ist, einzuführen liebt. Ganz desselben 
Schlages ist dann die Nacht, die Zeus plötzlich einbrechen lässt V. 568. 
569, gleichfalls zu Ehren seines Sohnes, um die sich aber Niemand 
kümmert, was die Stelle schon Düntzer und Jacob verdächtig gemacht 
hat. Von 509—531, wo Sarpedon ./ıög υἱός heisst (522), und 555—562 
war schon 5. 394 die Rede. In seiner ältesten Gestalt umfasste also das 
Lied von Sarpedons Tod die Verse 394—443. 450—458. 462—465 2). 

1) Ich kann also jetzt nicht mehr Lachmann zugeben, dass auch 432—458 
und 666—683 interpolirt sind, wie ich es im Thanatos S.5 gethan habe, halte 
vielmehr den Blutregen für das secundäre. Im Uebrigen wird dadurch das Re- 
sultat meiner früheren Abhandlung in keiner Weise tangirt, wie ich das dort be- 


reits S. 6, fast vorahnend, constatirt habe. 
2) Ich scheide also mit Lachmann auch die Pedasos-Episode aus. 


Υ 
ἔ 


Charakteristik 
des Sarpedon- 


liedes. 


396 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


477—508. 532—554. 563— 566. 569—711!), und die Interpolationen 
haben fast ausschliesslich die Tendenz, Sarpedon zum Sohn des Zeus zu 
machen und Bezüge zum Mauerkampf einzufügen, d. h. Concordanz mit 
dem M herzustellen.2) Denn in diesem ist eben Sarpedon ausgesprochener 
Maassen der Sohn des Zeus. Das betont der Dichter gleich, als er ihn 
auftreten lässt: υἱὸν ἑὸν Σαρπηδόνα μητίετα Ζεὺς ὦρσεν Em Ag- 
γεΐοισι, λέονθ᾽ ὡς βουσὶ ἕλιξιν 292f., und wenn der Interpolator des IT 
durch den Mund des Glaukos an der Handlung des Sarpedonliedes Kritik 
übt, indem er diesen sich wundern lässt, dass Zeus seinem Sohne nicht 
beisteht (522), so wird dieser im /M seinen Vaterpflichten im vollsten Maasse 
gerecht: 402 ἀλλὰ Ζεὺς χῆρας ἄμυνεν πταιδὸς ἑοῦ, μὴ νηυσὶν Ei 
γτρυμγῇσι δαμείη. Aus diesem Thatbestand folgt zweierlei. Erstens: das 
M repräsentirt hinsichtlich der Figur des Sarpedon ein jüngeres Stadium, 
als das Sarpedonlied des Π. Der Verfasser hat zwar nicht den Sarpedon 
zuerst eingeführt, aber er hat ihn zu einem Sohne des Zeus erhöht. Zwei- 
tens: die Interpolation des IT ist vorgenommen, als das M in die Ilias 
eingesetzt wurde. 

Wir müssen aber das alte Sarpedonlied noch etwas näher untersuchen. 
Dass Sarpedon in ihm wirklich noch ein Neuling unter den troischen 
Helden ist, verräth uns der Dichter selbst durch zweierlei. Den Eindruck, 
den die Kunde von Sarpedons Tod auf die Troer macht, schildert er mit 
den Worten 548ff.: 

Τρῶας δὲ zur’ ἄχρηϑεν λάβε πένϑος 

ἄσχετον, οὐχ ἐπιειχτόν, Ervel σφισιν ἕρμα πόληος 

ἔσχε, καὶ ἀλλοδαπός πὲρ ἐών" πολέες γὰρ ἅμ᾽ αὐτῷ 

λαοὶ ἕποντ᾽, ἐν δ᾽ αὐτὸς ἀριστεύεσχε μάχεσϑαι. 
Und zweitens die singuläre aber sehr schöne Erfindung von Schlaf und 
Tod, die den Gefallenen in seine Heimat zurücktragen, hat lediglich die 
Tendenz, die kühne Verpflanzung des Lykiers in die Troas wieder gut zu 
machen, indem wenigstens seine Leiche dahin zurückgelangt, wo sein 
Heroon steht.) Dem Ueberarbeiter des E hingegen ist der Gedanke, dass 


1) Dass in diesen letzten Versen die JSıourjdovs ἀριστεέα benutzt ist, haben 
wir oben ὃ. 184 gesehen. 

2) Dass der Interpolator auch in den sprachlichen Wendungen das M höchst un- 
geschickt copirt (vgl. namentlich M 438 mit 17 558), hat bereits Lachmann gezeigt. 

3) Das habe ich schon vor langer Zeit in Bild und Lied 5. 118 ausge- 
sprochen. Im’Uebrigen werden meine dort gegebenen Ausführungen von S. 112 
an durch das im Text Entwickelte sehr wesentlich modificirt. 


Sarpedon. 397 


Saripedon n der Troas bestattet werden könne, keineswegs mehr etwas 
ungeheuerliches 685 ff. 

Für die Culturstufe ist der Priester des Zeus Idaios 605 charakte- 
ristisch, der an die Priester des Hephaistos und des Skamandros in der 
Jwoundovs ἀριστεία erinnert. Ferner die Spruchweisheit 630 ἐν γὰρ 
χερσὶ τέλος πολέμου, ἐπέων δ᾽ ἐνὶ βουλῇ τῷ οὔ τι χρὴ μῦϑον 
ὀφέλλειν, ἀλλὰ μάχεσϑαι, ein erster bescheidener Ansatz zu dem, was 
wir viel entwickelter in der Teichomachie finden. 

Dass der Dichter die Ἕχτορος ἀναίρεσις kennt, haben wir schon Verhältnis zu 
oben aus der Erwähnung des Polydamas geschlossen. Die Zıöc I ee ἘΠῚ 
τάλαντα 658 sind natürlich der χηροστασία nachgebildet, die in der Ur- 
ilias (U. J. 2143 ff.) steht, aber auch von dem Dichter der "Exrogog ἀναίρε- 
σις übernommen ist (vgl. oben S. 240. S. 248). Die Uebertragung auf 
die ganze Schlacht ist ähnlich wie in der späteren Κόλος μάχη 1), macht 
sich aber nicht so krass fühlbar wie dort, da der Act der Wägung selbst 
nicht vorgeführt wird. Auffallend ist die Erwägung des Zeus 648 ff. ἢ 
ἤδη χαὶ xsivov (Patroklos) Ev! χρατερῇ ὑσμίνῃ αὐτοῦ Er’ ἀντιϑέῳ 
Σαρπηδόνε φαίδιμος Ἕχτωρ χαλχῷ δηῃηώσῃ ἀπό T ὥμων τεύχε᾽ 
ἕληται insofern, als sie Kenntniss von der Spoliürung des Patroklos durch 
Hektor zu verrathen scheint, die der "Exrogog avalosoıg noch ebenso 
fremd war, wie der Urilias (vgl. oben S. 251). Dass aber der Verfasser 
die Umarbeitung des P, in dem sie vorkam, d. i. die erste Erweiterung der 
Urilias, schon gekannt haben sollte, ist wenig wahrscheinlich, da umge- 
kehrt dieser Redactor das Sarpedonlied benützt und aus ihm den Haupt- 
helden entlehnt. Also glaube ich, dass auf der Stelle nicht zu sehr 
insistirt werden darf. Die Spolirung des Gegners gehört im Allgemeinen 
so unbedingt mit zu der Tödtung, dass der Dichter sie hier ohne Weiteres 
erwähnen durfte, auch wenn Niemand vor ihm von einer Spoliirung des 
Patroklos durch Hektor erzählt hatte. 

Dass nicht nur Zeus, sondern auch Hera und Apollon auf dem Die Götter auf 
Ida sitzend und von dort der Schlacht zusehend gedacht werden, hat τ !da. 
den Kritikern grosse Schwierigkeiten gemacht und Lachmann zur Aus- 
schaltung der Verse, die sich auf die Entführung der Leiche durch 
Thanatos und Hypnos beziehen, verführt. Für uns fällt diese Schwierig- 
keit: weg, wenn wir uns erinnern, dass es sich um eine Einlage handelt, 


a abe 6 Ca a a a u De ΡΥ ΎΥ 1 


lee Ya Sn DE m nn a ν nn δι τ 


ah te a 


ΡΨ ΨΥ Aa 


1) Vgl. oben S. 164. 


398 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


die ein in sich abgeschlossenes Ganzes bildet. Der Dichter hatte voll- 
ständig das Recht zu der Fiction, dass alle Götter sich von dem Olymp 
auf den Ida begeben hatten, um den Kampf sich anzusehen. Er setzte 
sich damit nicht einmal mit der Ilias in Widerspruch. Denn die Jıöc 
ἀπάτη, wo die Götter ausser Zeus auf dem Olymp gedacht sind, war 
noch nicht gedichtet, und die Askalaphosepisode, für die das gleiche gilt, 
fiel in der Urilias auf den ersten Schlachttag (s. oben 8. 203#. ΒΚ, 221). 
Auch der von Lachmann zwischen 677, wo Apollon vom Ida niedersteigt, 
und 94 sowie 726, wo er dauernd auf dem Schlachtfeld anwesend ge- 


- dacht wird, statuirte Widerspruch, fällt weg, da die beiden letzten Stellen, 


Gefährten des 
Sarpedon. 


Helden. 


Myrmidonen. 


wie oben 8. 95 8. 102f. gezeigt, dem Ueberarbeiter angehören. Nachdem 
er aber vom Ida herabgestiegen ist, kann er sich auch 700ff, schützend 
auf die Mauer von Troia stellen. Dass er in der Urilias erst V. 715 
auftrat, haben wir früher (S. 102) gesehen. 

Sarpedon erscheint in der Dichtung vaterlos; zur Seite steht ihm 
als sein treuer Gefährte, und wie er selbst als “Ζυχέων ἀγὸς ἀσπιστάων, 
Glaukos, übrigens gleichfalls in diesem Gedicht noch ohne Vater. Diese 
Figur verlangt eine besondere Behandlung im nächsten Abschnitt. Ausser- 
dem hat Sarpedon einen ϑεράτεων, den Thrasymelos, nach einigen Hand- 
schriften Thrasymedes oder Thrasydemos oder Thrasybulos, der von Pa- 
troklos 463 getödtet wird, natürlich eine frei erfundene Figur. 

Von Helden der Urilias treten ausser Patroklos und Hektor nur 
auf Meriones 603 auf griechischer, Aineias auf troischer Seite 608; denn 
die beiden Aias (555 ff.) gehören dem Ueberarbeiter. Aus der “Exrogog 
ἀναίρεσις stammen Agenor und Polydamas 535, 5. oben $. 383. 8. 388 ff. 

Von den übrigen hier zuerst auftretenden Helden scheint keiner eine 
wirkliche mythologische Persönlichkeit zu sein. Etwas mehr individuali- 
sirt sind nur die beiden Myrmidonen Epeigeus (571 ff.) und Bathykles (594). 
Jener, des Agakles Sohn, musste, ganz wie der Lykophron der Urilias 
(S. 359), wegen Verwandtenmordes aus seiner Heimath Budeion flüchten 
und fand bei Peleus und Thetis, die nach ionischer Anschauung!) mit 
ihrem Gatten noch zusammenlebend gedacht wird, ein Asyl. Dieser, ein 
Sohn des Chalkon, ist ein reicher Mann 'aus Hellas. Handelt es sich 
hier nicht um ganz freie poetische Erfindungen, so könnte man nur an 
historische Persönlichkeiten denken, die selbst oder in Person ihrer Ahn- 


1) S. oben ὃ. 242. 8. 354. 


| 
| 
| 


Sarpedon. 399 


herrn in die Reihe der troischen Helden gestellt wären, wie die Panthoiden 
und Antenoriden. Die gleiche Möglichkeit liegt bei Laogonos und seinem 
Vater Onetor, dem Zeuspriester vor 604f. 

Die übrigen Namen, die meist in summarischen Aufzählungen be- 


gegnen, sind offenbar beliebig gewählt, und wenn sie auch in anderen Par- 


tien der Ilias wiederkehren, so ist die Identität der Träger gewiss ausge- 
schlossen, höchstens Entlehnung der Namen als solcher möglich. Troer mit 
den Namen Erymas 415, Echeklos !) und Adrastos 2) 694, Mulios?) und Py- 
lartes 696 haben wir bereits in der Urilias gefunden 1728. 2108. 640. 2106. 
1046, 5. oben S. 368f. Autonoos, im Sarpedonlied ein Troer 694, war 
in der Urilias ein Grieche 949 (S. 364); aber in diesem Falle ist die Entleh- 
nung des Namens allerdings in hohem Grade wahrscheinlich, da die ganze 
Stelle IT 692—697 jenen Versen der Urilias 947—954 nachgebildet 
ist. Endlich Echios, wie 416 einer der von Patroklos erschlagenen 
Troer genannt wird, heisst in der Urilias 1350?) der Vater des Griechen 
Mekisteus (S. 363). Ein Troer Melanippos 695 kommt auch in einer 
Partie des O (576 ff.) vor, die möglicher Weise zur Urilias (oben S. 145f.), 
andernfalls gewiss zur ersten Erweiterung gehört. Er ist dort Sohn des 
Hiketaon und wird von Antilochos getödtet. Ein Troer desselben Na- 
mens auch in der Κόλος μάχη © 276, gleichfalls in summarischer, der 
Urilias 947 ff. nachgeahmter Aufzählung; ein Achäer in der Mnvıdog 
ἀπόρρησις T 240. Die ionischen Dichter lieben den Namen am Vers- 
schluss. Laogonos, wie der Sohn des Onetor 604, heisst in der "Exrogog 
ἀναίρεσις Y 460 ein Sohn des Bias, den Achilleus erschlägt. Ebenso ist 
die Namensgleichheit des Damastoriden Tlepolemos 416 mit dem berühm- 
ten Herakliden von Rhodos, der in der Sarpedonepisode des E 628 vor- 
kommt, natürlich blosser Zufall. Enops, der Vater des Thestor 401, wird 
auch in der ersten Erweiterung der Urilias erwähnt 5 444f., wo ein an- 
derer seiner Söhne, Satnios, dem jüngeren Aias erliegt. Da wird erzählt, 
dass er, als er am Satnioeis die Rinder weidete, die Liebe einer Nymphe 
genoss, doch wohl auch eine freie poetische Erfindung. 5) 

Alle übrigen Namen kommen nur in diesem Lied vom Tod des Sar- 


1) S. oben unter Antenoriden $. 382. 

2) Vgl. auch oben S. 379. 

3) In der Nestorerzählung A 739 der Schwiegersohn des Augeias. 

4) Ein Grieche Echios erscheint auch in dem jüngeren Füllstück Ὁ 339. 
5) Vgl. unten. 


Homonymien. 


Singuläre 
Namen. 


400 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


pedon vor, Pronoos 399, Erylaos 411, Amphoteros und Epaltes 415 
Pyris oder Pyres 416, Ipheus, Euippos und der Argeade Polymelos, falls 
nicht, worüber schon die Alten zweifelhaft waren, 4oyeadng der Eigen- 
name und πολύμηλος Adjectiv ist 417, Sthenelaos der Sohn des Ithai- 
menes 586, der Megade Perimos, Epistor und Elasos 695 f. 

Das Ross Peda- Endlich noch ein Wort über das sterbliche Ross des Achilleus, den 
προ Pedasos, der nur in dem Sarpedonlied 466-476 und in den mit Rück- 
sicht auf dieses in die Rüstungsscene eingesetzten Versen II 152—154 er- 
scheint. Ich habe oben Lachmanns Athetese beigestimmt, erstens wegen des 
solöken οὔτασεν für βάλε 467 und zweitens, weil sich die Stelle durch 
den gleichen Versschluss 466=477 μὲν ἀπήμβροτε δουρὶ φαεινῷ 1) als 
Einlage charakterisirt. Wann sie eingesetzt ist — sicherlich recht spät — 
von wem und in welcher Absicht, vermag ich vorläufig nicht zu errathen. 
Götter. Was endlich die Götterwelt betrifft, so steht 4312) Κρόνου πάις 
ἀγχυλομήτεω wie in der "Exrogog ἀναίρεσις 2 293. Die Vorstellung 

von diesem Gott scheint also eine lebendigere geworden zu sein. 
ae N Wie reinlich sich diese Sarpedonepisode des IT aus den umgebenden 
“ Theilen der Urilias herausschält, hat uns schon oben $. 102 die Ana- 
lyse gelehrt. Gedichtet ist sie, was ich früher verkannt habe,?) offenbar 
zur Verherrlichung des Sarpedon, der gewiss in Lykien seit alter Zeit 
Heroencult genoss und von dem es, wie von seinem Freunde Glaukos, 
alte Lieder geben mochte, aus denen der Verfasser dieses Sarpedonliedes 
jedoch nur die Namen entlehnt hat. Die Episode könnte ganz gut be- 
stimmt gewesen sein für sich allein vorgetragen zu werden und würde 
dann zu den Einzelliedern nach Art der Teichomachie zu zählen sein, nur 
dass sie allerdings an eine ganz bestimmte Situation der Urilias anknüpft und 
genau für den Zusammenhang gedichtet ist, wo wir sie jetzt lesen. Noch 
entschiedener würde sie den Charakter als Einzellied erhalten, wenn man 
sich entschlösse, sie mit 419 beginnen und mit 683 enden zu lassen. 
Allein die Einleitung 394—418 ist der Haupterzählung so durchaus 
gleichartig, namentlich hinsichtlich der noch theilweise mykenischen Be- 
waffnung, dass ihre Lostrennung sich nicht würde rechtfertigen lassen. 
Ich bin daher der Meinung, dass diese Erzählung von Sarpedons Tod 
von Anfang an bestimmt war, in die Urilias eingelegt zu werden. Sie 


1) Vgl. oben 8.103 und S. 215. 
2) Allerdings mit der Variante πατὴρ ἀνδρῶν re ϑεῶν re. 
3) Bild und Lied S. 113. 


‚> 


ww, 


Sarpedon. 401 


steht also auf gleicher Stufe mit der Koonepisode (s. oben 5. 384f.), ist 


‚zwar jünger als diese, aber doch älter als das, was wir bisher als die 


älteste Erweiterung der Urilias bezeichnet haben und weiterhin auch so 
bezeichnen werden. Denn diese Schicht repräsentirt eine systematische 
Umgestaltung, die Koon- und Sarpedonepisode sind Einlagen ohne weiter 
gehende Consequenzen. Wie der Dichter es verstanden hat, die Einfügung 
zu ermöglichen, indem er Patroklos die zur Stadt fliehenden Troer plötz- 


lich ganz unmotivirter Weise wieder zu den Schiffen zurücktreiben und 


zuletzt den Hektor zum zweiten Male die Flucht ergreifen lässt, wodurch 
wieder dieselbe Situation hergestellt wird wie vor der Sarpedonepisode, 
das ist schon oben gezeigt worden S. 100 und braucht hier nicht wieder- 
holt zu werden. 

Der erste systematische Bearbeiter der Urilias fand in dieser die 
Sarpedonepisode schon vor und nennt mit Rücksicht auf sie 5 426 
Sarpedon und Glaukos unter den Helden, die den gestürzten Hektor be- 
schützen. Dieser Erweiterer erscheint nun auch der erste gewesen zu 
sein, der den Namen des lykischen Flusses auf den Skamandros der 
troischen Ebene übertragen hat.!) Gleich nach der Nennung der beiden 
Lykierfürsten lässt er den ohnmächtigen Hektor wegtragen zu den Fluten 
Ξάνϑου δινήεντος, ὃν ἀϑάνατος τέχετο Ζεὺς 434. Allerdings findet 
sich der Name Xanthos auch zweimal in einer Partie, die wir oben 5. 237 
u. 8. 246 der Ἕχτορος ἀναίρεσις zugeschrieben haben ® 1—16. Aber 
den Vers 2, der mit 5 434 identisch ist, hat schon Hercher als Wieder- 
holung verdächtigt und ausscheiden wollen, V. 15 aber lässt sich für 
Ξάνθου βαϑυδινήεντος aus einer anderen Stelle der Ἕχτορος ἀναίρεσις 
X. 148 mit Leichtigkeit Σχαμάνδρου δινήεντος einsetzen, wenn man vor- 
her ὑπὸ Ilnksidao für ör’ Ayıhllmzog substituirt. Wem das zu gewalt- 
sam erscheint, der muss sich zu der Annahme entschliessen, dass dieser 
Nebenname des Skamandros mit dem lykischen Flusse nichts zu thun 
hat, lediglich von der Farbe des Wassers hergenommen und zuerst 
von dem Verfasser der Ἕχτορος ἀναίρεσις in die Dichtung eingeführt 
worden ist. Häufig gebraucht wird er eigentlich nur in den Erweiterungen 
der Ἕχτορος ἀναίρεσις, in der Asteropaiosepisode ® 146, der Fort- 
setzung des Kampfes mit dem Flussgotte 332. 337. 383 und der Ein- 
leitung zur Theomachie Y 40. 74. Sonst nur noch in der Κόλος μάχη 


1) Vgl. Hercher Homerische Aufsätze 37 A 4.; Bild und Lied 118. 
Robort, Studien zur Ilias. 26 


Xanthos. 


402 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Θ 560 und dem Füllstück Z 4, das wohl gleichzeitig mit der erweiterten 
Διομήδους ἀριστεία eingesetzt ist und wo es überdiess Varianten giebt. 
Sarpedon im Wie in der Teichomachie Sarpedon zum Sohn des Zeus erhöht 
& ist, haben wir schon oben gesehen S. 396.. Es bleibt uns also nur 
noch das dritte und letzte Stadium seiner Entwickelung zu betrachten 
übrig, das durch die nachträglich in die Jıoundovg ἀριστεία eingelegte 
Sarpedonepisode repräsentirt wird. Auch hier können wir uns im wesentlichen 
auf früher Ermitteltes beziehen.!) Wir haben gesehen, dass dem Sarpedon 
die Worte in den Mund gelegt werden, die ursprünglich Apollon sprach. 
Hier 480 und nach seiner Verwundung 688 lässt ihn der Verfasser weh- 
müthig an Weib und Kind gedenken, die er in Lykien zurückgelassen 
hat. Sein Rang als Sohn des Zeus wird stark betont 631. 683. Der 
Dichter kennt also das M, was ja auch selbstverständlich ist. Beach- 
tung verdient, dass Glaukos eliminirt und statt seiner 695 ein Pelagon 2) 
oder Selagon?) eingeführt wird, offenbar eine freie Erfindung des Dichters. 
Dass für den Kampf zwischen dem Lykier Sarpedon und dem Rhodier 
Tlepolemos (627—698) eigentlich Lykien das gegebene Local ist, habe 
ich schon früher bemerkt). Möglich also, dass der Verfasser der Einlage 
hier ein älteres Lied umdichtet; aber sehr alt kann auch dieses wegen 

der Figur des Herakliden Tlepolemos nicht gewesen sein. 

im Z, Zum Enkel des Bellerophon und Sohn der Laodameia macht den 
Sarpedon erst die Glaukosepisode des Z (199) und construirt auf diese 
Weise ein verwandtschaftliches Verhältniss zwischen ihm und seinem Ge- 
fährten Glaukos, das schwerlich ursprünglich ist. 


Glaukos. 


im Z und P. In der Sarpedonepisode des M der ἑταῖρος des Sarpedon wird 
Glaukos von dem ältesten Erweiterer der Ilias nicht nur 5426 neben 
seinem vornehmen Kameraden unter den Helden genannt, die den ge- 
stürzten Hektor schützen, sondern auch im P (140—182) verwendet, um 
durch ihn den vor Aias zurückweichenden Hektor zum Kampf um 
Patroklos Leiche anstacheln zu lassen. Die Rede klingt namentlich in 


1) S. oben 8. 186ff. 

2) Ein Pylier Pelagon in der 4yausuroros ἐπιπώλησις «1 295. 

3) Ein Troer Σέλαγος vorher gleichfalls in einem Zusatzstück E 612. 
4) Bild und Lied $. 118 A. 52, vgl. von Wilamowitz Isyllos 51. 


Glaukos. 403 


ihrem Eingang an die Worte an, mit denen in der Sıowhjdovg ἀριστεία 
Ares in Gestalt des Akamas den säumigen Hektor zu dem Kampf treibt 
E472f., Worte, die dann nach Einfügung der Sarpedon-Tlepolemosepi- 
sode dem Sarpedon gegeben worden sind (s. oben S. 168f.). Auch giebt 
ihm der erste Erweiterer der Urilias einen Vater, den Hippolochos P 140 
wohl eine frei erfundene Figur ohne mythischen Gehalt. Denselben 
Namen führt in einem Zusatzstück des / ein von Agamemnon getödteter 
Troianer 145. Endlich wird von demselben Erweiterer Glaukos P 216 
noch einmal neben anderen troianischen Helden genannt. 

Aus der erweiterten Urilias hat dann der Dichter der Teichomachie 
die Figur übernommen. Nach P140 nennt auch er ihn den Sohn des 
Hippolochos /M 309. 387. Auch zeichnet er ihn in jeder Weise aus. Neben 
Sarpedon und Asteropaios ist er der beste unter den Bundesgenossen 
103#., wie Sarpeden heisst er König 319, und wie einen Gott ehren ihn 
die Lykier 312. Mit Sarpedon bestürmt er den von Menestheus ver- 
theidigten Thurm 329 ff,, wird aber von Teukros durch einen Pfeilschuss 
verwundet 387 ff. 

Dass mit Rücksicht auf diese Stelle später die Sarpedon - Episode 
des II interpolirt worden ist, haben wir bereits oben festgestellt, ebenso 
dass Glaukos in der Sarpedonepisode des E fehlt. Dagegen hat der 
Dichter, der die SJıoundovg ἀριστεία eingefügt hat, auch im Anfang 
des H den Glaukos neben Hektor und Paris in den Kampf eingreifen 
lassen 13—16. Er tödtet den Iphinoos, den Sohn des Dexios, eine 
nur an dieser Stelle erwähnte, offenbar frei erfundene Figur. 

Ihre letzte Ausbildung erhält die Gestalt des Glaukos in der mit 
Recht gepriesenen σύστασις Διομήδους καὶ Γλαύχου, die wir im Z 119 
bis 236 lesen, die aber selbst in der alexandrinischen Ueberlieferung 
noch keinen festen Platz hatte. Offenbar ist sie als Einzellied gedichtet, 
wie die Teıyouayla, Κόλος μάχη, Aokcveıa. Mimnermos hat sie be- 
kanntlich bereits gelesen und nachgeahmt; ob sie aber schon damals in 
die Ilias eingefügt war, ist eine andere Frage, die übrigens für die Ent- 
wickelungsgeschichte dieses Epos von geringem Belang ist. Der Dichter 
dieser Episode setzt Sarpedon und Glaukos in einen grösseren genea- 
logischen Zusammenhang, er macht sie zu Vettern und Enkeln des Belle- 
rophon, wozu dessen Vater Glaukos die Handhabe bot. Gewiss ist das 
alles freie Erfindung, denn nachdem Sarpedon einmal zum Zeussohn ge- 
worden war, machte die Volksage sicherlich nicht die obscure, wenn nicht 


26* 


im M. 


im 17 und E, 


im Z, 


Epikles. 


Τρῶες καὲ 
Adzıoı. 


404 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


rein fictive Bellerophontochter Laodameia, sondern die alte kretische 
Göttin Europe zu seiner Mutter. Aber vielleicht war es nicht der Dichter, 
sondern die lykischen Fürstengeschlechter, die sich diese Genealogie con- 
struirt haben, um sowohl als Nachkommen des Sarpedon oder Glaukos 
wie als solche des Bellerophon zu erscheinen (Benndorf, Gjölbaschi 61 ff.). 
Diese Erfindung giebt nun dem Verfasser zugleich Gelegenheit, die Bellero- 
phonsage zu erzählen, wie er vorher dem Diomedes die Lykurgossage hat 
erzählen lassen. Wenn er dabei diesen im krassen Widerspruch zur Sto- 
μήδους dgıoreia sagen lässt: 129 οὐχ ἂν ἐγώ γε ϑεοῖσιν ἐπουρανίοισι 
μαχοίμην, so liegt darin wohl eine absichtliche Kritik jenes alten Ge- 
dichtes. Im Uebrigen ist es unverkennbar, dass der Dichter archaisirt. 
Die jetzt herrschende Meinung, dass unter den σήματα λυγρά die von 
Evans entdeckten piktographischen Zeichen gemeint seien, wird wohl 
Recht haben, aber gleich darauf wird mit πέναχε ἐν πυτυχτῷ die ge- 
wiss jüngere Wachstafel eingeführt. Der Waffentausch scheint in Erinne- 
rung an mykenische Rüstung ersonnen, aber die goldenen Waffen des 
Glaukos sind ein Märchenmotiv (vgl. oben S. 14). 

Ausser Glaukos hat Sarpedon im M noch einen zweiten lykischen 
Gefährten, den Epikles, den Aias mit einem Steinwurf tödtet 379, wohl 
sicher eine frei erfundene Figur. ; 

Erst nachdem Sarpedon und Glaukos zu den troianischen Helden 
hinzugetreten waren oder mit anderen Worten, nachdem die Sarpedon- 
episode des II gedichtet war, kann die Formel Τρῶες καὶ Avrıoı in 
die Ilias eingedrungen sein. Zuerst findet sich die Verbindung natürlich 
in der genannten Episode selbst, aber durchaus noch nicht in formel- 
hafter Erstarrung: II 564 Τρῶες nal Avrıoı nal Mvguuddveg χαὶ "Ayauot, 
584. ὡς ἐϑὺς “υχίων, Πατόχλεες ἱπιποχέλευϑε, ἔσσυο nal Τρώων, 
635 Τρῶας χαὶ Avxiovg μετεχίαϑε. Die Formel Τρῶες χαὶ Avxıoı 
χαὶ Aagdavoı ἀγχιμαχηταί scheint der erste Erweiterer der Ilias er- 
funden zu haben N 150. Ο 486. P184. Ebenso den einleitenden Vers 
Τρωσί τὲ xal Avrioıcıy ἐχέχλετο μαχρὸν ἀύσας O 485. Die bei- 
den Verse zusammen sind aber auch an zwei Stellen in die Urilias ein- 
gedrungen 933. 934. 1503. 1504, wo ursprünglich Τρῶσι φιλοπτόλε- 
uoıoıy ἐχέχλετο μαχρὸν ἀύσαις" Τρῶες ὑπέρϑυμοι πηλεχλέετοϊ τ᾽ 
ἐπίχορροι oder etwas ähnliches gestanden haben mag.!) Dass auch die 


1) S. oben 8.159 und ὃ. 140f. 


Γι a LP τοὺς My u 1 HZ SA Ὁ 


| 
| 
| 
| 
| | 
> 


Glaukos. ’ 405 


Κόλος μάχη © 173 den zweiten Vers verwendet, sei nur der Vollständig- 
keit halber bemerkt. Der Verfasser der Ορχέων σύγχυσις, der wahrschein- 
lich mit dem ersten Erweiterer der Ilias identisch ist (s. unten), sagt zweimal 
Toowv  Avziov A 197. 207. Auch dieser Versanfang ist mit einer leich- 


᾿ς ten Aenderung in die Urilias eingedrungen 691, wo Helenos sagt: Aivel« 


te χαὶ Ἕχτορ, ἐπεὶ πόνος ὕμμι μάλιστα Τρώων καὶ Avatwov ἐγχέ- 
χλιται, recht unpassend, da doch keiner von beiden ein Lykier ist. In 
der Urilias wird Τρώων ἐπποδάμων gestanden haben (S. 194 A. 5). 


Die Athener. 


Menestheus, der Sohn des Petees, vertheidigt den von den beiden 
Lykiern angegriffenen Thurm M 331ff. und lässt durch seinen Herold 
Thootes 342 ff. — man beachte das durchsichtige Spiel mit dem natürlich 
frei erfundenen Namen ἔρχεο, die Θοῶτα, ϑέων 1) — die beiden Aias 
zur Unterstützung herbei holen. Menestheus erscheint nun auch in der 
᾿Ιδομενέως ἀριστεία, wo er und Stichios den von Hektor getödteten 
Amphimachos retten N 195. 196. Beide heissen dort ἀρχοὶ ᾿“ϑηναίων- 
Da wir bereits S. 390 festgestellt haben, dass die Teichomachie die Ueber- 
arbeitung der Bücher Ν---Ο voraussetzt, so ist die Figur des Menestheus 
in der Ilias älter als die Abfassung des M. Eigentlich vorgestellt wird 
er dem Leser aber erst an einer späteren Stelle N 685—700 in einer 
Partie, die mit den vorhergehenden, wegen 679 von MM abhängigen Versen 
nur sehr lose zusammenhängt und deshalb von Kayser ausgeschieden ist. 
Es ist die sehr merkwürdige Stelle, wo neben den schon der Urilias be- 
kannten Boiotern und Epeiern drei neue Völkerschaften eingeführt werden, 
die Athener, 815 Ἰάονες Eixeyirwvec bezeichnet, die Lokrer und die Phthier, 
die hier von den Myrmidonen verschieden gedacht sind, und wo die Führer 
der Athener, Phthier und Epeier aufgezählt werden. Offenbar gehören 
nun auch die folgenden Verse 701—722, wo von dem jüngeren Aias und 
seinen Lokrern die Rede ist, hiermit zusammen. Der ganze Abschnitt 
685— 722 wird wahrscheinlich einstmals an einer früheren Stelle der Epi- 
nausimache gestanden haben, doch darüber mehr im nächsten Capitel. 

In diesem Abschnitt nun erscheinen als Führer der Athener wieder 


Menestheus und Stichios, ausserdem aber Pheidas und Bias 690. 691. 


1) ὅτε οἰκεῖον ὄνομα κήρυκος ἀπὸ τοῦ ταχύνειν, καὶ ὅτε ὀνοκατοϑετικὸς 
ὅ ποιητής --- ὅτε παρετυμολογεῖ τὸν Θοώτην ἀπὸ τοῦ ϑέειν. Schol. Ven. A. 


Menestheus, 


Herkunft. 


Der doppelte 
Aias. 


406 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Die letzteren beiden kommen sonst in der Ilias nicht νου) Stichios aber 
wird Ὁ 329, welcher Vers gleichfalls zur ersten Erweiterung gehört (5. 390), 
von Hektor getödtet. Demnach können wir füglich nicht bezweifeln, dass 
Menestheus erst von einem Erweiterer der Ilias eingeführt ist, und zwar 
gleich als Athener. Ob er ursprünglich nach Elaia gehört, wie Wilamowitz 
Hom. Unters. 249 A. 14 vermuthet hat, mag dahingestellt bleiben. Die 
Ilias kennt ihn jedenfalls nur als Athener, und Athener ist er auch in 
dem kürzlich von Wilamowitz2) erkannten Fragment der Hesiodischen 
Katalogfragmente. Dass wenigstens der Vater Petees wirklich nach Athen 
gehört, hat mittlerweile Töpffer gezeigt (Att. Geneal. 257 A.), und dass der 
Name Menestheus attisch ist, lehrt die Menestho, die auf der Frangois- 
vase unter den aus Kreta geretteten Mädchen erscheint, die auf Delos 
der Ariadne einen Reigen vortanzen. Orneus aber, der nach Paus. X 35, 8 
der Grossvater des Menestheus ist, findet sich auf einer rothfigurigen 
attischen Vase (’Ey. ἀρχ. 1885 πέν. 12). Uebrigens ist es für unsere 
Untersuchung ziemlich belanglos, ob Menestheus ein wirklicher athenischer 
Heros war oder erst von dem ionischen Dichter zu einem solchen gemacht 
wurde?) Dass jedesfalls an attische Interpolation nicht zu denken ist, 
zeigt das erwähnte Hesiodfragment. In der Syausuvovog ἐπιπώλησις 
ist, wie Wilamowitz treffend bemerkt, Menestheus als Folie für Odysseus 
verwandt 4 327 ff. 


Der lokrische Aias. 


Als etwas ganz Bekanntes behandelt die Teichomachie auch die Vor- 
stellung, dass es zwei Aias giebt, 335 Alavre δύω, 343f. Aiavre χάλεσ- 
σον, ἀμφοτέρω μὲν μᾶλλον, 353 παρ᾽ Aldvreooı, 354 Aiavr', Ao- 
γεΐων ἡγήτορε χαλκοχιτώνων. Und 365 wird der jüngere als Ὀελεάδης 


1) Βίας heisst auch ein Pylier in der Ayausuvovos ἐπιπώλησις I 296 und 
ein Troer in der "Exropos dvaloscıs Y 460. 

2) Sitz. Ber. der Berl. Akad. 1900 5. 844. 

3) Dies ist meiner Ansicht nach der Fall bei Iasos, der O 332 von Aineias 
getödtet wird. Es kann nämlich meines Erachtens nach dem im Text Gesagten 
nicht zweifelhaft sein, dass die Verse O 333—836 = N 694—697 im N original, 
im O interpolirt sind, denn die Angaben über das Geschlecht eines Helden ge- 
hören an die Stelle, wo er zum ersten Mal auftritt. Nun ist ja klar, dass der 
Dichter bei Abfassung von O0 328—332 die Verse N 685—700 im Auge hat, aber 
er führt doch auch Helden ein, die dort nicht genannt sind, wie den Boioter- 
fürsten Arkesilaos. Dasselbe gilt von dem rein fietiven Iasos. Diesem hat dann 


EEE ER EURE UWE KT, 


Der lokrische Aias. | 407 


bezeichnet und ihm und Lykomedes die Wache an einer bestimmten Stelle 
der Mauer anvertraut. 

Derselbe Abschnitt der Epinausimache, der den Menestheus auf den 
Kriegsschauplatz bringt (N 685— 722), enthält auch eine ausführliche Schil- 
derung des lokrischen Aias und seiner Mannen, eine Schilderung, die sich 
deutlich als Einführung charakterisirt. Er heisst des Oileus schneller 
Sohn. Er weicht nicht von der Seite des Telamoniers. Beide werden mit 
zwei Pflugstieren verglichen, die einmüthig das Joch ziehen. Es ist klar, 
dass hier der Dichter dem jüngeren Aias dieselbe Rolle geben will, die 
in der Urilias Teukros spielt. Dann folgt die archaisirende Schilderung, 
wie der ältere Aias sich seinen Riesenschild von seinen Gefährten nach- 
tragen lässt (s. oben S. 118), während die Lokrer des jüngeren ihren Führer 
allein in den Nahkampf ziehen lassen und selbst nur aus der Entfernung 
schiessen. 

Die Seltsamkeit der Erscheinung, dass zwei hervorragende Griechen- 
führer denselben Namen tragen, wird lange noch nicht genug gewürdigt. 
Es ist das natürlich etwas ganz Anderes, als wenn irgend ein Allerwelts- 
name zwei Figuren von untergeordneter Bedeutung, die in den Metzel- 
scenen verschiedener Bücher genannt werden, beliebig beigelegt wird. Dass 
die troische Sage von Anfang an zwei homonyme Helden gekannt 
habe, ist einfach unglaublich, und wir haben daher bei der Analyse alle 
Stellen, an denen der jüngere Aias erscheint, der Urilias abgesprochen. 
Dass wir dazu berechtigt waren, lehrt uns der Text dieses Gedichts selbst. 
Denn wenn es zwei Helden desselben Namens gekannt hätte, könnte es 
nicht schlechtweg von Aias sprechen, wie das z. B. 531. 1068. 1080. 1272. 
1297. 1474. 1623 geschieht. Ein unterscheidendes Determinativ würde 
in diesem Falle ganz unentbehrlich sein. 


Aias im N. 


Woher kommt nun dieser doppelte Aias? Ich vermuthe, dass wir es Verdoppelung. 


hier mit der bekannten mythologischen Erscheinung der Gabelung zu thun 
haben. Diese Gabelung kann sich im Cult vollzogen haben, indem zwei 
verschiedene Landschaften den Heros für sich in Anspruch nahmen; sie 
kann aber auch lediglich das Product der poetischen Entwickelung sein, 


derselbe Mann, der die V. 333—336 aus N wiederholte, da auch von ihm etwas 
gesagt werden musste, einen Sphelos zum Vater, und einen Bukolos zum Gross- 
vater gegeben, doch wohl frei erfundene Figuren, und ihn überdiess zum Athener 
gemacht. Dass ein attisches Adelsgeschlecht βουκόλοι nicht nachweisbar ist, 
bemerkt Töpffer 5. 263 A. 2. 


408 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Nun beobachten wir, dass der jüngere Aias von Anfang an geographisch 
festgelegt ist, er ist von Lokris untrennbar. Wir wissen ferner, dass er 
zur Motivirung eines Cultgebrauchs dienen muss, des lokrischen Mädchen- 
tributs nach Ilion.!) Die Heimath des älteren Aias wird in den er- 
haltenen Fragmenten der Urilias nicht angegeben (8. oben $. 359). Dass 
er aber dort nicht Salaminier war, scheint mir durch Wilamowitz zur 
Evidenz gebracht zu sein (Homer. Unters. 245 ff). Ich meine, bei dieser 
Sachlage ist die Vermuthung nicht zu kühn, dass der Telamonier Aias 
dieselbe Heimath hat wie sein späterer Doppelgänger, Lokris. So rückt 
er auch geographisch dem Achilleus näher, und vortrefflich passt dazu, 
dass der Schuster, der ihm seinen Schild gefertigt hat, in der boeotischen 
Stadt Hyle wohnt. Der Telamonier ist es ursprünglich, den Poseidon bei 
den gyrischen Felsen tödtet, weil er φῆ d’ deunrı ϑεῶν φυγέειν μέγα 
λαῖτμα ϑαλάσσης (ὃ 503), gewiss eine ganz alte Sage. Dies Selbst- 
bewusstsein zeigt sich ja auch schon vielfach in der Urilias. 

a ne Woher nun die Verdoppelung? Sie wird von dem Augenblicke an 
nothwendig, wo die Sage vom Waffengericht und dem Selbstmord des Aias 
entstand. Das kann in relativ früher Zeit geschehen sein, selbst noch bevor 
die Ὁπλοϊοιία verfasst war. Denn der Dichter, der diese Geschichte erfand, 
brauchte nur wie der Verfasser von P 194, und Σ᾽ 84f. anzunehmen, dass 
Achill die Waffen trägt, die die Götter seinem Vater Peleus geschenkt 
haben (8. oben 5. 251 A. 1). Nehmen wir nun an, dass ein solches 
Gedicht, eine Ὅπλων χρίσις, vielleicht als Einzellied bald nach der “Ex- 
τορος ἀναίρεσις entstanden ist, so fand der erstere Erweiterer der Tlias 
über den Tod des Aias zwei Versionen vor. Nach der älteren tödtete 
ihn Poseidon auf der Rückkehr, nach der anderen gab er sich vor Troia 
selbst den Tod. Um beiden Versionen gerecht zu werden, führt er einen 
zweiten Aias ein; dem alten der Urilias lässt er seinen Vater Telamon, 
dem neuen giebt er den Oileus zum Vater, eine durchaus dunkle, aber 
schwerlich frei erfundene Sagenfigur?), und überträgt auf ihn die lokrische 
Heimath des Telamoniers, den dann ein noch späterer zum Salaminier 
macht (s. unten). Diesen jüngeren Aias lässt der älteste Erweiterer der 
Ilias zuerst beim Schiffskampf auftreten, wo auch in der Urilias Teukros 
zuerst erschien, dessen Stelle er gewissermaassen einnimmt. Aber damit 


1) S. die Iliupersis des Polygnot S. 63. 
2) Auf den Ὀιλεύς der Urilias der Troianer ist, worauf ja auch die Neben- 
form Ἰλεύς führt, ist schon oben ὃ. 368 A. 1. hingewiesen worden. 


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ad a he ΨΎΟ τό ΡΥ Ὁ ς ας ΨΎΨΗΡ AS nu 


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i 


Die lokrische Aias. 409 


begnügt er sich nicht. Auch der jüngere Aias muss wie der ältere seinen 
Teukros haben, und so führt er, um die Parallele vollständig zu machen, 
einen Bruder des jüngeren Aias, den Bastardsohn des Oileus, Medon, ein 
N 694ff.; allerdings nur um ihn alsbald wieder verschwinden zu lassen, 
denn bereits Ὁ 332 wird er von Aineias getödtet. Das Motiv, dass er 
wegen Verwandtenmords die Heimath meiden muss und in Thaumakie 
(so Bergk wunderschön für υλάχῃ) wohnt, ist gleichfalls der Teukros- 
scene der Urilias entnommen, wo dasselbe von dem ϑεράσίων des Tela- 
moniers, Lykophron, erzählt wird (5. 859). Auch den wohl fietiven Namen 
der Gattin des Oileus erfahren wir bei dieser Gelegenheit, Eriopis N 697, die 
die späteren Mythographen zu einer Tochter des Pheres machen (s. d. Schol.). 

Diesen neu geschaffenen Aias hat nun der erste Erweiterer gleich 
gründlich ausgenutzt. Er behandelt ihn mit derselben Vorliebe, wie auf 
troischer Seite die Panthoiden und Antenoriden. Als Hektor von dem 
älteren Aias verwundet das Schlachtfeld verlässt, ist der jüngere der erste, 
der die Situation ausnutzt und den Satnios erschlägt & 442ff. Als 
Patroklos auf dem Schlachtfeld erschienen ist, tödtet er den Kleobulos 
11 330—334. Als Menelaos die Griechen zum Schutze der Leiche des Pa- 
troklos herbeiruft, eilt er zuerst hinzu P 256ff. In die Automedon- 
Episode hat er ihn eingeschmuggelt 531ff. (vgl. S. 85) und ihn auch bei 
der Deckung des Transports der Patroklosleiche dem Telamonier zum Ge- 
nossen gegeben P 668—752 (8.86). Aber auch in der Idomeneus-Episode 
führt er ihn neben dem Telamonier ein, und zwar in recht bezeichnender 
Weise an eine schon in der Urilias enthaltene That des Teukros an- 
knüpfend. Dort war erzählt, wie dieser den Imbrios tödtet (1221ff.). Das 
malt der Nachdichter in der Weise weiter aus, dass er den Teukros an der 
Spoliirung seines Opfers durch Hektor verhindert werden lässt, wobei 
Amphimachos fällt. Als dann Hektor vor dem älteren Aias zurückweicht, 
retten die beiden Athenerführer Menestheus und Stichios die Leiche des 
Amphimachos (s. oben 8.405), den von Teukros getödteten Imbrios aber 
heben die beiden Aias empor und spoliren ihn, dann schlägt der Oiliade 
ihm das Haupt ab und wirft es dem Hektor vor die Füsse N 182—209: 

Tne δέ μὲν σφαιρηδὸν ἑλιξάμενος δι᾿ ὁμίλου" 
Ἕχτορι δὲ προπάροιϑε ποδῶν “τέσεν ἐν χονίῃσι. 

Dass dies Motiv aus der Geschichte des Troilos entnommen ist, ha- 
ben wir schon früher 5, 110 bemerkt. Wir constatiren also, dass der 
erste Erweiterer der Ilias auch ein Lied vom Tode des Troilos kannte, 


Thaten des 
Aias, 


410 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


was zu der Voraussetzung, dass ihm auch die"OsrAwv χρέσις in poetischer 
Behandlung vorlag, vortrefflich passt. Wenn er ferner hier die Aias mit 
zwei Löwen vergleicht, die eine Ziege geraubt haben (N 198#f.) so ist das 
Gleichniss das directe Gegenstück zu dem vorher besprochenen Bild von 
den beiden Pflugstieren. 
Aias in jüngeren Alle diese Stellen der Bücher N—P wird also der Verfasser der 
a Τειχομαχία schon gekannt haben. Doch fehlt es in diesen Büchern auch 
nicht an Erwähnungen der beiden Aias, die jünger sind als das M, also 
erst gedichtet wurden, als die Teichomachie in die Ilias eingesetzt wurde. 
Wir machen hier also wieder dieselbe Beobachtung, wie oben 8. 388ff, bei 
Polydamas. Diese jüngeren Partien sind die Episoden, wo Poseidon in 
Gestalt des Kalchas an die beiden Aias herantritt und ihnen Muth und 
Stärke einflösst N 45—82; denn hier wird 50 die Erstürmung der Mauer 
erwähnt. Ferner 5 508—522 die summarische Schilderung vom Kampfe 
griechischer Helden, die in eine Glorification des lokrischen Aias ausläuft, 
die Partie, in der der Tod des Panthoiden Hyperenor, der in der ersten 
Erweiterung ausführlich erzählt gewesen sein muss (S. 392), nur ganz 
kurz abgethan wird. Auch N 313 gehört, wie sich im nächsten wohn 
zeigen wird, zu einer jüngeren Einlage. 

Seit der ersten Erweiterung der Ilias haben die Aiavre als Helden- 
paar unter den griechischen Heerführern ihren festen Platz. Von jetzt 
ab gilt, was Wilamowitz nur zu allgemein von ihnen ausgesagt hat, dass 
man sich die beiden kaum gesondert denken könne (Homer. Unters. 247). 
Zwar in den alten Bestand der Urilias sind sie nur an einer einzigen 
Stelle eingedrungen, in der schon erwähnten Automedonepisode Und 
gleichfalls nur einmal E 519 begegnen sie in der Erweiterung der /10- 
μήδους ἀριστεία, während sie in die Meveidov xal Πάριδος uovo- 
μαχία und die "Exrogog ἀναίρεσις niemals Eingang gefunden haben. 
Aber in allen nach jener ersten Erweiterung der Ilias verfassten Ge- 
dichten treten sie auf. Zunächst in der Teichomachie, von der wir aus- 
gegangen sind. Hier erscheint, wie in der ᾿δομενέως ἀριστεία des N, 
neben ihnen Teukros IM 350. 363. 371. 387 ff., dem dann später ein attischer 
Interpolator den Pandion zum Knappen gegeben hat.!) Der Dichter, der 
den ersten Kampf des Aias mit Hektor zu einer Bestimmungsmensur um- 
gestaltet hat (S. 172£.), nennt die Alavres ϑοῦριν ἐπιειμένοι ἀλκήν unter 


1) v. Wilamowitz Homer. Unters. 245 A. 1. 


Die lokrische Aias. 411 


den Helden, die sich dem Hektor stellen wollen Η 164, und ihn schreibt 
der Verfasser der Kö)og μάχη aus © 262 (S.166 A. 2). Der Dichter 
der Ἕχτορος χαὶ ᾿Ανδρομάχης ὁμιλία erzählt von einem Sturm, den die 
besten der Griechen ἀμφ᾽ Alavre δύω xal ἀγαχλυτὸν ᾿Ιδομενῆα ἠδ᾽ 
ἀμφ᾽ Argeidag καὶ Τυδέος ἄλχιμον υἱόν auf die troianische Mauer 
unternommen haben Z435 ff. In der 4yaus£uvovog ἐπιπώλησις stehen 
beide wie im N neben einander / 273ff. Der Erweiterer der Schilderung 
vom ersten Auszug der Achäer lässt beide gemeinsam vom Agamemnon 
zum Mahle geladen werden B 406. Natürlich kennt auch die Doloneia 
die Alavre δύω, ϑεράποντες "Aonog K 228. Interessant ist, dass sie 
dort als der Aiag ἀντίϑεος 112 (nach der Πρεσβεία I 623) und der 
Atag ταχύς 110.175 (nach der ersten Erweiterung 5442 u. öfter), nicht 
aber als Τελαμώνιος und Ὀελιάδης unterschieden werden. Von den 
Fortsetzungen der “Exrogog ἀναίρεσις verwenden nur die ζ29λὰα ἐπὶ Πα- 
τρόχλῳ den lokrischen Aias 7 473. 488. 754 ff. 


Asios, Adamas und andere Figuren dritten Ranges. 


Asios, des Hyrtakos Sohn, aus Arisbe M 96, ist der einzige, der den 


Rath des Polydamas, die Wagen am Graben zurückzulassen, nicht befolgt; - 


vielmehr macht er einen Versuch, zu Wagen durch ein Seitenthor einzu- 
dringen, das aber durch die Lapithensöhne Polypoites und Leonteus er- 
folgreich vertheidigt wird 110—172. Der Dichter weiss, dass dieser Asios 
beim Kampf um die Schiffe durch Idomeneus fallen wird 113 ff. 

viruog, οὐδ᾽ ἄρ᾽ ἔμελλε καχὰς ὑπὸ χῆρας ἀλύξας, 

ἵπποισιν χαὶ ὄχεσφιν ἀγαλλόμενος παρὰ νηῶν 

ἂψ ἀπονοστήσειν προτὶ Ἴλιον ἠνεμόεσσαν" 

πρόσϑεν γάρ μιν μοῖρα δυσώνυμος ἀμφεχάλυψεν 

ἔγχεϊ ᾿Ιδομενῆος, ἀγαυοῦ Δευκαλίδαο. 
Das wird erzählt und zwar mit ausdrücklicher Erwähnung des Wagens 
N 384—401, d.h. in der Ἰδομενέως ἀριστεία, die, wie wir wiederholt 
festgestellt haben, dem ersten Erweiterer der Ilias gehört. Daher hat also 
der Verfasser der Teıyouayia den Asios genommen und eben wegen des 
durch die Vorlage gegebenen Wagens das nicht geschickte Motiv erfunden, 
dass der Held zu Wagen ein Thor zu stürmen versucht. Den Vater- 
namen fand er N 759 und 771, d. h. in der Episode, wo Hektor die 


Asios, 


Adamas. 


Alkathoos. 


Qinomaos. 


Thoon. 


Antenoriden. 


Idomeneus, 


412 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


ersten Helden der Troer zusammenruft; auch diesen Abschnitt, etwa 754 
— 794, haben wir also abgesehen von einigen Zusatzversen (s. 5, 421) der 
ersten Eweiterung der Ilias zuzuschreiben. 

Bei dem Sturme auf das Thor begleitet den Asios der ᾿“σιάδης 
Addueg M 140. Auch dieser tritt in der Epinausimache auf, und zwar 
in der Fortsetzung des zur Urilias gehörigen Kampfes zwischen Antilochos 
und Thoon (s. oben ὃ. 115). Nach einem vergeblichen Versuch, den 
Antilochos zu verwunden, wird er von Meriones getödtet N 560—575. 
Auch dieses Stück gehört also wohl jener ersten Erweiterung der Ilias an. 
Beide Helden werden dann N 754—794 zweimal in demselben Verse 
neben einander genannt 759. 771 

᾿σιάδην τ᾽ Adauavra καὶ σιον Ὑρτάχου υἱόν, 
was es doch im höchsten Grade wahrscheinlich macht, dass sie Vater und 
Sohn sein sollen. Die Heimath Arisbe lernen wir nur durch die T'eıyo- 
μαχία kennen. Der Troerkatalog B 835 lässt dann Asios auch über 
Perkote und Praktion, Abydos und Sestos herrschen. 

Die Möglichkeit, dass Asios und Adamas die mythischen Ahnherren 
wirklicher Geschlechter sind, die ganz wohl in Arisbe gesessen haben 
können, ist nicht abzuweisen. Die Genealogie ist von den späteren Dich- 
tern und Mythographen noch weiter ausgebildet worden RABEN: 
fr. 150. Apollodor III 12, 5). 

Alkathoos führt zusammen mit Paris und Agenor (8. oben 8. 383) 
die zweite Abtheilung der Troer M 93. Auch er kommt in der ᾿Ιδομενέως 
ἀριστεία vor N 424—454. Er ist der Sohn des Aisyetes, der Schwager 
des Aineias, dessen älteste Schwester Hippodameia er geehlicht hat. 
Idomeneus erschlägt ihn. Also abermals Benutzung der ersten Erweite- 
terung der Ilias durch das M. 

Oinomaos wird M 140 unter den Gefährten des Asios genannt; 
auch er ist mit Rücksicht auf die ᾿Ιδομενέως dgıorei« eingesetzt, in der 
N 506—511 sein Tod erzählt wird. 

Thoon M 140 ist gleichfalls der Epinausimache entnommen, und 
zwar einem schon der Urilias angehörigen Stück N 545 = U.I ER 
s. oben δ. 368. 

Dass auch die Antenoriden M 93f. aus der Erweiterung der Ilias 
5 463—485 genommen sind, haben wir schon $. 384 gesehen, und wenn 
der in der Urilias noch vaterlose Idomeneus M 117 Aevxaktöng heisst, 
so geschieht auch das nach dem Vorgang der Ἰδομενέως ἀριστεία N 450 ff. 


ἸΟυνσυ ΗΝ ΟΝ UNE 


τ nn de On 


Asios, Adamas und andere Figuren dritten Ranges. 413 


Ausser Glaukos wählt sich Sarpedon auch den ἀρήεος Aoreoo. 
zcalog zum Unterführer, οὗ γάρ οἱ εἴσαντο διαχριδὸν εἶναι ἄριστοι 
τῶν ἄλλων μετά γ᾽ αὐτόν M 1021, Dass es sich hier um eine frei er- 
fundene Figur handeln sollte, aus der sich dann der Päonerheld der 
Mayn παραποτάμιος entwickelt hätte, ist schon deswegen vollständig 


- ausgeschlossen, weil hier beim Aufmarsch der Troer 88—104 nur solche 


Helden genannt werden, die später eine Rolle spielen. Also hat der Ver- 
fasser die Asteropaiosepisode !) des ® 139— 227 bereits gekannt. Folglich 
ist diese in die Ἕχτορος ἀναίρεσις schon vor Abfassung des M ein- 
gelegt worden. Dagegen wird die kleine Asteropaiosepisode des P (344— 
365) und das sie einleitende Stück (319—343) erst gedichtet worden sein, 
als die Ἕχτορος ἀναίρεσις an die bereits stark erweiterte Urilias ange- 
gliedert wurde, und erst damals hat man auch wohl den Vers P 217 
Aorsgomaidv ve Asıorvoga 3” Ἱππόϑοόν ve interpolirt. 

Wir halten hier mit der Musterung einen Augenblick inne, um aus 
dem bisher Ermittelten das Resum& zu ziehen. Alle bisher betrachteten 
Helden des M sind zwar der Urilias, den beiden ältesten Einzelliedern 
und der Ἕχτορος ἀναίρεσις fremd, aber keinen von ihnen hat der Ver- 
fasser der Teichomachie zuerst in die Poesie eingeführt, alle hat er sie 
entweder aus der erweiterten Urilias oder aus der erweiterten "Exrogos 
ἀναίρεσις entnommen. 

Schwieriger ist die Entscheidung bei Leonteus M 130 ff. und dem von 
ihm getödteten Sohn des Antimachos, Hippomachos 188f. Leonteus, der 
Lapithenfürst, kommt sonst nur noch in den 494u ἐπὶ Πατρόκλῳ 
τ 837ff. und im Schiffskatalog B 745 ff. vor, wo er als Sohn des Koronos 
und Enkel des Kaineus vorgestellt wird, und einige Iliasausgaben enthiel- 
ten einen mit B 746 gleichlautenden Vers auch nach M 130 υἱὸν ὕπερ- 
ϑύμοιο Kogwvoö Καινείδαο. In der Teichomachie stehen er und der 
Sohn des Perithoos Polypoites neben einander, wie zwei Eichen des Ge- 
birges im Sturm. Polypoites kommt schon in der Urilias vor (5. 363); hat 
nun erst der Verfasser der Teichomachie ihm den zweiten Lapithen zuge- 
sellt? Wer dies behaupten will, den kann man nicht widerlegen. Aber auch 
die Möglichkeit, dass Leonteus in einem verlorenem Stück der Urilias 
vorkam, wird man offen lassen müssen. 

Hippomachos, der Sohn des Antimachos, kommt nur im M vor, aber 
zwei andere Söhne des Antimachos werden in einer ionischen Einlage 


1) Vgl. oben S. 230. 


Asteropaios. 


Leonteus. 


Hippomachos, 


Lykomedes. 


Augenblicks- 
figuren. 


414 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


der ᾿“γαμέμνονος ἀριστεία A 122—162 von Agamemnon getödtet, und 
bei dieser Gelegenheit hören wir, dass der alte Antimachos ein sehr be- 
denklicher Herr sei, der, von Paris bestochen, die Auslieferung der Helena 
hintertrieben habe, also das richtige Gegenstück zu Antenor (s. 5, 385 1.) 
Die Söhne heissen Peisanpdros und Hippolochos, und an den Namen des 
zweiten klingt der Hippomachos des M unverkennbar an. Ich halte es 
also für sehr wahrscheinlich, dass der Autor der Teichomachie diese 
ionische Einlage schon gekannt und an sie anknüpfend den dritten Anti- 
machiden erfunden hat, aber beweisen kann ich diese Ansicht nicht. 

Neu ist ferner Lykomedes, den 366 der Telamonier neben dem lokri- 
schen Aias zu seinem Stellvertreter bestimmt, wohl eine frei erfundene 
Figur, die aber von späteren Dichtern weiter entwickelt wird.!) 

Von den übrigen beliebig benannten Nebenfiguren kommen Tamenos 
139. 193, Damasos 183, Pylon (oder Pelor) 187, Antiphates 191, Menon 
193 und der Thestoride Alkmaon 394 nur hier vor. Örestes, hier 139 
ein Troer, ist in der Sıoundovg dgıorei« ein Achäer (S. 378). Ormenos 
187 heisst auch in der Κόλος μάχη ein Troer © 274. Ein Thestor, wie 
394 der Vater des Alkmaon heisst, tritt in der Sarpedonepisode des IT 
auf 401; ausserdem führt bekanntlich der Vater des Kalchas denselben 
Namen. Für die Mythologie und die Entwickelungsgeschichte des Epos 
sind diese fietiven Helden ohne jede Bedeutung. 

Diese Betrachtung hat uns gelehrt, dass zwischen der Urilias und 
der Ilias, die der Dichter der Teichomachie las, ein ungeheurer Unter- 
schied besteht. Zahlreiche Helden sind hinzugekommen, eine Fülle von 
Episoden ist eingeflochten. Versuchen wir nun uns von dem damaligen 
Zustand der Ilias ein Bild zu machen. 


1) Nach Hesiod fr. 119 ist er ein Kreter, was aber zu seiner Rolle als 
ϑεράπων des Aias sehr schlecht passt und daher wohl spätere Erfindung ist. 
Vielleicht ist er als Doppelgänger des Lykophron der Urilias $. 359 gedacht, an 
den ja der Name anklingt. Anders v. Wilamowitz Sitz.-Ber. d. Berl. Akad. 1900 
S. 847. 


Zweite Ilias. 415 


Der Zustand der Ilias 


zur Zeit der Abfassung der Teichomachie. 
(Zweite Ilias). 


Die beiden ältesten Erweiterungen, die die Urilias erfahren hat, sind Erste Umarbei- 

wie wir oben!) festgestellt haben, die Koonepisode des _7/ und die Erzäh- er 
lung vom Tode des Sarpedon im II. Die erste hat auch eine leichte nicht 
allzu tief einschneidende Umgestaltung der vorhergehenden Partie noth- 
wendig gemacht, die zweite hat ihre Umgebung völlig unberührt gelassen. 
Aber diese beiden Einlagen sind von geringfügiger Bedeutung gegenüber 
der systematischen Umarbeitung, die die in den Büchern N—P enthal- 
tenen Theile der Urilias noch vor Abfassung des M erfahren haben müssen, 
eine Umarbeitung, die sich nicht auf die Einführung neuer Helden, wie 
des lokrischen Aias, der Panthoiden und Antenoriden, des Atheners 
Menestheus, und die Einfügung neuer Episoden beschränkte, sondern auch 
die Reihenfolge der Ereignisse zum Theil veränderte und im Zusammen- 
hang damit einzelne Partien umstellte. Ob diese Erweiterung der Urilias 
das Werk eines einzigen oder mehrerer Nachdichter ist, ob sie sich auf 
einmal oder allmählich vollzog, wage ich noch mit Sicherheit nicht zu ent- 
scheiden, halte aber das erstere für das wahrscheinlichere. Auf alle Fälle 
aber empfiehlt es sich, wenn wir bei diesem ersten Versuch eine Ent- 
wickelungsgeschichte der Ilias zu schreiben diesen Process als einen ein- 
heitlichen betrachten und behandeln. 

Wir haben im vorigen Capitel gelernt, dass der Verfasser der Teicho- Neue Ab- 
machie folgende der Urilias fremde Stücke gekannt und verwerthet hat: sa 

a) Die Erweiterung und Fortsetzung des Kampfes zwischen Teukros 
und Imbrios N 182—209 S. 409; 

b) grosse Theile der ᾿Ιδομενέως ἀριστεία N 384—401. 424—454. 
506—511 S. 411. S. 412; 

ὁ) die Fortsetzung des Zweikampfs zwischen Antilochos und Thoon 
N 560—575 S. 412; 


1) S. oben 8. 384f. S. 394 ff. 


Δ 


rn 


416 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


d) die Einführung der Boioter, Athener, Lokrer u, 5, w. N 685— 
722 8. 405. 8. 407; 

e) die Wegschaffung des verwundeten Hektor vom Schlachtfeld und 
die darauf folgenden Kämpfe 5 425—507 8. 383. 8.389. 5. 409; 

f) die Herstellung des Hektor durch Apollon und sein Wieder- 
erscheinen auf dem Schlachtfeld; und von den darauf folgenden 
Episoden den Tod von Polydamas’ Gefährten, Kleitos Ὁ 220— 
342. 445—457 5, 389f. 5. 406; 

g) Kampf des Polydamas mit Otos und Meges Ὁ 518—522 8. 390; 

h) eine That des lokrischen Aias, an die Schilderung von dem 
siegreichen Vordringen des Patroklos angegliedert, IT 330—334 


S. 409; 
i) die Sarpedonepisode ohne die S. 395f. bezeichneten Zusätze II 
394—711; 


k) die Euphorbosepisode 11 808—812. 850. P 1—60 8. 390f.; 
l) Glaukos’ Gespräch mit Hektor P 140—182 S. 402; 

m) der lokrische Aias bei Patroklos’ Leiche und sein Eingreifen in 
den Kampf zwischen Hektor und Automedon P 256. 257. 531. 
532 8. 409; 

n) eine That des Polydamas beim Kampf um Patroklos P 597— 
600 S. 390; 

o) die Rolle des lokrischen Aias bei der Vertheidigung und Rettung 
des todten Patroklos P 668. 669. 707. 732. 747 8. 409. 

Es versteht sich von selbst, dass die genannten Partieen auch viele 
von den umgebenden Versen mit sich ziehen; dies und die Frage, inwie- 
weit die neuen Theile eine Aenderung der alten Ordnung bedingen, 
werden wir nun im Folgenden zu untersuchen haben. 

N 182—209. Die Fortsetzung der Teukrosepisode (a), die mit N 182 beginnt und 
bis V. 209 reicht, bildet ein untheilbares Ganzes, von dem sich nichts 
wegnehmen lässt. Die Teukrosepisode selbst gehört bis auf die Angaben 
über die Heimath und Gattin des Imbrios 172—176 der Urilias an 
(1221—1227). Dass diese Zusatzverse gleichfalls dem ersten Ueber- 
arbeiter der Urilias angehören, halte ich für wahrscheinlich, ohne es be- 
weisen zu können. 

N 685-722. In unserer Urilias schliesst die Teukrosepisode mit N 170 = U 
I. 1221) an ἐξ 378—387. 392. 393 (= U. 1. 1209—1220), also an den 
Anmarsch der Achäer unter Poseidons Führung. an. Aber in der neu 


Zweite Ilias. 417 


hinzukommenden Fortsetzung treten die Athener Stichios und Menestheus, 
sowie der lokrische Aias auf, die noch nicht eingeführt sind. Dies ge- 
“schieht N 685— 722 (d). Wir haben schon oben festgestellt, dass dies Stück 
ursprünglich bestimmt gewesen sein muss vor 182—209 gelesen zu wer- 
den. Ich halte also dafür, dass es in der ersten Erweiterung der Urilias, 
die wir von jetzt an der Kürze halber die zweite Ilias nennen wollen, 
seinen Platz zwischen 5 393 und N 170 hatte. N 170 aber konnte an 
N 722 unmittelbar anschliessen; denn Teukros gehört ja mit den beiden 
Aias, von denen hier die Rede ist, eng zusammen. Ferner halte ich N 136—155. 
für sehr wahrscheinlich, dass auch die Schilderung vom Anmarsch der 
Troer N 136—155, die wir ihrer Ionismen wegen der Urilias absprechen 
mussten (S. 123), der zweiten Ilias angehört, so dass zwischen £ 393 und 
N 685 noch die Verse N 136—155 standen. 

Dem in unserer heutigen Ilias auf N 155 folgenden Zweikampf N 156—168. 
zwischen Deiphobos und Meriones 156—168 haben wir in der Urilias 
eine viel spätere Stelle, nämlich beim zweiten Angriff des Hektor auf die 
Schiffe, hinter O 567 angewiesen (U. I. 1411—1421). Wir thaten dies ge- 
stützt auf die Vermuthung, dass es in der ältesten Fassung der in sein 
Zelt gehende Meriones gewesen sei, der Patroklos zu seiner Bitte an 
Achilleus veranlasste. In unserer Ilias geschieht dies durch Nestor. Auch 
die Begegnung mit Eurypylos muss einmal diesem Zweck gedient haben. 
Aber beide Partien setzen die Eliminirung der vor den Anfang des N 
ursprünglich fallenden Nacht voraus; diese ist aber gewiss erst in Folge 
der Einfügung des M erfolgt, also für die zweite Ilias noch nicht anzu- 
nehmen. Folglich wird in dieser der Zweikampf zwischen Meriones und 
Deiphobos so ziemlich seinen alten Platz behalten haben und auf N 155 
bald oder unmittelbar 685 gefolgt sein. 

An die Fortsetzung der Teukrosepisode ist in unserer Ilias die 1δο- N 210-401. 
μενέως ἀριστεία N 210ff. unmittelbar angeknüpft. Poseidon, über den 
Tod seines Enkels Amphimachos ergrimmt, feuert die Achäer zum 
Kampfe an und begegnet dem Idomeneus. In dieser Partie ist, wie oben 
gezeigt, der Kampf des Idomeneus mit Asios 384—401 für die zweite 
Ilias durch das mittelbare Zeugniss des M gesichert (b). Zu diesem bildet 
aber der vorhergehende Kampf mit Othryoneus, dem Freier der Kassandra, 
die unentbehrliche Einleitung 361—383. Ihm geht der gleichgültige 
Excurs über die Parteistellung der beiden Kroniden voraus (345—360), 


über dessen Alter und Herkunft wir uns nicht den Kopf zerbrechen 
Robert, Studien zur Ilias. 97 


N 402—423. 


418 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


wollen, dann aber stossen wir wieder auf ein für den Zusammenhang un- 
entbehrliches Stück, die Schilderung des Erscheinens des Idomeneus auf 
dem Schlachtfeld 330—344. Immer weiter rückwärts blätternd finden wir 
dann das unsäglich alberne Gespräch zwischen Idomeneus und Meri- 
ones 246—329, das wir schon deshalb ausscheiden müssen, weil es den 
Zweikampf zwischen Meriones. und Deiphobos an seiner jetzigen Stelle 
zur Voraussetzung hat, aber wir freuen uns dieser Erkenntniss; denn in 
dieser Episode erscheint der wackere Haudegen Idomeneus als ein lächer- 
licher Renommist. Diese Ausscheidung nöthigt uns aber auch in dem 
eben der zweiten Ilias zugewiesenem Stück 330—344 den Vers, in dem 
Meriones erwähnt wird 8811), für einen späteren Zusatz zu halten. Der 
Begegnung mit Meriones geht die mit Poseidon vorher (210—245), sie 
bildet die Verbindung mit dem S. 416 der zweiten Ilias vindicirten Ab- 
schnitt 170—209 und die eigentliche Einleitung der ’Idouev&wg ἀριστεία. 
Und wie vortrefflich schliesst V. 330 an V. 242—245. N achawen sich 
Idomeneus in seinem Zelte gewappnet hat, lesen wir: 


βῆ δ᾽ ἔμεν ἀστεροπῇ ἐναλίγχιος, ἥν ve Κρονίων 

χειρὶ λαβὼν ἐτίναξεν are’ αἰγλήεντος Ὀλύμπου, 

δειχνὺς σῆμα βροτοῖσιν" ἀρίζηλοι δέ οἱ αὐγαί" 

ὡς τοῦ χαλχὸς Ehaure περὶ στήϑεσσι ϑέοντος. 
Und nun soll er zuerst noch mit Meriones zusammentreffen, mit ihm 
Complimente wechseln und warten, bis sich dieser Umstandskrämer einen 
neuen Speer geholt hat? Nein, er muss sich sofort in den Kampf be- 
geben, und so hiess es denn auch in der zweiten Ilias unmittelbar darauf, 
330. 332: 

οἵ δ᾽ ὡς Ἰδομενῆα ἔδον φλογὶ einehov ἀλκχήν, 

χεχλόμενοι καϑ᾽ ὅμιλον ἐπ᾿ αὐτῷ πάντες ἔβησαν. 

Der erste Theil der ἸἸδομενέως ἀριστεία umfasste also in der 
zweiten Ilias die Verse 210—245. 330. 332—344. 361—401. 

Auf die Tödtung des Asios folgt der Versuch des Deiphobos den 
Bundesgenossen zu rächen und die Rettung der Leiche des Hypsenor 
durch Antilochos 402—423. Hier ändert sich plötzlich die Sachlage. 
Wenn wir es bisher in der ’Idouevewg ἀριστεία mit einer Neudichtung 


1) Er ist nach 17 279, einem nicht zur Urilias, aber vielleicht schon zur 
ersten Ueberarbeitung gehörigen Vers (ὃ. 97. 8. 425) gebildet. 


Zweite Ilias. 419 


des ersten Erweiterers zu thun hatten, so sind hier zwei Bruchstücke der 
Urilias (1422—1429. 1346—1351) verwandt und durch leichte Zusätze in 


' Zusammenhang gebracht, die dort, wenn wir anders oben 8. 113 richtig 


geurtheilt haben, nichts mit einander zu thun hatten und an zwei ver- 
schiedenen Stellen standen, das erste (402—412), in dem überdies jetzt der 
Schild des Idomeneus ionisirt wurde (S. 9ff.), beim zweiten Angriff des 
Hektor auf die Schiffe, als Fortsetzung des Kampfes zwischen Deiphobos 
und Meriones, also zwischen O 567 und 402, das zweite 418—423 bei 
den Kämpfen nach Hektors Verwundung 424, wo es jetzt den Thaten 
des lokrischen Aias und des Polydamas Platz machen musste. Zum 
ersten Male begegnen wir also hier einer verwegenen Umstellung. 

Dass die Kämpfe des Idomeneus mit Alkathoos 424—454 und Oino- 
maos 506—511 (b) zur zweiten Ilias gehören, hat uns wieder die Teicho- 
machie gelehrt (s. S. 412). Zwischen ihnen, nach beiden Seiten hin eng 
verklammert, steht der Kampf des Idomeneus mit Aineias, der seinen 
Schwager Alkathoos rächen will 455—505. Und wenn geschildert wird, 
wie Idomeneus sich von Gefahren bedrängt langsam zurückzieht 512— 
515 — οὐ γὰρ ἔτ᾽ ἔμπεδα γυῖα ποδῶν ἔεν ὅρμηϑέντι —, so stimmt 
das so genau zu dem Bilde des μεσαιτόλιος Idomeneus 361, der seine 
dahingeschwundene Jugendkraft beklagt 484—486, dass wir auch hier 
wieder die Hand des ersten Ueberarbeiters der Urilias erkennen und 
somit das ganze Stück 424—515 der zweiten Ilias vindieiren dürfen. 

Wenn aber dann weiter erzählt wird, wie Deiphobos nach dem sich 
zurückziehenden alten Krieger den Speer wirft, aber nicht ihn, sondern 
den Askalaphos trifft, um dessen Leiche dann gekämpft wird (516—539), 
so haben wir es zwar auch hier, wie vorher mit einem in anderen Zu- 
sammenhang gebrachten und am Schluss erweiterten Stück der Urilias 
(812—821. 846—853) zu thun, aber der es hier eingesetzt hat, war 
schwerlich der Autor der zweiten Ilias. Wir haben den Tod des Aska- 
laphos und die mit ihm zusammengehörige Götterscene Ὁ 110ff. (= U. 
I. 822—845) oben S. 203ff. dem ersten Schlachttage zugewiesen. Der- 
selbe Dichter, der jenen in die Epinausimache einfügte, hat auch diese in 
Zusammenhang mit der Jıög drearn gesetzt. Die Jıög drrarn ist aber 
schwerlich älter als die Einfügung des M. Folglich müssen die Verse 
516—539 in der zweiten Ilias noch an ihrer alten Stelle gestanden haben, 
und im Vorhergehenden muss der sie vorbereitende Vers 478, in dem Aska- 
phalos genannt wird, dieser Schicht abgesprochen werden. In der zweiten 


271" 


N 424—515. 


N 516—539. 


N 540—575. 


N 576—672. 


420 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Ilias rief Idomeneus nur Meriones und Antilochos zur Hülfe herbei.!) In 
dieser Episode wird ferner Deiphobos von Meriones verwundet, so dass 
er das Schlachtfeld verlassen muss. Da aber S. 417 gezeigt ist, dass der 
Kampf der beiden Helden, in dem Meriones seinen Speer verliert, auch 
in der zweiten Ilias seine alte Stelle behalten hatte, so sind wir auch 
von dieser Seite her genöthigt die Verse auszyscheiden. 

Der Autor der zweiten Ilias beschäftigte sich nach dem Abgang des 
Idomeneus gleich mit dem siegreich gebliebenen Aineias (540—559), d.h. 
er verwandte hier ein Stück, das auch in der Urilias zur Epinausimache 
gehörte und ungefähr an derselben Stelle stand, den Kampf des Aineias 
mit Aphareus und des Antilochos mit Thoon (U. 1. 1228—1247), nur 
knüpfte er an diesen eine Fortsetzung an, in der Adamas von Meriones 
getödtet wird (560—575 = ο, s. 8. 115). 

Es folgt nun in unserer Ilias der Abschnitt, den wir oben 8. 114 
als die Menelaosepisode bezeichnet haben 576—672, d.h. zwei Bruchstücke 
der Urilias, Helenos und Deipyros (U. 1. 1352—1356), Peisandros und 
Menelaos (U. I. 1322—1345), sind umgestellt, durch ein Verbindungsstück 
(N 581-600) mit einander in Zusammenhang gebracht und mit einer Fort- 
setzung versehen 643—672, in der erzählt wird, wie Menelaos den Paphla- 
gonierfürsten Harpalion und Paris den Korinther Euchenor tödtet. Das ist 
die uns nunmehr sattsam bekannte Manier des ersten Ueberarbeiters der Ur- 
ilias, und da nirgends die Mauer erwähnt wird, trage ich kein Bedenken, 
den Abschnitt 576—672 im Wesentlichen für die zweite Dias in Anspruch 
zu nehmen?). Nun haben wir aber früher (S. 147 ff.) den beiden hier ver- 
arbeiteten Stücken der Urilias ihren Platz unter den Kämpfen, die auf 
Hektors Verwundung folgen, angewiesen. Hat sie nun schon der erste 
Erweiterer oder erst ein späterer von dieser Stelle an den Anfang der 
Epinausimache versetzt? Ich halte das zweite für das wahrscheinlichere 
und zwar aus folgendem Grund. Der Abschnitt stellt gewissermaassen 
eine Aristeia des Menelaos dar; man möchte sogar vermuthen, dass der 
Kampf mit dem Panthoiden Hyperenor, der in der zweiten Ilias vorgekom- 


1) Der spätere Bearbeiter hat in diesem Vers die drei Helden ÜRBRRERN, 
die später der Reihe nach getödtet werden 518. 541. 576. 

2) Nur die mit E 576 (Erweiterung der Jıourjdovs ἀρεστεέα) in Widerspruch 
stehenden, höchst albernen und schon im Alterthum athetirten Verse 658. 659 
sind auszuscheiden. Dagegen ist die Erweiterung der Rede des Menelaos 622— 
639 (s. S. 116) dem ersten Ueberarbeiter wohl zuzutrauen. 


Zweite Ilias. 421 


men und dann einem späteren Redactor zum Opfer gefallen sein muss, zu 
dieser Episode gehört hat und etwa nach N 642 (U. I. 1345) erzählt war. 
Nun vermissen wir aber an dem Platz, den jene Partie in der Urilias ein- 
nahm, ἃ. h. etwa am Schluss des ἐξ, das Auftreten eines griechischen Helden, 
das die regellose Flucht der Troer motivirt. Heute spielt diese Rolle der 
jüngere Aias 5520ff. Aber dass dieser Abschnitt jünger ist als die 
zweite Ilias, haben wir schon S. 392 gesehen. Vorher heisst es freilich 
auch schon, dass die Troer flohen 5 506f., aber warum? Weil Peneleos 
ihnen den abgeschlagenen Kopf des Ilioneus entgegengehalten und dabei 
brutale Reden geführt hat. Also hat der Böoter Peneleos die entschei- 
dende Wendung der Schlacht bewirkt? Das ist doch kaum zu glauben. 
Ich denke, auch in der zweiten Ilias waren hier die Heldenthaten des 
Menelaos gerade an ihrem rechten Platz. Versetzt hat sie vielleicht der 
Dichter, der die Verse 5 508-522 eingefügt hat, um den lokrischen Aias 
noch mehr zu verherrlichen, derselbe, der die Hyperenorepisode auf vier 
Verse 516--519 reducirt hat. 

Auch die Verse, mit denen sich unsere heutige Ilias nun zu Hektor N 673—79. 
wendet 673—684, und die, in denen Polydamas ihm räth, die besten 
Helden der Troianer zusammenzurufen 723-—-753, können nicht zur zweiten 
Ilias gehört haben, weil in ihnen die Mauer erwähnt wird 679. 737, vgl. 
oben 5. 388. Das dazwischen liegende Stück 685—722 haben wir 5. 416f. 
schon anderweitig untergebracht. Erst 754 ff. stossen wir wieder auf re- 
lativ alten Bestand. Die beiden ersten Verse haben wir sogar oben $. 118 
für die Urilias (1248. 1249) in Anspruch genommen. Das folgende möchte 
man wegen der Erwähnung des Asios und seines Sohnes gern der zweiten 
Ilias vindieiren. Aber hier entsteht eine Schwierigkeit. Es wird näm- 
lich hier zweimal 770. 781f. der Verwundung des Helenos und der des 
Deiphobos gedacht; diese erfolgten aber, wenn wir richtig geschlossen 
haben, in der zweiten Ilias erst später. Will man also das Gespräch 
zwischen Paris und Hektor für dieses Gedicht halten, so muss man an- 
nehmen, dass die Verse 761—764 und 781—-783 anderen substituirt sind, 
Paris mochte ursprünglich erklären, dass er von Deiphobos und Helenos 
nichts wisse. Will man das nicht annehmen, so muss man das zur zweiten 
Ilias gehörige auf V. 754—760 beschränken. Auch in der Urilias klafft 
ja für uns gerade an dieser Stelle der Zusammenhang. 

Von hier an wird nun die Erzählung in der zweiten Ilias genau so N 795 
weitergegangen sein wie in der Urilias (1249—1319). Der Schluss von Aias? = 507. 


0 3—342. 


0 343—401. 


O 415—726. 


422 i Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Rede 817—820, der doch auf Hektors Flucht vor Achilleus anspielen 
soll, ist wohl erst hinzugekommen, als die Ἕχτορος ἀναίρεσις angeglie- 
dert wurde. Erst 5 424 finden wir wieder eine eingreifende Umgestal- 
tung. Hektor wird von den für die zweite Ilias charakteristischen Helden 
weggetragen und es folgen die schon 8.389 u. 409 ἢ, besprochenen Kämpfe, 
in denen dieselben Helden und auf griechischer Seite die beiden Aias und 
Peneleos excelliren (58 425—507 = 6). Hierin sind zwei Verse der Ur- 
ilias 1320. 1321 = #5 440. 441 verwandt. Daran schloss sich einst, wenn 
wir 8. 420 richtig vermuthet haben, die ἀρεστεία Meveldov (N 576—672) 
und dessen verlorener Kampf mit Hyperenor. 

Darauf wieder völlige Uebereinstimmung mit der Urilias!) von Ὁ 3— 
219 (U. I. 1357—1402). Dann aber folgt die Erweiterung (220—332. 339 
—342 = ἢ). Da in der zweiten Ilias Hektor schwerer verwundet wird, als in 
der Urilias, ist die Wiederherstellung durch den von Zeus gesandten Apollon 
nicht zu entbehren. Und damit hängt alles folgende organisch zusammen, der 
Rath des Thoas, die Mannschaft zu den Schiffen zurückzusenden, das Vor- 
dringen des Hektor unter der Führung des die Aegis schwingenden Apollon, 
endlich die Metzelscene, deren Zugehörigkeit zur zweiten Ilias auch durch 
die Erwähnung des Medon, des Menestheus und Stichios, sowie des Poly- 
damas und des Agenor verbürgt wird.?) 

Dann aber finden wir bis 401 wieder jüngere Einlagen. Der Ver- 
such den Graben auszufüllen, der die Mauer umstürzende Apollon, setzen 
die Teichomachie voraus (343—366). Das Gebet des Nestor ist kaum 
älter als die Nestorscene des _/, auch wird 384 wieder die Mauer er- 
wähnt (367—389); Patroklos bei Eurypylos (390—404) nimmt die 
späte Eurypylosepisode des _7 wieder auf, alles dies ist natürlich jünger 
als die zweite Ilias. 

So sind wir denn bis zu der Scene vorgeschritten, wo Hektor und 
Aias um das Schiff kämpfen und dieser seinen Bruder Teukros zur Hilfe 
herbeiruft. Hier hat die Thätigkeit des ersten Ueberarbeiters besonders 
tief eingegriffen. Er hat 445—457 einem andern von Teukros getödteten 
Troianer den Wagenlenker des Polydamas substituirt (f, vgl. S. 141), er 
lässt 518—522 den Polydamas selbst einen Epeierfürsten (g, vgl. 8. 390) 


1) Die beiden Zusätze in dem Gespräch zwischen Iris und Poseidon sind 
wohl jüngeren Datums; 187—199, wie bereits 5. 138f. gesagt, nachhesiodisch, und 
208—217 aus derselben Fabrik. 

2) Ueber die interpolirten Verse O0 333—338 5. oben $. 406 A. 3. 


Zweite Ilias. : 423 


erschlagen und durch Apollon beschützt werden. Das hat aber zur Vor- 
aussetzung, dass sich, nachdem dem Teukros die Bogensehne zersprungen 
ist, am Lande noch einmal eine förmliche Schlacht entwickelt, wobei ganz 
vergessen ist, dass Aias bereits auf dem Schiff steht (Ὁ 435, vgl. S. 141), 
und vielmehr angenommen wird, dass er sich wieder unter seinen Ge- 
fährten am Strande befindet. Diese Situation wird nun durch V. 484— 
514 eingeleitet, und so wenig man 518—522 aus der Versgruppe 515— 
524 herausschälen kann, so wenig lässt sich diese von dem vorher- 
gehenden trennen. Aber auch das Folgende 525—559 ist mit dieser 
Gruppe fest verklammert. Die hier erzählten Kämpfe entwickeln sich 
sämmtlich einer nach dem andern aus der Heldenthat des Polydamas. 
Somit bilden die Verse 484—-559 einen einheitlichen Abschnitt, den wir 
unbedenklich der zweiten Ilias zuweisen werden. Nun ist aber die Situa- 
tion am Schluss dieses Abschnittes eine solche, dass das II unmöglich 
daran anknüpfen kann. Das Schiff, um das Aias und Hektor Ὁ 416 
(U.I. 1495) und II 102f. (U.IL. 1628 4) kämpfen, hat der Dichter 
völlig vergessen. Er muss also die Situation von Ὁ 416ff. noch einmal 
herstellen und das geschieht durch den folgenden Abschnitt O 560—726. 
In diesem sind nun auch ein kleines und ein grosses Stück der Urilias 
verwandt (Ὁ 560—567 = U. 1. 1403—1410. 0 592—595. 615—622. 
630—638. 645—657. 674—676. 696—698. 704—718 = U. 1. 1439 
—1494). Beide standen ursprünglich vor Ὁ 416 = ὕ. 1. 1495. Wir 
stossen hier auf die früher constatirte Umstellung am Schluss des Schiffs- 
kampfes (S. 146), und haben nun auch ihren Urheber kennen gelernt. Es 
ist der erste Erweiterer der zweiten Ilias, und veranlasst wurde er zu ihr 
durch den von ihm selbst gedichteten Abschnitt 484—559. 

Was nun die neuen Theile in dem Abschnitt O 560—726 betrifft, 
so ist der Zweikampf zwischen Antilochos und Melanippos 568—591 
so vortrefflich, dass wir oben 5. 145f. geschwankt haben, ob er nicht zur 
Urilias gehören könne. Dem Autor der zweiten Ilias werden wir ihn 
um so unbedenklicher zuweisen, als dieser, wie sich gleich zeigen wird, 
überhaupt für Antilochos eine Vorliebe hat. Bedenklicher könnte man 
hinsichtlich des reflectirenden Abschnittes 596—609 sein, der füglich zu 
jeder Zeit eingeschoben sein kann. Aber die Rücksicht auf die Gleich- 
mässigkeit verlangt hier nach der Schilderung der Troer 592—595 ebenso 
einen Excurs, wie nach der der Achäer 560—567. Auch ist die Be- 
schreibung des Hektor vortrefflich. So setze ich denn auch diese Partie 


Zusätze des 
Bearbeiters. 


Meriones und 
Patroklos. 


ZI 1-39. 


424 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


in die zweite Ilias, natürlich ohne die bereits von Zenodot athetirten Verse 
610—614. Ebenso urtheile ich über das schöne Gleichniss 623—-629. 
Dass die Ionisirung der Periphetesepisode (638—652, 5, 5, 144) dem ersten 
Erweiterer angehört, ist selbstverständlich, er ist es auch wohl gewesen, 
der diesen Mykenäer zu Eurystheus in Beziehung gesetzt hat. Hingegen 
ist das Gebet des Nestor 658—673 von dem früheren Gebet desselben 
alten Herrn (367 ff. s. 8.422) nicht zu trennen und gehört wie dieses zu 
einer jüngeren Schicht. Die zweite Schilderung von Aias auf dem Schiff 
aber (677—695) ist zweite Ilias; sie leitet zu dem versetzten Stück 
Urilias 1477—1494 (= Ο 696—698. 704—718) über. In dieses sind zur 
Resümirung der Situation die Verse 699—703 eingelegt und da dem 
prägnanten Befehl des Hektor οἴσετε τοῦρ nun nicht mehr sofort Folge 
geleistet wird, so musste er rhetorisch ausklingen, zu welchem Behuf die 
V. 719—726 angestückt wurden!). 

Zwischen Ὁ 567 und 592, also an Stelle der Antilochosepisode, standen 
nun nach unserer Vermuthung in der Urilias der Zweikampf des Dei- 
phobos mit Meriones 1411—1421 (N 156ff.) und Idomeneus 1422— 
1430 (N 4028) und die Begegnung des Meriones mit Patroklos 1431— 
1438 (Ο 402ff.). Der Kampf des Idomeneus ist, wie S. 418f. gezeigt, von 
dem Redactor in die Aristie dieses Helden hineingezogen und an eine 
frühere Stelle versetzt worden. Die beiden anderen Stücke aber scheint er. 
benutzt zu haben, um von 0 342, wo wir noch auf dem Schlachtfeld sind, 
zu O 415, wo Aias auf den Schiff steht, überzuleiten. Denn an die 
Metzelscene, in der die Troer siegreich sind, liess sich die Deiphobos- 
Episode vortrefflich anknüpfen und die recapitulirenden Verse 405 —409 
konnten zur Noth zum Schiffskampf überleiten, namentlich wenn durch 
das Gleichniss 410—414, dass mit einem kühnen Sprung das ganze 
Schlachtbild ändert, nachgeholfen wurde. Ich vermuthe also, dass in der 
zweiten Ilias die Meriones-Episode an der Stelle stand, wo wir jetzt die 
Eurypylos-Episode lesen. Dass die Ionisirung von N 156—1682) in der 
zweiten Ilias erfolgt ist, brauche ich wohl kaum noch ausdrücklich zu sagen. 

Wenden wir uns nun zur Patroklie. Wir haben schon öfters ge- 
sehen, dass der erste Erweiterer es war, der, wie er seine eigenen Helden 
in der ionischen Bronzerüstung auftreten lässt, so auch die mykenischen 


1) Ueber V. 727—746, die Dittographie eines Aoeden s. oben $. 144. 
2) Durch die Einfügung der Worte Inigoßos δὲ — δαέφρονος 1625— 
1642, s. oben S. 109. ; 


Zweite Ilias. “ 425 


Waffen der Urilias ionisirt. Er ist es also auch gewiss gewesen, der die my- 
_ kenische Rüstung des Achilleus durch Einschiebung der Verse II 131—134 
zu einer ionischen gemacht hat.!) Auch 40—42. 71—73 und 147 mögen 
damals von demselben Dichter eingesetzt und 155. 156 umgestaltet sein. 
_ Dass ihm auch die weitere Ausmalung der Auszugsscene mit ihrem gross- 
artigen Abschluss, dem Gebet an den dodonäischen Zeus, 164—167. 198 
— 265, gehöre, lässt sich zwar nicht beweisen, ist mir aber sehr wahr- 
scheinlich. Dagegen hat die Eintheilung in fünf Haufen (168—197) die 
Ilosoßei« zur Voraussetzung, da in ihr 196 der γέρων ἱτεττηλάτα Φοῖνιξ 
vorkommt. Sie ist also für jünger zu halten. Nun bildet aber zu der An- 
sprache des Achilleus an die Myrmidonen 200—209 die anfeuernde 
Rede des Patroklos 268—275 so deutlich das Gegenstück, dass wir auch 
sie der zweiten Ilias vindieiren werden, ebenso im Folgenden den ausmalen- 
‘den Vers 279, den wir nur aus dialeetischen Gründen der Urilias ab- 
gesprochen haben. Dann sind die nach dem Auftreten des Patroklos er- 
zählten Einzelkämpfe um einige vermehrt, da auch die Nestoriden und 
der lokrische Aias, die besonderen Lieblinge des Dichters eingeführt 
᾿ς werden (317”—334 — h). Auch das Gleichniss von den Wölfen. .351—357 
und die die Stimmung des Hektor schildernden Verse 362. 363 mag man 
zu den damals hinzugekommenen Erweiterungen rechnen. 

Dass der Bearbeiter die Sarpedon-Episode (i) — natürlich ohne die ΠῚ 394—776. 
mit Rücksicht auf M gemachten Einlagen?) — schon vorfand, ist bereits 
S. 394 gezeigt worden. Wenn darauf Apollon, als er Hektor zur Rück- 
kehr in den Kampf ermahnt, die Gestalt seines mütterlichen Oheims Asios 


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annimmt), so ist das so ganz im Sinne der zweiten Ilias, dass wir auch die 
Verse 716—725, durch die ein Stück der Urilias verdrängt ist, wohl dem 
ersten Erweiterer zuschreiben dürfen. Nebenbei bemerkt sind V. 718 und 
der vielleicht demselben Dichter gehörige*) Vers Z 451 die beiden ältesten 
Stellen in denen Hekabe vorkommt. In der Ἕχτορος ἀναίρεσις war die 
Mutter des Hektor noch namenlos; denn X 234 scheint Payne Knight mit 
Recht athetirt zu haben. Auch die Erweiterung der höhnischen Rede des 
Patroklos wird zur zweiten Ilias gehören 746—749. 


1) S. oben 5. 51ff. 

2) S. oben $. 395f. 

3) Dass der Dichter den Namen Asios schon vorher einem anderen Troer 
gegeben hat ($. 417), ist schwerlich ein berechtigter Einwand. 

4) S. unten $. 436. 


ZH 111-- 
P 287. 


P 288—423. 


426 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


In der Erzählung vom Tode des Patroklos hat der Erweiterer V. 804 
den Panzer 1), V. 798—800 den Hinweis auf die Spolürung durch Hektor 
eingesetzt, und so wird auch wohl der ausmalende Vers 792 von ihm her- 
rühren. Ferner hat er aus dem namenlosen /dodavog ἀνὴρ der Urilias (S. 
79) den Euphorbos gemacht (808 --- 812, 850=k). Daraus folgt unmittelbar 
und ist auch bereits S. 391 ausführlich dargelegt worden, dass der ganze 
Anfang des P, mindestens bis V. 60 (k), also der Kampf zwischen Mene- 
laos und Euphorbos ebenfalls zur zweiten Ilias gehört. Mit diesem ist 
aber wieder der folgende Abschnitt, Hektors Eingreifen und die Spolürung 
des Patroklos 61—131, unlöslich verknüpft, so dass wir den ganzen Ab- 
schnitt P 1—131 der zweiten Ilias zuweisen müssen. Dass weiter das auf 
die stehen gebliebenen Verse der Urilias 132—139 folgende Gespräch 
zwischen Hektor und Glaukos 140—182 (l) gleichfalls dem ersten Erwei- 
terer gehört, ist schon oben S. 402 gezeigt. Mit ihm aber hängt wieder das 
Folgende aufs Engste zusammen, Hektors Ansprache, die Scene, wie er 
sich die Waffen des Achilleus anlegt, die warnenden Worte des Zeus 183 
—209, und wie oben den Namen der Hekabe, so finden wir hier 208 
und Z 395 zum ersten Male den der Andromache. Auch das Folgende, 
wo 216 Glaukos genannt wird, und 256 der jüngere Aias eine rühmliche 
Rolle spielt (m), schliesst eng an das Vorhergehende an (210—261), 
nur V.217, in dem Asteropaios vorkommt. muss für einen spätern Zu- 
satz gelten (S. 413). Dann folgt bis V. 287 wieder ein Stück des älte- 
sten Epos. 

Bis hierher erscheint der Anfang des P durchaus als eine geschlos- 
sene Erzählung, als eine geschickte Erweiterung der Urilias, die Zusätze 
des Bearbeiters ganz aus einem Guss. Mit Ausnahme von V. 217 und 
den nach der Nekyia ungeformten Versen 279. 280 (S. 81) wird alles 
auch so bereits in der zweiten Ilias gestanden haben. Bis 424, wo wir 
wieder auf die Urilias stossen, finden wir dann eine Einlage, auf deren 
nervösen Charakter schon früher S. 82 hingewiesen ist. Prüfen wir sie 
näher, so zeigt sich, dass sie in drei Theile zerfällt: 

1) Eine Kampfscene, in der die Troer Hippothoos und Phorkys und 
der Phoker Schedios fallen 285—318. 

2) Aineias von Apollon angestachelt tödtet den Gefährten des Aste- 
ropaios, der dann selbst in den Kampf eingreift 319—365. 


1) S. oben 8. 32. 


Zweite Ilias. 427 


3) Eine langathmige Situationsschilderung, in der gesagt wird, dass 
der Kampf den ganzen Tag währte 384, dass an der Stelle des Schlacht- 
felds, wo die Leiche des Patroklos lag, Nacht war 367 ff., dass weder die 
Nestoriden Thrasymedes und Antilochos 378 noch Achilleus 402 bisher 
etwas von dem Tod des Patroklos erfahren hatten, und der mit schönen 
Redensarten sowohl der Achäer als der Troer schliesst. 

Dass der zweite Abschnitt wegen des Auftretens des Asteropaios 
nicht zur zweiten Ilias gehören kann, ist S. 413 gezeigt. Vermuthlich ist 
er bei der Angliederung der Ἕχτορος ἀναίρεσις gedichtet worden. Er 
zieht aber den ersten Abschnitt mit sich, denn der in diesem vorkommende 
Hippothoos wird vorher in demselben interpolirten Vers 217 genannt, wie 
Asteropaios. Ferner erscheint in diesem Abschnitt der Phoker Schedios 
wieder, der in der zweiten Ilias bereits Ὁ 515 von Hektor getödtet ist. 
Dort hiess er Sohn des Perimedes, jetzt ist er ein Sohn des Iphitos. 
Schon das würde zum Beweise dafür genügen, dass der erste Abschnitt 
nicht dem ältesten Erweiterer der Ilias angehören kann. Der dritte Ab- 
schnitt endlich unterscheidet sich schon durch seinen salbungsvollen Ton 
ganz wesentlich von dem Stil der zweiten Ilias. Dazu kommt ein sach- 
liches Argument. Die Nacht, die erst V. 594 anbricht — denn dieser 
wird sich uns gleich als zur zweiten Ilias gehörig erweisen, — wird hier 
schon V. 366 ff. vorweggenommen. 

Von der ganzen Einlage 288—423 enthielt also die zweite Ilias noch 
nichts. Wie in der Urilias folgte in ihr die Automedon-Episode 424 ff., 
entweder unmittelbar oder sehr bald auf V. 287. In diese hat der Er- 
weiterer zunächst den zweiten Aias eingesetzt (531. 532 = m) und demge- 
mäss vorher V. 507. 508 (vgl. U.I. 1984. 1985) umgestaltet. Auch der neue 
Schluss der Rede des Zeus, wenigstens bis V. 452, muss der zweiten Ilias 
zugeschrieben werden, da darin auf den diesem Epos eigenthümlichen 
Zug, dass Hektor die Waffen des Achilleus trägt, Bezug genommen wird; 
anders steht es mit den drei letzten Versen 453—455, die die Vorstellung 
involviren, dass Hektor erst am folgenden Tage fallen wird, eine Version, 
die, wie wir gleich sehen werden, der zweiten Ilias noch fremd ist. Sicher 
zur zweiten Ilias gehören ferner V.472. 473, wo wieder auf den mit den 
Waffen des Achilleus gerüsteten Hektor Bezug genommen wird, Ob man 
den ersten Erweiterer auch für den Autor der ausmalenden Verse 461. 
462 halten soll, ist nicht zu entscheiden und gänzlich irrelevant. 


P 424—542. 


Der ganze heutige Schluss des P hat, wie wir S. 85 ff. gesehen haben, P 593—761. 


P 543—292. 


428 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


mit der Urilias nichts gemein. In dieser trug Menelaos die Leiche des 
Patroklos, während Aias den Rückzug deckte, und die Trauerkunde wurde 
dem Achilleus durch Automedon überbracht. Jetzt ist es Antilochos, der 
dies Amt: übernimmt, die Leiche wird von Menelaos und Meriones ge- 
tragen, und beide Aias sind es, die die nachdringenden Troer abwehren. 
Der lokrische Aias, der ja bereits 256 als erster zum Schutz der Leiche 
herbeigeeilt ist, erscheint überhaupt in dieser ganzen Partie stets neben dem 
Telamonier (668. 669. 707. 732. 747 = 0) und gleich im Anfang dieses 
Abschnitts greift Polydamas entscheidend ein (597 f.=n). Das alles 
sind sichere Indieien für die zweite Ilias, der wir also zuversichtlich den 
ganzen Schluss des Buches 593—7591) zuschreiben dürfen. Denn auch 
V,593—-596, wo Zeus den Ida in Wolken hüllt, müssen wir hinzuneh- 
men, da auf diese Finsterniss nachher 644-649 Bezug genommen wird. 

Aber zwischen dieser Neudichtung und dem letzten Vers der Urilias 
543 steht ein Abschnitt, dessen Seltsamkeit schon oft hervorgehoben ist; er 


‚befindet sich mit der Neudichtung insofern in directem Widerspruch, als 


hier Zeus den Achäern plötzlich den Sieg geben will — δὴ γὰρ νόος ἐτρά- 
ser αὐτοῦ 546 — freilich nur auf kurze Zeit. Da nun in diesem Stück 


Athene in Gestalt des alten Phoinix auftritt 555, so dürfen wir schliessen, 


E2 1238. 


dass es jünger ist als die Ποεσβεία. In der zweiten Ilias schloss wohl 
593 an 543 an. 

Aus dem Gesagten folgt weiter unmittelbar, dass auch die Scene 
zwischen Achilleus und Antilochos, wie sie jetzt im Anfang des X steht, im 
Wesentlichen zur zweiten Ilias gehören muss. Also zunächst 1—33 d.h. 
ein Stück Urilias, in dem nur Antilochos für Automedon substituirt und 
21 mit Rücksicht auf die Spoliirung zugesetzt ist. Auch in der zweiten 
Ilias können dann 170—180, jetzt natürlich als Worte des Antilochos, 
und Achills Antwort 187. 188. 192. 193, vielleicht bereits durch V. 194. 
195 erweitert, bald auf 33 gefolgt sein, alles noch wie in der Urilias. 
Wie dort Automedon, so rafft sich hier Antilochos bald aus dem Schmerze 
auf und ermahnt Achill handelnd einzugreifen, womit er den ihm P 691 von 
Menelaos gegebenen’ Auftrag erfüllt (S. 89). Nun aber sah sich der Redaetor 
zu einer stärkeren Aenderung genöthigt. Nachdem einerseits die Bewaff- 
nung ionisirt, andererseits das Motiv eingeführt war, dass Hektor den 
Patroklos spoliürt hat und nun selbst in der Rüstung des Peliden kämpft, 


1) Mit Ausnahme von 760. 761, wo der Graben erwähnt wird. 


μι... 


Zweite Ilias. 429 


wollte die Erzählung, dass sich Achilleus mit dem Schilde des Aias 
waffnet, nicht mehr recht passen. Er musste nun statt der verlorenen 
Bronzerüstung eine neue erhalten, und diese konnte ihm nur seine Mutter 
verschaffen. Nicht mehr, wie in der Urilias, konnte ihn Thetis bereits 
zum Kampfe gerüstet finden, unmittelbar nachdem er den Verlust seiner 
Waffen beklagt hatte, musste sie zu ihm treten. Also waren die Rettung 
des todten Patroklos und das Auftreten der Thetis umzustellen und ent- 
sprechend umzugestalten, das Gespräch mit der Mutter musste stark er- 
weitert, die Bergung der Leiche aber mit Rücksicht auf die Neudichtung 
im P gleichfalls neugedichtet werden. So folgte denn bald auf Σ 195 
die umgebildete Thetissceene 35—147, die nun in das Versprechen, neue 
Waffen zu bringen, auslief. Auszuscheiden sind aus ihr nur der bereits 
von Zenodot und Aristarch athetirte Nereidenkatalog 39—49, der schwer- 
lich älter als Hesiod ist, und aus gleich zu entwickelnden Gründen 136. 
137. Beachtung verdient, dass hier die Sagenversion wiederkehrt, nach 
der die von Hektor erbeuteten Waffen des Achill die Hochzeitsgeschenke 
der Götter an Peleus waren 84f. Sie findet sich auch schon an einer 
früheren Stelle der zweiten Ilias P 195. An diese Scene wird sich auch 
schon in der zweiten Ilias der Schluss des Kampfes um den todten Pa- 
troklos angeschlossen haben, d. h. 148—164, nur dass es dort schliesslich 
doch den beiden Aias gelungen sein muss, den Hektor zurückzutreiben 
und die Leiche auch ohne Hülfe des Achilleus zu retten. Denn diese 
Lösung entspricht einzig und allein der bedeutenden Rolle, die der lokri- 
sche Aias oder richtiger das Aiaspaar in der zweiten Ilias spielt. Dieser 
einstige Schluss ist dann durch einen noch späteren Redactor wegge- 
schnitten worden, der die Irisscene einsetzte. Diese aber kann erst gedichtet 
sein, als die Teichomachie eingefügt war, denn in der auf sie aufgebauten 
Schilderung von Achills plötzlichem Auftreten auf dem Schlachtfeld werden 
215 Mauer und Graben erwähnt. 

Auch die "Orkoroula, die jetzt in die "Errogog ἀναίρεσις einge- 
flochten ist, stand schon in der zweiten Ilias, Das ist die unmittelbare 
Consequenz aus dem oben Erörterten. Und damit bestätigt sich uns le- 
diglich schon früher Erkanntes. Wir sahen ja bereits S. 14 und S. 230, 
dass die verhältnissmässig früh in die Ἕχτορος ἀναίρεσις eingelegte 
Asteropaiosepisode die Ὃχελοτεοιέα voraussetzt. In der zweiten Ilias wird 
also V. 369 bald auf V. 164 gefolgt sein. Dazwischen musste nur erzählt 
werden, wie die gerettete Leiche des Patroklos ins Zelt getragen wird und 


Σ᾽ 369—617. 


Tageszeit der 
Ὁπλοποιέα. 


480 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Achill bei ihrem Anblick aufs neue in Klagen ausbricht!). Natürlich ent- 
hielt die Orrkorrorie in diesem Stadium weder die ausführliche Schild- 
beschreibung 481—6082) noch die schon im Alterthum athetirten Verse 
444—456, die eine Version der Scene von Patroklos Auszug voraussetzen, 
wie sie in unserer Ilias nirgend vorliegt, und die vielleicht das blosse 
Autoschediasma eines Interpolators ist, der die Πρεσβεία bereits ge- 
kannt hat.?) 

Wie aber ging die Erzählung in der zweiten Ilias weiter? Kehrte auch 
in ihr Thetis erst am folgenden Tage, wie jetzt 7' 1, zu Achilleus zurück? 
Das würde ein Bivouak der Troianer bedingen, also die Version der “Exro- 
909 ἀναίρεσις, die doch erst viel später mit der zweiten Ilias zusammen- 
geschweisst worden ist. Nein, in der zweiten Ilias brachte Thetis ihrem 
Sohne die Rüstung noch an demselben Tag. Wenn der Dichter einmal die 
Götter bemüht, so müssen diese auch gründlich und sofort helfen, und 
nicht Massregeln ergreifen, die erst am folgenden Tage wirksam sind. Der 
Schmiedegott verrichtet seine Arbeit mit dämonischer Schnelle. Das ist 
einfach eine Forderung des poetischen Geschmacks. Es lässt sich aber 
noch aus unserer Ilias direct beweisen. In dieser wird es freilich bereits 
> 239 Nacht, aber Niemand, der die Ὁπλοποιία liest, wird die Em- 
pfindung haben, dass sie bei Nacht spiele. Thetis findet Hephaistos am 
Amboss 372; arbeitet der fleissige Mann etwa auch bei Nacht? Und ist 
es so etwas Gewöhnliches, dass die Götter einander nächtliche Besuche 
machen, dass weder Charis noch Hephaistos diesen Punkt irgendwie be- 
rühren? Ferner Σ 616 bis Τ' 4 lesen wir: 

ἣ δ᾽ ἴρηξ ὃς ἄλτο κατ᾿ Οὐλύμπου νιφόεντος, 
τεύχεα μαρμαίροντα rag Ἡφαίστοιο φέρουσα. 
Ἠὼς μὲν xoonönwenhog ἀπ᾽ Ὠχεανοῖο ῥοάων 
ὥρνυϑ', ἵν᾽ ἀϑανάτοισι φόως φέροι ἠδὲ βροτοῖσιν. 


1) Es sei gestattet darauf hinzuweisen, dass auch in den Μυρμιδόνες des- 
Aischylos der Vorgang ähnlich geschildert gewesen sein muss. Auch dort war 
es nicht Achill, der die Leiche rettete, s. Sarkophag-Reliefs II 47a S. 60. 

2) S. oben 8. 14. 

3) Dagegen sehe ich keinen Grund mit Düntzer, Nauck und Reitzenstein 
(Herm. XXXV S. 78 A. 1) die Verse 432—435 zu athetiren. Selbst wenn der Ring- 
kampf nicht in den Kyprien gestanden haben sollte, wovon mich Reitzenstein noch 
nicht überzeugt hat, gehört er doch ganz sicher zu den allerältesten Bestand- 
theilen des Achilleus-Mythos, s. oben S. 354. 


Zweite Ilias. — 431 


ἣ δ᾽ ἐς νῆας ἵχανε ϑεοῦ πάρα δῶρα φέρουσα. 

εὗρε δὲ ΠΙῺατρόχλῳ περιχείμενον ὃν φίλον υἱόν. 
Darf man sich die Frage erlauben, wo die Nereide die Nacht zugebracht 

hat? Hat sie, die mit der Schnelligkeit eines Habichts vom Olymp herab- 

gestiegen ist, die ganze Nacht für ihre Wanderung gebraucht? Oder hat 
sie erst die Rüstung zum Vater I’&gwv mitgenommen und dort geschlafen ὃ 
Nein, hier sind einfach Verse der “Exrogog dvaigsoıg!) und der zweiten 
Ilias mit einander verquickt. In dieser mochte es nach Σ 617 heissen: 

βῆ δὲ ϑέειν ἐπί τε χλισιὰς καὶ νῆας ᾿Αχαιῶν, 

εὗρε δὲ Πατρόχλῳ περιχείμενον ὃν φίλον υἱόν. 
Bei der heutigen Lesung ist der Ausdruck γῆας doch auch gar zu all- 
gemein. 

Dazu stimmt endlich, dass Achilleus zur Iris kein Wort davon 
sagt, dass ihn die Mutter bis zum nächsten Morgen warten lassen wolle, 
sondern nur ganz allgemein X 189 Η ᾿ 

μήτηρ δ᾽ οὔ μὲ φίλη πρίν γ᾽ εἴα ϑωρήσσεσϑαι, 

πρίν γ᾽ αὐτὴν ἐλϑοῦσαν ἐν ὀφθαλμοῖσι ἴδωμαι" 

στεῦτο γὰρ Ἡφαίστοιο πάρ᾽ οἰσέμεν ἔντεα καλά. 
Allerdings gehört dieses Gespräch noch nicht zur zweiten Ilias, aber doch 
zu einer Schicht, die älter ist als die Angliederung der Ἕχτορος ἀναί- 
ρεσις, und insofern sind wir völlig berechtigt, mit ihm zu argumentiren, 
Auch der Verfasser der Irisscene weiss also von einer Vertagung der 
Waffenlieferung noch nichts. Folglich können die einzigen Verse, wo von 
solchem Aufschub die Rede ist 136f. 

ἠῶϑεν γὰρ νεῦμαι, ἅμ᾽ ἠελίῳ ἀνιόντι, 

τεύχεα καλὰ φέρουσα παρ᾽ Ἡφαίστοιο ἄναχτος 
erst eingesetzt worden sein, als αἴθ Ἕχτορος ἀναίρεσις angegliedert wurde 
und auf V.135 

scolv γ᾽ ἐμὲ δεῦρ ἐλθοῦσαν ἐν ὀφθαλμοῖσι ἔδηαι 
wird in der zweiten Ilias der Vers gefolgt sein, den wir am Schluss des 
> lesen | 

τεύχεα μαρμαίροντα παρ᾽ Ἡφαίστοιο φέρουσαν, 
eine Wiederholung, die durchaus dem Stil des Epos entspricht. 


Σ᾽ 136. 


137. 


Von dem Abschnitt T 3—39, den wir 5. 243 aus der Exrogog ἀναί- T 3—18. 


1) 8. 8. 248, 


Schluss der 
JI. Lias. 


Bestand der 
zweiten Hälfte 
der II. Ilias. 


432 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


oeoıg ausgeschieden haben, findet nur die erste Hälfte 3—18 in der 
zweiten Ilias ihren passenden Platz, aber nicht mehr; denn die Sorge um 
den der Verwesung preisgegebenen Leichnam 19—39 setzt doch doch wohl 
die Dichtung von Hektors Bestattung voraus, und diese Verse sind also 
viel später eingefügt. 

Die zweite Ilias wird also in ihrem Schluss mit der Urilias im We- 
sentlichen übereingestimmt haben. Auf die schönen Verse 7' 4---18, die 
den rachedürstenden Achilleus schildern, wird gleich dessen Auszug zum 
Kampf, der Tod des Hektor und weiter Achills eigner Tod gefolgt sein. 
Und zwar kann die Tödtung des Hektor ganz wohl auch noch auf dieser 
zweiten Entwicklungsstufe oreiveı ἐν αἰνοτάτῳ geschehen sein (8. oben 
S. 253f.). Dass die Troer zur Stadt zurückfliehen, wird ja nirgends ge- 
sagt. Wir können uns ganz gut vorstellen, dass, während Hephaistos 
die Rüstung verfertigt, in der Nähe des Lagers unter Führung des Mene- 
laos, Meriones und der beiden Aias weiter gekämpft wird. Dann verstehen 
wir auch, warum der Dichter der zweiten Ilias keinen dieser Helden im 
Zelt des Achilleus sein lässt und warum er insbesondere die für die Ur- 
ilias von uns erschlossene Verwundung des Telamoniers eliminirt hat, wo- 
durch von selbst die von uns gleichfalls für das Gedicht supponirte Scene’ 
zwischen Achilleus und Aias wegfiel. Trifft dies zu, so kann der Ver- 
fasser der όλος μάχη seine Kenntniss von dem alten Ausgang des Epos, 
die er in den Versen © 473—476 documentirt, ebenso gut der zweiten 
Ilias wie der Urilias verdanken, und mit Rücksicht auf den späten Ur- 
sprung dieses Einzelliedes ist ersteres sogar wahrscheinlicher. 

Von den Büchern N—X standen also, wenn unsere Rechnung richtig 
ist, folgende Stücke in der zweiten Ilias: N 39—44. 5 363—369. 376.377. 
(U. I. 1206). 374. 375. 378—387. 392. 393. N 136—155. 685— 722, 170 
— 245. 330. 332—344. 361—477. 479—515. 540—575. (Lücke). 754— 
760. (Lücke). 765—780. (Lücke). 784—794. 128—135. 795—816. 321— 
837. 8 402—507. N 576—657. 660—672. Ο 8. 4. 6—8. (U. I. 1662). 
158—186. 200—207. 218—332. 339—342. N 156—168. Ο 402—480. 
482—609. 615—657. 674— 726. II 1—24. 283—60. 64— 73. 80—93. 101 
-- 151. 155—167. 198—291. 293—368. 372—379. 394—443. 450—458. 
462—465. 477—508. 532—554. 563—566. 569—867. P 1—216. 218— 
2791). 281—287. 424—452. 456—543. 593—759. Σ 1—33. 170—180. 


1) Natürlich noch in der Fassung der Urilias 1907. 


a ΠΥ ΨΥ Di ς πο u; 


ΤΥ ΨΥ. σΞΎ Ύ 60 ΝΥΝ σΎ zB 


Zweite Ilias. 433 


187. 188. 192—195. 35—38. 50—135. (136) !). 138—164. (Lücke). 369 — 
898 3). 400—443. 457—480. 609— 617. T 33)—18. Y 472—477. 490— 
494. 407. 413—437. X 209—212. Die Theile des N und OÖ, die in der 
zweiten Ilias noch an einer früheren Stelle standen, sind hierbei natürlich 
nicht mitgezählt. 

Von diesen Versen hat der erste Erweiterer der Ilias neugedichtet: N 
136—155. 685— 722. 172—176. 182— 245. 330. 332—344. 361—401. 
403. 406. 407. 413—417. 424—477. 479—515. 560—575. 756—760. 
765— 780. 784—794. 5 425—439. 442—507. N 581—600. 622—639- 
643—657. 660—672. Ο 220-332. 339—342. N 162’—164°. O 410— 
415. 444457. 473. 484—559. 568—591. 596— 609. 623—629. 639 — 
644. 646. 677—695. 699— 703. 719—726. IT 40—42, 71—73. 131— 
134. 164—167. 198— 265. 268— 275. 279. 317—334. 351—357. 362. 
363. 716— 725. 746—749. 792. 798—800. 804. 808—812. 850. P 1— 


131. 140—216. 218— 261. 446—452. 461—462. 472. 473. 531. 532. 593 


— 759. Σ 2. 21. 194. 195. 35—38. 50—69. 82—87. 89». 90°. 105. 106. 
117—125. 130—135. 1864). 138—164. 369—398. 400—443. 457—480. 
609—617. T 3—18. Ausserdem die verlorene Hyperenor-Episode. Die 
Sarpedon-Episode fand er in seiner Ilias bereits vor. 

Ein Dichter, der den zweiten Theil der Urilias so energisch umge- 
staltet und erweitert hat, wird auch den ersten Theil nicht unberührt ge- 
lassen haben. Hier hilft uns nun freilich das M, das uns für den zweiten 
Theil so gute Dienste gethan hat, nicht weiter. Aber wir haben die 
Eigenart des ersten Erweiterers jetzt schon so gut kennen lernen, dass 
wir hoffen dürfen, auch in den früheren Büchern die Spuren seiner Thätig- 
keit ausfindig machen zu können. 


Zuwachs. 


Umarbeitung 
der ersten 
Hälfte. 


Schon oben (5. 385. S. 393) ist darauf hingewiesen worden, dass die Abfassung der 


Häupter der beiden Geschlechter, die dem Autor der zweiten Ilias besonders 
am Herzen liegen, dass Panthoos und Antenor im I’ 146—148 unter den 
Geronten am skäischen Thor erscheinen, und schon dort ist der Verdacht 
ausgesprochen, dass diese Scene und mithin die ganze Teichoskopie zur 
zweiten Ilias gehören möge. Dieser Verdacht wird nun dadurch verstärkt, 


1) In der S. 431 vorgeschlagenen Fassung.) 
2) V. 399 giebt sich schon durch die Fassung als spätere Einlage zu er- 
kennen, so auch Nauck, vgl. aber unten. 
3) In der $. 431 vorgeschlagenen Fassung. 
4) 5, 8. 431. 
Robert, Studien zur Ilias. 28 


Teichoskopie. 


434 Entwickelungsgeschichte der Lias. 


dass auch unter den übrigen Geronten noch drei Väter von Söhnen sind, 
die in der Epinausimache der zweiten Ilias auftreten. Kilytios ist der 
Vater des Kaletor Ὁ 419, den übrigens die zweite Ilias aus der Urilias 
beibehalten hat, wie denn auch dort schon Klytios ein Bruder des Priamos 
war (S. 365); Lampos, gleichfalls ein Bruder des Priamos (s. 5. 445), ist der 
Vater des Dolops Ο 526, Hiketaon der des Melanippos O 576. Die Söhne 
werden in der zweiten Ilias zuerst eingeführt. Es ergiebt sich daraus weiter, 
dass der Vers Γ 147, der in der Erweiterung der Aineias-Episode des Y 238 
wörtlich wiederkehrt, für das Γ᾽ gedichtet, im Y aber entlehnt ist. 
Einfügung des Stand aber die Teichoskopie in der zweiten Ilias, so muss diese auch die 
1: AleSavögov χαὶ Meveicov μονομαχία enthalten haben, und zwar in der 
erweiterten Fassung, nach der der alte Priamos auf das Schlachtfeld geholt 
wird; denn mit diesem Vorgang hängt ja die Teichoskopie aufs engste 
zusammen. Wir lernen also, dass der erste Erweiterer der Ilias auch der 
erste war, der ein ursprünglich selbstständiges Einzellied in das alte Epos 
eingesetzt hat. Das Motiv ist unschwer zu errathen. Er mochte finden, dass 
in der Urilias das eigentliche Object des ganzen Feldzugs, die geraubte 
Helena, allzu sehr zurücktrete. Alles dreht sich ja dort um den Groll 
des Achilleus. Er wollte dem abhelfen, indem er ein Gedicht einfügte, 
das eigentlich viel früher spielt, in dem aber die beiden Hauptinteressenten 
einander gegenübertreten und um den Preis des Krieges, die Helena, aller- 
dings resultatlos, kämpfen. Damit eröffnet er seinem Publicum einen 
freien Ausblick auf den Sagenhintergrund der Urilias. Hand in Hand 
damit geht das Bestreben, die vornehmsten Helden der Achäer dem 
Hörer einzeln vorzustellen und zu charakterisiren, und diesem Zwecke 
dient die Teichoskopie. Natürlich ist es auch derselbe Dichter gewesen, 
der in diesem alten Einzellied so gut wie in den von ihm bearbeiteten 
Theilen der Urilias die Rüstungen ionisirt, also speciell Γ᾽ 880---888 und 
358 Beinschienen und Panzer eingesetzt hat!), ferner die ausmalenden 
Verse I'396—418, in denen die Erwähnung der Mnovin ἐρατεινή für 
einen Ionier besonders passend ist). 


Abfassung der Nachdem aber die Πάριδος καὶ Meveldov μονομαχία aus ihrer 
= men "Isolirung herausgerissen und in den Zusammenhang eines grösseren Epos 
χυσιθ. 


eingegliedert war, musste sie auch eine Fortsetzung erhalten. Schon $. 210 


1) 8. 53. 8. 585, 8. 206. 
2) Vgl. S. 206, wo aber die Verse 419—420 noch zur ältesten Fassung 
hätten gezogen werden sollen. 


Zweite Ilias. “ 435 


haben wir festgestellt, dass die Ὃρχέων σύγχυσις von dem gedichtet sein 
muss, der die Π͵ονομαχία in die Ilias hineinzog. Also auch sie gehört 
zur zweiten Ilias, und auf eine relativ frühe Entstehung weist ja auch der 
Umstand hin, dass der Verfasser den mykenischen Lederkoller noch kennt 
(s. 8. 37f. 8. 209). Bei der Abfassung dieser Episode hat nun der Dichter 
bei dem zweiten alten Einzellied, der Sıoundovg ἀριστεία, das er nicht 
wie die Movouayla in seine Ilias einsetzte, eine Anleihe gemacht. Er 
entlehnt ihm den Bogenschützen Pandaros. Um aber diesen seinen Pan- 
daros von dem alten des Einzelliedes zu unterscheiden, giebt er ihm eine 
neue Heimath, Zeleia 7 103. 121. Aber die ursprüngliche Lykiernatur wirkt 
doch noch soweit nach, dass er ihn zu dem Apollon λυχηγενής beten lässt 
101. 119, wie er ihm ja auch seinen Vater Lykaon gelassen hat 93. Dass 
sowohl in der Teichoskopie als in der Ὁρχέων σύγχυσις Antenoriden vor- 
kommen (5. 385), kann uns in unserm Glauben an die Zugehörigkeit beider 
zur zweiten Ilias nur bestärken. Diese muss also den Abschnitt IT’ 1— 
4 222 — vielleicht von ganz wenigen Zusatzversen abgesehen, mit deren 
Feststellung wir uns nicht aufhalten wollen, — im wesentlichen so ent- 
halten haben, wie wir ihn noch heute lesen. Dagegen kann die ’4ya- 
μέμνονος ἐπιπώλησις A 223—421 erst zu einer späteren Schicht ge- 
hören. Denn erstens trägt sie so sehr den Charakter einer Doublette 
zur Teichoskopie, dass sie unmöglich von demselben Dichter stammen kann, 
und zweitens spielt in ihr Diomedes eine Rolle; sie setzt also die Einfügung 
der Sıoundovg ἀριστεία voraus, die zweifellos erst viel später erfolgt 
ist. In der zweiten Ilias wird 422 Ηἰ, unmittelbar auf 222 gefolgt sein. 

Von den Erweiterungen der ersten Kämpfe, soweit wir sie jetzt 
im 4 lesen, wage ich nichts der zweiten Ilias zuzuschreiben. Die Verse 
A 439—451, in denen Athene als Führerin der Achäer, Ares als Führer 
der Troer erscheint, sind offenbar mit Rücksicht auf das E gedichtet 
und gewiss erst eingesetzt, als dieses in die Ilias eingefügt wurde. Wenn 
in dem Abschnitt 470—516 Apollon von Pergamon aus der Schlacht zu- 
schaut und die Troer anfeuert 507 f., so ist das dieselbe Situation wie FH 20£. 
Hier wird also das H bereits in seiner heutigen Gestalt vorausgesetzt, die 
es aber, wie sich später zeigen wird, erst erhalten hat, als die Τειχομαχέα 
eingesetzt wurde, Die Schlussverse 539 —544 dienen zur Vorbereitung 
der AJıoumdovg ἀριστεία, und so bleiben für die zweite Ilias höchstens 
die beiden ausmalenden Verse 537. 538 übrig, durch die Diores zu einem 
Epeier gestempelt wird. Der Stammbaum der Dioklessöhne E 543—553 

28* 


4J 439—H. 


436 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


ist so ganz im Geiste der zweiten Ilias, dass er ihr wohl zuzuschreiben 
sein wird. Ebenso die Pylaimenes-Episode E 576—589, zumal dessen Sohn 
in der Epinausimache desselben Gedichts auftritt, s. S. 420. Wir dürfen 
vermuthen, dass die Reihenfolge der bis zu Hektors Gang nach der Stadt 
erzählten Kämpfe im wesentlichen dieselbe war, wie in der Urilias, aber 
bei der Trümmerhaftigkeit der Ueberlieferung ist für diesen Abschnitt ein 
sicheres Urtheil nicht möglich. Der Vers H 252, der dem Hektor den 
ionischen Bronzepanzer giebt, gehört gewiss dem Redactor der zweiten Ilias. 
Umarbeitung des Erst im Z stossen wir wieder auf eingreifende Aenderungen des Er- 
£: weiterers. Durch die Einfügung der Meveiaov xal AAeSavboov μονο- 
μαχία war nämlich das Motiv vom Groll des Paris unbrauchbar ge- 
worden. Der Verfasser der zweiten Ilias musste also die darauf bezüglichen 
Stellen im Gespräch zwischen Hektor und Paris entfernen und dieses so 
zurechtstutzen, dass es zur Noth auf die durch den Ausgang der Movo- 
μαχέα geschaffene Situation passte, welchem Zweck die Verse 8386}, 
337. 8890 dienen. Sehr glücklich ist er hierbei nicht gewesen (S. 196 ff.), 
er scheint sich aber auch damit keine besondere Mühe gegeben zu haben, 
wie überhaupt, wenn er die alten Bestandtheile bearbeitet. Nur in den 
grösseren Einlagen, wo er die Arme frei hat, bewährt er sein dichterisches 
Können. 
Dichtung von Eine solche Einlage, von der dies im höchsten Masse gilt, ist die 
a Ἕχτορος χαὶ ᾿Ανδρομάχης ὅμιλία; denn auch diese wird man mit Wahr- 
scheinlichkeit der zweiten Ilias zuschreiben. Wir haben bereits S. 198 ge- 
sehen, dass sie für eine Ilias gedichtet sein muss, in der Hektor lebend 
nicht wieder in die Stadt zurückkehrte (Z 500—502). Dies trifft zu für 
die Urilias, der aber die Scene wegen des ionischen Dialeets und der 
ionischen Bewaffnung 454. 469. 470 (vgl. S. 50) nicht angehören kann. Es 
trifft nicht mehr zu für die Ilias, die das M enthielt. Denn gleichzeitig 
mit dessen Einfügung müssen die Verse H 433—464, die den Mauerbau 
erzählen, gedichtet sein. Dieser bedingt aber, dass die Troianer nicht 
wie in der Ilias bivouakiren, sondern mindestens für eine Nacht wieder 
in ihre Stadt zurückkehren. Zwischen diese beiden Stadien muss die Ab- 
fassung der Ἕχτορος xal ’Avdoouayns ὁμιλία fallen. Nun haben 
wir ferner gesehen, dass die zweite Ilias bereits die Andromache kennt 
(S. 426), ebenso die Hekabe, die gleichfalls in der Ὃμιελία genannt wird 
(S. 425). Ferner scheinen die von uns der zweiten Ilias zugewiesenen 
Worte des Zeus im P 206 ff. 


Zweite Ilias. 437 


ἀτάρ τοι γῦν γε μέγα χράτος ἐγγυαλίξω, 

τῶν ποινὴν ὅ τοι οὔ τι μάχης ἐχνοστήσταντι 

δέξεται ᾿ἀνδρομάχη κλυτὰ τεύχεα Πηλεΐωνος 
direkt im Hinblick auf die Ὁμιλέα und zwar speciell auf die Verse 
Z 501f. 

οὐ γάρ μὲν ἔτ᾽ ἔφαντο ὑπότροπον ἐκ πολέμοιο 

ἵξεσϑαι προφυγόντα μένος χαὶ χεῖρας ᾿Αχαιῶν 
gedichtet zu sein. Auch wird Andromache, die im P als bekannt voraus- 
gesetzt wird, in der Ὁμελέα eingeführt und vorgestellt 395 ff. Endlich ist 
es eine grosse Schönheit, dass die Worte, die Agamemnon 4 164ff. nach 
dem Eidbruch der Troer spricht ἔσσεται ἦμαρ ὅτ᾽ ἄν ποτ᾿ ὀλώλῃ 
Ἴλιος ion, xr)., hier 448 f. von dem stärksten und edelsten der Troer wieder- 
holt werden, eine Schönheit, die man gerne dem Dichter zuschreiben 
möchte, der der wirkliche Autor dieser berühmten Verse ist. 

Die Erwähnung des Diomedes in der Rede der Andromache V. 437 Z 433—439. 
macht keine ernstliche Schwierigkeit, denn diesen ganzen Passus 433— 
439 haben die Alten athetirt, weil die Antwort des Hektor dazu nicht passe. 
Aber damit ist freilich der Grund der Interpolation und die Herkunft des 
singulären Motivs von dem dreimaligen Sturm der Achäer nicht erklärt. 
Ich getraue mich aber den Beweis zu führen, dass selbst, wenn die Verse 
echt sein sollten — und das glaube ich allerdings (s. unten) —, die Er- 
wähnung des Diomedes auf alle Fälle interpolirt sein muss. Mag man näm- 
lich in der Stelle eine Anspielung auf ein verlorenes Gedicht oder mit Niese 
ein Autoschediasma sehen, auf keinen Fall kann die erwähnte Bestürmung 
in die Zeit zwischen 4 und Z, also nach der wjvıg, fallen. Andromache 
spricht offenbar von einem weiter zurückliegenden Ereigniss, nicht von 
einem an diesem Tage erfolgten, sonst müsste sie sich anders ausdrücken, 
Fällt aber dies Ereigniss vor die μῆνες, so kann unter den aufgezählten 
ἄριστοι Achilleus unmöglich fehlen. V. 407 hat also sicher einstmals 
gelautet: 

ἠδ᾽ ἀμφ᾽ Aroeidag καὶ Πηλέος ἄλκιμον υἱόν. 
Den Τυδέος ἄλχιμον υἱόν hat erst der Diomedesfreundliche Ueberarbeiter 
eingeschmuggelt, den wir später näher kennen lernen werden, 

Die jetzige Einleitung der Ὁμιλέα 365—391 ist freilich jünger. Sie Z 365—391. 
nimmt 379.384 auf den Bittgang der Frauen Bezug, dessen späten Ursprung 
wir früher (S. 194ff.) festgestellt haben. In der Urilias ging Hektor von 
Paris zur Rathsversammlung der Alten, das wird auch in der zweiten Ilias so 


Das A in 
der II. Ilias. 


Das A in 
der II. Ilias. 


438 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


geblieben sein; von dort geht er zum skäischen Thor und da trifft er seine 
Gattin. In der Urilias ist Hektors Gattin namenlos 700. 714. Der Dichter 
der zweiten Ilias, der die Andromache erfunden hat, nahm für das Z an, 
dass sie sich unter den troianischen Frauen befunden habe, die Hektor 
schon 238 (U.I. 720) am skäischen Thor bei seinem Eintritt in die Stadt 
getroffen hat. Jetzt, als er die Stadt wieder verlassen will, kommt ihm sein 
Weib an derselben Stelle entgegen ἐναντίη ἦλϑε ϑέουσα 394. 

Vom Anfang des H an wird die Handlung bis zum Mittag _4 84 
ebenso weitergegangen sein wie in der Urilias; aber auf dieser Strecke 
ist durch spätere Ueberarbeiter alles Ursprüngliche weggefegt. Wie viel 
von der Erweiterung der Ayauguvovog ἀριστεία der zweiten Ilias an- 
gehört, wird sich kaum entscheiden lassen. Andererseits ist aber kein 
Grund, dieser die Kämpfe mit den Brüderpaaren Isos und Antiphos (101 
—121) und Peisandros und Hippolochos abzusprechen (122—148), zumal 
es sich uns bereits S. 414 als wahrscheinlich ergeben hat, dass wenigstens 
die zweite dieser Episoden bereits dem Verfasser des [M bekannt war, und so 
möchte man auch die Zusatzverse 150—-154. 166—169, namentlich die Er- 
wähnung des Ilos-Grabmals, und 178—180 gern der zweiten Ilias zuschrei- 
ben. Die Diomedes-, die Nestor- und die Eurypylosepisode (310—400. 499 
—520. 575—848) sind selbstverständlich alle drei jüngeren Datums. Da- 
gegen können die ausmalenden Verse in der Aiasscene 536—543 (—="Exr. 
av. ® 501f. 5. 5. 106), 558—568 ganz wohl schon in der zweiten Ilias 
gestanden haben und ebenso wird ihr die Panzerinterpolation 436 gehören. 

Sehen wir nun zu, was von den Einlagen der beiden ersten Bücher 
für die zweite Ilias in Anspruch genommen werden darf. Zunächst alle 
Erweiterungen der Streitsceene, mit Ausnahme derer in der Nestor- 
rede 275—284 und der Anspielung auf die Πρεσβεία und Mivıdog 
ἀπόρρησις 212—214. Der erste Erweiterer liebt ja breite Darstellung 
und längere Rede. Also 178. 179. 203—205. 260—274. Mithin auch 
Nestors Bericht von seiner Theilnahme am Kentaurenkampf, sogar mit 
dem in alter und neuer Zeit so oft beanstandeten Thheseusvers. Die Er- 
zählung unterscheidet sich im Stil sehr wesentlich von den jüngeren 
Nestorerzählungen des 1 und _4, und da sie zur Verherrlichung des Nestor 
dient, passt sie durchaus zu der Tendenz der zweiten Ilias. Dagegen ist 
das Aithiopenmotiv natürlich erst mit der ganz jungen Ausmalung von 
Briseis®’ Rückführung eingesetzt, nnd auch die Erzählung des Briareus- 
Mythos 396—406 wage ich nicht für so alt zu halten. 


Zweite Ilias. 439 


Die Götterscene 4 533—608 kann nicht zur zweiten Ilias gehören, da 
sie den Sturz des Hephaistos in anderer Version erzählt, als Σ 395 ff.‘) Die 
Πεῖρα des zweiten Buches kann füglich erst gedichtet sein, als mit der 
zwischen _/ und N fallenden Nacht auch die nächtliche Berathung der 
Könige ausgemerzt war, was für die zweite Ilias aus früher entwickelten 
Gründen noch nicht angenommen werden darf. Es können also auch 
in dieser Partie nur sachlich irrelevante Erweiterungsverse hinzugekommen 
sein, nämlich 20—22. 33. 34. 90. 101—107 (die Atriden-Genealogie und 
das von Hephaist gefertigte Königsscepter), jedoch ohne den von Bergk mit 
Recht beanstandeten Vers 108 πολλῇσιν νήσοισι καὶ "Aoyei παντὶ ἀνάσ- 
oeıv, denn das von dem arkadischen Hermes verliehene Scepter kann 
wohl die Herrschaft über Argos, nicht aber die über die Insel verbürgen. 
Weiter 57. 58. 70. 71. Endlich auch wohl die drei Gleichnisse 455 
—475. Das wichtigste ‚hiervon ist, dass der οὖλος ὄνειρος, wie sonst 
die Götter in der zweiten Ilias und auch schon in der Ἕχτορος ἀναί- 
08015, die Gestalt eines Sterblichen, des Nestor, annimmt. Die Opfer- 
scene aber, 399—454, kann in der zweiten Ilias noch nicht gestanden 
haben, denn wenn auch in ihr die für dieses Gedicht charakteristischen 
beiden Aias vorkommen, so doch mit ihm zusammen in demselben Vers 
der der zweiten Ilias noch fremde Diomedes 406. Dagegen wird man 
die Erwähnung der Arimer und des Typhoeus 782—784, und die Zusätze 
in der Schilderung vom Auszug der Troer 791—795. 802—806. 810 
wieder der zweiten Ilias zuweisen dürfen, namentlich also das Motiv, dass 
Iris die Gestalt des Priamiden Polites annimmt. Und das wirft noch einen 
kleinen Nebengewinn ab. Denn dieser Polites tritt auch in der Epinau- 
simache Ὁ 339 und in der Erweiterung der Askalaphos-Episode, die in 
der zweiten Ilias noch am Morgen des ersten Schlachttags spielt, auf. Also 
auch N 533b—539 gehören zu dieser Schicht der Ilias und so haben 
wir für die oben beklagte Lücke zwischen FH 12 und _4 84 wenigstens 
eine Kleinigkeit gewonnen. 

Auch die Erweiterungen in der Schilderung des Troerbivouaks, 
© 512—516. 524. 525. 529—531. 548. 550—552. 555—565 mögen 
auf Rechnung der zweiten Ilias kommen, nur natürlich nicht 532—541 


wegen Diomedes, ferner in der Berathung der Alten die Anrede des Nestor _ 


542 s. unten 8. 447. 


1) Auch die Erwähnung der Σέντεες ἄνδρες 594 beweist das, vgl. S. 259. 


B in der 
II. Dias. 


© in der 
U. Ilias. 


440 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Bestand der Der erste Theil der zweiten Ilias würde somit folgende Stücke um- 
ee m fasst haben: 4 7—62. 64—138. 140—211. 215—274. 285—295. 297 
— 365. 393—395. 407—422. 428. 429. 497—517. 528—532. 609. 610 
B 1—52. 87—107. 109. 110. 56—72. 382—398. 455—483. 780—815. 
T' 1—461. 4 1—222. 422—438. 452—469. H 219—230. 233—272. 4 
517—538.E 541—563. 565—589. Z 5—11. 29-835. 37—72. E 37 AT, 
Ζ 73—86. (U. 1. 700. 701). 102—118. 237—241. 313—364. 392—529. 
H 1—12. N 516—525. Ο 110—129. 132—134. 142. N 526—539. 1 84 
— 309. 401— 454. 456—498. 521—574. Θ 485. 486. I 80. 81. 83. © 489 
—527. 529—531. 542—565. 5 9—13. 27—29. 41—48. 52—54. 61—63. 
I 16—22. 5 69—74. I 27. 28. 5 80—94. 103—108. Die letzten Partieen 
natürlich in der früher für die Urilias angenommenen Fassung. 
Neuer Zuwachs. Hiervon sind von dem ersten Erweiterer der Ilias neugedichtet: _4 178. 
179. 203—205. 260— 274. B 20—22. 33. 34. 90. 101—107. 109. 57. 58. 
70. 71. 455—475. 782—784. 791— 795. 802—806. 810. Γ 1—14. 25. 
26. 56. 57. 66. 103—110. 116—313. 319. 330—333. 358. 387—389. 
396—418. 448—461. 4 1—222. H 252. 4 537. 538. E 543—553. 576 
—589. Z 48. 886", 337. 889}, 392—502. 516». 529. H 1—3. N 533° 
—539. 4 101—148. 150—154. 166—169. 178—180. 436. 536—543, 
558—568. © 512—516. 524. 525. 529—531. 548. 550—552, 555— 
565. 8.42. 


= U 
e ὦν»: 
» 


Zweite Dias. 441 


Zur Charakteristik der zweiten Ilias. 


In dieser zweiten Ilias erscheint die Götter- und Heroenwelt nicht 
nur gegenüber der Urilias und den beiden ältesten Einzelliedern, son- 
dern auch, was sich freilich erst später beweisen lässt, gegenüber der 
ihr zeitlich am nächsten stehenden Ἕχτορος ἀναίρεσις ausserordentlich 
weitergebildet. Zunächst constatiren wir, dass der Dichter von den Culten 
des griechischen Mutterlandes eine sehr genaue Kunde hat. Er kennt 
den Zeus von Dodona Il 258 und die Athene von Alalkomenai 48. 
Die Hera ist zwar auch in der Urilias als Schützerin des Agamemnon 
die Göttin von Argos, aber hier zum ersten Mal erhält sie das Beiwort 
Adeyein 4 8, das in der Urilias der Helena eigenthümlich ist. Auch 
greift sie viel energischer in die Handlung ein. Offen bekundet sie nicht 
nur ihre Vorliebe für Agamemnon, sondern in noch höherem Grade ihren 
Hass- gegen Priamos. Sie selbst hat zu Wagen die Helden zur Heerfahrt 
gegen Troia aufgeboten, so sagt sie / 26ff. zu Zeus: 

πῶς, ἐθέλεις ἅλιον ϑεῖναι πόνον ἠδ᾽ ἀτέλεστον, 

ἱδρόα ϑ᾽ ὃν ἵδρωσα μόγῳ, χαμέτην δέ μοι ἵπποι 

λαὸν ἀγειρούσῃ, Πριάμῳ χαχὰ τοῖό re παισίν. 
Sie ist es, die den friedlichen Gedanken des Zeus, indem sie ihm selbst 
ihre drei Lieblingsstädte preisgeben will, durchkreuzt und ihn veran- 
lasst, durch Athene die Troer zum Eidbruch zu verleiten. Beachtung 
verdient auch, dass sie hier — zum ersten Mal in der Ilias — als 
die ältere Schwester des Zeus bezeichnet wird / 60. Athena figurirt 
Ο 412 ächt ionisch als Ergane. Hermes erscheint im Götterkreis hier 
zum ersten Mal, als Hirtengott, der Heerdenreichthum giebt 5 491 
und als der Schützer des Pelopidenhauses, d. h. als Gott von Argos 
im weitesten Sinne, der dem Pelops das Scepter verliehen hat, und 
wie das Beiwort "/oyeipövrng!) lehrt, kennt der Dichter auch bereits den 
Mythos von der Tödtung des Argos. Auch Hephaistos ist sehr viel weiter 
ausgebildet und vor allem unter die olympischen Götter aufgenommen. 


1) Auch das nach dieser Analogie gebildete ἀνδρεϊφόντης (S. 80) findet 
sich zum ersten Mal in dieser Schicht P 259. 


Götter. 


Kentauren. 


442 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Zuerst ist er, der der Urilias fremd ist, uns in der Jıoundovg ἀριστεία be- 
gegnet, die einen Cult dieses Gottes in Troia kennt (S. 381). In der zweiten 
Ilias ist er vollständig zum göttlichen Künstler geworden, der dem Zeus 
die Aegis, den Pelopiden das Scepter, dem Achilleus die Rüstung ver- 
fertigt und sich selbst ein ehernes Haus baut, und der die Charis, die Per- 
sonifikation des künstlerischen Geschmacks, zur Gemahlin hat. Die Vorliebe 
des Verfassers für Hephaistos ist unverkennbar; auch die γοναὶ Ἡφαίστου 
kennt er, vielleicht aus einem Hymnus. Er weiss, dass Hera die Mutter 
des hinkenden Künstlers ist!). Zeus als Vater aber wird in der zweiten 
Ilias noch nicht genannt, vielmehr scheint die Vorstellung von seiner 
Entstehung ähnlich zu sein, wie bei Hesiod theog. 927 und im apollini- 
schen Hymnus. Umgekehrt hat Athene ja selbst in den spätesten Schich- 
ten der Ilias keine Mutter. Er weiss ferner, dass die Mutter Hera, sich 
der Missgeburt schämend, ihn vom Himmel ins Meer warf, wo ihn Thetis 
und Eurynome freundlich aufnahmen und er das Schmiedehandwerk er- 
lernte, also ein Göttermythos, und zwar der älteste, dem wir in der Ilias 
überhaupt begegnen. Artemis, in der Zıoundovg doıoreia als Jagdgöttin 
erwähnt (S. 381), erscheint in dieser Schicht ganz ihrer eigentlichen Natur 
entsprechend als Todesgöttin Z 428. Die Nereide Eurynome habe ich 
schon genannt. Dass sie im Nereidenkatalog Y 39 ff. fehlt, entscheidet allein 
schon für dessen jüngeren Ursprung (s. oben S. 429). Endlich mag noch 
an das eigenthümliche und offenbar frei erfundene Motiv erinnert werden, 
dass Zeus seine Aegis einem andern Gott übergiebt Ὁ 229, was in den 


Ἕχτορος λύτρα 2 20 nachgeahmt ist. _ 


Auch Kentauren und Amazonen, die zu einer so bedeutsamen Rolle in 
der griechischen Kunst berufenen Gestalten, treten uns in der zweiten Ilias 
mit ausgebildeten Mythenkreisen entgegen. Chiron ist zwar schon der Ur- 
illas als der dem Peleus befreundete Gebirgsdämon bekannt (S. 357). Jetzt 
erscheint er auch als der Gönner des hier zum ersten Mal in der Ilias 
erwähnten Gottes von Trikka, des Asklepios, den er mit heilkräftigen 
Kräutern ausgerüstet hat „7 194. 202. 219. Weiter finden wir auch schon 
die ausgebildete Kentauromachie, was nicht überraschen kann. Als ihre Be- 
sieger werden genannt die Lapithen Perithoos, Dryas, Kaineus, Exadios, 
Polyphemos und der Aigeussohn Theseus 4 263ff. Der Sohn des Peri- 
thoos Polypoites kommt in einem erhaltenen Stück der Urilias vor, den Enkel 


1) Dass diese Angliederung sich in Samos eg; hat, macht v. Wilamo- 
witz Gött. Nachr. 1895, 233 wahrscheinlich. 


ἡ ἔν ἃ, ἢ 


δ re A Dune ee 


Ei a 3 mn u u a 


Charakteristik der zweiten Ilias. 443 . 


des Kaineus, Leonteus, haben wir vermuthungsweise ihr zuzuweisen S. 413. 
Auch die anderen, Dryas, Exadios und Polyphemos sind gewiss alte 
Sagenfiguren, der dritte sicherlich identisch mit dem Argonauten, dem 
Gründer von Kios. Auch den Theseusvers möchte ich mit Wilamowitz 
(Hom. Unters. 260 A. 23) gegen Ed. Meyer (Herm. XXVII 374ff.) um so 
entschiedener halten, als der Autor der zweiten Ilias, wie ich gleich näher 
ausführen werde, die Sage von Theseus’ Raub der Helena gekannt haben 
muss. Hingegen ist die Theilnahme Nestors an der Kentauromachie ge- 
wiss ein Autoschediasma des Dichters, Die Amazonen werden I' 189 
erwähnt, und hieran knüpfen wir gleich eine Bemerkung. Andromache 
ist bekanntlich von den Vasen her als Amazonenname bekannt, auch 
mythographisch als solcher bezeugt '), und in der That eigentlich nur für 
eine Amazone passend. Sollte nicht der Erweiterer der Ilias den Namen 
als Amazonennamen bereits vorgefunden und auf die von ihm geschaffene 
Gattin des Hektor übertragen haben? Selbst von den Zwergvölkern 
Afrikas hat der Autor eine dunkle Kunde, denn er erwähnt T'7 die Py- 
gmäen. 

Endlich constatiren wir, dass die zweite Ilias auch den Herakles kennt 
Ο 638. Σ 117ff. Sie weiss von seiner Knechtschaft unter Eurystheus, 


. von den in dessen Auftrag verrichteten @94o:, endlich von seinem Tode 


durch den Groll der Hera, denn nur vom Tode kann natürlich xjo ver- 
standen werden. 

Wenden wir uns nun zu den eigentlichen Helden der Ilias, so finden 
wir ihre Familie und ihren Stammbaum sehr erweitert. Von Hektors 
Gattin und Sohn, den die Troer dem Vater zu Ehren Astyanax, Hektor 
selbst aber Skamandrios nennt, welchen auf die zeugende und nährende 
Kraft der Flüsse deutenden Namen?) in der “Πομήδους ἀριστεία E 
49 (5. 379£.) ein andrer Troer führt, ist schon wiederholt die Rede ge- 
wesen (5. 426. S. 436 ff). Andromache stammt aus Thebe am Fuss des Pla- 
kos, der Stadt der Kilikier. Die Stadt hat, zur Zeit als sie bereits mit Hektor 
vermählt war, Achilleus zerstört und ihre sieben Brüder getödtet. Es 
scheint hier eine ähnliche Uebertragung vorzuliegen, wie wir sie in der- 
selben Schicht bei den Lykiern gefunden haben. Dass ursprünglich die 


1) Schol. Il. 7’ 189, vgl. Mon. ἃ. Inst. XII 9. Gerhard A. V. 103. 129. 
329 u. s. w. 

2) Vgl. Rhyndakos, Kaikos, Inachos, Kephisodotos, Kephisodoros; s. Preller 
Griech. Myth. 14 546 A. 4 und Fick -Bechtel Personennamen 347. 


Amazonen. 


Herakles, 


Andromache. 


Hekabe. 


Priamiden. 


444 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Bewohner des historischen Kilikiens gemeint sind, wird man Niese zugeben ; 
aber wie die zweite Ilias den Lykier Pandaros nach dem Norden ver- 
pflanzt hat, so macht sie es auch mit den Kilikiern. Ob die Zerstörung 
Thebens durch Achilleus ein Autoschediasma des Dichters oder ob sie 
einem anderen Gedicht entnommen ist, lässt sich nicht entscheiden. Mög- 
lich ist auch das zweite; denn dass zur Entstehungszeit der zweiten Ilias 
auch einige der vor die μῆνες fallenden Geschichten poetisch ausgestaltet 
waren, beweist die Verwendung eines Motivs des Troilosmythos im N 
204ff., s. oben S. 409. Die Einlage im 4, wo von der Zerstörung Thebes 
durch Achilleus die Rede ist (366—392), muss allerdings aus dem Spiel 
bleiben, da sie entschieden ganz jung ist (s. oben 8. 215); sie verräth das 
schon dadurch, dass sie die doch sicher ursprünglich nach Chryse gehörige 
Chryseis nach Theben versetzt und so zu einer Landsmännin der Andro- 
mache macht. Die Mutter des Hektor, Hekabe, findet sich zwar schon 
in der Ἕχτορος ἀναίρεσις X 198, aber sie scheint dort ebenso wie 
Andromache noch namenlos gewesen zu sein (5, 425). Jedesfalls ist sie 
in der zweiten Ilias viel weiter ausgebildet. Sie ist eine Phrygierin, am 
Sangarios geboren II 719. Dorthin war Priamos gezogen, um den 
Phrygerfürsten gegen die Amazonen beizustehen Γ᾿ 187. Beide Stellen 
stehen offenbar mit einander in Zusammenhang; denn bei dieser Gelegen- 
heit wird Priamos die Hekabe gefreit haben. Sie ist die Tochter des 
Dymas II 718ff. und wenn im I’ 186 als Könige der Phryger Otreus und 
Mygdon genannt werden, so treffen die Schol. Townleyana wahrscheinlich 
die Meinung der zweiten Ilias, wenn sie Otreus für einen Sohn des Dymas 
erklären. Dasselbe gilt wohl auch von Mygdon, den die genannten 
Scholien zum Sohn des Akmon machen. Die zweite Ilias kennt aus- 
serdem noch einen dritten Bruder, Asios, dessen Gestalt Apollon annimmt 
ΤΊ, 

Auch vier neue Söhne des Priamos finden wir. Aber der eine Lykaon 
Γ᾽ 333 ist der Ἕχτορος ἀναίρεσις entnommen. Ganz neu aber sind Polites 
B 191. N 533. Ο 339, über den 8. 439 das Nöthige gesagt ist, und Antiphos 
und der Bastard Isos _7 101ff. Von diesen wird erzählt, dass sie Achilleus 
bereits einmal, als sie auf dem Ida die Heerden weideten, gefangen genom- 
men, aber gegen Lösegeld wieder freigegeben haben. Auch hier können wir 
wieder nicht entscheiden, ob ein älteres Gedicht benutzt ist oder ob der 
Dichter frei erfindet, in welchem Falle ihm die Lykaon-Episode der “Ex- 
τορος ἀναίρεσις ® 35 ff. als Muster gedient haben wird. Den Antiphos 


er Be a . οὐ Σὡ 


Zr dit u τὰ a ie 


Charakteristik der zweiten Ilias. 445 


hat später ein jüngerer Ueberarbeiter, wie sich herausstellen wird, derselbe, 


der die Τειχομαχέα eingesetzt hat, ./ 489 verwerthet. Auch die drei Töchter 


des Priamos, die die Ilias überhaupt kennt, hat der erste Erweiterer er- 
funden, Laodike, Medesikaste und Kassandra. Die beiden ersten sind 
vermählt. Laodike, die später von Kunst und Poesie als Geliebte des einen 
Theseiden so hoch gefeierte, mit dem Antenoriden Helikaon') Γ᾽ 123#f., 
Medesikaste, die unehelich gezeugte, mit Imbrios N 173, einer Figur der 
Urilias, die aber in der zweiten Ilias etwas mehr individualisirt wird (8. 
unten). Die dritte, Kassandra N 366, die aber durchaus noch nicht die 
spätere Prophetin ist, hat einen Freier, den Othryoneus von Kabesos, eine 
neu eingeführte Figur, über die noch zu sprechen sein wird. 

Auch nach oben hin wird der Priamidenstamm erweitert. Zum ersten 
Male heisst Priamos Ζαομεδοντιάδης I 250. Daneben natürlich, wie in 
der Ἕχτορος ἀναίρεσις X 352, auch Aagdaviöng IT 303. N 376. Wenn 
nun ein altes Grabmal in der troischen Ebene schon damals für das des 
Ἶλος Aeodavlöng ausgegeben wurde _4 166, so folgt daraus, dass bei 
Abfassungszeit der zweiten Ilias die Königsreihe Dardanos-Ilos-Laomedon- 
Priamos bereis feststand.. Es waren also zwischen Dardanos und Pri- 
amos zwei Glieder eingeschoben, der Eponym der Stadt und eine Figur, 
deren Namen einfach den Herrscher bezeichnet, ein Process, der sich 
übrigens, da er an ein locales Mal anknüpft, vermuthlich nicht in der 
Poesie, sondern in der Volkssage vollzogen hat. 

Auch eine zweite Nebenlinie der Priamiden tritt auf. Laomedon hat 
ausser Priamos und Klytios (S. 365) noch einen dritten Sohn Lampos, 
der auch unter den Alten der Teichoskopie erscheint (5. 434). Sein Sohn 
Dolops wird Ὁ 525ff. von Meges getödtet. 

So werden in der zweiten Ilias drei Panthoiden (S. 392), drei Söhne 
und drei Töchter des Priamos neu eingeführt, und die Zahl der könig- 
lichen Brüder aus den Stamm des Dardanos wird auf drei erhöht. Ist 
das nun Zufall oder Manier? 

Aineias ist in der zweiten Ilias mit den Priamiden noch nicht ver- 
wandt. Dies wird er erst in dem erweiterten Aineias-Lied des ®. Aber 
doch hat hier insofern eine Fortbildung stattgefunden, als er eine 
Schwester Hippodameia erhalten hat. Deren Gatte Alkathoos ($. 412), eine 
ebenfalls neu eingeführte Figur, ist Sohn des Aisyetes N 427 und dessen 


1) Vgl. oben 8. 385. 


Laomedon. 


Lampos. 


Aineias, 


Panthoiden. 
Antenoriden. 


Die Griechen. 


Antilochos, 


446 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Name haftet wie der des Ilos an einem Grab der troischen Ebene. Wir 
ersehen das aus B 791ff. und erkennen nun abermals, wie Recht wir 
hatten, auch diesen Abschnitt für die zweite Ilias in Anspruch zu nehmen. 
Alkathoos unterliegt dem Idomeneus. Es wäre möglich, dass er ursprüng- 
lich mit seinem megarischen Namensvetter identisch, und sein Kampf mit 
Idomeneus eine Dublette zu Minos Krieg mit Nisos ist. 

Für die Geschlechter der Panthoiden und Antenoriden kann hier 
auf das früher S. 383 ff. S. 388 ff. Ausgeführte verwiesen werden. Ich be- 
merke daher nur recapitulirend, dass die zweite Ilias drei Panthoiden, 
Polydamas, Hyperenor und Euphorbos und acht Antenoriden, Agenor, 
Akamas, Archelochos, Laodamas, Laodokos und Helikaon, Koon und 
Iphidamas kennt. 

Auch auf griechischer Seite. finden wir längere Genealogien. Von 
dem Pelopidenstemma B 101f. war schon die Rede 8.439. Pelops und 
Thyestes werden hier zum ersten Mal genannt. Odysseus erscheint 
in der zweiten Ilias zum ersten Mal als Herr von Ithaka und Sohn 
des Laertes 7'200f. Auch Idomeneus, den ja der Autor der zweiten 
Ilias so bevorzugt, dass er ihm eine besondere Aristeia giebt 1), erhält einen 
eigenen Stammbaum, der sogar bis auf Zeus zurückgeht, eine Ehre, die 
sonst keinem Helden der zweiten Ilias?) zu Theil wird N 450f. P 608, 
nämlich so: Zeus zeugt Minos, Minos aber Deukalion, Deukalion aber 
Idomeneus. Sein Gefährte Meriones bleibt auch in der zweiten Ilias noch 
vaterlos?), erhält aber einen eigenen Wagenlenker Koiranos®), als dessen 
Vaterstadt Lyktos angegeben wird P 611. 

Die Vorliebe des Verfassers für Nestor und seine Söhne haben wir 
schon wiederholt constatirt. Am Markantesten zeigt sie sich darin, dass 
Antilochos statt Automedon vorgeschoben wird, wo es gilt, dem Achilleus 
die Nachricht vom Fall des Patroklos zu bringen (S. 428). Hierdurch 
wird dieser Nestoride zugleich in ein näheres Verhältniss zu dem Haupt- 
helden gebracht, das zwischen beiden in der Urilias noch nicht besteht, 
wo er vielmehr an der Seite des Menelaos erscheint (s. oben S. 362). Wie 


1) 8. 111f. S. 417ff. | 

2) Ueber Sarpedon als Sohn des Zeus — zuerst im M — 5, oben S. 396. 

3) Μόλου υἱὸς zuerst N 249, in einer Einlage aus der Zeit der Einfügung 
des M, s. unten. 

4) In der jüngeren Sarpedonepisode der Jıoundovs ἀριστεέα Name eines 
Lykiers E 677. 


an ZB De ng 1 ae A ad u a a u 


Charakteristik der zweiten Ilias. : 447 


die Aithiopis dies Verhältniss noch weiter ausgebildet hat, so dass er zu 
einem zweiten Patroklos wird, ist bekannt. Auch sonst wird Antilochos 
gerne herangezogen, so dass er als einer der Haupthelden der Epinausi- 
mache erscheint. Er tödtet den Wagenlenker des Asios und erbeutet 
dessen Wagen N 396—401, beim zweiten Angriff des Hektor tödtet er 
den Melanippos Ὁ 568—589 und erhält bei dieser Gelegenheit von Mene- 
laos das Lob 569 ff. 

Avyrikoy', οὔ τις σεῖο vehregog ἄλλος Ayaov 

οὔτε ποσὶν ϑάσσων οὔτ᾽ ἄλχιμος, ὡς σὺ μάχεσϑαι. 
Als Patroklos die Troer zur Stadt zurücktreibt, tödtet er den Lykier 
Atymnios II 317ff, Während um Patroklos’ Leiche gekämpft wird, hält 
er auf dem linken Flügel die Troer auf P 682ff. und als er sich zu Achil- 
leus begiebt, heisst es μεγάλη δὲ ποϑὴ Πυλίοισιν ἐτύχϑη 704. Aber 
sein Bruder Thrasymedes tritt an seine Stelle 705, auch ein starker Held’ 
der schon vorher den Bruder des Atymnios, Maris, getödtet hat IT 319ff., 
aber vom Dichter nicht so bevorzugt, wie Antilochos. Auch einen eigenen 
Wagenlenker giebt die zweite Ilias dem Antilochos, Laodokos P 699, also 
einen Namensvetter des Antenoriden (S. 385). 

Dass der Dichter seinen Nestor auch in die Kentauromachie einge- 
schmuggelt hat, haben wir schon oben gesehen. Weit bedeutsamer aber 
ist, dass, wenn wir anders die Verse B 20 und 542 richtig der Urilias 
abgesprochen und der zweiten Ilias zugetheilt haben, Nestor hier zum 
ersten Male als Sohn des Neleus erscheint, also erst durch den ältesten 
Erweiterer der Ilias mit Neleus in Verbindung gesetzt ist. Das würde, 
wenn es sich bewahrheiten sollte, von der weittragendsten Bedeutung 
sein. Neleus ist bekanntlich der xr/ozng von Milet. Sein Grab liegt 
bei Didymoi, die erblichen Könige von Milet leiten sich von ihm ab.!) 
Aber um die Ehre seine alten Heimath zu sein, streiten sich Athen und 
Pylos. Ist nun die Verbindung zwischen ihm und Nestor secundär, so 
ergiebt sich daraus unmittelbar, dass er erst nachträglich zum Pylier ge- 
worden ist, wenn nicht durch den Verfasser der zweiten Ilias, so doch 
erst ungefähr in der Periode, in die dieses Gedicht fällt. In der That 
lassen sich die Ansprüche Athens heute nicht mehr so kurzer Hand ab- 
weisen, wie es von Töpffer geschehen ist, seitdem wir in Athen die 


1) Aristoteles fr. 556 Rose; Ephoros Strab. XIV 635, s. Toepffer Att. 
Geneologie 235 ff., Ed. Meyer Gesch. ἃ. Alt. II S. 238 ff. 


Nelous. 


448 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Cultstätte des Neleus gefunden haben 1) und seit uns «der durch die 
“41ϑηναίων πολιτεία wiedergewonnene Solonvers πρεσβυτάτην ἐσορῶν 
γαῖαν ᾿Ιαονίας gelehrt hat, dass der Anspruch Athens für die Metro- 
pole der ionischen Colonien zu gelten nicht erst aus den Zeiten des 
delisch-attischen Bundes datirt, und Kallimachos mit seinem σὲ γὰρ 
ποιήσατο Νειλεὺς ἡγεμόνην, ὅτε νηυσὶν ἀνήγετο Κεχροπίηϑεν eine 
attische Anschauung wiedergiebt, die mindestens bis zum Anfang des 
sechsten Jahrhunderts zurückgeht. Für die attische Herkunft des Neleus 
spricht weiter die Sage, die ihn auf dem Isthmos begraben sein lässt 
(Paus. II. 2, 2), für die attische Besiedelung Milets die Legende von der 
Entstehung der Elegie (Et. m. ἀσελγαίνειν und &Aeyeılg), deren hohes Alter 
Dümmler (Philol. VII 1894, 207 ff.) erwiesen hat. Wer vermag für die 
pylische Herkunft des Neleus Cultmale oder litterarische Zeugnisse anzu- 
führen, die sich mit diesen messen könnten? Wenn Neleus Sohn des 
Poseidon ist und seinem göttlichen Vater auf dem Vorgebirge Poseidion einen 
Altar errichtet (Strab. XIV 633), so vergesse man doch nicht, dass Posei- 
don in Athen mindestens ebenso hoch gefeiert ist, wie in Messenien 
und Elis. Und wenn Mimnermos sagt: 
αἰτιεῖάν ve Πύλον Νηλήϊον ἄστυ λιπόντες 
ἱμερτὴν Aolyv νηυσὶν ἀφικόμεϑα, 

so spricht er damit die ionische Anschauung seiner Zeit aus, die sich mit 
der des jüngeren Epos deckt, wie er denn im ersten dieser beiden Verse eine 
Stelle aus der späten Nestorerzählung des _4 682 Πύλον Νηλήιον 
εἴσω (vgl. ὃ 639) copirt. Es beweist nur, dass diese Vorstellung, die 
wir auch in den jüngsten Schichten der Ilias und Odyssee als die allein 
herrschende finden, bei den Ioniern die alte und richtige Anschauung in 
den Hintergrund gedrängt hat, bis dann später die Historiker ihre Com- 
promisse bildeten, indem sie die Neliden nach Athen auswandern liessen. 
In wie weit bei dieser Stammesverschiebung politische Faktoren mitwirkten, 
und ob vielleicht bei der Verbindung des athenischen Neleus mit dem pyli- 
schen Nestor thatsächliche Ereignisse mitspielen, wie die Einwanderung 
einzelner Geschlechter aus dem Südwesten des Peloponnes, das wage ich 
nicht zu entscheiden. An sich braucht für diese Verknüpfung auch nur der 
Wunsch der milesischen Herren maassgebend gewesen sein, dass unter den 


1) Ἐφ. doy. 1884, 161, CIA IV 53a, Curtius Sitz.-Ber. d. Berl. Ak. 1885 
S. 437 ff., und Topographie von Athen $. 79, Ed. Meyer Gesch. ἃ. Alterth 
11 S. 241. 


Charakteristik der zweiten Ilias. 449 


Helden der Ilias solche, die sie für ihre Vorfahren ansprechen könnten, 
nicht fehlen möchten. Die gewaltigen Folgen, die die Umwandlung des 
Neleus zu einem Pylier für die Sagengeschichte hatte, hier im Einzelnen 
zu verfolgen, muss ich mir versagen, da ich damit den Rahmen dieser 
Untersuchungen weit überschreiten würde. Ich begnüge mich daher, 
meine Ansicht in die beiden Thesen zusammenzufassen: Milet ist von 
Athen aus gegründet. Neleus ist ursprünglich Athener und erst zum 
Pylier geworden, als man den Nestor zu seinem Sohne machte.!) 

Wenn es aber wirklich der Verfasser der zweiten Ilias war, der den 
Gründer von Milet und Stammvater der dortigen Königsgeschlechter als 
Vater des Nestor in das Epos eingeführt hat, so spricht alles dafür, dass 
er selbst Milesier war: die hervorragende Rolle, die er die Lykier spielen 
lässt 5. 401ff., noch mehr aber, dass er auch die Bewohner des alten 
Vaterlandes, die Athener, zuerst unter die homerischen Helden aufnimmt 
(S. 405 ff.), endlich seine Vertrautheit mit der attischen Sage, denn auch 
die einzige Erwähnung des Theseus, die sich in der Ilias findet, wird ihm 
verdankt. 

Wir haben 8. 438 u. 443 den Vers, der den Aigeussohn Theseus unter 
den Besiegern der Kentauren aufzählt _4/ 265, für die zweite Ilias in An- 
spruch genommen mit der Begründung, dass diese auch sonst noch Bekannt- 
schaft mit der Theseussage verrathe. Damit waren zwei Stellen der Tei- 
choskopie gemeint, die, wo die Mutter des Theseus, die Pittheustochter Aithre 
als Scelavin der Helena erscheint I' 144, und die, wo Helena unter den 
zu ihrer Befreiung verbündeten griechischen Helden ihre Brüder Kastor 
und Polydeukes vermisst 236ff. Beide Stellen haben, wie oft bemerkt 
ist, die Geschichte von 'Helenas Entführung durch Theseus und ihrer 
Befreiung durch die Dioskuren, wobei die zur Hüterin bestellte Aithre 
zur Gefangenen gemacht wird, zur Voraussetzung. Wer mit der anderen 
Selavin Klymene gemeint ist, weiss ich nicht zu sagen; vielleicht, wie 
Wilamowitz Homer. Unters. 222 A. vermuthet hat, die Schwester des 
Perithoos, deren Name bei Hygin. fab. 79. 92 zu Phisadie und Thisadie 
verderbt ist?2). Gewiss ist diese Sage, wenn auch vielleicht in etwas an- 
derer Fassung, älter als die vom Raub der Helena durch Paris. Aber 


1) Aehnlich bereits Ed. Meyer Gesch. des Alt. II S. 241ff., nur dass er 
den alten Zusammenhang des Nestor mit Pylos leugnet und dafür Neleus von 
vornherein Pylier sein lässt, vgl. oben S. 362. 


2) Vgl. Homer. Becher (50 Berl. Winckelmannsprogr.) 47f. 
Robert, Studien zur Ilias. 29 


Heimath des 
Autors. 


Theseus. 


450 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


in der Urilias ist sie vergessen oder wird geflissentlich ignorirt. Erst der 
ionische Sänger hat sie wieder hervorgezogen. 

Aktorionen. Noch ein anderes berühmtes mythisches Geschlecht tritt uns in der 
zweiten Ilias zuerst entgegen, das der Aktorionen, allerdings nur in einem 
Vertreter, dem Amphimachos N 185ff. Aber die genealogische Reihe 
Aktor-Kteatos- Amphimachos liegt schon vor, und auch die Vorstellung, 
dass neben dem menschlichen Ahnherrn Aktor ein göttlicher, Poseidon, 
steht; denn 207 wird Amphimachos als viwvög des Poseidon bezeichnet, 
Beide Aktorionen begegnen dann in der späten Nestorerzählung des 4 
709. 750 (s. unten). 

Podarkes und Ferner verdient der N 693 auftretende Führer. der Phthier Podar- 

ΤΉΝ νὰ ‚ ein Sohn des Iphiklos und Enkel des Phylakos, genannt zu wer- 
den. Nach dem Schiffskatalog ist er der jüngere Bruder des Protesilaos 
B 706, aber in dem neuen Fragment der Hesiodischen Kataloge!) ist 
dieser vielmehr Sohn des Aktor, während Podarkes denselben Stammbaum 
hat, wie in der zweiten Ilias. Da nun weder die Urilias (9. 363) noch 
die spätere Einlage N 681 eine Angabe über den Vater des Protesilaos 
enthält, so wäre es sehr wohl möglich, dass das hesiodische Gedicht dem 
Schiffskatalog gegenüber die ältere Anschauung vertritt. Schon Wilamo- 
witz hat daran gedacht, den Aktor, der hier Vater des Protesilaos ist, 
dem Grossvater des Patroklos gleichzusetzen. Dann würden nach der 
ältesten Sage Protesilaos und Patroklos Oheim und Neffe sein, was sehr 
glaublich ist 2). 

Polyidos. Wenn N 663 ein Sohn des korinthischen Sehers Polyidos erscheint, 
so darf man daraus wohl schliessen, dass auch die Sage von Minos und 
Polyidos schon damals existirte. 

Kuchuen: Von den übrigen Helden, die in der zweiten Ilias zum ersten Mal 
auftreten, sind der lokrische Aias und sein Stiefbruder Medon, der Athener 
Menestheus und seine Landsleute, sowie Pandaros, Asios und Adamas 
schon an früheren Stellen ausführlich besprochen worden, so dass 
ich auf die dortigen Ausführungen verweisen kann. Auf griechischer 
Seite verdient zunächst der Asklepiade Machaon Erwähnung, der un- 


1) v. Wilamowitz, Sitz. Ber. der Berl. Akad. 1900, 848. 
2) Ueber die jüngeren Genealogien, die Aktor und Phylakos zu Brüder 
oder den Podarkes selbst zum Sohn des Aktor machen, s. v. Wilamowitz a. 0. 
Natürlich wird zwischen diesem nordgriechischen Aktor und dem peloponnesischen, 
dem Vater der Molioniden, ursprünglich ein Zusammenhang bestehen. 


Charakteristik der zweiten Ilias. 451 


tadelige Arzt (/ 194 nach der Emendation von Wilamowitz) 1), auf Atymnios und 


troischer die Brüder Atymnios und Maris, die Söhne des Amisodaros, der 
die Chimaera aufgezogen hat Π 317—329. Von diesen ist Atymnios gött- 
licher Natur. Auf Kreta als Bruder der Europa verehrt, spielt er in den 
kretischen und karischen Sagen eine grosse Rolle und ist vielleicht mit 
Recht als Sonnengott gedeutet worden?). Sein Bruder Maris könnte 
Eponym der kyprischen Stadt Marion sein. Da nun dieses Paar den 
beiden Nestoriden, die im Sinne der zweiten Ilias Milesier sind (5. 447 f.), 
erliegt, so ist es wohl möglich, dass Tümpel Recht hat, wenn er meint, 
dass der Kampf dieser beiden Brüderpaare, wie der zwischen Sarpedon 
und Tlepolemos (S. 402), ursprünglich auf karischem oder lykischem Boden 
spiele), in welchem Falle der Erweiterer der zweiten Ilias ein anderes, 
etwas älteres Gedicht benutzt haben müsste. Uebrigens gestattet die Er- 
wähnung der Chimaera den Schluss, dass ihm auch die Bellerophon-Sage 
nicht unbekannt war. 

Mit diesem lykischen Paar steht das paphlagonische, König Pylai- 
menes E 576ff. und sein Sohn Harpalion N 643ff., insofern in einem 
gewissen Zusammenhang, als der Wagenlenker des Vaters, Mydon, Sohn 
eines Atymnios heisst E 580f. Auch diese Gruppe ist von dem Verfasser 
der zweiten Ilias eingeführt, was wieder vortrefllich zu der Annahme, dass 
er Milesier war, passt. Denn einem solchen musste es wegen Sinope, 
mag dieses nun damals schon gegründet oder die Gründung erst geplant 
gewesen sein, besonders nahe liegen, die Paphlagonier zu Bundesgenossen 
der Trojaner zu machen, und so sind Pylaimenes, Harpalion und Mydon 
gewiss nicht fingirte, sondern mythische oder mythisch-historische Figuren. 

An die Paphlagonier reihen sich von selbst die Askanier an, die 
gleichfalls in der zweiten Ilias zum ersten Mal auftreten und als junge 
Figuren von dem Dichter selbst durch die Bemerkung bezeichnet werden, 
dass sie erst am Tage vorher in Troia eingetroffen seien N 793f. 

οἵ δ᾽ ἐξ Aonaving ἐριβώλακος ἦλϑον ἀμοιβοὶ 
ἠόι τῇ προτέρῃ" τότε δὲ Ζεὺς ὦρσε μάχεσϑαι. 
Askanios ist als Eponym sofort kenntlich, Palmys ist ein Iydisches 


1) Isyllos 8. 46 A. 3: gar’ Ἀσκληπιοῦ υἱὸν ἀκύμονα inräga (ἀκύμονος 
᾿ς γητῆρος Häsch.) 
2) v. Wilamowitz Hermes VIII 428, Knaack Quaest. Phaeth. 14ff., Tümpel 
Philol. 1890 3. 96 A. 19 und bei Pauly-Wissowa II 2260 unter ἃ. Wort. 
3) Vgl. auch Patroklos und Pyraichmes, Idomeneus und Phaistos $. 369. 
29% 


Maris, 


Paphlagonier. 


Askanier. 


Kikonen. 


Othryoneus. 


Satnios. 


Melanippos. 


Otos. 


Schedios. 


452 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Wort (Hippon. 1). Phalkes, Morys, Orthaios, Polyphetes und sein Vater 
Hippotion scheinen fingirt zu sein. Drei von ihnen, Phalkes, Morys und 
Hippotion hat ein jüngerer Redactor in der von ihm am Schluss des & 
eingelegten Metzelscene 513. 514 verwandt. Wenn hier auch Hippotion 
als Kämpfer vor Troia erscheint, so berechtigt das uns keineswegs den 
früheren Vers N 792 mit Barnes und Naber in Möovv re xal Ἱπποτίωνα 
zu corrigiren. Ein ähnlicher Fall, wo auch ein späterer Dichter einen aus 
einer älteren Schicht entlehnten Heldenvater selbst auftreten lässt, wird 
uns gleich begegnen. Auch mit Periphetes 515 ist wohl Polyphetes 
gemeint, } 

Auch die Kikonen erscheinen in der zweiten Ilias zum ersten 
Mal als Bundesgenossen der Troer, indem Apollon P 73 die Gestalt 
ihres Fürsten Mentes annimmt. Diese Vorstellung kehrt bekanntlich 
im Νόστος des Odysseus wieder, wo dieser alsbald nach der Abfahrt 
von Troia die Stadt der Kikonen zerstört ı 40. Ferner hat der Verfasser 
des « aus dem genannten Iliasvers den Mentes entlehnt, nur dass er ihn 
zum Taphier macht. Hierdurch wird zugleich die übliche Lesart Mevrn 
gegenüber der Variante Ileiop als die ältere erwiesen (vgl. S. 82). 

Weiter finden wir den Freier der Kassandra Othryoneus aus der 
Stadt Kabesos N 363, die schon die Alten nicht zu localisiren wussten, 
und der schon aus diesem Grunde als ächte Sagenfigur gelten muss. 
Vielleicht hat aber hier die Ausgabe von Argos, die Exaßng νόϑον υἱὸν 
ἐόντα für Καβησόϑεν ἔνδον ἐόντα las, das Richtige bewahrt. Jedesfalls 
aber zählt er zu den Bundesgenossen, wie V. 364 lehrt. 

Einen gewissen mythischen Charakter trägt auch noch der von dem 
lokrischen Aias erschlagene Satnios, der Sohn des Enops, insofern als er 
der Eponyme des Flusses Satnioeis und der Sohn einer Najade ist ἐξ 443 fi. 
Auch die Ἕχτορος ἀναίρεσις kennt bereits einen Najadensohn, den 
Iphition Y 382ff. Diesem Bundesgenossen aus der südlichen Troas ent- 
spricht aus der nördlichen Melanippos, der Sohn des Hiketaon, aus Per- 
kote O 546—583; beide sind gewissermassen Doppelgänger des Elatos 
und des Pidytas der Urilias (Θ. 369). Dass Melanippos persönlich die 
Rinder weidet, hat er mit dem Vater des Satnios gemein. | 

Auf griechischer Seite könnte Otos von Kyllene Ὁ 518 eine echte 
Sagenfigur, ein Doppelgänger des Aloaden sein; er wird als Gefährte des 
Meges eingeführt. 

Etwas eingehender müssen wir uns mit dem Phokerfürsten Schedios 


Charakteristik der zweiten Ilias. 453 


beschäftigen, der Ὁ 515 von Hektor erschlagen wird. Dass er auf Poly- 
gnots Nekyia erscheint, kann natürlich lediglich durch die Iliasstelle ver- 
anlasst sein. Das einzige vielleicht sagengeschichtlich verwerthbare Mo- 
ment ist, dass man in Antikyra das Grabmal der Söhne des Iphitos zeigte 
Paus. X. 36, 10. Handelt es sich hier wirklich um ein altes Cultmal, was 
sich natürlich schlechterdings nicht entscheiden lässt, so würde man wenig- 
stens so viel daraus folgern dürfen, dass Iphitos ein alter phokischer Heros 
war, Nun ist aber Schedios in der zweiten Ilias gar nicht Sohn des 
Iphitos, sondern Sohn des Perimedes. Zum Sohn des Iphitos wird er erst 
in dem weit späteren Abschnitt P 306. (S. 427), wo auch als seine Heimath 
bestimmter Panopeus angegeben wird. Ich erkläre mir nun die recht 
dunkle Sache so: Schedios, der Sohn des Perimedes, ist eine freie Erfin- 
dung des Verfassers der zweiten Ilias. Um diesen fictiven Phoker an die 
phokische Heroenreihe anzugliedern, hat ihn dann ein beträchlich jüngerer 
Redactor zum Sohn des Iphitos gemacht. Voraussetzung ist natürlich, 
dass dieser wirklich ein alter phokischer Heros war. 


Alle übrigen Figuren, die in der zweiten Ilias entweder zum ersten Erfundene Per- 


Male oder ausschliesslich genannt werden, sind freie Erfindungen. Der 
troische Herold Idaios Γ 248, den nachher sowohl der Ueberarbeiter, der 
die Ἕχτορος χαὶ «Αἴαντος uovouayla zu einem Einzellied gestaltet hat ΗΓ 
276 ff, als der Verfasser der Ἕχτορος λύτρα verwerthet 2 325 u. ὅ.; 
der Name ist aus der alten Sıoundovg ἀριστεία E 11 ff. entnommen 
(S. 378). Ferner die beiden Geronten Thymoites und Ukalegon Γ΄ 146. 
148, der verrätherische Antimachos und seine beiden Söhne Peisandros 
und Hippolochos _4 123ff. (S. 414). Weiter auf troischer Seite Kroismos 
O0 523, Kleobulos ΠῚ 330, Mesthles, Thersilochos oder Orsilochos und 
Medon P 216, ein Homonym des Halbbruders des jüngeren Aias, und der 
Vogelschauer Ennomos P 218, ein Homonym eines in der Urilias _7 422 von 
Odysseus getödteten Troers (S. 369); auf griechischer Seite Iasos!) Ὁ 332, 
Klonios Ὁ 340, Deiochos O 341, Prothoenor, Sohn des Areilykos?) 5 450, 
die Epeier Amphion und Drakios N 692, die Boioter Arkesilaos Ὁ 329 
und Promachos, Sohn des Alegenor 5 476. 503. Den Echios aber, den 
Ο 339 Polites tödtet, hat der Verfasser aus der Urilias entnommen, wo 


1) S. oben 8. 406 A.3. An einen Zusammenhang mit dem peloponnesischen 
und knidischen Iasos, dem Sohn des Triopas (Nekyia des Polygnot $. 82), ist 
schwerlich zu denken. 

2) In der Urilias 1709 Name eines Troers 3. 368f. 


sonen. 


Ausbildung 
älterer Figuren. 


Benutzung 
anderer Epen. 


454 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


so der Vater des Mekisteus heisst 1350 (S. 363). Es ist der bereits oben 
S. 452 angedeutete Fall. Denselben Namen führt in der Sarpedonepisode 
des II ein Troer 416. 

Wie der Verfasser der zweiten Ilias es liebt, gewisse Gestalten der 
Urilias weiter auszubilden und in den Vordergrund zu stellen, haben wir 
am besten an Idomeneus und Antilochos gesehen. Aber auch secundäre 
Figuren pflegt er zu individualisiren. Die beiden Dioklessöhne versieht 
er mit einem Stammbaum, macht sie zu Pyliern und versetzt sie nach 
Phere E 543—553. Diese Erweiterung ist dann von der Telemachie be- 
nutzt y 488ff. o 186f.!). Dem in der Urilias vaterlosen Mykenäer Peri- 
phetes giebt er den Herold des Eurystheus Kopreus zum Vater O 639 ff., 
den Imbrios macht er zum Schwiegersohn des Priamos und versetzt ihn 
nach Pedaion N 172ff,, der Aitoler Thoas (5. 364) wird ähnlich wie Eu- 
phorbos (II 809) als ein Meister im Lauf und Speerwurf, aber auch als 
tüchtiger Redner gepriesen O 282ff. Auch der in der Urilias ziemlich zu- 
rücktretende Meges (5. 364) spielt im O 528ff. eine gewisse Rolle, wobei 
auch seines Vaters Phyleus rühmend gedacht wird. Die Stelle ist auch 
deshalb wichtig, weil sie die älteste ist, in der das viel umstrittene Ephyra 
am Selleeis erwähnt wird, auf dessen Localisirung wir uns hier nicht ein- 
lassen. Wer sie versuchen will, muss zuerst den König Euphetes Ὁ 532 
zu bestimmen suchen, hinsichtlich dessen die Scholia Townleyana den 
auch noch heute beherzigenswerthen Rath geben: ζήτει περὶ τούτου τίς 
ἐστιν. 

Zwei merkwürdige Züge verdienen noch Beachtung, die vielleicht auf 
andere Epen, ähnlich dem das die Troilos-Geschichte enthielt (S. 444), 
zurückgehen. Aineias fühlt sich von Priamos zurückgesetzt und bleibt 
deshalb im Hintertreffen (N 459ff.). Das sieht beinah aus, als ob in 
einem kyklischen Gedicht das Motiv der μῆνες von Paris auf ihn über- 
tragen worden sei. Den stürmischen Hektor halten die Geronten vom 
Offensivkrieg zurück Ὁ 721ff. Dazu stimmt die Bitte der Andromache 
Z 433ff. und auch die Erwähnung des dreimaligen Sturmes in den von 


1) Ich treffe also hier mit dem früheren Urtheil von Wilamowitz zusam- 
men, nicht mit seinem späteren (Isyllos ὅθ A.). Der Namensanklang zwischen 
Krethon und Kretheus und die übrigen Ankläpge scheinen mir nicht auszureichen, 
um die Gruppe für eine ächt mythische zu halten; und sterbende Brüderpaare 
liebt das Epos überhaupt, so dass der Vergleich mit Idas und Lynkeus nicht viel 
bedeutet. 


“Ὁ an 


ΡΣ ud ur audi a = # U DEE a ..n= 


ee A le ΨΨΨ ΠΥ ΠΟΥ. 0 Ὁ ΩΡ ὙΥΥ U Aue ua Da Zul Pu Z# ak Zu Zn Dr ic un ΤΥ u 1. SHE u an 


Charakteristik der zweiten lias. 455 


den Alten verworfenen, von uns aber, wenn auch mit Vorbehalt, ge- 
haltenen Versen 435 —439. Auch hier liegt also wohl ein Epos zu Grunde, 
dass die vor die μῆνες fallende Schlachten behandelte. Charakteristisch 
ist ferner die Vorstellung, dass Troia den unsterblichen Göttern verhasst 
A 20f. © 550-552 und sein Untergang beschlossene Sache ist, was 
sowohl die Griechen als die Troer selber ahnen 4 62ff. 163ff. Z 447 ff. 


Dieser Ueberblick hat uns gezeigt, dass sich nicht nur die Zahl der Völkerschatten. 


Helden, sondern auch die der auf beiden Seiten kämpfenden Völker- 
schaften wesentlich vermehrt hat. Lykier, Paphlagonier und Askanier finden 
wir als Bundesgenossen der Troer, so dass Hektor ein Recht hat P 220 von 
μυρία φῦλα περιχτιόνων Ercırovgwy zu sprechen (vgl. auch B 803f.), 
Athener und Phthier, die von den Myrmidonen des Achilleus unterschieden 
werden, als solche des Agamemnon. Man sagt nicht zu viel, wenn man 
behauptet, dass mit der zweiten Ilias der Kreis der Helden des troiani- 
schen Krieges im Wesentlichen abgeschlossen ist. Eine Erweiterung findet 
nur noch durch die Einfügung des Diomedesliedes und durch die ausser- 
halb des Rahmens der Ilias liegenden kyklischen Epen statt. 

Die Compositionsweise ist künstlicher geworden. Während sich in 
der Urilias und den beiden ältesten Einzelliedern Kampf an Kampf reiht, 
wie Perlen einer Schnur, liebt der Verfasser der zweiten Ilias längere 
Serien von Einzelkämpfen, die er kunstreich mit einander zu verschlingen 
sucht, und in diesem Sinn bildet er auch einzelne Kampfscenen seiner Vor- 
lage um, indem er sie erweitert uud fortsetzt. Er liebt Reflectionen über 
die Handlungsweise seiner Helden II 362. 363, legt sie auch wohl den 
Göttern in den Mund P 201ff., wofür freilich Urilias 1934 ff. das Muster 
abgab; ferner Betrachtungen über die Rathschlüsse des Zeus O 596 ff. 
II 250ff. Seine Helden halten zwar keine Monologe, wenn man nicht das 
Gebet des Achilleus IT 233—248 so bezeichnen will, dafür aber lange 
Ansprachen an das Heer, mit starkem ethischem Beigeschmack und von 
rhetorischem Aufbau N 622 —639, Ο 486—499. 502—513. IT 200—209. 
269—274. P 220—232. Welch ein Gegensatz zu der energischen An- 
sprache des Agamemnon in der Urilias 449—461! In der Darstellung 
werden weichere Töne angeschlagen. Ergreifende Scenen, wie Hektors Ab- 
schied, malt der Dichter mit Vorliebe aus, und er trauert über das Loos 
der Eltern und Wittwen der gefallenen Helden 5 502ff. P 36ff. 207 ff. 
Aber die Kraft der Urilias wird nirgends erreicht. Das Epos ist nicht 
nur kunstvoller, es ist auch sentimentaler geworden. 


Dichterische 
Manier. 


Zweite Redac- 
tion, 


Rolle des Zeus. 


456 Entwickelungsgeschichte der Dias. 


Die Einfügung der Τειχομαχία und der Διομήδους 
ἀριστεία. 


(Dritte Ilias). 


So beträchtlich die Erweiterungen und Einlagen der zweiten Ilias 
sind, die Grundlinien der Composition sind durch sie im Wesentlichen 
unberührt geblieben; die Handlung verläuft auch in der zweiten Ilias 
der Haupsache nach noch ebenso, wie in der Urilias. Das wird mit 
einem Male anders, als ein Redactor auf den Einfall kam, die später 
als die zweite Ilias und mit starker Anlehnung an diese verfasste Teicho- 
machie, die ursprünglich als Einzellied gedichtet war !), in die Ilias selbst 
einzusetzen. Wenn das Achäerlager von einer Mauer umgeben ist, die 
im Sturm genommen werden muss, so musste der nächtliche Ueberrum- 
pelungsversuch wegfallen und das N konnte nicht mehr bei Tagesan- 
bruch beginnen. Die Epinausimache wurde nun ganz von selbst zur 
Fortsetzung des Mauersturmes, die Aristie des Agamemnon und die darauf 
folgenden Kämpfe des Odysseus und Aias im _7 zu ihrer Vorbereitung. 
Die Nacht musste verlegt werden, und da der mit überkommenem Mate- 
rial schaltende Redactor übersah, dass nun _7 84 mit II 777 unverein- 
bar war, so entstand der Tag mit dem doppelten Mittag. 

Aber noch weitere Aenderungen und motivirende Einlagen wurden 
nöthig. Wenn in der Urilias Zeus am Morgen des zweiten Schlachttages 
eine Zeitlang nicht auf den Gang des Kampfes achtet, so dass Poseidon 
momentan eine für die Achäer günstige Wendung herbeiführen kann, so 
konnte man sich das im Hinblick darauf, dass die Schlacht beim Morgen- 
grauen beginnt, wo der Vater der Götter und Menschen noch schlief, 
um so eher gefallen lassen, als das von Zeus dem Hektor gegebene 
Versprechen 896 ff.: 

χαί ἔοι χρέτος ἐγγυαλίξω 
χτέγγεμεν, εἰς ὅ ne νᾶας ἐὐσσέλμοις ἀπίκηται 
δύει τ᾽ ἀέλιος καὶ ἐπὶ κνέφας Leoov ἔλϑῃ 


1) S. oben 85. 188 ἵ, S. 418. 


a de en a na 0 BEE ne un 


Dritte Dias. “ 457 


thatsächlich erfüllt war. Durch den Wegfall der Nacht ändert sich das. 


total. Nun muss es im höchsten Grade auffallen, dass Zeus, der im 4 
den Gang der Schlacht vom Ida herab lenkt und in der Teichomachie die 
troischen Helden vorschiebt, wie ein Schachspieler seine Figuren, jetzt 
plötzlich beim Beginn der Epinausimache dem Poseidon völlig freie Hand 
lässt. Das bedurfte dringend der Motivirung. Sie wird zunächst N 1—9 
dadurch gegeben, dass Zeus von Troia weg nach den Thrakern und 
Skythen blickt, den gerechten gottgefälligen Völkern, an denen er seine 
Freude hat: 

ἐς Τροίην δ᾽ οὐ πάμπαν ἔτι τρέπτεν ὄσσε φαεινώ" 

οὐ γὰρ ὅ γ᾽ ἀϑανάτων τιν᾽ ἐέλττετο ὃν κατὰ ϑυμὸν 

ἐλϑόντ᾽ ἢ Τρώεσσιν ἀρηξέμεν ἢ Δαναοῖσιν. 
Also auch die Sorglosigkeit motivirt der Dichter noch besonders durch 
die Zuversicht des Götterkönigs, dass keiner der Unsterblichen sich in 
den Kampf mischen werde. Von einem ausdrücklichen Verbot, an der 
Schlacht theilzunehmen, wie wir es in der Kd)og μάχη lesen und für 
den ersten Schlachttag der Urilias angenommen haben ($. 221f.), ist nicht 
die Rede. 

Aber durch die Zusätze der zweiten Ilias haben die Kämpfe, die 
den ersten Theil der Epinausimache bilden, solche Dimensionen ange- 
nommen, dass das wohlgefällige Sichversenken in den Anblick gottes- 
fürchtiger Völker nicht ausreicht, um die Unaufmerksamkeit des Zeus 
auf die Dauer zu rechtfertigen. Der Redactor dichtet also zu diesem 
Zwecke die Jıög ἀπάτη. Da nun diese nothwendig in das strenge Ver- 
bot, sich in den Kampf einzumischen, auslaufen muss O 72 ἔξ, 

οὔτε τιν᾽ ἄλλον 
ἀϑανάτων Δαναοῖσιν ἀμυνέμεν ἐνδάϑ᾽ ἐάσω, 
πρίν γε τὸ Πηλεΐδαο τελευτηϑῆναι ἐέλδωρ, 
so würde Zeus dasselbe Verbot zweimal .gegeben haben, wenn der Re- 
dactor die von uns für den ersten Schlachttag erschlossene Götterscene 
(5. 203f.) stehen gelassen hätte. Aus diesem Grunde hat er sie getilgt, 
aber einen kleinen Rest daraus, den Tod des Askalaphos N 516—533 
und die damit zusammenhängende Scene im Olymp 0 110-142 =U. 
I. 812—853), in die Epinausimachie herübergenommen. 

Weiter, die ungeheuere Ausdehnung, die der Tag, auf den die 
Epinausimache und die Patroklie fallen, nunmehr einnimmt, machte es un- 
möglich, ihn mit B 48 (U. I. 416) beginnen zu lassen. Also durfte die 


Jıös ἀπάτη. 


Verlegung der 
Nacht. 


458 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


„ Nacht nicht einfach ausgemerzt, sie musste verlegt werden und zwar vor die 
Aristeia des Agamemnon. Die Wiederaufnahme des Kampfes, also den 
ganzen. Abschnitt _7 1—83, werden wir mithin gleichfalls dem Manne 
zuweisen, der die Teichomachie in die Ilias eingesetzt hat. 
Zwischen dem _7 1 anbrechenden Tag und dem, der B 48 beginnt, 
liegen in unserer Ilias drei Nächte. Die dritte wird ausgefüllt durch die 
Doloneia, die Πρεσβεία und das Bivouak der Troer. Die beiden ersten 
Episoden, also die Bücher /und K, sind selbstverständlich erst nach der 
Einfügung der Teeichomachie gedichtet; aber das Bivouak ist ein altes 
Stück Urilias und stammt aus der Schilderung der einstmals zwischen 4 
und N fallenden Nacht. Es ist also sehr möglich, dass es seine jetzige 
Stelle durch den Autor der dritten Ilias — so nennen wir von jetzt an 
das durch die Einfügung des M geschaffene Entwickelungsstadium des 
Epos — erhalten hat. 
Einschaltung Aber auch die beiden vorhergehenden Nächte, H 313—482, wird 
an geneigt sein, demselben Redactor zuzuschreiben. An dem zwischen 
beide fallenden Tag wird die Mauer gebaut, um die sich die ganze Hand- 
lung des M dreht. Den Bau dieser Mauer, die in den Büchern Θ--- 
selbst in ihrer heutigen Gestalt fast ohne jede Bedeutung ist, ausdrück- 
lich zu erzählen, kann nur dem einfallen, der die Teichomachie einsetzte, 
und somit ein Interesse hatte seine Leser schon vorher zu unterrichten, 
wie und wann diese Mauer entstanden ist. 
Umstellung des Wenn dieser Schluss richtig ist, so sind in der dritten Ilias aus den zwei 
en Tagen, auf die sich in der Urilias und in der zweiten Ilias die Ereignisse 
und Hektor. yon B48 (= U. I. 416) bis zum Schlusse vertheilten, deren vier geworden. 
Womit waren nun die drei ersten dieser vier Tage ausgefüllt? Der zweite, 
wie wir bereits sahen, mit dem Mauerbau. Diese hat zur Voraussetzung 
den Waffenstillstand, der in der ersten Nacht geschlossen wird. Der 
aber wieder bedingt, dass beim Abbruch des Kampfes am Abend des 
ersten Tages die Wagschaale gleich stand und die Stimmung der beiden 
kriegführenden Parteien gegen einander eine relativ wohlwollende war. 
Diese Bedingung liegt vor, sobald unmittelbar vor die erste Nacht die 
unentschieden verlaufende Movoueyia Ἕχτορος xal «Αἴαντος eingesetzt 
wird, also eine zu einem Einzelliede umgestaltete Episode der Urilias 
(5. 174), falls wir es jetzt nicht vorziehen, diese Umgestaltung und Er- 
weiterung dem Autor der dritten Ilias selbst zuzuschreiben. Dadurch 
wurde nun die Πάριδος ἀριστεία verdrängt, die ursprünglich, wie 5, 205 


Dritte Ilias. ὁ 459 


gezeigt ist, auf H 12 (= 17. 1. 811) folgte. Dass zugleich mit ihr die 
Askalaphosepisode weichen musste, jedoch nicht ganz ausgemerzt, sondern 
an einen andern Platz gestellt wurde, haben wir bereits gesehen (S. 457). 


Was aber geschah am dritten Tage? Dass die junge Κόλος μάχη, 
die das H in seiner jetzigen Gestalt oft selavisch nachahmt (S. 166 A. 2), 
schon in der dritten Ilias auf den Schluss des H gefolgt sein sollte, ist eben 
wegen dieses Abhängigkeitsverhältnisses nicht wahrscheinlich, zumal sie 
die siegesfreudige Stimmung der Troianer in der nunmehr dritten Nacht 
keineswegs ausreichend motivirt (s. S. 127. 8. 167). Dagegen war dazu die 
durch Bee rakampf zwischen Aias und Hektor verdrängte Aristie des Paris 
vortrefflich geeignet. Wir dürfen vermuthen, dass durch sie in der neuen 
Ilias der dritte Tag, wenn nicht ausschliesslich, so doch ganz wesentlich 
ausgefüllt wurde, dass also die Thätigkeit des Redactors in diesem Ab- 
schnitt hauptsächlich darin bestand, dass er zwischen F 12 und der ge- 
nannten Aristie die Verse ΠῚ 17—482 einschob. 


Die Verse, mittels deren die Τειχομαχία mit der Ilias verklammert 
ist, lauten Mif. 


ὡς ὃ μὲν ἐν κλισίησι Mevoırlov ἄλχιμος υἱὸς 

tät’ Εὐρύπυλον βεβλημένον" ol δὲ μάχοντο 

Aoyeıoı χαὶ Τρῶες ὁμιλαδόν. 
Daraus ergiebt sich, dass die Scene im Zelt des Eurypylos .1 806---848, 
0 390—404 und dessen Verwundung 4 575—596 gleichfalls zur dritten 
Ilias gehörten. Für jene wird dies überdies durch die Erwähnung der 
Mauer Ὁ 395 bestätigt. Aber allerdings hat der Abschnitt 7 806—848 
in noch späterer Zeit einige Streichungen und Zusätze sich gefallen lassen 
müssen, die durch die Einfügung der Scene in Nestors Zelt veranlasst 
sind. Dass diese neben dem Zusammentreffen mit Eurypylos ein Pleo- 
nasmus ist, wird wohl allgemein zugegeben (vgl. S. 417). Wir sehen jetzt, 
dass die Nestorscene das jüngere ist. Eür Eurypylos hat nämlich die dritte 
Ilias eine ausgesprochene Vorliebe; sie nennt ihn auch unter den Helden, 
die sich zum Kampf mit Hektor anbieten H 167. Es müssen also zunächst 
die Verse, die auf Machaons Verwundung (833—836) und auf den Auftrag 
des Nestor Bezug nehmen (840), als späterer Zusatz ausgeschieden wer- 
den, Dagegen halte ich es für wahrscheinlich, dass Patroklos die Namen 
der verwundeten Könige, die er jetzt von Nestor hört „4 660f. und in den 
Zusatzversen II 25. 26 dem Achilleus mittheilt, in der dritten Ilias von 


Πάριδος 
ἀριστεέα, 


Eurypylos. 


Aussendung des 


Patroklos. 


460 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Eurypylos erfuhr, dass also auch jene beiden Verse des ΠῚ vom Autor 
dieses Gedichtes herrührten und _7 825—827 einst also lautete: 
825 οἱ μὲν γὰρ δὴ πάντες, ὅσοι πάρος ἦσαν ἄριστοι, 
ἐν vnvolv κέαται βεβλημένοι οὐτάμεγνοί Te. 
660 βέβληται μὲν Τυδεΐδης χρατερὸς Διομήδης, 
οὔτασται δ᾽ Ὀδυσεὺς δουριχλυτὸς ἠδ᾽ ᾿Ζ“γαμέμνων 
827 χερσὶν ὑπὸ Τρώων τῶν δὲ σϑένος ὄρνυται αἰεί. 


Auch statt 840. oder vielleicht 889 und 840 muss etwas anderes dage- 
standen haben. Denn grosse Eile hat Patroklos in der dritten Dias nicht; 
er nimmt sich Zeit, die Wunde nicht nur zu verbinden, sondern auch zu 
kühlen. Erst als der Sturm auf die Mauer beginnt, macht er sich auf, 
um zu Achilleus zurückzukehren, Ὁ 390ff. Dass wir dies an so un- 
passend später Stelle lesen, in einem Stadium, wo die Mauer längst 
erstürmt ist, hängt damit zusammen, dass der Redactor dem Eurypylos 
die Rolle des Meriones gegeben und deshalb den Aufbruch des Patroklos 
aus dem Zelt des Eurypylos genau an die Stelle gesetzt hat, wo in seiner 
directen Vorlage, der zweiten Ilias, die Begegnung des Patroklos mit Meri- 
ones stand (8. oben 8. 424). Endlich ist noch zu betonen, dass auch 
in der dritten Ilias Patroklos bei seiner Bitte an Achilleus noch ganz 
aus eigener Initiative handelt, genau wie in der Urilias und der zweiten 
Ilias. Eurypylos giebt ihm hier so wenig einen Auftrag, wie dort Me- 
riones; sonst würde der Verwundete ihn auch nicht so lange bei sich ver- 
weilen lassen. Das Getöse des Stürmenden ist es, das Patroklos den Ge- 
danken eingiebt Ὁ 399 fi. 

Εὐρύτουλ᾽, οὐχέτι τοι δύναμαι χατέοντέ περ ἔμπης 

ἐνθάδε παρμενέμεν" δὴ γὰρ μέγα veixog ὄρωρεν; 

ἀλλὰ σὲ μὲν ϑεράπων ποτιτερπιέτω, 
woran dann mittelst αὐτὰρ ἐγώ γε die Verse der zweiten Ilias O 402— 
404 (= U. 1. 1431—1433) angeschlossen sind. 

Auch die Scene von Patroklos Aussendung _/ 599—617 muss in 

ihrem Grundstock zur dritten Ilias gehören; die Worte 609. 610 

γῦν ὀίω περὶ γούνατ᾽ ἐμὰ στήσεσθαι ᾿Αχαιοὺς 

λισσομένους᾽ χρδιὼ γὰρ ἱχάνεται οὐχέτ᾽ ἀνεχτός 
stehen nämlich nicht nur zur Προεσβεία, sondern auch zu der folgen- 
den Rede des Nestor 656—803 im Gegensatz. Dieser könnte nicht 
fragen 664 ff. 


Dritte Dias. 461 


αὐτὰρ ᾿Αἰχιλλεὺς 
ἐσθλὸς ἐὼν Δαναῶν οὐ κήδεται οὐδ᾽ ἐλεαίρει" 
N μένει eig ὅ χε δὴ νῆες ϑοαὶ ἄγχι ϑαλάσσης, 

τ Aoyelwv ἀέχητι, πυρὸς δηίοιο ϑέρωνται, 
wenn nicht ein Versöhnungsversuch von Seiten Agamemnons vorausge- 
gangen wäre, Also setzt die Nestorscene des _4 die Πρεσβεία voraus, 
mithin gehört die Aussendung des Patroklos zur Eurypylos-Schicht. Na- 
türlich kann es dann nicht der Anblick des heimfahrenden Nestor gewesen 
sein, der Achilleus zu seinem Auftrag an Patroklos veranlasst, sondern 
der des verwundet zurückhinkenden Eurypylos oder irgend eines anderen 
Helden. Auf jeden Fall haben also die Verse 597. 598 und 611—615 
in der dritten Ilias anders gelautet, und der Schluss des _7/ muss in diesem 
Gedicht etwa so ausgesehen haben 575—596 .... 599—610..... . 616. 
617. 806—826. 660. 661. 827—832. 837. 838 ...... 841— 848. 

Auch die Erwähnung des Eurypylos am Schluss der Metzelscene im Umstellung 
Anfang des Z (36) wird wohl dem Autor der dritten Ilias verdankt werden. a 
Den Grund dieser Vorliebe für Eurypylos vermag ich nicht ausfindig zu 
machen, es sei denn, dass der Dichter irgend welche Beziehungen zu Kos oder 
zu einem von dort stammenden Fürstengeschlecht gehabt hätte. Sicher aber 
ist, dass er die Figur der Sıoundovg ἀριστεία entnommen hat!), denn in 
keinem der zwischen diesem Einzellied und der dritten Ilias abgefassten 
Gedichte kommt sie vor, weder in der "Exrogog ἀναίρεσις noch in der 
zweiten Ilias. Wenn aber die Rolle des Meriones auf Eurypylos übertragen 
wurde, so konnte der Kampf des Meriones mit Deiphobos nicht an seiner 
alten Stelle stehen bleiben. Der Redactor hat ihn nicht ungeschickt als 
Vorspiel zur ᾿Ιδομενέως ἀριστεία benutzt und also vor den Kampf des 
Teukros N 170 gestellt, war aber nun auch genöthigt den Meriones wieder 
auf das Schlachtfeld zurückkehren zu lassen und diehtete zu diesem Zweck 
die Begegnung des Helden mit Idomeneus N 246—329. 

Nun ist es aber weiter eine höchst bemerkenswerthe Erscheinung, dass Diomedes. 
neben Eurypylos und in noch weit höherem Grade als er in den Zusätzen 
der dritten Ilias Diomedes eine ganz hervorragende Rolle spielt. Zum Zwei- 
kampf mit Hektor meldet er sich als zweiter, unmittelbar nach Agamemnon 
H 163; ihn allein, nicht den Aias, bezeichnet Hektor © 532ff. als seinen 
ebenbürtigen Gegner; in der Berathung über den Vorschlag der Troer 


1) S. oben 5. 3161. 


Verwundung 
des Diomedes. 


462 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


spricht er das entscheidende Wort, dem die Achäer zujubeln μῦϑον ἀγασ- 
σάμενοι Διομήδεος ἱπποδάμοιο H 399 Genau so tritt er in dem 
engeren Rath der Könige auf, als der entmuthigte Agamemnon an heimliche 
Flucht denkt ἐξ 109—133. Diese Scene ist, wie wir S. 126ff. sahen, ein 
sehr erweitertes und an eine andre Stelle versetztes Stück der Urilias, ur- 
sprünglich zu der Erzählung von der zwischen _/ und N liegenden Nacht 
gehörig und an das Troianerbivouak © 489 ff. (U. I. 1093 ff.) anschliessend. 
Erst nachdem diese Nacht ausgemerzt war, also bei Einfügung des M, 
als dieser ganze Abschnitt in Trümmer ging, konnten die Fragmente an 
andere Stellen gesetzt und neu verwerthet werden. Die nunmehr am Tage 
spielende Berathung der verwundeten Könige hat an ihrem jetzigen Platz 
den Zweck, den Hörer vom Schlachtfeld in ein ruhigeres Milieu zu ver- 
setzen und zur Jıög ἀτύάτη überzuleiten. Diese aber hat erst der Autor 
der dritten Ilias gedichtet und eingesetzt. Das alles zwingt gebieterisch zu 
dem Schluss, dass diese neue Verwerthung und Erweiterung des Raths der 
Könige gleichzeitig mit der Einsetzung des M erfolgt ist, dass also der 
Abschnitt 5 1—152 im Grossen und Ganzen schon so in der dritten 
Ilias stand, wie wir ihn heute lesen. 

In dieser ihrer neuen Fassung hat aber die Scene die im _4 erzählte 
Verwundung des Diomedes 310—400 zur Voraussetzung. Auch diese 
Episode muss also der dritten Ilias zugeschrieben werden, und sie ist für 
die Art, wie der Autor seinen Diomedes zu verherrlichen versteht, so 
charakteristisch, dass wir einen Augenblick bei ihr verweilen wollen. Als 
Agamemnon das Schlachtfeld verlassen hat und Hektor mit unwidersteh- 
licher Gewalt vordringt, sagt der Dichter 310 ff. 

ἔνϑα χε λοιγὸς ἔην χαὶ ἀμήχανα ἔργα γένοντο, 

καί νύ χεν ἐν νήεσσι ττέσον φεύγοντες "Ayauot, 

ei μὴ Τυδείδῃ Φιομήδεϊξ χέχλετ᾽ Ὀδυσσεὺς χτλ. 
Nur Diomedes ist es, der das Verderben abhält, allerdings nicht nach- 
haltig, aber das war durch den Fortgang der Handlung ausgeschlossen und 
der liess sich nun einmal nicht ändern. Nachdem nun Diomedes zuerst in 
Gemeinschaft mit Odysseus eine Reihe von Heldenthaten verrichtet hat, 
naht sich ihm Hektor. Aber auch diesem hält er Stand, ja er streckt ihn 
mit seiner Lanze zu Boden und würde ihn getödtet haben, wenn ihn nicht 
Apollon, wie stets, so auch jetzt beschützte. Da aber wird er von Paris aus 
dem Hinterhalt in den rechten Fuss verwundet, so dass er das Schlachtfeld 
verlassen muss. Wenn für den Kampf mit Hektor die bereits der Urilias 


Dritte Dias. 463 


angehörige Scene, wo Aias den Hektor zu Boden streckt ΠῚ 245—272 
(ΞΞ- Ὁ. 1. 555-581), unverkennbar das Muster gewesen ist, so erinnert 
der ganze Verlauf der Handlung: erst Sieg über Hektor, dann unmittel- 
bar darauf Verwundung durch Paris, ebenso deutlich an Achilleus. Sogar 
die Stelle der Verwundung, der rechte Fuss; denn dass der Pfeilschuss in 
die Ferse auch im Achilleusmythos alt ist, beweist die älteste Darstellung 
seines Todes auf der berühmten chalkidischen Vase!), wobei jedoch 
selbstverständlich jeder Gedanke an die spätere Version von der Unver- 
wundbarkeit des Achilleus fern zu halten ist. Tödtlich ist erst der zweite 
Pfeil des Paris, der auf der erwähnten Vase in der Seite des Achilleus 
steckt; der erste Pfeil hat ihn nur im Lauf gehemmt. Es ist nun sehr 
möglich, dass der Schuss in den Fuss bereits in der Urilias stand; wo 
nicht, so kann der Redactor der dritten Ilias auch wohl diese Sagenform 
vom Tod des Achilleus in einem anderen etwas jüngeren Gedicht ge- 
funden haben. Auf jeden Fall aber ist klar, dass der Dichter die 
Tendenz hat, den Diomedes nicht nur dem Aias gleichzustellen, sondern 
ihn auch gewissermassen zu einem zweiten Achilleus zu stempeln. Die 
felsenfest gegründete mythische und epische Tradition verbot freilich, auf 
ihn die Tödtung des Hektor zu übertragen. Das hätte sich erst ein Ptole- 
maios Hephaistion erlauben dürfen. So macht er ihn denn wenigstens 
zum Ueberwinder dieses stärksten und tapfersten unter den Priamiden. 
Noch verdient hervorgehoben zu werden, dass in dieser Einlage Dio- 
medes und Odysseus als ein befreundetes Heldenpaar erscheinen, ein Motiv, 
das dann in der Doloneia und den kyklischen Epen verwerthet und weiter- 
gebildet wird, man denke an den Raub des Palladions, die Abholung des 
Neoptolemos, des Philoktet u. A. Und weiter hat diese Betrachtung er- 
geben, dass wir in unserem Rechte waren, wenn wir oben (5, 459f.), ihr 
Resultat vorausnehmend, die Verse, in denen von der Verwundung des 
Diomedes die Rede ist _7 660. 661 und Il 25. 26, für die dritte Ilias in 
Anspruch genommen haben. 


Diomedes Ver- 
hältniss zur 
Odysseus. 


Wie Eurypylos, so war auch Diomedes bisher nur in dem alten Einfügung des 


Einzellied von seiner ἀριστεία unter den Helden vor Troia aufgetreten; 
der Ἕχτορος ἀναίρεσις und der zweiten Ilias ist er fremd. Erwägt man 
nun die entschiedene Vorliebe der dritten Ilias für diese Figur, so ist 
es im höchsten Grade wahrscheinlich, dass sich der Redactor nicht damit 


1) Mon. d. Inst. I 51. Overbeck Her. Gall. XXI 1, Engelmann Bilder- 
atlas zu Homer, Od. III 14 u. ὃ. 


Diomedesliedes. 


464 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


begnügt hat, den Diomedes in seinen eigenen Zusätzen anzubringen, sondern 
dass er es auch gewesen ist, der das alte ihn verherrlichende Einzel- 
lied in den Zusammenhang des Hauptepos aufgenommen hat, so dass 
Τειχομαχία und Sroundovg ἀριστεία zu gleicher Zeit in die Ilias ein- 
gesetzt sein würden, Dann gehört aber auch die 4yausuvovog ἐτειττώ- 
λησις 4 223—421, die ja offenbar auf die Aristeia vorbereiten soll!) und 
nicht minder den Ruhm als die Bescheidenheit des Diomedes hervorhebt, 
worin sie sich mit ‚5 110ff. berührt, dem Autor der dritten Ilias an, und 
wenn die Einfügung der σύστασις Γλαύχου χαὶ Aroundovg überhaupt 
durch einen der systematischen Bearbeiter und nicht rein zufällig erfolgt 
ist, so kommt dafür eigentlich wieder nur der Verfasser der dritten Ilias 
in Frage, der dann wohl mit Rücksicht auf sie auch die Kampfepisode 
H 13—16 eingesetzt hat. Auch die Verse Z 1—4. 12—28, die dazu 


. dienen, das E mit dem Z zu verknüpfen, sind natürlich demselben Ver- 


Erweiterungen 
der 


Joundovs 
ἀριστεέα. 


fasser zuzuweisen. In letzteren wird dem Diomedes noch ein weiterer Epi- 
gone Euryalos zugesellt. 

Es entsteht nun die Frage, ob der Verfasser der dritten Ilias die 
Jwoundovg ἀριστεία noch in ihrem alten Zustand ‚oder bereits durch 
einen Nachdichter überarbeitet vorfand, ob er selbst bei der Einfügung 
Zusätze gemacht und ob noch nach der Einfügung Erweiterungen vor- 
genommen sind. Wir haben oben 8.190 constatirt, dass die Zusätze im 
E in mindestens zwei Schichten zerfallen. Die jüngste dieser Schichten, 
zu der die Fahrt der beiden Göttinnen und die Einführung der Kypris ge- 
hören, ist nun jedesfalls, wie bereits dort gezeigt, mit Benutzung der KoAog 
μάχη gedichtet. Dass diese aber auch als Einzellied noch jünger ist, als 
die dritte Ilias, können wir jetzt noch bestimmter aussprechen, als oben, 
da nicht nur © 262ff. aus H 164ff., sondern auch © 130 aus 4310 
entlehnt ist. Also ist die Kypris und ist die Fahrt der beiden .Göttinnen 
in die Jıoundovg ἀριστξεία erst eingesetzt, als diese bereits einen Bestand- 
theil der Ilias bildete. Zur älteren Schicht gehören die Erbeutung der 
Rosse des Aineias Ε 259—273. 319—324, die Ueberführung des verwun- 
deten Aineias nach dem Apollontempel und seine spätere Rückkehr aufs 
Schlachtfeld 446—453. 512—518, womit die Einsetzung einer Episode 
der Urilias, die eine That des Aineias schildert, zusammenhängt 541—589, 
endlich die Sarpedonepisode 627—698, von der sich wieder das frühere 


1) Siehe S. 210. 


Dritte Ilias. 465 


"Auftreten des Sarpedon 471—492, wobei ihm die ursprünglich dem Ares 
gehörigen Worte in den Mund gelegt werden!), nicht trennen lässt. 

Wir haben S. 376 gesehen, dass in der alten Sıoundovg ἀριστεία auf Zusätze des 

troischer Seite Aineias neben Pandaros nur der Deuteragonist war. Nachdem DR 
er verwundet und vom Schlachtfeld entfernt ist, kümmert sich um ihn der 
Dichter nicht mehr, dem es ja nur auf die Verherrlichung des Diomedes an- 
kommt. Sobald aber die Sıoundovg ἀριστεία in die Ilias eingesetzt wurde, 
musste der Redactor bedacht sein, den Aineias wieder auf das Schlacht- 
feld zurückzuführen, da dieser im Z 75 zugleich mit Hektor von Helenos 
angeredet wird. Also die Verse 512—518 stammen sicher vom Dichter der 
dritten Ilias her; mit ihnen hängen aber 446—453 unlöslich zusammen, 
denn dort wird Aineias in den Apollontempel gebracht, aus dem ihn der 
Gott 512 wieder aufs Schlachtfeld zurückführt. Das Motiv der göttlichen 
Pflege durch Leto und Artemis brauchte der Dichter, um die schnelle 
'Wiederherstellung des Aineias begreiflich erscheinen zu lassen. Die Troer 
verwundern sich denn auch nicht wenig ὡς ἔνδον ζωόν Te χαὶ ἀρτεμέα 
geoooıdvra 515, ein Vers, der in der dritten Ilias noch einmal, nämlich 
H 308, wiederkehrt. Ferner sind 452. 453 der Teichomachie entlehnt?) 
ΠΗ͂ 425. 426, also auf alle Fälle jünger als diese, was die Zutheilung dieses 
Abschnitts an die dritte Ilias bestätigt. Nun musste aber ferner der 
"Ueberarbeiter den Aineias, der im Z 77 ff. als ein Hort der Troer bezeichnet 
wird, der aber bis jetzt noch gar nichts gethan hat, irgend eine Heldenthat 
verrichten lassen. Hier konnte der Redactor sich die Sache leicht machen. 
Er brauchte nur die Episode vom Kampf mit den Dioklessöhnen, die 
sowohl in der Urilias als in der zweiten Ilias ungefähr an der Stelle 
stand, wo er die Jıoundovg ἀριστεία einsetzte, mit dieser zu verflechten. 
Natürlich benutzte er dabei die erweiterte Fassung der zweiten Ilias und 
liess auch den in dieser daran geknüpften Kampf des Menelaos und Anti- 
lochos mit dem Paphlagonierkönig Pylaimenes stehen (E 541—-589), 
musste aber, da Ares im Diomedeslied entschieden auf Seiten der Troer 
steht, den ungeschickten Vers 564 einsetzen (S. 184). 

Was dann die Erbeutung der Rosse des Aineias betrifft, der wunder- kant des 
vollen Thiere, die von den berühmten Stuten des Laomedon abstammen, 
so constatiren wir zunächst, dass diese Einlage älter sein muss, als die 


1) Siehe oben ὃ. 186f. 
2) S. oben 5. 33. Mit ihnen zugleich ist auch wohl 304 = M 449 einge- 


‚setzt, 5. S. 183. 
Robert, Studien zur Ilias, 30 


\ 


Sarpedon. 


466 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Κόλος μάχη, da in dieser © 106 ff. Diomedes im Besitz dieser Rosse er- 
scheint, aber jünger als die zweite Ilias, denn erstens ist aus dieser 
(N 401) der Vers E 324 ἐξέλασεν Τρώων μετ᾽ ἐυχνήμιδας ᾿Δχαιοὺς 
entlehnt, und zweitens erscheint 265 ff. die trojanische Königsliste bereits 
vollständiger als in der zweiten Ilias ($. 445), indem als Vorfahr des 
Ganymedes und Laomedon, also zwischen diesem und Ilos eingeschoben, 
noch der Eponym des Volkes Tros figurir. Ob dies schon die noch um- 
fangreichere Genealogie des erweiterten Aineiasliedes Y 231ff. voraussetzt, 
in der gleichfalls Ganymedes erscheint, muss die später zu gebende Ent- 
wieklungsgeschichte der "Exrogog ἀναίρεσις lehren. Jedesfalls ergiebt 
sich aus dem Gesagten, dass die Erzählung von den Aineiasrossen un- 
gefähr derselben Periode angehört, wie die dritte Ilias, wenn sie nicht erst 
von dem Redactor dieses Epos gedichtet ist. Dieses halte ich aber für 
das wahrscheinlichere. Nicht sowohl wegen der die Verbindung mit dem 
A herstellenden Verse 206—208 (8. 182), die sich eben so leicht einsetzen 
liessen wie sie sich ausschalten lassen, als auf Grund folgender Erwägung. 
Auch in der alten Sıoundovg ἀριστεία hat Aineias bereits einen Wagen, 
aber noch nicht die köstlichen Rosse. Nach dem Verbleib dieses Wagens, 
von dem Aineias 294 herabstürzt, wird der Hörer des alten Einzelliedes so 
wenig gefragt haben, wie später nach dem des von Apollon weggeführten 
Aineias. Das wurde anders, als das Lied in die Ilias eingegliedert war 
und der Redactor den Aineias bald nachher wieder auf das Schlachtfeld 
zurückführte. Nun musste der Dichter nothgedrungen auch erzählen, was 
aus dem Wagen geworden war und so erfand er die Geschichte von seiner 
Erbeutung durch Diomedes, die freilich ursprünglich an einer anderen 
Stelle, etwa zwischen 460 und 461, erzählt gewesen sein muss. 

Endlich die Sarpedonepisode. Ihr liegt, wie bereits S. 402 gesagt, 
vielleicht ein Einzellied zu Grunde, das auf einem ganz anderen Boden 
spielte. Dass es jünger ist als die Teichomachie, ist ebenda gezeigt; an- 
dererseits scheint es älter als die Glaukosepisode des Z zu sein, zumal 
Glaukos in ihm ganz ignorirt wird. Die Worte 467 ff. 

χεῖται ἀνὴρ ὃν ἴσον ἐτίομεν "Errogı δίῳ, 

Αἰνείας υἱὸς μεγαλήτορος ᾿Αγχίσαο. 

ἀλλ᾽ ἄγετ᾽ ἐκ φλοίσβοιο σαώσομεν ἐσϑλὸν ἑταῖρον 
beweisen nach keiner Seite etwas, da sie ebenso geschwindelt sind, wenn sich 
der verwundete Äineias in diesem Augenblick an dem Ufer des Skamandros 
(S. 185) wie wenn er sich im Apollontempel befindet. Ich neige also zu 


Dritte: Than. τ 467 


der Annahme, dass der Redactor der dritten Ilias die Sarpedoneinlage im 
E bereits vorfand, so dass sich die Zusätze zur Jıoundovg ἀριστεία in 
drei Kategorien gliedern. In das Einzellied ist die Sarpedonepisode ein- 
gesetzt, bei der Einfügung in die Ilias sind die Erbeutung der Rosse des 
Aineias und dessen Wiedererscheinen auf dem Schlachtfeld, ferner die auf 
das 4 Bezug nehmenden Verse 192—208 ($. 182) hinzugedichtet, und 
erst nach der Einfügung sind die Kyprisepisode und die Fahrt der beiden 
Göttinnen hinzugekommen. Hingegen wird man die theilweise Ionisirung 
der Bewaffnung (S. 179) wohl dem Redactor der dritten Ilias zuzuschreiben 
haben. 
Dass für alle Stellen, in denen die Mauer erwähnt wird oder Diomedes 
auftritt, die Zugehörigkeit zur dritten Ilias von vornherein im höchsten 
Grade wahrscheinlich ist, brauche ich nach dieser bisherigen Betrachtung 
kaum mehr auszusprechen. Eine selbstverständliche Ausnahme macht 
nur das ©. 

Aber die Thätigkeit des Verfassers der dritten Ilias geht noch weiter. 
Um dies zu zeigen, müssen wir zunächst einen Blick auf die von ihm ver- 
fasste Jıög ἀπάτη werfen. Hier erscheint das Verhältniss der Hera zu 
Zeus als ein solches, wie es uns bisher noch niemals entgegengetreten ist, 
weder in der Urilias noch in der zweiten Ilias. Denn in jener ist ihre ein- 
zige Waffe die Bitte B 32. 69 — U. 1. 402. 447), in dieser die Ueberredung 
A 64ff., stets aber handelt sie im Einverständniss mit Zeus. Hier aber ar- 
beitet sie ihrem Gatten direct entgegen, sie überlistet und betrügt ihn, und 
nicht zum ersten Mal. Schon früher einmal hat sie hinter dem Rücken des 
Zeus schwere Bedrängniss über den verhassten Herakles verhängt. Einen 
Sturm hat sie gesandt, der ihm bitteres Leid schuf und ihn nach Kos 
verschlug. Aber Zeus hat sie schwer bestraft. Mit Ambossen an den 
Füssen beschwert, mit einer goldenen Kette an den Armen gefesselt hat 
er sie in den Wolken aufgehangen und jeden Gott, der sie zu befreien 
versuchte, von der Schwelle des Olymp auf die Erde geschleudert. Und 
daneben nun die brünstige Liebesscene auf dem Ida, und die Erinnerung 
an die erste Liebesleidenschaft der beiden, als sie noch Kinder waren, 
ὅτε πρῶτόν περ ἐμισγέσϑην φιλότητι, eig εὐνὴν φοιτῶντε, φίλους 
λαϑόντε τοχῆας ΚΞ 295f. Dieser Wechsel von Liebe und Hass bei dem 
höchsten Götterpaar ist uns bisher in der Ilias noch nicht begegnet, wohl 
aber kennen wir ihn im Cult, und vornehmlich an der wichtigsten 
unter den östlichen Cultstätten der Hera ist diese Seite ihres göttlichen 

30* 


Hera. 


468 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Wesens besonders entwickelt. Um es kurz zu sagen, die Hera der dritten 
Hias trägt die Züge der Hera von Samos. Dort bestand die Sitte des ge- 
schlechtlichen Verkehrs vor der officiellen Vermählung, wofür man sich 
ausdrücklich auf die an der angeführten Iliasstelle erzählte Sage berief, 
die also auf Samos ἱερὸς λόγος gewesen sein muss (Schol. Il. £ 290). 
Dort finden wir das Fest der Töveıce, an dem das alte Herabild im Lygos- 
gebüsch versteckt wird, d.h. Hera sich grollend ihrem Gatten entzieht, 
Menodotos von Samos bei Athen. XV 672A.!). Es darf daher wohl die 
Vermuthung laut werden, dass, wie der Autor der zweiten Ilias vielleicht 
ein Milesier, so der der dritten ein Samier war. Doch dies vorläufig nur 
nebenbei; für uns ist es jetzt wichtiger, dass auch in der Götterscene des 
4 Hera denselben Charakter hat, heftig und argwöhnisch gegen den 
Gatten, der ihr aber nichts schuldig bleibt, und ähnliche Drohungen aus- 
stösst wie im O: 
μή νύ τοι οὐ χραίσμωσιν ὅσοι ϑεοί εἰσ᾽ ἐν Ὀλύμπῳ ?) 
ἄσσον ἰόνϑ᾽, ὅτε χέν τοι ἀάπτους χεῖρας ἐφείω (A 560). 

Ja, es fehlt auch nicht an directen Berührungspunkten. Wenn Hephai- 
stos, im Widerspruch mit der zweiten Ilias 3 395 ff.2), sagt, Zeus habe ihn 
auf die Erde hinabgeschleudert, als er seiner bedrängten Mutter Hülfe 
bringen wollte (4 590 ff), so ist damit offenbar dieselbe Geschichte ge- 
meint, die O 18ff. ausführlich erzählt wird; und nur in der Zıög ἀπάτη 
und der Götterscene des _/ finden wir die Vorstellung, dass Hephaistos 
nicht nur, wie in der zweiten Ilias 8 371 sein eignes Haus, sondern auch 
die der übrigen Götter, vor allem das des Zeus und der Hera, gebaut habe 
A 607f. 8 166f. 8888. Ich betrachte es demnach für so gut wie sicher, 
dass die Göttersceene des / von demselben Verfasser stammt, wie die 
Διὸς ἀπάτη, also gleichfalls zur dritten Ilias gehört. Mit ihr hängt 
aber die Furcht vor dem Schelten der Hera _4 518—527, die Zeus der 
Thetis gegenüber äussert, aufs engste zusammen; also auch diese Rede, 
die der ursprünglichen Antwort des Zeus substituirt ist), gehört zur 
dritten Ilias. Ganz dieselbe Anschauung zeigt sich aber auch in der 
von Thetis berichteten Geschichte von der durch Hera im Bunde mit 
Poseidon und Apollon (nach anderer Lesung Athene) gegen Zeus ange- 


1) Vgl. Preller Griech. Myth. I 166. 

2) Dieser Vers ist offenbar der Urilias A 28 (= U. 1. 22) nachgebildet. 
3) S. oben 5. 442. 

4) 8. oben 8. 216 8. 25€ 


δ... . 


ln na ὙΥ u U 9 amt bunt U du En a a rl Al ΥΥΥΥΨἊἋ ΨΨΨΨΥ ΑΨ ΦΨ ΡΨ ΨΥ ΤΟΣ 


Dritte Dias. - 469 


zettelten Verschwörung 4 396—406, so dass man auch diese trotz Zeno- 
dots Athetese!) gern für die dritte Ilias in Anspruch nehmen möchte. 
Hiermit ist aber hinwiederum eng verwandt die Erweiterung der Rede des 
Poseidon im Ὁ 211—217, wo der Meergott dem Götterkönig mit seinem 
Zorn droht, wenn er es sich beifallen lassen sollte, ohne seine Einwilligung 
und die der übrigen Götter — genannt werden Athene, Hera, Hermes 
und Hephaistos — Troia zu schonen. Auch das wird also dritte Ilias sein 


Thätig eingreifend finden wir die Hera auch in der Πεῖρα, wo sie Einschaltung 


die Athene herabschickt, um durch Odysseus die begierig den Gedanken 
der Heimkehr ergreifenden Achäer zur Vernunft bringen zu lassen. Das 
Bedenken, das uns abhielt, diese Episode der zweiten Ilias zuzuschreiben 
(S. 439), gilt für die dritte nicht, denn jetzt ist die nächtliche Berathung, 
die das Vorbild der Πεῖρα war, aus der Ilias ausgeschieden, bis auf einen 
kleinen stark umgebildeten Rest am Anfang des ἐξ, wo aber nun nicht 
mehr Nestor (S. 130), sondern der Lieblingsheld des Redactors Diomedes 
das entscheidende Wort spricht. In der dritten Ilias konnte die Πεῖρα 
kaum mehr als Doublette empfunden werden, und dass der Odysseus im B 
zu dem Diomedes im 5 in eine gewisse Parallele tritt, dass beide auch 
im Rath und in der Volksversammlung obsiegen, wie sonst in der Schlacht, 
passt gut dazu, dass der Autor der dritten Ilias diese Helden zuerst in 
ein freundschaftliches Verhältniss zu einander gesetzt hat (S. 463). Ich 
bin daher geneigt, auch die Πεῖρα und was mit ihr zusammenhängt der 
dritten Ilias zuzuweisen, vielleicht mit Ausschluss der Thersitesepisode 211 
— 277, die ganz locker sitzt und sich ohne weiteres ausscheiden lässt, 
wenn man statt V. 211 und 278 hier die Verse 99. 100 wiederholt und 
nur den Schluss von V. 278 beibehält; also 
σπουδῇ δ᾽ ἕζετο λαός, ἐρήτυϑεν δὲ na” ἕδρας 
παυσάμενοι κλαγγῆς᾽ ἀνὰ δὲ πτολιτεόρϑος Ὀδυσσεύς Ara. 


1) Wir können dem Urtheil des grossen Kritikers ein bildliches Zeugniss 
aus dem Anfang des sechsten Jahrhunderts entgegenhalten, die Francoisvase. Das 
fabelhafte Mischwesen, das dort hinter dem Wagen des Okeanos und neben Hephai- 
stos den Zug der Götter, die sich zur Hochzeit der Thetis begeben, schliesst, ist 
doch gewiss Briareus, den wir hier im A als Freund der Nereide kennen lernen. 
Es scheint, dass er mit einem Stierkopf, jedoch mit menschlichem Antlitz gebildet 
war, während der Leib in einen riesigen Fischschwanz ausgeht. Der im Epos 
entweder selbst belesene oder von einem Belesenen berathene Klitias hat ihn 
ebenso gewiss mit Rücksicht auf das A 396ff. hier angebracht, wie seinen 
Begleiter Hephaistos mit Rücksicht auf Σ 395ff. 


der Πεῖρα. 


Thersites. 


Verfassung des 
Heeres. 


470 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Die Thersitesepisode gehört zu den jüngeren Zuthaten, über deren Zeit 
ich mir zunächst kein Urtheil erlaube. Es ist sehr möglich, dass sie jünger 
ist als die Geschichte von seinem Tod durch Achilleus, die in der kleinen 
Dias stand, und dass sie mit Rücksicht auf diese eingesetzt ist!) Wenn 
wir nun oben (8. 468) richtig geurtheilt haben, dass der Autor der dritten 
Ilias ein Samier gewesen sei, so enthält die Πεῖρα auch noch ein direetes 
Indicium für ihre Zugehörigkeit zu diesem Gedicht, die V. 144. 

χινήϑη δ᾽ ἀγορὴ φὴ κύματα μαχρὰ ϑαλάσσης, 

πόντου Ἰχαρίοιο, τὰ μέν τ᾽ εὖρός TE νότος τὲ 

ὥρορ᾽ ἐπαΐξας πατρὸς Διὸς ἐκ νεφελάων. 
Dass hier nicht wie sonst in den Gleichnissen vom Meer im allgemeinen, 
sondern von einem bestimmten Meer die Rede ist, kann doch nur auf 
unmittelbarer Anschauung beruhen; das ikarische Meer verräth den Samier. 

In dieser Πεῖρα finden wir nun eine ganz andere Auffassung von dem 

Verhältniss der griechischen Heerführer zu einander und von ihrer recht- 
lichen Stellung, als in den früheren Phasen der Ilias. Bisher waren sie 
Verbündete, unter einander völlig gleichberechtigt, und Agamemnon zwar 
der Reichste und Mächtigste, aber immer nur der primus inter pares. 
Allerdings haben die Heerführer ihre ἑταῖροι und ϑεράπογτες, aber 
an der Versammlung nehmen alle freien Mannen theil. Einen besonderen 
Rath der Vornehmen, einen Senat, giebt es nicht, wenn sich auch der Spre- 
chende gern vorzugsweise an die Führer wendet, mit der Formel ᾿τρεΐδη 
re χαὶ ἄλλοι ἀριστῆες Παναχαιῶν. Hier in der Πεῖρα ist es anders; 
über der Versammlung der Mannen steht eine βουλὴ μεγαϑύμων γερόν- 
των, und zwar nicht der an Jahren alten, wie die der γέροντες βου- 
λευταί in Troia, die schon die Urilias kennt, sondern der σχηπτόοχοι 
βασιλῆες, zu denen unter anderen auch Odysseus gehört und Achilleus 
gehören würde, wenn er nicht grollte. Das sind die βασιλῆες καὶ ἔξο- 
χοι ἄνδρες B 188, die im Gegensatz stehen zu dem δῇμος 198, welches 
Wort in dieser Bedeutung als plebs hier zum ersten Mal und sonst über- 


1) Die Methode, mittelst deren Usener Stoff des griechischen Epos (Wiener 
Sitz. Ber. 1897) S. 42ff. Thersites als einen Gott und zugleich als einen φαρμακός 
zu erweisen sucht, halte ich wissenschaftlich nicht für zulässig. Die Bemerkung, 
dass 141 οὐ γὰρ ἔτε Τροίην αἱρήσομεν εὐρυάγυεαν ursprünglich ernst gemeint sein 
müsse, ist ganz richtig, aber der Vers stammt mit den beiden vorhergehenden 
aus der Urilias 5. oben 5. 129, ist also für eine ganz andere Situation gedichtet 
(Ὁ. 1. 1167£f.). 


ESTER 


Dritte Dias. 471 


- haupt nur noch viermal in weit jüngeren Schichten O 738. I 460. P 330. 


Ὁ 776 vorkommt.!) Agamemnons Stellung aber ist weit über die der 
anderen Heerführer erhöht, die weniger als seine Verbündeten, denn als 
seine Vasallen erscheinen. Hier in der Πεῖρα stehen die zum geflügelten 
Wort gewordenen Verse 204f. 


οὐχ ἀγαϑὸν πολυχοιρανίη" εἷς χοίρανος ἔστω, 

εἷς βασιλεὺς, ᾧ ἔδωχε Κρόνου πάις ἀγχυλομήτεω. 
Dieselbe Anschauung begegnet nun in dem Schluss der Nestorrede 4 275 
—285: 

μήτε σύ, Πηλεΐδη, IE ἐριζέμεναι βασιλῆι 

ἀντιβίην, ἐπεὶ οὔ ποϑ᾽ ὁμοίης ἔμμορε τιμῆς 

σχητυτόοχος βασιλεύς, ᾧ τε Ζεὺς χῦδος ἔδωχεν. 

ei δὲ σὺ χαρτερὸς ἐσσί, ϑεὰ δέ σὲ γείνατο μήτηρ, 

ἀλλ ὅδε φέρτερός ἐστιν, ἐπεὶ πελεόνεσσι ἀνάσσει. 
So entschieden wir diese Form der Ermahnung der Urilias und der zweiten 
Ilias absprechen mussten 2), um so zuversichtlicher werden wir sie jetzt 
wegen dieser Uebereinstimmung mit der IIsio« der dritten zuweisen. Zu 
den Worten ἐπεὶ σπελεόνεσσι ἀνάσσει stimmt nun aber wieder der Zu- 
satzvers in dem Pelopidenstemma im B πολλῇσιν νήσοισι καὶ "Aoyei 
παντὶ ἀνάσσειν (108), so dass wir auch diesen für die dritte Ilias ge- 
winnen. Des Contrastes halber vergleiche man 5 93f. (U. I 1183f.), wo 
die Anschauung der Urilias ausgesprochen wird: χαέ Foı πειϑοίατο Adoı 
τόσσοιδ᾽ ‚6000101 σὺ μετ᾽ ᾿4ργεΐοισι Favaooeız. 


Weiter passt es zu der in der Πεῖρα zu Tage tretenden Heeres- Die γόροντεθ. 


verfassung, dass Agamemnon den Senat zum Mahle ladet; er wird sehr 
charakteristisch als γέροντες ἀριστῆες Παναχαιῶν bezeichnet 404 und 
zu ihm gehören unter Anderen die beiden Aias und Diomedes, also ge- 
wiss keine alten Leute. Hierzu stimmt auch 4 259 ὅτε ττέρ τὲ yegov- 
0109 αἴϑοπτα οἶνον χτλ. und 344f., ferner), FH 313ff, alles Stücke der 
dritten Ilias. Zu dieser werden wir nun also auch B 399—454 rechnen 
dürfen. Zum Schluss dieser Betrachtung darf vielleicht noch die Frage 
aufgeworfen werden, ob bei der von Agamemnon supponirten Eintheilung 


1) Aelter ist allerdings M 213, wo sich Polydamas dem Hektor gegenüber 
als δῆκος bezeichnet, wo es aber mehr den Gegensatz des Gefolgsmannes zum 
König als den des Plebejers zum Adeligen ausdrücken soll. 

2) S. oben S. 215 und Κ΄. 438. 


472 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


der Achäer in Dekaden von Tafelgenossen B 126ff, nicht die Phylen- 
eintheilung nach Hundert- und Tausendschaften vorschwebt. 

Iris im I. Zu derselben Kategorie, wie die Jıög ἀττάτη, die Götterscene des 
4 und die Intervention der Hera in der Πεῖρα, gehört endlich noch die 
Irisscene des 3, wo wieder die Götterkönigin eigenmächtig in die Hand- 
lung eingreift — οὐδ᾽ οἷδεν Κρονίδης ὑψίζυγος οὐδέ τις ἄλλος ἀϑα- 
γάτων, οὗ Ὄλυμπον ἀγάννιφον ἀμφινέμονται 185f. Den früher $. 88 
gerügten Widerspruch , dass trotzdem gleich darauf Athene sich so be- 
nimmt, als ob sie in die Pläne der Hera eingeweiht sei, kann man in 


der dritten Ilias leichter in Kauf nehmen als in früheren Stadien; denn 


nach Einfügung der Sıoundovg ἀριστεία lag es nah sich die immer mehr 

zur Kriegsgöttin entwickelte Athene perpetuirlich auf dem Schlachtfeld zu 

denken. Unter dieser Voraussetzung war Hera gar nicht in der Lage, 

Athene früher ins Geheimniss zu ziehen; dass diese aber, wo es dem Achill 
beizustehen galt, ohne Weiteres im stillschweigenden Einverständniss mit 

der Götterkönigin handelt, ist durchaus nicht befremdlich. Die Zugehörig- 

keit der Episode zur dritten Ilias wird überdiess durch die Erwähnung 

der Mauer und des Grabens in V. 215 erhärtet. | 

Bestand der . _ Wenn wir also nun aus dem Ermittelten das Faeit ziehen und 
U | Anbei zugleich prüfen, was etwa sonst noch von kleinen Zusätzen und 
Erweiterungen für dieses Stadium des Epos abfällt, so dürfen wir 

uns diesmal um so eher dem Gange unserer Ilias anschliessen, als die- 

ser mit dem der dritten Ilias fast identisch ist. Denn durch die Til- 

gung der Nacht zwischen 7 und N und die dadurch bedingten Umstel- 

Jungen in den vorhergehenden und folgenden Partien ist ja eben die 
Reihenfolge der Ereignisse in der Weise festgestellt worden, wie wir sie 

heute lesen. " 

A—M Wir vindieiren also der dritten Ilias das ganze 4 mit Ausnahme 
in der ΠῚ. Dias.des Prooemiums, der Verse 63. 139. 296, der die μήνεδος ἀτεόρρησις vor- 
aussetzenden Stelle 212—214, der Recapitulation der Vorgeschichte durch 
Achilleus 366—392, des Aithiopenmotivs und der sog. ersten Fortsetzung, 

mithin 7—62. 64—138. 140—211. 215—295. 297—365. 393—422. 

428. 429. 497—611. Von B 1—210. 278’—483. 780—815, also das 

ganze Buch mit Ausnahme der Thersites-Episode, des Schiffskatalogs und 

des Troerverzeichnisses, deren völlig freie Stellung gegenüber der Ilias 
namentlich durch Niese erwiesen ist und die wegen der Erwähnung des 
Eumelos nicht vor den 494a ἐπὶ Πατρόχλῳ gedichtet sein können (8. 


Dritte Ilias. . 473 


unten). Weiter das ganze Γ᾽ und 71) bis auf die Schlussverse 539— 544, 
die offenbar ein Zusatz für den Einzelvortrag sind, wie der Schluss des 
O (8. oben S. 144). Ebenso E, mit Ausnahme der Kypris-Episode und 
der Fahrt der beiden Göttinnen, also 1—130. 133—247. 249—311. 344. 
432—453. 355. 356. 454—457. 460. 319—329. 460—710. 793—819. 
822—882. 885—906. Z, mit Ausnahme des Bittgangs zur Athene, also 
1—86. 102—241. 318- 864. 392—529, und das ganze H. Dann nach 
der verlorenen Πάριδος ἀριστεία der Schluss des © 485—565 bis auf 
den kindlichen V. 528, 11—8. 79—88, also die Schilderung der Achäer 
in der vor dem langen Tage liegenden Nacht, vielleicht etwas ausführlicher 
gehalten und jetzt durch die Einfügung der Πρεσβεία gekürzt. Den 
Askalaphos hat der Redactor den Wächtern beigesellt, weil er seine Ver- 
- wundung in den Schiffskampf verlegt hat (S. 457), er giebt ihm auch seinen 
Bruder Ialmenos zum Begleiter, und ausserdem den der Teichomachie IM 
366 entnommenen Lykomedes (S. 414). Beachtenswerth ist auch hier 
wieder die Eintheilung nach Hundertschaften (vgl. oben S. 472). Weiter 
A 1—35. 38—498. 521—596. 599—610. 616. 617. 806—826. 660. 
661. 827—832. 837. 838. 841—848, also alles ausser der Scene im 
Zelt des Nestor und der damit zusammenhängenden Verwundung des 
Machaon, endlich das ganze M. 

In den Büchern N—O ist die Abweichung von der zweiten Dias N-O 
auch im Gang der Handlung und der Reihenfolge der Kämpfe so gross, '® der IH. Ilias. 
dass wir etwas länger bei ihnen verweilen müssen. Nicht wie bisher steigt 
Poseidon aus dem Meer an der troischen Küste auf, er hat, da es ja jetzt 
schon lange Tag ist, von Samothrake aus dem Kampf zugesehen und kommt 
erst, nachdem er eine Triumphfahrt über das Meer gehalten hat, auf das 
Schlachtfeld. Auch kann er nicht mehr die Achäer zum Beginn des Kampfes 
auffordern noch ihnen Rathschläge hinsichtlich der Rüstung geben, da die 
Schlacht längst im vollen Gang ist. Der Redactor lässt also an dieser 
Stelle nur sechs Verse der Urilias 1191—1196 (N 39—44), die er zur 
Noth gebrauchen kann, stehen und erfindet als Einleitung zur Epinausi- 
mache nun eine neue Scene (45—135), in der Poseidon in der Maske 
des Kalchas zuerst die beiden Aias, dann eine Reihe anderer Helden er- 


1) Also auch die Verse 439—451, die insofern die Jiourjdovs ἀριστείέα 
vorbereiten sollen, als sie Ares und Athene auf das Schlachtfeld bringen, und 
die Kämpfe 470—516, wo 507ff. Apollon eingeführt wird, wie er von Pergamon 
aus der Schlacht zusieht, mit Rücksicht auf EZ 460 und’ Z 21. 


Beginn des 
Schiffskampfes. 


Zweiter Theil 
des N. 


474 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


mahnt, die später im Schiffskampf oder der Patroklie hervortreten, nämlich 
Teukros 170 u.ö., Leitos P 601, Peneleoss P 597 und schon vorher 
Ξ 481}, I1335ff, Thoas O 281, Deipyros N 576ff., endlich Meriones 
und Antilochos, die in der ᾿Ιδομενέως ἀριστεία eine hervorragende Rolle 
spielen. Dass der Abschnitt zur dritten Ilias gehört, wird durch die zwei- 
malige Erwähnung der Mauer bestätigt 50. 87. Andrerseits zeigen V,. 111 
—113, dass die Πρεσβεία damals noch nicht gedichtet war. 

Der Beginn der Schlacht erfolgt nun, wie in der zweiten Ilias, durch 
den Ansturm der Troer 136—155. Während aber auf griechischer Seite 
dort zunächst die Boiotier, Ionier, Phthier, Epeier und Lokrer unter 
Führung der Aias in den Kampf eingreifen (S. 416f.), schaltet der Re- 
dactor der dritten Ilias diesen Abschnitt vorläufig aus, und lässt gleich 
die Idomeneus-Episode folgen, die er aber in zwiefacher Hinsicht nochmals 
erweitert. Er lässt ihr erstens den Zweikampf zwischen Meriones und 
Deiphobos (156—168) vorangehen, den er an einer anderen Stelle unter- 
bringen musste, nachdem die Rolle des Meriones auf Eurypylos über- 
gegangen war (S. 460), was dann weiter wieder zur Erfindung der Be- 
gegnung zwischen Idomeneus und Meriones (246—329. 331) nöthigte, 
und zweitens lässt er ihr den Kampf zwischen Deiphobos und Askalaphos 
folgen (516—539), den er im Zusammenhang mit der Einfügung der Jıög 
ἀπάτη von einer früheren Stelle hierhersetzt (S. 457), wobei ihm sehr zu 
statten kam, dass diese Episode in der zweiten Ilias in einen Zweikampf 
zwischen Deiphobos und Meriones auslief, so dass er nun die Fortsetzung 
jenes ersten Zweikampfs bildete und die Idomeneus-Episode von diesen 
beiden correspondirenden Kampfscenen gleichsam eingerahmt wird. 

Nun wandelt er zunächst in den Geleisen der zweiten Ilias weiter, 
indem er wie dort die Thaten des Aineias und Antilochos folgen lässt 
(540—575). Mit diesen aber verknüpft er unmittelbar die Menelaos- 
Episode 576—672, die nach unserer Vermuthung in der zweiten Ilias 
an einer weit späteren Stelle, hinter der Verwundung des Hektor, stand 
(S. 420£.). Dann folgt ein Einsatzstück 673—684. Hektor, von dem seit 
der Attacke 40 nicht mehr die Rede war, wird von neuem eingeführt, mit 
der Bemerkung, dass er, im Centrum stehend 1), von den bisherigen Käm- 
pfen nichts wahrgenommen habe, ein Motiv, für das offenbar die Urilias 
1062}. (4 497 ff.) das Muster abgab. Wieder finden wir hier das Schiboleth 
der dritten Ilias, die Mauer in V. 679. Vorbereitet aber hat der Dichter 

1) S. oben 8. 117. 


Dritte Dias. 475 


diese Vertheilung der Führer durch die Worte, die er vorher 312 dem Ido- 
meneus in den Mund legt. Dann wird der früher zurückgestellte Abschnitt, 
die sog. kleine'Boiotie, in der die beiden Aias von neuem auftreten, hier zur 
Füllung verwandt 685— 722. Er leitet zu einem neuen Einsatzstück über, 
das an das vorige direct anknüpft 723—753. Nicht nur durch die Erwäh- 
nung der Mauer 737, sondern auch durch die bestimmte Bezugnahme auf 
das Gespräch des Polydamas mit Hektor im M!) ist es als eigene Arbeit 
des Redactors der dritten Ilias gekennzeichnet. Die Einlage hat den Zweck, 
die schon in der Urilias vorkommende, aber bereits in der zweiten Ilias 
stark erweiterte Scene 2) vorzubereiten, wo Hektor gleich einem Schnee- 
gebirge über das Schlachtfeld wandelt, um die besten Helden der Troianer 
zusammenzurufen. In der dritten Ilias thut er das auf Empfehlung des 
Polydamas, der einen Kriegsrath der Führer vorschlägt, zu dem es aber 
nachher gar nicht kommt. Der Schluss des Buches stand im Wesent- 
lichen ebenso schon in der zweiten Ilias; aber da jetzt die Verwundungen 
des Deiphobos nnd Helenos bereits früher fallen, so musste auch darauf 
Bezug genommen werden, 761—764, wo wieder die Mauer erwähnt wird, 
und 781—783. 

Nun aber galt es Platz für die neugedichtete Jıög ἀπάτη zu schaffen 
und dabei verfährt der Redactor mit einer an Frivolität gränzenden Rück- 
sichtslosigkeit. Den Zweikampf zwischen Aias und Hektor schneidet er 
mitten auseinander und zwängt zwischen die beiden Theile die Scene auf 
dem Ida ein. Um zu ihr überzuleiten wird ein Rest der nächtlichen Be- 
rathung der Könige verwandt (U. I. 1134—1190), der aber stark über- 
arbeitet wird, indem zu Nestor, Agamemnon und Odysseus auch der im 
_A verwundete Diomedes hinzukommt 5 1—134 (5. 462). Nur die Verse 
5 2—8 und der Schluss vom 1 (πένοντά περ ἔμπης) können in der 
dritten Ilias noch nicht gestanden haben, da sie auf die Nestorscene im 4 
Bezug nehmen. Es musste also der Umstand, dass Nestor in seinem Zelte 
weilt und am Kampfe nicht theilnimmt, irgendwie anders motivirt sein. Mög- 
lich wäre z. Β., dass er am Tage vorher in der Πάριδος ἀριστεία kampf- 
unfähig gemacht worden wäre, wie er ja auch in unserer heutigen Ilias, 
bevor/er das Schlachtfeld verlässt, dem Paris gegenüber kämpft (4 499 ff.). 

Ein zweites Bruchstück der nächtlichen Berathung, ihr Abschluss und 
das Vordringen der Achäer unter Poseidons Führung (U. I. 1197—1220), 


1) S. oben $. 388. 
2) Vgl. 8. 118. S. 149. 5. 421. 


Zusätze im 5, 


Zusätze im O. 


476 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


ist darauf wieder in starker Ueberarbeitung benutzt, um den Hörer vom Ida 
auf das Schlachtfeld zurückzuführen 5 363—-401, woran dann die zweite 
Hälfte des Kampfes zwischen Aias und Hektor angeknüpft wird. Bis £ 507 
ging es nun in der dritten Ilias genau so weiter, wie in der zweiten. Dann 
aber folgten dort die Kämpfe des Menelaos, die der Autor der dritten 
Ilias bereits an einer früheren Stelle vorweg genommen hat (s. oben 5, 474). 
Ob er zum Ersatz‘ dafür die summarische Aufzählung 508—522 einge- 
setzt hat, oder ob diese von einem beliebigen Aeoden oder Rhapsoden 
herrührt, der einen Abschluss schaffen wollte (vgl. 4 539#. O 727 £.), lässt 
sich nicht entscheiden; die Worte ὅτε re Ζεὺς ἐν φόβον doon 522 sind, 
obgleich ganz allgemein gesagt, doch an einer Stelle, wo Zeus schläft, 
nicht sehr geschickt gebraucht. Aber eine gewisse Phrasenhaftigkeit ist die- 
sem Stadium des Epos überhaupt nicht abzusprechen, und so wollen wir 
der Einfachheit halber die erste Eventualität in die Rechnung einsetzen. 

Im O ist einerseits der Schluss der Jıög ἀττάτη und was damit 
zusammenhängt eingefügt, andererseits der Kampf zwischen Deiphobos 
und Meriones weggenommen, um an einer früheren Stelle Verwendung 
zu finden (S. 474). Eingelegt ist ferner eine zweite Schilderung von dem 
Vordringen des Hektor 343—389, um der Mauer Rechnung zu tragen 
(344. 361. 384), und als Ersatz für die Merionesscene die kleine Episode 
390ff., die die Eurypylosscene des _4 weiterführt und zu der Bitte des 
Patroklos im Il überleitet. Zu dem in dieser Einlage vorkommenden 
ersten Gebet des Nestor 370—376 bildet das zweite 658—667 so offenbar 
das Gegenstück, dass es gleichfalls der ‚dritten Ilias zuzutheilen sein wird. 
Dagegen ist 187—199 sicher jünger als die Κόλος μάχη und offenbar 
von der Hesiodeischen Theogonie beeinflusst (8. 1881). Auch die schon 
im Alterthum athetirten Abschnitte 610—614 und 668—673 sind für uns 
chronologisch ebenso wenig bestimmbar, wie der von einem Aeoden her- 
rührende Schluss 727—746. 

Somit stand von den Büchern N—O folgendes in der dritten Ilias: 
N 1—344!). 361—657. 660—816. 821—837. & 1°. 9—48. 51—316). 
328--522. O 1—186. 200—480. 482—609. 615— 667. 674— 726. 


1) Das alberne Stück 345—360 ist eine Rhapsodeneinlage, die beim Einzel- 
vortrag den Hörer über die Parteistellung der beiden höchsten Götter orientiren ὁ 
soll, und chronologisch schlechterdings nicht bestimmbar. 

2) Den von Aristophanes und Aristarch athetirten Katalog der Geliebten 
des Zeus wage ich der dritten Ilias noch nicht zu vindieiren. 


Dritte Dias 477 


Das II wird in der dritten Ilias bereits im Wesentlichen dieselbe Zusätze im 
Gestalt gehabt haben wie heute. Nur die Eintheilung der Myrmidonen 
168—197 muss wegen der Erwähnung des Phoinix 196 einer .noch jün- 
geren Schicht angehören, ebenso 61—63 wegen der Anspielung auf die 
Πρεσβεία. Für die Verse 93—100 nehmen wir natürlich die Zenodotei- 
sche Fassung, nicht die schlechte von Aristarch bevorzugte Variante an. 
152—154, mit Rücksicht auf einen Zusatz in der Sarpedonepisode ein- 
gesetzt, können ganz wohl mit diesem selbst zur dritten Ilias gehören. 
Ueber 381, welcher Vers in den meisten Handschriften fehlt, und aus der 
Urilias wiederholt ist (1881 = II 867), lässt sich .nicht urtheilen. Die 
Reihenfolge ist dieselbe geblieben, wie in der zweiten Ilias. Hinzugekommen 
sind nur kleine Einlagen, die entweder auf die Verwundung des Diomedes 
Bezug nehmen 25—27. 74—79 oder den Graben einschmuggeln 369— 
371. 380—382 oder endlich die Sarpedonepisode mit dem IM in Einklang 
zu bringen bestimmt sind 1), 444—449. 459—461. 466— 476. 509—531. 
555—562 (darin die Mauer), 567. 568. 

Das P scheint keine Erweiterung erfahren, sondern sich genau mit Pu. Σ 
dem der zweiten Ilias gedeckt zu haben. Nur V. 544 könnte miti" der II. Ilias, 
Rücksicht auf 8 203 ff. damals eingesetzt sein (5. 472), und 760. 761, in 
denen der Graben erwähnt wird, sind es sicher. Dagegen hat im Y die oben 
8. 472 bereits besprochene Einfügung der Irisscene und der neuen Version 
von der Rettung des todten Patroklos stattgefunden. Der Iris sind Worte 
in den Mund gelegt, die in der Urilias Automedon, in der zweiten Änti- 
lochos sprach und im Zusammenhang damit ist auch die Antwort des 
Achilleus an eine andere Stelle gerückt. So erfolgt nun das Auftreten 
der Thetis etwas früher, gleich bei dem ersten Schmerzesausbruch ihres 
Sohnes, und von der Kampfscene 148—164 musste der Schluss weg- 
geschnitten werden, da nun nicht mehr die Aias, sondern Achilleus selbst 
die Rettung der Leiche, wenn auch nur mittelbar, bewirkt. Auf V. 238 
die Schilderung der Todtenklage folgte dann Thetis’ Besuch bei Hephai- 
stos 369ff. ganz wie in der zweiten Ilias. Ob die Schildbeschreibung 
481—608 der dritten Ilias zugeschrieben werden darf, lasse ich dahin 
gestellt, möglich scheint es immerhin.) Der Schluss des Gedichts muss 


1) S. oben $. 394ff. 

2) Die Ansicht, die bei der Stadtbelagerung von dem unversöhnlicheren der 
beiden Heere vertreten wird Σ᾽ 511, erinnert an das Votum des Diomedes in der 
dritten Ilias Z7 400 ff. 


478 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


mit dem der Urilias und der zweiten Ilias im Wesentlichen übereingestimmt 
haben, Hektors Tod durch Achill, dann Achills eigener Tod durch Apollon 
und Paris. Denn der Dichter sagt uns selbst durch Zeus’ Mund, dass 
erst nach Hektors Tod die Troer sich von den Schiffen zurückziehen 
werden O0 68—71. 

Bestand der Von den Büchern II—Y enthielt also die dritte Ilias folgende Ab- 

U Dias.  schnitte: II 1—60. 64—93. 101—167. 198—291. 293—382. 394—867. 
P 1—216. 218—2791). 2831— 287. 424—452. 456—544. 593-761. 3 
1—38. 50—135. 1362). 138—238. 369—443. 457—480. 481—608(). 
609—617. T 3—18. Y 472—477. 490—494. 407. 413—437. X 209 
212. | 

Neuer Zuwachs. Von dem Redactor neu gedichtet sind folgende Stücke: 4 275—284. 

396—406. 518—527. 533—608. 611. B 53—55. 73—86. 108. 111— 
210. 2786—381. 399—454. 7 223—421. 439—451. 470—516. E 99. 
100. 189. 192—208. 259— 273. 304. 319—329. 446—454. 499—521. 
564. Z 1—4. 12—28. 36. H 13—218. 231—232. 273—482. © 487. 488. 
532—541. 11---3Ῥ,. 82. 84—88. 1 1—35. 38—83. 310-400. 455 (9). 
575—596. 599—610. 616. 617. 806— 826. 660. 661. 827—832. 837. 838. 
841—848. M 1. 2°. N 1—38. 45—135. 246—329. 331. 478. 673—684. 
723—753. 761—764. 781—783. 8 1°. 14—26. 30—40. 49—51. 55—60. 
64—68. 75—79. 95—102. 109—316. 328—362. 370—373. 388—391. 
394—401. 508—522. 0 1, 2. 5. 9—109. 130. 131. 135—141. 143—157. 
208— 217. 333—338 (?). 343—401. 658— 667. II 25—27. 74—79. 152 
— 154. 369—371. 380—382. 444—449. 459—461. 466—476. 509— 
531. 555—562. 567. 568. P 544. 760. 761. >34? 165—169. 181— 
186. 189—191. 196—238. 3993). 481—608 (?). 


1) In der Fassung der Urilias 1907. 
2) 8. 8. 431. 
3) S. unten $. 482 A. 1. 


ar u 


ὌΨΙ Fi en m 


Charakteristik der dritten Ilias. 479 


Zur Charakteristik der dritten llias. 


Ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἂν ἀίξῃ νόος ἀνέρος, ὅς τ᾽ ἐπὶ πολλὴν 
γαῖαν ἐληλουϑὼς φρεσὶ πευχαλίμῃσι 1) νοήσῃ 
᾿ἔνϑ᾽ εἴην ἢ ἔνϑα᾽, μενοινήῃσί ve πολλά, 

ὡς χραιπνῶς μεμαυῖα διέπτατο πότνια Ἥρη. 


Dieses Gleichniss (O 801) ist für den Verfasser der dritten Ilias un- Geographische 


gemein bezeichnend.. Denn offenbar spricht er aus eigener Erfahrung. 
Er ist ein vielgereister Mann, wahrscheinlich ein fahrender Sänger, der sich 
gerne Mit seiner Länder- und Völkerkenntniss brüstet. Wenn sich in der 
Urilias und überhaupt allen der dritten Ilias vorausliegenden Gedichten 
die Götter vom Olymp zum Ida (4 183) oder ins Lager der Achäer 
(A 44. 195.) oder umgekehrt zum Olymp zurückbegeben (_4 221.497. 2148)» 
so wird das mit einem einzigen Vers abgethan. Auch der Dichter der dritten 
Ilias schildert öfters so, namentlich da, wo die Situation eine poetische Aus- 
malung nicht gestattet (B 167. Σ 167); aber zuweilen kann er doch nicht 
dem Drang widerstehen, sein geographisches Wissen zu zeigen. Den 
Poseidon lässt er im Anfang des N einen Umweg über Aegae machen und 
schildert gewissenhaft die Lage der Höhle zwischen Tenedos und Imbros, 
wo der Gott seinen Wagen unterstellt, und als Hera sich vom Olymp 
nach dem Ida begiebt (5 225ff.), da beschreibt er genau den Weg, den 
sie nimmt, durch Pierien und das liebliche Emathie, über die thrakischen 
Schneegebirge der spätern Chalkidike bis zum Athos, von dort über das 
Meer nach Lemnos und Imbros, bis sie bei Lekton das kleinasiatische 
Festland betritt, und als ob des topographischen Details noch nicht genug 
wäre, wird noch das Gargaron ausdrücklich als der unter den Gipfeln des 
Ida bezeichnet, wo sich die Schäferstunde abspielt.) Namentlich die 
Thraker und ihre Nachbarn sind ihm vertraut N Aff.; auch unter den 
Phlegyern und Ephyrern N 301f. können nach dem ganzen Zusammen- 


1) Dieses Wort hat der Verfasser der dritten Ilias in das Epos eingeführt; 
er gebraucht es auch Z 165. Entlehnt ist es in der Κόλος μάχη © 366 und in 
dem Vorspiel zur Θεομαχέα Y 35. 

2) Vgl. #352. 0152. Abermals nachgeahmt in der Κόλος μάχη © ATf. 


Ausmalung. 


Styx. 


Götter. 


480 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


hang der Stelle nur thrakische Stämme verstanden werden, wie es ja denn 
auch in alter und neuer Zeit meistens geschieht. Dieser Dichter ist 
es auch, der den Ares zum Thrakergott gemacht hat, indem er sich 
ihn an der eben citirten Stelle dort wohnend denkt, d.h. er hat ihn 
mit einem dort verehrten Grotte identifieirt, was dann die Demodokos- 
Episode der Odyssee + 361 nachahmt. 

Von O 37 τὸ χατειβόμεγον Στυγὸς ὕδωρ bemerkt Pausanias VIII 
18, 1 ταῦτα μὲν δὴ ἐποίησεν ὡς ἂν ἰδὼν ἐς τὸ ὕδωρ τῆς Στυγὸς 
στάζον. Und in der That findet sich der Schwur bei der Styx in dieser 
Schicht zum ersten Mal, a. ©. und & 271. 

In den Kreis der olympischen Götter ist neu eingetreten 'Themis, 
wohl nicht als Erdgöttin, sondern Rechtsgöttin gedacht; sie nimmt im 
himmlischen Saal einen hohen Rang ein; aus ihrer Hand empfängt 
Hera den Becher und sie präsidirt beim Göttermahl (Ὁ 8795). In 
gewisser Beziehung neu sind auch die Chariten, denn die Charis, die 
Hephaistos in der zweiten Ilias zur Gemahlin hat, ist offenbar eine blosse 
Personifikation ohne Culthintergrund (S. 442) und auch deshalb sollte 
ihr Name in unseren Ausgaben nicht klein geschrieben werden; sie ist 
nicht eine Charis, sondern die Charist), und auch P51 (gleichfalls zweite 
Ilias) erscheinen die Chariten ohne Cultbeziehung als die Göttinnen der 
Schönheit. In der dritten Ilias hingegen sind sie die Dienerinnen der Hera, 
die über sie nach Willkür verfügt &267ff. Das ist die Cultanschauung 
von Argos, wo im Pronaos des Heraions alte Statuen der Chariten stan- 
den (Paus. II 17, 3), mit deren Bildern denn auch Polyklet die Braut- 
krone des neuen Cultbildes schmückte.e Wenn wir annehmen, dass die 
samische Filiale hierin sich dem Muttereult anschloss, was doch schon 
an sich sehr wahrscheinlich ist, so gewinnen wir ein weiteres Indicium 
für die samische Herkunft des Verfassers. Iris ist nicht mehr bloss Botin 
des Zeus, sondern dient auch ohne dessen Wissen der Hera 3 168. Auch 
Leto und Artemis treten zum ersten Mal persönlich auf, allerdings nicht 
im Olymp oder auf dem Schlachtfeld, sondern im Tempel des Apollon, 
wo sie den verwundeten Aineias pflegen E 447 ff. Aphrodite, die in dem 
alten Liede vom Zweikampf des Paris mit Menelaos als Schützerin des 
troischen Prinzen auftritt, erscheint in der Jıög ἀπάτη als entschiedene 
Parteigängerin der Troer 5 192. Athene erhält zum ersten Mal das Bei- 


1) Vgl. Knöchelspielerinnen des Alexandros S. 22. 


νὰν a mem nn ως nn u Dun la ln a zn 


a na 


Charakteristik der dritten Ilias. 481 


wort Τοιτογένεια A 515, ohne Zweifel mit Rücksicht auf den Cult von 
Alalkomenai, den allerdings auch schon die zweite Ilias kennt (5. 441), 
dort haben wir sie auch schon als ᾿Εργάνη d. h. als Schützerin der 
Zimmerleute gefunden; jetzt erscheint sie ‚selbst als Weberin 5 178f. 
Auch der Wirkungskreis des Hephaistos hat sich erweitert. Dass er der 
allgemeine Götterbaumeister geworden ist, haben wir schon gesehen (5. 468); 
auch erscheint er hier zum ersten Mal als Sohn des Zeus 5 338, und 
nicht bloss der Hera (S. 442). 

Weiter liebt der Dichter göttliche Personificationen, die hart an die Personifica- 
Allegorie streifen. Wie die Themis, so lässt er auch die Eris auftreten, ken 
die er die Schwester und Kameradin des Ares nennt 7 440. E 518. 4 
3.73. Und wenn er ausmalt, wie sie zuerst klein ist, dann aber wächst, 
bis sie mit den Füssen auf der Erde wandelnd mit dem Scheitel an den 
Himmel stösst, so zeigt sich darin dieselbe Vorliebe für die Steigerung ins 
Ungeheure, wie wenn er die Hera bei ihrem Schwur mit der einen Hand 
die Erde, mit der andern das Meer berühren lässt 5 272f. So lässt er 
denn auch die Eris 4 4 ein πολέμοιο τέρας in den Händen tragen, 
ohne dass er sich darunter etwas Anderes, als etwas unbeschreiblich 
Furchtbares vorzustellen scheint. Wie Eris die Schwester des Ares, so ist 
Phobos hier zum ersten Mal unzweideutig sein Sohn N 299, während er 
in der Urilias eins seiner Rosse zu sein scheint (s. oben S. 352). Um so 
weniger können die Verse 1 36f, wo Phobos und Deimos als blosse 
Schreckbilder neben der Gorgo erscheinen, schon zu dieser Schicht gehören 
(s oben 3. 12). Auch die Nyx finden wir in dieser Schicht zum ersten 
Mal als Person 5 259. Eigenthümlich ist diesem Dichter ferner, dass die 
Götter nicht nur wegen die Schnelligkeit ihrer Bewegung mit Vögeln ver- 
glichen werden, sondern direet Vogelgestalt annehmen, so Apollon und 
Athene die von Geiern H 59, Hypnos die der räthselhaften χυμινδές 
8 291. Ueberhaupt liebt er das Wunder. Apollon wirft ein Eidolon des 
Aineias auf das Schlachtfeld E 449 ff. und beim Tode des Sarpedon regnet 
es Blut IT459ff, Athene wirft dem Achill die Aegis um die Schultern 
und hüllt sein Haupt in eine goldene Wolke, aus der Flammen auf- 
lodern 3 203. 

Endlich erscheinen hier zum ersten Mal und hier allein die Τιτῆνες, Titanen. 
die ἔνερϑε ϑεοὶ Κρόνον ἀμφὶς ἐόντες, die Örroragragıoı 8 274. 279; 
zum ersten Mal auch hören wir, dass Zeus seinen Vater Kronos ent- 


thront und in die Tiefe unterhalb des Meeres und der Erde gestossen 
Robert, Studien zur Ilias. 31 


Göttersagen. 


Laomedon und 
Herakles, 


482 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


hat, während die Urilias zwar den Zeus Kooviöng und Κρονίων kennt, 
aber den Kronos nie erwähnt (8. 351) und die Ἕχτορος ἀναίρεσις 
und das Lied vom Tod des Sarpedon nur von ihm wissen, dass er 
ἀγχυλομήτης ist (S. 400). Was er war und was aus ihm geworden, erfah- 
ren wir hier zum ersten Mal, ebenso dass seine Gemahlin Rhea hiess, 
ein Name, der gleichfalls in dieser Schicht zuerst vorkommt. Eine ältere 
Göttergeneration taucht vor uns auf, die Zeus und zwar noch als Knabe 
gestürzt hat. Ohne Zweifel liegt hier die Sage von Kreta zu Grunde, ob 
unverfälscht, lässt sich zur Zeit noch nicht sagen, aber jedesfalls noch nicht 
in der detaillirten Ausbildung, die ihr später Hesiod gegeben hat. Und 
sogar eine noch ältere Göttergeneration kennt der Dichter, Okeanos und 
Tethys 5 201ff., von denen diese überhaupt hier zuerst, jener zum 
ersten Mal als göttliche Persönlichkeit!) begegnet. Sie beide sind für 
den Dichter der dritten Ilias das Urgötterpaar, und ganz gewiss auch die 
Eltern von Kronos und Rhea, welche Würde sie bei Hesiod an Uranos 
und Gaia abtreten müssen. 

Wie entwickelt überhaupt zur Zeit der dritten Ilias die Götter- 
sage war, das haben wir bereits oben an der Jugendgeschichte des Hephai- 
stos gesehen. So kennt denn der Dichter auch schon den Raub des 
schönen Ganymedes E 266 und den Mythos, dass Poseidon und Apollon 
dem Laomedon die Mauer von Troia gebaut haben H 452f., ἀϑλήσαντε 
d.h. mit grosser Mühe), also nicht als Knechte, welche Version erst in 
der jüngern Θεομαχία ® 442 ff. vorkommt, sondern als göttliche Gönner 
und Freunde, und da dies zu der Rolle, die Poseidon schon von der Ur- 
ilias her im Epos als Freund der Achäer spielt, schlecht passt, so muss 
dieser Mythos unabhängig von diesem Epos entstanden sein. 

Dies leitet uns über zum troischen Königsgeschlecht. Dass dieses 
sich mindestens um ein neues Glied in der Gestalt des Tros, der der Vater 
des Ganymedes ist, vermehrt hat, haben wir bereits oben 3. 466 gesehen. 


1) Erst damals konnte der Vers 2399 gedichtet werden, der die ursprünglich 
gewiss als Schwester der Thetis, also als Nereide, gedachte Eurynome zu 
einer Okeanide stempelt; doch scheint ihn schon Hesiod gelesen zu haben Theog. 
358. Die Mutter der Chariten, ebd. 907, ist, wie ich jetzt glaube, auch nach Hesiods 
eigener Meinung von der Okeanide zu unterscheiden. Sie wird eine Brechung 
der Artemis sein, die ja in Phigaleia diesen Namen trägt. 

2) Vgl. Ο 30 von der mühevollen Meerfahrt des Herakles. Das Wort 
ἀϑλεῖν findet sich nur in der dritten Ilias. 


Charakteristik der dritten Ilias. 483 


Wir finden aber ferner, dass ähnlich wie der Vater des Zeus Kronos, so 
auch der Vater des Priamos Laomedon !) sehr viel weiter entwickelt, ja 
bis zu einem gewissen Grade der Mittelpunkt eines Sagenkreises geworden 
ist. Laomedon ist durch Erbschaft Besitzer der göttlichen Rosse, die einst 
Zeus dem Tros als Preis für den Ganymedes gegeben hat E 265ff. Um 
diese zu erringen ist Herakles ausgezogen, und hat dem Laomedon viel 
gutes erwiesen, aber dieser hat ihm nicht gedankt, noch ihm die Rosse 
gegeben, sondern ihn obendrein hart gescholten. Da hat der ergrimmte 
Herakles Troia zerstört E 648—651. Als er nun aber siegreich — und 
vermuthlich doch mit den erbeuteten Rossen 2) — nach Hellas heimkehren 
will, da sinnt ihm Hera Arges. Nachdem sie durch Hypnos den Zeus 
hat einschläfern lassen, sendet sie einen Sturm, der den Herakles nach 
Kos verschlägt. Zeus aber, als er erwacht ist und das Unheil wahrge- 
nommen hat, hängt die Hera am Himmel auf, schleudert den Hephaistos, 
der ihr Hilfe bringen will, ins Meer, wo die Sintier ihn aufnehmen, und 
würde auch dem Hypnos dasselbe Schicksal bereitet haben, wenn dieser 
nicht bei der Nyx Schutz gefunden hätte 5 250—261. Ο 18—30. 4 590 
—594. Dann führt Zeus seinen geliebten Sohn nach Argos zurück; dem 
Laomedon aber bauen Poseidon und Apollon eine neue Mauer statt der 
von Herakles zerstörten.?) Denn ist es wohl klar, dass auch diese Ge- 
schichte in denselben Zusammenhang gehört, da die von Götterhänden 
erbaute Mauer nach Η 408 Η. offenbar dieselbe ist, die noch jetzt Troia 
beschützt.t) ' 

Diese an verschiedenen Stellen der dritten Ilias eingeflochtenen An- Eine Herakleia, 
deutungen und Berichte sind nun doch ganz handgreiflich die disiecta 
membra eines kleinen Epos, einer Iliupersis des Herakles. Und dieses 
Epos hat der Verfasser nicht etwa bloss excerpirt, sondern es hat ihm für 
seine Jıög ἀπάτη direct zum Vorbild gedient. Wenn nun dieses Ge- 


1) Dass diese Figur der zweiten Ilias angehört, während in der Urilias 
Priamos vaterlos, in der "Exrogos ἀναέρεσις Sohn des Dardanos war, ist früher 
S. 182. 5. 365 urd 5. 445 gezeigt worden. ! 

2) Man beachte, nur Aineias besitzt noch Rosse aus dieser göttlichen Zucht, 
die er der Schlauheit seines Vaters verdankt, aber keiner der Priamiden, 

3) Schon in dem von uns der Urilias zugewiesenen V. © 519 (U. 1. 1118) 
heissen allerdings die Thürme von Troia ϑεόδμητοι. Aber das Beiwort ist doch 
wohl nur für das übliche &ödanro: zur Tilgung des Hiatus substituirt, vielleicht 
schon in der dritten Ilias, vielleicht erst später; 5. S. 133 A. 1, 

4) Dies Verhältniss wird später umgedreht, Apollodor II 5, 9, vgl. 8.485. 

BL? 


484 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


dicht den Herakles nach Kos gelangen lässt, so liegt diesem Zug offen- 
bar die Tendenz zu Grunde, die Stiftung des Heraklescultes auf dieser 
Insel mythisch zu begründen, und das erregt den Verdacht, dass wir die 
Entstehung dieser neuen Sage und ihre poetische Ausgestaltung bei den 
kleinasiatischen Dorern zu suchen haben. Dieser Verdacht verstärkt sich, 
wenn wir sehen, dass die oben zusammengestellten Bruchstücke nicht alle 
erst von dem Autor der dritten Ilias eingelegt sind, sondern eines von 
ihnen und gerade das wichtigste E 648—651 schon in der Tlepolemos- 
Episode steht, die wir als eine schon etwas frühere Erweiterung der 
Awowhdovg ἀριστεία betrachten (S.466f.). Gerade diese Tlepolemos-Episode 
ist aber, wie früher ($. 402) gezeigt, fast sicher bei den kleinasiatischen 
Dorern entstanden, also ebenda, wohin wir auch die Herakles-Ilias ver- 
weisen. Ich komme also auf anderem Wege ganz zu demselben Resultat, 
wie v. Wilamowitz Herakles I! S. 31, nur dass ich über Einzelheiten 
etwas anderer Meinung bin als er. Denn ich wage nicht auch die 
Hesione schon für dieses Epos in Anspruch zu nehmen. Vor allem 
halten wir fest, dass das einzige Ziel von Herakles Fahrt die Erringung 
der Rosse ist. Das steht mit dürren Worten da: E 640f. δεῦρ᾽ ἐλθὼν 
Evey’ innov Awousdovrog ἕξ οἴῃς σῦν γηυσὶ xal ἀνδράσι παυροτέ- 
ροισιν und 651 οὐδ᾽ ἀπέδωχ᾽ ἵππους ὧν εἵνεκα τηλόϑεν ἦλϑεν. Das 
erinnert an die Rosse des Thrakers Diomedes, und es ist, wenn auch nicht 
unbedingt sicher, so doch in hohem Grade wahrscheinlich, dass Herakles 
auch die Fahrt nach Troia wie die ins Thrakerland im Auftrage des Eury- 
stheus unternimmt, beide Sagen also Dubletten sind. Nur will er sich hier 
zunächst die Rosse durch Wohlthaten (εὖ ἔρξαντα) verdienen; man wird 
also vermuthen dürfen, dass ihm Laomedon ähnliche Aufgaben stellte 
wie Aietes dem Iason, dabei aber schlauer als dieser, solche die ihm selbst 
Nutzen brachten. Welcher Art diese waren, lässt sich natürlich nicht 
sagen, obgleich es nicht unmöglich ist, dass sich die eine oder andere von 
ihnen jetzt unter den Πράξεις und Πάρεργα verbirgt. Auch das bereits 
in der ältesten Fassung!) der 4divelov ἀριστεία erwähnte χῆτος Y 147 
könnte dazu gehört haben, womit aber noch keineswegs gesagt ist, dass 
diesem die Hesione preisgegeben gewesen wäre (vgl. die Vase aus Perugia 
M.d.I. V 9, 2). Es kann dies Meerungethüm ein Wesen desselben 
Schlages, wie die Hydra, die Chimaira, u. s. w. sein, die auch getödtet 


1) S. oben S. 226. 


Charakteristik der dritten Ilias. 485 


werden, ohne dass sie Königstöchter fressen wollen. Als Laomedon wort- 
brüchig ward, zerstört Herakles Troia natürlich sofort, nicht erst auf einem 
späteren Feldzug, und zieht mit den Rossen ab. 

Dieses kleinasiatisch-dorische Gedicht hat später, und zwar wahr- Umarbeitung 
scheinlich im siebenten Jahrhundert, ein jüngerer Epiker erweitert und PR Tan: 
umgedichtet, indem er die Sage von dem Zug des Herakles ins Amazonen- 
land damit verband und diese so zur Hauptsache machte, dass das troische 
Abenteuer daneben zu einer Episode herabsank. Dieser Dichter ist der 
Schöpfer des Hesione-Mythos.. Auf seiner Fahrt zu den Amazonen, die 
er mit vielen Genossen, unter denen namentlich Telamon hervortritt, unter- 
nimmt, kommt Herakles an die troische Küste und findet dort die Hesione. 
Sie ist dem Ketos ausgesetzt, das Poseidon wegen des Wortbruchs des 
Laomedon gesandt hatte. Der Mauerbau ist also hier wie bei Apollodor 
früher angesetzt, was sich der Dichter erlauben konnte, da er an die 
Stelle des H nicht gebunden war, und im Uebrigen die in der Theomachie 
(ὦ 442 τ΄ vorliegende Sagenform von der Knechtschaft des Poseidon und 
Apollon befolgt. Herakles befreit die Hesione gegen das Versprechen 
der Rosse; als Laomedon sein Wort bricht, fährt er drohend weiter ins 
Amazonenland, wo er seine Aufgabe erfüllt. Auf der Rückkehr zerstört 
er Troia und giebt die Hesione seinem Genossen Telamon zur Gemahlin. 
Dann folgt der Sturm und die Landung in Kos, und endlich hat der 
Dichter auch das Abenteuer mit Alkyoneus angeknüpft. Ich habe die 
Grundlinien dieses Gedichtes nach den in der Litteratur und vor allem 
in den Bildwerken erhaltenen Spuren bereits in meinem Aufsatz Alkyo- 
neus (Herm. XIX 475ff.) herzustellen gesucht. Dort findet man für das 
Gesagte die Belege. 

Doch kehren wir zu dem Autor der dritten Ilias zurück. Ausser Thebais, 
der Herakleia muss dieser auch eine Thebais gehabt haben, und zwar eine 
mehr ausgebildete und ausführlichere, als die, deren Kenntniss wir oben dem 
Verfasser der Jıoundovg ἀριστεία zugeschrieben haben (S. 190f. 5. 375f.). 
Denn wenn er auch in der Ayaue&uvovog ἐπιπώλησις A 384ff. zugleich 
die Stelle des E 803ff. verwerthet (S. 210) und die Werbung des Tydeus 
und Polyneikes in Mykene wohl seine eigene Erfindung ist, so hat er doch 
das Motiv von den ungünstigen Omen (also Amphiaraos), von dem Lager 
der Sieben im Asoposthal, von dem Hinterhalt, dem Tydeus glücklich ent- 
rinnt, zugleich mit den Namen des Maion Haimonides und des Polyphontes, 
der ein Sohn des Autophonos heisst, sicher einer poetischen Bearbeitung 


486 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


entlehnt, die also auch schon den Haimon als Sohn des Kreon und 
als letztes Opfer der Sphinx gekannt haben wird. Und demselben Epos 
wird er dann auch den Stammbaum des Tydeus sowie die Geschichte seiner 
Verbannung und seiner Vermählung mit der Tochter des Adrast entnom- 
men haben, die in das 5 113—125 eingeflochten ist. Hier steht nun 
auch der unschätzbare Vers 114 
Τυδέος, ὃν Θήβησι χυτὴ κατὰ γαῖα nakörnreı, 
den man dem Verdammungsurtheil der Alexandriner, selbst dem des 
Zenodot gegenüber, um so entschiedener wird halten müssen, als er der 
Argonauten. späteren Sagenversion widerspricht. Aber noch mehr; auch eine poetische 
Gestaltung der Argofahrt muss diesem Dichter vorgelegen haben. Denn 
wenigstens das Abenteuer auf Lemnos kennt er ganz genau; H 468f. 
nennt er Iason und Hypsipyle und ihren Sohn Euneos, den übrigens auch 
schon die Ἕχτορος ἀναίρεσις kennt ® 41, und 5 230 den Vater der 
Hypsipyle Thoas. 

KyklischoEpen.. Bei dieser Sachlage kann es uns nicht Wunder nehmen, dass auch die 
ausserhalb des Rahmens der Ilias fallenden Theile des troischen Sagenkreises 
in jener Zeit weiter ausgebildet waren, also auch die sog. kyklischen Epen 
mittlerweile inhaltlich gewachsen sind. B 303—330 lässt uns der Dichter 
durch den Mund des Odysseus die Versammlung der Helden in Aulis 
und das dort erfolgte Wahrzeichen erzählen. Dieses kann die Dias in 
ihren früheren Stadien noch nicht gekannt haben. Denn wie könnte 
sonst Agamemnon sowohl in der Urilias als in der zweiten Ilias den Vor- 
schlag der Flucht im Ernste machen, den ihn der Dichter der dritten Ilias 
ganz consequent nur machen lässt, um die Achäer zu prüfen? Durch dieses 
Wahrzeichen wird nun die Dauer des Feldzugs auf zehn Jahre befristet 
329 (vgl. 134f.). Auch davon wissen die älteren Schichten der Ilias noch 
nichts. Als Wunsch wird in der Urilias ein einziges Mal Troias Fall er- 
wähnt, und allerdings bekräftigt ihn ein Vogelzeichen N 815f. (U.I, 
1278ff.), als täuschende Hoffnung erscheint er B 29 (U.I. 399). In der 
zweiten Ilias schimmert der Gedanke durch, dass Ilion einstmals fallen müsse 
(S. 455). Wann aber und wie, ist offenbar ihrem Verfasser selbst nicht 
klar. Der Dichter der dritten Ilias hat aber sicher schon eine Iliupersis 
gekannt; denn er lässt seinen Zeus Ὁ 68ff. prophetisch verkünden, wie 
Patroklos von Hektor getödtet werden wird, und dann 

τοῦ δὲ yoAwodusvog xrevei Ἕχτορα ὃῖος ᾿Αχιλλεύς. 
ἐχ τοῦ δ᾽ ἄν τοι ἔπειτα παλίωξιν παρὰ νηῶν 


Be ae 


Charakteristik der dritten Ilias. 487 


’ 


αἰὲν ἐγὼ τεύχοιμι διαμπερές, eis ὅ κ᾿ Ayauol 

Ἴλιον αἰτοὺν ἕλωσιν ᾿ϑηναίης διὰ βουλάς. 
Angesichts dieser Stelle, die unseren Schluss bestätigt, dass auch in der 
dritten Ilias Hektor noch in der Nähe des Schiffslagers getödtet wurde, 
liesse sich die Frage aufwerfen, ob nicht der Dichter der dritten Ilias 
auch den Schluss der zweiten erweitert und den Fall von Ilion unmittel- 
bar an Achills Tod angeschlossen habe. Indessen scheinen die Worte 
Asnvalns διὰ βουλάς doch in der That bereits auf Epeios und sein 
hölzernes Pferd anzuspielen und auch διαμπερές deutet auf eine längere 
Zeit!). Wohl aber kann diese älteste für uns fassbare Iliupersis ganz 
gut dieselbe gewesen sein, aus der Demodokos bei den Phaiaken 9 492 ff. 
die Episode vorträgt vom ἕγύσσου χόσμος δουρατέου, τὸν Ἐπειὸς ἐποίη- 
σεν σὺν ᾿ϑήνῃ. 

‘Der Dichter kennt auch schon den Telemach, denn er lässt in der 

Ayausuvovog ἐπιπώλησις A 354ff. den Odysseus emphatisch sagen: 

ὄψεαι, ἢν ἐθέλῃσθα καὶ al χέν τοι τὰ μεμήλῃ, 

Τηλεμάχοιο φίλον πατέρα προμάχοισι μιγέντα 

Ἰρώων ἱπποδάμων" σὺ δὲ ταῦτ᾽ ἀνεμώλια βάζεις. 


 Telemach ist damals also bereits eine bekannte Figur, das bedingt noth- 


wendig eine Τηλεμαχία, und wir dürfen es daher nicht ohne eine ge- 
wisse Zuversicht aussprechen, dass die Abfassung des ältesten Liedes von 
der Fahrt des Telamach zwischen die zweite und dritte Ilias fällt. Da- 
gegen muss der Palladionraub jünger sein, denn er setzt das nahe Freund- 
schaftsbündniss zwischen Odysseus und Diomedes voraus, das erst in der 
dritten Ilias geschlossen wird (S. 463). 

Auf einem selbständigen Heldenlied basirt auch ganz gewiss der 
Bericht vom Kampf der Pylier und Arkader um Pheia und von der 
Tödtung des Ereuthalion durch Nestor, den dieser H 133-—156 giebt 
und worauf er in der Syau&uvovog ἐπιπώλησις A 319 anspielt. Dass 
der χορυνήτης Δρηίϑοος, dessen Keule sich auf Ereuthalion vererbt 
hat, derselbe sei, dessen Sohn schon in der Urilias von Paris getödtet 
wird H 8 (U. I. 807), behauptet Hiller von Gärtringen gegen die Scholien 
mit Recht?2). Nur möchte ich daraus mit nichten folgern, dass seine Hei- 
math Arne die arkadische und nicht die boiotische Stadt dieses Namens 


1) Vgl. 7 499 ἤκατα πάντα διακπερές. 
2) In Pauly- Wissowas Realeneyklopädie II 633 unter Areilykos. 


Odyssee. 


Nestor-Epos. 


Pylier. 


Die Achäer. 


488 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


sei, zumal Arkader vor Troia überhaupt nicht mitkämpfen 1). Dass auch 
der Kampf des Lykoorgos und Areithoos in Arkadien spiele, folgt aus den 
Worten des Nestor keineswegs. Die beiden können sich auch auf einem 
anderen Felde begegnet sein, zumal Areithoos deutlich als ein fahrender 
Held, wie Herakles und Theseus, gezeichnet wird. Ueber die Heimath 
dieses verschollenen Epyllions lässt sich natürlich nichts behaupten, aber 
möglich wäre immerhin, dass es in Milet zum Preis des zum Neliden ge- 
wordenen Nestor gedichtet war. 

Nestor erscheint denn auch in der "4yaueuvovog ἐπιπώλησις 
4A 295ff. von einem ganzen Kreis von Helden umgeben, von denen nur 
Alastor der Urilias N 422 (U. I. 1350) entnommen ist. Die übrigen Pela- 
gon, Chromios, Haimon und Bias kommen in der Ilias nur hier vor. Bei 
Bias?) mag wohl eine Reminiscenz an den Amythaoniden, bei Haimon eine 
solche an den Eponymen des arkadischen Haimoniai (Paus. VIII 44, 2ff. 
Apollodor III 8, 1, 3) hineinspielen. Chromios, wie in der Urilias ein 
Troianer (S. 368), in der Sıoundovg ἀριστεία ein Sohn des Priamos 
(S. 378), in der Tlepolemos-Episode ein Lykier heisst E 677, wird in der 
Nekyia 4 286 als Bruder des Nestor bezeichnet. Es ist sehr wohl möglich, 
dass diese drei Namen und mit ihnen vielleicht auch Pelagon, gleichfalls in 
der Tlepolemosepisode als Lykier wiederkehrend E 695 (85. 402), dem eben 
besprochenen Nestorliede entnommen sind. Endlich hat Bentley aus me- 
trischen, freilich heute als hinfällig erkannten Gründen in V. 295 auch 
noch den schon der Urilias bekannten Meges (S. 364) einsetzen wollen, 
wogegen sachlich durchaus nichts einzuwenden wäre. 

Was nun die übrigen Helden betrifft, so sind zunächst einige schon 
in älteren Schichten vorkommende Figuren nach Heimath und Abstammung 
genauer oder abweichend von früher bestimmt. Agamemnons Königssitz 
ist jetzt Mykene H 180. _4 46, seine Herrschaft aber erstreckt sich über 
die ganze Peloponnes und viele Inseln B 108 (s. oben 5. 471). Damit 


1) S. oben $. 365. In der zweiten Ilias tritt Otos von Kyllene auf (S. 452), 
aber er gehört zu Meges, also zu den Epeiern, und so wird er wohl im elischen 
Kyllene zu Hause sein. Die einzige Ausnahme macht Agapenor, der Sohn des 
Ankaios; 'dieser kommt aber nur im Schiffskatalog B 603ff., in der eigent- 
lichen Ilias nirgend vor und seine Einführung wird gewissermassen entschuldigt, 
indem der Verfasser sagt, Agamemnon habe ihm die Schiffe zur Verfügung 
gestellt. 

2) Ueber den Athener Bias in der zweiten Ilias 5. S. 405f. 


Charakteristik der dritten Ilias. 489 


hängt auch wohl zusammen, dass in der dritten Ilias die Achäer den 
Troern numerisch weit überlegen sind B 119—129, während für die 
zweite Ilias gerade die kolossale Menge der troianischen Bundesgenossen 
charakteristisch ist (S. 455). Um diesen Widerspruch auszugleichen, sind 
die von den Alten athetirten Verse B 130—133 eingesetzt, ob schon von 
dem Autor der dritten Ilias oder einem Späteren, mag dahingestellt bleiben. 
Der Telamonier Aias erscheint in der dritten Ilias zum ersten Mal als 
Salaminier FH 199). Lykomedes!) hat den Kreon I 84, Meriones den 
Molos N 249 zum Vater, der Aressohn Askalaphos den Ialmenos zum 
Bruder bekommen /82. Chiron ist nicht nur, wie in der Urilias, der 
Freund und Gönner des Peleus, er hat auch dessen Sohn in dem Gebrauch 
der Heilkräuter unterwiesen _4 832, wie in der zweiten den Asklepios 
(4 219, 8. 4601... Agamemnons Wagenlenker wird mit Namen genannt, 
Eurymedon der Sohn des Ptolemaios des Sohnes des Peiraios / 228. Das 
sieht ganz aus wie ein Compliment für ein Geschlecht, in dem diese Namen 
üblich waren. Odysseus’ Herold Eurybates B 184 ist wohl aus dem Odys- 
seus-Nostos z 247 entlehnt (s. oben S. 487), dessen Verfasser ihn aber seiner- 
seits nach dem Herold des Agamemnon in der Urilias (S. 358) getauft hatte, 
so dass diese Figur in verwandelter Gestalt wieder in die Ilias zurückkehrt, 
woher sie stammt. Odysseus’ Gefährte Leukos _/ 491 aber ist natürlich 
der Eponym von Leukas, das also in dieser Schicht schon zum Reich des 
Odysseus gehört?). Sonst ist auf griechischer Seite nur Euryalos neu, 
der Sohn des Mekisteus, also einer der Epigonen, den der Verfasser dem 
Diomedes zu Liebe auftreten lässt Z 20ff,, vgl. oben 8. 464. 

Um so grösser ist die Anzahl der neu eingefügten Troer, die denn 
auch sämmtlich von den Achäern getödtet werden, also nur in dieser dritten 
Schicht vorkommen. Es sind ausnahmslos frei erfundene Figuren, die 
aber deutlich in zwei Klassen zerfallen, je nachdem der Dichter ihre Per- 
sönlichkeit genauer individualisirt oder einfach ihren Namen, höchstens unter 
Zufügung von Patronymikon und Ethnikon nennt. In ersterem Falle ahmt 
der Dichter ganz bestimmte Stellen aus den älteren Schichten nach; auch 
liebt er es, Namen nach troianischen Oertlichkeiten zu geben. So finden wir 
Z 21—27 die Brüder Asepos und Pedasos, die Eponymen eines troischen 
Flusses (M 21) und einer troischen Stadt. Sie sind Söhne eines Bastard- 
sohns des Laomedon, dieser heisst BovxoAlwv, denn er weidet die Heerden. 


1) S. oben . 414 A. 1. 
2) v. Wilamowitz Hom. Untersuchungen 73 A. 2. 


Neue Throer. 


490 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Aristarch hätte also allen Grund} gehabt, auch hier sein ὅτε ὀνομαϑε- 
τιχὸς 6 zwowmtng anzumerken. Gewiss ist auch dieser Bukolion eine 
freie poetische Erfindung, ebenso wie die Najade Abarbaree, die sich dem 
schönen Hirten in Liebe gesellt. Das Vorbild aber ist die Satnios-Episode 1) 
der zweiten Ilias 5 443—495 (vgl. oben 5. 452), und man wolle beachten, 
wie viel breiter der Nachahmer erzählt. Dann der Sohn des Anthemion 
Simoeisios, den die Mutter gebar, als sie mit ihren Eltern zur Inspection 
der Heerden an die Ufer des Simoeis ging 4 473ff. Diese Figur ist als 
Gegenstück zu dem Skamandrios der Jıoundovg ἀριστεία EA9 (s. oben 
S. 379f.) erfunden; aber der Erfinder verräth, dass er sich der ursprüng- 
lichen Bedeutung solcher von den Flüssen hergeleiteten Namen nicht mehr 
bewusst ist?). Er sucht nach einem zufälligen Anlass für die Namengebung, 
während der alte religiöse Gedanke ist, das Kind unter den Schutz 
des nährenden Flussgottes zu stellen. In dem gastfreien Axylos von 
Arisbe, dem Sohn des Teuthran, und seinem Wagenlenker Kalesios Z 12. 
hat Usener?) den Todesgott als „Heimführer“ und den zugehörigen „Lade- 
mann“ erkennen wollen. Ich vermag diesem kühnen Gedankenflug nicht 
zu folgen, meine sogar, dass der Erklärung, die Aristarch dem Namen 
Kalesios gab ἀπὸ τοῦ χαλεῖν ἐπὶ τὰ ξένια, die andre, dass der Wagen- 
lenker nach den Rufen, durch die er die Rosse dirigirt, benannt sei, min- 
destens als gleichberechtigt an die Seite gestellt werden darf!), Im übrigen 
kommt es mir hier nur darauf an, zu constatiren, dass das von dem Dich- 
ter benutzte Vorbild die der zweiten Ilias angehörige Einlage E 648 ἢ, 
ist, nur dass der. Verfasser seiner uns schon bekannten Art nach alles 
breiter ausmalt und zu dem Ruhme des Reichthums, vielleicht nicht ohne 
eine auf sein Publikum berechnete Tendenz, den der Gastfreiheit fügt. 
Wenn man nun den Axylos nicht als rein fietive Figur gelten lassen 
will, was ich für durchaus zulässig halte, so empfiehlt es sich weit mehr 
in ihm den Ahnherrn eines historischen, wirklich in Arisbe5) sitzenden 
Geschlechts zu sehen, als den Todesgott zu bemühen. Auch einen neuen 
Priamiden hat der Dichter erfunden, Demokoon 4499 ff. ὅς οἱ Aßv- 
δόϑεν ἦλϑε παρ᾽ ἵππων ὠχειάων. Abydos als die Heimath schneller 


1) Diese selbst hat wieder ihr Vorbild in der Ἕκτορος ἀναέρεσις Ὑ 9884, 
2) Vgl. S. 443. 

3) Stoff des griechischen Epos (Wiener Sitz. Ber. 1897) 8. 25ff. 

4) Vgl. Καλήτωρ 8. 365 und den Patroklos ἑπποκέλευϑος 8. 355. 

5) Vgl. oben 5. 412 über Asios. 


ον a nn 


Charakteristik der dritten Ilias. 491 


Rosse, das ist dieselbe Vorstellung wie sie im Diomedes-Abenteuer des He- 
rakles begegnet, wie auch die Scholien mit Recht anmerken, der Dichter 
stelle sich hier vor, dass der Troerkönig, dessen Reich ja in dieser Schicht 
überhaupt ausserordentlich vergrössert erscheint, in Abydos ein Gestüt be- 
sitze. Demokoon ist ein Bastard des Priamos, aber er ist einem ächt- 
bürtigen Priamiden zugesellt, dem Antiphos, den schon die zweite Ilias 
kennt. Und zwar tritt dieser dort 7 101ff. zusammen mit einem anderen 
Halbbruder, dem Isos auf (5. 444f.). Es ist danach wohl kein Zweifel» 
dass der Autor der dritten Ilias bei Abfassung der Verse 7 489—504 
diese Episode der zweiten Ilias im Auge hatte. Wie von den Merops- 
söhnen Adrast und Amphios _7 328ff. der eine der Urilias der andere der 
“Πομήδους ἀριστεία entnommen ist, haben wir bereits oben 8. 378f. er- 
örtert1). Auch einen neuen Antenoriden führt der Verfasser ein, den 
Polybos 4 59 (s. oben S. 384). Der ebenfalls neue Thymbraios _1 320 
gehört in dieselbe Kategorie wie Pedasos (S. 489). Frei erfundene, nicht in- 
divualisirte Augenblicksfiguren sind Melanthios Z 36, Molion _4 322, 
Hippodamos und Hypeirochos _/ 335, Agastrophos der Sohn des Paion 
1 338, Apisaon der Sohn des Phausias?) _7 578, endlich am Schluss des 
5, falls diese Partie überhaupt zur dritten Ilias gehört, Hyrtios der Sohn des 
Gyrtios, ein Führer der Myser 511f., Mermeros 513 und Prothoon 515. 
Ueber Periphetes 515, Phalkes 513, Morys und Hippotion 514 s. oben 
8. 451. Beachtung verdient endlich, dass der Dichter die bedeutsame 
mythische Figur des kyprischen Kinyras kennt _7 20. 

Auf die uns in dieser Schicht entgegentretenden Culturverhältnisse ist 
schon gelegentlich hingewiesen worden; namentlich auch auf die Verfassung, 
in der neben dem Herrscher ein aristokratischer Senat steht, der einen schar- 
fen Gegensatz zur Plebs darstellt. Eigenthümlich ist auch die Heeresorgani- 
sation. Während in den früheren Schichten nur der König einen Wagen 
besitzt (5. oben S. 355f.), erscheinen hier auch die ϑεράποντες zu Wagen, 
ja sie bilden ein eigenes Corps, die irerejeg, das zu den srelot im Gegensatz 
steht / 297 ff. Ob es wirklich einmal in Ionien eine solche Armeeein- 


1) Eine interessante Bezugnahme auf eine Stelle der Urilias findet sich auch 
N 54 Ἕχτωρ, ὃς Aids εὔχετ᾽ ἐρισϑενέος πάις εἶναι. Dabei schwebt deutlich N 
825 (U. I. 1284, vgl. S. 350) vor. 

2) Ueber P 347 ff., an welcher dem letzten Redactor gehörigen Stelle 
diese Figur mit anderem Patronymikon wiederkehrt und A 577—579 fast wörtlich 
ausgeschrieben wird, s. unten das Capitel über die vierte Ilias. 


Culturstufe. 


Eisen. 


492 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


theilung gab, bei der den Wagenkämpfern ungefähr die Rolle der späteren 
Cavallerie zugefallen sein würde, oder ob wir es nur mit einer archai- 
sirenden Phantasmagorie des Dichters zu thun haben, mögen andere ent- 
scheiden. Uns genügt es zu constatiren, dass die örescheg im Sinne einer 
besonderen Truppe nur in dieser Schicht sich finden, während in der Urilias 
irerceug den Wagenlenker, iserröora den Besitzer eines Streitwagens be- 
zeichnet (S. 355f. S. 362) und in der zweiten Ilias die iserıjeg die zu 
Wagen kämpfenden Heerführer sind (B 810. O 270). Auch ein Drei- 
gespann kommt nur bei diesem Dichter II 152ff. 466 ff. und in der όλος 
μάχη © 80fl. vor. Zum ersten Mal begegnet uns ein Tempel und zwar 
der des Apollon auf der Akropolis von Ilion 7 508. E 446ff. H 21. 83. 
Ausserordentlich zugenommen hat die Verwendung des Eisens. Innerhalb 
der zur Urilias gehörigen Schichten findet es sich zweimal erwähnt, Z 48 
als Tauschobject, welcher Vers sich leicht ausschalten liess (S. 201), und als 
Vergleich P 424f. (= U.I. 1916) ὃς οὗ μὲν μάρναντο, σιδήρειος δ᾽ 
ὀρυμαγδὸς χάλχεον οὐρανὸν ἶχε δι᾿ αἰϑέρος ἀτρυγέτοιο. Aber hier 
liesse sich leicht der übliche Formelvers Σ 1 (U. I. 2019, vgl. 4596. 
N 673) ὃς ol μὲν μάρναντο δέμας πυρὸς αἰϑομένοιο substituiren, 
und das hätte wohl auch oben geschehen sollen. In der“Exrogog ἀναί- 
osoıg hingegen sitzt es in den Vergleichen ganz fest; der Muth des 
Achilleus aber auch seine Hartherzigkeit gleicht dem funkelnden Eisen 
Y 372. X 357. Und doch zählen Priamos X’ 50 und Hektor X 340 
das Eisen noch nicht unter den Tauschmitteln auf, sondern nur Gold 
und Erz. Erst in der zweiten Ilias begegnet es zum ersten Mal 
in technischer Verwendung: der Pfeil des Pandaros hat eine eiserne 
Spitze 4 123; _4 133 erscheint es in ihr als Tauschobjeet. In der 
dritten Ilias!) hingegen hören wir von einem eisernen Beil 7485 und 
einer eisernen Keule F 141. 144, und so habe ich auch kein Bedenken 
getragen 3 34, wo sich Achilleus nach dem Tode des Patroklos mit seinem 
eisernen Schwerte den Hals abschneiden will, dieser Schicht zu vindieiren ; 
trotz seiner Abgeschmacktheit oder richtiger gerade um ihretwillen, denn 
wie sehr der Verfasser das Drastische liebt, haben wir schon S. 481 ge- 
sehen. Dass nun bei demselben Dichter das Eisen auch wieder als 
Tauschobject vorkommt FH 473, und dass es σ΄ 510 in der Hyperbel &rei 
οὔ σφι λίϑος χρὼς οὐδὲ σίδηρος erscheint, wofür in der alten Aiveiov 


1) Ich komme also im Wesentlichen zu demselben Resultat wie Beloch 
Rivista di filolog. Π 1874 p. 49ff. 


Charakteristik der dritten Tlias. 493 


ἀριστεία Y 102 noch οὐδ᾽ εἰ παγχάλχεος εὔχεται εἶναι steht, wird 
danach nicht Wunder nehmen. 

Zur Charakteristik des Dichters selbst mag noch bemerkt werden, Formelhatte 
dass in allen ihm gehörigen Zusätzen sich nicht ein einziges Mal ein Ute 
Gleichniss findet und dass ihm andererseits die von ihm geprägte Formel 

Ayavoioıv δὲ μέγα σϑένος ἔμβαλ᾽ ἑκάστῳ 
χαρδίῃ, ἄλληχτον πολεμιζέμεν ἠδὲ μάχεσϑαι 
so gut gefällt, dass er sie dreimal, das eine Mal nur mit einer leichten 
Variation anbringt, 4 11f. 5 151f. und B 451f. 


494 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Die Πρεσβεία. 


Πείϑεο δ᾽, ög τοι ἔγω μύϑω τέλος ἐν φράσι ϑήω, 
ὥς κέν μοι τίμαν μεγάλαν καὶ χῦδος ἄρηαι 

πρὸς πάντων Ζανάων, ἀτὰρ οἱ περικάλλεα χόρραν 
ἂψν ἀπυνάσσοισιν, ποτὶ δ᾽ ἄγλαα δῶρα πόρωισι. 

ΤΣ ἘΠ So spricht in der Urilias Achilleus zu Patroklos IT 83f. (Ὁ. 1. 1611 8 
Dort konnte dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen, da Achill noch am 
selben Tage fällt. Aber den in diesen Worten liegenden poetischen Keim 
hat ein Nachdichter erkannt, aufgegriffen und zu einem Einzellied ent- 
wickelt. Dieses Einzellied ist die Πρεσβεία. Schon vor der Epinausi- 
mache haben die Achäer den Versuch gemacht, den Peliden zu versöhnen, 
indem sie ihm die Rückgabe der Briseis und ausserdem reiche Geschenke 
anboten. 

Aelteste Fas- Dass die Πρεσβεία in ihrer jetzigen Gestalt jünger sein muss als 

die dritte Ilias 1), beweist die Bezugnahme auf den Mauerbau des H in 
V.348ff, ja V.236f. wird sogar auf das Blitzen des Zeus in der Κόλος 
μάχη © 170 angespielt. Aber es ist eine glänzende Entdeckung von 
Bergk 2), dass die Πρεσβεία uns in überarbeiteter Gestalt vorliegt. V. 182 
lesen wir τὼ δὲ βάτην παρὰ ϑῖνα πολυφλοίσβοιο ϑαλάσσης, V. 192 
τὼ δὲ βάτην προτέρω, ἡγεῖτο δὲ δῖος Ὀδυσσεύς, . 196 τὼ καὶ 
δειχγύμενος προσέφη πόδας ὠκὺς Ayıhleig. Also bestand die Ge- 
sandtschaft ursprünglich nur aus zwei Helden, Odysseus und Aias. 
Nicht nur die beiden Herolde, Odios und Eurybates, auch die Figur 
des Phoinix hat der Bearbeiter hinzugefügt. Man könnte nun geneigt 
sein, diesem Bearbeiter ausser V. 168—170. 180. 482}.-- 6225, 658— 
668. 688—692 auch die Abschnitte zuzuschreiben, die die Anspielungen 
auf das H und © enthalten, also 348—355 und 236—246, und weiter 
1) Die Ionismen sind bereits früher S. 162 A. 1 aufgewiesen. 
2) Griechische Litteraturgesch. I S. 596ff. Seiner Reconstruction kann 
ich mich freilich nur theilweise, seiner Ansicht, dass das Gedicht zur ältesten 
Schicht gehört habe, gar nicht anschliessen. Es genügt die oben angeführten 


Verse der Urilias zu lesen, um sich zu überzeugen, dass dort ein Versöhnungs- 
versuch des Agamemnon nicht vorausgegangen sein kann. 


Πρεσβεέα. 495 


anzunehmen, dass die JIoeoßei« ursprünglich in der Nacht spielte, die so- 
wohl in der Urilias als auch in der zweiten Ilias zwischen dem _4/ und 
N lag. Warum sollte nicht ein Dichter fingiren, dass damals die be- 
rathenden Könige auf den Gedanken kamen den Achilleus zu versöhnen ? 
Dass Odysseus in jener Nacht schon verwundet ist, würde an sich kein 
Hinderniss sein. So gut er sich in den Gassen des Lagers bewegen und 
die Mannen wappnen kann, ebenso gut kann er sich auch zum Zelte des 
Achilleus begeben. Was aber diese Annahme ganz unmöglich macht, ist 
die Tendenz des Gedichtes. Worin besteht nun diese? Man sagt: darin, 
dass Achilleus durch seine Starrköpfigkeit eine tragische Schuld auf sich 
lade. Das kann aber doch nur für die Periode gelten, als die Πρεσβεία 
ein Theil der Ilias geworden war, nicht für die, wo sie noch ein Einzel- 
lied war. Man sagt, es sei dem Dichter darauf angekommen, die Cha- 
raktere des Achilleus Aias und Odysseus dem Hörer in feiner Detailmalerei 
vorzuführen. Ganz gut, aber dann ist die Handlung doch gar zu dürftig. 
Seine wirkliche Tendenz verräth der Dichter am Schluss, Dieser 695—713 
muss um so bestimmter zur ältesten Fassung gehören, als er zu der üb- 
rigen Ilias nicht die geringste Beziehung hat; Und was erzählt da der 
Dichter? Als Odysseus die Erfolglosigkeit ihres Ganges berichtet hat, 
da heisst es 695 ff. 

δὴν δ᾽ ἄνεῳ ἦσαν τετιηότες υἷες ᾿Αχαιῶν" 

ὀψὲ δὲ δὴ μετέξιτις βοὴν ἀγαϑὸς Διομήδης" 

Arosidn κύδιστε, ἄναξ ἀνδρῶν ᾿4γάμεμνον, 

und’ ὄφελες λίσσεσθαι ἀμύμονα Πηλεΐωνα 

μυρία δῶρα διδούς" ὃ δ᾽ ἀγήνωρ ἐστὶ xal ἄλλως" 

γῦν αὖ uw πολὺ μᾶλλον ἀγηνορίῃσιν ἐνῆχας. 

ἀλλ᾽ ἦ τοι χεῖνον μὲν ἐάσομεν, ἤ κεν ἔῃσιν 

ἤ χε μένῃ" τότε δ᾽ αὖτε μαχήσεται, ὅπητότε χέν μὲν 

ϑυμὸς Evi στήϑεσσιν ἀνώγῃ καὶ ϑεὸς ὄρσῃ χτλ. 
„Du hättest“, sagt Diomedes, „den Achilleus gar nicht ‚bitten sollen, 
Dadurch hast du ihn nur noch übermüthiger gemacht. Kümmern wir 
uns doch gar nicht um ihn; wir brauchen ihn nicht. Jetzt wollen wir 
schlafen und morgen tapfer kämpfen.“ Dies ist der eigentliche und ganz 
unentbehrliche Schlussstein der Πρεσβεία. Sie gilt der Verherrlichung des 
Diomedes, der in seiner Rede deutlich zu verstehen giebt: „Ich will von 
jetzt ab euer Achilleus sein.“ Das haben sogar noch die athenischen 
Leser an der Wende des sechsten und fünften Jahrhunderts gefühlt, 


Verlauf der 
Handlung. 


Datirung. 


496 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


denn die Vasenmaler jener Zeit drücken diesen Grundgedanken der Πρε- 
oßei« dadurch aus. dass sie auch den Diomedes an der Gesandtschaft 
theilnehmen lassen, aber gleichgültig ‘gegen den Ausgang, trotzig, selbst- 
bewusst und um Achilleus gänzlich unbekümmert.!) 

Gerade so wie hier tritt uns aber Diomedes im Anfang des Buches 
bei der Volksversammlung entgegen; da ist er es, der die Rolle spielt, 
die in der Parallelscene der Urilias Odysseus hatte (5. 129); er weist 
den Fluchtvorschlag des Agamemnon scharf zurück, wobei er 34ff. auf 
eine Scene der Ayausuvovog ἐπιπώλησις (A 368ff.), also der dritten 
Dias anspielt, und spricht dann die äusserst charakteristischen Worte 42ff. 

ei δέ τοι αὐτῷ Ivuög ἐπέσσυται ἀπονέεσϑαι, 

ἔρχεο᾽ πάρ τοι ὅδός, νῆες δέ τοι ἄγχει ϑαλάσσης 

ἑστᾶσ᾽, αἵ τοι ἕποντο Πῆηυκήνηϑεν μάλα πολλαί. 

ἀλλ᾽ ἄλλοι μενέουσι χάρη κομόωντες Ayauot, 

εἰς ὅ ne περ Τροίην διαπέρσομεν. εἰ δὲ χαὶ αὐτοί, 

φευγόντων σὺν νηυσὶ φίλην εἰς πατρίδα γαῖαν" 

γῶι δ᾽, ἐγὼ Σϑένελός τε, μαχησόμεϑ᾽ εἰς ὅ ne τέχμωρ 

Ἰλίου εὕρωμεν" σὺν γὰρ ϑεῷ εἰλήλουϑμεν. 
Also er schiert sich so wenig um Agamemnon wie um die übrigen Achäer. 
Diese Rede ist das unverkennbare Pendant zu der Rede am Schluss; 
eine ist ohne die andere nicht denkbar, also gehört auch die erste Scene 
des 1, der Fluchtvorschlag 9ff,, zum alten Lied. Das wird noch klarer, 
wenn wir von 50 an weiter lesen. Nestor rühmt zwar die Rede des Dio- 
medes und macht ihm das Compliment 53. 

Τυδεΐδη, περὶ μὲν πολέμῳ ἔνι χαρτερὸς ἐσσί, 

χαὶ βουλῇ μετὰ πάντας ὁμήλιχας ἔπλευ ἄριστος, 
aber er hat doch noch selbst einen Vorschlag in petto, den er jedoch offen- 
bar nicht vor dem ganzen Heer laut werden lassen will. Daher legt er 
es dem Agamemnon nahe, die Fürsten zum Mahle zu laden, und hier im 
engsten Kreis rückt er mit seinem ‚Gedanken, der πρεσβεία, heraus. 
Diese misslingt, und nun steht Diomedes gross da; denn es hat sich ge- 
zeigt, dass er im Rath nicht nur klüger ist als seine Altersgenossen, was 
ihm der alte Nestor willig zugestanden hat, sondern auch klüger als 
Nestor selbst. 

Aus dieser Betrachtung ergiebt sich mit zwingender Nothwendigkeit, 
dass auch V. 9—88 schon zur alten Fassung gehört haben. In diesem 


1) 5. Archäolog. Zeit. XXXIX 1881 S. 150. 


IIosoßeta. : 497 


Abschnitt steht nun nicht nur die schon erwähnte Anspielung auf die 4ya- 
μέμνονος Ercınolmoıg, wir finden auch in dreifacher Abstufung: den 
König, dessen Souveränität stark betont wird (69 βασιλεύτατος, vgl. 
97ff.), den Rath der Fürsten und das Volk, auch die Bezeichnung der 
Fürsten als γέροντες, mit einem Wort ganz die Organisation der dritten 
Dias.1) Und gerade in diesem Gedicht zeigt sich ja auch, wie oben 85. 463 
dargelegt, die Tendenz, den Diomedes als einen ἄλλος 4yıllevg erscheinen 
zu lassen. Folglich ist auch schon die älteste Fassung der Ilosoßei« 
jünger als die dritte Ilias; die Verwendung des Fluchtvorschlags war ja 
auch erst möglich, nachdem die Berathung in der Nacht zwischen _/ und 
N zertrümmert war, und somit haben wir keinen Grund die Verse 348 
— 355, in denen auf den Mauerbau dieses Epos Bezug genommen wird, 
der ursprünglichen Dichtung abzusprechen. 

Die alte Πρεσβεία ist also ein Einzellied, das ebenso auf dem Hinter- 
grund der dritten Ilias gedichtet ist, wie die Τειχομαχέα auf dem Hinter- 
grund der zweiten und die Meveidov χαὶ Πάριδος μονομαχία und die 
Jroundovg ἀριστεία auf dem der Urilias. Man könnte dieses Einzellied 
mit V. 9 ᾿Ζτρεΐδης δ᾽ ἄχεϊ μεγάλῳ βεβλημένος ἦτορ beginnen lassen. 
Da aber auch in V. 80—88, die durch V. 66 als zugehörig erwiesen 
werden, ein Stück der dritten Ilias, das in seinem Kern sogar bis zur 
Urilias zurückgeht (U. I. 1090ff.), benutzt ist, sowie ja auch die älteren 
Einzellieder Verse und kleine Abschnitte aus diesem ältesten Gedicht ein- 
flechten 2), so liesse sich nichts dagegen einwenden, wenn Jemand das Lied 
schon mit V, 1 beginnen lassen wollte. Auszuscheiden sind ausser den 
schon oben S. 494 aufgezählten Partieen, in denen Phoinix erscheint, nur 
noch die Verse 236—246, in denen auf die Κόλος μάχη Bezug genom- 
men wird, und 650—655, wo der Zeitpunkt bezeichnet wird, wann Achil- 
leus sich doch entschliessen würde, in den Kampf einzugreifen. Diese 
Verse stehen nämlich mit 356—363 im Widerspruch, wo Achilleus erklärt, 
schon morgen abfahren zu wollen. Sie sind offenbar erst gedichtet, als 
die Πρεσβεία in die Ilias eingefügt wurde. Im Einzellied konnte zwar 
Achilleus sagen, morgen gehe ich nach Hause und niemals werde ich 
wieder mitkämpfen; denn da fragt Niemand, wie die Handlung weiterging. 
In einer Iliasepisode aber musste auf das JI Rücksicht genommen und 
die dortige Situation wenigstens so weit vorbereitet werden, dass der Wider- 

1) Vgl. oben ὃ. 470f. 


2) Vgl. oben 8.1921. 5, 234 ff. 8. 240f. 
Robert, Studien zur Ilias. 32 


Bestand der 
ältesten Fas- 
sung. 


Phoinix. 


498 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


spruch zwischen Achills jetzigen Reden und späterem Thun nicht allzu 
grell erschien. Daher ist damals auch II 61—63 gewiss von demselben 
Redactor eingelegt worden.!) Somit dürfte das alte Lied von der Gesandt- 
schaft an Achilleus etwa folgende Verse umfasst haben 1—167. (Kleine 
Lücke). 171—179. 181—235, wo nur 223 vedo’ Αἴας Ὀδυσῆι, νόησε 
δὲ ἰσόϑεος φώς gelautet haben mag, 247—432° 2). 624—649. 656. 657. 
669—687. 693— 713. 

Auf eine Charakteristik des Gedichts kann ich verzichten, da wir 
eine solche von anderer Seite zu erwarten haben. Wie singulär und 
von allen älteren Liedern abweichend die Culturverhältnisse, wie entwickelt 
die Sagenform ist, wird jeder aufmerksame Leser von selbst fühlen. So 
lange und mit so kunstvoller Rhetorik aufgebaute Reden halten die ho- 
merischen Helden sonst nirgends in der Ilias. Hinsichtlich der Cha- 
rakterzeichnung des Diomedes sei nur noch bemerkt, dass ihm der Zug der 
Bescheidenheit, der ihn in der dritten Ilias so liebenswürdig macht (8. 
464), abhanden gekommen ist. 

Wann die Erweiterung durch die Einfügung der Figur des Phoinix 
stattgefunden hat, wird erst später zu erörtern sein. Jedesfalls war diese Ge- 
stalt damals ganz neu, und der Nachdichter unterlässt deshalb auch nicht, 
uns über ihren Charakter und ihr Schicksal ausführlich zu unterrichten. 
Die ihm in den Mund gelegte Meleagergeschichte aber scheint einem älte- 
ren Epos mit zum Theil wörtlicher Anlehnung entnommen zu sein. Grosse 
Strecken in ihr sind von Ionismen ganz frei, und die Verse, wo diese fest- 
sitzen, lassen sich bis 566 fein sauber herausschälen 540. 544—546. 558 
—564. Mit 566 aber setzt der tendenziös geänderte Schluss ein), und 
sofort finden wir auch den festsitzenden Ionismus ἀρέων. Ich halte es 
also für sehr möglich, dass V. 529—539. 541—543. 547—557. 565 zu 
einem der Urilias etwa gleichzeitigen Gedicht gehören, das in äolischer 
Sprache abgefasst gewesen sein kann. 


1) S. oben 8. 94. 8. 477 

2) Die Verbindung lässt sich gewinnen, wenn man 4828 ὀψὲ δὲ δὴ ue- 
resıne μέγας Τελαμώνιος Αἴας ergänzt. 

8) S. Hermes ΧΧΧΙΙ 1898 5. 157. 


Κόλος μάχη. 499 


Die beiden jüngsten Einzellieder. 


Ueber die Kölog μάχη ist schon $. 164ff. das Wesentliche gesagt. 
Nur einiges Wenige ist nachzutragen, anderes bestimmter zu präcisiren. 
Wenn wir früher festgestellt haben, dass dies Gedicht jünger ist, als die 
Τειχομαχία und Hesiods Theogonie, so können wir jetzt hinzufügen, 
auch jünger als die dritte Ilias und die Πρεσβεία. Aus dieser ist nicht 
nur das feindselige Verhältniss zwischen Zeus und Hera entlehnt (δ. 467) 
und ganze Versreihen, wie 262—265 = H 1604-- 1671), auch sonst finden 
sich Anlehnungen und Anspielungen in Fülle, nicht selten mit dem Be- 
streben die Vorlage zu überbieten. So sitzt in der dritten Ilias Zeus auf 
dem Gargaron (5 292. Ὁ 151ff.), ebendahin begiebt er sich © 47f.: hier ist 
ΑἹ = Ο 151, aber der Dichter fügt hinzu, dass dort oben ein r&uevog βω- 
uög τὸ ϑυήεις sei, wovon die dritte Ilias nichts weiss. Die Styx ist gleich- 
falls von dort entnommen (O 37, vgl. S. 480), wird aber hier zum ersten Mal 
in die Unterwelt verlegt 369. Das Gespräch zwischen Agamemnon und 
Teukros 277 ff. ist der Ayausuvovog ἐτιιττώλησες nachgebildet, und nimmt 
sich in unserer Ilias wie ein Nachtrag zu dieser aus. Der Πρεσβεία 
aber sind die Verse 28—30 nachgeahmt (= 1 480---482). 

Bei solcher Jugend ist es ganz in der Ordnung, dass Hektor ein 
Viergespann hat 185ff. und man soll sich hüten daran zu rütteln, zumal 
die Anrede ganz unentbehrlich ist. Vielmehr sind die folgenden Duale 
interpolirt 186. 191, um den Hiat vor der bukolischen und die Dehnung 
der Kürze vor der Hauptcäsur zu entfernen.) Daneben kennt der Ver- 
fasser allerdings auch noch Zweigespanne 290 und sogar, wie die dritte 
Dlias (S. 492), ein Dreigespann 86 ff. 

Unter den olympischen Göttern erscheinen hier zum ersten Mal die 
Horen 393. 433, und zwar als die Pförtnerinnen des Himmels, dessen 
Thor höchst phantastisch als eine grosse Wolke gedacht wird. Auch 

1) Vgl. 8.479 A. 1 u. 2. 
x 2) Vgl. Fick Ilias 338. Das Vorbild für 191 ἀλλ᾽ ἐφομαρτεῖτε nal σπεύδετε, 
ὄφρα λάβωμεν ist M 412 ἀλλ᾽ ἐφομαρτεῖτε" πλεόνων δέ To ἔργον ἀμείνων, und 


auch dort bieten, obgleich die Lykier angeredet sind, die meisten Handschriften 
den Dual ἐφομαρτεῖτον. 


327 


Kokos μάχη. 


Viergespann, 


Götter. 


Helden. 


500 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


leisten sie der Hera Stallknechtdienste, ein Amt, das der Nachahmer, der 
die Einlage für das E verfasst hat (5. 190. S. 464), auf Hebe überträgt. 
Natürlich kennt der Dichter auch Herakles und seine Knechtschaft bei 
Eurystheus 363 ff,, die ja bereits in der zweiten Ilias erwähnt wird ($. 443); 
die Stelle ist zugleich das älteste litterarische Zeugniss für das Kerberos- 
abenteuer, das selbst Hesiod Theog. 311ff. noch nicht erwähnt, obgleich 
die Sage natürlich älter ist. 

Was die Behandlung der einzelnen Helden angeht, so wird hier Teu- 
kros zum ersten Mal als Bastard bezeichnet 284. Ob dabei bereits He- 
sione als Mutter vorschwebt, mag vorläufig dahingestellt bleiben. Sthene- 
los, der Kapaneussohn, ist zum Jeodreov des Diomedes herabgesunken 
114 und erhält in Eurymedon einen Kameraden, der nach dem von der 
dritten Ilias erfundenen Wagenlenker des Agamemnon 4 228 (vgl. 5. 
489) benannt ist!). Für Hektors Viergespann zeigt der Verfasser ein 
grosses Interesse. Das erste Ross heisst wie das eine des Achilleus, 
Savsog, das zweite Πόδαργος, was an die Mutter der Achilleus- 
pferde, die Harpyie Ποδάργη, erinnert; dazu kommen der Aauscog 
und der 4i9wv.2) Diesen Thieren setzt Andromache mit eigener Hand 
süssen Weizen und Wein vor, noch bevor sie daran denkt, den Gatten 
zu laben. Man sollte diese sehr charakteristische Stelle nicht beanstanden. 
Hektors Wagenlenker ist Eniopeus der Sohn des Thebaios 120, nach 
dessen Tod tritt Archeptolemos der Sohn des Iphitos ein 128. 312, und erst 
als auch dieser gefallen ist, geht das Amt auf den Wagenlenker der Urilias, 
Kebriones, über 318. Auch einen neuen Priamiden hat der Dichter ge- 
schaffen, Gorgythion den Sohn der schönen Kastianeira, wofür Athenaeus 
XIV 632f die beachtenswerthe Variante Kassiepeia hat. Sie ist eine Thra- 
kerin aus Aisyme, und mit Priamos rechtmässig vermählt örrvıouevn exe 
μήτηρ, 302ff. Ob sich der Dichter den Troerkönig als Polygamen denkt, 
wie es die Exrogog ἀναίρεσις thut ® 88, oder ob diese Ehe nach seiner 
Meinung der mit Hekabe voranging, ist unklar; wahrscheinlich hat er sich 
diese Frage überhaupt nicht vorgelegt. Weitere sicher rein fietive Troer- 
figuren sind Agelaos Sohn des Phradmon 257 und die von Teukros er- 


1) Der Verfasser der noch späteren Nestorepisode des A hat, wie übrigens 
auch manche Neueren, die Stelle so missverstanden, als ob Sthenelos und Eury- 
medon die ϑεράποντε des Nestor wären 620. 

2) Danach nennt der Verfasser der Aa ἐπὶ Πατρόκλῳ die Pferde der 
Atriden A29n und Πόδαργος 7 295. 


Kolos μάχη und “]ολώνεια. 501 


schossenen acht Helden, Orsilochos, Ormenos, Ophelestes, Daitor, Chromios, 
Lykophontes, Amopaon, Sohn des Polyaimon, und Melanippos 2745 
Weitaus die meisten dieser Namen kommen auch in älteren Schichten der 
Dias vor; in der Urilias Agelaos und Orsilochos, aber als Griechen 950. 
604 (1 302. E 542, vgl. 5. 364), Chromios ebenda 1971 (P 494, 8. 368) 
und öfters in jüngeren Schichten (S. 378. S. 488), Melanippos in der 
zweiten Ilias und im Sarpedonlied der Patroklie (O 547. II 695, 5. 452. 
S. 399), beide Male als Troer, Ophelestes in der Asteropaioseinlage ® 210, 
Ormenos in der Teichomachie M 187 (S. 414). Singulär sind also nur 
Lykophontes!), Daitor und Amopaon. 

Wann die Einfügung der Κόλος μάχη in die Ilias erfolgt ist, kann 
erst später erörtert werden. Für jetzt will ich nur noch daran erinnern, 
dass durch sie die Πάριδος ἀριστεία verdrängt ist. 

Endlich die “ολώνεια ist eigentlich überhaupt niemals eingefügt, 
sondern höchstens eingeschoben worden. Sie.hat kein älteres Stück ver- 
drängt und nirgend wird auf sie Bezug genommen. Sie hat den Charakter 
als Einzellied durch alle Zeiten hindurch sauber bewahrt. Sie ist jünger als 
die dritte Ilias, da sie das dort erst geschaffene Freundschaftsbündniss zwi- 
schen Odysseus und Diomedes zur Voraussetzung hat (5. 463), ebenso kennt 


sie den dort zuerst erscheinenden Vater des Meriones, Molos 269 (5. 8.489) 


bekanntlich ist sie auch das einzige Buch der Ilias, für das sich sprachliche 
Benutzung der Odyssee mit Sicherheit nachweisen lässt?). Wichtig ist, dass 
der Verfasser den Autolykos als Grossvater des Odysseus noch nicht zu 
kennen scheint. Denn sonst brauchte der vom „Erzwolf“ erbeutete Pilos 
nicht den Umweg über Kythera und Kreta zu nehmen, um auf das Haupt 
des Odysseus zu gelangen 265—271. 

Neu eingeführt sind nur die passiven Helden, der Troer Dolon, 
Sohn des Herolds Eumedes, ein reicher Herr, der wie der Hektor der 
Urilias, nach dem göttlichen Gespann des Achilleus Verlangen trägt, 
— beide Namen sind natürlich ὀνομαϑετιχῶς erfunden — und der Thra- 
kerfürst Rhesos, Sohn des Eioneus, nebst seinem Neffen Hippokoon (518). 
Rhesos werden wir für den Eponym eines Flusses der Troas M 20 
zu halten haben; wenn in der Tragödie Ῥῆσος versichert wird, dass er 
ein Walddämon und Sohn des Strymon sei, so kann das alt sein und also 


1) Lykophontes ist alte Variante für Polyphontes, eine Figur der The- 
bais / 395 (8. 485). 
2) Gemoll Herm. XV 1880, 557 ff. v. Wilamowitz Homer. Unters. 231. 


Dolonie. 


Dolon und 
Rhesos. 


502 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


eine geographische Homonymie vorliegen 1); es kann aber auch ein blosser 
Einfall des späten Tragikers sein, da die Mutter Erato doch sicher nicht 
aus der thrakischen Volkssage, sondern aus Hesiod stammt. Der Vater 
Eioneus ist Eponym von Eion am Strymon 2); sein Doppelgänger wird 
in der Iliupersis von Neoptolemos erschlagen (Paus. X 27, 1), möglich 
also, dass der Verfasser den Namen von dort entlehnt hat. Später hat 
ihn Polygnot auf seiner Iliupersis angebracht?). Der Neffe Hippokoon 
ist nach den schönen Rossen seines Oheims genannt. Das Motiv, dass 
Rhesos mit seinen Thrakern erst eben angelangt ist, hat der Dichter der 
zweiten Ilias nachgeahmt, wo dasselbe von den Askaniern berichtet wird 
(8. 451). 
Troische Hülfs- Das Bivouak der Troianer hat in diesem. Gedicht kolossale Dimen- 
völker  sionen angenommen, es erstreckt sich von Thymbre bis zum Meere. Auf 
dem rechten Flügel schlafen die Karer, Leleger, Kaukonen und Pelasger, 
auf dem linken die Lykier, Mysier, Phryger und Mäoner 428ff. Die 
Kaukonen kommen sonst nur in der Erweiterung des Aineiasliedes Y 329, 
die Pelasger und Mäoner nur im Schiffskataloeg B 840. 864 vor). Es 
ist sehr möglich, dass die Doloneia jünger ist als beide. 
Der Verfasser. nimmt sowohl wegen seines Mangels an poetischer 
Begabung wie durch die Gemeinheit seiner Gesinnung unter den Home- 
riden eine ganz singuläre Stellung ein. 


1) v. Wilamowitz Hom. Unters. 413. 

2) v. Wilamowitz a. 0.27 A.15. Ein Grieche Eioneus kommt in der Ur- 
ilias 810 vor, vgl. S. 364. 

3) S. die Iliupersis des Polygnot S. 66. 

4) Ueber die Leleger s. unten. 


Ἕκτορος ἀναέρεσις.. 503 


Die Ἕκτορος avaigeoıs. 


Das Einzellied von Hektors Tod, zu dessen Betrachtung wir uns ge 
jetzt wenden, ist dasjenige Gedicht, in dem zuerst die ionische Bronze- 
rüstung auftritt. Es ist also jünger als die Jıoundovg ἀριστεία. An- 
dererseits hat der Dichter der zweiten Ilias aus ihm den Polydamas ent- 
nommen (8. 388. S. 446), es ist also älter als diese, 

Ich drucke nun zunächst den durch die Handschriften gebotenen Text. 
Text des Gedichts ab, wie wir ihn oben $. 2481) ermittelt haben: 


Ἤέλιον δ᾽ ἀχάμαντα βοώπις πότνια Ἥρη Σ 239 
πέμψεν ἐπ᾽ Ὠχεανοῖο ῥοὰς ἀέχοντα νέεσϑαι" 240 
Ἠέλιος μὲν ἔδυ, παύσαντο δὲ δῖοι ᾽Αχαιοὶ 
φυλόπιδος κρατερῆς χαὶ ὁμοιίου πολέμοιο. 

5 Τρῶες δ᾽ αὖϑ'᾽ ἑτέρωθεν ἀπὸ χρατερῆς ὑσμένης 
χωρήσαντες ἔλυσαν ὕφ᾽ ἅρμασιν ὠχέας ἵππους, 
ἐς δ᾽ ἀγορὴν ἀγέροντο πάρος δόρποιο μέδεσϑαι. 245 
ὀρϑῶν δ᾽ ἑσταότων ἀγορὴ γένετ᾽, οὐδέ τις ἔτλη 
ἕζεσϑαι᾽ πάντας γὰρ ἔχε τρόμος, οὕνεχ᾽ ᾿ἀχιλλεὺς 

10 ἐξεφάνη, δηρὸν δὲ μάχης ἐπέπαυτ᾽ ἀλεγεινῆς. 
τοῖσι δὲ Πουλυδάμας πετνυμένος ἦρχ᾽ ἀγορεύειν 
Πανϑοΐδης᾽ ὃ γὰρ οἷος ὅρα πρόσσω Kal ὀπίσσω. 250 
Ἕχτορι. δ᾽ ἦεν ἑταῖρος, ἰῆι δ᾽ ἐν νυχτὶ γένοντο" 
ἀλλ᾽ ὃ μὲν ἂρ μύϑοισιν, ὃ δ᾽ ἔγχεϊ πολλὸν ἐνίκα. 

15 ὅ σφιν Ei φρονέων ἀγορήσατο χαὶ μετέξιτίεν" 
»ἀμφὲὶ μάλα φράζεσϑε, φίλοι" χέλομαι γὰρ ἐγώ γε 
ἄστυδε νῦν ἱέναι, μὴ μέμνειν ἠῶ δῖαν 255 
ἐν πεδίωι παρὰ νηυσί᾽ ἑχὰς δ᾽ ἀπὸ τείχεός εἰμεν. 
ὄφρα μὲν οὗτος ἀνὴρ Ayausuvovı μήνιε δίωι, 

20 τόφρα δὲ ῥηίτεροι πολεμιζέμεν ἦσαν Ayauol' 

᾿ς χαέρεσχον γὰρ ἐγώ γε ϑοῆισ᾽ ἐπὶ νηυσὶν ἑαύων, 


1) Vgl. auch 5, 401 und 5. 425. 


504 


25 


30 


35 


40 


45 


50 


55 


Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


ἐἑλπόμενος νῆας αἱρησέμεν ἀμφιελίσσας. Σ 200 
γῦν δ᾽ αἰνῶς δείδοικα ποδώχεα Πηλεΐωνα" 
οἷος ἐχείνου ϑυμὸς ὑπέρβιος, οὐκ ἐϑελήσει 
μέμνειν ἐν πεδίωι, ὅϑι περ Τρῶες χαὶ Ayaıol 
ἐν μέσωι ἀμφότεροι μένος ἴάρηος δατέονται, 
ἀλλὰ περὶ πτόλιός TE μαχήσεται ἠδὲ γυναιχῶν. 265 
ἀλλ᾽ ἴομεν προτὶ ἄστυ, πίϑεσϑέ μοι᾿ ὧδε γὰρ ἔσται. 
γῦν μὲν νὺξ ἀπέπαυσε ποδώχεα Πηλεΐωνα 
ἀμβροσίη" εἰ δ᾽ ἄμμε κιχήσεται ἐνθάδ᾽ ἐόντας 
αὔριον ὅδρμηϑεὶς σὺν τεύχεσιν, εὖ νύ τις αὐτὸν 
γνώσεται" ἀσπασίως γὰρ ἀφίξεται Ἴλιον ἱρὴν 0 
ὅς xe φύγηι, πολλοὺς δὲ κύνες χαὶ γῦττες ἔδονται 
Τρώων" αἱ γὰρ δή μοι ἀπ᾽ οὔατος ὧδε γένοιτο. 
εἰ δ᾽ ἂν ἐμοῖσ᾽ ἐπέεσσι πιϑώμεϑα χηδόμενοί σπίερ, 
γύχτα μὲν εἶν ἀγορῆι σθένος ἕξομεν, ἄστυ δὲ πύργοι 
ὑψηλαί ve πύλαι σανίδες τ᾽ ἐπὶ τῆισ᾽ ἀραρυῖαι 275 
μαχραὶ ἐἔύξεστοι ἐζευγμέναι εἰρύσσονται" 
πρῶι δ᾽ ὑπηοῖοι σὺν τεύχεσι ϑωρηχϑέντες 
στησόμεϑ᾽ ἀμ πύργους" τῶι δ᾽ ἄλγιον, al x’ ἐϑέληισιν 
ἐλθὼν Eu νηῶν περὶ τείχεος ἄμμι μάχεσϑαι. | 
ἂψ πάλιν elo’ ἐπὶ νῆας, ἐπεί κ᾿ ἐριαύχενας ἵππουρ 30 
παντοίου δρόμου donı ὑπὸ πτόλιν ἠλασχάζων. 
εἴσω δ᾽ οὔ μιν ϑυμὸς ἐφορμηϑῆναι ἐάσει, 
οὐδέ ποτ᾽ ἐχητέρσει᾽ πρίν μὲν κύνες ἀργοὶ ἔδονται.“ 

τὸν δ᾽ do’ ὑπόδρα ἰδὼν προσέφη κορυϑαίολος Ἕχτωρ" 
»Πουλυδάμα, σὺ μὲν οὐχέτ᾽ ἐμοὶ φίλα ταῦτ᾽ ἀγορεύεις, 28ὅ 
ὃς κέλεαι χατὰ ἄστυ ἀλήμεναι αὖτις ἐόντας. 
ἦ οὔ πω χεχόρησϑε ἐελμένοι ἔνδοϑι πύργων; 
πρὶν μὲν γὰρ Πριάμοιο πόλιν μέροπες ἄνϑρωττοι 
πάντες μυϑέσχοντο πολύχρυσον πολύχαλκχον" 
γῦν δὲ δὴ ἐξαπόλωλε δόμων χειμήλια καλά, 290 
πολλὰ δὲ δὴ Φρυγέην χαὶ Mnıovinv ἐρατεινὴν 
χτήματα περνάμεν᾽ ἵχει, ἐπεὶ μέγας ὠδύσατο Ζεύο. 
γῦν δ᾽, ὅτε πέρ μοι ἔδωχε Κρόνου πάις ἀγχυλομήτεω 
κῦδος ἀρέσϑ᾽ ἐττὶ νηυσί, ϑαλάσσηι τ᾽ ἔλσαι ᾿Δχαιούς, 
γήτειιξς, μηχέτι ταῦτα νοήματα φαῖν᾽ ἐνὶ δήμωι. 295 
οὐ γάρ τις Τρώων ἐπιτπείσεται" οὐ γὰρ ἐάσω. 


60 


65 


70 


Ἕκτορος ἀναέρεσιϑ. 


ἀλλ᾽ ἀγεϑ᾽, ὡς ἂν ἐγὼ εἴπω, πειϑώμεϑα πάντες. 
γῦν μὲν δόρπον ἕλεσϑε κατὰ στρατὸν ἐν τελέεσσιν, 
χαὶ φυλαχῆς μνήσασϑε nal ἐγρήγορϑε ἕχαστος" 
Τρώων δ᾽ ὃς χτεάτεσσιν ὑπερφιάλως ἀνιάζει, 
συλλέξας λαοῖσι δότω χαταδημοβορῆσαι" 
τῶν τινὰ βέλτερόν ἐστιν ἐπαυρέμεν ἤ περ ᾿ἀχαιούς. 
πρῶι δ᾽ ὑπηοῖοι σὺν τεύχεσι ϑωρηχϑέντες 
γηυσὶν ἐπὶ γλαφυρῆισιν ἐγείρομεν ὀξὺν Aone. 
εἰ δ᾽ ἐτεὸν παρὰ ναῦφιν ἀνέστη δῖος ᾿Αχιλλεύς, 
ἄλγιον, al x ἐθέληισι, τῶι ἔσσεται. οὔ uw ἐγώ γε 
φεύξομαι ἐκ πολέμοιο δυσηχέος, ἀλλὰ μάλ᾽ ἄντην 
στήσομαι, ἤ κε φέροιτο μέγα χράτος, ἠὲ φεροίμην. 
ξυγὸς Ἐνυάλιος, καί τε χτανέοντα narerra.“ 

ὥς Ἔχτωρ ἀγόρευ᾽, ἐπὶ δὲ Τρῶες χελάδησαν, 
γήπτιοι" ἐκ γάρ σφεων φρένας εἵλετο Παλλὰς ᾿4ϑήνη. 
"Errogı μὲν γὰρ ἐπήινησαν χαχὰ μητιόωντι, 


505 


305 


310 


75 Πουλυδάμαντι δ᾽ ἄρ᾽ οὔ τις, ὃς ἐσϑλὴν φράζετο βουλήν. 


80 


85 


90 


δόρπον ἔπειϑ᾽ εἵλοντο κατὰ στρατόν᾽ αὐτὰρ Ayauol 
παγγύχιοι Πάτροχλον ἀνεστενάχοντο γοῶντες. 

τοῖσι δὲ Πηλεΐδης ἀδινοῦ ἐξῆρχε γόοιο, 
χεῖρας ἐπ᾽ ἀνδροφόνους ϑέμενος στήϑεσσιν ἑταίρου, 
πυχνὰ μάλα στενάχων ὥς τὲ Aig ἠυγένειος, 

ὧι ῥά 9° ὑπὸ σκύμνους ἐλαφηβόλος ἁρπάσην ἀνὴρ 
ὕλης ἐκ πυχινῆς" ὃ δέ τ᾽ ἄχνυται ὕστερος ἐλϑών, 
πολλὰ δέ τ᾿ ἄγχε᾽ ἐπῆλϑε μετ᾽ ἀνέρος ἴχνι᾽ ἐρευνῶν, 
εἴ ποϑὲν ἐξεύροι" μάλα γὰρ δριμὺς χόλος αἱρεῖ" 

ὡς ὃ βαρὺ στενάχων μετεφώνεε Mvguuödveoow' 

„& πόποι, ἦ δ᾽ ἅλιον ἔπος ἔκβαλον ἤματι χείνωι, 
ϑαρσύνων ἥρωα ενοίτιον Ev μεγάροισιν" 

φῆν δέ οἱ εἰς Ὀπόεντα περιχλυτὸν υἱὸν ἀπάξειν 
Ἤλιον ἐχπέρσαντα λαχόντα τὲ Amidog αἶσαν. 

ἀλλ᾽ οὐ Ζεὺς ἄνδρεσσι νοήματα πάντα τελευτᾶι" 
ἄμφω γὰρ πέπρωται ὁμοίην γαῖαν ἐρεῦσαι 

αὐτοῦ ἐνὶ Τροίηι, ἐπεὶ οὐδ᾽ ἐμὲ νοστήσαντα 

δέξεται ἐν μεγάροισι γέρων ἱππηλάτα Πηλεὺς 

οὐδὲ Θέτις μήτηρ, ἀλλ᾽ αὐτοῦ γαῖα χαϑέξει. 


315 


320 


325 


330 


95 γῦν δ᾽, ἐπεὶ οὖν, Πάτροχλε, σεῦ ὕστερος εἶμ᾽ ὑπὸ γαῖαν, 


506 


100 


105 


110 


115 


120 


125 


130 


Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


οὔ σε πρὶν χτεριῶ, πρίν γ᾽ ἽἜχτορος ἐνθάδ᾽ ἐνεῖκαι 
τεύχεα καὶ χεφαλήν, μεγαϑύμου σοῖο φονῆος. 
τόφρα δέ μοι παρὰ νηυσὶ χορωνέσι χείσεαι αὔτως, 
ἀμφὶ δὲ σὲ Τρωαὶ xai 4 αρδανίδες βαϑύχολττοι 
κλαύσονται γύχτας τὸ χαὶ ἤματα δάχρυ χέουσαι, 


, τὰς αὐτοὶ χαμόμεσϑα βίηφέ re δουρί τε μαχρῶι, 


πιείρας πέρϑοντε πόλις μερόπων ἀνϑρώττων.“ 
ὡς εἰττὼν ἑτάροισιν ἐχέχλετο δῖος ᾿Αἰχιλλεὺς 

ἀμφὶ πυρὶ στῆσαι τρίποδα μέγαν, ὄφρα τάχιστα 

Πάτροκλον λούσειαν ἄπο βρότον αἱματόεντα. 


οἱ δὲ λοετροχόον τρίποδ᾽ ἵστασαν ἕν πυρὶ χηλέωι, 
ἐν δ᾽ ἄρ᾽ ὕδωρ ἔχεαν, ὑπὸ δὲ ξύλα δαῖον ἑλόντες " 


γάστρην μὲν τρίποδος ττῦρ ἄμφετπε, ϑέρμετο δ᾽ ὕδωρ. 


αὐτὰρ ἐπεὶ δὴ ζέσσεν ὕδωρ ἐνὶ ἤνοτει χαλχῶι, 

καὶ τότε δὴ λοῦσάν ve χαὶ ἤλειψαν λίπ᾽ ἐλαίωι, 

ἐν δ᾽ ὠτειλὰς πλῆσαν ἀλείφατος ἐννεώροιο" 

ἐν λεχέεσσι δὲ ϑέντες ἑανῶι λιτὶ χάλυψαν 

ἐς πόδας Er χεφαλῆς, καϑύπερϑε δὲ φάρεϊ λευχῶι. 

παννύχιοι μὲν ἔπειτα πόδας ταχὺν ἀμφ᾽ ᾿Δχιλῆα 

Ἱπυρμιδόνες Πάτροχλον ἀνεστεγάχοντο γοῶντες. 
Ἠὼς δὲ χροχόττετσλος dre’ Ὠχεανοῖο δοάων 

ὥρνυϑ᾽, ἵν᾽ ἀϑανάτοισι φόως φέροι ἠδὲ βροτοῖσιν" 

αὐτὰρ ὃ βῆ παρὰ ϑῖνα ϑαλάσσης ὃῖος ᾿“χιλλεὺς 

σμερδαλέα ἰάχων, ὦρσεν δ᾽ ἥρωας ᾿4χαιούς. 

ὡς δ᾽ ὅτε ταρφειαὶ νιφάδες 4'ιὸς ἐχποτέονται, 

ψυχραί, ὑπὸ διπῆς αἰϑρηγενέος βορέαο, 

ὡς τότε ταρφειαὶ χόρυϑες λαμπρὸν γανόωσαι 

γηῶν ἐχφορέοντο χαὶ ἀσπίδες ὀμφαλόεσσαι 

ϑώρηχές τε χραταιγύαλοι χαὶ μείλινα δοῦρα. 

αἴγλη δ᾽ οὐρανὸν Ine, γέλασσε δὲ πᾶσα περὶ χϑὼν 


χαλχοῦ ὑπὸ στεροπῆς" ὑπὸ δὲ χτύπος ὥργνυτο ποσσὶν 


ἀνδρῶν" ἐν δὲ μέσοισι χορύσσετο ὃῖος Ayıhkeüg. 
χνημῖδας μὲν πρῶτα περὶ χνήμηισιν ἔϑηκεν 
καλάς, ἀργυρέοισιν ἐπισφυρίοισ᾽ ἀραρυίας" 
δεύτερον αὖ ϑώρηχα περὶ στήϑεσσιν ἔδυνεν. 
ἀμφὶ δ᾽ ἄρ᾽ ὦμοισιν βάλετο ξίφος ἀργυρόηλον 


116 δὲ: κὲν Häschr. 5. 243. 


gem 


£ 


345 


8 - 


135 


c 
Ἕκτορος ἀναΐέρεσις. 


χάλχεον᾽ αὐτὰρ ἔπειτα σάχος μέγα τε στιβαρόν τὲ 


᾿δἵλετο, τοῦ δ᾽ ἀπάνευϑε σέλας γένετ᾽ ἠύτε μήνης. 


ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἂν ἐκ πόντοιο σέλας ναύτηισι φαγνήην 
χαιομένοιο πυρός" τὸ δὲ καίεται ὑψόϑ᾽ ὄρεσφιν 
σταϑμῶι ἐν οἱἰοπόλωι" τοὺς δ᾽ οὐκ ἐθέλοντας ἄελλαι 
πόντον Ere’ ἰχϑυόεντα φίλων ἀπάνευϑε φέρουσιν" 


. ὃς in’ ᾿Αἀχιλλῆος σάκεος σέλας αἰϑέρ᾽ ἵχανεν 


140 


145 


150 


155 


160 


165 


χαλοῦ δαιδαλέου. περὶ δὲ τρυφάλειαν ἀείρας 
χρατὶ ϑέτο βριαρήν᾽ ἣ δ᾽ ἀστὴρ ὡς ἀπέλαμτπτεν 
ἵπσπουρις τρυφάλεια, περισσείοντο δ᾽ ἔϑειραι. 
πειρήϑη δ᾽ ἕο αὐτοῦ ἐν ἔντεσι δῖος ᾿Αχιλλεύς, 

εἰ ol ἐφαρμόσσειε χαὶ ἐντρέχοι ἀγλαὰ γυῖα" 

τῶι δ᾽ ηὖτε πτερὰ γίγνετ᾽, ἄειρε δὲ ποιμένα λαῶν. 
ἐχ δ᾽ ἄρα σύριγγος πατρώιον ἐσπάσατ᾽ ἔγχος 


βροιϑὺ μέγα στιβαρόν᾽ τὸ μὲν οὐ δύνατ᾽ ἄλλος ᾿Αχαιῶν 


πάλλειν, ἀλλά μὲν οἷος ἐπίστατο πῆλαι ᾿αἰχιλλεύς, 
Πηλιάδα μελίην, τὴν πατρὶ φίλων τάμε Χίρων 
Πηλίου &x κορυφῆς, φόνον ἔμμεναι ἡρώεσσιν. 

innovg δ᾽ «Αὐτομέδων ve χαὶ “λχιμος ἀμφιέποντες 
ζεύγνυον" ἀμφὶ δὲ χαλὰ λέπαδν᾽ ἔσαν, ἐν δὲ χαλινοὺς 
γαμφηλῆισ᾽ ἔβαλον, κατὰ δ᾽ ἡνία τεῖναν ὀπίσσω 


᾿'χολλητὸν ποτὶ δίφρον. ὃ δὲ μάστιγα φαεινὴν 


χειρὶ λαβὼν ἀραρυῖαν ἐφ᾽ ἵπποιιν ἀνόρουσεν 
Αὐτομέδων" ὄπιϑεν δὲ χορυσσάμενος βῆ ᾿Αχιλλεύς, 
τεύχεσι παμφαίνων ὥς τ᾽ ἠλέκτωρ “Υπερίων. 


σμερδαλέον δ᾽ ἵπποισιν ἐχέχλετο πατρὸς ἑοῖο" 


„Bavde τε χαὶ Βαλίε, τηλεχλυτὰ τέχνα Ποδάργης, 
ἄλλως δὴ φράζεσϑε σαωσέμεν ἡνιοχῆα 

ἂψ Δαναῶν ἐς ὅμιλον, ἐπεί χ᾽ ἑῶμεν πολέμοιο, 
und’ ὡς Πάτροχλον λίπετ᾽ αὐτόϑει τεϑνηῶτα.“ 


507 


δ 


3% 


395 


400 


τὸν δ᾽ ἄρ᾽ ὑπὸ ζυγόφι προσέφη πόδας αἰόλος ἵππος 


Havdog, ἄφαρ δ᾽ ἤμυσε καρήατι, πᾶσα δὲ χαίτη 
ζεύγλης ἐξεριποῦσα παρὰ ζυγὸν οὖδας ἵχανεν" 
αὐδήεντα δ᾽ ἔϑηχε Fed λευχώλενος Ἥρη" 

»καὶ λίην σ᾽ ἔτι νῦν γε σαώσομεν, ὄβριμ᾽ ᾿Αχιλλεῦ" 
ἀλλά τοι ἐγγύϑεν ἦμαρ ὀλέϑριον" οὐδέ τοι ἡμεῖς 


142—144 sind vielleicht späterer Zusatz. 


405 


146—149 = U. 1. 1658— 1661. 


508 


170 


175 


180 


185 


190 


195 


200 


Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


αἴτιοι, ἀλλὰ ϑεός TE μέγας καὶ μοῖρα χραταιή. T 410 
γῶι δὲ nal κεν. ἅμα πνοιῆνι Ζεφύροιο ϑέοιμεν, 415 
ἥν zueg ἐλαφροτάτην φάσ᾽ ἔμμεναι" ἀλλὰ σοὶ αὐτῶι 
μόρσιμόν ἐστι ϑεῶι τε χαὶ ἀνέρι ἶφι δαμῆναι.“ 

ὡς ἄρα φωνήσαντος ἐρινύες ἔσχεϑον αὐδήν. 
τὸν δὲ μέγ᾽ ὀχϑήσας προσέφη πόδας ὠχὺς ᾿Αχιλλεύς" 
„zarte, τέ μοι ϑάνατον μαγντεύεαι; οὐδέ τέ σὲ χρή. 420 
εὖ νύ τοι οἶδα χαὶ αὐτός, ὅ μοι μόρος ἐνθάδ᾽ ὀλέσϑαι, 
γόσφι φίλου πατρὸς χαὶ μητέρος" ἀλλὰ καὶ ἔμπης 
οὐ λήξω πρὶν Τρῶας ἄδην ἐλάσαι πολέμοιο.“ 
ἦ da, καὶ ἐν πρώτοισ᾽ ἰάχων ἔχε μώνυχας ἵππους. 


ὡς οὗ μὲν παρὰ νηυσὶ χορωνίέσι ϑωρήσσοντο «1 
ἀμφὶ σέ, Πηλέος υἱέ, μάχης ἀχόρητον ᾿4χαιοί, 
Τρῶες δ᾽ αὖϑ᾽ ἑτέρωϑεν ἐπὶ ϑρωισμῶι πεδίοιο. 8 


ἦ, καὶ ἐπὶ στίχας ἄλτο, κέλευς δὲ φωτὶ ἑχάστωι᾽ 358 
»μηχέτι vov Τρώων ἑχὰς ἕστατε, δῖοι Ayauoi, 
ἀλλ᾽ ἄγ᾽ ἀνὴρ ἄντ᾽ ἀνδρὸς ἴτω, μεμάτω δὲ μάχεσϑαι. 355 
ἀργαλέον δέ μοί ἐστι, χαὶ ἰρϑίμωιν περ ἐόντι, 
τοσσούσδ᾽ ἀνθρώπους ἐφέπειν χαὶ πᾶσι μάχεσϑαι" 
οὐδέ χ᾽ Aons, ὅς περ ϑεὸς ἄμβροτος, οὐδέ χ᾽ ᾿4ϑήνη 
τοσσῆσδ᾽ ὑσμίνης ἐφέποι στόμα χαὶ πονέοιτο" 
ἀλλ᾽ ὅσσον μὲν ἐγὼ δύναμαι χερσίν τε ποσίν τὲ 360 
καὶ σϑένει, οὔ μέ τί φημι μεϑησέμεν, οὐδ᾽ ἠβαιόν, 
ἀλλὰ μάλα στιχὸς εἶμι διαμττερές, οὐδέ τιν᾽ οἴω 
Τρώων χαιρήσειν, ὅς τις σχεδὸν ἔγχεος ἔλϑηι.“ 

ὡς φάτ᾽ ἐποτρύνων" Τρώεσσι δὲ φαίδιμος Ἕχτωρ 
κέχλεϑ᾽ ὁμοχλήσας, φάτο δ᾽ ἴμεναι ἄντ᾽ ᾿Αχιλῆος" 365 
»Ιρῶες ὑπέρϑυμοι, un δείδιτε IInkeiwve. 
nal χεν ἐγὼν ἐπέεσσι χαὶ ἀϑανάτοισι μαχοίμην" 
ἔγχεϊ δ᾽ ἀργαλέον, ἐττεὶ ἦ πολὺ φέρτεροί εἰσιν. 
οὐδ᾽ ᾿Αχιλεὺς πάντεσσι τέλος μύϑοισ᾽ ἐπιϑήσει, 
ἀλλὰ τὸ μὲν τελέει, τὸ δὲ καὶ μεσσηγὺ χολούξι. 810 
τῶι δ᾽ ἐγὼ ἀντίος εἶμι, καὶ el πυρὶ χεῖρας ἔοιχεν, 
ei πυρὶ χεῖρας ἔοιχε, μένος δ᾽ αἴϑωνι σιδήρωι." 


Ἕκτορος ἀναέρεσις. , 509 


ὡς par’ ἐποτρύνων, οἱ δ᾽ ἀντίοι ἔγχε᾽ ἄειραν Υ̓ 
Τρῶες" τῶν δ᾽ ἄμυδις μίχϑη μένος, ὦρτο δ᾽ ἀυτή. 
χαὶ τότ᾽ ἄρ᾽ Ἕχτορα εἶπε παραστὰς Φοῖβος πόλλων᾽ 375 
205 ‚„Exrog, μηχέτι πάμπαν ᾿Αχιλλῆι προμάχιζε, 
ἀλλὰ χατὰ πληϑύν τε χαὶ ἐχ φλοίσβοιο δέδεξο, 
μή πώς σ᾽ ἠὲ βάληι ἠὲ σχεδὸν ἄορι τύψηι." 
ὡς ἔφαϑ᾽, Ἔχτωρ δ᾽ αὖτις ἐδύσετο οὐλαμὸν ἀνδρῶν 
ταρβήσας, ὅτ᾽ ἄχουσε ϑεοῦ ὄπα φωνήσαντος. 880 
210 ἐν δ᾽ ᾿Αἀχιλεὺς Τρώεσσι ϑόρεν, φρεσὶν εἱμένος ἀλκήν, 
σμερδαλέα ἰάχων" πρῶτον δ᾽ ἕλεν Ἰφιτίωνα 
ἐσθλὸν Ὀτρυντεΐδην, πολέων ἡγήτορα λαῶν, 
ὃν νύμφη exe νηὶς ᾿Οτρυντῆι πτολιπόρϑων 
Τμώλωι ὑπὸ νιφόεντι, Ὕδης ἐν πίονι δήμωι" 385 
215 τὸν δ᾽ ἰϑὺς μεμαῶτα βάλ᾽ ἔγχεϊ δῖος Ayıkkeüg 
μέσσην χακ χεφαλήν᾽ ἣ δ᾽ ἄνδιχα πᾶσα χεάσϑη. 
δούπησεν δὲ πεσών, ὃ δ᾽ ἐπεύξατο δῖος Ayıhheüg‘ 
„neioaı, Orgvvreidn, πάντων ἐχπαγλότατ᾽ ἀνδρῶν᾽ 
ἐνθάδε τοι ϑάνατος, γενεὴ δέ τοί ἐστ᾽ ἐπὶ λίμνηι 890 
220 Γυγαίηι, ὅϑι τοι τέμενος πατρώιόν ἔστιν, 
Ὕλλωι ἐπ᾽ ἰχϑυόεντι χαὶ Ἕρμωι δινήεντι." 
ὡς ἔφατ᾽ εὐχόμενος, τὸν δὲ σχότος ὄσσε κάλυψεν. 
τὸν μὲν ᾿ΔΑχαιῶν Immo ἐπισσώτροις δατέοντο 
πρώτηι ἐν ὑσμίνηι᾽ ὃ δ᾽ ἐπ᾽ αὐτῶι Amuokeovra, 3% 
225 ἐσϑλὸν ἀλεξητῆρα μάχης, ᾿Αντήνορος vioy, 
γύξε χατὰ χρόταφον, χυνέης διὰ χαλχοπαρήιου. 
οὐδ᾽ ἄρα χαλκείη κόρυς ἔσχεϑεν, ἀλλὰ δι᾽ αὐτῆς 
αἰχμὴ ἱεμένη ῥῆξ᾽ ὀστέον, ἐγχέφαλος δὲ 
ἔνδον ἅπας πεπάλαχτο᾽ δάμασσε δέ μιν μεμαῶτα. 400 
280 Ἱπποδάμαντα δ᾽ ἔπειτα χαϑ᾽ ἵππων ἀίξαντα 
πρόσϑεν ὅϑεν φεύγοντα μετάφρενον οὔτασε δουρί. 
αὐτὰρ ὃ ϑυμὸν ἄισϑε χαὶ ἤρυγεν, ὡς ὅτε ταῦρος 
ἤρυγεν ἑλκόμενος Ἑλιχώνιον ἀμφὶ ἄναχτα, 
χούρων ἑλχόντων᾽ γάνυται δέ τε τοῖσ᾽ ἐνοσίχϑων᾽ 405 
235 ὡς ἄρα τόν γ᾽ ἐρυγόντα kin’ ὀστέα ϑυμὸς ἀγήνωρ. 
αὐτὰρ ὃ βῆ σὺν δουρὶ μετ᾽ ἀντίϑεον Πολύδωρον 


231 = Jıoundovs ἀριστεέα E 56 S. 65f. 236 = U. I. 2117. 


510 


240 


245 


250 


255 


260 


265 


270 


Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Πριαμίδην. τὸν δ᾽ οὔ τι πατὴρ εἴασχε μάχεσϑαι, 
οὕνεχά οἱ μετὰ παισὶ νεώτατος ἔσχε γόνγοιο, 
χαί οἱ φίλτατος ἔσχε, πόδεσσι δὲ πάντας ἐνίχα" 
δὴ τότε γηπιέηισι, ποδῶν ἀρετὴν ἀναφαίνων, 
ϑῦνες διὰ προμάχων, εἵως φίλον ὥὦὥλεσε ϑυμόν. 
τὸν βάλε μέσσον ἄχοντι ποδάρχης ὃῖος ᾿Αχιλλεύς, 
γῶτα παραΐσσοντα, ὅϑι ζωστῆρος ὀχῆες 
χρύσειοι σύνεχον χαὶ διπλόος ἤντετο ϑώρηξ᾽" 
ἀντιχρὺς δὲ διέσχε παρ᾽ ὀμφαλὸν ἔγχεος αἰχμή, 
γνὺξ δ᾽ ἔριπ᾽ οἰμώξας, νεφέλη δέ uw ἀμφεχάλυψεν 
χυαγέη, προτὶ οἱ δ᾽ ἔλαβ᾽ ἔντερα χερσὶ λιασϑείς. 
Ἕχτωρ δ᾽ ὡς ἐνόησε χασίγνητον Πολύδωρον 
ἔντερα χερσὶν ἔχοντα λιαζόμενον ποτὶ yalnı, 


xao ῥά οἱ ὀφθαλμῶν χέχυτ᾽ ἀχλύς᾽ οὐδ᾽ ἄρ᾽ ἔτ᾽ ἔτλη. 


δηρὸν ἑχὰς στρωφᾶσϑ᾽, ἀλλ᾽ ἀντίος ἦλϑ᾽ ᾿άχιλῆι 
ὀξὺ δόρυ χραδάων, φλογὶ εἴχελος. αὐτὰρ ᾿Αχιλλεὺς 
ὡς εἶδ᾽, ὡς ἀνέπαλτο, χαὶ εὐχόμενος ἔπος ηὔδα" 
»ἐγγὺς ἀνήρ, ὃς ἐμόν γε μάλιστ᾽ ἐπεμάσσατο ϑυμόν, 
ὅς μοι ἑταῖρον ἔπεφνε τετιμένον" οὐδ᾽ ag’ ἔτι δὴν 
ἀλλήλους πτώσσοιμεν ἀνὰ πτολέμοιο γεφύρας.“ 
ἦ, καὶ ὑπόδρα ἐδὼν προσεφώνεεν Ἕχτορα δῖον" 
»ἄσσον ἴϑ᾽, ὥς nev ϑᾶσσον ὀλέϑρου πείραϑ᾽ ἵχηαι."“ 
“τὸν δ᾽ οὐ ταρβήσας προσέφη χορυϑαίολος Ἔχτωρ᾽ 
» Πηλεΐδη, μὴ δή μ᾽ ἐπέεσσί γε νηπύτιον ὡς 
ἔλτεεο δειδίξεσθϑαι, ἐπεὶ σάφα οἶδα χαὶ αὐτὸς 
ἠμὲν χερτομίας ἠδ᾽ αἴσυλα μυϑήσασϑαι. 


οἶδα δ᾽, ὅτι σὺ μὲν ἐσϑλός, ἐγὼ δὲ σέϑεν old χείρων. 


ἀλλ᾽ ἦ τοι μὲν ταῦτα ϑεῶν ἐν γούνασι χεῖται, 
αἴ κέ σὲ χειρότερός reg ἐὼν ἀπὸ ϑυμὸν ἕλωμαι 
δουρὶ βαλών, ἐπεὶ ἦ καὶ ἐμὸν βέλος ὀξὺ zragoı dev.“ 


410 


415 


455 


ἦ de, καὶ ἀμπεπαλὼν προΐδι δόρυ" nal τό γ᾽ ᾿ϑήνη 


πγνοιῆι Ayıkljog πάλιν ἔτραπε κυδαλίμοιο, 

ἦχα μάλα ψύξασα᾽ τὸ δ᾽ ἂψ ἵχεϑ᾽ Ἕχτορα ὃῖον, 
αὐτοῦ δὲ προπάροιϑε ποδῶν πέσεν. αὐτὰρ ᾿Αχιλλεὺς 
ἐμμεμαὼς ἐπόρουσε, καταχτάμεναι μενεαίνων, 


242—266 = T. I 2118—2142. 


440 


Ἕκτορος ἀναέρεσις. 511 


σμερδαλέα ἰάχων" τὸν δ᾽ ἐξήρπαξεν ᾿“πόλλων ἐμ 
δεῖα μάλ᾽ ὥς τε ϑεός, ἐκάλυψε δ᾽ ἄρ᾽ ἠέρι πολλῆι. | 
τρὶς μὲν ἔπειτ᾽ ἐπόρουσε ποδάρχης ὃῖος ᾿αἰχιλλεὺς 445 


275 ἔγχεϊ χαλχείωι, τρὶς δ᾽ ἠέρα τύψε βαϑεῖαν. 

ἀλλ᾽ ὅτε δὴ τὸ τέταρτον ἐπέσσυτο δαίμονι ἴσος, 

δεινὰ δ᾽ ὁμοχλήσας ἔπεα πτερόεντα προσηύδα" 

„es αὖ νῦν ἔφυγες ϑάνατον, χύον" ἦ τέ τοι ἄγχι 

ἦλθε χαχόν" νῦν αὖτέ 0’ ἐρύσατο Φοῖβος ᾿4πόλλων, 450 
280 ὧι μέλλεις εὔχεσθαι ἰὼν ἐς δοῦπον ἀχόντων. 

ἦ ϑήν σ᾽ ἐξανύω γε χαὶ ὕστερον ἀντιβολήσας, 

εἴ πού τις χαὶ ἐμοί γε ϑεῶν ἐπιτάρροϑός ἐστιν. 

γῦν αὖ τοὺς ἄλλους ἐπιείσομαι, ὅν χε χιχείω.“ 

ὡς εἰττὼν “ρύοτι᾽ οὗτα Kar’ αὐχένα μέσσον ἄχοντι" 455 

285 ἤριπε δὲ προπάροιϑε ποδῶν. ὃ δὲ τὸν μὲν ἔασεν, 

Anuoöxgov δὲ Φιλητορίδην ἠύν τε μέγαν τε 

χαγ γόνυ δουρὶ βαλὼν ἠρύχαχε. τὸν μὲν ἔπειτα 

οὐτάζων ξίφεϊ μεγάλωι ἐξαίνυτο ϑυμόν" 

αὐτὰρ ὃ Audyovov καὶ “]ἀρδανογ, vie Βίαντος, 460 
290 ἄμφω ἐφορμηϑεὶς ἐξ ἵππων ὦσε χαμᾶζε, 

τὸν μὲν δουρὶ βαλών, τὸν δὲ σχεδὸν ἄορι τύψας. 

Τρῶα δ᾽ "Ahaorogiönv' ὃ μὲν ἀντίος ἤλυϑε γούνων, 

εἴ πώς εὖ πεφίδοιτο λαβὼν χαὶ ζωὸν ἀφείη 

μηδὲ καταχτείνειεν ὁμηλικίην ἐλεήσας, 465 
295 νήπιος, οὐδὲ τὸ ἤιδει ὃ οὐ σπιδξίσεσϑαι ἔμελλεν" 

οὐ γάρ τι γλυχύϑυμος ἀνὴρ ἦν οὐδ᾽ ἀγανόφρων, 

ἀλλὰ μάλ᾽ ἐμμεμαώς. ὃ μὲν ἥπτετο χείρεσι γούνων 

ἱέμενος λίσσεσϑ᾽, ὃ δὲ φασγάνωι οὗτα καϑ'᾽ sag‘ 

ex δέ οἱ ἧπαρ ὄλισϑεν, ἀτὰρ μέλαν αἷμα κατ᾽ αὐτοῦ 40 
800 χόλον ἐνέτελησεν᾽ τὸν δὲ σχότος ὄσσε χάλυψνεν 

ϑυμοῦ δευόμενον. ὃ δὲ Ἰούλιον οὗτα παραστὰς 

δουρὶ zur οὖς" εἶϑαρ δὲ δι᾿ οὔατος ἦλϑ᾽ ἑτέροιο 

αἰχμὴ χαλχείη. ὃ δ᾽ ᾿4γήνορος υἱὸν Ἔχεκλον 

μέσσην χαχ χεφαλὴν ξίφει ἤλασε κωπήεντι, 475 
305 πᾶν δ᾽ ὑπεϑερμάνϑη ξίφος αἵματι" τὸν δὲ κατ᾽ ὄσσε 


272. 273 nach Πάριδος καὶ Μενελάου μονομαχέα T 880. 381. 8. 235. 
274—276 nach U. I. 1809—1811. 277 nach Jıoundovs ἀριστεέα E 439. 8010 
—306 = UT. 1. 2106— 2111. 


512 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


ἔλλαβε πορφύρεος ϑάνατος χαὶ μοῖρα χραταιή. Ἢ 

Asvraklova δ᾽ ἔπειϑ᾽, ἵνα τε ξυνέχουσι τένοντες 

ἀγχῶνος, τῆι τόν γε φίλης διὰ χειρὸς Emeıgev 

αἰχμῆι χαλχείηι" ὃ δέ μιν μένε χεῖρα βαρυνϑείς, 480 
310 πρόσϑ᾽ ὁρόων ϑάνατον᾽ ὃ δὲ φασγάνωι αὐχένα ϑείνας 

τῆλ᾽ αὐτῆι πήληχι χάρη βάλε" μυελὸς αὖτε 

σφονδυλίων ἔχπιαλϑ᾽, ὃ δ᾽ ἐπὶ χϑονὶ χεῖτο τανυσϑείς. 

αὐτὰρ ὃ βῆ δ᾽ ἰέναι μετ᾽ ἀμύμονα Πείρεω υἱὸν 

Ῥίγμον, ὃς ἐκ Θρήιχης ἐριβώλακος εἰληλούϑει" 485 
315 τὸν βάλε μέσσον ἄχοντι, πάγη δ᾽ ἐνὶ νηδύι χαλχός, 

ἤριπε δ᾽ ἐξ ὀχέων. ὃ δ᾽ ᾿Αρηίϑοον ϑεράποντα, 

ἂψ ἵππους στρέψαντα, μετάφρενον ὀξέι δουρὶ 

γύξ᾽, ἀπὸ δ᾽ ἅρματος ὦσε᾽ κυχήϑησαν δέ οἱ ἵσποι. 

ὡς δ᾽ ἀναμαιμάει βαϑέ᾽ ἄγχεα ϑεστειδαὲς rög 490 

820 οὔρεος ἀζαλέοιο, βαϑεῖα δὲ καίεται ὕλη, 

πάντην ve χλονέων ἄνεμος φλόγα εἰλυφάζει, 

ὡς ὅ γε πάντηιν ϑῦνε σὺν ἔγχεϊ, δαίμονι ἴσος, 

χτειγομένους ἐφέπων᾽ dee δ᾽ αἵματι γαῖα μέλαινα. 

ὡς δ᾽ ὅτε τις Levänı βόας ἄρσενας εὐρυμέτωπους 495 
325 τριβέμεναι χρῖ λευκὸν ἐυχτιμένηιν ἐν ἀλωιῆι, 

δίμφα δὲ λέτιτ᾽ ἐγένοντο βοῶν ὑπὸ πόσσ᾽ ἐριμύχων, 

ὡς ὑπ᾽ ᾿Αχιλλῆος μεγαϑύμου μώνυχες ἵσσττοι 

στεῖβον ὁμοῦ νέχυάς τε χαὶ ἀσπίδας" αἵματι δ᾽ ἄξων 

γέρϑεν ἅπας πεπάλαχτο χαὶ ἄντυγες αἱ περὶ δίφρον, 500 
880 ἃς ἄρ᾽ ἀφ᾽ ἱππείων ὅπλέων ῥαϑάμιγγες ἔβαλλον 

αἵ τ᾽ ἀπ᾽ ἐπισσώτρων᾽ ὃ δὲ ἵετο χῦδος ἀρέσϑαι 

Πηλεΐδης, λύϑρων δὲ παλάσσετο χεῖρας ἀάπτους. 

ἀλλ᾽ ὅτε δὴ πόρον ἷξον ἐυρρεῖος ποταμοῖο, Φι 

ἔνϑα διατμήξας τοὺς μὲν πεδίονδε δίωχεν 
335 πρὸς πόλιν, ἦι περ ᾽Αχαιοὶ ἀτυζόμενοι φοβέοντο 

ἤματι τῶι σιροτέρωι, ὅτ᾽ ἐμαίνετο φαίδιμος "Errwe ' 5 

τῆι δ᾽ οἵ γε προχέοντο πεφυζότες, ἠέρα δ᾽ Ἥρη 

σίτνα πρόσϑε βαϑεῖαν ἐρυχέμεν᾽ ἡμίσεες δὲ 

ἐς ποταμὸν εἰλεῦντο βαϑύρροον ἀργυροδέίνην, 
840 ἐν δ᾽ ἔπεσον μεγάλωι πατάγωι, βράχε δ᾽ αἰπὰ ῥέεϑρα, 


315 νηδύε Schol.; πνεύμονε AC Syr. 319—323 = U. 1. 2112—2116. 
328. 329 nach U. I. 1066. 1067. ® 2 von Hercher getilgt S. 401. 


Ἕκτορος ἀναέρεσις. 513 


a 


ὄχϑαι δ᾽ ἀμφὶ περὶ μεγάλ᾽ ἴαχον" ol δ᾽ dlaimröı Φ 10 
ἔννεον ἔνϑα. καὶ ἔνϑα, ἑλισσόμενοι περὶ δίνας. 
ὡς δ᾽ ὅϑ᾽ ὑπὸ διπῆς πυρὸς ἀχρίδες ἠερέϑονται 
φευγέμεναι ποταμόνδε" τὸ δὲ φλέγει ἀχάματον ττῦρ 

846 ὄρμενον ἐξαίφνης, ταὶ δὲ πτώσσουσι χαϑ᾽ ὕδωρ" 


ὡς ὑπὸ ἸΠηλείδαο Σκαμάνδρου δινήεντος 15 
χύλῆτο ὅόος χελάδων ἐπιμὶξ ἵππων TE καὶ ἀνδρῶν. 16 

ἔνϑ᾽ υἱεῖ Πριάμοιο συνήντετο Aaodavidao 34 
ἐχ ποταμοῦ φεύγοντι “υχάονι, τόν δά ποτ᾽ αὐτὸς 8ὅ 


860 ἦγε λαβὼν Ex πατρὸς ἀλωιῆς οὐχ ἐθέλοντα, 

ἐννύχιος προμολών" ὃ δ᾽ ἐρινεὸν ὀξέι χαλχῶι 

τάμνε νέους ὄρπηχας, iv’ ἅρματος ἄντυγες εἶεν" 

τῶι δ᾽ ἄρ᾽ ἀνώιστον κακὸν ἤλυϑε blog ᾿Αχιλλεύς. 

χαὶ τότε μέν μὲν “΄ἤμνον ἐυχτιμένην ἐπέρασσεν 40 
355 γηυσὶν ἄγων, ἀτὰρ υἱὸς Ἰήσονος ὦνον ἔδωχεν᾽ 

χεῖϑεν δὲ ξεῖνός μὲν ἐλύσατο, ττολλὰ δ᾽ ἔδωχεν, 

Ἴμβριος Ἤετίων, πέμψεν δ᾽ ἐς δῖαν ᾿Αρίσβην" 

ἔνϑεν ὑπιεχπροφυγὼν πατρώιον ἵχετο δῶμα. 

ἕνδεχα δ᾽ ἤματα ϑυμὸν ἐτέρπτετο οἷσι φίλοισιν 45 
360 ἐλϑὼν ἐκ “ήμνοιο" δυωδεχάτηιν δέ μὲν αὖτις 

χερσὶν ᾿Αχιλλῆος ϑεὸς ἔμβαλεν, ὅς uw ἔμελλεν 

πέμψειν εἰς Aldao καὶ οὐκ ἐϑέλοντα γέεσϑαι. 

τὸν δ᾽ ὡς οὖν ἐνόησε ποδάρχης δῖος ᾿Αἀχιλλεὺς 

γυμνόν, ἄτερ χόρυϑός τε nal ἀσπίδος, οὐδ᾽ ἔχεν ἔγχος, 50 
365 ἀλλὰ τὰ μὲν δ᾽ ἀπὸ πάντα χαμαὶ βάλε" τεῖρε γὰρ ἱδρὼς 

φεύγοντ᾽ ἐχ ποταμοῦ, χάματος δ᾽ ὑπὸ γούνατ᾽ ἐδάμνα" 

ὀχϑήσας δ᾽ ἄρα εἶπε πρὸς ὃν μεγαλήτορα ϑυμόν᾽ 

»ὦ πόποι, ἦ μέγα ϑαῦμα τόδ᾽ ὀφθαλμοῖσιν ὁρῶμαι" 

N μάλα δὴ Τρῶες μεγαλήτορες, οὕς περ ἔπεφνον, ὅ 
370 αὖτις ἀναστήσονται ὑπὸ ζόφου ἠερόεντος, 

οἷον δὴ καὶ ὅδ᾽ ἦλϑε φυγὼν ὕπο νηλεὲς ἦμαρ, 

«“ῆμνον ἐς ἠγαϑέην τιετύερημένος᾽" οὐδέ μὲν ἔσχεν 

πόντος ἁλὸς πολιῆς, ὃ πολεῖς ἀέχοντας ἐρύχει. 

ἀλλ᾽ ἄγε δὴ καὶ δουρὸς ἀκωχῆς ἡμετέροιο 60 
375 γεύσεται, ὄφρα ἔδωμαι Evi φρεσὶν ἠδὲ δαείω, 


840 ὑπὸ Πηλεΐδαο Σκαμάνδρου δινήεντος: ὑπ᾽ ᾿Αχιλλῆος Ξάνϑου βαϑυδι- 
ψήεντος ὃ. 401. 
Robert, Studien zur Ilias. 33 


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Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


ἢ ἄρ᾽ ὁμῶς καὶ χεῖϑεν ἐλεύσεται, ἤ μὲν ἐρύξει 
γῆ φυσίζοος, N TE χατὰ χρατερόν σπύερ ἐρύχει.“" 

ὡς ὥρμαινε μένων, ὃ δέ οἱ σχεδὸν HAIE τεϑηπώς, 
γούνων ἅψασϑαι μεμαώς, περὶ δ᾽ ἤϑελε ϑυμῶι 
ἐχφυγέειν ϑάνατόν TE χαχὸν χαὶ χῆρα μέλαιναν. 
ἦ τοι ὃ μὲν δόρυ μαχρὸν ἀνέσχετο ὃῖος Ayıkleüg 
οὐτάμεναι μεμαώς, ὃ δ᾽ ὑπέδραμε nal λάβε γούνων 
κύψας᾽ ἐγχείη δ᾽ ἄρ᾽ ὑπὲρ νώτου ἐνὶ γαίηι 
ἔστη, ἱεμένη χροὸς ἄμεναι ἀνδρομέοιο. 
αὐτὰρ ὃ τῆι ἑτέρην μὲν ἑλὼν ἐλλίσσετο γούνων, 
τῆι δ᾽ ἑτέρηι ἔχεν ἔγχος ἀχαχμένον οὐδὲ μεϑέει" 
χαέ uw φωνήσας ἔπεα πτερόεντα προσηύδα" 
»γουνοῦμαί σ᾽, ᾿άχιλεῦ: σὺ δέ μ᾽ αἴδεο nal μ᾽ ἐλέησον" 
ἀντί τοί εἰμ᾽ ἱχέταο, διοτρεφές, αἰδοίοιο" 
πὰρ γὰρ σοὶ πρώτωι πασάμην Δημήτερος ἀχτήν, 
ἤματι τῶι, ὅτε u’ εἶλες ἐυχτιμένηι ἐν ἀλωιῆι, 
xal μ᾽ ἐπέρασσας ἄνευϑεν ἄγων πατρός ve φίλων TE 
Anuvov ἐς ἠγαϑέην, ἑχατόμβοιον δέ τοι ἦλφον. 
γῦν δ᾽ ἐλύμην τρὶς τόσσα πορών᾽ ἠὼς δέ μοί ἐστιν 
ἧδε δυωδεκάτη, ὅτ᾽ ἐς Ἴλιον εἰλήλουϑα 
πολλὰ παϑών᾽ νῦν αὖ με τεῆισ᾽ ἐν χερσὶν ἔϑηκεν 
μοῖρ᾽ ὀλοή᾽ μέλλω που ἀπεχϑέσϑαι Διὶ πατρί, 
ὅς μὲ σοὶ αὖτις ἔδωχε᾽ μινυνϑάδιον δέ μὲ μήτηρ 
γείνατο “αοϑόη, ϑυγάτηρ Ahrao γέροντος, 
"Altew, ὃς “Τελέγεσσι φιλοτιτολέμοισιν ἀνάσσει, 
Πήδασον αἰττήεσσαν ἔχων ἐπὸὲὶ Σατνιόεγτι. 
τοῦ δ᾽ ἔχε ϑυγατέρα Πρίαμος, πολλὰς δὲ καὶ ἄλλας" 
τῆς δὲ δύω γενόμεσϑα, σὺ δ᾽ ἄμφω δειροτομήσεις. 
ἦ τοι τὸν πρώτοισι μετὰ πρυλέεσσι δάμασσας, 
ἀντίϑεον Πολύδωρον, ἐπεὶ βάλες ὀξέν δουρί" 
γῦν δὲ δὴ ἐνθάδ᾽ ἐμοὶ χαχὸν ἔσσεται" οὐ γὰρ ὀίω 
σὰς χεῖρας φεύξεσθαι, ἐττείέ δ᾽ ἐπέλασσέ γε δαίμων. 
ἄλλο δέ τοι ἐρέω, σὺ δ᾽ ἐνὶ φρεσὶ βάλλεο σῆισιν" 
μή μὲ χτεῖν᾽, ἐπεὶ οὐχ ὁμογάστριος “Errogög εἰμι, 
ὅς τοι ἑταῖρον ἔπεφνεν ἐνηέα τὲ χρατερόν re.“ 

ὡς ἄρα μιν Πριάμοιο προσηύδα φαίδιμος υἱὸς 
λισσόμενος ἐπέεσσιν, ἀμείλιχτον δ᾽ Ör’ ἄχουσεν᾽ 


τὸ 


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Ἔκτορος ἀναέρεσις. 


»γήπιιε, μή μοι ἄποινα πιφαύσχεο μηδ᾽ ἀγόρευε" 
πρὶν μὲν γὰρ Πάτροχλον ἐπισπεῖν αἴσιμον ἦμαρ, 
τόφρα τί μοι πεφιδέσϑαι Evi φρεσὶ φίλτερον ἦεν 
Τρώων, χαὶ πολλοὺς ζωοὺς ἕλον ἠδὲ πέρασσα᾽ 


γῦν δ᾽ οὐχ ἔσϑ᾽, ὅς τις ϑάνατον φύγηι, ὅν ne ϑεός γε 


Ἰλίου προπάροιϑεν ἐμῆισ᾽ ἐν χερσὶ βάληισιν, 


χαὶ πάντων Τρώων, πέρι δ᾽. αὖ Πριάμοιό γε παίδων. 


ἀλλά, φέλος, Save καὶ σύ" τί ἦ ὀλοφύρεαι οὕτως; 


χάτϑανε nal Πάτροχλος, ὅ eo σέο πολλὸν ἀμείνων. 


οὐχ ὁράαις, οἷος χαὶ ἐγὼ καλός TE μέγας τε; 
πατρὸς δ᾽ εἴμ᾽ ἀγαθοῖο, ϑεὰ δέ μὲ γείνατο μήτηρ᾽ 
ἀλλ᾽ ἔπι τοι καὶ ἐμοὶ ϑάνατος xal μοῖρα χραταιή. 
ἔσσεται ἢ ἠὼς ἢ δείλη ἢ μέσον ἦμαρ, 

Önnöre τις καὶ ἐμεῖο Agnı Er ϑυμὸν ἕληται, 


ἢ ὅ γε δουρὶ βαλὼν ἢ ἀπὸ νευρῆφιν dor.“ 


ὡς φάτο, τοῦ δ᾽ αὐτοῦ λύτο γούνατα χαὶ φέλον ἦτορ᾽ 


c 


ἔγχος μέν ἮΝ ἀφέηχεν, ὃ δ᾽ ἕζετο χεῖρε πετάσσας 
ἀμφοτέρας. ᾿Αχιλεὺς δὲ ἐρυσσάμενος ξίφος ὀξὺ 
τύψε κατὰ χληῖδα παρ᾽ αὐχένα, πᾶν δέ οἱ εἴσω 
ὁῦ ξίφος ἄμφηχες" ὃ δ᾽ ἄρα πρηνὴς ἐπὶ yalnı 
χεῖτο ταϑείς, ἐχ δ᾽ αἷμα μέλαν δέε, δεῦς δὲ γαῖαν. 


τὸν δ᾽ ᾿Αχιλεὺς πτοταμόνδε λαβὼν ποδὸς Tre φέρεσϑαι, 


καί οἱ ἐπευχόμενος ἔπεα πιτερόεντ᾽ ἀγόρευεν" 
»ἐνταυϑοῖ νῦν χεῖσο μετ᾽ ἐχϑύσιν, οἵ σ᾽ ὠτειλὴν 
αἷμ᾽ ἀπολιχμήσονται ἀκηδέες" οὐδέ σε μήτηρ 
ἐνθεμένη λεχέεσσι γοήσεται, ἀλλὰ Σχάμανδρος 
οἴσει δινήεις εἴσω ἁλὸς εὐρέα κόλπον. 
ϑρώισχων τις κατὰ χῦμα μέλαιναν φρῖχ᾽ ὑπαΐξει 
ἐχϑύς, ὅς ne φάγηισι “υχάονος ἀργέτα δημόν. 
φϑείρεσϑ᾽, εἰς ὅ nev ἄστυ κιχείομεν ᾿Ιλίου ἱρῆς, 
ὑμεῖς μὲν φεύγοντες, ἐγὼ δ᾽ ὄπιϑεν χεραΐζων. 
οὐδ᾽ ὑμῖν ποταμός περ ἐύρροος ἀργυροδίνης 
ἀρχέσει, ὧν δὴ δηϑὰ πολεῖς ἱερεύετε ταύρους, 
ζωοὺς δ᾽ ἐν δίνηισι χαϑίετε μώνυχας ὕσπους. 
ἀλλὰ nal ὡς ὀλέεσϑε χαχὸν μόρον, εἰς ὅ χε πάντες 
τίσετε Πατρόχλοιο φόνον χαὶ λοιγὸν ᾿Αχαιῶν, 
οὗς ἐπὶ νηυσὶ ϑοῆισιν ἐπέφνετε νόσφιν ἐμεῖο.“ 
895} 


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516 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


450 ὡς do’ ἔφη, ποταμὸς δὲ χολώσατο χηρόϑι μᾶλλον, Φ 
ὥρμηνεν δ᾽ ἀνὰ ϑυμόν, ὅπως παύσειε πόνοιο 


δῖον ᾿Αχιλλῆα, Τρώεσσι δὲ λοιγὸν ἀλάλκοι, 188 
καὶ τότ᾽ ᾿“πόλλωνα προσέφη ποταμὸς βαϑυδίνης" 228 
»ὦ πόποι, ἀργυρότοξε, Ζιὸς τέκος, οὐ σύ γε βουλὰς 

455 εἰρύσαο Κρονίωνος, ὅ τοι μάλα πόλλ᾽ ἐπέτελλεν 280 


Τοωσὶ παρεστάμεναι καὶ ἀμύνειν, εἰς ὅ χεν ἔλϑηιν 

δείελος ὀψὲ δύων, σχιάσηι δ᾽ ἐρίβωλον ἄρουραν.“ 
ἦ, nal Ayıhleög μὲν δουριχλυτὸς ἔνϑορε μέσσωι 

χρημγοῦ ἀπαΐξας, ὃ δ᾽ ἐπέσσυτο οἴδματι ϑύιων, 

460 πάντα δ᾽ ὄρινε ῥέεϑρα κυκώμενος, ὦσε δὲ νεχροὺς 235 
πολλούς, οἵ da Kar’ αὐτὸν ἅλις ἔσαν, oög κτάν᾽ ᾿Αχιλλεύς" 
τοὺς ἔχβαλλε ϑύραζε, μεμυχὼς ἠύτε ταῦρος, 
χέρσονδε᾽ ζωοὺς δὲ σάω κατὰ καλὰ ῥέεϑρα, 
χρύτττων ἐν δίνηισι βαϑείηισιν μεγάληισιν. 

465 δεινὸν δ᾽ ἀμφ᾽ ᾿Αχιλῆα κυχώμενον ἵστατο χῦμα, 240 
ὦϑει δ᾽ ἐν σάχεϊ τοίπτων ῥόος᾽ οὐδὲ πόδεσσιν 
εἶχε στηρίξασϑαι. ὃ δὲ πτελέην ἕλε χερσὶν 
εὐφυέα μεγάλην" ἣ δ᾽ ἐκ διζέων ἐριττοῦσα 
χρημνὸν ἅπαντα διῶσεν, ἐττέσχε δὲ χαλὰ δέεϑρα 

470 ὄζοισιν πυχινοῖσι, γεφύρωσεν δέ μὲν αὐτὸν 245 
εἴσω πᾶσ᾽ ἐριποῦσ᾽ " ὃ δ᾽ ἄρ᾽ ἐκ δίνης ἀνορούσας 
ἤιξεν “πεδίοιο ποσὶ xgaınvoloı πέτεσϑαι, 
δείσας. οὐδέ τ᾽ ἔληγε ϑεὸς μέγας, ὦρτο δ᾽ ἐπ᾽ αὐτῶι 
ἀχροχελαινιόων, ἵνα μὲν παύσεις πόνοιο 

475 δῖον Ayıllja, Τρώεσσι δὲ λοιγὸν ἀλάλχοι. 250 
Πηλεΐδης δ᾽ ἀπόρουσεν ὅσον τ᾽ ἐπὶ δουρὸς ἐρωή, 
αἰετοῦ οἴματ᾽ ἔχων μέλανος τοῦ ϑηρητῆρος, 
ὅς 9° ἅμα χάρτιστός TE χαὶ ὥχλιστος τιετεηγῶν᾽ 
τῶι εἰχὼς ἤιξεν, ἐπὶ στήϑεσσι δὲ χαλκὸς 

480 σμερδαλέον χονάβιζεν᾽ ὕπαιϑα δὲ τοῖο λιασϑεὶς 25ὅ 
φεῦγ᾽, ὃ δ᾽ ὄπισϑε δέων ἕπετο μεγάλωι ὀρυμαγδῶι. 
ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἀνὴρ ὀχετηγὸς ἀττὸ χρήνης μελανύδρου 
ἀμ φυτὰ χαὶ χήπους ὕδατι ὅόον ἡγεμογνεύηι, 
χερσὶ μάχελλαν ἔχων, ἀμάρης ἐξ ἔχματα βάλλων" 

485 τοῦ μέν τε προρέοντος ὑπὸ ψηφῖδες ἅπασαι 260 
ὀχλεῦνται᾽ τὸ δέ τ᾽ ὦχα χκατειβόμενον χελαρύζει 


490 


495 


500 


505 


510 


515 


520 


Ἕκτορος ἀναέρεσις. 


χώρωι ἐνὶ προαλεῖ, φϑάνει δέ TE χαὶ τὸν ἄγοντα" 
ὡς αἰεὶ Ayılja κιχήσατο χῦμα ὅόοιο, 

χαὶ λαιψηρὸν ἐόντα᾽ ϑεοὶ δέ TE φέρτεροι ἀνδρῶν. 
ὅσσάκι δ᾽ ὁρμήσειε ποδάρχης δῖος :4Ιχιλλεὺς 
στῆναι ἐναντίβιον, καὶ yvousvaı el μὲν ἅπαντες 
ἀϑάνατοι φοβέουσι, τοὶ οὐρανὸν εὐρὺν ἔχουσιν, 
τοσσάχι μὲν μέγα χῦμα διιπετέος ποταμοῖο 

σπελάζ᾽ ὥμους χαϑύπερϑεν" ὃ δ᾽ ὑψόσε ποσσὶν ἐττήδα 
ϑυμῶι ἀνιάζων᾽ ποταμὸς δ᾽ ὑπὸ γούνατ᾽ ἐδάμνα 
λάβρος, ὕπαιϑα δέων, χονίην δ᾽ ὑπέρετιτε ποδοῖιν. 
Πηλεΐδης δ᾽ ὦιμωξεν ἰδὼν εἰς οὐρανὸν εὐρύν" 
»Ζεῦ πάτερ, ὡς οὔ τίς μὲ ϑεῶν ἐλεεινὸν ὑπέστη 
ἐχ ποταμοῖο σαῶσαι" ἔπειτα δὲ καί τι πάϑοιμι. 
ἄλλος δ᾽ οὔ τίς μοι τόσον αἴτιος Οὐρανιώνων, 
ἀλλὰ φίλη μήτηρ, ἥ με ψεύδεσσιν ἔϑελγεν, 

ἣ μ᾽ ἔφατο Τρώων ὑπὸ τείχεϊ ϑωρηχτάων 
λαιψηροῖσ᾽ ὀλέεσϑαι ᾿Απόλλωνος βελέεσσιν. 


517 


265 


270 


275 


ὥς μ᾽ ὄφελ᾽ Ἕχτωρ χτεῖναι, ὃς ἐνθάδε γ᾽ ἔτραφ᾽ ἄριστος" 


τῶ x’ ἀγαϑὸς μὲν ἔπεφν᾽, ἀγαϑὸν δέ χεν ἐξενάριξεν. 
γῦν δέ μὲ λευγαλέων ϑανάτωι εἵμαρτο ἁλῶναι 
ἐρχϑέντ᾽ ἐν μεγάλωι ποταμῶι, ὡς παῖδα συφορβόν, 
ὅν da τ᾽ ἔναυλος ἀποέρσηι χειμῶνι περῶντα.“ 


ὡς φάτο, τῶι δὲ μάλ᾽ ὦκα Ποσειδάων χαὶ ᾿ϑήνη 


στήτην ἐγγὺς ἰόντε, δέμας δ᾽ ἄνδρεσσιν ἐέχτην, 
χειρὶ δὲ χεῖρα λαβόντες ἐπιστώσαντ᾽ ἐπέεσσιν. 
τοῖσι δὲ μύϑων ἦρχε Ποσειδάων ἐνοσίχϑων᾽ 

» Πηλεΐδη, μήτ᾽ ἄρ τι λίην τρέε μήτε τι τάρβει" 
τοίω γάρ τοι νῶι ϑεῶν ἐπιταρρόϑω εἰμέν, 
Ζηνὸς ἐπαινήσαντος, ἐγὼ καὶ Παλλὰς ᾿ϑήνη" 
ὡς οὔ τοι ποταμῶι γε δαμήμεναι αἴσιμόν ἐστιν, 
ἀλλ᾽ ὅδε μὲν τάχα λωφήσει, σὺ δὲ εἴσεαι αὐτός" 
αὐτάρ τοι πυχινῶς ὑποθϑησόμεϑ'᾽, αἴ κε πίϑηαι" 
μὴ πρὶν παύειν χεῖρας ὁμοιίου πολέμοιο, 

πρὶν κατὰ Ἰλιόφι κλυτὰ τείχεα λαὸν ἐέλσαι 


Τρωιχόν, ὅς χε φύγηισι" σὺ δ᾽ Ἕχτορι ϑυμὸν ἀπούρας 


ἂψ ἐπὶ νῆας ἔμεν" δίδομεν δέ τοι εὖχος ἀρέσϑαι.“ 


τὼ μὲν ἄρ᾽ ὡς eindvre μετ᾽ ἀϑανάτους ἀπεβήτην, 


280 


285 


29 


518 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


αὐτὰρ ὃ βῆ, μέγα γάρ da ϑεῶν ὥτρυνεν &perun, 
525 ἐς πεδίον" τὸ δὲ πᾶν τελῆϑ᾽ ὕδατος ἐχχυμένοιο, 


ΞΘ 


πολλὰ δὲ τεύχεα χαλὰ δαϊχταμένων αἰζηῶν 
πλῶον nal νέχυες. τοῦ δ᾽ ὑψόσε γούνατ᾽ ἐπήδα 
πρὸς ὅόον ἀίσσοντος ἀν᾽ ἐϑύν, οὐδέ μιν ἔσχεν 
εὐρὺ δέων ποταμός" μέγα γὰρ σϑένος ἔμβαλ᾽ ᾿4ϑήνη. 304 
530 αὐτὰρ ᾿“Τπόλλων Φοῖβος ἐδύσετο Ἴλιον ἱρήν" 515 
μέμβλετο γάρ οἱ τεῖχος E&vdunroıo πόληος, 
μὴ Δαναοὶ ττέρσξιαν ὑπὲρ μόρον. αὐτὰρ ᾿Αἰχιλλεὺς δ115 520° 
Τρῶας ὁμῶς αὐτούς τ᾽ ὄλεχεν καὶ μώνυχας ἵππους. 
ὡς δ᾽ ὅτε καπνὸς ἰὼν εἰς οὐρανὸν εὐρὺν ἵχηται 
535 ἄστεος αἰϑομένοιο, ϑεῶν δέ ἑ μῆνις ἀνῆκεν, 
πᾶσι δ᾽ ἔϑηχε πόνον, πολλοῖσι δὲ ande” ἐφῆχεν, 
ὡς ᾿Αχιλεὺς Τρώεσσι πόνον nal κήδε᾽ ἔϑηχεν. 525 
ἑστήκει δ᾽ ὃ γέρων Πρίαμος ϑείου ἐπὶ πύργου, 
ἐς δ᾽ ἐνόησ᾽ ᾿Αχιλῆα πελώριον" αὐτὰρ Un’ αὐτοῦ 
540 Τρῶες ἄφαρ χλονέοντο πεφυζότες, οὐδέ τις ἀλκὴ 
γίγνεϑ᾽ " ὃ δ᾽ οἰμώξας ἀπὸ πύργου βαῖνε χαμᾶζε 
ὀτρύνων παρὰ τεῖχος ἀγαχλεϊτοὺς πτυλαωρούς" 530 
„rrerrtautvag ἐν χερσὶ πύλας ἔχετ᾽, εἰς ὅ χε λαοὶ 
ἔλθωσιν προτὶ ἄστυ πιεφυζότες" ἦ γὰρ ᾿Αχιλλεὺς 
545 ἐγγὺς ὅδε κλονέων" νῦν οἴω λοίγι᾽ ἔσεσϑαι. 
αὐτὰρ ἐπεί χ᾽ ἐς τεῖχος ἀναπιγεύσωσιν ἀλέντες, 
αὖτις ἐπιανϑέμεναι σανίδας πυκινῶς ἀραρυίας " 585 
δείδια γάρ, μὴ οὖλος ἀνὴρ ἐς τεῖχος ἅληται.“ 
ὡς ἔφαϑ', οἵ δ᾽ ἄνεσάν ve πύλας καὶ ἄπωσαν ὀχῆας" 
550 αἵ δὲ πετασϑεῖσαι τεῦξαν φάος. αὐτὰρ ᾿“πόλλων 
ἀντίος ἐξέϑορεν, Τρώων ἵνα λοιγὸν ἀλάλχοι. 
οἱ δ᾽ ἰϑὺς πόλιος χαὶ τείχεος ὑψηλοῖο, 540 
δέψην χαρχαλέοι, χεχογιμένοι ἐχ πεδίοιο 
φεῦγον" ὃ δὲ σφεδανὸν ἔφεττ᾽ ἔγχεϊ᾽ λύσσα δέ οἱ χῆρ 
555 αἰὲν ἔχεν χρατερή, μενέαινε δὲ χῦδος ἀρέσϑαι. 
ἔνϑα κεν ὑψίπυλον Τροίην ἕλον υἷες ᾿Αχαιῶν, 
ei μὴ ᾿Δπόλλων Φοῖβος ᾿4γήνορα δῖον ἀνῆκεν, 545 
por’ ᾿Αὐντήνορος υἱὸν ἀμύμονά TE χρατερόν TE. 


532 5, ὅ, 247. 


Ἕκτορος ἀναίρεσις. 519 


ἐν μέν οἱ xoadinı ϑάρσος βάλε, πὰρ δέ οἱ αὐτὸς Φ 
560 ἔστη, ὅπως ϑανάτοιο βαρείας χῆρας ἀλάλχοι, 
φηγῶι κεχλιμένος᾽" χεχάλυτοτο δ᾽ ἄρ᾽ ἠέρι πολλῆι. 
αὐτὰρ ὅ γ᾽ ὡς ἐνόησεν Ayıllja πτολίπορϑον, 550 
ἔστη, πολλὰ δέ οἱ χραδίη πόρφυρε μένοντι" 
ὀχϑήσας δ᾽ ἄρα εἶπε πρὸς ὃν μεγαλήτορα ϑυμόν" 
565 „& μοι ἐγών" εἰ μέν χεν ὑπὸ χρατεροῦ Ayılmog 
φεύγω, τῆι περ οἱ ἄλλοι ἀτυζόμενοι nAoveovraı, 
αἱρήσει μὲ χαὶ ὥς, καὶ ἀνάλκιδα δειροτομήσει. 555 
ei δ᾽ ἂν ἐγὼ τούτους μὲν ὑποχλονέεσϑαι ἐάσω 
Πηλεΐδηιν ᾿Αχιλῆε, zcooiv δ᾽ ἀττὸ τείχεος ἄλληι 
570 φεύγω πρὸς πεδίον λήιον, ὄφρ᾽ ἂν ἵχωμαι 
Ἴδης τε χνημοὺς χατά τε ῥδωπήια δύω" 
ἑσττέριος δ᾽ ἂν ἔπειτα λοεσσάμενος ποταμοῖο 560 
ἱδρῶ ἀποψυχϑεὶς προτὶ Ἴλιον ἀπονεοίμην. 
ἀλλὰ τέ ἦ μοι ταῦτα φίλος διελέξατο ϑυμός; 
575 μή μ᾽ ἀπαειρόμενον πόλιος πεδίονδε νοήσηι 
χαί μὲ μεταΐξας μάρψηιν ταχέεσσι πόδεσσιν. 
οὐχέτ᾽ ἔπειτ᾽ ἔσται ϑάνατον χαὶ χῆρας ἀλύξαι" 565 
λέην γὰρ χρατερὸς περὶ πάντων ἔστ᾽ ἀνϑρώπων. 
ei δέ χέν οἱ προπάροιϑε πόλιος χατεναντίον ἔλϑω" 
580 χαὲὶ γάρ ϑὴην τούτωι τρωτὸς χρὼς ὀξέι χαλχῶι, 
ἐν δὲ ἴα ψυχή, ϑνητὸν δέ ἕ φασ᾽ ἄνϑρωποι 
ἔμμεναι" αὐτάρ οἱ Κρονίδης Ζεὺς χῦδος ὀπάζει.“ 570 
ὡς einov Ayılma ἀλεὶς μένεν, ἐν δέ οἱ ἦτορ 
ἄλκιμον ὡρμᾶτο πτολεμίζειν ἠδὲ μάχεσϑαι. 
585 ἠύτε πάρδαλις εἶσι βαϑείης ἐχ ξυλόχοιο 
ἀνδρὸς ϑηρητῆρος ἐναντίον, οὐδέ τι ϑυμῶι 
ταρβεῖ οὐδὲ φοβεῖται, ἐπεὶ χυνυλαγμὸν ἀχούσηι" 575 
εἴ eo γὰρ φϑάμενός uw ἢ οὐτάσηι ἠὲ βάληισιν, 
ἀλλά τε χαὶ περὶ δουρὶ πεπαρμένη οὐκ ἀπολήγει 
590 ἀλχῆς, πρίν γ᾽ ἠὲ ξυμβλήμεναι ἠὲ δαμῆναι" 
ὡς ᾿Αντήνορος υἱὸς ἀγαυοῦ, δῖος Ayıvwg, 
οὐχ ἔϑελεν φεύγειν, πρὶν σπεειρήσαιτ᾽ ᾿Αχιλῆος, ὅ80 
ἀλλ᾽ ὅ γ᾽ do’ ἀσπίδα μὲν πρόσϑ᾽ ἔσχετο πάντοσ᾽ ἐΐσην, 


566 κλονέονται A. Syr., poßtovraı CDL, φοβέοντο Lips. 587 κυνυλα- 
yud» Zenodot: κεν ὕλαγμόν Hss. 


520 


595 


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625 


Entwickelungsgeschichte der Dias. 


ἐγχείην δ᾽ αὐτοῖο τιτύσχετο, χαὶ μέγ᾽ ἀύτει" 

» δή που μάλ᾽ ἔολπας ἐνὶ φρεσί, φαίδιμ᾽ ᾿Δχιλλεῦ, 
ἤματι τῶιδε πόλιν πέρσειν Τρώων ἀγερώχων, 
γηπύτι᾽, ἦ τ᾽ ἔτι πολλὰ τετεύξεται ἄλγε᾽ ἐπ᾽ αὐτῆι. 
ἐν γάρ οἱ πολέξς τε χαὶ ἄλχιμοι ἀνέρες εἰμέν, 

οἱ xal πρόσϑε φίλων τοχέων ἀλόχων τε χαὶ υἱῶν. 
Ἴλιον εἰρυόμεσϑα" σὺ δ᾽ ἐνθάδε πότμον ἐφέψεις, 
ὧδ᾽ ἔκπαγλος ἐὼν καὶ ϑαρσαλέος πολεμιστής". 

N da καὶ ὀξὺν ἄχοντα βαρείης χειρὸς ἀφῆχεν, 
καί ῥ᾽ ἔβαλε χνήμην ὑπὸ γούνατος οὐδ᾽ ἀφάμαρτεν" 
ἀμφὶ δέ οἱ χνημὶς νεοτεύχτου χασσιτέροιο 
σμερδαλέον κονάβησε" πάλιν δ᾽ ἀπὸ χαλκὸς ὄρουσεν. 
Πηλεΐδης δ᾽ ὡρμήσατ᾽ ᾿4γήνορος ἀντιϑέοιο 
δεύτερος" οὐδέ τ᾽ ἔασεν ᾿πόλλων κῦδος ἀρέσϑαι, 
ἀλλά uw ἐξήρπαξε, κάλυψε δ᾽ ἄρ᾽ ἠέρι πολλῆι, 
ἡσύχιον δ᾽ ἄρα uw πολέμου ἔχττεμττε νέεσϑαι. 
αὐτὰρ ὃ Πηλεΐωνα δόλων ἀποέργαϑε λαοῦ" 
αὐτῶι γὰρ ἑκάεργος ᾿4γήνορι πάντα ἐοικὼς 
ἔστη πρόσϑε ποδῶν" ὃ δ᾽ ἐπέσσυτο ποσσὶ διώχειν. 
ἧος ὃ τὸν πεδίοιο διώχετο πυροφόροιο, 
τρέψας παρ ποταμὸν βαϑυδινήεντα Σχάμανδρον, 


Φ 


a8 


τυτϑὸν ὑτιεχτεροϑέοντα᾽ δόλωι δ᾽ do’ ἔϑελγεν Anöhhwy, 


ὡς αἰεὶ ἔλποιτο κιχήσεσϑαι ποσὶν οἷσιν" 
τόφρ᾽ ἄλλοι Τρῶες πεφοβημένοι ἦλϑον ὁμέλωε 
ἀσπάσιοι προτὶ ἄστυ, πόλις δ᾽ ἔμπλητο ἀλέντων᾽" 
οὐδ᾽ ἄρα τοί γ᾽ ἔτλαν πόλιος καὶ τείχεος ἐχτὸς 
μεῖναι ἔτ᾽ ἀλλήλους, χαὶ γνώμεναι, ὅς τε πεφεύγει 
ὅς τ᾽ ἔϑαν᾽ ἐν πολέμωι" ἀλλ᾽ ἐσσυμένως ἐσέχυντο 
ἐς πόλιν, ὅν τινα τῶν ye πόδες καὶ γοῦνα σαώσαι. 
ὡς οἵ μὲν χατὰ ἄστυ, πεφυζότες ἠύτε νεβροΐ, 
ἱδρῶ ἀπεψύχοντο πίον τ᾽ ἀχέοντό τε δίψαν, 
κεχλιμένοι χαλῆισιν ἐπάλξεσιν᾽ αὐτὰρ ᾽Αχαιοὶ 
τείχεος ἄσσον ἴσαν σάχε᾽ ὥμοισιν χλίναντες. 
Ἕχτορα δ᾽ αὐτοῦ μεῖναι ὀλοιὴ μοῖρα πέδησεν, 
᾿Ιλίου προττάροιϑε πυλάων ve Ixaıdwv. 


σαν Hss. 


605 


610 


594 S. 251. 613 Fos Curtius; ἕως Hss. 622 σαώσαε Aristarch; σάω- 


630 


635 


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"Errtooos ἀναέρεσις. 


αὐτὰρ Πηλεΐωνα προσηύδα Φοῖβος Anöhkwy* 
»τίπτε με, Πηλέος υἱέ, ποσὶν ταχέεσσι διώχεις, 
αὐτὸς ϑνητὸς ἐὼν ϑεὸν ἄμβροτον; οὐδὲ νύ πώ. μὲ 
ἔγνως ὡς ϑεός εἰμι, σὺ δ᾽ ἀσπερχὲς μεγνξαίγεις. 

N νύ τοι οὔ τι μέλει Τρώων πόνος, οὗς ἐφόβησας, 
οὗ δή τοι εἰς ἄστυ ἄλεν, σὺ δὲ δεῦρο λιάσϑης. 

οὐ μέν μὲ χτεγέεις, ἐττεὶ οὔ τοι μόρσιμός εἰμι." 


τὸν δὲ μέγ᾽ ὀχϑήσας προσέφη πόδας ὠκχὺς Ayuhleig' 


»ἔβλαψάς u’, ἑχάεργε, ϑεῶν ὀλοώτατε πάντων, 
ἐνθάδε νῦν τρέψας ἀπὸ τείχεος" N κ᾿ ἔτι πολλοὶ 
γαῖαν ὀδὰξ εἷλον πρὶν Ἴλιον εἰσαφικέσϑαι. 
γῦν δ᾽ ἐμὲ μὲν μέγα κῦδος ἀφείλεο, τοὺς δὲ σάωσας 
ῥηιδίως, ἐπεὶ οὔ τι τίσιν γ᾽ ἔδεισας ὀπίσσω" 
ἦ σ᾽ ἂν τισαίμην, εἴ μοι δύναμίς γε παρείη.“ 

ὡς εἰπὼν προτὶ ἄστυ μέγα φρονέων ἐβεβήκχει, 


΄ῳ 


σευάμενος ὥς ϑ᾽ ἵππος ἀεϑλοφόρος σὺν ὄχεσφιν, 


ὅς da τὲ ῥεῖα ϑέηισι τιταινόμενος πεδίοιο" 


ὡς ᾿Αχιλεὺς λαιψηρὰ πόδας καὶ γούνατ᾽ ἐνώμα. 


τὸν δ᾽ ὅ γέρων Πρίαμος πρῶτος ἴδεν ὀφθαλμοῖσιν, 


παμφαίνονθ᾽ ὥς τ᾽ ἀστέρ᾽, ἐπεσσύμενον πεδίοιο, 
ὅς ῥά τ᾽ ὀπώρης εἶσιν, ἀρίζηλοι δέ οἱ αὐγαὶ 
φαίνονται πολλοῖσι μετ᾽ ἀστράσι νυχτὸς ἀμολγῶι" 
ὅν τὲ κύν᾽ Ὦρίωνος ἐπίκλησιν καλέουσιν. 


λαμπρότατος μὲν ὅ γ᾽ ἐστί, χαχὸν δέ τὲ σῆμα τέτυχται, 


χαέ ve φέρει πολλὸν πυρετὸν δειλοῖσι βροτοῖσιν" 
ὡς τοῦ χαλκὸς ἔλαμπε περὶ στήϑεσσι ϑέοντος. 
ὥιμωξεν δ᾽ ὃ γέρων, κεφαλὴν δ᾽ ὅ γε κόψατο χερσὶν 
ὑψόσ᾽ ἀνασχόμενος, μέγα δ᾽ οἰμώξας ἐγεγώνει 
λισσόμενος φίλον υἱόν" ὃ δὲ προπάρονϑε πυλάων 
ἑστήκει, ἄμοτον μεμαὼς Ayıljı μάχεσϑαι. 

τὸν δ᾽ ὃ γέρων ἐλεεινὰ προσηύδα χεῖρας Ögeyvüg‘ 
„Extog, μή μοι uluve, φίλον τέχος, ἀνέρα τοῦτον 
οἷος ἄνευϑ᾽ ἄλλων, ἵνα μὴ τάχα πότμον Enrlorenıg 
Πηλεΐωνι δαμείς, ἐπεὶ ἦ πολὺ φέρτερός ἔστιν, 
σχέτλιος αἴϑε ϑεοῖσι φίλος τοσσόνδε γένοιτο 
ὅσσον ἐμοί" τάχα κέν ἑ χύνες nal γῦπες ἔδοιεν 


χείμενον᾽ N χέ μοι αἰνὸν ἀπὸ πραπίδων ἄχος ἔλϑοι" 


521 


10 


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700 


Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


ὅς μ᾽ υἱῶν πολλῶν τε καὶ ἐσθλῶν εὖὗνιν ἔϑηχεν, 
xreivwv χαὶ περνὰς νήσων ἐπὶ τηλεδαπάων. 

χαὶ γὰρ νῦν δύο παῖδε, “υχάονα καὶ Πολύδωρον, 
οὐ δύναμαι ἐδέειν Τρώων εἰς ἄστυ ἀλέντων, 

τούς μοι “Ζαοϑόη τέχετο, χρείουσα γυναιχῶν. 

ἀλλ᾽ εἰ μὲν ζώουσι μετὰ στρατῶι, ἦ τ᾽ ἂν ἔπειτα 
χαλχοῦ τε χρυσοῦ τ᾽ ἀπολυσόμεϑ᾽ - ἔστι γὰρ ἔνδον" 
πολλὰ γὰρ ὥπασε παιδὶ γέρων ὀνομάχλυτος "Ἄλτης. 
εἰ δ᾽ ἤδη τεϑνᾶσι καὶ εἰν ᾿Αἰδαο δόμοισιν, 

ἄλγος ἐμῶει ϑυμῶι χαὶ μητέρι, τοὶ τεχόμεσϑα" 
λαοῖσιν δ᾽ ἄλλοισι μινυνϑαδιώτερον ἄλγος 
ἔσσεται, ἢν μὴ καὶ σὺ ϑάνηις Ayıljı δαμασϑείς. 
ἀλλ᾽ εἰσέρχεο τεῖχος, ἐμὸν τέχος, ὄρρα σαώσηις 
Τρῶας χαὶ Τρωιάς, μηδὲ μέγα χῦδος ὀρέξηις 
Πηλεΐδηι, αὐτὸς δὲ φίλης αἰῶνος ἀμερϑῆις. 

πρὸς δ᾽ ἐμὲ τὸν δύστηνον ἔτι φρονέοντ᾽ ἐλέησον, 
δύσμορον, ὅν da πατὴρ Κρονίδης ἐπὶ γήραος οὐδῶει 
aionı ἐν ἀργαλέην φϑίσει, κακὰ πόλλ᾽ ἐπιδόντα, 
υἷάς τ᾽ ὀλλυμένους ἑλχηϑείσας τε ϑύγατρας, 

χαὶ ϑαλάμους κεραϊζομένους, καὶ νήπια τέχγα 
βαλλόμενα προτὶ γαίηι ἐν αἰνῆι δηιοτῆτι, 
ἑλχομένας τε γυοὺς ὀλοῆισ᾽ ὑπὸ χερσὶν ᾿4χαιῶν. 
αὐτὸν δ᾽ ἂν πύματόν μὲ κύνες πρώτηισι ϑύρηισιν 
ὠμησταὶ ἐρύουσιν, ἐπεί χέ τις ὀξέι χαλχῶι 

τύψας ἠὲ βαλὼν ῥεϑέων ἐκ ϑυμὸν ἕληται, 

οὗς «τρέφον ἐν μεγάροισι roaneljag ϑυραωρούς, 

οἵ κ᾿ ἐμὸν alua πιόντες, ἀλύσσοντες περὶ ϑυμῶι, 
xeloovr’ ἐν προϑύροισι. νέωι δέ τε ττάντ᾽ ἐτεέοιχεν, 
ἀρηιχταμένωι, δεδαϊγμένωι ὀξέι χαλχῶι, 

χεῖσθαι". πάντα δὲ χαλὰ ϑανόντι περ, ὅττι φανήηι" 
ἀλλ᾽ ὅτε δὴ πολιόν τε χάρη πολιόν τε γένξιον, 
αἰδῶ τ᾽ αἰσχύνωσι χύνες χταμένοιο γέροντος, 

τοῦτο δὴ οἴχτιστον ττέλεται δειλοῖσι βροτοῖσιν.“ 


45 


75 


ἢ δ᾽ ὃ γέρων, πολιὰς δ᾽ ἄρ᾽ ἀνὰ τρίχας ἕλκετο χερσὶν 


τίέλλων ἐκ χεφαλῆς" οὐδ᾽ "Errogı ϑυμὸν ἔπειϑεν. 
μήτηρ δ᾽ ads ἑτέρωθεν ὀδύρετο δάχρυ χέουσα, 
χόλπον ἀνιεμένη, ἑτέρηφι δὲ μαζὸν ἀνέσχεν. 


"Exrrogos ἀναέρεσις. 523 


nal μιν δάχρυ χέουσ᾽ ἔπεα πτερόεντα προσηύδα" Ἂν 
» χτορ, τέχνον ἐμόν, τάδε τ᾽ αἴδεο καί u’ ἐλέησον 

705 αὐτήν, εἴ ποτέ τοι λαϑικηδέα μαζὸν ἐπέσχον. 
τῶν μνῆσαι, φίλε τέχνον, ἄμυνε δὲ δήιον ἄνδρα 
τείχεος ἐντὸς ἐών, μηδὲ πρόμος ἵστασο τούτωι. 85 
σχέτλιος" εἴ περ γάρ σε χαταχτάγηει, οὔ σ᾽ ἔτ᾽ ἐγώ γε 
χλαύσομαει ἐν λεχέεσσι, φίλον ϑάλος, ὃν τέχον αὐτή, 

710 οὐδ᾽ ἄλοχος πολύδωρος" ἄνευϑε δέ σὲ μέγα νῶιν 
Aoysiwv παρὰ νηυσὶ χύνες ταχέες χατέδονται."" 

ὡς τώ γε χλαίοντε προσαυδήτην φέλον υἱόν, 90 
πολλὰ λισσομένω᾽ οὐδ᾽ ἝἜχτορι ϑυμὸν ἔπειϑον, 
ἀλλ᾽ ὅ γε uluv’ Ayılja πελώριον ἄσσον ἰόντα. 

"715 ὡς δὲ δράχων ἐπὶ χειῆι ὀρέστερος ἄνδρα μένηισιν, 
βεβρωκχὼς καχὰ φάρμαχ᾽ " ἔδυ δέ τέ μὲν χόλος αἶνός, 
σμερδαλέον δὲ δέδορχεν ἑλισσόμενος περὶ χειῆι" 95 
ὡς Ἕχτωρ ἄσβεστον ἔχων μένος οὐχ ὑπεχώρει, 
πύργωι ἐπὶ προύχοντι φαεινὴν ἀσπίδ᾽ ἐρείσας. 

720 ὀχϑήσας δ᾽ ἄρα εἶπτε πρὸς ὃν μεγαλήτορα ϑυμόν᾽ 
»ὦ ucı ἐγών, εἰ μέν χε πύλας χαὶ τείχεα δύω, 
Πουλυδάμας μοι πρῶτος ἐλεγχείην ἀναϑήσει, 100 
ὅς μ᾽ ἐχέλευς Τρωσὶ ποτὶ πτόλιν ἡγήσασϑαι 
γύχϑ᾽ ὑπὸ τήνδ᾽ ὀλοήν, ὅτε τ᾽ ὥρετο ὃῖος ᾿ΑἸχιλλεύς. 

725 ἀλλ᾽ ἐγὼ οὐ πιϑόμην" ἦ τ᾽ ἂν πολὺ κέρδιον ἦεν. 
γῦν δ᾽, ἐπεὶ ὥλεσα λαὸν ἀτασπαλίηισιν ἐμῆισιν, 
αἰδέομαι Τρῶας χαὶ Τρωιάδας ἑλχεσιπέπλους, 105 
un ποτέ τις εἴπηισι χαχώτερος ἄλλος ἐμεῖο" 

“Ἔχτωρ ἦφι βίηφε πυιϑήσας ὥλεσε λαόν." 

730 ὡς ἐρέουσιν᾽ ἐμοὶ δὲ τότ᾽ ἂν τιολὺ κέρδιον εἴη 
ἄντην ἢ Ayılja χαταχτείναντι γέεσϑαι 
ἠέ χεν αὐτῶι ὀλέσϑαι ἐυχλειῶς πρὸ πόληος. 110 
εἰ δέ χεν ἀσπίδα μὲν χκαταϑείομαι ὅπλα Te πάντα 
χαὶ χόρυϑα βριαρήν, δόρυ δὲ πρὸς τεῖχος ἐρείσας 

735 αὐτὸς ἰὼν ᾿ἄχιλῆος ἀμύμονος ἀντίος ἔλϑω 
xal οἱ ὑπόσχωμαι Ἕλένην nal χτήμαϑ᾽ ἅμ᾽ αὐτῆι 
πάντα μάλ᾽, ὅσσα τ᾽ ᾿Δλέξανδρος χοίληισ᾽ ἐνὶ νηυσὶνν 115 


733 ὅπλα τε πάντα ὅγτ.: ὀμφαλόεσσαν die übrigen; 5, S. 238. 


524 


740 


745 


750 


755 


760 


765 


770 


Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


ἠγάγετο Τροίηνδ᾽, ἥ τ᾽ ἔπλετο νείχεος ἀρχή, 
δωσέμεν "Argeiönıcıy ἄγειν, ἅμα δ᾽ ἀμφὶς ᾿Αχαιοῖς 
ἄλλ᾽ ἀποδάσσεσϑαι, ὅσα τε πτόλις ἥδε κέχευϑεν" 
Τρωσὶν δ᾽ αὖ μετόπισϑε γερούσιον ὅρχον ἕλωμαι 
μή τι χαταχρύψειν, ἀλλ᾽ ἄνδιχα πάντα δάσεσϑαι. 
ἀλλὰ τί ἦ μοι ταῦτα φίλος διελέξατο ϑυμός; 

μή uw ἐγὼ μὲν ἵχωμαι ἰών, ὃ δέ μ᾽ οὐχ ἐλεήσει 
οὐδέ τί μ᾽ αἰδέσεται, χτενέει δέ μὲ γυμνὸν ἐόντα 
αὔτως ὥς τε γυγναῖχα, ἐττεί χ᾽ ἀπὸ τεύχεα δύω. 

οὐ μέν πως νῦν ἔστιν ἀπὸ δρυὸς οὐδ᾽ ἀπὸ πέτρης 
τῶι ὀαριζέμεγναι, ἅ ve παρϑένος ἠίΐϑεός τε, 
παρϑένος ἠέϑεός τ᾽ ὀαρίζετον ἀλλήλοιιν. 

βέλτερον αὖτ᾽ ἔριδι ξυνελαυνέμεν ὅττι τάχιστα" 
εἴδομεν ὁπητοτέρωιν χεν Ὀλύμττειος εὖχος ὀρέξηι.““ 


ὡς ὥρμαινε μένων, ὃ δέ οἱ σχεδὸν ἦλϑεν ᾿Αχιλλεὺς 


loog Ἐνυαλίωι, κορυϑάικι πτολεμιστῆι, 

σείων Πηλιάδα μελίην χατὰ δεξιὸν ὦμον 
δεινήν" ἀμφὶ δὲ χαλχὸς ἐλάμπετο εἴκελος αὐγῆι 
ἢ πυρὸς αἰϑομένου ἢ Neklov ἀνιόντος. 


Ἕχτορα δ᾽, ὡς ἐνόησεν, ἕλε τρόμος" οὐδ᾽ ἄρ᾽ ἔτ᾽ ἔτλη 


αὖϑι μένειν, ὀπίσω δὲ πύλας λίπε, βῆ δὲ φοβηϑείς. 
Πηλεΐδης δ᾽ ἐπόρουσε ποσὶ χραιτνοῖσι τεεπτοιϑώς. 
ἠύτε χίρχος ὄρεσφιν, ἐλαφρότατος πετεηνῶν, 
ῥηιδέως οἴμησε μετὰ τρήρωνα πέλειαν" 

N δέ I ὕπαιϑα φοβεῖται, ὃ δ᾽ ἐγγύϑεν ὀξὺ λεληχὼς 
ταρφέ᾽ ἐπαΐσσει, ἑλέειν τέ E ϑυμὸς ἀνώγει" 

ὡς ἄρ᾽ ὅ γ᾽ ἐμμεμαὼς ἐϑὺς πέτετο, τρέσε δ᾽ “Ἔχτωρ 
τεῖχος ὑπὸ Τρώων, λαιψηρὰ δὲ γούνατ᾽ ἐνώμα. 

οἵ δὲ παρὰ σχοπιὴν καὶ ἐρινεὸν ἠνεμόεντα 

τείχεος αἰὲν ὑπτὲχ nat’ ἀμαξιτὸν ἐσσεύοντο, 

χρουνὼ δ᾽ ἵχανον καλλιρρόω, ἔνϑα τὲ πηγαὶ 

δοιαὶ ἀναΐσσουσι Σχαμάνδρου δινήεντος" 

N μὲν γάρ 9 ὕδατι λιαρῶι δέει, ἀμφὶ δὲ χαπνὸς 
γίγνεται ἐξ αὐτῆς ὡς εἰ πυρὸς αἰϑομένοιο" 

ἣ δ᾽ ἑτέρη ϑέρεϊὶ προρέει ἐικυῖα χαλάζηι 


742 δάσεσϑαι H. Stephanus; δάσασϑαι Hss. 


122 


125 


130 


135 


140 


145 


150 


X 121 mit AD Vind. athetirt. 


Ἕκτορος ἀναέρεσις. 525 


ἢ χιόνι ψυχρῆι ἢ ἐξ ὕδατος χρυστάλλωι. X 
ἔνϑα δ᾽ ἐπ᾽ αὐτάων πλυνοὶ εὐρέες ἐγγὺς ἔασιν 
775 χαλοὶ λαΐνεοι, ὅϑι εἵματα σιγαλόεντα 
χσυλύνεσχον Τρώων ἄλοχοι χαλαέ τε ϑύγατρες 155 
τὸ πρὶν ἐπ᾿ εἰρήνης, πρίν γ᾽ ἐλϑεῖν υἷας Ayaıöv. 
τῆι da παραδραμέτην, φεύγων, ὃ δ᾽ ὄπισϑε διώχων" 
πρόσϑε μὲν ἐσϑλὸς ἔφευγε, δίωκε δέ μὲν μέγ᾽ ἀμείνων 
780 χαρπαλίμως, ἐπεὶ οὐχ ἱερήιον οὐδὲ Posinv 
ἀρνύσϑην, ἅ τε ποσσὶν ἀέϑλια γίγνεται ἀνδρῶν, 160 
ἀλλὰ περὶ ψυχῆς ϑέον Ἕχτορος ἱπποδάμοιο. 
ὡς δ᾽ ὅτ᾽ ἀεϑλοφόροι περὶ τέρματα μώνυχες ἵπποι 
ῥίμφα μάλα τρωχῶσι᾽ τὸ δὲ μέγα χεῖται ἄεϑλον, 
785 ἢ τρίπος ἠὲ γυνή, ἀνδρὸς χατατεϑνγνηῶτος" 
ὡς τὼ τρὶς Πριάμοιο πόλιν περιδινηϑήτην 


χαρπαλίμοισι πόδεσσι" ϑεοὶ δέ TE σπιάντες ὁρῶντο. 166 
ἀλλ᾽ ὅτε δὴ τὸ τέταρτον ἐπὶ χρουνοὺς ἀφίχοντο, 208 
χαὶ τότε δὴ χρύσεια Πατὴρ ἐτίταινε τάλαντα, 

790 ἐν δ᾽ Erideı δύο χῆρε τανηλεγέος ϑαγάτοιο, 210 


τὴν μὲν ᾿Αχιλλῆος, τὴν δ᾽ Ἕχτορος ἱπποδάμοιο, 
Ehre δὲ μέσσα λαβών dere δ᾽ Ἕχτορος αἴσιμον ἦμαρ, 
öiyero δ᾽ εἰς ᾿Αἰδαο, λίπεν δέ ἑ Φοῖβος ᾿Ζ“πόλλων. 
Πηλεΐωνα δ᾽ ἵχανε ϑεὰ γλαυχῶπις ᾿49ϑήνη, 
795 ἀγχοῦ δ᾽ ἱσταμένη ἔπεα πτερόεντα προσηύδα" 215 
„vv δὴ vol γ᾽ Eohma, διέφιλε φαίδιμ᾽ ᾿Αχιλλεῦ, 
οἴσεσϑαι μέγα κῦδος ᾿ΑΙχαιοῖσιν προτὶ νῆας, 
ἽἝχτορα δηιώσαντε μάχης ἄατόν seo ἐόντα. 
οὔ οἱ νῦν ἔτι γ᾽ ἔστι πεφυγμένον ἄμμε γενέσϑαι, 
800 οὐδ᾽ εἴ κεν μάλα πολλὰ πάϑηι ἑχάεργος ᾿πόλλων 220 
σπιροτυροχυλινδόμενος πατρὸς Διὸς αἰγιόχοιο. 
ἀλλὰ σὺ μὲν νῦν στῆϑι χαὶ ἄμτινυε, τόνδε δ᾽ ἐγώ τοι 
οἰχομένη τύετυυϑήσω ἐναντέβιον μαχέσασϑαι.“ 
ὡς par’ ᾿4ϑηναίη, ὃ δ᾽ ἐπείϑετο, χαῖρε δὲ ϑυμῶι, 
806 στῆ δ᾽ ἄρ᾽ ἐπὶ μελίης χαλκογλώχινος ἐρεισϑείς. 225 
N δ᾽ ἄρα τὸν μὲν ἔλειπτε, κιχήσατο δ᾽ "Erroga diov 
Anıydßwı ἐικυῖα δέμας χαὶ ἀτειρέα φωνήν. 


777 πρέν γ᾽ G. Hermann; πρέν Hss. X 167—207 8. 247. 789—792 
= U. 1. 2143—2146. 


526 


Entwickelungsgeschichte der Ilias. 
ἀγχοῦ δ᾽ ἱσταμένη ἔπεα πτερόεντα προσηύδα" Χ 
»ἤϑεῖ᾽, ἦ μάλα δή σε βιάζεται ὠκὺς ᾿Αχιλλεύς, 
810 ἄστυ περὶ Πριάμοιο ποσὶν ταχέεσσι διώχων᾽ 230 


ἀλλ᾽ ἄγε δὴ στέωμεν καὶ ἀλεξώμεσϑα μένοντες.“ 
τὴν δ᾽ αὖτε προσέειττε μέγας χορυϑαίολος “Ἔχτωρ᾽ 
„Amipoß’, ἦ μέν μοι τὸ πάρος πολὺ φίλτατος ἦσϑα, 283 
γῦν δ᾽ ἔτι nal μᾶλλον νοέω φρεσὶ τιμήσεσϑαι, 235 
815 ὃς ἔτλης ἐμεῦ εἵνεχ᾽, ἐπεὶ ἴδες ὀφθαλμοῖσιν, 
τείχεος ἐξελϑεῖν, ἄλλοι δ᾽ ἔντοσϑε μένουσιν.“ 
τὸν δ᾽ αὖτε προσέειπε ϑεὰ γλαυχῶπις ᾿ϑήνη" 
»ἠϑεῖ᾽, ἢ μὲν πολλὰ πατὴρ xal πότνια μήτηρ 
λίσσονθ᾽ ἑξείης γουνούμενοι, ἀμφὶ δ᾽ ἑταῖροι, 240 
820 αὖϑι μένειν" τοῖον γὰρ ὑποτρομέουσιν ἅπαντες" 
ἀλλ᾽ ἐμὸς ἔνδοϑι ϑυμὸς ἐτείρετο πένϑεξ λυγρῶι. 
γῦν δ᾽ ἐϑὺς μεμαῶτε μαχώμεϑα, μηδέ τι δούρων 
ἔστω φειδωλή, ἵνα εἴδομεν, εἴ χεν ᾿Αχιλλεὺς 
γῶι χαταχτείνας ἔναρα βροτόεντα φέρηται 245 
825 γῆας Ei γλαφυράς, ἤ κεν σῶι δουρὶ daueln.“ 
ὡς φαμένη καὶ κερδοσύνηι ἡγήσατ᾽ ᾿ϑήνη. 
οἵ δ᾽ ὅτε δὴ σχεδὸν ἦσαν ἐττ᾿ ἀλλήλοισιν ἰόντες, 
τὸν πιρότερος προσέειπε μέγας χορυϑαίολος Ἕχτωρ᾽ 
„od σ᾽ ἔτι, Πηλέος υἱέ, φοβήσομαι, ὧς τὸ πάρος περ 300 
880 τρὶς περὶ ἄστυ μέγα Πριάμου δίον οὐδέ ποτ᾽ ἔτλην 
μεῖναι ἐπερχόμενον" νῦν αὖτέ μὲ ϑυμὸς ἀνῆχεν 
στήμεναι ἀντία σεῖο" ἕλοιμέ χεν ἤ κεν ἁλοίην. 
ἀλλ᾽ ἄγε δεῦρο ϑεοὺς ἐπιβωσόμεϑ᾽" ol γὰρ ἄριστοι 
μάρτυροι ἔσσονται καὶ ἐπίσχοποι ἁρμονιαων. 255 
835 οὐ γὰρ ἐγώ σ᾽ ἔχπταγλον ἀεικιῶ, al χεν ἐμοὶ Ζεὺς 
don χαμμονίην, σὴν δὲ ψυχὴν ἀφέλωμαι" 
ἀλλ᾽ ἐπεὶ ἄρ κέ σε συλήσω χλυτὰ τεύχε᾽, ᾿Αἰχιλλεῦ, 
γεχρὸν ᾿Αχαιοῖσιν δώσω πάλιν" ὡς δὲ σὺ ῥέζειν." 
τὸν δ᾽ ἄρ᾽ ὑπόδρα ἰδὼν προσέφη πόδας ὠχὺς Ayıhheüg' 
840 “Ἔχτορ, μή μοι, ἄλαστε, συνημοσύνας ἀγόρευε. 261 
ὡς οὐχ ἔστι λέουσι καὶ ἀνδράσιν ὅρχια πιστά, 
οὐδὲ λύχοι τε χαὶ ἄρνες ὁμόφρονα ϑυμὸν ἔχουσιν, 
ἀλλὰ καχὰ φρονέουσι διαμπερὲς ἀλλήλοισιν, 


X 284 5. 425. 


“Exrogos dvalosoı. 527 


ὡς οὐχ ἔστ᾽ ἐμὲ xal σὲ φιλήμεναι, οὔτε τι νῶιν X %5 
845 ὅρχια ἔσσονται, πρίν γ᾽ ἢ ἕτερόν γε πεσόντα 

αἵματος ἄσαι "dona ταλαύρινον πολεμιστήν. 

παντοίης ἀρετῆς μιμνήσχεο" νῦν σὲ μάλα χρὴ 

αἰχμητήν 7’ ἔμεναι χαὶ ϑαρσαλέον πολεμιστήν. 

οὔ τοι ἔτ᾽ ἔσϑ᾽ ὑπάλυξις, ἄφαρ δέ σε Παλλὰς “Ζ29ήνη 
860 ἔγχει ἐμῶν δαμάαι" νῦν δ᾽ ἀϑρόα πάντ᾽ ἀποτίσεις, 211 

[κήδε᾽ ἐμῶν ἑτάρων, οὗς ἔχτανες ἔγχεϊ ϑύιων].“΄ 

ἦ da, χαὶ ἀμτιξπαλὼν προΐει δολιχόσχεον ἔγχος, 

χαὶ τὸ μὲν ἄντα ἰδὼν ἠλεύατο φαίδιμος "Errwg' 

ἕζετο γὰρ προϊδών, τὸ δ᾽ ὑπέρπτατο χάλχεον ἔγχος, U 
855 ἐν yalnı δ᾽ ἐπάγη" ἀνὰ δ᾽ ἥρπασε Παλλὰς ᾿4ϑήνη, 

ἂψ δ᾽ Ayılmı δίδου, λάϑε δ᾽ Ἔχτορα ποιμένα λαῶν. 

Ἕχτωρ δὲ προσέειπεν ἀμύμονα Πηλεΐωνα" 

»ἤμβροτες, οὐδ᾽ ἄρα πώ τι, ϑεοῖσ᾽ ἐπιείχελ᾽ ᾿Αχιλλεῦ, 

ἐν Διὸς ἠείδης τὸν ἐμὸν μόρον" ἦ τοι ἔφης ye' 280 
860 ἀλλά τις ἀρτιεττὴς καὶ ἐττίχλοπτος ἔπλεο μύϑων, 

ὄφρα σ᾽ ὑποδείσας μένεος ἀλχῆς ve λάϑωμαι. 

οὐ μέν μοι φεύγοντι μεταφρένωι ἐν δόρυ πήξεις, 

ἀλλ᾽ ἰἐἰϑὺς μεμαῶτι διὰ στήϑεσφιν ἔλασσον, 

εἴ τοι ἔδωχε ϑεός" νῦν αὖτ᾽ ἐμὸν ἔγχος ἄλευαι 285 
865 χάλχεον᾽ ὡς δή uw σῶι ἐν χροὶ πᾶν χομίσαιο" 

nal χὲν ἐλαφρότερος πόλεμος Τρώεσσι γένοιτο 

σεῖο χαταφϑιμένοιο᾽ σὺ γάρ σφισι πῆμα μέγιστον.“ 

ἦ da, καὶ ἀμτιετταλὼν προΐει δολιχόσχιον ἔγχος, 

χαὶ βάλε Πηλεΐδαο μέσον σάχος οὐδ᾽ ἀφάμαρτεν᾽ 290 
870 τῆλε δ᾽ ἀπετελάγχϑη σάχεος δόρυ. χώσατο δ᾽ “Ἔχτωρ, 

ὅττι ῥά οἱ βέλος ὠχὺ ἐτώσιον ἔχφυγε χειρός, 

στῆ δὲ χατηφήσας, οὐδ᾽ ἄλλ᾽ ἔχε μείλινον ἔγχος. 

Anipoßov δ᾽ ἐκάλει λευχάσπιδα μαχρὸν ἀύσας" 

ἤιτεέ μιν δόρυ μαχρόν᾽ ὃ δ᾽ οὔ τί οἱ ἐγγύϑεν ἦεν. 295 
875 “Ἔχτωρ δ᾽ ἔγνω ἦισιν ἐνὶ φρεσὶ φώνησέν τε" 

»ὦ πόποι, ἦ μάλα δή μὲ ϑεοὶ ϑάνατόνδε κάλεσσανγ᾽ 

Anigoßov γὰρ ἐγώ γ᾽ ἐφάμην ἥρωα παρεῖναι" 

ἀλλ᾽ ὃ μὲν ἐν τείχει, ἐμὲ δ᾽ ἐξαπάτησεν ᾿4ϑήνγη. 


851 (vgl. 4 882) fehlt in 1, und Paris. und ist wohl mit Nauck zu athetiren. 


528 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


vov δὲ δὴ ἐγγύϑι μοι ϑάνατος καχός, οὐδέ τ᾽ ἄνευϑεν, X 
880 οὔδ᾽ ἀλέη" ἦ γάρ da πάλαι τό γε φίλτερον ἦεν 801. 

Ζηνί ve καὶ Διὸς vlı ἑχηβόλωι, οἵ μὲ πάρος yE 

πρόφρονες εἰρύατο᾽ νῦν αὖτέ μὲ μοῖρα xıydvei. 

μὴ μὴν ἀσπουδεί γε χαὶ ἀχλειῶς ἀπολοίμην, 

ἀλλὰ μέγα δέξας τι καὶ ἐσσομένοισι πυϑέσθϑαι. 305 
885 ὡς ἄρα φωνήσας εἰρύσσατο φάσγανον ὀξύ, 

τό οἱ ὑπὸ λαπάρην τέτατο μέγα τὲ στιβαρόν τε, 

οἴμησεν δὲ ἀλεὶς ὥς τ᾽ αἰετὸς ὑψιπετήεις, 

ὅς τ᾽ εἶσιν πεδίονδε διὰ νεφέων ἐρεβεννῶν 

ἁρπάξων ἢ dov’ ἀμαλὴν ἢ πτῶκα λαγωόν" 810 
890 ὡς ἜἜχτωρ οἴμησε τινάσσων φάσγανον ὀξύ. ; 

ὡρμήϑη δ᾽ ᾿Αχιλεύς, μένεος δ᾽ ἐμπλήσατο ϑυμὸν 

ἀγρίου, πρόσϑεν δὲ σάχος στέρνοιο χάλυψεν 

καλὸν δαιδάλεον, χόρυϑιε δ᾽ ἐπένευε φαεινῆι. ᾿ 84 

οἷος δ᾽ ἀστὴρ εἶσι μετ᾽ ἀστράσι νυχτὸς ἀμολγῶι 811 
895 ἕσπερος, ὃς κάλλιστος ἐν οὐρανῶι ἵσταται ἀστήρ, 

ὡς αἰχμῆς ἀπέλαμτπ᾽ ἐυήχεος, ἣν ἄρ᾽ ᾿Αἀχιλλεὺς 


πάλλεν δεξιτερῆι φρονέων κακὸν "Errogı δίωι, 820 

εἰσορόων χρόα καλόν, ὅττηι εἴξειε μάλιστα. 

τοῦ δὲ χαὶ ἄλλο τόσον μὲν ἔχε χρόα χάλχεα τεύχη, 822 
900 φαΐνετο δ᾽, ἧι χληῖδες dr’ ὥμων αὐχέν᾽ ἔχουσιν, 824 

λαυχανίη, ἵνα ve ψυχῆς ὥχιστος ὄλεϑρος" 325 


τῆι δ᾽ ἐπὶ οἵ μεμαῶτ᾽ ἔλασ᾽ ἔγχεϊ δῖος ᾿Αἰχιλλεύς, 
ἀντιχρὺς δ᾽ ἁπαλοῖο δι᾿ αὐχένος ἤλυϑ᾽ ἀχωχή. 
οὐδ᾽ ἄρ᾽ ἀπ᾽ ἀσφάραγον μελίη τάμε χαλχοβάρεια, 
905 ὄφρα τί uw προτιείποι ἀμειβόμενος ἐπέεσσιν. 
ἤριττε δ᾽ ἐν κονίηισ᾽ " ὃ δ᾽ ἐπεύξατο δῖος ᾿Αχιλλεύς᾽" 330 
» Ἔχτορ, ἀτάρ που ἔφης Πατροχλῆ᾽ ἐξεναρίζων 
σῶς ἔσσεσϑ᾽, ἐμὲ δ᾽ οὐδὲν ὀπίζεο νόσφιν ἐόντα, 
γήτειε" τοῖο δ᾽ ἄνευϑεν ἀοσσητὴρ μέγ᾽ ἀμείνων 
910 γηυσὶν ἐπὶ γλαφυρῆισιν ἐγὼ μετόπισϑε λελείμμην, 
ὅς τοι γούνατ᾽ ἔλυσα. σὲ μὲν χύνες ἠδ᾽ οἰωνοὶ 335 
ἑλχήσουσ᾽ ἀιχῶς, τὸν δὲ χτεριοῦσιν Ayauol.“ 
τὸν δ᾽ ὀλιγοδρανέων προσέφη χορυϑαίολος “Ἔχτωρ᾽ 


X 315. 316 S. 239. 5. 251. X 323 5. 251. 901 λαυκανέη Nauck: 
λαυκανέην Hss. 


"Europos ἀναέρεσις. 529 


»λίσσομ᾽ ὑπὲρ ψυχῆς nal γούνων σῶν τε τοχήων, X 
915 μή μὲ ἔα παρὰ νηυσὶ χύνας naradanaı Ayaı®v, 
ἀλλὰ σὺ μὲν χαλχόν τε ἅλις χρυσόν τε δέδεξο 340 


δῶρα, τά τοι δώσουσι πατὴρ χαὶ πότνια μήτηρ, 
σῶμα δὲ οἴκαδ᾽ ἐμὸν δόμεναι πάλιν, ὄφρα πυρός μὲ 
Τρῶες χαὶ Τρώων ἄλοχοι λελάχωσι ϑανόντα.“ 

920 τὸν δ᾽ ἄρ᾽ ὑπόδρα ἰδὼν προσέφη πόδας ὠχὺς ᾿4χιλλεύς" 
„un με, χύον, γούνων γουνάζεο μηδὲ τοχήωνγ᾽ 345 
al γάρ πως αὐτόν μὲ μένος καὶ ϑυμὸς ἀνείη 
ὥμ᾽ ἀποταμνόμενον χρέα ἔδμεναι, οἷα μ᾽ ἔοργας, 
ὡς οὐχ ἔσϑ᾽, ὃς σῆς γε χύνας χεφαλῆς ἀτταλάλχοι, 

925 οὐδ᾽ εἴ χεν δεχάχις τὲ καὶ εἴχοσι νήριτ᾽ ἄποινα 
στήσωσ᾽ ἐνθάδ᾽ ἄγοντες, ὑπόσχωνται δὲ καὶ ἄλλα" 350 
οὐδ᾽ εἴ χεν σ᾽ αὐτὸν χρυσῶι ἐρύσασϑαι ἀνώγηι 
Aaodaviöng Πρίαμος, οὐδ᾽ ὧς σέ γε πότνια μήτηρ 
ἐνθεμένη λεχέεσσι γοήσεται, ὃν τέχεν αὐτή, 

980 ἀλλὰ χύνες τε nal οἰωνοὶ χατὰ πάντα δάσονται.“ 

τὸν δὲ καταϑνήισχων προσέφη χορυϑαίολος Ἕχτωρ᾽ 355 
» σ᾽ ἔὺ γιγνώσχων προτιόσσδμαι, οὐδ᾽ ἄρ᾽ ἔμελλον 
πείσειν" ἦ γὰρ σοί γε σιδήρεος ἐν φρεσὶ ϑυμός. 
φράζεο νῦν μή τοί τι ϑεῶν μήνιμα γένωμαι 

935 ἤματι τῶι, ὅτε χέν σε Πάρις χαὶ Φοῖβος ᾿ΔἽπόλλων 

ἐσθλὸν ἐόντ᾽ ὀλέσωσιν ἐνὶ Σκαιῆισι πύληισιν.“ 800 
ὡς ἄρα μιν εἰπόντα τέλος Favaroıo χάλυψεν, 

ψυχὴ δ᾽ ἐκ ῥεϑέων rauen ᾿Αιδόσδε βεβήχει 

ὃν πότμον γοόωσα, λιποῦσ᾽ ἀνδροτῆτα χαὶ ἥβην. 

940 τὸν χαὶ τεϑνηῶτα προσηύδα ὃῖος Ayıhheüg‘ 

»τέϑγαϑι" χῆρα δ᾽ ἐγὼ τότε δέξομαι, Ömmöre κεν δὴ 35 
Ζεὺς ἐϑέληϊ τελέσαι ἠδ᾽ ἀϑάνατοι ϑεοὶ ἄλλοι.“ 

N da, καὶ dx νεχροῖο ἐρύσσατο χάλκεον ἔγχος, 
χαὶ τό γ᾽ ἄνευϑεν ἔϑηχ᾽, ὃ δ᾽ ἀπ᾿ ὥμων τεύχε᾽ ἐσύλα 

945 αἱματόεντ᾽ " ἄλλοι δὲ περίδραμον υἷες ᾿Ζχαιῶν, 
οὗ χαὶ ϑηήσαντο φυὴν χαὶ εἶδος ἀγητὸν 810 
Ἕχτορος᾽ οὐδ᾽ ἄρα οἵ τις ἀνουτητί γε “ταρέστη. 
ὧδε δέ τις εἴπεσχεν ἰδὼν ἐς πλησίον ἄλλον᾽ 
»ὦ πόποι, ἦ μάλα δὴ μαλαχώτερος ἀμφαφάασϑαι 

950 Ἕχτωρ ἢ ὅτε γῆας ἐνέπρησεν πυρὶ χηλέωι.““ 

Robert, Studien zur Ilias, 34 


530 


955 


960 


965 


970 


Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


ὡς ἄρα τις εἴπεσχε καὶ οὐτήσασχε παραστάς. 
τὸν δ᾽ ἐπεί ἐξενάριξε ποδάρχης δῖος ᾿Αχιλλεύς, 
στὰς ἐν Ayauoloıy ἔπεα στιτερόεντ᾽ ἀγόρευεν" 
“Aroeidn ve καὶ ἄλλοι ἀριστῆες Παναχαιῶν, 
ἐπεὶ δὴ τόνδ᾽ ἄνδρα ϑεοὶ δαμάσασϑαι ἔδωχαν, 
ὃς καχὰ soll ἔρρεξεν, ὅσ᾽ οὐ σύμπαντες οἱ ἄλλοι, 
ei δ᾽ ἄγετ᾽ ἀμφὶ πόλιν σὺν τεύχεσι πειρηϑῶμεν, 
ὄφρα κ᾽ ἔτι γνῶμεν Τρώων γόον, ὅν τιν᾽ ἔχουσιν, 
ἢ καταλείψουσιν πόλιν ἄχρην τοῦδε πεσόντος, 
ἠὲ μένειν μεμάασι χαὶ Ἕχτορος οὐχέτ᾽ ἐόντος. 
ἀλλὰ τί ἦ μοι ταῦτα φίλος διελέξατο ϑυμός; 
χεῖται παρ νήεσσι νέχυς ἄχλαυτος ἄϑατσυτος 
Πάτροχλος" τοῦ δ᾽ οὐχ ἐπιλήσομαι, ὄφρ᾽ ἂν ἐγώ γε 
ζωοῖσιν μετέω καί μοι φίλα γούνατ᾽ ὀρώρηι. 
εἰ δὲ ϑανόντων περ χαταλήϑοντ᾽ εἰν Aldao, 
αὐτὰρ ἐγὼ καὶ κεῖϑι φίλου μεμνήσομ᾽ ἑταίρου. 
γῦν δ᾽ ἄγ᾽ ἀείδοντες παιήονα, χοῦροι ᾿Αχαιῶν, 
γηυσὶν ἐπὶ γλαφυρῆισι νεώμεϑα, τόνδε δ᾽ ἄγωμεν" 
ἠράμεϑα μέγα κῦδος" ἐπέφνομεν Ἕχτορα δῖον, 
ὧι Τρῶες χατὰ ἄστυ ϑεῶι ὡς εὐχετόωντο.“ 


X 375 


954 So Zenodot; ὦ φέλοι Agyeiov ἡγήτορες ἠδὲ μέδοντες unsere Hdschr. 


Chärakteristik der Ἕκτορος ἀναίρεσις. 531 


Zur Charakteristik der Ἕχτορος ἀναίρεσις, 


Der Dichter, der den Tod des Hektor zu einem eigenen Epyllion 
ausgestalten wollte, knüpft zwar im Allgemeinen, aber nicht im Einzelnen 
an die Urilias an. Er ändert die Voraussetzung insofern, als er annimmt, 
dass bald nach dem Fall des Patroklos die Nacht angebrochen sei, dass 
sich aber vorher Achill schon auf dem Schlachtfeld gezeigt habe 29ff. 
(S. 242). Auch scheinen die Worte δηρὸν δὲ μάχης ἐπέπαυτ᾽ ἀλεγει- 
γῆς V. 10 darauf zu deuten, dass nach der Vorstellung des Autors seit 
der unvıg mehr als zwei Schlachttage verflossen sind, und damit steht 
wieder V. 21 yaloeoxov γὰρ ἐγὼ γε ϑοῇσ᾽ ἐπὶ νηυσὶν ἐαύων im Ein- 
klang, wonach die Troer bereits mehrere Nächte in der Nähe des Schiffs- 
lagers biouvakirt haben müssen. Das Motiv, dass Patroklos mit den 
Waffen des Achilleus ausgezogen ist und diese verloren hat, lässt der 
Dichter fallen, zeigt uns vielmehr den Peliden gleich im Glanze seiner 
Rüstung, die aber bei ihm nicht mehr die mykenische, sondern die ionische 
ist. Auch die Verwundung des Agamemnon ignorirt er, denn 954 wird 
dieser angeredet, ist also bei Hektors Tode zugegen und hat somit am 
Kampfe Theil genommen; denn dass Zenodots Lesung hier die richtige ist, 
wird kein Nachdenkender bezweifeln. Da das Lied freudig enden soll, giebt 
der Dichter auch das Motiv auf, dass Achilleus an demselben Tage wie Hek- 
tor fällt. Wir sehen am Schluss den Peliden mit der Leiche des getödteten 
Feindes an der Spitze seiner das Siegeslied singenden Mannen ins Lager 
zurückkehren. Mit der Version der Urilias findet sich der Verfasser in- 
sofern ab, als er den Achilleus zuerst die Achäer zur Fortsetzung des 
Kampfes auffordern lässt 957 ff. 

ei δ᾽ ἄγετ᾽ ἀμφὶ πόλιν σὺν τεύχεσι σπεειρηϑῶμεν, 

ὄφρα x’ ἔτι γνῶμεν Τρώων νόον, ὅν τιν᾽ ἔχουσιν, 

ἢ καταλεέψουσιν πόλιν ἄχρην τοῦδε πεσόντος, 

ἠὲ μένειν μεμάασι nal Ἕχτορος οὐχέϑ᾽ ἐόντος. 
Aber der Gedanke, dass die Bestattung des Patroklos allem andern vor- 
angehen müsse, lässt ihn mit erstaunlicher Schnelligkeit seinen Ent- 
schluss ändern: | 

34 * 


Verhältniss zur 
Urilias. 


Götter. 


532 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


ἀλλὰ τέ ἦ μοι ταῦτα φίλος διελέξατο ϑυμός; 

χεῖται πὰρ νήεσσι γέχυς ἄχλαυτος ἄϑαπτος 

Πατροχλος᾽ τοῦ δ᾽ οὐχ ἐπιλήσομαι, ὄφρ᾽ ἂν ἐγώ γε 

ζωοῖσιν μετέω χαί μοι φίλα γούνατ᾽ ὀρώρῃ. 

εἰ δὲ ϑανόντων στερ χαταλήϑοντ᾽ εἰν ’Aldao, 

αὐτὰρ ἐγὼ χαὶ κεῖϑι φίλου μεμνήσομ᾽ ἑταίρου. 
Klingt durch diese Verse nicht das Bestreben des Sängers hindurch, 
sich bei den Hörern zu entschuldigen, die bisher an einen ganz anderen 
Fortgang der Handlung gewöhnt waren? Und schon vorher 521f. lässt 
er dem Achill aus göttlichem Mund den Befehl ertheilen nach Hektors 
Tod sofort umzukehren. Für die Weiterentwickelung der troischen Sage 
war diese Neuerung von eminenter Bedeutung. Mochte auch die Urilias 
selbst noch in ihrer zweiten Ueberarbeitung, die wir als die dritte Ilias 
bezeichnet haben, nach wie vor den Achill gleich nach Hektor sterben 
lassen (S. 478), daneben stand jetzt ein anderes Gedicht, in dem zwischen 
den Tod der beiden Helden ein gewisser Zeitraum fiel, ein wie grosser, 
brauchte der Verfasser nicht zu sagen und hat sich wohl gehütet es zu 
thun. Und dieses Gedicht scheint immer mehr an Popularität gewonnen 
zu haben. Man konnte sich nun diesen Zwischenraum beliebig gross vor- 
stellen und damit war für die Erfinder neuer Lieder die Möglichkeit ge- 
schaffen nach dem Tode des Hektor noch andere Thaten des Achilleus 
folgen zu lassen. Die Lieder von der Amazone Penthesileia und vom 
Aithioperfürsten Memnon konnten schon zu einer Zeit gesungen werden, 
als die eigentliche Ilias noch mit Achills Tode schloss, und wenigstens 
das Memnonlied muss, wie wir S. 165 gesehen haben, schon vor der όλος 
μάχη gedichtet worden sein. 

Während in der Urilias nur Poseidon und Apollon sich auf dem 
Schlachtfeld bewegen, gesellt der Verfasser derExrogog ἀναίρεσις ihnen 
noch die Athene zu, wofür ihm die Διομήδους ἀριστεία das Vorbild 
lieferte (S. 380). Dem Apollon hat Zeus in einigen verlorenen Versen, die 
einst zwischen 181 und 182 standen, ausdrücklich den Auftrag gegeben, 
den Troern bis zum Abend beizustehen (V. 454ff., vgl. S. 246), denn das 
Gedicht reicht von einem Abend bis zum andern. Poseidon und Athene 
greifen persönlich erst ein, als der von dem Skamandros verfolgte Achilleus 
die Götter angefleht hat V. 509ff.; dabei nehmen sie menschliche Gestalt 
an — δέμας δ᾽ ἄνδρεσσιν ἐίέχτην —, wofür die Πάριδος χαὶ Meve- 
Aaov μονομαχία (ὃ. 375) und das Diomedeslied (S. 381) das Vorbild 


Chararakteristik der Ἕκτορος ἀναέρεσις. 533 


abgaben. Später nimmt auch Apollon die Gestalt des Agenor an, um 
Achilleus zu täuschen. Ebenso betrügt Athene später den Hektor unter 
der Gestalt seines Bruders Deiphobos; aber schon vorher wirkt sie 
aus der Ferne. Den Hektor bethört sie, dass er dem Rath des Polyda- 
damas nicht Folge leistet 73, und als er zum ersten Mal auf Achill die 
Lanze schleudert, treibt sie sie mit einem Hauch aus der Richtung 267. 
Man sieht, wie sich die Göttin ganz allmählich zur kriegerischen Jungfrau 
zu entwickeln beginnt, was sie in der Urilias noch nicht ist (s. S. 352), 
und 187f. wird sie in der That neben Ares als dessen weibliches Correlat 
genannt. Auch Hera greift stärker in die Handlung ein, als in der Ur- 
ilias; sie ist es, die dem Ross des Achilleus auf kurze Zeit die Gabe der 
menschlichen Rede verleiht 165, und als die Troer zur Stadt fliehen, 
breitet sie vor ihnen Nebel aus, um ihren Lauf zu hemmen 337. 

Das Personal ist auf griechischer Seite dasselbe wie in der Urilias, 
aber der einzige handelnde Held ist Achilleus; um die übrigen Achäer 
kümmert sich der Dichter nicht. Nur Agamemnon wird einmal angeredet 
954. Von der Sage, dass Thetis ihren Gatten verlassen hat (S. 354), 
weiss dieser Ionier nichts mehr oder er. ignorirt sie. Die Nereide weilt 
nach seiner Vorstellung noch im Palast ihres menschlichen Gemahles 94. 
Hierin sind ihm dann die ionischen Erweiterer der Urilias gefolgt!). Der 
Alkimos, der mit Automedon zusammen den Wagen des Achilleus an- 
schirrt 150, soll offenbar kein anderer sein, als der Alkimedon der 
Urilias (S. 357). Patroklos erscheint hier zum ersten Mal nicht mehr als 
Myrmidone, sondern als Opuntier 88 (vgl. S. 355). 

Auf troischer Seite hingegen finden wir eine ganze Anzahl neuer 
Figuren. Da ist zuerst — freilich noch namenlos (8. 425) — die Mutter 
des Hektor 701—711, von der die Urilias noch nichts weiss; ferner seine 
Gattin 710, gleichfalls namenlos und nur als ἄλοχος “τολύδωρος bezeich- 
net2). Ferner ist neu der Priamide Lykaon 348f. Ihn hat Laothoe die 
Tochter des Lelegerkönigs Altes, der in Pedasos am Satnioeis herrscht, ge- 
boren, denn Priamos hat viele Frauen in seinem Palast (vgl. S. 500). Einen 
Pedasier, den Elatos, kennt auch schon die Urilias (369), einen anderen, 


1) Zuerst der Verfasser der Sarpedon-Einlage im I7 574 (S. 398), dann die 
zweite Ilias 2 60. 

2) Der Dichter der zweiten Ilias, der ihr den Namen Andromache gegeben 
hat (3, 443), spielt mit 20,9” ἄλοχος πολύδωρος ἐναντέη ἦλθε ϑέουσα Ζ 394 auf 
diesen Vers der Ἕκτορος ἀναέρεσις an. 


Griechen. 


Priamiden. 


Neue Troer. 


534 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Satnios, die zweite Ilias (S. 452), aber als Leleger werden diese nicht be- 
zeichnet. Auch den der Urilias entnommenen Polydoros macht der Dichter 
zum Sohne dieser Laothoe 403. 670. Diesen Lykaon hat Achilleus früher 
zum Gefangenen gemacht, als er im Baumgarten seines Vaters junge Zweige 
schnitt, eine Situation ähnlich der der Troilosepisode, die nur ganz im An- 
fang des Krieges denkbar ist. Er hat seine Beute nach Lemnos an den 
Sohn des Iason, also Euneos, verkauft. Wir sehen daraus, dass der 
Dichter bereits das Hypsipyle-Abenteuer, mithin auch die Argonautensage 
kennt (vgl. S. 486). Er muss also in einer Zeit gelebt haben, als griechi- 
sche Schiffe bereits den Pontus befuhren. Später hat dann ein Gast- 
freund des Priamos, Eetion von Imbros, den Königssohn losgekauft, der 
erst vor zwölf Tagen in sein Vaterhaus zurückgekehrt ist. Einen Im- 
brios, aber als Eigennamen, kennt bereits die Urilias (S. 368). Den Im- 
brier Eetion hat der Verfasser der zweiten Ilias zu einem Kilikier und 
zum Vater seiner Andromache gemacht Z 395 (vgl. S. 443). Derselbe 
lässt auch den Lykaon im I’ auftreten, wo er dem Paris seinen Panzer 
leiht (S. 444). Auch der Dichter der Aiveiov ἀριστεία hat diese Figur 
verwendet Y 81. 

Von Polydamas dem Panthoiden (11 ff. 722) und den Antenoriden 
Demoleon 224 und Agenor 558ff. ist schon oben 3. 388 u. 5. 382ff. aus- 
führlich die Rede gewesen. Näher individualisirt ist noch Iphition, der 
Sohn des Otrynteus und einer Najade 211ff. Otrynteus heisst zuroAızrdg- 
ϑος, scheint also eine bestimmte mythische oder historische Persönlichkeit zu 
sein. Er wohnt in Hyde am Tmolos, worin die Späteren Sardes erkennen 
wollten. Iphition ist das erste Najadenkind, das in dem Epos vorkommt. 
Nachgeahmt ist das Motiv in der zweiten Ilias 5 443ff. (S. 452), wo auch 
Satnios Sohn einer Najade ist, und später auch in der dritten 5, 490. Der 
Thrakerfürst Rhigmos Sohn des Peires 314 ff. scheint als Sohn des Peiroos 
gedacht zu sein, der in der Urilias 586 ff. (S. 369) am ersten Schlachttage 
fällt. Sein Wagenlenker Areithoos ist natürlich freie Erfindung 1), ebenso 
Laogonos und Dardanos, die Söhne des Bias 289 Η Diese Stelle ist in der 
zweiten Ilias 7 143ff. nachgeahmt. Weitere Augenblickshelden sind Hip- 
podamas 230, Dryops 284, Demuchos, der Sohn des Philetor 286, Tros, 
der Sohn des Alastor 293 und Deukalion 307. Die als Eigennamen ge- 


1) Die Namensgleichheit mit dem Minyer Areithoos der Urilias 809 (S. 363) 
ist sicher zufällig. 


Charakteristik der Ἕκτορος ἀναέρεσις 535 


brauchten Ethnika Toög und Saodavog haben bereits in der Urilias 
an Ἴμβριος (8.368) eine Parallele. 

Die genaue Kenntniss der troischen Lokalität, die in dem Gedicht Lokalkenntniss. 
allenthalben zu Tage tritt, legt die Vermuthung nahe, dass der Verfasser 
im nördlichen Ionien zu Hause war. Dass er den helikonischen Poseidon 
bei Mykale kennt (233), ist keine Gegeninstanz, da dessen Panegyris 
eine ϑυσία Πανιωνιχή war. 

Ganz besonders charakteristisch für diesen Dichter sind seine Gleich- 6leichnisse. 
nisse, In diesen spielen die wilden Bestien nicht mehr solche fast aus- 
schliessliche Rolle wie in der Urilias. Gelegentlich wird wohl ein Held 
mit einem Panther 585 oder einem Löwen, dem man seine Jungen geraubt 
hat 80ff,, verglichen, aber weit mehr liebt der Sänger Bilder des fried- 
lichen Lebens. Er führt uns den Landmann vor, wie er den Bach ab- 
leitet A81ff,, und die dreschenden Stiere 323ff. und, was für die Cultur- 
stufe wichtig ist, zweimal müssen ihm Wettspiele, die es also zu seiner 
Zeit schon gegeben haben muss, zum Vergleich dienen, das Wagenrennen 
641 und der Wettlauf 78. Mit Vorliebe aber richtet er den Blick in 
die Höhe. Er ist der erste Homeride, der seine Helden mit Raubvögeln 
vergleicht, mit dem Falken, der die Taube verfolgt 761ff, und mit dem 
Adler, der aus den Wolken auf seine Beute herabschiesst 888 ff. (vgl. 
477ff.). Das Schneegestöber schildert er 120ff., die zum Himmel aufstei- 
gende Rauchsäule einer brennenden Stadt 529ff. und den aus der Höhe 
weit über das Meer hin fallenden Schein des Feuers, das Hirten auf einem 
Berge in der Nacht angezündet haben 134ff. Und über alles liebt er das 
Firmament. Mit der Sonne 156. 757, mit dem Mond 133, mit den Sternen 
140 vergleicht er den Glanz der damals noch neuen ionischen Bronze- 
rüstung, an der er überhaupt seine besondere Freude hat, und zwei Sterne 
weiss er sogar schon mit Namen zu nennen, den Abendstern 895 und 
den Orion 651ff. Einen Vorgänger hierin hat er an dem Verfasser der 
Jwoundovg ἀριστεία (E 5f.). 

Für seinen Stil ist es charakteristisch, dass er zweimal die Epana- stil. 
lepsis anwendet 200f. und 749f. Er steht damit unter den Dichtern der 
Ilias fast allein. Nur der späte Verfasser der .29λα ἐπὶ Πατρόκλῳ 
P 641f. macht es ihm recht ungeschickt nach. 


Abfassungszeit. 


Charakteristik. 


536 Entwickelungsgeschichte der Dias. 


Die Einlagen und Fortsetzungen der ἝἝχτορος ἀναίρεσις, 


Die Asteropaiosepisode. 


Die älteste Erweiterung, die das Lied von Hektors Tod erfahren hat, 
ist der Kampf des Achill mit Asteropaios ® 139—227. Wir haben oben 
gesehen, dass der Verfasser der Τειχομαχίέα sie bereits gekannt hat (S. 413), 
während sie dem der zweiten Ilias noch unbekannt zu sein scheint. Die 
Asteropaiosepisode selbst aber kennt die zweite Ilias, denn sie nennt die 
Waffen des Achilleus 165 δῶρα ϑεοῖο, was die OrsAorrorl« zur Voraus- 
setzung hat (5. 14. S. 230. S. 429). Damit ist ihre Entstehung zeitlich fest- 
gelegt. Für ein Einzellied ist sie wohl nicht umfangreich genug; auch ist 
sie nicht bloss auf dem Hintergrund, sondern auch für den Rahmen der 
Meyxn rcagamorauıog gedichtet. Ihr Vorbild ist offenbar die Lykaon- 
episode, und dieser ist sie so täuschend ähnlich, dass sie wohl als Doublette 
zu dieser gedacht ist, die beim Vortrag mit ihr wechseln sollte, wie wir ähn- 
liches bei Gleichnissen wiederholt (S. 97. S. 107. 8. 212) und einmal auch 
bei einer ganzen Scene, nämlich Aias auf dem Schiff (S. 144), gefunden 
haben. Der Sänger brauchte nur 139 &v9« statt τόφρα zu sagen, und 
konnte dann die Lykaonepisode V. 34—138 weglassen. Indessen scheint 
sie ziemlich früh neben dieser in die Ἕχτορος ἀναίρεσις als fester Be- 
standtheil eingefügt worden zu sein, wodurch dann die oben $. 231 ge- 
würdigten Dissonanzen entstanden sind. 

Ueber den Päonierfürsten Asteropaios hatte Ptolemaios Pindarion ein 
eigenes Buch geschrieben, aus dem uns jetzt Grenfell und Hunt ein Bruch- 
stück auf einem ihrer Oxyrhynchos-Papyri beschert haben!), Er ist 
der Sohn des Pelegon und der Periboia, der ältesten Tochter des Akes- 
samenos,. Pelegon selbst aber ist ein Sohn des Flussgottes Axios. Sehr 
hübsch ist, dass der Dichter, um das Fehlen seines Helden im älteren Ilias- 
liede zu erklären, diesen sagen lässt, er sei erst vor elf Tagen in Troia 
angekommen, was die zweite Ilias nachahmt S. 451 (vgl. auch 5, 502). 
Neu ist auch, dass die Gegner sich auf dem Schlachtfeld gegenseitig 


1) Oxyrhynchos-Papyri 222, vgl. v. Wilamowitz Gött. gel. Anz. 1900, 38 
und Hermes XXXV 566. 


Ze ΡΨ ΨΟΝ 


Asteropaiosepisode. | 537 


vorstellen. Die Art aber, wie sie sich ihres göttlichen Geschlechts 
rühmen, kehrt im Aineiaslied wieder und ist vielleicht diesem nach- 
geahmt, 5. 5, 538. Der Dichter der Glaukosepisode hat beides zum Theil 
mit wörtlicher Anlehnung!) nachgemacht. Dabei wird hier Aiakos zum 
ersten und einzigen Mal in der Ilias als Sohn des Zeus bezeichnet 
189. Dass die Urilias davon nichts weiss, ist selbstverständlich, sonst 
würde Thetis in ihrem Gespräch mit dem Götterkönig doch gewiss diese 
göttliche Abstammung ihres Sohnes auch von Vatersseite her geltend machen. 
Charakteristisch ist auch, dass der Skamandros, als er Achilleus anredet, 
menschliche Gestalt annimmt 213, während er in der “Exrogog ἀναί- 
oeoıg lediglich als Fluss erscheint. Auch sieben Mannen des Asteropaios 
tödtet Achilleus 209f.: Thersilochos oder Orsilochos, Mydon, Astypylos, 
Mnesos, 'Thrasios, Ainios und Ophelestes. Von diesen Namen kommen in 
älteren Gedichten nur drei vor: Orsilochos in der Urilias 604 (8. 364), 
Mydon und Thersilochos in der zweiten Ilias E 580 (5. 451) und P 216). 
In der jüngeren Κόλος μάχη kehren Orsilochos und Ophelestes (© 274) 


- wieder (s. S. 501). Die übrigen Namen sind der Asteropaiosepisode eigen- 


thümlich. Mit dem Ainios lässt sich der Imbrios der Urilias vergleichen 
(s. oben S. 368). 

Einen Päonierfürsten haben wir auch schon in der Urilias gefunden, 
den Pyraichmes, der von Patroklos erschlagen wird S. 369. Ist es Zufall, 
dass nun auch Achilleus selbst einen Päonier tödtet, und dass sonst in 
der ganzen Ilias keine Päonier vorkommen, abgesehen von der Doloneia 
K 428, die natürlich ausser Betracht bleibt? Wir haben vermuthet, dass 
dem Kampf des Patroklos und Pyraichmes eine ältere Sage zu Grunde 
liegt, die im griechischen Mutterlande spielte. Dasselbe für den Kampf 
zwischen Asteropaios und Achilleus anzunehmen liegt um so näher, als 
der Abschnitt auch nach Stil und Dialect merkwürdig alterthümlich und 
von Ionismen relativ frei ist (S. 230). 


Die Aineiasepisode, 


Im Gegensatz zu der Asteropaios-Episode ist das Gedicht von der Abfassungszeit. 


Αἰνείου agıoreia, wie wir es oben $. 226ff. reconstruirt haben, ur- 


1) Ζ 121] = Φ 151. Z 145 = ὦ 153. 
2) Wo aber die Lesart Ὀρσέλοχον den Vorzug zu verdienen scheint (vgl. 
auch S. 453). 


‚Aeltere 
Vorlage. 


538 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


sprünglich als Einzellied verfasst. Als solches ist es jünger als die "Exrogos 
ἀναίρεσις, der es die Figur des Lykaon 81 (s. 5. 533) und die Verse 
200—202 (= Y 431—433) die allerdings auch in der Urilias standen 
(2136— 2138), entlehnt; auch dass Poseidon und Athene die speciellen 
Schutzgottheiten des Achilleus sind, ist jenem Gedicht nachgebildet 
(S. 532). Dagegen scheint es älter zu sein als die zweite Ilias; denn wenn 
wir anders oben $. 228 richtig geurtheilt haben, kennt es die Ὁ λοσοιία 
noch nicht. Somit ist es auch älter als die Asteropaios-Episode, und das 
lässt sich auch noch auf anderem Wege erhärten. Von der dort erwähn- 
ten Abstammung des Achilleus von Zeus (S. 537) weiss der Verfasser der 
Aiveiov agıoreia noch nichts, denn sonst würde Achilleus den Aineias, 
als er sich seiner göttlichen Mutter Aphrodite rühmt, leicht übertrumpfen 
können. Dass sich die Helden auf dem Schlachtfeld gegenseitig ihres Ge- 
schlechts rühmen, ist also ein von diesem Dichter neu eingeführtes Motiv, 
und es hängt mit der Tendenz der ganzen Dichtung, die der Verherr- 
lichung der Aeneaden gilt, eng zusammen. So ist dieser Dichter auch der 
erste, der den Aineias als Sohn der Aphrodite bezeichnet; gewiss im An- 
schluss an die Familiensage jenes Geschlechts; offenbar tendenziös ist es 
auch, wenn 84 von Τρώων βασιλῆες gesprochen wird, wodurch das Ge- 
schlecht des Aineias als ebenso vornehm, wie das des Priamos bezeichnet 
werden soll. Ueberraschend ist es ja allerdings in einem so relativ frühen | 
Gedicht die Sage von Herakles Kampf mit dem xjrog zu finden 145; in- 
dessen setzt diese an sich, wie bereits oben S. 484 ἔ, hervorgehoben wurde, 
weder die Hesionesage noch die von einer früheren Eroberung Troias 
voraus. Bestätigt wird die vorgeschlagene Datirung auch dadurch, dass 
die Verse der zweiten Ilias O 490 ff.: 

deia δ᾽ ἀρίγνωτος Διὸς ἀνδράσι γίγνεται ἀλχή, 

ἠμὲν ὁτέοισιν χῦδος ὑπτέρτερον ἐγγυαλίξῃ, 

ἠδ᾽ ὅτινας μινύϑῃσι χαὶ οὐκ ἐθέλῃσιν ἀμύνειν 
offenbar die breitere Ausführung des von Aineias 242f. ausgesprochenen 
Gedankens sind: 

Ζεὺς δ᾽ ἀρετὴν ἄνδρεσσιν ὀφέλλει ve μινύϑει τε, 

Önrog κεν ἐθέλῃσιν" ὃ γὰρ χάρτιστος ἁπάντων. | 
Immerhin wird man den Abstand zwischen diesem Einzellied und jener 
ersten Ueberarbeitung der Urilias nicht allzu gross zu machen haben, da 
beiden die Tendenz der Verherrlichung bestimmter Geschlechter gemeinsam 
ist (5. 8861, S. 8928, S. 446. 5. 449). 


Aineiasepisode. " 539 


Welche gründliche Umgestaltung nothwendig war, um die _4iveiov Ueberarbeitung. 
ἀριστεία in den Zusammenhang der Exrogog ἀναίρεσις einzuflechten, ist 
schon früher gezeigt worden (S. 226ff.).. Unumgänglich war vor allem 
die völlige Umgestaltung des Schlusses, so dass nun nicht mehr Achill, 
sondern Aineias der von Poseidon Gerettete ist. Also sind damals die 
Verse 289—352 gedichtet worden. Das Motiv der Rettung, Entführung 
durch die Luft, ist der "Exrogog ἀναίρεσις 272ff. nachgeahmt, die ihrerseits 
wieder die Πάριδος χαὶ Meveiaov μονομαχία benutzt S. 235. Der Befehl 
sich bei Achilleus Lebzeiten vom Kampf fern zu halten hat in der Botschaft 
des Zeus an Hektor in der Koon-Episode des _1 187 ff. (S. 156f. S. 384) sein 
Vorbild. Bei der Angliederung dieser Fortsetzung werden nun die Waffen 
des Achilleus unzweideutig als gefeite bezeichnet 289 und also müssen auch 
V. 264 ff. schon damals gedichtet sein. Wir haben schon oben $. 14 und Κ΄. 
228 gesehen, dass hier die Asteropaios-Episode das Vorbild war (® 164ff.). 
Also fällt die Einfügung der Aineias-Episode in die "Exrogog ἀναίρεσις spä- 
ter als die Abfassung der Asteropaios-Episode, selbstverständlich also auch 
später als die zweite Ilias, in der die OsrAorroıt« zuerst erzählt war. Es fragt 
sich nur, ob auch V. 269— 272, wo von den fünf Schichten des Achilleus- 
schildes gesprochen wird, schon damals gedichtet worden sind. Wir haben 
diese Verse S. 14 als Werk eines Nachdichters bezeichnet, der die ursprüng- 
liche Schilderung erweitern wollte. Jetzt, wo wir erkannt haben, dass auch 
267. 268 erst später eingelegt und nicht einmal original sondern einem an- 
deren Gedicht entnommen sind, dürfen wir aussprechen, dass der Redactor 
diese Verse gleich bei der Einfügung mit einer Ausmalung versehen hat, dass 
also der ganze Passus 264—272 zu derselben Zeit gedichtet ist. Da aber 
269—272 für die erweiterte ‘OrrAosrorla der dritten Ilias (8. 477 £.) benutzt 
sind (S. 14), so folgern wir weiter, dass die Einlegung der Aineias-Episode in 
der Zeit zwischen der zweiten und der dritten Ilias erfolgt ist. Ganz der 
Tendenz des Ueberarbeiters, den Aineias etwas herabzudrücken, entspricht 
es nun, dass Achilleus schon einmal beinahe den Aineias getödtet hat, 
als dieser auf dem Ida die Heerde weidete, damals als Pedasos und Lyr- 
nessos von den Achäern zerstört wurden. Es ist also guter Grund vor- 
handen, die Verse 89— 97 und 187—198 demselben Redactor zuzuschreiben, 
der auch den Schluss umgestaltet hat. Da die zweite Ilias die Troilos- 
sage kennt (S. 444), müssen, wie bereits S. 454f. hervorgehoben wurde, 
in der Zeit, von der wir sprechen, auch die vor die Mivıs fallenden 
Ereignisse schon theilweise poetisch behandelt gewesen sein; es muss da- 


540 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


mals schon Urkyprien, wenn ich mir den Ausdruck gestatten darf, ge- 
geben haben, und in diesen konnte jenes Abenteuer des Aineias erzählt 
gewesen sein, das ja auch in den späteren Kyprien nicht fehlte. Die 
Vorstellung, dass die troischen Helden in eigener Person ihre Heer- 
den weiden, begegnet gleichfalls schon in der zweiten Ilias Ὁ 547. & 445. 
Z 424, vgl. S. 4521). Endlich die troische Königsgenealogie 213—241 
hat den Zweck den Aineias zum Verwandten der Priamiden zu machen, 
was er in dem alten Aineiasliede nicht gewesen zu sein braucht. Dieses 
Verwandtschaftsverhältniss wird aber in den dem Redactor gehörigen Versen 
303—305 
ὄφρα μὴ ἄσπερμος γενεὴ χαὶ ἄφαντος ὄληται 
Δαρδάνου, ὃν Κρονίδης περὶ πάντων φίλατο παίδων, 
οἵ ἔϑεν ἐξεγένοντο γυναικῶν τὸ ϑνητάων 
bereits vorausgesetzt. Also wird auch die Königsgenealogie demselben 
Redactor gehören. Die oben S. 466 offen gelassene Frage, ob die Königs- 
liste der dritten Ilias (E 265ff.) die des erweiterten Aineiasliedes voraus- 
setze, ist also zu bejahen. Und in der That ist die Version des Y alter- 
thümlicher als die des E, namentlich in Bezug auf den Mythos von den 
Rossen des Laomedon. Während diese im E von Zeus dem Tros ge- 
schenkt werden als Ersatz für den Ganymedes, den übrigens das Y gleich- 
falls kennt, hat sie nach dem Redactor der Aineias-Episode Boreas mit 
den Stuten des Erichthonios erzeugt.?2) Immerhin wird man gut thun, 
die Ueberarbeitung möglichst nahe an die dritte Ilias heranzurücken, 
sie also später als die Abfassung der Teichömachie anzusetzen. 
Die Ahnen des Bei der troischen Königsliste verlohnt es sich aber noch einen Augen- 
Pranos  pjick zu verweilen. Zum ersten Mal erscheint als Gründer des Priamiden- 
geschlechts Zeus, wie er in der Asteropaios-Episode der Ahnherr des 
Achilleus ist (S. 537). Ein älteres Ilion, Dardanie auf den Höhen des 
Ida, wird fingirt, das der Zeussohn Dardanos gegründet hat, wie denn 
schon die Ἕχτορος ἀναίρεσις 99 Τρῳαὶ χαὶ ΦΙαρδανίδες und die 
zweite Ilias Troer und Dardaner unterscheidet (T 456. N 150. O 486. 
P184), während beide Ethnika in der Urilias synonym gebraucht zu wer- 


1) Auch noch in der dritten Ilias 4 476, Z 25 (s. S. 489f.). In dieser Periode 
wird auch wohl die auf derselben Anschauung beruhende Sage vom Parisurtheil 
entstanden sein. 

2) Vgl. Löscheke Boreas und Oreithyia am Kypseloskasten. Dorpater 
Progr. 1886. 


Aineiasepisode. 541 


den scheinen.!) Des Dardanos Sohn ist der schon erwähnte Erichthonios, der 
den Tros zeugt. Bei diesem beginnt die Gabelung. Sein ältester Sohn 
Dos ist Stammvater der Priamiden und wohl auch, wie bei Hellanikos?), 
Gründer der Stadt Ilion, obgleich dies nicht ausdrücklich gesagt wird. Von 
seinem zweiten Sohn Assarakos stammen die Aineaden, und als dritter Bru- 
der wird die offenbar ursprünglich ganz selbständige ionische Sagenfigur 
des Ganymedes ihnen zugesellt. Das Priamidenstemma weicht also von dem 
der zweiten Ilias insofern ab, als Zeus Erichthonios und Tros hinzugekommen 
sind. Laomedon als Sohn des Ilos und Vater des Priamos ist schon der 
zweiten Ilias bekannt (S. 445). Aber Priamos erhält ausser Klytios und 
Lampos (S. 445) noch zwei weitere Brüder: Tithonos, den die dritte Ilias 
als Gemahl der Eos kennt 41, in gewissem Sinne eine Parallelfigur zu 
Ganymedes, d. h. wie dieser ursprünglich eine von dem troischen Sagen- 
kreis ganz unabhängige Gestalt des ionischen Mythos, und Hiketaon, 
der in der zweiten Ilias (S. 452) noch in keinem Verwandtschaftsverhält- 
niss zu dem Königshause steht. In dem Aineadenstemma ist ausser dem 
Urgrossvater Assarakos auch der Grossvater Kapys neu. 

Wir constatiren also, die Erweiterungen des Aineiasliedes rühren alle Einheitlichkeit 
von ein und demselben Redactor her; sie sind erfolgt zur Zeit, als das a 
Einzellied als Episode in die Ἕχτορος ἀναίρεσις eingelegt wurde, und 
dies geschah wahrscheinlich nach der Abfassung der Τειχομαχία und vor 
der zweiten Ueberarbeitung des grösseren Epos, die wir als dritte Ilias be- 
zeichnen. 


Der Brand des Skamandros und die Schleifung des Hektor. 


Während die Asteropaios-Episode gemäss ihrer Doublettennatur von Erste Erweite- 
rung der 


dem grösseren Epos gewissermassen magnetisch angezogen wurde, so dass «7, ἀν». 


sie mit Naturnothwendigkeit in ihr aufgehen musste, ist die Einfügung 
der Aineiasepisode das willkürliche Werk eines Redactors, der die Exro- 
ρος ἀναίρεσις in ähnlicher Weise erweitern wollte, wie es mit der Urilias 
von einen Anderen bereits früher geschehen war. Es ist nun wenig wahr- 


1) 1827 JSapdavos ἀνήρ. A 286 und O 425 (= TU. 1. 934. 1504) sind die Dar- 
daner zugleich mit den Lykiern von dem Autor der zweiten Ilias eingeschwärzt 
8. 159. 8. 140. 5, 404. 

2) S. Wellmann Comm. philol. in hon. sodal. phil. Gryph. p. 62f. 


Skamandros- 
Scene. 


Hera. 


Verhältniss zur 


Aivslov ägı- 


ortela. 


542 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


scheinlich, dass er es bei dieser einen Einlage bewenden liess, vielmehr 
wird er auch noch an anderen Stellen Erweiterungen vorgenommen 
haben. 

. Hier kommt zunächst in Betracht die erste Fortsetzung der Skaman- 
drosscene ® 305—382, ein wegen seiner grossartigen Malerei mit Recht 
bewundertes Stück. Skamandros ruft den Simoeis zur Hilfe herbei und 
hebt sich selbst schäumend aus seinen Ufern empor, den Achill bis in die 
Ebene verfolgend, so dass dieser zu Boden stürzt. Da schickt ihm Hera 
ihren Sohn Hephaistos zu Hilfe. Dieser entfacht am Ufer ein riesiges 
Feuer. Bäume und Gras flammen auf, die Ebene dorrt, die Leichen bren- 
nen, die Fische springen wild hin und her, der Fluss selbst siedet. Da 
bittet Skamandros die Hera um Gnade, wie in der Asteropaios-Eipisode 
® 214ff. den Achilleus; die Göttin ruft ihren Sohn zurück; dieser löscht 
den Brand, und die Fluten des Skamandros fliessen wieder ruhig in ihrem 
Bette dahin. 

Dabei ist nun folgendes zu beachten. In der 4iveiov ἀριστεία be- 
steht die griechische Partei unter den; Göttern aus Hera, Poseidon und 
Athene, und zwar ist Hera der eigentliche spiritus rector und zeigt sich 
gerade um Achilleus besonders besorgt. In der alten Ἕχτορος ἀναίρεσις 
tritt Hera so stark nicht hervor, Athene und Poseidon sind es allein, 
die den von Skamandros bedrängten Achilleus aus den Wogen retten 
(S. 532). Nachdem die Aiveiov ἀριστεία ein Theil der Ἕχτορος dvai- 
ρεσις geworden war, musste es befremden, dass Hera bei der Skaman- 
drosepisode gar keine Rolle spielt, dass sie ihren Schützling ganz ver- 
gessen zu haben scheint. Das gab Anlass die Scene zu erweitern, Achil- 
leus nochmals von Skamandros bedrängen und diesmal durch Hera retten 
zu lassen. Im Grunde ist das eine unerträgliche Wiederholung, nament- 
lich nachdem Poseidon dem Achill versichert hat 291f. (= Ἔχε. ἀν. 516f.). 

ὡς οὔ τοι ποταμῷ ye δαμήμεναι αἴσιμόν ἔστιν, ' 
ἀλλ᾽ ὅδε μὲν τάχα λωφήσει, σύ δὲ εἴσεαι αὐτός. 
Aber wir vergessen das gern über der Grossartigkeit der Erfindung und 
der Schönheit der Schilderung. 

Weiter lässt der Erweiterer der 4iveiov ἀριστεία die Hera sagen 
Υ 8184 

N τοι μὲν γὰρ νῶι πολεῖς ὠμόσσαμεν ὅρχους 
πᾶσι μετ᾽ ἀϑανάτοισιν, ἐγὼ καὶ Παλλὰς ᾿4ϑήνη, 
μή ποτ᾽ ἐπὶ Τρώεσσιν ἀλεξήσειν χαχὸν ἦμαρ, 


Brand des Skamandros. 543 


und’ ὁπότ᾽ ἂν Tooin μαλερῷ πυρὶ πᾶσα δάηται 

δαιομένη, δαίωσι δ᾽ ἀρήιοι υἷες ᾿4χαιῶν. 
Und als der von Hephaistos bedrängte Flussgott zu Hera fleht, sagt er 
Φ 512. 

ἀλλ᾽ ἦ τοι μὲν ἐγὼν ἀποπαύσομαι, εἰ σὺ κελεύεις, 

παυέσϑω δὲ καὶ οὗτος" ἐγὼ δ᾽ ἐπὶ χαὶ τόδ᾽ ὀμοῦμαι, 

μή ποτ᾽ ἐπὶ Τρώεσσιν ἀλεξήσειν χαχὸν ἦμαρ, 

und’ ὁπότ᾽ ἂν Τροίη μαλερῷ πυρὶ πᾶσα δάηται 

καιομένη, δαίωσι δ᾽ ἀρήιοι υἷες ᾿“Ϊχαιῶν. 
Also er wiederholt die Eidesformel der Hera und schwört sich dadurch 
zu ihrem und Athenes Parteigenossen. Die zweite Stelle nimmt deutlich 
auf die erste Bezug, und nichts ist verkehrter, als das dadurch zu ver- 
wischen, dass man in Y die Verse 316. 317 streicht. Eine Parallele oder, 
vielleicht richtiger gesagt, das Vorbild enthält die zweite Ilias, wo Hektor 
in der ᾿νδρομάχης ὁμιλία Agamemnons Prophezeiung von Troias Fall 
wiederholt (S. 437), und auch die Vorstellung, dass Hera und Athene die 
unversöhnbaren Feindinnen Troias sind, stammt aus der zweiten Ilias / 
Sf. 204 (vgl. S. 441). Aus dem Gesagten folgt aber unmittelbar, dass 
die erste Fortsetzung der Skamandrosscene von demselben Dichter verfasst 
sein muss, der die Adivsiov ἀριστεία überarbeitet hat. 

Wir haben so eben eine Beziehung zur zweiten Ilias constatirt. Benutzung der 
Solche finden sich noch mehrfach. So ist gleich der Uebergangsvers 305 Ne 
οὐδὲ Σχάμανδρος ἔληγε τὸ ὃν μένος einer Stelle dieses Gedichtes N 424 
᾿Ιδομενεὺς δ᾽ οὐ λῆγε μένος μέγα nachgebildet (vgl. S. 113); ebenso 
308 die Anrede pile xaoiyynre nach 4 155 und 309 der Versschluss 
ἄστυ μέγα Πριάμοιο ἄναχτος nach P 160. Mit den χαλὰ τεύχεα 
317 sind doch gewiss die Hephaistoswaffen der ‘Orrkorcorie desselben 
Gedichts gemeint. Der Simoeis erscheint zum ersten Male in der Teicho- 
machie /M 22, und aus dieser, die wir ja so eben als älter erkannt haben, 
ist auch 314 der Versanfang φιτρῶν χαὶ λάων (M 29) entlehnt. Im 
Grossen und Ganzen aber zeichnet sich die Einlage auch durch grosse 
Selbständigkeit des Ausdruckes aus. 

Dieselbe Originalität der Sprache zeigen aber auch die Schleifung Hek- Hektors Schlei- 
tors und die Klagereden seiner Eltern und Gattin X 395—515. Kaum dass en 
hier und da einmal ein älterer Formelvers, wie 436 ζωὸς ἐών" νῦν αὖ 
ϑάνατος χαὶ μοῖρα xıydveı (= Ὁ. 1. 1955 und II. Ilias P 672) und 
466 τὴν δὲ zar’ ὀφθαλμῶν ἐρεβεννὴ νὺξ Exdkvıyev (nach U. I. 1356), 


544 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


oder Versanfänge, wie 399 ἐς δέφρον δ᾽ ἀναβάς (Sarpedonepisode Π 657), 
und Versschlüsse, wie 444 μάχης ἐχνοστήσαντι (Διομήδους ἀριστεία 
E 157, II. Dias P 207), benutzt sind. Dagegen sind eine Anzahl von 
Versen, die hier zum ersten Mal erscheinen, später formelhaft geworden, 
z. B. 400 μάστιξεν δ᾽ ἐλάαν, τὼ δ᾽ οὐχ ἄχοντε ττετέσϑην, das sind 
hier die mit Verstand und Sprache begabten Pferde, die den Mörder des 
Patroklos schleifen, nachgeahmt bei Götterpferden © 45. E 366, dagegen 
A 519 und in der Odyssee y 484, o 192 bei gewöhnlichen Pferden, oder 
515 ὡς ἔφατο χλαίουσ᾽, ἐπὶ δὲ στενάχοντο γυναῖχες, nachgeahmt Τ' 
301 und 2 746. Die Klagen des Priamos und der Hekabe sind die 
gesteigerten Gegenstücke zu den Bitten der beiden an den vor der Mauer 
den Achilleus erwartenden Hektor X 37—89 (= Ἔχε. dv. 659—711). 
Dass gerade der Erweiterer der “Exrogog ἀναίρεσις solche Doubletten 
liebt oder wenigstens nicht vermeidet, haben wir oben ($. 542) bei der 
Skamandrosepisode gesehen. Als Beispiel der Steigerung vergleiche man 
423 τόσσους γάρ μοι παῖδας ἀπέχτανε τηλεϑάοντας mit 44 (= “Exr. 
av. 666) ὅς u’ υἱῶν πολλῶν ve χαὶ ἐσθλῶν eövıv ἔϑηχε. Hekabes 
Worte 482 ff. 
ὅ μοι νύχτας TE χαὶ ἦμαρ 

εὐχωλὴ κατὰ ἄστυ πελέσχεο, πᾶσι τ᾽ ὄνειαρ 

Τρωσί re xai Τρῳῇσι χατὰ πτόλιν, οἵ σε ϑεὸν ὥς 

δειδέχατ᾽ " ἦ γὰρ καί σφι μάλα μέγα χῦδος ἔησϑα 
sind die Ausmalung des letzten Verses der alten ἝἭχτορος ἀναίρεσις 
394 (970) 

ᾧ Τρῶες κατὰ ἄστυ ϑεῷ ὡς εὐχετόωντο. 
Die Klage der Andromache aber ist ἀϊγθοῦ als Pendant zu der Ἕχτορος 
καὶ Avögoudyng ὁμιλία gedichte. Wir haben $. 533 eonstatirt, dass 
die alte Ἕχτορος ἀναίρεσις zwar schon eine Gattin des Hektor kannte, 
aber nur als eine Augenblickserfindung, als eine namenlose ἄλοχος σο- 
λύδωρος. Zu einer Individualität, zur Andromache hat sie erst die zweite 
Ilias ausgebildet und diese hat auch den Astyanax erfunden ($. 426. S. 
443). Wie auch sonst, knüpft also hier der Erweiterer der Ἕχτορος 
ἀναίρεσις an die zweite Ilias an. Als Gegenstück zu Hektors Abschied 
dichtet er die Klage der Andromache. Beim Abschied hatte in der zweiten 
Dias Andromache gesagt Z 432 un παῖδ᾽ ὀρφανικὸν ϑείης χήρην Te 
γυναῖχα; das malt Χ 483 ff. weiter aus: αὐτὰρ ἐμὲ στυγερῷ ἐνὶ πένϑεϊ 
λείπεις χήρην ἐν μεγάροισι᾽ πάις δ᾽ ἔτι γήτειος αὔτως, ὃν τέχομεν 


Hektors Schleifung. 545 


σύ τ᾿ ἐγώ τε δυσάμμοροι, worauf die wundervolle Schilderung des 
Waisenknaben folgt, die Aristarch sehr mit Unrecht verworfen hat. An 
einer anderen Stelle der zweiten Ilias sagt Zeus, mit offenbarer Anspie- 
lung auf die Abschiedsscene des Z, οὔ τε μάχης ἐχνοστήσαντι δέξεται 
Avdgoudyn χλυτὰ τεύχεα Πηλεΐωνος (P 207 £., vgl. 5. 436f.). Mit wört- 
licher Anlehnung hieran lässt der Erweiterer der Ἕχτορος ἀναίρεσις die 
Andromache durch ihre Dienerinnen ein Bad für den kampfmüden Gatten 
herrichten, als der Mahnruf der Hekabe zu ihr dringt X 442#. 

χέχλετο δ᾽ ἀμφιπόλοισιν ἐυτπλοχάμοις χατὰ δῶμα 

ἀμφὶ πυρὶ στῆσαι τρίποδα μέγαν, ὄφρα πέλοιτο 

Ἕχτορι ϑερμὰ λοετρὰ μάχης ἐχνοστήσαντι. 
Und wenn die Schilderung der Klage und damit die erweiterte "Exrogog 
ἀναίρεσις mit dem Verse schloss ὧς ἔφατο χλαίουσ᾽, ἐπὶ δὲ στενά- 
χοντὸ γυναῖχες, so musste das dem Kenner der zweiten Ilias die Scene 
ins Gedächtniss zurückrufen, wo die Mägde der Andromache ἔτε ζωὸν 
γόον Ἕχτορα ᾧ ἐνὶ οἴχῳ Z 500. Als ein kleines Indieium für Benutzung 
der zweiten Ilias mag auch noch auf πολῖται 429 hingewiesen werden, 
das ebenso nur noch in jenem Gedicht O 558, sonst aber nirgends in der 
ganzen Ilias vorkommt. Solche Anlehnung an die zweite Ilias haben wir 
nun oben auch bei dem ersten Ueberarbeiter der Ἕχτορος ἀναέρεσις 
gefunden. Nimmt man hinzu, dass auch an Grossartigkeit der Erfindung 
die Schleifung Hektors der Erzählung vom brennenden Skamandros ge- 
wiss nicht nachsteht, so sind wir zu dem Schluss berechtigt, dass alle bisher 
besprochenen Erweiterungen der Ἕχτορος ἀναίρεσις von demselben Ver- 
fasser herrühren. 

Diese erweiterte Ἕχτορος ἀναίρεσις umfasste also folgende Verse: 
Σ 239—335. 338—355. T 1. 2. 40. 41. 357—364. 369—383 1). 387 
—410. 415—424. Y 1—3. (Kleine Lücke). 79—503. ® 12)—16. 34 
—382. 515—517°. 520°—611. X 1—166. 208—322. 324—515. 
Alle übrigen Zusätze und Erweiterungen sind jüngeren Datums. Die 

Theomachie ὦ 383—514 kann erst gedichtet sein, nachdem die Sıoun- 
dovg ἀριστεία in die Ilias eingesetzt war, da sie wiederholt auf diese 


1) 383 ist sicher von dem Erweiterer eingesetzt worden, da dieser die 
Achilleusrüstung aus der zweiten Ilias und der Asteropaiosepisode (® 165) als 
Werk des Hephaistos kennt, ebenso © 594 und X 315. 316. Ueber Σ' 384—386 
s. S. 507 Anm. 

2) © 2 kann der Xanthos sehr gut schon von dem ersten Erweiterer aus 
der zweiten Ilias eingesetzt sein, vgl. S. 401. 

Robert, Studien zur Ilias, 35 


Bestand der 
ersten Erwei- 
terung. 


Zweite Erwei- 
terung. 


546 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Bezug nimmt (8. 233). Sie ist also jünger als die dritte Ilias. Dasselbe 
gilt von den mit Rücksicht auf die Theomachie eingesetzten Versen ® 
517 520°. X 167—207 (5. S. 247). Die Götterversammlung Y 4—78 
ist ihrerseits wieder jünger als die Theomachie ($. 233). Die 44a ἐπὶ 
Πατρόκλῳ sind sicher später als die KdAog μάχη, denn die Namen der 
Rosse der Atriden _4{,9n und Πόδαργος sind deutlich nach denen der Rosse 
des Hektor Πόδαργος und AtlYwv gebildet © 185 ((S. 500 A. 2). Aber es 
fragt sich, ob man nicht im % zwei verschiedene Schichten zu unterscheiden 
hat 1), die Bestattung und die 43a, von denen die erstere 1—256 die ältere 
sein würde; aber auch sie ist gewiss nicht älter als die dritte Ilias, denn wenn 
sie die Winde, wie die olympischen Götter, in Palästen wohnen und einen 
Schmaus feiern lässt 199 ff, so geht sie noch weit über das hinaus, was 
schon die dritte Ilias in der Vermenschlichung solcher Wesen geleistet hat 
(5. 481). Auch ist Iris dort noch, wie in der Urilias (5. S. 352), die persön- 
liche Dienerin des Zeus und allenfalls der Hera (8. 480); im ist sie die 
Mittlerin zwischen Götter und Menschen (199 μεταάγγελος), die auch ohne 
Genehmigung der Olympier die Wünsche der Betenden erfüllt. Immerhin 
spricht manches dafür, dass diese Fortsetzung an die Ἕχτορος ἀναέρεσις 
bereits angegliedert wurde, als diese noch ein selbständiges Gedicht war. 
Für ein solches bildet sie nämlich einen weit besseren Abschluss, als für die 
Gesamtilias, da in ihr erfüllt wird, was Achilleus gerade im Anfang dieses 
Gedichtes (Ἔχε. dv. 96#.) dem todten Patroklos gelobt hat, ja noch weit 
mehr; denn nicht nur Haupt und Waffen des Feindes bringt er, sondern die 
ganze Leiche und ausserdem schlachtet er am Scheiterhaufen zwölf Troianer. 
Ich bin daher geneigt anzunehmen, dass die “Exrogog ἀναίρεσις vor ihrer 
Verbindung mit der Ilias noch eine zweite Erweiterung erfahren hat, die 
zwar noch nicht die Theomachie und die Götterversammlung, wohl aber die 
Bestattung des Patroklos und die auf sie bezüglichen Verse 35 336. 337. 
® 17—33 enthalten hat. Diese dritte Ἕχτορος ἀναίρεσις würde also 
Σ 239—355. T 1. 2. 40. 41. 357—364. 369—383. 387—410. 415 
—424. Y1-—3. (Kleine Lücke). 79—503. ® 1—382. 515—517°. 520° 
—611. X 1—166 208—322. 324—515. # 1—186?). 188—256 umfasst 
haben. 

Dagegen glaube ich, dass die 49a und die "Exrogog λύτρα erst 
später hinzugekommen sind. 


1) S. oben $. 248. 
2) Ueber 187 5. unten ὃ. 549 A. 1. 


Vierte Dias. 547 


Die Verbindung der dritten Ilias 
mit der Ἕχτορος ἀναίρεσις. 
(Vierte Ilias). 


Die ganze Entwickelungsgeschichte der Ἕχτορος ἀναίρεσις, wie Wir Gründe für die 
sie eben kennen gelernt haben, drängte dahin, sie mit der Ilias zu einem ee. 
Gedicht zu verschmelzen. War sie doch schon von Anfang an im An- 
schluss an eine bestimmte Situation der Urilias gedichtet, wobei nur die 
Voraussetzungen in einigen Punkten geändert waren, und der erste Er- 
weiterer hatte alles gethan sie der zweiten Ilias zu nähern; er entlehnt 
aus dieser das Motiv, dass Achills Waffen ein Werk des Hephaistos sind, 
und nimmt wiederholt auf besonders significante Scenen dieses Epos 
Bezug (5. 543ff.). Andererseits musste der Schluss der zweiten und dritten 
Dias, der noch immer derselbe war wie in der Urilias, die Hörer immer 
fremdartiger berühren, je mehr neue Thaten dem Achilleus noch nach der 
Tödtung des Hektor angedichtet wurden, wie das eben durch die Version 
der "Exrogog ἀναίρεσις ermöglicht war (S. 532). Und dass wenigstens 
die Sage vom Tod des Memnon relativ alt ist, haben wir oben (8. 165) 
gesehen. Im gleichen Maasse musste die Version, dass Achilleus sofort 
nach Hektors Tod den Pfeilen des Paris erlegen sei, an Popularität ver- 
lieren, so dass ein anderer Ausgang des Epos sehr willkommen war. 

Allein die Verschmelzung erfolgte erst, als beide Gedichte eine nochmalige 
Erweiterung erfahren hatten: erst die dritte Ilias und die dritte "Exro- 
ρος ἀναίρεσις 1) sind miteinander vereinigt worden. 

Dieser Verbindung stand aber eins im Wege. Noch in der dritten Μήνεδος 
Ilias ist Achilleus ebenso unerbittlich wie in der Urilias. In der Ἕχτο- rdeeno«. 
ρος ἀναίρεσις redet er nach Hektors Tod freundlich zu Agamemnon 
(954 nach der Lesart Zenodots). Das konnte man sich gefallen 
lassen, so lange sie ein Gedicht für sich war, aber als Theil der Ilias und 
vollends, nachdem die Bestattung des Patroklos hinzugekommen war, wo 
Achilleus sogar das Zelt seines alten Feindes betritt P 36ff, und dieser 


1) Die Bestandttheile dieser beiden Gedichte sind S. 472—478 und 83. 546 
aufgezeigt worden. 
85* 


548 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


an der Leichenfeier theilnimmt, durfte sie solche Dissonanz nicht enthalten. 
Es musste also vorher eine förmliche Versöhnung stattgefunden haben, 
und für diese war der Morgen nach Patroklos Tod der gegebene Zeitpunkt. 
So ist die Mrvıdog ἀπτόρρησις entstanden. Wie ein Pflock steht sie da, 
um den die Fäden vom Anfang der "Exrogog ἀναίρεσις und von der 
Schnittfläche der um ihren Schluss verkürzten dritten Ilias gewunden und 
miteinander verschlungen werden. Die eigentliche Mnvıdog ἀπόρρησις 
umfasst die Verse T 42—356. Sie ist mitten in die "Exrogog ἀναίρεσις 
hineingeschoben, und zwar zwischen die Verse, die schildern, wie Achill 
am Morgen die Achäer aufruft sich zu rüsten, und die, die beschreiben, 
wie seinem Ruf Folge geleistet wird. Dieser Ruf des Peliden ladet also 
jetzt nicht mehr die Krieger zur Schlacht, sondern zur Versammlung. 
Nach dem Muster der dritten Ilias bereiten sich darauf die Achäer, wie im 
Β 8991} (S. 471), auf den Schlachttag durch eine kräftige Mahlzeit vor, 
nur Achilleus weigert sich Speise zu sich zu nehmen, aus Trauer um seinen 
Freund. Darum stärkt ihn Athene mit Nektar und Ambrosia 1). Um die 
Wirkung dieser Speise zu schildern, sind dann an einer wenig späteren Stelle 
die Verse 365—368 in die Ἕχτορος ἀναίρεσις eingelegt?). Die Verbin- 
dung mit der dritten Ilias hat nun weiter zur Folge, dass die Waffen, in 
denen Hektor kämpft, dem Patroklos abgenommen sein müssen. Um dieses 
ausdrücklich zu betonen, hat der Redactor an zwei Stellen kleinere Zusätze 
gemacht, bei Achills Auszug T 411—414 und bei Hektors Tod X 323. 
Da nun ferner jetzt Achill nicht mehr am Abend bald nach Patroklos Fall, 
sondern erst am anderen Morgen in die Schlacht geht, fällt die "OrrAosrarta 
ganz von selbst in die Nacht (5. 5. 480 1), und die Worte der Thetis 3 136 
mussten so umgeändert werden, dass sie die Waffen nicht für denselben Tag, 
sondern erst für den nächsten Morgen verspricht. Es wurde also der oben 
5. 431 hergestellte Vers durch > 136. 137 ersetzt. Da ferner Achilleus, 
als er in den Besitz der Waffen gekommen ist, nicht mehr, wie in der 
dritten Ilias, gleich in den Kampf eilt, sondern erst eine Heeresversamm- 
lung beruft, musste die Scene der Ueberreichung der Waffen, die er früher 


1) Dies ist auf einer korinthischen Vase (Jahrb. des arch. Inst. 1892 Taf. 1) 
dargestellt, die der Herausgeber arg missverstanden hat. Nur giebt der Maler die 
Rolle der Athene der Thetis. Die Vase ist wichtig, weil sie beweist, dass die 
Dichtung der Myvıdos ἀπόρρησες und somit die Verbindung der beiden Epen vor 
600 fällt. 

2) S. oben 8. 244 und v. Wilamowitz Hermes XXXV 561f. 


Vierte Ilias. 549 


sofort anlegte, etwas mehr ausgemalt werden; und sie musste einen anderen 
Inhalt bekommen; dazu wird ausser der Bewunderung der Waffen das Motiv 
verwandt, dass Achill um die Leiche seines Freundes besorgt ist und Thetis 
diese durch Einflössung von Nektar und Ambrosia vor der Entstellung 
durch Leichenfliegen schützt (T 19—39). Nektar und Ambrosia als 
Stärkemittel haben wir schon eben bei der Scene von Achills Rüstung 
gefunden; sie kommen verbunden nur an diesen beiden Stellen der Ilias 
vor, ein weiteres Indicium dafür, dass wir es beide Male mit demselben 
Dichter zu thun haben. Nektar wird ausserdem nur noch in der zweiten und 
dritten Ilias je einmal erwähnt, 7 3. 4 598. Da ist er der Wein der Götter. 
Ambrosia aber ist in der zweiten und dritten Ilias die Götterseife IT 670. 
680. Z 170, und in der ganz jungen Einlage der Sıoundovg ἀρι- 
στεία E 777 (S. 464) das Futter der Götterrosse. Wenn wir nun richtig 
geurtheilt haben, dass die Bestattung des Patroklos schon an die noch 
selbständige Ἕχτορος ἀναίρεσις angesetzt worden ist, so haben wir in 
dieser das Vorbild für das in Rede stehende Motiv. Denn dort behüten 
Aphrodite und Apollon die Leiche des Hektor, in ganz ähnlicher Weise, 
wie hier Thetis die des Patroklos. Apollon schützt sie durch eine goldene 
Wolke gegen die die Verwesung beschleunigenden Sonnenstrahlen und 
Aphrodite salbt sie mit Rosenöl τῷ 184---1911). Von Nektar aber 
ist dort nicht die Rede; auch das, wie die ganze Schilderung, spricht für 
die Priorität des P. Auch die Verse T' 384—386, die schildern, wie sich 
Achill in der neuen Rüstung versucht, werden damals eingesetzt sein (8. 
507 A.). 

Am stärksten verschlungen sind die Theile der beiden Gedichte im 
> und im Anfang des 7, wo mitten in die dritte Ilias hinein zwischen Σ 
238 und 369 der Anfang der Ἕχτορος ἀναίρεσις und in die Ἕχτορος 
ἀναίρεσις zwischen T 2 und 40 ein Stück der dritten Ilias und jein 
neu gedichteter Abschnitt eingeschoben sind. 

Die Dichtung der Myvıdog ἀπόρρησις bleibt aber auch auf die Einfügung der 
noch weiter zurückliegenden Theile der dritten Ilias nicht ohne Rück- Feofeta. 
wirkung. Noch in dieser — von der Urilias und der zweiten Ilias ganz zu 
schweigen — stehen sich Agamemnon und Achilleus so schroff und un- 


1) V. 187 ist thöricht aus 2 21 eingesetzt, wo die Stelle gleichfalls nach- 
geahmt ist. Aphrodite thut zweierlei, sie hält die Hunde ab und salbt die Leiche 
mit Oel, um sie zu conserviren. Beides sind zwei von einander unabhängige 
Handlungen, eine continuirliche und eine einmalige. 


550 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


erbittlich gegenüber, dass jeder Ausgleich eine poetische Unmöglichkeit 
ist. Das konnte nicht so bleiben; wenigstens bis zu einem gewissen Grade 
musste die Versöhnung vorbereitet werden. Da kam dem Redactor nun die 
Existenz eines Einzelliedes ausserordentlich gelegen, in dem wenigstens 
Agamemnon vom Unglück so mürbe gemacht ist, dass er Genugthuung 
verspricht. Dieses Lied, die Πρεσβεία, wurde jetzt in die Ilias eingefügt; 
auf ihm ist die ganze Mrvıdog ἀπόρρησις aufgebaut. Was Agamemnon 
dort versprochen hat 1 119—157 = 263—299, das löst er hier ein T 238 
— 281, und zwar mit ausdrücklicher Berufung auf das in der Πρεσβεία 
gegebene Versprechen T 140f. Aber im Gegensatz zu Agamemnon war 
Achilleus in der Πρεσβεία ursprünglich als gänzlich unerbittlich ge- 
zeichnet. Er ist entschlossen, morgen mit seinen Schiffen das’ Heer zu 
verlassen. Das musste gemildert werden, und hierzu dient vor allem die 
Einfügung der Verse 650—655: 

οὐ γὰρ πρὶν πολέμοιο μεδήσομαι αἱματοέντος, 

γιρίν γ᾽ υἱὸν Πριάμοιο δαΐφρονος, Ἕχτορα δῖον, 

Ἱπυρμιδόνων ἐπί ve κλισίας nal νῆας ἱχέσϑαι 

χτείνοντ᾽ ᾿Αργεΐους, χατά τε σμῦξαι πυρὶ νῆας. 

ἀμφὶ δέ τοι τῇ ἐμῆ κλισίῃ καὶ νηὶ μελαίνῃ 

Ἕχτορα xal μεμαῶτα μάχης σχήσεσϑαι ὀίω. 
Diese Worte, mit denen er jetzt die Gesandtschaft entlässt, bedeuten, was 
vielfach übersehen wird, eine völlige Sinnesänderung des Achilleust). Der 
Gedanke an sofortige Abfahrt ist aufgegeben. Es wird ein Fall bezeich- 
net, in dem sich Achill doch entschliessen würde, wieder in den Kampf 
einzugreifen, ein Fall, der schon in der Urilias und natürlich auch in 
sämmtlichen Weiterbildungen wirklich eintritt. Selbstverständlich ist die im 
Sinne des Achilleus als Hyperbel gemeinte Bedingung mit Rücksicht auf 
das II und zwar in der Fassung der dritten Ilias gestellt. Denn bei 651 
schweben dem Dichter die Verse II 77ff. vor 

ἀλλ᾽ Ἕχτορος ἀνδροφόνοιο 

Τρωσὶ χελεύοντος περιάγγυται, οἵ δ᾽ ἀλαλητῷ 

πᾶν στεδίον χατέχουσι, μάχῃ νικῶντες "Ayauovc. 
Dieser Stimmungswechsel musste aber motivirt werden, und dazu dient 
die Rede und überhaupt die ganze Figur des Phoinix. Durch diesen hier 
zum ersten Male auftretenden Erzieher des Achilleus kommt schon in das 
ganze Gedicht eine weichere Stimmung hinein. Wie er mit T'hränen in 

1) Vgl. oben $. 497. 


Vierte Ilias. 551 


den Augen seinen Zögling bittet, ihn nicht in Troia zurückzulassen, ihn 
seinen Lehrer, von dem er gelernt habe μύϑων re ῥητῆρ᾽ ἔμεναι 
πρηχτῆρά ve ἔργων, wie er ihn an seine Kindertage erinnert, da er ihn 
auf seinen Schoss genommen und ihm Fleisch und Wein zu kosten ge- 
geben habe, wie er ihn dann, allmählich bestimmter auf sein Ziel los- 
gehend, vor der Ate warnt und ihm ein Beispiel aus den xA&e’ ἀνδρῶν 
ἡρώων zu Gemüthe führt, da bleibt dies durchaus nicht ohne Eindruck 
auf Achilleus. “Du sollst nicht den lieben, den ich hasse‘, erwidert er, 
und “un μοι σύγχει ϑυμὸν ὀδυρόμενος καὶ ἀχεύων. Wir wollen uns 
die Sache bis Morgen überlegen: ἅμα δ᾽ Ndı φαινομένηφιν φρασσό- 
μεϑ᾽ ἤ κε νεώμεϑ᾽ ἐφ᾽ ἡμέτερ᾽ ἤ κε μένωμεν᾽. Und als dann auch 
Aias auf ihn einredet, ist er bereits entschlossen zu bleiben; zwar dies 
ausdrücklich auszusprechen ist er zu stolz, aber es liegt in den oben aus- 
geschriebenen Versen, in denen er erklärt, “erst wenn die Schiffe brennen, 
werde ich helfen’. Man’könnte das alles für grosse psychologische Kunst 
halten, aber in Wahrheit ist diese unleugbar hohe Schönheit ganz von 
selbst dadurch entstanden, dass der Redactor, als er die Verse 432°—623 
einlegte, alles übrige so gut wie intact liess, ohne die nun vorhandenen 
Widersprüche auszugleichen. Odysseus meldet dem Agamemnon nach 
wie vor den ersten Bescheid des Achilleus 682—-687 (= 356—363. 
417—420), und vorher hat sich der Redactor nicht einmal die Mühe ge- 
nommen, die nach Einführung des Phoinix nicht mehr correcten Duale 
(182. 192. 196) zu ändern. Das ist ganz dieselbe Manier, wie sie bei 
der Einfügung der Mrvıdog aredoenoıg befolgt ist, und dort finden wir 
auch den alten Phoinix 7 311, wir finden sogar in der Rede des Aga- 
memnon die Ate wieder; σϑεναρή .und dorircog hat sie Phoinix genannt 
und beschrieben, wie sie die Litai, die Töchter des Zeus, im Laufe weit hin- 
ter sich lässt (1 505ff.). Agamemnon nennt auch die Ate selbst Tochter 
des Zeus und schildert ihre weichen Füsse, mit denen sie xar’ ἀνδρῶν 
χράατα βαίνει T 911 ὄ Auch dass Achill Skyros erobert hat, wird nur in 
den Zusätzen zur Πρεσβεία 668 und in der Mijvıdog ἀπόρρησις T 326. 
332 erzählt. Demnach wird man nicht bezweifeln, dass der Ueberarbeiter 
der Πρεσβεία und der Verfasser der Mnvıdog ἀπόρρησις ein und die- 
selbe Person ist. Ausser der Rede des Phoinix und der Antwort des 
Achilleus 432—623 gehören ihm die Verse 168—170. 180. 650—655. 
658—668. 688—692. Ueber die Anspielung auf die Kölog μάχη 236 — 
246 (S. 494) schieben wir die Entscheidung noch auf. 


Zusätze im 
Ju. NA, 


Patroklos bei 
Nestor. 


552 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Die oben Κα. 498 offen gelassene Frage, wann und zu welchem Zweck 
die Ueberarbeitung der Πρεσβεία stattgefunden habe, ist damit gelöst. Sie 
ist erfolgt, als das Einzellied in die dritte Ilias eingelegt und diese mit 
der Ἕχτορος ἀναίρεσις verbunden wurde. Es versteht sich, dass auch die 
Verse des II, in denen Achill auf seinen nunmehrigen Bescheid (1 650 
—655) Bezug nimmt 60—63 

οὐδ᾽ ἄρα πως ἦν 

ἀσπερχὲς χεχολῶσϑαι ἐνὶ φρεσίν᾽ ἦ τοι ἔφην γε 

οὐ πρὶν μηνιϑμὸν χαταπαυσέμεν, ἀλλ᾽ ὅπιότ᾽ ἂν δὴ 

γῆας ἐμὰς ἀφέχηται ἀυτή τε πτόλεμός τε, 
Worte, die uns einen milder denkenden Peliden zeigen, zu derselben 
Zeit und von demselben Verfasser eingelegt worden sind. Dasselbe ist 
in hohem Grade wahrscheinlich von der Schilderung der fünf Abtheilungen 
der Myrmidonen IT 168—197, da auch in dieser wieder der γέρων ir- 
σπηλάτα Φοῖνιξ 196 erscheint, und zwar als Führer der vierten Abtheilung, 
wie er sich 440 gerühmt hat den Achilleus — γήσιον, οὔ πω εἰδόϑ'᾽ 
ὁμοιίου πολέμοιο — im Kriegshandwerk unterrichtet zu haben. Ferner 
hat der Redactor auch gleich in die Streitsceene der Könige die Verse 4 
212—214 eingelegt, die auf die MrAvıdog ἀττόρρησις vorbereiten. 

So hat nun die Πρεσβεία in ihrer neuen Gestalt doch einen gewissen 
Erfolg. Sie bewirkt wenigstens so viel, dass Achill nicht abfährt, und 
Nestor, der zu ihr gerathen hat, ist nicht mehr, wie früher, der Blamirte, 
In unserer heutigen Ilias hat er aber ein noch grösseres Verdienst. Wäh- 
rend in der Urilias und auch noch in der dritten Ilias Patroklos aus eigenem 
Antrieb den Achill anfleht, entweder selbst zu helfen oder ihn an der Spitze 
der Myrmidonen hinauszusenden (S. 460), thut er das jetzt auf Rath des 
Nestor. Die Episode, in der ihm dieser Rath ertheilt wird 4 618—805 
und wo dem Nestor ausdrücklich nachgerühmt wird, dass er βουλῇ doı- 
OTEVEOHEV Grcavrwv 627, nimmt auf die umgearbeitete Πρεσβεία und 
zwar auf die schon so oft betonten Verse I 650—655 ausdrücklich Be- 
zug, A 666ff!). 

N μένει eig ὅ ne δὴ νῆες ϑοαὶ ἄγχι ϑαλάσσης, 
Aoysiwv ἀέχητι, πυρὸς δηίοιο ϑέρωνται, 
αὐτοί TE χτεινώμεϑ᾽ ἐπισχερώ, 
Worte, die man besser nicht, wie es freilich jetzt allgemein geschieht 


1) Vgl. oben δ. 461. 


Vierte Ilias. 553 


und schon im Altertum geschah, als Frage, sondern als Versicherung auf- 
fasst. “Wahrlich’ meint Nestor “Achilleus hält Wort’. Von vornherein 
ist es nun wahrscheinlich, dass diese Episode nicht später als die umge- 
arbeitete Πρεσβεία, sondern gleichzeitig mit dieser in die Ilias eingelegt 
worden ist. | Es lässt sich dies aber auch noch weiter erhärten. Der 
neuen Πρεσβεία ist die Anschauung eigenthümlich, dass Peleus seinen 
Sohn, und also natürlich auch Menoitios den seinigen, dem Agamemnon 
zu Hülfe geschickt hat, und dass Achill damals, also vor zehn Jahren nach 
der Anschauung der dritten Ilias S. 486, noch ganz jung war I 438ff. 
Dieselbe Vorstellung findet sich lin der Nestorepisode des 7 sogar mit 
wörtlicher Anlehnung: 

I 438 σοί δέ u’ Eneune γέρων ἱππηλάτα Πηλεύς 

ἤματι τῷ ὅτε σ᾽ ἐκ Φϑίης ᾿Αγαμέμνονι πέμπεν. 
A 165 ἦ μὲν σοί γε ἹΠενοίτιος ὧδ᾽ ἐπέτελλεν 
ἤματι τῷ ὅτε σ᾽ ἐκ Φϑίης ᾿4γαμέμνονι τέμττεν, 
und weiter heisst es, und zwar hier zum ersten Mal, dass Patroklos 
älter sei, als der νήπιος ᾿αχιλλεύς; denn Menoitios sagt zu ihm _4 786 ἢ, 
texvov ἐμόν, γενεῇ μὲν ὑπέρτερός ἐστιν ᾿Αχιλλεύς, 
πρεσβύτερος δὲ σὺ ἐσσί. 

Weiter ist für diesen Redactor der Ilias in hohem Grade charakte- Eingelegte; Ge- 
ristisch die Lust am Fabuliren. In allen von ihm herrührenden Partien er- “ichten. 
zählen die Helden kleine Geschichten; in der Myvıdog ἀπόρρησις Aga- 
memnon die von der Geburt des Herakles T 95—133, in der Πρεσβεία 
Phoinix die des Meleagros und seine eigene Jugendgeschichte I 447— 484. 
529—599; selbst in die ordre de bataille der Myrmidonen sind die Fabeln 
von der Liebe des Spercheios zur schönen Polydore und des Hermes zur 
schönen Polymele eingeflochten II 175—192. Genau dasselbe finden wir in 
der Nestoreinlage des 4. Da erzählt Nestor seine jugendlichen Helden- 
thaten 670— 761, und weiter, wie er mit Odysseus den Achill und Patroklos 
aus Phthia abgeholt’ habe 765—790. Man wende nicht ein, dass Nestor 
auch schon in der zweiten und der dritten Ilias gerne Geschichten erzähle; 
so ausführlich wie hier ist der geschwätzige Alte von Pylos selbst im H 132 
— 156 nicht, welche Stelle offenbar das Muster für 1 670— 761 ist. Und 
die zweite Erzählung trägt einen mehr genrehaften Charakter und berührt 
sich in dieser Beziehung mit der Rede der Briseis in der Mrivıdog ἀτιόρ- 
ρησις T 291—299, wo diese ihr früheres Schicksal erzählt und wie 
Patroklos sie nach dem Fall ihrer Vaterstadt getröstet habe. 


554 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Benutzung Noch einen weiteren charakteristischen Zug hat die Nestorscene des _4 

Alteror Lieder. it den Zusätzen der IIgsoßeia gemeinsam, Benutzung ganz alter Gedichte 
aus der Zeit des Urilias und der Πάριδος καὶ Meveicov μονομαχία. Dort 
haben wir das bei der Erzählung von Meleagros constatirt 8. 498, hier 
finden wir den Becher des Nestor, über den schon S. 108 gehandelt ist. 
Wir dürfen es aber jetzt noch bestimmter aussprechen, dass diese Verse, 
die ein ächt mykenisches Prunkstück beschreiben und die sich ohne weiteres 
äolisiren lassen, einem älteren Gedicht entlehnt sein müssen. Denn die 
nächsten Verse 636f. haben schon im Alterthum berechtigtes Kopfschüt- 
teln erregt: 

ἄλλος μὲν μογέων ἀποχινήσασχε τραπέζης 
schetov ἐόν, Νέστωρ δ᾽ 6 γέρων ἀμογητὶ ἄειρεν. 

Von der Thorheit zu ἄλλος aus dem Folgenden γέρων zu ergänzen wollen 
wir schweigen, aber unmöglich kann doch der Dichter meinen, dass auch 
Aias oder Achilleus den Becher nur mit Mühe habe heben können. 
Ursprünglich war eben der Besitzer ein anderer, ein junger starker Held, 
»wie Achill oder Meleager. Der Dichter hat den Gedanken der folgenden 
Verse beibehalten, aber ihren Wortlaut umgewandelt, wie schon das 
Iterativum drroxıvnoaone lehrt. ’ 

Machaons Ver- Es stammt also von dem Verfasser der Mrvıdog drrögenoıg die 

MINEN ganze Scene im Zelt des Nestor 2 618—805; ausserdem 597. 598. 611 
—615, ἃ. h. die Zusatzverse, durch die bewirkt wird, dass es nun der 
Anblick des Nestor und Machaon ist, der Achill zur Aussendung des 
Patroklos veranlasst, folgerecht auch die diese Scene vorbereitenden Verse 
_A 499—520, in denen erzählt wird, wie Paris den Machaon verwundet, 
ein der Diomedes-Episode desselben Buches nachgebildetes Motiv (S. 
462f.), und wie Nestor den Verwundeten auf seinem Wagen in sein Zelt 
fährt, und endlich die Verse 833—836. 839. 840, die dazu dienen, die 
Eurypylosepisode mit der neuen Einlage zu verklammern. Diese Episode 
machte dann weiter nöthig, dass nachher, als Nestor sein Zelt verlässt 
Ξ ιν, auf sie Bezug genommen wird; folglich sind damals auch die 
Verse 5 1’—8 gedichtet und eingesetzt worden, wie schon die Erwähnung 
der Hekamede (vgl. 1 624) zeigt. 

Neue Version In der IIgeoßei« findet sich nun auch eine neue Auffassung der 

Am a Achilleussage. Während in der Urilias die Anschauung herrscht, dass 
dem Achilleus auf jeden Fall ein früher Tod bestimmt ist (310. 353, 
vgl. 8. 354f.), begegnet uns hier die Vorstellung, dass er ein langes 


Vierte Ilias. 555 


Leben gewinnen kann, wenn er auf die Theilnahme am Kampfe vor 
Ilion verzichtet I 410 ff. 

μήτηρ γάρ τέ μέ φησι ϑεά, Θέτις ἀργυρόπεζα, 

διχϑαδίας χῆρας φερέμεν ϑανάτοιο τέλοσδε. 

δὲ μέν x’ αὖϑι μένων Τρώων πόλιν ἀμφιμάχωμαι, 

ὥλετο μέν μοι νόστος, ἀτὰρ χλέος ἄφϑιτον ἔσται" 

ei δέ κεν οἴχαδ᾽ ἵχωμι φίλην ἐς πατρίδα γαῖαν, 

ὥλετό μοι χλέος ἐσϑλόν, ἐπὶ δηρὸν δέ μοι αἰών. 
Also ein ähnliches Dilemma, wie das, vor welches Achilleus in der Urilias 
nach Hektors Tod gestellt wird, aber doch nicht dasselbe. Dass ihm vor 
Troia der Tod droht, weiss Achilleus auch in der Myvıdog ἀπόρρησις T 
329. Dieselbe Anschauung findet sich in einer Einlage des P, die der drit- 
ten Ilias noch fremd ist. Auch da weiss Achilleus, dass er den Fall Troias 
nicht erleben werde, πολλάχε γὰρ τό γε μητρὸς ἐπεύϑετο νόσφιν 
ἀχούων 408. In derselben Einlage 366—423 heisst es, dass der Kampf 
um Patroklos den ganzen Tag währte 384 τοῖς δὲ πανημερίοισ᾽ ἔρι- 
dog μέγα γεῖχος. ὀρώρει. Das passt nur für die vierte Ilias, wie 
wir die durch Angliederung der Ἕχτορος ἀναίρεσις entstandene Form 
von jetzt an nennen wollen; denn in dieser dauert der Kampf um Pa- 
troklos wirklich bis zum späten Abend, während noch in der dritten 
Ilias darauf der Tod des Hektor und Achilleus folgte. In den dieser Ein- 
lage vorhergehenden Kämpfen 288—365 wird Aineias mit einer Auszeich- 
nung behandelt, wie bisher nie in der Ilias. Er ist es, der verhütet, dass 
die Troer in der Stadt Schutz suchen. Angefeuert zu diesem Heldenmuth 
wird er, gerade wie in der _4iveiov ἀριστεία, durch den in Menschen- 
gestalt an ihn herantretenden Apollon. Es ist nun doch wohl klar, dass 
diese Aineiasepisode eben mit Rücksicht auf die in die "Exrogog ἀναίρεσις 
eingelegte Aivslov ἀριστεία gedichtet ist. Wenn Aineias sich selbst dem 
Achill entgegenzustellen wagt, muss er sich auch vorher schon auf dem 
Schlachtfeld mehr ausgezeichnet haben, als in den früheren Stadien der 
Ilias. Wie berechtigt dieser Schluss ist, zeigt sich gleich nachher. Denn 
da finden wir einen Gefährten des Asteropaios 348ff., der natürlich auch 
nur eingeführt wird, um auf die Asteropaiosepisode der später folgenden 
Ἕχτορος ἀναίρεσις vorzubereiten. Also wird der ganze Abschnitt P 288 
—423 dem Redactor der vierten Ilias gehören, und natürlich auch der 
einzelne Vers P 217, wo Asteropaios seibst unter die von Hektor aufge- 
rufenen Helden eingeschmuggelt wird. 


Zusätze im 
Pr; 


556 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Wie diese Partie vor die Automedonepisode eingesetzt ist, so eine 
andere ihr sehr ähnliche unmittelbar dahinter 545—592. Hier spornt 
abermals Apollon in Menschengestalt die Troer, vor allem den Hektor, 
an, und ebenso Athene den Menelaos. Wer noch zweifeln sollte, dass 
wir es abermals mit dem Redactor der vierten Ilias zu thun haben, den 
wird der Umstand, dass Athene dabei die Gestalt des alten Phoinix annimmt 
555ff., hoffentlich alsbald bekehren. Endlich die Worte, die Zeus zu den 
Rossen des Achilleus sspricht 453—455 

ἔτι γάρ σφισι χῦδος ὀρέξω 

χτείνειν, eig ὅ ne νῆας ἐυσσέλμους ἀφίχωνται 

δύῃ τ᾽ ἠέλιος καὶ ἐπὶ χνέφας ἱερὸν ἔλϑῃ 
können gleichfalls erst bei Angliederung der Ἕχτορος ἀναίρεσις ein- 
gelegt worden sein. Denn in den drei älteren Gestalten der Ilias sind 
am Abend die Troer bis zur Stadt zurückgedrängt und Hektor erschlagen. 
Entnommen sind die Verse allerdings der Urilias 896ff.,, aber in dieser 
wurde es auch schon gleich nach _7 Nacht. Da liegt denn doch die An- 
nahme am nächsten, dass auch diese Stelle nicht nachträglich, sondern 
gleich bei der ersten Redaction der vierten Ilias hinzugekommen ist. 

In dieselbe Kategorie gehören die Worte N 817—820, d.h. der neue 
Schluss von Aias Prophezeiung, die sich nun auf Hektors Flucht vor 
Achilleus bezieht (S. 4211). Auch sie werden der vierten Iiias zu vin- 
dieiren sein. 

Einfügung der Die meisten der zuletzt besprochenen Zusätze haben die Tendenz, 
Köhos udyn.guf Situationen der frisch angegliederten Ἕχτορος ἀναίρεσις vorzube- 
reiten. Andere Aenderungen wurden dadurch veranlasst, dass nach 
Wegfall des alten Schlusses der Urilias nunmehr auch der Tod des 
Achilleus durch Paris nicht mehr in dem Gedichte vorkam. Zwar 
lässt der Dichter den Paris — man möchte fast sagen zum Ersatz — 
den Machaon durch einem Pfeilschuss verwunden _4 505 ff., aber jedes- 
falls tritt diese Figur jetzt in die zweite Reihe. Und so liegt der Ver- 
dacht nahe, dass ihre systematische Ausmerzung aus früheren Abschnitten 
des Epos!) dem Redactor der vierten Ilias zur Last fällt. Ich habe dabei 
natürlich die Tilgung der Πάριδος ἀριστεία und ihre Ersetzung durch 
die Κόλος μάχη im Auge (8. 501). Dass dieses Einzellied zugleich mit 
der Πρεσβεία und der neugedichteten Mrvıdog ἀπόρρησις von dem Re- 


1) Vgl. 8. 205. 8. 257. 


Vierte Ilias. 557 


dactor der vierten Ilias eingesetzt ist, lässt sich nun in der That wahr- 
scheinlich machen. In der Nestorepisode des _4 erscheint als Diener des 
Nestor ein Eurymedon 620. Dass dieser der Kölog udyn entnommen 
ist, und zwar in Folge eines Missverständnisses, ist S. 500 A. 1 bemerkt. 
Das legt doch den Verdacht nahe, dass damals auch dieses Gedicht ein- 
gefügt wurde. Weiter enthält, wie oben (5. 494 ff. S. 551) gezeigt, auch in 
der Πρεσβεία die Rede des Odysseus 236—246 eine Anspielung auf die 
Kolog μάχη (vgl. @ 170). Durch die bei der Figur des Eurymedon 
gemachte Erfahrung gewitzigt, werden wir nicht länger zweifeln, dass dieser 
Zusatz gleichzeitig mit den übrigen Erweiterungen der Πρεσβεία gemacht 
worden ist, was ja auch schon an sich durchaus das Wahrscheinlichste 
war. Damit ist aber so gut wie erwiesen, dass die Einschaltung der Κόλος 
μάχῃ das Werk des Redactors der vierten Ilias ist. 

Wir haben schon ὃ. 555 gesehen, dass der Verfasser ferner die Ten- Einfügung der 
denz hat, den in der erweiterten Ἕχτορος ἀναίρεσις so stark hervortreten- en 
den Aineias schon vorher eine Rolle spielen zu lassen. Eine gute Gelegen- 
heit hierzu bot noch die Jıoundovg ἀριστεία, in der Aineias, seit sie 
ein Bestandtheil der dritten Ilias geworden war (5. 465), mehr hervortrat, 
als früher. In dem jetzt zur Ilias gehörigen Aineiaslied erscheint Aineias 
zum ersten Mal als Sohn der Aphrodite (S. 538). Es musste jetzt befrem- 
den, dass diese sich im E um ihren Sohn gar nicht kümmert. Das mochte 
den Dichter auf den Gedanken bringen, in die Jıoundovg ἀριστεία eine 
Episode einzuschieben, in der Aphrodite ihren Sohn ganz auf dieselbe Weise 
zu retten versucht, wie im Y Poseidon; das lag um so näher, als sie den- 
selben Liebesdienst vorher im I’ dem ihr doch ferner stehenden Paris erweist. 
Freilich gelingen durfte der Versuch nicht, dafür sass Apollon im E zu 
fest, also bleibt es beim guten Willen, und Diomedes hat nun die Ehre 
vor dem Ares auch noch die Aphrodite zu verwunden. Das wäre dann 
also die Kyprisepisode, und in der That weist diese, namentlich in ihrem 
letzten Theil, der Scene im Olymp, die für den Autor der vierten Ilias 
charakteristischen Züge auf!), die Freude am Fabuliren, — Dione tröstet 
ihre verwundete Tochter, indem sie ihr nicht weniger als drei Götterge- 
schichten erzählt 385—404 — und die Freude an kleinen Genrebildern : 
4088. οὐδέ τί μὲν παῖδες ποτὶ γούνασι πατίπάζουσιν ἐλϑόντ᾽. Eu 
πολέμοιο xal αἰνῆς δηιοτῆτος und die Schilderung, wie Aphrodite ein 


1) Vgl. oben S. 553. 


Rückführung 
der Chryseis, 


558 Entwickelungsgeschichte der Dias. 


Mädchen streichelt und sich dabei die Hand an der Gewandnadel verletzt 
424f. Wir vindiciren also der vierten Ilias die Kyprisepisode und die 
mit Rücksicht auf sie eingeschobenen Verse: E 131. 132. 248. 312—431 
(darin sind aus der nächst älteren Fassung !) 319—329. 344. 355. 356 
verwerthet und umgestellt). 458. 459. 820. 821. 883. 884. 

Mit der Kyprisepisode hat aber, wie früher (S. 190. S. 464) festgestellt, 
die Fahrt der Hera und Athene auf das Schlachtfeld die allergrösste Ver- 
wandtschaft. Dass sie der Κόλος μάχη nachgebildet, ist gleichfalls schon 
früher gezeigt, und wem hätte eine solche Benutzung näher gelegen, 
als dem Autor der vierten Ilias, der dies Einzellied zuerst in das grosse 
Epos eingesetzt hat und auch im / und _/ auf es anspielt? Die charak- 
teristische Kleinmalerei kehrt in der Schilderung vom Anschirren des 
Wagens wieder. Auch E 711—792 und 907—909 werden also zur vierten 
Ilias gehören. 

Derselbe Mann, der die Mrvıdog ἀπτόρρησις gedichtet hat, wird wohl 
auch bei seiner peinlichen Genauigkeit eine Schilderung von Chryseis 
Rückführung vermisst und sie hinzugedichtet haben _/ 430—492. Das 
hat dann freilich einen Missstand. Odysseus kann bis zum anderen Tag, 
wo die Schlacht beginnt, unmöglich zurück sein. Die Urilias, die sich mit 
einem kurzen οὗ μὲν Erreır’ ὀναβάντες Ercircheov ὕγρα χέλευϑα (270) be- 
gnügt, kann sich über diese Schwierigkeit mit souveräner Verachtung 
hinwegsetzen; nicht so die vierte Ilias, die Hinfahrt und Rückfahrt und 
was dazwischen liegt ganz detaillirt erzählt. Es mussten also in ihr 
zwischen der μῆνες und dem ersten Schlachttag einige Tage eingeschoben 
werden. Dazu dient das ’Aithiopenmotiv 4 423—427. 493—496. Thetis 
kann die Bitte ihres Sohnes nicht sofort erfüllen, denn Zeus ist abwesend 
und kommt erst in zehn Tagen zurück, so dass jetzt zwischen den Streit 
der Könige und die erste Schlacht elf Tage fallen und Odysseus Zeit er- 
hält seine Reise zu vollenden. Dabei begegnet aber dem Redactor das Miss- 
geschick, dass er 493 aus 425 δυωδεκάτη wiederholt, ohne die inzwischen 
verstrichenen Tage abzuziehen. Oder in Wahrheit hat er wohl mit &x τοῖο 
auf die Ereignisse vom Tage der μῆνες hinweisen wollen. Der Dichter ist ja 
so jung, dass wir ihm solche „Verkehrtheit“ oder richtiger Laxheit getrost 
zutrauen können. Denn das Aithiopenmotiv ist nun einmal durch die Fahrt 
nach Chryse bedingt. Sonst lässt sich für den seltsamen Einfall, dass 


1) Vgl. 5. 473. 


Vierte Ilias. 559 


Zeus nicht zu Hause ist, schlechterdings kein Anlass erspähen. Nachge- 
ahmt aber ist dies Motiv der zweiten Erweiterung der Ἕχτορος ἀναίρεσις 1), 
wo #206 Iris die Einladung der Winde ablehnt, weil sie zu den Aithio- 
pen wolle, um sich bei ihnen mit den übrigen Göttern am Opferschmaus 
zu erfreuen. Offenbar ist dort aber die Vorstellung die, dass die Götter 
sich persönlich dahin begeben, wo man ihnen Opfer bringt, sobald aber das 
Opfer gebracht ist, also spätestens am Abend, wieder auf den Olymp zu- 
rückkehren. Der Autor der vierten Ilias hingegen stellt sich vor, dass die 
Götter bei den Aithiopen zum Logirbesuch sind, und das ist doch ohne 
jede Frage das Secundäre. 

Auch die lustige Parodie der Streitsceene des _4, die Thersites-Episode 
B 211—278‘, in der sich dieser freche Krüppel als Affe des Achilleus 
gerirt, mag damals hinzugekommen sein. In gewissem Sinne ist es ja 
auch eine Genrescene, wie solche der Autor besonders liebt. 

Eine Geschichte erzählt auch Poseidon der Iris Ὁ 187—199, näm- 
lich dass Zeus, Hades und er selbst Söhne des Kronos und der Rhea 
seien und dass sie sich die Welt unter einander getheilt hätten, was übri- 
gens die Götterbotin schon alleine wissen könnte. Das ist aber wieder 
ganz die Manier des Redactors der vierten Ilias. Die Einlage basirt auf 
der Hesiodischen Theogonie 8811, (S. 138f.), was uns nicht Wunder 
nehmen kann, da ja schon die Κόλος μάχη den Hesiod benutzt (S. 168). 

Das eigentliche Charakteristische für diese neue Ilias ist nun, dass 
sie nicht mehr das Epos vom Tod des Achilleus, sondern nur das von 
seinem Zorn ist. Das spricht auch das jetzige Prooemium unzweideutig 
aus: μῆνιν ἄειδε, Fed, Πηληιάδεω Ayılmog, und wer möchte wohl da 
noch bezweifeln, dass es von dem Verfasser der vierten Ilias gedichtet ist? 

Somit enthielt die vierte Ilias folgende Bestandtheile: 4 1—62. 64 
—138. 140—295. 297—365. 393—611. B 1—483. 780—815. IT 1— 
461. 4 1—538. E 1—909. Z 1—86. 102—241. 313—364. 392—529. 
H 1—482. © 1—527. 529—565. 11---718, 1 1—35. 38—454. 456 
—848. M 1—471. N 1—344. 361—657. 660-837. 5 1—522. O 
1—480. 482—609. 615—667. 674— 726. II 1—93. 101—380. 382— 
867. P 1—279. 281—761. Σ 1—355. 369—443. 457—617. T 1—424. 
Y 1-3. 79—503. ® 1—382. 515—517°. 520’—611. X 1—166. 208 
—515. # 1—186. 188—256, also an Verszahl mindestens das Fünf- 
fache der Urilias. 


1) S. oben $. 546. 


Thersites. 


Göttermythos. 


Prooemium. 


Umfang der 
vierten Ilias. 


Neuer Zuwachs. 


560 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Neu gedichtet sind hiervon 4 1—6. 212—214. 423—427. 430—496. 
B 211—278. E 131. 132. 248. 312—318. 330— 343. 345—354. 357 — 
431. 458. 459. 711—792. 820. 821. 883. 884. 907—909. 1 168—170. 
180. 236—246. 432”—623. 650— 655. 658—668. 688—692. 41499 — 
520. 597. 598. 611—615. 618—659. 662—805. 833—836. 839. 840. 
N 817—820. 5 1?—8. 49—51(?). 317—327 1). O 187—199. Π 60° 
—63. 168—197. 2922). 333—393 (Ὁ). P 217. 288—423. 453—455. 545 
—592. Σ 39—493). 136. 137. T 19—39. 42—356. 365—368. 411— 
414. X 323. 


1) Den Beweis für die Zugehörigkeit dieser Verse zur vierten Ilias bringt 
das nächste Capitel S. 563. 

2) Der Vers ist ähnlich A 746 und wohl von demselben Verfasser. 

3) S. das nächste Capitel S. 563. 


Götter und Helden der vierten Ilias. 561 


Die Götter und Helden der vierten Ilias. 


Dass der Redactor der vierten Ilias die Theogonie des Hesiod gekannt Benutzung des 
und wenigstens einmal sicher benutzt hat, haben wir oben S. 559 festge- Bags 
stell. Sehen wir näher zu, welche Veränderungen mit der Götterwelt er 
vornimmt, so zeigt sich auch hier alsbald auf Schritt und Tritt der Ein- 
fluss Hesiods. 

Athene erscheint durchaus als Kriegsgöttin und wird daher sogar mit Athene. 
Enyo verglichen. E 330ff. heisst es von Diomedes 

ὃ δὲ Κύπριν ἐπῴχετο νηλέϊ yalıı, 

γιγνώσχων ὅ τ᾽ ἄναλκις ἔην ϑεός, οὐδὲ ϑεάων 

τάων αἵ τ᾿ ἀνδρῶν de χάτα χοιρανέουσιν, 

οὔτ᾽ ἄρ᾽ ᾿4ϑηναίη οὔ τε πτολίπορϑος Ἐνυώ. 
Sehr charakteristisch sind in dieser Beziehung auch die Zusätze, die bei 
der Rüstung der Göttin gegenüber der Vorlage im © gemacht sind. Auch 
dort legt sie Waffen an, den Chiton des Zeus, und hat schon eine eigene 
Lanze (© 387 ff.) Hier aber kommt die Aegis hinzu und der Helm (E 
734 ff.), für dessen Beschreibung die Rüstung des Agamemnon aus der 
dritten Ilias verwendet ist 7 41 (vgl. S. 48). Dass sich die Umbildung der 
Athene zur Kriegsgöttin schon in den früheren Schichten der Ilias 
langsam vorbereitet, ist bereits oben (S. 380. 5. 472. 8. 532f.) gezeigt. 
Aber vollständig vollzogen liegt der Prozess erst bei Hesiod vor. Der 
nennt Athene theog. 925f. die δεινήν, ἐγρεχύδοιμον, ἀγέστρατον, ἀτρυ- 
τώνγην, πότνιαν, 1 χέλαδοί τε ἅδον πόλεμοί ve μάχαι Te. Gewiss 
sind für diese Vorstellung die boiotischen Kulte der Athene ’Irwvia, vor 
allem der von Koroneia 1), ganz wesentlich massgebend, in denen die Göttin 
die bewaffnete Jungfrau ist. Auch die eben angeführte Ἀόλος μάχη ist 
ja nachhesiodisch, und gewiss auch in der Schilderung der sich wappnen- 
den Göttin von der Theogonie beeinflusst. Weit fühlbarer aber ist dieser 
Einfluss in der vierten Ilias. 

Hierdurch belehrt werden wir auch die in dieser Schicht zum ersten Dione 
und einzigen Mal auftretende Dione (E 370ff.) weniger auf die Kenntniss 


1) Preller Griech. Myth. I? 214. 
Robert, Studien zur Ilias. 36 


Eileithyia. 


Hebe. 


562. Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


ihrer Culte in Dodona und Athen!), als auf Benutzung der Hesiodi- 
schen Theogonie zurückführen. Da wird die Göttin gleich im Proömium 
17 neben Hebe genannt, und später erscheint sie unter den Okeaniden 
353. Die hesiodische Vorstellung, dass Aphrodite aus dem Geschlechts- 
glied des Uranos und dem Schaum des Meeres entstanden sei, konnte 
der Homeride nicht brauchen. Für die gänzlich vermenschlichte Götter- 
welt war sie einerseits zu roh, andererseits zu mystischh Auch vertrug 
sie sich nicht mit der seit der Πάριδος χαὶ Meveidov μονομαχία 
in dem Epos herrschenden Anschauung, dass Aphrodite die Tochter des 
Zeus sei I’ 374. So deutet der Dichter die Geburt aus dem Meere so um, 
dass er der Aphrodite eine Okeanide zur Mutter giebt. Auf Benutzung des 
Hesiod deutet auch der nur von diesem Dichter gebrauchte Name Körgıg 
E 330. 422. 458. 883, die Kurzform für das Hesiodische Korooyevere 
theog. 199. 

Auch Eileithyia tritt, wenn nicht überhaupt, so doch als einzelne Gott- 
heit in dieser Schicht zum ersten Mal auf; und zwar gleich an zwei Stellen 
II 187. T 103. Mehrere Eileithyien kommen in den Zusatzversen des 4 
269—272 vor, die wir S. 440 vermuthungsweise der zweiten Ilias zuge- 
sprochen haben. Doch ist diese Zutheilung nichts weniger als sicher; sie 
können ebenso gut wohl erst von dem Redactor der vierten Ilias eingelegt 
sein 2), denn auch dieser kennt neben der einen Eileithyia eine Mehrheit 
von Eileithyien Τ' 119. Die eine Eileithyia aber findet sich wieder bei 
Hesiod th. 922f., wo es von Hera heisst 

ἣ δ᾽ Ἥβην χαὶ Aona χαὶ Εἰλείϑυιαν ἔτιχτε 

μιχϑεῖσ᾽ ἐν φιλότητι ϑεῶν βασιλῆι xal ἀνδρῶν. 
Die hier in demselben Vers mit Eileithyia genannte Hebe hat in den älteren 
Schichten der Ilias nur solche Functionen, die ihrem Namen entsprechen. 
In der Aioundovg ἀριστεία badet sie den wunden Ares E 905 (S. 381), 
in der zweiten Ilias kredenzt sie den Göttern den Nektar 7 2f. Beide Male 
schimmert durch, dass sie nur die Personification eines abstracten Begriffs, 
der ewigen Jugend ist. Aber in der vierten Ilias E schirrt sie der Hera 
den Wagen an wie in der Κόλος μάχη die Horen (85. 500); das hat zur 
Voraussetzung, dass sie zu einer vollen göttlichen Persönlichkeit geworden 
ist, wie die übrigen Olympier, und dass sie zur Hera in einem näheren 
Verhältniss steht. Die Grundlage für diese Anschauung ist der oben 


1) S. Preller a. 0. S. 125 A. 2. 
2) Vgl. auch 5. 155 A. 2. 


Götter und Helden der vierten Ilias. 563 _ 


eitirte Vers der Theogonie, zu dem noch die Erwähnung der χρυσοστέ- 
φανος Ἥβη im Proömium 18 kommt. 

Bekanntlich findet sich in unserer Ilias eine Stelle, die Zenodot wegen 
ihres hesiodischen Charakters ausschied, der Nereidenkatalog 5 39—49. 
Gewiss hat der grosse Kritiker, dessen Ingenium noch lange nicht genug 
bewundert wird, Recht, aber nur für die drei älteren Stadien der Ilias. Jetzt 
wo wir einen Redactor kennen gelernt haben, der mit einer gewissen Vor- 
liebe die Hesiodische Theogonie benutzt, werden wir nicht zögern ihm 
auch diese Einlage zuzuschreiben. Das Vergnügen nachzuprüfen, wie der 
Verfasser seine Vorlage durch Umstellungen, Auslassungen und Zu- 
sätze varürt hat, will ich dem Leser selbst überlassen !), und bemerke 
nur, dass er die Thaleia aus dem Musenkatalog 77, Klymene und Ianeira 
aus dem Okeanidenkatalog 351. 356 entnommen hat, dass er dann neben 
die Thoe (nach 245) eine Ampithoe, neben die Ianeira eine Kallianeira stellt 
und diesem Paar ein selbst geschaffenes Gegenpaar in Ianassa und Kal- 
lianassa zugesellt, weiter neben die Nemertes (nach 262) die Apseudes, nach 
dem zweiten hesiodischen Beinamen des Nereus (233 vgl. 235), stellt, die 
Eulimene 246 zur, Limnoreia macht, Maira und Oreithyia aus anderen 
mythologischen Kreisen entlehnt und Iaira, Dexamene, Amphinome und 
Amatheia frei erfindet. 

Ganz den gleichen Charakter wie der Nereidenkatalog trägt die Auf- 
zählung der Geliebten des Zeus im 5 317—327, die Aristophanes athetirt 
hat, und gewiss gehört sie nicht zur dritten Ilias. Umsomehr passt sie 
zum Charakter der vierten, deren Verfasser solche Vorliebe für eingelegte 
Geschichten hat. Auch hier ist das Vorbild wieder die Hesiodische 
Theogonie, die am Schluss 886—926 zuerst die göttlichen, dann 938— 944 
die sterblichen Gemahlinnen des Zeus aufzählt. Demeter, Leto, Semele 
und Alkmene hat der Homeride von dort entnommen. Statt βίη Hoc- 
χληείη th. 943 sagt er 324 Ἡραχλῆα χρατερόφρονα, statt “Ζιώνυσον 
πολυγηϑέα th. 941 “Ζιώνυσον . .. χάρμα βροτοῖσιν 325. Aus seiner 
eigenen Sagenkunde fügt er die Gemahlin des Ixion, die Danae und die 
Tochter des Phoinix hinzu. 

Bei diesem στοιητὴς πολύμυϑος begegnet natürlich eine Fülle 
neuer Sagen, die wir grösstentheils schon erwähnt haben. Die Geschichte 
der Aloaden, die den Ares fesseln, E 385 ff. und die von der Liebe des Her- 


1) Vgl. Lehrs de Aristarchi studiis Homericis 265. 
36* 


Nereiden- 
katalog. 


Die Geliebten 
des Zeus. 


Mythen, 


564 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


mes zur schönen Tochter des Phylas, Polymele, die dem Gotte den Eudoros 
gebiert und später mit Echekles, dem Sohn des Aktor, also einem Oheim 
des Patroklos, vermählt wird II 180 ff. — bis auf Aktor und vielleicht Phy- 
las, falls dieser der Thesproterkönig und Ahnherr des Tlepolemos sein sollte 
Apollod. II 7, 6, lauter durchsichtige, wohl sicher erfundene Namen, während 
die Aloadensage natürlich ein ächter Mythos ist. Frei erfunden ist auch 
wohl, dass Achilleus eine Stiefschwester Polydore haben soll, die dem 
Flussgott Spercheios den Menestheus gebiert, aber mit Boros, dem Sohn 
des Perieres vermählt ist II 173ff. Hier ist wieder nur der Name des 
Schwiegervaters Perieres wirklich mythisch; es ist der bekannte Aiolide. 
Der Grund der Erfindung liegt klar zur Tage: unter den Führern der 
Myrmidonen soll der erste zu Achilleus, der zweite zu Patroklos ver- 
wandtschaftliche Beziehungen haben. Von Herakles flicht der Verfasser 
drei Geschichten ein, die sehr ausführlich behandelte Geburtssage Τ' 99 { 
und seine Kämpfe mit Hera und Hades E 394ff. Von der einem alten 
äolischen Gedichte entnommenen Meleagersage ist schon 5, 498 genügend 
gehandelt. Charakteristisch ist aber, dass der Autor in diese Geschichte 
noch eine Geschichte einschachtelt, die von Idas Kampf mit Apollon um 
die schöne Marpessa I 558ff. Weiter weiss der Dichter, dass Diome- 
des eines gewaltsamen Todes sterben wird E 4118, während er den 
Treubruch der Aigialeia noch nicht kennt, da dieser eben erst aus der 
Kypris-Episode entwickelt worden ist. Das ist nun doch ganz ohne 
Zweifel die achaeische Sage, nach der Diomedes von Daunos oder einem 
anderen unteritalischen Helden erschlagen wird 1), einer der mit der Colo- 
nisation von Grossgriechenland zusammenhängenden λόγοι. Ist es nun 
nicht sehr auffallend, dass keine dieser Sagen, deren Erzählung des Re- 
dactors eigenstes Gut ist, so eigentlich dem kleinasiatisch-ionischen Mythen- 
kreise angehört? Die Aloaden, Ixion und Perithoos, und die Geschichte 
von Phoinix und Amyntor gehören nach Thessalien, Perieres, der Vater 
des Leukippos und Aphareus in die südliche Peloponnes, die Diomedes- 
sage in dieser Form nach Achaia und den achaeischen Colonien Unter- 
italiens, Marpessa nach Euboia und Aetolien. Den Kampf des Herakles 
mit Hera können wir nur auf einer Vase belegen, die wahrscheinlich in 
einer der chalkidischen Colonien Campaniens gefertigt ist?2). Nimmt man 


1) Strabon VI 284, Schol. BT E 412. 
2) Gerhard Auserl. Vasenbild. 127; Cat. of the Vases in the Brit. Mus. Π᾿ 
ar. 57, Furtwängler im Arch. Anz. 1889 8. 51. 


Götter und Helden der vierten Ilias. 565 


hinzu die genaue Kenntniss des Hesiod, so steigt ein Verdacht auf, den 
ich mit aller Reserve äussern möchte. Sollte dieser letzte Redactor der 
Ilias am Ende gar kein kleinasiatischer Grieche, sollte er im griechischen 
Mutterland, vielleicht im Culturkreise von Euböa zu Hause gewesen sein? 

Auch die troianische Sage kennt dieser Dichter in einer viel ausge- 
bildeteren Form. Achilleus hat nicht nur Thebe (S. 443), Lyrnessos und 
Pedasos (s. S. 539£.), er hat auch Skyros 1 668. T 326. 332, Lesbos I 664 
und Tenedos _4 625 erobert. Der König von Skyros heisst Enyeus 
1 668 (nach der Enyo), noch nicht Lykomedes. Dort hat er auch einen 
Sohn erzeugt, vermuthlich mit der Königstochter; und da es zur Zeit der 
vierten Ilias gewiss schon eine Diupersis, wenn nicht deren mehrere, gab, 
so ist gar kein Grund den Vers, in dem der Name dieses Sohnes Neo- 
‘ptolemos steht, T' 327 mit Aristophanes und Aristarch zu athetiren. Aus 
Lesbos hat er sich eine Beischläferin, die Tochter des Phorbas !) Diomede 
mitgebracht, dem Patroklos hat er aus der skyrischen Beute die Iphis 
I 667, dem Nestor aus der von Tenedos die Hekamede, die Tochter des 
Arsinoos A 624ff. 5 6 geschenkt. Auch wie die Stadt heisst, aus der 
Chryseis und Briseis erbeutet sind, hören wir jetzt zum ersten Mal, Lyr- 
nessos T' 60, und zwar ist Briseis die vornehmere. Chryseis ist nur die 
Tochter eines Priesters, Briseis aber die Tochter des Königs Mynes T 
291f.; ihr Schicksal ist dem der Andromache möglichst ähnlich gemacht 
(ZA14Aff.), nur dass sie schon früher einmal vermählt war. Ihren Gatten hat 
Achill erschlagen. Sie aber trägt sich mit der von Patroklos genährten 
Hoffnung, dass Achill sie, die fremde Königstochter, später zu seiner 
rechtmässigen Gemahlin machen werde. Lauter Anschauungen, die natür- 
lich nicht nur dem Geiste der Urilias, sondern auch noch dem der zweiten 
und dritten Ilias schnurstracks zuwiderlaufen. Lyrnessos wird zuerst ge- 
nannt in der erweiterten Aivelov agıoreia Y 92. 191 (S. 539); auch dort 
wird erzählt, dass Achill die Stadt erobert und dabei beinah den Aineias, der 
auf dem Ida die Heerden weidete, zum Gefangenen gemacht habe. Dieser 
Vorgang wird natürlich dort als ganz weit zurückliegend, noch im An- 
fang des Krieges spielend gedacht, während die Zerstörung von Chryseis’ 
‚und Briseis’ Vaterstadt der μῆνες unmittelbar vorangehen muss. Dass der 
Verfasser selbst diese Identificirung vorgenommen haben sollte, ist mir 
wegen der Figur des Mynes nicht wahrscheinlich, die er schwerlich erfun- 


1) In der zweiten Ilias ein reicher Troianer Z 490. 


„Kyprien“, 


Kyklische 
Epen. 


Spätes Nestor- 
Epos. 


566 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


den haben wird. Sie wird wohl wie die Eroberung von Skyros, Lesbos und 
Tenedos den erweiterten Kyprien entnommen sein, und in der That be- 
richtet auch die allerdings nicht unbedingt glaubwürdige Hypothesis dieses 
Gedichtes jene erste Begegnung zwischen Achilleus und Aineias ganz am 
Schluss und bringt damit gleich die Erbeutung der Chryseis und Briseis 
in Zusammenhang; doch war nach Schol. T IT 57 die Heimath der beiden 
in den jüngsten Kyprien Pedasos, nicht Lyrnessos. Eine Anspielung auf 
die Kyprien enthält vielleicht auch E 715f., wonach Hera und Athene dem 
Menelaos den Fall von Troia versprochen haben, obgleich dies eben so 
gut ein Autoschediasma sein könnte. Und auch die Meinung, dass das 
Prooemium mit AJıög δ᾽ ἐτελείετο βουλή auf die Kyprien anspiele, hat 
doch manches für sich. R 

Aus einem der sog. kyklischen Epen ist auch die hier zum ersten 
Mal begegnende Figur des zweiten Asklepiaden Podaleirios entnommen 4 
833. Aus der Ἰλίου πτόρϑησις des Arktinos eitiren die Scholia Town- 
leyana 7 515 und Eustathios ein Bruchstück, in dem er als Diagnostiker 
gepriesen war. Auch in den Nosten scheint er vorgekommen zu sein 1). 
Auch Thersites, wenn wir ihn richtig der vierten Ilias zugeschrieben haben, 
wird aus einem kyklischen Epos stammen. Dass die Geschichte seines 
Todes, wie sie in der Aithiopis stand, älter war als sein Auftreten im B, 
haben wir bereits S. 470 vermuthet. Bekanntlich erschlägt ihn Achill, 
weil er diesem Liebe zur Penthesileia vorgeworfen hat; es würde sich also 
ergeben, dass auch das Lied von der Amazone, nicht bloss das von 
Memnon (S. 547), bereits vor der vierten Ilias gedichtet war. 

Die lange Nestorerzählung des _7 bedürfte einer weitläufigen Unter- 
suchung, die uns von unserem eigentlichen Ziele weit abführen und für 
die Geschichte der Ilias nichts abwerfen würde. Ich spare sie also für 
eine andere Gelegenheit auf und mache nur darauf aufmerksam, dass 
auch in ihr Athene völlig als Kriegsgöttin erscheint 714ff. 758. Beson- 
ders interessant ist die Stelle 715, wo sie vom Himmel herabkommt, um 
die Pylier ‘zur Rüstung gegen die Molioniden aufzufordern. Das erinnert 
an die aus den Denkmälern reconstruirbare Episode eines verlorenen 
troischen Epos, wo die Göttin die mit Brettspiel beschäftigten Vorposten- 
commandeure Achilleus und Aias auf die nahenden Troer aufmerksam 
macht 2). 


1) Von Wilamowitz Homer. Unters. 179. Isyllos 47ff. 
2) S. Jahrbuch des archaeol. Inst. III 1888 S. 62 A. 8 u. Nekyia des Poly- 


!Götter und Helden der vierten Ilias. 567 


Zum Schluss noch ein Wort über die einzelnen Helden. Von den 
fünf Myrmidonenführern II 173ff. sind die beiden Vettern des Achilleus 
und Patroklos (S. 564) sowie Phoinix schon besprochen worden; der vierte, 
Alkimedon, stammt aus der Urilias, der fünfte Peisandros !) der Sohn des 
Maimalos (193£.) ist offenbar freie Erfindung. Ebenso Melanippos, der T 
240 auffälliger Weise neben Thoas, Meges, Meriones und Lykomedes ge- 
nannt wird2). Dem Lykomedes wird ein Gefährte Leokritos Sohn des 
Arisbas beigegeben, aber nur um von Aineias erschlagen zu werden P 
344ff. Weiter haben wir E 785 den doch sicher anderweitig bekannten 
Stentor und dann wieder einen rein fictiven Herold Odios?), der an Stelle 
des Talthybios getreten ist 1 170. 

Unter den auf troischer Seite neu auftretenden Helden ist weitaus 
der merkwürdigste Hippothoos, der Sohn des Lethos, ein Pelasger aus 
Larisa P 217. 288ff. Die thrakischen Päonier lässt man sich als Bundes- 
genossen der Troer zur Noth gefallen, zumal es mit ihnen seine besondere 
Bewandtniss zu haben scheint (S. 369. 5. 537), aber die im Herzen von 
Thessalien wohnenden Pelasger? Ed. Meyer hat diese auffallende Erschei- 
nung daraus erklärt, dass sie auf dem Gegensatz zwischen Pelasgern und 
Hellenen beruhe, der in der späteren Geschichtsauffassung eine so grosse 
Rolle spielt), und in Anbetracht der grossen Jugend des Dichters ist mir 
diese Auffassung sehr wahrscheinlich, besonders wenn sich die Vermuthung, 
dass er auf Euboia oder sonstwo in Mittelgriechenland zu Hause war, 
später einmal bestätigen sollte. Hierzu würde auch weiter stimmen, dass 
er den schon der zweiten Ilias bekannten 5) Schedios nach Panopeus setzt 


gnot S. 57 A. 36. Jetzt kann ich hinzusetzen, dass dem unbekannten Verfasser die 
Scene der Urilias vorgeschwebt hat, wo Poseidon am Morgen die Achäer vor dem 
Ueberfall der Troer warnt. Das zu suchende Gedicht würde danach etwa in die 
Periode der zweiten Ilias gehören. 

1) Ein Troer Peisandros in der Urilias 1332 (S. 368), ein anderer in der 
zweiten Dias A 122 5. 5, 414. 5, 453. 

2) Dreimal kommen Troer desselben Namens vor, in dem Sarpedonlied des 
II 695 (3. 399), in der zweiten Ilias O 576 (S. 452), in der Kdlos udyn © 276 (8. 
.501). Auch in der Aithiopis scheint ein Troer Melanippos aufgetreten und von 
Achill getödtet worden zu sein, 5. Scenen der Ilias und Aithiopis $. 2. 

3) In der Urilias heisst so der von Agamemnon getödtete Alizonenführer 
677 (8. 369). 

4) Forschungen zur alten Geschichte I S. 110f. 

5) S. oben 8. 452f. 


Griechen. 


Troer. 


568 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


und ihm den Iphitos, der ganz wohl eine echte phokische Sagenfigur und 
möglicher Weise sogar ein Doppelgänger des Eurytossohnes sein kann, 
zum Vater giebt. Dem Hektor schenkt der Dichter einen Schwager, 
Podes, den Sohn des Eetion, also einen Bruder der Andromache P 575 
—592. Dass dies zu Z 421ff., Versen die seit der zweiten Ilias zum festen 
Bestand gehören, nicht stimmt, wird im Eifer des Dichtens vergessen, 
Natürlich lebt dieser Schwager nach Thebes Fall jetzt in Troia und ist 
dem Hektor ein ἑταῖρος φίλος εἰλαπειναστής ---- man beachte das nur hier 
vorkommende Substantiv!). Er ergrimmt auch sehr über den Tod des 
Podes, aber für die Handlung hat es keine weitere Folgen, denn mit V. 

593 lenkt der Redactor wieder in die Geleise der zweiten und dritten Ilias 
ein. Den Tod des Podes meldet dem Hektor Apollon in Gestalt des Phain- 
ops, der ein Sohn des Asios ist und in Abydos wohnt, dem Hektor der 
liebste der Gastfreunde 583ff.' Vorher wird Phorkys, Sohn eines Phain- 
ops, von Aias getödtet P 312. Gewiss ist es richtig, dass ganz verschiedene 
Personen in der Ilias häufig denselben Namen führen. Für diese triviale 
Wahrheit bietet sowohl die gegenwärtige Betrachtung als zahlreiche frühere 
massenhafte Belege. Aber etwas anderes ist es doch, wenn in derselben 
Schicht der Name in so kurzem Abstand wiederkehrt. Ich halte also dafür, 
dass Phorkys in der That der Sohn von Hektors Gastfreund ist. Den 
Namen des Sohnes hat der Dichter aus einer Stelle der zweiten Ilias P 218 
entnommen, wo der Träger eine Augenblicksfigur ist, den des Vaters aus der 
Jıoundovg ἀριστεία E152, wo Phainops schon ein alter Herr ist, der zwei 
Söhne hat, die ihm Diomedes erschlägt. Dagegen scheint der Grossyater 
Asios mit dem mütterlichen Onkel des Hektor aus der zweiten Ilias II 
717 (8. 444) nicht identisch gedacht zu sein; das verbietet sich durch 
seinen Wohnsitz Abydos. Von Identität mit dem Hyrtakiden Asios in 
demselben Gedicht N 759 ff. (S. 411) kann selbstverständlich noch weniger 
die Rede sein. Wie diese Figuren zu Hektor, so gehört Periphas der 
Sohn des Epytos zu Aineias P323ff. Er ist ein alter Herold, der bei 
Anchises — wir hören hier zum ersten Mal, dass dieser noch lebt?) — 
das Gnadenbrot isst und sich deshalb gegen Aineias ein freies Wort 
herausnehmen darf. Uebrigens recht bezeichnend für die Culturstufe. 
Man stelle sich vor, dass in einer der früheren Schichten Talthybios so 


1) Das Verbum εἰλαπένάζξω in der dritten Ilias & 241._ 
2) In der zweiten Ilias scheint es als längst verstorben gedacht zu werden, 
da Aineias bei seinem Schwager Alkathoos (ὃ. 412) aufgewachsen ist N 466. 


Götter und Helden der vierten Ilias. 569 


zu Agamemnon reden wollte. Als Gegenstück zu dem Gefährten des 
Lykomedes, Leokritos, wird P 348 ein Gefährte des Asteropaios einge- 
führt, Apisaon der Sohn des Hippasos. In der dritten Ilias wird ein 
Apisaon, Sohn des Phausias, von Eurypylos erschlagen 4 578 ff. (5, 491), 
Dem giebt der Autor der vierten Ilias, wie dem Schedios, einen andern 
Vater, einen Homonymen des Vaters von Sokos und Charops in der Urilias 
(S. 368), und nun kann er es sich bequem machen und aus jener Stelle 
der dritten Ilias drei ganze Verse 577—579 (= P 347—349) herüber- 
nehmen; denn seine Force sind nicht die Schlachtschilderungen, sondern 
Geschichten erzählen und das Ausmalen von Genrescenen, Schliesslich 
notiren wir noch der Vollständigkeit halber den vaterlosen Troianer Deise- 
nor, der nur den Zweck hat den eingeschobenen Vers zu füllen, in dem 
der Päonier Asteropaios und der Pelasger Hippothoos genannt werden 
P 217. 


Resüm®. 


Ayla ἐπὲ 
Πατρόκλῳ. 


570 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


Die letzten Einlagen und Zusätze. 


Der Redactor der vierten Ilias ist der Mann gewesen, der dem Epos 
von Achilleus seine endgültige Gestalt gegeben hat. Seine Ilias ist auch 
unsere Ilias. Was später noch hinzugekommen ist, ändert weder den Charak- 
ter noch die Composition noch die Handlung und ist daher für die Entwick- 
lungsgeschichte der Ilias von minimalem Belang. Dennoch wollen wir 
der Vollständigkeit halber auch auf diese jüngsten Erzeugnisse des Hel- 
dengesangs einen Blick werfen. 
Wir unterscheiden noch neun grössere Zusätze: 
1) Achills Erzählung von der Vorgeschichte 4 366—392. 
2) Schiffskatalog und Verzeichniss der troianischen Streitmacht B 
484—779. 816—877. 

3) Bittgang der troianischen Frauen zum Athenebild Z 87—101. 
242—312. 

4) Doloneia K. 

5) Erzählung der Thetis, in der sie die Handlung der Bücher 4— 
IT recapitulirt Σ 444—456. 

6) Die Götterversammlung Y 4—78. 

7) Die Theomachie ® 383—514, mit Rücksicht auf die auch die 
Verse ὦ 517’—520° und X’ 167—207 eingelegt sind. 

8) Die 49a ἐπὶ Πατρόχλῳ E 257—897. 

9) Die Ἕχτορος λύτρα NR. 

Von diesen Erweiterungen scheint die älteste die A94a ἐπὶ IIe- 
τρόχλῳ zu sein. Sie sind jedesfalls älter als das 2, das unmittelbar an sie 
anknüpft, und als der Schiffskatalog, der aus ihnen die Figur des Eumelos 
B 713. (vgl. Ψ 288 ff.) entnimmt. Da nun die Frangoisvase das Wagen- 
rennen des %# illustrirt, gewinnen wir auch einen absoluten terminus ante 
quem. Andererseits setzt das enge Verhältniss, in dem Antilochos zu Achil- 
leus steht (556), die Aithiopis voraus, und sehr merkwürdig ist, dass er, im 
schroffen Widerspruch zur Urilias (S. 362), mit Menelaos aneinander geräth 
514ff. 566 ff. Epeios, der hier zum ersten Mal erscheint, wird als starker 
Held gezeichnet 665 ff.; das deutet auf eine Iliupersis. Die Erzählung, wie 


Die letzten Einlagen und Zusätze. 571 


Aias von Odysseus durch Athenes Hilfe im Lauf besiegt wird 774ff, ist 
deutlich als Vorspiel zur "OrrAwv χρίσις gedacht. Zweimal wird auf den 
thebanischen Sagenkreis angespielt. Als Oidipus im Kriege gefallen ist 1), 
wurden ihm Leichenspiele gefeiert, in denen Euryalos siegte 677ff. Das 
Ross des Adrast der berühmte Arion wird 346f. erwähnt. Auch eine 
‚Nestorerzählung fehlt nicht. Bei den Leichenspielen des Amarynkeus, 
dessen Sohn Diores schon in der Urilias vorkommt 583 (S. 364), hat 
der Nelide alle bis auf die Aktorionen besiegt 631 ff., und da marschiren als 
Unterlegene eine ganze Anzahl aitolischer und pylischer Helden auf: An- 
kaios, der offenbar wegen seiner Theilnahme an der kalydonischen Jagd 
zum Pleuronier gemacht wird, Iphiklos gleichfalls Pleuronier, der berühmte 
Argonaut 2), und Phyleus der Sohn des Augeias — der Verfasser muss also 
von den Beziehungen zwischen Elis und Aitolien wissen; — ferner Poly- 
‘doros, mit dem der Kadmossohn kaum gemeint sein kann, und ein ebenso 
unbekannter Klytomedes, Sohn des Enops oder Oinops. Alles das er- 
innert recht sehr an die vierte Ilias, und wenn Jemand behaupten wollte, 
dass die 4.94« ἐπὶ Πατρόκλῳ bereits von dem Redactor dieses Gedichtes 
zugesetzt seien, so wüsste ich dem nichts entgegenzuhalten. Auch dass eine 
neue Sagenfigur aus dem griechischen Mutterlande eingeführt wird, Eche- 
polos der Sohn des Anchises aus Sikyon 296, der sich von der Theil- 
nahme am Feldzuge loskauft, passt ganz zur Manier dieses Dichters. Sonst 
ist abgesehen von Eumelos und Epeios nur noch Noemon neu, der Ge- 
fährte des Antilochos 612, wieder eine reine Augenblicksfigur. In der 
Sarpedonepisode des E trägt ein Lykier denselben Namen 678. 
Wir können aber die Besprechung der 4.94 nicht schliessen ohne 
constatirt zu haben, dass in ihnen zum ersten Mal in der Ilias die Phöniker 
von Sidon erwähnt werden, und zwar als Fabrikanten und Exporteure 
silberner Gefässe 743f. Die Stelle des Z, wo sidonische Gewänder vorkom- 
‘men 289ff., ist noch beträchtlich jünger. 

Die Fortsetzung der λα, die Ἕχτορος λύτρα, sind zwar poetisch 
‘ein sehr schönes Stück, brauchen uns aber hier nicht lange aufzuhalten, 


1) δεδουπότος als Soloikismos aufzufassen, haben wir kein Recht. Wir 
‚müssen uns darein finden, dass es eine Sage gab, nach der Oidipus im Kampf ge- 
tödtet wurde. Auch Hesiod kennt diese Version Ἔργα 162ff. Mehr darüber an 
anderer Stelle. 

2) Die Scholia Townleyana denken schwerlich mit Recht an den in der 
zweiten Ilias N 698 erwähnten Phylakiden S. 450. 


Phönikier. 


“Errogos 
λύτρα. 


A 366—8392. 


Σ 444—456. 


Schiffskatalog. 


572 Entwickelungsgeschichte der Iliar. 


Ich erinnere noch einmal daran, dass der Keim zu der Erfindung in der 
erweiterten "Exrogog ἀναίρεσις enthalten ist Χ 4168, (8. 2484), Die 
Scene Thetis im Olymp ist als Gegenstück zu der des _/ gedacht. Hermes 
erscheint zum ersten Mal als Götterbote wie in gewissen Partien der 
Odyssee. Eine Menge neuer Priamiden werden genannt, Agathon 249, 
Pammon, Antiphonos (oder Amphiphonos) 250, Hippothoos, Dios 251, 
Mestor und Troilos 257. Nur die beiden letzten sind Figuren des 
Mythos. Troilos muss schon vor der zweiten Ilias in einem kyklischen 
Epos vorgekommen sein (s. S. 444), und dass auch Mestor einem solchen 
entnommen ist, lässt sich aus der Art der Erwähnung schliessen. Kas- 
sandra kommt zuerst in der zweiten Ilias vor N 366 ($. 445), im Ὁ 
tritt sie persönlich auf 699. Die Sage, dass Aias sie in der verhängniss- 
vollen Nacht vom Palladion weggerissen hat, war damals gewiss schon 
längst bekannt. Auch das Parisurtheil wird 29#. erwähnt. Da es voraus- 
setzt, dass Paris als Hirte auf dem Lande weilt, kann es frühestens zur 
Zeit der zweiten Ilias erfunden worden sein.!) Der Myrmidone Polyktor, 
für dessen Sohn sich Hermes 397 ausgiebt, ist natürlich eine rein fictive 
Figur. 

Aelter als der Schiffskatalog ist auch die Erzählung des Achilleus im 
A 366ff. Hier wird nämlich plötzlich die Vaterstadt der Andromache Thebe 
auch zur Vaterstadt der Chryseis gemacht 366f., während diese in der vier- 
ten Ilias Lyrnessos war (8. S. 565). Der Schiffskatalog bildet nun zwischen 
T 60. 296 und _4 366 ein Compromiss, indem er Thebe und Lyrnessos 
gleichzeitig zerstören lässt B 691 “υρνησσὸν διαπορϑήσας χαὶ τείχεα 
Θήβης. Gleichzeitig erweitert er den Stammbaum der Briseis, indem er 
ihr einen Euenos zum Grossvater, einen Selepios zum Urgrossvater und 
einen Epistrophos zum Oheim giebt 692f. 

Mit der Erzählung des Achill im _4 hat die der Thetis im I 444 
eine gewisse Aehnlichkeit. Aber diese ist ganz gewiss eine Rhapsoden- 
einlage, die den Zweck hat, den Hörer beim Einzelvortrag an die Voraus- 
setzungen der Situation zu erinnern. Ihre Zeit auch nur annähernd be- 
stimmen zu wollen, würde Spielerei sein. 

Ueber den Schiffskatalog weiss ich nach Niese nichts Neues zu sagen; 
die Frage nach seiner chronologischen Fixirung wird allerdings einer 
Revision bedürfen, auf die ich mich aber hier nicht einlassen kann. Ich 


1) S. oben ὃ. 540 A. 1. 


Die letzten Einlagen und Zusätze. 573 


begnüge mich die Personen zu nennen, die ihm eigenthümlich sind. Von 
Griechen der Phoker Epistrophos 517, der Arkader!) Agapenor, Sohn des 
Ankaios 609, der zweite Aktorenkel Thalpios 620 und ein weiterer Epeer 
Polyxeinos 623, ferner die Vertreter von Syme und Kos: Nireus, der Sohn 
des Charopos und der Aglaia 672 ff. und die Heraklesenkel Pheidippos und 
Antiphos, Söhne des Thessalos 676 ff., endlich die Thessaler Guneus 
und Prothoos, der Sohn des Tenthredon 748 ff. Zum Theil mögen diese 
Figuren, worauf schon Niese und Wilamowitz hingewiesen haben, aus 
kyklischen Epen stammen. Für Nireus, den in der kleinen Ilias Eury- 
pylos tödtet 2), sowie für Guneus und Prothoos, die in den Nosten, für 
Polyxeinos, der in der Telegonie vorkam, lässt sich das noch nachweisen. 
Bei mehreren Helden sind die Stammbäume vervollständigt. Wir hören, 
dass die Mutter der Aressöhne Askalaphos und Ialmenos Astyoche hiess 
und eine Tochter des Aktor war, der ein Sohn des Azeus ist?). Wir 
erfahren auch den Namen von Schedios Grossvater Naubolos, und Epi- 
strophos ist sein Bruder. Unter den Troern sind neu der Pelasger Py- 
laios, Bruder des Hippothoos, und beider Grossvater heisst Teutamos 842 ff., 
der Kikone Euphemos, Sohn des Troizenos und Enkel des Keos 846 f., 
der Alizone Epistrophos 856 und der Mäoner Antiphos 864). Wichtig 
sind die Karer Nastes und Amphimachos, die Söhne des Nomion, von denen 
es heisst, dass Achill sie im Skamandros getödtet habe 867 fl. Dasselbe 
wird vorher 859f. von dem mysischen Vogelschauer Ennomos, einer Figur 
der zweiten Ilias (P 218, s. S. 453), aber dort noch keinem Myser, erzählt. 
Mithin muss der Verfasser des Troerkatalogs die Mordscene im Fluss 
in einer etwas anderen, d. h. vollständigeren Fassung gelesen haben. 
Zwischen ® 21 und 22 müssen ein paar Verse gestanden haben, in 
denen einige der von Achill getödteten Troer, darunter die beiden Karer 
und Ennomos namhaft gemacht waren. 

Dieselben Verse scheint auch der Verfasser der Doloneia gelesen zu 
haben; denn ausser dem Dichter des Troerkatalogs ist er der einzige 
Homeride, der die Karer als Bundesgenossen der Troer kennt K 428. 
Gleich darauf nennt er auch die Pelasger 429, die gleichfalls zuerst in 


1) S. oben 3. 488 A. 1. 
2) Hygin. 113. Vgl. Niese Schiffskatalog 25. v. Wilamowitz Isyllos 48, 
3) Vgl. Paus. IX 37, 1. 


4) Vgl. den Priamiden Antiphos aus der zweiten und dritten Ilias / 489, 
A 101 (8. 444. S. 491). 


Troerkatalog. 


Doloneia. 


Theomachie. 


Ya. 


574 Entwickelungsgeschichte der Ilias. 


der vierten Ilias auftreten (S. 567). Dadurch gewinnen wir nun zugleich 
die Möglichkeit die Doloneia genauer zu datiren. Sie muss jünger sein 
als die vierte Ilias, andererseits aber älter als 600, da eine spätestens in 
diese Zeit zu setzende korinthische Vase!) den Dolon bereits kennt. Weiter 
hätte ich bezüglich dieses unerfreulichen Gedichtes, das niemals wirklich 
ein organisches Glied der Ilias geworden ist, dem früher (8. 501f.) Be- 
merkten nichts hinzuzusetzen. 

Die Theomachie ὦ 383—514 kann, da in ihr Hermes bereits zu den 
olympischen Göttern zählt 497ff., frühestens dem 2 gleichzeitig sein (vgl. 
oben 8. 572). Die Laomedonsage erscheint in ihr in einer jüngeren Fassung, 
Poseidon ist nicht der göttliche Gönner, sondern der Knecht des Laomedon, 
ebenso Apollon, der ihm die Rinder weidet ® 442f. Und der troische König 
hält den beiden Göttern ebenso wenig Wort, wie nach der früheren Version 
dem Herakles.. Das hat also einerseits das kleinasiatisch-dorische Hera- 
klesepos in seiner zweiten Fassung‘ zur Voraussetzung: denn aus Groll 
über den Wortbruch des Laomedon sendet Poseidon das χῆτος (S. 485); an- 
dererseits den schon der dritten Ilias bekannten Briareusmythos (S. 468 1.): 
denn zur Strafe für ihre Empörung gegen Zeus müssen Poseidon und 
Apollon ein Jahr lang die Knechte eines menschlichen Königs sein. Dass 
die Episode gewissermaassen als Fortsetzung der Begegnung zwischen 
Ares und Athene in der Jıoundovg ἀριστεία gedacht ist, haben wir 
schon oben 8. 233 gesehen. Ihre Einfügung machte es nothwendig 
zwischen 517° und 520” ein paar Verse einzuschalten, die die Rückkehr 
der Götter auf den Olymp schildern, und hiervon war wieder die Folge, 
dass ins X jenes Gespräch zwischen Zeus und Athene eingeschoben werden 
musste, in dessen Verlauf Athene sich wieder aufs Schlachtfeld begiebt 
167—207. 

Jünger als die Theomachie ist die abgeschmackte Götterversammlung 
Y 4—74, die damit endet, dass sich die Götter paarweise gegenübertreten, 
und zwar ebenso wie sie nachher in der Theomachie mit einander kämpfen. 
Ich kann mir die Entstehung dieser Einlage nur so erklären, dass sie 
von einem Rhapsoden herrührt, der beim Vortrage das ganze Stück von Y 
75—® 390, also Achills Kampf mit Aineias sowie die folgenden Helden- 
thaten und die ganze Scene am Skamandros, überspringen und auf Y 74 
gleich ® 391 ff, also die Theomachie, folgen lassen wollte. Möglich ist 
übrigens, dass Y 67—72 ursprünglich zur Theomachie gehörten und 

1) Ann. d. Inst. 1862 tav. B. 


Die letzten Einlagen und Zusätze. 575 


zwischen ® 390 und 391 standen. Ein ungeschiekter Redaetor hat. dies 
Machwerk dann in die Ilias eingesetzt und dabei eine wahrscheinlich 
ursprünglich hier stehende andere Götterversammlung getilgt (S. 246); zur 
Verbindung musste er die Verse 75—78 einlegen. Dem Verfasser schwebt 
natürlich der Eingang der Κόλος μάχη vor; zu diesem will er gewisser- 
maassen ein Gegenstück dichten, Dort verbietet, hier erlaubt Zeus den 
Göttern die Theilnahme am Kampf. Die Themis fand er bereits in der 
dritten Ilias vor Ὁ 87ff., aber da ist sie viel vornehmer ($. 480); hier 
wird sie zur Götterheroldin degradirt. Dass auch die Flüsse und die 
Nymphen aller Art zur Versammlung in den Olymp berufen werden, ist 
nur ein neuer Beweis für die ungeheuere Jugend der Einlage, 

_ Endlich der Bittgang zur Athene ist schon oben ὃ. 194 als attische 
Interpolation bezeichnet. Er ist der jüngste aller Zusätze, schwerlich älter 
das sechste Jahrhundert. 

Nun bleiben noch einige für die Handlung irrelevante Verse übrig, die 
wir bisher nicht eingereiht haben. Die meisten sind von den Alexan- 
drinern athetirt worden. Einige sind deutlich Rhapsoden-Einlagen von 
demselben Schlage, wie die Thetiserzählung des Y und wie diese bestimmt, 
dem Hörer die Voraussetzung der Situation ins Gedächtniss zu rufen. So 
N 345—360 die Auseinandersetzung über die Parteistellung der beiden 
Kroniden, O 610—614 der Excurs über Zeus Gesinnung gegen Hektor, 
= 356—368 das Gespräch zwischen Zeus und Hera. Oder Zusätze, die 
den Zweck haben beim Vortrage einzelner Theile einen effectvollen Schluss 
zu bilden, dahin gehören 4 539—544 und Ὁ 727—746 1). Natürlich sind 
diese Zusätze für uns chronologisch absolut unbestimmbar. Sie sitzen auch 
im Text der Ilias nichts weniger als fest. Denn nun ist es Zeit, dass 
wir uns erinnern bei unserer Untersuchung mit Absicht einen Punkt 
ausser Acht gelassen zu haben, der zur Sprache kommen muss. Wir 
haben den Text sowohl den der Ilias in ihren verschiedenen Stadien als 
den der Einzellieder als einen festen behandelt; er ist aber ein absolut fluctu- 
irender gewesen. Es ist also in Wahrheit unmöglich die Geschichte des 
Textes bis in die einzelnen Verse hinein zu verfolgen. Von I' 334ff. und 
II 93—96?) hat sich neben der jüngeren Fassung die der Urilias bis zu 
den Zeiten Zenodots erhalten. Wer aber eine Entwickelungsgeschichte 
der Ilias schreiben will, muss nothwendig mit Bewusstsein den Fehler be- 


1) Vgl. S. 144. 5. 374. 5. 473. 
2) S. oben 5. 51 und 8. 9. 


Ζ 81 τ, 


Zusatzverse. 


Urilias. 


Koon-Episode. 


Sarpedon-Episode des IZ. 


Einfügung der “Πάριδος 
καὶ Μενελάου uovoua- 
χέα. Dichtung der Teıyo- 
σκοπέα, Ὁρκέων σύγχυσις 
und der älteren Ὁπλο- 
ποιέα. lJonisirung der 
Waffen: I. Ilias. 


Einfügung der 7Ζεεχομαχέα 
und der Sıoundovs ἀρε- 
orela. Dichtung der 
Ayautuvovos ἐπιστώλη- 
oıs und Jıös ἀπάτη: 
ΤΠ. Ilias. 


Verbindung der III. Ilias 
mit der II. Ἕκτορος 
avalgeoıs. Einfügung 
der Πρεσβεέα und Kokos 
μάχη. Dichtung der Mr- 
vıdos dmopenaıs: 

IV. Ilias. 

Ayla ἐπὲ Πατρόκλῳ. 

Ἕκτορος λύτρα. 

Θεομαχέα. 

Schiffskatalog. 

Götterversammlung im Y. 

Bittgang der Frauen im Z. 


Πάριδος καὶ Μενελάου 
uovouayla. 


Jiundovs ἀριστεέα. 


Aivsıov dpıorela. 


Terıygouayla 


Πρεσβεέα. 
Κόλος μάχη. 


Johcveıa. 


“Ἕκτορος ἀναέρεσιθ. ἜΝ 


Asteropaios-Episode. 


Einfügung der erweiter- 
ten Aineias-Episode, Er- 
weiterung der Skaman- 
dros-Episode, Dichtung 
von Hektors Schleifung: 
II. Ἕκτορος ἀναέρεσις. 


Patroklos Bestattung: 
III. Ἕκτορος dvatpeoıs. 


. δά, 


Die letzten Einlagen und Zusätze. 577 


gehen, dieses Schwanken zu ignoriren; er muss einen festen Text suppo- 
niren, gerade wie wir die hypothetischen Reconstructionen sowohl der Dias in 
ihren verschiedenen Phasen als der einzelnen Lieder als gesicherte That- 
sache behandeln mussten, wenn wir uns nicht ewig im Kreise drehen 
wollten. Die Fragezeichen, die „vielleicht“ und „möglicher Weise“ habe ich 
darum dem Leser zu ergänzen überlassen. Denn es schien mir Pflicht 
nicht nur andeutende Linien zu ziehen, sondern in festen Strichen ein Bild 
zu entwerfen, nicht davon wie es gewesen ist, sondern davon wie es gewesen 
sein kann. Aber nun stehen wir auch an der äussersten Grenze. Wollten 
wir fragen, wer die Verse vom weinenden Vater N 658. 659 oder von 
Athene, die das Dunkel zerstreut O 668—673, eingelegt hat, so würde 
die wissenschaftliche Untersuchung in Spielerei ausarten. 

Den Entwickelungsgang der Ilias, wie wir ihn zu erkennen glauben, 
veranschaulicht die nebenstehende Tabelle. Ich habe ihr nichts hinzu- 
zusetzen. Wohl drängen sich noch eine Menge Fragen auf, deren Be- 
handlung sehr verführerisch wäre. Wir müssten versuchen, für die vier 
Stadien der Ilias und die Einzellieder eine genauere chronologische Fixirung 
zu gewinnen, die Consequenzen für die Entwickelung der Götterwelt und 
der Heroensage in grösseren Zusammenhang zu ziehen, das Verhältniss 
zu den Entwickelungsphasen der Odyssee, zu den kyklischen Epen und 
zu Hesiod noch schärfer zu bestimmen. Aber ich breche hier ab. Der 
Augenblick, die neu auftauchenden Probleme zu verfolgen, wird erst dann 
gekommen sein, wenn der einzige Kritiker, den ich zu respectiren gelernt 
habe, die Zeit, den Weizen, den diese Studien hoffentlich enthalten, von 
der Spreu, die sie ohne Zweifel enthalten, gesondert haben wird. 


Robert, Studien zur Ilias. 97 


Weitere Auf- 
gaben. 


578 Register. 


1. Sach-Register. 


AROAKE: = wre  Αι 
Abydos . . . . 490. 568 
Achilleus in der ἜΗΝ ἐπι OB ἘΠῚ 
in der Πρεσβεέα. 494. 550f. 553 
Kampf mit Hektor . . 237ff. 531f. 
Kampf mit Aineias . . 223ff. 537 ff. 
Parerga . . ἐν εν ΡΖ, 
am Skamanäroe 128. 2288. 541ff. 573 
als Städteeroberer . . 539£. 565f. 
Abschied von Peleus . . . 5583 
Erzählung der Vorgeschichte 572 
LOB. 07 BEDL MR, DEI 
Rüstung. 3... SE 7505 
BORHA SE ale wu rer Ai 
NT NER REN RERr BEER Rabe 3 
Adrastos. . . . 358. 368. 379. 491 
AI nn US, IS A 
aflayı . . .» Rn. ! 
Agamemnon in der Trrilien Bye 
BEER N a: 


Verwundung . . . .... 155f. 


Fluchtvorschag . . . . . 197 
Gebete . . . = 207 
Reich in der III. Tlins Be ar. 488 
BURERDD: cn μκν ὁ ν γνοὴ  ΩΝ 


ΤΑΉΖΟΝ ρον μὴ LE ἢ ΤΗ͂Σ 

IE: VE τ AU 5 A 
Ayausuvovos ἐν 2101. 435 
ΑΡΘΉΘΥ 02. 7, 027, 2.) ΠΡ τ DRM 


Aiakos, Sohn des Zeus . . . 537 
Aias d. Lokrer . . . . .... 406F. 
Aias der Telamonier in der Urilias 359 
Heimath' τς 2. 2 A0RLE8S 
Kämpfe mit Hektor 134 ff. 140 ff. 168 ff. 
458. 
ΒΟ Ια. .. 2... 76 18 Se ar 


Αἴαντε 
Aigialeia οὐρα ΡΤ 
Aineiaden . οι: 
Aineias in der Urilias. 
in der Sion. dp: si. ἢ 
in der I. Ilias. . . . 445. 
in der “Exr. ἂν. 
Sohn der Aphrodite 381. 088. 
Stammbaum ARE 
Rosse . 
Schild . 


410 ff. 
564 
541 
367 f. 
465f. 
4541, 
539 
557 
541 
465£. 
7 


sein Schwager 412. 445. 568 Α. 2 


sein Herold . ἐπεὶ 
Aivslov ἀριστεία. . 2251, 3m. 
älteste Fassung ᾿ 
Ainios 
Aisepos . ΣῊΝ ΡΟΝ 
Aisyetes . . . . 886. 4451. 
Aithiopen. ᾿ς ἀρ 
Aithiopis .. το 0 δ 566. 
Aithre ὦ ΣΡ 
Akamas, der Astenoride‘; 
Akamas, der Thraker . . 369. 
Akessamenos . 
Aktor, Grossvater des Patroklos 
450 A. 2. 564. 
Aktorionen . . . . .450. 566. 
Alastor . 5 
‚Alexandros (s. BEN Far) . 
Alizonen 


568 
537 ff. 
226 


369 


Alkathoos . ... 4m, "st. Ἀ..3 


Alkimedon ων τοις 2% ae 
Alkimos . 

Aloaden . 

Altes . ἢ 
Amarynkeus . .... 364. 


1) Z. 3 „kleine Ilias“ ist Gedächtnissfehler. 


533 
533 
5631. 
533 
571 


Register. 579 
Amazonen 443. 485 Arktinos Ἴλέου πόρϑησις.. 566 
Ambrosia 549 Artemis . .381. 442. 480 
Amisodaros 451 Asis . . . Sg 411. 568 
ἀκετροχέτωνες.. RER! Askalaphos 149, 2034. 221. 363. 419 
ἀκφιβρότη .. IE 457. 489. 573. 
Amphimachos . . 450. 573 Askanios, Askanier . 451 
en. 2,9788 491 Assarakos } 541 
Anchises . .367. 541. 568 Asteropaios. . 2301. 413. 536f. 555 
ἀνδρεϊφόντης 441 seine Rüstung . . . . 71. 
Andromache er γεν Astyanax . 428. 443. 544 
in der II. Ilias 426. 443f. | Ate . 551 
in der Κόλος μάχη . 500 | Athen : 441. 
in der erweiterten Ἕκτ. ἀν... 544f. | Athene in der τε. 352 
Ankaios . 571. 573 in der Stou. ἄριστε... 380f. 
Antenor . un 169. 385f. in der "Err. ἀναέρ. 532f. 
Antenoriden 382. 412. 446. 534 in der IV, Ilias 561 
Antilochos . 86f. 114 von Alalkomenai . 441. 481 
in der Urilias . . eat DR Tritogeneia . 481 
in der zweiten Ilias. 427. 446f. Ergane 441. 481 
im ὦ Er Kriegsgöttin 3801. 472. 532f. 561. 566 
Antimachos 414. 453 Ἰτωνέα N μέ ιν} 
Antiphos 444. 491. 573 Cultbild 194 
πον... 18 Athener . TE Ἅ05 
Aneden-Einlagen“ 144. 374, 57. 575 Asa ἐπὶ Targa 248, 546. 570£. 
Aphareus . . . 364 ἀϑλεῖν ὃ 227482 
Aphrodite, Mutter der Aineias 538, 557 Atymnios 447. A51 
in der Tag. x. Mev. μον... 375 Aulis . 486 
in der III. Ilias 480 wlonıs . 481. 
in der IV. Ilias 557f. |, Autolykos A; 
Geburt . . 561f. | Automedon . 87 ff. 327 
Apisaon. . . 491. 569 Axios . 536 
Apollon in der riss, 352 Axylos 490 
tödtet den Achilleus ΒΘ 
in der Jıou. ἀριστ.. . 184ff. 381 Bathykles 398 
in der “Exr. ἀν. ra Beinschienen ΔΑ ΤῈ, 
bei Laomedon 482. 574 Bellerophon 451 
Tempel . 492 Bias, Athener . 405 
Archelochos 383f. Pylier . 488 
Archeptolemos . nn 800 Troianer . N ΟΥΜΉΑΙ 
Areilykos + . . 8081, 453 Briareus . . 468f. 572 
Areithoos 363. 4811. 534 Briseis Heimath . . 565. 575 
Ares in der Urilias . 952 Stammbaum ER Ἐλμν ον. 
in der Jiou. ägıor, . . 185ff. 380f. | Bronzewaffen . 101. 32. 250. 391f. 
doysipövrns .. 441 Bukolion . 489 
Argonauten . 486. 534 Bundesgenossen der Tiroer 869. 455. 502 
a Th ! 
Arisbe . . 412. 490 yahnoyltaves » 2» 2 20.0. 28 
Arkader . 488 A. 1. 573 Charis. Chariten . 442. 480. 


37* 


580 
CHRrODB. .: .- Nee ιν 905 
GRimalre: © 2. 2 u AB 
ΠΟΙ = 222er DON A 
Chiton 36 ff. 42. 6011. 
Chromios . 369..378. 488. 501 
Chryseis’ Rückführung . . . 558 
Heimath . 444. 565f. 572 
Dardaner 540f. 
Dardanos König . 445. 540 
ein anderer Troer . . . . 534 
Deimos und Phobos . . . . 352 
Deiphobos in der Urilias . . . 367 
Kampf mit Meriones 109. 417. 461. 474 
Deisyros. ον 00 Dune 904. 
Deisenöf;," Yu .s na 3 rn 509 
Demokoon re | A 
Demolen . . . - - - 384. 534 
δῆμος. ER δῶν EA 4110} 8 
Doukalion πο 22 ν τ Μ0 
Dialecet der Ilias . ... . . 14, 2587. 
en πτερὰ q 
Diokles ; 4... %...0..,2.004 AbE 
EmBe 2"... Σιων BRD 
NE te VOR πρὸ δα, 
in der III. Ilias : A61ff. 
Verwundung . . . 2.468 


Verhältniss zu Odysseus 463. 501 


in der Πρεσβεία. . . 495f. 498 
TOO ana ei ν 504 
Jıoundovs ἀρεστεία 1111}. 371. 3T5Ä. 
älteste Fassung . . . . . 11 
Erweiterungen . . 160. A64ff. 557f. 
Einfügung in die Ilias . 468. 
Dione . er mu DE 1. 

ET N, τι 
Jıös ἀπάτη . 447. 466, 488 ff. 
Dialect : 10. Α.2 

Dioekiren: . u. 0  Ἀ48 
Don πλοῦν sa er 50} 
Doloneia . 162. 372. 501f. 573. 
DolopB 2 as u Sn ee 
Doryklona μὸν οι ον 
Dreigespann . 492. 499 
Dymas u I 44. 


Kehakles' „2. un JE TE 


Register. 


Echeklos. 100,002 
Echepolos 368. 571 
Echios 363. 453f. 
Eileithyia A τ τ 
Eetion . ἢ 534. 568 
Eioneus, Grieche . 364 
Troer . ὌΡΟΣ ἃ 
Eisen . 492 
Eniopeus. ΡΛ τ 
Ennomos . 453. 573 
Enyeus 565 
Enyo . 381 
Epeer. 364 
Epeigeus 398 
Epeios 570 
Ephyra 454 
Epikles . 404 
ἐπεσφύρεα Ηρ κεν EEE 
Epistrophos . 572. 573 
ἐπομφάλιος. 3 
Ereuthalion 487 
Erichthonios .  540f. 
Eris . : . 481 
Krspheinungswele der Götter 121. 8ὅ8. 
581. 481. 
Eudoros . 564 
Euenos ..572 
ἐυκνήμεδες. 44. 46 
Eumelos . .« 570£. 
Euneos 486. 534 
Euphetes SR 
Euphorbos . « 79.:390£. 
Euryalos 489. 571 
Eurybates 358. 489 
Eurymedon . .489. 500. 556 
Eurynome 442. 482 A. 1 
Eurypylos 1078. 1411. 8101. 459 ff. 
Eurystheus . 443. 454. 500 
Formeln . . 404. 493. 543f. 
Frangoisvase 469 A. 1. 570 
Ganymedes . 482. 541 
Gargaron 479. 499 
Gebete ER . ...207. 455 
Geographische Schilderungen .. 4798. 
γεραιραέ. 194 
Geron . 350 


γέροντες. 
Glaukos . 
Gleichnisse . 
Gorgo 
Gorgythion . 


Register. 


471f. 


.195. 398.. 402f. 


Götter in der Urilias x 


in der Παρ. x. Mev. uovou.. 375 


in der Jıou. dgıor. . 


in der "Exr. ἀν. 


1 
. 12. 481 
500 
350 


380 
532f. 


in der Sarpedonepisode dos π 400 


. ἴῃ ὍΘ᾽ Αἐνεέου ἀριστεέα 538 
in der II. Ilias . 441f. 
in der III. Dias . ον 4801. 
in der Κόλος μάχη 499 
in der IV. Ilias 3% 592 ἢ 
Erscheinungsweise 121. 353 
in Vogelgestalt . . 481 

Götterversammlung im Y 57Af. 

Guneus . 573 

yala. . » 13 

πους, .351. 559. ὅθ4 

Haimon, Pylier 488 
Thebaner . 485 

Harpalion a ἢν 

Hebe - 381. 500. 562. 

sintheilmg . 470£. 491}. 

Hekabe . ..865. 425. 444. 452 

Hekamede Pe: 554. 565 

Hektor in der Urilias . 365 
in der II. Ilias. 454f. 


Kämpfe .mit Aias 134 ff. 08. 168 ff. 


458 ff. 


Gang zur Stadt . 3 
Begegnung mit Andromache 198. 436 ff, 
Kampf mit Agamemnon 
beim Schiffskampf 


πα, 
Schleifung 
Helm 


Ἕκτορος ἀναέρεσις, Reconstruction 237 ff. 


älteste εἰν ἢ 
2. 
Charakteristik . 


erste Erweiterung 
zweite Erweiterung . 
‚Verbindung mit der Ilias 


193 ff. 


156 ff. 
1111, 
255 
28. 543 ff. 
49 


248 


502 ff. 
531ff. 
541 ff. 


545f. 


547 ff. 


581 
Ἕκτορος λύτρα . 248, ὅ11 
Helena 366f. 375. 4491. 
Helenos . an: vi 
Helikaon . 385. 445 
Helm . 41 ff. 
Hephaistos in der 2 un 381 
in der II. Dias. EIER ARE 
in der III. Ilias 468. 481 
Hera in der Urilias 352 
in der "Exr. ἂν. 533 
in der I. Ilias. 441 
in der III. Dias . . 467 ff. 
Kampf mit Herakles 564 
Herakleia, kleinasiatische 483 ff. 
Herakles . 443. 500. 553. 564 
bei Laomedon . . 483 ff. 538 
Hermes .441. 572. 574 
Hesiod. Theogonie 138f. 168. 559. 561 ff. 
Ἔργα 511 A.1 
Hesione . . A84f. 538 
Hiketaon .386. 452. 541 
Hippasiden . 368. 569 
ἑππεύς, iInnnıs 355. 492 
innoddosıa . 50 
ἑπττοκέλευϑος. 355 
Hippokoon . ASTSOLE 
Hippolochos 414. 453 
Hippomachos ἐντὸς ARE 
Hippothoos . 567. 573 
ἱππότα ner 9022400 
Hirten .444. 4891, 539. 540. 572 
Homonymien 380. 399. 414. 488. 501 
Onlonoua . ERENTO 
Abfassung 429 ff. 
Erweiterung 477 
Ὅπλων κρέσις. 571 
Horen . N nor Ὁ 
Ὁρκέων σύγχυσιβ. . 209ff. 4848, 
Hundertschaften . 472f. 
Hyde . 534 
Hyle . 408 
Hyperenor . 392 
Hypnos Pa he 
Hypsipyle 486. 534 
Ialmenos . 489. 573 
Ἰάονες Ran 
Iason . 486. 534 


582 Register. 


TRNOR 42. 2. ee  θθ Ύ89 Kerostasie . . . . .164. 247. 397 
ABB τ A ER NO Keto.. . ... „2 So 
Idaloe han a 2 ER Kikonen:. τ. .: τ 
Idomeneus in der Urilias. . . 360 Kilikier . . .. 0.000 So 

Kampf mit Phaistos . . . 8698. | Kinyras . . . ΠΕΣ 


ἀρέστεέα. «Ὁ. ἡ. 1081. 411. 474 | Klytomeds . .. 2. , u 7 za 
Stammbaum. . ... . 412. 446 Klytios ...7. me ae 
DEBUG N 7 Koiranos . .. „We 


Ilias, erste s. Urilias. Koöhos μάχη. . » .... 164ff. 499ff. 
zweite, Reconstruction . . . 415ff. Einfügung in die Dias. . . 556f. 
Umfang . . ..... 432f. 440 Koon . . . ws we ra 
ZUWaChB 2.20% 8.098.440 Kopreus . :. .... . Sul  π 
Charakteristik ὦ . :.i'.: „4418. 1 Kreon. ......- „0. De 
dritte, Reconstruction . . . 456ff. | Krethon . . ....2..2...2.2.864 
Umfang‘ . .. ....... 274728. | Kronos . ...: 351.200. ASIE 55H 
ZUWSOhB 2 2 ET Ὸ κυανοχαῖτα. ... . 115. 121 1 
Charakteristik . . . . . 479ff. | Kyklische Epen 164, 486 f. 539. 566. 570f. 
vierte, Reconstruction . - .. 5478. | κύμλοε. . τς 2. „nn nn 13 
Umfang . » ...2....559 | Kyprien 110. 169. 213. 227. 409. 444 
ZUWRERR EN era ns μθ9 539. 565. 
Charakteristik . ᾿ς Ὁ. 5678 | Kypris τ νὸς Ss Se 
Kama... ua unver. Mae 
Diupersis . . 455. 486f. 566. 570 Laertes:..: .). „Ve Se ὃ 
le. νον RR er ἐν ἐν ὦ δι 541 Lampos . Ὁ το ΟΝ 
Imbrios . . . - 109. 368. 445. 454 Laodamas . . vo ve 
Inhldamse.. ὁ γον νον E50 Laodike .. ...... 2.0.  ...Ξ 
Inilloe 2202... ἀν ΚΘ Ν ΠΗΖῈ Laodokos, Antenoride . . . . 385 
Iphis . 565 Wagenlenker ἃ. Antilochos . 447 


Iphiklon.... en... , 4581594 Laogonos ὦν νοῶ 79090 E88 
Ipkitse 2. 2 24.8 2%.:4.04658 ΒΩ Β Laomedon .445. 482f. 489. 571. 574 
Iris in der Urilias ρον τς ἐν 882 Laothoe . EN ν 
in der III. Dias . . . 472. 480 Lapithen. ......... 2 BBBr Ὃ 
in: der'IV. Dias... .. 10.048 Leitos . 1... 3 Sera 
BRUNS ΠΝ a ler ee AA Leleger . . . .... 2% SOSE 
BEIDEN κεν ον εν γε ΣΝ ἡ τ δεμα Leokritos . .. 0... τὴν ἈΝ 


Leonteus: Ὁ... ὃ. ΡΟΣ 
EN 9 BREI ἐὼν ΤΑΝ ἐν θ u Lesbos  .....1..:0. 2.00 S AR 
Kai u a Lethos . ....... 
Kalbior. μὴν oo BO Leto νέο: 
ER N N ὁ ἦε 915 λευχάσπις .. τ ar 7 
Kapys BR EN... Leukos .:  ...1.. 1. EP ὃ 
Karen ca N en BORONS Liter ὦ. En 
Kassandra. ὁ πο 0.2.0.0 A472 Lokalschilderung. . . . . .„ 535 
Kastiausih . 1%: .. sun. a Lokrer ea τς 
Kaukonen ce. 162 007 Lykaon . . . .... »280. 444. 583£. 
Kebrines . ... ...... 365. 867 Lykier . . .100. 186ff. 404, 451 


Kehltauren. . 2 21 en 80 Lykomedes . ... . ... 414 489 
Kerparos: ΡΟΝ ΤΣ ee Lykoorgos . 2 Ze iS 


Register. 
Lyrnesos . . . . 5839. 565f. 572 Nestor in der zweiten Ilias . 
in der πρεσβεία. 
im A. ar se 
— Bene en Keen seine Erzählungen 558. 
Marpessa. . 564 Heimath . en! 
Mauerkampf 149 ff. Schild . 
Medesikaste Re δ Banher.. «ὦ e'nisı.h 
Meg - . . .. 364. 484. 488 | Nestor-Epen . . . 487f. 
Mekisteus . ........ 1128. | Nireus a 
Melanippos. . . . 452. 501. 567 | Noemon . 
Meleagtos . .. . .. 498. 564 | Nosten 
Memnon . . . 2.1687 | N 
Menelaos in der Trias 358 
Zweikampf mit Paris . . 205ff. | Odios . 
beim Schiffskampf 114ff. 420. 475 Odyssee 31 A. a "432. ‚dsl; 
Verhältniss zu Antilochos 362. 570 501. 
Menestheus . 405 Odysseus in der Urilias 
Menesthios . : 363 in der zweiten Ilias . 
Mivıdos ἀπόρρησις.. Bw. RE in der Kdlos μάχη 
nr. . 2188. 559 Verhältniss zu Diomedes 
nie 2.82. 252 Verhältniss zu Aias . 
Meriones in der Urilias . 800 Oidipus : 
Kampf mit Deiphobos 109. 417. 461 Oileus, Vater des Ains 
474. Troer . 
Begegnung mit Patroklos 147. 424 Oinomaos 
Sohn des Molos . . . 489. 501 Okeanos . 
Mestor 572 ὀμφαλόεσσα. 
Milet . 447ff. | Onetor 
Minos . SEE N 446 Orion . 
ee τ τορι ἔν νος 34. 41 Orsilochos 
Molioniden . . . . 450. 566. 571 Otos 
Bee 488, δ01 Otreus 
Monologe ee en ΘΟ Otrynteus 
Πρὸ τὶ 451. 887 Othryoneus . 
Mygdon . En ἐν ΒΑ Odlos ὄνειρος. 
δ δ , τς... ν᾿ 964. 488 
Mynes „2.865 ν ἢ 
ὃ Paarweise Gruppirung. 
ame de Paeeon ö 
Paeönier .......üe., 
Naiadensöhne . . . 452. 490. 534 Palmys 
Nastes ᾿ 573 Pandaros . 
Noturschilderungen i 535 Panopeus "ie 
Dekür . .. . En 1) Panthoiden . . . . 8388. 
Me - .:. 131 A. 1. 218. 477ff. | Panthoos. 
Neoptolemos 565 ndvroo’ ἐέση 
Nereidenkatalog . RER 5085 Panzer, ionischer . 
Nestor in der Urilias 126. 215. 361 ff. mykenischer 


566. 
108. 
566. 
566. 
369. 
487. 


105. 


463. 5 


364. 


445. 


369. 
376. 
453. 
446. 5 


584 
Paphlagonier . . 451 
Parade mit dem Schild 21. 24 
“Πάριδος καὶ Μενελάου μονοκαχία 205ff. 
älteste Fassung 206 
Charakteristik . N? 375 
Einfügung in die Ilias . 434 
Paris in der Urilias 366 
in der zweiten Ilias . 436 
seine unvıs . δ ee a ΒΔ 
seine douorela 205. 459. 501. 556 
tödtet den Achill . 256f. 
Rüstung . ER. Sera De 
Parisurtheil . 540 A. 1. 572 
Patroklos in der Urilias . 355 
Kampf mit Pyraichmes 369 
Begegnung mit Meriones 147. 424 
Begegnung mit Eurypylos 4001. 
im Zelt des Nestor . 552 
Bestattung . 248. 546 
Asa . 248. 570£. 
Opuntier . re Ἐπ 
Rüstung . 51. 77. 251f. 
Spolürung 18. 250f. 391 
Pedaios 376. 382. 385 
Pedasos, Troer Rn RD 
Stadt 370. 539. 566 
Ross = πα ά99 
Πεῖρα. . 2188. 4691 
Peires, Prison 369. 584 
Peisandros . 402. A13f. 488 
Pelegon . RE 51..: 
Pelasger . 502. 567. 573 
Peleus 357. 533. 553 
Pelops 439. 446 
Peneleos . 363f. 
Periboia . 536 
Perieres . : ὅθ4 
Periphas, Aitoler 377 
Troer . ’ 568 
Periphetes . RS ARE ἢ 
Perithoos 363. 442. 564 
Perkote . 369. 452 
Personificationen . 381. 384 
Petees 405 
Phainops 568 
Phaistos . 369 
φάλοι, φάλαρα. 48 
Pheidas . 405 


Register. 


Phereklos . 8380 
Phobos 352. 481 
Phoeniker ey 
Phoinix . 494. 550. 556 
Phorbas . ey Vs 
Phorkyn, Phorkys 568 
Phrontis . 393 
Phthier 405 
Phylas 2 ν πΠ " 
Phyleus . „364. 464, 571 
Podaleirios . 566 
Podarkes 450 
Podes . Be τΣ 
Polites 439. 444 
πολῖταε. 545 
Polybos Ss 884. 491 
Polydamas . A 388 ff. 534 
Polydore. . . . πού . 
Polydoros, Ῥηθιίδι, 367. 534 
Grieche 6 
Polyidos . 380. 450 
Polyktor . 572 
Polymele 564 
Polypoites 363 
Polyzeinos . . . 573 
Poseidon beim Schiffskampf 119. 122 
137. 
in der Ἕκτορος dvalgeaıs . 532 
bei Laomedon . . 4821. 574 
helikonischer . 585 
Πρεσβεέα, Dialect 162 A. 1 
älteste Fassung 494 ff. 
Einfügung in die Ilias. 549 ff. 
Priamiden 365 ff. 378.444.490.533f. 572 
Priamos in der Urilias 365 
in der Ἕκτορος dvaloeoıs . . 532 
in der Kodlos μάχη 0. DD 
Stammbaum . . 182.. 346: 540f. 
Priester des Hephaistos 378. 381 
des Skamandros 380 
des Zeus . 2 8 
Protesilaos . 363. 450 
Prothoos . 573 
Ptolemaios . 489 
Pygmäen 443 
Pylaimenes . 451 
Pylier . 488 
Pylos . 362 


Register. 


Pyraichmes 369 
Rhea 482 
Rhesos 501f. 
Rhigmos . 534 
Samos . 442 A. 1. 468. 470 
Sarpedon . νος BOO8; 
im ZI. 100. 395 X. 
im M. u 15t8. 308% 
im E . 180. 402. 466 
im Z 402 
Schild ET 
Satnioeis 369. 533 
Satnios a | 
. Schedios . . 452f. 577£. 
Schiffskatalog . 572f. 
Schild 91 
Selepios . 572 
Simoeis 542 
Simoeisios 490 
Skamandrios 379 
Skamandros, Brand . anal 
Skyros 551. 565 
Sokos ὁ . 105. 368 
Spercheios 564 
Stentor 567 
στεφάνη. 491, 
Sterne SEIEN; 
Sthenelos 376. 500 
Stichios a 90 
Styx . . . 480. 499 
Substitution Αἴ, 33f. 46 
σῦριγξ 245 Α. 1 
el. . 7. . 201. 458. 558 
Tarne . 369 
ΖΤειχομαχέα, Üherakteristik 149 ff. 
auftretende Helden . 388 ff. 
Einfügung in die Ilias. 456 ff. 
Teichoskopie - 207. 433 ff. 
τελαμών.. 10 
Telegonie 573 
Telemachos . . . . 487 
Tempel in der Dalias . 351 
in der dritten Ilias . 492 
Tenedos . 565 
Teguıde0oa . . 3 


585 
Tethys " 482 
τετράφαλος, Ver 48 
Teukros in der Urilias 359 
in der Κόλος μάχη . 500 
Kampf mit Imbrios . 109. 416f. 
Rüstung . 52f. 
Theano RTL LEN 
Thebais . . 190. 375. 485. 571 
Thebe . 448. 565. 572 
Themis 480. 575 
Θεομαχέα . 545f. 574 
Thersilochos 453. 537 
Thersites 470. 559 
Theseus . R . 442 ff. 449 ff. 
Thetis 90ff. 350. 354. 357. 533. 555. 
Thoas, Aitoler 364. 454 
Lemnier . 486 
Troer . 368 
Thoon 412 
ϑωρήσσειν. Ka 
ϑώρηξ ΝΣ 41ff. 58 1 
Thraker . 369 
Thrasymedes 362f. 
Thyestes . 446 
Thymoites . 453 
Titanen . 481f. 
Tithonos . 541 
Tlepolemos . 402 
Troerkatalog ΕΝ πε ἡ Ὁ ΥΥ Γ 
Troilos . 110. 409. 444. 572 
Tros 482. 541 
Tychios . 359. 408 
Ukalegon 453 
Urilias, Besen. T5f. 
Dialect 258 ff. 
Hypothesis 266 ff. 
Text 272 X. 
Götter . .:. 3508. 
Helden + Bö4ff. 
Vögel, in Gleichnissen . 535 


als Erscheinungsform von Göttern 


481f. 


Wagen 
Wappnungsscenen 


355f. 378. 


491 
50 ff. 


586 


Wunden . 
Wunder . 


Xanthos . 


Zenodot . 


Zeus in der Urilias . 


A 1—187 
1181... 
188---284 
208 ---20ὅ 
212---214 
260—274 
275—284 
285—348 
349—429 
366—392 
430—496 
497 —527 
528—610 
533—608 


B1-—32. 
20—22 
33f. 


53—381 . 


9, 


101—108 


211—277 
382—483 
399—454 
455—475 
484—877 
691 

1782—784 


51. 95. 


Register. 


55 ff. 
481 


401 


575 
851, 


Zeus in der dritten Ilias . 


von Dodona . 


Vater von Helden 359. 446. 537. 
Katalog seiner Geliebten . 


Zinn 
ζωστήρ 


2. Stellen-Register. 


438. 


216. 


. 469 ff. 


213 
438 
214f. 
438 
552 
438 
438 
215 
215f. 
572 
558 
216 
216f. 
439 


217£. 
439 
439 
2181. 
489 
489 
559 
2191, 
489 


‚439 


. 220f. 


572£. 
572 
439 


B 791-795 
802—806 
810 


1—14. 
113ff.. 
146—148 
275—296 
330 ff.. 
355. 
357 ff.. 
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396—418 
448 —461 


41-219 
132f.. 
197 
207 
223—421 
422—456 
439—544 
447 8f.. 
457—472 
459 ff.. 
473—516 
517—544 
539—544 


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.385. 393. 


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. 209f. 


210f. 435. 


463. 


1—274 
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259—273 
275—310 
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311—344 
319—324 
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384ff,. 
440ff.. 
445—575 
446—453 
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471—492 
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512—518 
534ff.. 
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541—589 
576—589 
590— 710 
627—698 
711—792 
198---884 
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835—909 
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12—28 
37—72 
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81--101. 
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118 
119---241 
242—312 
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313—336 


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202. 


570. 


195 1, 570. 


Stellen-Register. 


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57 

464 


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365—391 
392—502 
394 
433—439 
503—529 


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13—16 


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61ff. . 
164—167 
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313—482 
1-65. 
28—30 
41. 
61ff. . 


66—437 . 


173 

185 ff... 
191 ff.. 
257 f.. 
262—265 
267 f.. 
438—488 
473ff.. 
485—565 
512—516 
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555—565 


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168—170 
182 

192 

196 


587 


1911. 
4811. 
436 ff. 


533 A. 2 


. 174f. 


. 169 ff. 


. 1688 


591. 


481 
199 


200 
464 
458 
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499 
6 
58 
211. 
448 
499 ff. 
164 
499 
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33 
164 ff. 
405 
499 
20 
65 
499 
24 
165 
432 
132 ff. 
439 
439 
439 
439 
439 


131 
134 
496f. 
128f. 
129f. 
497 


162 A 1 


494. 


551 
494 
494 
494 


588 Stellen-Register. 


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Stellen-Register. 589 


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590 


II 351—357 


358—368 
367 
369—383 
384—8393 
394 — 776 
394—418 
419—683 
564 
BSAff.. 
610 ff. . 
684— 711 
65. 
712—176 
777—867 
786 ff... 
808—812 


1—287 
1—131 
1—60. 
10, 
132—139 
140—261 
140—182 
184 

217 

256f. . 
262—287 
288—423 
288— 318 
294 
319—375 
841---849 
366—423 
424—542 
453—455 
493 
51Tf.. 
526ff.. 
551 ἔς, 
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543—592 
544 


597—600 


100. 761. 
= 1-—238 


. 99. 477 


-ι 


593— 761 


Stellen-Register. 
99 1—187 
99 39—49 
23 905. 
tet. 
995. 148—164 
4251. 1858. . 
100 188—238 
477 1928... 
404 239368 
404 239—313 
21 249-283 
102 314— 355 
404 884. 
1025. 886... 
. 426 356—617 
32 356—368 
8905. 369—617 
444—456 
426 458 ff.. 
188. 481--- 008 
8905. 
392f. 1364 
80 1-43. 
801. 4—18. 
402 19—39 
. 404 42—356 . 
. 569 95—133 . 
409 258 fl. . 
81 291— 299 
ae 359f.. . 
82 365—424 
688. 36988. 
82 384—386 
569 a08f.. 
. 88. 411—414 
. 427 1503 
556 4-18. 
νι μὲ 67—72 
35. 56 179-352 . 
21 89—97 
409 187—198 
.. 868 200— 202 
. 556 213—241 
477 261... 
4211. 269—272 
390 274 
pe 21ῦ1.. 
4291, 218. 


.. 589 


245 ff. 


574f. 
574 


5378. 


539 
539 
538 
540 

22 


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BINDING SECT. 


DEC3 1979 

PA Robert, Carl 

4037 Studien zur Ilias 
R59 


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